Filmtagebuch: Wallnuss

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Beitrag von Wallnuss » 27.10.2014, 16:01

freeman hat geschrieben:Mich würde mal interessieren, warum du deine "Filmtagebucheinträge" - was deine Ausführungen nun definitiv nicht mehr sind - nicht zu Reviews umbaust?
Erfüllen die denn von der Länge her schon die Anforderungen? :wink:
Dann könnte man das ja relativ rasch noch nach arbeiten oder? Fehlt doch nur ein Kopf und eine Inhaltsangabe jeweils.

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Beitrag von SFI » 27.10.2014, 16:04

Also imo schon, ich schreibe stellenweise auch nicht mehr. :lol: Ich finde auch die inhaltliche Balance zwischen Filmkritik und Nebenkriegsschauplätzen sehr gelungen.
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Beitrag von Cinefreak » 28.10.2014, 08:50

Sei mir nicht böse, dass ich frage, aber sind die Reviews denn diesmal wirklich aus deiner Feder? Ansonsten müsstest du an die credits denken, Michael

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Beitrag von Wallnuss » 28.10.2014, 14:22

Du kannst den Credits gerne ein "Allmächtiger Herrscher des Universums" oder einfach "Gott" hinzufügen, aber nur, wenn du mir schmeicheln möchtest. :lol:

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Beitrag von Cinefreak » 28.10.2014, 19:14

oder aber... wir machen das nicht :lol: :wink: :lol:

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Beitrag von Wallnuss » 04.11.2014, 14:33

Marvels Iron Man 2

Schneller. Größer. Weiter. - Dieser Leitsatz scheint in Hollywood bei Sequels von Erfolgsfilmen bis heute zu gelten. Und nach dem Erfolg von "Marvels Iron Man" stand schnell fest, wie die Formel für den Nachfolger aussehen musste: Mehr Robert Downey Jr. Doch statt die Fortsetzung einzig und allein auf dessen talentierte Schultern zu legen, ist Regisseur Jon Favreau schlau genug, zu wissen, dass er nur dann mit der Klasse seines Originals mithalten kann, wenn er auch insgesamt filmisch erneut zu überzeugen weiß. In diesem Sinne liegt sein Bestreben größtenteils darin, sich inhaltlich von dem einfachen Konstrukt der Origin-Story des ersten Teils zu emanzipieren und dieses Abenteuer komplexer zu gestalten. Dabei wendet er einen Trick an, den er sich offenbar direkt bei Brett Ratners "X-Men: Der letzte Widerstand" abgeguckt zu haben scheint, so öffnet er gleich zu Beginn mehrere Handlungsstränge und lässt diese erst im großen Finale aufeinander zulaufen. Doch anders als bei Ratner, der damit katastrophal scheiterte, gelingt ihm die parallele Erzählung verschiedener Geschichten erstaunlich gut.

Wer nach "Marvels Iron Man" bereits befürchtet hatte, dass Tony Stark nun aufgeklärter und ernsthafter wäre, der wird sich wundern. Downey Jr., der für diese Rolle wahrlich eine Idealbesetzung ist, war viel zu gut als Exzentriker und Teilzeitalkoholiker, als das Favreau es sich hätte leisten können, auf diese Seite von Starks Charakter vollkommen zu verzichten. Auch nach seinem Outing ist Iron Man nicht unbedingt das, was man einen Vorzeigesuperhelden nennt und verglichen mit anderen Konkurrenten aus der Filmwelt gibt es wohl kaum einen Protagonisten, der soviel säuft und redet wie er. Ob er dabei gerade einer Senatssitzung bei wohnt, mit seiner "Freundin" Pepper Potts "flirtet" oder sich vor versammelter Party-Gemeinschaft in die Rüstung pinkelt, Downey Jr. macht aus dieser Person etwas interessantes und Favreau füllt die Szenen mit gesunder Komik. Dabei gelingt es ihm aber auch, die notwendige Ernsthaftigkeit nicht zu vernachlässigen. Mit Mickey Rourke als Ivan Vanko findet er einen herrlich überzeichneten und allein vom physischen Auftreten her bedrohlichen Schurken, der durch sein eindrucksvolles Gadget (elektrisch geladene Peitschen) einen würdigen Antagonisten darstellt. Doch nicht nur in dieser Hinsicht überzeugt der Gegenspieler: Rourke versteht es, mit wenigen Worten und Szenen Ivan Vanko schnell zu einer tragischen Person zu machen, die das Publikum Langezeit genauso bewundert wie abstoßend findet, wie Tony Stark selbst.

Hassenswert ist dafür ein anderer Charakter geraten. Sam Rockwell gibt als Waffenexperte Justin Hammer eine noch schmierigere und selbstverliebtere Tony Stark Interpretation, als dieser es selbst ist und wird als sein böses Spiegelbild gezeichnet. Don Cheadle übernimmt derweil den Posten von Terrence Howard aus dem ersten Teil, fällt aber nicht mehr auf als sein Vorgänger und Gwyneth Paltrow spielt die Pepper Potts erneut zuckersüß und funktioniert immer dann am besten, wenn sie mit Downey Jr. zusammenspielen darf. Zwar will Favreau tatsächlich in "Marvels Iron Man 2" den Vorgänger in jeder Hinsicht übertreffen, doch hält sich quantitativ zurück. Stattdessen steht Qualität auf der Speisekarte. Sinnbildlich dafür, dass es auch hier wieder nur drei größere Actionszenen gibt. Ein kleines Problem ist es vielleicht, dass die erste davon dann aber auch schon gleich die Beste ist. Der Kampf zwischen dem Eisernen und Vanko auf der Rennstrecke von Monaco ist atemberaubend gefilmt, wundervoll geschnitten und rasant umgesetzt. Selten war man so mit Hochspannung in einen Comicfilm vertieft, selten war ein actionreicher Kampf so ästhetisch. Die anderen beiden Sequenzen können da trotz Hochglanzoptik nicht ganz mithalten. Bei einem Aufeinandertreffen zwischen Stark und seinem Freund Rhodes nimmt Favreau den Titel seines Filmes erschreckend wörtlich und präsentiert gleich zwei Iron Mans, die sich immerhin mit reichlich Witz gegenseitig auf den Latz hauen. Im Showdown, so scheint es jedoch, hatte die Regie wohl keine Lust mehr und gab stattdessen einfach an die Programmierer der Effektabteilung ab, die sich dementsprechend ordentlich austoben. Schade, wo es doch vorher so toll gelungen war, für Abwechslung zu sorgen.

Denn - wie oben bereits angedeutet - ist die Handlung wirklich interessant und das, obwohl sie eigentlich nur zwischen verschiedenen Subplots hin und her springt. Doch was dabei so gut gelingt, ist die Dosierung, in welcher Favreau variiert und abwechselnd. Außerdem wird nie der Fehler gemacht, den Film zu offensichtlich in verschiedene Bestandteile zerfallen zu lassen. Bereits recht früh ist das Figurenrepertoire von "Marvels Iron Man 2" recht breitfächrig angelegt und intelligenterweise scheint über die Laufzeit hinweg irgendwann jeder Charakter einmal mit jedem interagiert zu haben. Dies verspricht Spannung, Abwechslung und Konfliktpotenzial an allen Ecken und Enden. Lediglich auf den erneuten Auftritt von Clark Gregg als Agent Coulson, wie auch auf den von Samuel L. Jackson als sein Boss Nick Fury und Scarlett Johanssons Darstellung der Agentin Natasha Romanoff hätte man verzichten können. Zwar stören sie dem Handlungsfluss zu keinem Zeitpunkt, sind aber zu offensichtlich nur deshalb integriert, um im Hintergrund das kommende Crossover des Marvel Cinematic Universes vorzubereiten.

Fazit: Bald ist es soweit und Iron Man alias Tony Stark wird im großen Crossover auf andere Superhelden seines Formates treffen. Dabei bleibt nur zu hoffen, dass er dort den Film ähnlich genial aufwerten kann, wie es in diesem hier der Fall ist. Der Charakter, der stets zentral im Vordergrund steht ist auch im zweiten Leinwandauftritt immer noch interessant, vielseitig und ein Publikumsliebling, der Cast besteht nicht nur aus großen Namen, sondern weiß diese auch effektiv einzusetzen, das Verhältnis aus Tempo, Action und Stille sitzt perfekt und ansonsten wird die Blockbuster-Formel von Favreau als Regisseur und Kevin Feige als Produzenten ideal verwendet. Den unnötig ausufernden und langatmigen Showdown hätte man sich dabei aber genauso sparen können, wie die allzu platte Vorbereitung des "Avengers"-Filmes.

:liquid8:

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Beitrag von Wallnuss » 07.11.2014, 17:46

Matrix

Was haben Platons Höhlengleichnis (der wohl bedeutendste Beitrag zur philosophischen Erkenntnistheorie), die Erkenntnisse des Zen-Buddhismus, Jean Baudrillards medienphilosophischer Roman "Simulacres et Simulation", Friedrich Nietzsches Theorie vom Übermenschen Zarathustra, vereinzelte Elemente des Gnostizismus und die Handlungen aus dem alten und neuen biblischen Testament gemeinsam? Sie alle dienten zur Inspiration für einen der besten Actionfilme aller Zeiten aus dem Jahre 1999. Unglaublich, aber wahr, denn all diese komplexen und akademisch-intellektuellen Inhalte vereinten die Brüder Laurence und Andy Wachowski als Regisseure und Drehbuchautoren in ihrem filmhistorischen Beitrag "Matrix". Unter dem wachsamen Auge des Produzenten Joel Silver gelang es ihnen nicht nur, aus "Matrix" einen wundervollen Zwitter aus Unterhaltungsmedium und anspruchsvollem Werk zu kreieren, sondern auch den sprichwörtlich "perfekten" Film zu drehen.

