Filmtagebuch: Wallnuss

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Beitrag von Cinefreak » 25.01.2015, 12:38

fand den damals ganz gut, aber ich weiß nicht, ob ich den nochmal bräuchte ;)

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Beitrag von Wallnuss » 28.01.2015, 20:35

Matrix Reloaded

Bereits bevor 2003 - und damit vier Jahre nach dem Vorgänger - die erste Fortsetzung zum Science-Fiction-Meisterwerk "Matrix" in die Kinos kam, wurde von Filmfans auf aller Welt kein gutes Haar an den beiden bevorstehenden Sequels gelassen. Die Erwartungen waren, spätestens als sich der erste Teil als Revolution des Mediums herausstellte, astronomisch hoch und so wunderte es niemanden, als die Regisseure Laurence und Andy Wachowski sowie Produzent Joel Silver von der versammelten Kritikerelite in Grund und Boden vernichtet wurden. "Matrix Reloaded" sei zu lang, zu kompliziert, zu selbstverliebt... tatsächlich aber ist Matrix 2 wohl eher perfekt dosiert, komplex aufgebaut und ästhetisch. Und damit der würdigste Nachfolger, den man sich hätte wünschen können.

In jeder Hinsicht baut "Matrix Reloaded" auf dem Erfolgsrezept des Vorgängers auf, nur immer mit einer zusätzlichen Ergänzung. Wie bereits in "Matrix" nehmen sich die Wachoswki-Brüder fast eine Stunde Zeit, alle Charaktere neu in Stellung zu bringen, die neuen Ausgangssituationen zu etablieren (den unbesiegbaren gottgleichen Neo, die Zerstörung Zions etc.) und gleichzeitig die Entwicklung der Charaktere aufzuzeigen. Bereits in dieser langen Zeitspanne aber ist es ihr Gespür für Szenenlängen, der epische und brachiale Look in Kombination mit dem mutigen und ungewöhnlichen Soundtrack und die ersten kurzen Actionmomente, die "Matrix Reloaded" auf ein höheres Niveau als die Konkurrenz heben. Doch was auf die Exposition folgt, lässt sich kaum in Worte fassen: mit dem erneut grandios geschriebenen Auftritt des Orakels und der Wiedergeburt von Hugo Weavings Agent Smith beginnt ein Actionfeuerwerk, dass es in sich hat, einen Höhepunkt auf den anderen kommen lässt und dazwischen philosophisch-bedeutsame Themen so geschickt mit dem Plot verpackt, dass die Erläuterungen niemals oberlehrerhaft wirken, sondern sogar verständlich (aber nicht zu vereinfacht) ankommen und gleichzeitig zur Spannung und Intensität einer Szene beitragen. Grandios!

Die Handlung selbst ist eigentlich furchtbar simpel. Neo muss eine Geisel retten, mit dieser eine verborgene Tür öffnen und dann den Computer der Maschinenwelt abschalten. Doch bereits in Teil 1 war der Aufhänger für das monumentale Finale einfachster Natur. Wirklich beeindruckend ist viel eher, welche Themenvielfalt die Wachowskis in diesem Film verpackt haben. Bereits in der Exposition geht es um die Abhängigkeit des Menschen von den Maschinen, aber auch im umgekehrten Verhältnis, was später aber vergessen wird, wenn das Script noch tiefgründiger wird. Das Orakel spricht davon, dass der Auserwählte eine Entscheidung wird treffen müssen, die er aber bereits getroffen hätte. Doch nur kurz darauf begeistert "Matrix Reloaded" mit einer seltenen Dialogperle des Blockbusters: dem Auftreten von Lambert Wilson als Merowinger. Seine philosophischen Exkurse über die Kausalität und das Verhältnis von Aktion - Reaktion sind nicht nur ungemein nährreich und auf den Punkt gebracht geschrieben, sondern auch noch für den Film ein spannender Wendepunkt, der das vorher aufgebaute direkt in Frage stellt. Und wenn dann im Showdown der wunderbare Helmut Bakaitis in einem facettenreichen und vielschichtigen Monolog die wahre Bestimmung des Auserwählten offenbart, dann ist zwar nicht alles was er sagt beim ersten Mal verständlich und nur das in dem Moment wirklich bedeutsame klar formuliert, doch lohnt sich speziell diese Szene zum mehrfachen Anschauen, so viele verschiedene Deutungsmöglichkeiten stecken in ihr, von Anfang an aufgelockert durch die Aussage, Neo (und damit der Zuschauer) würde ohnehin das Folgende nicht vollständig verstehen. "Matrix Reloaded" hat wie eine Zwiebel Schichten, die man nach Lust und Laune interpretieren kann. Ansätze dafür gibt es en masse.

Nun hat sicher nicht jeder Zuschauer aber Lust auf eine komplexe Auseinandersetzung mit all diesen Themen. Doch "Matrix Reloaded" überfordert sein Publikum niemals. Denn auch in den tiefgründigsten Metaphern bleibt das auf Handlungsebene geschehende immer klar verständlich und zielgerichtet. Außerdem gibt es da ja noch einen anderen Aspekt: die Action. Praktisch immer auf einen langen komplizierten Dialog folgt eine große Actionsequenz. Und auch hier folgt das Sequel sklavisch dem Vorgänger, denn Action ist bei den Wachowskis nicht einfach nur abgefilmtes Handeln. Jede Aktion kommt einem Tanz gleich. Die Kung-Fu-Kampfszenen sind organisch, lebendig und elegant, die Effekte ergänzen perfekt die echten Aufnahmen, die visuellen Spielereien reichen von großzügig eingesetzten Zeitlupen bis hin zu Bullet-Time-Einsätzen. Aber sogar in der Action, besonders in den drei größten, jeweils 15-minütigen Szenen, hört die Symbolik nicht auf. Smith wird als gefallener Engel inszeniert, Neos Wandel vom Auserwählten zum Märtyrer in den Bildern deutlich gemacht, Autokennzeichen in der famosen Autoverfolgungsjagd verweisen auf Bibelverse, die die Handlung betreffen. Es ist Detailverliebtheit im Zusammenspiel mit dem Mut, bei diesem Film noch einen Schritt weiterzugehen, in der Philosophie über den Tellerrand hinaus zu schauen und sogar am Ende den christlichen Gott in seinem Umgang mit den Menschen des alten Testamentes zu kritisieren. Die Wachowskis setzen auf ästhetisches Kino und übertreffen sich und ihr vorheriges Schaffen dabei sogar selbst.

Fazit: Wo dem Rezensenten die Worte ausgehen, fängt "Matrix Reloaded" erst an. Für die einen bietet das erste Sequel der Matrix-Reihe einfach nur optischen Bombast und astethisch zelebriertes Actionkino der modernsten Art und Weise, das intellektuellere Publikum findet in all den Themen zusätzlich jedoch so viel mehr, dass man ganze Abhandlungen über die verschiedenen Verständnisebenen schreiben könnte. Was man "Matrix Reloaded" in der Tat vorwerfen könnte und weshalb er bei vielen wohl auch so scheiterte, ist natürlich, nicht denselben Überraschungseffekt erzielt zu haben, wie der Vorgänger. Doch entweder will man etwas völlig anderes, dann ist eine Fortsetzung überflüssig oder eine konsequente Weiterentwicklung. Und wenn "Matrix" die Revolution des Blockbusters war, ist "Matrix Reloaded" der Prototyp einer neuen Ära.

:liquid10:

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Beitrag von Cinefreak » 28.01.2015, 21:47

10 Punkte für diesen überladenen Quark? Ich bitte dich... :shock:

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Beitrag von SFI » 29.01.2015, 06:28

Schön, wenn man so viel Genuß bei einem Film verspürt. Der Argumentation kann ich durchaus folgen und wenn man das wirklich mit seinem Auge und Geist so zu sehen vermag, dann geht die Wertung in Ordnung. Ich würde aber auch eher die 6/10 zücken. :lol:
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Beitrag von Wallnuss » 29.01.2015, 15:54

SFI hat geschrieben:Schön, wenn man so viel Genuß bei einem Film verspürt.
Da ich genau dieses "Gefühl" oder diesen Genuss in Filmen immer suche, kann ich Matrix 2 da letzten Endes auch nichts anderes geben. Er steht da für mich auch völlig auf einem Niveau mit dem ersten Teil und ich finde es doch immer sehr schade, wie er oft in der Wahrnehmung der Leute mit Teil 3 gleichgesetzt und daher schlechter geredet wird, als er ist. (Obwohl es natürlich auch genügend Personen gibt, die Matrix 2 da ganz unabhängig von seinem Nachfolger sehen.) Aber in Matrix 2 steckt wirklich sehr viel drin und ich kann da jedem nur mal empfehlen, sich das Teil (besonders wenn es schon mehrere Jahre her ist) noch einmal anzusehen und zu versuchen, diese ganzen Ansätze in den Dialogen nachzuvollziehen. Da steckt immens viel drin, was auch die Handlung selbst aufwertet, da es dem einfachen Geschehen ganz neue Kniffe und Identitäten verleiht. (Ähnlich, wie das auch die Vasen-Frage aus dem ersten Teil tat.) Schade, dass der Trilogie-Abschluss dann... naja, dazu vielleicht später mehr. :wink:

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Beitrag von Wallnuss » 01.02.2015, 21:14

Mortdecai - Der Teilzeitgauner

Ein überaffektierter Aristokrat mit buschigem Gesichtsaccessoire jettet um die Welt, um ein verschwundenes Gemälde zu retten? Das schreit doch nahezu nach einer Komödie mit Gesichtsakrobatiker Johnny Depp, nicht wahr? So kam es auch, als Regisseur David Koepp für seine Verfilmung der Roman-Trilogie von Kyril Emanuel George Bonfiglioli nach der Idealbesetzung für den schrulligen Protagonisten Ausschau hielt. Dass Depp Grimassen schneiden kann, wie kein anderer in Hollywood, dürfte bekannt sein. Dementsprechend ist "Mortdecai" auch voll und ganz auf seinen Hauptdarsteller zugeschnitten. Stören sollte das allerdings niemanden, denn der ist mit reichlich Spaß bei der Sache und macht wie immer eine gute Show. Das ist auch bitter nötig, denn unterm Strich ist "Mortdecai" ein kurzweiliges Vergnügen, aber leider auch ziemlich ideenlos.

Johnny Depp ist - wie erwähnt - mal wieder bester Laune und albert sich gekonnt und grinsend durch das Abenteuer. Dabei hat er eigentlich mit einem ziemlichen Problem zu kämpfen, denn im Gegensatz zu den charmanten Nebenfiguren ist sein Lord Mortdecai selbst eine recht unsympathische Figur, die wenig Identifikationspotenzial mit sich bringt. Depp gelingt es aber, mit seinem natürlichen Charme das Publikum an sich zu binden und beweist ohnehin ein gutes Timing in den Gags. An seiner Seite begeistert vor allem Ewan McGregor, der als James-Bond-Verschnitt locker aufspielt und in seinen besten Momenten der wunderschönen Gwyneth Paltrow hinterher schmachtet, die hier unter Beweis stellt, dass man auch mit 42 immer noch zu den attraktivsten Frauen des Filmgeschäfts gehören kann. In einigen Dialogen spielt sie Depp förmlich an die Wand, hat aber unabhängig davon meist die schlechteren Witze abbekommen. Als heimlicher Sympathieträger überzeugt außerdem Paul Bettany als Mortdecais Diener Lock, der auf der einen Seite die meisten Actionszenen spielen darf und damit bereits relativ aktiv auf der Leinwand zu sehen ist, dessen Charakter allerdings auch noch für einen amüsanten Running-Gag sorgt, schließlich nagelt der gute Lock in diesem Film häufiger als die Römer im neuen Testament.

Dies mag erst einmal billig klingen und ist es vielleicht auch. Aber deshalb noch lange nicht unwitzig. Fest steht nämlich, "Mortdecai" bedient sich haufenweise am heute typischen Fäkalhumor. Doch Koepps Film ist insgesamt dennoch, auch durch seine britischen Attribute, sehr charmant und verkauft selbst die flachsten Gags mit einer entlarvenden Würde, sodass man sich ungeniert traut, darüber zu lachen. Natürlich funktioniert das aber nicht immer und so gehen etwa 30 Prozent dieser Witze daneben, dafür gibt es aber über die gesamte Laufzeit verteilt auch ungemein clevere Späße. Einige Stellen sind gelungene satirische Bemerkungen, in der zweiten Hälfte erlaubt sich Depps Mortdecai sogar Seitenhiebe auf das moderne US-amerikanische Selbstverständnis, was den britischen Charakter des Filmes enorm steigert. Schön ist auch, dass Koepp eben nicht einfach nur abfilmt, sondern mit bunter Effektspielerei, meist bei der Reise Mortdecais von einer Stadt zur anderen, sich auch hin und wieder mal bemerkbar macht. Was man "Mortdecai" allerdings vorwerfen muss, ist, dass er bei aller Leichtigkeit auch immer etwas gezwungen daherkommt. Besonders in den oberflächlich gesehen dramatischeren Phasen beschreit man die heitere Stimmung des Filmes etwas zu sehr, was den Zuschauer eher stört, als das es das Lachen fördern würde.

Das wirklich gravierende Problem des Filmes liegt aber woanders. Während besonders die erste Hälfte noch ein hohes Tempo bereithält und mit vielen sehr guten Gags aufwarten kann, gerät man im Mittelteil in Not, ein wenig von der Geschichte erzählen zu müssen, um die es oberflächlich gesehen geht. Und eine solche ist hier wirklich nie vorhanden. Da ist ein verschollenes Goya-Gemälde, da sind böse Russen (Gähn!), die dieses stehlen wollen, da sind drei oder vier weitere interessierte Parteien, da tauchen mit Olivia Munn und dem Cameo von Jeff Goldblum wichtige Charaktere viel zu spät auf. Daher muss man leider immer, wenn es Richtung Handlung geht, leidenschaftslos den Kopf schütteln. Eine Komödie wie "Mortdecai" braucht nicht mehr als einen kleinen Anreiz und ein paar schrullige Figuren könnte man meinen, aber nicht einmal das bekommt das Drehbuch vernünftig geordnet. Schlimmer noch, der episodenhaften Aneinanderreihung von Geschehnissen, die meist in - immerhin souverän inszenierten - Actionszenen ihren Höhepunkt finden, fehlt es völlig an einem roten Faden. Wer wo mit wem gerade weshalb was eigentlich erlangen will, wird nie so recht deutlich. Hier hätte man wesentlich kompakter und damit effektiver erzählen müssen, stattdessen verliert man den Zuschauer so zwischendurch immer mal wieder für ein paar Minütchen. Ein Glück, dass nach einer längeren Durststrecke am Ende der Humor wieder goldrichtig sitzt und so der Abschluss versöhnlich geraten ist.

Fazit: Muss man sich fragen, ob man zu hohe Ansprüche gehabt hat, wenn man bei einer Gaunerkomödie wie "Mortdecai" zumindest ein wenig Handlung im Vorfeld voraussetzte? Nein, muss man nicht, denn unterfordert werden will man auch in lustigen Filmen nicht. Unterforderung langweilt. Und zumindest das tut "Mortdecai" nicht. Dies liegt zwar weniger an der Verbindung unzusammenhängender Gags, welches im Abspann fälschlicherweise als Drehbuch bezeichnet wurde, sondern mehr an der spaßigen Atmosphäre des betont britischen Abenteuers, welche einem auch die niveauloseren Witze schmackhaft macht und an den perfekt aufgelegten Darstellern, bei denen zwar ein gewohnt großartiger Johnny Depp heraussticht, sich aber das restliche Ensemble sicher nicht vor ihm zu verstecken braucht. "Mortdecai" ist kurzweilig und amüsant und erfüllt damit genau die Erwartungen seines Publikums. Die wirre Story dürfte daher kaum jemanden stören. In diesem Zusammenhang passen auch die Worte des antiken lateinischen Schriftstellers Aulus Gellius: "Ich sehe einen Bart und einen Mantel, aber noch keinen Philosophen." Dafür sitzen Bart und Mantel immerhin.

