Mirrors
Verfasst: 04.11.2008, 14:00
Mirrors
Originaltitel: Mirrors
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2008
Regie: Alexandre Aja
Darsteller: Kiefer Sutherland, Paula Patton, Cameron Boyce, Erica Gluck, Amy Smart, Mary Beth Peil, John Shrapnel, Jason Flemyng, Tim Ahern, Julian Glover, Josh Cole u.a.
Im Leben des Ex Cops Ben Carson scheint es nach Aufnahme eines neuen Jobs wieder aufwärts zu gehen. Denn nachdem er in seinem ehemaligen Job einen Kollegen erschoss, ging es mit ihm immer mehr bergab. Der Alkohol mutierte zu seinem besten Freund und die Beziehung zu seiner Frau ging in die Brüche. Mit der Aufnahme seines neuen Jobs als Wachmann in einem ehemaligen Kaufhaus scheint eine gewisse Stabilität in sein Leben zurückzukehren und Ben ist zuversichtlich, seine Beziehung zu seiner Familie wieder verbessern zu können. Da beginnen sich in dem zu bewachenden Gebäude die seltsamen Vorkommnisse zu häufen und Ben driftet immer mehr in den Wahnsinn ab. Zumindest nimmt es seine Umwelt so wahr. Dass die Bedrohung sehr real ist, glaubt dem Ex Cop niemand, ganz abgesehen von seiner Theorie, dass die Quelle dieser unheimlichen Vorgänge die riesigen, nicht zerstörbaren Spiegel des ehemaligen Kaufhauses seien ...
Nach „High Tension“ und „The Hills have Eyes“ markiert Mirrors nicht mehr und nicht weniger als Ajas Eintrittskarte in den Mainstreambereich Hollywoods. Das ist nicht einmal negativ gemeint, denn warum sollte Aja sein ganzes Leben lang nur Hardcoregenrefilme drehen, ohne sein Talent einem größeren Publikum angedeihen zu lassen. Dementsprechend macht er aus dieser Ausgangslage auch das Beste: Er pumpt das Mehr an Geld in ein beeindruckendes Produktionsdesign, lässt das Sounddepartment Extraschichten schieben und setzt auf weithin bekannte Namen, um seinem Film schon im Vorfeld möglichst viel Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Doch natürlich hat der Aufbruch in den Mainstream nicht nur positive Folgen. Ganz im Gegenteil.
Die Härte ist abgesehen von zwei eindrücklichen Splattersequenzen weg. Der Terror packte auch sein Säckel und die eigentliche Geschichte wird bar jeder Überraschung oder interessanter Storyingredienzien abgewickelt. Viel mehr noch gerät sie nach leidlich interessantem Einstieg zu einer drögen Dämonenchose, die schon vor dem Showdown dank einer uninteressanten „Who is the Macht hinter the Vorgänge“ Nebenhandlung aufdröselt und jegliche Stringenz oder Zielgerichtetheit verliert. Parallel zu dieser Storyline zeigt Aja dann mit der Bedrohung von Bens Familie, dass er es eigentlich noch könnte, wenn er nur wollte bzw. wenn man ihn ließe. Denn wenn sich Erics Familie ihrer Haut erwehren muss und scheinbar schutzlos dem Bösen ausgeliefert ist, kommt richtig Spannung auf.
Leider hat es von solchen Momenten gerade gegen Ende wirklich viel zu wenige. Und wenn dann in Zeitlupe die Explosion eines Glaskäfigs aus gefühlten 30 Einstellungen gefilmt wird und eine unkaputtbare Macht auf Kiefer Sutherland im Jack Bauer Modus trifft, ist alles an Ajas goldenem Näschen für Bedrohung aus dem Film gewichen. Schade. Zumindest macht er auf dem Weg zum Showdown vieles richtig. Vor allem in dem abgebrannten Warenhaus gelingt es ihm dank des Produktionsdesigns und der starken Soundeffekte ordentlich Atmosphäre zu generieren und auch den einen oder anderen Spannungsmoment zu lancieren.
In diesen starken ersten 50-60 Minuten weiß auch Kiefer Sutherland absolut zu überzeugen, da er hier eben einmal nicht Jack Bauer sein muss. Auch wenn man die Entwurzelung seiner Figur und die Mutation zum menschlichen Wrack auch aus seiner Hitserie schon zur Genüge kennt, entwirft Sutherland eine glaubwürdige, weitaus menschlichere Figur, als er es in 24 darf. Leider verliert er diesen Ansatz mit zunehmender Laufzeit mehr und mehr aus den Augen. In den Nebenrollen tummeln sich weitgehend unbekannte Namen, doch sie machen allesamt einen ganz ordentlichen Job. Amy Smart präsentiert als Bens Schwester zudem noch ihre süße Kiste, was man(n) ja immer gerne mitnimmt. Leider fällt sowohl bei Amys Figur als auch bei der von Paula Patton als Bens Ehefrau auf, dass das Drehbuch letztlich nicht viele Seiten auf die Charaktere in den Nebenrollen verschwendete. Gerade sexy Paula Patton geht einem in ihrem Unglauben irgendwann ganz gehörig auf den Zünder und darf diese Eigenschaft auch nie so recht ablegen.
