Filmtagebuch: Wallnuss
Moderator: SFI
Mr. & Mrs. Smith
Manchmal muss man sich eigentlich mal fragen, wie gewisse Filme in Produktion gehen können. Wie kann es sein, dass ein völlig lächerliches Drehbuch ohne Handlung, innerer Kohärenz oder einem einzigen vernünftigen Dialog einen Weg ins Kino findet? Wie kann es sein, dass Regisseur Doug Liman im Jahr 2005 110 Millionen US-Dollar für große Actionsequenzen verpulvern darf, wenn diese dann nur ein müdes Gähnen beim Publikum hervorkitzeln können? Und wie kann es sein, dass man für diese lahme Chose dann auch noch Brad Pitt und Angelina Jolie begeistern konnte? Fragen über Fragen, auf die "Mr. & Mrs. Smith" aber keine vernünftige Antwort gibt. Ein ganz anderes Rätsel weiß er dafür aber perfekt aufzuklären: Will Hollywood uns mittlerweile eigentlich komplett für dumm verkaufen? Ohne zu viel vorweg nehmen zu wollen: Die Antwort lautet Ja.
Mr. or Mrs. Smith? - In der Theorie klingt die Idee hinter "Mr. & Mrs. Smith" ja ganz witzig. Zwei Auftragskiller, die nichts vom Beruf des jeweils anderen wissen heiraten und kommen sich bei einem Auftrag gegenseitig in die Quere, sodass sie aufeinander angesetzt werden. Das ist vielleicht nicht das originellste Konstrukt, aber bietet viele gute Möglichkeiten für eine unterhaltsame 75-minütige Actioncomedy mit ein paar charmanten Wortgefechten. Doch genau damit kann das Drehbuch von Simon Kinberg nicht aufwarten. Sämtliche Dialoge, die dem im Zentrum stehenden Paar in den Mund gelegt werden, sind nicht nur platt und oberflächlich, sondern auch einfach nie witzig oder zündend. Wobei das in der ersten halben Stunde noch einigermaßen funktioniert, wenn Liman versucht, das amerikanische Vorstadtleben satirisch überzeichnet darzustellen und dabei allerhöchstens an der etwas langsamen Erzählweise scheitert. Was dann aber passiert, sobald der Vorhang fällt, ist an Langeweile nur schwerlich zu unterbieten. Katastrophal ist dabei vor allem, dass man weder für Mr. noch Mrs. Smith ernsthaft Sympathie hegt. Beide sind völlig charakterlos, wirken wie Karikaturen (was sie letzten Endes ja auch sind) und lassen in ihrer Perfektion keine Identifikationsmöglichkeiten zu, was den später folgenden "Krieg" zwischen beiden umso unbedeutender wirken lässt. Der Ausgang des Aufeinandertreffens ist einem schlichtweg egal.
Mr. vs. Mrs. Smith - Der tatsächliche Höhepunkt des Filmes, also besagtes Aufeinandertreffen, ist dabei gar nicht mal schlecht inszeniert. Der Mittelteil wartet ohnehin mit vielen guten Stunts und materialschlachtartigen Actionszenen auf. Hier erkennt man die Mühe der Regie und Stuntabteilung, dem Auge einigermaßen etwas zu bieten. Allerdings bleibt das alles auch substanzlos. Natürlich konnte man bei einem schlichten Popcorn-Film da von Vornherein nicht viel erwarten. Doch ein kleiner Funken Sinn sollte schon im Geschehen stecken. Doch "Mr. & Mrs. Smith" brauchen dererlei Hindernisse nicht. Unmotiviert und willkürlich gehen die beiden mit den dicksten Waffen aufeinander los, um im nächsten Moment wieder mit sich zu hadern, voller Elan schlagen sich beide durch das eigene Haus, um sich eine Sekunde später in die Arme zu fallen... In diesen Szenen scheint am Set niemand so richtig gewusst zu haben, welche Richtung der Film gehen soll, was die Intention der Charaktere ist und vor allem, was der Zuschauer eigentlich empfinden soll. Denn der Begriff "Actionkomödie" scheint bei "Mr. & Mrs. Smith" gar nicht so zutreffend zu sein. "Nicht ernst gemeintes Geballer mit Starappeal" wäre wesentlich passender. Wenig überraschend daher auch, dass bis auf Kerry Washington und dem erfrischend witzigen Vince Vaughn praktisch kein anderer Darsteller mitzuspielen scheint und alle Szenen sich ganz um Pitt und Jolie drehen, die beide zwar sichtlich Spaß haben, aber eben deshalb auch etwas zu unwirklich und künstlich agieren. Komponist John Powell ist es dann, der all den Szenen so etwas wie einen Hauch von Eleganz verleiht, wenn er musikalisch auf Tangorhythmen setzt und dadurch ein wenig Schwung in die langatmige Vorstellung bringt.
Mr. & Mrs. Smith - Wie man das Adjektiv "bedeutungslos" in das nicht weniger schöne Wort "ärgerlich" ändert, zeigt einem schließlich das letzte Drittel. Nach dem der eigentliche Höhepunkt nach besagten 75 Minuten nämlich erreicht ist, hängt Liman noch mal gut eine dreiviertel Stunde an das Abenteuer ran und präsentiert eine Abfolge von großen und aufwendigen Actionszenen, in denen zahllose Statisten von Pitt und Jolie spektakulär ins Jenseits geschickt werden. Die angestrengten Versuche von Liman, den Ballerorgien durch die tänzerischen Choreographien etwas Ungewöhnliches mit auf den Weg zu geben, retten nicht und auch die enorme Blutlosigkeit im Hinblick auf die jüngere Zielgruppe ist bei derartigen Leichenbergen unnötig störend. Schlimmer ist aber, dass man hier nicht mal mehr versucht, lustig zu sein oder eine Handlung zu erzählen, es wird wirklich nur noch ein ermüdendes Massaker an das nächste geschnitten, welchen teilweise durch die verwackelte Handkamera nicht ganz zu folgen ist. Vorher mag man "Mr. & Mrs. Smith" ja noch mit Anstrengung gefolgt sein, doch spätestens hier dürfte es selbst anspruchslosesten Zuschauern schwer fallen, bis zum Ende durchzuhalten. Das kommt dann auch so überhastet und plötzlich, dass man schon fast erstaunt hochschreckt, wenn auf einmal der Abspann einsetzt und John Powell erneut einen leichtfüßigen Tango zum Besten gibt und keinen Zweifel daran lässt, was einem an den letzten 120 Minuten am meisten gefallen hat.
Fazit: Über einige Filme sollte man nicht mehr Worte als nötig verlieren und "Mr. & Mrs. Smith" hat damit das Maß an Notwendigkeit in vollem Umfang erreicht. Am Ende bleibt die Frage, wer von so einem Film profitiert? Offenbar scheint es ein Publikum für derartige Geschichten zu geben, denn ein ganz annehmbarer Erfolg ist der Film an den Kinokassen dann doch geworden. Doch weder Liman noch Kinberg sollten sich für diesen Streifen auf die Schultern klopfen. Gelohnt hat es sich immerhin für Brad Pitt und Angelina Jolie selbst, die sich bei den Dreharbeiten verliebten und später gemeinsam den Bund der Ehe eingingen. Herzlichen Glückwunsch noch mal. Bleibt nur zu hoffen, dass bei einer eventuellen Scheidung kein Sequel in Auftrag gegeben wird.
Manchmal muss man sich eigentlich mal fragen, wie gewisse Filme in Produktion gehen können. Wie kann es sein, dass ein völlig lächerliches Drehbuch ohne Handlung, innerer Kohärenz oder einem einzigen vernünftigen Dialog einen Weg ins Kino findet? Wie kann es sein, dass Regisseur Doug Liman im Jahr 2005 110 Millionen US-Dollar für große Actionsequenzen verpulvern darf, wenn diese dann nur ein müdes Gähnen beim Publikum hervorkitzeln können? Und wie kann es sein, dass man für diese lahme Chose dann auch noch Brad Pitt und Angelina Jolie begeistern konnte? Fragen über Fragen, auf die "Mr. & Mrs. Smith" aber keine vernünftige Antwort gibt. Ein ganz anderes Rätsel weiß er dafür aber perfekt aufzuklären: Will Hollywood uns mittlerweile eigentlich komplett für dumm verkaufen? Ohne zu viel vorweg nehmen zu wollen: Die Antwort lautet Ja.
Mr. or Mrs. Smith? - In der Theorie klingt die Idee hinter "Mr. & Mrs. Smith" ja ganz witzig. Zwei Auftragskiller, die nichts vom Beruf des jeweils anderen wissen heiraten und kommen sich bei einem Auftrag gegenseitig in die Quere, sodass sie aufeinander angesetzt werden. Das ist vielleicht nicht das originellste Konstrukt, aber bietet viele gute Möglichkeiten für eine unterhaltsame 75-minütige Actioncomedy mit ein paar charmanten Wortgefechten. Doch genau damit kann das Drehbuch von Simon Kinberg nicht aufwarten. Sämtliche Dialoge, die dem im Zentrum stehenden Paar in den Mund gelegt werden, sind nicht nur platt und oberflächlich, sondern auch einfach nie witzig oder zündend. Wobei das in der ersten halben Stunde noch einigermaßen funktioniert, wenn Liman versucht, das amerikanische Vorstadtleben satirisch überzeichnet darzustellen und dabei allerhöchstens an der etwas langsamen Erzählweise scheitert. Was dann aber passiert, sobald der Vorhang fällt, ist an Langeweile nur schwerlich zu unterbieten. Katastrophal ist dabei vor allem, dass man weder für Mr. noch Mrs. Smith ernsthaft Sympathie hegt. Beide sind völlig charakterlos, wirken wie Karikaturen (was sie letzten Endes ja auch sind) und lassen in ihrer Perfektion keine Identifikationsmöglichkeiten zu, was den später folgenden "Krieg" zwischen beiden umso unbedeutender wirken lässt. Der Ausgang des Aufeinandertreffens ist einem schlichtweg egal.
Mr. vs. Mrs. Smith - Der tatsächliche Höhepunkt des Filmes, also besagtes Aufeinandertreffen, ist dabei gar nicht mal schlecht inszeniert. Der Mittelteil wartet ohnehin mit vielen guten Stunts und materialschlachtartigen Actionszenen auf. Hier erkennt man die Mühe der Regie und Stuntabteilung, dem Auge einigermaßen etwas zu bieten. Allerdings bleibt das alles auch substanzlos. Natürlich konnte man bei einem schlichten Popcorn-Film da von Vornherein nicht viel erwarten. Doch ein kleiner Funken Sinn sollte schon im Geschehen stecken. Doch "Mr. & Mrs. Smith" brauchen dererlei Hindernisse nicht. Unmotiviert und willkürlich gehen die beiden mit den dicksten Waffen aufeinander los, um im nächsten Moment wieder mit sich zu hadern, voller Elan schlagen sich beide durch das eigene Haus, um sich eine Sekunde später in die Arme zu fallen... In diesen Szenen scheint am Set niemand so richtig gewusst zu haben, welche Richtung der Film gehen soll, was die Intention der Charaktere ist und vor allem, was der Zuschauer eigentlich empfinden soll. Denn der Begriff "Actionkomödie" scheint bei "Mr. & Mrs. Smith" gar nicht so zutreffend zu sein. "Nicht ernst gemeintes Geballer mit Starappeal" wäre wesentlich passender. Wenig überraschend daher auch, dass bis auf Kerry Washington und dem erfrischend witzigen Vince Vaughn praktisch kein anderer Darsteller mitzuspielen scheint und alle Szenen sich ganz um Pitt und Jolie drehen, die beide zwar sichtlich Spaß haben, aber eben deshalb auch etwas zu unwirklich und künstlich agieren. Komponist John Powell ist es dann, der all den Szenen so etwas wie einen Hauch von Eleganz verleiht, wenn er musikalisch auf Tangorhythmen setzt und dadurch ein wenig Schwung in die langatmige Vorstellung bringt.
Mr. & Mrs. Smith - Wie man das Adjektiv "bedeutungslos" in das nicht weniger schöne Wort "ärgerlich" ändert, zeigt einem schließlich das letzte Drittel. Nach dem der eigentliche Höhepunkt nach besagten 75 Minuten nämlich erreicht ist, hängt Liman noch mal gut eine dreiviertel Stunde an das Abenteuer ran und präsentiert eine Abfolge von großen und aufwendigen Actionszenen, in denen zahllose Statisten von Pitt und Jolie spektakulär ins Jenseits geschickt werden. Die angestrengten Versuche von Liman, den Ballerorgien durch die tänzerischen Choreographien etwas Ungewöhnliches mit auf den Weg zu geben, retten nicht und auch die enorme Blutlosigkeit im Hinblick auf die jüngere Zielgruppe ist bei derartigen Leichenbergen unnötig störend. Schlimmer ist aber, dass man hier nicht mal mehr versucht, lustig zu sein oder eine Handlung zu erzählen, es wird wirklich nur noch ein ermüdendes Massaker an das nächste geschnitten, welchen teilweise durch die verwackelte Handkamera nicht ganz zu folgen ist. Vorher mag man "Mr. & Mrs. Smith" ja noch mit Anstrengung gefolgt sein, doch spätestens hier dürfte es selbst anspruchslosesten Zuschauern schwer fallen, bis zum Ende durchzuhalten. Das kommt dann auch so überhastet und plötzlich, dass man schon fast erstaunt hochschreckt, wenn auf einmal der Abspann einsetzt und John Powell erneut einen leichtfüßigen Tango zum Besten gibt und keinen Zweifel daran lässt, was einem an den letzten 120 Minuten am meisten gefallen hat.
Fazit: Über einige Filme sollte man nicht mehr Worte als nötig verlieren und "Mr. & Mrs. Smith" hat damit das Maß an Notwendigkeit in vollem Umfang erreicht. Am Ende bleibt die Frage, wer von so einem Film profitiert? Offenbar scheint es ein Publikum für derartige Geschichten zu geben, denn ein ganz annehmbarer Erfolg ist der Film an den Kinokassen dann doch geworden. Doch weder Liman noch Kinberg sollten sich für diesen Streifen auf die Schultern klopfen. Gelohnt hat es sich immerhin für Brad Pitt und Angelina Jolie selbst, die sich bei den Dreharbeiten verliebten und später gemeinsam den Bund der Ehe eingingen. Herzlichen Glückwunsch noch mal. Bleibt nur zu hoffen, dass bei einer eventuellen Scheidung kein Sequel in Auftrag gegeben wird.
Marvels Thor
Schon immer bedienten sich Regisseure und Drehbuchautoren bei den klassischen Epen der alten Griechen und auch die Motive stammen oft aus diesen fernen Zeiten. Im Falle der 2011 erschienenen Comicverfilmung von den Marvel Studios, die nach den Abenteuern von Iron Man und Hulk mit dem titelgebenden Thor den dritten Protagonisten in das Marvel Cinematic Universe einfügt, basieren die Charaktere wage auf Göttern der nordischen Mythologie. Eine interessante, aber folgerichtige Wahl daher, den Regieposten mit Kenneth Branagh zu besetzen, der besonders für seine Verfilmungen von William Shakespeare Stücken bekannt geworden ist. Und wer könnte die Geschichte eines arroganten Übermenschen und dessen Lektionen in Demut besser erzählen, als ein Shakespeare-Profi?
In der Tat scheint der Film anfangs von Branagh als Kreativen hinter der Kamera nur zu profitieren. Besonders im ersten und letzten Drittel, in welchen die Handlung im Götterreich Asgard und der frostigen Welt Jotunheim spielt, gefällt "Marvels Thor" nicht nur durch die gelungene Farbpracht, sondern auch durch die angenehm-ungewöhnliche Spannung. Die Charaktere reden unter einander in einer leicht altertümlich angehauchten Art und Weise, verhalten sich wie in einem älteren Drama und die Ereignisse selbst haben (wie eigentlich der ganze Film) etwas märchenhaftes an sich, was das ganze angenehm kindlich verspielt erscheinen lässt. Zumal diese Szenen natürlich auch noch durch etwas ganz anderes getragen werden: Chris Hemsworth liefert als Thor vielleicht nicht die brillanteste Darstellung des Jahrzehnts ab, macht seine Sache aber ordentlich, doch was Schwergewicht Anthony Hopkins als Göttervater Odin und Überraschungshit Tom Hiddleston in der Rolle des hinterlistigen Lokis präsentieren, lässt sich kaum in Worte fassen. Obwohl nahezu all ihre Dialoge natürlich nicht über die Qualität eines Unterhaltungsfilmes hinausgehen und teilweise enttäuschend simpel bleiben, verleihen die beiden ihrem Spiel soviel Ausdruck, dass es ein enormes Vergnügen ist, ihnen zuzuschauen und den Entwicklungen ihrer Figuren zu folgen.
Deutlich weniger mächtig (wenn dies auch gewollt ist) kommt da der lange Mittelteil daher, in dem Branagh die Handlung auf die Erde in ein kleines US-amerikanisches Wüstenkaff verlagert und unseren Planeten als trivial in den Augen der Götter darstellt. Leider tritt seine Geschichte hier aber viel zu oft nur auf der Stelle und es wird zu wenig wirklich erzählt. Natürlich ist die Romanze zwischen Thor und Natalie Portmans niedlicher Jane Forster zart-romantisch geschrieben und mit Stellan Skarsgard und der herrlich authentischen Kat Dennings sind weitere Nebenrollen mit waschechten Comedy-Experten besetzt. Aber teilweise wird es mit dem Humor dann doch zu viel. Thor stolpert von einem "fish-out-of-water"-Moment in den nächsten, ganze Szenen wirken eher einer Parodie oder Actionkomödie entnommen und auch in den Actionszenen tritt die Regie heftig auf die Bremse und beschränkt sich auf ein wenig Fließband-Effektspielerei und handgemachte Prügelmomente. Das mag aber vielleicht auch daran liegen, dass es keinen richtigen Gegenspieler zu geben scheint. Denn eigentlich scheint das ganze Erden Kapitel einen ganz anderen Sinn zu erfüllen: der Einführung von SHIELD. Der Geheimdienst, der bereits in "Marvels Iron Man" und "Marvels Iron Man 2" eine kleinere Rolle spielte und wie dort auch hier wieder von Clark Gregg als Agent Phil Coulson repräsentiert wird, erfährt hier eine etwas genauere Vorstellung, ist für die Handlung selbst aber streng genommen überflüssig wie ein Kropf und zieht die Ereignisse unnötig in die Länge. Ein wenig schade, dass hier allzu offensichtlich auf das Crossover hingearbeitet wird und "Marvels Thor" nicht eigenständig daher kommen darf.
Gewagt ist zumal die Brücke, die Produzent Kevin Feige schlagen muss, bei dem Versuch, eine derart fantastische und abgehoben-mythische Welt wie die der Götter in sein filmisches Universum einzubetten, da diese Charaktere ja irgendwann einmal auf Tony Stark und Bruce Banner treffen werden müssen. Doch angenehm subtil gelingt der Verweis auf "Magie als noch nicht verstandene Wissenschaft" und so werden aus den Göttern eben rasch hoch moderne Außerirdische und aus dem Weltenbaum Yggdrasill, von dem sich die Wikinger am Lagerfeuer erzählten, eine uns unbekannte Anordnung der Galaxien. Auch wenn am Ende für den Film selbst die Wortwahl wohl kaum einen Unterschied spielen wird, ein wenig ärgerlich ist es schon, dass es so in "Marvels Thor" erheblich an Mysterien mangelt. Zwar hat die Aura von Heimdall-Darsteller Idris Elba etwas geheimnisvolles an sich, ansonsten beschränken sich die Unterschiede zwischen den Welten aber zu sehr auf optische Details, zumal die Effekte hier leider weniger gut geraten sind wie in den Vorgängern, besonders im irdischen Kampf gegen den Destroyer droht man doch arg den Charme eines B-Movies zu erlangen. Ansonsten lebt Branaghs Film aber grade von seinem Charme, der Verspieltheit, der Naivität, die die Produktion durchblicken lässt und die in Zeiten der immer ernsteren Comicverfilmungen den spaßigen und gesunden Gegensatz zu bieten weiß.
Fazit: Die Geschichte eines blonden verbannten Schönlings, der sich erst durch die Selbstopferung für seine wahre Liebe als würdig erweist, ist beileibe nicht neu und wird überraschungsfrei nach Schema F erzählt. Die Charaktere fügen sich in dieses Bild gut ein und bis auf den machiavellistischen Möchtegern-Herrscher Loki sticht niemand wirklich hervor, auch wenn keiner wirklich negativ auffällt. Ansonsten wechseln sich Shakespeare-artige Sequenzen mit seichtem Schmunzel-Humor und ein wenig "Avengers"-Einführung ab. "Marvels Thor" ist zweifellos ein charmanter Film, aber eben auch keiner, der sonderlich aufregend ist oder einem wirklich etwas bietet, was man nicht schon einmal irgendwo gesehen hätte. Unterhaltsam ist er dafür immerhin durchweg und eröffnet durch seinen überirdischen Hintergrund dem Marvel Cinematic Universe für die Zukunft unendliche Möglichkeiten. Im kommenden Crossover geht es dafür dann aber hoffentlich wieder etwas mehr zur Sache!
Schon immer bedienten sich Regisseure und Drehbuchautoren bei den klassischen Epen der alten Griechen und auch die Motive stammen oft aus diesen fernen Zeiten. Im Falle der 2011 erschienenen Comicverfilmung von den Marvel Studios, die nach den Abenteuern von Iron Man und Hulk mit dem titelgebenden Thor den dritten Protagonisten in das Marvel Cinematic Universe einfügt, basieren die Charaktere wage auf Göttern der nordischen Mythologie. Eine interessante, aber folgerichtige Wahl daher, den Regieposten mit Kenneth Branagh zu besetzen, der besonders für seine Verfilmungen von William Shakespeare Stücken bekannt geworden ist. Und wer könnte die Geschichte eines arroganten Übermenschen und dessen Lektionen in Demut besser erzählen, als ein Shakespeare-Profi?
In der Tat scheint der Film anfangs von Branagh als Kreativen hinter der Kamera nur zu profitieren. Besonders im ersten und letzten Drittel, in welchen die Handlung im Götterreich Asgard und der frostigen Welt Jotunheim spielt, gefällt "Marvels Thor" nicht nur durch die gelungene Farbpracht, sondern auch durch die angenehm-ungewöhnliche Spannung. Die Charaktere reden unter einander in einer leicht altertümlich angehauchten Art und Weise, verhalten sich wie in einem älteren Drama und die Ereignisse selbst haben (wie eigentlich der ganze Film) etwas märchenhaftes an sich, was das ganze angenehm kindlich verspielt erscheinen lässt. Zumal diese Szenen natürlich auch noch durch etwas ganz anderes getragen werden: Chris Hemsworth liefert als Thor vielleicht nicht die brillanteste Darstellung des Jahrzehnts ab, macht seine Sache aber ordentlich, doch was Schwergewicht Anthony Hopkins als Göttervater Odin und Überraschungshit Tom Hiddleston in der Rolle des hinterlistigen Lokis präsentieren, lässt sich kaum in Worte fassen. Obwohl nahezu all ihre Dialoge natürlich nicht über die Qualität eines Unterhaltungsfilmes hinausgehen und teilweise enttäuschend simpel bleiben, verleihen die beiden ihrem Spiel soviel Ausdruck, dass es ein enormes Vergnügen ist, ihnen zuzuschauen und den Entwicklungen ihrer Figuren zu folgen.
Deutlich weniger mächtig (wenn dies auch gewollt ist) kommt da der lange Mittelteil daher, in dem Branagh die Handlung auf die Erde in ein kleines US-amerikanisches Wüstenkaff verlagert und unseren Planeten als trivial in den Augen der Götter darstellt. Leider tritt seine Geschichte hier aber viel zu oft nur auf der Stelle und es wird zu wenig wirklich erzählt. Natürlich ist die Romanze zwischen Thor und Natalie Portmans niedlicher Jane Forster zart-romantisch geschrieben und mit Stellan Skarsgard und der herrlich authentischen Kat Dennings sind weitere Nebenrollen mit waschechten Comedy-Experten besetzt. Aber teilweise wird es mit dem Humor dann doch zu viel. Thor stolpert von einem "fish-out-of-water"-Moment in den nächsten, ganze Szenen wirken eher einer Parodie oder Actionkomödie entnommen und auch in den Actionszenen tritt die Regie heftig auf die Bremse und beschränkt sich auf ein wenig Fließband-Effektspielerei und handgemachte Prügelmomente. Das mag aber vielleicht auch daran liegen, dass es keinen richtigen Gegenspieler zu geben scheint. Denn eigentlich scheint das ganze Erden Kapitel einen ganz anderen Sinn zu erfüllen: der Einführung von SHIELD. Der Geheimdienst, der bereits in "Marvels Iron Man" und "Marvels Iron Man 2" eine kleinere Rolle spielte und wie dort auch hier wieder von Clark Gregg als Agent Phil Coulson repräsentiert wird, erfährt hier eine etwas genauere Vorstellung, ist für die Handlung selbst aber streng genommen überflüssig wie ein Kropf und zieht die Ereignisse unnötig in die Länge. Ein wenig schade, dass hier allzu offensichtlich auf das Crossover hingearbeitet wird und "Marvels Thor" nicht eigenständig daher kommen darf.