Alles an "Matrix" ist eigentlich überlebensgroß. Die Motive, die Handlung, die Anleihen, die Inhalte, so ist jeder Dialog bedeutungsschwanger, jeder aufgeworfene Gedankengang ein Fest für einen Philosophie-Studenten. Beinahe erschreckend ist es aber, dass die Gebrüder Wachowski ihren Film dennoch nie damit überfrachten. Obwohl sie sich nahezu volle 60 Minuten Zeit dafür nehmen müssen, ihre komplizierte Zukunftsversion zu entfalten und dem Zuschauer in vielen Szenen erst einmal die Gesetze und Regeln ihres Universums erklären müssen, gelingt es ihnen perfekt, die Spannungskurve stets hoch zu halten. Das Keanu Reeves Neo dabei genau wie wir als Unbeteiligter in die Szenarie geworfen wird, ist natürlich ein grandioser Kniff, der die Exposition nicht nur im Kontext der Handlung rechtfertigt, sondern uns auch die höchstmögliche Identifikation mit dem Protagonisten ermöglicht. Die Regie geht aber noch eine Spur weiter und lässt uns sogar an seinen Gedankengängen teilhaben und gibt uns das Gefühl, ebenfalls ein Element dieser "Scheinwelt" zu werden. Wenn Vorgänge wie "Deja-Vùs" oder Klarträume als Fehler oder Vorkommnisse in der Matrix erklärt werden, ist das nicht nur eine schöne Idee, sondern für uns auch noch erschreckend authentisch, da sich so für jeden die ein oder andere bizarre Lebenssituation, die man vielleicht einmal erlebt hat, erklären lassen. Sich eine Fantasy-Sci-Fi-Welt zu erdenken, ist dabei wahrscheinlich noch die kleinste Herkulesaufgabe, die sich die Autoren gestellt haben. Aber diese so zu gestalten, dass wirklich jeder sich deren Existenz vorstellen kann und sich selbst in einzelnen Szenen wieder findet, das grenzt schon an eine unermessliche Raffinesse.

Die beweisen die Wachowskis auch in der Optik. "Matrix" sieht nämlich einfach nur grandios aus. Der Einsatz verschiedener Farbfilter ist optisch eine genauso große Schau, wie die makellosen CGI-Effekte, von denen es nicht wenige gibt. Dass diese auch von Nöten sind, zeigen die fantastischen Actionsequenzen. Denn zwischen aller inhaltlicher Eleganz und Vielschichtigkeit, geht es hin und wieder auch richtig zur Sache. Und ob durch Kung-Fu und Karate-Kämpfe, den Einsatz von Schusswaffen bis hin zum lustvollen Zelebrieren eines Amoklaufes oder schnellen Verfolgungen, alles wird in "Matrix" zu einem Fest für Augen und Sinne. Ästhetische Inszenierungen, mannigfaltige Spielereien (unter anderem Motion Capture und Bullet-Time) und ein unfassbarer Ideenüberschuss an innovativen Gestaltungen, nichts gibt es hier, was man schon einmal irgendwo anders gesehen hat, alles wirkt frisch, mutig und aufregend. Dazwischen bleibt sogar noch Zeit für Humor und Selbstironie. Wie, wenn nicht als brillant sollte man dies beschreiben?

Dazu kommt noch, dass "Matrix" als großer Blockbuster tatsächlich noch ehrlich spannend ist und sein Publikum zu fesseln weiß. Nie ist der Ausgang einer Szene frühzeitig klar, zu keinem Zeitpunkt ahnt man die nächste überraschende Wendung voraus. Dies ist der eindeutige Verdienst der intelligent ausgeklügelten Handlung, die gleich drei Faktoren erfüllt: Sie bietet durch alle ihre Aneckungen an Fragen nach dem Sinn des Lebens, der Natur des Menschen und den anderen religiös-philosophischen Inhalten Stoff zum Nachdenken, sie liefert durch ihre Konflikte immer weitere pyrotechnische Exzesse und erzählt trotzdem eine stringente und mitreißende Handlung, die immer im Vordergrund steht und über ihre Charaktere funktioniert. An der Seite vom (als Actionhelden ohnehin immer gut besetzten) Reeves sind mit Carrie-Anne Moss und Laurence Fishburne die Sidekicks wunderbar und auf den Punkt genau besetzt, die größten darstellerischen Leistungen leisten aber der grandiose Hugo Weaving in der Rolle des Antagonisten Agent Smith und Joe Pantoliano als undurchsichtiger Cypher. Besonders um seine Figur herum entsteht eine der nervenzerfetzendsten Szenen der gesamten Filmgeschichte, die sich jedem wohl unvergesslich einbrennen wird und bei der man die Anspannung am ganzen Körper miterlebt.

Fazit: In "Matrix" geht es, wie in beinahe jedem großen Actionfilm, um das Schicksal der gesamten Menschheit. Doch wohl nur ganz wenige andere schaffen es, einem dies so begreiflich zu machen. Ob es die lustvolle Freude am Entdecken dieser etwas anders funktionierenden Welt mit ganz eigenen und unvorstellbaren physikalischen Gesetzen, die technische Brillanz jeder einzelnen Szene sowie die astreinen Choreographien der atemberaubenden Actionsequenzen oder der gewaltige Interpretationsspielraum in tausende unterschiedliche Richtungen der Handlung sind, jeder wird in diesem Streifen etwas finden, dass ihn ganz persönlich anspricht. Man kann den Film als tiefphilosophisches Werk genauso begreifen, wie als launigen und schnörkellosen Actionreißer. Und genau darin liegt seine große Qualität. Was man in "Matrix" auch sehen möchte, er funktioniert auf jeder nur erdenklichen Ebene hervorragend und stellt darüber hinaus optisch auch noch eine Revolution für das Medium Film im Allgemeinen dar. Wenn man diesen Film nicht als Meisterwerk bezeichnen sollte, stellt sich die Frage, bei welchem man es denn sonst tun soll.

:liquid10:

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Beitrag von Wallnuss » 22.11.2014, 23:37

Terminator - Tag der Abrechnung

Unter einer Fortsetzung versteht man laut Definition die Fortführung eines Vorgängerfilmes, die dessen Thematiken und Handlungen aufgreift und weitererzählt. Vermutlich ist man sich gerade deshalb im Falle von "Terminator - Tag der Abrechnung" nicht ganz sicher, ob man hier wirklich von einem Sequel sprechen sollte. Als der damals noch recht unbekannte Regisseur James Cameron 1984 seinen B-Actioner "Terminator" drehte, musste er mit bescheidenen 6 Millionen US-Dollar als Budget auskommen. Sieben Jahre später, Cameron war mittlerweile in die A-Liga Hollywoods aufgestiegen, stellte man ihm für eine Fortsetzung mehr als 100 Millionen Dollar zur Verfügung. Und so ist es wohl auch wenig verwunderlich, wenn sich der zweite Terminator streckenweise als der Film erweist, der der erste Teil vielleicht in Camerons Vorstellungen ursprünglich mal werden sollte.

Eines muss man vorweg festhalten: "Terminator - Tag der Abrechnung" war 1991 im Bereich von Spezial-Effekten, besonders im Hinblick auf die Morphing-Effekte eine filmhistorische Revolution und sieht auch in der heutigen Zeit noch absolut großartig aus. Besonders die Animationen des T-1000, der brutalen Killermaschine, die dieses Mal hinter Familie Connor her ist, sind ein wahrer Augenschmaus. Ob er durch Metallgitter wandelt, sich in andere Personen oder sonstige Gegenstände transformiert, optisch ist das alles makellos dargestellt und absolut beeindruckend. Genauso überzeugt Cameron als Regisseur im handwerklichen Bereich auf allen Bereichen, jede Szene ist famos fotografiert. Wunderschöne Landschaftseinstellungen, ein elegantes Spiel aus Nah- und Fernaufnahmen kombiniert mit dem stimmungsvollen Soundtrack von Brad Fiedel, der seine Themen des Erstlings wieder aufgreift. Ebenfalls eindrucksvoll gestalten sich die Actionszenen. Die Choreographien sind sowieso stets angemessen, doch der extrem gefährliche Einsatz echter Stuntmänner in brenzligen Situationen verdient höchste Anerkennungen. Die 100 Millionen Dollar wusste Cameron effektiv zu nutzen.

Leider jedoch hinkt Terminator 2 bei aller Schönheit seinem Vorgänger in einem wesentlichen Punkt hinterher: der Spannung. Weshalb funktionierte "Terminator" so gut? Wegen seiner Reduzierung aufs Wesentliche. Ein Killer, ein Retter und eine Jungfrau in Nöten. David kämpfte gegen Goliath. Eine einfache, aber effektive und in Ansätzen philosophische Handlung (ist die Zukunft wirklich vorherbestimmt?), die während der Laufzeit im atemlosen Tempo eine Klimax nach der anderen erreicht. Und der "Tag der Abrechnung" folgt dieser Handlung beinahe sklavisch. Erneut gerät in der Action ein LKW außer Kontrolle, wieder kommt es zum finalen Kampf im Industriegebiet, sogar einige Dialoge scheinen direkt übernommen. Doch dieses Pacing, das Verhältnis zwischen Handlung und Action, stimmt in der Fortsetzung bedauerlicherweise überhaupt nicht mehr. Den ersten 60 Minuten, die die Grundsituation und die Charaktere etablieren müssen, geht diese Reduzierung völlig ab, denn in diesem Fall müssen nicht nur John Connor sowie Pro- und Antagonist eingeführt werden, sondern es gibt mit dem Plot rund um die grandiose Linda Harrison als Sarah Connor noch eine Nebenhandlung, die zeitweise etwas zu sehr den Fokus verlagert. Insgesamt dauert es daher zu lange, bis wirklich aktiv etwas passiert und erst wenn es zur Befreiung Sarahs aus einer Nervenheilanstalt kommt, ist zum ersten Mal so etwas wie Nervenkitzel zu spüren, zumal an dieser Stelle die Inszenierung unglaublich gelungen ist.

