Captivity
Verfasst: 27.01.2008, 20:47
Captivity
Originaltitel: Captivity
Herstellungsland: Russland / USA
Erscheinungsjahr: 2007
Regie: Roland Joffé
Darsteller: Elisha Cuthbert, Daniel Gillies, Pruitt Taylor Vince, Laz Alonso, Michael Harney, Olivia Negron, Chrysta Olson u.a.
It Girl Jennifer bekommt in einem Szeneclub eine Droge in ihren Drink gemischt und wird besinnungslos. Als sie wieder erwacht, befindet sie sich in einem dunklen Kellerloch und wird von einem Unbekannten in regelmäßigen Abständen drangsaliert. Hoffnung macht ihr nur ein Mithäftling, der in einem benachbarten Kellerloch gefangen gehalten wird. Wird sie mit ihm fliehen können?
Soviel vorweg: Wirklich interessant ist die Antwort auf diese Frage wahrlich nicht. Ursache dafür ist die wirklich witzlose Charakterzeichnung aller Figuren in Captivity. Jennifer definiert sich einzig über ihr Aussehen, ihren Modelberuf und ihren Handtaschenhund. Mehr erfährt man über sie nicht und dennoch soll den Zuschauer interessieren, was aus ihr werden könnte! Soviel vorweg: Es funktioniert nicht. Wer nun meint, der Film lege vielleicht sein Hauptaugenmerk auf den Täter, der wird sich genauso schnell getäuscht sehen. Denn auch der Täter ist dem Drehbuch absolut Wumpe.
Worauf der Film dann eigentlich hinauswill? Das weiß er offensichtlich selbst nicht so recht. Ergo lanciert er einen Twist, der sich meilenweit vorher ankündigt (was an den doch arg limitierten schauspielerischen Fähigkeiten aller Darsteller liegt) und türmt Logikfehler um Logikfehler auf immer hanebüchenere Storyentwicklungen. So hat die malträtierte Jennifer irgendwann einfach nur Lust zu poppen. Die Folge ist eine Sexszene, die genauso motiviert daherkommt, wie die Rubbelei in Uwe Bolls Alone in the Dark Kinocut. Dank derartig dummer Einlagen und der nicht vorhandenen Identifikationsfiguren sinkt das Involvement des Zuschauers massiv gen Kellerlochregionen. Doch vor allem das eingebundene blutige Gematsche gerät so unversehens zu einem Hort der Langeweile, der nicht für eine Sekunde mitzunehmen vermag!
So inszeniert Roland Joffe (früher immerhin mal ein geachteter Regisseur dank Filmen wie The Killing Fields oder The Mission) an allen Zielgruppen vorbei. Für den Torture Porn Fan ist das Gebotene einfach zu belanglos, für den Thrillerfan wird's dann ab und an zu eklig und für die Elisha Cuthbert Fans gibt's einfach nicht genug nackte Haut ;-). Dabei merkt man dem Film extrem an, dass er einst als Thriller geplant war und dank der "Erfolge" von Hostel und Co. in eine eher splatternde Richtung gedrängt werden sollte. Dies funktioniert zu keinem Zeitpunkt, da die Splatter/Foltereinlagen ziemlich angehängt wirken und obendrein erstaunlich folgenlos für den weiteren Fortlauf des Filmes bleiben. Was freilich auch der filminhärenten Logik überhaupt nicht bekommt. Beispielsweise erhält Jennifer irgendwann mal menschliche Körperteile und Blut in pürierter Form einverleibt. Sie fällt dabei in Ohnmacht, sollte sich aber eigentlich logischerweise in alle Himmelsrichtungen übergeben, da der menschliche Magen Blut und Co. in dieser Menge eigentlich nicht verdauen kann. Doch Jennifer - offenbar geübt im Kannibalismus - fällt nur in einen schneewittchengleichen Schlaf, sieht bezaubernd aus und thematisiert diese Folterung in keiner Sekunde der noch folgenden Filmminuten.
