Filmtagebuch: Wallnuss
Moderator: SFI
Agent Smith = Neo-Nazi?
Matrix Revolutions
"Everything that has a beginning has an end." - Vielen Dank, liebes Orakel. Welch fundamental neue Erkenntnis! Und so ungemein passend. Nicht nur, weil mit "Matrix Revolutions" eine Filmtrilogie endet, die mit ihren beiden Erstlingen zwei absolut fantastische und tiefgründige Meisterwerke für das Action- und Sci-Fi-Genre geschaffen hat, sondern weil an diesem Punkt dann auch Schluss mit allem ist, was die Wachowskis aufgebaut haben. Das faszinierende Universum, das riesige Aufgebot an philosophischen Inhalten und die packend-innovative Actioninszenierung. All das endet in diesen zwei Stunden. Doch was eigentlich erst mit dem Abspann hätte beendet sein dürfen, ist bereits gestorben, bevor es überhaupt beginnt. Der dritte Matrix-Film erweist sich leider als eine der erschütternsten Enttäuschungen aller Zeiten. "Inevitable", wie Agent Smith so schön sagen würde.
Dabei gibt es im Fall von "Matrix Revolutions" durchaus positives zu berichten und der Film hat Passagen, die wirklich großartig sind. Die erste Viertelstunde, in der der Cliffhanger von "Matrix Reloaded" aufgelöst wird und mit dem Trainman und dem erneuten Auftritt von Lambert Wilson als Merowinger zwei tolle Charaktere auf der Leinwand auftauchen, schließt, auch mit den Gedanken über die Bedeutung von Wörtern wie Liebe oder Karma, nahtlos an den Vorgänger an. Und auch die Orakel-Szenen, bei denen hier Mary Alice die verstorbene Gloria Foster ersetzt, sind wie immer ein Vergnügen. Doch bereits diese zwanzig Minuten offenbaren erste Schwächen dieses dritten Teils. Die kurze Actionszene auf dem Weg zum Merowinger, die überdeutlich beim ersten "Matrix"-Film abgeguckt ist, hat nicht mehr den Überraschungseffekt und Esprit der Vorgänger und die Philosophie in den Dialogen zwischen Neo und den Orakel bleibt, wie am oben aufgeführten Zitat erkennbar, eher seicht und oberflächlich. Doch, hätte man das Potenzial von hier an genutzt, welches dieser Beginn zeigte, "Matrix Revolutions" wäre immer noch ein würdiger Abschluss der Reihe geworden. Leider kam es etwas anders.
Denn was die Gebrüder Wachowski sich im viel zu langen Mittelteil erlauben, ist, nett gesagt, eine Frechheit. Das grundsätzliche Problem, nämlich, dass wir uns kaum noch in der Matrix aufhalten, haben sie zwar bewusst in Kauf genommen, dafür aber stattdessen ihr eigenes Franchise mit Füßen getreten. Das fängt damit an, dass Trinity alias Carrie-Anne Moss und Laurence Fishburnes Morpheus zu Stichwortgebern degradiert werden, die entweder Neo oder Niobe aka Jada Pinkett Smith hinterher schauen dürfen. Das ist ärgerlich und schade, da so nicht mehr das Trio der Vorgänger im Vordergrund steht, sondern teilweise sogar Nebenfiguren die Sympathieträger verdrängen. Richtig ärgerlich gerät dann aber die gefühlt ewig lange Schlacht um Zion. Was einer Apokalypse hätte gleichkommen müssen, gerät unter der Regie zu einem einfallslosen Schlachtgetümmel. Und es ist absolut unverständlich, wie ausgerechnet die Wachowskis eine so konventionelle Actionszene aufziehen konnten. Mindestens eine halbe Stunde lang bekriegen sich Menschen in unschönen Kampfanzügen mit schrecklich getricksten CGI-Schwärmen von Drohnen, gesichtslose Nebenfiguren, die schon im direkten Vorgänger nur Ausstattung waren, stehen plötzlich mitten im Zentrum und sterben dramatische Heldentode, die aber den Zuschauer völlig kaltlassen. Dass dann die Konfrontation zwischen Neo und Bane, auf die man sich vorab freute, ähnlich müde verläuft und auch noch einen unangenehmen Nebengeschmack entfaltet, ist ein weiterer Tritt in die Magengrube der Matrix-Fans...
... für den das Finale leider auch nicht so recht entschädigen kann. Fest steht sicher, Hugo Weaving ist als Agent Smith immer noch ein hassenswerter Antagonist und Neo, trotz seines neuen Handicaps, dass Keanu Reeves Spiel endgültig einschränkt, eine echte Identifikationsfigur. Doch der Endkampf der beiden ist dennoch nicht so magisch, wie er hätte sein können. Statt eines langen und umwerfenden Kung-Fu-Kampfes, wollen die Wachowskis mit vielen Effekten Endzeitstimmung erzeugen, überspannen den Bogen aber etwas zu sehr. Auch die musikalische Untermalung von Don Davis schießt mit dem Frauenchor an dieser Stelle über das Ziel hinaus. Dennoch, und das soll hier nicht unerwähnt bleiben, fiebert man mit Neo mit und bangt um die Zukunft Zions. Das ist zwar mehr den Vorgängern, als dem dritten Teil selbst zu verdanken, doch soll ein Trilogie-Abschluss ja auch von dem vorher aufgebauten profitieren. Großartig ist dafür alles, was nach dem Showdown kommt. Wenn Agent Smith noch einmal einen letzten Monolog über die menschliche Natur hält, wenn Neo seine Konsequenzen zieht und wenn am Ende das Orakel und der Architekt über die Zukunft der Menschheit rätseln, dann ist man plötzlich wieder mittendrin und ärgert sich beinahe, dass die Matrix-Trilogie nun doch schon zu Ende ist. Warum, liebe Wachowskis? Dieses Gefühl 120 Minuten früher und es wäre perfekt gewesen.
Fazit: Wie groß war die Vorfreude auf das, was einer der epischsten Filme aller Zeiten hätte werden müssen und wie schockierend ist das, was man am Ende zu sehen bekam? "Matrix" hatte die Chance, eine perfekte Filmtrilogie zu werden. Als man kurz davor war, den dritten Teil zu sehen, hatte man bereits bedauert, dass es hiermit gewesen sein wird. Und hinterher gibt einem dieser dann fast das Gefühl, dass es vielleicht ganz gut ist, wenn Schluss ist. So hätte es nicht kommen dürfen. Doch bei aller Kritik: als simpler Actionfilm für die MTV-Generation ist "Matrix Revolutions" sicher zufrieden stellende Kost, die dem jugendlichen Publikum gefallen wird. Doch diese Filmreihe war eigentlich mehr und hätte daher auch mit einem höheren Anspruch an sich selbst beendet werden müssen. So gerät der Zuschauer in eine Zwickmühle: mitgefiebert hat man und man war auch nach wenigen Sekunden sofort wieder drin im Universum. Und einige Passagen waren dann eben doch auf einem so hohen Niveau, dass man beinahe schon melancholisch das sieht, was hätte sein können. Doch Fakt ist leider: was nicht ist, dass ist nicht. Und das ist fast so fundamental, wie die Aussage des Orakels. "Everything that has a beginning has an end." - Traurig, aber wahr.
"Everything that has a beginning has an end." - Vielen Dank, liebes Orakel. Welch fundamental neue Erkenntnis! Und so ungemein passend. Nicht nur, weil mit "Matrix Revolutions" eine Filmtrilogie endet, die mit ihren beiden Erstlingen zwei absolut fantastische und tiefgründige Meisterwerke für das Action- und Sci-Fi-Genre geschaffen hat, sondern weil an diesem Punkt dann auch Schluss mit allem ist, was die Wachowskis aufgebaut haben. Das faszinierende Universum, das riesige Aufgebot an philosophischen Inhalten und die packend-innovative Actioninszenierung. All das endet in diesen zwei Stunden. Doch was eigentlich erst mit dem Abspann hätte beendet sein dürfen, ist bereits gestorben, bevor es überhaupt beginnt. Der dritte Matrix-Film erweist sich leider als eine der erschütternsten Enttäuschungen aller Zeiten. "Inevitable", wie Agent Smith so schön sagen würde.
