Zombieland
Verfasst: 17.12.2009, 08:33
Zombieland
Originaltitel: Zombieland
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2009
Regie: Ruben Fleischer
Darsteller: Jesse Eisenberg, Woody Harrelson, Emma Stone, Abigail Breslin, Amber Heard, Bill Murray, Derek Graf, Jacob G. Akins, Hunter Aldridge, Elle Alexander u.a.
Vor Jahr und Tag begab es sich, da biss ein Mensch in einen BSE verseuchten Burger, schlief ein und als er erwachte, war er ein Zombie. Und wie man weiß, ist da, wo ein Zombie ist, meist ein zweiter nicht weit. Und obwohl Zombies unter fleischlichen Gelüsten meist etwas anderes verstehen als Ottonormalverbraucher, vermehren sie sich wie die Fliegen. Das Ergebnis: Fast alle Menschen wurden zombiefiziert! Entwicklungen, von denen Columbus nichts mitbekommen hat. Denn Columbus ist ein Nerd, wie er im Buche steht. World of Warcraft ersetzte sein Sozialleben und diverse Phobien hielten ihn davon ab, sich zu sehr mit der Außenwelt zu beschäftigen. Als eines Tages seine scharfe Nachbarin bei ihm klingelt und am liebsten ein Stück Columbus aus ihm herausreißen würde, wird es ihm mit einem Emailledeckel um sich schlagend bewusst: Die Welt ist nicht mehr das, was sie mal war. Sie ist jetzt Zombieland. Nur aufgrund eines umfangreichen Regelwerkes, das der Nerd für sich selbst erstellt, kann er fortan überleben und beschließt, andere Überlebende der Seuche zu finden. Auf dem Weg begegnet er Tallahassee und einem Schwesterpärchen. Alle auf der Suche nach einem letzten Funken Ordnung in der Welt …
Zombieland erfindet das Rad der Splatterkomödien und Zombiehommagen definitiv nicht neu, bedient aber alle Ingredienzien des Genres absolut souverän und punktet vor allem mit seinem wirklich herrlichen Sinn für Humor. Zwar befürchtet man bei einem Helden mit Reizdarmsyndrom schon das Schlimmste in Sachen Humorniveau, aber Zombieland begibt sich niemals in die Untiefen des aktuell in den USA so en vogue seienden Fäkalhumors. Alleine dafür ist man dem Film schon unwahrscheinlich dankbar. Stattdessen gibt es grandiose optische und verbale Gags, dass sich die Bretter nur so biegen. Insbesondere das grandiose Pärchen Columbus (Jesse Eisenberg) – Tallahassee (Woody Harrelson) ist der Hauptgrund für das Gelingen der Unternehmung Zombieland. Zwischen den beiden funktioniert die Chemie so hervorragend, dass in jeder gemeinsamen Szene die Humorfunken nur so sprühen. Im direkten Vergleich hat Eisenberg eher den erdenden Part abbekommen, während Harrelson in JEDER Szene brachial über die Stränge schlafen darf und einen Gag nach dem anderen vom Stapel lässt.
Wenn dann auf der Hälfte des Filmes die beiden Mädels Wichita (hübsch, aber recht egal: Emma Stone) und Little Rock (Abigail Breslin) zu diesem grandiosen Duo stoßen, empfindet man sie ungelogen als enorm störend. Und leider wird auch recht schnell klar, dass die Beiden nur für das Sentiment eingebracht werden und eben die neue „Kleinfamilie“ von Columbus vervollständigen sollen. Da man die beiden Figuren hinsichtlich ihrer Funktion leider viel zu schnell durchschaut und selbige auch nicht von dem absehbaren Schema abweichen, sorgen sie auch für enorme Pacingprobleme, was Zombieland, der sich im Mittelteil extrem auf die Figurenkonstellationen verlässt und das Zombiegemetzel in den Hintergrund rückt, einige empfindliche Längen beschert. Zudem ziehen sich die Zombies in dieser Phase netterweise pietätvoll zurück und harren der Dinge, die da kommen. Hier gibt es für eventuelle Fortsetzungen wirklich Nachholbedarf. Glücklicherweise wirkt Harrelson selbst in den ruhigen Momenten wie von der Leine gelassen und auch seine zunehmend witziger werdenden Interaktionen mit Abigail Breslin als Little Rock sorgen für einige Schmunzelmomente, die so manche Länge vergessen machen.
