Seventh Moon
Verfasst: 27.11.2009, 07:36
Originaltitel: Seventh Moon
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2008
Regie: Eduardo Sánchez
Darsteller: Amy Smart, Tim Chiou, Dennis Chan, ...
Trailer:
http://www.imdb.com/video/wab/vi3800171033/
Bei dem düsteren Horror-Thriller „Seventh Moon“ (2008) handelt es sich um die dritte abendfüllende Regiearbeit des in bzw. auf Kuba geborenen Filmemachers Eduardo Sánchez – seines Zeichens ja (neben Daniel Myrick) einer der beiden „kreativen Köpfe“ hinter einer gewissen kleinen „No-Budget“-Produktion, welche im Jahre 1999 cineastische Geschichte schrieb: „the Blair Witch Project“. Während Myrick in der Folgezeit einige eher mäßige Projekte (wie z.B. „the Strand“, „Believers“ oder „Solstice“) realisierte, meldete sich Sánchez erst 2006 auf der Bildfläche zurück – und zwar in Gestalt des gelungenen „Alien-Abduction“-Streifens „Altered“, bei dem er einige inhaltliche wie stilistische Elemente seines Debüts ein erneutes Mal aufgriff und ersprießlich in den neuen Kontext einbettete. Auch bei dem hier vorliegenden Werk, welches in den USA übrigens unter dem „Ghost House Underground“-Banner von Rob Tapert und Sam Raimi veröffentlicht wurde, blieb er seiner bewährten (fast schon „minimalistisch“ anmutenden) Herangehensweise treu – und das wiederum mit einem ähnlich hohen Grad an Erfolg…
„On the full moon of the seventh lunar month, the gates of hell open and the spirits of the dead are freed to roam among the living.”
In Gestalt dieses Hinweises auf einen alten chinesischen Mythos, welcher innerhalb einiger Regionen sowie von ihren Glaubens-Traditionen her stärker beeinflussten Bevölkerungsgruppen bis heute noch immer einen bestimmten (aber variierend ausgeprägten) Stellenwert einnimmt, eröffnet der Film – unmittelbar bevor den Zuschauern das frisch verheiratete Pärchen Melissa (Amy Smart) und Yul (Tim Chiou) „vorgestellt“ wird, welches sich im Zuge ihrer Hochzeitsreise gerade an den exotischen Eindrücken einer nahe Hongkong gelegenen Stadt erfreut. Dem Beiwohnen einer Feierlichkeit anlässlich des aktuell angebrochenen „Hungry Ghost“-Monats folgend, bei welcher öffentlich auf dem Marktplatz symbolische Obolusse dargereicht wurden (u.a. per Verbrennen einer entfernt an den „Wicker Man“ erinnernden Konstruktion), brechen die zwei Amerikaner dann gegen Abend (guter Laune und bester Dinge) zur anknüpfenden Etappe ihres Trips auf, welche sie hinaus aufs Land (zum Wohnort seiner Eltern irgendwo weit draußen in der Provinz) führen soll…
Gefahren werden sie von einem Einheimischen namens Ping (Dennis Chan) in dessen Taxi – einem netten älteren Herrn, mit dem sie sich inzwischen (dank der zuletzt mehrfachen Inanspruchnahme seiner Dienstleistung) angefreundet haben. Einige Zeit nach Sonnenuntergang muss der ihnen allerdings gestehen, sich irgendwo in dem bergigen, spärlich besiedelten und nur in Form suboptimaler Straßen erschlossenen Hinterland verirrt zu haben, weshalb er bei der nächsten kleinen Häuser-Ansammlung anhält, um sich dort nach ihrer Position sowie der einzuschlagenden Richtung zu erkundigen – bloß kehrt er infolge dessen von eben jenem Gang nicht mehr (zu ihnen) zurück. Ebenso verunsichert wie beunruhigt und besorgt, nicht nur weil draußen plötzlich verschiedene befremdliche Laute (wie das rhythmische Schlagen eines Gongs) zu vernehmen sind, schauen die Wartenden schließlich irgendwann selbst mal (vorsichtig) nach dem Rechten…