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Beitrag von Wallnuss » 07.02.2015, 18:07

Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)

Ein Film spielt Theater. Regisseur Alejandro González Iñárritu bringt 2014 mit "Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)" einen Film in die Kinos, der vom Theater handelt, aber gleichzeitig auch vom Beruf des Schauspielers und der Filmwelt im Allgemeinen. Mit "Birdman" kritisiert er gleichzeitig den aktuellen Boom des Superheldenkinos durch Filme wie "The Avengers", "Sin City" oder "X-Men", teilt kräftig gegen Kollegen wie Robert Downey Jr., Michael Fassbender oder Jeremy Renner aus, prügelt voller Bosheit mit demaskierender Satire auf die heutige Medienlandschaft à la facebook und twitter ein, erlaubt sich deftige Seitenhiebe auf die elitäre und selbstverliebte Kritikerbranche und erzählt nebenbei auch noch behutsam und authentisch die Geschichte eines gescheiterten Stars, der zurück in den Olymp will. Und glaubte man anfangs noch, dass so viele Inhalte nicht in 119 Minuten passen werden, muss man sich von Iñárritus kleinem cineastischem Wunder überraschen lassen.

Während in modernen Actionfilmen immer mehr auf Wackelkamera und schnelle wirre Schnittfolgen gesetzt wird, liefert Iñárritu das Kontrabeispiel: "Birdman" wirkt durch unsichtbare Schnitts und andere Tricks, als sei er eine lange Plansequenz. Mit Ruhe, aber bestimmt folgt Kameramann Emmanuel Lubezki den Schauspielern durch das St. James Theatre und das Labyrinth dieser Gänge, nur selten verlässt er für kurze Zeit das Theaterhaus und macht beispielsweise eine Fahrt über den Times Square. Mit dieser nie aufhörenden Rotierung verleiht er seinem Film nicht nur eine gewisse Nervosität, sondern auch ein tolles Maß an Eleganz, Leichtfüßigkeit und irgendwann entwickelt diese Technik ihren eigenen Sog, der einen ganz tief an die Geschichte fesselt. Immer wieder fängt die Kamera einen Schauspieler ein und folgt ihm ein Stückweit, ohne, dass es eine episodenhafte Aneinanderreihung von kurzen Szenen zu werden droht. Natürlich funktioniert das auch, weil die Besetzung selbst wie die berühmte Faust aufs Auge passt. In Nebenrollen glänzen Naomi Watts, Andrea Riseborough und Amy Ryan und Komiker Zach Galifianakis sowie Schönheit Emma Stone überzeugen in für sie völlig untypischen Rollen durch ein besonders nuanciertes Auftreten.

Die wahren Stars sind aber zwei Darsteller, die (ironischerweise) bereits in großen Comic-Blockbustern den Helden spielten. Als erster ist da "Der unglaubliche Hulk"-Edward Norton zu nennen, der als exzentrischer Schauspieler Mike Shriner eine hervorragende Performance abgibt. In seinen besten Momenten darf er völlig enthemmt und irre aufspielen, nur um kurz darauf im Zusammenspiel mit Stone tiefe Einblicke in das Seelenleben Shriners offen zu legen. Doch die mit Abstand beste Leistung liefert Hauptdarsteller Michael Keaton, dessen Schauspiel hier vermutlich der Höhepunkt seiner Karriere sein dürfte. Die Parallelen zwischen ihm und seiner Figur Riggan Thomson sind unübersehbar: während Keaton 1989 in Tim Burtons "Batman" als titelgebender Held berühmt wurde, ist Thomson Held der fiktiven 90er "Birdman"-Trilogie gewesen und sehnt sich nun, ein wenig wie Keaton vielleicht auch, nach neuen Erfolgen. Und wie Keaton dieser ihm nicht unähnlichen Figur Leben einhaucht, ist ganz großes Kino. Er trifft mit jedem Gesichtsausdruck perfekt die Stimmung seiner Person, spielt sich gleichermaßen in Ekstase wie auch in eine erschreckende Authenzität. Wenn er in einem tosenden Wutanfall voller Selbsthass sein Zimmer verwüstet, seine imaginäre Stimme anschreit, auf der Bühne nicht nur eine fremde Person spielt, sondern auch sein Selbst offenbart, all das gelingt Keaton mit spielerischer Leichtigkeit.

Ansonsten schert sich Iñárritu außerdem einen Dreck um filmische Konventionen. Riggan Thomson, seinem Protagonisten, verleiht er eine surreale Aura. Thomson schwebt über den Boden, bewegt Dinge mit Kraft seiner Gedanken und kann sogar fliegen... zumindest erzählt uns das die Kamera. Wie viel "Birdman" wirklich in Thomson steckt, erfahren wir nie. Wie bei einem guten Film gewollt, verwischt Iñárritu die Grenze zwischen Realität und Fiktion und der Zuschauer kann sie nie ganz sicher sein, woran er ist. Der heftige Schlagzeug-Soundtrack von Antonio Sánchez verstärkt diesen unwirklichen Eindruck ungemein, erst recht, wenn der Schlagzeuger plötzlich im Film selbst zu sehen ist und völlig ohne Erklärung im Theater rum sitzt. Und mit seinen zahlreichen kritischen Ansätzen hält der Regisseur auch nie lange hinterm Berg. Thomson wird regelmäßig als mittelmäßiger Schauspieler bezeichnet, was einem direkter Schlag ins Antlitz aller Superhelden-Darsteller gleichkommt, er selbst teilt ordentlich gegen eine selbstdarstellerische Theaterkritikerin aus und wenn er durch einen blöden Zufall nackt durch die Öffentlichkeit rennt, hat das nicht nur eine gewisse Komik, an der es in "Birdman" aber auch nie mangelt, tatsächlich ist Iñárritus Drehbuch voller lustiger Dialoge, sondern auch ein direkter Seitenhieb auf die Generation Facebook, an einigen Stellen blitzen sogar kurz existenzialistische Inhalte von Albert Camus oder Jean-Paul Sartre durch. Aber jetzt nicht gleich erschrecken: in erster Linie ist "Birdman" einfach nur große Unterhaltung. Und perfekt gelungene auch noch dazu.

Fazit: "Birdman" ist kein Film für irgendwen. Er ist für ein sehr spezielles Publikum gedacht und richtet sich besonders an Film- und Theaterliebhaber, aber ist gleichzeitig auch offen genug, alle irgendwo faszinieren zu können. Und genau das tut er auch: faszinieren, begeistern und erstaunen. Jedoch auf eine Art, die mit Worten schwer zu beschreiben ist. Denn Iñárritus Werk ist ungemein filmisch, mutig sowieso und von Vergleichen ausgeschlossen, da es so etwas in der Form in der Tat noch nicht gegeben hat. Es ist eine überzeugende Charakterstudie eines Mannes, der um ein wenig Anerkennung kämpft, es ist eine selbstironische und ungemein witzige Parodie ihrer selbst und gleichzeitig ein direkter Angriff nicht nur auf die Traumfabrik Hollywood, sondern auch auf die Zuschauer, die immer weniger an echter Kunst interessiert sind. Doch was genau den Reiz Birdmans ausmacht, ist nicht zu erklären und sollte vielleicht deshalb auch nicht versucht werden. Viel mehr sollte den Rhythmus und Flow, die Symbiose aus Bild und Ton, jeder einzelne selbst auf sich wirken lassen und dann entscheiden, was "Birdman" für ihn bedeutet. Magie ist eben etwas Abstraktes. Und das sollte sie manchmal auch bleiben.

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You ever dance with the devil in the pale moonlight?

Beitrag von Wallnuss » 11.02.2015, 23:48

Batman

Er ist einer der größten Helden der Filmgeschichte. Was ihn auszeichnet? Natürlich sein fabelhafter Sinn für einen ausgefallenen Kleidungsstil. Sein guter Geschmack im Punkto Frauen. Seine unglaublichen Fähigkeiten im Nahkampf. Sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn. Seine übernatürlichen technischen Spielzeuge. Und sein Fledermaus-Kostüm. Moment, was? In diesem Fall ist die Rede eben nicht von Geheimagent James Bond, sondern von einem seiner ebenbürtigsten Konkurrenten im Blockbuster-Bereich: Batman. Auf einer Comicreihe von Zeichner Bob Kane basierend, machte sich Regisseur Tim Burton 1989 daran, mit "Batman" einen Helden in die Kinos zu bringen, der sich in seiner Extravaganz perfekt für die große Leinwand eignet.

Dabei spielt Burton sehr geschickt mit seinen Charakteren, wobei hier drei zentral im Vordergrund stehen. Da wäre natürlich einmal Michael Keaton, der in seiner Doppelrolle als Milliardär Bruce Wayne und als maskierter Rächer enorme Wandlungsfähigkeiten unter Beweis stellen muss. Besonders als Bruce Wayne gelingt es ihm dabei sehr gut, durch sein schüchternes Auftreten, dass so gar nicht zu einem Superhelden passen will, einen Kontrast der beiden Persönlichkeiten wirken zu lassen, sodass die leichte Schizophrenie des Protagonisten immer wieder leise thematisiert wird. Doch da der Held, grade ein eher schweigsamer, meist nur so gut wie der Bösewicht funktioniert, liegt natürlich großes Augenmerk auf Jack Nicholson, der erst als Mafiagangster Jack Napier auftritt, dann aber relativ früh seine Verwandlung zum wahnsinnigen Psychpathen-Clown Joker vollzieht. Und Nicholson füllt diese Rolle hervorragend mit Leben. Grade der Joker, der ob seiner puren Abgedrehtheit eine schmale Gradwanderung ist, interpretiert er perfekt und ohne ein zu übertriebenes Maß an Overacting. Kim Basinger ist in ihrer Rolle als Reporterin Vicki Vale leider nur optisches Beiwerk und ihre Liebesgeschichte mit Bruce Standardware. Genauso ist es auch schade, dass andere potenziell interessante Rollen wie Harvey Dent alias Billy Dee Williams oder James Gordon alias Pat Hingle nicht genug Screentime erhalten, um einen größeren Eindruck zu hinterlassen.

Wenn man aber von der wirklich belanglosen Prozedur zwischen Bruce und Vicki mal absieht, ist die Geschichte in Burtons "Batman" zwar denkbar einfach, wird aber ungemein packend erzählt. Wie Burton den Helden in einer stilvollen Passage einführt und dann im zunehmenden Verlauf immer mehr auf den Charakter Batmans blickt, meist aus der Sicht von anderen heraus, ist toll gemacht und charmant erzählt. Stil und Charme stehen ohnehin ganz groß in "Batman". Burtons Film hat die Aura eines Märchens für ein erwachsenes Publikum, es ist eine Stilrichtung, die sich irgendwo zwischen einem Comicheft und einem Gothic-Festival versammelt, einem Trend, dem auch Danny Elfmans pompöser Soundtrack größenteils folgt. Was ihm dabei grandios gelingt ist sicherlich, eine Atmosphäre zu schaffen, in der das korrupte Gotham gleichermaßen existiert, man sich aber dennoch als Zuschauer wohl fühlt während der Sichtung. Burton weiß eben, wie man einen Unterhaltungsfilm aufzieht. Besonders schön ist, dass er die Unterhaltung häufig durch Humor erreicht, was sich durch den Joker ja schließlich auch anbot. Die Spannung in "Batman" ist keine nervenzerfetzende, es ist eher leichte Unterhaltung, die dafür aber schwungvoll und witzig erzählt wird. Grade in den Actionszenen, die sehr elegant, aber eben durch die Gadgets des Helden (besonders im Finale) auch recht abgedreht daherkommen, ist der Humor das ironische Augenzwinkern, das dem Zuschauer den Zugang zu dieser "Comicwelt" deutlich erleichtert.

Wer die Vorlagen kennt, könnte von "Batman" zwar ursprünglich mehr erwartet haben, als eine Gut-Böse-Konstellation als Aufhänger, doch kommen am Rande von Burtons Spektakel, dass sich übrigens nie im Gigantismus verliert, viele Facetten der Charaktere durchaus zum Vorschein. Die bereits erwähnte Zweipoligkeit der Hauptfigur wird schön aufgezeigt, ohne, dass man zu tief ginge und damit vom Thema abweiche und besonders in Nicholsons Joker Rolle finden sich viele angedeutete Möglichkeiten für eine tiefere Beschäftigung mit den Motiven, die Burton aber bewusst ungenutzt lässt, aber für die Fans immerhin in vereinfachter Form beinhaltet. Was sein Film dafür nicht beinhaltet, ist eine wirkliche Einordnung in die Zeit. Gotham existiert einfach irgendwann. Natürlich kommen moderne Waffen und ähnliches vor, doch der Kleidungsstil und die Setgestaltungen lassen auf kein Jahrzehnt schließen, sodass "Batman" optisch zeitlos funktioniert, inhaltlich unterstützt davon, dass die Geschichte eher durch die Charaktere, als durch die Ereignisse lebt. Was aber auch für eine enorme Schwäche sorgt: die späte Wendung rund um Jokers und Waynes gemeinsame Vergangenheit ist nicht nur unnötig an den Haaren herbeigezogen, sondern auch ein vergeblicher Versuch Burtons, dass Finale mit einer zusätzlichen dramatischen Komponente zu versehen, was jedoch durch die viel zu späte und dafür im Kern zu absurde Wendung nicht erreicht werden kann. Das ist besonders deshalb schade, weil die Hintergrundgeschichte Bruce Waynes umso besser funktioniert hätte, wenn sie für sich gestanden hätte, durch ihre Involvierung in die Haupthandlung wirkt dieses Kapitel dann allerdings am Ende beinahe abgeschlossen, was den Charakter Batman aber entkräften würde. Zwar bemüht sich Burton, eine gewisse Metapher im gegenseitigen Erschaffen von gut und böse einzubringen, die aber nur schwach über den müden Twist hinwegtrösten kann.

Fazit: "Batman" ist nicht nur in den Comics eine interessante Figur, sondern präsentiert sich auch in seinem ersten Leinwandauftritt als potenziell vielversprechender Franchise-Protagonist. Burtons zeitlose und stilsichere Regie verleiht der Geschichte gleichzeitig etwas altmodisches, aber auch frisches, sodass der Film auch in vielen Jahren einen Großteil seines Charmes nicht verloren haben wird. Kleine Schwächen wie die schwache Liebesgeschichte und der unnötige Twist sind da nur kleine Schönheitsfehler in einem ansonsten unterhaltsamen und - vor allem - flüssig erzählten Märchenfilm für Jung und Alt.

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Agent Smith = Neo-Nazi?

Beitrag von Wallnuss » 15.02.2015, 21:07

Matrix Revolutions

"Everything that has a beginning has an end." - Vielen Dank, liebes Orakel. Welch fundamental neue Erkenntnis! Und so ungemein passend. Nicht nur, weil mit "Matrix Revolutions" eine Filmtrilogie endet, die mit ihren beiden Erstlingen zwei absolut fantastische und tiefgründige Meisterwerke für das Action- und Sci-Fi-Genre geschaffen hat, sondern weil an diesem Punkt dann auch Schluss mit allem ist, was die Wachowskis aufgebaut haben. Das faszinierende Universum, das riesige Aufgebot an philosophischen Inhalten und die packend-innovative Actioninszenierung. All das endet in diesen zwei Stunden. Doch was eigentlich erst mit dem Abspann hätte beendet sein dürfen, ist bereits gestorben, bevor es überhaupt beginnt. Der dritte Matrix-Film erweist sich leider als eine der erschütternsten Enttäuschungen aller Zeiten. "Inevitable", wie Agent Smith so schön sagen würde.

Dabei gibt es im Fall von "Matrix Revolutions" durchaus positives zu berichten und der Film hat Passagen, die wirklich großartig sind. Die erste Viertelstunde, in der der Cliffhanger von "Matrix Reloaded" aufgelöst wird und mit dem Trainman und dem erneuten Auftritt von Lambert Wilson als Merowinger zwei tolle Charaktere auf der Leinwand auftauchen, schließt, auch mit den Gedanken über die Bedeutung von Wörtern wie Liebe oder Karma, nahtlos an den Vorgänger an. Und auch die Orakel-Szenen, bei denen hier Mary Alice die verstorbene Gloria Foster ersetzt, sind wie immer ein Vergnügen. Doch bereits diese zwanzig Minuten offenbaren erste Schwächen dieses dritten Teils. Die kurze Actionszene auf dem Weg zum Merowinger, die überdeutlich beim ersten "Matrix"-Film abgeguckt ist, hat nicht mehr den Überraschungseffekt und Esprit der Vorgänger und die Philosophie in den Dialogen zwischen Neo und den Orakel bleibt, wie am oben aufgeführten Zitat erkennbar, eher seicht und oberflächlich. Doch, hätte man das Potenzial von hier an genutzt, welches dieser Beginn zeigte, "Matrix Revolutions" wäre immer noch ein würdiger Abschluss der Reihe geworden. Leider kam es etwas anders.