Am Ende holt Regisseur Ruben Fleischer dann die große Zombiekeule raus und haut noch einmal so richtig drauf. Zwar hält sich Zombieland in Sachen Splatter sehr zurück und präsentiert nur zu Beginn einige unappetitliche Fressszenen, aber der Bodycount ist doch enorm hoch und schlägt eben vor allem im Showdown munter Purzelbaum. Herausgeschossene Schädelteile oder abgerissene Körperteile werden dem Zuschauer aber vorenthalten. Stattdessen ist die Zombieaction sehr actionorientiert aufgezogen und setzt vor allem auf hohes Tempo und bleihaltige Luft …
Das Ganze wird unglaublich virtuos und flott montiert umgesetzt. Die Kamera bemüht sich um viel Aktivität, ist ständig in Bewegung, am Kreisen, am Fliegen usw. und die präsentierten Bilder von den heruntergekommenen Vereinigten Staaten machen enorm viel her. In optischer Hinsicht hat Zombieland aber noch einen grandiosen Kracher an Bord. Und zwar werden Columbus Überlebensregeln immer und immer wieder ins Geschehen eingebunden. Mal fliegen sie einem Untertitel gleich durchs Bild, mal ersetzen sie ein Autokennzeichen, mal verdecken sie den gesamten Bildinhalt und mal werden sie zersprengt, erschossen oder live verändert. Dabei versprühen diese Einblendungen einen lakonischen, teilweise grandios schwarzen Humor, der in jeder Szene genau den Ton trifft. Ein Stilmittel, das so wirklich in noch keinem Film eingesetzt wurde. Unter diesen Bildern rockt ein angenehm treibender Score, der wie der Film kaum Verschnaufpausen kennt und die Stimmung durchweg sehr gut trifft.
Zombieland ist einer dieser Filme, bei denen man schon in den ersten Augenblicken des Filmes spürt, dass man diesen Film einfach nur lieben kann. So erfahren wir in den ersten Minuten, wieso doppelt immer besser hält, Fitness wichtig ist, man öffentliche Klos meiden sollte und es nie gut ist, den Helden zu spielen. Es folgt ein hypergenial und rasend komischer Vorspann, brachial genial unterlegt mit Metallicas „For whom the Bell tolls“ und dann ist da schon Woody Harrelson im Film angekommen. Der nimmt als vollkommen Twinkiesverrückter zwar Jesse Eisenberg ein wenig zu sehr die Butter vom Brot, macht dabei aber wirklich jeden seiner einzelnen Auftritte zu einem grandiosen Happening. Leider hängt der Film im Mittelteil ein wenig durch und scheinbar gingen ihm auch figurentechnisch in diesem Abschnitt ein wenig die Ideen aus. Dafür wird man dann aber mit einem brachialen Zombiewegballershowdown mehr als nur versöhnt. Und falls ihr schon immer wissen wolltet, wie der Zombiekiller des Monats ausschaut … Auf nach Zombieland! Und wem das alles immer noch nicht reicht, der bekommt einen sexy Amber Heard Gastauftritt und wird sich bei dem Bill Murray Cameo vor Brüllen im Sessel winden … Dieser stellt irgendwann fest, dass er die Menschen irgendwie nie zum Lachen bringen konnte … Zombieland gelingt dies mit Leichtigkeit!
