Filmtagebuch: Wallnuss
Moderator: SFI
Planet der Affen
Als eine der größten und bekanntesten Stärken von Franklin J. Schaffners Dystopie aus dem Jahre 1968 gelten bis heute die unverkennbaren Affenmasken, die sich mehr als nur erstaunlich gut gehalten haben und auch heute noch realistisch und glaubhaft wirken. Dies trifft jedoch nicht nur auf das Make-Up, sondern auch auf den gesamten Film zu, denn selten war ein Sci-Fi-Abenteuer spannender gestaltet als hier. Ohne auf neuartige Kreaturen oder irre Welten zu setzen wird uns eine Geschichte erzählt, deren Botschaft zwar wenig subtil, dafür aber umso ergreifender umgesetzt ist. Verstörend trifft es wohl am besten, was wir empfinden, wenn wir mit George Taylor diesen fremden Planeten entdecken und mit ihm die Rollenverteilung in der Affengesellschaft erkennen: Der Mensch ist dumm, schwach und darf misshandelt und entwürdigend behandelt werden. Natürlich benötigt es für diesen Clue nicht allzu viel Aufwand an Raffinesse, ist es ja nichts anderes als ein simpler Rollentausch unserer tatsächlichen Handlungen im Umgang mit Tieren, aber wie normal und selbstverständlich das alles inszeniert und präsentiert wird ist es, was den ein oder anderen sicherlich zum Nachdenken anregen dürfte. Am besten ist "Planet der Affen" auch immer dann, wenn er sich voll und ganz auf seine Zivilisationssatire und Gesellschaftskritik konzentriert, nur hin und wieder entgleiten dem Regisseur diese für ein paar kurze Momente, was der dichten und geheimnisvollen Atmosphäre aber keinen Abbruch tut. Unterstützt wird die Stimmung übrigens auch sehr tatkräftig von den hypnotischen Klängen des Filmkomponisten Jerry Goldsmith auf dem Höhepunkt seiner Schaffenszeit. Zu erwähnen sei an dieser Stelle ebenfalls, dass der Film damals wahrscheinlich zu rechten Zeit gekommen ist. In einer Zeit des gesellschaftlichen und politischen Umbruchs ist "Planet der Affen" ein Kind seiner Zeit und gibt die damaligen Ängste (Einsamkeit, Atomkrieg, Gefangenschaft) treffend wieder. Der wohl beste Moment ist dann natürlich das allseits bekannte und oft zitierte Ende, dass der bereits vorher deutlich gewordenen Message noch einen besonderen Druck verleiht und den Zuschauer genau wie den die Menschheit verfluchenden Charlton Heston mit einer gewissen Hoffnungs- und Fassungslosigkeit entlässt.
Fazit: Sicher ein Film, der an sich nicht sonderlich verschachtelt oder intelligent konstruiert ist, aber seine Kritik dennoch durch eine stark rausgearbeitete satirische Darstellung unseres Verhaltens an den Mann bringen kann. Es ist also letzten Endes nicht nur ein Rollentausch, den der Protagonist Taylor erlebt, es ist ein Spiegel, der ihm vorgehalten wird und klar machen soll, dass nicht die Affen seine wahren Feinde sind. Dies hätte man durchaus weniger präsent und offensichtlich zeigen können, doch es wirkt dennoch nie moralisierend. Dies ist besonders für die schlussendliche Wirkung des Streifens wichtig, so verlässt der Zuschauer den Saal keinesfalls als Bekehrter, sondern ist viel mehr sensibler und empfindlicher in Bezug auf ein brisantes Thema geworden. Am Ende bleibt "Planet der Affen" nicht mehr und nicht weniger als ein Plädoyer für Toleranz mit reichlich Nährwert und damit zurecht ein Klassiker der Filmgeschichte!
Als eine der größten und bekanntesten Stärken von Franklin J. Schaffners Dystopie aus dem Jahre 1968 gelten bis heute die unverkennbaren Affenmasken, die sich mehr als nur erstaunlich gut gehalten haben und auch heute noch realistisch und glaubhaft wirken. Dies trifft jedoch nicht nur auf das Make-Up, sondern auch auf den gesamten Film zu, denn selten war ein Sci-Fi-Abenteuer spannender gestaltet als hier. Ohne auf neuartige Kreaturen oder irre Welten zu setzen wird uns eine Geschichte erzählt, deren Botschaft zwar wenig subtil, dafür aber umso ergreifender umgesetzt ist. Verstörend trifft es wohl am besten, was wir empfinden, wenn wir mit George Taylor diesen fremden Planeten entdecken und mit ihm die Rollenverteilung in der Affengesellschaft erkennen: Der Mensch ist dumm, schwach und darf misshandelt und entwürdigend behandelt werden. Natürlich benötigt es für diesen Clue nicht allzu viel Aufwand an Raffinesse, ist es ja nichts anderes als ein simpler Rollentausch unserer tatsächlichen Handlungen im Umgang mit Tieren, aber wie normal und selbstverständlich das alles inszeniert und präsentiert wird ist es, was den ein oder anderen sicherlich zum Nachdenken anregen dürfte. Am besten ist "Planet der Affen" auch immer dann, wenn er sich voll und ganz auf seine Zivilisationssatire und Gesellschaftskritik konzentriert, nur hin und wieder entgleiten dem Regisseur diese für ein paar kurze Momente, was der dichten und geheimnisvollen Atmosphäre aber keinen Abbruch tut. Unterstützt wird die Stimmung übrigens auch sehr tatkräftig von den hypnotischen Klängen des Filmkomponisten Jerry Goldsmith auf dem Höhepunkt seiner Schaffenszeit. Zu erwähnen sei an dieser Stelle ebenfalls, dass der Film damals wahrscheinlich zu rechten Zeit gekommen ist. In einer Zeit des gesellschaftlichen und politischen Umbruchs ist "Planet der Affen" ein Kind seiner Zeit und gibt die damaligen Ängste (Einsamkeit, Atomkrieg, Gefangenschaft) treffend wieder. Der wohl beste Moment ist dann natürlich das allseits bekannte und oft zitierte Ende, dass der bereits vorher deutlich gewordenen Message noch einen besonderen Druck verleiht und den Zuschauer genau wie den die Menschheit verfluchenden Charlton Heston mit einer gewissen Hoffnungs- und Fassungslosigkeit entlässt.
Fazit: Sicher ein Film, der an sich nicht sonderlich verschachtelt oder intelligent konstruiert ist, aber seine Kritik dennoch durch eine stark rausgearbeitete satirische Darstellung unseres Verhaltens an den Mann bringen kann. Es ist also letzten Endes nicht nur ein Rollentausch, den der Protagonist Taylor erlebt, es ist ein Spiegel, der ihm vorgehalten wird und klar machen soll, dass nicht die Affen seine wahren Feinde sind. Dies hätte man durchaus weniger präsent und offensichtlich zeigen können, doch es wirkt dennoch nie moralisierend. Dies ist besonders für die schlussendliche Wirkung des Streifens wichtig, so verlässt der Zuschauer den Saal keinesfalls als Bekehrter, sondern ist viel mehr sensibler und empfindlicher in Bezug auf ein brisantes Thema geworden. Am Ende bleibt "Planet der Affen" nicht mehr und nicht weniger als ein Plädoyer für Toleranz mit reichlich Nährwert und damit zurecht ein Klassiker der Filmgeschichte!
2001 - Odyssee im Weltraum
Über dieses filmische Monstrum ein Review oder sonst etwas zu schreiben, ist glaube ich noch nie jemandem leicht gefallen. Zu vieles gibt es, was einem nach der Sichtung durch den Kopf geht, aber zu wenig davon lässt sich im angemessenem Rahmen in Worte fassen. Ist der Film nun die sitzfleischfordernde Schlaftablette oder ein kompliziert philosophisches Meisterwerk? Ist das Kunst oder kann es weg? Ich weiß es nicht und ich möchte auch gar nicht darüber nachdenken, genauso wenig wie ich mir anmaßen will, einen Deutungs oder Erklärungsansatz für das abstrakte Ende zu verfassen. Viel mehr will ich würdigen, was Stanley Kubricks "größter" Film in mir ausgelöst hat: Es war ein unbeschreibliches Erlebnis! Ganz im Ernst. Der langsame Beginn mit dem wunderschönen Sonnenaufgang, die Entstehungsgeschichte des Menschen, die Episoden auf der Mondstation mit den um die Erde tanzenden Satelliten... all das ist grandios gefilmt, geschnitten und in seiner Komposition mit den zarten Waltzer-Klängen von Johann Strauss Kino pur. Danach kommt dann die bekannteste Erzählung des Filmes rund um den Bordcomputer HAL-9000 und die Besatzung des Raumschiffes Discovery-One. Außerdem fällt bei dieser besonders gut auf, dass es Kubrick umso vieles mehr geht, als nur die Geschichte schnell runter zu erzählen, er nimmt sich Zeit und zeigt beispielsweise einen "Raumspaziergang" zur Antenne in all seiner Ausführlichkeit. Warum auch nicht, denn die Bilder haben etwas erschreckend hoffnungsloses und gleichzeitig faszinierendes an sich, wie der Weltraum selbst in seiner Unendlichkeit. HAL-9000 mit seiner süßlichen Stimme und der emotionslosen roten Lampe dürfte ohnehin einer der Filmbösewichte überhaupt sein, ohne selbst wirklich bösartig zu sein. Er ist mehr, wie sich schlussendlich herausstellt, ein sich in der Zwickmühle befindender Geist und verkörpert mit seinem "Tod" eine wundervolle Metapher. Als Abschluss seines Epos entscheidet sich Kubrick dann für eine verwirrende Farbeinlage, die den Protagonisten besudelt und ein vielseitig interpretierbares Ende, dass man aber auch einfach so stehen lassen und genissen kann, ohne sich den Kopf zu zermatern. Dies gilt ebenso für das Werk als Ganzes, es ist gar nicht notwendig, allzu viel Sinn oder Logik in den Episoden zu suchen, geschweige denn sie miteinander verknüpfen zu wollen, hier heißt es einfach mal nur zu fühlen.
Fazit: Tja, was ist es denn nun? Der ultimative Genrefilm des Sci-Fi-Kinos, dass Non-Plus-Ultra der Filmgeschichte oder doch ein sinnloses Gewusel von willkürlich aneinandergereihten Kurzfilmen? Die Antwort wird wohl jeder für sich selbst finden müssen, denn tatsächlich ist die Odyssee im Weltraum lang, beschwerlich und wenig abwechslungsreich, doch hindert sie das nicht daran, über alle Maßen beeindruckend zu sein. Eine Bewertung ist daher ebenso beinahe unmöglich wie auch nur bedingt notwendig, am Ende muss es halt doch jeder selbst erlebt haben. Für die Statistiker sei gesagt: Ob nun der beste Film aller Zeiten oder nicht... in meiner persönlichen Hitliste hat sich "2001" sehr schnell ganz weit nach vorne gemogelt. Und dort wird er wohl auch noch langezeit verweilen können.
Über dieses filmische Monstrum ein Review oder sonst etwas zu schreiben, ist glaube ich noch nie jemandem leicht gefallen. Zu vieles gibt es, was einem nach der Sichtung durch den Kopf geht, aber zu wenig davon lässt sich im angemessenem Rahmen in Worte fassen. Ist der Film nun die sitzfleischfordernde Schlaftablette oder ein kompliziert philosophisches Meisterwerk? Ist das Kunst oder kann es weg? Ich weiß es nicht und ich möchte auch gar nicht darüber nachdenken, genauso wenig wie ich mir anmaßen will, einen Deutungs oder Erklärungsansatz für das abstrakte Ende zu verfassen. Viel mehr will ich würdigen, was Stanley Kubricks "größter" Film in mir ausgelöst hat: Es war ein unbeschreibliches Erlebnis! Ganz im Ernst. Der langsame Beginn mit dem wunderschönen Sonnenaufgang, die Entstehungsgeschichte des Menschen, die Episoden auf der Mondstation mit den um die Erde tanzenden Satelliten... all das ist grandios gefilmt, geschnitten und in seiner Komposition mit den zarten Waltzer-Klängen von Johann Strauss Kino pur. Danach kommt dann die bekannteste Erzählung des Filmes rund um den Bordcomputer HAL-9000 und die Besatzung des Raumschiffes Discovery-One. Außerdem fällt bei dieser besonders gut auf, dass es Kubrick umso vieles mehr geht, als nur die Geschichte schnell runter zu erzählen, er nimmt sich Zeit und zeigt beispielsweise einen "Raumspaziergang" zur Antenne in all seiner Ausführlichkeit. Warum auch nicht, denn die Bilder haben etwas erschreckend hoffnungsloses und gleichzeitig faszinierendes an sich, wie der Weltraum selbst in seiner Unendlichkeit. HAL-9000 mit seiner süßlichen Stimme und der emotionslosen roten Lampe dürfte ohnehin einer der Filmbösewichte überhaupt sein, ohne selbst wirklich bösartig zu sein. Er ist mehr, wie sich schlussendlich herausstellt, ein sich in der Zwickmühle befindender Geist und verkörpert mit seinem "Tod" eine wundervolle Metapher. Als Abschluss seines Epos entscheidet sich Kubrick dann für eine verwirrende Farbeinlage, die den Protagonisten besudelt und ein vielseitig interpretierbares Ende, dass man aber auch einfach so stehen lassen und genissen kann, ohne sich den Kopf zu zermatern. Dies gilt ebenso für das Werk als Ganzes, es ist gar nicht notwendig, allzu viel Sinn oder Logik in den Episoden zu suchen, geschweige denn sie miteinander verknüpfen zu wollen, hier heißt es einfach mal nur zu fühlen.
Fazit: Tja, was ist es denn nun? Der ultimative Genrefilm des Sci-Fi-Kinos, dass Non-Plus-Ultra der Filmgeschichte oder doch ein sinnloses Gewusel von willkürlich aneinandergereihten Kurzfilmen? Die Antwort wird wohl jeder für sich selbst finden müssen, denn tatsächlich ist die Odyssee im Weltraum lang, beschwerlich und wenig abwechslungsreich, doch hindert sie das nicht daran, über alle Maßen beeindruckend zu sein. Eine Bewertung ist daher ebenso beinahe unmöglich wie auch nur bedingt notwendig, am Ende muss es halt doch jeder selbst erlebt haben. Für die Statistiker sei gesagt: Ob nun der beste Film aller Zeiten oder nicht... in meiner persönlichen Hitliste hat sich "2001" sehr schnell ganz weit nach vorne gemogelt. Und dort wird er wohl auch noch langezeit verweilen können.
Die Enttäuschungen im schwachen Kinojahr 2013 setzen sich weiter fort...
Gravity
Wieder einmal haben die Kritiker und das US-amerikanische Publikum einen anderen Film gesehen als ich. Ich verstehe das einfach nicht, warum werden mir immer andere (schlechtere) Werke vorgesetzt, als dem Rest der Welt? All die Lobhudeleien, all die Ehrungen und ich würde sogerne laut mit einstimmen, aber... eigentlich ist bei "Gravity" letzten Endes nur wenig zu finden, was man im angemessenen Grade loben kann. Da wäre der beeindruckende und prächtig in Szene gesetzte Anfang, praktisch die erste halbe Stunde des Films hat den Anschein, als sei sie nur mit einer einzigen Kamera komplett ohne Schnitt gedreht worden. Natürlich ist das nicht gänzlich neu, tatsächlich verwendete Regisseur Cuarón selbst diese "Technik" in seinem Endzeit-Thriller "Children of Men", aber nie war es so imposant wie in diesen anfänglichen Szenen, die man filmisch besser wohl kaum gestalten kann. Da haben wir einen beispiellosen Spannungsaufbau, pointierten Humor, famose Effekte und für die fortlaufende Handlung ausreichend Exposition. Doch wie viel ist nachher noch davon übrig und kann die Regie über die gesamte Laufzeit retten? Im Ernst: Genau genommen gar nichts. Eine Geschichte, die man erzählen und inder man verblüffen könnte ist eigentlich gar nicht vorhanden, was aber noch nicht so das Problem ist, da den Aktionen und der Protagonistin eh die eigentliche Aufmerksamkeit gebürt. Viel schlimmer ist, dass man im Mittelteil mehrmals versucht, uns mit Wendungen zu überraschen, die dem Zuschauer im Grunde aber völlig gleich sind, weil die Story an Vorhersehbarkeit nicht zu überbieten ist. Traurig auch, dass die langen Kamerafahrten immer weniger werden und der Schnitt zum Ende hin nahezu konventionell geworden ist. Hier hätte ich mir mehr Konsequenz in der Inszenierung gewünscht. Die Special-Effects bleiben die gesamte Laufzeit über grandios, aber reicht das, um gute Kritiken einzufahren? Sowas sollte im Jahr 2013 eigentlich Voraussetzung und damit selbstverständlich sein. Die darstellerischen Leistungen haben mir gefallen, auch wenn Bullock etwas zu hoch gelobt wurde, sie macht ihre Sache ordentlich und gibt ihrem Charakter trotz eingeschränkter Möglichkeiten eine gehörige Portion Natürlichkeit mit auf dem Weg. Aber auch sie ist nicht fähig über die zahlreichen Defizite in der Dramaturgie und im Aufbau hinweg zu täuschen. Irgendwann habe ich mich beispielsweise nur gefragt, wie oft man diese optischen Tricks jetzt noch einsetzen will... Es flogen gefühlte 40-mal in der Schwerelosigkeit kleine Objekte vor meinem Gesicht rum, mindestens die halbe Laufzeit des Filmes wird im Hintergrund mit der Musik ein Laut-Leise-Kontrast erzeugt, der nichts in einem auslöst, außer leicht aufkommende Aggressionen, wenn es einen mal wieder aus der Atmosphäre herausreißt, obwohl die Melodien insgesamt ganz schön sind. Das süßliche Hollywood-Ende würde ich dann nicht so wie einige wenige als negativ berwerten, dies ist aber möglicherweise einfach der Tatsache geschuldet, dass es sich schon sehr früh abgezeichnet hat und somit alles andere eine Verwunderung sondergleichen gewesen wäre.