Denn was die Gebrüder Wachowski sich im viel zu langen Mittelteil erlauben, ist, nett gesagt, eine Frechheit. Das grundsätzliche Problem, nämlich, dass wir uns kaum noch in der Matrix aufhalten, haben sie zwar bewusst in Kauf genommen, dafür aber stattdessen ihr eigenes Franchise mit Füßen getreten. Das fängt damit an, dass Trinity alias Carrie-Anne Moss und Laurence Fishburnes Morpheus zu Stichwortgebern degradiert werden, die entweder Neo oder Niobe aka Jada Pinkett Smith hinterher schauen dürfen. Das ist ärgerlich und schade, da so nicht mehr das Trio der Vorgänger im Vordergrund steht, sondern teilweise sogar Nebenfiguren die Sympathieträger verdrängen. Richtig ärgerlich gerät dann aber die gefühlt ewig lange Schlacht um Zion. Was einer Apokalypse hätte gleichkommen müssen, gerät unter der Regie zu einem einfallslosen Schlachtgetümmel. Und es ist absolut unverständlich, wie ausgerechnet die Wachowskis eine so konventionelle Actionszene aufziehen konnten. Mindestens eine halbe Stunde lang bekriegen sich Menschen in unschönen Kampfanzügen mit schrecklich getricksten CGI-Schwärmen von Drohnen, gesichtslose Nebenfiguren, die schon im direkten Vorgänger nur Ausstattung waren, stehen plötzlich mitten im Zentrum und sterben dramatische Heldentode, die aber den Zuschauer völlig kaltlassen. Dass dann die Konfrontation zwischen Neo und Bane, auf die man sich vorab freute, ähnlich müde verläuft und auch noch einen unangenehmen Nebengeschmack entfaltet, ist ein weiterer Tritt in die Magengrube der Matrix-Fans...

... für den das Finale leider auch nicht so recht entschädigen kann. Fest steht sicher, Hugo Weaving ist als Agent Smith immer noch ein hassenswerter Antagonist und Neo, trotz seines neuen Handicaps, dass Keanu Reeves Spiel endgültig einschränkt, eine echte Identifikationsfigur. Doch der Endkampf der beiden ist dennoch nicht so magisch, wie er hätte sein können. Statt eines langen und umwerfenden Kung-Fu-Kampfes, wollen die Wachowskis mit vielen Effekten Endzeitstimmung erzeugen, überspannen den Bogen aber etwas zu sehr. Auch die musikalische Untermalung von Don Davis schießt mit dem Frauenchor an dieser Stelle über das Ziel hinaus. Dennoch, und das soll hier nicht unerwähnt bleiben, fiebert man mit Neo mit und bangt um die Zukunft Zions. Das ist zwar mehr den Vorgängern, als dem dritten Teil selbst zu verdanken, doch soll ein Trilogie-Abschluss ja auch von dem vorher aufgebauten profitieren. Großartig ist dafür alles, was nach dem Showdown kommt. Wenn Agent Smith noch einmal einen letzten Monolog über die menschliche Natur hält, wenn Neo seine Konsequenzen zieht und wenn am Ende das Orakel und der Architekt über die Zukunft der Menschheit rätseln, dann ist man plötzlich wieder mittendrin und ärgert sich beinahe, dass die Matrix-Trilogie nun doch schon zu Ende ist. Warum, liebe Wachowskis? Dieses Gefühl 120 Minuten früher und es wäre perfekt gewesen.

Fazit: Wie groß war die Vorfreude auf das, was einer der epischsten Filme aller Zeiten hätte werden müssen und wie schockierend ist das, was man am Ende zu sehen bekam? "Matrix" hatte die Chance, eine perfekte Filmtrilogie zu werden. Als man kurz davor war, den dritten Teil zu sehen, hatte man bereits bedauert, dass es hiermit gewesen sein wird. Und hinterher gibt einem dieser dann fast das Gefühl, dass es vielleicht ganz gut ist, wenn Schluss ist. So hätte es nicht kommen dürfen. Doch bei aller Kritik: als simpler Actionfilm für die MTV-Generation ist "Matrix Revolutions" sicher zufrieden stellende Kost, die dem jugendlichen Publikum gefallen wird. Doch diese Filmreihe war eigentlich mehr und hätte daher auch mit einem höheren Anspruch an sich selbst beendet werden müssen. So gerät der Zuschauer in eine Zwickmühle: mitgefiebert hat man und man war auch nach wenigen Sekunden sofort wieder drin im Universum. Und einige Passagen waren dann eben doch auf einem so hohen Niveau, dass man beinahe schon melancholisch das sieht, was hätte sein können. Doch Fakt ist leider: was nicht ist, dass ist nicht. Und das ist fast so fundamental, wie die Aussage des Orakels. "Everything that has a beginning has an end." - Traurig, aber wahr.

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Beitrag von Wallnuss » 22.02.2015, 17:49

Grand Budapest Hotel

Bill Murray, Edward Norton, Jeff Goldblum, Willem Dafoe, Mathieu Amalric, Jude Law, Owen Wilson, Tom Wilkinson, Léa Seydoux und Adrien Brody sind nur einige der hochkarätigen Namen aus der Besetzungsliste von Wes Andersons 2014 erschienenen Groteske "Grand Budapest Hotel". Dabei sind es am Ende gar nicht unbedingt die exquisiten darstellerischen Leistungen, die aus "Grand Budapest Hotel" einen vergnüglichen Film machen, schließlich müssen sie alle verblassen neben den extrem exzentrischen Farben und dem eigentümlichen Inszenierungsstil Andersons, der sich nie um Konventionen schert und dabei vor allem eines bietet: großen, aber nie einfältigen Spaß für die ganze Familie, welcher sich selbst nie ernster nimmt, als er eigentlich gemeint ist.

Dennoch muss bei einer Rezension zu "Grand Budapest Hotel" ein Schauspieler besonders gewürdigt werden. Während Tony Revolore als einer der beiden Hauptdarsteller eher unauffällig agiert, spielt sein Gegenüber die Rolle seines Lebens: Ralph Fiennes geht M. Gustave völlig auf und ist mit enormer Spielfreude am Werk. Natürlich begeistert sein Protagonist vor allem auch durch seine wundervollen Wortwitze und sein allgemeines Auftreten, doch erst Fiennes erweckt die von Anderson brillant konstruierte Figur so zum Leben und er ist sichtlich euphorisch dabei. Seine Darbietung brodelt vor Nonchalance und Charme gerade zu über. Zwei Eigenschaften, die man allerdings auch dem ganzen Rest des Filmes zu schreiben kann. Denn nicht nur bei der Bezahlung der Darsteller hat sich Anderson nicht lumpen lassen: "Grand Budapest Hotel" ist ein überfülltes quietschbuntes Sammelsurium an Ideen und Einfällen. Auf drei Zeitebenen (die jeweils ihr eigenes Bildformat erhalten) erzählt Anderson dabei eine eigentlich recht simple Geschichte. So ist die Krimi-Erzählung über den zu Unrecht eines Mordes beschuldigten Erben, der Opfer eines besitzsüchtigen Monarchen wird, nicht sonderlich neu und in ihren Grundzügen kaum spannend. Das macht aber nichts, denn Anderson stellt eindrucksvoll unter Beweis, dass man allein durch filmische Gestaltung selbst der einfachsten Geschichte noch etwas Besonderes verleihen kann.

Das beginnt mit seinem guten Auge für die Symmetrie. Immer wieder - eigentlich pausenlos - verharrt das Bild auf symmetrisch angeordneten Bildern oder Locations, was sehr schnell seinen ganz eigenen Stil findet. Doch Anderson nur hier rauf zu beschränken, wäre viel zu einfach. Selbst zu sagen, der Film sei voll von Fantasie, würde ihm nicht gerecht werden. Anderson erschafft mit Herz und Seele seine eigene kleine Welt rund um das titelgebende Hotel und setzt dabei auf die ältesten Tricks: antiquierte Matte Paintings (gemalte Kulissen) erschaffen einen Hauch von nostalgischer Erinnerung an die großen Klassiker des Ausstattungsfilmes, in die man schon sehr bald auch diesen Film einreihen wird. Von den Kostümen der Darsteller über die Vielzahl an Frisuren bis hin zu den Gebäuden, der Aufmachung der Treppen im Hotel, dem Hotel selbst, alles steht prunkvoll und inspirierend für den künstlerischen Geist des Regisseurs und bleibt trotzdem stets ohne jeden Anflug von Größenwahn oder Gigantomanie. Als der Zuschauer im Mittelteil ein wenig Gefahr läuft, sich zu sehr an den Stil zu gewöhnen und ihn somit nicht mehr als ungewöhnlich wahrzunehmen, beweist Anderson auch noch ein hervorragendes Gespür für eben jenen Fall und bietet mit einer Skiverfolgungsjagd, die selbst "James Bond 007 - Im Geheimdienst ihrer Majestät" in ihre Schranken verweist, einen unerwarteten Höhepunkt.

Insgesamt verkauft sich "Grand Budapest Hotel" aber natürlich als Komödie und als solche will sie selbstredend lustig sein. Und das Drehbuch bietet wahrlich spritzige Dialoge, die dem Publikum leise Schmunzler von der ersten Minute an entlocken. Die meisten stehen dabei leider etwas zu selten im Dienste der Geschichte, funktionieren aber dennoch auf schöne Art und Weise. Gefallen tut, dass Anderson nie auf den heute modernen effekthascherischen Humor setzt, sondern es eher schwarz und "hinten herum" mag. So gibt es die Gags, welche einem recht offen ins Gesicht springen, aber auch die, die etwas länger brauchen, bis sie zünden. Überraschend ist, wie viele Witze letzten Endes wirklich sitzen. Während bei den meisten Komödien etwa 60 Prozent aller Späße eine Reaktion erzeugen, hört bei "Grand Budapest Hotel" das Grinsen gar nicht mehr auf, wenn Fiennes beispielsweise mal wieder eine lange vornehme Wortkette zum Besten gibt, um sie dann mit einem "Fuck it" zu beenden. Und besonders im Finale dreht Anderson noch einmal richtig auf. Allerdings fehlen der ganzen Scharade dann eben doch die 3-4 richtig großen Brüller, bei denen man herzhaft und lange lachen kann. So entsteht hinterher zwar der Eindruck, sich gut amüsiert zu haben, doch der eine wirkliche Kracher ist nicht unter den zahllosen sehr guten Momenten zu erkennen gewesen.

Fazit: "Grand Budapest Hotel" ist eine schwarzhumorige und im höchsten Maße amüsante Angelegenheit für den Zuschauer, aber auch ein visueller Genuss. Wes Anderson verkauft die Odyssee seines Protagonisten als Bonbon-buntes Paket und wartet darüber hinaus durch Ralph Fiennes Darstellung mit einer der besten schauspielerischen Leistungen des Jahres auf. Besonders überzeugend bleibt dabei vor allem der Eindruck des Unfassbaren im Raume stehen: vielem von dem, was man in diesem Film zu sehen bekommt, kann man nur mit Staunen begegnen. Für Filmhistoriker ist außerdem natürlich auch die Nutzung alter Hilfsmittel und damit die Erinnerung an längst vergangene Zeiten zu nennen, doch ist es gerade dieser Hauch von melancholischer Nostalgie gepaart mit den offensiven Dialogfeuerwerken und der einfach gehaltenen Geschichte, was Andersons Film die letzte Zutat verleiht, durch welche er wohl auch in vielen Jahren noch ein angesehener Familienfilm sein wird: seine Zeitlosigkeit. Charmant, ungezügelt, gerissen und bunt - Willkommen im "Grand Budapest Hotel"! Wir hoffen, dass Ihnen der Aufenthalt gefällt. Und wenn Sie noch Fragen haben, hilft Ihnen unser Concierge gerne weiter!

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Beitrag von Wallnuss » 26.02.2015, 18:39

Marvels The Avengers

Das ist es nun also. Nach jahrelanger Vorbereitung in Form der fünf Blockbuster "Iron Man", "Der unglaubliche Hulk", "Iron Man 2", "Thor" und "Captain America: The First Avenger" erscheint mit "Marvels The Avengers", wie immer unter dem wachsamen Auge des Produzenten Kevin Feige, das erste große Crossover dieses filmischen Comicuniversums mit Marvel-Helden im Fokus. Mit einem mehr als üppigen Budget ausgestattet, ließ man Joss Whedon auf dem Regiestuhl Platz nehmen und das Script schreiben, der bis dato eher im TV-Bereich bekannt war. Mit diesem Film macht er jedoch eindrucksvoll klar, dass er seine Stärken aus dem Fernsehen auch aufs Kino übertragen kann.

Besonders interessiert zeigt sich Whedon meist in gruppendynamischen Prozessen, ganz wichtig sind ihm aber auch schnelle, abwechslungsreiche und humorvolle Dialoge, die bei ihm eine ganz eigene Handschrift haben und die, weshalb er für diesen Film eine perfekte Besetzung ist, sich wunderbar mit dem Comicbackground der Avengers und den Figuren vertragen. Sein Ziel war hier, aus den Protagonisten der Solo-Filme eine Einheit zu formen, wofür er seinen Film bewusst dreiteilig gliedert. Im ersten Drittel führt er alle Charaktere noch einmal schnell ein und bereitet gleichzeitig die Bedrohung vor, im Mittelteil lässt er die Helden sich aneinander annähern und im Ende müssen sie zusammenarbeiten. Das funktioniert gut, vor allem deshalb, weil Whedon nichts überstürzt, aber auch immer Ergebnis-orientiert arbeitet. Man hat stets den Eindruck, in der Handlung voran zu kommen und einer Entwicklung zu folgen. Sehr schnell fällt Whedons Talent auf, in Dialogen kleinere Bemerkungen fallenzulassen, die erst nebensächlich wirken, aber später mehr Bedeutung kriegen, ohne dies zu offensichtlich zu gestalten. Überhaupt steckt in jedem Schlagabtausch sehr viel Inhalt, der meist nicht unbedingt nur mit der Handlung selbst, sondern auch mit den Charakteren oder Hintergründen zu tun haben kann und einem bei der ersten Sichtung entgeht. Es empfiehlt sich daher sehr, "The Avengers" ruhig ein zweites oder drittes Mal zu sehen, um auch die feinen und wohl überlegten kleineren Details vollends mitzubekommen.

In "The Avengers" kann Whedon dank der Vorgänger auf eine gigantische Besetzung zurückgreifen und weiß diese sehr gekonnt einzusetzen. Selbst kleinere Rollen sind mit Samuel L. Jackson, Stellan Skarsgård oder Gwyneth Paltrow hochkarätig besetzt. Für die Protagonisten im Fokus gilt, dass Whedon sie versucht, in der Tradition ihrer Solo-Einsätze zu zeigen. Sein Vorteil ist hierbei natürlich, dass er niemanden mehr einführen muss und die Charaktere alle bereits über einen detaillierten Hintergrund verfügen. So geht es schnell zur Sache und es ist ein großes Vergnügen, echten Könnern bei der Arbeit zuzusehen. Scarlett Johansson überzeugt so zum zweiten Mal als eiskalte Martial-Arts-Geheimagentin und Chris Hemsworth mimt erneut ohne Übertreibungen den überirdischen Donnergott Thor. Wirklich grandios sind die drei, die wohl auch (zu Recht) die meiste Screentime bekommen: der aus "Thor"-bekannte Loki wird von Tom Hiddleston erneut herrlich machiavellistisch als Bösewicht inszeniert und erfüllt angesichts der vielen Helden die Mammutaufgabe, als Bösewicht dennoch als Bedrohung zu erscheinen mit Bravour. Auf Heldenseite begeistert erneut Robert Downey Jr., der als Tony Stark wieder einmal alle Augen auf sich richtet und den Film oft beinahe zu einem dritten "Iron Man" Film werden lässt, so sehr richten sich die Blicke auf ihn. Edward Norton wiederholt seinen Auftritt als Bruce Banner nicht, stattdessen übernimmt Mark Ruffalo als genialer Wissenschaftler mit Monsterkomplex. Vermissen tut man Norton jedenfalls keine Sekunde, was alles über den grandiosen und nuancierten Auftritt Ruffalos aussagen sollte. Einzig Chris Evans als Captain America und Jeremy Renner als Bogenschütze Hawkeye bleiben blass, haben aber eigentlich auch nie sonderlich viel zu tun.

