Motel I + II
Verfasst: 22.07.2007, 00:24
Motel

Originaltitel: Vacancy
Produktionsjahr: 2007
Herstellungsland: USA
Regie: Nimród Antal
Darsteller: Kate Beckinsale, Luke Wilson, Frank Whaley, Ethan Embry, Scott G. Anderson, Mark Casella, David Doty u.a.
Amy und David Fox sind auf dem Heimweg von einer Familienfeier. Hier haben sie der Familie eine heile Welt vorgespielt und sich nicht anmerken lassen, dass ihre Ehe seit dem Tod des gemeinsamen Sohnes nicht mehr zu retten ist. Amy hat sich für die Heimfahrt einige Prosacs eingeworfen und döst ruhig vor sich hin. Dabei verschläft sie eine folgenschwere Entscheidung ihres Nochehemannes. Da die Interstate verstopft ist, wählt er eine Abzweigung und hat sich schon bald heillos verfranzt. Dann scheint auch noch der Motor des Wagens den Geist aufgeben wollen. Ein hilfsbereiter Mann macht den Wagen scheinbar wieder flott, doch nur wenige Meilen später geht gar nichts mehr. Amy und David beschließen daraufhin nach Hilfe zu suchen und gelangen zu einem Motel. Der verschrobene Besitzer macht ihnen nicht viel Hoffnung auf baldige Hilfe und empfiehlt ihnen, bei ihm unterzukommen. Das müde Ehepaar willigt ein und bezieht ein Zimmer. Plötzlich klopft es an der Tür. Wieder und wieder. Und immer, wenn man nachschaut, ist da niemand. David wendet sich an den verschrobenen Hotelmanager, der das Problem lösen will. Und wirklich: Kurz darauf ist Ruhe und David beschließt zur Nervenberuhigung etwas TV zu schauen. Er legt ein herumliegendes Video ein und wird Zeuge, wie ein Mann in einem Zimmer von zwei Maskierten erhängt wird. David ist allerdings eher belustigt als beunruhigt, als ihm plötzlich ein Detail auffällt ... Das Zimmer, in dem dieser "gestellte" Mord gerade stattfand, ist das gleiche Zimmer, in dem David und Amy gerade Nächtigen wollen! Ein weiteres Video und das Auffinden diverser versteckter Kameras lässt in David den Verdacht aufkommen, dass seine Frau und er als nächste Opfer vorgesehen sein könnten. Darum beschließt man, sein Heil in der Flucht zu suchen. Doch vor dem Zimmer sind die Maskierten bereits in Stellung gegangen ...
Snuff Movies sind ein absolutes Faszinosum. Jeder Filmfan hat sicher schon einmal von dieser Abart des "Filmes" gehört und es ins Reich der Sagen und Mythen verbannt. Dennoch ist dieses Thema gerade für die Filmindustrie immer wieder einmal interessant geworden. Die ernsthafteste Abhandlung zum Thema bot der mexikanische Streifen Tesis. Für die amerikanische Filmfabrik dienen die Geschichten um die Snuffvideos (also Filme, in denen Menschen wirklich vor der Kamera umgebracht werden) meist eher als Katalysator oder Auslöser für Thrillerhandlungen. So geschehen in 8mm und nun auch in Motel. Denn in Motel geht es eher weniger um Snuffvideos (die Mechanismen dieser Filme werden nicht hinterfragt; es wird nicht gefragt, wer derartige Filme braucht usw.), als vielmehr darum, nicht zum Bestandteil derselben zu werden.