Und so "funktionieren" alle herzhafteren Einlagen in Captivity, was die Wirkung abseits des nicht vorhandenen Involvements noch mehr nach unten schraubt. Wer jetzt meint, ich sei eventuell zu mäklig, der darf mir gerne einmal ein paar der weniger problematischen Momente des Filmes erklären. Als da wären: Cops, die sich im Haus des Verdächtigen ein Basketballspiel im TV anschauen, beständiges Pumpgungeballer in dem Haus, das keinem Nachbarn auffällt, ein Homevideo, dass alle Merkmale eines modernen Hollywoodhochglanzfilmes aufweist wie Kamerafahrten, Schnitt-Gegenschnitt und x-Perspektiven (LOL) und ein Psycho, der Elisha Cuthbert im Keller gefangen hält und sie ihre Klamotten anbehalten lässt ... Hallo? ;-).
Und auch wenn Roland Joffe mit seinem neuen Film storytechnisch vollkommen enttäuscht, ist er zugleich dennoch die wichtigste Bank, die Captivity einigermaßen erträglich macht. Denn der Düsterlook, den er seinem Streifen angedeihen lässt, hat absolut Klasse, wobei es mir vor allem die ersten 10 - 15 Minuten angetan haben, in denen Joffe tolle Bild-Musik Collagen erschafft und mit erstaunlich wenig (im Grunde gar keinem) Dialog auskommt. Leider entgleiten ihm dann einige Szenen, die eigentlich echte Spannungsspitzen hätten liefern sollen, vollends. Beispielsweise will die bei The Cell geklaute Szene, in der das Gefängnis von Jennifer mit Sand volläuft (für die Besserwisser: bei The Cell war's freilich Wasser), überhaupt nicht funktionieren, weil man sich auch hier permanent fragt, wie es sein kann, dass Frau Cuthbert beständig AUF dem Sand liegt und niemals von ihm umschlossen wird ... sehr seltsam. Und ähnlich katastrophal misslingen Joffe eben einige von der Intention her spannende Momente. Sehr traurig.
Was unisono für die Darsteller gilt. Elisha hat ihre besten Szenen, wenn sie mit wirklich nett wogendem Dekollete auf die Kamera zugekrochen kommt oder die Kamera ihr gleich unverhohlen hineinkriecht. Auf ihre darstellerischen Fähigkeiten konnte sich Joffe ansonsten wohl kaum einen Reim machen, denn die Cuthbert muss nicht wirklich viel mehr machen als gut aussehen und ein wenig hirnverbrannt in hitzigen Situationen agieren. Freilich wird sie auch vom Drehbuch extremst alleingelassen. Zu Daniel Gillies kann man nicht allzu viel sagen, ohne den Film komplett zu zerspoilern, was im Endeffet aber auch nicht besonders verheerend wäre. Der Film funktioniert so oder so nicht. Ich kann nur sagen, dass ich Gillies teils echt erbärmlich fand und dass er eigentlich die größte Wut aufs Drehbuch haben sollte, ist seine Figur doch einfach hanebüchener Mist ins Quadrat. Pruitt Taylor Vince, der herrliche "Freak" mit den beständig hin und herwackelnden Augäpfeln, der in Identität einen so herrlich uneinschätzbaren Killer geben durfte, wird von Captivity dann gleich einmal komplett verschenkt. So als hätte der Film irgendeinen Grund, seine Trümpfe mit vollen Händen aus dem Fenster zu schmeißen. Der Rest vom Cast ist ... egal, bzw. spielt in dem drei Personen Stück eben wirklich keine Rolle.
Was bleibt, ist ein Streifen, der handwerklich solide umgesetzt wurde, ansonsten aber mühelos zum Bodensatz des zunehmend belangloser und immer langweiliger werdenden Toture Porn Genres gezählt werden kann. Und selbst wenn man die Foltereinlagen streichen würde, würde nicht viel mehr als ein mieser Thrillerversuch zurückbleiben, der einem Angst um Bange um das Talent seines Regisseurs werden lässt.
In den USA existiert eine Unrated als auch eine R-Rated Version des Streifens (Vergleich). Die Unrated wurde dabei wieder im Framebereich und vor allem dialogtechnisch usw. verändert. Die wesentlichste Änderung ist ein alternatives Ende, über dessen Sinn an dieser Stelle durchaus gerne diskutiert werden darf ;-). Die deutsche Version wird uncut und mit einer SPIO/JK Freigabe der R-Rated entsprechen. Eine gekürzte Version der R-Rated wird es auch geben, diese dann mit KJ Freigabe.
