Sheitan
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Sheitan
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"Der Teufel besuchte einen Mann und gewährte ihm einen Wunsch. Unbesiegbar wollte dieser sein und sein Wunsch wurde ihm sogleich gewährt. Später in der Nacht bestieg er seine Schwester und fickte sie wie ein Schwein. Richtig tief. Am nächsten Morgen realisierte er, dass sie einen Braten im Ofen hatte! Schwanger! Der Teufel kam zurück und teilte ihm mit: Am Weihnachtsabend, wenn die Uhr 12 schlägt, ist der neugeborene Hosenscheisser der meine!"
Joseph (Vincent Cassel) erzählt dieses "Weihnachtsmärchen" an Heiligabend seinen Gästen. Bart, Thai und Ladj waren eigentlich im Pariser Club Styxx am Feiern, als Bart mit einer Flasche am Kopf aus dem Club fliegt. Thai folgt ihm nach draußen, seine Eroberung Eve im Schlepptau, während Ladj mit Bardame Yasmine erste Kontakte knüpft. Unschlüssig wo man die Party fortsetzen kann, folgt man der Einladung Eves in ihr Haus. Dies liegt irgendwo in der französischen Pampa und jeder Genreseher weiß sofort, dass das Hinterholz seine Tücken hat.
Bart, der einzige Weiße in der Truppe, schläft im Auto ein und träumt von einer Fummelaktion mit Yasmine. Als der eher prollig-unattraktive Teil der Clique ist schnell klar, dass dies so ziemlich seine einzige Chance ist, überhaupt mit Frauen in Kontakt zu treten. Als er erwacht, ist es bereits Morgen und das Auto steht mitten im Nirgendwo auf einem Feldweg. Aufgehalten wurden sie durch eine Herde Ziegen, deren "Chef" einen recht imposanten Eindruck hinterlässt. Dies ist auch der Moment in dem Joseph, seines Zeichens Verwalter von Eves Anwesen auf der Bildfläche erscheint. Mit seiner direkten Art kommt er trotz seines merkwürdigen Aussehens und Dauergrinsens bei allen gut an und der Fortsetzung der Party steht nichts mehr im Wege. Auch seine ausländerfeindlichen Anreden ("Camel Rider", "Chink") nimmt man als lustig gemeinte Art eines tumben Hinterwäldlers hin. Das Haus ist riesig und offensichtlich nur von Joseph und Eve bewohnt, ihre Eltern angeblich verstorben.
Als der Vorschlag zum Bad in einer nahe gelegenen warmen Quelle gemacht wird, sind alle begeistert und man macht sich gleich auf den Weg. Bart wird auf dem Weg durch das nahe gelegene Dorf zusehends von Joseph bedrängt, dieser sucht fast schon aggressiv seine Nähe. Unterwegs treffen sie auf Josephs Nichte Jeanne, die eine nicht zu leugnende Familienähnlichkeit aufzuweisen hat. Trotz eindeutiger Angebote lehnt Bart eine nähere Kontaktaufnahme mit ihr dann doch ab, nicht zuletzt wegen Eve, auf die auch er ein Auge geworfen hat. Viel von der Landbevölkerung ist nicht zu sehen, bis auf ein paar Jugendliche "Mofarocker", die bei näherer Betrachtung geistig anscheinend zurückgeblieben sind. Während des Bades in der Quelle heizt sich die Stimmung zusehends auf, was nicht nur an der Hitze des Wassers liegt. Als dann Josephs Nichte mit den Mofa-Jungs auftaucht, schlägt die Stimmung um und die Atmosphäre wird zunehmend hitziger und aggressiver. Aus einem Schulterkampf im Wasser, bei dem Bart auch noch auf Josephs Schulter muss, wird eine Keilerei bei der schnell Blut fließt. Trotzdem beruhigen sich die Gemüter wieder und man kehrt in das Anwesen zurück. Beim gemeinsamen Essen wird über Religion diskutiert und wie sich zeigt, sind alle aus der Stadt Atheisten oder Moslems und haben mit Weihnachten nichts am Hut. Bei dieser Gelegenheit erzählt Joseph die eingangs zitierte Geschichte, die aber nicht auf viel Verständnis stößt. Als Bart beim Pinkeln steht, sieht er im Spiegel hinter sich eine langhaarige Gestalt mit einer Puppe, die, als er sich umdreht, die Puppe fallen lässt und in Josephs Zimmer verschwindet.
