Meine Meinung von vor 12 Jahren zu
Scanners III - the Takeover:
Als der inzwischen zu einem angesehenen Kultregisseur avancierte David Cronenberg (“Naked Lunch“,“Crash“) 1981 die Filmwelt um die „Scanners“ (= Menschen mit außerordentlichen telepatischen und telekinetischen Fähigkeiten als Folge von Nebenwirkungen eines Medikaments, mit welchem man deren Mütter während der Schwangerschaft behandelt hatte) bereicherte, konzipierte er jenen Film als Mahnung vor Medikamentenmissbrauch und Machtbestreben in seinem gewohnt ruhigen und feinsinnigen Stil.
Spätestens mit dieser zweiten Fortsetzung („the Takeover“) hat sich die Filmreihe nun endgültig von den guten Ansätzen und Betrachtungsweisen verabschiedet: Herausgekommen ist ein kruder wie anspruchsloser Mix aus Action, Sci-Fi und Horror, bei dem es nur noch um den Effekt zum Selbstzweck geht – die Gewalt bei Cronenberg (Stichwort: explodierender Schädel) war nur die extremste Art der Veranschaulichung, hier dient sie ausschließlich der Unterhaltung.
Als der Scanner Alex (Steve Parrish) auf einer Party aus Versehen seinen besten Freund während einer Demonstration seiner Fähigkeiten tötet, kann er mit den Schuldgefühlen nicht mehr leben und zieht sich in ein thailändisches Kloster zurück. Zwei Jahre später: Als seine Adoptivschwester Helena (Liliana Komorowska) auf offener Straße überfallen wird, entwickelt sie zu ihrem Schutz plötzlich ungeahnte Kräfte, da sie auch ein Scanner ist, deren Fähigkeiten aber bislang nie in dem Maße hervorgetreten waren. Ihr Ziehvater (Konzernchef und Forscher auf diesem Gebiet) arbeitet währenddessen an einem neuen Medikament („F-3“), das die Nebenwirkungen des „Scanner-Syndroms“ (permanente Kopfschmerzen etc) unterdrücken soll. Obwohl es noch nicht ausgereift ist, testet Helena heimlich das Mittel (ein Patch, welches man am Nacken auf die Haut klebt, so dass der Wirkstoff von der Haut absorbiert werden kann), welches die Migräne tatsächlich beseitigt, zusätzlich jedoch das Gewissen des Trägers ausschaltet…
Unter dem Einfluss des Medikaments tötet Helena im Folgenden zuerst einen Arzt, der sie in ihrer Kindheit als Versuchskaninchen missbraucht hatte, dann gar ihren Vater, um so die Leitung seines Konzerns zu übernehmen. Während eines Liebesspiels mitsamt Videokamera stellt sie zudem fest, dass sie menschliche Gedanken auch per Datenübertragungen kontrollieren kann, weshalb sie alles daran setzt, einen TV-Sender aufzukaufen, um so (natürlich – was denn sonst?) die Weltherrschaft zu erlangen…
Mit Hilfe der „F-3“-Ausgabe hat Helena sich zusätzlich eine kleine Leibgarde (bestehend aus Scannern, die sie aus der Klinik ihres ehemaligen Arztes befreit hatte) zusammengestellt, die sie darauf ansetzt, Alex aufzuspüren und umzubringen: Der Anschlag in Thailand schlägt jedoch fehl, und so kehrt jener wieder in seine Heimat zurück, um zusammen mit seiner ehemaligen Freundin (Valerie Valois) Helena und ihre Machenschaften aufzuhalten…
Man kann es eigentlich wie folgt zusammenfassen: „Scanners 3“ ist eine jener Fortsetzungen, welche die Welt nicht braucht. Anspruch sucht man vergebens, wie auch handwerkliche Qualität. Regisseur Christian Duguay besitzt (inzwischen) ein Auge für Optik und ein Händchen für Actionsequenzen: Leider waren seine Fertig- und Fähigkeiten zum Zeitpunkt dieses Werkes noch keineswegs ausgereift, sondern bestenfalls ansatzweise vorhanden – einige nette Einfälle in Sachen Kameraarbeit sowie halbwegs rasante Verfolgungsjagden können den Eindruck nicht trüben, dass fast alle Actionszenen irgendwie unbeholfen inszeniert wirken (einige Jahre später konnte Duguay schließlich mit Filmen wie „Live Wire“ oder „the Art of War“ beweisen, dass er Action auch sehr ansehnlich in Szene setzen kann).
Die Schauspieler können allesamt nicht überzeugen: Steve Parrish bleibt als „Held“ Alex während des gesamten Films blass, Valerie Valois ist als seine Freundin Joyce nett anzusehen, aber talentfrei, und Liliana Komorowska übertreibt es in der Rolle der Helena einfach zu sehr. Hinzu kommt, dass alle Scanner-Darsteller (inklusive Alex und Helena) beim Gebrauch ihrer Fähigkeiten derart grimassieren und chargieren, dass die Grenze zur Peinlichkeit fortlaufend überschritten wird.
Das Hauptproblem des Films ist jedoch der „Humor“ (ob freiwillig oder unfreiwillig): Witzig gemeinte Szenen kommen eher albern rüber, viele Einfälle und Dialoge sind einfach nur unfreiwillig komisch (allein die sehr großen „F-3“-Patches mit ihrem lustigen grünen Blicklicht!) – die Gesamtstimmung des Films ist einfach fern von ernst und geht ständig ins alberne über. Beispiel gefällig? Einem Mann wird der Arm abgeschossen, der dann auf die Windschutzscheibe eines Streifenwagens fliegt – was machen die Cops…sie schalten den Scheibenwischer ein und meinen „ich hasse diese Stadt“. Oder: Um ihren nervigen Boss zu blamieren, lässt Helena ihn bei einem Geschäftsessen strippen und ins Klavier fallen…
Es gibt noch eine Vielzahl solcher Szenen, bis hin zur total unlogischen Schlusseinstellung nach einem äußerst schwachen Special Effect!
Freunde der „explodierenden Schädel“ können sich nur bedingt freuen: Zwar dürfen einige Darsteller „den Kopf verlieren“, doch selbst diese F/X wurden nicht besonders effektiv oder ansehnlich umgesetzt (der Arzt in der Klinik bildet jedoch eine geringfügige Ausnahme).
Fazit: „Scanners 3“ ist anspruchslos, albern, schwach gespielt und mäßig inszeniert, dafür aber erstaunlich actionreich – insgesamt letztendlich eine ziemlich überflüssige Fortsetzung …