In diesem Sinne:
freeman
------------------------
-------------
Executor war im Moserland:
Was für eine verschenkte Chance! Und dabei hatte ich mich so auf den Streifen gefreut.
"Zombieland" ist wieder einer der Filme, wo ich anscheinend massivst gegen den Strom schwimme. Und verdammt, ich mag trashige Filme, sogar richtig trashiges Zeug des Öfteren, aber so oder so hätte ich auch gerne etwas inhaltlichen Zusammenhang, dieser geht "Zombieland" leider völlig ab.
Ohne groß auf die Alibi-Handlung einzugehen, an der sich der Film entlang hangelt um einen Gag nach dem Anderen abzuschießen, starte ich mal mit einem Beispiel, was mich so immens an diesem Film gestört hat:
Unser junger Nerd will ins Klo laufen, hält inne, denn er hat den richtigen Riecher, dass Zombies sich im Toiletten-Häuschen tummeln. Die kommen raus, verfolgen ihn, er geht zum Auto, versucht selbiges aufzuschließen, die Zombies sind zu nahe, also rennt er eine Runde um die Tankstelle, mit den beiden Flotten Zombies im Schlepptau, um etwas vorsprung zu haben, bevor er merkt, dass die Tür doch nicht abgeschlossen war.
Er setzt sich ins Auto, die Zombies sind knapp hinter ihm, aber auf dem Rücksitz wartet Überraschungszombie Nummero 3, der, als Nerdy hundert Meter weiter gegen ein Haus fährt, aus dem Auto geschleudert wird, aber sofort wieder angreift. Nerdy macht das Viech platt und...
...setzt sich erstmal auf den Straßenrand. Öh, hallo? Waren da nicht grad noch zwei rennende Zombies hinter dir?
Der von Woody Harrelson gespielte Talahasse taucht kurz danach auf, einziger, kleiner Lichtblick dieses gegen die Wand gefahrenen Zombie-Vehikels und die nächste Ärger-Szene kommt, als der funny Redneck mitten auf offener Straße, in einer verwüsteten Stadt einfach mal eben so ein Auto zusammentritt aus Frust.
Aber keine Sorge, spätestens hier fällt dann auf, dass die Zombies wohl gemütlich hinter der nächsten Ecke stehen und im Drehbuch leider lesen müssen, dass sie zu dieser Szene nicht eingeladen sind.
Die eigentliche Handlung die in etwa daraus besteht, dass die beiden Loser dauernd von zwei Frauen abgezockt und ohne Waffen und Transportmittel zurückgelassen werden in einer zombieinfizierten Welt, soll wohl auch lustig sein. Lustig ist auf jeden Fall der Fakt, dass auch nach dem zweiten Mal komplett abblitzen samt Waffen-Klau unsere Helden immer noch total entspannt sind, schließlich geht es hier ja auch nicht um Leben und Tod, ist ja nur ein Film.
Und nicht das ich hier falsch verstanden werde: Eine entspanntere Atmosphäre ist auch im Zombiefilm durchaus möglich, was hier allerdings mit soviel Erzwungenheit erreicht wird ist schlicht und ergreifend, dass man in die gesamte Situation keinerlei Linie reinbringen kann. Die Zombies kommen eben immer nur, wenn den Autoren nicht mehr viel einfällt und es mal wieder Zeit für Action ist. Aber leider auch sonst sind die Gags des Autoren-Duos keine Highlights.
Etwa der viel gelobte Gastauftritt eines alten Hollywood-Spaß-Urgesteins ist da so ein Fall: Hm, er taucht in seiner ersten Szene mit Zombie-Make-Up auf, entweder weil er total verrückt ist, oder weil man sich so echt tarnen kann, gibt sich einem Charakter zu erkennen und will dann die Anderen erschrecken. Wie das Ganze endet verrate ich lieber nicht, denn auf die Pointe kommt man nie! (Achtung: IRONIE!)
