Filmtagebuch: deBohli
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Leider hat Clooney die Charakterzeichnungen und eigentliche Geschichte völlig zerstört - und in meinen Augen sich selbst zu viel Raum gegeben. Würde der Film mehr im Weltall spielen, dann wäre die Wertung höher ausgefallen.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Der imdb Schnitt geht aktuell mit deiner Wertung konform, sehr schade.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Ich stimme dann mal bei allen anderen genannten Filmen zu, gebe lediglich "Stille Nacht" einen Punkt mehr und "Prom Night" einen weniger.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Na, dann könnten wir ja schon fast ein gemeinsames Tagebuch führen.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
eXistenZ
BD / Regie: David Cronenberg
Das Farbschema und die Knarre blieben am stärksten in meinen Gedanken haften, sonst wollte sich nicht alles nahtlos zusammenfügen. Die Thematik mit der scheinbaren Realität hat Cronenberg bei Videodrome besser umgesetzt. Trotzdem mag ich diesen Film sehr, was vor allem an den Darsteller*innen liegt.
Citizen Kane
BD / Regie: Orson Welles
Ganz so falsch war es nicht, Mank zuerst zu sehen. Dadurch erhielten die Charaktere und Szenarien einen Anker in der Realität, das Drehbuch erschien noch genialer. Es zeigte sich, dass dieser Film bis heute zu Recht als grosses Meisterwerk gilt, als ob ich daran gezweifelt hätte. Die Aufnahmen sind genial, das Spiel mit Licht und Schatten sagenhaft, die kritischen Aussagen an Gesellschaft und Bürgertum treffend. Wow.
The Straight Story
BD / Regie: David Lynch
Er kann human, gefühlvoll und ruhig – das vergisst man zu schnell. Mit dieser wahren Geschichte bewies Lynch, dass ihm eine geradlinige Geschichte (ein Teil des dreifachen Wortspieles im originalen Titel) sehr wohl liegt. Berührend, schöne Musik, wunderbare Aufnahmen, trockener Humor – was will man mehr.
The Creeping Garden
BD / Regie: Tim Grabham, Jasper Sharp
Meine Freundin und ich waren uns zuerst nicht sicher, ob wir eine echte Dokumentation schauten. Schleimpilze, die sich bewegen, die scheinbar intelligente Verhalten an den Tag legen? Noch nie hatten wir von diesen "Pflanzen" gehört und erfuhren dank diesem Film nicht nur einiges über das Thema, sondern erhielten spannende Reflektionen zur Art, wie sich der Mensch in der Welt sieht und positioniert.
Rollercoaster
BD / Regie: James Goldstone
Alte weisse Männer stehen in grauen Anzügen herum und versuchen rauchend die Welt wieder in Ordnung zu bringen. Hach ja, Katastrophenfilme der Siebzigerjahre, wie gleichförmig die sind, trotzdem mit eigenem Reiz. Die Thematik des Vergnügungsparks ist in diesem Beispiel positiv anders, die letzte halbe Stunde rettet den eher trägen Rest.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
The Uninvited
BD / Regie: Lewis Allen
Als Gruselgeschichte über ein Haus mit Geisterbesetzung angedacht, ist dieser erstaunlich ruhige und witzige Film ein Familienportrait. Dreiecksbeziehung, Familienerbe, Probleme zwischen zwei Geschwistern – viel zum Erschrecken gibt es nicht. Dafür stimmt handwerklich alles und Gail Russell gefällt in ihrer Rolle.
Upgrade
BD / Regie: Leigh Whannell
Klar, der Plot ist sehr generisch, Whannell legt mit dem Film trotzdem ein rasantes Stück vor, das mit hübschen Bildern aus der Zukunft glänzt. Gutes Tempo, dreckige Action und ein Logan Marshall-Green, der sich körperlich fast verausgabt. Restart and reboot yourself.
Hereditary
BD / Regie: Ari Aster
Mit Freunden schon lange angedacht, jetzt endlich ausgeführt; die Ari-Aster-Nacht. Und siehe da, das Erstlingswerk des Regisseurs empfand ich in der Zweitsichtung dichter und besser strukturiert als damals im Kino. Jetzt fallen die genialen Details auf, jetzt ist das Ende passend und nicht übertrieben. Das Schauspiel dringt in die Knochen, die Bilder und Klänge wurden perfekt ausgeführt.