Fazit: Ja, so ernüchternd ist der erste Eindruck und die Enttäuschung ist aus diesen Zeilen sicherlich deutlich heraus zu lesen. Denn alles im allen ist "Gravity" ein Film, der optimal mit der 3D-Technologie spielt und im Kino gesehen werden muss, da er nur da ein Erlebnis sein kann. Doch wenn namenhafte Personen wie James Cameron oder Quentin Tarantino in den höchsten Zeilen von dem "Film des Jahres" schwärmen, dann darf ich auch etwas mehr erwarten, als unterhaltsame Sci-Fi-Standartkost. Dies möchte ich noch einmal betonen: "Gravity" ist nicht langweilig und hält den Zuschauer irgendwie dann doch immer bei der Stange, zumal er im Mittelteil anders als sonstige Kinofilme viel Abwechslung bietet. Vielleicht war das mein Hauptproblem: Der Gedanke dahinter hatte soviel Potenzial, man hätte eine spirituellere Erfahrung daraus machen können und sollen, quasi eine Weltraum-Version von "Life of Pi". So läuft es am Ende dann doch nur auf ein (zugegeben) nicht uninteressantes Spektakel hinaus, dass mit guten Darstellern in gut geschriebenen Rollen aufwartet, dem Zuschauer gute Dialoge serviert, einen gut hörbaren Soundtrack hat und durch gute Einzel-Ideen nie in die Belanglosigkeit abdriftet. "Gravity" ist ein guter Film. Aber mehr nicht!
(Sonderbonus für das brillante erste Drittel.)
Gravity
Wieder einmal haben die Kritiker und das US-amerikanische Publikum einen anderen Film gesehen als ich. Ich verstehe das einfach nicht, warum werden mir immer andere (schlechtere) Werke vorgesetzt, als dem Rest der Welt? All die Lobhudeleien, all die Ehrungen und ich würde sogerne laut mit einstimmen, aber... eigentlich ist bei "Gravity" letzten Endes nur wenig zu finden, was man im angemessenen Grade loben kann. Da wäre der beeindruckende und prächtig in Szene gesetzte Anfang, praktisch die erste halbe Stunde des Films hat den Anschein, als sei sie nur mit einer einzigen Kamera komplett ohne Schnitt gedreht worden. Natürlich ist das nicht gänzlich neu, tatsächlich verwendete Regisseur Cuarón selbst diese "Technik" in seinem Endzeit-Thriller "Children of Men", aber nie war es so imposant wie in diesen anfänglichen Szenen, die man filmisch besser wohl kaum gestalten kann. Da haben wir einen beispiellosen Spannungsaufbau, pointierten Humor, famose Effekte und für die fortlaufende Handlung ausreichend Exposition. Doch wie viel ist nachher noch davon übrig und kann die Regie über die gesamte Laufzeit retten? Im Ernst: Genau genommen gar nichts. Eine Geschichte, die man erzählen und inder man verblüffen könnte ist eigentlich gar nicht vorhanden, was aber noch nicht so das Problem ist, da den Aktionen und der Protagonistin eh die eigentliche Aufmerksamkeit gebürt. Viel schlimmer ist, dass man im Mittelteil mehrmals versucht, uns mit Wendungen zu überraschen, die dem Zuschauer im Grunde aber völlig gleich sind, weil die Story an Vorhersehbarkeit nicht zu überbieten ist. Traurig auch, dass die langen Kamerafahrten immer weniger werden und der Schnitt zum Ende hin nahezu konventionell geworden ist. Hier hätte ich mir mehr Konsequenz in der Inszenierung gewünscht. Die Special-Effects bleiben die gesamte Laufzeit über grandios, aber reicht das, um gute Kritiken einzufahren? Sowas sollte im Jahr 2013 eigentlich Voraussetzung und damit selbstverständlich sein. Die darstellerischen Leistungen haben mir gefallen, auch wenn Bullock etwas zu hoch gelobt wurde, sie macht ihre Sache ordentlich und gibt ihrem Charakter trotz eingeschränkter Möglichkeiten eine gehörige Portion Natürlichkeit mit auf dem Weg. Aber auch sie ist nicht fähig über die zahlreichen Defizite in der Dramaturgie und im Aufbau hinweg zu täuschen. Irgendwann habe ich mich beispielsweise nur gefragt, wie oft man diese optischen Tricks jetzt noch einsetzen will... Es flogen gefühlte 40-mal in der Schwerelosigkeit kleine Objekte vor meinem Gesicht rum, mindestens die halbe Laufzeit des Filmes wird im Hintergrund mit der Musik ein Laut-Leise-Kontrast erzeugt, der nichts in einem auslöst, außer leicht aufkommende Aggressionen, wenn es einen mal wieder aus der Atmosphäre herausreißt, obwohl die Melodien insgesamt ganz schön sind. Das süßliche Hollywood-Ende würde ich dann nicht so wie einige wenige als negativ berwerten, dies ist aber möglicherweise einfach der Tatsache geschuldet, dass es sich schon sehr früh abgezeichnet hat und somit alles andere eine Verwunderung sondergleichen gewesen wäre.
Fazit: Ja, so ernüchternd ist der erste Eindruck und die Enttäuschung ist aus diesen Zeilen sicherlich deutlich heraus zu lesen. Denn alles im allen ist "Gravity" ein Film, der optimal mit der 3D-Technologie spielt und im Kino gesehen werden muss, da er nur da ein Erlebnis sein kann. Doch wenn namenhafte Personen wie James Cameron oder Quentin Tarantino in den höchsten Zeilen von dem "Film des Jahres" schwärmen, dann darf ich auch etwas mehr erwarten, als unterhaltsame Sci-Fi-Standartkost. Dies möchte ich noch einmal betonen: "Gravity" ist nicht langweilig und hält den Zuschauer irgendwie dann doch immer bei der Stange, zumal er im Mittelteil anders als sonstige Kinofilme viel Abwechslung bietet. Vielleicht war das mein Hauptproblem: Der Gedanke dahinter hatte soviel Potenzial, man hätte eine spirituellere Erfahrung daraus machen können und sollen, quasi eine Weltraum-Version von "Life of Pi". So läuft es am Ende dann doch nur auf ein (zugegeben) nicht uninteressantes Spektakel hinaus, dass mit guten Darstellern in gut geschriebenen Rollen aufwartet, dem Zuschauer gute Dialoge serviert, einen gut hörbaren Soundtrack hat und durch gute Einzel-Ideen nie in die Belanglosigkeit abdriftet. "Gravity" ist ein guter Film. Aber mehr nicht!
(Sonderbonus für das brillante erste Drittel.)
Zweitsichtung!
Die Abenteuer von Tim und Struppi - Das Geheimnis der Einhorn
Über 70 Jahre ist es jetzt schon her, dass der belgische Comiczeichner Hergé seine beiden Kultfiguren Reporter Tim und Hund Struppi erfand und damit einen Mythos erschuf, der viele Künstler Jahrzehnte später noch inspirieren sollte, dies war unter anderem bei Andy Warhol der Fall. Oder halt bei Regisseur Steven Spielberg, der insgeheim immer den Wunsch hegte, eine angemessene Verfilmung im Geiste der beispiellosen Originale ins Kino zu bringen. Ist ihm und seinem Co-Produzenten Peter Jackson dieses Unterfangen geglückt? Nein! Hat er dennoch jedwede Erwartung übertroffen und einen spaßigen Krimi für Jung und Alt gedreht? Aber sowas von! Es ist eigentlich unter diesem Gesichtspunkt sogar unfassbar, wie unterhaltsam "Tintin"s großer Kinoausflug letztendlich geworden ist. Dies liegt auf der einen Seite natürlich an der grandiosen Besetzung, die mit Andy Serkins als saufenden Captain Haddock, Simon Pegg und Nick Frost als ulkiges Kriminalduo Schultze und Schulze und Daniel Craig als boshaften Sakharin mehrere starke Mimen vorweisen kann, welche hier durch das Motion-Capture-Verfahren ihren großen Vorbildern optisch angeglichen wurden. Hinzu kommen aber auch die zahlreichen visuellen Gags, die sich oftmals im Hintergrund abspielen und das rasante Tempo, dass die Handlung vorlegt. Wenn ich es mir recht überlege habe ich eigentlich nie einen Film gesehen, der vergleichsweise schnell erzählt wird, ohne jemals durch den Verlauf der erzählten Geschichte zu hetzen. Hier ist Spielberg in seinem Element, hat seinen Streifen fest im Griff und verliert nie den Überblick, ob nun in der Luft, auf dem Wasser, bei einer wahnwitzigen Verfolgungsjagd quer durch Marokko, die ähnlich wie die famose Exposition des akutellen Kinofilmes "Gravity" so wirkt, als sei sie mit nur einer einzigen Kamerafahrt gefilmt worden und den Höhepunkt des Filmes darstellt oder im spektakulärem Endfight im Hafen... Das Actionverhältniss stimmt, der Humor sowieso, aber wie sieht es mit ernsthaften Momenten aus? Auch hier hat man einiges zu bieten, natürlich sind die Dialoge relativ einfach und leicht verständlich, aber erfüllen stets ihren Zweck und dienen der Entwicklung der Geschehnisse, die immer wieder zu fesseln wissen und richtige Spannung entwickeln. Gekonnt werden hier leichter Grusel, Drama und ein gewisses Maß an Brutalität miteinander verwoben und zu einem spannenden Ganzen geschaffen, dass nicht nur die kleinen Zuschauer mitreißt, dass nebenbei auch noch in einer technischen Perfektion, die Hergés altmodischen Charakteren zu neuem Glanz verhilft. Am besten ist aber die Art und Weise, wie alle Beteiligten hier die Charaktere getroffen haben: Tim ist der neutrale Beobachter, der seine Gedanken (freundlich wie er ist) stets mit uns teilt und ansonsten wenig bis gar keine Charakterisierung benötigt, weil er den Leser (oder in diesem Fall "Seher") wiederspiegelt, Struppi ist der Held der Kleinen, was dieses Mal in einer besonders komischen Verfolgungsjagd gipfelt, Haddock der Säufer und Nörgler (das "Moment des Chaos") und Schultze und Schulze sorgen dann für ordentlich Slapstick. So kennen wir es und so wollen wir es sehen, da verzeiht man Spielberg dann gerne den Umstand, der etwas zu einfach gestrickten Handlung (die immer hin aus drei Comicbänden besteht) und auch die 2-3 Momente, welche dann doch über das Ziel hinausschießen und nicht mehr unbedingt kindgerecht sind. Hier gilt dann für die Eltern, selbst zu entscheiden, ob ihren Sprösslingen dies zuzumuten ist.
Fazit: "Das Geheimnis der Einhorn" ist Kino Pur! Er kann es noch! Regie-Maestro Steven Spielberg zaubert den alten und jungen Fans mit seiner zeitlosen (beinahe sogar altmodisch anmutenden) Interpretation von Tim und Struppi immer wieder ein Lächeln auf ihr Gesicht und verblüfft mit einer ungewohnt erwachsenen Inszenierung, die so manchen Pixar-Film hinter sich lässt. Ein mehr als gelungener Kinderfilm, dem demnächst mindestens ein weiteres Sequel folgen wird. Fraglich nur, ob Peter Jackson als Regisseur ein ähnliches Feuerwerk der Unterhaltung abliefern kann...
Über 70 Jahre ist es jetzt schon her, dass der belgische Comiczeichner Hergé seine beiden Kultfiguren Reporter Tim und Hund Struppi erfand und damit einen Mythos erschuf, der viele Künstler Jahrzehnte später noch inspirieren sollte, dies war unter anderem bei Andy Warhol der Fall. Oder halt bei Regisseur Steven Spielberg, der insgeheim immer den Wunsch hegte, eine angemessene Verfilmung im Geiste der beispiellosen Originale ins Kino zu bringen. Ist ihm und seinem Co-Produzenten Peter Jackson dieses Unterfangen geglückt? Nein! Hat er dennoch jedwede Erwartung übertroffen und einen spaßigen Krimi für Jung und Alt gedreht? Aber sowas von! Es ist eigentlich unter diesem Gesichtspunkt sogar unfassbar, wie unterhaltsam "Tintin"s großer Kinoausflug letztendlich geworden ist. Dies liegt auf der einen Seite natürlich an der grandiosen Besetzung, die mit Andy Serkins als saufenden Captain Haddock, Simon Pegg und Nick Frost als ulkiges Kriminalduo Schultze und Schulze und Daniel Craig als boshaften Sakharin mehrere starke Mimen vorweisen kann, welche hier durch das Motion-Capture-Verfahren ihren großen Vorbildern optisch angeglichen wurden. Hinzu kommen aber auch die zahlreichen visuellen Gags, die sich oftmals im Hintergrund abspielen und das rasante Tempo, dass die Handlung vorlegt. Wenn ich es mir recht überlege habe ich eigentlich nie einen Film gesehen, der vergleichsweise schnell erzählt wird, ohne jemals durch den Verlauf der erzählten Geschichte zu hetzen. Hier ist Spielberg in seinem Element, hat seinen Streifen fest im Griff und verliert nie den Überblick, ob nun in der Luft, auf dem Wasser, bei einer wahnwitzigen Verfolgungsjagd quer durch Marokko, die ähnlich wie die famose Exposition des akutellen Kinofilmes "Gravity" so wirkt, als sei sie mit nur einer einzigen Kamerafahrt gefilmt worden und den Höhepunkt des Filmes darstellt oder im spektakulärem Endfight im Hafen... Das Actionverhältniss stimmt, der Humor sowieso, aber wie sieht es mit ernsthaften Momenten aus? Auch hier hat man einiges zu bieten, natürlich sind die Dialoge relativ einfach und leicht verständlich, aber erfüllen stets ihren Zweck und dienen der Entwicklung der Geschehnisse, die immer wieder zu fesseln wissen und richtige Spannung entwickeln. Gekonnt werden hier leichter Grusel, Drama und ein gewisses Maß an Brutalität miteinander verwoben und zu einem spannenden Ganzen geschaffen, dass nicht nur die kleinen Zuschauer mitreißt, dass nebenbei auch noch in einer technischen Perfektion, die Hergés altmodischen Charakteren zu neuem Glanz verhilft. Am besten ist aber die Art und Weise, wie alle Beteiligten hier die Charaktere getroffen haben: Tim ist der neutrale Beobachter, der seine Gedanken (freundlich wie er ist) stets mit uns teilt und ansonsten wenig bis gar keine Charakterisierung benötigt, weil er den Leser (oder in diesem Fall "Seher") wiederspiegelt, Struppi ist der Held der Kleinen, was dieses Mal in einer besonders komischen Verfolgungsjagd gipfelt, Haddock der Säufer und Nörgler (das "Moment des Chaos") und Schultze und Schulze sorgen dann für ordentlich Slapstick. So kennen wir es und so wollen wir es sehen, da verzeiht man Spielberg dann gerne den Umstand, der etwas zu einfach gestrickten Handlung (die immer hin aus drei Comicbänden besteht) und auch die 2-3 Momente, welche dann doch über das Ziel hinausschießen und nicht mehr unbedingt kindgerecht sind. Hier gilt dann für die Eltern, selbst zu entscheiden, ob ihren Sprösslingen dies zuzumuten ist.
Fazit: "Das Geheimnis der Einhorn" ist Kino Pur! Er kann es noch! Regie-Maestro Steven Spielberg zaubert den alten und jungen Fans mit seiner zeitlosen (beinahe sogar altmodisch anmutenden) Interpretation von Tim und Struppi immer wieder ein Lächeln auf ihr Gesicht und verblüfft mit einer ungewohnt erwachsenen Inszenierung, die so manchen Pixar-Film hinter sich lässt. Ein mehr als gelungener Kinderfilm, dem demnächst mindestens ein weiteres Sequel folgen wird. Fraglich nur, ob Peter Jackson als Regisseur ein ähnliches Feuerwerk der Unterhaltung abliefern kann...
Fack Ju Göhte
Mit den Lümmeln von der ersten Bank hatte es 1967 begonnen. Eine unbändige Klasse, die erst von einem unausgebildeten Lehrer mit unkonventionellen Methoden gezähmt werden können, der in Wahrheit aber natürlich ein ganz anderes Ziel verfolgt und sich mehr zufällig in seine Kollegin verliebt. Ja, die Geschichte, die "Fack Ju Göhte" von Regisseur Bora Dagtakin erzählt, ist freilich nicht neu und oft viel zu vorhersehbar. Na und? Who cares? Die zweite Zusammenarbeit zwischen Dagtakin und M´Barek ist so ziemlich das witzigste, was in Deutschland seit Jahren über die Bildschirme flimmern durfte und allein deswegen den Eintrittspreis wert. Abgesehen von den grandiosen Darstellern (Uschi Glas mit einem irrsinnig lustigen Kurzauftritt) brilliert diese Komödie nämlich noch mehr als ähnliche Filme jüngeren Datums wie "Bad Teacher" durch wirklich schwarzen Humor und einen sehr derben, aber nicht gewollt wirkenden Umgangston. Für den ein oder anderen mag es zu krass gewesen sein, auf mich wirkte es aber authentisch und ich denke, dass das auch der gewollte Effekt sein sollte. Obwohl man annehmen mag, dass der Streifen eher etwas für die jüngeren Zuschauer ist, ist dem nicht so. Einige Gags überzeugen in der Tat durch Feinsinnigkeit und Intelligenz, die man auf den ersten Blick gar nicht erwartet hätte. Zudem ist der Soundtrack clever gewählt, endlich ist aktuelle Chart-Musik mal nicht nervig, sondern passt perfekt zur gerade auf der Leinwand gezeigten Stimmung. Famos ist es zudem auch, mit welcher Einfachheit Dagtakin die allseits bekannte Geschichte wieder einmal erzählt und ihr zahlreiche kreative Ideen entlocken kann. Da wird dann einfach mal mit falschen Erwartungen gespielt oder ein eigentlich vorhersehbarer Gag trägt dann urplötzlich zur Story bei. Dies sorgt auch dafür, dass selbst erfahrene Kinogänger nicht irgendwann abschalten, sondern interessiert dem turbulenten Treiben folgen. Gut, natürlich ist nicht alles Gold was glänzt. Mehrere Gags werden gefühlt 5-mal zu oft gebracht, nicht jede Pointe zündet immer, die Geschmacklosigkeiten gehen mindestens an zwei Stellen im Mittelteil dann doch zu weit und am Ende haben wir etwas zu viel Kitsch. Am störendsten daran war für mich die Frage, warum man denn nun unbedingt noch eine Message haben musste. Zeichnete sich der Film nicht bislang durch seine unkonventionelle Art mit den Vorbildern zu spielen aus? Weswegen dann im Finale alles mit einer derart belanglosen Aussage verknüpfen? Naja, dass ist wohl dem Zeitgeist und der Zielgruppe geschuldet, zumal es bei all den Lachern, die "Fack Ju Göhte" dem Zuschauer bietet, dann auch nicht allzu sehr ins Gewicht fallen soll. Immerhin muss man einfach mal würdigen, dass wir Deutschen auch abseits von Til Schweigers fünfundzwanzigster Fortsetzung von "Kokowääh" mit seinen Urenkeln in den Hauptrollen doch noch im Comedy-Genre für eine Überraschung zu haben sind. Und jetzt haltet die Fresse und geht ins Kino!