Auf Anhieb entpuppt sich der gesamte Ort als hochgradig unheimlich – u.a. weil sich die Anwohner eingeschlossen sowie vor ihre Behausungen diverse (als Opfergaben gedachte) Tiere angebunden oder in Käfige gesperrt haben. Ohne einer Spur von Ping, dafür aber mit kontinuierlich ansteigender Angst, laufen sie kurz darauf zum Fahrzeug zurück – nur um entsetzt feststellen zu müssen, dass jemand dieses in der Zwischenzeit mit einer Unmenge an Blut beschmiert hat. Als zudem auch noch irgendwelches „sich unmenschlich anhörendes“ Gekreische in der umliegenden Dunkelheit ertönt, haben sie endgültig genug, schnappen sich den Wagen und brausen davon – bis Yul wenig später mit diesem von der Straße abkommt und liegenbleibt, als er beinahe eine menschliche, unerwartet vor ihm die Fahrbahn kreuzende Gestalt überfährt. Gestrandet mitten im Nirgendwo, dauert es dann nicht lange, bis sich beide auf einmal mit einer ganzen Gruppe bleicher Kreaturen konfrontiert sehen, welche ihnen fortan (überaus direkt, gnadenlos und unermüdlich) nach dem Leben trachten…
Im entsprechenden kulturellen bzw. glaubensspezifischen Volksmund wird der siebte Monat des chinesischen Mondkalenders auch „Geistermonat“ („Hungry Ghost Month“) genannt, da in diesem (dem Aberglauben nach) die Seelen der Toten aus der Unterwelt immerzu für eine gewisse Weile zurück auf die Erde kommen, um sich zu nähren und zu vergnügen – weshalb man „ihnen“ in dieser Zeit selbst heute noch (mancherorts) Speisen oder andere (meist symbolische) Gaben bereitstellt. Den Höhepunkt der abgehaltenen Zeremonien bildet das am 15. Tag stattfindende „Geisterfest“, an dessen Ende Laternen aus Papier entzündet und auf dem Wasser ausgesetzt werden, um den Seelen den Weg zurück in die Unterwelt zu weisen. Inhaltlich bezieht sich „Seventh Moon“ auf genau diesen alten asiatischen Mystizismus – nur halt in einigen Bereichen leicht abgewandelt sowie den wesentlichen Anforderungen an einen tauglichen Horror-Thriller angepasst aufgearbeitet. Generell ist das Thema in westlichen Genre-Produktionen, ganz im Gegensatz zu einigen Grusel-Flicks aus Fernost, bislang kaum aufgegriffen und angegangen worden, mutet demnach noch relativ „frisch“ an – spontan kommt mir da auch nur Ernie Barbarash´s „They Wait“ (2007) in den Sinn, der jedoch vornehmlich in Chinatown, nicht aber unmittelbar auf dem asiatischen (also den Ursprung dieser Überlieferungen markierenden) Kontinent angesiedelt wurde…
Sánchez und sein Drehbuch-Co-Autor Jamie Nash („Two Front Teeth“) verwendeten diese traditionellen Erzählungen, Bräuche und Gegebenheiten sowohl als Fundament als auch allgegenwärtigen Kontext ihrer sich sehr gradlinig innerhalb jenes Rahmens entfaltenden Geschichte, welche überdies einen zusätzlichen (dienlichen) Grad an Authentizität dadurch einverleibt erhielt, dass sie von den Verantwortlichen an Original-Schauplätzen (in und um Hongkong) realisiert bzw. umgesetzt wurde. Kurz und bündig, also effizient und frei irgendwelcher Umschweife, werden die beiden Hauptprotagonisten im Zuge ihres Aufenthalts in der Stadt eingeführt, in welcher sie sich amüsieren (trinken, shoppen etc.), ihr gemeinsames Glück genießen, Sightseeing betreiben und den betreffenden Feierlichkeiten beiwohnen – bevor es zügig per Taxi raus aufs Land geht. Einige ergänzende Infos erfährt das Publikum nun aus dem Gespräch der Touristen mit ihrem Fahrer – alles sehr ungezwungen, geradezu „natürlich und alltäglich“ wirkend. Verkörpert wird Ping vom erfahrenen Dennis Chan („Knock Off“/„Naked Weapon“), der zwar solide agiert, seitens des Skripts jedoch nicht sonderlich viel „Spiel-Raum“ zugestanden bekam – was so insgesamt aber trotzdem durchaus noch in Ordnung geht. Als er schließlich in dem abgelegenen Dorf verschwindet, sind nicht einmal 10 Minuten vergangen – und von dem Moment an sind die zwei Amerikaner auf sich allein gestellt: Das Grauen beginnt…
