Rohtenburg (aka "Grimm Love")
Verfasst: 16.01.2008, 21:29
bzw.
Originaltitel: Grim Love
Herstellungsland: Deutschland / USA
Erscheinungsjahr: 2006
Regie: Martin Weisz
Darsteller: Thomas Kretschmann, Thomas Huber, Keri Russell, ...
Trailer:
http://www.imdb.com/title/tt0448400/trailers
Im März 2001 beging der Computertechniker Armin Meiwes im nordhessischen Rotenburg-Wüstefeld ein Verbrechen, das nicht nur ganz Deutschland schockierte, sondern gar weltweit für Aufsehen sorgte: Hervorgehend aus einem in einem Internet- Kannibalismus-Forum geknüpften Kontakt, traf er sich auf seinem alten Gutshof mit dem aus Berlin stammenden Diplomingenieur Bernd Brandes, biss diesem im Laufe des Zusammentreffens irgendwann sein Geschlechtsteil ab, kochte und verspeiste es anschließend, tötete sein Opfer am nächsten Tag und ernährte sich fortan noch eine Zeit lang von seinem Fleisch. Eine weitere „Besonderheit“ dieses Falles ist, neben den genannten grausamen Umständen, dass die Tat im Einvernehmen mit dem Getöteten geschah, was sich im Nachhinein auch zweifelsfrei belegen ließ, u.a. durch eine von Meiwes erstellte Videoaufzeichnung. Das Gericht verurteilte den voll Geständigen wegen Totschlags zu achteinhalb Jahren Haft – jenes Urteil wurde allerdings später vom Bundesgerichtshof aufgehoben und in eine lebenslange Freiheitsstrafe umgewandelt. Als 2006 der lose auf diesen Ereignissen beruhende Film „Rohtenburg“ in die deutschen Kinos kommen sollte, stellte der Anwalt des Verurteilten mehr als 80 Übereinstimmungen mit dem Leben seines Mandanten fest und klagte auf ein Untersagen der Veröffentlichung wegen Verletzung der Persönlichkeitsrechte – seither darf das Werk aufgrund einer einstweiligen Verfügung hierzulande nicht gezeigt werden. Okay, mag man resigniert denken: Es ist ja allgemein bekannt, dass das deutsche Rechtssystem den Kriminellen innerhalb unserer Gesellschaft oft relativ „freundlich“ gesinnt ist (milde Strafen für Kinderschänder oder jugendliche Mörder etc) – aber trotzdem! Herrje, der Mann hat den Streifen (eigenen Aussagen nach) nicht einmal selbst gesehen! Wäre dem nämlich so, hätte er vermutlich erkannt, dass es sich keineswegs um stumpfes Exploitation-Material handelt – stattdessen wurde (seitens der Verantwortlichen) vollkommen offensichtlich versucht, die „Beziehung“ der beiden beteiligten Personen zu verstehen, ohne den Täter dabei in irgendeiner Form als ein menschliches Monster oder pervertiertes Individuum darzustellen…
Martin Weisz´s ultra-düsteres Regiedebüt bettet die realen Geschehnisse um Meiwes und Brandes, deren Namen vorliegend natürlich geändert wurden, in eine fiktive Rahmenhandlung ein, welche dem Zuschauer einen besseren, zugleich hingegen unverkennbar vereinfachten Zugang zu der bedrückenden Materie gewähren soll: Zwecks Recherchen für ihre Abschlussarbeit, einer geisteswissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den Hintergründen jenes Falles, reist die amerikanische Kriminalpsychologie-Studentin Katie Armstrong (Keri Russell) nach Deutschland, um vor Ort zu recherchieren sowie nach Möglichkeit Antworten auf die sie seit Jahren schon beschäftigenden Fragen aufzutun. Je intensiver sie sich dem Thema annähert, ihr also Einblicke in ihr bis dato unbekannte Denk-, Handlungs- und Lebensweisen gewährt werden, desto stärker entwickeln sich ihre Nachforschungen hin zu einer morbiden Obsession. Immer tiefer taucht sie in die Welt von Oliver Hartwin (Thomas Kretschmann) ein: Im Internet hatte der weitestgehend isoliert bei seiner dominanten wie einnehmenden Mutter aufgewachsene Mann nach einem männlichen Opfer gesucht, das sich von ihm freiwillig schlachten sowie verzehren lassen würde – und ein solches hatte er schließlich in Gestalt des psychisch instabilen, ebenfalls an einem Kindheitstrauma leidenden Homosexuellen Simon Grombek (Thomas Huber) gefunden, dessen Drang zur Selbstverstümmelung in jüngster Zeit immer stärker geworden war und der in diesem grotesken Akt der Selbstaufgabe eine Form von Erlösung zu finden gedachte. Die für Außenstehende unvorstellbare, jedoch einvernehmlich herbeigesehnte Tat zeichnete Oliver sogar in ihrer Gänze auf Video auf – und Katie setzt im Zuge ihrer Spurensuche, welche sie u.a. an den Schauplatz des Verbrechens führt, alles daran, dieses für die Öffentlichkeit nicht freigegebene Band irgendwie in ihren Besitz zu bekommen. Die Grenze zwischen ihrem professionellen Interesse und der von eigenen seelischen Abgründen ausgelösten Faszination verwischt zunehmend…
