Originaltitel: Fright Night
Herstellungsland: USA-GB
Erscheinungsjahr: 2011
Regie: Craig Gillespie
Darsteller: Anton Yelchin, Colin Farrell, Toni Collette, David Tennant, Imogen Poots, Christopher Mintz-Plasse, ...
Trailer:
http://www.imdb.com/video/imdb/vi341875993/
In Gestalt seines 1985er Regie-Debüts „Fright Night“, welches hierzulande unter dem Titel „die Rabenschwarze Nacht“ veröffentlicht wurde, erschuf Tom Holland vor rund 26 Jahren eine ebenso charmante wie unterhaltsame Vampir-Horror-Komödie, die nicht nur 1988 eine (qualitativ nur geringfügig schwächere) Fortsetzung erfuhr, sondern sich seither auch (primär unter Genre-Fans) den Ruf eines
kleinen Kult-Klassikers erwerben konnte. Angesichts des in Hollywood anhaltenden Trends, „moderne Neuversionen“ (aka
Remakes,
Reboots oder
Reimaginings) von Filmen zu produzieren, die sich so oder ähnlich charakterisieren lassen, war es im Prinzip nur eine Frage der Zeit, bis man sich eben jener (zugegeben, inzwischen durchaus
ein wenig angestaubten) Materie entsprechend annehmen würde. Genau dieser Fall trat schließlich 2011 ein: Denselben Titel wie das zugrunde liegende Original tragend, brachten „DreamWorks SKG“ und die „Walt Disney Studios“ ihre von Skriptautorin Marti Noxon („I am Number Four“) verfasste sowie unter der Führung Craig Gillespies („Lars and the real Girl“) in Szene gesetzte
aufgefrischte Variante der Geschichte in die Lichtspielhäuser dieser Welt – und das sogar in 3D! Über die Beschaffenheit und Wirkung jener Präsentationsform vermag ich an dieser Stelle allerdings keinerlei Urteil abzuliefern – schlichtweg weil ich mich bei meinem Kinobesuch (gezielt) „nur“ für eine 2D-Vorstellung entschieden habe...
Charley Brewster (Anton Yelchin) ist ein junger Mann, der gemeinsam mit seiner Mutter Jane (Toni Collett) in einer kleinen Wohnsiedlung in Sichtweite von Las Vegas lebt und (eigentlich) gerade ein relativ angenehmes Dasein fristet: Seit seine Haut reiner geworden ist und er den Kontakt zu einigen seiner alten Freunde fast vollständig abgebrochen hat, mit denen er früher des Öfteren u.a. mal Rollenspiele (inklusive eigens kreierter Kostüme) veranstaltete, gilt er in der High School nun nicht mehr als
uncooler Dweeb und ist zudem mit der hübschen Amy (Imogen Poots) zusammen, welche (ernsthaft) „auf ihn steht“, obwohl sie im Grunde (quasi) „jeden anderen haben könnte“. Eines Tages macht ihn sein
Ex-BFF Ed (Christopher Mintz-Plasse) jedoch darauf aufmerksam, dass ihr Kumpel Adam (Will Denton) spurlos verschwunden ist – was zugleich auf einige weitere Mitschüler zutrifft, die jüngst dem Unterricht fern geblieben sind. Echten Anlass zur Sorge sieht Charley darin allerdings nicht – und als ihm obendrein gar noch eröffnet wird, dass die beiden zuletzt Beweise dafür gesammelt hätten, dass ausgerechnet wohl Charley´s neuer Nachbar Jerry (Colin Farrell) ein
umtriebiger Vampir sei, glaubt er ihm natürlich erst Recht kein Wort. Als Ed am nächsten Morgen dann aber plötzlich ebenfalls nirgends mehr aufzufinden ist, geht er der Sache doch mal etwas nach und stößt dabei tatsächlich auf konkrete Anhaltspunkte für den Wahrheitsgehalt der betreffenden Behauptung. Im Folgenden bemüht er sich redlich, den
nachtaktiven Womanizer (von nebenan aus) im Auge zu behalten – was jenem allerdings nicht lange unverborgen verbleibt und rasch in einem verzwickten
Katz&Maus-Spiel resultiert. Als sich die Lage (nach weiteren toten Anwohnern) letztlich vollends zuspitzt und die zwei Liebsten Charleys überdies in akute Lebensgefahr geraten, setzt der eine Menge Hoffnung auf die Hilfe des exzentrischen Entertainers Schrägstrich Vampir-Experten Peter Vincent (David Tennant) – welcher in dieser Angelegenheit aber erst einmal
umfassend überzeugt sowie (infolge dessen) außerdem noch
zum aktiven Handeln mobilisiert werden muss...
