Filmtagebuch: deBohli

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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 27.01.2023, 13:26

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Bonjour Tristesse
DVD / Regie: Otto Preminger
Von der farbenfrohen, sonnendurchfluteten Küste zu den schwarzweiss aufgenommenen und engen Kellerlokalen: Die Wandlung von «Bonjour Tristesse» vollzieht sich in der Optik wie dem emotionalen Leben der Figuren.
Jean Seberg und David Niven leben als Tochter-Vater-Gespann im Film von Otto Preminger auf, der Inhalt ist näher betrachtet etwas schwierig. Egozentrisches Verhalten gegen Egomanie? Dafür sind die Kleider von Givenchy wunderbar.
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The Unbearable Weight of Massive Talent
BD / Regie: Tom Gormican
Ja, die Leute haben alle recht, wenn sie das Gespann Nicolas Cage und Pedro Pascal loben. Diese zwei sind zusammen zum Verknallen süss. Leider aber beschränkt sich Tom Gormican in seinem Vehikel «The Unbearable Weight of Massive Talent» nicht auf diesen Freundschaftsaspekt, sondern stopft Familiendrama, Meta-Zauberei und Agenten-Action in die Laufzeit.
Das wirkt unausgegoren und packt selten, dafür kriegt man Lust sich älteren Cage-Produktionen zu widmen und die eigene Favoritenliste zu Filmen aufzufrischen.
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John Wick: Chapter 3 – Parabellum
BD / Regie: Chad Stahelski
Sich auf den Krieg vorzubereiten ist in dieser Welt keine schlechte Idee. Alles dreht sich um geheime Auftragskiller-Bünde, hinter jedem Obdachlosen lauert eine Tötungsmaschine. Chad Stahelski dreht mit «John Wick: Chapter 3 – Parabellum» voll auf und vergrössert nicht nur die Mythologie, sondern liefert atemberaubende Set-Pieces.
Die Action ist fulminant, die Ausleuchtung, das Design und die Ausstattung von erster Güte. Dazu kommt die coole Asia Kate Dillon und natürlich der sympathisch attraktive Reeves in der Hauptrolle – diese Reihe kann gerne lange weiterlaufen.
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Seconds
BD / Regie: John Frankenheimer
Verzerrte Aufnahmen von James Wong Howe, schräge Orgelklänge von Jerry Goldsmith, ein schwitzender und verlorener Rock Hudson im Zentrum. Mit «Seconds» legte John Frankenheimer einen bedrückenden, schockierenden und nachdenklichen Film zum Thema des Konsumwahns und des Lebenssinns vor.
Experimentell gedreht, mit vielen aufrüttelnden Bildern und ohne jemals plakativ zu werden ist die zu selten beachtete Produktion ein echtes Erlebnis.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 28.01.2023, 19:35

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Island Of Lost Souls
BD / Regie: Erle C. Kenton
Ein grusliges und durchgeknalltes Pre-Code-Abenteuer, das die Geschichte um den verrückten Dr. Moreau in tollen Schwarzweiss-Bildern schildert. «Island Of Lost Souls» hat zwar seine unrunden Stellen, der Film von Erle C. Kenton macht aber Spass – auch wenn die Aspekte der Versuche und Monsterwesen heutzutage nicht mehr schocken.
Charles Laughton in der Hauptrolle ist perfekt, das Treiben der verwandelten Personen auf der Insel unter der Leitung von Bela Lugosi unheimlich. «Are We Not Men?»
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Vanilla Sky
DVD / Regie: Cameron Crowe
«Vanilla Sky» bescherte mir damals nach dem Kinobesuch schlaflose Nächte, beim Rewatch mehr als 20 Jahre später zeigte sich vor allem die fehlende Tiefe mit Nachgeschmack. Cameron Crowe interessiert sich stärker für das romantische Liebesleben seiner Figuren als die Komplexität der Mordgeschichte.
Alles wirkt schal, die Probleme von reichen, überheblichen und schönen Menschen interessieren mich zu wenig. Dafür ist der Cast wahnsinnig gut, mit Namen wie Michael Shannon, Kurt Russel, Tilda Swinton und Timothy Spall in Nebenrollen. Es wäre an der Zeit, sich endlich dem Originalfilm zu widmen.
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Avec amour et acharnement
Kino / Regie: Claire Denis
Endlich wieder ein Film von Claire Denis im Kino – und französischer könnte es fast nicht sein. Nicht nur bringt Juliette Binoche in einer Szene ein Baguette nach Hause, die Dreiecksbeziehung zwischen ihr, Vincent Lindon und Grégoire Colin wird mit jeder Minute intensiver und lauter.
In «Avec amour et acharnement» schleichen sich die dunklen Fäden der Vergangenheit unaufhaltbar in die Geschichte ein, Entschlossenheit wird zu Verzweiflung und Orientierungslosigkeit. Das intensive Spiel und die schöne Kameraführung machen die losen Enden und versatzstückartig wirkende Geschichte wett.
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Händler der vier Jahreszeiten
BD / Regie: Rainer Werner Fassbinder
Ein Melodrama ohne ein Gramm Fett, eine Inszenierung, die sich gleichermassen am Theater wie den stilistischen Merkmalen der Fünfzigerjahre bedient. «Händler der vier Jahreszeiten» ist ein hölzern wirkender Film, der die Fähigkeiten von Rainer Werner Fassbinder stets durchscheinen lässt und fasziniert.
Die Szenen sind so knapp geschnitten wie das Ende, Reue gibt es keine.
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Batman
Kino / Regie: Leslie H. Martinson
Welch Fest an Kalauer, dank der deutschen Synchronisation. Der Film von Leslie H. Martinson mit Adam West und Burt Ward in den Hauptrollen weiss zugleich anderweitig zu überzeugen, nicht nur mit den legendären Haifisch- und Bomben-Szenen.
«Batman» ist ein filmgewordener Dad Joke und liefert dumme Einfälle am laufenden Band. Catwoman ist Staffage, Alkoholiker werden in Schutz genommen und am Schluss die Welt sogar zu einem besseren Ort gemacht. Hach, die Sechzigerjahre.
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The Toxic Avenger
Kino / Regie: Lloyd Kaufman, Michael Herz
Sondermüll in filmischer Form, was sonst erwartet man von Troma Entertainment. «The Toxic Avenger» ist wirklich schlecht, da weder der merkwürdige Humor noch die Geschichte überzeugen. Lloyd Kaufman und Michael Herz waren trotzdem mit Herzblut dabei und liefert viel vergossenen Körpersaft.
Der Titelsong «Body Talk» von Sandy Farina hingegen ist ein Achtzigerknaller. Das wischt kein Mopp weg.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 31.01.2023, 11:10