Doch die zweite Hälfte des Filmes weiß nicht so richtig etwas daraus zu machen. Zwar unterhält der Film von dort an durchgehend, doch der totale Actionoverkill am Ende, der immer und immer wieder aufs Absurde gesteigert werden muss, ermüdet mit der Zeit mehr, als das er mitreißen könnte. Dies ist aber auch der etwas veränderten Charakterdynamik zu verdanken. Arnold Schwarzenegger spielt hier nun den guten Terminator, während sein Gegenpart von Robert Patrick übernommen wird. Und dieser ist leider weder so überzeugend, wie Arnie es gewesen ist, noch wird ihm genauso viel Raum wie sein Vorgänger zuteil, hin und wieder vergisst ihn die Handlung sogar etwas zu lange. Denn der Fokus liegt in "Terminator - Tag der Abrechnung" eindeutig auf dem jungen Edward Furlong als John Connor und seinem technischen Beschützer, der im Laufe der Zeit immer menschlicher wird. Auch wenn dieser Aspekt insgesamt interessant ist und wirklich gut durchdacht in Szene gesetzt wird, ist dieses veränderte Hauptaugenmerk für Liebhaber des kompromisslosen Vorgängers eine wahre Enttäuschung. Das fängt bei dem Entschluss, den Terminator zu einem nicht tötenden Roboter zu machen an und hört bei der deutlich weniger harten Gewaltdarstellung auf, die im Zusammenspiel mit dem schwächeren Antagonisten zu oft den Druck aus der Action und der (An-)Spannung nimmt. Wahnsinnig gelungen ist dafür der wundervoll subtile Humor, den Cameron an allen Ecken einfließen lässt. "Hasta La Vista, Baby" als Zitat dürfte bereits legendär sein, doch noch viel komischer ist beispielsweise die Szene, in der Sarahs Psychologe, gespielt von Earl Boen, erkennen muss, das seine Patientin doch gar nicht so verrückt gewesen ist, wie er immer gedacht hat. So liegt ironischerweise in einer der größten Schwächen des Filmes auch eine seiner größten Stärken, denn der Humor lockert ganz hervorragend das Geschehen immer wieder auf und hilft dem Publikum, der eigentlich absurden Handlung zu folgen, ohne sie lächerlich zu machen. So geht das!

Fazit: Furiose Actionszenen und irrsinnig gute Tricks halten "Tag der Abrechnung" am Leben. Größer heißt aber nicht immer besser. Bei dem Versuch, nach "Terminator" den selben Film ein paar Jahre später noch mal mit besseren Effekten zu verfilmen, scheitert Cameron ausgerechnet an seinen Ambitionen, alles gleichzeitig um eine Nummer zu steigern, aber dabei auch massentauglicher zu machen, was sich nach dem viel kleineren Vorgänger wie ein Verrat anfühlt, aber dennoch 140 Minuten gut unterhält, ohne dabei mehr aus seinen Möglichkeiten zu machen. Dafür hätte es einen mutigeren Ansatz gebraucht.

:liquid6:

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Beitrag von Cinefreak » 23.11.2014, 10:45

Das ist jetzt nicht dein Ernst??? :?: :shock:

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Beitrag von gelini71 » 23.11.2014, 10:57

ich gehe da so ungefähr konform (auch wenn ich in Notentechnisch höher ansiedeln würde), ich habe T2 nie für diesen Überfilm gehalten wie er immer gemacht wird. Ja - die Actioszenen sind grandios aber Handlungstechnisch fällt er ab - das ist aber ein generelles Problem bei Cameronfilmen :wink:. Im Laufe der Jahre lernte ich wirklich den jungen John Conner zu hassen, dessen Sprüche nerven mich mittlerweile einfach nur.
Ok - ich bin somit offiziell zum Abschuß freigegeben :lol:
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Beitrag von Wallnuss » 23.11.2014, 12:10

Kinder stören mich in Actionfilmen sowieso immer. Vielleicht bin ich da einfach etwas kleinkariert, aber es gibt nichts, was die Spannung mehr aus einer Actionszene rausnimmt, als die Involvierung eines Kindes, weil Regisseure aus Hollywood für gewöhnlich nie den Mumm haben, solche dann auch einmal zu töten oder ihnen überhaupt etwas zustoßen zu lassen, was jede Möglichkeit vom Spannung bereits im Keim erstickt. Wenn ich so darüber nachdenke, dann ist das vielleicht neben dem schwachen Antagonisten sogar mit der Hauptgrund, warum die Action bei mir nicht zünden will.

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Beitrag von Cinefreak » 23.11.2014, 14:31

Ist der Grund bei euch Überkonsumierung, oder wie oft habt ihr den geschaut? Hat sich vielleicht auch abgenutzt?

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Beitrag von Wallnuss » 23.11.2014, 14:44

Meine erste Sichtung war auf VHS-Kassette Ende der 90er, die zweite muss 2003 oder 2004 gewesen sein, war also insgesamt meine dritte Sichtung des Filmes. Von Überkonsumierung kann man da kaum sprechen, tatsächlich verlor ich Terminator Jahre lang aus den Augen und habe erst jetzt auf Blu-ray begonnen, mich der Reihe wieder anzunähern.

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Beitrag von Cinefreak » 23.11.2014, 15:28

oooh, da bist du ja harmlos...ich hab einige Filme (auch die ersten beiden Terminator-Filme) zigmal konsumiert. Bad Boys beispielsweise hab ich ca. 15 mal gesehen, wenn nicht öfter.

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Beitrag von gelini71 » 23.11.2014, 16:02

T2 habe ich damals im Kino gesehen, dann so zwei- dreimal auf VHS und allerhöchstens zweimal auf DVD - für knapp 25 Jahre kein schlechter Schnitt.
Über habe ich eher die Indiana Jones Filme, die kann ich wirklich nicht mehr sehen....
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Beitrag von SFI » 24.11.2014, 07:49

Dito zu Indy und die 6/10 würde ich auch zücken, allerdings bei der 1. :lol: Derweil hat sich auch T2 vom Überfilm eines damaligen PG13 Kid, zu einem immer noch guten, aber mit einigen Störfeuern versehenen Streifen gewandelt. Die 8/10 sind da für meinen Geschmack immer noch drinne.
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Beitrag von Wallnuss » 26.11.2014, 20:20

Mr. & Mrs. Smith

Manchmal muss man sich eigentlich mal fragen, wie gewisse Filme in Produktion gehen können. Wie kann es sein, dass ein völlig lächerliches Drehbuch ohne Handlung, innerer Kohärenz oder einem einzigen vernünftigen Dialog einen Weg ins Kino findet? Wie kann es sein, dass Regisseur Doug Liman im Jahr 2005 110 Millionen US-Dollar für große Actionsequenzen verpulvern darf, wenn diese dann nur ein müdes Gähnen beim Publikum hervorkitzeln können? Und wie kann es sein, dass man für diese lahme Chose dann auch noch Brad Pitt und Angelina Jolie begeistern konnte? Fragen über Fragen, auf die "Mr. & Mrs. Smith" aber keine vernünftige Antwort gibt. Ein ganz anderes Rätsel weiß er dafür aber perfekt aufzuklären: Will Hollywood uns mittlerweile eigentlich komplett für dumm verkaufen? Ohne zu viel vorweg nehmen zu wollen: Die Antwort lautet Ja.

Mr. or Mrs. Smith? - In der Theorie klingt die Idee hinter "Mr. & Mrs. Smith" ja ganz witzig. Zwei Auftragskiller, die nichts vom Beruf des jeweils anderen wissen heiraten und kommen sich bei einem Auftrag gegenseitig in die Quere, sodass sie aufeinander angesetzt werden. Das ist vielleicht nicht das originellste Konstrukt, aber bietet viele gute Möglichkeiten für eine unterhaltsame 75-minütige Actioncomedy mit ein paar charmanten Wortgefechten. Doch genau damit kann das Drehbuch von Simon Kinberg nicht aufwarten. Sämtliche Dialoge, die dem im Zentrum stehenden Paar in den Mund gelegt werden, sind nicht nur platt und oberflächlich, sondern auch einfach nie witzig oder zündend. Wobei das in der ersten halben Stunde noch einigermaßen funktioniert, wenn Liman versucht, das amerikanische Vorstadtleben satirisch überzeichnet darzustellen und dabei allerhöchstens an der etwas langsamen Erzählweise scheitert. Was dann aber passiert, sobald der Vorhang fällt, ist an Langeweile nur schwerlich zu unterbieten. Katastrophal ist dabei vor allem, dass man weder für Mr. noch Mrs. Smith ernsthaft Sympathie hegt. Beide sind völlig charakterlos, wirken wie Karikaturen (was sie letzten Endes ja auch sind) und lassen in ihrer Perfektion keine Identifikationsmöglichkeiten zu, was den später folgenden "Krieg" zwischen beiden umso unbedeutender wirken lässt. Der Ausgang des Aufeinandertreffens ist einem schlichtweg egal.