Zum Schluss gibt es dann ein total dummes Actionfinale, das eigentlich ganz cool aussieht, warum allerdings die überlebenden Mädels im Vergnügungspark alle Lichter anschalten um ne Runde Karussel zu fahren und jeden Zombie im Umkreis von 100 Meilen anzulocken, steht dann auch wieder auf einem anderen Blatt. Aber hey, bislang kamen die Viecher ja auch nicht, wenn man mitten in einer infizierten Stadt für zehn Minuten ein Auto schrottet, warum also jetzt? Richtig, denn das Drehbuch will es so!
Zwischendurch gibt es dann trotz allem noch ein, zwei gelungene Gags, die generelle Inszenierung weiß auch zu gefallen, aber allein aus "Woody Harrelson als Zombiejäger" hätte man SO VIEL mehr machen können, vom Rest ganz zu schweigen. Anscheinend hat sich "Zombieland" auch als "Coming-of-Age-Story mit Zombies" ausgegeben und Viele haben den Etikettenschwindel geschluckt.
Wenn es Coming-of-Age ist, sich von zwei Frauen mehrfast in Todesgefahr bringen zu lassen und dem blöden Weibervolk nicht einmal Parolie zu bieten ist also das aktuelle "Age" aus dem ge-comingt werden soll? Oder doch das "Age of the Nerds", weil Columbus, unser Nerdy, halt mal zwischendurch erwähnt, dass er vorher nicht wirklich rausgegangen ist?
Tja, hätte eigentlich auch funktioniert in Kombination mit dessen "Zombie-Überlebens-Regeln", nur leider gehen die nach den ersten zehn Minuten auch komplett den Bach runter. Mehr als "Sicher gehen, dass die Zombies tot sind!" gibt es da eh nicht und allein so Regeln wie "Spiel nicht den Helden!" hätten eine pointiert-zynische Vorstellung gebraucht, bevor am Ende natürlich diese goldene Regel dann doch gebrochen wird. Aber, wie gesagt, ein Film der verschenkten Chancen.
Zombie-Design und Action-Anteil gehen eigentlich klar, Woody Harrelson ist eh immer cool und ansonsten gibt es auch eine Hand voll gelungener Gags (etwa die "erschossenen Twinkys"), warum aber gerade dieser inhaltlich sinnlose Heuler nun eine Zombie-Fun-Renaissance darstellen soll, kann ich nur mit fortschreitender Geschmacksverkalkung durch einfach viel zu viele schlechte Big-Budget-Streifen erklären. Denn auch wenn es trashig, blöd oder gaga zu geht, so sollte man als Zuschauer nie das Gefühl haben, schlicht durch eine hohle Ansammlung von Platt-Pointen ohne ansatzweise inneren Zusammenhang geführt zu werden. Statt "Zombieland" empfehle ich dann lieber Klassiker wie "Return of the living dead" oder auch neuere Streifen, wie den B-Streifen "Dead & Deader", die wenigstens noch wissen, was sie da machen.
Für Teil 2 kann man nur hoffen, dass es inhaltlich besser wird, nachdem die beiden Typen hinter "Zombieland" nun aber sogar den neuen "G.I. Joe" wohl schreiben dürfen, sehe ich auch dahingehend schwarz, erst recht, wenn "Another Day in Zombieland" dann auch noch die Fehler des Erstlings kultivieren sollte. Aber bis dahin kann man ja schließlich noch hoffen, für "Zombieland" ist der Zug leider abgefahren:
(Davon zwei Punkte an Harrelson, der als einziger Charakter auch irgend eine Art von Tiefe zeigt, einen für den "Du hast die Twinkys erschossen!"-Gag und einen generell dafür, dass es ein Zombiefilm ist. Mit ganz viel Gutmütigkeit könnte ich noch einen weiteren Punkt für den tollen Vorspann geben, aber dafür hat mich "Zombieland" einfach zu sehr enttäuscht.)
