“Lucy” trifft den “Hollow Man” in diesem wenig originellen, aber recht wirkungsvollen SciFi-Reißer, der sich nicht scheut, aberdutzende Horrorfilmklischees miteinander zu verknüpfen: Da hüpfen Bälle aus dem Nichts und verraten einen unsichtbaren Spielgefährten, da grinsen falsche Fratzen aus dem zerbrochenen Spiegel, da übernehmen die Pupillen das vollständige Regiment über das Auge, die Beleuchtung fällt Meter für Meter aus, Möbel verschieben sich poltergeist-esk und lange Flure mit braunroten Wänden sind immer noch das Böse selbst (Jack Nicholson grüßt recht herzlich aus dem Overlook-Hotel). Nicht anders sieht es mit der Figurenzeichnung aus: Eine Wissenschaftlerrunde, die filmtypisch Brillanz mit Torheit paart, vor Egoismus und Verantwortungslosigkeit gegenüber der Menschheit strotzende Entscheidungen anbietet, rätselhafte Kindheitstraumata in den Hintergrund bettet.
Doch wenn David Gelb etwas anpackt, dann immerhin mit Wucht. Sämtliche Einfälle wurden zwar schon oft, nicht selten jedoch schlechter umgesetzt. Ein, zwei Suspense-Szenen geben sogar jenes mulmige Gefühl, dem man bei dieser Filmgattung nachjagt, selbst wenn der Storyverlauf aus der Situation letztlich nicht mehr viel macht (Stichwort „Hund“).
Das visuelle Konzept verfolgt den Sensationseffekt eines vor der Öffentlichkeit verborgenen Coups, der zum Horror mutiert, sozusagen Sektkorken, die in den Höllenschlund geschossen werden. Unter den Vorspann werden Mikroskopaufnahmen biologischer Mutationen gelegt, Aluminium und Stahl dominieren die Labore im Folgenden, gepaart mit rot blutenden Flashbacks.
Als sich im letzten Drittel dann die Omnipotenz der modernen Frankensteinbraut ähnlich zu sammeln beginnt wie jüngst noch bei Bessons „Lucy“, taucht Gelb leider in das Metaebenenspiel um Traum und Wirklichkeit ein und gibt so preis, dass ihm die Instrumente zur Spannungserzeugung aus der Hand gefallen sind. Die Auflösung um den ominösen brennenden Flur tangiert eher wenig, dennoch wird er zu Ende geführt und mit pompösem Auflösungstrara präsentiert, obwohl einige frühe Handlungsstränge die Weiterverfolgung nötiger gehabt hätten.
„The Lazarus Effect“ ist dennoch ein absolut brauchbarer Zwischensnack, wenn man oben erwähnte Beispiele auf irgendeiner Ebene genießen konnte. Und weil sich Gelbs Werk so sehr zum Namedropping eignet, seien noch ein paar weitere genannt: Event Horizon, Bloodwork, The Thing, Re-Animator, Friedhof der Kuscheltiere, […]