Gewagt ist zumal die Brücke, die Produzent Kevin Feige schlagen muss, bei dem Versuch, eine derart fantastische und abgehoben-mythische Welt wie die der Götter in sein filmisches Universum einzubetten, da diese Charaktere ja irgendwann einmal auf Tony Stark und Bruce Banner treffen werden müssen. Doch angenehm subtil gelingt der Verweis auf "Magie als noch nicht verstandene Wissenschaft" und so werden aus den Göttern eben rasch hoch moderne Außerirdische und aus dem Weltenbaum Yggdrasill, von dem sich die Wikinger am Lagerfeuer erzählten, eine uns unbekannte Anordnung der Galaxien. Auch wenn am Ende für den Film selbst die Wortwahl wohl kaum einen Unterschied spielen wird, ein wenig ärgerlich ist es schon, dass es so in "Marvels Thor" erheblich an Mysterien mangelt. Zwar hat die Aura von Heimdall-Darsteller Idris Elba etwas geheimnisvolles an sich, ansonsten beschränken sich die Unterschiede zwischen den Welten aber zu sehr auf optische Details, zumal die Effekte hier leider weniger gut geraten sind wie in den Vorgängern, besonders im irdischen Kampf gegen den Destroyer droht man doch arg den Charme eines B-Movies zu erlangen. Ansonsten lebt Branaghs Film aber grade von seinem Charme, der Verspieltheit, der Naivität, die die Produktion durchblicken lässt und die in Zeiten der immer ernsteren Comicverfilmungen den spaßigen und gesunden Gegensatz zu bieten weiß.
Fazit: Die Geschichte eines blonden verbannten Schönlings, der sich erst durch die Selbstopferung für seine wahre Liebe als würdig erweist, ist beileibe nicht neu und wird überraschungsfrei nach Schema F erzählt. Die Charaktere fügen sich in dieses Bild gut ein und bis auf den machiavellistischen Möchtegern-Herrscher Loki sticht niemand wirklich hervor, auch wenn keiner wirklich negativ auffällt. Ansonsten wechseln sich Shakespeare-artige Sequenzen mit seichtem Schmunzel-Humor und ein wenig "Avengers"-Einführung ab. "Marvels Thor" ist zweifellos ein charmanter Film, aber eben auch keiner, der sonderlich aufregend ist oder einem wirklich etwas bietet, was man nicht schon einmal irgendwo gesehen hätte. Unterhaltsam ist er dafür immerhin durchweg und eröffnet durch seinen überirdischen Hintergrund dem Marvel Cinematic Universe für die Zukunft unendliche Möglichkeiten. Im kommenden Crossover geht es dafür dann aber hoffentlich wieder etwas mehr zur Sache!
Escape Plan
Nachdem sie in "The Expendables" gemeinsam mit Bruce Willis einen kurze Szene hatten und in "The Expendables - Back for War" immerhin ein paar Minuten lang Seite an Seite die Bösewichter erlegten, stellt Mikael Håfströms Thriller "Escape Plan" 2013 das erste große filmische Aufeinandertreffen von Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger dar, jenen Darstellern, die in den 80er Jahren mit ihren kompromisslosen Actionfilmen eine ganze Generation von "harten Männerfilmen" prägten und im 21. Jahrhundert bislang mittelprächtig erfolgreich versuchten, an ehemalige Glanzzeiten wieder anzuknüpfen. Dabei wird vielleicht nicht unbedingt das Rad neu erfunden und das Drehbuch von Miles Chapman kann in Punkto Originalität nicht zwingend auftrumpfen, doch Schwarzenegger und Stallone wären nicht bei ihren Fans so beliebt, wenn sie aus "Escape Plan" nicht trotz dessen einen spaßigen Film machen könnten.
Auch, wenn dieser Film unter dem Genre Thriller verkauft wird und das sicherlich auch so sein soll, so sollte man diese Bezeichnung aber auch nicht zu ernst nehmen. "Escape Plan" ist in erster Linie ein Film, der einzig und allein dazu gedacht ist, den beiden großen Actionlegenden im Zentrum viele Möglichkeiten zu geben, sich von ihrer besten Seite zu zeigen, verkommt gleichzeitig aber nicht nur zur Mucki-Modenschau. Und in dieser Hinsicht hat er dem "Expendables"-Franchise auch gleichzeitig mehreres voraus. Während diese Filme (besonders der zweite Teil) besonders auf selbstironische Kommentare und Hommageszenen setzen, geht Håfström das ganze schon etwas ernster an. Vordergründig will er dem Publikum eine Geschichte erzählen und so einfältig diese anfangs noch wirken mag, mit dem ein oder anderen netten Twist weiß sie im späteren Verlauf doch tatsächlich aufzuwarten. Überhaupt ist das Konstrukt hinter den Geschehnissen in der Tat ein wenig ausgelutscht, die Umsetzung selbst (am meisten natürlich die Ausbruchsversuche) geraten dafür aber überraschend pfiffig und sind durchaus dazu in der Lage, den Zuschauer das ein oder andere Mal verblüfft zurückzulassen. Ebenfalls sehr gelungen sieht die allgemeine Entwicklung des Filmes aus. Das fetzige Intro, die Exposition der Handlung, das langsame Annähern der Protagonisten, die erste Aktion, der Fehlschlag, der Aufbau der zweiten Aktion... der Genrekenner mag berechtigt das Schema F kritisieren, die Versatzstücke funktionieren für sich genommen aber und wirken erstaunlich gut zusammengesetzt.
Håfström als Regisseur ist es, der dem Drumherum Leben einhaucht. Die Farbwahl, die Settings, das Spiel mit der Kamera, es sind einfache Tricks, derer er sich bedient, die allerdings nicht willkürlich eingesetzt werden, sondern stets das Ziel im Auge behalten. Die wahren Stars sind dann aber selbstredend Sly und Arnie und die Show, die sie da abliefern, ist für Fans ihres Lebenswerkes ein Genuss. Sly ist auf den sympathischen Einzelkämpfer mit tragischer Vergangenheit ja ohnehin abboniert, doch was Arnie als Ex-"Terminator" aus seinem Emil Rottmayer macht, erstaunt sogar seine größten Bewunderer. Schreiend, fluchend, betend, ängstlich zusammenzuckend und völlig losgelöst erlebt man in mehreren packenden Momenten den wohl schauspielerisch entfesselndsten Schwarzenegger aller Zeiten. Schön, dass er hier noch mal unter Beweis stellt, was er drauf hat und wofür man sich "Escape Plan" eigentlich anschaut. Ein Kompliment gilt noch einem weiteren Darsteller, denn auch wenn der Rest des Casts gemäß Heldenverehrung der Protagonisten blass bleiben muss, liefert Jim Caviezel eine nicht ganz Klischee-freie, aber immerhin diabolische Performance als Schurke ab und darf sich, dank des Mitwirkens vom physisch stärkeren Vinnie Jones, den man als Juggernaut aus "X-Men: Der letzte Widerstand" kennen sollte, ganz auf sein Mimenspiel verlassen.
Es sind im Detail nur wenige Elemente, die den Spaß ein Stückweit trüben. Die dramaturgische Entwicklung mag gelungen sein und dies auch etwas einfordern, doch selbst dann fliegen im Showdown zu viele Kugeln und die Materialschlacht nimmt etwas Überhand. Genauso ist es schade, dass der tolle Caviezel dann auch noch derart unwürdig und vorhersehbar in einem zu schnellen Schluss das Zeitliche segnen muss. Einen stärkeren Abschluss hätte man ihm schon noch gegönnt. Was aber wirklich über weite Strecken ein starkes Ärgernis ist, sind der Charakter des Arztes, welcher von Sam Neill verkörpert wird und ungewollt lächerlichen Pathos in die Chose bringt (beispielsweise bei seiner Rückbesinnung auf den Eid des Hippokrates), genauso wie der schwache Soundtrack von Komponist Alex Heffes, der gefühlt die selben zwei Themen immer und immer wieder in endloser Variation wiederholt und in dieser Eintönigkeit fast schon darauf ausgelegt scheint, durch permanente Wiederholung ein Minimum an Einfallsreichtum zu überspielen. Dieser Versuch darf aber ganz gehörig als gescheitert angesehen werden.
Fazit: Der erste große Zusammenprall zweier Actionheroen muss natürlich gehörig knallen. Leider knallt es am Ende etwas zu oft und etwas zu laut. Und über die ein oder andere inhaltliche Darstellung sollte man lieber nicht zu intensiv nachdenken. "Escape Plan" ist als Thriller unterhaltsames und kurzweiliges Durchschnittsmaterial. Doch wegen der Handlung wird wohl kaum einer diesen Film angeschaut haben, denn hier sind die beiden Namen auf den Plakaten Programm und Stallone und Schwarzenegger sind beide stark genug, um ihrem Publikum eine würdige Vorstellung zu präsentieren, die nicht zuletzt auch wegen der passend-unterwürfigen Inszenierung und Jim Caviezels wahrhaftigem Arschloch-Fiesling jedem Fan zwei launige Stunden bereiten dürfte. Wer eine 80er-Jahre Rückbesinnung im Sinne der "Expendables" erwartet, wird aber enttäuscht werden. Die Zeiten haben sich geändert und die beiden sind nun gerade noch rechtzeitig im 21. Jahrhundert angekommen. Auf ein Neues, Jungs!
,5
Nachdem sie in "The Expendables" gemeinsam mit Bruce Willis einen kurze Szene hatten und in "The Expendables - Back for War" immerhin ein paar Minuten lang Seite an Seite die Bösewichter erlegten, stellt Mikael Håfströms Thriller "Escape Plan" 2013 das erste große filmische Aufeinandertreffen von Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger dar, jenen Darstellern, die in den 80er Jahren mit ihren kompromisslosen Actionfilmen eine ganze Generation von "harten Männerfilmen" prägten und im 21. Jahrhundert bislang mittelprächtig erfolgreich versuchten, an ehemalige Glanzzeiten wieder anzuknüpfen. Dabei wird vielleicht nicht unbedingt das Rad neu erfunden und das Drehbuch von Miles Chapman kann in Punkto Originalität nicht zwingend auftrumpfen, doch Schwarzenegger und Stallone wären nicht bei ihren Fans so beliebt, wenn sie aus "Escape Plan" nicht trotz dessen einen spaßigen Film machen könnten.
Auch, wenn dieser Film unter dem Genre Thriller verkauft wird und das sicherlich auch so sein soll, so sollte man diese Bezeichnung aber auch nicht zu ernst nehmen. "Escape Plan" ist in erster Linie ein Film, der einzig und allein dazu gedacht ist, den beiden großen Actionlegenden im Zentrum viele Möglichkeiten zu geben, sich von ihrer besten Seite zu zeigen, verkommt gleichzeitig aber nicht nur zur Mucki-Modenschau. Und in dieser Hinsicht hat er dem "Expendables"-Franchise auch gleichzeitig mehreres voraus. Während diese Filme (besonders der zweite Teil) besonders auf selbstironische Kommentare und Hommageszenen setzen, geht Håfström das ganze schon etwas ernster an. Vordergründig will er dem Publikum eine Geschichte erzählen und so einfältig diese anfangs noch wirken mag, mit dem ein oder anderen netten Twist weiß sie im späteren Verlauf doch tatsächlich aufzuwarten. Überhaupt ist das Konstrukt hinter den Geschehnissen in der Tat ein wenig ausgelutscht, die Umsetzung selbst (am meisten natürlich die Ausbruchsversuche) geraten dafür aber überraschend pfiffig und sind durchaus dazu in der Lage, den Zuschauer das ein oder andere Mal verblüfft zurückzulassen. Ebenfalls sehr gelungen sieht die allgemeine Entwicklung des Filmes aus. Das fetzige Intro, die Exposition der Handlung, das langsame Annähern der Protagonisten, die erste Aktion, der Fehlschlag, der Aufbau der zweiten Aktion... der Genrekenner mag berechtigt das Schema F kritisieren, die Versatzstücke funktionieren für sich genommen aber und wirken erstaunlich gut zusammengesetzt.
Håfström als Regisseur ist es, der dem Drumherum Leben einhaucht. Die Farbwahl, die Settings, das Spiel mit der Kamera, es sind einfache Tricks, derer er sich bedient, die allerdings nicht willkürlich eingesetzt werden, sondern stets das Ziel im Auge behalten. Die wahren Stars sind dann aber selbstredend Sly und Arnie und die Show, die sie da abliefern, ist für Fans ihres Lebenswerkes ein Genuss. Sly ist auf den sympathischen Einzelkämpfer mit tragischer Vergangenheit ja ohnehin abboniert, doch was Arnie als Ex-"Terminator" aus seinem Emil Rottmayer macht, erstaunt sogar seine größten Bewunderer. Schreiend, fluchend, betend, ängstlich zusammenzuckend und völlig losgelöst erlebt man in mehreren packenden Momenten den wohl schauspielerisch entfesselndsten Schwarzenegger aller Zeiten. Schön, dass er hier noch mal unter Beweis stellt, was er drauf hat und wofür man sich "Escape Plan" eigentlich anschaut. Ein Kompliment gilt noch einem weiteren Darsteller, denn auch wenn der Rest des Casts gemäß Heldenverehrung der Protagonisten blass bleiben muss, liefert Jim Caviezel eine nicht ganz Klischee-freie, aber immerhin diabolische Performance als Schurke ab und darf sich, dank des Mitwirkens vom physisch stärkeren Vinnie Jones, den man als Juggernaut aus "X-Men: Der letzte Widerstand" kennen sollte, ganz auf sein Mimenspiel verlassen.
Es sind im Detail nur wenige Elemente, die den Spaß ein Stückweit trüben. Die dramaturgische Entwicklung mag gelungen sein und dies auch etwas einfordern, doch selbst dann fliegen im Showdown zu viele Kugeln und die Materialschlacht nimmt etwas Überhand. Genauso ist es schade, dass der tolle Caviezel dann auch noch derart unwürdig und vorhersehbar in einem zu schnellen Schluss das Zeitliche segnen muss. Einen stärkeren Abschluss hätte man ihm schon noch gegönnt. Was aber wirklich über weite Strecken ein starkes Ärgernis ist, sind der Charakter des Arztes, welcher von Sam Neill verkörpert wird und ungewollt lächerlichen Pathos in die Chose bringt (beispielsweise bei seiner Rückbesinnung auf den Eid des Hippokrates), genauso wie der schwache Soundtrack von Komponist Alex Heffes, der gefühlt die selben zwei Themen immer und immer wieder in endloser Variation wiederholt und in dieser Eintönigkeit fast schon darauf ausgelegt scheint, durch permanente Wiederholung ein Minimum an Einfallsreichtum zu überspielen. Dieser Versuch darf aber ganz gehörig als gescheitert angesehen werden.
Fazit: Der erste große Zusammenprall zweier Actionheroen muss natürlich gehörig knallen. Leider knallt es am Ende etwas zu oft und etwas zu laut. Und über die ein oder andere inhaltliche Darstellung sollte man lieber nicht zu intensiv nachdenken. "Escape Plan" ist als Thriller unterhaltsames und kurzweiliges Durchschnittsmaterial. Doch wegen der Handlung wird wohl kaum einer diesen Film angeschaut haben, denn hier sind die beiden Namen auf den Plakaten Programm und Stallone und Schwarzenegger sind beide stark genug, um ihrem Publikum eine würdige Vorstellung zu präsentieren, die nicht zuletzt auch wegen der passend-unterwürfigen Inszenierung und Jim Caviezels wahrhaftigem Arschloch-Fiesling jedem Fan zwei launige Stunden bereiten dürfte. Wer eine 80er-Jahre Rückbesinnung im Sinne der "Expendables" erwartet, wird aber enttäuscht werden. Die Zeiten haben sich geändert und die beiden sind nun gerade noch rechtzeitig im 21. Jahrhundert angekommen. Auf ein Neues, Jungs!
,5
Terminator - Rebellion der Maschinen
Auf den finalen Abschluss der Trilogie, die 1984 mit "Terminator" begann und 1991 mit "Terminator - Tag der Abrechnung" ihren finanziellen Höhepunkt fand, mussten Fans des Franchises geschlagene 12 Jahre warten, bis endlich ein dritter Teil seinen Weg ins Kino fand. Viel vom Personal der Vorgänger blieb dabei nicht übrig: Earl Boen dufte in einem kleinen Cameo noch mal seinen Psychiater Dr. Silverman geben und ansonsten konnte nur Arnold Schwarzenegger überredet werden, ein letztes Mal seine kultige Rolle als T-800 Modell 101 zu übernehmen. Regisseur James Cameron blieb hingegen hart und hatte scheinbar keine Lust mehr, seine Filmreihe zu Ende zu bringen, sodass Jonathan Mostow mit 175 Millionen Dollar ausgestatt die Nachfolge antreten durfte. Und - so viel sei gesagt - die komplett falsche Wahl war er ganz definitiv nicht.
"Terminator - Rebellion der Maschinen" ist oberflächlich betrachtet eigentlich sogar eine sehr freche Produktion. Wie schon im Vorgänger, wagen es die Macher auch hier, erneut die exakt gleiche Geschichte mit wenigen Änderungen zu erzählen. Der gute Terminator tritt gegen den bösen Terminator an, um John Connor zu retten, den Anführer des Widerstands in der Zukunft gegen das Computersystem Skynet. Seltsam, aber erfreulich, dass die Rebellion dabei aber wesentlich frischer und lockerer rüberkommt, als der etwas verkrampfte "Tag der Abrechnung". Mostow mag kein James Cameron sein und ist weder in der Inszenierung von Action noch im Erzählen einer Geschichte derartig subtil und stilsicher. Dafür setzt er aber auch nicht auf eine mythisch-angehauchte Untergangs-Vision, sondern eher auf leichtfüßige und unbeschwerte Sci-Fi-Klopperei. Die Action mag diesmal noch effektlastiger und weniger handgemacht erscheinen, sprengt aber die Bildschirme und erfeckt mit der etwas unbeholfenen Gigantomanie herrlich sympathisch. Ungemein spaßig und erfrischend, mixt Mostow in seinen zwei Stunden einen Cocktail aus absurder Slapstick-Komik ("Talk to the hand"), meistens rübergebracht durch einen Schwarzenegger in Bestform, und durchgestylter Mega-Action, die etwas zu blutleer bleibt, dafür aber spätestens bei Sargträger Arnie oder der legendären Abrissbirnen-Sequenz ein riesiges Grinsen auf jedes Gesicht zu zaubern vermag.
Etwas weniger gelungen ist vielleicht die Zusammenstellung der Besetzung, denn neben einem wie erwähnt wundervollen Auftritt Schwarzeneggers, der zum ersten Mal etwas Ambivalenz in seine Performance bringen darf, sieht der Rest weitgehend blass aus. Kristanna Loken als attraktive Gegenspielerin T-X trifft es da noch am besten. Sie bleibt zwar mimisch auf einen Gesichtsausdruck limitiert, ihre Rolle gewinnt aber durch den Eindruck, den sie (nicht zuletzt dank einiger cleverer Einfälle) hinterlassen kann enorm. Weniger gut erwischt es Nick Stahl als überforderten John Connor und Claire Danes als Love Interest für eben diesen. Beide haben bereits von Beginn an vielleicht nicht unbedingt die besten Rollen erwischt, zumal deren Entwicklung stark nach Schema F abgenudelt wird, allerdings bleiben beide auch zu unauffällig. Stahl hat zu wenig Möglichkeiten, die Unentschlossenheit seines Charakter zur Schau zu stellen und Claire Danes verliert im direkten Vergleich mit Linda Hamilton aus den vorherigen Filmen sofort, strengt sich aber leider auch nie merklich an.
Darauf kommt es aber eigentlich gar nicht an. Die Rebellion vermag zwar nie zu fesseln und spannend ist der Handlungsverlauf beim dritten Mal nun wirklich nicht mehr, dafür stimmt das Speaktakel aber einfach enorm. Man kann es nur immer und immer wieder betonen: Dieses Maß an Selbstironie, Eigenreflexion und entspannter Coolness erreicht wohl kaum ein anderer Actionfilm. Mostow reiht Oneliner an Oneliner, Explosion an Explosion und verliert dabei nie den Überblick, lässt den Zuschauer stattdessen wirklich ein Teil des ganzen werden. Zwar verliert er sein Publikum im sehr langen und ausufernden Showdown (wie Cameron bei "Tag der Abrechnung") unterwegs, fängt sie aber rechtzeitig wieder auf, um mit einem völlig unerwarteten Ende zu kommen. War "Terminator 3" bis hier vorhersehbar und recht einfach gestrickt, offenbaren uns die letzten 10 Minuten eindrucksvoll, das man auch von einem Hollywood-Blockbuster noch ehrlich überrascht werden kann. Die schlussendliche Wendung, die in ihrem Ablauf absolut folgerichtig und logisch-konsequent von Statten geht, hätte man in dieser Form so niemals erwartet und präsentiert sich letzten Endes als der Schritt, den Cameron sich nicht zu gehen wagte. Sie allein mag nicht ausreichen, um die Einfallslosigkeit des Drehbuchs insgesamt zu kaschieren, die Wucht langt aber immer noch, um einen mit einem verblüfften Pfeifen auf den Lippen in den Abspann zu entlassen.
Fazit: Man sollte Filme nicht immer zu ernst nehmen. Wer ein ähnlich düsteres Actioninferno wie die Vorgänger erwartet, der wird irritiert und verwirrt zurückgelassen, während alle anderen mit "Terminator - Rebellion der Maschinen" einen amüsanten Abend verbringen. So positiv viele Worte aber auch geklungen haben mögen, für mehr reicht es bei Weitem nicht. Für mehr ist es aber auch nicht gedacht. Der Abschluss der Terminator-Trilogie erweist sich als längst nicht so innovativ und philosophisch wie der erste Teil und war filmhistorisch nie so revolutionär wie das erste Sequel der Reihe. Dafür kommt er aber mit gesunder Frische daher und ist leichte Unterhaltung der allerbesten Sorte, für die man ins Kino geht, wenn man einen lockeren Abend mit Freunden verbringen will. Arnold Schwarzenegger ist wie immer eine Wucht, der Bösewicht besonders hartnäckig, die Sprüche irrsinnig komisch, das Spektakel groß und unterwegs wird man sogar hin und wieder von größeren und kleineren Inhalten überrascht und regelrecht entzückt. Das dabei alles nicht nachhaltig im Gedächtnis bleibt, stört da in dem Moment nur wenig. Eine kleine Anmerkung zum Schluss: So angenehm der Soundtrack von Marco Beltrami auch sein mag, schade das er komplett auf Fiedels Terminator-Theme des Ursprungsfilms verzichetete. Mit diesem in der finalen Szene, wäre wahrscheinlich der größte Gänsehaut-Moment der Filmgeschichte entstanden.
,5
Auf den finalen Abschluss der Trilogie, die 1984 mit "Terminator" begann und 1991 mit "Terminator - Tag der Abrechnung" ihren finanziellen Höhepunkt fand, mussten Fans des Franchises geschlagene 12 Jahre warten, bis endlich ein dritter Teil seinen Weg ins Kino fand. Viel vom Personal der Vorgänger blieb dabei nicht übrig: Earl Boen dufte in einem kleinen Cameo noch mal seinen Psychiater Dr. Silverman geben und ansonsten konnte nur Arnold Schwarzenegger überredet werden, ein letztes Mal seine kultige Rolle als T-800 Modell 101 zu übernehmen. Regisseur James Cameron blieb hingegen hart und hatte scheinbar keine Lust mehr, seine Filmreihe zu Ende zu bringen, sodass Jonathan Mostow mit 175 Millionen Dollar ausgestatt die Nachfolge antreten durfte. Und - so viel sei gesagt - die komplett falsche Wahl war er ganz definitiv nicht.
"Terminator - Rebellion der Maschinen" ist oberflächlich betrachtet eigentlich sogar eine sehr freche Produktion. Wie schon im Vorgänger, wagen es die Macher auch hier, erneut die exakt gleiche Geschichte mit wenigen Änderungen zu erzählen. Der gute Terminator tritt gegen den bösen Terminator an, um John Connor zu retten, den Anführer des Widerstands in der Zukunft gegen das Computersystem Skynet. Seltsam, aber erfreulich, dass die Rebellion dabei aber wesentlich frischer und lockerer rüberkommt, als der etwas verkrampfte "Tag der Abrechnung". Mostow mag kein James Cameron sein und ist weder in der Inszenierung von Action noch im Erzählen einer Geschichte derartig subtil und stilsicher. Dafür setzt er aber auch nicht auf eine mythisch-angehauchte Untergangs-Vision, sondern eher auf leichtfüßige und unbeschwerte Sci-Fi-Klopperei. Die Action mag diesmal noch effektlastiger und weniger handgemacht erscheinen, sprengt aber die Bildschirme und erfeckt mit der etwas unbeholfenen Gigantomanie herrlich sympathisch. Ungemein spaßig und erfrischend, mixt Mostow in seinen zwei Stunden einen Cocktail aus absurder Slapstick-Komik ("Talk to the hand"), meistens rübergebracht durch einen Schwarzenegger in Bestform, und durchgestylter Mega-Action, die etwas zu blutleer bleibt, dafür aber spätestens bei Sargträger Arnie oder der legendären Abrissbirnen-Sequenz ein riesiges Grinsen auf jedes Gesicht zu zaubern vermag.