Mit den Lümmeln von der ersten Bank hatte es 1967 begonnen. Eine unbändige Klasse, die erst von einem unausgebildeten Lehrer mit unkonventionellen Methoden gezähmt werden können, der in Wahrheit aber natürlich ein ganz anderes Ziel verfolgt und sich mehr zufällig in seine Kollegin verliebt. Ja, die Geschichte, die "Fack Ju Göhte" von Regisseur Bora Dagtakin erzählt, ist freilich nicht neu und oft viel zu vorhersehbar. Na und? Who cares? Die zweite Zusammenarbeit zwischen Dagtakin und M´Barek ist so ziemlich das witzigste, was in Deutschland seit Jahren über die Bildschirme flimmern durfte und allein deswegen den Eintrittspreis wert. Abgesehen von den grandiosen Darstellern (Uschi Glas mit einem irrsinnig lustigen Kurzauftritt) brilliert diese Komödie nämlich noch mehr als ähnliche Filme jüngeren Datums wie "Bad Teacher" durch wirklich schwarzen Humor und einen sehr derben, aber nicht gewollt wirkenden Umgangston. Für den ein oder anderen mag es zu krass gewesen sein, auf mich wirkte es aber authentisch und ich denke, dass das auch der gewollte Effekt sein sollte. Obwohl man annehmen mag, dass der Streifen eher etwas für die jüngeren Zuschauer ist, ist dem nicht so. Einige Gags überzeugen in der Tat durch Feinsinnigkeit und Intelligenz, die man auf den ersten Blick gar nicht erwartet hätte. Zudem ist der Soundtrack clever gewählt, endlich ist aktuelle Chart-Musik mal nicht nervig, sondern passt perfekt zur gerade auf der Leinwand gezeigten Stimmung. Famos ist es zudem auch, mit welcher Einfachheit Dagtakin die allseits bekannte Geschichte wieder einmal erzählt und ihr zahlreiche kreative Ideen entlocken kann. Da wird dann einfach mal mit falschen Erwartungen gespielt oder ein eigentlich vorhersehbarer Gag trägt dann urplötzlich zur Story bei. Dies sorgt auch dafür, dass selbst erfahrene Kinogänger nicht irgendwann abschalten, sondern interessiert dem turbulenten Treiben folgen. Gut, natürlich ist nicht alles Gold was glänzt. Mehrere Gags werden gefühlt 5-mal zu oft gebracht, nicht jede Pointe zündet immer, die Geschmacklosigkeiten gehen mindestens an zwei Stellen im Mittelteil dann doch zu weit und am Ende haben wir etwas zu viel Kitsch. Am störendsten daran war für mich die Frage, warum man denn nun unbedingt noch eine Message haben musste. Zeichnete sich der Film nicht bislang durch seine unkonventionelle Art mit den Vorbildern zu spielen aus? Weswegen dann im Finale alles mit einer derart belanglosen Aussage verknüpfen? Naja, dass ist wohl dem Zeitgeist und der Zielgruppe geschuldet, zumal es bei all den Lachern, die "Fack Ju Göhte" dem Zuschauer bietet, dann auch nicht allzu sehr ins Gewicht fallen soll. Immerhin muss man einfach mal würdigen, dass wir Deutschen auch abseits von Til Schweigers fünfundzwanzigster Fortsetzung von "Kokowääh" mit seinen Urenkeln in den Hauptrollen doch noch im Comedy-Genre für eine Überraschung zu haben sind. Und jetzt haltet die Fresse und geht ins Kino!
Naja, mein Gott, man darf sich halt auch nicht so anstellen oder? Zumal es in keinsterweise so ist, dass der Film Goethe oder Schiller und deren Klassiker als unnützen Schrott darstellen, von daher, war ich damit völlig einverstanden. Der Film ist halt eine Komödie und auf Spaß aus, wer sowas zu ernst nimmt, kann es auch einfach gleich ganz bleiben lassen, gelle? :) Deine Meinung zum Film hab ich mir auch durchgelesen, unfassbar, dass wir beide wohl mal einer Meinung zu sein scheinen.Cinefreak hat geschrieben:schön, dass der Film dir gefallen hat...ich kenne Leute, die alleine schon, wenn sie den Titel hören, Anfälle kriegen ;)
Das ist ja lustig...ich sehe gerade, dass wir bei "Die Unfassbaren" notenmäßig konform gehen ;) Allerdings fand ich die Charaktere jetzt gar nicht so blass, mir hat da eigentlich nichts gefehlt, außer vielleicht eine Spur mehr Tempo am Ende sowie eine Mega-Überraschung, wobei auch das vorhandene schon pfiffig gemacht war.
OSS 117 - Der Spion, der sich liebte
Es ist nun mittlerweile bereits über 60 Jahre her, seit Ian Fleming 1953 den Spionageroman "Casino Royale" veröffentlichte und damit einen gewissen James Bond erschuf, einen Protagonisten, der heute jedem Kind geläufig ist und wohl gerade wegen seinen weltberühmten Eigenschaften (Vom Frauen vernaschenden Womanzier bis hin zum Martini schlürfendem Auftragskiller) schon mehr als einmal in Parodien wie "Austin Powers" oder "Johnny English" zum Hampelmann degradiert wurde. Doch trotz seines Erfolges ist Agent 007 keinesfalls der dienstälteste westliche Superspion, denn bereits 1949 verfasste Jean Bruce den ersten seiner insgesamt 88 Romane über Hubert Bonisseur de la Bath - Deckname: OSS 117 - der jedoch außerhalb von Frankreich langezeit nur den Allerwenigsten ein Begriff gewesen ist und das obwohl man im Zuge des Hypes um die ersten Connery-Bonds sogar versuchte, in den 60ern eine auf der Buchreihe basierende Agentenfilmreihe zu produzieren. Diese gerieten jedoch so lange in Vergessenheit, bis Martin Campbell 2006 ausgerechnet mit jener Verfilmung von Flemings Erstwerk nicht nur 007 wiederbelebte, sondern auch das Erscheinen dieser "französischen Antwort auf James Bond" nahezu provozierte. Gott sei dank, möchte man dabei nur laut ausrufen. Michel Hazanavicius "OSS 117" ist nämlich eine der vielleicht besten Gerne-Parodien überhaupt und in ihrer Detailverliebtheit durchaus mit Mel Brooks Star-Wars-Verulkung "Spaceballs" vergleichbar. Das gesamte Setting inklusive der Look des Filmes ist schlichtweg umwerfend gut gelungen. Mit auffälligen Rückprojektionen bei Autofahrten und ein paar klassiches 60er-Jahren Kameraperspektiven, Cuts und Einstellungen entsteht tatsächlich der Eindruck, man sehe einen alten Film aus der guten alten Zeit, nichts lässt einen auf die Idee kommen, es würde sich hier um ein aktuelles Werk handeln. Tolle Arbeit leistet unter dem Gesichtspunkt auch der Soundtrack, der neben seiner Sinn- und Zweckerfüllung auch ein paar Ohrwürmer bereit hält. Ebenso überraschend wie die visuelle Gestaltung ist eigentlich nur noch die optisch verblüffende Ähnlichkeit zwischen Hauptdarsteller Jean Dujardin und Ur-Bond Sean Connery. Hier könnte man wirklich von einem verlorengegangenen Sohn oder etwas ähnlichem ausgehen. Bemerkenswert an Dujardin ist aber nicht nur seine Äußerlichkeit, sondern auch sein mimisches Repertoire und seinen Sinn für Komik, den er hier gleich mehrfach unter Beweis stellen darf, wenn er beispielsweise gefesselt und geknebelt von den Brüsten seiner Peinigerin schwärmt, vor lauter Unwissenheit im Sekundentakt die ägyptische Bevölkerung entwürdigt und beleidigt (selten wurde Political-Correctness so mit Füßen getreten), sich undercover als Sänger beweisen muss oder einen erneuten Geschlechtsakt mit der von Aure Atika dargestellten Prinzessin Al Tarouk nur deshalb ablehnt, weil er gerade offenkundig "keine Lust mehr" habe. A propos: Es ist übrigens keinesfalls so, dass man wie bei "Agent Null Null Nix" und ähnlichem alles und jeden zu einer einzigen Lachnummer verkommen lässt. Nein, dieser Film geht da cleverer vor, in dem er Handlungen und Situationen entwirft, die grundsätzlich einen ernsten Unterton haben. Damit ist die Distanz zwischen dem "seriösen Agentenleben" und de la Baths ignorant-arroganter Eigensinnigkeit noch größer und steigert die eh schon lustigen Späße ins Unermessliche. Leider kann der Film seine hohe Gagdichte nicht bis ganz zum Schluss aufrecht erhalten, die Nazi-Episode in der Pyramide ist doch etwas zu albern geraten und bei all den völlig überflüssigen Nebenfiguren (dargestellt unter anderem von Saïd Amadis, François Damiens und dem deutschen Richard Sammel) verliert man am Ende etwas den Fokus von der eigentlichen Hauptfigur. Außerdem erschien mir die Auflösung der Handlung im Finale als nicht unbedingt optimal, da haben wir dann auch den einzigen Moment, der sich atmosphärisch nicht so ganz in den Rest einfügen will. Dennoch bleibt schlussendlich nicht zuletzt durch die fantastische Inszenierung, die erfrischende Respektlosigkeit, den brillanten Hauptdarsteller, der immer dann besonders gut ist, wenn er sich auf seine natürlichen Talente oder sein Zusammenspiel mit der hübschen Bérénice Beyo verlassen kann und die ungewöhnliche Herangehensweise ein bemerkenswertes Werk, dass sich in den letzten 20 Minuten leider etwas zu sehr in unnötigen Albernheiten verliert. Übrigens: Kongenial für alle Nicht-Französisch-Sprecher ist außerdem Oliver Kalkofes wundervolle Synchronisation, die sich viel Mühe gibt, so viele Wortspiele und Doppeldeutigkeiten des Originals wie möglich zu übernehmen. So geht das!
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Es ist nun mittlerweile bereits über 60 Jahre her, seit Ian Fleming 1953 den Spionageroman "Casino Royale" veröffentlichte und damit einen gewissen James Bond erschuf, einen Protagonisten, der heute jedem Kind geläufig ist und wohl gerade wegen seinen weltberühmten Eigenschaften (Vom Frauen vernaschenden Womanzier bis hin zum Martini schlürfendem Auftragskiller) schon mehr als einmal in Parodien wie "Austin Powers" oder "Johnny English" zum Hampelmann degradiert wurde. Doch trotz seines Erfolges ist Agent 007 keinesfalls der dienstälteste westliche Superspion, denn bereits 1949 verfasste Jean Bruce den ersten seiner insgesamt 88 Romane über Hubert Bonisseur de la Bath - Deckname: OSS 117 - der jedoch außerhalb von Frankreich langezeit nur den Allerwenigsten ein Begriff gewesen ist und das obwohl man im Zuge des Hypes um die ersten Connery-Bonds sogar versuchte, in den 60ern eine auf der Buchreihe basierende Agentenfilmreihe zu produzieren. Diese gerieten jedoch so lange in Vergessenheit, bis Martin Campbell 2006 ausgerechnet mit jener Verfilmung von Flemings Erstwerk nicht nur 007 wiederbelebte, sondern auch das Erscheinen dieser "französischen Antwort auf James Bond" nahezu provozierte. Gott sei dank, möchte man dabei nur laut ausrufen. Michel Hazanavicius "OSS 117" ist nämlich eine der vielleicht besten Gerne-Parodien überhaupt und in ihrer Detailverliebtheit durchaus mit Mel Brooks Star-Wars-Verulkung "Spaceballs" vergleichbar. Das gesamte Setting inklusive der Look des Filmes ist schlichtweg umwerfend gut gelungen. Mit auffälligen Rückprojektionen bei Autofahrten und ein paar klassiches 60er-Jahren Kameraperspektiven, Cuts und Einstellungen entsteht tatsächlich der Eindruck, man sehe einen alten Film aus der guten alten Zeit, nichts lässt einen auf die Idee kommen, es würde sich hier um ein aktuelles Werk handeln. Tolle Arbeit leistet unter dem Gesichtspunkt auch der Soundtrack, der neben seiner Sinn- und Zweckerfüllung auch ein paar Ohrwürmer bereit hält. Ebenso überraschend wie die visuelle Gestaltung ist eigentlich nur noch die optisch verblüffende Ähnlichkeit zwischen Hauptdarsteller Jean Dujardin und Ur-Bond Sean Connery. Hier könnte man wirklich von einem verlorengegangenen Sohn oder etwas ähnlichem ausgehen. Bemerkenswert an Dujardin ist aber nicht nur seine Äußerlichkeit, sondern auch sein mimisches Repertoire und seinen Sinn für Komik, den er hier gleich mehrfach unter Beweis stellen darf, wenn er beispielsweise gefesselt und geknebelt von den Brüsten seiner Peinigerin schwärmt, vor lauter Unwissenheit im Sekundentakt die ägyptische Bevölkerung entwürdigt und beleidigt (selten wurde Political-Correctness so mit Füßen getreten), sich undercover als Sänger beweisen muss oder einen erneuten Geschlechtsakt mit der von Aure Atika dargestellten Prinzessin Al Tarouk nur deshalb ablehnt, weil er gerade offenkundig "keine Lust mehr" habe. A propos: Es ist übrigens keinesfalls so, dass man wie bei "Agent Null Null Nix" und ähnlichem alles und jeden zu einer einzigen Lachnummer verkommen lässt. Nein, dieser Film geht da cleverer vor, in dem er Handlungen und Situationen entwirft, die grundsätzlich einen ernsten Unterton haben. Damit ist die Distanz zwischen dem "seriösen Agentenleben" und de la Baths ignorant-arroganter Eigensinnigkeit noch größer und steigert die eh schon lustigen Späße ins Unermessliche. Leider kann der Film seine hohe Gagdichte nicht bis ganz zum Schluss aufrecht erhalten, die Nazi-Episode in der Pyramide ist doch etwas zu albern geraten und bei all den völlig überflüssigen Nebenfiguren (dargestellt unter anderem von Saïd Amadis, François Damiens und dem deutschen Richard Sammel) verliert man am Ende etwas den Fokus von der eigentlichen Hauptfigur. Außerdem erschien mir die Auflösung der Handlung im Finale als nicht unbedingt optimal, da haben wir dann auch den einzigen Moment, der sich atmosphärisch nicht so ganz in den Rest einfügen will. Dennoch bleibt schlussendlich nicht zuletzt durch die fantastische Inszenierung, die erfrischende Respektlosigkeit, den brillanten Hauptdarsteller, der immer dann besonders gut ist, wenn er sich auf seine natürlichen Talente oder sein Zusammenspiel mit der hübschen Bérénice Beyo verlassen kann und die ungewöhnliche Herangehensweise ein bemerkenswertes Werk, dass sich in den letzten 20 Minuten leider etwas zu sehr in unnötigen Albernheiten verliert. Übrigens: Kongenial für alle Nicht-Französisch-Sprecher ist außerdem Oliver Kalkofes wundervolle Synchronisation, die sich viel Mühe gibt, so viele Wortspiele und Doppeldeutigkeiten des Originals wie möglich zu übernehmen. So geht das!
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Achtung, Spoilergefahr!