Obwohl zusehends verunsichert, bleibt Bart wegen Eve, da er immer noch hofft, endlich zum Zug zu kommen. Und sein Flehen wird erhört. Zusammen mit Thai geht es auf Eve's Zimmer zur Sache. Doch mittendrin wird die Ménage à trois durch einen gellenden Schrei von Yasmine gestört. Ihr Bett wimmelt nur so von Heuschrecken, die behinderten Jugendlichen sind plötzlich im Anwesen und Joseph dreht durch. Im folgenden Chaos wird schnell klar, dass die Party nicht ohne Blutvergießen zu Ende gehen wird und Bart, Ladj und Thai fliehen Hals über Kopf. Bart gelingt es, Ladj zum Anhalten zu überreden um nach Yasmine zu sehen. Dieser stellt ihn aber vor die Wahl, entweder jetzt zu flüchten oder auszusteigen um ihr beizustehen. Bart kehrt daraufhin allein zum Haus zurück, um Yasmine zu suchen...
Nachdem Vincent Cassel ein paar kleine Drehs mit dem Projekt Kourtrajmé hatte und diese daraus drei Kurzfilme machten, die schon bald einen gewissen Kultstatus erreichten, war es keine große Kunst Vincent zu überreden einen ganzen Film zu drehen. Dieser sollte sexy, lustig aber auch zum Fürchten sein. Da sich kein Produzent auftreiben ließ (was nicht zuletzt am umstrittenen Ruf von Kourtrajmé lag), entschloss sich Cassel zusammen mit Jean Cosmos (mit diesem hatte er zuletzt bei Agents Secrets zusammengearbeitet), den Film selbst zu produzieren. Regisseur Kim Chapiron hatte bereits das Making of von Agents Secrets gemacht.
Den Film selbst in Worte zu fassen ist schwer. Cassel dominiert mit seiner Darstellung des Joseph jede Szene in der er auftaucht. Seine Darstellung ist wahrlich diabolisch, nicht ohne auch komisch zu wirken. Der ganze Film strahlt eine ungeheure aggressiv-sexuelle Stimmung aus, die eigentlich erst zum Ende hin kippt und den Zuschauer doch verwirrt zurücklasst. Spätestens ab den Szenen in den heißen Quellen, bekommt man den Gedanken nicht los, dass hier was völlig schief läuft, ohne es jedoch genau benennen zu können. Dies fängt bei den behinderten Jugendlichen an, denen man etwas fragwürdige Handlungen abnimmt, diese aber dann doch merkwürdig genug sind, um einen mit einem unguten Gefühl zurück zu lassen. Getoppt wird das Ganze noch durch Roxane Mesquida, die mit ihrer Lolita-Ausstrahlung und ihrem Spiel der Anziehung und Zurückweisung nicht nur die Männer im Film verrückt macht.
Immer wieder tauchen auch religiöse Motive auf (Weihnachten, Heuschrecken, Eve mit Apfel und Schlange), die zwar interessant integriert sind, sich aber gleichzeitig im Kontext des Filmes nicht richtig erschließen wollten. Diese Motive darf dann auch jeder gerne für sich entdecken und interpretieren.
Der Schluss entzieht sich dann auch wie der komplette Film den erwarteten Clichés und wartet wohl mit einem der skurrilsten Familienbilder der Filmgeschichte auf. Interessanterweise ist der Film relativ blutarm und verlässt sich eher auf seine Atmosphäre und Spannung, die sich im Verlauf des Filmes immer mehr steigern. Sheitan reiht sich nahtlos in die Reihe der ausgefallenen französischen Horrorfilme der neuen Generation ein. Manche Elemente sind sogar in späteren Filmen präsent ( Schwangerschaft in Inside, französische Einöde mit ihren merkwürdigen Bewohnern in Frontière(s) ).
Wer also auf eigenartige französische Filme steht und einer One-Man-Show von Vincent Cassel beiwohnen möchte, dem sei dieser Film wärmstens empfohlen.
Sheitan
Edel geht die Welt zugrunde ... mein lieber Mann ;-)Clichés
Schönes Review dämonischer Kamerad ;-) kannst du mal bitte noch einen Punkt zur DVD selbst ergänzen? Gibts den bei uns? Klingt nämlich sehr interessant das Ganze ... wobei ich bei Cassel immer auch in der Stimmung sein muss ...
In diesem Sinne:
freeman
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