Etwas weniger gelungen ist vielleicht die Zusammenstellung der Besetzung, denn neben einem wie erwähnt wundervollen Auftritt Schwarzeneggers, der zum ersten Mal etwas Ambivalenz in seine Performance bringen darf, sieht der Rest weitgehend blass aus. Kristanna Loken als attraktive Gegenspielerin T-X trifft es da noch am besten. Sie bleibt zwar mimisch auf einen Gesichtsausdruck limitiert, ihre Rolle gewinnt aber durch den Eindruck, den sie (nicht zuletzt dank einiger cleverer Einfälle) hinterlassen kann enorm. Weniger gut erwischt es Nick Stahl als überforderten John Connor und Claire Danes als Love Interest für eben diesen. Beide haben bereits von Beginn an vielleicht nicht unbedingt die besten Rollen erwischt, zumal deren Entwicklung stark nach Schema F abgenudelt wird, allerdings bleiben beide auch zu unauffällig. Stahl hat zu wenig Möglichkeiten, die Unentschlossenheit seines Charakter zur Schau zu stellen und Claire Danes verliert im direkten Vergleich mit Linda Hamilton aus den vorherigen Filmen sofort, strengt sich aber leider auch nie merklich an.
Darauf kommt es aber eigentlich gar nicht an. Die Rebellion vermag zwar nie zu fesseln und spannend ist der Handlungsverlauf beim dritten Mal nun wirklich nicht mehr, dafür stimmt das Speaktakel aber einfach enorm. Man kann es nur immer und immer wieder betonen: Dieses Maß an Selbstironie, Eigenreflexion und entspannter Coolness erreicht wohl kaum ein anderer Actionfilm. Mostow reiht Oneliner an Oneliner, Explosion an Explosion und verliert dabei nie den Überblick, lässt den Zuschauer stattdessen wirklich ein Teil des ganzen werden. Zwar verliert er sein Publikum im sehr langen und ausufernden Showdown (wie Cameron bei "Tag der Abrechnung") unterwegs, fängt sie aber rechtzeitig wieder auf, um mit einem völlig unerwarteten Ende zu kommen. War "Terminator 3" bis hier vorhersehbar und recht einfach gestrickt, offenbaren uns die letzten 10 Minuten eindrucksvoll, das man auch von einem Hollywood-Blockbuster noch ehrlich überrascht werden kann. Die schlussendliche Wendung, die in ihrem Ablauf absolut folgerichtig und logisch-konsequent von Statten geht, hätte man in dieser Form so niemals erwartet und präsentiert sich letzten Endes als der Schritt, den Cameron sich nicht zu gehen wagte. Sie allein mag nicht ausreichen, um die Einfallslosigkeit des Drehbuchs insgesamt zu kaschieren, die Wucht langt aber immer noch, um einen mit einem verblüfften Pfeifen auf den Lippen in den Abspann zu entlassen.
Fazit: Man sollte Filme nicht immer zu ernst nehmen. Wer ein ähnlich düsteres Actioninferno wie die Vorgänger erwartet, der wird irritiert und verwirrt zurückgelassen, während alle anderen mit "Terminator - Rebellion der Maschinen" einen amüsanten Abend verbringen. So positiv viele Worte aber auch geklungen haben mögen, für mehr reicht es bei Weitem nicht. Für mehr ist es aber auch nicht gedacht. Der Abschluss der Terminator-Trilogie erweist sich als längst nicht so innovativ und philosophisch wie der erste Teil und war filmhistorisch nie so revolutionär wie das erste Sequel der Reihe. Dafür kommt er aber mit gesunder Frische daher und ist leichte Unterhaltung der allerbesten Sorte, für die man ins Kino geht, wenn man einen lockeren Abend mit Freunden verbringen will. Arnold Schwarzenegger ist wie immer eine Wucht, der Bösewicht besonders hartnäckig, die Sprüche irrsinnig komisch, das Spektakel groß und unterwegs wird man sogar hin und wieder von größeren und kleineren Inhalten überrascht und regelrecht entzückt. Das dabei alles nicht nachhaltig im Gedächtnis bleibt, stört da in dem Moment nur wenig. Eine kleine Anmerkung zum Schluss: So angenehm der Soundtrack von Marco Beltrami auch sein mag, schade das er komplett auf Fiedels Terminator-Theme des Ursprungsfilms verzichetete. Mit diesem in der finalen Szene, wäre wahrscheinlich der größte Gänsehaut-Moment der Filmgeschichte entstanden.
,5
Eine unbequeme Wahrheit
Als Al Gore im Jahre 2000 bei den US-amerikanischen Präsidentschaftswahlen gegen seinen politischen Widersacher George W. Bush den Kürzeren zog, war dies ein herber Schlag für den Umweltaktivisten. Entschlossen, sich nicht unterkriegen zu lassen, setzte er jedoch seine früheren Arbeiten fort und hielt weltweit Vorträge über die Folgen und Gefahren von globaler Erwärmung. Sein famoses Bühnenprogramm, das überall ausgesprochen gute Resonanz erfuhr, wurde so auch schnell für die Filmwelt interessant. TV-Regisseur Davis Guggenheim erkannte das Potenzial in der Thematik und entschloss sich, dieses in Form eines Dokumentarfilmes ins Kino und somit einer wesentlich größeren Masse näher zu bringen. Da das pure Abfilmen einer Präsentation aber für die Lichtspielhäuser zu wenig wäre, entschied man sich dazu, gleichzeitig mit Einspielern die Hintergründe von Gore etwas zu beleuchten und einen Teil seiner Biografie zu erläutern. Ein Mix, der dem fertigen Resultat leider nicht immer gut tut.
Doch zu allererst das wohl offensichtliche: "Eine unbequeme Wahrheit" ist ein amerikanischer Film von Amerikanern für Amerikaner. Und das ist dann auch schon alles, was man vorab darüber wissen muss. Vieles, was Gore präsentiert ist natürlich arg pathetisch formuliert, dargestellt und versucht stets, eher auf emotionaler Ebene zu berühren, statt auf rationaler, immer brav mit den üblichen Streicherklängen aus Michael Brooks Soundtrack. Wer damit ein Problem hat, sollte sich diese Doku also von Vornherein lieber sparen. Doch auch, wenn dies einem weniger unangenehm auffällt, sollte man sich spätestens dann ärgern, wenn Gore und Guggenheim eindeutig übertreiben und ihre Inhalte leicht grenzwertige Formen annehmen. Dem Hurrikan Katrina, als einmaliges Phänomen, direkt eine große Aussagekraft zu verleihen, ist ähnlich gewagt, wie die These, dass weite Teile von New Orleans und New York (selbstredend auch das neue World Trade Center) bald überschwemmt werden würden, sollte die westliche Antarktis vollständig weg schmelzen. Dies mag richtig sein, wird aber wohl erst in ein paar Jahrtausenden geschehen. Und als Umweltaktivist sich selbst regelmäßig in Flugzeugen darzustellen, zeugt auch von einer etwas abstrusen Doppelmoral. Gesunder Pathos mag dem ein oder anderen ein Dorn im Auge sein, erreicht aber immerhin auch viele Menschen. Derart alarmistische Aussagen in einem fragwürdigen Kontext sind hier daher das weitaus größere Problem.
Was allerdings wirklich nervig gerät, sind die zahlreichen biografischen Abschnitte über Gores Leben. Ob sein Sohn nun bei einem Autounfall fast gestorben wäre oder seine Schwester an Lungenkrebs starb, mag für ihn entscheidend gewesen sein, wird hier aber unfassbar aufdringlich rübergebracht und verlagert den Fokus unnötig oft weg vom eigentlichen Kernthema. Und das ist schade, da dieses dann auch noch ein solch wichtiges ist. Allein wegen den wahren und wirklich erschreckenden Fakten, die man von Gore präsentiert bekommt, sollte sich jeder verpflichtet fühlen, diesen Film ein oder zweimal anzugucken. Ja, der Vorwurf, Gore würde sich mehr mit den Problemen aufhalten, als mit Lösungsansätzen, mag ein berechtigter sein und ob dem Verweis auf seine Internetseite www.climatecrisis.net wirklich alle folgen werden, darf bezweifelt werden. Aber viele Aspekte sind einfach nicht weg zu diskutieren und sollten jeden zumindest etwas angehen und interessieren. Selbst Personen, die damit wenig anfangen können, sollten zudem relativ schnell einen Zugang finden, da Gore vorbildlich seinen Vortrag immer durch kleine Cartoons, Grafiken und ein paar amüsante Gags auflockert und so nie zu sehr den Oberlehrer raushängen lässt. Dass er dabei hin und wieder etwas stark vereinfacht, um auch wirklich jedem beim Verständnis entgegen zu kommen, ist angesichts des dramatischen Inhaltes zu verschmerzen.
Guggenheim liefert dabei freilich keine inszenatorische Höchstleistung ab, was hier aber auch nur verwunderlich gewesen wäre, denn das muss auch gar nicht sein. Viel mehr merkt man, dass "Eine unbequeme Wahrheit" dann gut funktioniert, wenn Gore vor Publikum sein Ding durchziehen kann und er mit seinem natürlichen Charisma und seiner charmanten Art unterhaltsam das ernste Thema aufbereitet. Erfreulich ist dabei, wie offensiv er tatsächlich auch gegen die USA austeilt und dies komplett parteiunabhängig hinbekommt. Grade mit ihm als Politiker selbst, wäre es ein leichtes Gewesen, hier in arg manipulative Stellen abzurutschen, doch Guggenheim und Gore leisten diese Gradwanderung souverän und schaffen es so auch, vom Publikum wirklich ernst genommen zu werden, was enorm bedeutend ist, damit die Öko-Botschaft auch wirklich jeden Zuschauer erreicht. Natürlich fesselt das alles längst nicht so wie andere Dokumentationen und ist inhaltlich auch übertrieben trocken, wobei man diesen Vorwurf den Machern selbst weniger machen kann, eher ist es lobenswert, dass sie trotz des Wissens darum den Schritt ins Kino gewagt haben und sich nicht beirren ließen, ihre Erkenntnisse zu verbreiten. Selbst wenn sie dabei vielleicht hin und wieder den etwas naiveren Weg gewählt haben.
Fazit: Unbequeme Wahrheiten wollen die Leute nicht immer hören. Erst recht nicht, wenn man alleine für die Erklärung der Probleme mit umfangreichen Zahlen, Schaubildern und Grafiken aufwarten muss, um überhaupt irgendwie den Überblick zu behalten. Dass Guggenheim daher nicht unbedingt die unterhaltsamsten 90 Minuten des Genres „Dokumentationsfilm“ abgeliefert hat, ist klar. Genauso, dass er wohl bewanderte Geographen eher langweilen, als erhellen dürfte. Und ob man den Umweltschutz zwingend mit dem Kampf gegen die Apartheid oder der Unterdrückung des Kommunismus gleichsetzen muss, sollte man an anderer Stelle diskutieren. Fakt ist, "Eine unbequeme Wahrheit" liefert dem Laien ein paar interessante und aufklärende Informationen über ein immer wichtiger werdendes Thema, dass allein ob seiner globalen Auswirkungen niemandem ernsthaft egal sein sollte, auch wenn der übliche amerikanische Stil zurecht grade den europäischen Zuschauern immer wieder negativ auffallen sollte. Ansonsten gilt: Für den ersten leisen Wachrüttler ist dieses Werk hier genau richtig. Für alles weitere gibt es dann ja immer noch andere Programme.
Als Al Gore im Jahre 2000 bei den US-amerikanischen Präsidentschaftswahlen gegen seinen politischen Widersacher George W. Bush den Kürzeren zog, war dies ein herber Schlag für den Umweltaktivisten. Entschlossen, sich nicht unterkriegen zu lassen, setzte er jedoch seine früheren Arbeiten fort und hielt weltweit Vorträge über die Folgen und Gefahren von globaler Erwärmung. Sein famoses Bühnenprogramm, das überall ausgesprochen gute Resonanz erfuhr, wurde so auch schnell für die Filmwelt interessant. TV-Regisseur Davis Guggenheim erkannte das Potenzial in der Thematik und entschloss sich, dieses in Form eines Dokumentarfilmes ins Kino und somit einer wesentlich größeren Masse näher zu bringen. Da das pure Abfilmen einer Präsentation aber für die Lichtspielhäuser zu wenig wäre, entschied man sich dazu, gleichzeitig mit Einspielern die Hintergründe von Gore etwas zu beleuchten und einen Teil seiner Biografie zu erläutern. Ein Mix, der dem fertigen Resultat leider nicht immer gut tut.
Doch zu allererst das wohl offensichtliche: "Eine unbequeme Wahrheit" ist ein amerikanischer Film von Amerikanern für Amerikaner. Und das ist dann auch schon alles, was man vorab darüber wissen muss. Vieles, was Gore präsentiert ist natürlich arg pathetisch formuliert, dargestellt und versucht stets, eher auf emotionaler Ebene zu berühren, statt auf rationaler, immer brav mit den üblichen Streicherklängen aus Michael Brooks Soundtrack. Wer damit ein Problem hat, sollte sich diese Doku also von Vornherein lieber sparen. Doch auch, wenn dies einem weniger unangenehm auffällt, sollte man sich spätestens dann ärgern, wenn Gore und Guggenheim eindeutig übertreiben und ihre Inhalte leicht grenzwertige Formen annehmen. Dem Hurrikan Katrina, als einmaliges Phänomen, direkt eine große Aussagekraft zu verleihen, ist ähnlich gewagt, wie die These, dass weite Teile von New Orleans und New York (selbstredend auch das neue World Trade Center) bald überschwemmt werden würden, sollte die westliche Antarktis vollständig weg schmelzen. Dies mag richtig sein, wird aber wohl erst in ein paar Jahrtausenden geschehen. Und als Umweltaktivist sich selbst regelmäßig in Flugzeugen darzustellen, zeugt auch von einer etwas abstrusen Doppelmoral. Gesunder Pathos mag dem ein oder anderen ein Dorn im Auge sein, erreicht aber immerhin auch viele Menschen. Derart alarmistische Aussagen in einem fragwürdigen Kontext sind hier daher das weitaus größere Problem.
Was allerdings wirklich nervig gerät, sind die zahlreichen biografischen Abschnitte über Gores Leben. Ob sein Sohn nun bei einem Autounfall fast gestorben wäre oder seine Schwester an Lungenkrebs starb, mag für ihn entscheidend gewesen sein, wird hier aber unfassbar aufdringlich rübergebracht und verlagert den Fokus unnötig oft weg vom eigentlichen Kernthema. Und das ist schade, da dieses dann auch noch ein solch wichtiges ist. Allein wegen den wahren und wirklich erschreckenden Fakten, die man von Gore präsentiert bekommt, sollte sich jeder verpflichtet fühlen, diesen Film ein oder zweimal anzugucken. Ja, der Vorwurf, Gore würde sich mehr mit den Problemen aufhalten, als mit Lösungsansätzen, mag ein berechtigter sein und ob dem Verweis auf seine Internetseite www.climatecrisis.net wirklich alle folgen werden, darf bezweifelt werden. Aber viele Aspekte sind einfach nicht weg zu diskutieren und sollten jeden zumindest etwas angehen und interessieren. Selbst Personen, die damit wenig anfangen können, sollten zudem relativ schnell einen Zugang finden, da Gore vorbildlich seinen Vortrag immer durch kleine Cartoons, Grafiken und ein paar amüsante Gags auflockert und so nie zu sehr den Oberlehrer raushängen lässt. Dass er dabei hin und wieder etwas stark vereinfacht, um auch wirklich jedem beim Verständnis entgegen zu kommen, ist angesichts des dramatischen Inhaltes zu verschmerzen.
Guggenheim liefert dabei freilich keine inszenatorische Höchstleistung ab, was hier aber auch nur verwunderlich gewesen wäre, denn das muss auch gar nicht sein. Viel mehr merkt man, dass "Eine unbequeme Wahrheit" dann gut funktioniert, wenn Gore vor Publikum sein Ding durchziehen kann und er mit seinem natürlichen Charisma und seiner charmanten Art unterhaltsam das ernste Thema aufbereitet. Erfreulich ist dabei, wie offensiv er tatsächlich auch gegen die USA austeilt und dies komplett parteiunabhängig hinbekommt. Grade mit ihm als Politiker selbst, wäre es ein leichtes Gewesen, hier in arg manipulative Stellen abzurutschen, doch Guggenheim und Gore leisten diese Gradwanderung souverän und schaffen es so auch, vom Publikum wirklich ernst genommen zu werden, was enorm bedeutend ist, damit die Öko-Botschaft auch wirklich jeden Zuschauer erreicht. Natürlich fesselt das alles längst nicht so wie andere Dokumentationen und ist inhaltlich auch übertrieben trocken, wobei man diesen Vorwurf den Machern selbst weniger machen kann, eher ist es lobenswert, dass sie trotz des Wissens darum den Schritt ins Kino gewagt haben und sich nicht beirren ließen, ihre Erkenntnisse zu verbreiten. Selbst wenn sie dabei vielleicht hin und wieder den etwas naiveren Weg gewählt haben.
Fazit: Unbequeme Wahrheiten wollen die Leute nicht immer hören. Erst recht nicht, wenn man alleine für die Erklärung der Probleme mit umfangreichen Zahlen, Schaubildern und Grafiken aufwarten muss, um überhaupt irgendwie den Überblick zu behalten. Dass Guggenheim daher nicht unbedingt die unterhaltsamsten 90 Minuten des Genres „Dokumentationsfilm“ abgeliefert hat, ist klar. Genauso, dass er wohl bewanderte Geographen eher langweilen, als erhellen dürfte. Und ob man den Umweltschutz zwingend mit dem Kampf gegen die Apartheid oder der Unterdrückung des Kommunismus gleichsetzen muss, sollte man an anderer Stelle diskutieren. Fakt ist, "Eine unbequeme Wahrheit" liefert dem Laien ein paar interessante und aufklärende Informationen über ein immer wichtiger werdendes Thema, dass allein ob seiner globalen Auswirkungen niemandem ernsthaft egal sein sollte, auch wenn der übliche amerikanische Stil zurecht grade den europäischen Zuschauern immer wieder negativ auffallen sollte. Ansonsten gilt: Für den ersten leisen Wachrüttler ist dieses Werk hier genau richtig. Für alles weitere gibt es dann ja immer noch andere Programme.
Sin City
Der Irrglaube, Comics seien nur bunte Heftchen mit Superhelden und lustigen Kräften, ist leider immer noch weit verbreitet, denn tatsächlich gibt es auch noch eine deutlich andere Sparte in diesem Medium, die sich nicht nur an ein erwachseneres Publikum richtet, sondern in den Erzählmethoden und den bildlichen Darstellungen ungemein ästhetisch ist. Alan Moore etwa hat unter anderem mit "Watchmen" ein beeindruckendes Meisterwerk fabriziert. Und sein Kollege Frank Miller zeichnet sich für nicht minder fantastische Graphic Novels wie "The Dark Knight Returns" oder "Sin City" verantwortlich. Sein Zeichenstil, der oft Anleihen beim Film Noir der 40er Jahre nimmt, ist bereits in Heftform stilbildend gewesen. Kein Wunder also, dass Robert Rodriguez bei der Verfilmung von "Sin City" nur mit Miller gemeinsam Regie führen konnte, um ein paar der Geschichten aus den Bändern angemessen auf die Leinwand zu bringen. Dabei verschmelzen sie bewusst die beiden Medien und erschaffen beinahe eine ganz eigene Kunstform. Das wenig massentaugliche Resultat werden die einen daher vermutlich lieben und die anderen bitter hassen.
Und die Gründe dafür liegen auf der Hand: Genau wie die Vorlage ist "Sin City" eine brutale Ballade und so gewalttätig, wie man es sich nur vorstellen kann. Und genau wie in der Vorlage ist das meiste in einfachen Schwarz-Weiß-Tönen gehalten, in die sich immer mal wieder extreme Farben mischen. Aber exakt das ist es, was "Sin City" so grandios macht. Das Spiel mit den (nicht vorhandenen) Farben ist eine optische Wucht und die Blutorgien (trotz eines geringen Budgets von 45 Millionen Dollar) ein Wagnis, welches sich voll bezahlt macht. Rodriguez und Miller erzählen drei von einander unabhängige Geschichten, die voll gefüllt sind mit tiefem Pessimismus, Nihilismus und deren Aussichtslosigkeit regelrecht depressiv machen können. In der Stadt der Sünden scheint es wirklich keine Hoffnung zu geben. Dank der Besetzung der drei Hauptcharaktere durch Bruce Willis als alten Polizisten, Cliwe Owen als entschlossen übereifrigen Dwight und Mickey Rourke als selbstzerstörerischer Hüne Marv überträgt sich diese bedrückende Stimmung auch schnell auf den Zuschauer, da sie alle drei trotz gewollt minimalistischen Spiels ihre Sache absolut hervorragend kaltschnäuzig machen. Dabei stehen ihnen aber auch ihre Co-Stars Jessica Alba (sexy!), Rosario Dawson (dreckig!), Benicio Del Toro (dämonisch!) und der mit einem viel zu kurzen Auftritt gesegneten Elijah Wood (gruselig!) in Nichts nach. Alle Darsteller sind ein wichtiger Teil des Gesamtbildes vom düstersten Sündenpfuhl der Filmgeschichte.
Wer die Comics bereits gelesen hat, wird mit dem Film vielleicht weniger Freude haben. Die drei Geschichten "The Hard Goodbye", "The Big Fat Kill" und "That Yellow Bastard" verfilmen die beiden Regisseure einfach 1:1 nach. Bild für Bild. Nur eben in bewegt. Was aber schnell langweilig hätte wirken können, gewinnt durch die ganz eigene Dynamik, die ein Film entfesselt und die deutlich anders ist, als bei einem Heft, allein durch den Soundtrack und die einprägsamen Stimmen der Darsteller ist es bereits ein merklich anderes Erlebnis. Ansonsten sollte man an dieser Stelle aber einfach mal würdigen, wie raffiniert die beiden den Comicton filmisch umsetzten. Der (fast) völlige Verzicht auf Kamerafahrten, die extrem harten Schnitte, die kurzen Momente, in denen einzelne Handlungen plötzlich als Scherenschnitt darstellt werden und die Entscheidung, die Protagonisten stets durch Voice-Over-Kommentare den Zuschauer über ihre Gedanken zu informieren, was in etwa den Gedankenblasen eines Comics entspricht. Das alles funktioniert dabei auch noch so gut, dass man hinterher wirklich schwören könnte, ein Heft gelesen und keinen Film gesehen zu haben. Und trotzdem ist man sich bewusst, dass das Erlebte eigentlich eher eine reizvolle Mischung beider Kunstformen gewesen ist.
Nur in ganz wenigen Momenten scheint "Sin City" kurz zu schwächeln. Der jeweils kurze Pro- und Epilog sind so überflüssig, dass man sie ohnehin schnell wieder vergessen hat. Und besonders in "The Hard Goodbye", also der Geschichte rund um Rourke und Wood merkt man hin und wieder, dass hier eine etwas dünne Geschichte unnötig breit ausgewälzt wird. Genauso wie eine der großen Wendungen in "That Yellow Bastard" beinahe absurd peinlich wirkt und an der Stelle ordentlich an Wirkung einbüßt. Beides ist aber zu verschmerzen, da man sowieso dermaßen auf die faszinierende Optik und die ungewohnten Kniffe fokussiert ist, dass das ganze dabei keinen Unterschied macht. Zumal "Sin City" selbst dann noch ein Vergnügen wäre, wenn man nur zuhören könnte. Die kurzen, aber immer einprägsamen Dialoge, die meist direkt aus Millers Feder stammen, treffen genau ins Schwarze und sind der letzte Schritt in die absolute Düsternis dieses tiefschwarzen Abenteuers.
