Filmtagebuch: deBohli
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Die Schriftstellerin, ihr Film und ein glücklicher Zufall
BD / Regie: Hong Sang-soo
Gespräche zwischen alten und neuen Bekanntschaften, zufällige Begegnungen und die Kreativität als Lebensmittelpunkt: «Die Schriftstellerin, ihr Film und ein glücklicher Zufall» ist ein beruhigender, intimer Film von Hong Sang-soo, der mich von einem erfüllten Leben als Künstler träumen liess.
The Mark of the Whistler
BD / Regie: William Castle
Gier und Gaunerei: William Castles zweite Arbeit der Whistler-Reihe ist eine unterhaltsame Episode über Betrug. «The Mark of the Whistler» lebt von den Täuschungen der Figuren und der düsteren Vorahnung – wenn auch der Twist am Ende nicht funktioniert.
We The Animals
BD / Regie: Jeremiah Zagar
Armut, Migrationshintergrund, Ausgrenzung, Missbrauch und aufkeimende Sexualität; festgehalten in sonnendurchtränkten 16mm-Aufnahmen und poetischer Animation. «We The Animals» ist ein gefühlvoller Coming-Of-Age-Film von Jeremiah Zagar, in dem sich die Bilder, der Score und das Schauspiel des Casts wunderbar ergänzen.
The Power of the Whistler
BD / Regie: Lew Landers
Nur noch wenige Stunden zu leben und das Gedächtnis verloren? Ja, der Hauptfigur von «The Power of the Whistler» wird nichts geschenkt – doch das gehört sich so bei Film Noir. Die Whistler-Episode von Lew Landers will aber nicht so richtig packen und diverse Handlungen wirken willkürlich.
El Mar La Mar
BD / Regie: Joshua Bonnetta, J.P. Sniadecki
Während sich der Kunstfilm «Ten Skies» (James Benning, 2004) für immer in meiner Erinnerung festgekrallt hat, betörte und begeisterte mich die Mischung aus Dokumentation und Experimentalfilm «El Mar La Mar» gleichermassen.
Joshua Bonnetta und J.P. Sniadecki nähern sich mit fantastischen Bildern, Sprachaufzeichnungen und poetischen Elementen der Brutalität der Wüste zwischen Mexiko und den USA. Meditativ, aufrüttelnd und inspirierend.
Chocolat
Stream, Mubi / Regie: Claire Denis
Mit ihrem ersten Langfilm verarbeitete Claire Denis ihre Erfahrungen aus der Kindheit, das Heranwachsen im Kolonialstaat wird zum politischen Drama. «Chocolat» funktioniert in den ruhigen Momenten perfekt und zeigt, wie schrecklich Europa mit dem Rest der Welt umging und umgeht.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Voice of the Whistler
BD / Regie: William Castle
Viel Aufregendes wird in «Voice of the Whistler» nicht erzählt, ist der vierte Beitrag der Reihe über weite Strecken ein Drama über Liebe und Sehnsucht. Da kann William Castle auch beim mörderischen Ende nicht mehr viel rausholen.
Lantana
DVD / Regie: Ray Lawrence
Anthony LaPaglia in einer Hauptrolle? Als alter Fan von «Without A Trace» musste ich mir «Lantana» anschauen und wurde einigermassen positiv überrascht. Das Thriller-Drama um Lust, Schuld und Reue wurde von Ray Lawrence kompetent inszeniert und wartet mit einigen spannenden Szenen auf, wenn auch die Vernetzung der Figuren holpert.
Made In Hong Kong
BD / Regie: Fruit Chan
Liebe und Gangster in Hongkong, gedreht mit kleinem Budget und Laien-Darsteller:innen, voller Farben und intensiven Emotionen: Fruit Chan ist mit «Made In Hong Kong» in die damalige Filmszene hineingestürmt und hat einen Indie-Klassiker abgeliefert, der Wong Kar-Wai viel zu verdanken hat.
Hannah Takes The Stairs
Stream, Mubi / Regie: Joe Swanberg
Das grosse Aufeinandertreffen der «Mumblecore»-Regisseur:innen in spielenden Rollen, Situationen der unbequemen Dialoge und Fremdschämreaktion inklusive. «Hannah Takes The Stairs» ist ein zentrales Werk des US-amerikanischen Indie-Schaffens der Nullerjahre und trifft die damalige Zeit der Unsicherheit für mich ganz gut.
Dance Party, USA
Stream, Mubi / Regie: Aaron Katz
Was soll «Dance Party, USA»? Ein übel misslungenes Portrait eines Vergewaltigers, der Reue zeigt? Doch wieso müssen wir die Figur im Alltag begleiten, während sein Umfeld alles schulterzuckend hinnimmt? Wieso werden die Opfer ausgeklammert und die Konsequenzen weggedacht? Nicht cool, Aaron Katz, nicht cool.
Der Film ist für mich ein gutes Beispiel dafür, wieso toxische Männlichkeit und Rape-Culture in unserer Gesellschaft weiterhin vorherrschend sind.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
One-Eyed Jacks
BD / Regie: Marlon Brando
In der Not führte Marlon Brando Regie, der Western «One-Eyed Jacks» blieb seine einzige Arbeit in der Position. Der Film kann sich sehen lassen und wirkt durch die ungewohnte Mischung aus altmodischem Inhalt und modern wirkender Brutalität speziell. Die Story um Rache holt weit aus, die Aufnahmen sind gelungen.
Hellfighters
BD / Regie: Andrew V. McLaglen
John Wayne kämpft im Autopilot-Modus gegen brennende Ölbohrungen. Das ist in den heissen Momenten ein packender Katastrophenfilm mit beachtlichen Spezialeffekten, «Hellfighters» verliert dazwischen aber mehrmals das Tempo und kocht ein halbgares Drama-Romance-Süppchen. Dass Andrew V. McLaglen mit Wayne am Ende bei der grossen Anti-Kommunismus- und Pro-Republikaner-Propaganda landet, trübt das Vergnügen zusätzlich.
Midway
BD / Regie: Jack Smight
Auf in die Schlacht, heroisch und für die US-amerikanischen Werte einstehend – so zeigt Jack Smight in «Midway» die Pazifik-Entscheidung des Zweiten Weltkriegs. Hollywoodrecken diskutieren mit zerknirschtem Gesicht, die japanischen Rollen wurden miserabel synchronisiert und die zweite Hälfte des Kriegsfilms besteht aus schlecht zusammengeschnittenen Archivaufnahmen. Zu schnell verliert der Film die anfängliche Spannung.
Mani Matter – Warum syt dir so truurig
DVD / Regie: Friedrich Kappeler
Die Dokumentation «Mani Matter – Warum syt dir so truurig» versprüht die Magie der Lieder, kombiniert Archivaufnahmen mit neuen Gesprächen und weckt eigene Erfahrungen. Das wirkt nachhaltig, so kam bei der erneuten Sichtung die Erfahrungen des damaligen Kinobesuchs mit meinem Vater hoch.
Mehr zum Film von Friedrich Kappeler bald bei Phosphor.
Koma
DVD / Regie: Lo Chi-leung
Ich war es nicht, er war’s, ich war’s doch, warst es nicht du selbst? «Koma» beginnt als undurchsichtiger Thriller über Eifersucht, Neid und illegalen Organhandel, der Film von Lo Chi-leung verliert sich aber schnell in eine absurde Handlung, gefüllt mit sinnlosen Wendungen. Da konnte die 2000er-Jahre-Ästhetik nichts rausholen.