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Koko-Di Koko-Da
BD / Regie: Johannes Nyholm
Lasst euch nicht von der Katze auf dem Cover täuschen, «Koko-Di Koko-Da» ist ein depressiver und düsterer Zeitschlaufenfilm. Johannes Nyholm zeigt uns die Verarbeitung von Verlust und Trauer eines jungen Ehepaars, mit drastischen Bildern und in einer hoffnungslosen Stimmung.
Die Erzählung bleibt durch die Märchenaspekte stellenweise sehr kryptisch, weiss aber mit interessanten Einfällen (animierte Zwischenteile, offenes Ende) zu überzeugen.
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Låt den rätte komma in
BD / Regie: Tomas Alfredson
Das Leben als Aussenseiter, das isolierte Dasein in der Nacht. Tomas Alfredson nimmt für «Låt den rätte komma in» den Vampir-Mythos als Metapher für die schwierigen Situationen des Heranwachsens und Kritik an der Gesellschaft Schwedens.
Ohne zu stark in Richtung Horror zu neigen, wird eine berührende und traurige Geschichte erzählt, voller Freundschaft, Blut, Alkoholismus, unterdrückender Gewalt und viel Dunkelheit.
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Decision To Leave
Kino / Regie: Park Chan-wook
Wie perfekt kann eine Inszenierung sein? Bei Park Chan-wook sehr, das zeigt sein neuster Film «Decision To Leave», der auf technischer Seite zu jeder Sekunde brilliert. Kamera, Schnitt, Ausstattung, Aussehen und Stimmung – eine grandiose Meisterleistung.
Der Thriller um Verlangen, Liebe und Mord ist verschachtelt erzählt und lässt das Publikum miträtseln, die Figuren sind alle mehrdimensional und geschickt aufgestellt. Zwar konnte mich der Film emotional nicht wirklich packen, die Leistungen von Park Hae-il und Tang Wei, sowie die bereits erwähnten Aspekte gestalten das Erlebnis trotzdem beeindruckend.
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La Panthère des neiges
DVD / Regie: Vincent Munier, Marie Amiguet
Ewig langes Ausharren, allein in der Wildnis. Das Dasein des Menschen wird im Dokumentarfilm «La Panthère des neiges» von Vincent Munier und Marie Amiguet auf subtile und berührende Weise hinterfragt. Die Suche nach den Wildtieren wird zu einer Reise ins Innere, die Begegnungen mit der rohen Schönheit ein Augenöffner.
Begleitet von der Musik aus der Feder von Warren Ellis zeigen sich die tibetanische Weite und deren Fauna als pure Schönheit und erquicken das Herz.
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If....
BD / Regie: Lindsay Anderson
Auflehnung, Fantasie und Abbild der Realität: «if….» gibt sich als Film nie der klaren Haltung hin und serviert stetig Szenen, in denen sich Eventualitäten als Fakten ausgeben oder skurrile Gegebenheiten scheinbar passieren. Weder der Titel noch die Geschichte werden erklärt, Lindsay Anderson spielt mit der Wahrnehmung.
Im Zentrum der junge Malcolm McDowell und die viel zu selten gesehene Christine Noonan, am Ende eine Gewalteruption, dazu viel Kritik am englischen Erziehungs- und Gesellschaftssystem.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von StS » 31.01.2023, 11:41

deBohli hat geschrieben:
31.01.2023, 11:10
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Låt den rätte komma in
Das Remake gefällt mir besser... u.a. weil es keine solche Katze hat :lol:

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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 31.01.2023, 13:26

"Let Me In" fand ich auch annehmbar, allerdings ist die Sichtung einige Jahre her und ich weiss nicht mehr viel davon. Grundsätzlich hatte ich mir den Film aber nur wegen Chloë Grace Moretz angeschaut. :wink:
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 01.02.2023, 14:11

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Maelström
Streaming, Sooner / Regie: Denis Villeneuve
Mit seinem zweiten Spielfilm «Maelström» gab sich Regisseur Denis Villeneuve als experimentierfreudiger Erzähler, der surrealistische Elemente und formale Versuche zuliess. Das ist wilder als in späteren Werken, zeigt das Thema von Leben, Schuld und Tod aber mit interessanten Ideen.
Marie-Josée Croze gefällt in der Hauptrolle, die abenteuerlichen Aufnahmen und gedämpfte Farbstimmung passen gut zur Geschichte. Der Film funktioniert vor allem durch das angenehm verschachtelte Drehbuch, das den Strudel der Gefühle als auswegloses Netz darstellt.
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Le cinq diables
Streaming, Filmingo / Regie: Léa Mysius
Adèle Exarchopoulos’ Gesicht vor dem lodernden Feuer, das treffende Spiel von Sally Dramé und Swala Emati, die fantastischen Elemente der Geschichte: «Le cinq diables» von Léa Mysius überzeugt mit vielen Aspekten und bringt frischen Wind ins Drama.
Zeitreisen (mit klugem Twist), Hexerei und lesbische Liebe zwischen den üblichen Fragen zu Erziehung und Jugendsünden, spannend dargeboten und mit genügend Raum zum Amten. Der Film funktioniert besonders auf den atmosphärischen und emotionalen Ebenen, ohne reisserisch zu werden.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 02.02.2023, 15:25

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Harakiri
BD / Regie: Masaki Kobayashi
Wecken die ausdrucksstarken Schwarzweiss-Aufnahmen die Geister von «Onibaba» (Kaneto Shindō, 1964), nimmt Masaki Kobayashi inszenatorisch bereits einiges vorneweg, was er bei «Kwaidan» (1964) perfektionieren wird: Spärliche Musik, wehender Wind, fokussierte Kameraeinstellungen.
Die Demontage des Samurai-Mythos und -Ethos ist ein ruhiger und intelligenter Film, der mit jeder neuen Szene durch das sehr gelungen konstruierte Drehbuch neue Ebenen offenbart. «Harakiri» fesselt und stellt sich kritisch gegen das bedingungslose Verhältnis zu Tradition und Aufopferung, sowie die Glorifizierung im Subgenre des Samurai-Films.
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Falling
DVD / Regie: Viggo Mortensen
Während sich «Falling» als erste Regiearbeit von Viggo Mortensen vor allem durch das Spiel von ihm und Lance Henriksen auszeichnet, weiss die Geschichte um einen missbräuchlichen Familienvater, der an Demenz erkrankt ist, wenig neues und tiefreichendes zu erzählen.
Trotz der stellenweisen fehlenden Feinfühligkeit ist der Film eine annehmbare Familienstudie, in der auch die von mir immer gern gesehene Laura Linney kurz auftreten darf. Die gelungenen Aufnahmen und die von Mortensen komponierte Musik gefallen ebenfalls.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 03.02.2023, 11:58