Fazit: Was Robert Rodriguez und Frank Miller uns hiermit vorsetzen, ist eine ganz andere Form des Kinos, als man es eigentlich gewohnt ist. Drei pessimistisch verruchte Geschichten über vom Leben im Stich gelassene Männer, grausame Psychopathen und verlorene Frauen. "Sin City" nimmt uns mit in eine Welt, in der ausgerechnet Jessica Albas Stripperin Nancy als die unschuldigste Person der Stadt erscheint. Eine Welt, die zwar sehr überspitzt dargestellt ist, unserer Realität aber leider immer weniger unähnlich zu sein scheint. Bis auf die Farben selbst gibt es in der Stadt der Sünden kein Schwarz und Weiß mehr und sogar die Menschen, die immer geglaubt haben, das einzig richtige zu tun, müssen am Ende einsehen, versagt zu haben, während ihr Leben in Trümmern vor ihnen liegt. "Sin City" ist ästhetisches, unfassbar brutales Unterhaltungskino, bei dem einen die begeisterten Töne im Halse stecken bleiben, ob des unerschöpflichen Maßes an Zynismus, mit dem hier eine etwas andere Gesellschaftskritik entworfen wurde. "Sin City" ist ein Albtraum von einem Film. Einer, bei dem man hochschreckt, wenn man ihn überstanden hat. Einer, der einen auch später noch verfolgt. Und einer, den man so nur einmal erleben kann. Und sollte!
Der Irrglaube, Comics seien nur bunte Heftchen mit Superhelden und lustigen Kräften, ist leider immer noch weit verbreitet, denn tatsächlich gibt es auch noch eine deutlich andere Sparte in diesem Medium, die sich nicht nur an ein erwachseneres Publikum richtet, sondern in den Erzählmethoden und den bildlichen Darstellungen ungemein ästhetisch ist. Alan Moore etwa hat unter anderem mit "Watchmen" ein beeindruckendes Meisterwerk fabriziert. Und sein Kollege Frank Miller zeichnet sich für nicht minder fantastische Graphic Novels wie "The Dark Knight Returns" oder "Sin City" verantwortlich. Sein Zeichenstil, der oft Anleihen beim Film Noir der 40er Jahre nimmt, ist bereits in Heftform stilbildend gewesen. Kein Wunder also, dass Robert Rodriguez bei der Verfilmung von "Sin City" nur mit Miller gemeinsam Regie führen konnte, um ein paar der Geschichten aus den Bändern angemessen auf die Leinwand zu bringen. Dabei verschmelzen sie bewusst die beiden Medien und erschaffen beinahe eine ganz eigene Kunstform. Das wenig massentaugliche Resultat werden die einen daher vermutlich lieben und die anderen bitter hassen.
Und die Gründe dafür liegen auf der Hand: Genau wie die Vorlage ist "Sin City" eine brutale Ballade und so gewalttätig, wie man es sich nur vorstellen kann. Und genau wie in der Vorlage ist das meiste in einfachen Schwarz-Weiß-Tönen gehalten, in die sich immer mal wieder extreme Farben mischen. Aber exakt das ist es, was "Sin City" so grandios macht. Das Spiel mit den (nicht vorhandenen) Farben ist eine optische Wucht und die Blutorgien (trotz eines geringen Budgets von 45 Millionen Dollar) ein Wagnis, welches sich voll bezahlt macht. Rodriguez und Miller erzählen drei von einander unabhängige Geschichten, die voll gefüllt sind mit tiefem Pessimismus, Nihilismus und deren Aussichtslosigkeit regelrecht depressiv machen können. In der Stadt der Sünden scheint es wirklich keine Hoffnung zu geben. Dank der Besetzung der drei Hauptcharaktere durch Bruce Willis als alten Polizisten, Cliwe Owen als entschlossen übereifrigen Dwight und Mickey Rourke als selbstzerstörerischer Hüne Marv überträgt sich diese bedrückende Stimmung auch schnell auf den Zuschauer, da sie alle drei trotz gewollt minimalistischen Spiels ihre Sache absolut hervorragend kaltschnäuzig machen. Dabei stehen ihnen aber auch ihre Co-Stars Jessica Alba (sexy!), Rosario Dawson (dreckig!), Benicio Del Toro (dämonisch!) und der mit einem viel zu kurzen Auftritt gesegneten Elijah Wood (gruselig!) in Nichts nach. Alle Darsteller sind ein wichtiger Teil des Gesamtbildes vom düstersten Sündenpfuhl der Filmgeschichte.
Wer die Comics bereits gelesen hat, wird mit dem Film vielleicht weniger Freude haben. Die drei Geschichten "The Hard Goodbye", "The Big Fat Kill" und "That Yellow Bastard" verfilmen die beiden Regisseure einfach 1:1 nach. Bild für Bild. Nur eben in bewegt. Was aber schnell langweilig hätte wirken können, gewinnt durch die ganz eigene Dynamik, die ein Film entfesselt und die deutlich anders ist, als bei einem Heft, allein durch den Soundtrack und die einprägsamen Stimmen der Darsteller ist es bereits ein merklich anderes Erlebnis. Ansonsten sollte man an dieser Stelle aber einfach mal würdigen, wie raffiniert die beiden den Comicton filmisch umsetzten. Der (fast) völlige Verzicht auf Kamerafahrten, die extrem harten Schnitte, die kurzen Momente, in denen einzelne Handlungen plötzlich als Scherenschnitt darstellt werden und die Entscheidung, die Protagonisten stets durch Voice-Over-Kommentare den Zuschauer über ihre Gedanken zu informieren, was in etwa den Gedankenblasen eines Comics entspricht. Das alles funktioniert dabei auch noch so gut, dass man hinterher wirklich schwören könnte, ein Heft gelesen und keinen Film gesehen zu haben. Und trotzdem ist man sich bewusst, dass das Erlebte eigentlich eher eine reizvolle Mischung beider Kunstformen gewesen ist.
Nur in ganz wenigen Momenten scheint "Sin City" kurz zu schwächeln. Der jeweils kurze Pro- und Epilog sind so überflüssig, dass man sie ohnehin schnell wieder vergessen hat. Und besonders in "The Hard Goodbye", also der Geschichte rund um Rourke und Wood merkt man hin und wieder, dass hier eine etwas dünne Geschichte unnötig breit ausgewälzt wird. Genauso wie eine der großen Wendungen in "That Yellow Bastard" beinahe absurd peinlich wirkt und an der Stelle ordentlich an Wirkung einbüßt. Beides ist aber zu verschmerzen, da man sowieso dermaßen auf die faszinierende Optik und die ungewohnten Kniffe fokussiert ist, dass das ganze dabei keinen Unterschied macht. Zumal "Sin City" selbst dann noch ein Vergnügen wäre, wenn man nur zuhören könnte. Die kurzen, aber immer einprägsamen Dialoge, die meist direkt aus Millers Feder stammen, treffen genau ins Schwarze und sind der letzte Schritt in die absolute Düsternis dieses tiefschwarzen Abenteuers.
Fazit: Was Robert Rodriguez und Frank Miller uns hiermit vorsetzen, ist eine ganz andere Form des Kinos, als man es eigentlich gewohnt ist. Drei pessimistisch verruchte Geschichten über vom Leben im Stich gelassene Männer, grausame Psychopathen und verlorene Frauen. "Sin City" nimmt uns mit in eine Welt, in der ausgerechnet Jessica Albas Stripperin Nancy als die unschuldigste Person der Stadt erscheint. Eine Welt, die zwar sehr überspitzt dargestellt ist, unserer Realität aber leider immer weniger unähnlich zu sein scheint. Bis auf die Farben selbst gibt es in der Stadt der Sünden kein Schwarz und Weiß mehr und sogar die Menschen, die immer geglaubt haben, das einzig richtige zu tun, müssen am Ende einsehen, versagt zu haben, während ihr Leben in Trümmern vor ihnen liegt. "Sin City" ist ästhetisches, unfassbar brutales Unterhaltungskino, bei dem einen die begeisterten Töne im Halse stecken bleiben, ob des unerschöpflichen Maßes an Zynismus, mit dem hier eine etwas andere Gesellschaftskritik entworfen wurde. "Sin City" ist ein Albtraum von einem Film. Einer, bei dem man hochschreckt, wenn man ihn überstanden hat. Einer, der einen auch später noch verfolgt. Und einer, den man so nur einmal erleben kann. Und sollte!
Terminator - Die Erlösung
Was sollte das denn? Da schreiben die Drehbuchautoren John Brancato, Michael Ferris und David C. Wilson einen abartig genialen Twist rund um die Marcus Wright Figur, eine Überraschung, die es richtig in sich hat und die man so niemals vorhersehen kann, nur damit dieser dann im dreiminütigen Prolog bereits so stark angedeutet wird, dass er niemanden mehr verblüfft, wenn er dann nach einer Stunde eigentlich greifen soll? Verdammt, wie konnte man diese famose Idee, eine, die man als Autor vielleicht nur einmal in seinem Leben hat, bloß für ein mittelmäßig interessantes Intro opfern, das dazu auch noch niemandem stören würde, wenn der Film einfach danach beginnen würde? Das ist beinahe schon eine Schande. Leider. Denn davon abgesehen präsentiert uns Regisseur McG mit "Terminator - Die Erlösung", welcher nach und gleichzeitig vor der Terminator-Trilogie spielt, einen packenden Sci-Fi-Reißer, wie sie heute leider zur Seltenheit geworden sind.
Endlich bekommen wir im Terminator-Franchise mal keine Zeitreisenjagd vorgesetzt. "Die Erlösung" nimmt uns schließlich direkt mit in den Kampf zwischen den Menschen und den Maschinen in der postapokalyptischen Zukunft des Jahres 2018. Und dieses Setting ist wirklich wunderbar geglückt. Trostlos und leer ist die Umgebung, die Landschaften Wüsten und zerfallene Großstädte. Wunderbar, wie sich durch diese heruntergekommene Welt das Gefühl der Verzweiflung und Hilflosigkeit der Rebellion auch schnell beim Zuschauer breit macht. Die Folgen des globalen Atomkrieges sind deutlich zu spüren und ergreifend in ihrer Wirkung. Genau das ist es, was das Publikum erwartet hat, nach dem die Vorgänger den Krieg immer nur kurz und dann auch noch bei Nacht gezeigt hatten. Dies hat McG nicht nötig, seine Bilder sind auch bei Tag erschreckend genug und bei Tageslicht vielleicht sogar noch beängstigender. Etwas weniger geglückt ist da die Auswahl der Schauspieler, so bleiben Bryce Dallas Howard, die die Rolle von Claire Danes aus Teil 3 übernimmt, blass, und Anton Yelchin als Kyle Reese ist dermaßen ausdrucksschwach, dass man auch mit Wehmut zurückdenkend an Michael Biehns Performance, hier von einer klaren Fehlbesetzung sprechen muss. Christian Bale als John Connor und Sam Worthington als Marcus Wright machen hingegen einen souveränen Job und sind die klaren Sympathieträger, setzten aber ebenfalls keine Akzente.
Das brauchen sie aber auch nicht, denn "Terminator - Die Erlösung" hat ganz andere Qualitäten. Da wäre einmal die Handlung selbst, die erfreulicherweise nicht ganz so klar strukturiert abläuft, wie man vielleicht erwarten würde, sondern vor allem am Ende ein paar nette Einfälle hat und konsequent ihren Weg bis zum Ende geht. Viel wichtiger ist aber, dass McG sich wirklich für das Erbe des Franchises interessiert und so flutet er diesen Film mit Referenzen, Hommagemomenten und Anspielungen an die Originaltrilogie, die aber allesamt sehr liebevoll eingebettet sind und dem Laien nicht weiter auffallen bzw. stören. Richtig auch sein Entschluss, mit sehr wenig Humor zu arbeiten und oft einfach komplett auf ihn zu verzichten. Das erscheint nach "Tag der Abrechnung" und "Rebellion der Maschinen" zwar als Stilbruch, bringt aber ein wenig die Düsternis und (An-)Spannung des ersten Teils von 1984 zurück, genauso wie Danny Elfmans Soundtrack diesen Eindruck noch weiter verstärken kann, auch, wenn er nur selten das klassische Theme von Brad Fiedel zitiert. Insgesamt merkt man, dass hier (anders, als man es mittlerweile von Hollywood gewohnt ist) wirklich Menschen am Werk waren, die mit viel Herzblut an "Die Erlösung" gearbeitet haben. Und es macht sich bezahlt.
Ganz besonders aber natürlich in den brillanten Actionszenen. Und das ist keine Untertreibung. Wo andere mit stylisch geleckten Hochglanzfights aufgewartet hätten, bietet McG eine ganze Palette an kreativen Verfolgungsjagden, Shootouts und überraschend dreckigen Fights, was Terminator 4 zum brutalsten Film der Reihe seit dem Erstling machen dürfte. Dabei bleibt es nicht nur bei den Szenen an sich, McG inszeniert das auch noch ausgesprochen vielseitig. Mal ganz nah an den Charakteren, mal mit weiten Panorama-Bildern, mal schnell, mal ruhig geschnitten, sogar eine fantastische Plansequenz, die einen Helikopterabsturz zeigt, bringt er gekonnt unter. Der Vorwurf, dass hier vieles nur noch CGI sei, mag sogar berechtigt sein, wenn es aber in dem bildgewaltigen Maße umgesetzt ist, gibt es keinen Grund, dies zu kritisieren. Die Action ist an vielen Stellen wirklich atemberaubend und lässt ebenfalls die großen Mühen der Produzenten und das üppige Budget von 200 Millionen US-Dollar erkennbar werden. Noch beeindruckender ist da nur die Soundkulisse und zwar ganz explizit die Toneffekte. Dies soll ein deutlicher Appell sein: "Terminator - Die Erlösung" sollte man nur mit der entsprechenden Soundanlage genießen. Es macht sich wirklich bezahlt. Besonders beim Angriff der riesigen Killer-Roboter wird man praktisch in den Sitz gepresst.
Fazit: Was hat sich McG vorab alles gefallen lassen müssen? Vor der Veröffentlichung hielt ihn praktisch jeder für eine Fehlentscheidung der Produktion. Und dann haut der Gute einfach so ohne Vorwarnung einen Film raus, der in vieler Hinsicht besser als all seine Vorgänger ist. Düster, dreckig, heruntergekommen und rasant in technischer Perfektion mit einer raffinierten Story und viel Liebe zum Detail ausgestattet, zeigt sich in "Die Erlösung" das Terminator-Franchise von seiner besten Seite. Einzig von den Charakteren und den hochklassigen Darstellern hätte man mehr erwarten dürfen. Hier sticht traurigerweise keiner hervor oder kommt gar in eine Position, in der er glänzen könnte. Dies ist aber nur ein kleiner Schmutzfleck auf einer ansonsten weißen Weste, die echten Genrefans eine Menge Spaß machen wird und alle Fans der Zeitreisehandlungen vor den Kopf stößt. Schön zu sehen, dass es auch heute noch mutige Filmemacher mit Visionen gibt, auch wenn diese am Ende tatsächlich etwas zu künstlich nach einem Computerspiel aussehen. Nichtsdestotrotz: Erdrückendes und lautes Endzeitspektakel mit tollen Schauwerten, dass nur mit einem nicht verunstalteten Twist noch besser funktioniert hätte.
,5
Was sollte das denn? Da schreiben die Drehbuchautoren John Brancato, Michael Ferris und David C. Wilson einen abartig genialen Twist rund um die Marcus Wright Figur, eine Überraschung, die es richtig in sich hat und die man so niemals vorhersehen kann, nur damit dieser dann im dreiminütigen Prolog bereits so stark angedeutet wird, dass er niemanden mehr verblüfft, wenn er dann nach einer Stunde eigentlich greifen soll? Verdammt, wie konnte man diese famose Idee, eine, die man als Autor vielleicht nur einmal in seinem Leben hat, bloß für ein mittelmäßig interessantes Intro opfern, das dazu auch noch niemandem stören würde, wenn der Film einfach danach beginnen würde? Das ist beinahe schon eine Schande. Leider. Denn davon abgesehen präsentiert uns Regisseur McG mit "Terminator - Die Erlösung", welcher nach und gleichzeitig vor der Terminator-Trilogie spielt, einen packenden Sci-Fi-Reißer, wie sie heute leider zur Seltenheit geworden sind.
Endlich bekommen wir im Terminator-Franchise mal keine Zeitreisenjagd vorgesetzt. "Die Erlösung" nimmt uns schließlich direkt mit in den Kampf zwischen den Menschen und den Maschinen in der postapokalyptischen Zukunft des Jahres 2018. Und dieses Setting ist wirklich wunderbar geglückt. Trostlos und leer ist die Umgebung, die Landschaften Wüsten und zerfallene Großstädte. Wunderbar, wie sich durch diese heruntergekommene Welt das Gefühl der Verzweiflung und Hilflosigkeit der Rebellion auch schnell beim Zuschauer breit macht. Die Folgen des globalen Atomkrieges sind deutlich zu spüren und ergreifend in ihrer Wirkung. Genau das ist es, was das Publikum erwartet hat, nach dem die Vorgänger den Krieg immer nur kurz und dann auch noch bei Nacht gezeigt hatten. Dies hat McG nicht nötig, seine Bilder sind auch bei Tag erschreckend genug und bei Tageslicht vielleicht sogar noch beängstigender. Etwas weniger geglückt ist da die Auswahl der Schauspieler, so bleiben Bryce Dallas Howard, die die Rolle von Claire Danes aus Teil 3 übernimmt, blass, und Anton Yelchin als Kyle Reese ist dermaßen ausdrucksschwach, dass man auch mit Wehmut zurückdenkend an Michael Biehns Performance, hier von einer klaren Fehlbesetzung sprechen muss. Christian Bale als John Connor und Sam Worthington als Marcus Wright machen hingegen einen souveränen Job und sind die klaren Sympathieträger, setzten aber ebenfalls keine Akzente.
Das brauchen sie aber auch nicht, denn "Terminator - Die Erlösung" hat ganz andere Qualitäten. Da wäre einmal die Handlung selbst, die erfreulicherweise nicht ganz so klar strukturiert abläuft, wie man vielleicht erwarten würde, sondern vor allem am Ende ein paar nette Einfälle hat und konsequent ihren Weg bis zum Ende geht. Viel wichtiger ist aber, dass McG sich wirklich für das Erbe des Franchises interessiert und so flutet er diesen Film mit Referenzen, Hommagemomenten und Anspielungen an die Originaltrilogie, die aber allesamt sehr liebevoll eingebettet sind und dem Laien nicht weiter auffallen bzw. stören. Richtig auch sein Entschluss, mit sehr wenig Humor zu arbeiten und oft einfach komplett auf ihn zu verzichten. Das erscheint nach "Tag der Abrechnung" und "Rebellion der Maschinen" zwar als Stilbruch, bringt aber ein wenig die Düsternis und (An-)Spannung des ersten Teils von 1984 zurück, genauso wie Danny Elfmans Soundtrack diesen Eindruck noch weiter verstärken kann, auch, wenn er nur selten das klassische Theme von Brad Fiedel zitiert. Insgesamt merkt man, dass hier (anders, als man es mittlerweile von Hollywood gewohnt ist) wirklich Menschen am Werk waren, die mit viel Herzblut an "Die Erlösung" gearbeitet haben. Und es macht sich bezahlt.
Ganz besonders aber natürlich in den brillanten Actionszenen. Und das ist keine Untertreibung. Wo andere mit stylisch geleckten Hochglanzfights aufgewartet hätten, bietet McG eine ganze Palette an kreativen Verfolgungsjagden, Shootouts und überraschend dreckigen Fights, was Terminator 4 zum brutalsten Film der Reihe seit dem Erstling machen dürfte. Dabei bleibt es nicht nur bei den Szenen an sich, McG inszeniert das auch noch ausgesprochen vielseitig. Mal ganz nah an den Charakteren, mal mit weiten Panorama-Bildern, mal schnell, mal ruhig geschnitten, sogar eine fantastische Plansequenz, die einen Helikopterabsturz zeigt, bringt er gekonnt unter. Der Vorwurf, dass hier vieles nur noch CGI sei, mag sogar berechtigt sein, wenn es aber in dem bildgewaltigen Maße umgesetzt ist, gibt es keinen Grund, dies zu kritisieren. Die Action ist an vielen Stellen wirklich atemberaubend und lässt ebenfalls die großen Mühen der Produzenten und das üppige Budget von 200 Millionen US-Dollar erkennbar werden. Noch beeindruckender ist da nur die Soundkulisse und zwar ganz explizit die Toneffekte. Dies soll ein deutlicher Appell sein: "Terminator - Die Erlösung" sollte man nur mit der entsprechenden Soundanlage genießen. Es macht sich wirklich bezahlt. Besonders beim Angriff der riesigen Killer-Roboter wird man praktisch in den Sitz gepresst.
Fazit: Was hat sich McG vorab alles gefallen lassen müssen? Vor der Veröffentlichung hielt ihn praktisch jeder für eine Fehlentscheidung der Produktion. Und dann haut der Gute einfach so ohne Vorwarnung einen Film raus, der in vieler Hinsicht besser als all seine Vorgänger ist. Düster, dreckig, heruntergekommen und rasant in technischer Perfektion mit einer raffinierten Story und viel Liebe zum Detail ausgestattet, zeigt sich in "Die Erlösung" das Terminator-Franchise von seiner besten Seite. Einzig von den Charakteren und den hochklassigen Darstellern hätte man mehr erwarten dürfen. Hier sticht traurigerweise keiner hervor oder kommt gar in eine Position, in der er glänzen könnte. Dies ist aber nur ein kleiner Schmutzfleck auf einer ansonsten weißen Weste, die echten Genrefans eine Menge Spaß machen wird und alle Fans der Zeitreisehandlungen vor den Kopf stößt. Schön zu sehen, dass es auch heute noch mutige Filmemacher mit Visionen gibt, auch wenn diese am Ende tatsächlich etwas zu künstlich nach einem Computerspiel aussehen. Nichtsdestotrotz: Erdrückendes und lautes Endzeitspektakel mit tollen Schauwerten, dass nur mit einem nicht verunstalteten Twist noch besser funktioniert hätte.
,5
Ganz abgesehen davon, dass er im Trailer auch noch herausposaunt wurde.Wallnuss hat geschrieben:Was sollte das denn? Da schreiben die Drehbuchautoren John Brancato, Michael Ferris und David C. Wilson einen abartig genialen Twist rund um die Marcus Wright Figur, eine Überraschung, die es richtig in sich hat und die man so niemals vorhersehen kann, nur damit dieser dann im dreiminütigen Prolog bereits so stark angedeutet wird, dass er niemanden mehr verblüfft, wenn er dann nach einer Stunde eigentlich greifen soll?
Ansonsten: Wertungstechnisch der beste "Terminator" bei dir, angeblich härtester Film seit der 1... Boy, oh Boy.
Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
Klar, nach den weichgespülten Kiddie-Filmen 2 und 3 ist Die Erlösung mindestens um das dreifache härter und erwachsener. Wers nicht glaubt: Einfach die Filme noch mal anschauen.McClane hat geschrieben:Wertungstechnisch der beste "Terminator" bei dir, angeblich härtester Film seit der 1...
Und der beste Terminator ist er auch ohne Frage. Wozu 3-mal die selbe Zeitreise-Story ansehen, wenn die Zukunft um ein vielfaches interessanter ist?
Ödipussi
"Die Ente bleibt draußen!" - Wer kennt ihn nicht, den wohl schärfsten und brillantesten deutschen Alltagssatiriker? Loriot (bürgerlich: Vicco von Bülow) katapultierte sich durch seine cleveren und herrlich komischen Sketche und Cartoons spätestens Mitte der 60er Jahre zu einem der wichtigsten Bestandteile der Comedyszene Deutschlands. Dabei hatten all seine unterschiedlichen Wege, Komik an den Mann zu bringen, stets ein übergeordnetes Thema: Das deutsche Spießbürgertum. Dieses schien von Bülow perfekt analysiert und verinnerlicht zu haben und wie kein Zweiter gelang es ihm stets, dieses immer wieder in zeitlosen Methoden zu parodieren. Auch sein erster Spielfilm "Ödipussi" aus dem Jahre 1988, bei dem Loriot gleichzeitig das Amt des Drehbuchautors, Hauptdarstellers und Regisseurs übernahm, behandelt dieses Thema, denn obgleich der Titel natürlich Assoziationen mit dem antiken griechischen Drama "König Ödipus" von Sophokles weckt, steht hier kein ödipaler Konflikt (Liebschaft zwischen Mutter und Sohn) im Vordergrund, sondern viel mehr das Leben eines verweichlichten Muttersöhnchens, welches sich durch den Kontakt mit einer Psychologin beginnt, von der Frau Mama ein Stückweit zu emanzipieren.
Ein psychologisch-analytisches Werk oder gar eine moderne Version des Ödipus-Mythos darf man daher hier nicht erwarten. Doch wird das ohnehin kaum einer tun, der weiß, wer Loriot ist und wofür er steht. Und das ist sicher nicht für ernsthafte Auseinandersetzung mit bedeutenden literarischen Themen. Loriot steht für seine hervorragende Beobachtungsgabe, bei der er ganz alltägliche Unterhaltungen und Situationen aufgreift und sie so auseinander nimmt, dass er ein komisches Element in ihnen findet, welches er dann überspitzt ins Groteske abgleiten lässt. Dabei bedient er sich auch in "Ödipussi" der Betrachtung von menschlichen Verhaltensweisen und beschäftigt sich intensiv mit gesellschaftlichen Prozessen, allerdings ohne damit Gesellschaftskritik üben zu wollen. Ihm geht es wirklich nur um Komik und wie er sein Publikum zum Lachen bringen kann. Unschwer zu erkennen hinzu kommt, dass ihm das ideale Gespür für Timing wohl praktisch in die Wiege gelegt wurde. Wie kein Zweiter versteht er es, seine Witze so fein aufeinander abzustimmen, dass kein Lacher verloren geht oder zu früh bzw. zu spät zündet. Ein wenig bedauerlich, dass seine Nebendarsteller da weniger begabt sind. Bis auf die wunderbare Evelyn Hamann vermag keiner, auch nur annährend in seiner Liga spielen zu können. Allerdings wäre allein der Gedanke daran auch reine Utopie.