In diesem Sinne:
freeman
Originaltitel: Captivity
Herstellungsland: Russland / USA
Erscheinungsjahr: 2007
Regie: Roland Joffé
Darsteller: Elisha Cuthbert, Daniel Gillies, Pruitt Taylor Vince, Laz Alonso, Michael Harney, Olivia Negron, Chrysta Olson u.a.
It Girl Jennifer bekommt in einem Szeneclub eine Droge in ihren Drink gemischt und wird besinnungslos. Als sie wieder erwacht, befindet sie sich in einem dunklen Kellerloch und wird von einem Unbekannten in regelmäßigen Abständen drangsaliert. Hoffnung macht ihr nur ein Mithäftling, der in einem benachbarten Kellerloch gefangen gehalten wird. Wird sie mit ihm fliehen können?
Soviel vorweg: Wirklich interessant ist die Antwort auf diese Frage wahrlich nicht. Ursache dafür ist die wirklich witzlose Charakterzeichnung aller Figuren in Captivity. Jennifer definiert sich einzig über ihr Aussehen, ihren Modelberuf und ihren Handtaschenhund. Mehr erfährt man über sie nicht und dennoch soll den Zuschauer interessieren, was aus ihr werden könnte! Soviel vorweg: Es funktioniert nicht. Wer nun meint, der Film lege vielleicht sein Hauptaugenmerk auf den Täter, der wird sich genauso schnell getäuscht sehen. Denn auch der Täter ist dem Drehbuch absolut Wumpe.
Worauf der Film dann eigentlich hinauswill? Das weiß er offensichtlich selbst nicht so recht. Ergo lanciert er einen Twist, der sich meilenweit vorher ankündigt (was an den doch arg limitierten schauspielerischen Fähigkeiten aller Darsteller liegt) und türmt Logikfehler um Logikfehler auf immer hanebüchenere Storyentwicklungen. So hat die malträtierte Jennifer irgendwann einfach nur Lust zu poppen. Die Folge ist eine Sexszene, die genauso motiviert daherkommt, wie die Rubbelei in Uwe Bolls Alone in the Dark Kinocut. Dank derartig dummer Einlagen und der nicht vorhandenen Identifikationsfiguren sinkt das Involvement des Zuschauers massiv gen Kellerlochregionen. Doch vor allem das eingebundene blutige Gematsche gerät so unversehens zu einem Hort der Langeweile, der nicht für eine Sekunde mitzunehmen vermag!
So inszeniert Roland Joffe (früher immerhin mal ein geachteter Regisseur dank Filmen wie The Killing Fields oder The Mission) an allen Zielgruppen vorbei. Für den Torture Porn Fan ist das Gebotene einfach zu belanglos, für den Thrillerfan wird's dann ab und an zu eklig und für die Elisha Cuthbert Fans gibt's einfach nicht genug nackte Haut ;-). Dabei merkt man dem Film extrem an, dass er einst als Thriller geplant war und dank der "Erfolge" von Hostel und Co. in eine eher splatternde Richtung gedrängt werden sollte. Dies funktioniert zu keinem Zeitpunkt, da die Splatter/Foltereinlagen ziemlich angehängt wirken und obendrein erstaunlich folgenlos für den weiteren Fortlauf des Filmes bleiben. Was freilich auch der filminhärenten Logik überhaupt nicht bekommt. Beispielsweise erhält Jennifer irgendwann mal menschliche Körperteile und Blut in pürierter Form einverleibt. Sie fällt dabei in Ohnmacht, sollte sich aber eigentlich logischerweise in alle Himmelsrichtungen übergeben, da der menschliche Magen Blut und Co. in dieser Menge eigentlich nicht verdauen kann. Doch Jennifer - offenbar geübt im Kannibalismus - fällt nur in einen schneewittchengleichen Schlaf, sieht bezaubernd aus und thematisiert diese Folterung in keiner Sekunde der noch folgenden Filmminuten.
