[Rec] + [REC] 4: Apocalypse
Verfasst: 13.05.2008, 11:52
[Rec]
Originaltitel: [REC]
Herstellungsland: Spanien
Produktionsjahr: 2007
Regie: Jaume Balagueró / Paco Plaza
Darsteller: Manuela Velasco, Javier Botet, Manuel Bronchud, Martha Carbonell, Claudia Font, Vicente Gil, Maria Lanau, Carlos Lasarte u.a.
Angela und ihr Kameramann Pablo (im Übrigen der wirkliche Kameramann des Filmes und nie im Bild zu sehen) sind im Rahmen ihrer Dokumentationsreihe “Während Sie Schlafen” unterwegs, um ihren TV-Zuschauern zu vermitteln, was manche Berufsgruppen denn so treiben, während der Otto Normal Mensch zufrieden in seinem Bett vor sich hinschlummert. Diesmal hat es sie auf eine Feuerwehrwache verschlagen. Das bisher gedrehte Material ist so belanglos wie banal, als auf einmal die Sirenen schellen und die Feuerwehrbeamten zu einem Einsatz ausrücken. Angela und Pablo werden eingeladen, an dem Einsatz zu partizipieren, was sie auch gerne machen. Man fährt zu einem alten Miethaus und sieht sich schnell mit einer scheinbar ganz normalen Situation konfrontiert: Eine alte Oma machte einfach ungehörigen Lärm. Doch oh weh: Kaum hat man sich einen Überblick über die Situation verschafft, fällt die Oma einen Polizisten an! Sie beisst ihn in den Hals und auf einmal regnet es Feuerwehrleute im Treppenhaus! Plötzlich wird auch noch das Haus von außen durch die Polizei verriegelt, die mit der Eröffnung des Feuers droht, wenn man aus dem Haus herauskommt. Da beginnen sich die bisher verletzten Personen seltsam zu verhalten und beginnen eine Hetzjagd auf die noch „normalen“ Hausbewohner ...
Die ausweglose Ausgangssituation und das coole, sehr reduzierte Setting bilden die größten Pfünde, die für [REC] sprechen. Dazu kommt die in Blair Witch Project und Cloverfield erprobte Handkameratechnik, die das „Mittendrin statt nur dabei“ Gefühl um ein Vielfaches maximiert und hier für einige sehr gelungene Schockmomente genutzt wird. Auch die Funsplatterfans werden in [REC] sehr gut bedient. Sei es der beständig vorhandene schwarze Humor oder in First Person Perspektive in Gesichter einschlagende Vorschlaghämmer, mit dem richtigen Humorverständnis gibt es hier einiges zu Feiern. Das Highlight bilden aber ohne Frage die letzten zehn Minuten, die hinsichtlich des Nägelkaufaktors nicht zu überbieten sind und die vorhergehenden knapp 60 Minuten zu einem einzigen Kindergeburtstag mutieren lassen. In fast vollkommener Dunkelheit setzt es hier in Restlichtverstärkerbildern Schock um Schock inklusive herrlich creepiger „Monster“begegnungen.
Doch leider leistet sich [REC] bis zu diesem fulminanten Höhepunkt im Horrorgenre einige echte Böcke, die man sich einfach nicht schönreden kann. Zunächst einmal krankt der ohnehin recht kurze Streifen an einem vollkommen desolat gezeichneten Figureninterieur, das sich ausschließlich über Klischees definiert und in den Szenen abseits der Zombieaction zu extrem brutalen Tempohängern führt, die in einer 10minütigen, vollkommen zwecklosen und langweiligen Interviewsession kulminieren, bei der dann wirklich Hopfen und Malz verloren ist. Und wenn sich bei einem 75minüter derart extreme Längen einzuschleichen verstehen, sollte das schon zu denken geben. Doch damit nicht genug. Die Figuren sind nämlich nicht nur nicht charakterisiert, nein, sie werden auch noch von Darstellern verkörpert, die wohl vom Regisseur einzig und allein folgende Regieanweisung erhalten haben: Und jetzt bitte hysterisch. Die Folge: Die Menschen in dem Haus gehen einem so schnell so dermaßen auf den Zeiger, dass man am liebsten einer der Zombies wäre, der denen das Hirn rausfrisst.