„Rohtenburg“, übrigens ein in meinen Augen geglücktes Wortspiel, trägt im Original den dennoch deutlich treffenderen Titel „Grimm Love“ – eine finale Kurzfassung von „Butterfly: A Grimm Love Story“, wie diese deutsch-amerikanische Co-Produktion ursprünglich heißen sollte. Allein aus dieser Gegebenheit geht klar hervor, dass die Macher nicht darauf aus waren, eine stumpfe, bestenfalls niedere Instinkte ansprechende oder in erster Linie Voyeure bedienende Rekonstruktion der Gräueltat auf Film zu bannen. Weder ein unüberlegter cineastischer Schnellschuss noch reißerischer Exploiter, begegnet dem Zuschauer hier, unabhängig des aus einer ganzen Reihe an gesicherten Erkenntnissen gemauerten Fundaments, weniger ein gängiger „True Crime(s)“-Horrorfilm in der Tradition von Werken á la „Ted Bundy“ (2002) oder „the Hillside Strangler“ (2004), sondern vielmehr eine tragische, unkonventionelle Liebesgeschichte zweier innerlich geschädigter Individuen, die sich jeweils nach einem sie verstehenden Partner sehnen – und das trotz bzw gerade wegen ihrer speziellen Ansichten und Vorlieben. Folglich wird erst gar nicht der Anspruch erhoben, ein akkurates Doku-Drama zu sein, daran lässt die gesamte Herangehens- und Inszenierungsweise keinerlei Zweifel – vielmehr füllte man die Lücken zwischen den bekannten Fakten dem Kontext entsprechend zu einem unterm Strich doch stimmig anmutenden Gesamtbild aus, obgleich etliche stereotype bzw dem klassischen Schema entsprechende Elemente dabei offensichtliche Verwendung fanden.
Beide Hauptfiguren weisen ähnliche Familienvergangenheiten auf: Grombek ist ein emotional labiler Homosexueller, dessen Neigung sich bereits in der Kindheit abzeichnete und auch seiner Mutter nicht vorborgen blieb, welche wiederum selbst unter gewichtigen persönlichen Problemen litt – die Kombination dieser Faktoren führte schließlich zu ihrem Selbstmord, an dem sich Simon seither die unverzeihliche Schuld gibt, die ihn wie eine geradezu unüberwindliche Hürde kein wahres Glück finden lässt. Im Internet sowie bei Strichern sucht er nach Möglichkeiten, seine Gedanken und Empfindungen irgendwie zu konkretisieren – er will sich jemandem voll und ganz (auf-)opfern, der im Gegenzug nichts sehnlicher als das von ihm wünscht. Hartwin´s Begehren, die eigene innere Leere mit der anstandslos, also freiwillig und aus tiefster Seele überlassenen Individualität eines anderen Menschen (versinnbildlicht) auszufüllen, vereinigt diese zwei Personen, fügt ihre bislang getrennt voneinander verlaufenden Lebenskreise quasi zu einem Unendlichkeits-Zeichen zusammen. Das ist Liebe – zumindest eine für sie optimale Ausprägeart dieser: Eine perfekte Form der gegenseitigen Befriedigung ihrer existenziellen Bedürfnisse. Den überwiegenden Teil seines Lebens musste sich Oliver in einem Haushalt ohne Vaterfigur und Herzlichkeit um seine Mutter kümmern, also unablässig geben – nun sucht er gewissermaßen den Umkehrzustand jener Situation, die ihn über all die Jahre derart verzehrte und gar ansatzweise in die Schizophrenie drängte (ein fiktiver Freund im Kindesalter, der seine stärker hervortretende dunkle Seite verkörpert, begleitet ihn einen Teil seines Weges). Er ist im Prinzip von allem ausgehungert und verzehrt sich leidenschaftlich danach, endlich mal wahrhaft konsumieren zu können. Sowohl Thomas Kretschmann („the Pianist“/„King Kong“) als auch Thomas Huber („Elementarteilchen“/„Æon Flux“) meistern ihre fordernden Parts mit kraftvoller Bravour: Ihnen ist es zu verdanken, dass Oliver und Simon glaubwürdig wirken – zwei einsame, verunsicherte menschliche Wesen, deren Narben sowie noch offene Wunden aufweisende Seelen gar Anflüge von Mitleid und Sympathie erwecken.