Midsommar – Director’s Cut
BD / Regie: Ari Aster
Der Abend dauerte an, die fast drei Stunden lange Fassung von Midsommar wurde eingelegt. Nein, gegenüber den Kino-Cut boten die zusätzlichen Szenen für mich keinen Mehrwert. Bereits etablierte Punkte wurde unnötig wiederholt, gewisse Längen taten sich auf. Weiterhin ein sehr starker Film, der sich weit vom Horror-Genre entfernt – der kürzeren Version würde ich einen Punkt mehr vergeben.
The Beguiled
Streaming, Netflix / Regie: Sofia Coppola
Neben Kirsten Dunst begeisterte mich in dem Film vor allem die Kameraarbeit. Tolle Ausleuchtung, wundervolle Naturaufnahmen, der lauernde Krieg durch bedrückende Stimmung und Nebel fühlbar gemacht. Sonst aber bleibt Coppola mit diesem historischen Kammerspiel dem Slowcore treu, geniesst das Nichts und berührt mit dieser Neuverfilmung der Buchvorlage selten.
Silent Night, Deadly Night Part 2
BD / Regie: Lee Harry
Natürlich, die ersten 40 Minuten sind zusammengeschnittene Szene vom ersten Teil – trotzdem entwickelt sich diese hanebüchene Fortsetzung zu einer Trash-Granate. Eric Freeman schreit "Garbage Day!", lässt dazu seine Augenbrauen tanzen und streift am Ende das Weihnachtsmannkostüm über. Etwas Blut, viel Schauspiel zum Fremdschämen, herrlich miserable Unterhaltung für die Weihnachtszeit.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Beastie Boys Story
Streaming, Apple TV+ / Regie: Spike Jonze
Die Musik des verrückten Trios habe ich selten gehört, einzelne Hits kenne ich natürlich seit Jahren. Die Hybridform aus Dokumentation und Bühnenshow fesselte mich trotzdem, erzählen Mike Diamond und Adam Horovitz die Bandgeschichte nicht nur humorvoll und bunt, sondern ehrlich und an den richtigen Stellen kritisch.
Boys State
Streaming, Apple TV+ / Regie: Amanda McBaine, Jesse Moss
Amerika macht mir teilweise Angst, diese Dokumentation über das Politik-Camp in Texas zeigt sehr gut auf wieso. Eine polarisierte Gesellschaft, eine gefährliche Vermischung von neoliberalen und erzkonservativen Gedanken, die Religion als Zentrum der Kultur, das lustvolle Auskosten des Patriarchats. Als Teenager werden die Jungs (nein, Frauen dürfen bei diesem Camp nicht mitmachen, schliesslich sollen nur Männer über Themen wie Abtreibung diskutieren dürfen) bereits in die Bahnen gelenkt und lernen, wie man das Land regieren soll. Etwas mehr Reflektion hätte dem Film aber gut getan.
The Mandalorian – Season 2
Streaming, Disney+ / Regie: Diverse
Es war für mich eine Art Erlösung, als der Mauskonzert mit der ersten Staffel bewies, dass sehr wohl interessante (und ansprechend geschriebene) Geschichte aus dem Star-Wars-Universum erzählt werden können. Leider gelingt dies bei der zweiten Staffel weniger gut, auch wenn alle Elemente am richtigen Platz liegen. Die Serie um den maskierten Mann und sein merkwürdiges Kind verliert sich in redundanten Strukturen und Abläufen, Action ohne emotionale Bindung und nervigem Fanservice.
Tja, ich fand die letzte Episode und deren Auflösung zum Kotzen. Wo blieb das Versprechen, endlich eine Geschichte zu erzählen, die losgelöst von den bisherigen Filmen passiert? Die Macher nutzen die acht Episode lieber, bekannte Schauplätze, Figuren und Gegenstände einzubringen, vergessen dabei die subtile Erzählkunst und gelungenen Drehbücher. Schwankungen in Stil und Stimmung, billige Wow-Effekte, der Fingerzeit auf Aspekte, die Marken-Nerds einen Ständer hinzaubern.