Dabei gibt es im Fall von "Matrix Revolutions" durchaus positives zu berichten und der Film hat Passagen, die wirklich großartig sind. Die erste Viertelstunde, in der der Cliffhanger von "Matrix Reloaded" aufgelöst wird und mit dem Trainman und dem erneuten Auftritt von Lambert Wilson als Merowinger zwei tolle Charaktere auf der Leinwand auftauchen, schließt, auch mit den Gedanken über die Bedeutung von Wörtern wie Liebe oder Karma, nahtlos an den Vorgänger an. Und auch die Orakel-Szenen, bei denen hier Mary Alice die verstorbene Gloria Foster ersetzt, sind wie immer ein Vergnügen. Doch bereits diese zwanzig Minuten offenbaren erste Schwächen dieses dritten Teils. Die kurze Actionszene auf dem Weg zum Merowinger, die überdeutlich beim ersten "Matrix"-Film abgeguckt ist, hat nicht mehr den Überraschungseffekt und Esprit der Vorgänger und die Philosophie in den Dialogen zwischen Neo und den Orakel bleibt, wie am oben aufgeführten Zitat erkennbar, eher seicht und oberflächlich. Doch, hätte man das Potenzial von hier an genutzt, welches dieser Beginn zeigte, "Matrix Revolutions" wäre immer noch ein würdiger Abschluss der Reihe geworden. Leider kam es etwas anders.
Denn was die Gebrüder Wachowski sich im viel zu langen Mittelteil erlauben, ist, nett gesagt, eine Frechheit. Das grundsätzliche Problem, nämlich, dass wir uns kaum noch in der Matrix aufhalten, haben sie zwar bewusst in Kauf genommen, dafür aber stattdessen ihr eigenes Franchise mit Füßen getreten. Das fängt damit an, dass Trinity alias Carrie-Anne Moss und Laurence Fishburnes Morpheus zu Stichwortgebern degradiert werden, die entweder Neo oder Niobe aka Jada Pinkett Smith hinterher schauen dürfen. Das ist ärgerlich und schade, da so nicht mehr das Trio der Vorgänger im Vordergrund steht, sondern teilweise sogar Nebenfiguren die Sympathieträger verdrängen. Richtig ärgerlich gerät dann aber die gefühlt ewig lange Schlacht um Zion. Was einer Apokalypse hätte gleichkommen müssen, gerät unter der Regie zu einem einfallslosen Schlachtgetümmel. Und es ist absolut unverständlich, wie ausgerechnet die Wachowskis eine so konventionelle Actionszene aufziehen konnten. Mindestens eine halbe Stunde lang bekriegen sich Menschen in unschönen Kampfanzügen mit schrecklich getricksten CGI-Schwärmen von Drohnen, gesichtslose Nebenfiguren, die schon im direkten Vorgänger nur Ausstattung waren, stehen plötzlich mitten im Zentrum und sterben dramatische Heldentode, die aber den Zuschauer völlig kaltlassen. Dass dann die Konfrontation zwischen Neo und Bane, auf die man sich vorab freute, ähnlich müde verläuft und auch noch einen unangenehmen Nebengeschmack entfaltet, ist ein weiterer Tritt in die Magengrube der Matrix-Fans...
... für den das Finale leider auch nicht so recht entschädigen kann. Fest steht sicher, Hugo Weaving ist als Agent Smith immer noch ein hassenswerter Antagonist und Neo, trotz seines neuen Handicaps, dass Keanu Reeves Spiel endgültig einschränkt, eine echte Identifikationsfigur. Doch der Endkampf der beiden ist dennoch nicht so magisch, wie er hätte sein können. Statt eines langen und umwerfenden Kung-Fu-Kampfes, wollen die Wachowskis mit vielen Effekten Endzeitstimmung erzeugen, überspannen den Bogen aber etwas zu sehr. Auch die musikalische Untermalung von Don Davis schießt mit dem Frauenchor an dieser Stelle über das Ziel hinaus. Dennoch, und das soll hier nicht unerwähnt bleiben, fiebert man mit Neo mit und bangt um die Zukunft Zions. Das ist zwar mehr den Vorgängern, als dem dritten Teil selbst zu verdanken, doch soll ein Trilogie-Abschluss ja auch von dem vorher aufgebauten profitieren. Großartig ist dafür alles, was nach dem Showdown kommt. Wenn Agent Smith noch einmal einen letzten Monolog über die menschliche Natur hält, wenn Neo seine Konsequenzen zieht und wenn am Ende das Orakel und der Architekt über die Zukunft der Menschheit rätseln, dann ist man plötzlich wieder mittendrin und ärgert sich beinahe, dass die Matrix-Trilogie nun doch schon zu Ende ist. Warum, liebe Wachowskis? Dieses Gefühl 120 Minuten früher und es wäre perfekt gewesen.
Fazit: Wie groß war die Vorfreude auf das, was einer der epischsten Filme aller Zeiten hätte werden müssen und wie schockierend ist das, was man am Ende zu sehen bekam? "Matrix" hatte die Chance, eine perfekte Filmtrilogie zu werden. Als man kurz davor war, den dritten Teil zu sehen, hatte man bereits bedauert, dass es hiermit gewesen sein wird. Und hinterher gibt einem dieser dann fast das Gefühl, dass es vielleicht ganz gut ist, wenn Schluss ist. So hätte es nicht kommen dürfen. Doch bei aller Kritik: als simpler Actionfilm für die MTV-Generation ist "Matrix Revolutions" sicher zufrieden stellende Kost, die dem jugendlichen Publikum gefallen wird. Doch diese Filmreihe war eigentlich mehr und hätte daher auch mit einem höheren Anspruch an sich selbst beendet werden müssen. So gerät der Zuschauer in eine Zwickmühle: mitgefiebert hat man und man war auch nach wenigen Sekunden sofort wieder drin im Universum. Und einige Passagen waren dann eben doch auf einem so hohen Niveau, dass man beinahe schon melancholisch das sieht, was hätte sein können. Doch Fakt ist leider: was nicht ist, dass ist nicht. Und das ist fast so fundamental, wie die Aussage des Orakels. "Everything that has a beginning has an end." - Traurig, aber wahr.
Grand Budapest Hotel
Bill Murray, Edward Norton, Jeff Goldblum, Willem Dafoe, Mathieu Amalric, Jude Law, Owen Wilson, Tom Wilkinson, Léa Seydoux und Adrien Brody sind nur einige der hochkarätigen Namen aus der Besetzungsliste von Wes Andersons 2014 erschienenen Groteske "Grand Budapest Hotel". Dabei sind es am Ende gar nicht unbedingt die exquisiten darstellerischen Leistungen, die aus "Grand Budapest Hotel" einen vergnüglichen Film machen, schließlich müssen sie alle verblassen neben den extrem exzentrischen Farben und dem eigentümlichen Inszenierungsstil Andersons, der sich nie um Konventionen schert und dabei vor allem eines bietet: großen, aber nie einfältigen Spaß für die ganze Familie, welcher sich selbst nie ernster nimmt, als er eigentlich gemeint ist.