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Until Tomorrow
Kino / Regie: Ali Asgari
Mit «Until Tomorrow» hat Regisseur Ali Asgari seinen Kurzfilm «The Baby» erweitert und zeigt eine reduziert gehaltene, systemkritische Geschichte um zwei junge Frauen in Teheran, die versuchen, ein Kleinkind für eine Nacht unterzubringen.
Trotz der minimalistischen Ausgangslage generiert der Film eine extreme Anspannung, in deren Zentrum die fantastisch spielende Sadaf Asgari steht. Allein die lange Aufnahme ihres Gesichts im Taxi ist der Eintrittspreis wert – welch starke Emotionen. Durch die nahe an den Figuren gehaltene Kamera entsteht ein Kammergefühl und eine Nähe, die niemanden kalt lässt.
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The Firm
BD / Regie: Alan Clarke
Gary Oldman ist intensiv und beängstigend als Hooligan, als jähzorniger Prügelknabe, der sein Alltagsleben mit den «sportlichen» Aktivitäten ohne Probleme zusammenbringt. Der kurze Film «The Firm» ist ein brutaler Einblick in das Leben dieser gewalttätigen Fans, mit kleinem Budget für die BBC produziert und immer realistisch wirkend.
Für die ursprüngliche TV-Ausstrahlung zensiert, hinterfragt die Produktion mit menschlichen und blutigen Momenten den Sinn hinter einem solchen Dasein und stellt sich klar gegen die gemachten Aussagen und männlich-destruktiven Egos.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 04.02.2023, 15:49

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Wilcox
Streaming, Sooner / Regie: Denis Côté
Natürlich wirkende Aufnahmen mit überlagernden Bildmotiven, gemeinsam mit der Hauptfigur streift man bei «Wilcox» durch menschenleere Gebiete und verlassene Gebäude. Denis Côté untersucht damit das Verlangen nach Abgeschiedenheit von Einzelpersonen.
Narrativ weniger stringent als etwa bei «Curling» von 2010, aber mit einer beruhigenden Wirkung, die durch den reduzierten Ambient-Sound ohne Dialoge verstärkt wird.
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Elephant
BD / Regie: Alan Clarke
Der Konflikt in Nordirland lässt sich in seiner ausufernden Brutalität fast nicht erfassen. Mit dem kurzen Film «Elephant» versuchte es Alan Clarke auf experimentelle Weise und zeigt eine Reihe von Ermordungen und Hinrichtungen in urbaner Umgebung.
Keine Dialoge, keine Handlung, bloss die extreme und sinnlose Gewalt. Ein Essay, das schwer zu ertragen ist und genau darum mehr aussagt als mancher Spielfilm zum Thema.
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La Chinoise
BD / Regie: Jean-Luc Godard
Wenn sich Jean-Luc Godard einem Thema wie etwa den linksradikalen Strömungen der Sechzigerjahre annahm, dann war das Resultat experimentell, abenteuerlich und anders. So treffen in «La Chinoise» Satire, Abhandlungen, filmische Versuche und Texteinblendungen aufeinander.
Das braucht viel Aufmerksamkeit und Energie, belohnt aber mit genialen Montagen, irrwitzigen Ideen und einer brillierenden Anne Wiazemsky, die besonders in der langen Szene im Zug die theoretische Konstruktion verschwinden lässt.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 05.02.2023, 12:27

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Retour à Séoul
Kino / Regie: Davy Chou
Die Finger auf den Klaviertasten, die Gedanken endlich ruhig und fokussiert – doch was nehme ich von diesem Ende, diesem Film mit? Leider nicht viel, denn bei «Retour à Séoul» verläuft fast alles im Nichts.
Das ist nicht weiter tragisch, präsentiert uns Davy Chou mit seiner Geschichte eine junge Frau, die im Chaos des Lebens verloren ist und nicht weiss, wohin ihr Pfad führen soll. Wunderbar gespielt von Park Ji-min, mit dröhnenden Clubszenen untermalt und oft real wirkend.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 06.02.2023, 18:54

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Les Glaneurs et la Glaneuse
DVD / Regie: Agnès Varda
Obwohl das Thema von «Les Glaneurs et la Glaneuse» nicht nur angenehm ist, bringt Agnès Varda durch ihre wunderbare Art viele positive Schwingungen in den Dokumentarfilm. Armut, Überfluss und Existenzen am Rande der Gesellschaft werden mit Kunst und Experimenten vermengt, die Wunder des Daseins gesucht und gefunden.
Mehr als gerne bewegt man sich zusammen mit der Filmemacherin durch die Welt und betrachtet diese durch die Digitalkamera.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 07.02.2023, 19:37

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Deux ans après
DVD / Regie: Agnès Varda
Wie gerne man am Schluss von «Les Glaneurs et la Glaneuse» noch mehr Zeit mit den Personen und der Regisseurin Agnès Varda verbracht hätte. Doch Moment, das ist möglich. «Deux ans après» ist die Coda zum Film, eine Stunde weiteres Material, mit vielen Wiedersehen, Gedanken zum Leben in der Armut und haufenweise Fanpost. Wunderbar entzückend und herzerwärmend; ein toll gemachter Epilog.
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Bergman Island
DVD / Regie: Mia Hansen-Løve
Trotz des Titels und den Bezügen zum Leben und Wirken von Ingmar Bergman verliert sich Mia Hansen-Løve nicht in Nerdtum oder krummen Hommagen. «Bergman Island» ist ein warmer und vielschichtiger Film über die Liebe, die kreative Arbeit und deren Inspiration.
Die Erzählebenen umtanzen und kreuzen sich, Vicky Krieps und Mia Wasikowska spielen genial, die natürliche Umgebung der Insel lässt von musengeküssten Stunden träumen. Unaufgeregt bewegt sich dieser Film zu Tina Charles’ «I Love To Love» mitten ins Herz.
Der Film gefällt dir bestimmt, Cinefreak. :D
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 09.02.2023, 07:56