Unter anderem verstärkt vom Vorfinden zahlreicher Opfertiere, dem Vernehmen seltsamer Laute unbekannten Ursprungs sowie der verunsichernden Sachlage im Allgemeinen, sind die Szenen in der (zumindest auf den ersten Blick) menschenleeren Siedlung ebenso unheilschwangerer wie unheimlicher Natur. Kombiniert mit dem tadellosen Spannungs-Aufbau, überträgt sich ein „wohlig-ungemütliches“ Gefühl (unaufdringlich) auf den Zuschauer, welches fortan bis zum Einsetzen der Schluss-Credits hin anhält. Angesichts der aufgezeigten Bedingungen Schrägstrich Einwirkungen, würde auch ich jenes unbehagliche Fleckchen Erde umgehend verlassen – egal ob nun mit oder ohne dem Gesuchten. Da Yul und Melissa weder über Ortskenntnisse noch Orientierungsansätze verfügen, verbleibt ihnen keine andere Wahl, als den Wagen einfach nur die Straße entlang voran zu lenken. Die Hoffnung auf ein verwendbares Handy-Signal tendiert dabei gegen Null – und im Radio sind nur irgendwelche eigenartigen Botschaften zu empfangen, bei denen es sich eventuell um etwas in der Richtung einer „beschwörenden Offerte“ (oder so) handelt. Inklusive der über den Äther skandierten Sätze, ist es Yul im Übrigen nicht möglich, seiner (der Sprache im Prinzip vollkommen unkundigen) Gattin die meisten Worte der Einheimischen zu übersetzen – denn obgleich seine Familie aus der Gegend stammt, ist sein „Cantonese shitty as hell“ (wie sie es an einer Stelle so schön anmerkt), schlichtweg weil er in den USA aufgewachsen ist und dieses Element der Verbindung zu seinen Vorfahren weitestgehend ungepflegt belassen hat…
Ihre nächtliche (Irr-)Fahrt durchs abgeschiedene Hinterland hat man (quasi vom Rücksitz her) vorwiegend aus dem Innenraum heraus mit Blick nach vorn auf die schmale, kurvige sowie seitens der Scheinwerfer nur spärlich ausgeleuchtete Fahrbahn gefilmt – was die Suspense ein neuerliches Stück weit anreichert und letztlich in einem sorgsam platzierten „Erschrecker“ mündet, welchen man zwar leicht herannahen zu sehen vermag, der seinen Zweck aber trotzdem auf effektive Weise erfüllt, sobald eben jene (unweigerlich angespannt erwartete) Situation tatsächlich eintrifft. Nicht lange danach finden sich Yul und Melissa, zudem ab einem bestimmten Punkt im Verlauf (gezwungenermaßen) zu Fuß unterwegs, auf einmal auf der Flucht vor einer Horde blutrünstiger Kreaturen wieder – ihres Zeichens die in diversen lokalen Legenden beschriebenen „Mond-Dämonen“, welche in dieser speziellen Zeit des Jahres nach Opfergaben (besonders gern auch menschlicher Art) gieren. Dies berichtet ihnen ein verletzter Mann, dem sie auf ihrem Weg durch die Dunkelheit begegnen – wobei mit der Preisgabe von Erklärungen bzw. Background-Infos generell allerdings ziemlich sparsam umgegangen wird, was aber wiederum ausgezeichnet mit dem umfassenden konzeptionellen Rahmen harmoniert. Bis in den finalen Akt hinein befindet sich das Paar jedenfalls nahezu permanent auf der Flucht – und das vom Ende der ersten Viertelstunde an, im Grunde genommen frei jeglicher Verschnaufpausen, verteilt auf mehrere abwechslungsreich arrangierte Set-Pieces, welche u.a. in Wald- und Feldgebieten, einer Scheune sowie innerhalb eines Dorfs (mit nicht gerade erbötigen Bewohnern) angesiedelt daherkommen…