Wie bereits erwähnt: der Humor sitzt und die Wortgefechte zwischen der Gruppe sind exzellent geschrieben und gespielt. Besonders in den Passagen macht "The Avengers" richtig Spaß, wenn die Handlung sich um den MacGuffin aus "Captain America" dreht und die Charaktere, meist durch Clark Greggs Rolle, miteinander bekannt gemacht werden, sich verbal und physisch fetzen und sich dabei unterschiedliche Gruppen formen. Folglich ist die erste richtig große Actionszene nach 80 Minuten dann auch ein herrliches Chaos und setzt auf viele kurze, toll inszenierte Spannungsepisoden, in denen sich handgemachte Action mit CGI-Einlagen abwechseln. Schade, dass Whedon im dritten Akt der Film allerdings völlig entgleitet, bei dem Versuch, ein Actionhighlight zu markieren, das die fünf Vorgänger in den Schatten stellt. Die ewig lange Schlacht in New York gefällt zwar in ihrem Streben, jedem Helden seinen Höhepunkt zu widmen, ist aber insgesamt nur ein unendlich langes Zelebrieren einer Tötungsorgie von gesichtslosen Feinden. Der Humor wirkt hier zum ersten Mal aufgesetzt, viele Heldentaten ähneln sich unter einander zu sehr und mit dem Schielen auf ein jugendliches Publikum fehlt es leider bei aller Zerstörung an wirklichen zivilen Opfern und somit an echtem Drama. Für eine riesige Schlacht ist das Geschehen zu geleckt, zu geordnet, zu sauber und insgesamt viel zu brav. Schade, dass auch Hiddlestons Loki am Ende keinen ordentlichen Abgang bekommt, sondern nebenbei abgehandelt wird. Tony Starks finaler Moment ist dann wieder spannend und packend, kommt aber zu spät nach einem viel zu ermüdenden Ablauf immer gleicher Explosionen.

Fazit: Joss Whedon macht aus dem großen Marvel-Crossover den idealen Partyfilm und wahrscheinlich den Blockbuster des Jahres 2012. Der perfekte Film, um sich von coolen Typen 140 Minuten lang gepflegt unterhalten zu lassen. Die Sprüche sitzen, die Handlung ist auf simple Art effektiv, die Stimmung passt, die Darsteller sind grandios, die Ereignisse der Vorgänger werden gekonnt zusammengeführt und die Action kracht, wenn am Ende leider deutlich zu lange und zu sehr. Die erste Phase des Marvel Cinematic Universes ist damit abgeschlossen. Man darf daher gespannt sein, was in weiteren Teilen unterschiedlicher Reihen folgen wird.

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Mayrathon - I

Beitrag von Wallnuss » 09.03.2015, 23:26

Der Schatz im Silbersee

Seine Reiseromane über den weisen Apachenhäuptling Winnetou erlangten schnell große Beliebtheit: Karl May, einer der berühmtesten deutschen Schriftsteller des Abenteuergenres, verstand es perfekt, den romantischen Hauch des wilden Westens in packende Geschichten einzubinden. 1962 waren die Bücher immer noch Bestseller und so wurden sie für den deutschen Film-Produzenten Horst Wendlandt interessant und er begann mit der Absicht, viele weitere Winnetou-Verfilmungen zu produzieren, mit der Arbeit an einem der bekanntesten Romane Mays. "Der Schatz im Silbersee" sollte das potenzielle Franchise begründen. Zwar erzählt eigentlich "Winnetou I" die Anfänge der Blutsbrüderschaft von Winnetou und dem Westmann Old Shatterhand, doch entschied man sich, den Zuschauern die beiden zuerst als Duo vorzustellen, bevor man später eventuell ihre Anfänge zeigen wollten. Das Ergebnis ist ein deutscher Western, der auch nach vielen Jahren nichts von seinem Esprit verloren hat.

Obwohl "Der Schatz im Silbersee" eben nicht die Anfangsgeschichte seiner Helden erzählt, gelingt es dem Regisseur Harald Reinl in einem wunderbar einfachen und kurzen Intro, die beiden Protagonisten sehr stimmig einzuführen. Im weiteren wird er davon profitieren, die beiden brillant besetzt zu haben. Lex Barker ist eine charismatische und agile Personalie, der es mit spielerischer Leichtigkeit gelingt, den berühmten Träger des legendären Henrystutzen (sein "Zaubergewehr") innerhalb weniger Minuten zum Sympathieträger zu machen. Der Franzose Pierre Brice bekommt als Winnetou zwar deutlich weniger Screentime als sein Kollege und spricht nur wenig Text, wird von Reinl aber so würdevoll in Szene gesetzt, dass seine Rolle etwas beinahe mythisches enthält und ganz ohne weitere Aktionen hervorragend seinen Teil zur Wirkung des Filmes herbeiträgt. Übrigens gelingt Reinl die Besetzung sämtlicher Nebencharaktere ähnlich passend. Besonders Ralf Wolter als kauziger Sam Hawkins und Eddi Arent als Lord Castlepool, deren Aufgabe es ist, für die humorvollen Momente der Handlung zu sorgen, sind eine enorm bereichernde Auflockerung, denn obwohl es auf die beiden bezogen immer wieder zu Slapstick-Momenten kommt, sind gerade diese es, die es dem Zuschauer erleichtern, die stark idealisierte Geschichte Mays schnell zu akzeptieren und die überromantisierten Bilder des Westens bekommen beinahe eine Aura der Selbstironie verliehen.

Die Geschichte selbst ist mittlerweile wohl jedem bekannt, hat keine großen Überraschungen und wird sicher etwas zu lang erzählt. Den Vorwurf sollte sich Reinl durchaus gefallen lassen, denn wo er in der ersten Hälfte seines 106 Minuten langen Abenteuers noch die Handlung stetig auf ein konkretes Ziel hinfokussiert und die Ereignisse mit dem großen Angriff auf die Farm der Pattersons einen waschechten Actionhöhepunkt bekommen, dem man die aufwenigen Choreographien anmerkt und der sich vor vergleichbaren amerikanischen Filmen keinesfalls zu verstecken braucht, verliert die wirkliche Reise zum Silbersee in der zweiten Hälfte etwas diesen dichten Aufbau, weil man merkt, wie die Handlung durch die Einbeziehung der feindlichen Utahs merklich gestreckt wird. Zwar sind die Episoden und besonders der Kampf zwischen Shatterhand und dem Häuptling Großer Wolf spannend und atmosphärisch, lassen aber leider auch die Kerngeschichte etwas in den Hintergrund rücken. Und wenn dann später die Utahs sogar noch ein zweites Mal für eine zusätzliche Streckung verwendet werden, schaut man schon einmal auf die Uhr. Das hängt aber auch damit zusammen, dass eine echte Identifikationsperson, in diesem Fall der junge Fred Engel, toll verkörpert vom jungen Götz George, der in der ersten Stunde noch sehr aktiv und in die Geschehnisse einbezogen ist, im späteren Verlauf immer passiver wird und man teilweise glaubt, er sei von der Regie ein wenig vergessen worden.

Was jedoch konstant ganz stark ist, ist die Einbindung Jugoslawiens, welches hier die Vereinigten Staaten doubelt. Die Landschaftsaufnahmen Reinls sind prächtig und großzügig opulent eingefangen, ohne sich jemals zu sehr aufzudrängen. Ob nun die weiten Felder, die weißen Felsen oder das klare Wasser des Silbersees, die Regie beweist an allen Orten ein gutes Auge für schöne Einstellungen und elegante Kamerafahrten. Noch imposanter ist nur die Musik von Martin Böttcher. Das legendäre Thema ist ohnehin genial und kann heutzutage jedes Kind summen, aber auch so ist es besonders seine Arbeit, die den Film enorm aufwertet und gerade in den, wie bereits erwähnt, zu langen und zu langatmigen Mittelteil hin und wieder etwas Würze hineinbringt. Eine letzte Erwähnung gilt Herbert Lom als gierigem Colonel Brinkley, der wirkt, als habe man ihn direkt von einem Italo-Western-Dreh aus nach Jugoslawien einfliegen lassen. Er darf zwar nur den stereotypen Widersacher spielen, tut dies aber mit einer Aura der Gewissenlosigkeit, die ihn als Bösewicht sofort qualifiziert. Schade ist, dass seine Rolle wie die von George viel zu passiv ist und er ebenfalls in dem ewig gestreckten Utah-Part der Geschichte in Vergessenheit gerät. Sein Abgang ist allerdings erinnerungswürdig, wenn man sich vielleicht auch eher gewünscht hätte, die Abrechnung mit dem Schurken direkter durch Einfluss der Helden zu erfahren. Aber sei es drum, die bestehende Szene ist auch eine nette Idee und thematisch absolut passend.

Fazit: Die Action, besonders der ganz große Actionmoment zur Mitte des Filmes, ist wirklich beeindruckend und die Besetzung durchweg stark. Von der Geschichte des ersten Karl-May-Leinwand-Abenteuers, dass sich allerdings dann doch nur selten an die Romanvorlage hält, kann man das nicht unbedingt behaupten, dazu ist der Film ungefähr zwanzig Minuten zu lang. Dafür begeistern die Musik Böttchers, die tiefen Einblicke in die Natur Jugoslawiens und der lockere Humor, der sich auch traut, ruhig mal ein wenig ungezügelt auf Albernheiten zu setzen, die sich erstaunlich gut integrieren. Bei all dem spricht durchaus auch ein wenig Verklärung aus dem Zuschauer, denn "Der Schatz im Silbersee" ist sicherlich ein guter deutscher Western, dem es jedoch oft am sehr gutem oder grandiosem fehlt, dass ihn zu mehr gemacht hätte. Ein verheißungsvoller Beginn war und ist er jedoch allemal.

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Beitrag von Wallnuss » 10.03.2015, 22:01

Chappie

Im Jahre 2016 ist die Korruption und Brutalität auf den Straßen Johannesburgs soweit voran geschritten, dass Polizei-Roboter eingesetzt werden müssen, um den Verbrechern Einhalt zu gebieten. Was wie eine düstere Zukunftvision eines modernen George Orwells klingt, ist in Wahrheit die Ausgangssituation des Sci-Fi-Thrillers "Chappie" von Regisseur Neill Blomkamp. Dieser wurde eigentlich für seinen dokumentationsartigen Look bekannt, erzählt "Chappie" allerdings durchgehend in der üblichen Hollywood-Hochglanzoptik, sofern man angesichts der Zustände in Johannesburg von "Hochglanz" sprechen kann. Die Coming of Age Handlung über einen Roboter, der zwischen Moral und Gangstermilieu hin und her gerissen ist und die zusätzliche Thematik über künstliche Intelligenz und dem Fortbestehen des Bewusstseins nach dem Tod machen dabei auf den ersten Blick einiges her, dennoch verlässt man "Chappie" leider trotzdem mit einem ziemlichen faden Beigeschmack.

Inszenatorisch macht Blomkamp eigentlich gar nicht so viel verkehrt. Die Handlung ist angenehm aufgebaut und erfreulicherweise überraschend rasch und schnell eingeleitet, ohne den Zuschauer aber zu sehr an die Hand zu nehmen. Die erste halbe Stunde gestaltet sich zwar etwas wacklig, da einiges an Vorbereitung für das Publikum noch keinen erkennbaren Zweck erfüllt, doch wenn dann alle Charaktere in Position gebracht sind und der titelgebende Chappie auftaucht, dann ist der Film voll in seinem Element. Chappie selbst wird durch das Motion-Capture-Verfahren von Sharlto Copley verkörpert und das funktioniert, weil die Effekte doch wirklich grandios aussehen und so die Interaktion mit den Darstellern funktionieren. Die wesentlichen Protagonisten sind im Mittelteil die Mitglieder der Rap-Band Die Antwoord, hier Watkin Tudor Jones, Jose Pablo Cantillo und Yolandi Visser, welche knallharte Gangster überzeugend porträtieren und Chappie in ihre Kreise ziehen. Das führt zu mehr als nur amüsanten Momenten (das Durchführen mehrerer Grand Theft Autos oder das Üben von Beschimpfungen) und die Beziehung der Gangster zu Chappie, die mehr und mehr durch ihn gezwungen werden, ihr eigenes Handeln zu hinterfragen und einem so immer weiter ans Herz wachsen, ist das Herzstück des Filmes.

Genauso ist auch Chappie toll anzusehen, wenn er anfangs in der Kindesphase einem scheuen Reh ähnelt und später als "Jugendlicher" die prolligen möchtegern-coolen Verhaltensweisen seiner Bezugspersonen nachäfft. Nein, der Gangster-Teil des Filmes ist ein großer Spaß und lässt dennoch immer leichte gesellschaftskritische Züge erkennen, was das ganze sogar noch um eine Ecke raffinierter macht. Zusammen mit der staubigen Atmosphäre Johannesburgs und dem tollen und für ihn sehr ungewöhnlichen, aber absolut druckvollen Soundtrack von Hans Zimmer hätte das für einen guten Film gereicht. Leider gibt es da aber noch die andere Seite des Filmes, rund um Chappies Entwickler Deon. Und Deon-Darsteller Dev Patel hat leider erschreckend wenig Leinwandpräsenz, muss aber der Geschichte wegen immer wieder in den Gangster-Plot eingreifen und die moralisch vertretbare Seite spielen. Dass eine solche Figur von Nöten ist, sollte klar sein, doch sein Verhältnis zu Chappie ist zu schnell aufgebaut, zu schnell wieder zerstört und die beiden teilen sich (weil Blomkamp den Film eben auf die Macho-Gangster fokussiert) auch zu wenig Szenen, damit man ihnen die tiefe Verbundenheit abkaufen kann.

Dennoch ist "Chappie" in den ersten neunzig Minuten gute und unterhaltsame Sci-Fi-Kost. Leider ist die letzte halbe Stunde ziemlich misslungen. Das beginnt damit, dass der bereits vorher unnötige Nebenpart über "X-Men"-Star Hugh Jackman, bei dem man bereits nach wenigen Minuten weiß, worauf alles hinauslaufen wird, tatsächlich genau so verläuft, wie man es erwartet, was in einem leider mehr als seelenlosen und konventionell gemachten Actionfinale endet, dass man so schon hundert Mal gesehen hat und das in der Form niemanden mehr vom Hocker reißen wird (auch wenn Jackman sichtlich Spaß am fies sein hat). Ganz übel ist, wie ein vorher sich als effizienter Regisseur erwiesener Mann wie Blomkamp hier plötzlich auf übelsten Kitsch zurückgreifen muss und damit beinahe ungewolltes Lachen im Kinosaal aufkommen lässt. Zwar ist man durch die Bindung an die Figuren weiterhin in das Geschehen involviert und handwerklich ist besonders die Kameraführung zu loben, doch über die eindeutige Einfallslosigkeit der Geschichte kann das nicht hinwegtäuschen. Noch peinlicher ist aber, was "Chappie" sich nach dem Showdown erlaubt. Blomkamp bemüht sich zwar, das Thema "Bewusstsein" und "Verbleib der Seele" einen vernünftigen Abschluss zu geben, verliert sich aber in einer Mischung aus esoterischem Blödsinn und absurder Rührseligkeit. Mit einem persönlicheren und mutigeren Finale wäre hier viel mehr drin gewesen.

Fazit: Ein wenig zeigt Blomkamp mit "Chappie" ziemlich genau auf, wie schnell aus dem Eindruck eines passablen und unterhaltsamen Filmes der eines missratenen werden kann, wenn man den Zuschauer mit dem falschen Gefühl entlässt. Deswegen muss man bei der Bewertung am Ende auch etwas differenzieren. Denn die ersten drei Viertel des Abenteuers sind überzeugend, witzig und machen Spaß, weil sie einerseits durch die interessante Dynamik zwischen den Hauptcharakteren und andererseits durch die mal etwas anders erzählte Version der üblichen Coming-of-Age-Storys einen angenehmen Schwung haben, dem Blomkamps schnelles Erzähltempo und Zimmers abgedrehte Musik zu Gute kommen. Doch das Ende ist nun mal ein Dämpfer und zwar ein ganz gewaltiger. Und ob seiner gravierenden Auswirkungen auf die letztendliche Stimmung des Filmes ein ungemein gewichtiger. Natürlich sollen die letzten fünfundzwanzig Minuten nicht die vorherigen anderthalb Stunden völlig unvergessen machen, doch angesichts der puren Einfallslosigkeit und geballten Unkreativität, mit der das zudem auch noch wenig intelligente Finale aufwartet, geht man schon leicht verärgert aus dem Kino. Und wenn man das Kino mit einer Stimmung nicht verlassen will, dann mit Ärger.