Man of Steel
Tja, bereits vorab wurde 2013 wohl kaum über eine andere Comicverfilmung so viel diskutiert, wie über den Versuch Hollywoods, den Vater aller Superhelden erfolgreich einem Reboot zu unterziehen. Mit David S. Goyer ("Batman Begins") als Drehbuchautoren und Christopher Nolan ("The Dark Knight"-Legacy, "Inception") als Produzenten hatte man zwei fähige Männer engagiert, auch wenn hin und wieder einen das Gefühl beschleicht, dass vielleicht doch lieber letzterer auch den Regieposten übernommen hätte. Auf diesem saß bei "Man of Steel" nämlich der ebenfalls Comic erprobte Zack Snyder ("300", "Watchmen") und da dessen Stil eigentlich genau gegensätzlich zu dem von Nolan angelegt ist, bestanden bei vielen von vornherein Zweifel an dieser Zusammenarbeit. Zu recht? Festzuhalten ist erst einmal, dass "Man of Steel" mit Sicherheit einer der eindrucksvollsten Blockbuster aller Zeiten geworden ist. Vom epischen Prolog bis hin zu einem der wohl längsten und explosivsten Showdowns der Filmgeschichte wird einem so ziemlich alles geboten, was im Bereich "Action" überhaupt möglich ist. Dramatische Fights in den Lüften, waghalsige Flugmanöver, knallharte Faustkämpfe, einstürzende Wolkenkratzer... diese Gigantomanie, die vor allem zum Ende hin an den Tag gelegt wird, erinnert unter anderem an Michael Bays Transformers-Trilogie. Nie wurde man von visuellen Effekten so erschlagen und geplättet in den Kinositz gedrückt wie hier. Doch im Zuge des Erfolges von Nolans Batman-Streifen (im Grunde folgt "Man of Steel" dem 2005 erschienen "Batman Begins" sklavisch im Aufbau) fühlte man sich offenbar auch dazu gezwungen, sämtliche Charaktere mit einem emotionalen Background auszustatten. Und genau hierbei scheitert Snyder. Während vor allem die Rückblenden mit Kevin Costner als Jonathan Kent noch relativ gelungen sind, fällt einem spätestens nach dem sechsten "Du musst dich entscheiden..." auf, wie wenig man hier eigentlich zu erzählen hat. Weder funktioniert das Aufkommen von Clarks Selbstzweifeln, noch der offenkundig als Höhepunkt gemeinte Tod seines Adoptivsvaters so richtig, zumal es nach all den schlimmen Ereignissen in seiner Kindheit diesen ohnehin als Motivation nicht mehr so richtig gebraucht hätte. Daher wünscht man sich gerade in den ersten 70 Minuten mehr Einflüsse von Produzent Nolan, der hier sicherlich mit mehr Gefühl inszeniert hätte. Auch muss man leider anmerken, dass, so beeindruckend der Cast auch zusammengestellt sein mag (Laurence Fishburne, Amy Adams, Kevin Costner, Russell Crowe...), so sehr leider auch auffällt, dass viele von ihnen anscheinend eher für eine Fortsetzung an Bord geholt wurden, während sie hier noch recht teilnahmslos in der Gegend herumstehen, im Falle von Crowes Auftritt als Wegweiser ist dies sogar mehr als wörtlich zu nehmen. Grade die gesamte Daily-Planet-Crew ist vollkommen überflüssig für die Handlung und wohl mehr dem Comic-Background geschuldet, als irgendeiner anderen dramaturgischen Relevanz. Nachdem die erste Hälfte also zwar durchaus von Nolan inspiriert ist, aber leider an der eher kalten und schemenhaften Darstellung krankt, kann dann endlich Snyder so richtig loslegen und hier kann man nur noch einmal betonen, dass noch niemand die Kraft und Zerstörungswut eines Mannes aus Stahl auch nur annähernd so mächtig und gehaltvoll dargestellt hat, wie er. Klar, inhaltlich hat man spätestens nach der Vernichtung von Smallville genau genommen nichts mehr zu melden, aber lieber kaschiert man es so, als wie in früheren Superman-Streifen durch ausufernde und unfreiwillig komische Dialoge, wobei einem hier mitunter der komplette Verzicht auf jegliche Form von Humor etwas auffallen mag. Bei allem gerechtfertigten Lob an die famosen Effekte und die zahlreichen gelungenen visuellen Effekte darf man aber eines eben nicht vergessen: Wie soll man das jemals übertreffen? Will man im Sequel jetzt zwei Metropolen zerstören? Fünfzig Hochhäuser mehr niederwalzen? Hundert-Millionen zivile Opfer mehr provozieren? Wenn Superman am Ende alleine zwischen all den Trümmern mit Lois Lane steht und sie sich vor dem Hintergrund von völlig zerstörten Büroklötzen zu Hans Zimmers epischer Musik küssen, stellt man sich als Zuschauer unweigerlich die Frage, wohin jetzt die Reise gehen soll.
Fazit: "Man of Steel" war nach der langweiligen Schlaftablette "Superman Returns" die einzig logische Konsequenz für alle Fans des Superman-Franchises: Ein lauter und dramatischer Neubeginn mit mehr Ernsthaftigkeit und deutlich mehr Action. Leider aber braucht man etwas mehr als ein paar Pauschal-Plattitüden à la "Du bist der Auserwählte" und verquaste Bibel-Anspielungen, um beim Zuschauer eine Identifikation mit den Protagonisten zu erzeugen und genau dieses Gespür für Emotionalität fehlt in der langen Exposition beinahe durchgehend. So bleiben einem zwar fantastische Blockbuster-Unterhaltung und spektakuläre (weitestgehend humorlose) Gefechte, wie man sie wohl noch nie in der Form zu sehen bekommen hat, doch sehnt man sich zu oft nach ein paar wirklich dramatischen Momenten, die richtigen Nervenkitzel garantieren. Man sieht viel, fühlt dabei aber leider wenig, zu schizophren ist der Eindruck, dass sowohl die erste als auch die zweite Hälfte des Filmes jeweils einen anderen Gegenüber verlangen. So kann man vom Entertainment-Faktor her zwar durchaus mit den direkten Konkurrenten von den Marvel Studios mithalten, schafft es jedoch trotz aller Ambitionen nicht, dass Genre neuzuerfinden.
Tja, bereits vorab wurde 2013 wohl kaum über eine andere Comicverfilmung so viel diskutiert, wie über den Versuch Hollywoods, den Vater aller Superhelden erfolgreich einem Reboot zu unterziehen. Mit David S. Goyer ("Batman Begins") als Drehbuchautoren und Christopher Nolan ("The Dark Knight"-Legacy, "Inception") als Produzenten hatte man zwei fähige Männer engagiert, auch wenn hin und wieder einen das Gefühl beschleicht, dass vielleicht doch lieber letzterer auch den Regieposten übernommen hätte. Auf diesem saß bei "Man of Steel" nämlich der ebenfalls Comic erprobte Zack Snyder ("300", "Watchmen") und da dessen Stil eigentlich genau gegensätzlich zu dem von Nolan angelegt ist, bestanden bei vielen von vornherein Zweifel an dieser Zusammenarbeit. Zu recht? Festzuhalten ist erst einmal, dass "Man of Steel" mit Sicherheit einer der eindrucksvollsten Blockbuster aller Zeiten geworden ist. Vom epischen Prolog bis hin zu einem der wohl längsten und explosivsten Showdowns der Filmgeschichte wird einem so ziemlich alles geboten, was im Bereich "Action" überhaupt möglich ist. Dramatische Fights in den Lüften, waghalsige Flugmanöver, knallharte Faustkämpfe, einstürzende Wolkenkratzer... diese Gigantomanie, die vor allem zum Ende hin an den Tag gelegt wird, erinnert unter anderem an Michael Bays Transformers-Trilogie. Nie wurde man von visuellen Effekten so erschlagen und geplättet in den Kinositz gedrückt wie hier. Doch im Zuge des Erfolges von Nolans Batman-Streifen (im Grunde folgt "Man of Steel" dem 2005 erschienen "Batman Begins" sklavisch im Aufbau) fühlte man sich offenbar auch dazu gezwungen, sämtliche Charaktere mit einem emotionalen Background auszustatten. Und genau hierbei scheitert Snyder. Während vor allem die Rückblenden mit Kevin Costner als Jonathan Kent noch relativ gelungen sind, fällt einem spätestens nach dem sechsten "Du musst dich entscheiden..." auf, wie wenig man hier eigentlich zu erzählen hat. Weder funktioniert das Aufkommen von Clarks Selbstzweifeln, noch der offenkundig als Höhepunkt gemeinte Tod seines Adoptivsvaters so richtig, zumal es nach all den schlimmen Ereignissen in seiner Kindheit diesen ohnehin als Motivation nicht mehr so richtig gebraucht hätte. Daher wünscht man sich gerade in den ersten 70 Minuten mehr Einflüsse von Produzent Nolan, der hier sicherlich mit mehr Gefühl inszeniert hätte. Auch muss man leider anmerken, dass, so beeindruckend der Cast auch zusammengestellt sein mag (Laurence Fishburne, Amy Adams, Kevin Costner, Russell Crowe...), so sehr leider auch auffällt, dass viele von ihnen anscheinend eher für eine Fortsetzung an Bord geholt wurden, während sie hier noch recht teilnahmslos in der Gegend herumstehen, im Falle von Crowes Auftritt als Wegweiser ist dies sogar mehr als wörtlich zu nehmen. Grade die gesamte Daily-Planet-Crew ist vollkommen überflüssig für die Handlung und wohl mehr dem Comic-Background geschuldet, als irgendeiner anderen dramaturgischen Relevanz. Nachdem die erste Hälfte also zwar durchaus von Nolan inspiriert ist, aber leider an der eher kalten und schemenhaften Darstellung krankt, kann dann endlich Snyder so richtig loslegen und hier kann man nur noch einmal betonen, dass noch niemand die Kraft und Zerstörungswut eines Mannes aus Stahl auch nur annähernd so mächtig und gehaltvoll dargestellt hat, wie er. Klar, inhaltlich hat man spätestens nach der Vernichtung von Smallville genau genommen nichts mehr zu melden, aber lieber kaschiert man es so, als wie in früheren Superman-Streifen durch ausufernde und unfreiwillig komische Dialoge, wobei einem hier mitunter der komplette Verzicht auf jegliche Form von Humor etwas auffallen mag. Bei allem gerechtfertigten Lob an die famosen Effekte und die zahlreichen gelungenen visuellen Effekte darf man aber eines eben nicht vergessen: Wie soll man das jemals übertreffen? Will man im Sequel jetzt zwei Metropolen zerstören? Fünfzig Hochhäuser mehr niederwalzen? Hundert-Millionen zivile Opfer mehr provozieren? Wenn Superman am Ende alleine zwischen all den Trümmern mit Lois Lane steht und sie sich vor dem Hintergrund von völlig zerstörten Büroklötzen zu Hans Zimmers epischer Musik küssen, stellt man sich als Zuschauer unweigerlich die Frage, wohin jetzt die Reise gehen soll.
Fazit: "Man of Steel" war nach der langweiligen Schlaftablette "Superman Returns" die einzig logische Konsequenz für alle Fans des Superman-Franchises: Ein lauter und dramatischer Neubeginn mit mehr Ernsthaftigkeit und deutlich mehr Action. Leider aber braucht man etwas mehr als ein paar Pauschal-Plattitüden à la "Du bist der Auserwählte" und verquaste Bibel-Anspielungen, um beim Zuschauer eine Identifikation mit den Protagonisten zu erzeugen und genau dieses Gespür für Emotionalität fehlt in der langen Exposition beinahe durchgehend. So bleiben einem zwar fantastische Blockbuster-Unterhaltung und spektakuläre (weitestgehend humorlose) Gefechte, wie man sie wohl noch nie in der Form zu sehen bekommen hat, doch sehnt man sich zu oft nach ein paar wirklich dramatischen Momenten, die richtigen Nervenkitzel garantieren. Man sieht viel, fühlt dabei aber leider wenig, zu schizophren ist der Eindruck, dass sowohl die erste als auch die zweite Hälfte des Filmes jeweils einen anderen Gegenüber verlangen. So kann man vom Entertainment-Faktor her zwar durchaus mit den direkten Konkurrenten von den Marvel Studios mithalten, schafft es jedoch trotz aller Ambitionen nicht, dass Genre neuzuerfinden.
The Wolf of Wall Street
Um mich kurz zu fassen: Ich habe mich furchtbar gelangweilt und demzufolge auch gar keine Lust, mich länger als nötig mit dem Gebotenen auseinanderzusetzen. Drei Stunden lang erzählt Scorsese mit viel zu vielen Exzessen eine ohnehin total belanglose Geschichte und verliert sich dann sogar inhaltlich auf verschiedenen Meta-Ebenen des Verständnisses und einer möglichen Deutung der Geschehnisse, während DiCaprio in der Hauptrolle und Jonah Hill als sein Gegenüber vergeblich versuchen zu retten, was da noch irgendwie zu retten ist. Einfach nur traurig, wenn man mit ansehen muss, was aus dem einst so großartigen Regisseur Martin Scorsese geworden ist, da quasi keiner seiner letzten 6-7 Filme sich durch eine eigene Identität auszeichnen konnte, alles wirkt auch hier total beliebig und lässt seine Handschrift, sowie seinen einst so markanten Stil komplett vermissen, auch wenn er hin und wieder kurz hervorzuschimmern scheint. Mittlerweile spiegelt sich dies nun aber auch überdeutlich in den Filmen selbst wieder, mangelt es eben hier nicht nur den Charakteren, sondern auch praktisch jeder Szene an einem Fünkchen Seele und Spaß. Mitreißend sieht anders aus und so verwundert es auch nicht, dass die einzigen interessanten Ansätze nahezu vollständig aus ähnlich gelagerten Genrefilmen wie Oliver Stones "Wall Street" oder J. C. Chandors "Margin Call" transformiert und abgekupfert wirken. Ärgerlich.
Um mich kurz zu fassen: Ich habe mich furchtbar gelangweilt und demzufolge auch gar keine Lust, mich länger als nötig mit dem Gebotenen auseinanderzusetzen. Drei Stunden lang erzählt Scorsese mit viel zu vielen Exzessen eine ohnehin total belanglose Geschichte und verliert sich dann sogar inhaltlich auf verschiedenen Meta-Ebenen des Verständnisses und einer möglichen Deutung der Geschehnisse, während DiCaprio in der Hauptrolle und Jonah Hill als sein Gegenüber vergeblich versuchen zu retten, was da noch irgendwie zu retten ist. Einfach nur traurig, wenn man mit ansehen muss, was aus dem einst so großartigen Regisseur Martin Scorsese geworden ist, da quasi keiner seiner letzten 6-7 Filme sich durch eine eigene Identität auszeichnen konnte, alles wirkt auch hier total beliebig und lässt seine Handschrift, sowie seinen einst so markanten Stil komplett vermissen, auch wenn er hin und wieder kurz hervorzuschimmern scheint. Mittlerweile spiegelt sich dies nun aber auch überdeutlich in den Filmen selbst wieder, mangelt es eben hier nicht nur den Charakteren, sondern auch praktisch jeder Szene an einem Fünkchen Seele und Spaß. Mitreißend sieht anders aus und so verwundert es auch nicht, dass die einzigen interessanten Ansätze nahezu vollständig aus ähnlich gelagerten Genrefilmen wie Oliver Stones "Wall Street" oder J. C. Chandors "Margin Call" transformiert und abgekupfert wirken. Ärgerlich.
Mandela - Der lange Weg zur Freiheit
Es war unausweichlich. Nachdem mit Filmen wie "127 Hours", "The Social Network" und nicht zuletzt "Captain Phillips" die Zuschauer immer mehr nach Biopics zu schreien scheinen, ließ man es sich in Hollywood natürlich nicht nehmen, nun auch das Leben des erst kürzlich verstorbenen Nelson Mandela auf die große Leinwand zu bannen, selbstverständlich basierend auf der Biographie, die Mandela höchstpersönlich geschrieben hatte und in der er all seine Höhen und Tiefen nacherzählte. Für Regisseur Justin Chadwick stand hier ohne Zweifel von Beginn an besonders eine Frage im Vordergrund: Wen verplichtet man mit einer solch großen und komplexen Rolle? Umso erfreulicher, dass man sich letzten Endes nicht für einen Darsteller entschied, der dem Original möglichst ähnlich sieht, sondern für den vielfach ausgezeichneten Idris Elba, den man sonst eher aus Blockbustern wie "Thor", "Prometheus" oder "Pacific Rim" kennt, der aber beispielsweise in der britischen Fernsehserie "Luther" seine Kompetenz als Charakterdarsteller bereits unter Beweis stellen konnte. Das diese Wahl sich aber als absolut perfekt herausstellt, ist das größte Lob, dass man "Mandela" machen kann. Mit einer beeindruckenden Leinwandpräsenz meistert Elba den schwierigen Wandel seiner Figur, fügt ihm immer wieder aufs neue eine weitere aufregende Facette hinzu und kann sogar trotz eines etwas fragwürdigen Make-Ups zum Ende hin die Aura seines Vorbildes aufsaugen und das Publikum mit seinem Charisma ummanteln. Beinahe ebenso gut spielt ansonsten im Film eigentlich nur noch Naomie Harris, die als Mandelas zweite Ehefrau Winnie Madikizela eine ungewohnte Intensität an den Tag zu legen vermag. Doch leider war der Ansatz, sich dieser Geschichte, die man erzählen will, zu widmen, eher unglücklich gewählt. Wenn man auch relativ gut in die Geschichte eingeführt wird, so stellt sich nach einer gewissen Zeit doch große Ernüchterung ein, sobald man für sich realisiert, wie gehetzt hier vorgegangen wird. Grade die eigentlich auch aus dramaturgischer Sicht unglaublich wichtigen Momente des Erlebens der großen Liebe mit seiner Frau, als auch Mandelas Zeit als Revoluzzer werden schnell und mit zu großer emotionaler Distanz zu den handelnden Charakteren abgehandelt, sodass einen danach weder die starke Hingabe des Volkes für den Protagonisten noch das sich anbahnende Familiendrama ernsthaft berühren wird. Zu schnell ist man darauf bedacht, Mandela ins Gefängnis zu stecken und dann die allseits bekannten politischen Geschehnisse detailgetreu nachzuerzählen. Das kann man machen, aber anstatt sich Zeit zu nehmen, den Zuschauer mal wirklich in die Geschichte eintauchen zu lassen, entscheidet man sich lieber dafür, dass komplette Leben eines Mannes flächendeckend aufzugreifen, was das eigentliche Dilemma ist, denn hierbei verbaut man sich nicht nur das Aufkommen von waschechten Höhepunkten, sondern nimmt sich zugleich auch einer Aufgabe an, die wohl kaum in 2 1/2 Stunden zu bewältigen ist. Interessanter wäre es gewesen, den tatsächlich entscheidenden Momenten in der Biografie den nötigen Raum innerhalb der Erzählhandlung einzuräumen und dafür Mandela vielleicht den ein oder anderen inneren Monolog weniger in den Mund zu legen. Überhaupt fällt auf, dass man zur Personalie Nelson Mandela selbst anscheinend gar nicht allzu viel zu sagen hat. Selbstredend ist es schwer genug, der etablierten Vorstellung, die die Öffentlichkeit von einer Person hat, neue Seiten abzugewinnen, aber dass offenbar nicht mal ein Interesse daran bestand, dies zu versuchen, dürfen sich die Produzenten gerne als "mangelnden Mut zur Eigenständigkeit" ankreiden lassen. Seltsam, wo man doch diesen gerade in den schonungslos dargestellten Kriegshandlungen innerhalb von Südafrikas zu haben schien und sich auch auf rein politischer Ebene nie darauf beschränkte, Inhalte grob zu vereinfachen oder zu beschönigen.