Erneut griff Sánchez auf einige zentrale Motive zurück, die sich in seinen zwei Vorgänger-Werken bereits (überaus ersprießlich) bewährt haben – allen voran die aus einer Konfrontation mit einer ebenso unbekannten wie annähernd unbegreiflichen (weil dem rationalen Denkschema einfach nicht entsprechenden) Bedrohung generierte sowie darüber hinaus mit der Empfindung des „Verlorenseins“ gepaarte Furcht einiger unglückseliger Individuen. Ohne vertraute Grenzen und Umgebungen, sei es der Unglaube an Dinge wie Flüche oder Aliens oder der Aufenthalt an einem fremden Ort (weit außerhalb der Stadt oder auf einem anderen Kontinent), ist man sowohl auf sich allein gestellt als auch einer Form von Hilflosigkeit ausgesetzt. Die Sprach-Barriere ist da nur der Anfang – und simple „stilistische Eigenheiten“, wie dass nicht alle der chinesischen Dialogzeilen per Untertitel übersetzt werden, verstärken diesen Eindruck geschickt. Verwandte Mechanismen wurden schon in Filmen wie „Hostel“ oder „Paradise Lost“ verwendet – abseits der üblichen Touristen-Routen lauert die Gefahr. Neben der kulturellen kommt vorliegend ja außerdem noch eine „tendenziell übernatürliche“ Komponente mit ins Spiel: Beide sind sie eng miteinander verwoben – und zwar in den Köpfen und Handlungen der Menschen, welche dort leben, demütig und voller Angst Opfer erbringen sowie von denen sich manche sogar zu einer (einen ganz bestimmten Zweck dienenden) Sekte zusammengeschlossen haben. Insgesamt ist es Sánchez nun also zum dritten Mal in Folge gelungen, ein stimmiges Gefühl der Isolation zu kreieren – und das (wohlgemerkt) in einem Land mit über 1,3 Milliarden Einwohnern…
Lange Zeit erhält der Zuschauer nur flüchtige, schemenhafte und/oder verwackelte Blicke auf die Yul und Melissa jagenden Geschöpfe zugestanden – eine gescheite Entscheidung seitens der Macher, welche ihre „geheimnisvolle Natur“ (ebenso auf dieser Ebene) vorteilhaft bewahrt und obendrein gar zusätzlich anreichert. Nicht nur deshalb gibt es an dem verhältnismäßig schlicht und ungekünstelt gestalteten „Creature Design“ auch nichts auszusetzen: Eigentlich bloß aus (vorwiegend weiß) geschminkten Personen bestehend, wecken die Wesen leichte Erinnerungen an die „Crawlers“ aus „the Descent“ oder die „Morlocks“ aus dem Klassiker „the Time Machine“ – genau so hätte ich mir, mal so nebenbei erwähnt, die Antagonisten in „I am Legend“ gewünscht! Als man sie schließlich in relativer Deutlichkeit zu Gesicht bekommt, wird ihre Anwesenheit fortan auf eine etwas veränderte Weise genutzt, denn statt „Flucht“ steht nun eher das charakteristische Leitwort „Rettung“ im Mittelpunkt der inhaltlichen Ausrichtung. Die ganze Angelegenheit wird sogar noch unheimlicher und beklemmender, als sich das Geschehen schließlich hinab in ein unterirdisches Höhlensystem verlagert: Ein wunderbar „klaustrophobisches Feeling“ wird heraufbeschworen, welches (nach dem Innern des Wagens sowie einer beengten Gruft) einen neuerlichen schönen Kontrast zu den offenen Landschaftsflächen zuvor markiert…
Unabhängig der weder zu verkennenden noch zu verleugnenden Tatsache, dass die von Nash und Sánchez verfasste Geschichte recht dünn sowie in einigen Bereichen zudem durchaus vorhersehbar ist, muss man dem Skript dennoch diverse Stärken zugestehen – wie die achtbare Dialogqualität, dass sich keinerlei Leerlauf verzeichnen lässt, die einzelnen Plot-Versatzstücke gut aufeinander abgestimmt wurden sowie alles Notwendige anständig (aber nicht unnötig ausführlich) aus den Ereignissen heraus erklärt wird. Darüber hinaus verhalten sich die Haupt-Protagonisten hier sogar mal weitestgehend realistisch, als sie sich plötzlich dieser Extremsituation ausgesetzt sehen: Trotz nur eines Minimums an präsentierter Back-Story erscheinen ihre Reaktionen und Interaktionen stets nachvollziehbar und glaubwürdig – sie sind keine „dummen Opfer“, wie man sie ja leider des Öfteren in diesem Genre antrifft, sondern ganz normale Menschen von gewöhnlicher Intelligenz und Leistungsfähigkeit. Tim Chiou („Crossing Over“/„the Wizard of