Dabei macht der ungarische Regisseur Nimród Antal bis zur Minute 70 seines knapp 80minütigen kleinen Gruslers alles richtig! Dabei fallen einige Punkte besonders positiv auf. Zum einen handelt es sich im Falle der "Opfer" in Motel endlich einmal nicht um wichspicklige, ewig gleichdumme Dumpfbackenteenies, sondern um erwachsene Personen, die recht schnell beschließen, dass sie der Situation vor allem mit Hilfe von Vernunft und Intelligenz Herr werden wollen und daher Kurzschlusshandlungen von vornherein vermeiden. Obendrein werden die beiden Hauptfiguren mit dem Notwendigsten an Charaktereigenschaften und Hintergründen versehen, um sie nicht zum x-beliebigen Kanonenfutter degenerieren zu lassen, bei dem eh niemanden juckt, was mit ihnen passiert. Dies ist um so wichtiger, weil Antal seinen Film absolut auf das Nötigste reduzierte. Dies betrifft das Figureninterieur (5 Hauptfiguren, davon 2 maskiert und nur ein minimalster Nebendarstellercast!), den Schauplatz (die Motelanlage) und die Story, denn wer sich eventuell von Motel intelligente Kniffe oder Wendungen erwartet, wird sich recht schnell enttäuscht sehen. Antal bedient ausschließlich die Punkte, die für seine Geschichte um den Überlebenskampf seiner Hauptfiguren wirklich wichtig sind. Das ist nicht intelligent, einfallsreich oder originell ... aber es ist verdammt effektiv.
Dabei geht es Antal nicht darum, mit maximalem Gekröse das Publikum zu "horrortainen", vielmehr geht er den altmodischen Gruselstreifenweg und setzt hauptsächlich auf Atmosphäre und eine möglichst dichte Inszenierung. So beginnt sein Streifen recht verhalten mit der Einführung der Figuren, was gar ein wenig sperrig geraten ist. Doch wenn auf einmal das erste Klopfen ertönt, zieht Antal Spannung und Atmosphäreaufbau gnadenlos an und lässt seinen Film nicht ein einziges Mal in ein Tempoloch fallen. Konsequent hält er die Pace oben und reiht Aktion an Reaktion. Auch inszenatorisch bewegt er sich eher auf traditionellen Pfaden und erteilt dem aktuellen, schnell geschnittenen und farbfilterüberzogenen Terrorkino eine klare Abfuhr. Er inszeniert mit ruhiger und sicherer Hand und rückt vor allem die Dunkelheit in den Mittelpunkt seiner erlesen komponierten, unheilschwangeren Bilder. Ab und zu kann man gar nur erahnen, was sich da gerade auf der Leinwand abspielt.
Und all diese positiven Punkte tritt Antal mit dem ersten Sonnenaufgang im Film komplett in die Tonne. Der altmodische Atmogrusel weicht einer hollywoodesken, actionorientierten, viel zu simplen Auflösung, bei der einfach alles platt gemacht wird und eine wütende Ehefrau im Alleingang das schafft, was sonst keinem vor ihr gelang. Das ist platt, wirkt unglaublich übers Knie gebrochen und ist im Endeffekt vor allem eines: Dumm! Inwiefern dieses vollkommen unausgegoren und unpassend wirkende Ende wirklich der Originalintention von Drehbuch und Regisseur entspricht, vermag ich nicht zu sagen, hoffe aber massiv auf ein alternatives Ende mit Erscheinen der DVD.
Es ist wirklich schade, wie sehr das Ende von Motel die vorherigen positiven Eindrücke abschwächt. Vor allem, da auch der Rest vom Streifen eigentlich auf den Punkt passte. Kate Beckinsale und Luke Wilson liefern als Normaloehepaar in einer Ausnahmesituation eine ordentliche Leistung ab, wobei vor allem dem sonst so blassen Luke Wilson eine erstaunliche Leinwandpräsenz attestiert werden muss. Frank Whaley (Broken Arrow) spielt dabei aber als schmieriger Hotelmanager beide locker an die Wand und punktet mit einigen schwarzhumorigen Einlagen und enormen Mut zur Hässlichkeit. Ebenfalls erwähnen muss man noch den sehr starken Gruselscore von Paul Haslinger, der sich nach dem Score zu Turistas erneut für höhere Weihen im Horrorbereich empfohlen hat. Dabei punktet er vor allem in den Spannungsspitzen, denn hier gelingen ihm wirklich coole Themen. Toll.
Was bleibt ist ein im besten Sinne altmodischer Grusler mit ordentlicher Atmosphäre, der auf hohles Gekröse und sinnlose Gewalttätigkeiten verzichtet und dennoch gerade bei den verstörenden Snuff-Filmausschnitten enormes Terrorpotential erschafft. Leider misslingt Antal der finale Part seines Filmes komplett und so lässt Motel seine Zuschauer doch etwas unzufrieden zurück ...

