Fast jeder Film, dessen Plot aus Schichten sich entblätternder Geheimnisse besteht, beginnt mit einem Zoom Out aus den Augen des Protagonisten. „Open Grave“ hat an der Geheimniskrämerei besondere Freude und schickt Hauptdarsteller Sharlto Copley, anfangs noch alleine, in ein Verwirrspiel, dessen Indizien auf skurrile Experimente mit vielen Toten hindeuten, zumal die Schauplätze durchweg abgelegen erscheinen – überall nur Wälder und Berge. Recht schnell greift das Drehbuch zur Petrischale sozialen Experimentierens. Typen werden eingeführt, solche wie Thomas Kretschmann eben; aufbrausend, misstrauisch. Dann andere wie Josie Ho, die über verborgenes Wissen zu verfügen scheint, durch ihre Stummheit allerdings an der Kommunikation gehindert ist.
Ein besonderes Augenmerk liegt darauf, welcher der Charaktere gut gesonnen ist und welcher nicht, was besonders im Fall von Copleys Figur relevant ist, wird er doch von der ersten Einstellung an als Schlüssel zur Auflösung gekennzeichnet. Ein gewisses Interesse erzeugt das Konstrukt dadurch, dass die zombie-ähnliche Bedrohung in den abgeschiedenen Sets schwer einzuordnen ist. Man will schon irgendwie wissen, woher dieses absonderliche, teils schon fast okkult anmutende Verhalten der Angreifer stammt und wie die Überlebenden mit ihnen im Zusammenhang stehen. Sonderlich klug wird der schwelende Aufbau in der zweiten Hälfte allerdings nicht aufgelöst. Dramaturgisch zeigt der spanische Regisseur einige Unzulänglichkeiten, mit denen die Spannung gemindert wird. Da auch die Sets nicht viel mehr hergeben als ein herkömmlicher Low-Budget-Horrorfilm (auch wenn sie besser inszeniert sein mögen), bleibt „Open Grave“ als mediokres Genrewerk mit interessanter Prämisse und verschenktem Potenzial in Erinnerung.