Dennoch muss bei einer Rezension zu "Grand Budapest Hotel" ein Schauspieler besonders gewürdigt werden. Während Tony Revolore als einer der beiden Hauptdarsteller eher unauffällig agiert, spielt sein Gegenüber die Rolle seines Lebens: Ralph Fiennes geht M. Gustave völlig auf und ist mit enormer Spielfreude am Werk. Natürlich begeistert sein Protagonist vor allem auch durch seine wundervollen Wortwitze und sein allgemeines Auftreten, doch erst Fiennes erweckt die von Anderson brillant konstruierte Figur so zum Leben und er ist sichtlich euphorisch dabei. Seine Darbietung brodelt vor Nonchalance und Charme gerade zu über. Zwei Eigenschaften, die man allerdings auch dem ganzen Rest des Filmes zu schreiben kann. Denn nicht nur bei der Bezahlung der Darsteller hat sich Anderson nicht lumpen lassen: "Grand Budapest Hotel" ist ein überfülltes quietschbuntes Sammelsurium an Ideen und Einfällen. Auf drei Zeitebenen (die jeweils ihr eigenes Bildformat erhalten) erzählt Anderson dabei eine eigentlich recht simple Geschichte. So ist die Krimi-Erzählung über den zu Unrecht eines Mordes beschuldigten Erben, der Opfer eines besitzsüchtigen Monarchen wird, nicht sonderlich neu und in ihren Grundzügen kaum spannend. Das macht aber nichts, denn Anderson stellt eindrucksvoll unter Beweis, dass man allein durch filmische Gestaltung selbst der einfachsten Geschichte noch etwas Besonderes verleihen kann.
Das beginnt mit seinem guten Auge für die Symmetrie. Immer wieder - eigentlich pausenlos - verharrt das Bild auf symmetrisch angeordneten Bildern oder Locations, was sehr schnell seinen ganz eigenen Stil findet. Doch Anderson nur hier rauf zu beschränken, wäre viel zu einfach. Selbst zu sagen, der Film sei voll von Fantasie, würde ihm nicht gerecht werden. Anderson erschafft mit Herz und Seele seine eigene kleine Welt rund um das titelgebende Hotel und setzt dabei auf die ältesten Tricks: antiquierte Matte Paintings (gemalte Kulissen) erschaffen einen Hauch von nostalgischer Erinnerung an die großen Klassiker des Ausstattungsfilmes, in die man schon sehr bald auch diesen Film einreihen wird. Von den Kostümen der Darsteller über die Vielzahl an Frisuren bis hin zu den Gebäuden, der Aufmachung der Treppen im Hotel, dem Hotel selbst, alles steht prunkvoll und inspirierend für den künstlerischen Geist des Regisseurs und bleibt trotzdem stets ohne jeden Anflug von Größenwahn oder Gigantomanie. Als der Zuschauer im Mittelteil ein wenig Gefahr läuft, sich zu sehr an den Stil zu gewöhnen und ihn somit nicht mehr als ungewöhnlich wahrzunehmen, beweist Anderson auch noch ein hervorragendes Gespür für eben jenen Fall und bietet mit einer Skiverfolgungsjagd, die selbst "James Bond 007 - Im Geheimdienst ihrer Majestät" in ihre Schranken verweist, einen unerwarteten Höhepunkt.
Insgesamt verkauft sich "Grand Budapest Hotel" aber natürlich als Komödie und als solche will sie selbstredend lustig sein. Und das Drehbuch bietet wahrlich spritzige Dialoge, die dem Publikum leise Schmunzler von der ersten Minute an entlocken. Die meisten stehen dabei leider etwas zu selten im Dienste der Geschichte, funktionieren aber dennoch auf schöne Art und Weise. Gefallen tut, dass Anderson nie auf den heute modernen effekthascherischen Humor setzt, sondern es eher schwarz und "hinten herum" mag. So gibt es die Gags, welche einem recht offen ins Gesicht springen, aber auch die, die etwas länger brauchen, bis sie zünden. Überraschend ist, wie viele Witze letzten Endes wirklich sitzen. Während bei den meisten Komödien etwa 60 Prozent aller Späße eine Reaktion erzeugen, hört bei "Grand Budapest Hotel" das Grinsen gar nicht mehr auf, wenn Fiennes beispielsweise mal wieder eine lange vornehme Wortkette zum Besten gibt, um sie dann mit einem "Fuck it" zu beenden. Und besonders im Finale dreht Anderson noch einmal richtig auf. Allerdings fehlen der ganzen Scharade dann eben doch die 3-4 richtig großen Brüller, bei denen man herzhaft und lange lachen kann. So entsteht hinterher zwar der Eindruck, sich gut amüsiert zu haben, doch der eine wirkliche Kracher ist nicht unter den zahllosen sehr guten Momenten zu erkennen gewesen.
Fazit: "Grand Budapest Hotel" ist eine schwarzhumorige und im höchsten Maße amüsante Angelegenheit für den Zuschauer, aber auch ein visueller Genuss. Wes Anderson verkauft die Odyssee seines Protagonisten als Bonbon-buntes Paket und wartet darüber hinaus durch Ralph Fiennes Darstellung mit einer der besten schauspielerischen Leistungen des Jahres auf. Besonders überzeugend bleibt dabei vor allem der Eindruck des Unfassbaren im Raume stehen: vielem von dem, was man in diesem Film zu sehen bekommt, kann man nur mit Staunen begegnen. Für Filmhistoriker ist außerdem natürlich auch die Nutzung alter Hilfsmittel und damit die Erinnerung an längst vergangene Zeiten zu nennen, doch ist es gerade dieser Hauch von melancholischer Nostalgie gepaart mit den offensiven Dialogfeuerwerken und der einfach gehaltenen Geschichte, was Andersons Film die letzte Zutat verleiht, durch welche er wohl auch in vielen Jahren noch ein angesehener Familienfilm sein wird: seine Zeitlosigkeit. Charmant, ungezügelt, gerissen und bunt - Willkommen im "Grand Budapest Hotel"! Wir hoffen, dass Ihnen der Aufenthalt gefällt. Und wenn Sie noch Fragen haben, hilft Ihnen unser Concierge gerne weiter!
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Bill Murray, Edward Norton, Jeff Goldblum, Willem Dafoe, Mathieu Amalric, Jude Law, Owen Wilson, Tom Wilkinson, Léa Seydoux und Adrien Brody sind nur einige der hochkarätigen Namen aus der Besetzungsliste von Wes Andersons 2014 erschienenen Groteske "Grand Budapest Hotel". Dabei sind es am Ende gar nicht unbedingt die exquisiten darstellerischen Leistungen, die aus "Grand Budapest Hotel" einen vergnüglichen Film machen, schließlich müssen sie alle verblassen neben den extrem exzentrischen Farben und dem eigentümlichen Inszenierungsstil Andersons, der sich nie um Konventionen schert und dabei vor allem eines bietet: großen, aber nie einfältigen Spaß für die ganze Familie, welcher sich selbst nie ernster nimmt, als er eigentlich gemeint ist.
Dennoch muss bei einer Rezension zu "Grand Budapest Hotel" ein Schauspieler besonders gewürdigt werden. Während Tony Revolore als einer der beiden Hauptdarsteller eher unauffällig agiert, spielt sein Gegenüber die Rolle seines Lebens: Ralph Fiennes geht M. Gustave völlig auf und ist mit enormer Spielfreude am Werk. Natürlich begeistert sein Protagonist vor allem auch durch seine wundervollen Wortwitze und sein allgemeines Auftreten, doch erst Fiennes erweckt die von Anderson brillant konstruierte Figur so zum Leben und er ist sichtlich euphorisch dabei. Seine Darbietung brodelt vor Nonchalance und Charme gerade zu über. Zwei Eigenschaften, die man allerdings auch dem ganzen Rest des Filmes zu schreiben kann. Denn nicht nur bei der Bezahlung der Darsteller hat sich Anderson nicht lumpen lassen: "Grand Budapest Hotel" ist ein überfülltes quietschbuntes Sammelsurium an Ideen und Einfällen. Auf drei Zeitebenen (die jeweils ihr eigenes Bildformat erhalten) erzählt Anderson dabei eine eigentlich recht simple Geschichte. So ist die Krimi-Erzählung über den zu Unrecht eines Mordes beschuldigten Erben, der Opfer eines besitzsüchtigen Monarchen wird, nicht sonderlich neu und in ihren Grundzügen kaum spannend. Das macht aber nichts, denn Anderson stellt eindrucksvoll unter Beweis, dass man allein durch filmische Gestaltung selbst der einfachsten Geschichte noch etwas Besonderes verleihen kann.
