Summer of 84

Ob Splatter, Trash oder was es sonst noch gibt ... all das findet hier seinen verdienten Platz.
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Summer of 84

Beitrag von freeman » 25.10.2018, 19:15

Summer of 84

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Originaltitel: Summer of 84
Herstellungsland: Kanada, USA
Erscheinungsjahr: 2018
Regie: François Simard, Anouk Whissell, Yoann-Karl Whissell
Darsteller: Graham Verchere, Judah Lewis, Caleb Emery, Cory Gruter-Andrew, Tiera Skovbye, Rich Sommer, Jason Gray-Stanford, Shauna Johannesen, Mark Brandon u.a.

Davey ist sich sicher: Der im Nachbarhaus wohnende Kleinstadtsheriff verbirgt etwas. Ist er vielleicht sogar verantwortlich für das Verschwinden unzähliger Kinder in der Umgebung? Mit seinem Job hätte der Sheriff freilich die ideale Tarnung. Würde doch niemand einen Cop verdächtigen... Großartiges 80s Revival der "Turbo Kid"-Macher.
:liquid8:

Zur Kritik von "Summer of 84"

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Beitrag von StS » 25.10.2018, 19:40

Weit oben auf meiner Watchlist!
RKSS ist echt ne interessante Truppe.

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Beitrag von freeman » 25.10.2018, 19:50

Die haben btw. auch einen hübschen Fake-Trailer auf der Blu/DVD mit drauf. Da lassen sie dann wieder ein wenig mehr Turbo-Kid-Splatterspaß durchblicken. Lohnt sich. Von vorne bis hinten.

In diesem Sinne:
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Beitrag von Vince » 25.10.2018, 20:16

Jau, in der Tat total abgedreht.
Hauptfilm hat mir auch gefallen (besser als Turbo Kid, der mir etwas zu richtungslos vorkam), ich komm nur aktuell mal wieder nicht dazu, meine Meinung zu artikulieren... VHS-Edition ist auch wirklich schick geworden, kein Vergleich mit dem Ready-Player-One-Käse. Natürlich legen jetzt wieder x Labels nach bei dieser Verpackungsart (u.a. Capelight und auch Herr Krekel steckt mitten in den Vorbereitungen), ich werde aber einen Teufel tun und die Dinger jetzt immer kaufen, die sind ja noch fetter als Mediabooks.

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McClane
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Beitrag von McClane » 06.11.2018, 08:33

François Simard, Anouk Whissell und Yoann-Karl Whissell lieben den Genrefilm, vor allem der 1980er, und haben ihn aufmerksam studiert, wie man bereits an "Turbo Kid" sah. Diese Liebe ist aufrichtig, da verzeiht man ihnen auch glatt das grenzdebile Akronym RKSS (für Roadkill Superstar), das sie für ihre Dreieinigkeit gewählt haben. Auch "Summer of 84" atmet den Geist der Eighties, holt den Zuschauer zurück in jene Epoche, gerade durch Soundtrack und Inszenierung. Mit seinem Coming-of-Age plus Genregeschichte bedient er sich natürlich nicht nur bei Vorbildern wie "Die Goonies" und "The Monster Squad", sondern erfolgreichen Retro-Produktionen der letzten Jahre, allen voran "Stranger Things" und die "Es"-Neuverfilmung. Leider legt der Vergleich mit den beiden genannten auch die Schwäche von RKSS offen, die sich schon bei "Turbo Kid" zeigte: Die drei sind nicht die besten Erzähler. So bleibt der Film bei fast allen Figuren außer Davey an der Oberfläche und das obwohl er sich ironischerweise um Tiefe der anderen Jungs aus dem Quartett bemüht. Doch da reichen ein paar hingeworfene Fetzen um eine alleinerziehende, überforderte Alki-Mutter oder ein auf der Zielgeraden eingestreuter Verweis auf ein zerstrittenes Elternhaus nicht aus, wenn man nichts daraus macht. Auch der große Verlust im Finale lässt daher etwas kalt. Ansonsten zollen RKSS hier "Das Fenster zum Hof" Tribut, der ja schon elf Jahren mit "Disturbia" eine zeitgenössische Teen-Variante erhielt. "Summer of 84" führt den Zuschauer ganz geschickt aufs Glatteis, leidet aber etwas darunter, dass er kaum plausible Alternativen zum Cop-Nachbarn als Killer bietet: Entweder muss Davey also von Anfang an richtig liegen oder es muss auf den letzten Metern eine vorher komplett unbekannte Person als Killer entlarvt werden (die von "Das Fenster zum Hof" und "Disturbia" angebotene Option, dass Davey sich alles nur einbildet, entfällt, da der Film überdeutlich zeigt, dass die Mordserie real ist und der Killer im Ort wohnen muss). Und wenn man vermeintlich auf einen Klischeeshowdown verzichtet, sondern direkt zur Nachbesprechung im Polizeirevier geblendet wird, dann ist der Bruch mit den Erwartungen nur von kurzer Dauer: Es folgt ein etwas anderer Klischeeshowdown, der auch für einige Logiklöcher sorgt. "Summer of 84" hat trotzdem Charme und Style, aber auch einige Schwächen, gerade erzählerischer Natur.