Was bleibt: Eine wunderschön gemachte Show im SW-Kosmos, die zwar besser ist als alle Filme, welche Disney im Franchise veröffentlicht hat, sich aber immer stärker in der Konzernwelt verlor und jegliche Eigenständigkeit über Bord geworfen hat.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Den Mando unterschreibe ich dir!
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Bei Mando sehe ich den Unterhaltungsfaktor deutlich höher. In meinem Bekanntenkreis tummeln sich einige SW-fans (selbst bin ich allerdings keiner ), die sich beim Sichten der Serie gar 40 Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt fühlten. Also irgendwo scheint sie jedenfalls schon zu triggern.
Das Storytelling sehe ich ebenfalls besser, orientiert es sich doch eher am anachronistischen Prinzip der abgeschlossenen Folge (ähnlich eines Stargate) wie in klassischen 90er-Serien. Dass der rote Faden dann keine großartige Offenbarung darstellt, kann ich im Blockbuster-Sujet (vor allem im SW-Blockbuster-Sujet ;) ) verschmerzen.
Das Storytelling sehe ich ebenfalls besser, orientiert es sich doch eher am anachronistischen Prinzip der abgeschlossenen Folge (ähnlich eines Stargate) wie in klassischen 90er-Serien. Dass der rote Faden dann keine großartige Offenbarung darstellt, kann ich im Blockbuster-Sujet (vor allem im SW-Blockbuster-Sujet ;) ) verschmerzen.
Mit freundlichem Gruß
LivingDead
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Bekäme ich als Trekkie solch eine Hommage geboten, würde ich ähnlich jauchzen. Dramaturgisch ist da aber objektiv nicht viel zu holen. Mando erinnert dahingehend am ehesten an die Hercules Serie mit besseren VFX.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Ja, dass die Serie ein ordentlicher Blender ist, bleibt unbestritten. Aber eben ein ordentlicher...
Mit freundlichem Gruß
LivingDead
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Das stimmt, ich habe nichts gegen das "Monster-Of-The-Week"-Prinzip. Bei einer Serie, die nur aus 8 Folgen pro Staffel besteht, sollte diese Methode allerdings spärlich angewandt werden und nicht bei mehr als der Hälfte der Folgen.LivingDead hat geschrieben: ↑27.12.2020, 13:40Das Storytelling sehe ich ebenfalls besser, orientiert es sich doch eher am anachronistischen Prinzip der abgeschlossenen Folge (ähnlich eines Stargate) wie in klassischen 90er-Serien. Dass der rote Faden dann keine großartige Offenbarung darstellt, kann ich im Blockbuster-Sujet (vor allem im SW-Blockbuster-Sujet ;) ) verschmerzen.
Geblendet wird man bei der Serie wirklich. Nur leider wird die Sicht halt zu schnell wieder klar und man sieht die Wüste unter der Sonne.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
His House
Streaming, Netflix / Regie: Remi Weekes
Horror ist im Film dann am besten, wenn er als Metapher angewandt wird. Und das gelingt bei diesem Debütwerk sehr gut. Die Fragen nach Heimat, Integration und Migration werden interessant dargestellt, schon früh wird man gehörig erschreckt. Trotzdem verkommt kein Schock zu einem Selbstzweck und das Ende ist ein Schrei nach mehr Menschlichkeit.
What Did Jack Do?
Streaming, Netflix / Regie: David Lynch
Lynch verhört ein Affe, der scheinbar an einem Huhn ein Mord begangen haben soll. Statisch in Schwarzweiss gefilmt, voller Phrasen und Sprichwörter, absurd, kurz und verwirrend. Typisch für den Regisseur, irgendwie zu schräg für mich.
The Lego Star Wars Holiday Special
Streaming, Disney+ / Regie: Ken Cunningham
Was man sich an den Weihnachtstagen nicht alles anschaut, obwohl mich vor Star Wars ja eher graut. Trotzdem, dieses animierte Special bot einige Lacher. Vor allem dann, wenn die Seitenhiebe auf die profitgierigen Entscheidungen von Disney abzielen. Sonst: Clip-Show, Kalauer, eher an Kinder gerichtet. Und zum Glück Lichtjahre vom damaligen Holiday Special entfernt.