Der absolute Höhepunkt dahingehend: Manuela Velasco als Angela. Ich glaube, es waren so ca. acht Momente, in denen ich der ohne Frage sehr süßen Darstellerin derbst eine geschallert hätte. Die geht einem in dem Streifen irgendwann mehr auf die Ketten, als die Ische in Blair Witch Project, und die habe ich schon gehasst wie die Pest. Mein Lieblingsmoment: Pablo steigt auf einen Tisch, um durch einen Fensterspalt unheimliche Vorgänge zu filmen. Als Angela ihn fragt, was er sehe, meint er „Psst“, da er nicht entdeckt werden will. Was passiert? Klar: „Was siehst du?“, Was siehst Du?“, „Was ist da los?“, „Was siehst du?“, ... Ich wäre da beinahe ausgerastet .. gebe ich offen zu ... *lach*. Kurzum: Darstellerisch gibt es Overacting vom Feinsten, von Darstellern, die eben zumeist vollkommen unsympathische Zeitgenossen geben, welche komplett in Klischees erstarren.
Doch damit noch immer nicht genug. Denn kurz vor Schluss will [REC] die Vorgänge im Haus auch noch erklären und fährt damit vollends vor die Wand. Nicht nur ist diese Erklärung vollkommen überflüssig und herrlich unlogisch, sie ist auch noch radebrechend an den Haaren herbeigezogen und verursacht beim Zuschauer nur ein Schulterzucken. Überhaupt merkt der nur, dass diese Entdeckung wohl wichtig sein muss, weil Angela es uns erneut zehnmal mitteilt. Klappe zu Angela!!! Klappe ZU!!! Verdammt noch eins!
Etwas weniger problematisch fällt dann die Technik hinter [REC] aus. Klar, die Bilder in Cloverfield erreicht [REC] nicht, das war aber auch nie das Ziel, wirkt [REC] doch zudem vergleichsweise billig produziert. Auf jeden Fall hat auch in diesem Film die POV Kameraperspektive durchaus ihren Reiz und würde der Film ohne diese Perspektive vermutlich gar nicht funktionieren, beziehungsweise hätte ganz anders aufgezogen werden müssen. Extrem enervierend fallen aber die Minuten nach und während den ersten Attacken der „Zombies“ aus, da hier Pablo wirklich alle zwei Sekunden an einem anderen Menschen hängen bleibt, stolpert, wackelt, sich dreht usw. was wirklich eine extreme Desorientierung zur Folge hat und im Kino auch lautstark kommentiert wurde. Selbst mir, der ich bei derartigen Einlagen bisher immer eher recht unbeeindruckt zurückblieb, wurde auf einmal ziemlich schummrig in der Magengegend. Glücklicherweise reguliert sich das Gewackel mit der Zeit auf ein wirklich erträgliches Maß. Auf einen Score verzichtete man aufgrund des Filmansatzes gänzlich, was aber auch nicht wirklich auffällt. Was allerdings auffällt, ist, dass die deutsche Synchro etwas suboptimal ausfiel. Sei es mangelnde Lippensynchronität oder teils extrem unpassende Stimmfarben, hier stellt sich so manches Ohrenhaar vor Schreck auf ;-). Erstklassig, wenn auch meilenweit vom Genreprimus Cloverfield entfernt, ist das Sounddesign geraten, das ebenfalls ein paar nette Schocks lancieren kann, hier und da aber auch Möglichkeiten verschenkt. Wie kann es zum Beispiel sein, dass ein ganzes Haus voller Zombies Amok läuft, man davon aber irgendwie nie viel hört, außer, sie stehen direkt vor den schützenden Türen und begehren um Einlass?
Was bleibt ist eine nette Fingerübung in Sachen Horror mit einigen sehr netten Schockeffekten, einem ordentlichen Härtegrad und einem Showdown, der wirklich genial rockt! Doch was nützt das, wenn ich Figuren zuschaue, die mir nicht nur egal sind, sondern mir auch noch extrem auf die Ketten gehen? Was ist so schwer daran, endlich mal einen Horrorfilm zu lancieren, der wahrhaftige Figuren aufzubieten versteht? Denn ganz ehrlich: Was soll ein Horrorfilm machen? Genau: UNS gruseln! Doch das erreicht man einfach nicht, wenn man FIGUREN abfilmt, die SICH gruseln, UNS aber so herzlich egal sind, dass wir gähnen, während sie vor Angst förmlich sterben! PUNKT!