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Für immer Sonntag
Streaming, Filmingo / Regie: Steven Vit
Seit Anfang 2023 ist mein Vater pensioniert, da passt «Für immer Sonntag» perfekt ins Bild. Die Dokumentation von Steven Vit über seinen Vater ist eine unaufdringliche Betrachtung eines Lebens, das nach vielen Jahren Struktur und Befehlsgewalt plötzlich vor tagelanger Freiheit und Zwischenmenschlichkeit steht.
Der portraitierte Rudy Vit ist unsympathisch rau und dient wunderbar als Abbild der Schweizer Gesellschaft, der Film unterhält sehr und wird in der Inszenierung nie zu erzwungen.
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Touch Of Crude
Streaming / Regie: Nicolas Winding Refn
PRADA lässt ihre neue Kollektion in einem Kunstfilm von Nicolas Winding Refn präsentieren; wieso auch nicht. Viel Inhalt gibt es bei «Touch Of Crude» nebst den perfekt inszenierten Bildern, den Frauen und den elektronischen Sounds nicht zu finden, dafür wirken diverse Elemente wie aus dem Universum von David Lynch gefallen.
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Shiva Baby
BD / Regie: Emma Seligman
Der Druck von aussen, von der Familie, die eigene Unsicherheit: Mit dem Langfilm «Shiva Baby» lässt Emma Seligman diese schmerzhaft bekannten Elemente der Jugendzeit spürbar werden, fantastisch von Rachel Sennott in der Hauptrolle verkörpert.
Der Film ist geerdet inszeniert und macht das Beste aus der eingeschränkten Location, dazu sympathische Schauspielerinnen wie Dianna Agron und Molly Gordon, sowie passender Humor – das macht Lust auf weitere Werke Seligmans.
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Der Nachtmahr
BD / Regie: AKIZ
Es ballert die Musik, es rast das Herz auf synthetischen Drogen, es zieht die Jugend im Strobolicht vorbei. Bei «Der Nachtmahr» wird die unaufhaltsame Leere des Heranwachsens zu einem plastischen Geschöpf, das Bild verkommt zu einem flackernden Wachtraum wie bei Gaspar Noé.
Von AKIZ mit viel Schmiss und Gefühl für Stil in Berlin gedreht, bleibt der Film um eine junge Frau eher kryptisch und arbeitet viel mit Metaphern, überzeugt schlussendlich vor allem durch die Optik und den Sound.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 11.02.2023, 18:20

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For All Mankind
BD / Regie: Al Reinert
Zu der Musik von Brian Eno durch das All zu schweben und die Schönheit der Existenz zu spüren – ein Wunder, das beim Dokumentarfilm «For All Mankind» passiert. Al Reinert hat die 16mm-Aufnahmen der Beteiligten der Apollo-Missionen zu einem Zeitzeugnis zusammengeschnitten, das beeindruckt und erstaunliche Einblicke offeriert.
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In The Earth
BD / Regie: Ben Wheatley
Folk-Horror aus Covid-19-Zeiten; wenige Personen schleichen durch den Wald und geraten immer tiefer in den Wahnsinn. Ben Wheatley trifft mit «In The Earth» genau meinen Geschmack und serviert einen modern aufgemachten Film mit ungewohnten Szenerien, der verstört und mitreisst.
Das funktioniert zwar nicht so gut wie bei «A Field in England» (2013), kann aber besonders in der zweiten Hälfte durch Optik und Sounds überzeugen.
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Easy Rider
DVD / Regie: Dennis Hopper
Mit «Easy Rider» versuchte Dennis Hopper die eingerosteten Zwänge von Hollywood aufzusprengen und einen Abgesang auf die damalige Generation zu verfilmen. Das klappte trotz vieler Hürden und mutierte zu einem Kultfilm, der bis heute funktioniert.
Besonders die experimentellen Schnittfolgen und unerklärten, inhaltlichen Aspekte wirken positiv, es bleiben aber auch einige Leerstellen. Während die erste Sichtung damals in der Schulzeit an mir vorbeizog, wusste mich die Gesellschafts- und Sozialkritik nun zu überzeugen.
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Platoon
DVD / Regie: Oliver Stone
Oliver Stone hat seine eigenen Erfahrungen aus dem Vietnamkrieges in «Platoon» zu einer brutalen und düsteren Geschichte über die Sinnlosigkeit des Krieges, Unschuld und männliche Aggression verarbeitet. Alle typischen Elemente des Genres sind vorhanden, das Ensemble mit Tom Berenger und Willem Dafoe überzeugt.
Doch leider konnte mich die von Charlie Sheen gespielte Hauptfigur wenig mitreissen, der Film feuerte mit seinen heftigen Kriegsszenen und blutigen Momenten an meinem Herz vorbei. Sympathie gibt es für niemanden, Intensität allerdings ebenfalls nur in wenigen Momenten.
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Spoorloos
BD / Regie: George Sluizer
Wow, das kam überraschend. «Spooloos» ist ein wuchtiger und niederschmetternder Thriller, der mir am Ende die Luft raubte. Von George Sluizer gekonnt inszeniert, strahlen nebst den Hauptdarstellern Bernard-Pierre Donnadieu und Gene Bervoets vor allem die geschickt konstruierte Struktur und das intelligente Drehbuch.
Mit jeder folgenden Szene wird die Geschichte erweitert und ergänzt, jede neue Erkenntnis sorgt für einen weiteren Schrecken, die Wahrheit verkommt zu einem Albtraum. Beeindruckend und sehr wirkungsvoll, besonders wenn man vor der Sichtung wenig über den Inhalt weiss.
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Easy Riders, Raging Bulls
DVD / Regie: Kenneth Bowser
Mit der Dokumentation «Easy Riders, Raging Bulls» werden Geburt und Untergang von «New Hollywood» beleuchtet; eine Zeit von wenigen Jahren, in denen junge und wilde Regisseure das Zepter der Studios an sich rissen.
Als typische Mischung aus Talking Heads und Filmausschnitten konstruiert, serviert Kenneth Bowser einen gelungenen Überblick zum Thema und lässt diverse Beteiligte zu Wort kommen. Die Schattenseiten werden stiefmütterlich behandelt, genannt meist nur die bekanntesten Filme, es macht aber trotzdem Freude.
Schrecklich aber, hat sich Hollywood seit Ende der Siebzigerjahre auf die Box-Office-Wettkämpfe eingeschossen und behandelt Filmkunst wie Sportevents. Da wäre eine erneute Revolution notwendig.
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Le Bonheur
DVD / Regie: Agnès Varda
Welch Wunderwerk von Film. Nicht nur schafft es Agnès Varda die Mechaniken der Nouvelle Vague leicht und verspielt wirken zu lassen (die Farbschemen, die Schnittfolgen, die real vorhandenen Texteinblendungen), sie serviert auch gleich eine riesige Stolperfalle für das eigene Weltbild und die persönlichen Moralvorstellungen.
«Le Bonheur» zeigt der patriarchal gewichtete Umgang mit Menschen, Liebe und Beziehungen, ohne direkt Stellung zu beziehen. Subtile Nuancen offenbaren die wahren Intentionen der Regisseurin und demontieren das männliche System. Genial!
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 12.02.2023, 11:20