The Scent of Green Papaya
Stream, Mubi / Regie: Tran Anh Hung
Momente der Stille, wunderschöne Farben und langsame Bewegungen in grandios aufgebauten Sets: «The Scent of Green Papaya» erzählt mit Zurückhaltung von der Gesellschaft in Vietnam, von den unterschiedlichen Klassen, dem Geschlechterunterschied, der Vorahnung des Kriegs und der Suche nach einem erfüllten Leben. Eine poetische Erfahrung, meisterhaft von Tran Anh Hung inszeniert.
Mysterious Intruder
BD / Regie: William Castle
Hinfort mit der Moral, unter der erneute Serie von William Castle trägt der fünfte Beitrag der Whistler-Reihe zwar einen abgekürzten Titel, «Mysterious Intruder» besticht umso mehr mit der kontrastreichen Kameraarbeit, den mysteriösen Gestalten und der gnadenlosen Auflösung.
Sans toit ni loi
DVD / Regie: Agnès Varda
Der gesuchte Ausweg in die persönliche Freiheit entpuppt sich als Spirale mit gnadenlosem Ende. Auf ihre geniale Weise erzählt Agnès Varda in «Sans toit ni loi» von einer jungen Frau, die sich der Gesellschaft nicht unterwerfen möchte.
In perfekt geschnittenen Sequenzen wird ein Mosaik aus Begegnungen und Menschen erstellt, das die Hauptfigur als Rätsel belässt und diese zur Projektionsfläche von Urteilen, Ängsten und Sehnsüchten verwandelt.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Le Dernier des Injustes
BD / Regie: Claude Lanzmann
Der lange Film «Le Dernier des Injustes» ist nicht bloss ein Anhang zu «Shoah», sondern fügt dem wichtigen Dokument über den Holocaust neue Aspekte und Blinkwinkel hinzu. Claude Lanzmann lässt den letzten Judenältesten zu Wort kommen, besucht die thematisierten Ortschaften und verbindet zum ersten Mal Archivmaterial mit neuen Aufnahmen. Eine erschütternde, lehrreiche Dokumentation.
The Secret Of The Whistler
BD / Regie: George Sherman
Auch die Kunstwelt wird nicht verschont, der sechste Filme der Noir-Reihe begibt sich ins Milieu der Mittelklasse-Maler. «The Secret Of The Whistler» will nicht richtig zünden und verliert sich in den Liebeleien, George Sherman setzt keine wirklichen Akzente. Leslie Brooks hingegen ist reizvoller als jedes gezeigte Gemälde.
Elle
BD / Regie: Paul Verhoeven
Paul Verhoeven legt mit «Elle» einen Thriller vor, den ich nur schwer einordnen kann. Das Thema der Vergewaltigung dient als Aufhänger einer grösseren Geschichte, alle Figuren sind unausstehlich und jegliche Moral geht im Verlauf der übertriebenen Erzählung flöten. Was das soll, keine Ahnung.
The Thirteenth Hour
BD / Regie: William Clemens
Richard Dix ist Lastwagenfahrer und hat bei seinem letzten Auftritt in der Whistler-Reihe nur Probleme. Das macht «The Thirteenth Hour» unter der Regie von William Clemens zu einem düsteren Vergnügen, mit diversen Wendungen und Sackgassen.
Electric Fields
Kino / Regie: Lisa Gertsch
Lisa Gertsch bringt uns mit ihrem ersten Langfilm die Absurditäten des Alltags in kurzen Episoden näher. «Electric Fields» ist ein Film, der mich mit dem gemächlichen Tempo und den leicht ins Surreale driftenden Episoden verzaubert hat. Die schwarzweissen Aufnahmen, das Ensemble, die Einfälle und wiederkehrenden Motive liessen mich über mein Leben nachdenken.
Alle die Du bist
Kino / Regie: Michael Fetter Nathansky
Die erdrückende Schwere des sterbenden Kapitalismus, der Versuch, im Prekariat die Liebe aufrecht zu erhalten. «Alle die Du bist» ist ein emotional packender Einblick in eine Familie, zwischen Kohlenindustrie, psychischer Belastung und ohnmächtig machenden Sorgen.
Von Michael Fetter Nathansky treffend inszeniert, mit Aenne Schwarz und Carlo Ljubek grossartig besetzt und sehr gut geschnitten – ein Film der heutigen Zeit, mit Mut und Intensität.
The Return of the Whistler
BD / Regie: D. Ross Lederman
Die Rückkehr ist zugleich der Abschluss, «The Return of the Whistler» der letzte Teil in der B-Movie-Reihe und eine Geschichte, die ohne Richard Dix in der Hauptrolle auskommen muss. Für mich ein Manko, auch wenn D. Ross Lederman eine ziemlich interessante Story verfilmt hat.
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Dimitri - Clown
DVD / Regie: Friedrich Kappeler
Friedrich Kappeler verstand es sehr gut, sich einer Person und deren Fachgebiet filmisch anzunähern. Bei dem Portrait «Dimitri – Clown» geschah dies über Menschen in dessen Umfeld, seiner Karriere und der damaligen Gegenwart. Obwohl ich Clowns wenig abzugewinnen vermag, bot die Doku nette Momente.
A Touch of Sin
BD / Regie: Jia Zhangke
Wenn Gewalt als einziges Ventil zum Ausweg führt, wenn die Gesellschaft die einzelnen Personen vergessen hat: Jia Zhangke schildert den Alltag unterschiedlicher Personen im heutigen China mit emotionaler Härte und Gewaltausbrüchen. «A Touch of Sin» ist eine filmische Erfahrung voller Traurigkeit und Sorgen.
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The Bikriders
Kino / Regie: Jeff Nichols
Als würde das zum Film inspirierende Fotobuch von Danny Lyon durchgeblättert, zeigen sich Szenen und Momente in «The Bikriders» wie einen Blick in die Vergangenheit. Jeff Nichols hat ein Drama gedreht, das von der Stimmung lebt, ohne sich in der Gewalt zu verlieren. Schöne Bilder, ein guter Cast und die tolle Ausstattung machen die Zeitreise reizvoll.
Garagenvolk
DVD / Regie: Natalija Yefimkina
Was in den Garagen Russlands nicht alles gemacht wird. Der private Rückzugsort wird zum Bastelschuppen, zur Einnahmequelle und letztem Fleck der Hoffnung. Natalija Yefimkina bietet in ihrer Dokumentation «Garagenvolk» unkommentierte und faszinierende Einblicke, zwischen Misere, Zuversicht und harter Arbeit.
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Nuestro Tiempo
Stream, Filmingo / Regie: Carlos Reygadas
Der erhoffte Regen brachte keine Erleichterung, sondern eine Flut an Gefühlen und komplizierten Situationen. Carlos Reygadas zeichnet in knapp drei Stunden ein fesselndes Portrait einer Ehe, die an Eiversucht zu zerbrechen droht. Eingefangen in grossartigen Aufnahmen ist «Nuestro Tiempo» ein fesselndes Drama voller roher Emotionen und weitem Umfang.
