For All Mankind
BD / Regie: Al Reinert
Zu der Musik von Brian Eno durch das All zu schweben und die Schönheit der Existenz zu spüren – ein Wunder, das beim Dokumentarfilm «For All Mankind» passiert. Al Reinert hat die 16mm-Aufnahmen der Beteiligten der Apollo-Missionen zu einem Zeitzeugnis zusammengeschnitten, das beeindruckt und erstaunliche Einblicke offeriert.
In The Earth
BD / Regie: Ben Wheatley
Folk-Horror aus Covid-19-Zeiten; wenige Personen schleichen durch den Wald und geraten immer tiefer in den Wahnsinn. Ben Wheatley trifft mit «In The Earth» genau meinen Geschmack und serviert einen modern aufgemachten Film mit ungewohnten Szenerien, der verstört und mitreisst.
Das funktioniert zwar nicht so gut wie bei «A Field in England» (2013), kann aber besonders in der zweiten Hälfte durch Optik und Sounds überzeugen.
Easy Rider
DVD / Regie: Dennis Hopper
Mit «Easy Rider» versuchte Dennis Hopper die eingerosteten Zwänge von Hollywood aufzusprengen und einen Abgesang auf die damalige Generation zu verfilmen. Das klappte trotz vieler Hürden und mutierte zu einem Kultfilm, der bis heute funktioniert.
Besonders die experimentellen Schnittfolgen und unerklärten, inhaltlichen Aspekte wirken positiv, es bleiben aber auch einige Leerstellen. Während die erste Sichtung damals in der Schulzeit an mir vorbeizog, wusste mich die Gesellschafts- und Sozialkritik nun zu überzeugen.
Platoon
DVD / Regie: Oliver Stone
Oliver Stone hat seine eigenen Erfahrungen aus dem Vietnamkrieges in «Platoon» zu einer brutalen und düsteren Geschichte über die Sinnlosigkeit des Krieges, Unschuld und männliche Aggression verarbeitet. Alle typischen Elemente des Genres sind vorhanden, das Ensemble mit Tom Berenger und Willem Dafoe überzeugt.
Doch leider konnte mich die von Charlie Sheen gespielte Hauptfigur wenig mitreissen, der Film feuerte mit seinen heftigen Kriegsszenen und blutigen Momenten an meinem Herz vorbei. Sympathie gibt es für niemanden, Intensität allerdings ebenfalls nur in wenigen Momenten.
Spoorloos
BD / Regie: George Sluizer
Wow, das kam überraschend. «Spooloos» ist ein wuchtiger und niederschmetternder Thriller, der mir am Ende die Luft raubte. Von George Sluizer gekonnt inszeniert, strahlen nebst den Hauptdarstellern Bernard-Pierre Donnadieu und Gene Bervoets vor allem die geschickt konstruierte Struktur und das intelligente Drehbuch.
Mit jeder folgenden Szene wird die Geschichte erweitert und ergänzt, jede neue Erkenntnis sorgt für einen weiteren Schrecken, die Wahrheit verkommt zu einem Albtraum. Beeindruckend und sehr wirkungsvoll, besonders wenn man vor der Sichtung wenig über den Inhalt weiss.
Easy Riders, Raging Bulls
DVD / Regie: Kenneth Bowser
Mit der Dokumentation «Easy Riders, Raging Bulls» werden Geburt und Untergang von «New Hollywood» beleuchtet; eine Zeit von wenigen Jahren, in denen junge und wilde Regisseure das Zepter der Studios an sich rissen.
Als typische Mischung aus Talking Heads und Filmausschnitten konstruiert, serviert Kenneth Bowser einen gelungenen Überblick zum Thema und lässt diverse Beteiligte zu Wort kommen. Die Schattenseiten werden stiefmütterlich behandelt, genannt meist nur die bekanntesten Filme, es macht aber trotzdem Freude.
Schrecklich aber, hat sich Hollywood seit Ende der Siebzigerjahre auf die Box-Office-Wettkämpfe eingeschossen und behandelt Filmkunst wie Sportevents. Da wäre eine erneute Revolution notwendig.
Le Bonheur
DVD / Regie: Agnès Varda
Welch Wunderwerk von Film. Nicht nur schafft es Agnès Varda die Mechaniken der Nouvelle Vague leicht und verspielt wirken zu lassen (die Farbschemen, die Schnittfolgen, die real vorhandenen Texteinblendungen), sie serviert auch gleich eine riesige Stolperfalle für das eigene Weltbild und die persönlichen Moralvorstellungen.
«Le Bonheur» zeigt der patriarchal gewichtete Umgang mit Menschen, Liebe und Beziehungen, ohne direkt Stellung zu beziehen. Subtile Nuancen offenbaren die wahren Intentionen der Regisseurin und demontieren das männliche System. Genial!