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Plan 9 From Outer Space
DVD / Regie: Edward D. Wood Jr.
Ich weiss gar nicht, was schlechter ist: Das Drehbuch von «Plan 9 From Outer Space» oder der titelgebende Invasionsplan, den die Ausserirdischen im Film durchführen. Auf jeden Fall macht die Arbeit von Ed Wood seinem Ruf als «schlechtesten Film aller Zeiten» alle Ehre.
Alles ist billig und schlecht ausgeführt, die Geschichte doof und die wenigen Sets werden unzählige Male missbraucht, Shots wiederholt. Was man dem Film zugutehalten muss: Ich habe stellenweise Tränen gelacht – wohl auch, weil mein Gehirn das Gesehene nicht verarbeiten konnte.
Gesichtet als 100. Film in der Kinematografischen Chaos-Gesellschaft KCG – welch Jubiläum!
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 14.02.2023, 17:55

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The Curse
Kino / Regie: Maria Kaur Bedi, Satindar Singh Bedi
Alkohol, welch Geist und Fluch. Zerstörer von Menschen und Beziehungen, schwarzer Magier der falschen Vorstellungen. Fast wäre Satindar Singh Bedi an dieser Sucht zerbrochen, dank der Beziehung zu Maria Kaur Bedi konnte sich der Filmemacher aber zum Verzicht überwinden.
Im Dokumentarfilm «The Curse» wird dieser Schritt und die Vorgeschichte gnadenlos und erschreckend auf die Leinwand gebracht. Die Mischung aus Essay, Experimentalfilm und Seelenschau lässt eigene Gedanken kreisen und bietet viel Spielraum für Diskussionen. Ein sperriges aber aufregendes Werk.
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Sabrina
DVD / Regie: Billy Wilder
Die romantische Komödie «Sabrina» liefert eine entzückende Audrey Hepburn, die sich erneut mit viel älteren Herren abgeben muss. Humphrey Bogart und William Holden bieten gute Gegenparts, die Witze zünden, das Tempo ist angenehm.
Billy Wilder hat ohne grosse Anstrengungen einen tollen Vertreter des Genres kreiert, der auch in seinen angestaubten Stellen nicht störend wirkt.
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The Jesus Rolls
DVD / Regie: John Turturro
«Jesus Rolls» ist das beste Beispiel dafür, dass nicht aus jedem Detail eines Kultfilms eine Vorgeschichte oder Fortsetzung gebastelt werden muss. Während der kurze Auftritt von John Turturro als Jesus Quintana in «The Big Lebowski» (Joel Coen, 1998) als simpler Gag ohne Belang bestens funktioniert, geht der Film über diese Figur bereits nach wenigen Minuten unter.
Kein Witz will zünden, die ziellose Erzählung weckt kein Interesse, die Zoten und Sexszenen lassen gähnen. Während Nonsens unter der talentierten Führung der Coen-Brüder zu einem Feuerwerk wurde, verpufft es bei Turturro als lauwarmer Windhauch. Da hilft auch der Supporting Cast mit Namen wie Jon Hamm, Christopher Walken und Susan Sarandon nicht aus der Misere.
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Frankfurt Kaiserstraße
BD / Regie: Roger Fritz
Die Sleaze City Frankfurt trifft auf ungestüme und junge Liebe, auf «Neue Vahr Süd» und hölzern agierende Darsteller:innen. Der Film von Roger Fritz ist angenehm anders für eine deutsche Produktion und watet tief im Trash.
Während viele Szenen mit nackter Haut über die schwache Story hinwegtrösten, wollen sich die Erzählstränge am Ende von «Frankfurt Kaiserstraße» doch nicht richtig zusammenfügen. Unterhaltsam bleibt das Geschehen gleichermassen.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 17.02.2023, 14:06

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Before, Now & Then
Kino / Regie: Kamila Andini
Mit dem Film «Yuni» (2021) bewies Regisseurin Kamila Andini, dass sie zu wundervoll gefilmten und empathischen Erzählungen fähig ist, die sich vor der realistischen Härte nicht scheuen. Mit «Before, Now & Then» geht sie einen Schritt weiter und zeigt uns eine Liebesgeschichte, die dem Slow Cinema zugeordnet werden kann.
Bedächtige Aufnahmen, wunderbar aufgebaute Bilder, schöne Farben und Schauspielerinnen, die in der Rolle aufgehen. Das ist stellenweise etwas zu schwebend, überzeugt aber technisch und inhaltlich, ohne schematische Formen anzunehmen.
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Ostře sledované vlaky
Streaming, Filmingo / Regie: Jiří Menzel
Der zweite Weltkrieg in der Tschechischen Republik, das alltägliche Leben am Bahnhof: «Ostře sledované vlaky» bringt satirische Komik in die Situation und seziert das Heranwachsen eines jungen Mannes und seiner Liebe vor der schrecklichen Kulisse.
Zu gleichen Teilen amüsantes Coming Of Age und schreckliche Realität, mit schönen Aufnahmen und dem schleichenden Verlust der Unschuld. Ein Klassiker von Jiří Menzel, der ein wichtiger Pfeiler der Tschechischen New Wave darstellt.
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La Femme Bourreau
BD / Regie: Jean-Denis Bonan
Formal experimentell und radikal, wagte es Jean-Denis Bonan 1968, die Gewohnheiten der Gesellschaft anzugreifen und filmisch zu demontieren. «La Femme Bourreau» wurde durch die sperrige Herangehensweise und ungewohnte Darstellung von Geschlecht, Sex und Gewalt lange unter Verschluss gehalten, jetzt endlich lässt sich der Film auf Blu-ray geniessen.
Ein Experiment, das zwischen der Nouvelle Vague, dem tschechischen Kino der New Wave und inszenatorischen Experimenten zu verordnen ist und bis heute durchrüttelt.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 20.02.2023, 14:35