Die aus Katie und ihren Nachforschungen bestehende Rahmenhandlung ist im Grunde natürlich bloß ein konzeptionelles Mittel zum Zweck, die sehr homosexuell- und „deutsch“-lastige Story mit einem spürbaren weiblichen wie amerikanischen Einfluss zu versehen. Ihre Figur soll den Zugang des Publikums zu den Geschehnissen erleichtern – unter anderem indem sie rhetorische Fragen in den Raum stellt sowie Erkenntnisse und als Fakten bestätigte Informationen kommentiert. Darüber hinaus hält sie eine Stellvertreter-Funktion inne: Sie schlägt uns immerzu die nächste Seite dieser Geschichte auf, weist auf beachtenswerte Details hin und wird zudem von demselben Bestreben vorangetrieben – wir wollen ebenso verstehen, wie es zu dem Unfassbaren kommen konnte, sind neugierig und fasziniert, wollen am Ende, trotz der vorab schon bekannten Einzelheiten, die Tat bzw das Video sehen, obwohl wir genau wissen, wie krank und abstoßend das Gebotene sein wird. Ihre finale Reaktion spiegelt dementsprechend (im übertragenen Sinne) die unsere wieder – das, was wir zu sehen erhalten, bewegt einen auf die eine oder andere Weise. Lange hatte das Thema sie regelrecht angezogen, prägte ihr eigenes Dasein, treib sie voran. Das Recherchieren der Einzelheiten hat den Sog des obsessiven Strudels permanent erhöht – bis sie, wie wir, am Ende gefühlsmäßig am Boden angelangt ist. Geschickt wurde ihre Rolle bis dato innerhalb der Konzeption dazu genutzt, auf der einen Seite Vergangenheit und Gegenwart zusammenzuführen, auf der anderen zugleich aber auch die inhaltlichen Pfade von Oliver und Simon miteinander zu verknüpfen. Die gesamte Zeit über ist Keri Russell (TV´s „Felicity“/„Mission Impossible 3“) auf sich allein gestellt, da sie unabhängig ihrer Co-Stars agiert. In einer früheren Fassung des Films sollten mehrere ihrer Hintergründe preisgegeben werden, u.a. in Gestalt eines von Nikolai Kinski („Fay Grim“) gespielten Freundes, dessen Szenen jedoch allesamt für die vorliegende Version entfernt wurden. Leicht isoliert vom zentralen Kern der Angelegenheit, hat sie einen schweren Stand, sich zu behaupten, was Keri allerdings relativ gut gelingt. Über den umfassenden Sinn bzw Unsinn ihrer Figur lässt sich gewiss diskutieren – über ihre fruchtbare Performance eigentlich nicht…
Da Katie´s Untersuchungen ja die Gegenwart markieren, besteht der Verlauf folglich überwiegend aus Rückblenden: Weitestgehend chronologisch im Kontext der jeweiligen Zeitebene angeordnet, erhalten wir Einblicke in die triste Kindheit der beiden Männer sowie ins Umfeld jener Ereignisse, welche sich im direkten Vorhinein des „Verbrechens“ entfalten – bis die Sichtung des Videos zum Schluss alle Stränge zusammenlaufen lässt. Die Aufnahmen der Heranwachsenden tauchte man in technisch bearbeitete, altem Filmmaterial nachempfundene, unsauber ablaufende Images – ein geläufiges Vorgehen, dass hier aber erneut dienlich funktioniert und eine intensive, deprimierende Stimmung transportiert. Zwar finden Klischees Verwendung, wie die ähnlich gearteten Einflüsse der Mütter auf die gesamte Entwicklung der Außenseiterexistenzen, stören hingegen höchstens im ersten Augenblick – nämlich bevor man realisiert, dass sie im Kontext doch recht schlüssig anmuten (das Motiv der Kindheit als Nährboden dieser gediehenen Wurzel griffen übrigens auch „Rammstein“ in ihrem von diesem Fall inspirierten Lied „Mein Teil“ auf). Die Einbindung der Flashbacks geschah fließend, die Grenze gen Horror-Genre wird mehr als einmal überschritten: Beispielsweise finden beim Ertrinken von Oliver´s Mutter im überfluteten Keller in regelmäßigen Abständen Schnitte zu Katie im Jetzt statt, wie jene genau diese betreffende Örtlichkeit „besichtigt“ – dabei plötzlich die alte Treppe unter ihr nachgibt, die Tür zuknallt und sie sich in völliger Dunkelheit wiederfindet. Das folgende Nutzen ihres Kamera-Blitzlichts fällt dementsprechend effektiv aus, steigert das ohnehin immerzu gegenwärtige ungemütliche Grundgefühl hin zu einer spitzen Ausprägung. Cinematographer Jonathan Sela („the Omen“ 2006) kleidete die düstere Materie in noch dunklere Bilder – selten habe ich ein von der Optik her bedrückenderes Werk gesehen. Der Score von Steven Gutheinz („the Good Mother“) passt sich diesem Eindruck nahtlos an. Die Welt da draußen ist, zumindest für einige, ein kalter, trostloser Ort. Abgegrenzt von der Gesellschaft finden manche nur in der Anonymität des Internets zueinander – nicht ihre Persönlichkeiten ziehen sie an, sondern ihre geteilten Vorstellungen und Vorlieben, die sich abseits der allgemeinen Norm befinden. Die Schönheit der Dinge liegt nunmal stets im Auge des Betrachters…