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Re: Summer of 84

Beitrag von Vince » 01.12.2018, 10:44

Die Regieführenden Simard und Whissell(s) haben inzwischen offenbar gelernt, ihre Nostalgie zu kanalisieren. Die chaotische, bisweilen auch ziellose Artikulation ihrer retrofuturistischen Dystopie "Turbo Kid" scheint zumindest auf formeller Ebene der Vergangenheit anzugehören. Das Trio zieht neuerdings klarere Linien und fokussiert sich auf wenige, dafür aber um so dominantere Stilmittel.

Ihr "Summer Of '84" markiert sozusagen den Sprung aus der Dimension des Comicheftes zurück in die Erinnerung an die echte Kindheit. Wie sich jedoch schnell herausstellt, geht mit diesem Perspektivwechsel nicht der Anspruch einher, ein authentisches Abbild der 80er Jahre zu präsentieren. Der irreale Synth-Score befeuert zwar Assoziationen zu dieser Epoche, steht jedoch keineswegs stellvertretend für das, was tatsächlich in den 80ern im Radio, in Filmen oder von Musikkassetten gespielt wurde. Auch das Drehbuch entfaltet sich fast schon aufreizend geradlinig und schmucklos. Man wird eingelullt mit 30 Jahre alten Klischees, die zu dreidimensionalen Gimmicks aufgebauscht werden - Milchtüten, Fahrräder mit Spielkarten an den Felgen und Telefone mit endlos langen Schnüren. Cape May präsentiert sich nicht als Zeitdokument wie eine Fotografie, sondern wie eine über Jahre gereifte Erinnerung, die alles Unwichtige entfernt hat, um das Übriggebliebene einem leuchtenden Anstrich zu unterziehen.

So reizvoll dieser Ansatz ist, er verliert spätestens zur Filmmitte seinen Fokus. Irgendwo zwischen der detailvoll gezeichneten Coming-Of-Age-Phantasie und dem postmodernen Blickwinkel geht der eigentliche Kern verloren. Suspense leitet sich aus Verdachtsmomenten und falschen Fährten ab, doch diese gezielt zu nutzen, weigert sich die Regie, weil sie sich alle Möglichkeiten offen halten will, entweder einen spektakulären Kriminalfall daraus zu basteln oder eben ein satirisches Spiel aus falschen Abzweigungen und Ablenkungsmanövern. Zwei sich gegenseitig ausschließende Strategien, die nicht gemeinsam in das stromlinienförmige Handlungsgerüst passen.

Das Ende schlägt vielleicht auch deswegen so hart in die Magengrube, weil man derartige Konsequenz von diesem Film nicht mehr erwartet hat. Ob man das nun als einen abschließenden Pluspunkt betrachten möchte oder als Symptom weiterführender Probleme, ist Auslegungssache.
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Re: Summer of 84

Beitrag von MarS » 13.02.2020, 13:33

Schauspielerisch und von der Kulisse her passt alles bei Summer of 84. Leider fehlt es dem Film trotz seines Themas fast völlig an Suspense und Thrill. So richtig spannend wird es an keiner Stelle und der Film plätschert weitestgehend vor sich hin. Dieses Manko versucht man dann am Ende mit der Brechstange wettzumachen. Ich mag ja Dampfhammer-Enden, bei Summer of 84 wirkt das Gesehene aber unpassend, packte mich nicht und bringt, wie McClane schon geschrieben hat, einige Logiklücken mit sich. Summer of 84 ist zwar schon ein ganzes Stück weit besser als der enttäuschende Turbo Kid, auf einen wirklich guten Film von den Herren François Simard, Anouk Whissell, Yoann-Karl Whissell muss ich aber noch warten. So sehr ich deren Werke mögen möchte, nur kopieren reicht aber nicht, es ist auch wichtig eine vernünftige Geschichte zu erzählen und daran fehlt es bei denen noch.

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