Mr. vs. Mrs. Smith - Der tatsächliche Höhepunkt des Filmes, also besagtes Aufeinandertreffen, ist dabei gar nicht mal schlecht inszeniert. Der Mittelteil wartet ohnehin mit vielen guten Stunts und materialschlachtartigen Actionszenen auf. Hier erkennt man die Mühe der Regie und Stuntabteilung, dem Auge einigermaßen etwas zu bieten. Allerdings bleibt das alles auch substanzlos. Natürlich konnte man bei einem schlichten Popcorn-Film da von Vornherein nicht viel erwarten. Doch ein kleiner Funken Sinn sollte schon im Geschehen stecken. Doch "Mr. & Mrs. Smith" brauchen dererlei Hindernisse nicht. Unmotiviert und willkürlich gehen die beiden mit den dicksten Waffen aufeinander los, um im nächsten Moment wieder mit sich zu hadern, voller Elan schlagen sich beide durch das eigene Haus, um sich eine Sekunde später in die Arme zu fallen... In diesen Szenen scheint am Set niemand so richtig gewusst zu haben, welche Richtung der Film gehen soll, was die Intention der Charaktere ist und vor allem, was der Zuschauer eigentlich empfinden soll. Denn der Begriff "Actionkomödie" scheint bei "Mr. & Mrs. Smith" gar nicht so zutreffend zu sein. "Nicht ernst gemeintes Geballer mit Starappeal" wäre wesentlich passender. Wenig überraschend daher auch, dass bis auf Kerry Washington und dem erfrischend witzigen Vince Vaughn praktisch kein anderer Darsteller mitzuspielen scheint und alle Szenen sich ganz um Pitt und Jolie drehen, die beide zwar sichtlich Spaß haben, aber eben deshalb auch etwas zu unwirklich und künstlich agieren. Komponist John Powell ist es dann, der all den Szenen so etwas wie einen Hauch von Eleganz verleiht, wenn er musikalisch auf Tangorhythmen setzt und dadurch ein wenig Schwung in die langatmige Vorstellung bringt.

Mr. & Mrs. Smith - Wie man das Adjektiv "bedeutungslos" in das nicht weniger schöne Wort "ärgerlich" ändert, zeigt einem schließlich das letzte Drittel. Nach dem der eigentliche Höhepunkt nach besagten 75 Minuten nämlich erreicht ist, hängt Liman noch mal gut eine dreiviertel Stunde an das Abenteuer ran und präsentiert eine Abfolge von großen und aufwendigen Actionszenen, in denen zahllose Statisten von Pitt und Jolie spektakulär ins Jenseits geschickt werden. Die angestrengten Versuche von Liman, den Ballerorgien durch die tänzerischen Choreographien etwas Ungewöhnliches mit auf den Weg zu geben, retten nicht und auch die enorme Blutlosigkeit im Hinblick auf die jüngere Zielgruppe ist bei derartigen Leichenbergen unnötig störend. Schlimmer ist aber, dass man hier nicht mal mehr versucht, lustig zu sein oder eine Handlung zu erzählen, es wird wirklich nur noch ein ermüdendes Massaker an das nächste geschnitten, welchen teilweise durch die verwackelte Handkamera nicht ganz zu folgen ist. Vorher mag man "Mr. & Mrs. Smith" ja noch mit Anstrengung gefolgt sein, doch spätestens hier dürfte es selbst anspruchslosesten Zuschauern schwer fallen, bis zum Ende durchzuhalten. Das kommt dann auch so überhastet und plötzlich, dass man schon fast erstaunt hochschreckt, wenn auf einmal der Abspann einsetzt und John Powell erneut einen leichtfüßigen Tango zum Besten gibt und keinen Zweifel daran lässt, was einem an den letzten 120 Minuten am meisten gefallen hat.

Fazit: Über einige Filme sollte man nicht mehr Worte als nötig verlieren und "Mr. & Mrs. Smith" hat damit das Maß an Notwendigkeit in vollem Umfang erreicht. Am Ende bleibt die Frage, wer von so einem Film profitiert? Offenbar scheint es ein Publikum für derartige Geschichten zu geben, denn ein ganz annehmbarer Erfolg ist der Film an den Kinokassen dann doch geworden. Doch weder Liman noch Kinberg sollten sich für diesen Streifen auf die Schultern klopfen. Gelohnt hat es sich immerhin für Brad Pitt und Angelina Jolie selbst, die sich bei den Dreharbeiten verliebten und später gemeinsam den Bund der Ehe eingingen. Herzlichen Glückwunsch noch mal. Bleibt nur zu hoffen, dass bei einer eventuellen Scheidung kein Sequel in Auftrag gegeben wird.

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Beitrag von Wallnuss » 30.11.2014, 01:43

Marvels Thor

Schon immer bedienten sich Regisseure und Drehbuchautoren bei den klassischen Epen der alten Griechen und auch die Motive stammen oft aus diesen fernen Zeiten. Im Falle der 2011 erschienenen Comicverfilmung von den Marvel Studios, die nach den Abenteuern von Iron Man und Hulk mit dem titelgebenden Thor den dritten Protagonisten in das Marvel Cinematic Universe einfügt, basieren die Charaktere wage auf Göttern der nordischen Mythologie. Eine interessante, aber folgerichtige Wahl daher, den Regieposten mit Kenneth Branagh zu besetzen, der besonders für seine Verfilmungen von William Shakespeare Stücken bekannt geworden ist. Und wer könnte die Geschichte eines arroganten Übermenschen und dessen Lektionen in Demut besser erzählen, als ein Shakespeare-Profi?

In der Tat scheint der Film anfangs von Branagh als Kreativen hinter der Kamera nur zu profitieren. Besonders im ersten und letzten Drittel, in welchen die Handlung im Götterreich Asgard und der frostigen Welt Jotunheim spielt, gefällt "Marvels Thor" nicht nur durch die gelungene Farbpracht, sondern auch durch die angenehm-ungewöhnliche Spannung. Die Charaktere reden unter einander in einer leicht altertümlich angehauchten Art und Weise, verhalten sich wie in einem älteren Drama und die Ereignisse selbst haben (wie eigentlich der ganze Film) etwas märchenhaftes an sich, was das ganze angenehm kindlich verspielt erscheinen lässt. Zumal diese Szenen natürlich auch noch durch etwas ganz anderes getragen werden: Chris Hemsworth liefert als Thor vielleicht nicht die brillanteste Darstellung des Jahrzehnts ab, macht seine Sache aber ordentlich, doch was Schwergewicht Anthony Hopkins als Göttervater Odin und Überraschungshit Tom Hiddleston in der Rolle des hinterlistigen Lokis präsentieren, lässt sich kaum in Worte fassen. Obwohl nahezu all ihre Dialoge natürlich nicht über die Qualität eines Unterhaltungsfilmes hinausgehen und teilweise enttäuschend simpel bleiben, verleihen die beiden ihrem Spiel soviel Ausdruck, dass es ein enormes Vergnügen ist, ihnen zuzuschauen und den Entwicklungen ihrer Figuren zu folgen.

Deutlich weniger mächtig (wenn dies auch gewollt ist) kommt da der lange Mittelteil daher, in dem Branagh die Handlung auf die Erde in ein kleines US-amerikanisches Wüstenkaff verlagert und unseren Planeten als trivial in den Augen der Götter darstellt. Leider tritt seine Geschichte hier aber viel zu oft nur auf der Stelle und es wird zu wenig wirklich erzählt. Natürlich ist die Romanze zwischen Thor und Natalie Portmans niedlicher Jane Forster zart-romantisch geschrieben und mit Stellan Skarsgard und der herrlich authentischen Kat Dennings sind weitere Nebenrollen mit waschechten Comedy-Experten besetzt. Aber teilweise wird es mit dem Humor dann doch zu viel. Thor stolpert von einem "fish-out-of-water"-Moment in den nächsten, ganze Szenen wirken eher einer Parodie oder Actionkomödie entnommen und auch in den Actionszenen tritt die Regie heftig auf die Bremse und beschränkt sich auf ein wenig Fließband-Effektspielerei und handgemachte Prügelmomente. Das mag aber vielleicht auch daran liegen, dass es keinen richtigen Gegenspieler zu geben scheint. Denn eigentlich scheint das ganze Erden Kapitel einen ganz anderen Sinn zu erfüllen: der Einführung von SHIELD. Der Geheimdienst, der bereits in "Marvels Iron Man" und "Marvels Iron Man 2" eine kleinere Rolle spielte und wie dort auch hier wieder von Clark Gregg als Agent Phil Coulson repräsentiert wird, erfährt hier eine etwas genauere Vorstellung, ist für die Handlung selbst aber streng genommen überflüssig wie ein Kropf und zieht die Ereignisse unnötig in die Länge. Ein wenig schade, dass hier allzu offensichtlich auf das Crossover hingearbeitet wird und "Marvels Thor" nicht eigenständig daher kommen darf.

Gewagt ist zumal die Brücke, die Produzent Kevin Feige schlagen muss, bei dem Versuch, eine derart fantastische und abgehoben-mythische Welt wie die der Götter in sein filmisches Universum einzubetten, da diese Charaktere ja irgendwann einmal auf Tony Stark und Bruce Banner treffen werden müssen. Doch angenehm subtil gelingt der Verweis auf "Magie als noch nicht verstandene Wissenschaft" und so werden aus den Göttern eben rasch hoch moderne Außerirdische und aus dem Weltenbaum Yggdrasill, von dem sich die Wikinger am Lagerfeuer erzählten, eine uns unbekannte Anordnung der Galaxien. Auch wenn am Ende für den Film selbst die Wortwahl wohl kaum einen Unterschied spielen wird, ein wenig ärgerlich ist es schon, dass es so in "Marvels Thor" erheblich an Mysterien mangelt. Zwar hat die Aura von Heimdall-Darsteller Idris Elba etwas geheimnisvolles an sich, ansonsten beschränken sich die Unterschiede zwischen den Welten aber zu sehr auf optische Details, zumal die Effekte hier leider weniger gut geraten sind wie in den Vorgängern, besonders im irdischen Kampf gegen den Destroyer droht man doch arg den Charme eines B-Movies zu erlangen. Ansonsten lebt Branaghs Film aber grade von seinem Charme, der Verspieltheit, der Naivität, die die Produktion durchblicken lässt und die in Zeiten der immer ernsteren Comicverfilmungen den spaßigen und gesunden Gegensatz zu bieten weiß.