Mit seinem vorliegenden Spielfilmdebüt gelang dem in Berlin geborenen Musikvideo- und Werbeclip-Regisseur Martin Weisz („the Hills have Eyes 2“) ein morbider, ungemütlicher Psycho-Schocker, dem durchaus zu Recht einige angesehene Festival-Preise (u.a. im spanischen Sitges) verliehen wurden. Die erzeugte Atmosphäre ist zum Schneiden dicht, die Erzählweise angepasst ruhig – genauso wenig reißerisch wie der umfassende Rest. Auf blutrünstige Szenen wurde zugunsten einer subtilen Ungeschliffenheit verzichtet, die einem unweigerlich aufs Gemüt schlägt. Das Internet ist dabei ein entscheidendes Medium: So ziemlich alles kann man dort aufspüren sowie sich gar per Ausnutzen bestimmter Mittel und Wege beschaffen, es stellt den Perversen dieser Welt eine Plattform zur Verfügung und führte die Beteiligten dieser Geschichte zusammen – ohne das Web hätten sie sich wohl nie gefunden. Unabhängig der makaberen Umstände lässt sich die Art der Kontaktaufnahme (per Chatroom, Mails etc) stellvertretend für eine Vielzahl an Personengruppen in der heutigen Zeit ansehen, die im Netz nach Liebe bzw einem gleichgesinnten Partner suchen. In vielen anderen Motiven liegen ähnliche Kommentare zum aktuellen Zeitgeist verborgen, die es zu entdecken gilt. Vereinzelte plakative Momente, wie als sich Oliver daheim in seinem Zimmer „Faces of Death“ ansieht, sind nicht zu verleugnen und hätten eher in den Kontext von Brett Leonard´s 2005er „Feed“ gepasst (welcher diesen Tathergang seinerseits ja ebenso aufgriff), nehmen allerdings nie überhand. Ungünstige unfreiwillige Komik bietet leider die englische Originalversion, denn die kräftigen Akzente etlicher Darsteller sind unglücklicherweise fern von ideal einzuordnen. Das Drehbuch aus der Feder des Newcomers T.S.Faull fügt(e) viele faktische Details in einen tendenziell fiktional konzipierten Rahmen ein – und zwar schlüssig sowie akkurat anmutend, so dass die ganze Angelegenheit in dieser Hinsicht insgesamt einträglich funktioniert. Über bestimmte stilistische wie inszenatorische Entscheidungen, wie etwa Katie´s Einstellungen im zunehmenden Verlauf kontinuierlich die Farben zu entziehen, ließe sich sicherlich streiten, wenn man danach strebt – genauso wie über diverse weitere Fragen in diesem kontroversen Zusammenhang (War es richtig, dieses Projekt zu realisieren? Ist das Aufführungsverbot hierzulande gerechtfertig? War es Mord – oder „nur“ Tötung auf Verlangen? etc). Wie die junge Studentin suchen auch wir, die Zuschauer, nach Antworten – erhalten aber keine geboten bzw auf dem Silbertablett vorgesetzt. Auf einen klaren, konkreten Ausklang der Handlung wurde hier bewusst verzichtet – man wird stattdessen mit Interpretationsansätzen und Denkanstößen zurückgelassen. Wer zu bequem ist, seinen eigenen Kopf zu bemühen und nur auf unterhaltsame, passive Berieselung aus ist, sollte ohnehin einen Bogen um diesen Film machen…
Fazit: Weisz und Faull präsentieren uns, anstelle einer sensationslüsternen Aufarbeitung eines der schockierendsten Verbrechen der deutschen Nachkriegsgeschichte, auf der Basis jener einprägsamen Tat eine eindringliche, differenzierte Auseinandersetzung mit zeitgemäßen Themen wie Einsamkeit oder verschiedenen (Ab-)Arten der Liebe. Trotz der verspürten Abscheu kann eine moralische Verurteilung am Ende kaum mehr stattfinden, denn wir lernen diese zwei Individuen auf eine gewisse Weise zu verstehen. „Rohtenburg“ ist also, unabhängig einiger nicht zu leugnenden Schwächen, ein interessanter, stimmiger, abgründiger sowie extrem düsterer Psycho-Thriller, der sich gelegentlich Elementen des Horror-Genres bedient, allerdings im Grunde genommen eigentlich nur das ist, was der Arbeitstitel damals hervorragend auf den Punkt gebracht hat: „A Grimm Love Story“…
In Deutschland ist bislang noch immer keine legale Fassung des Films zu haben - wer will, findet jedoch entsprechende DVD-Veröffentlichungen u.a. in Australien, Holland und Schweden.