Das beginnt mit seinem guten Auge für die Symmetrie. Immer wieder - eigentlich pausenlos - verharrt das Bild auf symmetrisch angeordneten Bildern oder Locations, was sehr schnell seinen ganz eigenen Stil findet. Doch Anderson nur hier rauf zu beschränken, wäre viel zu einfach. Selbst zu sagen, der Film sei voll von Fantasie, würde ihm nicht gerecht werden. Anderson erschafft mit Herz und Seele seine eigene kleine Welt rund um das titelgebende Hotel und setzt dabei auf die ältesten Tricks: antiquierte Matte Paintings (gemalte Kulissen) erschaffen einen Hauch von nostalgischer Erinnerung an die großen Klassiker des Ausstattungsfilmes, in die man schon sehr bald auch diesen Film einreihen wird. Von den Kostümen der Darsteller über die Vielzahl an Frisuren bis hin zu den Gebäuden, der Aufmachung der Treppen im Hotel, dem Hotel selbst, alles steht prunkvoll und inspirierend für den künstlerischen Geist des Regisseurs und bleibt trotzdem stets ohne jeden Anflug von Größenwahn oder Gigantomanie. Als der Zuschauer im Mittelteil ein wenig Gefahr läuft, sich zu sehr an den Stil zu gewöhnen und ihn somit nicht mehr als ungewöhnlich wahrzunehmen, beweist Anderson auch noch ein hervorragendes Gespür für eben jenen Fall und bietet mit einer Skiverfolgungsjagd, die selbst "James Bond 007 - Im Geheimdienst ihrer Majestät" in ihre Schranken verweist, einen unerwarteten Höhepunkt.
Insgesamt verkauft sich "Grand Budapest Hotel" aber natürlich als Komödie und als solche will sie selbstredend lustig sein. Und das Drehbuch bietet wahrlich spritzige Dialoge, die dem Publikum leise Schmunzler von der ersten Minute an entlocken. Die meisten stehen dabei leider etwas zu selten im Dienste der Geschichte, funktionieren aber dennoch auf schöne Art und Weise. Gefallen tut, dass Anderson nie auf den heute modernen effekthascherischen Humor setzt, sondern es eher schwarz und "hinten herum" mag. So gibt es die Gags, welche einem recht offen ins Gesicht springen, aber auch die, die etwas länger brauchen, bis sie zünden. Überraschend ist, wie viele Witze letzten Endes wirklich sitzen. Während bei den meisten Komödien etwa 60 Prozent aller Späße eine Reaktion erzeugen, hört bei "Grand Budapest Hotel" das Grinsen gar nicht mehr auf, wenn Fiennes beispielsweise mal wieder eine lange vornehme Wortkette zum Besten gibt, um sie dann mit einem "Fuck it" zu beenden. Und besonders im Finale dreht Anderson noch einmal richtig auf. Allerdings fehlen der ganzen Scharade dann eben doch die 3-4 richtig großen Brüller, bei denen man herzhaft und lange lachen kann. So entsteht hinterher zwar der Eindruck, sich gut amüsiert zu haben, doch der eine wirkliche Kracher ist nicht unter den zahllosen sehr guten Momenten zu erkennen gewesen.
Fazit: "Grand Budapest Hotel" ist eine schwarzhumorige und im höchsten Maße amüsante Angelegenheit für den Zuschauer, aber auch ein visueller Genuss. Wes Anderson verkauft die Odyssee seines Protagonisten als Bonbon-buntes Paket und wartet darüber hinaus durch Ralph Fiennes Darstellung mit einer der besten schauspielerischen Leistungen des Jahres auf. Besonders überzeugend bleibt dabei vor allem der Eindruck des Unfassbaren im Raume stehen: vielem von dem, was man in diesem Film zu sehen bekommt, kann man nur mit Staunen begegnen. Für Filmhistoriker ist außerdem natürlich auch die Nutzung alter Hilfsmittel und damit die Erinnerung an längst vergangene Zeiten zu nennen, doch ist es gerade dieser Hauch von melancholischer Nostalgie gepaart mit den offensiven Dialogfeuerwerken und der einfach gehaltenen Geschichte, was Andersons Film die letzte Zutat verleiht, durch welche er wohl auch in vielen Jahren noch ein angesehener Familienfilm sein wird: seine Zeitlosigkeit. Charmant, ungezügelt, gerissen und bunt - Willkommen im "Grand Budapest Hotel"! Wir hoffen, dass Ihnen der Aufenthalt gefällt. Und wenn Sie noch Fragen haben, hilft Ihnen unser Concierge gerne weiter!
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Marvels The Avengers
Das ist es nun also. Nach jahrelanger Vorbereitung in Form der fünf Blockbuster "Iron Man", "Der unglaubliche Hulk", "Iron Man 2", "Thor" und "Captain America: The First Avenger" erscheint mit "Marvels The Avengers", wie immer unter dem wachsamen Auge des Produzenten Kevin Feige, das erste große Crossover dieses filmischen Comicuniversums mit Marvel-Helden im Fokus. Mit einem mehr als üppigen Budget ausgestattet, ließ man Joss Whedon auf dem Regiestuhl Platz nehmen und das Script schreiben, der bis dato eher im TV-Bereich bekannt war. Mit diesem Film macht er jedoch eindrucksvoll klar, dass er seine Stärken aus dem Fernsehen auch aufs Kino übertragen kann.
Besonders interessiert zeigt sich Whedon meist in gruppendynamischen Prozessen, ganz wichtig sind ihm aber auch schnelle, abwechslungsreiche und humorvolle Dialoge, die bei ihm eine ganz eigene Handschrift haben und die, weshalb er für diesen Film eine perfekte Besetzung ist, sich wunderbar mit dem Comicbackground der Avengers und den Figuren vertragen. Sein Ziel war hier, aus den Protagonisten der Solo-Filme eine Einheit zu formen, wofür er seinen Film bewusst dreiteilig gliedert. Im ersten Drittel führt er alle Charaktere noch einmal schnell ein und bereitet gleichzeitig die Bedrohung vor, im Mittelteil lässt er die Helden sich aneinander annähern und im Ende müssen sie zusammenarbeiten. Das funktioniert gut, vor allem deshalb, weil Whedon nichts überstürzt, aber auch immer Ergebnis-orientiert arbeitet. Man hat stets den Eindruck, in der Handlung voran zu kommen und einer Entwicklung zu folgen. Sehr schnell fällt Whedons Talent auf, in Dialogen kleinere Bemerkungen fallenzulassen, die erst nebensächlich wirken, aber später mehr Bedeutung kriegen, ohne dies zu offensichtlich zu gestalten. Überhaupt steckt in jedem Schlagabtausch sehr viel Inhalt, der meist nicht unbedingt nur mit der Handlung selbst, sondern auch mit den Charakteren oder Hintergründen zu tun haben kann und einem bei der ersten Sichtung entgeht. Es empfiehlt sich daher sehr, "The Avengers" ruhig ein zweites oder drittes Mal zu sehen, um auch die feinen und wohl überlegten kleineren Details vollends mitzubekommen.