Network
BD / Regie: Sidney Lumet
“I'm mad as hell and I'm not gonna take it anymore!" Ja, so etwas sollte heute wieder passieren. Zwar gilt das Fernsehen im Gegensatz zu den neuen Medien (wie Streaming, Social Media) noch eher als verlässlich, die Wahrheit wird aber immer mehr vergraben. Darum ist dieser Film weiterhin sehr aktuell und zeigt gut auf, wie manipulativ überall vorgegangen wird.
Dead End Drive-In
BD / Regie: Brian Trenchard-Smith
Man landet im Autokino, wird von der Polizei bestohlen, kann nicht mehr weg und muss in einem Miniabbild der australischen Gesellschaft überleben. Verrückt, in diesem Film scheinbar die dystopische Realität. Fremdenhass, Gewalt, sozialpolitische Versäumnisse und Mad-Max-Action: Das geht nicht ganz rund zusammen und hätte überdrehter sein dürfen, trotz Achtzigerüberfluss.
Tokyo Drifter
BD / Regie: Seijun Suzuki
Das ist kein Gangster-Film, das ist ein Kunstprojekt. Hier werden Inneneinrichtung und die farbliche Gestaltung der Sechzigerjahre als Hintergründe für stillvolle Figuren und wilde Kameraeinstellungen genutzt. So kapiert man inhaltlich wenig, wird dafür von der Machart und Ästhetik mehr als abgeholt.
Room 237
BD / Regie: Rodney Ascher
Von The Shining handelt diese Dokumentation nicht, sondern von dem obsessiven Verhalten der Menschen. In der eigenen Verlorenheit findet man überall Zeichen, scheint als einzige Person die Wahrheit entdeckt zu haben und steigert sich immer weiter in den Wahn. Kubricks Film ist ein Beweis für die Fälschung der Mondlandung, steht für den Genozid an indigenen Völker oder sonstige Theorien. Den Sprecher*innen zuzuhören macht zuerst Spass, dann Angst, diese Doku reisst Abgründe auf. Und ist sehr gut geschnitten.
Daisies
BD / Regie: Věra Chytilová
Feminismus, Surrealismus, Lust an der Zerstörung, Krieg und Chaos. Der experimentelle Film aus der Tschechoslowakei ist bis heute überraschend, unterhaltsam und voller interessanter Ideen. Die beiden Hauptdarstellerinnen tragen den Reigen ohne Mühe, Musik und kunstvoller Schnitt vollenden das Werk.
Ikarie XB 1
BD / Regie: Jindřich Polák
Noch vor 2001 brachte dieser Film in schwarzweissen Bildern das Mysterium des Alls auf die Kinoleinwand. Mit tollen und den Sechzigerjahren entsprechenden Sets, gelungenen Rätseln in der Geschichte und packender Stimmung. Wie schön elegant so ein Tanz in der Rakete doch sein kann.
Meine Freundin Conni - Geheimnis um Kater Mau
Streaming, Filmingo / Regie: Ansgar Niebuhr
Meine Freundin Conny wollte diesen Film gucken, da habe ich gerne mitgemacht. Nur leider war die Conni weniger taff als erwartet, die Geschichte ohne Tiefe oder Moral und die Animationen lieblos. Davon habe ich mir, besonders wegen dem süssen Kater und dem frechen Waschbären, mehr erhofft.
Wildland
Streaming, Filmingo / Regie: Jeanette Nordahl
Familie ist wichtig, Blut dicker als Wasser? Ja, eigentlich schon. Doch wie lange verteidigt man seine Verwandten? Wieso sucht eine 17-Jährige weiterhin bei der Gangster-Tante Zuflucht, wenn alles um sie herum zerbricht? Und wieso entschied man sich, am Ende des Filmes die erzählerische Perspektive komplett zu kippen? Trotz den guten Bildern unausgegoren.
Raw
DVD / Regie: Julia Ducournau
Ich werde niemals in Frankreich Veterinärwesen studieren, das geht ja übel zu und her auf dieser Universität. Und dann beginnt eine Erstklässlerin plötzlich ihre Mitmenschen anzuknabbern, aufzuessen. Blutig, dreckig und roh wird die Geschichte erzählt. Mitreissend gespielt und als wunderbare Metapher für sexuelles Erwachen und Leistungsdruck von aussen.