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The Haunting
BD / Regie: Robert Wise
Geschickt tarnt Robert Wise die dramatische Betrachtung einer verlorenen Seele als Horrorfilm. Das psychologische Spiel wird in «The Haunting» von dem unheimlichen Anwesen verstärkt, Gemäuer und Wind treten als Zeichen einer unsicheren Frau auf.
Das macht die erste Verfilmung von Shirley Jacksons «The Haunting of Hill House» reizvoll und kann dank dem starken Spiel von Julie Harris und Claire Bloom in den Hauptrollen und den gelungenen Bildern immer überzeugen.
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Bergmál
Streaming, Sooner / Regie: Rúnar Rúnarsson
Island während den Festtagen und dem Jahreswechsel, ein Land voller Emotionen und alltäglichen Situationen. Mit dem Film «Bergmál» versucht Rúnar Rúnarsson das Dasein in allen Facetten widerzugeben, eine Collage aus kurzen Szenen durchfliesst Freud und Leid.
Mit der gewählten Form generiert der Film ein Stimmungsbild ohne zusammenhängende Geschichte und erinnert nicht selten an die Produktionen von Roy Andersson. So zynisch und depressiv wie beim Schweden wird es aber nie.
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Neruda
DVD / Regie: Pablo Larraín
Ein klassisches Biopic wollte Pablo Larraín nicht drehen, viel lieber konzentrierte er sich bei «Neruda» auf einzelne Aspekte aus dem Leben des legendären Dichters und zauberte vor allem bei den technischen Aspekten.
Der Film wirkt wie aus der Zeit gefallen, mischt Politik, Humor, Realität und Fantasie, lässt Luis Gnecco und Gael García Bernal in den Hauptrollen brillieren; aber verpasst die emotionale Bindung. So wird man leider nie wirklich mitgerissen und bleibt etwas unentschlossen zurück.
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Miami Blues
BD / Regie: George Armitage
Alec Baldwin ist genial, Jennifer Jason Leigh und Fred Ward spielen ebenso grossartig. Das macht aus der Verbrecher-Komödie «Miami Blues» einen besseren Film, als man denken würde. Was George Armitage mit dieser Buchverfilmung ablieferte, ist eine emotionale Achterbahnfahrt, voller Karikaturen als Charaktere und bunten Farben.
Das passt perfekt in den Anfang der Neunzigerjahre und macht heute, besonders wegen den erwähnten Personen, weiterhin Spass. Eine ausgeglichene oder nachhaltige Begegnung ist es allerdings nicht.
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The Beatles: Get Back
BD / Regie: Peter Jackson
Obwohl mich ihre Musik bereits mein gesamtes Leben begleitet (wie bei uns allen wohl), waren die Beatles für mich immer schlecht fassbare Personen, eher Mythenfiguren. Mit der Doku-Mini-Serie «The Beatles: Get Back» wurde dies geändert: Mehr als acht Stunden lang liess Peter Jackson die wahren Gesichter der vier Mannen in mein Bewusstsein treten. Stellenweise mühsam, stoisch, egozentrisch und überdreht, dann wieder genial und einsichtig waren die Musiker.
Die Entstehungsgeschichte des letzten Albums der Gruppe ist interessant, die Aufnahmen lassen intime Details erlebbar werden. Doch leider ist die Laufzeit aufgeblasen, Jackson fiel in die Fan-Falle und konnte sich nicht auf Kürzungen festlegen. Das ist für leidenschaftliche Verfolger:innen der Beatles bestimmt super, ich fand es mit der Zeit langweilig und repetitiv. Ebenso konnte ich mir nicht erklären, wieso die Aufnahmen mit Weichzeichner und hoher Sättigung zugekleistert wurden. Authentisch wirkt das zu keiner Sekunde.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 23.02.2023, 16:32

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The Wild Bunch
DVD / Regie: Sam Peckinpah
Das Blut spritzt überall hin, die Unschuld verendet bereits nach wenigen Minuten. «The Wild Bunch» von Sam Peckinpah ist ein brutaler Abgesang auf die goldenen Zeiten des Western, ein Schwanengesang voller rauchender Colts und alten Männern.
William Holden, Ernest Borgnine und Robert Ryan agieren in den Hauptrollen, Gut und Böse haben als Kategorien ausgedient. Hier geht es um Menschen, die von der Zeit überholt wurden und sich ein letztes Mal aufbäumen wollen. Was nur mit einem schmerzenden Fall enden kann.
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Snowtown
BD / Regie: Justin Kurzel
Ausgewaschene Farben, Schmutz auf allen Oberflächen und eine Existenz, die ins Nichts führt: Mit «Snowtown» hat Justin Kurzel die wahre Geschichte des Serienmörders in der Kleinstadt in Australien auf schmutzige und beklemmende Weise verfilmt.
Dank dem Soundtrack wirkt alles treibend und ausweglos, die Laiendarsteller:innen verleihen der Geschichte die notwendige Realität. Spass und Zuversicht gibt es in diesem Film keine.
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Holy Spider
Kino / Regie: Ali Abbasi
Der Soundtrack ist wunderbar düster und modern (mit starken Synthie-Bässen versehen), die Kameraarbeit vorzüglich und das Spiel der Beteiligten sehr ansehnlich und überzeugend. Doch leider konnte sich Ali Abbasi bei «Holy Spider» nicht entscheiden, ob er einen reisserischen Film über den Serienkiller oder eine Gesellschaftskritik drehen wollte.
Die Mischung beider Elemente gelingt nur schwer und die Gewaltexzesse sind zu drastisch, die Aussagen scheinen zu verpuffen. Trotzdem eine gute Arbeit, die am Schluss sogar Fantasie und Realität mischt – wenn auch nicht so stark wie bei «Gräns» (2018).
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 26.02.2023, 12:57