24 City
BD / Regie: Jia Zhangke
Aus einer riesigen Fabrik wird ein modernes Wohnquartier, zurück bleiben die Träume, Sehnsüchte und Erinnerungen der Mitarbeitenden. «24 City» erzählt vom Wandel in China, Jia Zhangke mischt dazu Fiktion mit dokumentarischem Inhalt. Ein nachdenklich stimmendes Erlebenis.
Ashes Of Time Redux
BD / Regie: Wong Kar-Wai
Bei den Kämpfen schleicht sich die Kamera nahe an die Kontrahenten, die Welt erstrahlt in satten Farben und jede Liebe wird aus einer Intrige gesponnen. Beim Wuxia-Abenteuer «Ashes Of Time Redux» mischt Wong Kar-Wai Genrekonventionen mit Fantasy-Flair, Melodramatik und direkter Brutalität. Inhaltlich wirr, audiovisuell betörend.
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Trenque Lauquen
BD / Regie: Laura Citarella
«Trenque Lauquen» ist ein Wunder. Ein Film, ausserhalb der üblichen Strukturen in Argentinien produziert, über Jahre hinweg gedreht und als finales Resultat ein sich wandelndes Wesen aus Fragen, Stimmungen und Perspektiven.
Laura Citarella führt uns während 4.5 Stunden durch den titelgebenden Ort, vom Krimi über das Liebesdrama zum übernatürlichen Mysterium. Das ist berauschend, fesselnd und unvergleichlich. Ausser vielleicht mit «La Flor» (Mariano Llinás, 2018), mehrmals musste ich bei der Sichtung an das Epos denken.
Incompreso (Vita col figlio)
BD / Regie: Luigi Comencini
Die Verständigung zwischen Kindern und Erwachsenen ist keine einfache, der Adultismus steht oft im Weg. Bei «Incompreso (Vita col figlio)» zeigt dies Luigi Comencini in einer feinfühligen und auch harten Geschichte auf, lässt Trauma und grosse Freude miteinander zu. Das Ende lässt leer Schlucken.
Paper Moon
BD / Regie: Peter Bogdanovich
Vater und Tochter gemeinsam im Film, als wildes Gespann von frechen Menschen, immer im Zwist, immer mit einer hinterlistigen Idee im Kopf. «Paper Moon» ist ein grosser Spass, in dem Kinder rauchen, das Leben in der Zeit der grossen Depression als Roadmovie passiert und alles Geld ergaunert wird.
Grupo 7
Stream, Mubi / Regie: Alberto Rodríguez
Dank dem selten gesehen Setting von Sevilla Ende der Achtzigerjahre wird der im Grunde formelhafte Thriller von Alberto Rodríguez zur packenden Unterhaltung. «Grupo 7» erzählt von korrupten Cops, rücksichtsloser Politik und umkämpften Strassen. Der Kontrast in den Bildern wurde verstärkt, die Sonne brennt auf die wütenden Männer.
Arena
BD / Regie: Peter Manoogian
In der fernen Zukunft wird geprügelt und «Coca-Cola» ist Sponsor dieser Fights? Auch sonst schafft es «Arena» nicht immer, die Illusion einer Raumstation aufrechtzuerhalten, der trashige Spass von Peter Manoogian weiss aber bei Outfits, Makeup, Masken und mit den in Nebenrollen agierenden Claudia Christian, Marc Alaimo und Armin Shimerman zu gefallen.
Crimewave
BD / Regie: Sam Raimi
«Crimewave» wurde scheinbar in einer ACME-Fabrik hergestellt, leider gingen bei der Lieferung das Erzähltempo und der Zusammenhalt vergessen. Sam Raimis Film ist ein lautes, buntes Chaos, das in einzelnen Szenen überdreht Spass macht (Bruce Campbell!), dann während weiten Strecken überhaupt nicht funktioniert.
Robot Jox
BD / Regie: Stuart Gordon
Zuschauer:innen zu den Roboterkämpfen zuzulassen, war wohl keine so gute Idee. Abgesehen davon macht «Robot Jox» aber Spass und Stuart Gordon mischt eine billige Story mit netter Effekt-Action. Als Kind hätte ich den Film geliebt.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Der Leone Have Sept Cabeças
Stream, Mubi / Regie: Glauber Rocha
Unter der Regie von Glauber Rocha wird Kolonialismus zum Theater und der Film zur Kritik in Kunstform. «Der Leone Have Sept Cabeças» ist abstrakt und reduziert die westlichen Verbrechen in Afrika auf einzelne Figuren. Das ist roh, direkt und treffend.
Who?
BD / Regie: Jack Gold
Die Maske überzeugt zwar nicht wirklich, Jack Golds Spionage-Thriller mit Science-Fiction-Aspekten gefällt aber beim Schnitt und der Spannung, die durchweg gehalten wird. «Who?» ist ein Stück Kalter Krieg, mit etwas Action und Maschinen, die rauchen und trinken.
Jacquot de Nantes
DVD / Regie: Agnès Varda
Aus Filmausschnitten und Erinnerungen zaubert Agnès Varda ein neues Leben herbei. Das Dasein des 20. Jahrhunderts mit all seinen Schrecken in Schwarzweiss, die Wunder der Kunst und Kultur in betörenden Farben. «Jacquot de Nantes» ist ein Puzzle der Existenz, eine Hommage und Liebeserklärung an Jacques Demy.
The Spy Who Came in from the Cold
BD / Regie: Martin Ritt
Weg mit der übertriebenen Action, dem Sex und den unsterblichen Agenten; Martin Ritt erzählt vom Spionageleben mit realistischer Zurückhaltung und vielen Verhören in kargen Räumen. «The Spy Who Came in from the Cold» ist ein wichtiges Genre-Werk, das intelligent unterhält und die Sechzigerjahre monochrom darstellt.
Barking Dogs Never Bite
BD / Regie: Bong Joon-ho
Wäre alles an «Barking Dogs Never Bite» so energetisch wie der Jazz-Score, Bong Joon-Hos Debüt würde begeistern. Die Verkettung aus Zufällen, Gemeinheiten und Begegnungen wirkt aber etwas zäh. Der Humor ist dafür genau mein Ding und die Kameraarbeit stimmt auch.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Anselm – Das Rauschen der Zeit
DVD / Regie: Wim Wenders
Während das Schaffen von Anselm Kiefer beeindruckend, monumental und wichtig ist, schafft es Wim Wenders mit seiner Dokumentation «Anselm – Das Rauschen der Zeit» nicht, das wahre Wesen hinter dem künstlerischen Leben zu zeigen. Die Bilder sind schön, Kiefers Vermächtnis unvergleichlich; aber die nachgestellten Szenen und das Pathos wirken zu aufgesetzt.
L'albero degli zoccoli
BD / Regie: Ermanno Olmi
Ich liebe Filme, die mich in eine andere Welt transportieren, mich fesseln und von einem anderen Dasein träumen lassen. Ermanno Olmi gelingt dies mit seinem ruhigen und realistischen «L'albero degli zoccoli», in dem er über drei Stunden von Bauernfamilien in Bergamo erzählt. Arbeit, Zyklus, Erfüllung und Härte – ein Brückenschlag zwischen Fiktion und Beobachtung.
The Lavender Hill Mob
DVD / Regie: Charles Crichton
Welch wunderbare Unterhaltung gewisse Sequenzen von «The Lavender Hill Mob» bieten, mit der gelungenen Mischung aus britischem Humor und Slapstick. Der Film von Charles Crichton macht Freude, wenn auch die Gaunerkomödie Anlaufschwierigkeiten hat.