Im Sinne eines Remakes funktioniert „Fright Night“ (2011) bestens – u.a. da sich der Streifen weder als eine „1:1-Kopie“ noch als „komplett anderes Werk“ (mit identischem Titel, aber einer deutlich vom Vorgänger abweichenden Story) entpuppt. Stattdessen wählte Noxon in dieser Hinsicht sozusagen einen
Mittelweg, der im Vorliegenden (zumindest meiner Meinung nach) genau der richtige war. Über etliche Plot-Gemeinsamkeiten hinaus lassen sich in fast allen Bereichen des Projekts noch diverse weitere „Anspielungen“ auf Holland´s Film entdecken – welche von einzelnen „konzeptionellen Entscheidungen“ (z.B. beim „Creature-Design“) bis hin zu einem netten Cameo Chris Sarandons reichen, der damals ja den
charismatischen Blutsauger verkörperte. Während derartige Details und Momente die Fans durchaus zufrieden stellen sollten, sorgen
frische Neuerungen und Variationen indes sowohl für eine stimmige „Übertragung“ der Ereignisse in die Gegenwart als auch für Abwechslung innerhalb der (im Groben nunmal bekannten) Verlaufsentfaltung: Neben solchen Elementen wie den heute üblichen Umgangsformen und Familienstrukturen, der Einbindung spezieller Möglichkeiten fortschrittlicher Technologien (á la Videoaufzeichnungen oder „Einbrecher-Apps“ fürs Handy) sowie der Addition verschiedener neuer Beweggründe und Set-Pieces, von denen die meisten (übrigens) wirklich ansprechend ausgefallen sind, ist es vor allem die Verlegung der Location von einem „typischen amerikanischen Vorort“ ins äußere Stadtgebiet der Wüstenmetropole Las Vegas, welche einen überaus inspirierten Eindruck hervorruft und (besonders im Kontext betrachtet) den
wohl größten Coup der gesamten Produktion markiert. Aus der Luft ist zu erkennen, dass die kleine Siedlung nur wenige Straßenzüge umfasst, völlig von Ödland umgeben ist sowie nahezu identische Häuser und Grundstücke aufweist: Ein angrenzend surrealer Anblick. Vorrangig leben dort Leute, die nachts in den Clubs und Casinos der City arbeiten – weshalb sie ihre Fenster oftmals abgedunkelt haben, kaum mit ihren Nachbarn in Kontakt stehen und zudem häufig umziehen. Entsprechend bildet diese so genannte „Transient Community“ das perfekte
Territorium für einen Vampir...
Dank ihrer Mitarbeit an der TV-Serie „Buffy the Vampire Slayer“, für welche sie stolze 23 Folgen verfasste, erwarb sich Noxon in bestimmten Branchenkreisen einen geachteten Namen und empfahl sich dadurch (Jahre später) auch geradezu optimal fürs „Neuinterpretieren“ der (an sich) keineswegs allzu unähnlich gestalteten Vorlage Hollands. Geschickt behielt sie gewisse zentrale Eigenschaften des Ausgangsmaterials bei, alterierte diese gemäß ihren Vorstellungen bzw. der veränderten Herangehensweise, kleidete das Ganze in ein „modernes Gewand“ (u.a. per Hinzugabe aktueller Popkultur-Referenzen) und füllte die „inhaltlichen Zwischenräume“ dann mit prima aufeinander abgestimmten Action-, Drama-, Komik- und Horror-Anteilen aus. Trotz diverser cleverer Gags und amüsanter Situationen, die in erster Linie aus einer Reihe vergnüglicher Interaktionen sowie dem „augenzwinkernden Umgang“ mit
Vampir-typischen Regeln und Verhaltensweisen (wie die Sache mit dem Überschreiten der Türschwelle) heraus entstehen, wird der Film (zum Glück) aber nie
zu „vordergründig witzig“ – in etwa vergleichbar mit der Art des Humors in Wes Craven´s „Scream“-Franchise. Im Rahmen der Pre-Credits-Sequenz, welche schön spannend, düster und blutig daherkommt, veranschaulichen die Verantwortlichen vom Start weg, dass es sich bei ihrem Werk um
keine weichgespülte „PG-13“-Kost handelt, sondern um einen (erfreulich) „mündigen“ Genre-Vertreter. Innerhalb seiner ersten halben Stunde komprimiert das Remake (bereits) einen größeren Teil der Originalstory – was in einem zügigen Tempo zubuche schlägt, ohne dabei jedoch eine vernünftige Einführung der Figuren zu vernachlässigen, zu denen man rasch eine passable Verbindung aufzubauen vermag. Echte