Loriot selbst erweist sich schließlich als glänzender Schauspieler, der seinem Paul Winkelmann genau die richtige Mischung aus Verunsichertheit und maßloser Selbstüberzeugung und Naivität verleiht, die ihn sofort zum Sympathieträger macht. Dabei kommt von Bülow auch eines seiner weiteren Talente zu Hilfe: sein enormer Wortschatz und ausgeprägter Sprachhumor. Zwischen all der Situationskomik und den visuellen Gags findet Loriot immer wieder Zeit für ausgefallene Wortspiele und Blödeleien im klassischen Beamtendeutsch. Bezeichnungen wie "Ablösung des Mannes bei gleichzeitiger Aktivierung der Frau unter Einbeziehung der Feuchtbiotope in das deutsche Volk als unteilbare Nation" oder Wortschöpfungen wie "Schwanzhund" findet man eben nur bei einem. Und diesen Trumpf spielt "Ödipussi" voll aus. Die erste halbe Stunde des Filmes ist dabei wirklich ein Genuss. Amüsante Einlagen, spritzige humoristische Verweise auf das triste Alltagsleben und eine gesunde Mischung aus Sprach-, Bild- und Situationskomik sorgen für reichlich Abwechslung, auch wenn die Kameraführung von Xaver Schwarzenberger etwas zu sehr nach TV-Unterhaltung aussieht und weniger nach einem Kinofilm. Danach, so muss man es leider sagen, sah sich Loriot aber offenbar mit einem Problem konfrontiert, dass das Medium Film ihm bereitete.
Die durchschnittliche Laufzeit eines Sketches beträgt nun einmal für gewöhnlich nicht mehr als drei bis maximal fünf Minuten. Und diesen Esprit, diese lockere unbeschwerte Energie eines vierminütigen filmischen Witzes auf ein Machwerk von 85 Minuten zu übertragen, scheint auf den ersten Blick nicht so, ist aber offenbar eine gewaltige Herkulesaufgabe. Sobald nämlich sich so langsam mal eine Handlung entwickeln muss und das Publikum auf eine Entwicklung im Geschehen wartet, erweist sich "Ödipussi" als erschreckend inhaltsleer. Der rote Faden, den uns die Regie als Verknüpfung der einzelnen Sketche anbietet, ist bestenfalls gerade mal als ganz nett zu bezeichnen. Schlimmer noch: Eine wirkliche Dramaturgie ergibt sich eigentlich gar nicht. Völlig zusammenhangslos reiht sich Witz an Witz, ohne etwas zum großen Ganzen beizutragen. Das ist nett, aber viel zu wenig für einen Spielfilm, der die Massen über eine Stunde hinweg beschäftigen soll. Zu viele Zuschauer verliert Loriot unterwegs, sodass besonders die letzten Szenen niemandem mehr ein Lächeln abverlangen zu vermögen. Sinnbildlich dafür auch das völlig abrupte Ende: Ohne irgendetwas vom Vorherigen abzuschließen, endet mitten im Plot plötzlich die Geschichte und lässt das Publikum fragend zurück. Obwohl, wohl besser: würde zurücklassen. Wirklich interessieren tut einen das zu dem Zeitpunkt schließlich ohnehin nicht mehr.
Fazit: Unbestritten war Loriot einer der ganz großen. Sein zeitloser Humor ist ein wundervolles Beispiel dafür, wie man ganz ohne auf Kosten anderer zu lachen, feingeistig und brüllend komisch sein kann. Dies würde prinzipiell auch für "Ödipussi" gelten. Und so erscheint die Bewertung vielleicht auch etwas unfair, angesichts der Fülle an hervorragenden Gags, die vorzufinden sind. Doch selbst die besten Lacher gehen in einem Film nicht richtig auf, wenn der Sinn für das große Ganze fehlt und der Zuschauer in einer sperrigen Handlung nicht den richtigen Zugang zu den Aktionen findet. Das ist auf der einen Seite unglaublich schade, da so statt der erhofften Begeisterung sich nur müdes Achselzucken einzustellen vermag, auf der anderen aber eben auch ein Resultat aus dem ungewohnten Medium. Für alle Fans von von Bülow gilt aber dennoch selbstverständlich - Prädikat: sehenswert.
"Die Ente bleibt draußen!" - Wer kennt ihn nicht, den wohl schärfsten und brillantesten deutschen Alltagssatiriker? Loriot (bürgerlich: Vicco von Bülow) katapultierte sich durch seine cleveren und herrlich komischen Sketche und Cartoons spätestens Mitte der 60er Jahre zu einem der wichtigsten Bestandteile der Comedyszene Deutschlands. Dabei hatten all seine unterschiedlichen Wege, Komik an den Mann zu bringen, stets ein übergeordnetes Thema: Das deutsche Spießbürgertum. Dieses schien von Bülow perfekt analysiert und verinnerlicht zu haben und wie kein Zweiter gelang es ihm stets, dieses immer wieder in zeitlosen Methoden zu parodieren. Auch sein erster Spielfilm "Ödipussi" aus dem Jahre 1988, bei dem Loriot gleichzeitig das Amt des Drehbuchautors, Hauptdarstellers und Regisseurs übernahm, behandelt dieses Thema, denn obgleich der Titel natürlich Assoziationen mit dem antiken griechischen Drama "König Ödipus" von Sophokles weckt, steht hier kein ödipaler Konflikt (Liebschaft zwischen Mutter und Sohn) im Vordergrund, sondern viel mehr das Leben eines verweichlichten Muttersöhnchens, welches sich durch den Kontakt mit einer Psychologin beginnt, von der Frau Mama ein Stückweit zu emanzipieren.
Ein psychologisch-analytisches Werk oder gar eine moderne Version des Ödipus-Mythos darf man daher hier nicht erwarten. Doch wird das ohnehin kaum einer tun, der weiß, wer Loriot ist und wofür er steht. Und das ist sicher nicht für ernsthafte Auseinandersetzung mit bedeutenden literarischen Themen. Loriot steht für seine hervorragende Beobachtungsgabe, bei der er ganz alltägliche Unterhaltungen und Situationen aufgreift und sie so auseinander nimmt, dass er ein komisches Element in ihnen findet, welches er dann überspitzt ins Groteske abgleiten lässt. Dabei bedient er sich auch in "Ödipussi" der Betrachtung von menschlichen Verhaltensweisen und beschäftigt sich intensiv mit gesellschaftlichen Prozessen, allerdings ohne damit Gesellschaftskritik üben zu wollen. Ihm geht es wirklich nur um Komik und wie er sein Publikum zum Lachen bringen kann. Unschwer zu erkennen hinzu kommt, dass ihm das ideale Gespür für Timing wohl praktisch in die Wiege gelegt wurde. Wie kein Zweiter versteht er es, seine Witze so fein aufeinander abzustimmen, dass kein Lacher verloren geht oder zu früh bzw. zu spät zündet. Ein wenig bedauerlich, dass seine Nebendarsteller da weniger begabt sind. Bis auf die wunderbare Evelyn Hamann vermag keiner, auch nur annährend in seiner Liga spielen zu können. Allerdings wäre allein der Gedanke daran auch reine Utopie.
Loriot selbst erweist sich schließlich als glänzender Schauspieler, der seinem Paul Winkelmann genau die richtige Mischung aus Verunsichertheit und maßloser Selbstüberzeugung und Naivität verleiht, die ihn sofort zum Sympathieträger macht. Dabei kommt von Bülow auch eines seiner weiteren Talente zu Hilfe: sein enormer Wortschatz und ausgeprägter Sprachhumor. Zwischen all der Situationskomik und den visuellen Gags findet Loriot immer wieder Zeit für ausgefallene Wortspiele und Blödeleien im klassischen Beamtendeutsch. Bezeichnungen wie "Ablösung des Mannes bei gleichzeitiger Aktivierung der Frau unter Einbeziehung der Feuchtbiotope in das deutsche Volk als unteilbare Nation" oder Wortschöpfungen wie "Schwanzhund" findet man eben nur bei einem. Und diesen Trumpf spielt "Ödipussi" voll aus. Die erste halbe Stunde des Filmes ist dabei wirklich ein Genuss. Amüsante Einlagen, spritzige humoristische Verweise auf das triste Alltagsleben und eine gesunde Mischung aus Sprach-, Bild- und Situationskomik sorgen für reichlich Abwechslung, auch wenn die Kameraführung von Xaver Schwarzenberger etwas zu sehr nach TV-Unterhaltung aussieht und weniger nach einem Kinofilm. Danach, so muss man es leider sagen, sah sich Loriot aber offenbar mit einem Problem konfrontiert, dass das Medium Film ihm bereitete.
Die durchschnittliche Laufzeit eines Sketches beträgt nun einmal für gewöhnlich nicht mehr als drei bis maximal fünf Minuten. Und diesen Esprit, diese lockere unbeschwerte Energie eines vierminütigen filmischen Witzes auf ein Machwerk von 85 Minuten zu übertragen, scheint auf den ersten Blick nicht so, ist aber offenbar eine gewaltige Herkulesaufgabe. Sobald nämlich sich so langsam mal eine Handlung entwickeln muss und das Publikum auf eine Entwicklung im Geschehen wartet, erweist sich "Ödipussi" als erschreckend inhaltsleer. Der rote Faden, den uns die Regie als Verknüpfung der einzelnen Sketche anbietet, ist bestenfalls gerade mal als ganz nett zu bezeichnen. Schlimmer noch: Eine wirkliche Dramaturgie ergibt sich eigentlich gar nicht. Völlig zusammenhangslos reiht sich Witz an Witz, ohne etwas zum großen Ganzen beizutragen. Das ist nett, aber viel zu wenig für einen Spielfilm, der die Massen über eine Stunde hinweg beschäftigen soll. Zu viele Zuschauer verliert Loriot unterwegs, sodass besonders die letzten Szenen niemandem mehr ein Lächeln abverlangen zu vermögen. Sinnbildlich dafür auch das völlig abrupte Ende: Ohne irgendetwas vom Vorherigen abzuschließen, endet mitten im Plot plötzlich die Geschichte und lässt das Publikum fragend zurück. Obwohl, wohl besser: würde zurücklassen. Wirklich interessieren tut einen das zu dem Zeitpunkt schließlich ohnehin nicht mehr.
Fazit: Unbestritten war Loriot einer der ganz großen. Sein zeitloser Humor ist ein wundervolles Beispiel dafür, wie man ganz ohne auf Kosten anderer zu lachen, feingeistig und brüllend komisch sein kann. Dies würde prinzipiell auch für "Ödipussi" gelten. Und so erscheint die Bewertung vielleicht auch etwas unfair, angesichts der Fülle an hervorragenden Gags, die vorzufinden sind. Doch selbst die besten Lacher gehen in einem Film nicht richtig auf, wenn der Sinn für das große Ganze fehlt und der Zuschauer in einer sperrigen Handlung nicht den richtigen Zugang zu den Aktionen findet. Das ist auf der einen Seite unglaublich schade, da so statt der erhofften Begeisterung sich nur müdes Achselzucken einzustellen vermag, auf der anderen aber eben auch ein Resultat aus dem ungewohnten Medium. Für alle Fans von von Bülow gilt aber dennoch selbstverständlich - Prädikat: sehenswert.
Predator
Ein Raumschiff fliegt durchs All und lässt plötzlich eine kleine Kapsel Richtung Erde abfallen. Danach befinden wir uns mit den männlichsten Männern irgendwo im tiefen südamerikanischen Dschungel, um dort die bösen Russen im Auftrag der CIA zu erlegen. Am Ende treffen pures Testosteron und beeindruckend abartiges Production Design aufeinander. Solche Filme konnten nur die harten 80er Jahre hervorbringen. Mit dem Vietnam-Trauma der USA im Hinterkopf, brachte John McTiernan 1987 mit "Predator" einen Actionfilm ins Kino, der heute als absoluter Kultfilm angesehen wird. Doch wie immer hat die Medaille zwei Seiten. Was für die einen heute eine Erinnerung an die guten alten Zeiten zu sein scheint und mit viel Nostalgie verbunden ist, wirkt auf die anderen heute veraltet und altbacken. Die Wahrheit liegt aber - wie immer - irgendwo dazwischen.
Was findet sich auf der Habenseite? "Predator" ist ein knallharter Film, in dem es blutig zur Sache geht und der in der Gewaltdarstellung absolut konsequent verläuft. Wer das nicht mag, sollte auf zartere Filme zurückgreifen. Und wer - in Anbetracht des titelgebenden Außerirdischen - auf einen schockierenden Horrorfilm hofft, muss ebenfalls nach anderem Ausschau halten. "Predator" ist ein Kind der 80er und auf dem Programm stehen da nun einmal Actionszenen mit großen Knarren, Kerle mit coolen Sprüchen und eine stupide und zweckdienliche Handlung. Inhaltlich ist "Predator" tatsächlich nur eine von vielen Versionen des "Zehn kleine Negerlein"-Prinzips, bei dem einer nach dem anderen von der Bedrohung ins Jenseits geschickt wird, dabei aber nie subtil oder auf etwas Oberflächliches wie Charakterentwicklung ausgelegt. McTiernan hat viel zu viel Spaß daran, seine Darsteller eine unzählbare Masse an Munition in der Wildnis verschwenden zu lassen und das so ohrenbetäubend laut zu zeigen, dass selbst der düster-martialische Soundtrack von Alan Silvestri um ein vielfaches übertönt wird. Macht aber nichts, "Predator" ist als großer Spaß von großen Jungs für große Jungs gedacht und da sind Frauen, wie der kurze Auftritt von Elpidia Carrillo beweist, genauso deplatziert wie ein höherer cineastischer Anspruch.
Um es mit dem Predator aufzunehmen, der ein wahrer kreativer Triumph ist und dessen Design sich auch heute noch sehen lassen kann, müssen dagegen echte Männer her. Und mit dem "Terminator"-Arnold Schwarzenegger, der mit seinem rechten Oberarm allein bedrohlicher als eine ganze Einheit Soldaten wirkt, hat McTiernan den richtigen Hauptdarsteller besetzt. Schwarzenegger war natürlich nie ein großer Darsteller, doch die Regie weiß ihn richtig einzusetzen und so liefert er eine tolle Darstellung ab und scheint den Film besonders später zu bereichern. "Predator" ist schließlich auffällig in drei Akte gegliedert: dem stereotypen Soldaten-Actioner, das "Zehn kleine Negerlein"-Spiel und das schlussendliche, mit pfandfinderischem Einfallsreichtum inszenierte, Katz- und Maus-Spiel mit dem Wesen aus einer fernen Welt. Hier zeigt sich jedoch auch das elementare Problem des Films. Während insbesondere das letzte Drittel sich ganz auf Arnies Charisma verlassen kann, läuft davor vieles aus dramaturgischer Sicht eher wacklig. Das beginnt damit, dass die anfängliche halbe Stunde eine relativ platte Aneinanderreihung zu übertrieben cooler Machoeinlagen darstellt, in denen nichts wirklich Interessantes oder relevantes passiert. Natürlich gehört das zum Konzept McTiernans, allerdings versäumt er hierbei, jedem seiner Charaktere ein persönliches Wiedererkennungsmerkmal mit auf dem Weg zu geben. Und das macht sich dann im zweiten Akt deutlich bemerkbar.
Wenn nämlich der Predator auf der Bildfläche erscheint und anfängt, die Anzahl der Protagonisten langsam, aber stetig auf ein Mindestmaß zu dezimieren, will man schließlich auch mit den menschlichen Charakteren, gespielt unter anderem von Carl Weathers, Jesse Ventura und Shane Black, mitfiebern. Die Wahrheit ist aber, dass man eher hofft, einige bestimmte Personen, welche im Vorfeld durch den Intelligenzquotienten senkenden Sprüchen auffielen, würden doch etwas zeitiger ins Gras beißen. Nur nicht falsch verstehen: "Predator" soll und darf stupides Kino sein. Aber auch männliche Überlegenheit und Zurschaustellung enthemmter Muskelkraft ist in einem Film Elementen wie Timing, Gespür für den Nerv des Publikums und raffinierter Einbindung ins Geschehen unterworfen. Wenn das nicht gegeben ist, nutzt sich das Heldengehabe schneller ab, als man vielleicht denkt. Und genau das geschieht hier immer einmal zu oft, sinnbildliche dafür stehen Oneliner wie "I ain't got time to bleed" oder praktisch die ganze Figur von Black. So kommt leider nicht der erhoffte Nervenkitzel auf, viel schlimmer aber noch, spannend wird es auch zu keinem Zeitpunkt, dafür ist einem der Ausgang der Scharade viel zu egal. Ein glücklicher Umstand, dass McTiernan das ganz ähnlich sah und der dritte Akt sich wie erwähnt nur auf Publikumsliebling Schwarzenegger fokussiert und viel flüssiger und schwungvoller erscheint. Hier wäre womöglich Potenzial für noch mehr enthalten gewesen. Das Verwirrspiel zweier ebenbürtiger Gegner, die aber auf ganz unterschiedlichen Ebenen den Krieg gegen den jeweils anderen führen, ist ein unterhaltsamer und spektakulärer Spaß, der alles zu einem versöhnlichen Abschluss bringt, der einem sogar mit einem zugekniffen Auge die ein oder andere Dummheit der ersten Parts vergessen lässt.
Fazit: John McTiernans Kultfilm "Predator" macht Fans des stumpfsinnigeren, aber dafür knallharten und erbarmungslosen Actionfilms bis heute völlig zu Recht viel Freude und hat sich seinen Status damit absolut verdient. Aus heutiger Sicht allerdings fehlt einem oft die Bindung an die Charaktere, die damit viel zu früh sich eindeutig als bloßes Opferwerk für den Predator entpuppen, der dafür aber so herrlich absurd und fies entworfen wurde, dass man sich seine Auftritte nahezu herbeisehnt. Das sein Motiv einfach nur sein offenbar böses Wesen ist, steht exemplarisch für die ganze Qualität von "Predator". Liebhaber des knackigen 80er-Kinos haben ihren Spaß. Alle anderen können sich derweil an dem ein oder anderen unfreiwilligen Lacher erfreuen. Aber nicht vergessen: Immer im Kontext der Zeit betrachten!
Ein Raumschiff fliegt durchs All und lässt plötzlich eine kleine Kapsel Richtung Erde abfallen. Danach befinden wir uns mit den männlichsten Männern irgendwo im tiefen südamerikanischen Dschungel, um dort die bösen Russen im Auftrag der CIA zu erlegen. Am Ende treffen pures Testosteron und beeindruckend abartiges Production Design aufeinander. Solche Filme konnten nur die harten 80er Jahre hervorbringen. Mit dem Vietnam-Trauma der USA im Hinterkopf, brachte John McTiernan 1987 mit "Predator" einen Actionfilm ins Kino, der heute als absoluter Kultfilm angesehen wird. Doch wie immer hat die Medaille zwei Seiten. Was für die einen heute eine Erinnerung an die guten alten Zeiten zu sein scheint und mit viel Nostalgie verbunden ist, wirkt auf die anderen heute veraltet und altbacken. Die Wahrheit liegt aber - wie immer - irgendwo dazwischen.
Was findet sich auf der Habenseite? "Predator" ist ein knallharter Film, in dem es blutig zur Sache geht und der in der Gewaltdarstellung absolut konsequent verläuft. Wer das nicht mag, sollte auf zartere Filme zurückgreifen. Und wer - in Anbetracht des titelgebenden Außerirdischen - auf einen schockierenden Horrorfilm hofft, muss ebenfalls nach anderem Ausschau halten. "Predator" ist ein Kind der 80er und auf dem Programm stehen da nun einmal Actionszenen mit großen Knarren, Kerle mit coolen Sprüchen und eine stupide und zweckdienliche Handlung. Inhaltlich ist "Predator" tatsächlich nur eine von vielen Versionen des "Zehn kleine Negerlein"-Prinzips, bei dem einer nach dem anderen von der Bedrohung ins Jenseits geschickt wird, dabei aber nie subtil oder auf etwas Oberflächliches wie Charakterentwicklung ausgelegt. McTiernan hat viel zu viel Spaß daran, seine Darsteller eine unzählbare Masse an Munition in der Wildnis verschwenden zu lassen und das so ohrenbetäubend laut zu zeigen, dass selbst der düster-martialische Soundtrack von Alan Silvestri um ein vielfaches übertönt wird. Macht aber nichts, "Predator" ist als großer Spaß von großen Jungs für große Jungs gedacht und da sind Frauen, wie der kurze Auftritt von Elpidia Carrillo beweist, genauso deplatziert wie ein höherer cineastischer Anspruch.
Um es mit dem Predator aufzunehmen, der ein wahrer kreativer Triumph ist und dessen Design sich auch heute noch sehen lassen kann, müssen dagegen echte Männer her. Und mit dem "Terminator"-Arnold Schwarzenegger, der mit seinem rechten Oberarm allein bedrohlicher als eine ganze Einheit Soldaten wirkt, hat McTiernan den richtigen Hauptdarsteller besetzt. Schwarzenegger war natürlich nie ein großer Darsteller, doch die Regie weiß ihn richtig einzusetzen und so liefert er eine tolle Darstellung ab und scheint den Film besonders später zu bereichern. "Predator" ist schließlich auffällig in drei Akte gegliedert: dem stereotypen Soldaten-Actioner, das "Zehn kleine Negerlein"-Spiel und das schlussendliche, mit pfandfinderischem Einfallsreichtum inszenierte, Katz- und Maus-Spiel mit dem Wesen aus einer fernen Welt. Hier zeigt sich jedoch auch das elementare Problem des Films. Während insbesondere das letzte Drittel sich ganz auf Arnies Charisma verlassen kann, läuft davor vieles aus dramaturgischer Sicht eher wacklig. Das beginnt damit, dass die anfängliche halbe Stunde eine relativ platte Aneinanderreihung zu übertrieben cooler Machoeinlagen darstellt, in denen nichts wirklich Interessantes oder relevantes passiert. Natürlich gehört das zum Konzept McTiernans, allerdings versäumt er hierbei, jedem seiner Charaktere ein persönliches Wiedererkennungsmerkmal mit auf dem Weg zu geben. Und das macht sich dann im zweiten Akt deutlich bemerkbar.
Wenn nämlich der Predator auf der Bildfläche erscheint und anfängt, die Anzahl der Protagonisten langsam, aber stetig auf ein Mindestmaß zu dezimieren, will man schließlich auch mit den menschlichen Charakteren, gespielt unter anderem von Carl Weathers, Jesse Ventura und Shane Black, mitfiebern. Die Wahrheit ist aber, dass man eher hofft, einige bestimmte Personen, welche im Vorfeld durch den Intelligenzquotienten senkenden Sprüchen auffielen, würden doch etwas zeitiger ins Gras beißen. Nur nicht falsch verstehen: "Predator" soll und darf stupides Kino sein. Aber auch männliche Überlegenheit und Zurschaustellung enthemmter Muskelkraft ist in einem Film Elementen wie Timing, Gespür für den Nerv des Publikums und raffinierter Einbindung ins Geschehen unterworfen. Wenn das nicht gegeben ist, nutzt sich das Heldengehabe schneller ab, als man vielleicht denkt. Und genau das geschieht hier immer einmal zu oft, sinnbildliche dafür stehen Oneliner wie "I ain't got time to bleed" oder praktisch die ganze Figur von Black. So kommt leider nicht der erhoffte Nervenkitzel auf, viel schlimmer aber noch, spannend wird es auch zu keinem Zeitpunkt, dafür ist einem der Ausgang der Scharade viel zu egal. Ein glücklicher Umstand, dass McTiernan das ganz ähnlich sah und der dritte Akt sich wie erwähnt nur auf Publikumsliebling Schwarzenegger fokussiert und viel flüssiger und schwungvoller erscheint. Hier wäre womöglich Potenzial für noch mehr enthalten gewesen. Das Verwirrspiel zweier ebenbürtiger Gegner, die aber auf ganz unterschiedlichen Ebenen den Krieg gegen den jeweils anderen führen, ist ein unterhaltsamer und spektakulärer Spaß, der alles zu einem versöhnlichen Abschluss bringt, der einem sogar mit einem zugekniffen Auge die ein oder andere Dummheit der ersten Parts vergessen lässt.