In "The Avengers" kann Whedon dank der Vorgänger auf eine gigantische Besetzung zurückgreifen und weiß diese sehr gekonnt einzusetzen. Selbst kleinere Rollen sind mit Samuel L. Jackson, Stellan Skarsgård oder Gwyneth Paltrow hochkarätig besetzt. Für die Protagonisten im Fokus gilt, dass Whedon sie versucht, in der Tradition ihrer Solo-Einsätze zu zeigen. Sein Vorteil ist hierbei natürlich, dass er niemanden mehr einführen muss und die Charaktere alle bereits über einen detaillierten Hintergrund verfügen. So geht es schnell zur Sache und es ist ein großes Vergnügen, echten Könnern bei der Arbeit zuzusehen. Scarlett Johansson überzeugt so zum zweiten Mal als eiskalte Martial-Arts-Geheimagentin und Chris Hemsworth mimt erneut ohne Übertreibungen den überirdischen Donnergott Thor. Wirklich grandios sind die drei, die wohl auch (zu Recht) die meiste Screentime bekommen: der aus "Thor"-bekannte Loki wird von Tom Hiddleston erneut herrlich machiavellistisch als Bösewicht inszeniert und erfüllt angesichts der vielen Helden die Mammutaufgabe, als Bösewicht dennoch als Bedrohung zu erscheinen mit Bravour. Auf Heldenseite begeistert erneut Robert Downey Jr., der als Tony Stark wieder einmal alle Augen auf sich richtet und den Film oft beinahe zu einem dritten "Iron Man" Film werden lässt, so sehr richten sich die Blicke auf ihn. Edward Norton wiederholt seinen Auftritt als Bruce Banner nicht, stattdessen übernimmt Mark Ruffalo als genialer Wissenschaftler mit Monsterkomplex. Vermissen tut man Norton jedenfalls keine Sekunde, was alles über den grandiosen und nuancierten Auftritt Ruffalos aussagen sollte. Einzig Chris Evans als Captain America und Jeremy Renner als Bogenschütze Hawkeye bleiben blass, haben aber eigentlich auch nie sonderlich viel zu tun.
Wie bereits erwähnt: der Humor sitzt und die Wortgefechte zwischen der Gruppe sind exzellent geschrieben und gespielt. Besonders in den Passagen macht "The Avengers" richtig Spaß, wenn die Handlung sich um den MacGuffin aus "Captain America" dreht und die Charaktere, meist durch Clark Greggs Rolle, miteinander bekannt gemacht werden, sich verbal und physisch fetzen und sich dabei unterschiedliche Gruppen formen. Folglich ist die erste richtig große Actionszene nach 80 Minuten dann auch ein herrliches Chaos und setzt auf viele kurze, toll inszenierte Spannungsepisoden, in denen sich handgemachte Action mit CGI-Einlagen abwechseln. Schade, dass Whedon im dritten Akt der Film allerdings völlig entgleitet, bei dem Versuch, ein Actionhighlight zu markieren, das die fünf Vorgänger in den Schatten stellt. Die ewig lange Schlacht in New York gefällt zwar in ihrem Streben, jedem Helden seinen Höhepunkt zu widmen, ist aber insgesamt nur ein unendlich langes Zelebrieren einer Tötungsorgie von gesichtslosen Feinden. Der Humor wirkt hier zum ersten Mal aufgesetzt, viele Heldentaten ähneln sich unter einander zu sehr und mit dem Schielen auf ein jugendliches Publikum fehlt es leider bei aller Zerstörung an wirklichen zivilen Opfern und somit an echtem Drama. Für eine riesige Schlacht ist das Geschehen zu geleckt, zu geordnet, zu sauber und insgesamt viel zu brav. Schade, dass auch Hiddlestons Loki am Ende keinen ordentlichen Abgang bekommt, sondern nebenbei abgehandelt wird. Tony Starks finaler Moment ist dann wieder spannend und packend, kommt aber zu spät nach einem viel zu ermüdenden Ablauf immer gleicher Explosionen.
Fazit: Joss Whedon macht aus dem großen Marvel-Crossover den idealen Partyfilm und wahrscheinlich den Blockbuster des Jahres 2012. Der perfekte Film, um sich von coolen Typen 140 Minuten lang gepflegt unterhalten zu lassen. Die Sprüche sitzen, die Handlung ist auf simple Art effektiv, die Stimmung passt, die Darsteller sind grandios, die Ereignisse der Vorgänger werden gekonnt zusammengeführt und die Action kracht, wenn am Ende leider deutlich zu lange und zu sehr. Die erste Phase des Marvel Cinematic Universes ist damit abgeschlossen. Man darf daher gespannt sein, was in weiteren Teilen unterschiedlicher Reihen folgen wird.
Das ist es nun also. Nach jahrelanger Vorbereitung in Form der fünf Blockbuster "Iron Man", "Der unglaubliche Hulk", "Iron Man 2", "Thor" und "Captain America: The First Avenger" erscheint mit "Marvels The Avengers", wie immer unter dem wachsamen Auge des Produzenten Kevin Feige, das erste große Crossover dieses filmischen Comicuniversums mit Marvel-Helden im Fokus. Mit einem mehr als üppigen Budget ausgestattet, ließ man Joss Whedon auf dem Regiestuhl Platz nehmen und das Script schreiben, der bis dato eher im TV-Bereich bekannt war. Mit diesem Film macht er jedoch eindrucksvoll klar, dass er seine Stärken aus dem Fernsehen auch aufs Kino übertragen kann.
Besonders interessiert zeigt sich Whedon meist in gruppendynamischen Prozessen, ganz wichtig sind ihm aber auch schnelle, abwechslungsreiche und humorvolle Dialoge, die bei ihm eine ganz eigene Handschrift haben und die, weshalb er für diesen Film eine perfekte Besetzung ist, sich wunderbar mit dem Comicbackground der Avengers und den Figuren vertragen. Sein Ziel war hier, aus den Protagonisten der Solo-Filme eine Einheit zu formen, wofür er seinen Film bewusst dreiteilig gliedert. Im ersten Drittel führt er alle Charaktere noch einmal schnell ein und bereitet gleichzeitig die Bedrohung vor, im Mittelteil lässt er die Helden sich aneinander annähern und im Ende müssen sie zusammenarbeiten. Das funktioniert gut, vor allem deshalb, weil Whedon nichts überstürzt, aber auch immer Ergebnis-orientiert arbeitet. Man hat stets den Eindruck, in der Handlung voran zu kommen und einer Entwicklung zu folgen. Sehr schnell fällt Whedons Talent auf, in Dialogen kleinere Bemerkungen fallenzulassen, die erst nebensächlich wirken, aber später mehr Bedeutung kriegen, ohne dies zu offensichtlich zu gestalten. Überhaupt steckt in jedem Schlagabtausch sehr viel Inhalt, der meist nicht unbedingt nur mit der Handlung selbst, sondern auch mit den Charakteren oder Hintergründen zu tun haben kann und einem bei der ersten Sichtung entgeht. Es empfiehlt sich daher sehr, "The Avengers" ruhig ein zweites oder drittes Mal zu sehen, um auch die feinen und wohl überlegten kleineren Details vollends mitzubekommen.