Originaltitel: Grim Love
Herstellungsland: Deutschland / USA
Erscheinungsjahr: 2006
Regie: Martin Weisz
Darsteller: Thomas Kretschmann, Thomas Huber, Keri Russell, ...
Trailer:
http://www.imdb.com/title/tt0448400/trailers
Im März 2001 beging der Computertechniker Armin Meiwes im nordhessischen Rotenburg-Wüstefeld ein Verbrechen, das nicht nur ganz Deutschland schockierte, sondern gar weltweit für Aufsehen sorgte: Hervorgehend aus einem in einem Internet- Kannibalismus-Forum geknüpften Kontakt, traf er sich auf seinem alten Gutshof mit dem aus Berlin stammenden Diplomingenieur Bernd Brandes, biss diesem im Laufe des Zusammentreffens irgendwann sein Geschlechtsteil ab, kochte und verspeiste es anschließend, tötete sein Opfer am nächsten Tag und ernährte sich fortan noch eine Zeit lang von seinem Fleisch. Eine weitere „Besonderheit“ dieses Falles ist, neben den genannten grausamen Umständen, dass die Tat im Einvernehmen mit dem Getöteten geschah, was sich im Nachhinein auch zweifelsfrei belegen ließ, u.a. durch eine von Meiwes erstellte Videoaufzeichnung. Das Gericht verurteilte den voll Geständigen wegen Totschlags zu achteinhalb Jahren Haft – jenes Urteil wurde allerdings später vom Bundesgerichtshof aufgehoben und in eine lebenslange Freiheitsstrafe umgewandelt. Als 2006 der lose auf diesen Ereignissen beruhende Film „Rohtenburg“ in die deutschen Kinos kommen sollte, stellte der Anwalt des Verurteilten mehr als 80 Übereinstimmungen mit dem Leben seines Mandanten fest und klagte auf ein Untersagen der Veröffentlichung wegen Verletzung der Persönlichkeitsrechte – seither darf das Werk aufgrund einer einstweiligen Verfügung hierzulande nicht gezeigt werden. Okay, mag man resigniert denken: Es ist ja allgemein bekannt, dass das deutsche Rechtssystem den Kriminellen innerhalb unserer Gesellschaft oft relativ „freundlich“ gesinnt ist (milde Strafen für Kinderschänder oder jugendliche Mörder etc) – aber trotzdem! Herrje, der Mann hat den Streifen (eigenen Aussagen nach) nicht einmal selbst gesehen! Wäre dem nämlich so, hätte er vermutlich erkannt, dass es sich keineswegs um stumpfes Exploitation-Material handelt – stattdessen wurde (seitens der Verantwortlichen) vollkommen offensichtlich versucht, die „Beziehung“ der beiden beteiligten Personen zu verstehen, ohne den Täter dabei in irgendeiner Form als ein menschliches Monster oder pervertiertes Individuum darzustellen…
Martin Weisz´s ultra-düsteres Regiedebüt bettet die realen Geschehnisse um Meiwes und Brandes, deren Namen vorliegend natürlich geändert wurden, in eine fiktive Rahmenhandlung ein, welche dem Zuschauer einen besseren, zugleich hingegen unverkennbar vereinfachten Zugang zu der bedrückenden Materie gewähren soll: Zwecks Recherchen für ihre Abschlussarbeit, einer geisteswissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den Hintergründen jenes Falles, reist die amerikanische Kriminalpsychologie-Studentin Katie Armstrong (Keri Russell) nach Deutschland, um vor Ort zu recherchieren sowie nach Möglichkeit Antworten auf die sie seit Jahren schon beschäftigenden Fragen aufzutun. Je intensiver sie sich dem Thema annähert, ihr also Einblicke in ihr bis dato unbekannte Denk-, Handlungs- und Lebensweisen gewährt werden, desto stärker entwickeln sich ihre Nachforschungen hin zu einer morbiden Obsession. Immer tiefer taucht sie in die Welt von Oliver Hartwin (Thomas Kretschmann) ein: Im Internet hatte der weitestgehend isoliert bei seiner dominanten wie einnehmenden Mutter aufgewachsene Mann nach einem männlichen Opfer gesucht, das sich von ihm freiwillig schlachten sowie verzehren lassen würde – und ein solches hatte er schließlich in Gestalt des psychisch instabilen, ebenfalls an einem Kindheitstrauma leidenden Homosexuellen Simon Grombek (Thomas Huber) gefunden, dessen Drang zur Selbstverstümmelung in jüngster Zeit immer stärker geworden war und der in diesem grotesken Akt der Selbstaufgabe eine Form von Erlösung zu finden gedachte. Die für Außenstehende unvorstellbare, jedoch einvernehmlich herbeigesehnte Tat zeichnete Oliver sogar in ihrer Gänze auf Video auf – und Katie setzt im Zuge ihrer Spurensuche, welche sie u.a. an den Schauplatz des Verbrechens führt, alles daran, dieses für die Öffentlichkeit nicht freigegebene Band irgendwie in ihren Besitz zu bekommen. Die Grenze zwischen ihrem professionellen Interesse und der von eigenen seelischen Abgründen ausgelösten Faszination verwischt zunehmend…
