Perkins’ 14
Copyright der Bilder: Sunfilm / Savoy
Originaltitel: Perkins' 14
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2009
Regie: Craig Singer
Darsteller: Patrick O'Kane, Shayla Beesley, Mihaela Mihut, Michale Graves, Gregory O'Connor, Katherine Pawlak, Richard Brake, Trey Farley, Craig Robert Young u.a.
Der Sheriff der Stadt Stone Cove verhört einen Kerl, dessen Aussage ihm ziemlich seltsam vorkommt. Immer mehr keimt in dem Ordnungshüter der Verdacht, dass er den Kerl vor sich hat, der vor zehn Jahren eine beispiellose Kindesentführungsserie begann und seitdem 14 Kinder ihren Familien entriss. Darunter Kyle, der Sohn des Sheriffs. Und wirklich, der beängstigend ruhige Kerl, der Sheriff Hooper gegenübersitzt, hat ein Geheimnis. Dieses hütet er im Keller seines Hauses. Als ein Hilfssheriff in das Haus einsteigt, um eventuelle Hinweise für die Schuld des Mannes zu finden, betätigt er einen Mechanismus, der 14 Käfige öffnet und die pure Raserei entfesselt.
Perkins’ 14 bietet zwei Filme zum Preis von einem. Zunächst ist er ein Psychoduell zwischen dem Sheriff und dem Verdächtigen, bei dem man permanent spürt, dass die in der Luft flirrende Ungewissheit in eine Katastrophe münden wird. Genau dies geschieht auf der Hälfte des Filmes, als der Sheriff das Schicksal des vermeintlichen Entführers besiegelt und die einst entführten Kinder freigesetzt werden. Diese wurden durch diverse Experimente und permanente Drogenzufuhr komplett entmenschlicht und agieren wie reißende Tiere, die aufgrund der Verabreichung diverser Dosen PCPs auch keinerlei Schmerz mehr empfinden und blindwütig auf alles losgehen, was ihnen über den Weg läuft. Hier wird Perkins’ 14 unvermittelt zum Survivaltrip, bei dem die befreiten Jugendlichen wie die Rager aus 28 Days Later / 28 Weeks Later agieren und ihren kannibalischen Neigungen frönen. In dieser zweiten Filmhälfte zieht Regisseur Craig Singer unvermittelt die Tempo- und Goreschraube an und lässt seinen atmosphärischen Psychothriller in ein Terrorszenario erster Güte kippen, in dem es kein Halten und keine Grenzen mehr zu geben scheint.
Dies kulminiert letztendlich in ein mörderisch fieses und extrem nihilistisches Ende, das jedwede Form von Hoffnung im Ansatz im Keim erstickt und das bisher gereichte, absolut humorlos und trocken daherkommende Albtraumszenario gar trefflich abrundet. Kurzum: Erzählerisch ist Perkins’ 14 ein interessantes Spiel mit gleich zwei Genres, die eher unvermittelt aufeinanderprallen, sich aber weder gegenseitig im Weg stehen noch einander zu überflügeln versuchen. Beim Gucken entsteht so gar nicht der Eindruck, zwei grundverschiedene Filmhälften zu sehen. Vielmehr geht die eine absolut harmonisch aus der anderen hervor.
Leider leistet sich der Film aber auch einige Schwächen, die den interessanten Ansatz immer wieder einmal torpedieren. So sind alle Figuren bis auf den interessant gezeichneten Sheriff ziemliche Klischeeabziehbilder ohne echtes Profil. Selbst der Kindesentführer ist zu sehr Schema F, um wirklich einen interessanten Gegner für den Sheriff abzugeben, was selbstverständlich den ersten Part von Perkins’ 14 schwächt. Am zweiten Part missfällt, dass die meisten Figuren ziemlich irrational handeln und vor allem die Damen zu reinen Schreibojen mutieren, die einfach durchweg nerven. Von den peinlichen Seinsdialogen der Teenager im Film reden wir hier gleich gar nicht. Hier leidet dann freilich der Spannungsbogen, da einem herzlich egal ist, ob diese Figuren aus dem Spiel genommen werden oder nicht. Auch die vermutlich budgetbedingte Verortung der letzten 30 Minuten in einem alten Polizeigebäude schadet dem Film, da die Rager im Freien deutlich bedrohlicher wirken, wenn sie plötzlich volle Kanne auf ihre Opfer losrennen, als wenn sie in den engen Gängen vor sich hinschlurfen.
Inszenatorisch sollte man sich sicher sein, dass man keine epileptischen Anfälle bekommt, wenn Lichtquellen hektisch blitzen und blinkern. Denn dann könnte Teil zwei des Filmes zu einer wahren Tortur werden. Nach den ruhigen, sehr geerdeten Bildern des Einstieges holt der Regisseur nämlich den Hammer raus und versucht alles, seinen Bildern einen energetischen Look zu verleihen. Der Schnitt wird rasanter, die Kameraperspektiven innovativer und beständig flackern hier die Lichtquellen, was auch für den einen oder anderen Schock gut ist, mit der Zeit aber wirklich das Sehzentrum anstrengt. Zudem merkt man häufiger, dass Singer noch ein paar Filme zum warm werden brauchen wird, denn in manchen Szenen holpert seine Inszenierung noch unsauber vor sich hin. Da ist eine Einstellung zu lang, eine andere zu kurz, hier und da steht die Kamera schlicht unvorteilhaft da und macht einige der harschen und durchweg handgemachten Goreeffekte von Blutspezialist Robert Hall doch sehr durchsichtig. Doch im Großen und Ganzen ist der zuletzt mit Dark Ride aufgefallene Regisseur auf einem guten Weg ... nicht zuletzt dank jenen Szenen, in denen er das Kopfkino der Zuschauer kitzelt und beispielsweise in einer großartigen Kopfeinschlagszene nicht mehr zeigt, als den Lichtkegel der dafür benutzten Taschenlampe, der während dieses brutalen Aktes vor der Kamera immer wieder auf und nieder rast ...
Perkins’14 ist ein sehr interessanter Beitrag zum Horrorkino, der vom spannenden „Hasch den Täter“ Streifen zum harschen Überlebenstrip mit wirklich heftigen Gewalteinlagen mutiert. Dass er dabei recht vordergründig daherkommt (bei der Anlage wären eigentlich ein paar schöne Kommentare zur menschlichen Natur möglich gewesen) sei ihm rundweg verziehen, da er gar nicht sonderlich intelligent daherkommen will. Vielmehr will er spannende Genrekost servieren, was – von kleinen Schönheitsfehlern abgesehen – ziemlich gut funktioniert und gegen Ende fast schon verstörende Dimensionen erreicht.
Die deutsche DVD von Savoy / Sunfilm ist mit einer äußerst gnädigen FSK 18 ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Perkins' 14
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