In "The Avengers" kann Whedon dank der Vorgänger auf eine gigantische Besetzung zurückgreifen und weiß diese sehr gekonnt einzusetzen. Selbst kleinere Rollen sind mit Samuel L. Jackson, Stellan Skarsgård oder Gwyneth Paltrow hochkarätig besetzt. Für die Protagonisten im Fokus gilt, dass Whedon sie versucht, in der Tradition ihrer Solo-Einsätze zu zeigen. Sein Vorteil ist hierbei natürlich, dass er niemanden mehr einführen muss und die Charaktere alle bereits über einen detaillierten Hintergrund verfügen. So geht es schnell zur Sache und es ist ein großes Vergnügen, echten Könnern bei der Arbeit zuzusehen. Scarlett Johansson überzeugt so zum zweiten Mal als eiskalte Martial-Arts-Geheimagentin und Chris Hemsworth mimt erneut ohne Übertreibungen den überirdischen Donnergott Thor. Wirklich grandios sind die drei, die wohl auch (zu Recht) die meiste Screentime bekommen: der aus "Thor"-bekannte Loki wird von Tom Hiddleston erneut herrlich machiavellistisch als Bösewicht inszeniert und erfüllt angesichts der vielen Helden die Mammutaufgabe, als Bösewicht dennoch als Bedrohung zu erscheinen mit Bravour. Auf Heldenseite begeistert erneut Robert Downey Jr., der als Tony Stark wieder einmal alle Augen auf sich richtet und den Film oft beinahe zu einem dritten "Iron Man" Film werden lässt, so sehr richten sich die Blicke auf ihn. Edward Norton wiederholt seinen Auftritt als Bruce Banner nicht, stattdessen übernimmt Mark Ruffalo als genialer Wissenschaftler mit Monsterkomplex. Vermissen tut man Norton jedenfalls keine Sekunde, was alles über den grandiosen und nuancierten Auftritt Ruffalos aussagen sollte. Einzig Chris Evans als Captain America und Jeremy Renner als Bogenschütze Hawkeye bleiben blass, haben aber eigentlich auch nie sonderlich viel zu tun.
Wie bereits erwähnt: der Humor sitzt und die Wortgefechte zwischen der Gruppe sind exzellent geschrieben und gespielt. Besonders in den Passagen macht "The Avengers" richtig Spaß, wenn die Handlung sich um den MacGuffin aus "Captain America" dreht und die Charaktere, meist durch Clark Greggs Rolle, miteinander bekannt gemacht werden, sich verbal und physisch fetzen und sich dabei unterschiedliche Gruppen formen. Folglich ist die erste richtig große Actionszene nach 80 Minuten dann auch ein herrliches Chaos und setzt auf viele kurze, toll inszenierte Spannungsepisoden, in denen sich handgemachte Action mit CGI-Einlagen abwechseln. Schade, dass Whedon im dritten Akt der Film allerdings völlig entgleitet, bei dem Versuch, ein Actionhighlight zu markieren, das die fünf Vorgänger in den Schatten stellt. Die ewig lange Schlacht in New York gefällt zwar in ihrem Streben, jedem Helden seinen Höhepunkt zu widmen, ist aber insgesamt nur ein unendlich langes Zelebrieren einer Tötungsorgie von gesichtslosen Feinden. Der Humor wirkt hier zum ersten Mal aufgesetzt, viele Heldentaten ähneln sich unter einander zu sehr und mit dem Schielen auf ein jugendliches Publikum fehlt es leider bei aller Zerstörung an wirklichen zivilen Opfern und somit an echtem Drama. Für eine riesige Schlacht ist das Geschehen zu geleckt, zu geordnet, zu sauber und insgesamt viel zu brav. Schade, dass auch Hiddlestons Loki am Ende keinen ordentlichen Abgang bekommt, sondern nebenbei abgehandelt wird. Tony Starks finaler Moment ist dann wieder spannend und packend, kommt aber zu spät nach einem viel zu ermüdenden Ablauf immer gleicher Explosionen.
Fazit: Joss Whedon macht aus dem großen Marvel-Crossover den idealen Partyfilm und wahrscheinlich den Blockbuster des Jahres 2012. Der perfekte Film, um sich von coolen Typen 140 Minuten lang gepflegt unterhalten zu lassen. Die Sprüche sitzen, die Handlung ist auf simple Art effektiv, die Stimmung passt, die Darsteller sind grandios, die Ereignisse der Vorgänger werden gekonnt zusammengeführt und die Action kracht, wenn am Ende leider deutlich zu lange und zu sehr. Die erste Phase des Marvel Cinematic Universes ist damit abgeschlossen. Man darf daher gespannt sein, was in weiteren Teilen unterschiedlicher Reihen folgen wird.
Mayrathon - I
Der Schatz im Silbersee
Seine Reiseromane über den weisen Apachenhäuptling Winnetou erlangten schnell große Beliebtheit: Karl May, einer der berühmtesten deutschen Schriftsteller des Abenteuergenres, verstand es perfekt, den romantischen Hauch des wilden Westens in packende Geschichten einzubinden. 1962 waren die Bücher immer noch Bestseller und so wurden sie für den deutschen Film-Produzenten Horst Wendlandt interessant und er begann mit der Absicht, viele weitere Winnetou-Verfilmungen zu produzieren, mit der Arbeit an einem der bekanntesten Romane Mays. "Der Schatz im Silbersee" sollte das potenzielle Franchise begründen. Zwar erzählt eigentlich "Winnetou I" die Anfänge der Blutsbrüderschaft von Winnetou und dem Westmann Old Shatterhand, doch entschied man sich, den Zuschauern die beiden zuerst als Duo vorzustellen, bevor man später eventuell ihre Anfänge zeigen wollten. Das Ergebnis ist ein deutscher Western, der auch nach vielen Jahren nichts von seinem Esprit verloren hat.
Obwohl "Der Schatz im Silbersee" eben nicht die Anfangsgeschichte seiner Helden erzählt, gelingt es dem Regisseur Harald Reinl in einem wunderbar einfachen und kurzen Intro, die beiden Protagonisten sehr stimmig einzuführen. Im weiteren wird er davon profitieren, die beiden brillant besetzt zu haben. Lex Barker ist eine charismatische und agile Personalie, der es mit spielerischer Leichtigkeit gelingt, den berühmten Träger des legendären Henrystutzen (sein "Zaubergewehr") innerhalb weniger Minuten zum Sympathieträger zu machen. Der Franzose Pierre Brice bekommt als Winnetou zwar deutlich weniger Screentime als sein Kollege und spricht nur wenig Text, wird von Reinl aber so würdevoll in Szene gesetzt, dass seine Rolle etwas beinahe mythisches enthält und ganz ohne weitere Aktionen hervorragend seinen Teil zur Wirkung des Filmes herbeiträgt. Übrigens gelingt Reinl die Besetzung sämtlicher Nebencharaktere ähnlich passend. Besonders Ralf Wolter als kauziger Sam Hawkins und Eddi Arent als Lord Castlepool, deren Aufgabe es ist, für die humorvollen Momente der Handlung zu sorgen, sind eine enorm bereichernde Auflockerung, denn obwohl es auf die beiden bezogen immer wieder zu Slapstick-Momenten kommt, sind gerade diese es, die es dem Zuschauer erleichtern, die stark idealisierte Geschichte Mays schnell zu akzeptieren und die überromantisierten Bilder des Westens bekommen beinahe eine Aura der Selbstironie verliehen.
Die Geschichte selbst ist mittlerweile wohl jedem bekannt, hat keine großen Überraschungen und wird sicher etwas zu lang erzählt. Den Vorwurf sollte sich Reinl durchaus gefallen lassen, denn wo er in der ersten Hälfte seines 106 Minuten langen Abenteuers noch die Handlung stetig auf ein konkretes Ziel hinfokussiert und die Ereignisse mit dem großen Angriff auf die Farm der Pattersons einen waschechten Actionhöhepunkt bekommen, dem man die aufwenigen Choreographien anmerkt und der sich vor vergleichbaren amerikanischen Filmen keinesfalls zu verstecken braucht, verliert die wirkliche Reise zum Silbersee in der zweiten Hälfte etwas diesen dichten Aufbau, weil man merkt, wie die Handlung durch die Einbeziehung der feindlichen Utahs merklich gestreckt wird. Zwar sind die Episoden und besonders der Kampf zwischen Shatterhand und dem Häuptling Großer Wolf spannend und atmosphärisch, lassen aber leider auch die Kerngeschichte etwas in den Hintergrund rücken. Und wenn dann später die Utahs sogar noch ein zweites Mal für eine zusätzliche Streckung verwendet werden, schaut man schon einmal auf die Uhr. Das hängt aber auch damit zusammen, dass eine echte Identifikationsperson, in diesem Fall der junge Fred Engel, toll verkörpert vom jungen Götz George, der in der ersten Stunde noch sehr aktiv und in die Geschehnisse einbezogen ist, im späteren Verlauf immer passiver wird und man teilweise glaubt, er sei von der Regie ein wenig vergessen worden.
