Bedeutungsvoll taucht Darren Lynn Bousmann das Gesicht seiner Hauptdarstellerin in das kaltblaue Licht der Polizeisirenen, als gerade ihre ermordete Schwester abtransportiert wird. Ähnlich bedeutungsvoll starrt sie, offensichtlich vor allem nach Aussehen und nicht zwangsläufig nach Talent gecastet, an der Kamera vorbei und sucht nach dem passenden Ausdruck für Trauer und Schock. Mit kreisenden Kamerafahrten durch diverse Zimmer hindurch und schmale Hausflure entlang soll die Geschichte mitgetragen werden. Obskure Düsterlinge in einem wie von der Restwelt abgeschnittenen Dorf schreiten wie geistlose Zombies den Hintergrund entlang, kurze Fantasy-Elemente feuern wie Musketenschüsse zwischen die fast schon theaterhafte Kulissenästhetik mit Südstaatenmotto. Die hübsche junge Dame, begleitet von der Karikatur eines Film-Noir-Detektivs, klärt die Dinge auf eigene Faust und fällt langsam aber sicher in den viel zitierten Kaninchenbau...
Man weiß, wie es gemeint ist. Und das ist gerade das Schlimme an der Sache; wenn man weiß, wie etwas gemeint ist, bedeutet das am Ende nur, dass durchschaut ist, wie die Tricks funktionieren; und dass sie genau deswegen letztlich nicht funktionieren. Gemünzt auf das Horror-Genre ist "Abattoir" ein dysfunktionales Kaleidoskop sich wandelnder Ansätze, das Jump Scares an den falschen Stellen einsetzt und den Aufbau von Atmosphäre immer wieder abwürgt. Diverse Geistererscheinungen im späteren Verlauf erweisen sich nicht als direkte Bedrohung, die auf das Opfer fixiert ist; vielmehr rennt jenes höchstens in sie hinein wie in ein Spinnennetz, so dass der höchste Suspense noch darin besteht, die klebrigen Ecken mit weisen Schritten zu meiden.
Optisch mag Bousmans Film in den letzten 20 Minuten das ein oder andere Pfund auffahren; dies ist vor allem der Comicherkunft geschuldet, welche auch die zutiefst sinnbildhafte Erörterung der Grundidee verantwortet, einen von Mord und Totschlag faszinierten Geist Zimmer sammeln zu lassen (!) und zu einem labyrinthischen Haus des Terrors zusammenzufügen. Eine hübsche Idee, die aber offensichtlich im Medium Comic besser aufgehoben ist; in Realbilder übersetzt wirken die Schauplätze des Grauens überladen und kitschig. Sie negieren sich gegenseitig und erzeugen dadurch kaum Grusel, vermitteln auch nicht überzeugend den eigentlichen Gedanken der Erzählung. Dayton Callie möchte als Filmmonster mit Zurückhaltung punkten, lässt aber den Horror des Unausgesprochenen vermissen.
Im Endeffekt wird die Verantwortung fast völlig auf die Sets, Farbfilter, Kameraperspektiven und Spezialeffekte übertragen. Das wirkt alles ein bisschen jahrmarktsmäßig: "Abattoir" ist schrill, andersartig, reicht aber nicht ins Unterbewusstsein.