Fazit: "Mandela - Der lange Weg zur Freiheit" ist ein brillant gespielter, sicher und handfest inszenierter, aber eben auch etwas zu konventioneller und mutloser Film über einen der wichtigsten Männer des 20. Jahrhunderts. Zwar versteht es Chadwick vor allem zum Ende hin souverän, eine emotionale Basis für den Zuschauer zu schaffen und über eine Laufzeit von 152 Minuten hinweg die Spannung nie abflachen zu lassen, doch fragt man sich, wozu dieses Biopic denn nun eigentlich nötig war, wenn man in der Theorie ohnehin nicht mehr für sich selbst mit nimmt, als aus den Texten von Geschichtsbüchern. Ohne Frage bleibt es eine ergreifende und packende Geschichte und damit sei dieser Film vor allem Einsteigern in das Schaffenswerk des Friedensnobelpreisträgers empfohlen, doch wer bereits mit einer gewissen Vorkenntnis ins Lichtspielhaus geht, wird sich fragen, wo zwischen dem Aufstand in Soweto, den 27 Jahren in Haft und der Präsidentsschaftswahl Südafrikas eigentlich der Charakter Nelson Mandela abgeblieben ist, über den man leider nur das erfährt, was er selbst über sich in seinen Reden vorgebracht hatte. Eine Entmystifizierung des Phänomens "Mandela" findet praktisch mangels greifbarer Motivationen nicht statt, da man zu Beginn zu schnell darauf bedacht gewesen ist, die Handlung vorwärts zu preschen, anstatt den Grundstein für das zu legen, was folgen wird. Manchmal sollten sich eben selbst die besten Filmemacher daran erinnern, dass man unter Umständen erst einmal zwei Schritte zurückgehen muss, bevor man einen nach Vorne wagen darf.
Es war unausweichlich. Nachdem mit Filmen wie "127 Hours", "The Social Network" und nicht zuletzt "Captain Phillips" die Zuschauer immer mehr nach Biopics zu schreien scheinen, ließ man es sich in Hollywood natürlich nicht nehmen, nun auch das Leben des erst kürzlich verstorbenen Nelson Mandela auf die große Leinwand zu bannen, selbstverständlich basierend auf der Biographie, die Mandela höchstpersönlich geschrieben hatte und in der er all seine Höhen und Tiefen nacherzählte. Für Regisseur Justin Chadwick stand hier ohne Zweifel von Beginn an besonders eine Frage im Vordergrund: Wen verplichtet man mit einer solch großen und komplexen Rolle? Umso erfreulicher, dass man sich letzten Endes nicht für einen Darsteller entschied, der dem Original möglichst ähnlich sieht, sondern für den vielfach ausgezeichneten Idris Elba, den man sonst eher aus Blockbustern wie "Thor", "Prometheus" oder "Pacific Rim" kennt, der aber beispielsweise in der britischen Fernsehserie "Luther" seine Kompetenz als Charakterdarsteller bereits unter Beweis stellen konnte. Das diese Wahl sich aber als absolut perfekt herausstellt, ist das größte Lob, dass man "Mandela" machen kann. Mit einer beeindruckenden Leinwandpräsenz meistert Elba den schwierigen Wandel seiner Figur, fügt ihm immer wieder aufs neue eine weitere aufregende Facette hinzu und kann sogar trotz eines etwas fragwürdigen Make-Ups zum Ende hin die Aura seines Vorbildes aufsaugen und das Publikum mit seinem Charisma ummanteln. Beinahe ebenso gut spielt ansonsten im Film eigentlich nur noch Naomie Harris, die als Mandelas zweite Ehefrau Winnie Madikizela eine ungewohnte Intensität an den Tag zu legen vermag. Doch leider war der Ansatz, sich dieser Geschichte, die man erzählen will, zu widmen, eher unglücklich gewählt. Wenn man auch relativ gut in die Geschichte eingeführt wird, so stellt sich nach einer gewissen Zeit doch große Ernüchterung ein, sobald man für sich realisiert, wie gehetzt hier vorgegangen wird. Grade die eigentlich auch aus dramaturgischer Sicht unglaublich wichtigen Momente des Erlebens der großen Liebe mit seiner Frau, als auch Mandelas Zeit als Revoluzzer werden schnell und mit zu großer emotionaler Distanz zu den handelnden Charakteren abgehandelt, sodass einen danach weder die starke Hingabe des Volkes für den Protagonisten noch das sich anbahnende Familiendrama ernsthaft berühren wird. Zu schnell ist man darauf bedacht, Mandela ins Gefängnis zu stecken und dann die allseits bekannten politischen Geschehnisse detailgetreu nachzuerzählen. Das kann man machen, aber anstatt sich Zeit zu nehmen, den Zuschauer mal wirklich in die Geschichte eintauchen zu lassen, entscheidet man sich lieber dafür, dass komplette Leben eines Mannes flächendeckend aufzugreifen, was das eigentliche Dilemma ist, denn hierbei verbaut man sich nicht nur das Aufkommen von waschechten Höhepunkten, sondern nimmt sich zugleich auch einer Aufgabe an, die wohl kaum in 2 1/2 Stunden zu bewältigen ist. Interessanter wäre es gewesen, den tatsächlich entscheidenden Momenten in der Biografie den nötigen Raum innerhalb der Erzählhandlung einzuräumen und dafür Mandela vielleicht den ein oder anderen inneren Monolog weniger in den Mund zu legen. Überhaupt fällt auf, dass man zur Personalie Nelson Mandela selbst anscheinend gar nicht allzu viel zu sagen hat. Selbstredend ist es schwer genug, der etablierten Vorstellung, die die Öffentlichkeit von einer Person hat, neue Seiten abzugewinnen, aber dass offenbar nicht mal ein Interesse daran bestand, dies zu versuchen, dürfen sich die Produzenten gerne als "mangelnden Mut zur Eigenständigkeit" ankreiden lassen. Seltsam, wo man doch diesen gerade in den schonungslos dargestellten Kriegshandlungen innerhalb von Südafrikas zu haben schien und sich auch auf rein politischer Ebene nie darauf beschränkte, Inhalte grob zu vereinfachen oder zu beschönigen.
Fazit: "Mandela - Der lange Weg zur Freiheit" ist ein brillant gespielter, sicher und handfest inszenierter, aber eben auch etwas zu konventioneller und mutloser Film über einen der wichtigsten Männer des 20. Jahrhunderts. Zwar versteht es Chadwick vor allem zum Ende hin souverän, eine emotionale Basis für den Zuschauer zu schaffen und über eine Laufzeit von 152 Minuten hinweg die Spannung nie abflachen zu lassen, doch fragt man sich, wozu dieses Biopic denn nun eigentlich nötig war, wenn man in der Theorie ohnehin nicht mehr für sich selbst mit nimmt, als aus den Texten von Geschichtsbüchern. Ohne Frage bleibt es eine ergreifende und packende Geschichte und damit sei dieser Film vor allem Einsteigern in das Schaffenswerk des Friedensnobelpreisträgers empfohlen, doch wer bereits mit einer gewissen Vorkenntnis ins Lichtspielhaus geht, wird sich fragen, wo zwischen dem Aufstand in Soweto, den 27 Jahren in Haft und der Präsidentsschaftswahl Südafrikas eigentlich der Charakter Nelson Mandela abgeblieben ist, über den man leider nur das erfährt, was er selbst über sich in seinen Reden vorgebracht hatte. Eine Entmystifizierung des Phänomens "Mandela" findet praktisch mangels greifbarer Motivationen nicht statt, da man zu Beginn zu schnell darauf bedacht gewesen ist, die Handlung vorwärts zu preschen, anstatt den Grundstein für das zu legen, was folgen wird. Manchmal sollten sich eben selbst die besten Filmemacher daran erinnern, dass man unter Umständen erst einmal zwei Schritte zurückgehen muss, bevor man einen nach Vorne wagen darf.
Django Unchained
Wenn es ein Genre gibt, dass in den letzten Jahren von Hollywood wohl am sträflichsten vernachlässigt wurde, dann ist es ohne Frage der Italowestern. Dies ist auf der einen Seite sehr schade, weil dieses einst so fantastische Meisterwerke wie "Zwei glorreiche Halunken", "Spiel mir das Lied vom Tod" oder eben "Django" hervorbrachte, auf der Anderen jedoch auch absolut verständlich, da diese Filme durch ihre expliziten Gewaltdarstellungen und ihre ansonsten eher simplen Rachestorys heute nur noch wenig salonfähig sind. In Anlehnung an diese großen Klassiker hatte es sich nun jedoch Regie-Wunderkind Quentin Tarantino zur Aufgabe gemacht, diesen Umstand zu korrigieren und mit seiner Version eines modernen Western den alten Haudegen Sergio Leone, Sergio Corbucci oder Enzo Barboni ihren Tribut zu zollen. Ein geglücktes Unterfangen? Man ist versucht, sofort ja zu sagen, denn die ersten zwei Stunden von "Django Unchained" sind Kino in seiner allerbesten Form. Dies beginnt schon mit dem famosen Intro und der kongenialen Einführung des Dr. King Schultzes, der mit Christoph Waltz ideal besetzt ist. Meisterhaft versteht es Tarantino in den ersten Szenen nicht nur den Ton des Filmes, sondern auch die Grundkonstellation seiner beiden Protagonisten klar zu machen und dabei mit viel Humor dennoch zu unterhalten. Praktisch die komplette erste Stunde des Filmes besteht aus lauter gelungenen Einzelszenen, die allesamt als Hommagen an alte Genreklassiker funktionieren, dabei aber dennoch nie losgelöst vom Geschehen sind und ein flüssiges Ganzes ergeben. Neben der Ermordung der Brittle-Brüder und dem Training in der eiskalten Winterlandschaft sticht vor allem die mittlerweile wohl schon legendäre Kapuzen-Szene heraus, die sowohl von ihrer Länge als auch von der Komik her perfekt integriert ist und durchaus dafür sorgen kann, dass man vor lauter Lachen Bauchschmerzen bekommt. Sowas kann Tarantino und es gelingt ihm hier besser denn je. Danach folgt dann die relativ lange Candyland-Passage. Diese kommt zwar weniger abwechslungsreich daher und scheint im Allgemeinen nur aus wenigen langen Sequenzen zu bestehen, ist dafür aber durch ihr gesundes Maß an Hitchcockscher Suspense, ihre menschlichen und authentischen Dialoge und den brillanten Auftritten von Leonardo DiCaprio und Samuel L. Jackson, die beide vielleicht die beste schauspielerische Darbietung ihrer Karriere abliefern, eine wundervolle Ode an den Film und wirklich spannend. Die Dinner-Szene und das Händeschütteln zwischen Candie und Schultz stellen mit Sicherheit den Höhepunkt des gesamten Werkes da, was aber auch schon das erste Problem herauskristallisiert. In all diesen unfassbar guten Momenten bleibt leider ausgerechnet Jamie Foxx als Django total blass und kann weder vom Charisma noch von seinem Schauspiel selbst mit seinen Gegenübern und erst recht nicht mit Genre-Vorbildern à la Franco Nero oder Clint Eastwood mithalten. Das macht jedoch (noch) erstmal nichts, da der Schwerpunkt gar nicht so sehr auf ihm liegt, wie man vielleicht meinen möchte. Wenn sich dann aber die Handlung nach einer relativ krassen und eigentlich als Finale empfundenen Actionszene wieder von Candyland entfernt und Tarantinos obligatorischer Cameo-Auftritt folgt, wird es leider reichlich kurios, da hier nicht nur der Film eigentlich hätte zu Ende sein müssen, sondern auch der gesamte Ton eine 180-Grad-Drehung erfährt. Warum man diesen Ansatz gewählt und ein relativ langes, für die Handlung eigentlich unnötiges Dénouement inszeniert hat, wird nicht richtig klar, da man es erstens mit der Glaubwürdigkeit hier sehr weit treibt und Foxx diese abschließende Dreiviertelstunde als Konsequenz aus dem vorheraufgebauten überhaupt nicht tragen kann. Vielleicht steckt auch hier ein tieferer Sinn dahinter, vielleicht gibt es auch hier eine Hommage an einen Klassiker, die sich dem Rezensenten nicht ganz erschlossen hat. Dies alles ändert aber nichts an der Tatsache, dass diese letzte beinahe schon surreale Gewaltorgie nicht nur fehl am Platz wirkt, sondern Gewalt als Lösung aller Probleme darstellt und völlig unnötig heroisiert, während man vorher doch gerade so bedacht darauf gewesen ist, den Albtraum des Sklavenhandels der damaligen Zeit (wenn auch überspitzt) korrekt darzustellen.
Fazit: Am Ende verlässt man verwirrt und unschlüssig den Kinosaal. Was hat "Django Unchained" nicht für einen Spaß gemacht? Diese herrlich politisch unkorrekten Dialoge, die verschrobene und völlig überzogene Gewaltdarstellung, die skurrilen Charaktere, die bemerkenswerten Darstellungen von Waltz, Jackson und Di Caprio... Warum also musste nach all diesen tollen und sehenswerten Momenten alles in einem derart einfallslosen und schlaffen Finale münden? War es Tarantino hier wirklich so wichtig, am Ende noch einmal auf pupertärste Art und Weise die Sau rauszulassen? Wäre mit einem gelungenen Abschluss direkt auf Candyland nicht viel mehr drinne gewesen? Musste denn auch dieser Film zwingend Überlänge haben? Was auch immer man sich dabei gedacht hat, so kann man natürlich nicht abstreiten, dass bis auf die letzten 45 Minuten dem Zuschauer alles menschenmögliche geboten wird und man sich perfekt unterhalten fühlt, dass das Timing, die Kompostionen und auch der Soundtrack, in seiner absurden Zusammenstellung aus Morricone-Stücken und Hip-Hop-Musik, irre viel Spaß gemacht haben. Das leider der zum Ende hin auf der Strecke bleibt, ist ein großes Ärgernis, sollte das vorherige Filmerlebnis aber natürlich zu keinem Zeitpunkt vergessen machen. Erstaunlich, wie man doch manchmal erst auf den letzten Metern an einem Meisterwerk vorbeischlittert.
Wenn es ein Genre gibt, dass in den letzten Jahren von Hollywood wohl am sträflichsten vernachlässigt wurde, dann ist es ohne Frage der Italowestern. Dies ist auf der einen Seite sehr schade, weil dieses einst so fantastische Meisterwerke wie "Zwei glorreiche Halunken", "Spiel mir das Lied vom Tod" oder eben "Django" hervorbrachte, auf der Anderen jedoch auch absolut verständlich, da diese Filme durch ihre expliziten Gewaltdarstellungen und ihre ansonsten eher simplen Rachestorys heute nur noch wenig salonfähig sind. In Anlehnung an diese großen Klassiker hatte es sich nun jedoch Regie-Wunderkind Quentin Tarantino zur Aufgabe gemacht, diesen Umstand zu korrigieren und mit seiner Version eines modernen Western den alten Haudegen Sergio Leone, Sergio Corbucci oder Enzo Barboni ihren Tribut zu zollen. Ein geglücktes Unterfangen? Man ist versucht, sofort ja zu sagen, denn die ersten zwei Stunden von "Django Unchained" sind Kino in seiner allerbesten Form. Dies beginnt schon mit dem famosen Intro und der kongenialen Einführung des Dr. King Schultzes, der mit Christoph Waltz ideal besetzt ist. Meisterhaft versteht es Tarantino in den ersten Szenen nicht nur den Ton des Filmes, sondern auch die Grundkonstellation seiner beiden Protagonisten klar zu machen und dabei mit viel Humor dennoch zu unterhalten. Praktisch die komplette erste Stunde des Filmes besteht aus lauter gelungenen Einzelszenen, die allesamt als Hommagen an alte Genreklassiker funktionieren, dabei aber dennoch nie losgelöst vom Geschehen sind und ein flüssiges Ganzes ergeben. Neben der Ermordung der Brittle-Brüder und dem Training in der eiskalten Winterlandschaft sticht vor allem die mittlerweile wohl schon legendäre Kapuzen-Szene heraus, die sowohl von ihrer Länge als auch von der Komik her perfekt integriert ist und durchaus dafür sorgen kann, dass man vor lauter Lachen Bauchschmerzen bekommt. Sowas kann Tarantino und es gelingt ihm hier besser denn je. Danach folgt dann die relativ lange Candyland-Passage. Diese kommt zwar weniger abwechslungsreich daher und scheint im Allgemeinen nur aus wenigen langen Sequenzen zu bestehen, ist dafür aber durch ihr gesundes Maß an Hitchcockscher Suspense, ihre menschlichen und authentischen Dialoge und den brillanten Auftritten von Leonardo DiCaprio und Samuel L. Jackson, die beide vielleicht die beste schauspielerische Darbietung ihrer Karriere abliefern, eine wundervolle Ode an den Film und wirklich spannend. Die Dinner-Szene und das Händeschütteln zwischen Candie und Schultz stellen mit Sicherheit den Höhepunkt des gesamten Werkes da, was aber auch schon das erste Problem herauskristallisiert. In all diesen unfassbar guten Momenten bleibt leider ausgerechnet Jamie Foxx als Django total blass und kann weder vom Charisma noch von seinem Schauspiel selbst mit seinen Gegenübern und erst recht nicht mit Genre-Vorbildern à la Franco Nero oder Clint Eastwood mithalten. Das macht jedoch (noch) erstmal nichts, da der Schwerpunkt gar nicht so sehr auf ihm liegt, wie man vielleicht meinen möchte. Wenn sich dann aber die Handlung nach einer relativ krassen und eigentlich als Finale empfundenen Actionszene wieder von Candyland entfernt und Tarantinos obligatorischer Cameo-Auftritt folgt, wird es leider reichlich kurios, da hier nicht nur der Film eigentlich hätte zu Ende sein müssen, sondern auch der gesamte Ton eine 180-Grad-Drehung erfährt. Warum man diesen Ansatz gewählt und ein relativ langes, für die Handlung eigentlich unnötiges Dénouement inszeniert hat, wird nicht richtig klar, da man es erstens mit der Glaubwürdigkeit hier sehr weit treibt und Foxx diese abschließende Dreiviertelstunde als Konsequenz aus dem vorheraufgebauten überhaupt nicht tragen kann. Vielleicht steckt auch hier ein tieferer Sinn dahinter, vielleicht gibt es auch hier eine Hommage an einen Klassiker, die sich dem Rezensenten nicht ganz erschlossen hat. Dies alles ändert aber nichts an der Tatsache, dass diese letzte beinahe schon surreale Gewaltorgie nicht nur fehl am Platz wirkt, sondern Gewalt als Lösung aller Probleme darstellt und völlig unnötig heroisiert, während man vorher doch gerade so bedacht darauf gewesen ist, den Albtraum des Sklavenhandels der damaligen Zeit (wenn auch überspitzt) korrekt darzustellen.