To Catch A Killer
DVD / Regie: Damián Szifron
Ich mag psychologisch harte und nervenaufreibende Thriller, «To Catch A Killer» ist ein solcher Film, der Fincher-Luft schnuppert. Mit dem toll besetzten Gespann aus Shailene Woodley und Ben Mendelsohn nimmt uns Damián Szifron auf eine Reise in die verrottete Seele Amerikas mit und will zu viel erzählen. Was zu Beginn fesselt, verliert sich gegen Ende in halbgarer Systemkritik und Psychologie. Trotzdem, wieder mehr solche Filme im Kino bitte.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Sibyl
Stream, Filmingo / Regie: Justine Triet
Was für ein Cast! Virginie Efira, Adèle Exarchopoulos, Laure Calamy und sogar Sandra Hüller sind bei «Sibyl» dabei. Unter der Regie von Justine Triet begeben sich die Frauen in «Sibyl» in eine Geschichte über Schuld, Grenzüberschreitungen und Verantwortung, was als Psycho-Drama mit einer Prise Erotik-Thriller gut funktioniert.
O Que Arde
Streaming, Filmingo / Regie: Oliver Laxe
Dieser Film bleibt lange haften. Tage nach der Sichtung sind die intensive Atmosphäre, die ruhigen Szenen und das Spiel weiterhin sehr präsent. «O Que Arde» ist ein Moodpiece mit wenig Handlung, das Drama von Oliver Laxe funktioniert als Portrait der Region Galiziens mit starken Bildern und schöner Musik perfekt.
Io sono l’amore
Stream, Filmingo / Regie: Luca Guadagnino
Ach ja, die Probleme des Herzens, die Leiden der reichen Oberschicht. Luca Guadagnino zeigt uns eine Familie, die an Handlungsweisen ausserhalb der Norm zerbricht. Mit Tilda Swinton und Alba Rohrwacher gut besetzt, wollte mich «Io sono l’amore» nie emotional mitreissen. Technisch makellos ausgeführt, waren mir die Charaktere zu egal.
De Humani Corporis Fabrica
Stream, Filmingo / Regie: Véréna Paravel, Lucien Castaing-Taylor
Ein Kaiserschnitt, von Krebszellen durchzogenes Brustgewebe, Schrauben, die in die Wirbelsäule gedreht werden und Eingriffe im Gehirn: Die Dokumentation «De Humani Corporis Fabrica» bietet faszinierende, Übelkeit erregende und bisher ungesehene Einblicke in die Arbeit eines Spitals in Paris.
Véréna Paravel und Lucien Castaing-Taylor lassen uns wirklich durch den menschlichen Körper reisen, ziehen Parallelen zur Maschinerie des Gesundheitssystems und lassen den wissenschaftlichen Fortschritt auf den Zerfall des Fleisches treffen. Einzigartig.
Suspiria
BD / Regie: Luca Guadagnino
Luca Guadagnino versucht sich am Giallo-Klassiker und formt daraus ein dichter Horror-Thriller, der das gespaltene Berlin der Siebzigerjahre in der Ausstattung und Bildgestaltung perfekt inszeniert. Farbgebung, Kleidung und Kameraführung – «Suspiria» erwacht zu neuem, grusligem Leben.
Die Geschichte wirkt nachvollziehbar, der Tanz ist packend und jeder Akt bringt neue Schrecken. Zusätzlich überrascht die Besetzung mit Angela Winkler, Sylvie Testud und Jessica Harper.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
The Hunchback of Notre Dame
BD / Regie: Wallance Worsley
Welch Drama, welch Opulenz: Der Stummfilm «The Hunchback of Notre Dame» ist eine beeindruckende Adaption mit riesigen Sets und vielen Statist:innen. Wallance Worsley erzählt die Geschichte um Liebe, Entführung und Machthunger mit reichlich Tempo, Lon Chaney ist grossartig in der Hauptrolle.
Sabata
BD / Regie: Gianfranco Parolini
Geschossen wird in «Sabata» reichlich, gestorben ebenso. In all diesen wilden Auseinandersetzungen bleibt im harten Western von Gianfranco Parolini leider nicht viel Platz für eine gute Geschichte, Lee Van Cleef zuzuschauen, wie er unter den Gaunern aufräumt, macht aber Spass.
The Land Of Hope
DVD / Regie: Sion Sono
Die Bürokratie zerreisst nach einer Katastrophe nicht nur Familien und Beziehungen, sondern Vertrauen und Ländereien. Im Drama «The Land Of Hope» löst ein Erdbeben in Japan eine Nuklearkatastrophe aus und die politischen Entscheidungen lassen Leben einstürzen. Unter der Regie von Sion Sono ist das gnadenlos und geht unter die Haut, wirkt aber leicht verzettelt.
Kinds Of Kindness
Kino / Regie: Yorgos Lanthimos
Yorgos Lanthimos liefert mit «Kinds Of Kindness» gleich drei Filme auf einmal ab und bewegt sich mit den kuriosen Erzählungen um Liebe, Hingabe und Zugehörigkeit wieder zurück zu den aufreibenden Filmen seiner früheren Karrierephase.
Das ist verstörend, unterhaltend und perfekt eingefangen. Der Cast überzeugt mit einer darstellerischen Vielfalt, die wiederkehrenden Motive überraschen und trotz allen morbiden Situationen wirkt einiges beschwingend.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Banel e Adama
Stream, Filmingo / Regie: Ramata-Toulaye Sy
Das Klima wandelt sich, die Hitze wird tödlicher und mit Traditionen wird gebrochen: Magisch wirkende Aufnahmen, schöne Farben und ein Versuch ausserhalb der Gesellschaftsnorm zeigt uns Ramata-Toulaye Sy mit «Banel e Adama». Trotz interessanter Aspekte und der überzeugenden Machart verliert sich der Film im letzten Drittel zwischen den Aussagen und Figuren.
Orphée
BD / Regie: Jean Cocteau
Optisch löst «Orphée» Begeisterung aus. Menschen bewegen sich durch Spiegel hindurch, Figuren verschwinden und die Unterwelt wird zum Ort der Wunder. Die Sagenverfilmung von Jean Cocteau ist ein surrealistisch bebildertes Drama, in den Normen der damaligen Zeit gefangen aber voller Ausdruck.
The Wave
DVD / Regie: Gille Klabin
Indie-Science-Fiction ist nett, doch Gille Klabin schafft es nicht, aus dem Drehbuch von «The Wave» einen überzeugenden Film herauszuarbeiten. Das liegt vor allem daran, dass ich die Hauptfigur mühsam und die Optik unschön empfand. Die Szenen passieren, Männer gehen nicht in Therapie und Sheila Vand hat fast nichts zu tun.