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Mayrathon - II

Beitrag von Wallnuss » 15.03.2015, 11:41

Winnetou I

Glauben zahlt sich offenbar manchmal aus. Nach dem 1962 "Der Schatz im Silbersee", die erste Karl-May-Verfilmung unter der Leitung von Produzent Horst Wendtlandt, tatsächlich den erhofften Erfolg brachte, kam bereits ein Jahr später das nächste Spektakel ins Kino, welches den deutschen Westmann Old Shatterhand und den Apachenhäuptling Winnetou in den Vordergrund stellt. "Häuptling" hier allerdings in Anführungszeichen, denn nach dem die Paarung der beiden sich am Silbersee als erfolgreich bewiesen hatte, wagte man sich nun, die Anfänge des Duos zu beleuchten und in Form eines Prequels ihr erstes Aufeinandertreffen zu zeigen, bei dem Winnetou noch der Sohn des Häuptlings ist und sich seine späteren Moralvorstellungen noch in der Entwicklung befinden. Auf dem Weg dorthin fliegen wie im Vorgänger die Fäuste, wiehern die Pferde und rauchen die Gewehre, vor prächtiger Naturkulisse im alten Jugoslawien.

So ganz genau nimmt es "Winnetou I" zwar nicht unbedingt mit der Mayschen Vorlage, orientiert sich aber stärker als der Silbersee-Schatz an den Romanen. Eine gute und richtige Entscheidung, schließlich bietet die Handlung alles, was das Westernherz erfreut: große Actionmomente, spannende Szenarien, eine episch-breite Geschichte und viele Emotionen. Und Harald Reinl, der wieder auf dem Regiestuhl Platz nahm, gibt sich sichtlich Mühe, dies auch genauso einzufangen. Oft gelingt ihm das wunderbar, so ganz leugnen lässt sich aber in all den Szenen dennoch nicht, dass Reinl zwar ein guter, aber kein grandioser Regisseur war. Gerade in Punkto "Emotionen" und "Humor" lässt er einiges liegen. Nicht, das Ralf Wolter als Sam Hawkins nicht immer noch ein Brüller wäre. Aber seine "Freundin" Vollmond, gespielt von Ana Kranjcec, kann in der Form nur als schlechter Scherz gemeint gewesen sein. Noch schlimmer sind nur die Slapstick-Szenen mit Chris Howland als Fotografen, der mit der Handlung nichts zu tun hat und immer wieder kurze Sketche spendiert bekommt, die den Charme und Witz eines Eddi Arents aus dem Vorgänger völlig vermissen lassen und schnell eher nerven, als unterhalten. Andere kleine Nebencharaktere, denen Reinl sichtlich versucht, ein Innenleben zu verleihen, wie der Kellnerin Belle oder dem Gangster Bullock, bleiben unauffällig, weil Reinl es nicht schafft, den Zuschauer an diese Leute zu binden und sie nur im Schatten der vier bis fünf zentralen Charaktere stehen dürfen.

Dafür zeigt er seine technische Versiertheit in den Actionszenen, die ihm allesamt gelungen sind. Der anfängliche Indianerangriff auf den Track oder die große Schlacht im Eisenbahn-Camp sind toll in Szene gesetzt und temporeich inszeniert und brauchen sich vor ähnlichen Produktionen der damaligen Zeit keinesfalls zu verstecken. Dass Jugoslawien im Übrigen nur mit viel Mühe und Not an den wilden Westen erinnert, stört erneut gar nicht, weil es seinen ganz eigenen Charme hat und Reinl seine Locations mit einer gewissen Prise Romantik einzufangen weiß. Ein wirkliches Highlight der Reihe stellt später die Glaubensprüfung da, die Old Shatterhand bestehen muss. Nicht nur, das dies wohl der spannendste Moment des Filmes ist, die Anspannung ist förmlich greifbar und die Musik von Martin Böttcher, die sich natürlich immer wieder besonders durch das berühmte Thema bemerkbar macht, treibt hier den Zuschauer zum Nägelkauen geradezu an. Überhaupt gefällt, wie es Reinl gelingt, den Film vom Rhythmus und Tempo her sehr gut auf diesen Höhepunkt zuzusteuern, da gibt es an all den kleinen Feinheiten nur sehr wenig zu meckern. Schade ist, das nach der Blutsbrüderschaft Winnetous und Shatterhands nur noch wenig folgt. Das Finale kann zwar mit ein paar "überraschenden" Todesfällen aufwarten, geht aber zu schnell und der Weg dahin wirkt doch etwas sehr arg konstruiert, was aber auch der ähnlichen Vorlage geschuldet ist.

Bei der Betrachtung der Besetzung stechen natürlich zuerst die alten Bekannten ins Auge: Lex Barker und Pierre Brice. Und die beiden passen eben wie die Faust aufs Auge in ihre Rollen. Gerade Brice scheint sich nach dem Vorgänger in seinem Indianerkostüm nun richtig wohlzufühlen und bringt die edle Rothaut genau richtig wirkend rüber. Barker als eigentlicher Protagonist der Geschichte liefert eine charismatische und engagierte Performance ab und überzeugt erneut in den Faustkämpfen mit der nötigen Sportlichkeit. Wirklich großartig ist die Leistung von Mario Adorf, der einen Bösewicht zum besten gibt, den man wirklich hassen kann. Zwar ist die Rolle, wie alle bei Karl May, idealisiert und eindimensional bis zum geht nicht mehr, was hier aber gerade hervorhebt, wie hassenswert sein Santer doch ist. Und auch Walter Barnes, der in einer kleinen Nebenrolle auftaucht, bleibt durch seine natürliche Ausstrahlung in Erinnerung, auch wenn man hier fairerweise sagen muss, dass es für ihn wenig zu spielen gibt. Abfallen tut die Besetzung leider auf Seite der Apachen. Mavid Popovi als Winnetous Vater Intschu-tschuna wirkt und tritt wie eine beliebige Randfigur auf, Klekih-petra-Darsteller Hrvoje Svob kommt nie so recht im Film an und wirkt etwas neben der Spur und die hübsche Französin Marie Versini als Schwester Winnetous Nscho-tschi leidet stark an ihrer deplatziert wirkenden Rolle und darunter, das Reinl nie die behauptete Beziehung zwischen ihr und Shatterhand spürbar macht. So wirkt sie leider mehr wie ein Mittel zum Zweck und weniger wie eine tatsächliche Person im Film.

Fazit: Auch bei ihrem zweiten Leinwandausflug überzeugt die kinderfreundliche Wild-West-Nummer "basierend auf Karl May" bei einer knackigen Länge von 100 Minuten mit schicken Naturaufnahmen, packenden Actionszenen, einer zweckorientierten, aber gelungen ausbalancierten Geschichte und einer größenteils spielsicheren Besetzung. Leider versäumt es Reinl, nach der Klimax einen passenden Ausgang zu inszenieren und strapaziert mit seinen fehlgeleiteten humoristischen Versuchen vorab ein wenig die Nerven des Zuschauers. Insgesamt stellt jedoch auch "Winnetou I" unter Beweis, das der deutsche Film in den 60er Jahren durchaus in der Lage war, einen, den konkurrierenden Amerikanern ebenbürtigen, Film vorzulegen, der spannend, aber auch absolut zeitlos ist.

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Beitrag von Wallnuss » 22.03.2015, 14:02

Der König der Löwen

In William Shakespeares legendärer Tragödie "Hamlet" ermordet der herrschsüchtige Onkel des Prinzen von Dänemark dessen Vater, um selbst die Macht an sich zu reißen und der junge Prinz muss erst später einsehen, dass es seine Bestimmung ist, über das Königreich zu herrschen und seinen Onkel zu verjagen. Der 1994 erschienene abendfüllende Zeichentrickfilm "Der König der Löwen" aus dem Hause Walt Disney nimmt sich nun genau diese epische Erzählung der Theatergeschichte und verlegt sie in kindgerechter Form erzählt in die Steppen der Savanne. Das Ergebnis ist nicht nur der erfolgreichste klassische Zeichentrickfilm aller Zeiten, sondern ein Film, der eine ganze Generation von Heranwachsenden nachhaltig prägte. Und ein schlagender Beweis dafür, dass eine Meerkatze und ein Warzenschwein die größten Helden überhaupt sein können.

Die Geschichte vom Löwenkönig orientiert sich nicht nur an Hamlet, sondern auch an zahlreichen anderen Shakespeare-Klassikern, wie Richard III oder Macbeth und beinhaltet sogar leise Bibelanleihen. Doch in erster Linie ist es eine einfache Coming-of-Age-Geschichte, die von den Regisseuren Roger Allers und Rob Minkoff erschreckend herzergreifend erzählt wird. Wie für einen Disney-Film üblich ist "Der König der Löwen" dabei ein halbes Musical und die Songs von Elton John, wie "I Just Can’t Wait to Be King", "Circle of Life" oder "Can you feel the love tonight" sind nicht nur für Kinder ein riesiger Spaß. Besonders zu Beginn verzaubern die Zeichner mit ihren prächtigen Farben, den vielen Tieren, der einfachen, aber enorm wichtigen Botschaft und verbinden das gekonnt mit den Sehnsüchten eines Kindes und dem Kinderfilm-üblichen Träumereien. Später wird es zwar zunehmend ernster und im Hinblick auf die Zielgruppe sogar überraschend offensiv, doch das romantische und edle der Geschichte bleibt stets im Vordergrund. Die Erzählung der Handlung ist schlicht und ergreifend eine visuelle Wucht, die selbst Erwachsene schwer beeindruckt. Es gibt tolle Kameraschwenks, die die unendliche Weite der Steppe einfangen, es gibt wie bei einem Realfilm den Einsatz von Tiefenschärfe und geschickt eingebundene Computeranimationen.

Was Erwachsenen ebenfalls positiv gefällt ist, dass "Der König der Löwen" zwar seinem pädagogischen Auftrag nachkommt, dabei aber niemals soweit geht, belehrend zu wirken. Es sind simple Binsenweisheiten und dessen ist man sich durchaus bewusst. Komplex hingegen erscheint die Darstellung der Tiere, die mehr als ausgewogen ist. Kaum ein Zeichentrickfilm zuvor zeigte die Tierwelt derart realistisch und greifbar und bis auf eine kurze Ausnahme verlässt der Film seinen optischen Realismus auch nie, weshalb es in den traurigen Szenen (und traurig trifft es hier nicht einmal annähernd) nicht nur bei den kleinen Zuschauern zu heftigen Tränenergüssen kommt. Denn was in einem Kinderfilm noch viel wichtiger ist als die Geschichte, sind die Charaktere, mit denen sich die kleinen identifizieren wollen. Simba als junger Prinz ist dafür der perfekte Protagonist und mit Mufasa als seinem Vater, dem ein tragisches Schicksal widerfährt und Nala als seiner Jugendfreundin, die irgendwann vielleicht mal mehr als das werden könnte, ist das "klassische" Figurenpotenzial eines Disney-Filmes genau abgedeckt. Dass die zarte "Romanze" zwischen Simba und Nala den älteren Zuschauer daher (auch des Kitsches wegen) kalt lässt, ist klar, aber auf Kinder wirkt das sicher enorm stimmungsvoll. Insgesamt würde man sich wohl aber dennoch wünschen, dass die Regie sich hier ein paar Minuten mehr Zeit genommen hätte, doch zu anspruchsvoll soll man letzten Endes dann ja bei so einem Film auch wieder nicht sein.

Den Erwachsenen begeistern dagegen - wie so oft - die Nebencharaktere, die die Geschichte eigentlich prägen und hier unfassbar prominent besetzt sind. Beispielsweise darf Whoopie Goldberg eine herrlich schrullige Hyäne sprechen und das britische Unikat Rowan Atkinson ist vorzüglich als königlicher Gehilfe Zazu, einem kleinen Nashornvogel. Sehr beeindruckend ist Disneys Darstellung des bösen Onkellöwen Scar, der nicht nur durch die Stimme Jeremy Irons still und heimlich Assoziationen an große Diktatoren vergangener Epochen weckt und mit "Be prepared" einen Song zum besten gibt, mit dem man in der Form einerseits für die Jüngeren den Bösewicht perfekt charakterisiert, aber auch genau diese Assoziationen sogar nachhaltig unterstützt. Doch die wahren Helden des Filmes sind wie eingangs erwähnt die zwei Komiker des Abenteuers. Nathan Lane und Ernie Sabella sind als Timon und Pumba wohl zwei der schönsten Figuren, die je in einem Zeichentrickfilm geschaffen worden. Ihre Philosophie "Hakuna Matata" ist wie das gleichheißende Lied legendär und über ihre Eigenarten muss einfach jeder laut loslachen. Gerade im Mittelteil, wo "Der König der Löwen" ein wenig auf der Stelle steht, sind die beiden genau richtig, um das Interesse am Film zu wahren. Disney mag gut darin sein, Kindergeschichten zu erzählen. Doch im Vermitteln von Komik sind sie sogar grandios. Und selten war das so eindeutig, wie in diesem Fall. Besonders gefällt übrigens dann auch das dramatische Finale, in dem es richtig spannend wird und selbst Timon und Pumba am Getümmel teilnehmen. Das alles im wohlverdienten Happy End endet, ist zu "Hamlet" der größte Unterschied, doch genau das, was man von diesem Film erwartet hat und glücklicherweise auch bekommt.

Fazit: Kinder gehen aus dem Kino und träumen vom heißen Steppenwind Afrikas und dem Mut Simbas, ihre Eltern pfeifen derweil Hakuna Matata und erinnern sich mit einem Lächeln an die tollen Bilder. Roger Allers und Rob Minkoff gelingt es mit "Der König der Löwen" alle Familienmitglieder gleichermaßen zufrieden zu stellen, ein paar kleine Wagnisse einzugehen und ihren Disney-Hintergrund dabei nicht zu verleugnen. Da bleibt abschließend nur noch eines übrig, was zu sagen wäre: "Hakuna Matata! What a wonderful phrase. Hakuna Matata! Ain't no passing craze. It means no worries for the rest of your days. It's our problem-free philosophy - Hakuna Matata!"

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Mayrathon - III

Beitrag von Wallnuss » 28.03.2015, 23:10

Old Shatterhand

Die Entstehungsgeschichte des 1964 erschienen Westerns "Old Shatterhand" ist eigentlich unfassbar. Durch einen Vertrag, den Produzent Artur Brauner mit dem Schauspieler Lex Barker hatte, war es diesem möglich, den Star jederzeit an eines seiner Projekte zu binden. Als sich mit Barkers Hauptrollen in "Der Schatz im Silbersee" und "Winnetou I" ein neues Erfolgsfranchise aufkam, wollte daher auch Brauner etwas vom Kuchen abhaben und seine eigene Karl May Verfilmung produzieren. Als ihm dies erstaunlicherweise gestattet wurde, lieh man Pierre Brice als Winnetou an Brauner aus, um die sich noch entwickelnde Filmreihe stimmig zu halten. Fünf Millionen D-Mark kostete Brauners Verfilmung "frei nach Karl May" und so wurde "Old Shatterhand" der dritte, der längste und der teuerste Film der Karl-May-Western. Dafür allerdings nicht unbedingt der Beste.