Originaltitel: Zombieland
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2009
Regie: Ruben Fleischer
Darsteller: Jesse Eisenberg, Woody Harrelson, Emma Stone, Abigail Breslin, Amber Heard, Bill Murray, Derek Graf, Jacob G. Akins, Hunter Aldridge, Elle Alexander u.a.
Vor Jahr und Tag begab es sich, da biss ein Mensch in einen BSE verseuchten Burger, schlief ein und als er erwachte, war er ein Zombie. Und wie man weiß, ist da, wo ein Zombie ist, meist ein zweiter nicht weit. Und obwohl Zombies unter fleischlichen Gelüsten meist etwas anderes verstehen als Ottonormalverbraucher, vermehren sie sich wie die Fliegen. Das Ergebnis: Fast alle Menschen wurden zombiefiziert! Entwicklungen, von denen Columbus nichts mitbekommen hat. Denn Columbus ist ein Nerd, wie er im Buche steht. World of Warcraft ersetzte sein Sozialleben und diverse Phobien hielten ihn davon ab, sich zu sehr mit der Außenwelt zu beschäftigen. Als eines Tages seine scharfe Nachbarin bei ihm klingelt und am liebsten ein Stück Columbus aus ihm herausreißen würde, wird es ihm mit einem Emailledeckel um sich schlagend bewusst: Die Welt ist nicht mehr das, was sie mal war. Sie ist jetzt Zombieland. Nur aufgrund eines umfangreichen Regelwerkes, das der Nerd für sich selbst erstellt, kann er fortan überleben und beschließt, andere Überlebende der Seuche zu finden. Auf dem Weg begegnet er Tallahassee und einem Schwesterpärchen. Alle auf der Suche nach einem letzten Funken Ordnung in der Welt …
Zombieland erfindet das Rad der Splatterkomödien und Zombiehommagen definitiv nicht neu, bedient aber alle Ingredienzien des Genres absolut souverän und punktet vor allem mit seinem wirklich herrlichen Sinn für Humor. Zwar befürchtet man bei einem Helden mit Reizdarmsyndrom schon das Schlimmste in Sachen Humorniveau, aber Zombieland begibt sich niemals in die Untiefen des aktuell in den USA so en vogue seienden Fäkalhumors. Alleine dafür ist man dem Film schon unwahrscheinlich dankbar. Stattdessen gibt es grandiose optische und verbale Gags, dass sich die Bretter nur so biegen. Insbesondere das grandiose Pärchen Columbus (Jesse Eisenberg) – Tallahassee (Woody Harrelson) ist der Hauptgrund für das Gelingen der Unternehmung Zombieland. Zwischen den beiden funktioniert die Chemie so hervorragend, dass in jeder gemeinsamen Szene die Humorfunken nur so sprühen. Im direkten Vergleich hat Eisenberg eher den erdenden Part abbekommen, während Harrelson in JEDER Szene brachial über die Stränge schlafen darf und einen Gag nach dem anderen vom Stapel lässt.
Wenn dann auf der Hälfte des Filmes die beiden Mädels Wichita (hübsch, aber recht egal: Emma Stone) und Little Rock (Abigail Breslin) zu diesem grandiosen Duo stoßen, empfindet man sie ungelogen als enorm störend. Und leider wird auch recht schnell klar, dass die Beiden nur für das Sentiment eingebracht werden und eben die neue „Kleinfamilie“ von Columbus vervollständigen sollen. Da man die beiden Figuren hinsichtlich ihrer Funktion leider viel zu schnell durchschaut und selbige auch nicht von dem absehbaren Schema abweichen, sorgen sie auch für enorme Pacingprobleme, was Zombieland, der sich im Mittelteil extrem auf die Figurenkonstellationen verlässt und das Zombiegemetzel in den Hintergrund rückt, einige empfindliche Längen beschert. Zudem ziehen sich die Zombies in dieser Phase netterweise pietätvoll zurück und harren der Dinge, die da kommen. Hier gibt es für eventuelle Fortsetzungen wirklich Nachholbedarf. Glücklicherweise wirkt Harrelson selbst in den ruhigen Momenten wie von der Leine gelassen und auch seine zunehmend witziger werdenden Interaktionen mit Abigail Breslin als Little Rock sorgen für einige Schmunzelmomente, die so manche Länge vergessen machen.
