M3gan (Uncut-Heimkino-Version, nicht Schnulli-Kinofassung)
Wenn man das Konzept von "Chucky" für die aktuelle Teeniegeneration nicht komplett ablehnt, ist "M3gan" schon ein okayer Puppenslasher. Zwar keine Großtat, wie man nach manchen Vorschusslorbeeren denken konnte, aber auch nicht schlecht. Als Satire auf künstliche Intelligenz, Businesskultur und ausgelagerte Erziehung ist der in Grundzügen von James Wan erdachte Film jetzt nicht allzu spitz, hat in erster Linie Offensichtlichkeiten wie cholerische Bosse mit Blick auf die Bottom Line oder blauäugigen Fortschrittsglauben zu bieten. Es gibt noch zwei weitere zentrale Kritikpunkte. Zum einen scheint die Hauptfigur, wie freeman es schreibt, etwas wenig vom Tod der eigenen Schwester berührt zu sein, aber "M3gan" will ja ein Horrorfilm sein und kein Trauerdrama. Zumal die eigentliche Hauptaussage, dass Gemma mit dem ungewollten Muttersein hadert, gut rübergebracht wird. Schwerer wirkt Kritikpunkt Nummer zwei: "M3gan" braucht ganz schön lange, um in die Pötte zu kommen. Fast die Hälfte des Films geht für die Exposition drauf, ehe das Austicken bei der Titelgeberin beginnt.
Der Bodycount ist dann auch nicht allzu hoch, die Fallhöhe leider auch nicht, da eigentlich nur Figuren wie die nervige Nachbarin dran glauben müssen, um die es eh nicht schade ist. Dafür sind die Tode hübsch garstig, wenn M3gan mit Unkrautvernichter oder Papierschneider zu Werke geht. Die von freeman kritisierte Tanzeinlage fand ich nicht deplaziert: Schließlich dürften TikTok-Dances genau das sein, was lernfähige Spielzeuge mit den Kindern von heute veranstalten, zum anderen wirkt es ein wenig wie die Puppen-Tanz-Version der berühmte "Reservoir Dogs"-Szene. Die Titelfigur ist souverän mit einem Mix aus Animatronics, CGI und körperlich sehr fitter Kinderdarstellerin in Szene gesetzt, der Showdown im Eigenheim ist eine starke Sache, auch durch den (durchaus erwartbaren) Einsatz einer weiteren Gemma-Erfindung. Sowieso hat "M3gan" einige gelungene Set-Pieces zu bieten (wie M3gan vs. das Bully-Arschlochkind) und schwarzen Humor, könnte aber Feintuning in Sachen Charaktere und Aufteilung der Handlungselemente verdienen. Ein solider Beitrag, aber klar mit Luft nach oben, gerade im Vergleich zu den Regiearbeiten seines Produzenten und Storylieferanten James Wan.

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