Fazit: Die Geschichte eines blonden verbannten Schönlings, der sich erst durch die Selbstopferung für seine wahre Liebe als würdig erweist, ist beileibe nicht neu und wird überraschungsfrei nach Schema F erzählt. Die Charaktere fügen sich in dieses Bild gut ein und bis auf den machiavellistischen Möchtegern-Herrscher Loki sticht niemand wirklich hervor, auch wenn keiner wirklich negativ auffällt. Ansonsten wechseln sich Shakespeare-artige Sequenzen mit seichtem Schmunzel-Humor und ein wenig "Avengers"-Einführung ab. "Marvels Thor" ist zweifellos ein charmanter Film, aber eben auch keiner, der sonderlich aufregend ist oder einem wirklich etwas bietet, was man nicht schon einmal irgendwo gesehen hätte. Unterhaltsam ist er dafür immerhin durchweg und eröffnet durch seinen überirdischen Hintergrund dem Marvel Cinematic Universe für die Zukunft unendliche Möglichkeiten. Im kommenden Crossover geht es dafür dann aber hoffentlich wieder etwas mehr zur Sache!

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Wallnuss
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Beitrag von Wallnuss » 02.12.2014, 20:01

Escape Plan

Nachdem sie in "The Expendables" gemeinsam mit Bruce Willis einen kurze Szene hatten und in "The Expendables - Back for War" immerhin ein paar Minuten lang Seite an Seite die Bösewichter erlegten, stellt Mikael Håfströms Thriller "Escape Plan" 2013 das erste große filmische Aufeinandertreffen von Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger dar, jenen Darstellern, die in den 80er Jahren mit ihren kompromisslosen Actionfilmen eine ganze Generation von "harten Männerfilmen" prägten und im 21. Jahrhundert bislang mittelprächtig erfolgreich versuchten, an ehemalige Glanzzeiten wieder anzuknüpfen. Dabei wird vielleicht nicht unbedingt das Rad neu erfunden und das Drehbuch von Miles Chapman kann in Punkto Originalität nicht zwingend auftrumpfen, doch Schwarzenegger und Stallone wären nicht bei ihren Fans so beliebt, wenn sie aus "Escape Plan" nicht trotz dessen einen spaßigen Film machen könnten.

Auch, wenn dieser Film unter dem Genre Thriller verkauft wird und das sicherlich auch so sein soll, so sollte man diese Bezeichnung aber auch nicht zu ernst nehmen. "Escape Plan" ist in erster Linie ein Film, der einzig und allein dazu gedacht ist, den beiden großen Actionlegenden im Zentrum viele Möglichkeiten zu geben, sich von ihrer besten Seite zu zeigen, verkommt gleichzeitig aber nicht nur zur Mucki-Modenschau. Und in dieser Hinsicht hat er dem "Expendables"-Franchise auch gleichzeitig mehreres voraus. Während diese Filme (besonders der zweite Teil) besonders auf selbstironische Kommentare und Hommageszenen setzen, geht Håfström das ganze schon etwas ernster an. Vordergründig will er dem Publikum eine Geschichte erzählen und so einfältig diese anfangs noch wirken mag, mit dem ein oder anderen netten Twist weiß sie im späteren Verlauf doch tatsächlich aufzuwarten. Überhaupt ist das Konstrukt hinter den Geschehnissen in der Tat ein wenig ausgelutscht, die Umsetzung selbst (am meisten natürlich die Ausbruchsversuche) geraten dafür aber überraschend pfiffig und sind durchaus dazu in der Lage, den Zuschauer das ein oder andere Mal verblüfft zurückzulassen. Ebenfalls sehr gelungen sieht die allgemeine Entwicklung des Filmes aus. Das fetzige Intro, die Exposition der Handlung, das langsame Annähern der Protagonisten, die erste Aktion, der Fehlschlag, der Aufbau der zweiten Aktion... der Genrekenner mag berechtigt das Schema F kritisieren, die Versatzstücke funktionieren für sich genommen aber und wirken erstaunlich gut zusammengesetzt.

Håfström als Regisseur ist es, der dem Drumherum Leben einhaucht. Die Farbwahl, die Settings, das Spiel mit der Kamera, es sind einfache Tricks, derer er sich bedient, die allerdings nicht willkürlich eingesetzt werden, sondern stets das Ziel im Auge behalten. Die wahren Stars sind dann aber selbstredend Sly und Arnie und die Show, die sie da abliefern, ist für Fans ihres Lebenswerkes ein Genuss. Sly ist auf den sympathischen Einzelkämpfer mit tragischer Vergangenheit ja ohnehin abboniert, doch was Arnie als Ex-"Terminator" aus seinem Emil Rottmayer macht, erstaunt sogar seine größten Bewunderer. Schreiend, fluchend, betend, ängstlich zusammenzuckend und völlig losgelöst erlebt man in mehreren packenden Momenten den wohl schauspielerisch entfesselndsten Schwarzenegger aller Zeiten. Schön, dass er hier noch mal unter Beweis stellt, was er drauf hat und wofür man sich "Escape Plan" eigentlich anschaut. Ein Kompliment gilt noch einem weiteren Darsteller, denn auch wenn der Rest des Casts gemäß Heldenverehrung der Protagonisten blass bleiben muss, liefert Jim Caviezel eine nicht ganz Klischee-freie, aber immerhin diabolische Performance als Schurke ab und darf sich, dank des Mitwirkens vom physisch stärkeren Vinnie Jones, den man als Juggernaut aus "X-Men: Der letzte Widerstand" kennen sollte, ganz auf sein Mimenspiel verlassen.

Es sind im Detail nur wenige Elemente, die den Spaß ein Stückweit trüben. Die dramaturgische Entwicklung mag gelungen sein und dies auch etwas einfordern, doch selbst dann fliegen im Showdown zu viele Kugeln und die Materialschlacht nimmt etwas Überhand. Genauso ist es schade, dass der tolle Caviezel dann auch noch derart unwürdig und vorhersehbar in einem zu schnellen Schluss das Zeitliche segnen muss. Einen stärkeren Abschluss hätte man ihm schon noch gegönnt. Was aber wirklich über weite Strecken ein starkes Ärgernis ist, sind der Charakter des Arztes, welcher von Sam Neill verkörpert wird und ungewollt lächerlichen Pathos in die Chose bringt (beispielsweise bei seiner Rückbesinnung auf den Eid des Hippokrates), genauso wie der schwache Soundtrack von Komponist Alex Heffes, der gefühlt die selben zwei Themen immer und immer wieder in endloser Variation wiederholt und in dieser Eintönigkeit fast schon darauf ausgelegt scheint, durch permanente Wiederholung ein Minimum an Einfallsreichtum zu überspielen. Dieser Versuch darf aber ganz gehörig als gescheitert angesehen werden.

Fazit: Der erste große Zusammenprall zweier Actionheroen muss natürlich gehörig knallen. Leider knallt es am Ende etwas zu oft und etwas zu laut. Und über die ein oder andere inhaltliche Darstellung sollte man lieber nicht zu intensiv nachdenken. "Escape Plan" ist als Thriller unterhaltsames und kurzweiliges Durchschnittsmaterial. Doch wegen der Handlung wird wohl kaum einer diesen Film angeschaut haben, denn hier sind die beiden Namen auf den Plakaten Programm und Stallone und Schwarzenegger sind beide stark genug, um ihrem Publikum eine würdige Vorstellung zu präsentieren, die nicht zuletzt auch wegen der passend-unterwürfigen Inszenierung und Jim Caviezels wahrhaftigem Arschloch-Fiesling jedem Fan zwei launige Stunden bereiten dürfte. Wer eine 80er-Jahre Rückbesinnung im Sinne der "Expendables" erwartet, wird aber enttäuscht werden. Die Zeiten haben sich geändert und die beiden sind nun gerade noch rechtzeitig im 21. Jahrhundert angekommen. Auf ein Neues, Jungs!

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Beitrag von Cinefreak » 02.12.2014, 20:12

mal überflogen. Doch so fetzig? Muss ich mir den auch noch geben

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Beitrag von Wallnuss » 03.12.2014, 20:30

Terminator - Rebellion der Maschinen

Auf den finalen Abschluss der Trilogie, die 1984 mit "Terminator" begann und 1991 mit "Terminator - Tag der Abrechnung" ihren finanziellen Höhepunkt fand, mussten Fans des Franchises geschlagene 12 Jahre warten, bis endlich ein dritter Teil seinen Weg ins Kino fand. Viel vom Personal der Vorgänger blieb dabei nicht übrig: Earl Boen dufte in einem kleinen Cameo noch mal seinen Psychiater Dr. Silverman geben und ansonsten konnte nur Arnold Schwarzenegger überredet werden, ein letztes Mal seine kultige Rolle als T-800 Modell 101 zu übernehmen. Regisseur James Cameron blieb hingegen hart und hatte scheinbar keine Lust mehr, seine Filmreihe zu Ende zu bringen, sodass Jonathan Mostow mit 175 Millionen Dollar ausgestatt die Nachfolge antreten durfte. Und - so viel sei gesagt - die komplett falsche Wahl war er ganz definitiv nicht.