Jacob’s Ladder
DVD / Regie: Adrian Lyne
Ein Kuriosum zwischen Verschwörungsthriller, Traumabewältigung und Umgang mit dem Tod. Die geschichtete Erzählweise macht den Film aufregend, die Bilder gehen unter die Haut. Und Tim Robbins in der Hauptrolle gefällt sehr. Ich mag solche undurchsichtigen Erzählungen.
Spider
DVD / Regie: David Cronenberg
Wie verarbeitet man ein schlimmes Trauma, das man in der Kindheit erleben musste? Nur schwerlich, wie dieser Film aufzuzeigen versucht. Leider aber wollte mich der Inhalt nie packen, die langsame Erzählweise und kammerartigen Settings halfen ebenso wenig. Ralph Fiennes gibt alles, Cronenberg erreicht seine Meisterklasse leider nicht. Alles bleibt so braun.
Sightseers
DVD / Regie: Ben Wheatley
Mit seinem dritten Film hat Ben Wheatley ein rabenschwarzes Spiel um Liebe, Komik und Aggression geschaffen. Der Kontrast zwischen biederer Landumgebung und der aufkeimenden Mordeslust der Hauptpersonen ist herrlich schräg, die Totschläge erstaunlich blutig. Dazu ein kleiner Spritzer Surrealismus und englische Eigenheiten.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Zu dem Film kann ich eine nette Anekdote erzählen, ich lasse sie im Spoilertag verschwinden weil es sich um die Pointe drehtdeBohli hat geschrieben: ↑05.01.2021, 13:06
Jacob’s Ladder
DVD / Regie: Adrian Lyne
Ein Kuriosum zwischen Verschwörungsthriller, Traumabewältigung und Umgang mit dem Tod. Die geschichtete Erzählweise macht den Film aufregend, die Bilder gehen unter die Haut. Und Tim Robbins in der Hauptrolle gefällt sehr. Ich mag solche undurchsichtigen Erzählungen.
Spoiler
Show
Der Film war ja nicht sonderlich erfolgreich im Kino Seinerzeit und so kam der Verleih zum VHS Start auf eine witzige idee. Einige Wochen vor Filmstart wurden die Videotheken mit einer Pressekopie des Films beliefert wo die letzten 5 Minuten fehlten. In einem Gewinnspiel sollten die Mitarbeiter (die VHS war nicht für den Verleih freigegeben *HUST*) erraten wie denn der Film enden könnte. Es gab drei Möglichkeiten:
- Alles nur ein "Traum" eines Sterbenden (= die richtige Antwort)
- alles ist wirklich passiert
- die Hauptfigur ist im Drogenrausch und hat eine Geschichte geschrieben
In unserer Dorfvideothek ging die Kassettte natürlich bei den Stammkunden rund und es entbrannte sich eine hitzige Diskussion wie denn der Film enden könnte. Ironischerweise war ich der einzige der für das "Traum" Ende plädierte, die meisten waren der Meinung das dies ein Horrorfilm ist und alles faktisch "wahr" war. Ich wurde sogar als bekloppt tituliert weil man sich einfach nicht vorstellen konnte das der Film eben so enden könnte (wie er es dann doch tat).
Solche Gewinnspiele kann man in heutigen Internetzeiten natürlich nicht mehr machen - Rückblickend fand ich die Idee noch gar nicht mal so schlecht...
- Alles nur ein "Traum" eines Sterbenden (= die richtige Antwort)
- alles ist wirklich passiert
- die Hauptfigur ist im Drogenrausch und hat eine Geschichte geschrieben
In unserer Dorfvideothek ging die Kassettte natürlich bei den Stammkunden rund und es entbrannte sich eine hitzige Diskussion wie denn der Film enden könnte. Ironischerweise war ich der einzige der für das "Traum" Ende plädierte, die meisten waren der Meinung das dies ein Horrorfilm ist und alles faktisch "wahr" war. Ich wurde sogar als bekloppt tituliert weil man sich einfach nicht vorstellen konnte das der Film eben so enden könnte (wie er es dann doch tat).