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The Two Faces Of January
BD / Regie: Hossein Amini
Eigentlich reicht es aus Kirsten Dunst, Viggo Mortensen und Oscar Isaac beim Schauspiel zuzusehen. So viel Talent und Schönheit, wunderbar. Darum ist «The Two Faces Of January» ein grösseres Vergnügen, als es eigentlich sein sollte.
Der Film von Hossein Amini ist als Verfilmung des Romans von Patricia Highsmith zu geradlinig und schleppend, die Spannung wird szenenweise gross, wirklich aufwühlend ist aber nichts.
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BD / Drei Kurzfilme von Jean-Denis Bonan
Tristesse des anthropophages
Der Kurzfilm, der Jean-Denis Bonan an den Rand drängte, verboten wurde und die Vollendung seines Spielfilms «La Femme Bourreau» verunmöglichte. Ein Angriff auf die Normen und Gepflogenheiten der Gesellschaft Frankreichs, eine ästhetisch abenteuerliche und narrativ experimentelle Demontage der Sechzigerjahre.
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Mathieu-fou
Eine Liebesgeschichte, eine abstrakte Erzählung voller Verlangen und böser Taten. Jean-Denis Bonan bringt seine formalen Versuche im Kurzfilm «Mathieu-fou» mit einer losen Geschichte zusammen. Das überzeugt stärker auf der technischen als inhaltlichen Seite und ist dank der Einbringung von gezeichneten Standbildern überraschend.
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Une saison chez les hommes
Aus nicht verwendeten Abschnitten von Filmrollen zusammengesetzt, zeigt Jean-Denis Bonan sein erzählerisches Können bei «Une saison chez les hommes» mit Voice-Over-Kommentar und Aufnahmen aus aller Welt. Ursprünglich von Journalisten und Reportern gedreht, werden die bewegten Bildern in diesem Kurzfilm zu einem Abbild der Welt in den Sechzigerjahren. Nicht ohne Zauber.
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Pamfir
Kino / Regie: Dmytro Sukholytkyy-Sobchuk
Danke Mykyta Kuzmenko für diese wunderbaren Aufnahmen. Die Kamera ist viel in Bewegung, die Bilder bestechen in Kontrast und Farben, die Geschehnisse werden ganz nahe gefilmt. Das erinnert an Gábor Medvigy (Tarr) und Vladimir Ilyin (German), das macht «Pamfir» zu einem grossen Vergnügen.
Der Film von Dmytro Sukholytkyy-Sobchuk kombiniert geschickt Überlegungen zu Armut und Korruption mit Brauchtum, Glauben und Familie in der Ukraine. Im Zentrum der famos agierende Oleksandr Yatsentyuk, ein starker Score und sehr real wirkende Momente.
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TÁR
Kino / Regie: Todd Field
«TÁR» ist ein Film, der mehrmals gesehen werden möchte. So dicht geschrieben und erzählt, gefüllt mit vielen Gedanken und Theorien zu Kunst, Kultur, Gesellschaft und Einzelpersonen. Jedes Detail stimmt, die Struktur ist vollendet, die Ausstattung elegant und die Musik natürlich famos.
Mit der umwerfend spielenden Cate Blanchett in der Hauptrolle und den wunderbaren Schauspielerinnen Noemie Merlant, Nina Hoss und Sophie Kauer (Cellistin in ihrer Debütrolle) wird jede Szene zu einem Highlight, Todd Field serviert ein Werk, das lange nachhallt und Stoff für viele Diskussionen bietet.
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Man with a Movie Camera
BD / Regie: Dziga Vertov
Aus der Grossstadtsinfonie wird bei Dziga Vertov eine liebevolle und emotionale Betrachtung des Lebens, ein dokumentarischer Einblick in die Filmproduktion und ein magisches Spiel mit den Ebenen und Zeitachsen. Ein Schaulaufen der Talente in Kameraführung, Schnitt und stummer Erzählung.
«Man with a Movie Camera» ist ein filmisches Wunder, das berührt, mitreisst und fasziniert. Oft schaute ich staunend zu, liess mich immer wieder von der begleitenden Musik mitreissen und lachte erfreut auf.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 28.02.2023, 14:46

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Aftersun
Kino / Regie: Charlotte Wells
Was Charlotte Wells mit «aftersun» geleistet hat, ist beachtlich. Der Film fühlt sich wirklich wie ein Sommerurlaub in einem Hotelresort an. Lange Tage gefüllt mit Nichtstun, heissem Wetter und einem Strudel der Empfindungen.
Dank den wunderbar menschlich agierenden Paul Mescal und Frankie Corio in den Hauptrollen, der schönen Musik und der Verwendung von Video- und Filmmaterial berührt die Geschichte, auch wenn vieles in der Schwebe bleibt. Eine entzückende Mischung aus Nachdenklichkeit, Euphorie und Entspannung.
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February (The Blackcoat’s Daughter)
BD / Regie: Oz Perkins
Die Absichten von Oz Perkins sind bei «February» keine schlechten, ein Slow-Burn-Horrorfilm zwischen Exorzismus, Besessenheit und christlicher Mädchenschule. Einzelne Grusel- und Gewaltmomente lauern zwischen den winterlichen Szenen, Emma Roberts, Kiernan Shipka und Lucy Boynton überzeugen.
Doch die Wendungen der Geschichte sind zu schnell erraten, der Inhalt schlussendlich platt und plakativ und das Resultat durchwachsen. Wenig hebt diesen Film von der Massenware ab.
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The Mies van der Rohes
Kino / Regie: Sabine Gisiger
Hinter jedem bekannten Mann steckt eine starke Frau, hinter jedem Genie eine von der Geschichte vergessene Schöpferin. Diese Floskeln sind sehr plump, die Aufarbeitung der Kultur- und Kunstgeschichte zeigt aber, dass es oft so war und ist. Mit «The Mies van der Rohes» stellt Sabine Gisiger das Leben der Tochter und Tänzerin Georgia ins Zentrum.
Die Frauen der Familie Mies van der Rohe beleuchten die bekannten Fakten aus neuer Perspektive, schwierige Fragen zu Erbe, geistigem Eigentum und Verwicklungen in der Nazi-Zeit werden aber bloss gestreift. Schlussendlich ist die Produktion nur ein Einstieg ins Thema, als ästhetisch wirkende Mischung aus Archivmaterial und moderner Musik (Trio Heinz Herbert, Evelinn Trouble).
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La Ligne
Kino / Regie: Ursula Meier
Mit ihrem dritten Spielfilm nach den gelungenen Werken «Home» und «L'enfant d'en haut» konnte mich Ursula Meier nicht abholen. Trotz den guten Leistungen der Schauspielerinnen und dem intensiven Einstieg wirkt «La Ligne» zu wenig emotional, zu verfahren.
Die Grundthemen der familiären Liebe, der unsichtbaren Fäden, welche Mütter und Töchter zusammenhalten und die Frage nach der Lebensgestaltung werden vom Drehbuch wenig ausführlich behandelt, der Film verliert sich an diversen Stellen.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von John Woo » 28.02.2023, 19:09

deBohli hat geschrieben:
20.02.2023, 14:35
Miami Blues
Klingt nach einem Film für meine Sammlung, was der Trailer auch bestätigt. Auf Deutsch aber natürlich selbstverständlich ausverkauft bzw. nicht auf Blu-ray erhältlich...