Dagegen darf dann Aja auf seinem Regiestuhl vor allem zu Beginn deutlich mehr glänzen. Zum einen gefällt, dass er, obwohl Mirrors schon als Remake des südkoreanischen „Into the Mirrors“ angelegt war, eine relativ eigenständige Version des Stoffes entwirft und sich nicht in sklavischem Abfilmen des Vorbildes übt. Zum anderen weiß Aja, wie man einen Film richtig genial ausschauen lässt. Dabei spielt ihm das cool designte Warenhaus - wie bereits erwähnt - massiv in die Karten und auch sein untrüglich vorhandenes Gespür für düstere Bildfolgen pumpt gerade in der ersten Stunde viel Atmosphäre in Mirrors. Dabei findet auch der scheinbar schleichende Verfall des Protagonisten eindrückliche Entsprechungen. Leider aber lässt sich Aja in seiner Lust an purem Terror und eben einem Overload an Splatter extrem einbremsen, weshalb Mirrors schlicht und ergreifend echte Höhepunkte fehlen. Und wenn ihm dann der Showdown eher zur Actionshow denn zur Horrorshow gerät, ist eben eines klar:
Mirrors will nicht mehr sein als ein gelackter und oberflächlicher Schnellschuss in Sachen Horror, der für die Dauer seiner Laufzeit gut unterhält, letztendlich aber seine Möglichkeiten nicht ansatzweise ausschöpft. Warum Aja dementsprechend nicht mehr aus dem grandiosen und wirklich unheimlichen Effekt der sich verselbstständigenden Spiegelbilder zu machen vermochte, wird auf ewig sein Geheimnis bleiben ... bis dahin genießen wir Amy Smarts Hintern in Superslowmo und üben uns in der Gewissheit, dass selbst ein schwacher Aja-Streifen immer noch ein guter Genrebeitrag ist …
In diesem Sinne:
freeman
Originaltitel: Mirrors
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2008
Regie: Alexandre Aja
Darsteller: Kiefer Sutherland, Paula Patton, Cameron Boyce, Erica Gluck, Amy Smart, Mary Beth Peil, John Shrapnel, Jason Flemyng, Tim Ahern, Julian Glover, Josh Cole u.a.
Im Leben des Ex Cops Ben Carson scheint es nach Aufnahme eines neuen Jobs wieder aufwärts zu gehen. Denn nachdem er in seinem ehemaligen Job einen Kollegen erschoss, ging es mit ihm immer mehr bergab. Der Alkohol mutierte zu seinem besten Freund und die Beziehung zu seiner Frau ging in die Brüche. Mit der Aufnahme seines neuen Jobs als Wachmann in einem ehemaligen Kaufhaus scheint eine gewisse Stabilität in sein Leben zurückzukehren und Ben ist zuversichtlich, seine Beziehung zu seiner Familie wieder verbessern zu können. Da beginnen sich in dem zu bewachenden Gebäude die seltsamen Vorkommnisse zu häufen und Ben driftet immer mehr in den Wahnsinn ab. Zumindest nimmt es seine Umwelt so wahr. Dass die Bedrohung sehr real ist, glaubt dem Ex Cop niemand, ganz abgesehen von seiner Theorie, dass die Quelle dieser unheimlichen Vorgänge die riesigen, nicht zerstörbaren Spiegel des ehemaligen Kaufhauses seien ...
Nach „High Tension“ und „The Hills have Eyes“ markiert Mirrors nicht mehr und nicht weniger als Ajas Eintrittskarte in den Mainstreambereich Hollywoods. Das ist nicht einmal negativ gemeint, denn warum sollte Aja sein ganzes Leben lang nur Hardcoregenrefilme drehen, ohne sein Talent einem größeren Publikum angedeihen zu lassen. Dementsprechend macht er aus dieser Ausgangslage auch das Beste: Er pumpt das Mehr an Geld in ein beeindruckendes Produktionsdesign, lässt das Sounddepartment Extraschichten schieben und setzt auf weithin bekannte Namen, um seinem Film schon im Vorfeld möglichst viel Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Doch natürlich hat der Aufbruch in den Mainstream nicht nur positive Folgen. Ganz im Gegenteil.