Falling Into Place
DVD / Regie: Aylin Tezel
Verloren im Leben mit Mitte Dreissig, irgendwo gibt es doch Liebe, Sinn und Leidenschaft zu finden; oder? Ausgehend von dieser Situation hat Multitalent Aylin Tezel (Regie, Drehbuch, Hauptrolle) ein Liebesdrama geschaffen, das mich berührt hat. Schnitt, Spiel, Stimmung und Setting von «Falling Into Place» sind sehr gelungen, den erzählerischen Schwächen konnte ich verzeihen.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Cross Of Iron
DVD / Regie: Sam Peckinpah
Sam Peckinpah begab sich mit «Cross Of Iron» in die dreckigen Schützengräben des Zweiten Weltkriegs. Die Kamera und der Schnitt versinken im brutalen Chaos der sinnlosen Gewalt, Moral und Menschlichkeit gehen in den Handlungen komplett verloren. Das ist wuchtig, schmeckte mir aber zu stark nach Exploitation.
Le Testament d'Orphée
BD / Regie: Jean Cocteau
Ein Requiem und die Kunst, das eigene Leben und persönliche Schaffen: Jean Cocteau drehte mit «Le Testament d'Orphée» einen letzten Film und brachte antike Sagen, Surrealismus, Dokumentation, Kritik und Fiktion in einem visuell grossartigen Werk zusammen.
All Good Things
DVD / Regie:
Da hättest du Kirsten Dunst als Ehefrau, welche deinem Husky sogar ein süsses Halstuch schenkt, und du behandelst sie wie Dreck. Für mich unverständlich, aber das geschieht mit Ryan Gosling in «All Good Things». Der Thriller, basierend auf wahren Geschehnissen, verfügt über einen super Cast und nette Momente, Schnitt und Inszenierung wirken aber zu unsauber, um wirkliches Feuer zu entfachen.
Indio Black, sai che ti dico: Sei un gran figlio di…
BD / Regie: Gianfranco Parolini
Wie es der Originaltitel bereits sagt, hat der zweite Teil der Trilogie nichts mit Sabata zu tun. Doch das war dem internationalen Kinobetrieb egal. Schliesslich wird unter der Regie von Gianfranco Parolini wieder viel geschossen, der Titelheld in schwarzen Klamotten ist unbezwingbar und eine wirre Geschichte wird mit Akrobatik und Klamauk erweitert.
Da Yul Brynner als «Sabata» aber bloss gelangweilt ist und ich ab der Hälfte die Story zum Schnarchen fand, riss auch die gewaltige Explosion nichts mehr raus.
House by the River
Stream, Mubi / Regie: Fritz Lang
Ein Noir Thriller mit Gothic-Anteilen, eine verzweifelte Spurensuche in schwarzweissen Bildern und eine Geschichte um Lust und Fehlentscheidungen: «House by the River» von Fritz Lang ist ein gelungener Film, der mehrmals die Gangart wechselt und kurzzeitig sogar als Gerichtsdrama zu unterhalten weiss.
The Blockhouse
BD / Regie: Clive Rees
Unterirdisch eingesperrt, mit Wein, Käse und Kerzen; und doch gibt es keine Hoffnung. «The Blockhouse» verarbeitet eine wahre Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg als nihilistisches Drama in engem Raum. Clive Rees vermag aber nicht Spannung aufzubauen und die Sache plätschert mit einem langweilig-braunen Farbschema dahin.
È tornato Sabata... hai chiuso un'altra volta!
BD / Regie: Gianfranco Parolini
Farben wie in einem Giallo, Clowns und ein schiesswütiger Sabata, wieder von Lee Van Cleef besetzt; Gianfranco Parolini liefert den besten Start der Trilogie ab, danach verliert sich «È tornato Sabata... hai chiuso un'altra volta!» aber ebenfalls in einer wirren, zähen Geschichte. Dafür gibt’s viele Stunts, Intrigen, Täuschungen und Duelle.
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Intacto
DVD / Regie: Juan Carlos Fresnadillo
Dank der Idee, dass Glück eine Kraft ist, die angehäuft werden kann, ist der Thriller von Juan Carlos Fresnadillo ein Film mit Alleinstellungsmerkmal. «Intacto» überrascht regelmässig, liefert ausgefallene Games und brutale Machtspiele. Der Rewatch nach fast 20 Jahren hat sich gelohnt.
Fanatic
BD / Regie: Silvio Narizzano
Religiöser Wahn, Entführung und ein überhastetes Ende: «Fanatic» von Silvio Narizzano unterhält sehr gut und punktet mit der starken Besetzung von Tallulah Bankhead und Stefanie Powers in den Hauptrollen und einem jungen Donald Sutherland.
Barry Lyndon
BD / Regie: Stanley Kubrick
Kerzenlicht, Sonnenschein, Duelle, Krieg und die grosse Liebe; das alles gibt es bei «Barry Lyndon», dem romantischen Historiendrama von Stanley Kubrick. Ein Film, der mich mehrmals überrascht hat, geschickt die Genres und Stimmungen wechselt und das Verhalten der Charaktere nicht ohne Sarkasmus aufzeigt.
Greta
DVD / Regie: Neil Jordan
Das kann Neil Jordan nicht ernst gemeint haben, oder? «Greta» ist inhaltlich so übertrieben und klischiert, dass der Camp-Faktor zur grössten Eigenschaft wird. Isabelle Huppert dreht durch, Chloë Grace Moretz ist verängstigt und Maika Monroe sorgt für die lakonische Distanziertheit.
Lisa e il diavolo
BD / Regie: Mario Bava
Der Teufel mit seinen Puppen, das Haus in der Vergangenheit und die Rückkehr der Toten; all das gibt es bei «Lisa e il diavolo» zu erleben. Wahrscheinlich. Denn Mario Bava erzählt die Geschichte des Gothic-Horrors auf chaotische Weise, was den Film zu einem Szenenhaufen macht, der mal mehr, mal weniger unterhält.
Un angelo per Satana
DVD / Regie: Camillo Mastrocinque
Ist die Statue besessen, haben wir es mit Hexen zu tun oder unterliegen wir bloss einem Schwindel? Der Grusel von «Un angelo per Satana» wird lange nicht erklärt, was die Atmosphäre des Filmes von Camillo Mastrocinque intensiv gestaltet. Barbara Steele betört in der Hauptrolle, die Aufnahmen sind gelungen und der Inhalt verneigt sich vor Mario Bava.
The Old Oak
DVD / Regie: Ken Loach
Ken Loach drückt bei «The Old Oak» gehörig auf die Tränendrüse, vermischt die brutale Realität der Flüchtlingskrise mit Klischees und Kitsch, und findet für seine Geschichte keinen wirklichen Antrieb. Trotzdem machte mich das Drama stellenweise wütend und traurig, verliert sich mit dem Ende aber komplett im Raum der Fantasie.
- deBohli
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Fallen Angels
BD / Regie: Wong Kar-Wai
Allein die Kameraarbeit bei «Fallen Angels» hat alle Bewunderung verdient. Bewegung, Verzerrung, Farben und Intimität; jede Person wird nah aufgezeichnet. Das verleiht der Geschichte um Liebe, Sehnsucht und Sorgen eine intensive Wirkung, die Wong Kar-Wai geschickt Emotionen und Ausbrüchen paart.
Mean Streets
DVD / Regie: Martin Scorsese
Dreckig und gemein ist diese frühe Arbeit von Martin Scorsese und bringt ihn zum ersten Mal mit Robert de Niro zusammen. Die unendliche Nacht in der Stadt, das Verbrechen und die verheissungsvollen Lockungen im Neonlicht; «Mean Streets» ist hitzig und hinterlässt Schrammen.