Zwar verzichtet Komponist Riz Ortolani auf das berühmte musikalische Thema der Vorgänger, doch seine rasante Titelmelodie ist es nicht, die "Old Shatterhand" zu einem deutlich weniger gelungenen Franchisebeitrag macht, nach dem der Film anfangs auch gar nicht aussieht. In den ersten zwanzig Minuten vermag das Geschehen durchaus noch Spannung zu erwecken, auch, weil man nicht erahnt, wohin die Reise gehen soll, doch bereits früh machen sich die Probleme bemerkbar: Statt eines Bösewichts, gibt es hier eine ganze Gruppierung voller Widersacher, die alle irgendwo gleichwertig hoch positioniert sind und sich unter einander befehligen, der wirkliche Fokus auf den einen Antagonisten fehlt und füllt die Geschichte unnötig mit Charakteren, ohne daraus einen Nutzen zu ziehen. Nebenfiguren wie Winnetous Adoptivsohn Tujunga oder Klavierspieler Timpe bleiben völlig ohne jedes Profil und es wird nicht mal versucht, aus ihnen mindestens eindimensionale Personen zu machen, sie wirken eher wie häufig eingesetzte Statisten mit Sprechrolle. Überhaupt ist der Film durchgehend mäßig besetzt. Mit Pierre Brice, Lex Barker und Ralf Wolter als Sam Hawkins ist der gute Stammcast zwar komplett, doch Guy Madison, Vojkan Pavlovic oder Kitty Mattern mangelt es völlig an Charisma, Ausstrahlung oder Klasse. Die meisten Nebendarsteller agieren, leider muss man sagen, künstlich, hölzern und bleiben blass.

Genauso gelingt es hier erstmals nicht, die Naturkulisse Jugoslawiens prunkvoll einzufangen. Alles wirkt viel weniger erhaben, beinahe nüchterner und erdiger. Vermutlich sollte dies so sein, doch atmosphärisch ist es eben nicht, was da zusammengeschnippelt wurde. Im Falle von Hugo Fregoneses Regieführung muss man leider von einer totalen Katastrophe sprechen und es ist schon eine Frechheit, was er seinem Publikum da vorsetzt. Da wird auf allen Ebenen so viel falsch gemacht, dass sich das aufzählen eigentlich kaum lohnt. Die Choreographien der Actionszenen sind ein Graus und werden teilweise stümperhaft ausgeführt, Szenenübergänge werden hart und viel zu impulsiv geschnitten, unwichtige Füllszenen werden minutenlang ausgereizt (sinnbildlich dafür eine total nutzlose Tanzszene im Mittelteil, die ganze vier Minuten beansprucht), Handlungsabschnitte (wie der mögliche Krieg zwischen Apachen und Komantschen) werden abrupt zu Ende geführt, die großen Twists (Enthüllung des Drahtziehers) erweisen sich als belanglos und vorhersehbar und im großen Showdown fährt die Pyrotechnik zwar zur Höchstform auf, doch ausgerechnet dort nimmt Fregonese seinen titelgebenden Protagonisten aus dem Spiel und lässt ihn passiv zum Zuschauer des Spektakels werden. Die Liste ließe sich noch lange fortführen und es ist leider oft unter dem durchschnittlichen Fernsehniveau, was hier teilweise uninspiriert vor sich hin gefilmt wurde.

"Old Shatterhand" ist witzigerweise der erste Film der Reihe, der nicht nach einer Romanvorlage von Karl May entstanden ist. Allerdings scheint er nicht mal so etwas wie ein vernünftiges Drehbuch gehabt zu haben. Beispielhaft dafür steht der Auftritt von Daliah Lavi, die als Indianerin ohne erkennbaren (oder: erklärten) Grund von Shatterhand in die Handlung involviert wird, dann längere Zeit keine Funktion mehr erfüllt und dann erneut ohne jede Erklärung wieder aus dem Film verabschiedet wird. Dazu kommen herrlich bescheuerte und die Hand gegen die Stirn klatschende Zufälle (wie das erste Aufeinandertreffen zwischen Hawkins und Shatterhand) und die nervige Überhöhung des Titelhelden. Harald Reinl verstand es grandios, den beiden Protagonisten etwas Edles zu verleihen, in dem er sie einfach nur passend in Szene setzte. Hier darf hingegen jeder Charakter mal betonen, was für eine mythische Heldengestalt die gute alte Schmetterhand doch ist. Der unbeabsichtigt dick aufgetragene Kitsch in vielen schmerzlichen Dialogzellen ist dann der Rest, der dazu beiträgt, dass man "Old Shatterhand" leider nie ernst nehmen kann und er mehr wehtut, als unterhält. Eine wirklich große Überraschung hält Fregonese aber dann doch in der Hand, die den kleinen Jungen Tom betrifft. Hier traut sich der Film mal wirklich etwas und verblüfft tatsächlich mal. Leider verpufft der Effekt angesichts der gähnenden Langeweile, die der Film ausstrahlt. Dennoch ist besagte Szene sehr mutig und hätte in einem besseren Gesamtwerk auch eine ordentliche Tragweite gehabt. Schade drum.

Fazit: Eigentlich macht es keinen Sinn, diesem Machwerk noch weitere Worte zu spenden. "Old Shatterhand" ist leider ein arg kitschiger, langweiliger, schlecht gespielter und in vielen Dingen dilettantischer Westernversuch, der mit den in jeder Hinsicht 1000-fach überlegenen Vorgängern absolut nichts gemein hat und nur durch die Stammbesetzung überhaupt seine Daseinsberechtigung erhält. Ansonsten ist da leider gar nichts anzufinden, dass auch nur irgendwie die Bedürfnisse eines jeden Filmfreundes befriedigen könnten. Selten war so offensichtlich, wie sehr die Erhöhung des Budgets und die qualitative Entwicklung einer Reihe auseinander liegen können. Diese fünf Millionen Mark hätte man auch in etwas Sinnvolleres investieren können. Wir als Zuschauer brauchen so etwas wie "Old Shatterhand" definitiv nicht. Da hätte Artur Brauner mit den Darstellern und Kameramännern auch lieber einen trinken gehen können.

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Mayrathon - IV

Beitrag von Wallnuss » 31.03.2015, 00:18

Winnetou II

Nach dem gigantischen Erfolg der Karl May Verfilmungen "Der Schatz im Silbersee" und "Winnetou I" und dem ebenfalls erfolgreichen Sonderfall ("Plagiat" träfe es eher) "Old Shatterhand" war es nur eine Frage der Zeit, dass auch "Winnetou II" verfilmt werden würde. Wie bei den beiden Rialto-Vorgängern führte erneut Harald Reinl die Regie und brachte somit 1964 bereits den vierten Ableger der Reihe in nur drei Jahren heraus. Was das Publikum damals so begeisterte, mag heute schnell veraltet wirken, denn wie seine Vorgänger ist "Winnetou II" ein naives Wildwest-Märchen, dass vor Kitsch oft nur so trieft und heute mit den Kostümen so manchen ein wenig an einen Themenabend auf einer Karnevalsfeier erinnern dürfte, doch speziell "Winnetou II" ist der schlagende Beweis dafür, dass auch ein simpel gestrickter Film funktionieren kann, wenn die Zutaten einfallsreich und fantasievoll aufbereitet werden.

Sofort, nur nach wenigen Akkorden des wundervollen musikalischen Themas Martin Böttchers, fühlt man sich wieder in die Weiten des Wilden Westens versetzt, wenn Reinls Film einsetzt. Mit dem wilden Westen haben seine grasgrünen Landschaften hier zwar wirklich gar nichts mehr zu tun, aber so erhaben wie Pierre Brice als Winnetou im Sattel durch die Landschaft reitet, nimmt man ihm das Ambiente trotzdem ab und witzigerweise liegt gerade darin ein großer Teil des Charmes, den "Winnetou II" hat. Bereits die Vorgänger waren ja von Romantik und Unschuld geprägt, doch beides treibt Reinl dieses Mal noch deutlich auf die Spitze. Das fast schon leicht homoerotisch-wirkende "Anschmachten" der beiden Protagonisten, die unfassbar seichte und zarte Liebesgeschichte, die einfach nur von Grund auf bösen Motive der Feinde, der ganz vorsichtige Versuch, eine Aussage in Richtung Rassismus zu treffen, der aber am Ende eben nur gutgemeint erscheint... Es mag so negativ klingen, doch eigentlich sind gerade diese Momente das, was man an den Filmen so genießen kann. Während in Italowestern ein Mensch schlechter als der andere ist und die Realität selbst ohnehin oft genug brutaler ist als man möchte, entführen einen Winnetous Abenteuer in eine Fantasiewelt, in der das Gute immer siegt und keinem Helden wirklich ernsthaft etwas geschehen kann. Was wie ein idealer Spannungskiller klingt, steht Reinls Dramaturgie hingegen keinesfalls im Weg. Die hat er fest im Griff und weiß sogar, sich die Naivität seines Filmes zu Nutzen zu machen.

Denn die Handlung, die wie schon insbesondere bei "Winnetou I" auf die großen Emotionen setzt, verwendet er dazu, die Charaktere durch einzelne Episoden laufen zu lassen, die allesamt etwas für sich haben. Aufgehen tut das dieses Mal aber auch deshalb, weil Reinl, anders als noch bei seinem letzten Film, nun besser gelingt, den Zuschauer an seine Figuren zu binden, die hier besser besetzt sind als in den drei Filmen zuvor. Auch wenn Ralf Wolter schmerzlich vermisst wird, so ist Mirko Boman als Gunstick Uncle ein netter Ersatz und die Rückkehr von Eddi Arent als Lord Castlepool sorgt für ein paar reichlich amüsante Slapstick-Momente, über die man sich wahrlich kringelich lachen kann. Karin Dor, die ebenfalls bereits in "Der Schatz im Silbersee" die weibliche Hauptrolle innehatte, dieses Mal besetzt als Indianerin Ribanna, ist ein weiterer Glücksfall für den Film, da sie in nur wenigen Minuten sofort eine sichtbare Chemie mit Brice aufweisen kann und ihre Rolle schön die Intention des Filmes unterstützend anlegt. Auf Seite der Bösewichte überzeugt Anthony Steel als obligatorischer Bandenchef, der zwar nicht ganz das Charisma eines Mario Adorfs hat, seine Sache aber dennoch ordentlich macht und durch seine finstere Ausstrahlung lebt. Er wird allerdings von seinem Kumpanen Klaus Kinski, ebenfalls als Gangster besetzt, mehrfach an die Wand gespielt. Wie Kinski es schafft, Wahnsinn und Gerissenheit in einen Blick zu legen, ist ganz großes Schauspielkino. Neben dem gewohnten Charismabolzen Lex Barker überzeugt außerdem noch ein nicht unbekannter Nebendarsteller: Mario Girotti (der später als Terence Hill bekannt werden sollte) präsentiert sich als kleineren Sympathieträger und ist mit so viel Elan bei der Sache, dass man ihm seine etwas undankbare Funktion im Film sofort verzeiht.

Während Reinl also auf Seiten der Besetzung alles richtig macht und seine schwelgerischen Kamerafahrten über die Natur Jugoslawiens schon fast nach Alltagsarbeit aussehen, zeigt er in "Winnetou II" auch, dass er aus den wenigen dramaturgischen Fehlern des Vorgängers gelernt hat. Die einzelnen Episoden (das Abenteuer im Öl-Lager oder der Überfall auf den Track) sind opulent und gekonnt in Szene gesetzt. Die Action sitzt, die Choreographien sind packend, die Inszenierung (insbesondere der Schnitt von Hermann Haller fällt seiner Dynamik wegen positiv auf) weiß was sie will und inhaltlich gehen die einzelnen Kapitel flüssig ineinander über und glänzen durch viele gute Einfälle (wie das Entkommen aus einer gefährlichen Situation mithilfe dreier Leichen und ein paar Schnüren). Auch der Showdown ist sehr ansprechend gestaltet und mit einem netten Abschluss versehen, sogar für einen Bärenkampf ist sich Reinl nicht zu schade, selbst wenn der Bär gerne etwas tierischer hätte wirken dürfen. Dieser Kritikpunkt kann man bei allem Spaß nicht ganz beseitigt werden, gerade in den Massenszenen wirkt "Winnetou II" dann oft etwas zu sehr wie ein Faschingsfest mit Pferden. Und das die große Wendung des Filmes, die Winnetou zwar in ein nettes Dilemma stürzt, dann inhaltlich ziemlicher Humbug ist, ist vielleicht nicht unbedingt die glücklichste Fügung.

Fazit: Wie schon die anderen beiden Reinl-Beiträge zum Franchise ist auch "Winnetou II" ein knackiges Märchen im Western-Ambiente (jedenfalls inhaltlich), dass nie vorgibt, mehr zu sein als es ist. Was sich beim "Schatz im Silbersee" allerdings hin und wieder noch etwas zu unorganisch anfühlte, wird hier zu einer mehr als gelungenen Einheit und einem somit wirklich spannenden und flüssigen Film, den man nur der Tatsache wegen, dass er sich selbst seines einfachen Charakters bewusst ist, überhaupt ernstnehmen kann. Dass darin eine unverschämte Ironie liegt, macht ihn dann sogar gleich noch charmanter. Welch ein Teufelskreis!

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Beitrag von Wallnuss » 03.04.2015, 19:49

Marvels Iron Man 3

Es war eine verrückte Idee, doch sie hat funktioniert. Das große Crossover einzelner Franchises über Superhelden "The Avengers" war ein riesiger Erfolg. Doch für Produzent Kevin Feige stellte sich nun schnell eine Frage: Wie soll es weitergehen? Wie will man bei den einzelnen Franchisefortsetzungen verfahren? Die Gigantomie von Joss Whedons Zusammentreffen zu toppen war ein Ding der Unmöglichkeit, doch auch inhaltlich stand man vor einem Dilemma, denn wie sollte man nun glaubhaft Bedrohungen kreieren, die zwar zum Eingreifen des einen Helden führen, aber nicht gleich alle Avengers auf einmal auf den Plan rufen? Die Antwort war logisch: Mit einer Geschichte, die ganz auf den jeweiligen Protagonisten zugeschnitten ist. Und so konzentrierte sich Regisseur Shane Black, der den Regisseur der ersten beiden Iron Man Filme Jon Favreau ablöst, nach der Zerstörung Manhattans im Crossover wieder darauf, kleinere Brötchen zu backen. Das Resultat scheint am Ende jedoch etwas zu lange im Ofen gelegen zu haben.

Was zeichnete die Vorgänger aus? Natürlich einerseits die extrem spaßige Auslegung der Blockbuster-Formel, die durch gelungene Actionszenen angereichert wurde und viel auf Ironie und Charakterzeichnung Wert legte. Doch selbstverständlich lebte das ganze auch stark durch Robert Downey Jr., der die Rolle seines Lebens spielte und selbst im Avengers-Film mit seiner brillanten Verschmelzung mit der Tony-Stark-Figur allen die Show stahl. Doch "Iron Man 3" stellt leider unter Beweis, dass auch Downey Jr. nichts ausrichten kann, wenn er gegen ein Nichts an Handlung anspielen muss. Während der erste und zweite Teil noch kluge Botschaften überbrachten und Kritik am US-amerikanischen Waffenlobbyismus übten, sind die Bezüge im dritten Teil bezogen auf das Thema Terrorismus dermaßen mit dem Holzhammer übermittelt, dass die Begriffe "Bezug" oder "Verweis" eigentlich fehl am Platz sind. Das Geschehen auf der Leinwand selbst ist leider ähnlich mittelprächtig. Nach einem stimmungsvollen Beginn glaubt man zwar, trotz des Regiewechsels einen würdigen Nachfolger zu Gesicht zu bekommen, doch bereits die erste Actionszene zeigt, was Favreau oder Whedon besser gelang als Black: Wo erstere ihre Actionszenen trotz aller Abgehobenheit stets mit Humor und Charakterbezug erdeten, trägt Black viel zu dick auf und überdramatisiert jede seiner Einstellungen. Sicherlich war sein Ziel, aus "Iron Man 3" einen deutlich ernsteren Film zu machen, doch es hat mehrere Gründe, warum das nicht so richtig funktionieren konnte.

Einmal funktioniert die Zerrissenheit des Streifens für sich genommen nicht. Auf der einen Seite sind da lustige Einfälle und Sequenzen (die Jingle-Bells-Anzugszene oder Tonys Wortwechsel mit Don Cheadles Iron Patriot), auf der anderen unnötige Handlungselemente, wie die immer mal auftretenden Panikattacken Tonys (als Reaktion auf die Avengers-Katastrophe), die leider völlig überflüssig sind und die keinesfalls zu der sonstigen Auslegung des Charakters im Film passen, weswegen Downey Jr. in diesen Szenen sogar unfreiwillig für Komik sorgt. Während die Action und die humorvolleren Szenen jedoch insgesamt überzeugen können, wirken die dramatischen Inhalte lächerlich und schrecklich absurd. Ganz schlimm ist in dem Zusammenhang alles, was mit den Bösewichten zusammenhängt. An diesen Stellen ist Drew Pearces Drehbuch wirklich eine Frechheit. Die Motivation des Schurken Aldrich Killian, die in einem viel zu platten Intro kurz vorgestellt wird, ist peinlich und dermaßen kurz gedacht, dass selbst Jugendliche darüber werden schmunzeln müssen. Da hätte man seinen Charakter auch lieber zum total eindimensionalen Villain mit Menschenhass verkommen lassen können, statt ihm so einen dämlichen Hintergrund zu verleihen. Dass er zudem von Guy Pearce übermäßig schwach und hölzern gespielt wird, hilft nicht wirklich, die Figur als Teil des Marvel-Universums zu akzeptieren.