In diesem Sinne:
freeman
Originaltitel: [REC]
Herstellungsland: Spanien
Produktionsjahr: 2007
Regie: Jaume Balagueró / Paco Plaza
Darsteller: Manuela Velasco, Javier Botet, Manuel Bronchud, Martha Carbonell, Claudia Font, Vicente Gil, Maria Lanau, Carlos Lasarte u.a.
Angela und ihr Kameramann Pablo (im Übrigen der wirkliche Kameramann des Filmes und nie im Bild zu sehen) sind im Rahmen ihrer Dokumentationsreihe “Während Sie Schlafen” unterwegs, um ihren TV-Zuschauern zu vermitteln, was manche Berufsgruppen denn so treiben, während der Otto Normal Mensch zufrieden in seinem Bett vor sich hinschlummert. Diesmal hat es sie auf eine Feuerwehrwache verschlagen. Das bisher gedrehte Material ist so belanglos wie banal, als auf einmal die Sirenen schellen und die Feuerwehrbeamten zu einem Einsatz ausrücken. Angela und Pablo werden eingeladen, an dem Einsatz zu partizipieren, was sie auch gerne machen. Man fährt zu einem alten Miethaus und sieht sich schnell mit einer scheinbar ganz normalen Situation konfrontiert: Eine alte Oma machte einfach ungehörigen Lärm. Doch oh weh: Kaum hat man sich einen Überblick über die Situation verschafft, fällt die Oma einen Polizisten an! Sie beisst ihn in den Hals und auf einmal regnet es Feuerwehrleute im Treppenhaus! Plötzlich wird auch noch das Haus von außen durch die Polizei verriegelt, die mit der Eröffnung des Feuers droht, wenn man aus dem Haus herauskommt. Da beginnen sich die bisher verletzten Personen seltsam zu verhalten und beginnen eine Hetzjagd auf die noch „normalen“ Hausbewohner ...
Die ausweglose Ausgangssituation und das coole, sehr reduzierte Setting bilden die größten Pfünde, die für [REC] sprechen. Dazu kommt die in Blair Witch Project und Cloverfield erprobte Handkameratechnik, die das „Mittendrin statt nur dabei“ Gefühl um ein Vielfaches maximiert und hier für einige sehr gelungene Schockmomente genutzt wird. Auch die Funsplatterfans werden in [REC] sehr gut bedient. Sei es der beständig vorhandene schwarze Humor oder in First Person Perspektive in Gesichter einschlagende Vorschlaghämmer, mit dem richtigen Humorverständnis gibt es hier einiges zu Feiern. Das Highlight bilden aber ohne Frage die letzten zehn Minuten, die hinsichtlich des Nägelkaufaktors nicht zu überbieten sind und die vorhergehenden knapp 60 Minuten zu einem einzigen Kindergeburtstag mutieren lassen. In fast vollkommener Dunkelheit setzt es hier in Restlichtverstärkerbildern Schock um Schock inklusive herrlich creepiger „Monster“begegnungen.
Doch leider leistet sich [REC] bis zu diesem fulminanten Höhepunkt im Horrorgenre einige echte Böcke, die man sich einfach nicht schönreden kann. Zunächst einmal krankt der ohnehin recht kurze Streifen an einem vollkommen desolat gezeichneten Figureninterieur, das sich ausschließlich über Klischees definiert und in den Szenen abseits der Zombieaction zu extrem brutalen Tempohängern führt, die in einer 10minütigen, vollkommen zwecklosen und langweiligen Interviewsession kulminieren, bei der dann wirklich Hopfen und Malz verloren ist. Und wenn sich bei einem 75minüter derart extreme Längen einzuschleichen verstehen, sollte das schon zu denken geben. Doch damit nicht genug. Die Figuren sind nämlich nicht nur nicht charakterisiert, nein, sie werden auch noch von Darstellern verkörpert, die wohl vom Regisseur einzig und allein folgende Regieanweisung erhalten haben: Und jetzt bitte hysterisch. Die Folge: Die Menschen in dem Haus gehen einem so schnell so dermaßen auf den Zeiger, dass man am liebsten einer der Zombies wäre, der denen das Hirn rausfrisst.
