Shrooms - Im Rausch des Todes
Verfasst: 25.06.2008, 17:42
Shrooms - Im Rausch des Todes
Originaltitel: Shrooms
Herstellungsland: Irland
Erscheinungsjahr: 2006
Regie: Paddy Breathnach
Darsteller: Lindsey Haun, Jack Huston, Max Kasch, Maya Hazen, Alice Greczyn, Don Wycherley, Sean McGinley, Robert Hoffman
DRUGS ARE GOOD, M'KAY?
“I believe that God left certain drugs growing naturally upon our planet to help speed up and facilitate our evolution. OK, not the most popular idea ever expressed. Either that or you're all real high and agreeing with me in the only way you can right now.”
, sprach’s der US-Comedian Bill Hicks und leitet dem Teenie-Horrorfilm damit möglicherweise sogar den Weg aus seiner kreativen Sackgasse.
Immerhin - wer will das bestreiten - gibt es in den letzten Jahren nichts Schematischeres auf dem Horrorsektor als den Teenie-Slasher. Die Kids treffen sich, machen Party und dann kommt Jemand oder Etwas daher und lässt Blut auf das Erdreich regnen. Der von den mechanischen Abläufen paralysierte Zuschauer hat die ewiggleiche Chose immer aus derselben Perspektive zu ertragen: beobachtend. Aus dem Spannerblickfeld. Als wäre man dabei, aber nicht mittendrin.
Was nützt schon ein verändertes Killerdesign, wenn die Abläufe doch immer gleich bleiben? Ob degenerierter Hinterwäldler, maskierter Freak, Traumfigur oder Psychopath aus wohlhabenden Kreisen, am Ende läuft es ja doch immer nur auf die gleiche Konfrontation hinaus.
Nun - Pilze sind die Antwort. Eine Wahrnehmungserweiterung muss her, damit der Zuschauer sich nicht in seinem festgefahrenen Tunnelblick einklemmt und bloß Typ x von Schema A zuschaut.
“Shrooms” setzt also alles auf die Karte “neue Perspektive” und gewinnt dabei durchaus einiges. Effektiver Schnittmontagen und visueller Effekte zum Dank, die das reale Blickfeld zunehmend zugunsten eines Hirngespinstes aufweichen, sorgen für eine ausgesprochen egozentrische Filmwahrnehmung, die diesen irischen Genrevertreter schon mal aus dem Mittelmaß und der Bedeutungslosigkeit heraushebt.
Das in kalten Farben eingefangene Waldgebiet wirkt mit seinen kahlen Baumstämmen wie ein Labyrinth, dessen Wände sich permanent verschieben. Im Dunkeln schälen sich fast unbemerkt Formen aus den Schatten, Gestalten kommen zum Vorschein und verschwinden wieder. Zwischendrin spricht auch mal eine Kuh, obwohl Humor nicht gerade groß geschrieben wird und mit Zuspitzung der Situation dann auch komplett verschwindet. Aber Dinge verlieren ihre feste Form und verschmelzen miteinander, die Lagerfeuergeschichten werden wirklich und das Gruppenerlebnis unwirklich. Angetrieben durch eine Schlüsselfigur in einer schwarzen Kutte durchströmen Schockeffekte den Handlungsfluss, die man erlebt wie in Hypnose. Sie sind da, die Schocks, aber irgendwie ist man selbst nur halb anwesend, um sie zu erleben.
Das funktioniert soweit alles wunderbar prächtig, so dass die Rechnung tatsächlich aufgeht. Eines eher höhepunktlosen, sehr linearen und gleichmäßigen Aufbaus zum Trotz erfreut es den Genrefan, mal auf einem Level zu sein, das ihm nicht erlaubt, jeden Schritt vorherzusagen. Die Handlung ist absurd und das Beste daran ist: sie darf es sein! Ist ja alles nur ein Trip.
Oder doch nicht? Gerade dieses gefährliche Halbwissen macht den Reiz aus an diesem Tanz auf der Metaebene der pilzbedingten Bewusstseinserweiterung.
Der Haken an der Sache liegt aber mal wieder im Figureninterieur, das nichtssagender kaum sein könnte. Die Charakterexposition ist eine Katastrophe angesichts des Umstandes, dass man da wirklich nichts über niemanden erfährt. Und dann der verknotete Schluss. Dass nicht nur seit Shyamalan neuerdings wieder gerne Twist getanzt wird, lässt sich einmal mehr beobachten, aber längst hat sich das Prinzip, auf dem unter anderem auch Vertreter wie “Dead End” und “Reeker” pochten, selbst in jene Sackgasse manövriert, in welcher der Slasherfilm schon lange steckt.
Und so macht sich dieser irische Pilzfilm auf, den Horrorfilmliebhabern eine neue, spannende Perspektive zu gewähren, um darüber hinaus zu vergessen, auch in den restlichen Ecken die Spinnweben wegzuwischen. “Shrooms” ist letztlich auch nur Standardware - sieht aber eben überhaupt nicht danach aus. Und inzwischen sind wir an dem Punkt angelangt, an dem Experimentalismus in höherer Gunst steht als solides Handwerk. So geht’s jedenfalls mir. Und das möchte ich den Iren hoch anrechnen.