Am Ende holt Regisseur Ruben Fleischer dann die große Zombiekeule raus und haut noch einmal so richtig drauf. Zwar hält sich Zombieland in Sachen Splatter sehr zurück und präsentiert nur zu Beginn einige unappetitliche Fressszenen, aber der Bodycount ist doch enorm hoch und schlägt eben vor allem im Showdown munter Purzelbaum. Herausgeschossene Schädelteile oder abgerissene Körperteile werden dem Zuschauer aber vorenthalten. Stattdessen ist die Zombieaction sehr actionorientiert aufgezogen und setzt vor allem auf hohes Tempo und bleihaltige Luft …
Das Ganze wird unglaublich virtuos und flott montiert umgesetzt. Die Kamera bemüht sich um viel Aktivität, ist ständig in Bewegung, am Kreisen, am Fliegen usw. und die präsentierten Bilder von den heruntergekommenen Vereinigten Staaten machen enorm viel her. In optischer Hinsicht hat Zombieland aber noch einen grandiosen Kracher an Bord. Und zwar werden Columbus Überlebensregeln immer und immer wieder ins Geschehen eingebunden. Mal fliegen sie einem Untertitel gleich durchs Bild, mal ersetzen sie ein Autokennzeichen, mal verdecken sie den gesamten Bildinhalt und mal werden sie zersprengt, erschossen oder live verändert. Dabei versprühen diese Einblendungen einen lakonischen, teilweise grandios schwarzen Humor, der in jeder Szene genau den Ton trifft. Ein Stilmittel, das so wirklich in noch keinem Film eingesetzt wurde. Unter diesen Bildern rockt ein angenehm treibender Score, der wie der Film kaum Verschnaufpausen kennt und die Stimmung durchweg sehr gut trifft.
Zombieland ist einer dieser Filme, bei denen man schon in den ersten Augenblicken des Filmes spürt, dass man diesen Film einfach nur lieben kann. So erfahren wir in den ersten Minuten, wieso doppelt immer besser hält, Fitness wichtig ist, man öffentliche Klos meiden sollte und es nie gut ist, den Helden zu spielen. Es folgt ein hypergenial und rasend komischer Vorspann, brachial genial unterlegt mit Metallicas „For whom the Bell tolls“ und dann ist da schon Woody Harrelson im Film angekommen. Der nimmt als vollkommen Twinkiesverrückter zwar Jesse Eisenberg ein wenig zu sehr die Butter vom Brot, macht dabei aber wirklich jeden seiner einzelnen Auftritte zu einem grandiosen Happening. Leider hängt der Film im Mittelteil ein wenig durch und scheinbar gingen ihm auch figurentechnisch in diesem Abschnitt ein wenig die Ideen aus. Dafür wird man dann aber mit einem brachialen Zombiewegballershowdown mehr als nur versöhnt. Und falls ihr schon immer wissen wolltet, wie der Zombiekiller des Monats ausschaut … Auf nach Zombieland! Und wem das alles immer noch nicht reicht, der bekommt einen sexy Amber Heard Gastauftritt und wird sich bei dem Bill Murray Cameo vor Brüllen im Sessel winden … Dieser stellt irgendwann fest, dass er die Menschen irgendwie nie zum Lachen bringen konnte … Zombieland gelingt dies mit Leichtigkeit!