Doch was wirklich absolut misslingt, ist die besondere "Fähigkeit" der Schurken. Während "Iron Man" und Sequel mit den bösen Geschäftsmännern spielten, die sich die Technik des Helden zu Nutze machten, sind die Glühwürmchen-artigen Bomben auf zwei Beinen in Blacks Trilogie-Abschluss die eine Spur zu over-the-top, als das man sie noch ernstnehmen könnte. Was ebenfalls nach hinten losgeht, ist der große Twist rund um den von Ben Kingsley gespielten Mandarin, der der vorher großartig eingeführten Figur leider alles an Bedrohlichkeit nimmt, was sie bis dato ausstrahlte und das nur zu Gunsten eines billigen Überraschungseffekts. Doch dennoch ist auch der siebte Film des Marvel Cinematic Universes eine zumindest kurzweilige Angelegenheit, dafür fühlt man sich dem Protagonisten viel zu sehr verbunden und dafür funktioniert auch das Buddy-Gespann Downey Jr. & Cheadle zu gut, als das man den Erlebnissen mit Langeweile folgen könnte. Und auch Gwyneth Paltrow begeistert wieder als eine von wenigen emanzipierten Frauenrollen bei Marvel. Und auch, dass der Charakter Tony mehr Raum verglichen mit seinem Alter Ego Iron Man bekommt, ist eine interessante Idee. Leider verpuffen all diese guten Ansätze spätestens im völlig überladenen CGI-Showdown, der in seiner Größenordnung dann wirklich die Frage aufwirft, warum nicht mal ein Thor oder Hulk vorbeischaut, um gemeinsam mit Iron Man den Tag (und die Welt) zu retten. Vielleicht hätte das dem Ende den nötigen Kick gegeben, den man bereits vorher durchgehend vermisst hatte.

Fazit: Macht der Mann den Anzug oder der Anzug den Mann? Keine Ahnung, jedenfalls hat Shane Black diesen Film gemacht und man wünscht sich im Nachhinein, dass es doch wieder Jon Favreau hinter der Kamera gewesen wäre. "Marvels Iron Man 3" erinnert ein wenig an einen "Matrix Revolutions" oder "X-Men: Der letzte Widerstand": Die Vorgänger waren überzeugend und teilweise großartige Unterhaltung und der letzte Teil kann die hohen Erwartungen trotz seiner Kurzweiligkeit zu keinem Zeitpunkt erfüllen. Dazu ist in diesem Fall die Handlung zu beliebig und eintönig und die Schurken langweilige Abziehbilder, die zudem durch ihr besonderes Attribut jede ihrer Aktionen lächerlich aussehen lassen. Weniger wäre mehr gewesen, Marvel. Bitte mit einem ordentlichen vierten Teil noch einmal nachbessern!

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Mayrathon - V

Beitrag von Wallnuss » 05.04.2015, 23:47

Unter Geiern

Nach "Old Shatterhand" und "Winnetou II" war "Unter Geiern" bereits der dritte Beitrag zur Karl-May-Westernreihe, der im Jahre 1964 in den deutschen Kinos erschien. Ursprünglich als Abenteuer der Blutsbrüder Winnetou und Old Shatterhand unter dem Titel "Winnetou und der Bärenjäger" geplant, änderte sich dies, als Produzent Horst Wendtland den US-amerikanischen Star Stewart Granger verpflichten konnte. Schnell wurde Lex Barker als Shatterhand durch ihn ersetzt und er bekam die Rolle des Old Surehands. Auch wenn Grangers Rollenauslegung, genau wie der Rest des Filmes, der nicht wie gewöhnlich von Harald Reinl, sondern von Arthur Vohrer inszeniert wurde, wenig mit Karl Mays Romanen zu tun hat, ist das Ergebnis schon allein insofern überraschend, dass trotz seiner kurzen Produktionszeit das Endresultat sich absolut sehen lassen kann und vermutlich den bisherigen Höhepunkt der Reihe markieren dürfte.

Am deutlichsten unterscheidet sich "Unter Geiern" vor allem durch den neuen Mann hinter der Kamera: Während Harald Reinl ein Regisseur war, der sich sehr für die romantische Stimmung seiner Locations begeistern konnte und stets eine edle Atmosphäre vermittelte, ist Vohrer deutlich temporeicher. Sein 98 Minuten langer Ritt durch die Prärie ist immer sehr dynamisch, rhythmisch und vor allem schnell erzählt. Szenen in Indianerdörfern sind dieses Mal keine langen Tanzorgien, Dialoge immer nur darauf bedacht, die nötigen Informationen zu vermitteln und die Handlung voranzutreiben, Charaktere ständig in Bewegung sowie auch die Bedrohung immer klar ist. Besonders im Vergleich gefällt Vohrers Winnetou-Version daher durch ihre Schnelligkeit, die den Zuschauer regelrecht überrascht. Natürlich wird auf ein wenig Romantik, meist durch Martin Böttchers Musik, nicht verzichtet, doch der Fokus liegt ganz klar auf Action, Handlung und Spannung. Ein weiterer starker Unterschied ist der neu eingeführte Protagonist: Lex Barker als Old Shatterhand war ein Charmebolzen, aber vor allem ein echter Sympathieträger, eine Art Friedenstaube, fest im Sattel sitzend. Doch Granger macht schnell klar, dass er ebenfalls viel Potential hat. Sein Old Surehand ist ein wahrer Westmann (mit klassischem Hut), aber auch eine stark selbstparodistische und mit ironischer Distanziertheit auftretende Person.

Besonders deutlich wird das im Zusammenspiel mit Pierre Brice als Winnetou. Wo Barker und Brice sich gegenseitig mit Bewunderung betrachteten, grinst Granger nur und scheint sich und seine Umgebung nie sonderlich ernstzunehmen. Was für echte Karl May Fans ein Albtraum sein muss, ist für unabhängigere Betrachter ein Genuss, werden so doch der etwas störende Kitsch der Vorgänger und die stark naiven Dialoge so genial überzogen, dass das ganze viel weniger negativ ins Auge sticht. Das tut auch der Geschichte gut, die allerdings auch so einiges zu bieten hat. Zwar ist das Erzählte in Grundzügen altbekannt (Verbrecherbande lockt Siedler in einen Hinterhalt und hetzt Indianer gegen Weiße auf), aber lebt hier natürlich enorm durch das rasende Tempo und davon, dass die Schurken wie die Geierfaust aufs Siedlerauge passend besetzt wurden. Sieghardt Rupp als Geier-Anführer spielt mit entwaffnender Feindseligkeit und Miha Baloh überzeugt als ängstlicher Intrigant. Auf Seite der Helden ist neben der beiden bereits bekannten Protagonisten insbesondere der Auftritt Götz Georges (der bereits in "Der Schatz im Silbersee" eine Hauptrolle hatte) zu verzeichnen, der seinen eigenen Subplot hat und mit seinem sympathischen Grinsen und der auffälligen körperlichen Fitness doch stark an Lex Barker erinnert, sowie auch Paddy Fox als etwas schusseliger Kumpane Surehands überdeutlich Erinnerungen an Ralf Wolter weckt.

Das ist dann aber dankenswerterweise auch der einzige Anflug von Slapstick, den Vohrer seinem Film zugesteht. Stattdessen traut er sich tatsächlich mal etwas: Mit der emotionalen Hintergrundgeschichte des Baumann Charakters, der von Walter Barnes mit dem nötigen Ernst gespielt wird, bekommen die Geschehnisse das nötige Gewicht und die weibliche Hauptrolle Elke Sommer darf nach den eher jungfräulichen Auftritten ihrer Vorgängerinnen sogar mal (natürlich nur ganz vorsichtig) ein kleines bisschen Erotik ins Spiel bringen. Was einzig und allein negativ auffällt, weil hier eben überhaupt kein Risiko eingegangen wird, ist, wenn der Film sich ins Dorf der Schoschonen aufmacht. Das ist zwar nett und durchaus unterhaltsam gemacht, nur leider hat man das alles in "Der Schatz im Silbersee" genauso schon einmal gesehen und es fühlt sich auch zu routiniert an, um wirklich fesselnd zu sein, aber unterm Strich ist bei Vorher letzten Endes dann doch alles immer noch eine Spur aufregender als bei den Vorgängern und auch deshalb einen Tick interessanter. Lobenswert ist zu allerletzt noch sein Umgang mit dem Winnetou-Charakter: Zum ersten Mal wird dieser Figur genau das richtige Gewicht innerhalb der Handlung verliehen und seine Funktion als leicht mythisch angehauchtes Deus Ex Machina im May-Kosmos perfekt getroffen. So geht das!

Fazit: Typisch naives und aus Erwachsenensicht selbstredend einfältiges Westernspiel, dass hier aber mit so viel Elan präsentiert wird, wie selten zuvor und neben der ohnehin schon passenden Besetzung besonders durch Stewart Granger richtig Leben verliehen bekommt. Er ist durch sein umwerfend lockeres und überzogen routiniertes Spiel die Idealbesetzung, um den meist ein wenig zu ernsten Filmen etwas die überzogene Dramatik zu nehmen. Vohrer weiß um diesen Fall und kann sich so ganz auf seine Action verlassen, die er überaus wendig und klug durch choreographiert zu inszenieren weiß und dem Publikum ein gutes Gefühl davon vermittelt, wie sich das Held sein im Wilden Westen wohl angefühlt haben muss. "Unter Geiern" ist dabei weniger ein Western, als mehr ein sehr gelungener Actionfilm, der vielleicht nur im Mittelteil ein wenig zu lang geraten ist. Für Wendtland war auch "Unter Geiern" ein weiterer Erfolg, der vor allem eines eindeutig machte. Trotz schneller Produktionszeit schien die Qualität der Filme nicht daran zu leiden und den Leuten die Lust an Karl May nicht zu vergehen. Und so wunderte es niemanden, als Winnetou kurz darauf wieder auf Iltschi durch die Weiten des Westens ritt.

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Marvel-Reviews: Part Eight!

Beitrag von Wallnuss » 10.04.2015, 17:30

Marvels Thor: The Dark Kingdom

Als Marvel-Produzent Kevin Feige 2011 dem nordischen Gott Thor aus Asgard Einzug ins Marvel Cinematic Universe gewährte, war dies nach Vorgängern wie "Iron Man" und "Der unglaubliche Hulk" eine enorme Erweiterung des Spektrums, die Shakespeare-Regisseur Kenneth Branagh zu einem harmlosen, aber unterhaltsamen Superhelden-Märchen gestaltete. Nach dem großen Crossover ("Marvels The Avengers") der Helden lag es nun an Alan Taylor, Thor wieder alleine ins Rennen zu schicken. Und wie schon bei "Iron Man 3" versucht sich auch er an einer Fortsetzung, die die Ansätze des ersten Teiles fortführt und gleichzeitig die Ereignisse des Avengers-Treffens angemessen aufnimmt. Herauskommt dabei erneut unterhaltsamer Actionbombast für Jugendliche frei nach der Marvel-Formel, die aber langsam mehr als ernste Abnutzungserscheinungen aufzeigt.

Besonders bemerkbar machen sich diese in der ersten Hälfte des Filmes. Während der Vorgänger noch einen schwachen Mittelteil hatte, sind im Sequel vor allem die ersten fünfundvierzig Minuten extrem formelhaft. Nichts spricht gegen einen ähnlichen Aufbau bei Folgen eines Franchises (die Bond-Filme funktionieren seit Ewigkeiten nach diesem Prinzip), doch wenn man bereits jedes Ereignis vorhersagen kann und es überhaupt keinerlei Variationen zu geben scheint, fördert dies wohl kaum so etwas wie Aufregung oder Spannung. Sehr früh zeigen sich bereits zwei Kernprobleme der Geschichte: Taylor nimmt sich an den falschen Stellen zu viel und an den anderen zu wenig Zeit. So inszeniert er ein 10-minütiges Intro, um die Vorgeschichte des Konflikts aufzuzeigen, nur um diese kurz darauf als Erzählung des von Anthony Hopkins nicht mehr ganz so enthusiastisch verkörperten Allvaters Odin noch einmal ausführlich zu erläutern. Dafür hetzt er zu Beginn ohne viel Charakterfestigung durch die Exposition der Charaktere und besonders Natalie Portmans erneut niedlicher Auftritt als Jane Forster wird enorm schnell vorangetrieben, ohne, dass "Thor: The Dark Kingdom" eine Stimmung für die Location, den Charakter oder die Handlungsentfaltung entwickeln kann. Das andere Problem ist leider noch gewichtiger und hatte sich bereits beim letzten Iron Man Teil offensichtlich gezeigt: Marvel hat einfach keine interessanten Schurken zu bieten.

Christopher Eccleston muss hinter einer absurden Maske leider als völlig austauschbarer Dunkelelf den Antagonist der Woche mimen. Schade ist hierbei, dass das ganze Drehbuch auf dem Bösewichtplot aufbaut, der so schwach ist, wie selten zuvor gesehen. Dass die Dunkelelfen einem übermächtigen MacGuffin hinterher jagen und damit einfach bloß alles zerstören wollen, ist wahrlich unkreativ und lahm. Genauso stören die durch sie eingebrachten Sci-Fi-Elemente enorm. Ständig fliegen Raumschiffe durch die Gegend und Laserkanonen erwecken nur selten den Anschein, man befinde sich in einer mythischen, geschweige denn göttlichen Welt. Dementsprechend schleppend zieht sich die erste Hälfte des Abenteuers dahin und auch der vermeintlich tragische Höhepunkt erstickt an der Belanglosigkeit der Handlung. Doch mit dem Auftritt Lokis, den Tom Hiddleston zum dritten Mal gekonnt eigensinnig verkörpert, der hier sogar dem charismatischen Chris Hemsworth als Titelheld die Show stiehlt, nimmt der Film endlich Fahrt auf. Die Heist-Movie-artige Befreiungsaktion ist inszenatorisch spannend gemacht und im Zusammenspiel mit Hemsworth zeigt Hiddleston sein ganzes komödiantisches Talent. Man lacht und bangt zum ersten Mal mit den Akteuren auf der Leinwand, gerade, weil beide Hauptdarsteller neben den lustigen auch die dramatischen Aspekte ihrer Figuren immer wieder zum Vorschein bringen.

Auch der große Showdown in London kann für einiges entschädigen. Zwar albern Stellan Skarsgard und Kat Dennings etwas zu viel durch die Action, doch der Kampf durch mehrere Dimensionen in unterschiedlichen Welten ist eine Augenweide und allein seines Tempos wegen eine spannende und visuell packende Angelegenheit. Zwar fehlt es dank schwacher Schurken an einer echten Bedrohung, aber Spaß macht das ganze dennoch und Filmkomponist Brian Tyler legt angenehm akzentuierte Melodien unter die Szenerien. Wofür man Taylor ansonsten loben muss, ist seine Setgestaltung. War Asgard im Vorgänger viel zu künstliche CGI-Landschaft, überrascht er hier mit vielen echten Bauten und authentischen Architekturen. Mutig ist auch sein Verzicht auf SHIELD, die in allen Filmen vor dem Crossover eine große Rolle spielten (und oft eine zu große), hier aber zurecht außen vor gelassen wird. Eine wirklich tolle letzte Idee ist die allerletzte Schlussszene vor dem Abspann, die eine nette Brücke zum Beginn des ersten Teils schlägt und sich wie ein Abschluss der Entwicklung Thors anfühlt - und dann auch noch eine kleine Überraschung bietet, die sowohl für das Avengers-Sequel, als auch für einen eventuellen dritten Teil interessant sein könnte.