In diesem Sinne:
freeman

Originaltitel: Vacancy
Produktionsjahr: 2007
Herstellungsland: USA
Regie: Nimród Antal
Darsteller: Kate Beckinsale, Luke Wilson, Frank Whaley, Ethan Embry, Scott G. Anderson, Mark Casella, David Doty u.a.
Amy und David Fox sind auf dem Heimweg von einer Familienfeier. Hier haben sie der Familie eine heile Welt vorgespielt und sich nicht anmerken lassen, dass ihre Ehe seit dem Tod des gemeinsamen Sohnes nicht mehr zu retten ist. Amy hat sich für die Heimfahrt einige Prosacs eingeworfen und döst ruhig vor sich hin. Dabei verschläft sie eine folgenschwere Entscheidung ihres Nochehemannes. Da die Interstate verstopft ist, wählt er eine Abzweigung und hat sich schon bald heillos verfranzt. Dann scheint auch noch der Motor des Wagens den Geist aufgeben wollen. Ein hilfsbereiter Mann macht den Wagen scheinbar wieder flott, doch nur wenige Meilen später geht gar nichts mehr. Amy und David beschließen daraufhin nach Hilfe zu suchen und gelangen zu einem Motel. Der verschrobene Besitzer macht ihnen nicht viel Hoffnung auf baldige Hilfe und empfiehlt ihnen, bei ihm unterzukommen. Das müde Ehepaar willigt ein und bezieht ein Zimmer. Plötzlich klopft es an der Tür. Wieder und wieder. Und immer, wenn man nachschaut, ist da niemand. David wendet sich an den verschrobenen Hotelmanager, der das Problem lösen will. Und wirklich: Kurz darauf ist Ruhe und David beschließt zur Nervenberuhigung etwas TV zu schauen. Er legt ein herumliegendes Video ein und wird Zeuge, wie ein Mann in einem Zimmer von zwei Maskierten erhängt wird. David ist allerdings eher belustigt als beunruhigt, als ihm plötzlich ein Detail auffällt ... Das Zimmer, in dem dieser "gestellte" Mord gerade stattfand, ist das gleiche Zimmer, in dem David und Amy gerade Nächtigen wollen! Ein weiteres Video und das Auffinden diverser versteckter Kameras lässt in David den Verdacht aufkommen, dass seine Frau und er als nächste Opfer vorgesehen sein könnten. Darum beschließt man, sein Heil in der Flucht zu suchen. Doch vor dem Zimmer sind die Maskierten bereits in Stellung gegangen ...
Snuff Movies sind ein absolutes Faszinosum. Jeder Filmfan hat sicher schon einmal von dieser Abart des "Filmes" gehört und es ins Reich der Sagen und Mythen verbannt. Dennoch ist dieses Thema gerade für die Filmindustrie immer wieder einmal interessant geworden. Die ernsthafteste Abhandlung zum Thema bot der mexikanische Streifen Tesis. Für die amerikanische Filmfabrik dienen die Geschichten um die Snuffvideos (also Filme, in denen Menschen wirklich vor der Kamera umgebracht werden) meist eher als Katalysator oder Auslöser für Thrillerhandlungen. So geschehen in 8mm und nun auch in Motel. Denn in Motel geht es eher weniger um Snuffvideos (die Mechanismen dieser Filme werden nicht hinterfragt; es wird nicht gefragt, wer derartige Filme braucht usw.), als vielmehr darum, nicht zum Bestandteil derselben zu werden.