Fazit: Am Ende verlässt man verwirrt und unschlüssig den Kinosaal. Was hat "Django Unchained" nicht für einen Spaß gemacht? Diese herrlich politisch unkorrekten Dialoge, die verschrobene und völlig überzogene Gewaltdarstellung, die skurrilen Charaktere, die bemerkenswerten Darstellungen von Waltz, Jackson und Di Caprio... Warum also musste nach all diesen tollen und sehenswerten Momenten alles in einem derart einfallslosen und schlaffen Finale münden? War es Tarantino hier wirklich so wichtig, am Ende noch einmal auf pupertärste Art und Weise die Sau rauszulassen? Wäre mit einem gelungenen Abschluss direkt auf Candyland nicht viel mehr drinne gewesen? Musste denn auch dieser Film zwingend Überlänge haben? Was auch immer man sich dabei gedacht hat, so kann man natürlich nicht abstreiten, dass bis auf die letzten 45 Minuten dem Zuschauer alles menschenmögliche geboten wird und man sich perfekt unterhalten fühlt, dass das Timing, die Kompostionen und auch der Soundtrack, in seiner absurden Zusammenstellung aus Morricone-Stücken und Hip-Hop-Musik, irre viel Spaß gemacht haben. Das leider der zum Ende hin auf der Strecke bleibt, ist ein großes Ärgernis, sollte das vorherige Filmerlebnis aber natürlich zu keinem Zeitpunkt vergessen machen. Erstaunlich, wie man doch manchmal erst auf den letzten Metern an einem Meisterwerk vorbeischlittert.
Italowestern wurden per definitionem von Hollywood eigentlich schon immer sehr stark vernachlässigt.Wallnuss hat geschrieben:Wenn es ein Genre gibt, dass in den letzten Jahren von Hollywood wohl am sträflichsten vernachlässigt wurde, dann ist es ohne Frage der Italowestern.
Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
Ach Mist... erwischt! Ja, ich meine hier eigentlich den Western im Allgemeinen, aber da DU klar Züge waschechter Italowestern aufweist, war diese Formulierung irgendwie griffiger. Was die Sachebene angeht, hast du damit aber natürlich recht!McClane hat geschrieben:Italowestern wurden per definitionem von Hollywood eigentlich schon immer sehr stark vernachlässigt.Wallnuss hat geschrieben:Wenn es ein Genre gibt, dass in den letzten Jahren von Hollywood wohl am sträflichsten vernachlässigt wurde, dann ist es ohne Frage der Italowestern.
Auf jeden Fall. Wie sieht es bei dir denn mit den anderen Tarantino-Filmen, vor allem Kill Bill, Pulp Fiction und Inglourious Basterds, aus?Cinefreak hat geschrieben:den hab ich auch noch vor mir, viel gutes drüber gehört... macht sicher in der Runde mehr Spaß als allein
Kill Bill - okay, aber viel zu lang
Pulp fiction - hat mich bisher nicht so recht in den Bann gezogen, evtl Neusichtung
Ing. Basterds - trotz der relativ geringen Actionmenge, ein extrem gut geschriebener Streifen - gerade wie Kleinigkeiten fatale Folgen haben z. B., hat Tarantino hier mal echt genial umgesetzt.
Schade, dass das Finale actionmäßig nicht etwas mehr hergab. Da ich absolut anti-rechts bin, kannst du dir vorstellen, wie geil ich die Szene fand, in dem Hitler das Gehirn weggeblasen wird. (wenn da überhaupt selbiges vorhanden war, ich wage es mal stark zu bezweifeln
Pulp fiction - hat mich bisher nicht so recht in den Bann gezogen, evtl Neusichtung
Ing. Basterds - trotz der relativ geringen Actionmenge, ein extrem gut geschriebener Streifen - gerade wie Kleinigkeiten fatale Folgen haben z. B., hat Tarantino hier mal echt genial umgesetzt.
Schade, dass das Finale actionmäßig nicht etwas mehr hergab. Da ich absolut anti-rechts bin, kannst du dir vorstellen, wie geil ich die Szene fand, in dem Hitler das Gehirn weggeblasen wird. (wenn da überhaupt selbiges vorhanden war, ich wage es mal stark zu bezweifeln
Kill Bill - okay, aber viel zu lang
Pulp fiction - hat mich bisher nicht so recht in den Bann gezogen, evtl Neusichtung
Ing. Basterds - trotz der relativ geringen Actionmenge, ein extrem gut geschriebener Streifen - gerade wie Kleinigkeiten fatale Folgen haben z. B., hat Tarantino hier mal echt genial umgesetzt.
Schade, dass das Finale actionmäßig nicht etwas mehr hergab. Da ich absolut anti-rechts bin, kannst du dir vorstellen, wie geil ich die Szene fand, in dem Hitler das Gehirn weggeblasen wird. (wenn da überhaupt selbiges vorhanden war, ich wage es mal stark zu bezweifeln
Pulp fiction - hat mich bisher nicht so recht in den Bann gezogen, evtl Neusichtung
Ing. Basterds - trotz der relativ geringen Actionmenge, ein extrem gut geschriebener Streifen - gerade wie Kleinigkeiten fatale Folgen haben z. B., hat Tarantino hier mal echt genial umgesetzt.
Schade, dass das Finale actionmäßig nicht etwas mehr hergab. Da ich absolut anti-rechts bin, kannst du dir vorstellen, wie geil ich die Szene fand, in dem Hitler das Gehirn weggeblasen wird. (wenn da überhaupt selbiges vorhanden war, ich wage es mal stark zu bezweifeln
Forrest Gump
Steven Spielberg, der sich selbst wohl als einen der wichtigsten Visionäre der letzten 40 Jahre Filmgeschichte bezeichnen darf, hatte als Regisseur und Produzent nicht nur Einfluss auf seine eigenen Werke. Sein Stil blickt selbst dann durch, wenn er eigentlich gar nichts mit dem fertigen Endprodukt zu tun hatte. So ist es auch bei Robert Zemeckis gleichnamiger Romanverfilmung von Winston Grooms "Forrest Gump", welche sich grob zusammengefasst mit dem Archetypen der Menschheit beschäftigt. Der von Tom Hanks verkörperte Protagonist wird vom Drehbuch als der naive Gutmensch charakterisiert, der aufgrund seiner Einfältigkeit das Privileg genießt, glücklich und unbeschwert durch das Leben zu gehen, ohne sich durch Selbstreflexion oder ähnlichem unnötigen Balast selbst unter Druck zu setzen. Das "unverfälschte Original" des Menschen zu zeigen, so wohl die an und für sich bemerkenswerte Grundidee des Filmes. Relativ einfach macht man es sich damit zugleich natürlich auch, weil dies das ist, was den Charakter so faszinierend macht: Er erinnert das Publikum an die eigenen positiven Eigenschaften und gibt ihnen die Hoffnung, auch ein Ideal der menschlichen Existenz werden zu können. So weit, so oscarreif, sollte man bei einem so hochgelobten und preisgekrönten Werk aber durchaus mal kritisch hinterfragen, ob der Film denn ansonsten irgendwelche weiteren nennenswerten Eigenschaften hat, die ihn über das Mittelmaß des durchschnittlichen Märchens hinaus auszeichnen. Und an dieser Stelle wage ich hier einfach mal eine kleine Majestätsbeleidigung, denn von seiner Hauptfigur abgesehen, ist "Forrest Gump" einfach nur ein beschwerlicher und lang(weilig)er Episodenfilm, dem es am Timing und am Pacing ganz gehörig mangelt und das, obwohl er eigentlich doch ganz gut unterhalten kann. Aber der Reihe nach. Während die Einbindung von Hanks in Originalaufnahmen von historischen Ereignissen aus handwerklicher Sicht überzeugend gemacht sind, stellt man sich schnell die Frage, warum man diesen Weg erstens überhaupt geht und warum sich zweitens dann auch noch alles, was Gump erlebt, exakt gleich abspielen muss. Letzten Endes trifft im Film bloß die "kindliche Unschuld" immer wieder mit der gleichen Konstellation in etwas anderem Umfeld zusammen. Kann man machen, aber dann bitte nicht ganz so eintönig, hier ermüdigte es bereits nach der zweiten Abfolge. Jedoch hat Zemeckis Oscarabräumer noch mit einer zweiten großen Hauptrolle aufzuwarten, in Form der von Robin Wright gespielten Jenny Curran. Und was soll ich sagen, leider ist die gute Dame der größte Schwachpunkt des Filmes. Gar nicht mal so sehr, wegen ihrer schauspielerischen Leistung, die ist ordentlich und auch im Zusammenspiel mit Hanks sicher und glaubhaft, an Authenzität mangelt es ihr nicht. Der Rolle dafür aber an Format oder überhaupt an irgendetwas, was sie auszeichnen würde. Vom Script wohl ursprünglich als Gegenpart zum Charakter von Forrest Gump gemeint, verkommt sie dank der Regie schnell zum Mittel zum Zweck, einzig und allein dazu existent, um eine äußerst fragwürdige Botschaft zu vermitteln. Da wird einem hier doch glatt weißgemacht, dass man in dem Land der unbegrenzten (Todes-)Möglichkeiten es doch auf jeden Fall zu etwas bringen kann, wenn man einfach ein netter Kerl ist und immer anständig sein Leben vor sich hin führt. Wenn man allerdings böse Dinge tut, Drogen nimmt oder gar aus Mangel an Perspektiven der Prostitution verfällt, dann bestraft der liebe Gott das schlussendlich, auch wenn man sich noch zu einem ruhigen Leben bekehren lässt, mit todbringenden Krankheiten. Das ist nicht nur unter moralischen Vorstellungen sehr verspießt, sondern steht auch sinnbildlich für die nahezu stark religiöse Prüderie der amerikanischen Mittelschicht. Ohne allzu groß ausholen zu möchten, ist die Lehre, die man aus dem Film mitbringt, dass man, selbst als der größte Vollidiot, einfach nur unreflektiert Regeln befolgen muss, um ans Ziel zu kommen. Ob das so beabsichtigt war oder nicht, es ist schon ein relativ heftiges Weltbild, dass hier gezeichnet und vermittelt werden will.
Fazit: Nicht falsch verstehen! "Forrest Gump" hat durchaus seine guten Momente, ist visuell anspruchsvoll inszeniert worden, überzeugt durch ein passend aufgelegtes Darstellerensemble, den Sympathiefaktor des Hauptcharakters und dem schönen Humor, der sich durch den Film zieht, sodass man durchaus gewillt wäre, die ein oder andere inhaltliche Durststrecke zu verzeihen. Zumal es, trotz aller Unstimmigkeiten, irgendwie halt doch gelungen ist, in vielen rührseligen Momenten haarscharf am Hollywood-Kitsch vorbei zu schlittern und man es somit unter anderem immer wieder schafft, echte Emotionen beim Publikum zu wecken. Bis hierhin ist der oben erwähnte Einfluss von Kino-Maestro Spielberg gut spürbar, man merkt deutlich, dass Zemeckis ein Lehrling des Meisterregisseurs gewesen ist. Doch der komplette Handlungsbogen um Jenny macht dann leider alle guten Ansätze größenteils völlig zu Nichte. Neben der ausführlich dargelegten und sehr ambivalent zu verstehenden Message, die dabei rüberkommt und den heftigen Chauvinismus, den der Film an den Tag legt, ist dabei auch die Verniedlichung großer historischer Ereignisse nicht zu verachten. Gelingt es mal ganz gut, dass ganze glaubhaft in den Handlungsverlauf zu integrieren (obwohl es bei den Kameraden vorne an der Front schon arg wird), ist vor allem die patriarchalisch gezeichnete Gegenkultur der Hippies ein unnötiger Dorn im Auge des neutralen Betrachters. So bleibt am Ende zwar der Eindruck, mit einem gewissen Interesse dem Verlauf der Handlung gefolgt zu sein, doch wirklich haften bleiben nur die schweren Kritikpunkte, die absolut unbegründet einen für sich genommen netten Unterhaltungsfilm runterziehen. Pardon, aber diese Pralinen wollen mir einfach nicht schmecken.
Steven Spielberg, der sich selbst wohl als einen der wichtigsten Visionäre der letzten 40 Jahre Filmgeschichte bezeichnen darf, hatte als Regisseur und Produzent nicht nur Einfluss auf seine eigenen Werke. Sein Stil blickt selbst dann durch, wenn er eigentlich gar nichts mit dem fertigen Endprodukt zu tun hatte. So ist es auch bei Robert Zemeckis gleichnamiger Romanverfilmung von Winston Grooms "Forrest Gump", welche sich grob zusammengefasst mit dem Archetypen der Menschheit beschäftigt. Der von Tom Hanks verkörperte Protagonist wird vom Drehbuch als der naive Gutmensch charakterisiert, der aufgrund seiner Einfältigkeit das Privileg genießt, glücklich und unbeschwert durch das Leben zu gehen, ohne sich durch Selbstreflexion oder ähnlichem unnötigen Balast selbst unter Druck zu setzen. Das "unverfälschte Original" des Menschen zu zeigen, so wohl die an und für sich bemerkenswerte Grundidee des Filmes. Relativ einfach macht man es sich damit zugleich natürlich auch, weil dies das ist, was den Charakter so faszinierend macht: Er erinnert das Publikum an die eigenen positiven Eigenschaften und gibt ihnen die Hoffnung, auch ein Ideal der menschlichen Existenz werden zu können. So weit, so oscarreif, sollte man bei einem so hochgelobten und preisgekrönten Werk aber durchaus mal kritisch hinterfragen, ob der Film denn ansonsten irgendwelche weiteren nennenswerten Eigenschaften hat, die ihn über das Mittelmaß des durchschnittlichen Märchens hinaus auszeichnen. Und an dieser Stelle wage ich hier einfach mal eine kleine Majestätsbeleidigung, denn von seiner Hauptfigur abgesehen, ist "Forrest Gump" einfach nur ein beschwerlicher und lang(weilig)er Episodenfilm, dem es am Timing und am Pacing ganz gehörig mangelt und das, obwohl er eigentlich doch ganz gut unterhalten kann. Aber der Reihe nach. Während die Einbindung von Hanks in Originalaufnahmen von historischen Ereignissen aus handwerklicher Sicht überzeugend gemacht sind, stellt man sich schnell die Frage, warum man diesen Weg erstens überhaupt geht und warum sich zweitens dann auch noch alles, was Gump erlebt, exakt gleich abspielen muss. Letzten Endes trifft im Film bloß die "kindliche Unschuld" immer wieder mit der gleichen Konstellation in etwas anderem Umfeld zusammen. Kann man machen, aber dann bitte nicht ganz so eintönig, hier ermüdigte es bereits nach der zweiten Abfolge. Jedoch hat Zemeckis Oscarabräumer noch mit einer zweiten großen Hauptrolle aufzuwarten, in Form der von Robin Wright gespielten Jenny Curran. Und was soll ich sagen, leider ist die gute Dame der größte Schwachpunkt des Filmes. Gar nicht mal so sehr, wegen ihrer schauspielerischen Leistung, die ist ordentlich und auch im Zusammenspiel mit Hanks sicher und glaubhaft, an Authenzität mangelt es ihr nicht. Der Rolle dafür aber an Format oder überhaupt an irgendetwas, was sie auszeichnen würde. Vom Script wohl ursprünglich als Gegenpart zum Charakter von Forrest Gump gemeint, verkommt sie dank der Regie schnell zum Mittel zum Zweck, einzig und allein dazu existent, um eine äußerst fragwürdige Botschaft zu vermitteln. Da wird einem hier doch glatt weißgemacht, dass man in dem Land der unbegrenzten (Todes-)Möglichkeiten es doch auf jeden Fall zu etwas bringen kann, wenn man einfach ein netter Kerl ist und immer anständig sein Leben vor sich hin führt. Wenn man allerdings böse Dinge tut, Drogen nimmt oder gar aus Mangel an Perspektiven der Prostitution verfällt, dann bestraft der liebe Gott das schlussendlich, auch wenn man sich noch zu einem ruhigen Leben bekehren lässt, mit todbringenden Krankheiten. Das ist nicht nur unter moralischen Vorstellungen sehr verspießt, sondern steht auch sinnbildlich für die nahezu stark religiöse Prüderie der amerikanischen Mittelschicht. Ohne allzu groß ausholen zu möchten, ist die Lehre, die man aus dem Film mitbringt, dass man, selbst als der größte Vollidiot, einfach nur unreflektiert Regeln befolgen muss, um ans Ziel zu kommen. Ob das so beabsichtigt war oder nicht, es ist schon ein relativ heftiges Weltbild, dass hier gezeichnet und vermittelt werden will.