dramatische Konflikte gibt es zwar kaum (u.a. sind die Beziehungen Charleys zu seiner Mom und Freundin ja eigentlich recht gefestigter Natur), und im Mittelakt erinnert einen so einiges an manch anderen Streifen (á la „Disturbia“, mitsamt der Verdächtigungen, dem Herumschleichen etc.) – allerdings bleibt das Gebotene stets unterhaltsam und mündet auch schon bald in einer hohen Dichte abwechslungsreicher Szenarien, die sich fortan bis zum Ende hin erstrecken…
Charley ist ein bodenständiger, nicht gerade aus der Masse der heutigen Kids herausragender High School Schüler, der von dem 1989 in Russland geborenen Anton Yelchin („Star Trek“/„Alpha Dog“) achtbar dargeboten wird – und das mit Charme sowie merklichem Spaß an der Rolle. Eingangs verwehrt ihm sein egoistisches Verhalten seinen „alten Kumpels“ gegenüber, welche er ja zugunsten einer (vermeintlich) „höheren gesellschaftlichen Akzeptanz“ vor einiger Zeit „hinter sich gelassen“ hat, den umfangreichen Sympathiezuspruch des Zuschauers – doch im Laufe der sich entwickelnden Geschehnisse kommt er dann (nach und nach) zu so einigen Erkenntnissen, die ihn durchaus (nicht nur in dieser Hinsicht) „reifen“ lassen. Ihm entgegen steht Colin Farrell („Miami Vice“/„Phone Booth“) als Jerry – seines Zeichens ein Vampir ohne einer tragischen Hintergrundgeschichte, der nicht nach Alternativen fürs Stillen seines Verlangens nach menschlichem Blut sucht und auch nicht „in der Sonne glitzert“: Ein nonchalanter Part, welchen der Ire auf eigenwillige, aber reizvolle Weise meistert. Durchtrainiert, mit kurzen schwarzen Haaren, modischen Klamotten und einem arg lässigen Auftreten vermittelt er
massiven männlichen Sex-Appeal, der unterschiedliche Elemente eines „Bad-Boys“, geheimnisvollen Fremden und eiskalten Killers (ansprechend) in sich vereint. Dazu noch Charisma, ein dunkler Sinn für Humor und einzelne
köstliche Momente, wie sein „Anfauchen“ der Sonne (in einer Szene) oder jedes Mal, wenn er jemanden mit
„Guy“ anspricht: Klasse! Der enge Lederhosen und künstliches Haar tragende sowie gern grünlichen Alkohol trinkende Peter Vincent wird (im Gegensatz zu dem eher „theatralischen“ Ansatz Roddy McDowalls im Original) vom Schotten David Tennant (TV´s „Dr.Who“/„Glorious 39“) quasi als
eine Kreuzung aus Chris Angel und Russell Brand präsentiert – was spaßig beizuwohnen ist und zudem auch besser funktioniert als eine zum Schluss hin noch eingeführte (seiner Figur mehr „Tiefgang“ zugestehen sollende)
dramatisch-ernste Komponente…
Nach seinen Auftritten als „McLovin“ und „Red Mist“ in „Superbad“ und „Kick-Ass“ verfügt Christopher Mintz-Plasse bereits über genügend Erfahrung im Mimen von Persönlichkeiten, die man im (englischsprachigen) „Volksmund“ relativ treffend mit den Bezeichnungen
Nerd oder
Dweeb versehen kann – und so verkörpert er Ed (in diesem Fall) sehr ähnlich, was per se keineswegs „verkehrt“ ist, sofern man sich denn mit seiner „charakteristischen Art“ (zumindest einigermaßen) anzufreunden vermag. Um Charley dazu zu bewegen, dem Verschwinden Adams überhaupt ein Stück weit nachzugehen, droht er jenem etwa damit, ein früher mal aufgenommenes „Homevideo“ (der drei verkleideten „Amigos“ beim launigen Rollenspiel) im Internet zu verbreiten, was dessen aktuellen Ruf ja (fraglos) schwer schaden würde – bevor er seinem
inoffiziellen Spitznamen „Evil Ed“ zum Finale hin dann auch noch vollends alle Ehre macht. Für den Part von Charley´s Mutter Jane konnte die preisgekrönte Australierin Toni Collette („the 6th Sense“) gewonnen werden – vermutlich dank ihrer Zusammenarbeit mit Regisseur Gillespie im Rahmen der Serie „United States of Tara“. Eindeutig unterfordert, aber dennoch mit Engagement zugange, macht sie das Beste aus dem ihr gegebenen Material. Vergleichbar verschenkt wurde das Potenzial der aus Werken wie „Cracks“ oder „28 Weeks later“ bekannten (talentierten) britischen Schönheit Imogen Poots: Im Unterschied zur '85er Version ist Amy nun die