Liverpool
DVD / Regie: Lisandro Alonso
Sucht er Vergebung, kehrt er zu seiner Familie zurück oder ist es ein Abschied? Lisandro Alonso bietet in seinem ruhigen und langsamen Film «Liverpool» keine Antworten, sondern realistische Einblicke in die Existenz. Ein betörendes Erlebnis voller ruhiger Aufnahmen, das mich auf viele Arten an «O que arde» (Oliver Laxe, 2019) erinnerte.
Watermelon Man
BD / Regie: Melvin Van Peebles
«Should I Hide The Money?» Mit «Watermelon Man» hat Melvin Van Peebles eine schrille und angriffige Kritik am Rassismus in den USA geschaffen, die vom überdreht agierenden Godfrey Cambridge in der Hauptrolle das Leben erhält und sich durch die geschickt gewählte Ästhetik in den scheinheiligen Alltag der Mittelklasse schleicht.
Lisa Frankenstein
BD / Regie: Zelda Williams
Die Farben, die Ausstattung und die Besetzung sind alle gut getroffen, doch «Lisa Frankenstein» konnte mich zu keinem Zeitpunkt elektrisieren. Die Geschichte wird schleppend erzählt und keine Figur konnte meine Sympathien gewinnen – tut mir leid, Zelda Williams, für mich wird’s kein Kult.
Happy Together
BD / Regie: Wong Kar-Wai
Die Liebe, sie zerreisst, sie vermengt, sie lässt Chaos entstehen. Für «Happy Together» nimmt uns Wong Kar-Wai nach Argentinien mit, inmitten des destruktiven Sturms der Zuneigung zwischen zwei Männern. Mit jeder Szene bricht die Bindung auf und neue Möglichkeiten und Verletzungen entstehen. Von DoP Christopher Doyle genial gedreht, voller Musik, Emotionen und Farben.
Spider-Man: Across the Spider-Verse
DVD / Regie: Joaquim Dos Santos Justin K. Thompson Kemp Powers
Was das Regie-Trio und alle beteiligten Personen audiovisuell bei «Spider-Man: Across the Spider-Verse» abliefern, ist bombastisch. Jedes Frame ist voller Details und Hingabe, jeder Moment überrascht. Eine geniale Fortführung der Reihe, ein Sieg der Kreativität.
Bloss überforderten mich das Tempo und der Inhalt, bereits nach wenigen Minuten fühlte ich mich erschöpft. Es gibt keine Pausen, der Film macht viele Fässer auf und findet erst kurz vor seinem Ende die zentrale Storyline. Bei dieser langen Laufzeit wäre für mich weniger klar mehr gewesen.
- deBohli
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Re: Filmtagebuch: deBohli
El esqueleto de la señora Morales
Stream, Mubi / Regie: Rogelio A. González
Mit Gothic-Stimmung und Sozialkritik zum Erfolg: «El esqueleto de la señora Morales» von Rogelio A. González ist eine positive Überraschung. Der Film funktioniert als grusliges Spiel mit Mord in der Ehe, als Kritik an dem Klassensystem und als Gesellschaftssatire.
Ema
BD / Regie: Pablo Larraín
Ein Rewatch zum Geburtstag, eine erneute Begeisterung. «Ema» lässt das innere Feuer lodern, Mariana Di Girolamo und Gael García Bernal brillieren und die grossartige Bildgestaltung geht mit der packenden Musik eine Beziehung ein.
Die Liebe ist nicht einfach, das Leben Chaos – tanzen wir dazu.
Reas
Kino / Regie: Lola Arias
Bei «Reas» wird aus wahren Begebenheiten ein lustvolles Musical, aus ehemaligen Insassinnen ein Ensemble, das sich in einem alten Gefängnis mit der eigenen Vergangenheit auseinandersetzt. Die Form ist das Highlight des Filmes von Lola Arias, voller Metaebenen, unerwarteten Perspektivenwechsel in den Szenen und inszenatorischer Freiheit.
Die Vision der Claudia Andujar
Kino / Regie: Heidi Specogna
Ohne Vorwissen habe ich mir diese Dokumentation über das Leben der aktivistischen Fotografin Claudia Andujar angeschaut, danach war ich verwundert, warum ich nie von ihr gehört hatte. Heidi Specogna zeichnet in «Die Vision der Claudia Andujar» Andujars Leben nach, zeigt ihre politischen Tätigkeiten in Brasilien und stellt die nächste Generation von mutigen Kämpferinnen mit Kameras vor. Das ist inhaltlich wichtig, vermag in der Präsentation aber keine aufregenden Wege zu finden.
Between The Lines
Stream, Mubi / Regie: Joan Micklin Silver
Joan Micklin Silvers Werk ist ein Film über Journalismus, das Ende der Gegenkultur und den Umbruch in den USA Ende der Siebzigerjahre. «Between The Lines» ist lustvoll gestaltet, voller interessanter Figuren und scheut sich nicht, Themen wie sexuelle Gewalt, patriarchale Destruktion und kapitalistische Gier darzustellen.
Der Cast ist grossartig und ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich lieber mit Jeff Goldblum oder Jill Eikenberry abhängen möchte. Can I have both?
Twisters
Kino / Regie: Lee Isaac Chung
Wie erkenne ich ein grosses Budget? Daran, dass ein Cast Namen wie Maura Tierney, Sasha Lane, Kiernan Shipka, Katy O’Brian und Tunde Adebimpe vorweisen kann und diese dann nur wenige Minuten auf der Leinwand zeigt. Aber Daisy Edgar-Jones und Glen Powell machen ihre Sache in «Twisters» gut genug, dass die Unterhaltung stimmt.
Nachdenken darf man in diesem modernen Katastrophenfilm von Lee Isaac Chung («Minari», 2020) zu keiner Sekunde und sollte durch Country-Songs nicht irritiert werden; dann aber ist es ein wilder Abenteuerritt durch ein Oklahoma, in dem der Klimawandel scheinbar nicht existiert.
Håndtering av udøde
Kino / Regie: Thea Hvistendahl
So sehr hätte ich «Håndtering av udøde» lieben wollen. Der Spielfilm von Thea Hvistendahl verfügt über schöne Bilder, tolle Musik, einen guten Cast und eine interessante Grundidee. Doch leider ist die Zombie-Geschichte schleppend inszeniert und weiss am Schluss in keiner Szene wirklich viel zu sagen. Immerhin brummt der Bass mächtig.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Daughters of The Dust
Stream, Mubi / Regie: Julie Dash
Die Ungewissheit vor dem Aufbruch führt im Drama «Daughters of The Dust» zur Betrachtung der Vergangenheit, der Herkunft und des Vermächtnisses. Julie Dash erzählt die Geschichte der Gullah-Gemeinschaft als Kaleidoskop der Schicksale und Momente, bricht mit der linearen Zeit und lässt DoP Arthur Jafa zaubern.
Aquarius
BD / Regie: Kleber Mendonça Filho
Das von Kleber Mendonça Filho gedrehte Portrait einer ehemaligen Musikkritikerin ist ein komplexer und vielschichtiger Film, der sich mit den gesellschaftlichen Veränderungen in Brasilien auseinandersetzt. Für welche Werte lohnt es sich zu kämpfen? Wie soll mit Ungleichheit umgegangen werden? Was bedeuten Familie und Liebe? Grosse Fragen, «Aquarius» ist ein grosser Film.