Gore“) agiert brauchbar in der Rolle des Yul, der nett und liebevoll, allerdings lange nicht so tough und durchsetzungsstark wie seine junge Gattin ist. Jene wird von der (wie eh und je) reizenden Amy Smart („Crank“/„Mirrors“) verkörpert, welche als (sich oft von ihren aufkeimenden Emotionen leiten lassende) „Kämpfer-Natur“ Melissa eine überzeugende Performance an den Tag legt. Die Chemie zwischen Tim und Amy geht in Ordnung – ihre Darbietungen haben mir, inklusive der im Rahmen der Belastungen an die Oberfläche tretenden Reibereien, rundum (ohne echten Anlass zur Klage) zugesagt…
„Seventh Moon“ wurde von Sánchez „on Location“ in China mit einer überwiegend einheimischen Cast&Crew realisiert – und das im Zuge eines nahezu chronologisch angeordneten Drehs, was es (u.a.) den beiden Leads ermöglichte, die „Entwicklung“ ihrer Figuren besser nachvollziehen und (entsprechend) darbieten zu können. Man merkt es der Produktion deutlich an, dass sie gezielt darauf ausgerichtet wurde, dem Publikum ein allgegenwärtiges ungemütliches Gefühl zu vermitteln – und das mit großem Erfolg. Das eine inspirierte Balance des angepassten Scores mit mannigfachen seltsamen Lauten sowie bestimmten Momenten einer gleichermaßen „die Nerven kitzelnden“ Stille aufweisende Sound-Design kommt außerordentlich effektiv daher, verstärkt die Suspense und unterstützt die von Cinematographer Wah-Chuen Lam („S.P.L.: Kill Zone“) eingefangenen (meist sehr düsteren, oftmals verstörenden) Images in einem optimalen Maße. Damit wären wir nun aber auch bei der einen Sache angelangt, an welcher sich die Geister gewiss arg heftig scheiden werden – nämlich an der gebotenen „Shaky“- bzw. „Hand-Held“-Kameraarbeit, welche Veröffentlichungen wie „Cloverfield“, „Rec“ oder „Blair Witch Project“ im Prinzip so aussehen lässt, als hätte man bei ihnen eine „Steadycam“ oder sogar ein festes Stativ verwendet! Zusammen mit der häufig nur spärlichen Ausleuchtung der nächtlichen Umgebungen funktioniert dieses Stilmittel allerdings bestens: Die frenetische Optik transportiert die Angst, Energie und das Chaos der sich entfaltenden Szenarien hervorragend – quasi als würde man gemeinsam mit Yul und Melissa durchs Gestrüpp hetzen. Stets sind die wichtigsten Dinge zu erkennen, nie fühlt man sich desorientiert – und dennoch werden so manche Zuschauer damit (mit Sicherheit) nicht umgehen können, was unterm Strich jedoch ihr eigenes Pech markiert. Das Tempo ist hoch, der Verlaufsfluss straff, an keiner Stelle vermag Langeweile verzeichnet zu werden – positive Eigenschaften, die natürlich „hilfreich“ sind, gerade im Hinblick auf Gegebenheiten wie oberflächliche Charakterzeichnungen oder einer grob gestrickten Handlung insgesamt nochmal (wohlwollend) ein Auge zuzudrücken…
Fazit: Alles in allem hat sich Eduardo Sánchez mit dem hier vorliegenden Werk erneut als ein fähiger Genre-Regisseur bewiesen, u.a. weil er es wiederum vermieden hat, die Story sinnlos zu verkomplizieren sowie sich bei ihrer Umsetzung unnötig auf vordergründige Gewalt-Darstellungen oder plumpe „Jump-Scares“ zu verlassen – stattdessen arrangierte er verschiedene ungemein „creepy“ anmutende Set-Pieces, welche dicht über die gesamte Laufzeit hinweg verteilt wurden, im finalen Akt ihren unangefochtenen Höhepunkt finden und schließlich in einer grandiosen Schluss-Sequenz münden, welche diesen ebenso unterhaltsamen wie atmosphärischen Horror-Thriller überaus gebührend abschließt…
starke
Hierzulande ist der Film noch nicht erschienen, ein angedachtes VÖ-Datum ist mir bislang nicht bekannt.
In den USA wurde er dagegen bereits sowohl in Gestalt einer DVD als auch BluRay (codefree) herausgebracht.