sexuell aggressivere in der Beziehung – und entpuppt sich obendrein (immerhin) als weniger klischeehaft als eingangs im Prinzip befürchtet. Darüber hinaus müssen unbedingt noch zwei hübsche Girls Erwähnung finden, die das „umfassende Sehvergnügen“ im Zuge ihrer Screen-Time jeweils positiv bereichern – nämlich Sandra Vergara („God bless America“) als Peter´s temperamentvolle Geliebte Ginger sowie Emily Montague („Resolution“) als Nachbarin Schrägstrich „exotische Tänzerin“ Doris, welche von ihrer ersten bis allerletzten Sekunde einen
recht nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Ferner taucht „One-Hit-Wonder“ Lisa Loeb (1994 mit dem Song
„Stay“) ebenfalls mal kurz am Rande auf…
Unverkennbar hatte Gillespie bei seinem Debüt im Horror-Genre die gesamte Angelegenheit genauso gut im Griff wie seine bisherigen Dramen und Komödien: Seine Inszenierung ist als
rundum kompetent einzustufen – inklusive der notwendigen „Energie und Direktheit“ sowie einem beseelten Gespür für Suspense und sorgsam platzierte „Jump-Scares“. Sowohl die spannungstreibenden Sequenzen – allen voran eine stark arrangierte und außerdem noch „echt wirkungsvoll“ ausgehende, in der Charley eines der Opfer Jerrys zu befreien versucht – als auch die verschiedenen „Action-Set-Pieces“ hat er ohne konkretem Anlass zur Klage in Szene gesetzt: Eine ausgedehnte Ereignisfolge, welche im (vermeintlich sicheren) Haus der Brewsters beginnt und schließlich auf einer einsamen Wüstenstraße ihren Ausklang erfährt, und das mitsamt solcher Elemente wie einer Gasexplosion, einem meterweit geschleuderten Motorrad, einer rasanten Verfolgungsjagd und einem zweckentfremdeten Immobilien-Schild (quasi
a sign o' the times), ist in diesem Zusammenhang als das wohl auffälligste Highlight anzuführen. Hauptsächlich in Albuquerque gedreht sowie um etliche schillernde „Vegas-Impressionen“ ergänzt, wissen die gebotenen Locations zu gefallen, ebenso wie die zur Schau gestellte Ausstattung – im Speziellen die schicke Einrichtung von Vincent´s Luxushotel-Penthouse, in welchem er u.a. eine ansehnliche Waffen- und Antiquitätensammlung aufbewahrt. Gewohnt hochwertig kommt die Kameraarbeit Javier Aguirresarobes („the Road“) daher, der Score Ramin Djawadis („Iron Man“) geht in Ordnung und die „traditionellen“ F/X-Kreationen aus der renommierten „KNB“-Schmiede sind spitze – wohingegen die CGI-Effekte (gerade beim Showdown) leider etwas enttäuschen und zudem den
trashy Charme der „alten“ Latex-Masken vermissen lassen, obgleich man sich vom Design her (sichtlich) an diesen orientiert hat. Wenigstens aber erhielt der Streifen (zu Recht) ein
solides „R“-Rating verliehen – was im Vorhinein so ja beileibe keine „Selbstverständlichkeit“ war. Tja, und jetzt bleibt eigentlich nur noch zu erwähnen, dass auch dieses Werk hier nicht frei von Logikschwächen ist (u.a. im Hinblick aufs Auftreten der Behörden), dass der mit einer netten Cover-Version von Jay-Z´s
„99 Problems“ sowie einigen der besten Einstellungen des vorangegangenen Verlaufs unterlegte Abspann richtig cool anmutet und der Streifen (an sich) durchaus eine Empfehlung bzw. Sichtung wert ist…
Fazit: Den Machern von „Fright Night“ (2011) ist es tatsächlich gelungen, bei ihrem Remake den „Geist“ des geschätzten 1985er Originals (einschließlich einer Vielzahl seiner Stärken) beizubehalten, während sie zugleich jedoch auch genügend Veränderungen an der zugrunde liegenden Geschichte vornahmen, um eigene (neue) Akzente zu setzen und die Materie „in angepasster Form“ (erfolgreich) in die Gegenwart zu übertragen: Herausgekommen ist dabei jedenfalls eine interessant besetzte, anständig realisierte Horror-Komödie der kurzweilig-unterhaltsamen Art…
nahe der Grenze zur