„Rohtenburg“, übrigens ein in meinen Augen geglücktes Wortspiel, trägt im Original den dennoch deutlich treffenderen Titel „Grimm Love“ – eine finale Kurzfassung von „Butterfly: A Grimm Love Story“, wie diese deutsch-amerikanische Co-Produktion ursprünglich heißen sollte. Allein aus dieser Gegebenheit geht klar hervor, dass die Macher nicht darauf aus waren, eine stumpfe, bestenfalls niedere Instinkte ansprechende oder in erster Linie Voyeure bedienende Rekonstruktion der Gräueltat auf Film zu bannen. Weder ein unüberlegter cineastischer Schnellschuss noch reißerischer Exploiter, begegnet dem Zuschauer hier, unabhängig des aus einer ganzen Reihe an gesicherten Erkenntnissen gemauerten Fundaments, weniger ein gängiger „True Crime(s)“-Horrorfilm in der Tradition von Werken á la „Ted Bundy“ (2002) oder „the Hillside Strangler“ (2004), sondern vielmehr eine tragische, unkonventionelle Liebesgeschichte zweier innerlich geschädigter Individuen, die sich jeweils nach einem sie verstehenden Partner sehnen – und das trotz bzw gerade wegen ihrer speziellen Ansichten und Vorlieben. Folglich wird erst gar nicht der Anspruch erhoben, ein akkurates Doku-Drama zu sein, daran lässt die gesamte Herangehens- und Inszenierungsweise keinerlei Zweifel – vielmehr füllte man die Lücken zwischen den bekannten Fakten dem Kontext entsprechend zu einem unterm Strich doch stimmig anmutenden Gesamtbild aus, obgleich etliche stereotype bzw dem klassischen Schema entsprechende Elemente dabei offensichtliche Verwendung fanden.
Beide Hauptfiguren weisen ähnliche Familienvergangenheiten auf: Grombek ist ein emotional labiler Homosexueller, dessen Neigung sich bereits in der Kindheit abzeichnete und auch seiner Mutter nicht vorborgen blieb, welche wiederum selbst unter gewichtigen persönlichen Problemen litt – die Kombination dieser Faktoren führte schließlich zu ihrem Selbstmord, an dem sich Simon seither die unverzeihliche Schuld gibt, die ihn wie eine geradezu unüberwindliche Hürde kein wahres Glück finden lässt. Im Internet sowie bei Strichern sucht er nach Möglichkeiten, seine Gedanken und Empfindungen irgendwie zu konkretisieren – er will sich jemandem voll und ganz (auf-)opfern, der im Gegenzug nichts sehnlicher als das von ihm wünscht. Hartwin´s Begehren, die eigene innere Leere mit der anstandslos, also freiwillig und aus tiefster Seele überlassenen Individualität eines anderen Menschen (versinnbildlicht) auszufüllen, vereinigt diese zwei Personen, fügt ihre bislang getrennt voneinander verlaufenden Lebenskreise quasi zu einem Unendlichkeits-Zeichen zusammen. Das ist Liebe – zumindest eine für sie optimale Ausprägeart dieser: Eine perfekte Form der gegenseitigen Befriedigung ihrer existenziellen Bedürfnisse. Den überwiegenden Teil seines Lebens musste sich Oliver in einem Haushalt ohne Vaterfigur und Herzlichkeit um seine Mutter kümmern, also unablässig geben – nun sucht er gewissermaßen den Umkehrzustand jener Situation, die ihn über all die Jahre derart verzehrte und gar ansatzweise in die Schizophrenie drängte (ein fiktiver Freund im Kindesalter, der seine stärker hervortretende dunkle Seite verkörpert, begleitet ihn einen Teil seines Weges). Er ist im Prinzip von allem ausgehungert und verzehrt sich leidenschaftlich danach, endlich mal wahrhaft konsumieren zu können. Sowohl Thomas Kretschmann („the Pianist“/„King Kong“) als auch Thomas Huber („Elementarteilchen“/„Æon Flux“) meistern ihre fordernden Parts mit kraftvoller Bravour: Ihnen ist es zu verdanken, dass Oliver und Simon glaubwürdig wirken – zwei einsame, verunsicherte menschliche Wesen, deren Narben sowie noch offene Wunden aufweisende Seelen gar Anflüge von Mitleid und Sympathie erwecken.