Fazit: Nicht falsch verstehen! "Forrest Gump" hat durchaus seine guten Momente, ist visuell anspruchsvoll inszeniert worden, überzeugt durch ein passend aufgelegtes Darstellerensemble, den Sympathiefaktor des Hauptcharakters und dem schönen Humor, der sich durch den Film zieht, sodass man durchaus gewillt wäre, die ein oder andere inhaltliche Durststrecke zu verzeihen. Zumal es, trotz aller Unstimmigkeiten, irgendwie halt doch gelungen ist, in vielen rührseligen Momenten haarscharf am Hollywood-Kitsch vorbei zu schlittern und man es somit unter anderem immer wieder schafft, echte Emotionen beim Publikum zu wecken. Bis hierhin ist der oben erwähnte Einfluss von Kino-Maestro Spielberg gut spürbar, man merkt deutlich, dass Zemeckis ein Lehrling des Meisterregisseurs gewesen ist. Doch der komplette Handlungsbogen um Jenny macht dann leider alle guten Ansätze größenteils völlig zu Nichte. Neben der ausführlich dargelegten und sehr ambivalent zu verstehenden Message, die dabei rüberkommt und den heftigen Chauvinismus, den der Film an den Tag legt, ist dabei auch die Verniedlichung großer historischer Ereignisse nicht zu verachten. Gelingt es mal ganz gut, dass ganze glaubhaft in den Handlungsverlauf zu integrieren (obwohl es bei den Kameraden vorne an der Front schon arg wird), ist vor allem die patriarchalisch gezeichnete Gegenkultur der Hippies ein unnötiger Dorn im Auge des neutralen Betrachters. So bleibt am Ende zwar der Eindruck, mit einem gewissen Interesse dem Verlauf der Handlung gefolgt zu sein, doch wirklich haften bleiben nur die schweren Kritikpunkte, die absolut unbegründet einen für sich genommen netten Unterhaltungsfilm runterziehen. Pardon, aber diese Pralinen wollen mir einfach nicht schmecken.
Wow, auch wenn ich die unrühmlichen Bastarde nicht ganz so positiv wie du sehen würde, sind wir uns da wohl, was das Schaffenswerk Tarantinos angeht, relativ einig. Das ich das noch erleben darf...Cinefreak hat geschrieben:Kill Bill - okay, aber viel zu lang
Pulp fiction - hat mich bisher nicht so recht in den Bann gezogen, evtl Neusichtung
Ing. Basterds - trotz der relativ geringen Actionmenge, ein extrem gut geschriebener Streifen - gerade wie Kleinigkeiten fatale Folgen haben z. B., hat Tarantino hier mal echt genial umgesetzt.
Sherlock - Ein Fall von Pink
Als Sir Arthur Conan Doyle 1887 seinen ersten Sherlock Holmes-Roman "A Study in Scarlet" ("Eine Studie in Scharlachrot") veröffentlichte, ahnte er wohl nicht, dass er gerade den Grundstein für einen der größten Mythen, der sich sogar bis ins 21. Jahrhundert retten konnte, gelegt hatte. Über 100 Schauspieler haben bis heute die Rolle des Sherlock Holmes gespielt, darunter die beinahe ebenso legendären Jeremy Brett, Basil Rathbone oder in einer der neuesten Versionen Robert Downey Jr. Die Umsetzungen sind dabei so unterschiedlich, wie es überhaupt nur möglich wäre, doch die beiden ausführenden Produzenten Mark Gatiss und Steven Moffat kommen dieses Mal mit einer noch ungewöhnlicheren Idee daher, die dem ganzen eine neue interessante Komponente mitzugeben verspricht, denn die aktuelle BBC-Miniserie "Sherlock" wurde inhaltlich in die Gegenwart des heutigen Londons versetzt und damit um die Möglichkeit bereichert, sämtlichen angestaubten Details einer Generalüberholung zu unterziehen. Vorerst stellt sich dabei große Ernüchterung ein, verspricht das moderne und mit seinen Hochhäusern und Wolkenkratzern recht graue und kahle London nicht die Atmosphäre, die man aus den Kostümfilmen früherer Zeit gewohnt ist. Doch kann man nach "Ein Fall von Pink" lediglich feststellen, dass all das der Kultfigur zu keinem Zeitpunkt geschadet hat. Dabei ist das Herzstück des Filmes die gelungene und gewählt ausgesuchte Besetzung, allen voran der beispiellos agierende Benedict Cumberbatch. Man möchte behaupten, dass noch nie (die Guy-Ritchie-Filme außen vor) der brillante Meisterdetektiv jemals so lebendig und voller Energie auf einen gewirkt hätte, was alleine seinem sehr nuanciertem Spiel zu verdanken ist. Genau wie bei seinem Watson-Kollegen Martin Freeman ist deutlich der Spaß an der Sache, aber auch der Enthusiasmus spürbar, den sie beide offenkundig an den Tag gelegt haben. Doch richtig großartig sind die beiden erst im direkten Zusammenspiel, wenn sie in irrwitzigen Dialogen die Möglichkeit bekommen, sich den Ball zuzuspielen und sich beinahe gegenseitig zu Höchstleistungen anstacheln. Folglich hat man den Fokus auch voll auf diese beiden Charaktere gelegt und viele Szenen nur von ihrem Miteinander profitieren lassen. Inspektor Lestrade und Mycroft Holmes sind mit Rupert Graves und Mark Gatiss ebenfalls hervoragend besetzt, wobei bei letzterem auch noch der große Wurf gelingt, dem Publikum erst einzureden, es wäre Moriarty, den wir da vor uns haben. Wie dieser in späteren Filmen funktionieren wird, wird sich dann zeigen müssen, erstmal gelingt seine "Einführung" gut und wirft auf eine schöne Art und Weise bereits ein paar Fragen auf. Auch sonst funktioniert der Plot als Aufhänger für das Kennenlernen der beiden Protagonisten sehr schön und ist dabei nur selten vorhersehbar. In der finalen Konfrontation wird es dann sogar ungemein aufregend und ehrlich spannend, ohne zu irgendeinem Zeitpunkt effekthascherisch zu wirken. Dieses Kunststück gelingt Regisseur Paul McGuigan auch bei all den kleinen Spielerein, die man einsetzt, um Holmes Gedankengänge zu visualisieren und vor allem bei den Anspielungen an die berühmten Originalwerke, die immer wieder geschickt eingeflochten werden. Neben der Frage ob "Rache" oder "Rachel" ("Studie im Scharlachrot") wäre da natürlich auch noch Watsons Bein/Schulterverletzung ("Das Zeichen der Vier") und das Drei-Pfaffen-Problem ("Die Liga der Rothaarigen"), das mal so eben in ein Drei-Pflaster-Problem umgetauft wird. Dieser selbstironische Umgang mit der Vorlage ist insofern wichtig, als das damit das Kunststück gelingt, den alten Fans ein paar Insider auf den Weg mitzugeben und man gleichzeitig trotzdem nicht allzu sehr davon eingenommen ist, um die neue Generation, für die man im Dialogbuch ein paar nicht minder geniale Wortgefechte bereithält, damit zu verschrecken.
Fazit: Ja, vielleicht ist man vom starken letzten Drittel des Filmes etwas zu euphorisiert und verzeiht daher etwas leichtfertig die Tatsache, dass anfänglich alles etwas zu konstruiert daherkommt, einige Entwicklungen zu schnell verlaufen und wichtige Details für den Fortgang der Handlung nur so nebenbei als Randnotiz erwähnt werden. Doch warum muss sowas denn immer zwanghaft auf die Goldwaage gelegt werden? "Ein Fall von Pink" ist eine faszinierende und längst überfällige Neuauflage einer der interessantesten Persönlichkeiten, die die britische Literatur je vorher gebracht hat und dabei gelingt ihr auch noch das Kunststück, der weltberühmten Vorlage selbst für die größten Experten noch weitere ungeahnte Facetten abzugewinnen und ihnen diese auf erfrischende Art zu präsentieren. Am wichtigsten wird auch für die folgenden Filme die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern und die gelungene Vermischung von altbewährten Traditionen und neuen Elementen sein, damit diese bislang einzigartige Kombination noch viele spannende Abenteuer bereithalten kann. Wenn das gewährleistet ist, kann man sich in späteren Folgen dann vielleicht auch noch etwas mehr Zeit nehmen, um Atmosphäre und nachvollziehbare Entwicklungen aufzubauen. Denn genau wie es Arthur Conan Doyle 1887 tat, ist der Grundstein für etwas viel größeres nun gelegt. Man darf gespannt sein, was daraus gemacht wird.
Als Sir Arthur Conan Doyle 1887 seinen ersten Sherlock Holmes-Roman "A Study in Scarlet" ("Eine Studie in Scharlachrot") veröffentlichte, ahnte er wohl nicht, dass er gerade den Grundstein für einen der größten Mythen, der sich sogar bis ins 21. Jahrhundert retten konnte, gelegt hatte. Über 100 Schauspieler haben bis heute die Rolle des Sherlock Holmes gespielt, darunter die beinahe ebenso legendären Jeremy Brett, Basil Rathbone oder in einer der neuesten Versionen Robert Downey Jr. Die Umsetzungen sind dabei so unterschiedlich, wie es überhaupt nur möglich wäre, doch die beiden ausführenden Produzenten Mark Gatiss und Steven Moffat kommen dieses Mal mit einer noch ungewöhnlicheren Idee daher, die dem ganzen eine neue interessante Komponente mitzugeben verspricht, denn die aktuelle BBC-Miniserie "Sherlock" wurde inhaltlich in die Gegenwart des heutigen Londons versetzt und damit um die Möglichkeit bereichert, sämtlichen angestaubten Details einer Generalüberholung zu unterziehen. Vorerst stellt sich dabei große Ernüchterung ein, verspricht das moderne und mit seinen Hochhäusern und Wolkenkratzern recht graue und kahle London nicht die Atmosphäre, die man aus den Kostümfilmen früherer Zeit gewohnt ist. Doch kann man nach "Ein Fall von Pink" lediglich feststellen, dass all das der Kultfigur zu keinem Zeitpunkt geschadet hat. Dabei ist das Herzstück des Filmes die gelungene und gewählt ausgesuchte Besetzung, allen voran der beispiellos agierende Benedict Cumberbatch. Man möchte behaupten, dass noch nie (die Guy-Ritchie-Filme außen vor) der brillante Meisterdetektiv jemals so lebendig und voller Energie auf einen gewirkt hätte, was alleine seinem sehr nuanciertem Spiel zu verdanken ist. Genau wie bei seinem Watson-Kollegen Martin Freeman ist deutlich der Spaß an der Sache, aber auch der Enthusiasmus spürbar, den sie beide offenkundig an den Tag gelegt haben. Doch richtig großartig sind die beiden erst im direkten Zusammenspiel, wenn sie in irrwitzigen Dialogen die Möglichkeit bekommen, sich den Ball zuzuspielen und sich beinahe gegenseitig zu Höchstleistungen anstacheln. Folglich hat man den Fokus auch voll auf diese beiden Charaktere gelegt und viele Szenen nur von ihrem Miteinander profitieren lassen. Inspektor Lestrade und Mycroft Holmes sind mit Rupert Graves und Mark Gatiss ebenfalls hervoragend besetzt, wobei bei letzterem auch noch der große Wurf gelingt, dem Publikum erst einzureden, es wäre Moriarty, den wir da vor uns haben. Wie dieser in späteren Filmen funktionieren wird, wird sich dann zeigen müssen, erstmal gelingt seine "Einführung" gut und wirft auf eine schöne Art und Weise bereits ein paar Fragen auf. Auch sonst funktioniert der Plot als Aufhänger für das Kennenlernen der beiden Protagonisten sehr schön und ist dabei nur selten vorhersehbar. In der finalen Konfrontation wird es dann sogar ungemein aufregend und ehrlich spannend, ohne zu irgendeinem Zeitpunkt effekthascherisch zu wirken. Dieses Kunststück gelingt Regisseur Paul McGuigan auch bei all den kleinen Spielerein, die man einsetzt, um Holmes Gedankengänge zu visualisieren und vor allem bei den Anspielungen an die berühmten Originalwerke, die immer wieder geschickt eingeflochten werden. Neben der Frage ob "Rache" oder "Rachel" ("Studie im Scharlachrot") wäre da natürlich auch noch Watsons Bein/Schulterverletzung ("Das Zeichen der Vier") und das Drei-Pfaffen-Problem ("Die Liga der Rothaarigen"), das mal so eben in ein Drei-Pflaster-Problem umgetauft wird. Dieser selbstironische Umgang mit der Vorlage ist insofern wichtig, als das damit das Kunststück gelingt, den alten Fans ein paar Insider auf den Weg mitzugeben und man gleichzeitig trotzdem nicht allzu sehr davon eingenommen ist, um die neue Generation, für die man im Dialogbuch ein paar nicht minder geniale Wortgefechte bereithält, damit zu verschrecken.
Fazit: Ja, vielleicht ist man vom starken letzten Drittel des Filmes etwas zu euphorisiert und verzeiht daher etwas leichtfertig die Tatsache, dass anfänglich alles etwas zu konstruiert daherkommt, einige Entwicklungen zu schnell verlaufen und wichtige Details für den Fortgang der Handlung nur so nebenbei als Randnotiz erwähnt werden. Doch warum muss sowas denn immer zwanghaft auf die Goldwaage gelegt werden? "Ein Fall von Pink" ist eine faszinierende und längst überfällige Neuauflage einer der interessantesten Persönlichkeiten, die die britische Literatur je vorher gebracht hat und dabei gelingt ihr auch noch das Kunststück, der weltberühmten Vorlage selbst für die größten Experten noch weitere ungeahnte Facetten abzugewinnen und ihnen diese auf erfrischende Art zu präsentieren. Am wichtigsten wird auch für die folgenden Filme die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern und die gelungene Vermischung von altbewährten Traditionen und neuen Elementen sein, damit diese bislang einzigartige Kombination noch viele spannende Abenteuer bereithalten kann. Wenn das gewährleistet ist, kann man sich in späteren Folgen dann vielleicht auch noch etwas mehr Zeit nehmen, um Atmosphäre und nachvollziehbare Entwicklungen aufzubauen. Denn genau wie es Arthur Conan Doyle 1887 tat, ist der Grundstein für etwas viel größeres nun gelegt. Man darf gespannt sein, was daraus gemacht wird.
Monuments Men - Ungewöhnliche Helden
Manchmal sind die passenden Zutaten für einen geschmackvollen Filmabend alle gegeben, zudem sieht die Vorschau verlockend aus und dazu kommt, neben einem großen und toll ausgewählten Allround-Cast, dann noch ein Regisseur, der eigentlich wissen müsste, welche Geschütze er auffahren sollte, um sein Publikum zwei Stunden lang gebannt im Kinosaal sitzen zu lassen. Woran liegt es dann, wenn ein solcher Film trotz allem volle Kanne gegen die Wand gefahren wird? Die neueste Regiearbeit von George Clooney lässt diese Frage durchaus aufkommen. Dabei klang das doch vorab alles so sehr nach einer Menge Spaß. Unter dem Denkmantel einer wahren Geschichte agieren charismatische Charakterdarsteller wie Matt Damon und Hugh Bonneville in einem "2. Weltkriegs"-Szenario und geraten dabei in allerlei Konfliktsituationen rund um ein paar Kunsträube. Tja, leider hat der Film aber mehr als das dann auch kaum zu bieten. Klar, die Heldentruppe ist sympathisch aufgestellt und funktioniert vor allem durch die komödiantischen Glanzleistungen von Altmeister Bill Murray und "OSS 117" - Darsteller Jean Dujardin, im Großen und Ganzen mangelt es ihnen charakterlich allerdings gehörig an Substanz und ihre witzig gemeinten Dialoge hätten hin und wieder ruhig etwas knackiger sein dürfen. Inhaltlich erinnert das ganze Spektakel dabei am ehesten an "Das dreckige Dutzend", kommt aber von der Stimmung her größtenteils wie Soderberghs "Oceans"-Trilogie daher. Diese Mischung macht durchaus Spaß und trumpft durch die ein oder andere Idee verteilt über die Laufzeit hinweg auf, insgesamt leidet das ganze Storykonstrukt aber an häufigen Ortswechseln und den etwas zu vielen Protagonisten, durch die andauernd die Fokussierung verloren geht und die komplette Erzählung sehr funktional daherkommt. Am deutlichsten kristallisieren sich diese dramaturgischen Defizite bei den gemeinsamen Szenen zwischen Damon und der hier oft fehl am Platz wirkenden Cate Blanchett heraus. Während die Begegnungen der beiden an und für sich schon recht charmant daherkommen, verpasst man eben vor allem bei der Integrierung letzterer die Chance, etwas tiefer in die historischen und moralischen Dimensionen des Komplexes Kunst und Krieg vorzudringen, obwohl doch gerade dieses Thema derzeit hoch aktuell ist. Von thematischer Tiefe kann man dabei wohl kaum sprechen, man verlässt sich einzig und allein auf berieselnde Moment-Unterhaltung. Doch leider wird auch die nur bedingt geboten. Wenn Clooney es nicht gerade wieder mit einem Übermaß an Pathos hemmunglos übertreibt, geschieht alles auf der Leinwand nur so vor sich hin und es mangelt an echten Höhepunkten. Spannung kommt immer nur kurz auf, flacht dann aber ebenso plötzlich wieder ab, wie sie gekommen ist und selbst der "Wettlauf mit der Zeit", der sich im Showdown ergeben soll, könnte kaum mit weniger Tempo aufwarten, als es der Fall ist. Dieses Fehlen von aufregenden Situationen versucht das Drehbuch hauptsächlich mit einer Menge an Humor zu kaschieren. Auf der einen Seite gibt das dem ganzen ein großes Maß an Leichtigkeit mit auf den Weg und lässt so den ein oder anderen Leerlauf an Aktion verzeihen, andererseits fehlt irgendwo eine gelungene Reduzierung auf ordentlich pointierte Oneliner. Während dieser in der oben bereits erwähnten Ocean-Trilogie die eigentliche Hauptattraktion war, scheint es hier nur recht bemüht zu klappen. Den Darstellern sieht man die Spielfreude und den Spaß an ihrem Handeln zwar immer wieder an, aber eine richtige Übertragung dieser Freude auf den Zuschauer findet irgendwie nicht so wirklich statt, seltsamerweise will das alles nicht so zünden, wie es ursprünglich geplant gewesen sein muss. "Monuments Men" ist natürlich dennoch kein Totalausfall. "Charmant" ist eben tatsächlich das beste Wort, für das, was einem durchgehend geboten wird. Wenig Spannung, wenig Aufregung, aber dabei trotzdem nicht langweilig... das alles klingt doch nach einem netten Film fürs TV-Nachmittagsprogramm. Tja, wäre da nur nicht diese furchtbare, unpassende und oberflächliche Schwarz-Weiß-Malerei. Was auch immer man sich dabei gedacht hat, es hat zu keinem Zeitpunkt irgendwem geholfen und nervt, wo es nur geht. Klischees, so weit das Auge reicht und dabei natürlich alles in typischer Hollywoodesken Fragwürdigkeit präsentiert. Neben dem bereits erwähnten Pathos fällt dabei vor allem die unnötige Glorifizierung der Amerikaner und die zur Schaustellung sämtlicher deutscher Personalien auf, wobei sich Clooney natürlich immer wieder darauf stützen kann, dass das alles doch "nach einer wahren Begebenheit" inszeniert sei. Das die Realität aber wohl kaum so berechnend und vorhersehbar abläuft, sollte jedem sofort auffallen und lässt leider stark an der Glaubwürdigkeit des Filmes zweifeln. Weniger wäre hier wieder einmal mehr gewesen.