Was jedoch konstant ganz stark ist, ist die Einbindung Jugoslawiens, welches hier die Vereinigten Staaten doubelt. Die Landschaftsaufnahmen Reinls sind prächtig und großzügig opulent eingefangen, ohne sich jemals zu sehr aufzudrängen. Ob nun die weiten Felder, die weißen Felsen oder das klare Wasser des Silbersees, die Regie beweist an allen Orten ein gutes Auge für schöne Einstellungen und elegante Kamerafahrten. Noch imposanter ist nur die Musik von Martin Böttcher. Das legendäre Thema ist ohnehin genial und kann heutzutage jedes Kind summen, aber auch so ist es besonders seine Arbeit, die den Film enorm aufwertet und gerade in den, wie bereits erwähnt, zu langen und zu langatmigen Mittelteil hin und wieder etwas Würze hineinbringt. Eine letzte Erwähnung gilt Herbert Lom als gierigem Colonel Brinkley, der wirkt, als habe man ihn direkt von einem Italo-Western-Dreh aus nach Jugoslawien einfliegen lassen. Er darf zwar nur den stereotypen Widersacher spielen, tut dies aber mit einer Aura der Gewissenlosigkeit, die ihn als Bösewicht sofort qualifiziert. Schade ist, dass seine Rolle wie die von George viel zu passiv ist und er ebenfalls in dem ewig gestreckten Utah-Part der Geschichte in Vergessenheit gerät. Sein Abgang ist allerdings erinnerungswürdig, wenn man sich vielleicht auch eher gewünscht hätte, die Abrechnung mit dem Schurken direkter durch Einfluss der Helden zu erfahren. Aber sei es drum, die bestehende Szene ist auch eine nette Idee und thematisch absolut passend.
Fazit: Die Action, besonders der ganz große Actionmoment zur Mitte des Filmes, ist wirklich beeindruckend und die Besetzung durchweg stark. Von der Geschichte des ersten Karl-May-Leinwand-Abenteuers, dass sich allerdings dann doch nur selten an die Romanvorlage hält, kann man das nicht unbedingt behaupten, dazu ist der Film ungefähr zwanzig Minuten zu lang. Dafür begeistern die Musik Böttchers, die tiefen Einblicke in die Natur Jugoslawiens und der lockere Humor, der sich auch traut, ruhig mal ein wenig ungezügelt auf Albernheiten zu setzen, die sich erstaunlich gut integrieren. Bei all dem spricht durchaus auch ein wenig Verklärung aus dem Zuschauer, denn "Der Schatz im Silbersee" ist sicherlich ein guter deutscher Western, dem es jedoch oft am sehr gutem oder grandiosem fehlt, dass ihn zu mehr gemacht hätte. Ein verheißungsvoller Beginn war und ist er jedoch allemal.
Seine Reiseromane über den weisen Apachenhäuptling Winnetou erlangten schnell große Beliebtheit: Karl May, einer der berühmtesten deutschen Schriftsteller des Abenteuergenres, verstand es perfekt, den romantischen Hauch des wilden Westens in packende Geschichten einzubinden. 1962 waren die Bücher immer noch Bestseller und so wurden sie für den deutschen Film-Produzenten Horst Wendlandt interessant und er begann mit der Absicht, viele weitere Winnetou-Verfilmungen zu produzieren, mit der Arbeit an einem der bekanntesten Romane Mays. "Der Schatz im Silbersee" sollte das potenzielle Franchise begründen. Zwar erzählt eigentlich "Winnetou I" die Anfänge der Blutsbrüderschaft von Winnetou und dem Westmann Old Shatterhand, doch entschied man sich, den Zuschauern die beiden zuerst als Duo vorzustellen, bevor man später eventuell ihre Anfänge zeigen wollten. Das Ergebnis ist ein deutscher Western, der auch nach vielen Jahren nichts von seinem Esprit verloren hat.
Obwohl "Der Schatz im Silbersee" eben nicht die Anfangsgeschichte seiner Helden erzählt, gelingt es dem Regisseur Harald Reinl in einem wunderbar einfachen und kurzen Intro, die beiden Protagonisten sehr stimmig einzuführen. Im weiteren wird er davon profitieren, die beiden brillant besetzt zu haben. Lex Barker ist eine charismatische und agile Personalie, der es mit spielerischer Leichtigkeit gelingt, den berühmten Träger des legendären Henrystutzen (sein "Zaubergewehr") innerhalb weniger Minuten zum Sympathieträger zu machen. Der Franzose Pierre Brice bekommt als Winnetou zwar deutlich weniger Screentime als sein Kollege und spricht nur wenig Text, wird von Reinl aber so würdevoll in Szene gesetzt, dass seine Rolle etwas beinahe mythisches enthält und ganz ohne weitere Aktionen hervorragend seinen Teil zur Wirkung des Filmes herbeiträgt. Übrigens gelingt Reinl die Besetzung sämtlicher Nebencharaktere ähnlich passend. Besonders Ralf Wolter als kauziger Sam Hawkins und Eddi Arent als Lord Castlepool, deren Aufgabe es ist, für die humorvollen Momente der Handlung zu sorgen, sind eine enorm bereichernde Auflockerung, denn obwohl es auf die beiden bezogen immer wieder zu Slapstick-Momenten kommt, sind gerade diese es, die es dem Zuschauer erleichtern, die stark idealisierte Geschichte Mays schnell zu akzeptieren und die überromantisierten Bilder des Westens bekommen beinahe eine Aura der Selbstironie verliehen.
Die Geschichte selbst ist mittlerweile wohl jedem bekannt, hat keine großen Überraschungen und wird sicher etwas zu lang erzählt. Den Vorwurf sollte sich Reinl durchaus gefallen lassen, denn wo er in der ersten Hälfte seines 106 Minuten langen Abenteuers noch die Handlung stetig auf ein konkretes Ziel hinfokussiert und die Ereignisse mit dem großen Angriff auf die Farm der Pattersons einen waschechten Actionhöhepunkt bekommen, dem man die aufwenigen Choreographien anmerkt und der sich vor vergleichbaren amerikanischen Filmen keinesfalls zu verstecken braucht, verliert die wirkliche Reise zum Silbersee in der zweiten Hälfte etwas diesen dichten Aufbau, weil man merkt, wie die Handlung durch die Einbeziehung der feindlichen Utahs merklich gestreckt wird. Zwar sind die Episoden und besonders der Kampf zwischen Shatterhand und dem Häuptling Großer Wolf spannend und atmosphärisch, lassen aber leider auch die Kerngeschichte etwas in den Hintergrund rücken. Und wenn dann später die Utahs sogar noch ein zweites Mal für eine zusätzliche Streckung verwendet werden, schaut man schon einmal auf die Uhr. Das hängt aber auch damit zusammen, dass eine echte Identifikationsperson, in diesem Fall der junge Fred Engel, toll verkörpert vom jungen Götz George, der in der ersten Stunde noch sehr aktiv und in die Geschehnisse einbezogen ist, im späteren Verlauf immer passiver wird und man teilweise glaubt, er sei von der Regie ein wenig vergessen worden.