Fazit: John McTiernans Kultfilm "Predator" macht Fans des stumpfsinnigeren, aber dafür knallharten und erbarmungslosen Actionfilms bis heute völlig zu Recht viel Freude und hat sich seinen Status damit absolut verdient. Aus heutiger Sicht allerdings fehlt einem oft die Bindung an die Charaktere, die damit viel zu früh sich eindeutig als bloßes Opferwerk für den Predator entpuppen, der dafür aber so herrlich absurd und fies entworfen wurde, dass man sich seine Auftritte nahezu herbeisehnt. Das sein Motiv einfach nur sein offenbar böses Wesen ist, steht exemplarisch für die ganze Qualität von "Predator". Liebhaber des knackigen 80er-Kinos haben ihren Spaß. Alle anderen können sich derweil an dem ein oder anderen unfreiwilligen Lacher erfreuen. Aber nicht vergessen: Immer im Kontext der Zeit betrachten!
Ach komm, jetzt hör aber mal auf. 7 Punkte für einen Film den du sicher nicht nur 1-2 mal geguckt hast.
Fangen wir an alles im "Kontext der Zeit" zu betrachten, kriegen dann nur noch die Transformers, Godzillas, Batmans hohe Wertungen bei dir?
Das ist dein Filmtagebuch, da musst du deine Wertungen geben.
Oder wird automatsisch alles, woran man sich dumm und dämlich gesehen hat, automatisch schlechter bewertet?
Ich kann zwar eine Sieben akzeptieren, das ist ja auch nicht so schlecht, aber der Film war damals schon wegweisend.
Das sollte sich auch in der persönlichen Wertung niederschlagen 8-)
Fangen wir an alles im "Kontext der Zeit" zu betrachten, kriegen dann nur noch die Transformers, Godzillas, Batmans hohe Wertungen bei dir?
Das ist dein Filmtagebuch, da musst du deine Wertungen geben.
Oder wird automatsisch alles, woran man sich dumm und dämlich gesehen hat, automatisch schlechter bewertet?
Ich kann zwar eine Sieben akzeptieren, das ist ja auch nicht so schlecht, aber der Film war damals schon wegweisend.
Das sollte sich auch in der persönlichen Wertung niederschlagen 8-)
Und wenn sich deine Schulter bewegt, dann seh ich das.
Best Buddies: Sir Jay, SFI und freeman
Best Buddies: Sir Jay, SFI und freeman
Gute Frage. Wie oft habe ich den Predator gesehen? Ein paar Mal waren es bestimmt. Ist aber eben auch ein guter Party-Film, da angenehm kurz und relativ locker. Aber dennoch qualitativ für mich weit von (wesentlich) besseren Filmen entfernt, auch aus der damaligen Zeit. Keine Sorge, in dieses Filmtagebuch kommen nur meine ganz persönlichen Noten und im Falle von Predator ist er mir eine gute 7 wert, für mehr müsste er dann aber einfach besser sein. Übrigens, um mal ein Beispiel zu machen: "2001: Odyssee im Weltraum" ist ein brillantes Meisterwerk der Filmgeschichte, vielleicht mein absolutes All Time High und dementsprechend eine 10/10. Den kann ich aber nur selten schauen, weil er eine gewisse Stimmung benötigt und relativ zeitaufwendig ist. Ein Predator ist schnell im Player, angeschaut und danach hat man 100 Minuten rumgekriegt. Ist er deshalb ein gleichwertiger Film? Kann man so sehen, tu ich aber nicht.Orco hat geschrieben:Ach komm, jetzt hör aber mal auf. 7 Punkte für einen Film den du sicher nicht nur 1-2 mal geguckt hast.
Das "im Kontext der Zeit betrachten" fasst du aber falsch auf. Ich meinte einfach nur, dass das Heldengetue und Machogepose in der heutigen Zeit sehr negativ auffallen dürfte, der Film aber ein 80er Steifen war und das damals gang und gäbe war. Einfluss auf meine Bewertung haben Erscheinungsjahr und Aktualität aber noch nie gehabt, das hat nur der Unterhaltungswert.
ok, das nehm ich so hin.
Obwohl ich ja besonders das übertriebene Heldengetue mag. Heute muss da jede Nicklichkeit ausgeleuchtet werden, damals war alles viel einfacher.
Heute versucht man um alles eine Story zu bauen, aber das gelingt in meinen Augen kaum.
Odyssee im Weltraum seh ich auch bei über 8, allerdings kann ich den nicht so oft sehen wie jetzt den Predator zum Beispiel. Das ist dann wirklich eher Fast Food, aber macht durchgehend Bock.
Bei mir liegt es auch an der Filmeinstufung, wo alles das ich immer wieder schauen kann mindestens eine 8 bekommt. Versuche da ganz genau zu sein, aber der Maßstab kann auch den ein oder anderen eher schlechten Film enthalten, das kann ich nicht abstreiten 8-)
Obwohl ich ja besonders das übertriebene Heldengetue mag. Heute muss da jede Nicklichkeit ausgeleuchtet werden, damals war alles viel einfacher.
Heute versucht man um alles eine Story zu bauen, aber das gelingt in meinen Augen kaum.
Odyssee im Weltraum seh ich auch bei über 8, allerdings kann ich den nicht so oft sehen wie jetzt den Predator zum Beispiel. Das ist dann wirklich eher Fast Food, aber macht durchgehend Bock.
Bei mir liegt es auch an der Filmeinstufung, wo alles das ich immer wieder schauen kann mindestens eine 8 bekommt. Versuche da ganz genau zu sein, aber der Maßstab kann auch den ein oder anderen eher schlechten Film enthalten, das kann ich nicht abstreiten 8-)
Und wenn sich deine Schulter bewegt, dann seh ich das.
Best Buddies: Sir Jay, SFI und freeman
Best Buddies: Sir Jay, SFI und freeman
Liegt das vielleicht nicht eher an der Veränderung der eigenen Person? Wenn ich als Kind keinen Spinat aß, kann ich ihn doch heute lieben. Geschmack unterliegt nun einmal einem permanenten Wandel, entsprechend muss man doch nicht zwanghaft an etwas festhalten, nur weil es irgendwann mal Referenz war. Spiele ja heute auch nicht mehr mit He-Man, obwohl der viel cooler ist als der heutige Rotz.Oder wird automatsisch alles, woran man sich dumm und dämlich gesehen hat, automatisch schlechter bewertet?
Sherlock Holmes
Gibt es irgendwen auf der Welt, der nicht weiß, wer Sherlock Holmes ist? Der legendäre Meisterdetektiv, den Sir Arthur Conan Doyle 1891 erfand, ist wie sein berühmter Kollege Dr. John Watson neben Geheimagent James Bond einer der wichtigsten Beiträge Englands zur modernen Popkultur. Die unterschiedlichen Adaptionen der Romane sind mittlerweile wohl kaum noch zu zählen, kein anderer Stoff wurde häufiger verfilmt oder vertont. Wozu also eine weitere Umsetzung? Was gibt es da noch zu erzählen? Diese Frage musste sich Regisseur Guy Ritchie stellen, als er 2009 an einer neuen Verfilmung des Materials arbeitete. Und das Endergebnis kann sich nicht nur kräftig sehen lassen, sondern ist zeitgleich auch noch der ultimative Beweis dafür, dass es gar nicht so wichtig ist, was man erzählt, wenn man weiß, wie man es erzählt.
Nach einem Film wie "Sherlock Holmes" weiß man gar nicht, wo man anfangen soll, zu loben. Eigentlich gibt es nichts, was nicht absolut durchdacht ist und einen echten Lichtblick darstellt im Vergleich mit anderen amerikanischen Blockbustern. Die Handlung selbst, also der Plot, ist sicher nicht unfassbar innovativ. Die Verstrickung zwischen schwarzer Magie und Wissenschaft sowie die Verknüpfung von Krimi und Action ist amüsant und vor allem die Twists und Überraschungen im letzten Drittel raffiniert und pfiffig umgesetzt. Der Liebhaber alter Detektiv-Geschichten wird hier mit einer ganzen Palette an Rätseln und kniffligen Problemen konfrontiert, an denen sich Holmes und Watson so richtig die Zähne ausbeißen dürfen. Dieser Aspekt, mitzuraten und den Protagonisten beim gleichen "im Trüben stochern" zuzusehen, hält den Zuschauer auch in den tempolosen Passagen bei Laune. Die Actionszenen selbst sind dabei aber selbstverständlich auch wundervoll gemacht. Bildgewaltig und pompös setzt Ritchie das viktorianische London in Szene und ob die beiden Spürhunde nun rund um einen Frachter im Hafengebiet, im Industriebereich oder in den Tiefen der Kanalisation auf ihre Widersacher treffen, immer erscheint die Hauptstadt Englands dabei als wichtiger Charakter des Gesamtbildes.
Dass sowohl Action als auch Dialoge einem gleichermaßen Spaß bereiten, liegt aber natürlich auch ganz stark an den beiden Hauptdarstellern. Robert Downey Jr., der bereits in "Marvels Iron Man" eine fantastische Darbietung ablieferte, hat hier die Rolle seines Lebens gefunden und man kommt kaum drum herum, ihn als eine der besten Holmes-Inkarnationen zu bezeichnen. Der Scharfsinn, die brillante Beobachtungsgabe, seine Fähigkeiten in verschiedenen Kampfsportarten, seine psychopathischen Schübe, all diese Eigenschaften vermag er in einem Gesichtsausdruck darzustellen. Profitieren tut er zusätzlich noch von seinem Zusammenspiel mit Jude Law, denn dessen Dr. Watson ist nicht einfach nur ein einfältiger Stichwortgeber, sondern ein gleichberechtigter Gefährte, der in den Actionszenen durch seine physischen Fertigkeiten überzeugt und in den übrigen Sequenzen von einem Wortgefecht mit seinem Buddy ins nächste gerät. Die herrlichen Dialoge und zynischen Kabbeleien zwischen den beiden sind nicht nur brillant geschrieben, sondern auch so umfangreich und in einer Fülle enthalten, dass man "Sherlock Holmes" mehrmals sehen muss, um jedes witzige und clevere Detail mitzubekommen. Mit Mark Strong als Lord Blackwood ist zudem der Bösewicht wunderbar diabolisch gespielt, sodass auch der Druck im Geschehen stets erhalten bleibt.
Doch was macht "Sherlock Holmes" nun so großartig? Bis hier wäre es sicherlich ein spaßiger Actioner mit Krimi-Elementen, aber nichts, was wirklich in den Olymp der großen Blockbuster gehörte. Doch es ist die Person des Guy Ritchie, welche hier etwas Einzigartiges geschaffen hat und "Sherlock Holmes" eine ästhetische Schönheit mit auf den Weg gibt. Dabei zeigt er (meist in den schnelleren Szenen) elegant Zeitlupen nach bester "Matrix"-Manier, arrangiert extreme Zooms und rasante Kameraschwenks im Wandel mit Handkamera-Optik und weiten Panorama-Einstellungen, die zugleich in ihrem Vorkommen willkürlich wirken mögen, aber dabei in Kombination mit den wirren Streicher-Tönen von Hans Zimmer ihren ganz eigenen Rhythmus finden. Auch ansonsten glänzt Ritchies Film durch geniale Einfälle, wie die "Holmes-O-Vision", bei der man eine Actionszene erst in Zeitlupe mit Off-Kommentaren und dann in der beschleunigten Version ein zweites Mal zu Gesicht bekommt. Als letztes Schmankerl bleibt festzuhalten, wie nah Ritchie an den Originalvorlagen bleibt. Nicht nur in der Ausdrucksweise der Charaktere, auch in den Motiven, Themen und Inhalten schreit er überall nach Doyles teilweise unvergleichlichen Romanen und das (stark mit exzellentem CGI-entwickelten) altmodische London ist derart detailreich, dass man sich darin regelrecht verlieren. Da verzeiht man dann auch, dass als einzige große Schwäche der weibliche Part der Irene Adler, dargestellt von der süßen, aber blassen Rachel McAdams, zu nennen ist. Ihre Rolle wird vom Film weder benötigt, noch weiß das Drehbuch etwas mit ihr anzufangen, wenn sie anfangs als taffe Frau erscheint und später nicht mehr als die holde Maid in Not abgibt. Immerhin hat sie aber ebenfalls ein paar charmante Sätze zu sagen und verantwortet den Cliffhanger für die verheißungsvolle Fortsetzung.
Fazit: Die einen werden in "Sherlock Holmes" nicht mehr sehen, als einen weiteren kurzweiligen vergnüglichen Samstagabend. Das ist auch völlig in Ordnung, schließlich werden Filme ja genau zu dem Zweck entwickelt. Doch Ritchies Film hat wesentlich mehr zu bieten. Das er den Doyle-Lesern zahlreiche Referenzen einbaut, ist nur ein Geschenk für die Fans, doch seine visuelle Umsetzung der unterhaltsamen, aber leicht verständlichen Handlung ist so packend, ergreifend und auf den Punkt treffend, dass selbst Cineasten mit gehobeneren Ansprüchen hier einen Blick riskieren dürfen. Darüber hinaus überzeugen Downey Jr. und Law als das wohl witzigste Duo seit Dick und Doof und ansonsten werden Auge, Seele, Hirn und Gehör gleichermaßen angestrengt wie beeindruckt. Für Filme wie "Sherlock Holmes" scheint das Kino erfunden zu sein. Enorm kurzweilig, mitreißend, anziehend und von ästhetisch anregender Perfektion, einem Gemälde gleich. Die schwache Frauenrolle als Schönheitsmakel ist da so überflüssig wie vergessenswert.
,5
Gibt es irgendwen auf der Welt, der nicht weiß, wer Sherlock Holmes ist? Der legendäre Meisterdetektiv, den Sir Arthur Conan Doyle 1891 erfand, ist wie sein berühmter Kollege Dr. John Watson neben Geheimagent James Bond einer der wichtigsten Beiträge Englands zur modernen Popkultur. Die unterschiedlichen Adaptionen der Romane sind mittlerweile wohl kaum noch zu zählen, kein anderer Stoff wurde häufiger verfilmt oder vertont. Wozu also eine weitere Umsetzung? Was gibt es da noch zu erzählen? Diese Frage musste sich Regisseur Guy Ritchie stellen, als er 2009 an einer neuen Verfilmung des Materials arbeitete. Und das Endergebnis kann sich nicht nur kräftig sehen lassen, sondern ist zeitgleich auch noch der ultimative Beweis dafür, dass es gar nicht so wichtig ist, was man erzählt, wenn man weiß, wie man es erzählt.
Nach einem Film wie "Sherlock Holmes" weiß man gar nicht, wo man anfangen soll, zu loben. Eigentlich gibt es nichts, was nicht absolut durchdacht ist und einen echten Lichtblick darstellt im Vergleich mit anderen amerikanischen Blockbustern. Die Handlung selbst, also der Plot, ist sicher nicht unfassbar innovativ. Die Verstrickung zwischen schwarzer Magie und Wissenschaft sowie die Verknüpfung von Krimi und Action ist amüsant und vor allem die Twists und Überraschungen im letzten Drittel raffiniert und pfiffig umgesetzt. Der Liebhaber alter Detektiv-Geschichten wird hier mit einer ganzen Palette an Rätseln und kniffligen Problemen konfrontiert, an denen sich Holmes und Watson so richtig die Zähne ausbeißen dürfen. Dieser Aspekt, mitzuraten und den Protagonisten beim gleichen "im Trüben stochern" zuzusehen, hält den Zuschauer auch in den tempolosen Passagen bei Laune. Die Actionszenen selbst sind dabei aber selbstverständlich auch wundervoll gemacht. Bildgewaltig und pompös setzt Ritchie das viktorianische London in Szene und ob die beiden Spürhunde nun rund um einen Frachter im Hafengebiet, im Industriebereich oder in den Tiefen der Kanalisation auf ihre Widersacher treffen, immer erscheint die Hauptstadt Englands dabei als wichtiger Charakter des Gesamtbildes.
Dass sowohl Action als auch Dialoge einem gleichermaßen Spaß bereiten, liegt aber natürlich auch ganz stark an den beiden Hauptdarstellern. Robert Downey Jr., der bereits in "Marvels Iron Man" eine fantastische Darbietung ablieferte, hat hier die Rolle seines Lebens gefunden und man kommt kaum drum herum, ihn als eine der besten Holmes-Inkarnationen zu bezeichnen. Der Scharfsinn, die brillante Beobachtungsgabe, seine Fähigkeiten in verschiedenen Kampfsportarten, seine psychopathischen Schübe, all diese Eigenschaften vermag er in einem Gesichtsausdruck darzustellen. Profitieren tut er zusätzlich noch von seinem Zusammenspiel mit Jude Law, denn dessen Dr. Watson ist nicht einfach nur ein einfältiger Stichwortgeber, sondern ein gleichberechtigter Gefährte, der in den Actionszenen durch seine physischen Fertigkeiten überzeugt und in den übrigen Sequenzen von einem Wortgefecht mit seinem Buddy ins nächste gerät. Die herrlichen Dialoge und zynischen Kabbeleien zwischen den beiden sind nicht nur brillant geschrieben, sondern auch so umfangreich und in einer Fülle enthalten, dass man "Sherlock Holmes" mehrmals sehen muss, um jedes witzige und clevere Detail mitzubekommen. Mit Mark Strong als Lord Blackwood ist zudem der Bösewicht wunderbar diabolisch gespielt, sodass auch der Druck im Geschehen stets erhalten bleibt.
Doch was macht "Sherlock Holmes" nun so großartig? Bis hier wäre es sicherlich ein spaßiger Actioner mit Krimi-Elementen, aber nichts, was wirklich in den Olymp der großen Blockbuster gehörte. Doch es ist die Person des Guy Ritchie, welche hier etwas Einzigartiges geschaffen hat und "Sherlock Holmes" eine ästhetische Schönheit mit auf den Weg gibt. Dabei zeigt er (meist in den schnelleren Szenen) elegant Zeitlupen nach bester "Matrix"-Manier, arrangiert extreme Zooms und rasante Kameraschwenks im Wandel mit Handkamera-Optik und weiten Panorama-Einstellungen, die zugleich in ihrem Vorkommen willkürlich wirken mögen, aber dabei in Kombination mit den wirren Streicher-Tönen von Hans Zimmer ihren ganz eigenen Rhythmus finden. Auch ansonsten glänzt Ritchies Film durch geniale Einfälle, wie die "Holmes-O-Vision", bei der man eine Actionszene erst in Zeitlupe mit Off-Kommentaren und dann in der beschleunigten Version ein zweites Mal zu Gesicht bekommt. Als letztes Schmankerl bleibt festzuhalten, wie nah Ritchie an den Originalvorlagen bleibt. Nicht nur in der Ausdrucksweise der Charaktere, auch in den Motiven, Themen und Inhalten schreit er überall nach Doyles teilweise unvergleichlichen Romanen und das (stark mit exzellentem CGI-entwickelten) altmodische London ist derart detailreich, dass man sich darin regelrecht verlieren. Da verzeiht man dann auch, dass als einzige große Schwäche der weibliche Part der Irene Adler, dargestellt von der süßen, aber blassen Rachel McAdams, zu nennen ist. Ihre Rolle wird vom Film weder benötigt, noch weiß das Drehbuch etwas mit ihr anzufangen, wenn sie anfangs als taffe Frau erscheint und später nicht mehr als die holde Maid in Not abgibt. Immerhin hat sie aber ebenfalls ein paar charmante Sätze zu sagen und verantwortet den Cliffhanger für die verheißungsvolle Fortsetzung.
Fazit: Die einen werden in "Sherlock Holmes" nicht mehr sehen, als einen weiteren kurzweiligen vergnüglichen Samstagabend. Das ist auch völlig in Ordnung, schließlich werden Filme ja genau zu dem Zweck entwickelt. Doch Ritchies Film hat wesentlich mehr zu bieten. Das er den Doyle-Lesern zahlreiche Referenzen einbaut, ist nur ein Geschenk für die Fans, doch seine visuelle Umsetzung der unterhaltsamen, aber leicht verständlichen Handlung ist so packend, ergreifend und auf den Punkt treffend, dass selbst Cineasten mit gehobeneren Ansprüchen hier einen Blick riskieren dürfen. Darüber hinaus überzeugen Downey Jr. und Law als das wohl witzigste Duo seit Dick und Doof und ansonsten werden Auge, Seele, Hirn und Gehör gleichermaßen angestrengt wie beeindruckt. Für Filme wie "Sherlock Holmes" scheint das Kino erfunden zu sein. Enorm kurzweilig, mitreißend, anziehend und von ästhetisch anregender Perfektion, einem Gemälde gleich. Die schwache Frauenrolle als Schönheitsmakel ist da so überflüssig wie vergessenswert.
,5
Stirb langsam
"Oh, the weather outside is frightful, but the fire is so delightful and since we've no place to go... Let It Snow! Let It Snow! Let It Snow!" - Für wahre Filmfans gibt es kein Weihnachten ohne Let It Snow. Kein Weihnachten ohne John McClane. "Stirb langsam", im Englischen "Die Hard", ist ein Film, den wohl jeder schon einmal gesehen hat, ein Film, über den man gar keine Worte mehr verlieren muss, da er für sich selbst stehen kann. Ihn in einem Review auseinanderzunehmen, würde ihm gar nicht gerecht werden. Alles, was man über Regisseur John McTiernans ("Predator") Meisterwerk von 1988 sagen kann, kommt zwangsläufig einer Liebeserklärung gleich. Und daher ist das Fazit dieses Mal auch gleich an den Anfang gestellt: "Die Hard" war, ist und bleibt eine der unglaublichsten cineastischen Erfahrungen, die man nur machen kann und unbestritten einer der besten Filme aller Zeiten.
"Now I have a machine gun. Ho ho ho." - Natürlich ist "Die Hard" kein Weihnachtsfilm. Er spielt zwar an Heiligabend, aber im Zentrum des Interesses steht ein brachialer Actionkracher. Obwohl es anfangs gar nicht danach aussieht. Genau genommen beginnt das Abenteuer sogar sehr gemächlich. Wenn man aber bei der zweiten Sichtung merkt, wie viel wichtige Details und Exposition in diese 20 Minuten gepackt werden, merkt man erst, wie genial bereits hier alles auf Hochtouren entwickelt wird. Und wenn das Chaos dann los bricht, gibt es kein Halten mehr. Knackige Faustkämpfe, brutale und ultrablutige Shootouts, ein Polizeieinsatz inklusive Panzerwagen, sogar ein Helikopterabsturz, all das bietet McTiernan und zeigt sich als ein absoluter Meister in der Inszenierung von echter handgemachter Action. Kaum ein anderer Film bietet diesen Reiz am Nervenkitzel, diese erschütternd heftigen Soundeffekte in Kombination mit einer Leinwand, die nie still zu stehen scheint. Man braucht kein Actionfan sein, um "Die Hard" zu lieben. Wer "Die Hard" sieht, wird automatisch zum Actionfan. Und das, wo die ganze Handlung eigentlich, bis auf ein paar kurze Szenen mit den umstehenden Polizisten, nur in einem Bürogebäude spielt und auch dort nur in den obersten 5 Etagen.
"I didn't realize they celebrated Christmas in Japan." - Die ganze Aufmachung, die Spannung des Filmes, sie kommt viel eher einem Thriller gleich. Das Szenario, Terroristen, Geiseln und Einzelkämpfer auf engem Raum in engem Raum verspricht Aufregung pur. Hinter jeder Ecke kann die Gefahr lauern, den knallenden Schüssen aus den Maschingewehren kann man nur schwerlich ausweichen, immer wieder wiederholen sich die gleichen Gänge und Luftschächte. Nie wieder gelang es einem Regisseur, derart perfekt die klaustrophobische Hölle, durch die McClane hier wandelt, spürbar zu machen. Wenn es zu Konfrontationen kommt, wagt man kaum zu atmen, in den kurzen Pausen zwischen den Eskapaden atmet man umso tiefer ein, um für das nächste Spektakel genug Luft zu haben. Das Erlebnis und die Emotionen gleichen durchgehend einer Achterbahnfahrt, aus den Händen tropft der Schweiß irgendwann nur noch so runter. Wenn man sich vorher nicht vorstellen konnte, dass einem ein Film so in seinen Bann ziehen kann, wird man hier eines besseren belehrt. Die Kameraführung von Jan De Bont und der akzentuierte und beinahe elektrisierende Soundtrack Michael Kamens tragen außerdem enorm dazu bei, dass es unmöglich ist, der Sogkraft des langsamen Sterbens zu entfliehen.
"Who's driving this car, Stevie Wonder?" - Was kann man noch über "Die Hard" erzählen? Eigentlich kann man auf jede Einzelheit eingehen, nur um festzustellen, wie makellos sie ist. Am wichtigsten ist aber, dass "Stirb langsam" in all dem Bombast im Kern eine Geschichte über das Duell zweier faszinierender Personen ist. Auf der einen Seite John McClane, Held wider Willen und ein Zyniker der alten Schule, der eigentlich nur ganz normal mit seiner Frau Weihnachten feiern will. Auf der anderen Seite Hans Gruber, Anführer der Terroristen und kriminelles Mastermind. Diese Konstellation wäre auf dem Papier jedoch nur halb so viel wert, wären die beiden nicht mit Bruce Willis und Alan Rickman besetzt. Ersterer dürfte mittlerweile als der Archetyp des Actionhelden gelten und macht sich die ganze Laufzeit über herrlich dreckig. Man muss es so sagen: Niemand schwitzt, blutet und flucht besser als John McClane. Rickman spielt außerdem einen der wahrscheinlich besten Widersacher des modernen Kinos. "Who said we were terrorists?", fragt er, als eine Geisel ihre Motive hinterfragt. Genial von den Autoren, ihm diesen Satz in den Mund zu legen, unberechenbarer kann man einen Schurken schließlich nicht machen. Schlagartig sind alle Möglichkeiten offen und jederzeit kann alles passieren. Eine solch vielversprechende Ausgangsposition zu schaffen, dass ist es, was McTiernan kann und weshalb alles danach so fantastisch funktioniert.