In diesem Sinne:
freeman
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Executor war im Moserland:
Was für eine verschenkte Chance! Und dabei hatte ich mich so auf den Streifen gefreut.
"Zombieland" ist wieder einer der Filme, wo ich anscheinend massivst gegen den Strom schwimme. Und verdammt, ich mag trashige Filme, sogar richtig trashiges Zeug des Öfteren, aber so oder so hätte ich auch gerne etwas inhaltlichen Zusammenhang, dieser geht "Zombieland" leider völlig ab.
Ohne groß auf die Alibi-Handlung einzugehen, an der sich der Film entlang hangelt um einen Gag nach dem Anderen abzuschießen, starte ich mal mit einem Beispiel, was mich so immens an diesem Film gestört hat:
Unser junger Nerd will ins Klo laufen, hält inne, denn er hat den richtigen Riecher, dass Zombies sich im Toiletten-Häuschen tummeln. Die kommen raus, verfolgen ihn, er geht zum Auto, versucht selbiges aufzuschließen, die Zombies sind zu nahe, also rennt er eine Runde um die Tankstelle, mit den beiden Flotten Zombies im Schlepptau, um etwas vorsprung zu haben, bevor er merkt, dass die Tür doch nicht abgeschlossen war.
Er setzt sich ins Auto, die Zombies sind knapp hinter ihm, aber auf dem Rücksitz wartet Überraschungszombie Nummero 3, der, als Nerdy hundert Meter weiter gegen ein Haus fährt, aus dem Auto geschleudert wird, aber sofort wieder angreift. Nerdy macht das Viech platt und...
...setzt sich erstmal auf den Straßenrand. Öh, hallo? Waren da nicht grad noch zwei rennende Zombies hinter dir?
Der von Woody Harrelson gespielte Talahasse taucht kurz danach auf, einziger, kleiner Lichtblick dieses gegen die Wand gefahrenen Zombie-Vehikels und die nächste Ärger-Szene kommt, als der funny Redneck mitten auf offener Straße, in einer verwüsteten Stadt einfach mal eben so ein Auto zusammentritt aus Frust.
Aber keine Sorge, spätestens hier fällt dann auf, dass die Zombies wohl gemütlich hinter der nächsten Ecke stehen und im Drehbuch leider lesen müssen, dass sie zu dieser Szene nicht eingeladen sind.
Die eigentliche Handlung die in etwa daraus besteht, dass die beiden Loser dauernd von zwei Frauen abgezockt und ohne Waffen und Transportmittel zurückgelassen werden in einer zombieinfizierten Welt, soll wohl auch lustig sein. Lustig ist auf jeden Fall der Fakt, dass auch nach dem zweiten Mal komplett abblitzen samt Waffen-Klau unsere Helden immer noch total entspannt sind, schließlich geht es hier ja auch nicht um Leben und Tod, ist ja nur ein Film.
Und nicht das ich hier falsch verstanden werde: Eine entspanntere Atmosphäre ist auch im Zombiefilm durchaus möglich, was hier allerdings mit soviel Erzwungenheit erreicht wird ist schlicht und ergreifend, dass man in die gesamte Situation keinerlei Linie reinbringen kann. Die Zombies kommen eben immer nur, wenn den Autoren nicht mehr viel einfällt und es mal wieder Zeit für Action ist. Aber leider auch sonst sind die Gags des Autoren-Duos keine Highlights.
Etwa der viel gelobte Gastauftritt eines alten Hollywood-Spaß-Urgesteins ist da so ein Fall: Hm, er taucht in seiner ersten Szene mit Zombie-Make-Up auf, entweder weil er total verrückt ist, oder weil man sich so echt tarnen kann, gibt sich einem Charakter zu erkennen und will dann die Anderen erschrecken. Wie das Ganze endet verrate ich lieber nicht, denn auf die Pointe kommt man nie! (Achtung: IRONIE!)