Solche Gewinnspiele kann man in heutigen Internetzeiten natürlich nicht mehr machen - Rückblickend fand ich die Idee noch gar nicht mal so schlecht...
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Interessant. Da fand ich das Konstrukt nicht sehr komplex. Die Auflösung sollte doch bereits ab der Hälfte als einzige Lösung ersichtlich sein?
Coole Aktion aber auf jeden Fall!
Coole Aktion aber auf jeden Fall!
Re: Filmtagebuch: deBohli
wobei das auch durchaus logisch / möglich gewesen wäre
Spoiler
Show
Drogenrausch Ende
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Schön, dass dir His House auch gefallen hat. Jacob's Ladder fand ich auch immer stark, zumal der ja auch maßgeblich die von mir so geliebte Silent Hill-Videospielserie inspiriert hat. Zu dem Gewinnspiel: Also B war ja schon alleine deswegen unwahrscheinlich, weil man so ein Gewinnspiel ja gar nicht erst machen müsste, wenn es tatsächlich einfach nur B gewesen wäre... nach dem Ausschlussverfahren konnte es dann ja fast nur A oder C sein.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Die Argumentation gegen das (von mir favorisierte) richtige Ende war genau andersrum - es wäre ja Blödsinn einen Film über etwas zu machen was es gar nicht gibt . Eine der Verkäuferinen hat immer gesagt das die Möglichkeit A "der größte Quatsch wäre"
Nur soviel um das Filmniveau zu verdeutlichen: Es gab auch mal eine Presse-VHS zu W. Friedkins "Das Kindermädchen" wo der Film auf handliche 15 Minuten runtergekürzt war. Diese Version erfreute sich bei uns im Dorf recht großer Beleiebtheit weil da hauptsächlich die Splatterszenen drin waren
Nur soviel um das Filmniveau zu verdeutlichen: Es gab auch mal eine Presse-VHS zu W. Friedkins "Das Kindermädchen" wo der Film auf handliche 15 Minuten runtergekürzt war. Diese Version erfreute sich bei uns im Dorf recht großer Beleiebtheit weil da hauptsächlich die Splatterszenen drin waren
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Brazil
DVD / Regie: Terry Gilliam
Was für ein Reigen an Ideen, Sarkasmus, Humor und Systemkritik. Setdesign, Figurenzeichnung, Requisiten und Dialoge sind alle auf höchstem Niveau, Gilliam war bei diesem Film in seiner stärksten Form. Nur schade, bricht die Geschichte kurz vor dem Ende etwas in Richtung der typischen Klischees ein, weiss sich auf der Zielgerade aber zu fangen. Robert De Niro ist in seinem Cameo perfekt.
Valhalla Rising
DVD / Regie: Nicolas Winding Refn
Gewalt, stille Männer, farbverfremdete Bilder: Refn zeigt was er kann, Mads Mikkelsen gefällt als stummer Krieger und die Geschichte um Glauben, Hoffnung und Ehre ist ein brutales Gemälde. Teilweise wie ein Drogenrausch, dann wieder wie eine Meditation, unberechenbar wie der Regisseur selbst.
Creature from the Black Lagoon
DVD / Regie: Jack Arnold
Da kommt es, das Glubschgesicht, oh, wie schrecklich. Es verliebt sich in die bezaubernde Julie Adams, es hält ganze Schiffe mit Baumstämmen gefangen, es treibt sein Unwesen Tag und Nacht. Ein Horror-Kultfilm aus den Fünfzigerjahren, der bis heute gut unterhält und zu Recht zu den klassischen Monsterfilmen aus der Zeit gehört.
Evil
DVD / Regie: Mikael Håfström
Erik Ponti prügelt sich von der Schule in ein Internat und muss dort nicht nur mit ehemaligen Nazis zurechtkommen, sondern mit sadistischen Oberschülern. Soweit so bekannt, trotzdem kann der Film der Grundthematik interessante Aspekte entlocken. Natürlich gewinnt das friedliche Verhalten gegenüber der unterdrückenden Gewalt, trotzdem fiebert man mit der Hauptperson mit. Und würde zu gerne dem glatten Fiesling selbst eine ins Gesicht pfeffern.