"Yippee-ki-yay, motherfucker." - In "Die Hard" scheinen die Ideen nur so aus jeder Szene rauszusprudeln. Reginald VelJohnson als Sgt. Al Powell ist nicht nur ein guter Nebenpart für Willis, um hin und wieder mal in Sprechsituationen zu kommen, sondern hat auch seine ganz eigenen Hintergründe. Ellis, gespielt von Hart Bochner, ist ein nötiger hassenswerter Vollidiot. Und De'voreaux Whites Argyle das komische Element. Wortwitze, blanken Zynismus und derbe Fluche hagelt es sowieso durchgehend und nicht nur in den wundervoll geschriebenen Dialogen zwischen Pro- und Antagonist. Wahrscheinlich ist kein anderer Film so voller zitierenswürdiger Sprüche wie "Stirb langsam". Wahrscheinlich wartet kein anderer Film in den letzten 30 Minuten mit so vielen Twists auf wie "Stirb langsam". Und zusätzlich kann es sich wahrscheinlich kein anderer Film erlauben, bei einer so temporeichen und atemlos inszenierten Handlung noch Anspielungen und Referenzen an den klassischen Western einzubauen. McTiernan machte einen Film, der auch heute noch modern und frisch erscheint, der so zeitlos wie hoch aktuell wirkt und das Actiongenre maßgeblich prägte. Ein Film, bei dem nicht nur der Actionfan laut jauchzend aufschreit, wenn McClane seinem Gegner ein "Go fuck yourself, Hans" an den Kopf wirft. Eben einen Film, ohne den für viele Weihnachten kurioserweise nicht mehr möglich ist. "Oh the weather outside is frightful..." Let It Snow John! Frohe Weihnachten!
"Oh, the weather outside is frightful, but the fire is so delightful and since we've no place to go... Let It Snow! Let It Snow! Let It Snow!" - Für wahre Filmfans gibt es kein Weihnachten ohne Let It Snow. Kein Weihnachten ohne John McClane. "Stirb langsam", im Englischen "Die Hard", ist ein Film, den wohl jeder schon einmal gesehen hat, ein Film, über den man gar keine Worte mehr verlieren muss, da er für sich selbst stehen kann. Ihn in einem Review auseinanderzunehmen, würde ihm gar nicht gerecht werden. Alles, was man über Regisseur John McTiernans ("Predator") Meisterwerk von 1988 sagen kann, kommt zwangsläufig einer Liebeserklärung gleich. Und daher ist das Fazit dieses Mal auch gleich an den Anfang gestellt: "Die Hard" war, ist und bleibt eine der unglaublichsten cineastischen Erfahrungen, die man nur machen kann und unbestritten einer der besten Filme aller Zeiten.
"Now I have a machine gun. Ho ho ho." - Natürlich ist "Die Hard" kein Weihnachtsfilm. Er spielt zwar an Heiligabend, aber im Zentrum des Interesses steht ein brachialer Actionkracher. Obwohl es anfangs gar nicht danach aussieht. Genau genommen beginnt das Abenteuer sogar sehr gemächlich. Wenn man aber bei der zweiten Sichtung merkt, wie viel wichtige Details und Exposition in diese 20 Minuten gepackt werden, merkt man erst, wie genial bereits hier alles auf Hochtouren entwickelt wird. Und wenn das Chaos dann los bricht, gibt es kein Halten mehr. Knackige Faustkämpfe, brutale und ultrablutige Shootouts, ein Polizeieinsatz inklusive Panzerwagen, sogar ein Helikopterabsturz, all das bietet McTiernan und zeigt sich als ein absoluter Meister in der Inszenierung von echter handgemachter Action. Kaum ein anderer Film bietet diesen Reiz am Nervenkitzel, diese erschütternd heftigen Soundeffekte in Kombination mit einer Leinwand, die nie still zu stehen scheint. Man braucht kein Actionfan sein, um "Die Hard" zu lieben. Wer "Die Hard" sieht, wird automatisch zum Actionfan. Und das, wo die ganze Handlung eigentlich, bis auf ein paar kurze Szenen mit den umstehenden Polizisten, nur in einem Bürogebäude spielt und auch dort nur in den obersten 5 Etagen.
"I didn't realize they celebrated Christmas in Japan." - Die ganze Aufmachung, die Spannung des Filmes, sie kommt viel eher einem Thriller gleich. Das Szenario, Terroristen, Geiseln und Einzelkämpfer auf engem Raum in engem Raum verspricht Aufregung pur. Hinter jeder Ecke kann die Gefahr lauern, den knallenden Schüssen aus den Maschingewehren kann man nur schwerlich ausweichen, immer wieder wiederholen sich die gleichen Gänge und Luftschächte. Nie wieder gelang es einem Regisseur, derart perfekt die klaustrophobische Hölle, durch die McClane hier wandelt, spürbar zu machen. Wenn es zu Konfrontationen kommt, wagt man kaum zu atmen, in den kurzen Pausen zwischen den Eskapaden atmet man umso tiefer ein, um für das nächste Spektakel genug Luft zu haben. Das Erlebnis und die Emotionen gleichen durchgehend einer Achterbahnfahrt, aus den Händen tropft der Schweiß irgendwann nur noch so runter. Wenn man sich vorher nicht vorstellen konnte, dass einem ein Film so in seinen Bann ziehen kann, wird man hier eines besseren belehrt. Die Kameraführung von Jan De Bont und der akzentuierte und beinahe elektrisierende Soundtrack Michael Kamens tragen außerdem enorm dazu bei, dass es unmöglich ist, der Sogkraft des langsamen Sterbens zu entfliehen.
"Who's driving this car, Stevie Wonder?" - Was kann man noch über "Die Hard" erzählen? Eigentlich kann man auf jede Einzelheit eingehen, nur um festzustellen, wie makellos sie ist. Am wichtigsten ist aber, dass "Stirb langsam" in all dem Bombast im Kern eine Geschichte über das Duell zweier faszinierender Personen ist. Auf der einen Seite John McClane, Held wider Willen und ein Zyniker der alten Schule, der eigentlich nur ganz normal mit seiner Frau Weihnachten feiern will. Auf der anderen Seite Hans Gruber, Anführer der Terroristen und kriminelles Mastermind. Diese Konstellation wäre auf dem Papier jedoch nur halb so viel wert, wären die beiden nicht mit Bruce Willis und Alan Rickman besetzt. Ersterer dürfte mittlerweile als der Archetyp des Actionhelden gelten und macht sich die ganze Laufzeit über herrlich dreckig. Man muss es so sagen: Niemand schwitzt, blutet und flucht besser als John McClane. Rickman spielt außerdem einen der wahrscheinlich besten Widersacher des modernen Kinos. "Who said we were terrorists?", fragt er, als eine Geisel ihre Motive hinterfragt. Genial von den Autoren, ihm diesen Satz in den Mund zu legen, unberechenbarer kann man einen Schurken schließlich nicht machen. Schlagartig sind alle Möglichkeiten offen und jederzeit kann alles passieren. Eine solch vielversprechende Ausgangsposition zu schaffen, dass ist es, was McTiernan kann und weshalb alles danach so fantastisch funktioniert.
"Yippee-ki-yay, motherfucker." - In "Die Hard" scheinen die Ideen nur so aus jeder Szene rauszusprudeln. Reginald VelJohnson als Sgt. Al Powell ist nicht nur ein guter Nebenpart für Willis, um hin und wieder mal in Sprechsituationen zu kommen, sondern hat auch seine ganz eigenen Hintergründe. Ellis, gespielt von Hart Bochner, ist ein nötiger hassenswerter Vollidiot. Und De'voreaux Whites Argyle das komische Element. Wortwitze, blanken Zynismus und derbe Fluche hagelt es sowieso durchgehend und nicht nur in den wundervoll geschriebenen Dialogen zwischen Pro- und Antagonist. Wahrscheinlich ist kein anderer Film so voller zitierenswürdiger Sprüche wie "Stirb langsam". Wahrscheinlich wartet kein anderer Film in den letzten 30 Minuten mit so vielen Twists auf wie "Stirb langsam". Und zusätzlich kann es sich wahrscheinlich kein anderer Film erlauben, bei einer so temporeichen und atemlos inszenierten Handlung noch Anspielungen und Referenzen an den klassischen Western einzubauen. McTiernan machte einen Film, der auch heute noch modern und frisch erscheint, der so zeitlos wie hoch aktuell wirkt und das Actiongenre maßgeblich prägte. Ein Film, bei dem nicht nur der Actionfan laut jauchzend aufschreit, wenn McClane seinem Gegner ein "Go fuck yourself, Hans" an den Kopf wirft. Eben einen Film, ohne den für viele Weihnachten kurioserweise nicht mehr möglich ist. "Oh the weather outside is frightful..." Let It Snow John! Frohe Weihnachten!
Nicht auflegen!
Schon in den frühen 1960ern kam Regisseur Alfred Hitchcock auf die Idee, einen Film nur in einer Telefonzelle spielen zu lassen und eine filmische Wirkung auf engstem Raum zu erzielen. Doch was ihm fehlte, war der Aufhänger der Handlung, das Element, welches den Protagonisten an die Telefonzelle bindet. Rund 30 Jahre später hatte schließlich Drehbuchautor Larry Cohen den zündenden Einfall: ein Scharfschütze musste her. Und damit auch ein Regisseur, der daraus einen interessanten Thriller machen könnte. Das 15 Millionen Dollar teure Resultat "Nicht auflegen!" kam schlussendlich unter der Regie von Joel Schumacher 2002 in die Kinos, in einer Zeit, in der durch die zunehmende Digitalisierung Telefonzellen immer seltener noch von Nutzen sind. Das Ergebnis ist ein überraschend kleiner Film, der kurzweilig und spannend ist, aber trotz offensichtlichen Mühen nicht zur Spitze des Genres gezählt werden kann.
So dreht sich in Schumachers Film konsequenterweise alles um ein psychologisches Experiment, in welchem die Telefonzelle elementar wichtiger Bestandteil ist, weil die Klaustrophobie und die eingeschränkte Bewegungsmöglichkeit die Anspannung für die Hauptfigur Stu Shepard erhöht. Und das Experiment, das Schumacher hier entwirft, ist wirklich interessant und denkbar einfach umzusetzen. Statt dem Scharfschützen eine langweilige Allerweltsmotivation anzudichten, ist die Sache deutlich raffinierter aufgezogen worden, denn in Wahrheit geht es viel eher um einen kleinen moralischen Exkurs, um die Frage, wie ehrlich man heutzutage eigentlich mit sich selbst noch ist und wie wichtig und bedeutsam die absolute Ehrlichkeit untereinander ist. Mit der Annäherung an dieses Thema gelingt es Schumacher in den recht knappen 80 Minuten ordentlich, den Zuschauer über sich selbst und sein eigenes Verhalten zum Nachdenken anzuregen und ihn vielleicht dazu zu bringen, auch ein wenig wie Stu das eigene Selbstbild und das bewusste Auftreten im Umgang mit anderen zu reflektieren. Ganz stark gelingt ihm besonders die Sequenz, in der Hauptdarsteller Colin Farrell schließlich eindrucksvoll zusammenbricht und vor der ganzen Welt, aber eigentlich nur vor seiner Film-Frau ein Geständnis macht, dass zu Herzen geht und elegant mit dem Soundtrack von Harry Gregson-Williams harmoniert. Intimität in einem Moment purer Öffentlichkeit und Aufmerksamkeit zu zeigen und spürbar zu machen, zeichnet die Regie hier aus. Schade nur, dass genau mit diesen moralischen Spielchen der Killer seine brutalen und sadistischen Taten rechtfertigt und mit dem fragwürdigen Ausgang des Filmes so ein fader Nachgeschmack bleibt.
Das Publikum 80 Minuten lang zu unterhalten, ohne von der Telefonzelle abzulassen, muss die Macher vor einige Probleme gestellt haben. Ein glücklicher Umstand also, dass Cohens Drehbuch mit dem ein oder anderen Twist aufwarten kann, von denen man längst nicht alle kommen sieht, obwohl der ungefähre Verlauf der Geschichte natürlich für geübte Kinogänger leicht vorherzusagen ist. So sehr sein Film aber im Vergleich mit anderen Thrillern auch reduziert erscheinen mag, so sehr will Schumacher sich gleichzeitig auch im visuellen Sinne austoben. Mit aufwendigen Parallelmontagen, eingefügten Bildsequenzen, hübschen Toncollagen und mehrfachen Splitscreen-Aufnahmen bringt er immer wieder Bewegung in den Film, der aus seinem Inhalt heraus bewusst nur auf der Stelle steht. Ob das die richtige Entscheidung war, hängt in der Form jeweils von der betreffenden Szene ab. In dem einen Moment bekommt man das Gefühl, dass Schumacher durch einen dieser Effekte die Dynamik ankurbelt, während das bereits einen Augenblick später aufdringlich und störend auffallen kann. Es ist eine schmale Gradwanderung, die mal mehr, mal weniger gut gelingt. Deutlich positiver funktioniert der Einsatz der Darsteller. Farrell liefert wie bereits erwähnt eindrucksvolles und glaubhaftes Schauspiel ab und mit der hübschen Katie Holmes und dem grundsympathischen Forest Whitaker sind auch die Nebenrollen gut genug besetzt, um zwar nicht zu sehr hervorzustechen, aber dennoch ins Bild des Filmes zu passen.
Die beste Leistung liefert aber Kiefer Sutherland als sadistischer Anrufer ab, den man insgesamt nur 52 Sekunden lang auf der Leinwand sieht, der aber mit seiner Stimme eine so unglaubliche Präsenz entwickelt, dass er den Film lange dominiert, was wichtig ist, damit die Bedrohung durch ihn glaubhaft wirkt. Schade nur, dass er die Chance versäumt, aus der perversen Ader dieses Katz- und Mausspiels mehr herauszuholen. Am Ende fehlt sogar ein wenig die Verurteilung der überaus zweifellosen Methoden, wie bereits angemerkt, noch unangenehmer ist aber, dass der Film genau aus dieser Perversität einen Teil seiner Unterhaltung bezieht. Das ist natürlich alles nicht schlimm und "Nicht auflegen!" ist ja auch trotz guter Ansätze höchstens leichte Kost, aber hätte hier einer etwas durchdachteren Ausführung bedurft, auch wenn dies freilich bei der Erstsichtung wohl kaum jemandem als Problem störend auffallen wird. Doch gerade durch seine Kürze und seine nicht wirklich tiefgehende Handlung ist er für erneute Sichtungen mit Freunden natürlich ideal geeignet, was man ihm aber genauso auch als Vorteil auslegen kann und ob seiner Kurzweiligkeit auch sollte.
Fazit: "Nicht auflegen!" fesselt durch seine simpel konstruierte Spannung, den glänzend aufgelegten Schauspielern Kiefer Sutherland und Colin Farrell und die viel versprechende Prämisse, aus der man sicherlich mehr hätte machen können, die aber für sich genommen interessant genug ist, um die komplette Laufzeit über zu unterhalten. Schumachers Regie versucht sich als beschleunigend und schießt dabei manchmal etwas zu stark übers Ziel hinaus, kann aber alles in Allem als routiniert abgetan werden. Die moralisch nicht immer vertretbaren Positionen des Filmes werden sicher vielen sauer aufstoßen, dafür wartet "Nicht auflegen!" aber auch mit einem jener wertvollen Gänsehautmomente auf, die man sich als Cineast stets erhofft, was ihm hoch angerechnet werden sollte. Ansonsten ist Schumachers Experiment zwar einfach, aber dabei ungemein vergnüglich und vor allem für ein erneutes Wiedersehen ideal. Ein souveräner Film eben und dabei erfreulich unauffällig. Und am Ende weiß man die Erfindung des Handys doch überraschend stark zu schätzen.
Schon in den frühen 1960ern kam Regisseur Alfred Hitchcock auf die Idee, einen Film nur in einer Telefonzelle spielen zu lassen und eine filmische Wirkung auf engstem Raum zu erzielen. Doch was ihm fehlte, war der Aufhänger der Handlung, das Element, welches den Protagonisten an die Telefonzelle bindet. Rund 30 Jahre später hatte schließlich Drehbuchautor Larry Cohen den zündenden Einfall: ein Scharfschütze musste her. Und damit auch ein Regisseur, der daraus einen interessanten Thriller machen könnte. Das 15 Millionen Dollar teure Resultat "Nicht auflegen!" kam schlussendlich unter der Regie von Joel Schumacher 2002 in die Kinos, in einer Zeit, in der durch die zunehmende Digitalisierung Telefonzellen immer seltener noch von Nutzen sind. Das Ergebnis ist ein überraschend kleiner Film, der kurzweilig und spannend ist, aber trotz offensichtlichen Mühen nicht zur Spitze des Genres gezählt werden kann.
So dreht sich in Schumachers Film konsequenterweise alles um ein psychologisches Experiment, in welchem die Telefonzelle elementar wichtiger Bestandteil ist, weil die Klaustrophobie und die eingeschränkte Bewegungsmöglichkeit die Anspannung für die Hauptfigur Stu Shepard erhöht. Und das Experiment, das Schumacher hier entwirft, ist wirklich interessant und denkbar einfach umzusetzen. Statt dem Scharfschützen eine langweilige Allerweltsmotivation anzudichten, ist die Sache deutlich raffinierter aufgezogen worden, denn in Wahrheit geht es viel eher um einen kleinen moralischen Exkurs, um die Frage, wie ehrlich man heutzutage eigentlich mit sich selbst noch ist und wie wichtig und bedeutsam die absolute Ehrlichkeit untereinander ist. Mit der Annäherung an dieses Thema gelingt es Schumacher in den recht knappen 80 Minuten ordentlich, den Zuschauer über sich selbst und sein eigenes Verhalten zum Nachdenken anzuregen und ihn vielleicht dazu zu bringen, auch ein wenig wie Stu das eigene Selbstbild und das bewusste Auftreten im Umgang mit anderen zu reflektieren. Ganz stark gelingt ihm besonders die Sequenz, in der Hauptdarsteller Colin Farrell schließlich eindrucksvoll zusammenbricht und vor der ganzen Welt, aber eigentlich nur vor seiner Film-Frau ein Geständnis macht, dass zu Herzen geht und elegant mit dem Soundtrack von Harry Gregson-Williams harmoniert. Intimität in einem Moment purer Öffentlichkeit und Aufmerksamkeit zu zeigen und spürbar zu machen, zeichnet die Regie hier aus. Schade nur, dass genau mit diesen moralischen Spielchen der Killer seine brutalen und sadistischen Taten rechtfertigt und mit dem fragwürdigen Ausgang des Filmes so ein fader Nachgeschmack bleibt.
Das Publikum 80 Minuten lang zu unterhalten, ohne von der Telefonzelle abzulassen, muss die Macher vor einige Probleme gestellt haben. Ein glücklicher Umstand also, dass Cohens Drehbuch mit dem ein oder anderen Twist aufwarten kann, von denen man längst nicht alle kommen sieht, obwohl der ungefähre Verlauf der Geschichte natürlich für geübte Kinogänger leicht vorherzusagen ist. So sehr sein Film aber im Vergleich mit anderen Thrillern auch reduziert erscheinen mag, so sehr will Schumacher sich gleichzeitig auch im visuellen Sinne austoben. Mit aufwendigen Parallelmontagen, eingefügten Bildsequenzen, hübschen Toncollagen und mehrfachen Splitscreen-Aufnahmen bringt er immer wieder Bewegung in den Film, der aus seinem Inhalt heraus bewusst nur auf der Stelle steht. Ob das die richtige Entscheidung war, hängt in der Form jeweils von der betreffenden Szene ab. In dem einen Moment bekommt man das Gefühl, dass Schumacher durch einen dieser Effekte die Dynamik ankurbelt, während das bereits einen Augenblick später aufdringlich und störend auffallen kann. Es ist eine schmale Gradwanderung, die mal mehr, mal weniger gut gelingt. Deutlich positiver funktioniert der Einsatz der Darsteller. Farrell liefert wie bereits erwähnt eindrucksvolles und glaubhaftes Schauspiel ab und mit der hübschen Katie Holmes und dem grundsympathischen Forest Whitaker sind auch die Nebenrollen gut genug besetzt, um zwar nicht zu sehr hervorzustechen, aber dennoch ins Bild des Filmes zu passen.
Die beste Leistung liefert aber Kiefer Sutherland als sadistischer Anrufer ab, den man insgesamt nur 52 Sekunden lang auf der Leinwand sieht, der aber mit seiner Stimme eine so unglaubliche Präsenz entwickelt, dass er den Film lange dominiert, was wichtig ist, damit die Bedrohung durch ihn glaubhaft wirkt. Schade nur, dass er die Chance versäumt, aus der perversen Ader dieses Katz- und Mausspiels mehr herauszuholen. Am Ende fehlt sogar ein wenig die Verurteilung der überaus zweifellosen Methoden, wie bereits angemerkt, noch unangenehmer ist aber, dass der Film genau aus dieser Perversität einen Teil seiner Unterhaltung bezieht. Das ist natürlich alles nicht schlimm und "Nicht auflegen!" ist ja auch trotz guter Ansätze höchstens leichte Kost, aber hätte hier einer etwas durchdachteren Ausführung bedurft, auch wenn dies freilich bei der Erstsichtung wohl kaum jemandem als Problem störend auffallen wird. Doch gerade durch seine Kürze und seine nicht wirklich tiefgehende Handlung ist er für erneute Sichtungen mit Freunden natürlich ideal geeignet, was man ihm aber genauso auch als Vorteil auslegen kann und ob seiner Kurzweiligkeit auch sollte.
Fazit: "Nicht auflegen!" fesselt durch seine simpel konstruierte Spannung, den glänzend aufgelegten Schauspielern Kiefer Sutherland und Colin Farrell und die viel versprechende Prämisse, aus der man sicherlich mehr hätte machen können, die aber für sich genommen interessant genug ist, um die komplette Laufzeit über zu unterhalten. Schumachers Regie versucht sich als beschleunigend und schießt dabei manchmal etwas zu stark übers Ziel hinaus, kann aber alles in Allem als routiniert abgetan werden. Die moralisch nicht immer vertretbaren Positionen des Filmes werden sicher vielen sauer aufstoßen, dafür wartet "Nicht auflegen!" aber auch mit einem jener wertvollen Gänsehautmomente auf, die man sich als Cineast stets erhofft, was ihm hoch angerechnet werden sollte. Ansonsten ist Schumachers Experiment zwar einfach, aber dabei ungemein vergnüglich und vor allem für ein erneutes Wiedersehen ideal. Ein souveräner Film eben und dabei erfreulich unauffällig. Und am Ende weiß man die Erfindung des Handys doch überraschend stark zu schätzen.
Misery
Gibt es einen größeren Gegensatz als zwischen Literatur und Film? Allzu gerne wird angenommen, zwischen diesen beiden Medien gäbe es nur wenig Unterschiede. Und so kommt es auch regelmäßig dazu, dass bei Verfilmungen von Bestsellern die Fans direkt laut aufschreien und sich über Änderungen, Kürzungen oder Abweichungen aufregen, ohne zu berücksichtigen, dass ein Buch ganz anderen Regeln folgt als die filmische Umsetzung. Ein guter Dialog in einem Roman kann eben in einem Film ganz furchtbar langweilig wirken und umgekehrt. Worauf es wirklich ankommt, ist doch, den Geist der Vorlage so getreu wie möglich zu übermitteln und im neuen eigenen Werk zu verpacken. Regisseur Rob Reiner stand 1990 bei seiner Verfilmung eines Stephen King Romanes vor genau dieser Aufgabe und bewies, dass eben genau das, also die originalgetreue Umsetzung ohne exakte 1:1 Umsetzung hervorragend funktionieren kann, wenn man weiß, was man übernehmen kann und was einer Anpassung bedarf.