"Terminator - Rebellion der Maschinen" ist oberflächlich betrachtet eigentlich sogar eine sehr freche Produktion. Wie schon im Vorgänger, wagen es die Macher auch hier, erneut die exakt gleiche Geschichte mit wenigen Änderungen zu erzählen. Der gute Terminator tritt gegen den bösen Terminator an, um John Connor zu retten, den Anführer des Widerstands in der Zukunft gegen das Computersystem Skynet. Seltsam, aber erfreulich, dass die Rebellion dabei aber wesentlich frischer und lockerer rüberkommt, als der etwas verkrampfte "Tag der Abrechnung". Mostow mag kein James Cameron sein und ist weder in der Inszenierung von Action noch im Erzählen einer Geschichte derartig subtil und stilsicher. Dafür setzt er aber auch nicht auf eine mythisch-angehauchte Untergangs-Vision, sondern eher auf leichtfüßige und unbeschwerte Sci-Fi-Klopperei. Die Action mag diesmal noch effektlastiger und weniger handgemacht erscheinen, sprengt aber die Bildschirme und erfeckt mit der etwas unbeholfenen Gigantomanie herrlich sympathisch. Ungemein spaßig und erfrischend, mixt Mostow in seinen zwei Stunden einen Cocktail aus absurder Slapstick-Komik ("Talk to the hand"), meistens rübergebracht durch einen Schwarzenegger in Bestform, und durchgestylter Mega-Action, die etwas zu blutleer bleibt, dafür aber spätestens bei Sargträger Arnie oder der legendären Abrissbirnen-Sequenz ein riesiges Grinsen auf jedes Gesicht zu zaubern vermag.

Etwas weniger gelungen ist vielleicht die Zusammenstellung der Besetzung, denn neben einem wie erwähnt wundervollen Auftritt Schwarzeneggers, der zum ersten Mal etwas Ambivalenz in seine Performance bringen darf, sieht der Rest weitgehend blass aus. Kristanna Loken als attraktive Gegenspielerin T-X trifft es da noch am besten. Sie bleibt zwar mimisch auf einen Gesichtsausdruck limitiert, ihre Rolle gewinnt aber durch den Eindruck, den sie (nicht zuletzt dank einiger cleverer Einfälle) hinterlassen kann enorm. Weniger gut erwischt es Nick Stahl als überforderten John Connor und Claire Danes als Love Interest für eben diesen. Beide haben bereits von Beginn an vielleicht nicht unbedingt die besten Rollen erwischt, zumal deren Entwicklung stark nach Schema F abgenudelt wird, allerdings bleiben beide auch zu unauffällig. Stahl hat zu wenig Möglichkeiten, die Unentschlossenheit seines Charakter zur Schau zu stellen und Claire Danes verliert im direkten Vergleich mit Linda Hamilton aus den vorherigen Filmen sofort, strengt sich aber leider auch nie merklich an.

Darauf kommt es aber eigentlich gar nicht an. Die Rebellion vermag zwar nie zu fesseln und spannend ist der Handlungsverlauf beim dritten Mal nun wirklich nicht mehr, dafür stimmt das Speaktakel aber einfach enorm. Man kann es nur immer und immer wieder betonen: Dieses Maß an Selbstironie, Eigenreflexion und entspannter Coolness erreicht wohl kaum ein anderer Actionfilm. Mostow reiht Oneliner an Oneliner, Explosion an Explosion und verliert dabei nie den Überblick, lässt den Zuschauer stattdessen wirklich ein Teil des ganzen werden. Zwar verliert er sein Publikum im sehr langen und ausufernden Showdown (wie Cameron bei "Tag der Abrechnung") unterwegs, fängt sie aber rechtzeitig wieder auf, um mit einem völlig unerwarteten Ende zu kommen. War "Terminator 3" bis hier vorhersehbar und recht einfach gestrickt, offenbaren uns die letzten 10 Minuten eindrucksvoll, das man auch von einem Hollywood-Blockbuster noch ehrlich überrascht werden kann. Die schlussendliche Wendung, die in ihrem Ablauf absolut folgerichtig und logisch-konsequent von Statten geht, hätte man in dieser Form so niemals erwartet und präsentiert sich letzten Endes als der Schritt, den Cameron sich nicht zu gehen wagte. Sie allein mag nicht ausreichen, um die Einfallslosigkeit des Drehbuchs insgesamt zu kaschieren, die Wucht langt aber immer noch, um einen mit einem verblüfften Pfeifen auf den Lippen in den Abspann zu entlassen.

Fazit: Man sollte Filme nicht immer zu ernst nehmen. Wer ein ähnlich düsteres Actioninferno wie die Vorgänger erwartet, der wird irritiert und verwirrt zurückgelassen, während alle anderen mit "Terminator - Rebellion der Maschinen" einen amüsanten Abend verbringen. So positiv viele Worte aber auch geklungen haben mögen, für mehr reicht es bei Weitem nicht. Für mehr ist es aber auch nicht gedacht. Der Abschluss der Terminator-Trilogie erweist sich als längst nicht so innovativ und philosophisch wie der erste Teil und war filmhistorisch nie so revolutionär wie das erste Sequel der Reihe. Dafür kommt er aber mit gesunder Frische daher und ist leichte Unterhaltung der allerbesten Sorte, für die man ins Kino geht, wenn man einen lockeren Abend mit Freunden verbringen will. Arnold Schwarzenegger ist wie immer eine Wucht, der Bösewicht besonders hartnäckig, die Sprüche irrsinnig komisch, das Spektakel groß und unterwegs wird man sogar hin und wieder von größeren und kleineren Inhalten überrascht und regelrecht entzückt. Das dabei alles nicht nachhaltig im Gedächtnis bleibt, stört da in dem Moment nur wenig. Eine kleine Anmerkung zum Schluss: So angenehm der Soundtrack von Marco Beltrami auch sein mag, schade das er komplett auf Fiedels Terminator-Theme des Ursprungsfilms verzichetete. Mit diesem in der finalen Szene, wäre wahrscheinlich der größte Gänsehaut-Moment der Filmgeschichte entstanden.

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Beitrag von Wallnuss » 12.12.2014, 00:34

Eine unbequeme Wahrheit

Als Al Gore im Jahre 2000 bei den US-amerikanischen Präsidentschaftswahlen gegen seinen politischen Widersacher George W. Bush den Kürzeren zog, war dies ein herber Schlag für den Umweltaktivisten. Entschlossen, sich nicht unterkriegen zu lassen, setzte er jedoch seine früheren Arbeiten fort und hielt weltweit Vorträge über die Folgen und Gefahren von globaler Erwärmung. Sein famoses Bühnenprogramm, das überall ausgesprochen gute Resonanz erfuhr, wurde so auch schnell für die Filmwelt interessant. TV-Regisseur Davis Guggenheim erkannte das Potenzial in der Thematik und entschloss sich, dieses in Form eines Dokumentarfilmes ins Kino und somit einer wesentlich größeren Masse näher zu bringen. Da das pure Abfilmen einer Präsentation aber für die Lichtspielhäuser zu wenig wäre, entschied man sich dazu, gleichzeitig mit Einspielern die Hintergründe von Gore etwas zu beleuchten und einen Teil seiner Biografie zu erläutern. Ein Mix, der dem fertigen Resultat leider nicht immer gut tut.

Doch zu allererst das wohl offensichtliche: "Eine unbequeme Wahrheit" ist ein amerikanischer Film von Amerikanern für Amerikaner. Und das ist dann auch schon alles, was man vorab darüber wissen muss. Vieles, was Gore präsentiert ist natürlich arg pathetisch formuliert, dargestellt und versucht stets, eher auf emotionaler Ebene zu berühren, statt auf rationaler, immer brav mit den üblichen Streicherklängen aus Michael Brooks Soundtrack. Wer damit ein Problem hat, sollte sich diese Doku also von Vornherein lieber sparen. Doch auch, wenn dies einem weniger unangenehm auffällt, sollte man sich spätestens dann ärgern, wenn Gore und Guggenheim eindeutig übertreiben und ihre Inhalte leicht grenzwertige Formen annehmen. Dem Hurrikan Katrina, als einmaliges Phänomen, direkt eine große Aussagekraft zu verleihen, ist ähnlich gewagt, wie die These, dass weite Teile von New Orleans und New York (selbstredend auch das neue World Trade Center) bald überschwemmt werden würden, sollte die westliche Antarktis vollständig weg schmelzen. Dies mag richtig sein, wird aber wohl erst in ein paar Jahrtausenden geschehen. Und als Umweltaktivist sich selbst regelmäßig in Flugzeugen darzustellen, zeugt auch von einer etwas abstrusen Doppelmoral. Gesunder Pathos mag dem ein oder anderen ein Dorn im Auge sein, erreicht aber immerhin auch viele Menschen. Derart alarmistische Aussagen in einem fragwürdigen Kontext sind hier daher das weitaus größere Problem.