Fazit: Qualitativ begegnen sich "Thor" und "The Dark Kingdom" durchaus auf Augenhöhe. Während man dem Erstling einen zu zähen Mittelteil zugestehen musste und er sich selbst zu sehr an einfältigem Slapstick-Humor gefiel, braucht das Sequel deutlich zu lange, um an Fahrt aufzunehmen, hat dann aber immerhin ein paar gute Ideen zu bieten. In beiden Fällen steht und fällt alles mit Tom Hiddleston, der seine Loki-Performance mit jedem Auftritt weiter perfektioniert und die interessanteste Figur des Thor-Universums sein darf. Ansonsten verhalten sich Action und Tempo in einem leicht überdurchschnittlichen Niveau und trotz störender Sci-Fi-Elemente und langweiliger Schurkenaufstellung kann man "Marvels Thor: The Dark Kingdom" als achten Beitrag zum Marvel Cinematic Universe keinesfalls Langweile attestieren, dafür ist er dann doch zu kurzweilig und unterhaltsam. Doch zukünftig sollte sich Marvel eines wieder bewusst werden: Wenn man nach "Iron Man 3" und Thors zweitem Auftritt auch weiterhin nicht wieder etwas mutiger und weniger formelhaft inszeniert, werden die Abnutzungserscheinungen dem Cinematic Universe langsam aber sicher ein Grab schaufeln.

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Wallnuss
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Mayrathon - VI

Beitrag von Wallnuss » 13.04.2015, 03:17

Der Ölprinz

Nach dem er bereits ein Jahr zuvor in "Unter Geiern" seinen Einstand in die Winnetou-Filmreihe feiern konnte, präsentierte Produzent Horst Wendlandt 1965 ein zweites Mal den US-Star Stewart Granger als Old Surehand bei der Verfilmung eines Karl May Romanes, in dem eigentlich Old Shatterhand der Held gewesen war. Doch Vorlagentreue war nie eine besondere Stärke der Wendlandt-Filme und so ritt Pierre Brice als edler Apachenhäuptling eben erneut mit der sichersten Hand des wilden Westens. Unter der Regie von Harald Philipp, einem Greenhorn im Mayschen Universum, entstand so der sechste Franchisebeitrag innerhalb von vier Jahren, der den titelgebenden Ölprinzen und ein paar verarmte Siedler in den Vordergrund stellen. Das Ergebnis ist ein klassischer Karl May, der jedoch auch offensichtlich macht, dass sich die immer gleichen Abläufe der Filme mittlerweile dann doch abzunutzen beginnen.

Eines kann man dem Ölprinz nicht abgesprechen, sofern man denn die Vorgänger mochte: Er ist selbstverständlich unterhaltsam gemacht und auch durch seine nicht zu enorme Länge leicht zu genießen. Zwar ist ein wesentlicher und eindeutiger Kritikpunkt, dass die Handlung zu eindeutig aus Versatzstücken der Vorgänger "Der Schatz im Silbersee" und "Unter Geiern" zurecht geklaut wurde, doch letzten Endes funktionieren diese Versatzstücke immer noch und sind durchaus stimmig zusammengeführt worden. Natürlich spielt wieder ein Bösewicht die Indianer gegen die unschuldigen Weißen aus, wieder stirbt ein Häuptlingsfamilienmitglied, wieder kommt es in der letzten Sekunde zur großen Rettung, man kennt das alles, aber man akzeptiert es vollkommen, vielleicht, weil es einem mit solcher Selbstverständlichkeit präsentiert wird, dass man es einfach hinnimmt. Insgesamt wartet man zwar immer darauf, dass dieses Muster an Wiederholungen einmal durchbrochen wird und ist folgerichtig etwas enttäuscht, wenn am Ende doch alles im gewohnten Rahmen abläuft, doch die 90 Minuten verstreichen schnell und mit Schwung. Man hat als Fan der Reihe daher auch hier gewiss wieder Spaß. Nicht mehr so viel, wie bei den beiden direkten Vorgängern, aber wenn man sich wirklich für diese Filme begeistern kann, kann einem "Der Ölprinz" eigentlich gar nicht nicht gefallen.

Sehr ähnlich wie mit dem Drehbuch verhält es sich mit der Besetzung. Denn ob nun Stewart Granger als Surehand, Mario Girotti als "Nebenheld" oder Harald Leipnitz als schurkischer Ölprinz, kaum einer der Darsteller spielt derart effizient wie ihre Ebenbilder in - beispielsweise - "Unter Geiern". Leipnitz ist nie ganz so böse wie Sieghard Rupp, Girotti erreicht nicht den Elan eines Götz Georges, auch Granger selbst ist nicht mehr ganz so euphorisch bei der Sache, doch dennoch "reichen" deren Leistungen völlig aus. Eigentlich könnte hier jede Beschreibung des Filmes bereits enden, denn genau so fühlt sich "Der Ölprinz" von Anfang bis Ende an: Wie eine nicht mehr ganz so frische, aber immer noch unterhaltsame Neuverfilmung von "Unter Geiern". Irgendwo liegt das Gefühl, alles schon einmal gesehen zu haben und irgendwie ist da trotzdem dieses Empfinden, von dem Spektakel angenehm unterhalten zu werden. Und ein darstellerisches Glanzlicht gibt es ja sogar noch: Heinz Erhardt, der für sich genommen schon ein grandioser Komiker seiner Zeit war, begeistert in einem kleinen komödiantischen Part, der umso vieles besser als Auftritte eines Chris Howlands in "Winnetou I" sind, dass er alleine eine Sichtung des Ölprinzes wert ist. Außerdem ist Martin Böttcher immer ein Trumpf. Während man sich zwischendurch schon mal etwas der Langatmigkeit hingibt, weil man gerade ein extremes Déjà-Vu hat, wird man aus dieser Situation perfekt durch seine schwelgerische Melodie abgeholt. So sollte ein Soundtrack aussehen! Unterstützend, sinngerecht und wohltuend. Bravo!

Einige der Kritikpunkte sind jedoch ganz und gar nicht wegzudiskutieren und leider muss man bei direkten Vergleichen konstatieren, dass Philipp als Regisseur eine ganze Nummer weniger begabt war, als Alfred Vohrer oder Harald Reinl. Besonders aus technischen Gesichtspunkten ist "Der Ölprinz" teilweise ungenügend inszeniert worden. Das Pfeile und Messer nach ihrem Abschuss noch eindeutig mit einem Seil befestigt sind, mag man sogar mit zwei zugekniffenen Augen noch übersehen, doch wenn der dramaturgische Höhepunkt des Filmes, eine spektakuläre Flussfahrt, die aus vielen echten und beeindruckenden Stunts besteht, dann ständig durch Aufnahmen von Darstellern vor furchtbar schlechten Rückprojektionen unterbrochen wird, ist das mehr als peinlich. Und das Philipp bei der ersten Szene des Filmes direkt die Hälfte des Bildmaterials aus dem Vorgänger "Winnetou II" dreist übernimmt, ist dem Zuschauer gegenüber nicht nur frech, es ist sogar ein kreatives Armutszeugnis. Seltsam farblos wirkt auch der große Showdown, bei dem ein ganzer Indianerstamm die Siedler angreift und... nur einen statischen Pfeilhagel zu bieten hat? Warum kein großes Gefecht, warum keine packenden Kämpfe? Ob da jemand von der Regie keine Lust hatte oder nicht, kann nur vermutet werden, aber das vermeintlich bedrohliche Finale ist eher leicht unfreiwillig komisch, passt lustigerweise deshalb aber ideal zu Naivität der Reihe und ist irgendwie gerade deshalb auch ziemlich unterhaltsam.

Fazit: Eigentlich eine kleine Unverschämtheit. Obwohl man als Zuschauer desöfteren den Eindruck bekommt, dass "Der Ölprinz" nicht mehr als eine lieblose Fließbandproduktion für die Macher gewesen ist und einem im Verlauf der Sichtung zahlreiche offensichtliche Schwächen auffallen, sowie man genau weiß, dass man für die technische Umsetzung den Film eigentlich brutal abstrafen sollte, unterhält einen der Film letzten Endes dennoch durchgehend und lebt wohl am allermeisten vom mittlerweile von der Reihe entwickelten Charme dieser Streifen. "Der Ölprinz" bleibt daher als leicht überdurchschnittliches Werk in Erinnerung, welches man gerne verfolgt, doch macht auch auf eine Bemerkung aufmerksam, die Stewart Granger damals gegenüber Wendlandt äußerte: "Du kannst diese Filme noch viele Jahre weiterproduzieren, du musst sie nur jedes Mal besser und besser machen!" Treffender hätte man es nicht sagen können!

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Mayrathon - VII

Beitrag von Wallnuss » 25.04.2015, 12:54

Winnetou III

Eine Büffelstampede wird von arglosen Banditen durch den Westen gehetzt. Sie werden gefangen genommen von den edlen Mescaleros Apachen und müssten eigentlich nach den Gesetzen Manitus am Marterpfahl ihr Leben aushauchen. Doch Häuptling Winnetou entscheidet sich dagegen. Obwohl nur einer der Männer Reue zeigt und um Vergebung bittet, lässt Winnetou alle Banditen von Dannen ziehen, nicht jedoch, ohne den einzigen rechtschaffenen Mann unter ihnen vor der Habsucht und Gier der anderen zu warnen. Kurz darauf sieht Winnnetou ihn wieder, doch da ist der Fremde bereits von seinen Kameraden ermordert worden. Gestorben, weil er an das Gute glaubte. Ein tragisches Schicksal, doch eines kann Winnetou zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen: Dass er diesen Mann bald wiedersehen wird. Und seine Mörder (Regisseur Harald Reinl und Produzent Horst Wendlandt) ziehen für eine Abschiedsvorstellung Winnetous noch einmal alle Register. Und auch wenn dabei nicht alles glatt geht, so können sie ihr Ziel doch voll erfüllen.

So einiges stimmt in "Winnetou III" nicht und vieles resultiert aus den zu häufigen Wiederholungen der Vorgänger und einer nicht ganz ausgereiften Geschichte. Wenn es mal wieder darum geht, ein paar Siedler zu betrügen und Indianern ihr Land zu klauen, ist das im siebten Teil der Karl-May-Western bereits so ausgelutscht, dass man nur noch ein Achselzucken dafür parat hat. Zumal die Schurken dieses Mal so wenig präsent sind, wie selten zuvor. Veljko Maricic spielt den Drahtzieher, der nur auf persönlichen Profit aus ist, zwar nicht verkehrt, hat aber kaum Szenen und wird irgendwann auch einfach vergessen, sowie "Unter Geiern" - Schurke Mihail Baloh als Gomez ebenfalls nur kurz auftritt. Den Part des eigentlichen Bösewichtes spielt Rik Battaglia, der mit seinem schurkischen Charme zwar ein wenig an Mario Adorf aus "Winnetou I" erinnert und sich gekonnt hassenswert vor der Kamera präsentiert, aber inhaltlich nur ein Mittel zum Zweck ist und den ganzen Film über zu oft scheitert, als das er als ernsthafte Bedrohung auftauchen könnte. Die wirklichen bösen sind in diesem Fall mehr ein Kollektiv, statt das der Hass des Zuschauers auf eine Rolle fokussiert ist, was zwar funktioniert, aber weniger Spaß macht, als mit einem richtigen Oberhaupt.

Doch vieles ist auch gut gemacht. Die erste Hälfte von "Winnetou III" ist kaum zu übertreffen. Reinl leitet seine (tragische) Handlung stimmungsvoll ein, erinnert sogar kurz an die Vorgänger und lässt die wie immer grandiosen Lex Barker und Pierre Brice in Santa Fe auf ungewohnte Umgebung treffen. Richtig spannend gestaltet sich die Handlung, als Battaglias Rollins beauftragt wird, Winnetou zu töten und sich daraufhin über eine halbe Stunde lang eine Actionszene an die andere reiht, in der Brice physisch mehr als gefordert wird und den Tod immer wieder nur knapp von der Klippe springt. Der Aufwand ist bewundernswert und das Tempo hoch und so fällt auch gar nicht auf, dass die Frauenrolle von Sophie Hardy und ihre Interaktionen mit Sam Hawkins (alias Ralf Wolter) für den Film völlig nebensächlich sind. Man fiebert wirklich mit und sieht Winnetou mehr als einmal bereits in die ewigen Jagdgründe aufsteigen. Intelligent von Reinl, Shatterhand in diesem Film lange von seinem Blutsbruder zu trennen und Winnetou den Kampf wirklich alleine antreten zu lassen, auch wenn Shatterhand natürlich trotzdem ein paar schöne Faustkämpfe spendiert bekommt. Dass der Häuptling der Apachen sogar dann später noch seinen eigenen Tod ankündigt, macht alles noch spannender und man ist voll im Geschehen gefangen. Überhaupt ist es sehr gut gelungen, wie Reinl eine Art des Foreshadowings betreibt und immer wieder andeutet, wohin die Reise gehen wird, selbst, wenn der Zuschauer dies lange Zeit genau wie Shatterhand nicht wahrhaben will.

Rausreißen tut einen Reinl dann jedoch mit den unnötigen Indianer-Szenen und die bereits im Vorgänger "Ölprinz" gesehene Ermordung des Häuptlingssohnes. Dass Winnetou und Shatterhand aus der Affäre viel zu einfach herauskommen, ist dramaturgisch fatal. Und das die zweite Hälfte dann nur noch vom ständigen Scheitern der Gangster handelt und dabei eigentlich inhaltlich gar nicht mehr vorankommt, schluckt man als Zuschauer ebenfalls nicht leicht. Es fehlt am Schwung und Martin Böttcher versucht mit seiner Musik einiges zu retten, schafft dies aber nicht immer. Zu offensichtlich sagen die Bilder, dass die Autoren und Reinl den Film um mindestens zwanzig Minuten strecken wollten, ohne dabei bedacht zu haben, dass sie unterwegs den Zuschauer verlieren könnten. Ein wenig an "Der Schatz im Silbersee" fühlt man sich dabei erinnert und zu mäandernd ist der Aufbau. Zumal ohnehin alles nur auf einen großen Moment hinführen soll, der jedoch derart beängstigend ist, dass doch ein gewisser Druck auf den Szenen liegte. Ohnehin ist das alles plötzlich vergessen, als die Blutsbrüder am Nugget-Tsil ("wo alles begann") eintreffen und ihren letzten Kampf gegen Rollins wagen. Der Showdown mag viel zu kurz sein, der Ausgang noch so vorhersehbar, wem bei den letzten perfekt inszenierten Szenen nicht die Tränen kommen, verdient es auch nicht, sich Fan der Karl-May-Western zu nennen. Es ist ein Gänsehaut-Moment und einer, der sich jedem Kind, welches diese Filme sah, auf ewig eingebrannt hat. Und das mehr als zurecht.

Fazit: "Winnetou III" ist weder das Highlight der Reihe noch der beste Film von Harald Reinl. Es ist auch kein besonders herausragender Western. Vermutlich nicht mal ein sonderlich bemerkenswerter Film. Dafür herrscht zu viel Leerlauf in vielen Passagen, dafür hat das Drehbuch zu wenige Ideen und das, obwohl so vieles am Film wirklich Spaß macht. Doch "Winnetou III" ist ein besonderer Film für jeden, der als Kind die Karl-May-Filme genießen durfte. Es ist sicher sehr sentimental, wie alles endet und ohne Zweifel kitschig, doch weckt auch Sehnsüchte und stellt ein würdiges (nicht endgültiges) Ende für ein Kindheitsidol einer vergangenen Generation dar. Danke Karl May! Danke Harald Reinl! Danke Horst Wendlandt! Danke Pierre Brice! Danke Lex Barker! Danke Winnetou!

:liquid7: ,5

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Beitrag von Cinefreak » 25.04.2015, 18:59

Voll im Karl May-Fieber....kann damit nichts anfangen so recht...warte also ab, bis du wieder Filme bewertest, die ich gesehen habe ;) :D

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Beitrag von freeman » 27.04.2015, 09:31

Also irgendeinen Tatort? :lol:

In diesem Sinne:
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Beitrag von Cinefreak » 27.04.2015, 11:27

freeman hat geschrieben:Also irgendeinen Tatort? :lol:

In diesem Sinne:
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Tatort ist kult...ich gucke ja auch nicht nur Tatorte... :roll:

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Beitrag von Wallnuss » 27.04.2015, 15:35

Wenn der Tatort Kult ist, dann ist Winnetou das aber erst recht! :lol: :)

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