Pi
DVD / Regie: Darren Aronofsky
Das Erstlingswerk von Aronofsky hat einen Stammplatz in meinem Herzen – so gefiel mir der Film bei der erneuten Sichtung nicht weniger gut als beim ersten Mal. Gemeinsam mit Freunden geschaut, zum Einstieg in unsere Home-Cinema-Filmreihe, inklusiver dazugehöriger Diskussion. Die groben Schwarzweissbilder und der Soundtrack von Clint Mansell und diversen Bands sind immer noch fesselnd, die Geschichte um den Kampf zwischen Chaos und Ordnung, zwischen Mathematik und Zufall vielschichtig.
The Butcher Boy
DVD / Regie: Neil Jordan
Je länger der Film andauerte, desto stärker hatte ich das Gefühl eine Produktion von Terry Gilliam zu schauen. Aliens, Explosionen, eine sprechende Marien-Erscheinung (eine junge Sinéad O'Connor) – den Wahnsinn der Realität lässt sich oft nur mit viel Fantasie aushalten. Das macht das Problemkind Francie, um der erfahrenen Gewalt und Ungerechtigkeit entgegenzuwirken. Sehr irisch, teilweise nervtötend, aber nicht ohne Moral und Reiz.
Paris, Texas
BD / Regie: Wim Wenders
Das Remaster ist fantastisch, wie herrlich die Farben leuchten, wie scharf die Aufnahmen daherkommen. Endlich habe ich mir dieses Meisterwerk zu Gemüte geführt und wurde von der märchenhaften Geschichte, der perfekten Regie und den wirklich phänomenalen Bildkompositionen betört. Liebe kann schmerzhaft sein, jemanden zu verzeihen benötigt Zeit – schöner als hier wurde dies wohl nie dargestellt.
Eraserhead
DVD / Regie: David Lynch
Eine weitere Lücke habe ich endlich geschlossen und mir den Debütfilm von Herr Lynch angeschaut. Eine liebevolle Betrachtung über das Elternwerden und Kleinkinder. Oder? Nein, eher in Trip in die Unterwelt, mit singenden Frauen im Heizkörper, mit Radierern aus menschlichen Köpfen, mit unangenehmen Abendessen bei den Schwiegereltern. Handgemacht, düster und der Auftakt zum Genie von Lynch.
Carnival Of Souls
BD / Regie: Herk Harvey
Ein B-Movie aus den Sechzigern, das dank der straffen Erzählweise und der gelungenen Perspektive immer noch sehr gefällt. So ist die Geschichte um die überlebende Organistin eines Autounfalles voller unheimlicher Männer, Visionen untoter Personen und einem anziehenden Gebäudekomplex. Zwar habe ich den Twist schnell erahnt, die Inszenierung wurde deswegen aber nicht schlechter und gewisse Momente schockten ziemlich.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Großes Dito zu Brazil, Walhalla Rising (den ich damals sogar noch etwas stärker empfand), Pi und natürlich Eraserhead (als Lynch-Fan eh Pflicht und immer wieder erstaunlich, wie sehr sein Stil schon hier durchdringt).
Mit freundlichem Gruß
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Re: Filmtagebuch: deBohli
"Brazil" hat mich damals im Kino geflashed wie sonst nur was aber jede Zweitsichtung endete im Abbruch weil der Film mich irgendwann nervte....
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Re: Filmtagebuch: deBohli
"Brazil" und "Walhalla Rising" stehen dringend auf der Liste. Mit deiner Meldung zur restaurierten Version von "Paris, Texas" machst du mich aber sehr glücklich!
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Das stimmt, das fiel mir auch auf. Sogar in Bezug auf den Kurzfilm "What Did Jack Do?", den ich mir Ende letzten Jahres angeschaut habe. Alle Mittel und Mechanismen findet man bereits bei "Eraserhead".LivingDead hat geschrieben: ↑12.01.2021, 16:14natürlich Eraserhead (als Lynch-Fan eh Pflicht und immer wieder erstaunlich, wie sehr sein Stil schon hier durchdringt).
Ja, "Brazil" hat tatsächlich einen möglichen Nervfaktor, bei mir wurde dieser zum Glück nie ausgelöst.