Fazit: Als komödiantisch angelegter Versuch, "Oceans 14" in der Endphase des zweitens Weltkrieges zu erzählen, mögen die ungewöhnlichen Helden ihre Momente haben und dem dafür aufgeschlossenen Zuschauer das geben, was er erwartet hat. Doch eine ernstzunehmende Auseinandersetzung mit der Grundthematik findet viel zu selten statt und selbst als unterhaltsamer Abenteuerfilm versagt "Monuments Men" häufig an den eigenen Genre-Maßstäben. Wieso trotz einer solchen Besetzung vor und hinter der Kamera und eines mit Sicherheit üppigen Budgets am Ende nicht mehr, als vergnügliche Abendunterhaltung für jüngere Zuschauer dabei rausgekommen ist, bleibt leider offen. Liegt es an der uninspirierten Regie? Wollte das Drehbuch zu viel? Hat man es sich bewusst viel zu einfach gemacht? Wahrscheinlich trifft alles mehr oder weniger zu. Fakt ist, dass Filme wie dieser vielleicht manchmal ganz erhellend sein mögen, sie aber genauso wenig jemandem fehlen würden, wenn sie nie in Produktion gegangen wären. Und eine Kinokarte sind sie ganz gewiss nicht wert. Dann lieber auf die TV-Ausstrahlung in ein paar Jahren warten und sich die Zeit solange anders (und hoffentlich interessanter) vertreiben.
Manchmal sind die passenden Zutaten für einen geschmackvollen Filmabend alle gegeben, zudem sieht die Vorschau verlockend aus und dazu kommt, neben einem großen und toll ausgewählten Allround-Cast, dann noch ein Regisseur, der eigentlich wissen müsste, welche Geschütze er auffahren sollte, um sein Publikum zwei Stunden lang gebannt im Kinosaal sitzen zu lassen. Woran liegt es dann, wenn ein solcher Film trotz allem volle Kanne gegen die Wand gefahren wird? Die neueste Regiearbeit von George Clooney lässt diese Frage durchaus aufkommen. Dabei klang das doch vorab alles so sehr nach einer Menge Spaß. Unter dem Denkmantel einer wahren Geschichte agieren charismatische Charakterdarsteller wie Matt Damon und Hugh Bonneville in einem "2. Weltkriegs"-Szenario und geraten dabei in allerlei Konfliktsituationen rund um ein paar Kunsträube. Tja, leider hat der Film aber mehr als das dann auch kaum zu bieten. Klar, die Heldentruppe ist sympathisch aufgestellt und funktioniert vor allem durch die komödiantischen Glanzleistungen von Altmeister Bill Murray und "OSS 117" - Darsteller Jean Dujardin, im Großen und Ganzen mangelt es ihnen charakterlich allerdings gehörig an Substanz und ihre witzig gemeinten Dialoge hätten hin und wieder ruhig etwas knackiger sein dürfen. Inhaltlich erinnert das ganze Spektakel dabei am ehesten an "Das dreckige Dutzend", kommt aber von der Stimmung her größtenteils wie Soderberghs "Oceans"-Trilogie daher. Diese Mischung macht durchaus Spaß und trumpft durch die ein oder andere Idee verteilt über die Laufzeit hinweg auf, insgesamt leidet das ganze Storykonstrukt aber an häufigen Ortswechseln und den etwas zu vielen Protagonisten, durch die andauernd die Fokussierung verloren geht und die komplette Erzählung sehr funktional daherkommt. Am deutlichsten kristallisieren sich diese dramaturgischen Defizite bei den gemeinsamen Szenen zwischen Damon und der hier oft fehl am Platz wirkenden Cate Blanchett heraus. Während die Begegnungen der beiden an und für sich schon recht charmant daherkommen, verpasst man eben vor allem bei der Integrierung letzterer die Chance, etwas tiefer in die historischen und moralischen Dimensionen des Komplexes Kunst und Krieg vorzudringen, obwohl doch gerade dieses Thema derzeit hoch aktuell ist. Von thematischer Tiefe kann man dabei wohl kaum sprechen, man verlässt sich einzig und allein auf berieselnde Moment-Unterhaltung. Doch leider wird auch die nur bedingt geboten. Wenn Clooney es nicht gerade wieder mit einem Übermaß an Pathos hemmunglos übertreibt, geschieht alles auf der Leinwand nur so vor sich hin und es mangelt an echten Höhepunkten. Spannung kommt immer nur kurz auf, flacht dann aber ebenso plötzlich wieder ab, wie sie gekommen ist und selbst der "Wettlauf mit der Zeit", der sich im Showdown ergeben soll, könnte kaum mit weniger Tempo aufwarten, als es der Fall ist. Dieses Fehlen von aufregenden Situationen versucht das Drehbuch hauptsächlich mit einer Menge an Humor zu kaschieren. Auf der einen Seite gibt das dem ganzen ein großes Maß an Leichtigkeit mit auf den Weg und lässt so den ein oder anderen Leerlauf an Aktion verzeihen, andererseits fehlt irgendwo eine gelungene Reduzierung auf ordentlich pointierte Oneliner. Während dieser in der oben bereits erwähnten Ocean-Trilogie die eigentliche Hauptattraktion war, scheint es hier nur recht bemüht zu klappen. Den Darstellern sieht man die Spielfreude und den Spaß an ihrem Handeln zwar immer wieder an, aber eine richtige Übertragung dieser Freude auf den Zuschauer findet irgendwie nicht so wirklich statt, seltsamerweise will das alles nicht so zünden, wie es ursprünglich geplant gewesen sein muss. "Monuments Men" ist natürlich dennoch kein Totalausfall. "Charmant" ist eben tatsächlich das beste Wort, für das, was einem durchgehend geboten wird. Wenig Spannung, wenig Aufregung, aber dabei trotzdem nicht langweilig... das alles klingt doch nach einem netten Film fürs TV-Nachmittagsprogramm. Tja, wäre da nur nicht diese furchtbare, unpassende und oberflächliche Schwarz-Weiß-Malerei. Was auch immer man sich dabei gedacht hat, es hat zu keinem Zeitpunkt irgendwem geholfen und nervt, wo es nur geht. Klischees, so weit das Auge reicht und dabei natürlich alles in typischer Hollywoodesken Fragwürdigkeit präsentiert. Neben dem bereits erwähnten Pathos fällt dabei vor allem die unnötige Glorifizierung der Amerikaner und die zur Schaustellung sämtlicher deutscher Personalien auf, wobei sich Clooney natürlich immer wieder darauf stützen kann, dass das alles doch "nach einer wahren Begebenheit" inszeniert sei. Das die Realität aber wohl kaum so berechnend und vorhersehbar abläuft, sollte jedem sofort auffallen und lässt leider stark an der Glaubwürdigkeit des Filmes zweifeln. Weniger wäre hier wieder einmal mehr gewesen.
Fazit: Als komödiantisch angelegter Versuch, "Oceans 14" in der Endphase des zweitens Weltkrieges zu erzählen, mögen die ungewöhnlichen Helden ihre Momente haben und dem dafür aufgeschlossenen Zuschauer das geben, was er erwartet hat. Doch eine ernstzunehmende Auseinandersetzung mit der Grundthematik findet viel zu selten statt und selbst als unterhaltsamer Abenteuerfilm versagt "Monuments Men" häufig an den eigenen Genre-Maßstäben. Wieso trotz einer solchen Besetzung vor und hinter der Kamera und eines mit Sicherheit üppigen Budgets am Ende nicht mehr, als vergnügliche Abendunterhaltung für jüngere Zuschauer dabei rausgekommen ist, bleibt leider offen. Liegt es an der uninspirierten Regie? Wollte das Drehbuch zu viel? Hat man es sich bewusst viel zu einfach gemacht? Wahrscheinlich trifft alles mehr oder weniger zu. Fakt ist, dass Filme wie dieser vielleicht manchmal ganz erhellend sein mögen, sie aber genauso wenig jemandem fehlen würden, wenn sie nie in Produktion gegangen wären. Und eine Kinokarte sind sie ganz gewiss nicht wert. Dann lieber auf die TV-Ausstrahlung in ein paar Jahren warten und sich die Zeit solange anders (und hoffentlich interessanter) vertreiben.
Sabotage
Er hatte es immer wieder bekräftigt und nun ist er zurück! Arnold Schwarzeneggers neuester Bestandteil seines groß angelegten Comebacks nach seinem Mitwirken in den Expandables-Streifen, "The Last Stand" und "Escape Plan" ist auf den ersten Blick ein bizarres Whodunnit mit Survival-Charakter. Doch leider klingt das im Fall von "Sabotage" wesentlich spannender, als es eigentlich ist. Regisseur David Ayer kann neben dem bereits erwähnten Ex-Conan dieses Mal durchaus noch auf ein paar weitere Stars zurückgreifen, so sind in den Hauptrollen unter anderem Sam Worthington oder Terrence Howard vertreten, die ihre Sache an und für sich auch ganz ordentlich machen. Warum nur an und für sich? Weil so ziemlich jeder Protagonist in diesem Film ein kaum bemitleidenswerter Unsympath ist. Und nie war das für einen Film gravierender, als es hier der Fall ist. Natürlich muss es kein Hindernis sein, eine Geschichte über gebrochene Charaktere zu sein, die hin und wieder moralisch falsche Entscheidungen treffen. Aber doch bitte nicht so. Brachial, brutal, korrupt... es gibt wohl niemanden in diesem Film, auf den diese Beschreibung nicht zutreffen würde. Und das ist schon arg bedenklich, wenn man sich dessen bewusst wird, dass die Spannung aus der Frage resultieren soll, wer von ihnen die Anderen systematisch krepieren lässt. Mag die Auflösung dieser Fragestellung vielleicht sogar raffiniert und nicht ganz unüberraschend gelöst sein, so spielt es im Moment der Enthüllung leider auch für niemanden im Lichtspielhaus mehr eine Rolle, weil man geistig bereits mindestens eine Stunde vorher völlig abgeschaltet hat und von dem asozialen Verhalten sämtlicher Charaktere nur noch genervt ist. Eventuell hätte man hier aus der Ausgangslage eine ganz interessante Affäre stricken können, doch von Subtilität haben Drehbuch und Regie offenbar noch nie wo wirklich etwas gehört. Es ist beinahe traurig, wie lustlos irgendwelche Szenen mit Predator-Anleihen unmotiviert aneinander geschnitten und dabei sogar eine wahnsinnig talentierte Schauspielerin wie Olivia Williams völlig verheizt wird. Dazwischen bewegt sich ein sichtlich gelangweilter Arnie, der sich nicht nur ausschließlich in Onelinern artikulieren darf, sondern auch noch eine unnötige Rachehandlung angedichtet bekommt, die in einem der seltsamsten Showdowns in über 100 Jahren Filmgeschichte münden darf. Nicht genug, dass hier der Film vollständig entgleitet und eigentlich gar nicht mehr irgendeine strukturelle Ordnung einhält, hier spitzen sich dann auch die homophobischen Dialoge endgültig zu. Wahrscheinlich würde es selbst ein Michael Bay nicht hinbekommen, sein neuestes Werk mit sovielem peinlichem Chauvinismus zu füllen, wie es hier "gelungen" ist. Stimmt wenigstens die Action? Eigentlich nicht. Wobei das weniger an der deftigen Inszenierung liegt, als viel mehr an den übertriebenen Einlagen von so manchem Darsteller. Overacting kann Spaß machen und durchaus auch zur Situation passend, aber hier sieht man dem ganzen die Regieanweisungen praktisch an. Berechnete Überzeichnung ist das Stichwort.
Fazit: Es gibt Filme, bei denen man sich hinterher wirklich um sein bezahltes Geld für das Kinoticket aufregen darf. "Sabotage" ist zweifelsohne einer davon. Nicht mal als simpel gestricktes B-Movie macht das ganze irgendwie Spaß, größtenteils ist das, was dem Zuschauer da auf der Leinwand geboten wird albern und anstrengend und spottet am Ende eigentlich jedweder Beschreibung. Auch dem dritten Solo-Schwarzenegger wird kein großer Box-Office-Erfolg beschert sein und - wenn überhaupt - dann wird er erst auf dem Heimkinomarkt halbwegs profitabel laufen. Doch von den Beteiligten hätte es eigentlich niemand so wirklich verdient. Kann man den Film überhaupt irgendwem empfehlen? Nun ja, für ganz beinharte Arnie-Verehrer lohnt sich vielleicht ein Blick. Insgeheim fängt man sich mittlerweile allerdings eher an zu wünschen, dass ein Satz wie „I´ll be back“ wohl besser nie gefallen wäre.
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Er hatte es immer wieder bekräftigt und nun ist er zurück! Arnold Schwarzeneggers neuester Bestandteil seines groß angelegten Comebacks nach seinem Mitwirken in den Expandables-Streifen, "The Last Stand" und "Escape Plan" ist auf den ersten Blick ein bizarres Whodunnit mit Survival-Charakter. Doch leider klingt das im Fall von "Sabotage" wesentlich spannender, als es eigentlich ist. Regisseur David Ayer kann neben dem bereits erwähnten Ex-Conan dieses Mal durchaus noch auf ein paar weitere Stars zurückgreifen, so sind in den Hauptrollen unter anderem Sam Worthington oder Terrence Howard vertreten, die ihre Sache an und für sich auch ganz ordentlich machen. Warum nur an und für sich? Weil so ziemlich jeder Protagonist in diesem Film ein kaum bemitleidenswerter Unsympath ist. Und nie war das für einen Film gravierender, als es hier der Fall ist. Natürlich muss es kein Hindernis sein, eine Geschichte über gebrochene Charaktere zu sein, die hin und wieder moralisch falsche Entscheidungen treffen. Aber doch bitte nicht so. Brachial, brutal, korrupt... es gibt wohl niemanden in diesem Film, auf den diese Beschreibung nicht zutreffen würde. Und das ist schon arg bedenklich, wenn man sich dessen bewusst wird, dass die Spannung aus der Frage resultieren soll, wer von ihnen die Anderen systematisch krepieren lässt. Mag die Auflösung dieser Fragestellung vielleicht sogar raffiniert und nicht ganz unüberraschend gelöst sein, so spielt es im Moment der Enthüllung leider auch für niemanden im Lichtspielhaus mehr eine Rolle, weil man geistig bereits mindestens eine Stunde vorher völlig abgeschaltet hat und von dem asozialen Verhalten sämtlicher Charaktere nur noch genervt ist. Eventuell hätte man hier aus der Ausgangslage eine ganz interessante Affäre stricken können, doch von Subtilität haben Drehbuch und Regie offenbar noch nie wo wirklich etwas gehört. Es ist beinahe traurig, wie lustlos irgendwelche Szenen mit Predator-Anleihen unmotiviert aneinander geschnitten und dabei sogar eine wahnsinnig talentierte Schauspielerin wie Olivia Williams völlig verheizt wird. Dazwischen bewegt sich ein sichtlich gelangweilter Arnie, der sich nicht nur ausschließlich in Onelinern artikulieren darf, sondern auch noch eine unnötige Rachehandlung angedichtet bekommt, die in einem der seltsamsten Showdowns in über 100 Jahren Filmgeschichte münden darf. Nicht genug, dass hier der Film vollständig entgleitet und eigentlich gar nicht mehr irgendeine strukturelle Ordnung einhält, hier spitzen sich dann auch die homophobischen Dialoge endgültig zu. Wahrscheinlich würde es selbst ein Michael Bay nicht hinbekommen, sein neuestes Werk mit sovielem peinlichem Chauvinismus zu füllen, wie es hier "gelungen" ist. Stimmt wenigstens die Action? Eigentlich nicht. Wobei das weniger an der deftigen Inszenierung liegt, als viel mehr an den übertriebenen Einlagen von so manchem Darsteller. Overacting kann Spaß machen und durchaus auch zur Situation passend, aber hier sieht man dem ganzen die Regieanweisungen praktisch an. Berechnete Überzeichnung ist das Stichwort.
Fazit: Es gibt Filme, bei denen man sich hinterher wirklich um sein bezahltes Geld für das Kinoticket aufregen darf. "Sabotage" ist zweifelsohne einer davon. Nicht mal als simpel gestricktes B-Movie macht das ganze irgendwie Spaß, größtenteils ist das, was dem Zuschauer da auf der Leinwand geboten wird albern und anstrengend und spottet am Ende eigentlich jedweder Beschreibung. Auch dem dritten Solo-Schwarzenegger wird kein großer Box-Office-Erfolg beschert sein und - wenn überhaupt - dann wird er erst auf dem Heimkinomarkt halbwegs profitabel laufen. Doch von den Beteiligten hätte es eigentlich niemand so wirklich verdient. Kann man den Film überhaupt irgendwem empfehlen? Nun ja, für ganz beinharte Arnie-Verehrer lohnt sich vielleicht ein Blick. Insgeheim fängt man sich mittlerweile allerdings eher an zu wünschen, dass ein Satz wie „I´ll be back“ wohl besser nie gefallen wäre.
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