Zum Schluss gibt es dann ein total dummes Actionfinale, das eigentlich ganz cool aussieht, warum allerdings die überlebenden Mädels im Vergnügungspark alle Lichter anschalten um ne Runde Karussel zu fahren und jeden Zombie im Umkreis von 100 Meilen anzulocken, steht dann auch wieder auf einem anderen Blatt. Aber hey, bislang kamen die Viecher ja auch nicht, wenn man mitten in einer infizierten Stadt für zehn Minuten ein Auto schrottet, warum also jetzt? Richtig, denn das Drehbuch will es so!
Zwischendurch gibt es dann trotz allem noch ein, zwei gelungene Gags, die generelle Inszenierung weiß auch zu gefallen, aber allein aus "Woody Harrelson als Zombiejäger" hätte man SO VIEL mehr machen können, vom Rest ganz zu schweigen. Anscheinend hat sich "Zombieland" auch als "Coming-of-Age-Story mit Zombies" ausgegeben und Viele haben den Etikettenschwindel geschluckt.
Wenn es Coming-of-Age ist, sich von zwei Frauen mehrfast in Todesgefahr bringen zu lassen und dem blöden Weibervolk nicht einmal Parolie zu bieten ist also das aktuelle "Age" aus dem ge-comingt werden soll? Oder doch das "Age of the Nerds", weil Columbus, unser Nerdy, halt mal zwischendurch erwähnt, dass er vorher nicht wirklich rausgegangen ist?
Tja, hätte eigentlich auch funktioniert in Kombination mit dessen "Zombie-Überlebens-Regeln", nur leider gehen die nach den ersten zehn Minuten auch komplett den Bach runter. Mehr als "Sicher gehen, dass die Zombies tot sind!" gibt es da eh nicht und allein so Regeln wie "Spiel nicht den Helden!" hätten eine pointiert-zynische Vorstellung gebraucht, bevor am Ende natürlich diese goldene Regel dann doch gebrochen wird. Aber, wie gesagt, ein Film der verschenkten Chancen.
Zombie-Design und Action-Anteil gehen eigentlich klar, Woody Harrelson ist eh immer cool und ansonsten gibt es auch eine Hand voll gelungener Gags (etwa die "erschossenen Twinkys"), warum aber gerade dieser inhaltlich sinnlose Heuler nun eine Zombie-Fun-Renaissance darstellen soll, kann ich nur mit fortschreitender Geschmacksverkalkung durch einfach viel zu viele schlechte Big-Budget-Streifen erklären. Denn auch wenn es trashig, blöd oder gaga zu geht, so sollte man als Zuschauer nie das Gefühl haben, schlicht durch eine hohle Ansammlung von Platt-Pointen ohne ansatzweise inneren Zusammenhang geführt zu werden. Statt "Zombieland" empfehle ich dann lieber Klassiker wie "Return of the living dead" oder auch neuere Streifen, wie den B-Streifen "Dead & Deader", die wenigstens noch wissen, was sie da machen.
Für Teil 2 kann man nur hoffen, dass es inhaltlich besser wird, nachdem die beiden Typen hinter "Zombieland" nun aber sogar den neuen "G.I. Joe" wohl schreiben dürfen, sehe ich auch dahingehend schwarz, erst recht, wenn "Another Day in Zombieland" dann auch noch die Fehler des Erstlings kultivieren sollte. Aber bis dahin kann man ja schließlich noch hoffen, für "Zombieland" ist der Zug leider abgefahren:
(Davon zwei Punkte an Harrelson, der als einziger Charakter auch irgend eine Art von Tiefe zeigt, einen für den "Du hast die Twinkys erschossen!"-Gag und einen generell dafür, dass es ein Zombiefilm ist. Mit ganz viel Gutmütigkeit könnte ich noch einen weiteren Punkt für den tollen Vorspann geben, aber dafür hat mich "Zombieland" einfach zu sehr enttäuscht.)