Der absolute Höhepunkt dahingehend: Manuela Velasco als Angela. Ich glaube, es waren so ca. acht Momente, in denen ich der ohne Frage sehr süßen Darstellerin derbst eine geschallert hätte. Die geht einem in dem Streifen irgendwann mehr auf die Ketten, als die Ische in Blair Witch Project, und die habe ich schon gehasst wie die Pest. Mein Lieblingsmoment: Pablo steigt auf einen Tisch, um durch einen Fensterspalt unheimliche Vorgänge zu filmen. Als Angela ihn fragt, was er sehe, meint er „Psst“, da er nicht entdeckt werden will. Was passiert? Klar: „Was siehst du?“, Was siehst Du?“, „Was ist da los?“, „Was siehst du?“, ... Ich wäre da beinahe ausgerastet .. gebe ich offen zu ... *lach*. Kurzum: Darstellerisch gibt es Overacting vom Feinsten, von Darstellern, die eben zumeist vollkommen unsympathische Zeitgenossen geben, welche komplett in Klischees erstarren.
Doch damit noch immer nicht genug. Denn kurz vor Schluss will [REC] die Vorgänge im Haus auch noch erklären und fährt damit vollends vor die Wand. Nicht nur ist diese Erklärung vollkommen überflüssig und herrlich unlogisch, sie ist auch noch radebrechend an den Haaren herbeigezogen und verursacht beim Zuschauer nur ein Schulterzucken. Überhaupt merkt der nur, dass diese Entdeckung wohl wichtig sein muss, weil Angela es uns erneut zehnmal mitteilt. Klappe zu Angela!!! Klappe ZU!!! Verdammt noch eins!
Etwas weniger problematisch fällt dann die Technik hinter [REC] aus. Klar, die Bilder in Cloverfield erreicht [REC] nicht, das war aber auch nie das Ziel, wirkt [REC] doch zudem vergleichsweise billig produziert. Auf jeden Fall hat auch in diesem Film die POV Kameraperspektive durchaus ihren Reiz und würde der Film ohne diese Perspektive vermutlich gar nicht funktionieren, beziehungsweise hätte ganz anders aufgezogen werden müssen. Extrem enervierend fallen aber die Minuten nach und während den ersten Attacken der „Zombies“ aus, da hier Pablo wirklich alle zwei Sekunden an einem anderen Menschen hängen bleibt, stolpert, wackelt, sich dreht usw. was wirklich eine extreme Desorientierung zur Folge hat und im Kino auch lautstark kommentiert wurde. Selbst mir, der ich bei derartigen Einlagen bisher immer eher recht unbeeindruckt zurückblieb, wurde auf einmal ziemlich schummrig in der Magengegend. Glücklicherweise reguliert sich das Gewackel mit der Zeit auf ein wirklich erträgliches Maß. Auf einen Score verzichtete man aufgrund des Filmansatzes gänzlich, was aber auch nicht wirklich auffällt. Was allerdings auffällt, ist, dass die deutsche Synchro etwas suboptimal ausfiel. Sei es mangelnde Lippensynchronität oder teils extrem unpassende Stimmfarben, hier stellt sich so manches Ohrenhaar vor Schreck auf ;-). Erstklassig, wenn auch meilenweit vom Genreprimus Cloverfield entfernt, ist das Sounddesign geraten, das ebenfalls ein paar nette Schocks lancieren kann, hier und da aber auch Möglichkeiten verschenkt. Wie kann es zum Beispiel sein, dass ein ganzes Haus voller Zombies Amok läuft, man davon aber irgendwie nie viel hört, außer, sie stehen direkt vor den schützenden Türen und begehren um Einlass?
Was bleibt ist eine nette Fingerübung in Sachen Horror mit einigen sehr netten Schockeffekten, einem ordentlichen Härtegrad und einem Showdown, der wirklich genial rockt! Doch was nützt das, wenn ich Figuren zuschaue, die mir nicht nur egal sind, sondern mir auch noch extrem auf die Ketten gehen? Was ist so schwer daran, endlich mal einen Horrorfilm zu lancieren, der wahrhaftige Figuren aufzubieten versteht? Denn ganz ehrlich: Was soll ein Horrorfilm machen? Genau: UNS gruseln! Doch das erreicht man einfach nicht, wenn man FIGUREN abfilmt, die SICH gruseln, UNS aber so herzlich egal sind, dass wir gähnen, während sie vor Angst förmlich sterben! PUNKT!
In diesem Sinne:
freeman