Was allerdings wirklich nervig gerät, sind die zahlreichen biografischen Abschnitte über Gores Leben. Ob sein Sohn nun bei einem Autounfall fast gestorben wäre oder seine Schwester an Lungenkrebs starb, mag für ihn entscheidend gewesen sein, wird hier aber unfassbar aufdringlich rübergebracht und verlagert den Fokus unnötig oft weg vom eigentlichen Kernthema. Und das ist schade, da dieses dann auch noch ein solch wichtiges ist. Allein wegen den wahren und wirklich erschreckenden Fakten, die man von Gore präsentiert bekommt, sollte sich jeder verpflichtet fühlen, diesen Film ein oder zweimal anzugucken. Ja, der Vorwurf, Gore würde sich mehr mit den Problemen aufhalten, als mit Lösungsansätzen, mag ein berechtigter sein und ob dem Verweis auf seine Internetseite www.climatecrisis.net wirklich alle folgen werden, darf bezweifelt werden. Aber viele Aspekte sind einfach nicht weg zu diskutieren und sollten jeden zumindest etwas angehen und interessieren. Selbst Personen, die damit wenig anfangen können, sollten zudem relativ schnell einen Zugang finden, da Gore vorbildlich seinen Vortrag immer durch kleine Cartoons, Grafiken und ein paar amüsante Gags auflockert und so nie zu sehr den Oberlehrer raushängen lässt. Dass er dabei hin und wieder etwas stark vereinfacht, um auch wirklich jedem beim Verständnis entgegen zu kommen, ist angesichts des dramatischen Inhaltes zu verschmerzen.

Guggenheim liefert dabei freilich keine inszenatorische Höchstleistung ab, was hier aber auch nur verwunderlich gewesen wäre, denn das muss auch gar nicht sein. Viel mehr merkt man, dass "Eine unbequeme Wahrheit" dann gut funktioniert, wenn Gore vor Publikum sein Ding durchziehen kann und er mit seinem natürlichen Charisma und seiner charmanten Art unterhaltsam das ernste Thema aufbereitet. Erfreulich ist dabei, wie offensiv er tatsächlich auch gegen die USA austeilt und dies komplett parteiunabhängig hinbekommt. Grade mit ihm als Politiker selbst, wäre es ein leichtes Gewesen, hier in arg manipulative Stellen abzurutschen, doch Guggenheim und Gore leisten diese Gradwanderung souverän und schaffen es so auch, vom Publikum wirklich ernst genommen zu werden, was enorm bedeutend ist, damit die Öko-Botschaft auch wirklich jeden Zuschauer erreicht. Natürlich fesselt das alles längst nicht so wie andere Dokumentationen und ist inhaltlich auch übertrieben trocken, wobei man diesen Vorwurf den Machern selbst weniger machen kann, eher ist es lobenswert, dass sie trotz des Wissens darum den Schritt ins Kino gewagt haben und sich nicht beirren ließen, ihre Erkenntnisse zu verbreiten. Selbst wenn sie dabei vielleicht hin und wieder den etwas naiveren Weg gewählt haben.

Fazit: Unbequeme Wahrheiten wollen die Leute nicht immer hören. Erst recht nicht, wenn man alleine für die Erklärung der Probleme mit umfangreichen Zahlen, Schaubildern und Grafiken aufwarten muss, um überhaupt irgendwie den Überblick zu behalten. Dass Guggenheim daher nicht unbedingt die unterhaltsamsten 90 Minuten des Genres „Dokumentationsfilm“ abgeliefert hat, ist klar. Genauso, dass er wohl bewanderte Geographen eher langweilen, als erhellen dürfte. Und ob man den Umweltschutz zwingend mit dem Kampf gegen die Apartheid oder der Unterdrückung des Kommunismus gleichsetzen muss, sollte man an anderer Stelle diskutieren. Fakt ist, "Eine unbequeme Wahrheit" liefert dem Laien ein paar interessante und aufklärende Informationen über ein immer wichtiger werdendes Thema, dass allein ob seiner globalen Auswirkungen niemandem ernsthaft egal sein sollte, auch wenn der übliche amerikanische Stil zurecht grade den europäischen Zuschauern immer wieder negativ auffallen sollte. Ansonsten gilt: Für den ersten leisen Wachrüttler ist dieses Werk hier genau richtig. Für alles weitere gibt es dann ja immer noch andere Programme.

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Beitrag von Wallnuss » 12.12.2014, 21:02

Sin City

Der Irrglaube, Comics seien nur bunte Heftchen mit Superhelden und lustigen Kräften, ist leider immer noch weit verbreitet, denn tatsächlich gibt es auch noch eine deutlich andere Sparte in diesem Medium, die sich nicht nur an ein erwachseneres Publikum richtet, sondern in den Erzählmethoden und den bildlichen Darstellungen ungemein ästhetisch ist. Alan Moore etwa hat unter anderem mit "Watchmen" ein beeindruckendes Meisterwerk fabriziert. Und sein Kollege Frank Miller zeichnet sich für nicht minder fantastische Graphic Novels wie "The Dark Knight Returns" oder "Sin City" verantwortlich. Sein Zeichenstil, der oft Anleihen beim Film Noir der 40er Jahre nimmt, ist bereits in Heftform stilbildend gewesen. Kein Wunder also, dass Robert Rodriguez bei der Verfilmung von "Sin City" nur mit Miller gemeinsam Regie führen konnte, um ein paar der Geschichten aus den Bändern angemessen auf die Leinwand zu bringen. Dabei verschmelzen sie bewusst die beiden Medien und erschaffen beinahe eine ganz eigene Kunstform. Das wenig massentaugliche Resultat werden die einen daher vermutlich lieben und die anderen bitter hassen.

Und die Gründe dafür liegen auf der Hand: Genau wie die Vorlage ist "Sin City" eine brutale Ballade und so gewalttätig, wie man es sich nur vorstellen kann. Und genau wie in der Vorlage ist das meiste in einfachen Schwarz-Weiß-Tönen gehalten, in die sich immer mal wieder extreme Farben mischen. Aber exakt das ist es, was "Sin City" so grandios macht. Das Spiel mit den (nicht vorhandenen) Farben ist eine optische Wucht und die Blutorgien (trotz eines geringen Budgets von 45 Millionen Dollar) ein Wagnis, welches sich voll bezahlt macht. Rodriguez und Miller erzählen drei von einander unabhängige Geschichten, die voll gefüllt sind mit tiefem Pessimismus, Nihilismus und deren Aussichtslosigkeit regelrecht depressiv machen können. In der Stadt der Sünden scheint es wirklich keine Hoffnung zu geben. Dank der Besetzung der drei Hauptcharaktere durch Bruce Willis als alten Polizisten, Cliwe Owen als entschlossen übereifrigen Dwight und Mickey Rourke als selbstzerstörerischer Hüne Marv überträgt sich diese bedrückende Stimmung auch schnell auf den Zuschauer, da sie alle drei trotz gewollt minimalistischen Spiels ihre Sache absolut hervorragend kaltschnäuzig machen. Dabei stehen ihnen aber auch ihre Co-Stars Jessica Alba (sexy!), Rosario Dawson (dreckig!), Benicio Del Toro (dämonisch!) und der mit einem viel zu kurzen Auftritt gesegneten Elijah Wood (gruselig!) in Nichts nach. Alle Darsteller sind ein wichtiger Teil des Gesamtbildes vom düstersten Sündenpfuhl der Filmgeschichte.

Wer die Comics bereits gelesen hat, wird mit dem Film vielleicht weniger Freude haben. Die drei Geschichten "The Hard Goodbye", "The Big Fat Kill" und "That Yellow Bastard" verfilmen die beiden Regisseure einfach 1:1 nach. Bild für Bild. Nur eben in bewegt. Was aber schnell langweilig hätte wirken können, gewinnt durch die ganz eigene Dynamik, die ein Film entfesselt und die deutlich anders ist, als bei einem Heft, allein durch den Soundtrack und die einprägsamen Stimmen der Darsteller ist es bereits ein merklich anderes Erlebnis. Ansonsten sollte man an dieser Stelle aber einfach mal würdigen, wie raffiniert die beiden den Comicton filmisch umsetzten. Der (fast) völlige Verzicht auf Kamerafahrten, die extrem harten Schnitte, die kurzen Momente, in denen einzelne Handlungen plötzlich als Scherenschnitt darstellt werden und die Entscheidung, die Protagonisten stets durch Voice-Over-Kommentare den Zuschauer über ihre Gedanken zu informieren, was in etwa den Gedankenblasen eines Comics entspricht. Das alles funktioniert dabei auch noch so gut, dass man hinterher wirklich schwören könnte, ein Heft gelesen und keinen Film gesehen zu haben. Und trotzdem ist man sich bewusst, dass das Erlebte eigentlich eher eine reizvolle Mischung beider Kunstformen gewesen ist.

Nur in ganz wenigen Momenten scheint "Sin City" kurz zu schwächeln. Der jeweils kurze Pro- und Epilog sind so überflüssig, dass man sie ohnehin schnell wieder vergessen hat. Und besonders in "The Hard Goodbye", also der Geschichte rund um Rourke und Wood merkt man hin und wieder, dass hier eine etwas dünne Geschichte unnötig breit ausgewälzt wird. Genauso wie eine der großen Wendungen in "That Yellow Bastard" beinahe absurd peinlich wirkt und an der Stelle ordentlich an Wirkung einbüßt. Beides ist aber zu verschmerzen, da man sowieso dermaßen auf die faszinierende Optik und die ungewohnten Kniffe fokussiert ist, dass das ganze dabei keinen Unterschied macht. Zumal "Sin City" selbst dann noch ein Vergnügen wäre, wenn man nur zuhören könnte. Die kurzen, aber immer einprägsamen Dialoge, die meist direkt aus Millers Feder stammen, treffen genau ins Schwarze und sind der letzte Schritt in die absolute Düsternis dieses tiefschwarzen Abenteuers.