"Misery" stellt drei Charaktere wesentlich in den Vordergrund. Genauer gesagt, könnte drei Charaktere in den Vordergrund stellen. Die Geschichte handelt schließlich vom Schriftsteller Paul Sheldon, welcher der psychopathischen Krankenschwester Annie Wilkes ausgeliefert ist und zusätzlich von der Suche nach Paul durch den Sheriff McCain. Reiner macht jedoch bei seiner Adaption recht schnell klar, dass ihn vor allem die ersten beiden Lager interessieren und so legt er das Hauptaugenmerk auch ganz allein auf Paul und Annie. Das ist gleich zu Beginn etwas schade, denn grade die Geschichte des Sheriffs, welcher hier sehr eindimensional gezeichnet wird, hätte Potenzial gehabt, Annie etwas mehr Hintergründe zu verleihen, doch im Verlauf merkt man, dass es auch ohne diese funktioniert. Genauso, wenn nicht noch bedauerlicher erscheint auch, dass mit Marc Shaiman eindeutig der falsche Komponist gewählt wurde. Sein Soundtrack weiß langezeit gar nicht, was er eigentlich mit den Bildern anfangen soll, mal wird der Horror geschickt verstärkt, mal wirkt es gar so, als wolle er ihn sogar ein wenig abschwächen, seine Grausamkeit zumindest abmindern. Hinzu kommt, dass die Regie häufig auf extreme Weitwinkel setzt, um die Klaustrophobie des Protagonisten zu betonen und damit auf das konventionellste Mittel zurückgreift, dass nur denkbar wäre. Hier fehlt "Misery" häufig der Mut und das Können zum Wagnis. Mehr noch könnte man beinahe sagen, fehlt es der Regie in diesen Punkten an Kraft und Raffinesse.
Viel besser gelingt es Rob Reiner hingegen, dass zu erzählen, was für ihn Priorität hat: den Zweikampf seiner Hauptfiguren. Ob es nun ganz allein an der Romanvorlage liegt oder das Drehbuch von William Goldman das besondere Etwas hinzufügte, es erscheint als eigentlich unerheblich, wenn man sieht, wie wunderbar dieser Teil der Handlung erzählt wird. Sehr treffend verpackt gelingt es in "Misery", Horror im alltäglichen Leben zu zeigen, in dem am Anfang eine ausweglose, aber angenehme Situation geschaffen wird, die dann immer mehr einzubrechen scheint. Noch besser ist nur, wie dann auch noch im späteren Verlauf ein Spiel mit den Erwartungen des Zuschauers getrieben wird. Immer wieder wird bewusst Intensität aus dem Grauen genommen, nur um in der nächsten Szene umso heftiger erneut aufzukommen. Auch wenn am Ende der Bogen damit etwas überspannt ist, funktioniert dies erstaunlich zielgerichtet und verfehlt seine Wirkung beinahe nie. Dazu trägt auch bei, dass die beiden Charaktere Annie Wilkes und Paul Sheldon toll geschrieben sind und ein paar schöne Dialoge mit einander teilen. Dass der Schriftsteller erst durch seine charakterliche Entwicklung vom selbstverliebten Autor zum findigen Überlebenskämpfer zum Sympathieträger führt, ist dabei genauso erfrischend, wie das Mysterium um seine verrückte Kidnapperin.
Folgerichtig also, dass Reiner alles daran setzt, seine beiden Hauptdarsteller passend in Szene zu setzen. James Caan gibt in der relativ bewegungslosen Rolle sein bestes und hat durchaus ein paar große Momente, verblasst aber nahezu neben dem, was Kathy Bates präsentiert. Gerade in der Annie-Figur liegt schließlich ein schmaler Grad zwischen einer zu zurückhaltenden Performance und völlig überzogenem Overacting, doch Bates findet den perfekten Mittelweg, diese recht komplexe Frau so diabolisch und doch menschlich wie möglich, denn nur dann wirkt der Horror schließlich, darzustellen. Ihr ist es dann auch zu verdanken, dass eindrucksvolle Szenen wie die Zertrümmerung von Pauls Fußgelenken, dass abendliche Dinner und der heftige Schlusskampf ihre Wirkung erhalten, wenn sie unkontrolliert zu schreien beginnt oder ihren beängstigenden Blick aufsetzt - die etwas einfallslose Regie allein wäre da wohl nicht unbedingt ausreichend gewesen.
Fazit: Filmisch gesehen ist "Misery" bestenfalls passabel inszeniertes Drama. Souverän erzählt, inhaltlich interessant, aber zu konventionell und zu brav an den Richtlinien des Spannungskinos entlang dargestellt. Witzigerweise schien sich Rob Reiner dieses Umstandes aber wohl selbst bewusst gewesen zu sein, setzt er doch vollständig auf das Spiel seiner beiden Stars, die ihn dafür mit vorzüglichen Leistungen belohnen und beide um ihr Leben zu agieren scheinen. Kathy Bates sticht dabei derartig heraus, dass man allein ihretwegen jeder Zeit bereit wäre, ein zweites Mal mit Paul in die düstere Hütte im Schnee zu gehen. Schauspieler und ihre Zusammenarbeit sind eben eines der großen und wichtigen Elemente, auf dass kein Autor zurückgreifen kann. Während die Charaktere dort für sich allein stehen müssen, reicht dies in einem Film nicht, wenn niemand da ist, der dem ganzen Leben verleiht. Und - so ironisch es auch ist - stellen sich gerade in "Misery" die Darsteller als das Herzstück der Inszenierung heraus.
,5
Gibt es einen größeren Gegensatz als zwischen Literatur und Film? Allzu gerne wird angenommen, zwischen diesen beiden Medien gäbe es nur wenig Unterschiede. Und so kommt es auch regelmäßig dazu, dass bei Verfilmungen von Bestsellern die Fans direkt laut aufschreien und sich über Änderungen, Kürzungen oder Abweichungen aufregen, ohne zu berücksichtigen, dass ein Buch ganz anderen Regeln folgt als die filmische Umsetzung. Ein guter Dialog in einem Roman kann eben in einem Film ganz furchtbar langweilig wirken und umgekehrt. Worauf es wirklich ankommt, ist doch, den Geist der Vorlage so getreu wie möglich zu übermitteln und im neuen eigenen Werk zu verpacken. Regisseur Rob Reiner stand 1990 bei seiner Verfilmung eines Stephen King Romanes vor genau dieser Aufgabe und bewies, dass eben genau das, also die originalgetreue Umsetzung ohne exakte 1:1 Umsetzung hervorragend funktionieren kann, wenn man weiß, was man übernehmen kann und was einer Anpassung bedarf.
"Misery" stellt drei Charaktere wesentlich in den Vordergrund. Genauer gesagt, könnte drei Charaktere in den Vordergrund stellen. Die Geschichte handelt schließlich vom Schriftsteller Paul Sheldon, welcher der psychopathischen Krankenschwester Annie Wilkes ausgeliefert ist und zusätzlich von der Suche nach Paul durch den Sheriff McCain. Reiner macht jedoch bei seiner Adaption recht schnell klar, dass ihn vor allem die ersten beiden Lager interessieren und so legt er das Hauptaugenmerk auch ganz allein auf Paul und Annie. Das ist gleich zu Beginn etwas schade, denn grade die Geschichte des Sheriffs, welcher hier sehr eindimensional gezeichnet wird, hätte Potenzial gehabt, Annie etwas mehr Hintergründe zu verleihen, doch im Verlauf merkt man, dass es auch ohne diese funktioniert. Genauso, wenn nicht noch bedauerlicher erscheint auch, dass mit Marc Shaiman eindeutig der falsche Komponist gewählt wurde. Sein Soundtrack weiß langezeit gar nicht, was er eigentlich mit den Bildern anfangen soll, mal wird der Horror geschickt verstärkt, mal wirkt es gar so, als wolle er ihn sogar ein wenig abschwächen, seine Grausamkeit zumindest abmindern. Hinzu kommt, dass die Regie häufig auf extreme Weitwinkel setzt, um die Klaustrophobie des Protagonisten zu betonen und damit auf das konventionellste Mittel zurückgreift, dass nur denkbar wäre. Hier fehlt "Misery" häufig der Mut und das Können zum Wagnis. Mehr noch könnte man beinahe sagen, fehlt es der Regie in diesen Punkten an Kraft und Raffinesse.
Viel besser gelingt es Rob Reiner hingegen, dass zu erzählen, was für ihn Priorität hat: den Zweikampf seiner Hauptfiguren. Ob es nun ganz allein an der Romanvorlage liegt oder das Drehbuch von William Goldman das besondere Etwas hinzufügte, es erscheint als eigentlich unerheblich, wenn man sieht, wie wunderbar dieser Teil der Handlung erzählt wird. Sehr treffend verpackt gelingt es in "Misery", Horror im alltäglichen Leben zu zeigen, in dem am Anfang eine ausweglose, aber angenehme Situation geschaffen wird, die dann immer mehr einzubrechen scheint. Noch besser ist nur, wie dann auch noch im späteren Verlauf ein Spiel mit den Erwartungen des Zuschauers getrieben wird. Immer wieder wird bewusst Intensität aus dem Grauen genommen, nur um in der nächsten Szene umso heftiger erneut aufzukommen. Auch wenn am Ende der Bogen damit etwas überspannt ist, funktioniert dies erstaunlich zielgerichtet und verfehlt seine Wirkung beinahe nie. Dazu trägt auch bei, dass die beiden Charaktere Annie Wilkes und Paul Sheldon toll geschrieben sind und ein paar schöne Dialoge mit einander teilen. Dass der Schriftsteller erst durch seine charakterliche Entwicklung vom selbstverliebten Autor zum findigen Überlebenskämpfer zum Sympathieträger führt, ist dabei genauso erfrischend, wie das Mysterium um seine verrückte Kidnapperin.
Folgerichtig also, dass Reiner alles daran setzt, seine beiden Hauptdarsteller passend in Szene zu setzen. James Caan gibt in der relativ bewegungslosen Rolle sein bestes und hat durchaus ein paar große Momente, verblasst aber nahezu neben dem, was Kathy Bates präsentiert. Gerade in der Annie-Figur liegt schließlich ein schmaler Grad zwischen einer zu zurückhaltenden Performance und völlig überzogenem Overacting, doch Bates findet den perfekten Mittelweg, diese recht komplexe Frau so diabolisch und doch menschlich wie möglich, denn nur dann wirkt der Horror schließlich, darzustellen. Ihr ist es dann auch zu verdanken, dass eindrucksvolle Szenen wie die Zertrümmerung von Pauls Fußgelenken, dass abendliche Dinner und der heftige Schlusskampf ihre Wirkung erhalten, wenn sie unkontrolliert zu schreien beginnt oder ihren beängstigenden Blick aufsetzt - die etwas einfallslose Regie allein wäre da wohl nicht unbedingt ausreichend gewesen.
Fazit: Filmisch gesehen ist "Misery" bestenfalls passabel inszeniertes Drama. Souverän erzählt, inhaltlich interessant, aber zu konventionell und zu brav an den Richtlinien des Spannungskinos entlang dargestellt. Witzigerweise schien sich Rob Reiner dieses Umstandes aber wohl selbst bewusst gewesen zu sein, setzt er doch vollständig auf das Spiel seiner beiden Stars, die ihn dafür mit vorzüglichen Leistungen belohnen und beide um ihr Leben zu agieren scheinen. Kathy Bates sticht dabei derartig heraus, dass man allein ihretwegen jeder Zeit bereit wäre, ein zweites Mal mit Paul in die düstere Hütte im Schnee zu gehen. Schauspieler und ihre Zusammenarbeit sind eben eines der großen und wichtigen Elemente, auf dass kein Autor zurückgreifen kann. Während die Charaktere dort für sich allein stehen müssen, reicht dies in einem Film nicht, wenn niemand da ist, der dem ganzen Leben verleiht. Und - so ironisch es auch ist - stellen sich gerade in "Misery" die Darsteller als das Herzstück der Inszenierung heraus.
,5
Kung Fu Panda
Was will man als Regisseur beim Erstellen eines Kinder-Animationsfilmes eigentlich erreichen? Ganz klar: Die Zielgruppe der 6-14-jährigen soll befriedigt werden und mit einem verträumten Grinsen auf dem Gesicht das Kino verlassen. Doch müssen Erwachsene deshalb solchen Filmen grundsätzlich fern bleiben? Auf keinen Fall! Animationsfilme von den Pixar Animation Studios beweisen seit Jahren, dass auch Kinderfilme durch eine zweite Verständnisebene dazu fähig sein können, die älteren im Kinosaal zu begeistern. Auch bei Dream Works Animation ist man mittlerweile darauf gekommen, dass viele Eltern und Großeltern die Sprösslinge ins Kino begleiten. Um diese nicht zu langweilen, während die Kinder ihren Spaß haben, ist der 2008er Film "Kung Fu Panda" der Regisseure Mark Osborne und John Stevenson voller Anspielungen an das Eastern-Genre der 70er Jahre. Der richtige Ansatz?
Gar nicht so einfach zu beantworten auf den ersten Blick. "Kung Fu Panda" hat eindeutig seine Vorzüge. Die Optik, also die Animationen, die Bewegungsabläufe, die Details, die Eigenarten der Charaktere (besonders Po, Tai Lung, Oogway etc.), dass alles ist wunderschön gemacht und richtig farbenfroh aufgezogen, sodass sich nicht nur die Kinderaugen am tollen Setting satt sehen können. Dass die Animationen diese Qualität haben müssen, fordert aber schließlich auch die Handlung, denn dem Titel entsprechend hagelt es nur so vor lauter Actionszenen und schnellen Kämpfen. Diese sind erstaunlich hart und heftig, aber immer grade noch so kinderfreundlich genug gestaltet. Beispielsweise der Kampf auf einer Hängebrücke zwischen den furiosen Fünf und dem richtig schön diabolischen Gegenspieler ist atemberaubend und mitreißend choreographiert, ein wahres Kunstwerk an animierter Martial-Arts-Kunst. Toppen kann das nur wenig. Der Showdown ist natürlich eine ähnlich visuelle Bombe, aber das sollte man von einem Finale schließlich auch erwarten. Als Actionhöhepunkt stellt sich eine relativ frühe Szene heraus. Wenn Fiesling Tai Lung, gesprochen von dem männlich-klingenden Ian McShane, aus seinem Gefängnis ausbricht und sich durch 1000 (!) Nashorn-Wächter prügelt, ist das atmosphärisch nicht zu überbieten. Zwar fehlt einem ein wenig die Komik in diesen Momenten, wahrscheinlich war es aber genau richtig, diese anders zu platzieren.
Die Hauptgeschichte handelt schließlich von einem dicken Panda, der Kung Fu erlernen muss. Das bietet doch allein haufenweise Möglichkeiten für ein Feuerwerk an Ideen und spritzigen Witzen. Oder? Nicht ganz. Wirklich als innovativ stellt sich eigentlich keiner der Gags heraus, viel mehr garniert die Regie ihre Handlung mit viel Slapstick. Der zündet nicht immer, aber immer noch oft genug und bei den Kleinen sowieso. Wenn der tollpatschige und kautzig von Jack Black gesprochene Panda Po von allerlei Trainingsmaterialien (oder einer winzigen Gottesanbeterin) verdroschen wird oder immer wieder eine riesige Anzahl an Treppenstufen überwinden muss, ist dass wirklich lustig und niedlich inszeniert. Als wirkliches Problem muss man aber festhalten, dass bis auf Po, Tai Lung und den Kung-Fu-Meister Shifu (amüsant: Dustin Hoffman) die Charaktere allesamt nicht wirklich überzeugen mögen. Die furiosen Fünf sind austauschbar und bis auf ihre tierischen Eigenarten kalkulierte eindimensionale Störfeuer für Po, die ob ihrer geringen Screentime (besonders enttäuschend der kurze Auftritt von Jackie Chans Monkey) selbst die Kinderherzen nicht wirklich werden erspielen können.
Die erwähnten Anspielungen auf das Eastern-Genre für das erwachsene Publikum offenbaren das andere Problem von "Kung Fu Panda": die Geschichte. Dass die x-te 08/15 Story über den Tollpatsch, der über sich selbst hinauswächst, heute niemanden mehr vom Hocker haut, ist klar. Dass das alles unsagbar vorhersehbar abläuft und im Ablauf nichts neues bietet, ebenfalls. Aber davon abgesehen bieten Osborne und Stevenson erschreckend wenig. Keinen doppelten Boden, keine Metaebene, keine symbolische tiefere Bedeutung des Filmes, von der oberflächlichen Moral mal ganz abgesehen. Und bei diesen nicht vorhandenen Eigenschaften helfen dann eben leider auch die Eastern-Anspielungen nicht mehr. Diese fallen außerdem ohnehin gar nicht so komisch aus. Klar sind alle Klischees und Stereotypen irgendwo vertreten, aber wirklich mehr holen die Macher aus den großen Vorlagen nicht heraus. Ganz anders verhält es sich mit dem Soundtrack. Die Musik der Komponisten John Powell und Hans Zimmer bietet einen wahrhaftigen fernost-orientalischen Klangteppich mit einem einprägsamen Main-Theme, dass immer wieder bei großen Vorbildern zitiert, aber auch genug eigenes bietet. Das Einspielen der Melodien durch klassische asiatische Instrumente (z.B. Erhu) untermauert von Gitarren, die Tempobessesenheit und das epische Momentum in jedem Stück sorgen dafür, dass die Kompositionen derart stark sind, dass sie auch losgelöst vom Film funktionieren würden. Traumhaft!
Fazit: Kann man einem Kinderfilm vorwerfen, für Kinder gemacht zu sein? Vermutlich sollte man das nicht tun. Es wird immerhin niemandem so wirklich gerecht. Was kann man "Kung Fu Panda" allerdings ganz gezielt ankreiden? Eine schwache Story, die sich viel zu sehr auf Oberflächlichkeiten ausruht inklusive belangloser und austauschbarer Charaktere, die weder groß noch klein so recht begeistern mögen. "Kung Fu Panda" ist daher als Heer der Vorhersehbarkeiten sicher nicht unbedingt dafür geeignet, der baldige Lieblingsfilm von Papa oder Mama zu werden. Allerdings gibt es eben auch die Habenseite. Und da findet man eine grandiose und detailreiche Animation, die besonders in der Action ihre Stärken ausspielt, einen fetzender Sound, der oft an eine Disco-Variation der traditionellen chinesischen Melodien erinnert, einen lustig verpeilten Hauptcharakter, mit dem man gerne lacht und mitfiebert, eine unglaublich hohe und oft treffsichere Gagdichte und einen coolen Bösewicht, der sogar etwas Profil bekommt. Unterm Strich also brave Unterhaltung für die Jüngeren. Mehr erwarten sollte man allerdings nicht.
Was will man als Regisseur beim Erstellen eines Kinder-Animationsfilmes eigentlich erreichen? Ganz klar: Die Zielgruppe der 6-14-jährigen soll befriedigt werden und mit einem verträumten Grinsen auf dem Gesicht das Kino verlassen. Doch müssen Erwachsene deshalb solchen Filmen grundsätzlich fern bleiben? Auf keinen Fall! Animationsfilme von den Pixar Animation Studios beweisen seit Jahren, dass auch Kinderfilme durch eine zweite Verständnisebene dazu fähig sein können, die älteren im Kinosaal zu begeistern. Auch bei Dream Works Animation ist man mittlerweile darauf gekommen, dass viele Eltern und Großeltern die Sprösslinge ins Kino begleiten. Um diese nicht zu langweilen, während die Kinder ihren Spaß haben, ist der 2008er Film "Kung Fu Panda" der Regisseure Mark Osborne und John Stevenson voller Anspielungen an das Eastern-Genre der 70er Jahre. Der richtige Ansatz?
Gar nicht so einfach zu beantworten auf den ersten Blick. "Kung Fu Panda" hat eindeutig seine Vorzüge. Die Optik, also die Animationen, die Bewegungsabläufe, die Details, die Eigenarten der Charaktere (besonders Po, Tai Lung, Oogway etc.), dass alles ist wunderschön gemacht und richtig farbenfroh aufgezogen, sodass sich nicht nur die Kinderaugen am tollen Setting satt sehen können. Dass die Animationen diese Qualität haben müssen, fordert aber schließlich auch die Handlung, denn dem Titel entsprechend hagelt es nur so vor lauter Actionszenen und schnellen Kämpfen. Diese sind erstaunlich hart und heftig, aber immer grade noch so kinderfreundlich genug gestaltet. Beispielsweise der Kampf auf einer Hängebrücke zwischen den furiosen Fünf und dem richtig schön diabolischen Gegenspieler ist atemberaubend und mitreißend choreographiert, ein wahres Kunstwerk an animierter Martial-Arts-Kunst. Toppen kann das nur wenig. Der Showdown ist natürlich eine ähnlich visuelle Bombe, aber das sollte man von einem Finale schließlich auch erwarten. Als Actionhöhepunkt stellt sich eine relativ frühe Szene heraus. Wenn Fiesling Tai Lung, gesprochen von dem männlich-klingenden Ian McShane, aus seinem Gefängnis ausbricht und sich durch 1000 (!) Nashorn-Wächter prügelt, ist das atmosphärisch nicht zu überbieten. Zwar fehlt einem ein wenig die Komik in diesen Momenten, wahrscheinlich war es aber genau richtig, diese anders zu platzieren.
Die Hauptgeschichte handelt schließlich von einem dicken Panda, der Kung Fu erlernen muss. Das bietet doch allein haufenweise Möglichkeiten für ein Feuerwerk an Ideen und spritzigen Witzen. Oder? Nicht ganz. Wirklich als innovativ stellt sich eigentlich keiner der Gags heraus, viel mehr garniert die Regie ihre Handlung mit viel Slapstick. Der zündet nicht immer, aber immer noch oft genug und bei den Kleinen sowieso. Wenn der tollpatschige und kautzig von Jack Black gesprochene Panda Po von allerlei Trainingsmaterialien (oder einer winzigen Gottesanbeterin) verdroschen wird oder immer wieder eine riesige Anzahl an Treppenstufen überwinden muss, ist dass wirklich lustig und niedlich inszeniert. Als wirkliches Problem muss man aber festhalten, dass bis auf Po, Tai Lung und den Kung-Fu-Meister Shifu (amüsant: Dustin Hoffman) die Charaktere allesamt nicht wirklich überzeugen mögen. Die furiosen Fünf sind austauschbar und bis auf ihre tierischen Eigenarten kalkulierte eindimensionale Störfeuer für Po, die ob ihrer geringen Screentime (besonders enttäuschend der kurze Auftritt von Jackie Chans Monkey) selbst die Kinderherzen nicht wirklich werden erspielen können.
Die erwähnten Anspielungen auf das Eastern-Genre für das erwachsene Publikum offenbaren das andere Problem von "Kung Fu Panda": die Geschichte. Dass die x-te 08/15 Story über den Tollpatsch, der über sich selbst hinauswächst, heute niemanden mehr vom Hocker haut, ist klar. Dass das alles unsagbar vorhersehbar abläuft und im Ablauf nichts neues bietet, ebenfalls. Aber davon abgesehen bieten Osborne und Stevenson erschreckend wenig. Keinen doppelten Boden, keine Metaebene, keine symbolische tiefere Bedeutung des Filmes, von der oberflächlichen Moral mal ganz abgesehen. Und bei diesen nicht vorhandenen Eigenschaften helfen dann eben leider auch die Eastern-Anspielungen nicht mehr. Diese fallen außerdem ohnehin gar nicht so komisch aus. Klar sind alle Klischees und Stereotypen irgendwo vertreten, aber wirklich mehr holen die Macher aus den großen Vorlagen nicht heraus. Ganz anders verhält es sich mit dem Soundtrack. Die Musik der Komponisten John Powell und Hans Zimmer bietet einen wahrhaftigen fernost-orientalischen Klangteppich mit einem einprägsamen Main-Theme, dass immer wieder bei großen Vorbildern zitiert, aber auch genug eigenes bietet. Das Einspielen der Melodien durch klassische asiatische Instrumente (z.B. Erhu) untermauert von Gitarren, die Tempobessesenheit und das epische Momentum in jedem Stück sorgen dafür, dass die Kompositionen derart stark sind, dass sie auch losgelöst vom Film funktionieren würden. Traumhaft!
Fazit: Kann man einem Kinderfilm vorwerfen, für Kinder gemacht zu sein? Vermutlich sollte man das nicht tun. Es wird immerhin niemandem so wirklich gerecht. Was kann man "Kung Fu Panda" allerdings ganz gezielt ankreiden? Eine schwache Story, die sich viel zu sehr auf Oberflächlichkeiten ausruht inklusive belangloser und austauschbarer Charaktere, die weder groß noch klein so recht begeistern mögen. "Kung Fu Panda" ist daher als Heer der Vorhersehbarkeiten sicher nicht unbedingt dafür geeignet, der baldige Lieblingsfilm von Papa oder Mama zu werden. Allerdings gibt es eben auch die Habenseite. Und da findet man eine grandiose und detailreiche Animation, die besonders in der Action ihre Stärken ausspielt, einen fetzender Sound, der oft an eine Disco-Variation der traditionellen chinesischen Melodien erinnert, einen lustig verpeilten Hauptcharakter, mit dem man gerne lacht und mitfiebert, eine unglaublich hohe und oft treffsichere Gagdichte und einen coolen Bösewicht, der sogar etwas Profil bekommt. Unterm Strich also brave Unterhaltung für die Jüngeren. Mehr erwarten sollte man allerdings nicht.
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 15 Gäste