Review zur DVD gibts bei den Narren.
Originaltitel: Shrooms
Herstellungsland: Irland
Erscheinungsjahr: 2006
Regie: Paddy Breathnach
Darsteller: Lindsey Haun, Jack Huston, Max Kasch, Maya Hazen, Alice Greczyn, Don Wycherley, Sean McGinley, Robert Hoffman
DRUGS ARE GOOD, M'KAY?
“I believe that God left certain drugs growing naturally upon our planet to help speed up and facilitate our evolution. OK, not the most popular idea ever expressed. Either that or you're all real high and agreeing with me in the only way you can right now.”
, sprach’s der US-Comedian Bill Hicks und leitet dem Teenie-Horrorfilm damit möglicherweise sogar den Weg aus seiner kreativen Sackgasse.
Immerhin - wer will das bestreiten - gibt es in den letzten Jahren nichts Schematischeres auf dem Horrorsektor als den Teenie-Slasher. Die Kids treffen sich, machen Party und dann kommt Jemand oder Etwas daher und lässt Blut auf das Erdreich regnen. Der von den mechanischen Abläufen paralysierte Zuschauer hat die ewiggleiche Chose immer aus derselben Perspektive zu ertragen: beobachtend. Aus dem Spannerblickfeld. Als wäre man dabei, aber nicht mittendrin.
Was nützt schon ein verändertes Killerdesign, wenn die Abläufe doch immer gleich bleiben? Ob degenerierter Hinterwäldler, maskierter Freak, Traumfigur oder Psychopath aus wohlhabenden Kreisen, am Ende läuft es ja doch immer nur auf die gleiche Konfrontation hinaus.
Nun - Pilze sind die Antwort. Eine Wahrnehmungserweiterung muss her, damit der Zuschauer sich nicht in seinem festgefahrenen Tunnelblick einklemmt und bloß Typ x von Schema A zuschaut.
“Shrooms” setzt also alles auf die Karte “neue Perspektive” und gewinnt dabei durchaus einiges. Effektiver Schnittmontagen und visueller Effekte zum Dank, die das reale Blickfeld zunehmend zugunsten eines Hirngespinstes aufweichen, sorgen für eine ausgesprochen egozentrische Filmwahrnehmung, die diesen irischen Genrevertreter schon mal aus dem Mittelmaß und der Bedeutungslosigkeit heraushebt.
Das in kalten Farben eingefangene Waldgebiet wirkt mit seinen kahlen Baumstämmen wie ein Labyrinth, dessen Wände sich permanent verschieben. Im Dunkeln schälen sich fast unbemerkt Formen aus den Schatten, Gestalten kommen zum Vorschein und verschwinden wieder. Zwischendrin spricht auch mal eine Kuh, obwohl Humor nicht gerade groß geschrieben wird und mit Zuspitzung der Situation dann auch komplett verschwindet. Aber Dinge verlieren ihre feste Form und verschmelzen miteinander, die Lagerfeuergeschichten werden wirklich und das Gruppenerlebnis unwirklich. Angetrieben durch eine Schlüsselfigur in einer schwarzen Kutte durchströmen Schockeffekte den Handlungsfluss, die man erlebt wie in Hypnose. Sie sind da, die Schocks, aber irgendwie ist man selbst nur halb anwesend, um sie zu erleben.
Das funktioniert soweit alles wunderbar prächtig, so dass die Rechnung tatsächlich aufgeht. Eines eher höhepunktlosen, sehr linearen und gleichmäßigen Aufbaus zum Trotz erfreut es den Genrefan, mal auf einem Level zu sein, das ihm nicht erlaubt, jeden Schritt vorherzusagen. Die Handlung ist absurd und das Beste daran ist: sie darf es sein! Ist ja alles nur ein Trip.
Oder doch nicht? Gerade dieses gefährliche Halbwissen macht den Reiz aus an diesem Tanz auf der Metaebene der pilzbedingten Bewusstseinserweiterung.
Der Haken an der Sache liegt aber mal wieder im Figureninterieur, das nichtssagender kaum sein könnte. Die Charakterexposition ist eine Katastrophe angesichts des Umstandes, dass man da wirklich nichts über niemanden erfährt. Und dann der verknotete Schluss. Dass nicht nur seit Shyamalan neuerdings wieder gerne Twist getanzt wird, lässt sich einmal mehr beobachten, aber längst hat sich das Prinzip, auf dem unter anderem auch Vertreter wie “Dead End” und “Reeker” pochten, selbst in jene Sackgasse manövriert, in welcher der Slasherfilm schon lange steckt.
Und so macht sich dieser irische Pilzfilm auf, den Horrorfilmliebhabern eine neue, spannende Perspektive zu gewähren, um darüber hinaus zu vergessen, auch in den restlichen Ecken die Spinnweben wegzuwischen. “Shrooms” ist letztlich auch nur Standardware - sieht aber eben überhaupt nicht danach aus. Und inzwischen sind wir an dem Punkt angelangt, an dem Experimentalismus in höherer Gunst steht als solides Handwerk. So geht’s jedenfalls mir. Und das möchte ich den Iren hoch anrechnen.
Review zur DVD gibts bei den Narren.