Fazit: Was Robert Rodriguez und Frank Miller uns hiermit vorsetzen, ist eine ganz andere Form des Kinos, als man es eigentlich gewohnt ist. Drei pessimistisch verruchte Geschichten über vom Leben im Stich gelassene Männer, grausame Psychopathen und verlorene Frauen. "Sin City" nimmt uns mit in eine Welt, in der ausgerechnet Jessica Albas Stripperin Nancy als die unschuldigste Person der Stadt erscheint. Eine Welt, die zwar sehr überspitzt dargestellt ist, unserer Realität aber leider immer weniger unähnlich zu sein scheint. Bis auf die Farben selbst gibt es in der Stadt der Sünden kein Schwarz und Weiß mehr und sogar die Menschen, die immer geglaubt haben, das einzig richtige zu tun, müssen am Ende einsehen, versagt zu haben, während ihr Leben in Trümmern vor ihnen liegt. "Sin City" ist ästhetisches, unfassbar brutales Unterhaltungskino, bei dem einen die begeisterten Töne im Halse stecken bleiben, ob des unerschöpflichen Maßes an Zynismus, mit dem hier eine etwas andere Gesellschaftskritik entworfen wurde. "Sin City" ist ein Albtraum von einem Film. Einer, bei dem man hochschreckt, wenn man ihn überstanden hat. Einer, der einen auch später noch verfolgt. Und einer, den man so nur einmal erleben kann. Und sollte!

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Beitrag von Wallnuss » 13.12.2014, 20:56

Terminator - Die Erlösung

Was sollte das denn? Da schreiben die Drehbuchautoren John Brancato, Michael Ferris und David C. Wilson einen abartig genialen Twist rund um die Marcus Wright Figur, eine Überraschung, die es richtig in sich hat und die man so niemals vorhersehen kann, nur damit dieser dann im dreiminütigen Prolog bereits so stark angedeutet wird, dass er niemanden mehr verblüfft, wenn er dann nach einer Stunde eigentlich greifen soll? Verdammt, wie konnte man diese famose Idee, eine, die man als Autor vielleicht nur einmal in seinem Leben hat, bloß für ein mittelmäßig interessantes Intro opfern, das dazu auch noch niemandem stören würde, wenn der Film einfach danach beginnen würde? Das ist beinahe schon eine Schande. Leider. Denn davon abgesehen präsentiert uns Regisseur McG mit "Terminator - Die Erlösung", welcher nach und gleichzeitig vor der Terminator-Trilogie spielt, einen packenden Sci-Fi-Reißer, wie sie heute leider zur Seltenheit geworden sind.

Endlich bekommen wir im Terminator-Franchise mal keine Zeitreisenjagd vorgesetzt. "Die Erlösung" nimmt uns schließlich direkt mit in den Kampf zwischen den Menschen und den Maschinen in der postapokalyptischen Zukunft des Jahres 2018. Und dieses Setting ist wirklich wunderbar geglückt. Trostlos und leer ist die Umgebung, die Landschaften Wüsten und zerfallene Großstädte. Wunderbar, wie sich durch diese heruntergekommene Welt das Gefühl der Verzweiflung und Hilflosigkeit der Rebellion auch schnell beim Zuschauer breit macht. Die Folgen des globalen Atomkrieges sind deutlich zu spüren und ergreifend in ihrer Wirkung. Genau das ist es, was das Publikum erwartet hat, nach dem die Vorgänger den Krieg immer nur kurz und dann auch noch bei Nacht gezeigt hatten. Dies hat McG nicht nötig, seine Bilder sind auch bei Tag erschreckend genug und bei Tageslicht vielleicht sogar noch beängstigender. Etwas weniger geglückt ist da die Auswahl der Schauspieler, so bleiben Bryce Dallas Howard, die die Rolle von Claire Danes aus Teil 3 übernimmt, blass, und Anton Yelchin als Kyle Reese ist dermaßen ausdrucksschwach, dass man auch mit Wehmut zurückdenkend an Michael Biehns Performance, hier von einer klaren Fehlbesetzung sprechen muss. Christian Bale als John Connor und Sam Worthington als Marcus Wright machen hingegen einen souveränen Job und sind die klaren Sympathieträger, setzten aber ebenfalls keine Akzente.

Das brauchen sie aber auch nicht, denn "Terminator - Die Erlösung" hat ganz andere Qualitäten. Da wäre einmal die Handlung selbst, die erfreulicherweise nicht ganz so klar strukturiert abläuft, wie man vielleicht erwarten würde, sondern vor allem am Ende ein paar nette Einfälle hat und konsequent ihren Weg bis zum Ende geht. Viel wichtiger ist aber, dass McG sich wirklich für das Erbe des Franchises interessiert und so flutet er diesen Film mit Referenzen, Hommagemomenten und Anspielungen an die Originaltrilogie, die aber allesamt sehr liebevoll eingebettet sind und dem Laien nicht weiter auffallen bzw. stören. Richtig auch sein Entschluss, mit sehr wenig Humor zu arbeiten und oft einfach komplett auf ihn zu verzichten. Das erscheint nach "Tag der Abrechnung" und "Rebellion der Maschinen" zwar als Stilbruch, bringt aber ein wenig die Düsternis und (An-)Spannung des ersten Teils von 1984 zurück, genauso wie Danny Elfmans Soundtrack diesen Eindruck noch weiter verstärken kann, auch, wenn er nur selten das klassische Theme von Brad Fiedel zitiert. Insgesamt merkt man, dass hier (anders, als man es mittlerweile von Hollywood gewohnt ist) wirklich Menschen am Werk waren, die mit viel Herzblut an "Die Erlösung" gearbeitet haben. Und es macht sich bezahlt.

Ganz besonders aber natürlich in den brillanten Actionszenen. Und das ist keine Untertreibung. Wo andere mit stylisch geleckten Hochglanzfights aufgewartet hätten, bietet McG eine ganze Palette an kreativen Verfolgungsjagden, Shootouts und überraschend dreckigen Fights, was Terminator 4 zum brutalsten Film der Reihe seit dem Erstling machen dürfte. Dabei bleibt es nicht nur bei den Szenen an sich, McG inszeniert das auch noch ausgesprochen vielseitig. Mal ganz nah an den Charakteren, mal mit weiten Panorama-Bildern, mal schnell, mal ruhig geschnitten, sogar eine fantastische Plansequenz, die einen Helikopterabsturz zeigt, bringt er gekonnt unter. Der Vorwurf, dass hier vieles nur noch CGI sei, mag sogar berechtigt sein, wenn es aber in dem bildgewaltigen Maße umgesetzt ist, gibt es keinen Grund, dies zu kritisieren. Die Action ist an vielen Stellen wirklich atemberaubend und lässt ebenfalls die großen Mühen der Produzenten und das üppige Budget von 200 Millionen US-Dollar erkennbar werden. Noch beeindruckender ist da nur die Soundkulisse und zwar ganz explizit die Toneffekte. Dies soll ein deutlicher Appell sein: "Terminator - Die Erlösung" sollte man nur mit der entsprechenden Soundanlage genießen. Es macht sich wirklich bezahlt. Besonders beim Angriff der riesigen Killer-Roboter wird man praktisch in den Sitz gepresst.

Fazit: Was hat sich McG vorab alles gefallen lassen müssen? Vor der Veröffentlichung hielt ihn praktisch jeder für eine Fehlentscheidung der Produktion. Und dann haut der Gute einfach so ohne Vorwarnung einen Film raus, der in vieler Hinsicht besser als all seine Vorgänger ist. Düster, dreckig, heruntergekommen und rasant in technischer Perfektion mit einer raffinierten Story und viel Liebe zum Detail ausgestattet, zeigt sich in "Die Erlösung" das Terminator-Franchise von seiner besten Seite. Einzig von den Charakteren und den hochklassigen Darstellern hätte man mehr erwarten dürfen. Hier sticht traurigerweise keiner hervor oder kommt gar in eine Position, in der er glänzen könnte. Dies ist aber nur ein kleiner Schmutzfleck auf einer ansonsten weißen Weste, die echten Genrefans eine Menge Spaß machen wird und alle Fans der Zeitreisehandlungen vor den Kopf stößt. Schön zu sehen, dass es auch heute noch mutige Filmemacher mit Visionen gibt, auch wenn diese am Ende tatsächlich etwas zu künstlich nach einem Computerspiel aussehen. Nichtsdestotrotz: Erdrückendes und lautes Endzeitspektakel mit tollen Schauwerten, dass nur mit einem nicht verunstalteten Twist noch besser funktioniert hätte.

:liquid8: ,5

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McClane
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Beitrag von McClane » 14.12.2014, 09:38

Wallnuss hat geschrieben:Was sollte das denn? Da schreiben die Drehbuchautoren John Brancato, Michael Ferris und David C. Wilson einen abartig genialen Twist rund um die Marcus Wright Figur, eine Überraschung, die es richtig in sich hat und die man so niemals vorhersehen kann, nur damit dieser dann im dreiminütigen Prolog bereits so stark angedeutet wird, dass er niemanden mehr verblüfft, wenn er dann nach einer Stunde eigentlich greifen soll?
Ganz abgesehen davon, dass er im Trailer auch noch herausposaunt wurde.

Ansonsten: Wertungstechnisch der beste "Terminator" bei dir, angeblich härtester Film seit der 1... Boy, oh Boy. :lol: :lol: :lol:
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Beitrag von Wallnuss » 14.12.2014, 11:52

McClane hat geschrieben:Wertungstechnisch der beste "Terminator" bei dir, angeblich härtester Film seit der 1...
Klar, nach den weichgespülten Kiddie-Filmen 2 und 3 ist Die Erlösung mindestens um das dreifache härter und erwachsener. Wers nicht glaubt: Einfach die Filme noch mal anschauen. :wink:

Und der beste Terminator ist er auch ohne Frage. Wozu 3-mal die selbe Zeitreise-Story ansehen, wenn die Zukunft um ein vielfaches interessanter ist? :lol:

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