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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 03.03.2023, 20:09

Die Blu von Radiance lohnt sich sehr. :)

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Das Rasthaus der grausamen Puppen
DVD / Regie: Rolf Olsen
Zack, dieser Film gibt dir was auf den Kürbis! «Das Rasthaus der grausamen Puppen» ist Exploitation, Krimi, Thriller und überdrehtes Abenteuer in einem. Der Film von Rolf Olsen wagt sich mit höllischem Tempo und verrücktem Drehbuch in wilde Gebiete.
Die absurden Dialogzeilen, die schmissige Musik, das flotte Drehbuch – alles ein grosser Spass, der zwar verstaubt ist, aber fast im Minutentakt überrascht.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 05.03.2023, 19:26

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Come True
BD / Regie: Anthony Burns Scott
Julia Sarah Stone ist die perfekte Besetzung für die Hauptrolle: Zerbrechlich, elegant, verträumt und zielgerichtet. Dank ihrem Spiel ist «Come True» von Beginn an reizvoll, die Science-Fiction-Horror-Mixtur weiss aber auch mit dem Design und der Stimmung zu glänzen.
Der Film von Anthony Burns Scott erinnert oft an die Siebzigerjahre-Werke von David Cronenberg und bleibt am Schluss deutungsoffen. Die langsame und unterkühlte Erzählweise wird aber nicht allen zusagen.
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Le Livre d'image
BD / Regie: Jean-Luc Godard
Jean-Luc Godard versuchte mit seinen Filmen immer, die Konventionen aufzubrechen und das Medium auf ungewohnte Weise zu nutzen. Beim Spätwerk «Le Livre d'image» ist von einer stringenten Narration nichts mehr übriggeblieben, die Kette von stark verfremdeten Ausschnitten ist eine wilde Collage.
Als Essayfilm über die Verbindungen zwischen dem Leben, der Politik und dem Filmschaffen gedacht, werden Tonschnipsel, Nachrichtenbilder und Montagen filmischer Meisterwerke zusammengeworfen und digital verzerrt. Stellenweise ist das berauschend, dann wieder mühsam und langweilig.
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Das merkwürdige Kätzchen
Streaming, PlaySuisse / Regie: Roman Zürcher
Was für ein Debüt. Roman Zürcher legt mit «Das merkwürdige Kätzchen» ein steifes, widerspenstiges Werk hin, das ein Familientreffen in einer Berliner Wohnung gleichzeitig absurd fremdwirkend und realitätsnah aus diversen Perspektiven aufzeigt.
Die exakte Kamera, das kontrollierte Spiel, die unnatürlich wirkenden Dialoge und die vorhandene Lebenserfahrung verbinden sich zu einem ungewohnten und faszinierenden Erlebnis. Es ist für mich an der Zeit, «Das Mädchen und die Spinne» erneut zu sichten.
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Dune
DVD / Regie: David Lynch
Nachdem ich viel darüber gelesen und gehört habe, war es endlich an der Zeit, David Lynchs missglücktes Hollywood-Vehikel «Dune» zu sehen. Ein Kuriosum von Film, das am Kräfteringen zwischen Visionär und Studiokonventionen zerbrochen ist. Da werden Katzen gemelkt, Patrick Stewart schreitet mit einem Hund in die Schlacht, die Navigatoren sind knuffige Wesen, um deren Tanks der Boden gesaugt wird.
Von den letzten 40 Minuten, die wie die Clipshow einer TV-Serie wirken, spricht man besser nicht. Ohne Vorwissen ist der Film unverständlich, aber immerhin lassen einige Designs, Effekte und Schauspieler:innen Freude aufkommen.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 07.03.2023, 11:23

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Seul contre tous
DVD / Regie: Gaspar Noé
Mit seinem ersten Langfilm führte Gaspar Noé die Lebens- und Leidensgeschichte des Metzgers aus «Carne» (1991) weiter und stochert tief im Dreck der Gesellschaft. «Seul contre tous» bricht mit den gewohnten Moral- und Gerechtigkeitsvorstellungen, schockiert mit Sprache und Taten, und ist Depression pur.
Philippe Nahon ist die perfekte Besetzung in der Hauptrolle, die langen Einstellungen mit tobendem Off-Kommentar sind zermürbend faszinierend. Ein roher, düsterer, hoffnungsloser Film voller Gewalt und Hass.
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Un 32 août sur terre
Streaming, Sooner / Regie: Denis Villeneuve
Der leichtfüssige Humor, den Denis Villeneuve in seinem Debütfilm «Un 32 août sur terre» oft aufblitzen lässt, verschwindet später aus seinem Schaffen als Regisseur. Doch in der Erzählung um Verlangen, Liebe und eine freie Lebensgestaltung wird mit absurd-komischen Einfällen das Leben nachgezeichnet. Das ist in Verbindung mit den schönen Aufnahmen eine spannende Mischung, die überrascht und überzeugt.
Gleichzeitig steht die Geschichte als Analyse der Neunzigerjahre und ist trotz des kleinen Rahmens erstaunlich weitreichend. Gut gespielt von Pascale Bussières (Villeneuves Jean Seberg?) und Alexis Martin in den Hauptrollen.
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Vivarium
DVD / Regie: Lorcan Finnegan
Für immer mit Imogen Poots in einem Reihenhaus gefangen zu sein; machbar. Ein Tag mit Jesse Eisenberg dort verbringen zu müssen; nein, danke. Bei «Vivarium» ist aber nicht der Schauspieler das grosse Problem, sondern das lahme und ziellose Drehbuch.
Der Film von Lorcan Finnegan kommt nie in die Gänge, fühlt sich viel zu langgezogen an und weiss am Ende selbst nicht, was die Metaphern und Szenarien aussagen sollen. Die künstlich falsche Optik hilft ebenfalls nicht.
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