Trotacalles
Stream, Mubi / Regie: Matilde Landeta
Das überzeichnete Drama wie in einer Telenovela, doch «Trotacalles» weiss dank diversen Elementen zu überzeugen: Der Film von Matilde Landeta zeigt den Alltag von Sexarbeiterinnen aus der weiblichen Perspektive, zeigt die patriarchale Brutalität und das Gefälle zwischen Arm und Reich. Effektreich erzählt, überrascht der Inhalt mehrmals und wurde ansprechend gefilmt.
Réduit
Kino / Regie: Leon Schwitter
«Réduit» ist ein interessanter und intelligenter Vertreter der Neuen Schweizer Szene mit starker Atmosphäre und Slow-Cinema-Anleihen. Leon Schwitter demontiert mit ruhigen Szenen und schönen Bildern die Schwurbler-Arroganz und Überheblichkeit in der Schweiz.
Eine ausführliche Kritik gibt es bei Phosphor.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Hester Street
Stream, Mubi / Regie: Joan Micklin Silver
Im historischen Drama «Hester Street» geht es um Einwanderung und Verlust der Heimat aus weiblicher Perspektive, dem Debüt von Joan Micklin Silver gelingt die emotionale Darstellung sehr gut. Harte Arbeit, gesellschaftliche Zwänge und seltene Momente des Glücks finden in den Szenen zusammen, Ausstattung und Cast sind stark.
The Marsh King’s Daughter
DVD / Regie: Neil Burger
Ben Mendelsohn, hurra! Daisy Ridley, hurra! Coole Tattoos, nice. Alles andere an «The Marsh King’s Daughter» ist stromlinienförmig und uninspiriert. Neil Burgers Art Filme zu drehen, holt mich weiterhin nicht ab und dieser Thriller fühlte sich zäh an.
The Bostonians
Stream, Mubi / Regie: James Ivory
Die Geschlechterfrage, die Liebesfrage, das Ringen um Zuneigung und Ideologie - und alles was James Ivory in seiner Historien-Romanze daraus macht, ist zäh und uninteressant. Schade, denn die technische Seite und der Cast von «The Bostonians» würden überzeugen.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
The Crying Game
BD / Regie: Neil Jordan
Verliebt in den Feind, doch «The Crying Game» bietet keine simple Entscheidung. Das Thriller-Drama um die IRA ist packend und erstaunlich direkt bei Themen wie Gender und Geschlecht, fällt aber in die Gruben des Male Gaze. Trotzdem, was Neil Jordan hier abliefert ist sehr sehenswert und emotional treffend.
Sonne und Beton
DVD / Regie: David Wnendt
Während die Sonne brennt, fackelt zugleich die eigene Zukunft ab. «Sonne und Beton» ist ein überzeichnetes Drama um die Jugend in der Gropiusstadt Berlins. Von David Wnendt effektreich inszeniert, bebt der Boden dank Rap-Tracks, Gewalt und toxische Männlichkeit lassen den Cocktail explodieren. Ja ja.
Judex
DVD / Regie: Georges Franju
Tiermasken, Tauben als Warnsystem, geheime Identitäten und wilde Verkleidungen bringen eine gehörige Portion Magie in das Remake von «Judex». Georges Franju tobt sich in der kurzen Laufzeit aus, lässt die Geschichte Räder schlagen und zeigt alles in schwarzweissen Bildern, welche der Stummfilmzeit Tribut zollen.
Martyrs
DVD / Regie: Pascal Laugier
This movie has no chill!
Dennoch ist «Martyrs» von Pascal Laugier ein faszinierender, extremer Vertreter des Horrors, der wortwörtlich unter die Haut geht und mit seiner Geschichte, den Wendungen und der drastischen Gewalt schockt. Die Auflösung ist hanebüchen und fesselnd, die jungen Frauen müssen alles und mehr erleiden. Eine Erfahrung, niemals eine Empfehlung.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Más fuerte que el amor
Stream, Mubi / Regie: Tulio Demicheli
Enemys to lovers? Das in Kuba gedrehte Melo-Drama «Más fuerte que el amor» stellt Männer und Frauen aus diversen gesellschaftlichen Positionen gegeneinander auf. Missverständnisse und Vorurteile sind für Tulio Demicheli zentrale Mechanismen, Streitgespräche und Verrat bestimmen die Szenen. Trotz den zahlreichen misogynen Handlungen und den Klischees wurde ich sehr gut unterhalten.
The River
BD / Regie: Jean Renoir
Der Kreislauf des Lebens gleicht einem Fluss, die Wunder des Heranwachsens können hingegen nicht wiederholt werden. Jeder Tag bringt neue Entdeckungen, in «The River» erzählt Jean Renoir mit seiner Buchverfilmung davon. Betörende Bilder, wundervolle Momente und viel Positivität bestimmen die Geschichte. Die wunderbaren Farben und netten Aussagen täuschen allerdings nicht darüber hinweg, dass dieser Film den westlichen Kolonialblick auf das Land richtet.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
India: Matri Bhumi
BD / Regie: Roberto Rossellini
Roberto Rossellini mischte bei «India: Matri Bhumi» dokumentarische Aufnahmen aus Indien mit gestellten Portraits, in denen sich die Personen auf Italienisch zu Wort melden. Das lässt den kolonialistischen Blick stark wirken, ansonsten ist der Hybridfilm aber ein spannender Blick in die Vergangenheit des Landes.
Around India with a Movie Camera
BD / Regie: Sandhya Suri
Wie die Vergangenheit Indies aufleben lassen? Sandhya Suri durfte für ihre filmische Arbeit das BFI-Archiv durchforsten und fördert bei «Around India with a Movie Camera» Aufnahmen zu Tage, die über hundert Jahre zurückblicken lassen und die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen unter der Britischen Herrschaft zeigen. Faszinierend, mit sehr gelungenem Score.
Crystal Fairy y el cactus mágico
Stream, Mubi / Regie: Sebastián Silva
Michael Cera ist in «Crystal Fairy y el cactus mágico» unausstehlich, Gaby Hoffmann trägt Schmerz und Trauma in sich – gemeinsam mit den Charakteren begeben wir uns auf den Weg in Richtung Läuterung. Unter der Regie von Sebastián Silva ist das bissig, humorvoll und beim Drogentrip sehr gut getroffen. Trotz der wilden Seite ging mir die Geschichte nahe.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Le Ravissement
Kino / Regie: Iris Kaltenbäck
In ihrem ersten Langfilm erzählt Iris Kaltenbäck von verzweifelten Taten einer jungen Frau, von der Suche nach Liebe und Zugehörigkeit. «Le Ravissement» ist ein sanft gestaltetes, emotional erzähltes Drama mit der umwerfenden Hafsia Herzi in der Hauptrolle, deren Outfits alles überstrahlen.
Daaaaaalí!
Kino / Regie: Quentin Dupieux
Während den ersten Szenen hatte ich meine Zweifel, fühlte sich «Daaaaaalí!» konventionell und zäh an. Sobald Quentin Dupieux seinen Film mit erzählten Träumen und mehrschichtigen Realitäten in den wunderbar bebilderten Surrealismus abbiegen liess, war ich begeistert. Verrückt, lustig und mit der besten Aussprache der Französischen Sprache seit langem.