Zur BD-Neuauflage von "Paris, Texas" kann ich wirklich nur sagen: Kaufen!
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Ich glaube zu "Valhala Rising" sollte ich mich langsam mal durchringen...
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Trois couleurs: Bleu
BD / Regie: Krzysztof Kieślowski
Ein berührender Film über Trauerbewältigung und das Erkämpfen von persönlicher Freiheit – als Auftakt zur Trilogie über die drei Grundwerte Frankreichs erschütternd, ergreifend und sehr intelligent. Juliette Binoche spielt überragend, Schnitt und Drehbuch sind auf höchstem Niveau und die Auflösung geschmackvoll und lebensnah.
Roadgames
BD / Regie: Richard Franklin
Zwei amerikanische Schauspieler*innen fahren durch weite Leere Australiens und hoffen, einen scheinbaren Killer erwischen zu können. «Rear Window» trifft auf «Duel», viel Humor auf Nervenkitzel – und alles hält sich in der Balance. Ein tolles Vergnügen, das mit Eleganz und Ausdruck gefilmt wurde. Jamie Lee Curtis war damals sehr süss.
Tremors
BD / Regie: Ron Underwood
Ein perfektes Drehbuch machte diesen Film (nebst einigen anderen glücklichen Zufällen) zum aufregenden Monster-Action-Komödien-Mischgetränk. Voller Seele und Herz, mit tollen Effekten und charmanten Darsteller*innen – auch nach diversen Durchgängen verliert die Produktion nichts von ihrem Reiz. Der neue Scan, den die Arrow-BD aufweisen kann, macht das Ganze noch spassiger – so klar und scharf.
Soul
Streaming, Disney+ / Regie: Pete Docter
Salopp gesagt ist «Soul» das Pixar-Äquivalent zum altbekannten Spruch «Carpe Diem». Im eigentlichen Sinne nicht falsch, leider aber etwas oberflächlich und ausgelutscht. Schön gemacht, endlich mit afroamerikanischer Besetzung und viel Gefühl. Viel mehr als die bekannten Plattitüden holt die Geschichte zum Thema Tod und Lebenssinn aber nicht hervor und ist darum wenig nachhaltig.
Polytechnique
BD / Regie: Denis Villeneuve
Darf ein Film das? Ein misogynes Massaker an einer technischen Hochschule nachstellen, alte Wunden aufreissen? Ja, denn Villeneuve hat mit diesem geschmackvollen Film ein poetisches Gegenstück zum Hass und der Gewalt geschaffen: Leise, stark berührend und schön. Ein Werk, das eine universelle Position einnimmt und für die Liebe kämpft. Erschütternd aber notwendig.
Martha Marcy May Marlene
BD / Regie: Sean Durkin
Die fliessende Kamera, die gefilterten Farben und das geschickte Spiel mit den Zeitebenen und Lokalitäten löst beim Betrachten des Regiedebüts von Durkin schnell ein Gefühl von Unsicherheit und Orientierungslosigkeit aus – und schlägt so den Bogen zur Hauptfigur. Elizabeth Olsen spielt in ihrer ersten grossen Rolle als Sektenopfer ausdrucksstark, die Stimmung ist super getroffen – doch leider bleibt alles etwas zu klischiert und flach. Die Vorfreude auf «The Nest», Durkins aktuelle Arbeit, ist aber gross.
Trois couleurs: Blanc
BD / Regie: Krzysztof Kieślowski
Die Komödie ist ein Genre, das Botschaften von grosser Tragweite für mich selten gut zu transportieren vermag. Das zeigt der Mittelteil der «Trois couleurs»-Trilogie von Meister Kieślowski – obwohl niemals von einem schlechten Film gesprochen werden kann. Von den ersten Minuten an überzeugt das Spiel um Liebe, Gleichberechtigung und Macht, wird kurz von «Bleu» besucht und darf sich dann in Polen zu absurden Momenten entwickeln. Nur bleibt halt alles etwas zu locker und Julie Delpy darf viel zu selten mitspielen.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Von Tremors habe ich noch diese fetzige Box:
Der neue Insel-Teil ist demnächst auch bei uns im Board zu finden.
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