Und so "funktionieren" alle herzhafteren Einlagen in Captivity, was die Wirkung abseits des nicht vorhandenen Involvements noch mehr nach unten schraubt. Wer jetzt meint, ich sei eventuell zu mäklig, der darf mir gerne einmal ein paar der weniger problematischen Momente des Filmes erklären. Als da wären: Cops, die sich im Haus des Verdächtigen ein Basketballspiel im TV anschauen, beständiges Pumpgungeballer in dem Haus, das keinem Nachbarn auffällt, ein Homevideo, dass alle Merkmale eines modernen Hollywoodhochglanzfilmes aufweist wie Kamerafahrten, Schnitt-Gegenschnitt und x-Perspektiven (LOL) und ein Psycho, der Elisha Cuthbert im Keller gefangen hält und sie ihre Klamotten anbehalten lässt ... Hallo? ;-).
Und auch wenn Roland Joffe mit seinem neuen Film storytechnisch vollkommen enttäuscht, ist er zugleich dennoch die wichtigste Bank, die Captivity einigermaßen erträglich macht. Denn der Düsterlook, den er seinem Streifen angedeihen lässt, hat absolut Klasse, wobei es mir vor allem die ersten 10 - 15 Minuten angetan haben, in denen Joffe tolle Bild-Musik Collagen erschafft und mit erstaunlich wenig (im Grunde gar keinem) Dialog auskommt. Leider entgleiten ihm dann einige Szenen, die eigentlich echte Spannungsspitzen hätten liefern sollen, vollends. Beispielsweise will die bei The Cell geklaute Szene, in der das Gefängnis von Jennifer mit Sand volläuft (für die Besserwisser: bei The Cell war's freilich Wasser), überhaupt nicht funktionieren, weil man sich auch hier permanent fragt, wie es sein kann, dass Frau Cuthbert beständig AUF dem Sand liegt und niemals von ihm umschlossen wird ... sehr seltsam. Und ähnlich katastrophal misslingen Joffe eben einige von der Intention her spannende Momente. Sehr traurig.
Was unisono für die Darsteller gilt. Elisha hat ihre besten Szenen, wenn sie mit wirklich nett wogendem Dekollete auf die Kamera zugekrochen kommt oder die Kamera ihr gleich unverhohlen hineinkriecht. Auf ihre darstellerischen Fähigkeiten konnte sich Joffe ansonsten wohl kaum einen Reim machen, denn die Cuthbert muss nicht wirklich viel mehr machen als gut aussehen und ein wenig hirnverbrannt in hitzigen Situationen agieren. Freilich wird sie auch vom Drehbuch extremst alleingelassen. Zu Daniel Gillies kann man nicht allzu viel sagen, ohne den Film komplett zu zerspoilern, was im Endeffet aber auch nicht besonders verheerend wäre. Der Film funktioniert so oder so nicht. Ich kann nur sagen, dass ich Gillies teils echt erbärmlich fand und dass er eigentlich die größte Wut aufs Drehbuch haben sollte, ist seine Figur doch einfach hanebüchener Mist ins Quadrat. Pruitt Taylor Vince, der herrliche "Freak" mit den beständig hin und herwackelnden Augäpfeln, der in Identität einen so herrlich uneinschätzbaren Killer geben durfte, wird von Captivity dann gleich einmal komplett verschenkt. So als hätte der Film irgendeinen Grund, seine Trümpfe mit vollen Händen aus dem Fenster zu schmeißen. Der Rest vom Cast ist ... egal, bzw. spielt in dem drei Personen Stück eben wirklich keine Rolle.
Was bleibt, ist ein Streifen, der handwerklich solide umgesetzt wurde, ansonsten aber mühelos zum Bodensatz des zunehmend belangloser und immer langweiliger werdenden Toture Porn Genres gezählt werden kann. Und selbst wenn man die Foltereinlagen streichen würde, würde nicht viel mehr als ein mieser Thrillerversuch zurückbleiben, der einem Angst um Bange um das Talent seines Regisseurs werden lässt.
In den USA existiert eine Unrated als auch eine R-Rated Version des Streifens (Vergleich). Die Unrated wurde dabei wieder im Framebereich und vor allem dialogtechnisch usw. verändert. Die wesentlichste Änderung ist ein alternatives Ende, über dessen Sinn an dieser Stelle durchaus gerne diskutiert werden darf ;-). Die deutsche Version wird uncut und mit einer SPIO/JK Freigabe der R-Rated entsprechen. Eine gekürzte Version der R-Rated wird es auch geben, diese dann mit KJ Freigabe.
In diesem Sinne:
freeman