Dabei macht der ungarische Regisseur Nimród Antal bis zur Minute 70 seines knapp 80minütigen kleinen Gruslers alles richtig! Dabei fallen einige Punkte besonders positiv auf. Zum einen handelt es sich im Falle der "Opfer" in Motel endlich einmal nicht um wichspicklige, ewig gleichdumme Dumpfbackenteenies, sondern um erwachsene Personen, die recht schnell beschließen, dass sie der Situation vor allem mit Hilfe von Vernunft und Intelligenz Herr werden wollen und daher Kurzschlusshandlungen von vornherein vermeiden. Obendrein werden die beiden Hauptfiguren mit dem Notwendigsten an Charaktereigenschaften und Hintergründen versehen, um sie nicht zum x-beliebigen Kanonenfutter degenerieren zu lassen, bei dem eh niemanden juckt, was mit ihnen passiert. Dies ist um so wichtiger, weil Antal seinen Film absolut auf das Nötigste reduzierte. Dies betrifft das Figureninterieur (5 Hauptfiguren, davon 2 maskiert und nur ein minimalster Nebendarstellercast!), den Schauplatz (die Motelanlage) und die Story, denn wer sich eventuell von Motel intelligente Kniffe oder Wendungen erwartet, wird sich recht schnell enttäuscht sehen. Antal bedient ausschließlich die Punkte, die für seine Geschichte um den Überlebenskampf seiner Hauptfiguren wirklich wichtig sind. Das ist nicht intelligent, einfallsreich oder originell ... aber es ist verdammt effektiv.
Dabei geht es Antal nicht darum, mit maximalem Gekröse das Publikum zu "horrortainen", vielmehr geht er den altmodischen Gruselstreifenweg und setzt hauptsächlich auf Atmosphäre und eine möglichst dichte Inszenierung. So beginnt sein Streifen recht verhalten mit der Einführung der Figuren, was gar ein wenig sperrig geraten ist. Doch wenn auf einmal das erste Klopfen ertönt, zieht Antal Spannung und Atmosphäreaufbau gnadenlos an und lässt seinen Film nicht ein einziges Mal in ein Tempoloch fallen. Konsequent hält er die Pace oben und reiht Aktion an Reaktion. Auch inszenatorisch bewegt er sich eher auf traditionellen Pfaden und erteilt dem aktuellen, schnell geschnittenen und farbfilterüberzogenen Terrorkino eine klare Abfuhr. Er inszeniert mit ruhiger und sicherer Hand und rückt vor allem die Dunkelheit in den Mittelpunkt seiner erlesen komponierten, unheilschwangeren Bilder. Ab und zu kann man gar nur erahnen, was sich da gerade auf der Leinwand abspielt.
Und all diese positiven Punkte tritt Antal mit dem ersten Sonnenaufgang im Film komplett in die Tonne. Der altmodische Atmogrusel weicht einer hollywoodesken, actionorientierten, viel zu simplen Auflösung, bei der einfach alles platt gemacht wird und eine wütende Ehefrau im Alleingang das schafft, was sonst keinem vor ihr gelang. Das ist platt, wirkt unglaublich übers Knie gebrochen und ist im Endeffekt vor allem eines: Dumm! Inwiefern dieses vollkommen unausgegoren und unpassend wirkende Ende wirklich der Originalintention von Drehbuch und Regisseur entspricht, vermag ich nicht zu sagen, hoffe aber massiv auf ein alternatives Ende mit Erscheinen der DVD.
Es ist wirklich schade, wie sehr das Ende von Motel die vorherigen positiven Eindrücke abschwächt. Vor allem, da auch der Rest vom Streifen eigentlich auf den Punkt passte. Kate Beckinsale und Luke Wilson liefern als Normaloehepaar in einer Ausnahmesituation eine ordentliche Leistung ab, wobei vor allem dem sonst so blassen Luke Wilson eine erstaunliche Leinwandpräsenz attestiert werden muss. Frank Whaley (Broken Arrow) spielt dabei aber als schmieriger Hotelmanager beide locker an die Wand und punktet mit einigen schwarzhumorigen Einlagen und enormen Mut zur Hässlichkeit. Ebenfalls erwähnen muss man noch den sehr starken Gruselscore von Paul Haslinger, der sich nach dem Score zu Turistas erneut für höhere Weihen im Horrorbereich empfohlen hat. Dabei punktet er vor allem in den Spannungsspitzen, denn hier gelingen ihm wirklich coole Themen. Toll.
Was bleibt ist ein im besten Sinne altmodischer Grusler mit ordentlicher Atmosphäre, der auf hohles Gekröse und sinnlose Gewalttätigkeiten verzichtet und dennoch gerade bei den verstörenden Snuff-Filmausschnitten enormes Terrorpotential erschafft. Leider misslingt Antal der finale Part seines Filmes komplett und so lässt Motel seine Zuschauer doch etwas unzufrieden zurück ...

In diesem Sinne:
freeman