Die aus Katie und ihren Nachforschungen bestehende Rahmenhandlung ist im Grunde natürlich bloß ein konzeptionelles Mittel zum Zweck, die sehr homosexuell- und „deutsch“-lastige Story mit einem spürbaren weiblichen wie amerikanischen Einfluss zu versehen. Ihre Figur soll den Zugang des Publikums zu den Geschehnissen erleichtern – unter anderem indem sie rhetorische Fragen in den Raum stellt sowie Erkenntnisse und als Fakten bestätigte Informationen kommentiert. Darüber hinaus hält sie eine Stellvertreter-Funktion inne: Sie schlägt uns immerzu die nächste Seite dieser Geschichte auf, weist auf beachtenswerte Details hin und wird zudem von demselben Bestreben vorangetrieben – wir wollen ebenso verstehen, wie es zu dem Unfassbaren kommen konnte, sind neugierig und fasziniert, wollen am Ende, trotz der vorab schon bekannten Einzelheiten, die Tat bzw das Video sehen, obwohl wir genau wissen, wie krank und abstoßend das Gebotene sein wird. Ihre finale Reaktion spiegelt dementsprechend (im übertragenen Sinne) die unsere wieder – das, was wir zu sehen erhalten, bewegt einen auf die eine oder andere Weise. Lange hatte das Thema sie regelrecht angezogen, prägte ihr eigenes Dasein, treib sie voran. Das Recherchieren der Einzelheiten hat den Sog des obsessiven Strudels permanent erhöht – bis sie, wie wir, am Ende gefühlsmäßig am Boden angelangt ist. Geschickt wurde ihre Rolle bis dato innerhalb der Konzeption dazu genutzt, auf der einen Seite Vergangenheit und Gegenwart zusammenzuführen, auf der anderen zugleich aber auch die inhaltlichen Pfade von Oliver und Simon miteinander zu verknüpfen. Die gesamte Zeit über ist Keri Russell (TV´s „Felicity“/„Mission Impossible 3“) auf sich allein gestellt, da sie unabhängig ihrer Co-Stars agiert. In einer früheren Fassung des Films sollten mehrere ihrer Hintergründe preisgegeben werden, u.a. in Gestalt eines von Nikolai Kinski („Fay Grim“) gespielten Freundes, dessen Szenen jedoch allesamt für die vorliegende Version entfernt wurden. Leicht isoliert vom zentralen Kern der Angelegenheit, hat sie einen schweren Stand, sich zu behaupten, was Keri allerdings relativ gut gelingt. Über den umfassenden Sinn bzw Unsinn ihrer Figur lässt sich gewiss diskutieren – über ihre fruchtbare Performance eigentlich nicht…
Da Katie´s Untersuchungen ja die Gegenwart markieren, besteht der Verlauf folglich überwiegend aus Rückblenden: Weitestgehend chronologisch im Kontext der jeweiligen Zeitebene angeordnet, erhalten wir Einblicke in die triste Kindheit der beiden Männer sowie ins Umfeld jener Ereignisse, welche sich im direkten Vorhinein des „Verbrechens“ entfalten – bis die Sichtung des Videos zum Schluss alle Stränge zusammenlaufen lässt. Die Aufnahmen der Heranwachsenden tauchte man in technisch bearbeitete, altem Filmmaterial nachempfundene, unsauber ablaufende Images – ein geläufiges Vorgehen, dass hier aber erneut dienlich funktioniert und eine intensive, deprimierende Stimmung transportiert. Zwar finden Klischees Verwendung, wie die ähnlich gearteten Einflüsse der Mütter auf die gesamte Entwicklung der Außenseiterexistenzen, stören hingegen höchstens im ersten Augenblick – nämlich bevor man realisiert, dass sie im Kontext doch recht schlüssig anmuten (das Motiv der Kindheit als Nährboden dieser gediehenen Wurzel griffen übrigens auch „Rammstein“ in ihrem von diesem Fall inspirierten Lied „Mein Teil“ auf). Die Einbindung der Flashbacks geschah fließend, die Grenze gen Horror-Genre wird mehr als einmal überschritten: Beispielsweise finden beim Ertrinken von Oliver´s Mutter im überfluteten Keller in regelmäßigen Abständen Schnitte zu Katie im Jetzt statt, wie jene genau diese betreffende Örtlichkeit „besichtigt“ – dabei plötzlich die alte Treppe unter ihr nachgibt, die Tür zuknallt und sie sich in völliger Dunkelheit wiederfindet. Das folgende Nutzen ihres Kamera-Blitzlichts fällt dementsprechend effektiv aus, steigert das ohnehin immerzu gegenwärtige ungemütliche Grundgefühl hin zu einer spitzen Ausprägung. Cinematographer Jonathan Sela („the Omen“ 2006) kleidete die düstere Materie in noch dunklere Bilder – selten habe ich ein von der Optik her bedrückenderes Werk gesehen. Der Score von Steven Gutheinz („the Good Mother“) passt sich diesem Eindruck nahtlos an. Die Welt da draußen ist, zumindest für einige, ein kalter, trostloser Ort. Abgegrenzt von der Gesellschaft finden manche nur in der Anonymität des Internets zueinander – nicht ihre Persönlichkeiten ziehen sie an, sondern ihre geteilten Vorstellungen und Vorlieben, die sich abseits der allgemeinen Norm befinden. Die Schönheit der Dinge liegt nunmal stets im Auge des Betrachters…