Nuits Rouge
DVD / Regie: Georges Franju
«Nuits Rouge» ist eine verrückte Gaunerei, ganz im Geiste der Abenteuer aus der Stummfilm-Ära, von Georges Franju geschickt inszeniert. Der Inhalt macht zwar selten Sinn und viele Entwicklungen passieren zufällig; die Gadgets, Masken und Verstecke der Bösen sind aber sehr nett.
Struktura krysztalu
Stream, Mubi / Regie: Krzysztof Zanussi
Welchen Tätigkeiten soll im Leben welchen Wert beigemessen werden? Worin findet ein Mensch Erfüllung? In «Struktura krysztalu» diskutieren zwei Physiker und Freunde über diese Themen und das Debüt von Krzysztof Zanussi zeigt die Szenerie in gelungenen Schwarzweissaufnahmen. Treffende Dialoge, interne Konflikte – ein intelligentes und unaufgeregtes Drama voller Herz.
Longlegs
Kino / Regie: Osgood Perkins
Osgood Perkins hat es geschafft, mit seinem harten Psychothriller «Longlegs» hat er mich als Regisseur endlich überzeugt. Die Besetzung mit Maika Monroe und Nicolas Cage ist super, die Optik (Bildformate, gewählte Linsen, Ausstattung) grossartig und die Spannung bei den FBI-Ermittlungen sehr hoch.
Dass mir sogar ein Jumpscare Herzrasen bescherte und nicht einmal das übererklärende Ende den grusligen Spass verderben konnte, hat mich selbst überrascht. Schade bloss, dass Kiernan Shipka wie bereits bei «Twisters» (Lee Isaac Chung, 2024) nur so kurz mitmachen durfte.
Die Reihe «The Silence of The Lambs» - «Se7en» - «Zodiac» wird mit «Longlegs» fortgeführt.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Iluminacja
Stream, Mubi / Regie: Krzysztof Zanussi
Das Leben, dargestellt in einzelnen Einblendungen, Entscheidungen und Gegenständen; aus der Physik wird Liebe, aus der Liebe eine Multiplikation. Krzysztof Zanussi sucht in seinem sehr gelungen geschnittenen Film «Iluminacja» nach dem Lebenssinn in einer Gesellschaft, die sich der Welt zu öffnen versucht.
Zombieland: Double Tap
DVD / Regie: Ruben Fleischer
Im Gegensatz zu mir hatte Zoey Deutch an «Zombieland: Double Tap» Spass; und das wohl auch als einzige am Set. Die Fortsetzung von Ruben Fleischer ist uninspiriert, das klischierte Drehbuch schlecht, die CGI wirken billig und die Inhalte stupid reaktionär (Ehe, Geschlechterrollen etc.). No thanks.
X
BD / Regie: Ti West
Ti West lässt die dreckige Zeit von Romero, Hooper und Craven wieder aufleben, vermischt in «X» den Schmuddel der Erotikfilme mit der drastischen Gegenkultur der Siebzigerjahre. Das funktioniert als moderner Horrorfilm und stilistische Verbeugung zugleich, verpackt in perfekter Bildsprache und Schnitttechnik.
Dass mein Gehirn erst nach der Hälfte der Spielzeit begriffen hatte, warum der Film «X» heisst, spricht weniger für mich. Der Titel zeigt dafür die gebotene Vielschichtigkeit gelungen auf.
Wilde Maus
DVD / Regie: Josef Hader
Männer und ihr Stolz, die ewig toxische Seuche. Da hilft auch eine Runde auf der Achterbahn nicht, in Therapie gehen die Herren sowieso nicht. Dafür liefert Josef Hader mit «Wilde Maus» ein zynisches, bissiges Drama mit viel Wiener Eigenheit. Und Georg Friedrich zu sehen ist auch immer nice.
Pearl
Stream, RakutenTV / Regie: Ti West
Willkommen zur grossen Mia Goth-Show, ein Albtraum in Technicolor-Farben und Bildern, die in ihrer Weite die Abgründe des 20. Jahrhunderts mit dem Tinseltown-Anstrich vermischen. «Pearl» ist nicht nur die Vorgeschichte zu «X», sondern eine Hommage an die Hochphase Hollywoods, an Tanz und Spektakel. Sehr gelungen verwebt Ti West Querverweise, Metaelemente und Rückbezüge in seinem Horrorfilm zu einem Fest für Filmfans.
«Toto, I've a feeling we're not in Kansas anymore.»
Zycie rodzinne
Stream, Mubi / Regie: Krzysztof Zanussi
Der Zerfall des Hauses spiegelt den Zustand der Familie, der Zusammenhalt der Gruppe passt sich dem Zustand des Staates an. «Zycie rodzinne» bringt das Persönliche und Politische zusammen, Krzysztof Zanussi lässt in diesem Kammerspiel wenige Figuren wilde Diskussionen führen.
MaXXXine
Kino / Regie: Ti West
Das Ende der Trilogie, der Gestank der VHS-Subkultur und das Abdriften in absurd-doofe Storyentwicklungen: Ti West imitiert mit «MaXXXine» die Horror-Eigenheiten der Achtzigerjahre stilistisch und inhaltlich perfekt, der Soundtrack liefert ab und der Cast lässt Jubeln. Neben der grossartigen Mia Goth sind Kevin Bacon, Elizabeth Debicki, Michelle Monaghan, Bobby Cannavale und Giancarlo Esposito perfekt; die Dialoge liefern Metaverweise und das Ende schliesst den Kreis.
Jetzt warte ich ungeduldig auf die 90er Neo-Noir-Episode und den 2000er Slacker-Slasher.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Barwy Ochronne
Stream, Mubi / Regie: Krzysztof Zanussi
Schule zu geben, das ist selten bloss ein Job. Mit «Barwy Ochronne» zeigt Krzysztof Zanussi auf, wie viel Politik sich in den Betrieb einschleicht und mit welchen internen Kämpfen die Belegschaft zu kämpfen hat. Ein dialoglastiges Drama, in dem das Ensemble sehr gelungen agiert.
Constans
Stream, Mubi / Regie: Krzysztof Zanussi
Wie bleibt sich ein Mensch treu, was bedeuten Ideale und Moralvorstellungen? Krzysztof Zanussi setzt das Messer bei Korruption und Integrität an und dringt tief in den Kommunismus ein. «Constans» erinnert auf sehr positive Weise an die Erzählungen von «Dekalog» und erlaubt sich keine einfachen Antworten.
The Double
DVD / Regie: Richard Ayoade
«The Double» brilliert mit einzigartigem Look, starker Musik und einem Gefühl, das stark an die Filme von Terry Gilliam erinnert. Richard Ayoade liefert in einer dystopischen Umgebung eine Story über Menschlichkeit ab, der Cast ist voller bekannter Gesichter – doch für mich lief es unrund, wollte sich keine wirkliche Faszination einstellen. Jesse Eisenbergs Figur ist ein unsympathischer Spanner, dafür ist Mia Wasikowska cute.
Moving
Stream, Filmingo / Regie: Shinji Sōmai
Scheidung, Umzug, Veränderung, fehlendes Verständnis: «Moving» ist das Porträt eines jungen Mädchens, in dem sich viele von uns einfühlen können. Shinji Sōmais Film ist ein emotionales Drama voller Lebenslust, Freude, Komik und Trauer. Kunstvoll inszeniert, sehr gut gespielt und immer nahe an den Figuren – ein Erlebnis.
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