Die Härte ist abgesehen von zwei eindrücklichen Splattersequenzen weg. Der Terror packte auch sein Säckel und die eigentliche Geschichte wird bar jeder Überraschung oder interessanter Storyingredienzien abgewickelt. Viel mehr noch gerät sie nach leidlich interessantem Einstieg zu einer drögen Dämonenchose, die schon vor dem Showdown dank einer uninteressanten „Who is the Macht hinter the Vorgänge“ Nebenhandlung aufdröselt und jegliche Stringenz oder Zielgerichtetheit verliert. Parallel zu dieser Storyline zeigt Aja dann mit der Bedrohung von Bens Familie, dass er es eigentlich noch könnte, wenn er nur wollte bzw. wenn man ihn ließe. Denn wenn sich Erics Familie ihrer Haut erwehren muss und scheinbar schutzlos dem Bösen ausgeliefert ist, kommt richtig Spannung auf.
Leider hat es von solchen Momenten gerade gegen Ende wirklich viel zu wenige. Und wenn dann in Zeitlupe die Explosion eines Glaskäfigs aus gefühlten 30 Einstellungen gefilmt wird und eine unkaputtbare Macht auf Kiefer Sutherland im Jack Bauer Modus trifft, ist alles an Ajas goldenem Näschen für Bedrohung aus dem Film gewichen. Schade. Zumindest macht er auf dem Weg zum Showdown vieles richtig. Vor allem in dem abgebrannten Warenhaus gelingt es ihm dank des Produktionsdesigns und der starken Soundeffekte ordentlich Atmosphäre zu generieren und auch den einen oder anderen Spannungsmoment zu lancieren.
In diesen starken ersten 50-60 Minuten weiß auch Kiefer Sutherland absolut zu überzeugen, da er hier eben einmal nicht Jack Bauer sein muss. Auch wenn man die Entwurzelung seiner Figur und die Mutation zum menschlichen Wrack auch aus seiner Hitserie schon zur Genüge kennt, entwirft Sutherland eine glaubwürdige, weitaus menschlichere Figur, als er es in 24 darf. Leider verliert er diesen Ansatz mit zunehmender Laufzeit mehr und mehr aus den Augen. In den Nebenrollen tummeln sich weitgehend unbekannte Namen, doch sie machen allesamt einen ganz ordentlichen Job. Amy Smart präsentiert als Bens Schwester zudem noch ihre süße Kiste, was man(n) ja immer gerne mitnimmt. Leider fällt sowohl bei Amys Figur als auch bei der von Paula Patton als Bens Ehefrau auf, dass das Drehbuch letztlich nicht viele Seiten auf die Charaktere in den Nebenrollen verschwendete. Gerade sexy Paula Patton geht einem in ihrem Unglauben irgendwann ganz gehörig auf den Zünder und darf diese Eigenschaft auch nie so recht ablegen.
Dagegen darf dann Aja auf seinem Regiestuhl vor allem zu Beginn deutlich mehr glänzen. Zum einen gefällt, dass er, obwohl Mirrors schon als Remake des südkoreanischen „Into the Mirrors“ angelegt war, eine relativ eigenständige Version des Stoffes entwirft und sich nicht in sklavischem Abfilmen des Vorbildes übt. Zum anderen weiß Aja, wie man einen Film richtig genial ausschauen lässt. Dabei spielt ihm das cool designte Warenhaus - wie bereits erwähnt - massiv in die Karten und auch sein untrüglich vorhandenes Gespür für düstere Bildfolgen pumpt gerade in der ersten Stunde viel Atmosphäre in Mirrors. Dabei findet auch der scheinbar schleichende Verfall des Protagonisten eindrückliche Entsprechungen. Leider aber lässt sich Aja in seiner Lust an purem Terror und eben einem Overload an Splatter extrem einbremsen, weshalb Mirrors schlicht und ergreifend echte Höhepunkte fehlen. Und wenn ihm dann der Showdown eher zur Actionshow denn zur Horrorshow gerät, ist eben eines klar:
Mirrors will nicht mehr sein als ein gelackter und oberflächlicher Schnellschuss in Sachen Horror, der für die Dauer seiner Laufzeit gut unterhält, letztendlich aber seine Möglichkeiten nicht ansatzweise ausschöpft. Warum Aja dementsprechend nicht mehr aus dem grandiosen und wirklich unheimlichen Effekt der sich verselbstständigenden Spiegelbilder zu machen vermochte, wird auf ewig sein Geheimnis bleiben ... bis dahin genießen wir Amy Smarts Hintern in Superslowmo und üben uns in der Gewissheit, dass selbst ein schwacher Aja-Streifen immer noch ein guter Genrebeitrag ist …
In diesem Sinne:
freeman