Mit seinem vorliegenden Spielfilmdebüt gelang dem in Berlin geborenen Musikvideo- und Werbeclip-Regisseur Martin Weisz („the Hills have Eyes 2“) ein morbider, ungemütlicher Psycho-Schocker, dem durchaus zu Recht einige angesehene Festival-Preise (u.a. im spanischen Sitges) verliehen wurden. Die erzeugte Atmosphäre ist zum Schneiden dicht, die Erzählweise angepasst ruhig – genauso wenig reißerisch wie der umfassende Rest. Auf blutrünstige Szenen wurde zugunsten einer subtilen Ungeschliffenheit verzichtet, die einem unweigerlich aufs Gemüt schlägt. Das Internet ist dabei ein entscheidendes Medium: So ziemlich alles kann man dort aufspüren sowie sich gar per Ausnutzen bestimmter Mittel und Wege beschaffen, es stellt den Perversen dieser Welt eine Plattform zur Verfügung und führte die Beteiligten dieser Geschichte zusammen – ohne das Web hätten sie sich wohl nie gefunden. Unabhängig der makaberen Umstände lässt sich die Art der Kontaktaufnahme (per Chatroom, Mails etc) stellvertretend für eine Vielzahl an Personengruppen in der heutigen Zeit ansehen, die im Netz nach Liebe bzw einem gleichgesinnten Partner suchen. In vielen anderen Motiven liegen ähnliche Kommentare zum aktuellen Zeitgeist verborgen, die es zu entdecken gilt. Vereinzelte plakative Momente, wie als sich Oliver daheim in seinem Zimmer „Faces of Death“ ansieht, sind nicht zu verleugnen und hätten eher in den Kontext von Brett Leonard´s 2005er „Feed“ gepasst (welcher diesen Tathergang seinerseits ja ebenso aufgriff), nehmen allerdings nie überhand. Ungünstige unfreiwillige Komik bietet leider die englische Originalversion, denn die kräftigen Akzente etlicher Darsteller sind unglücklicherweise fern von ideal einzuordnen. Das Drehbuch aus der Feder des Newcomers T.S.Faull fügt(e) viele faktische Details in einen tendenziell fiktional konzipierten Rahmen ein – und zwar schlüssig sowie akkurat anmutend, so dass die ganze Angelegenheit in dieser Hinsicht insgesamt einträglich funktioniert. Über bestimmte stilistische wie inszenatorische Entscheidungen, wie etwa Katie´s Einstellungen im zunehmenden Verlauf kontinuierlich die Farben zu entziehen, ließe sich sicherlich streiten, wenn man danach strebt – genauso wie über diverse weitere Fragen in diesem kontroversen Zusammenhang (War es richtig, dieses Projekt zu realisieren? Ist das Aufführungsverbot hierzulande gerechtfertig? War es Mord – oder „nur“ Tötung auf Verlangen? etc). Wie die junge Studentin suchen auch wir, die Zuschauer, nach Antworten – erhalten aber keine geboten bzw auf dem Silbertablett vorgesetzt. Auf einen klaren, konkreten Ausklang der Handlung wurde hier bewusst verzichtet – man wird stattdessen mit Interpretationsansätzen und Denkanstößen zurückgelassen. Wer zu bequem ist, seinen eigenen Kopf zu bemühen und nur auf unterhaltsame, passive Berieselung aus ist, sollte ohnehin einen Bogen um diesen Film machen…
Fazit: Weisz und Faull präsentieren uns, anstelle einer sensationslüsternen Aufarbeitung eines der schockierendsten Verbrechen der deutschen Nachkriegsgeschichte, auf der Basis jener einprägsamen Tat eine eindringliche, differenzierte Auseinandersetzung mit zeitgemäßen Themen wie Einsamkeit oder verschiedenen (Ab-)Arten der Liebe. Trotz der verspürten Abscheu kann eine moralische Verurteilung am Ende kaum mehr stattfinden, denn wir lernen diese zwei Individuen auf eine gewisse Weise zu verstehen. „Rohtenburg“ ist also, unabhängig einiger nicht zu leugnenden Schwächen, ein interessanter, stimmiger, abgründiger sowie extrem düsterer Psycho-Thriller, der sich gelegentlich Elementen des Horror-Genres bedient, allerdings im Grunde genommen eigentlich nur das ist, was der Arbeitstitel damals hervorragend auf den Punkt gebracht hat: „A Grimm Love Story“…
In Deutschland ist bislang noch immer keine legale Fassung des Films zu haben - wer will, findet jedoch entsprechende DVD-Veröffentlichungen u.a. in Australien, Holland und Schweden.