Was jedoch konstant ganz stark ist, ist die Einbindung Jugoslawiens, welches hier die Vereinigten Staaten doubelt. Die Landschaftsaufnahmen Reinls sind prächtig und großzügig opulent eingefangen, ohne sich jemals zu sehr aufzudrängen. Ob nun die weiten Felder, die weißen Felsen oder das klare Wasser des Silbersees, die Regie beweist an allen Orten ein gutes Auge für schöne Einstellungen und elegante Kamerafahrten. Noch imposanter ist nur die Musik von Martin Böttcher. Das legendäre Thema ist ohnehin genial und kann heutzutage jedes Kind summen, aber auch so ist es besonders seine Arbeit, die den Film enorm aufwertet und gerade in den, wie bereits erwähnt, zu langen und zu langatmigen Mittelteil hin und wieder etwas Würze hineinbringt. Eine letzte Erwähnung gilt Herbert Lom als gierigem Colonel Brinkley, der wirkt, als habe man ihn direkt von einem Italo-Western-Dreh aus nach Jugoslawien einfliegen lassen. Er darf zwar nur den stereotypen Widersacher spielen, tut dies aber mit einer Aura der Gewissenlosigkeit, die ihn als Bösewicht sofort qualifiziert. Schade ist, dass seine Rolle wie die von George viel zu passiv ist und er ebenfalls in dem ewig gestreckten Utah-Part der Geschichte in Vergessenheit gerät. Sein Abgang ist allerdings erinnerungswürdig, wenn man sich vielleicht auch eher gewünscht hätte, die Abrechnung mit dem Schurken direkter durch Einfluss der Helden zu erfahren. Aber sei es drum, die bestehende Szene ist auch eine nette Idee und thematisch absolut passend.
Fazit: Die Action, besonders der ganz große Actionmoment zur Mitte des Filmes, ist wirklich beeindruckend und die Besetzung durchweg stark. Von der Geschichte des ersten Karl-May-Leinwand-Abenteuers, dass sich allerdings dann doch nur selten an die Romanvorlage hält, kann man das nicht unbedingt behaupten, dazu ist der Film ungefähr zwanzig Minuten zu lang. Dafür begeistern die Musik Böttchers, die tiefen Einblicke in die Natur Jugoslawiens und der lockere Humor, der sich auch traut, ruhig mal ein wenig ungezügelt auf Albernheiten zu setzen, die sich erstaunlich gut integrieren. Bei all dem spricht durchaus auch ein wenig Verklärung aus dem Zuschauer, denn "Der Schatz im Silbersee" ist sicherlich ein guter deutscher Western, dem es jedoch oft am sehr gutem oder grandiosem fehlt, dass ihn zu mehr gemacht hätte. Ein verheißungsvoller Beginn war und ist er jedoch allemal.
Don't laugh, I'm being cool.
Chappie
Im Jahre 2016 ist die Korruption und Brutalität auf den Straßen Johannesburgs soweit voran geschritten, dass Polizei-Roboter eingesetzt werden müssen, um den Verbrechern Einhalt zu gebieten. Was wie eine düstere Zukunftvision eines modernen George Orwells klingt, ist in Wahrheit die Ausgangssituation des Sci-Fi-Thrillers "Chappie" von Regisseur Neill Blomkamp. Dieser wurde eigentlich für seinen dokumentationsartigen Look bekannt, erzählt "Chappie" allerdings durchgehend in der üblichen Hollywood-Hochglanzoptik, sofern man angesichts der Zustände in Johannesburg von "Hochglanz" sprechen kann. Die Coming of Age Handlung über einen Roboter, der zwischen Moral und Gangstermilieu hin und her gerissen ist und die zusätzliche Thematik über künstliche Intelligenz und dem Fortbestehen des Bewusstseins nach dem Tod machen dabei auf den ersten Blick einiges her, dennoch verlässt man "Chappie" leider trotzdem mit einem ziemlichen faden Beigeschmack.
Inszenatorisch macht Blomkamp eigentlich gar nicht so viel verkehrt. Die Handlung ist angenehm aufgebaut und erfreulicherweise überraschend rasch und schnell eingeleitet, ohne den Zuschauer aber zu sehr an die Hand zu nehmen. Die erste halbe Stunde gestaltet sich zwar etwas wacklig, da einiges an Vorbereitung für das Publikum noch keinen erkennbaren Zweck erfüllt, doch wenn dann alle Charaktere in Position gebracht sind und der titelgebende Chappie auftaucht, dann ist der Film voll in seinem Element. Chappie selbst wird durch das Motion-Capture-Verfahren von Sharlto Copley verkörpert und das funktioniert, weil die Effekte doch wirklich grandios aussehen und so die Interaktion mit den Darstellern funktionieren. Die wesentlichen Protagonisten sind im Mittelteil die Mitglieder der Rap-Band Die Antwoord, hier Watkin Tudor Jones, Jose Pablo Cantillo und Yolandi Visser, welche knallharte Gangster überzeugend porträtieren und Chappie in ihre Kreise ziehen. Das führt zu mehr als nur amüsanten Momenten (das Durchführen mehrerer Grand Theft Autos oder das Üben von Beschimpfungen) und die Beziehung der Gangster zu Chappie, die mehr und mehr durch ihn gezwungen werden, ihr eigenes Handeln zu hinterfragen und einem so immer weiter ans Herz wachsen, ist das Herzstück des Filmes.
Genauso ist auch Chappie toll anzusehen, wenn er anfangs in der Kindesphase einem scheuen Reh ähnelt und später als "Jugendlicher" die prolligen möchtegern-coolen Verhaltensweisen seiner Bezugspersonen nachäfft. Nein, der Gangster-Teil des Filmes ist ein großer Spaß und lässt dennoch immer leichte gesellschaftskritische Züge erkennen, was das ganze sogar noch um eine Ecke raffinierter macht. Zusammen mit der staubigen Atmosphäre Johannesburgs und dem tollen und für ihn sehr ungewöhnlichen, aber absolut druckvollen Soundtrack von Hans Zimmer hätte das für einen guten Film gereicht. Leider gibt es da aber noch die andere Seite des Filmes, rund um Chappies Entwickler Deon. Und Deon-Darsteller Dev Patel hat leider erschreckend wenig Leinwandpräsenz, muss aber der Geschichte wegen immer wieder in den Gangster-Plot eingreifen und die moralisch vertretbare Seite spielen. Dass eine solche Figur von Nöten ist, sollte klar sein, doch sein Verhältnis zu Chappie ist zu schnell aufgebaut, zu schnell wieder zerstört und die beiden teilen sich (weil Blomkamp den Film eben auf die Macho-Gangster fokussiert) auch zu wenig Szenen, damit man ihnen die tiefe Verbundenheit abkaufen kann.
Dennoch ist "Chappie" in den ersten neunzig Minuten gute und unterhaltsame Sci-Fi-Kost. Leider ist die letzte halbe Stunde ziemlich misslungen. Das beginnt damit, dass der bereits vorher unnötige Nebenpart über "X-Men"-Star Hugh Jackman, bei dem man bereits nach wenigen Minuten weiß, worauf alles hinauslaufen wird, tatsächlich genau so verläuft, wie man es erwartet, was in einem leider mehr als seelenlosen und konventionell gemachten Actionfinale endet, dass man so schon hundert Mal gesehen hat und das in der Form niemanden mehr vom Hocker reißen wird (auch wenn Jackman sichtlich Spaß am fies sein hat). Ganz übel ist, wie ein vorher sich als effizienter Regisseur erwiesener Mann wie Blomkamp hier plötzlich auf übelsten Kitsch zurückgreifen muss und damit beinahe ungewolltes Lachen im Kinosaal aufkommen lässt. Zwar ist man durch die Bindung an die Figuren weiterhin in das Geschehen involviert und handwerklich ist besonders die Kameraführung zu loben, doch über die eindeutige Einfallslosigkeit der Geschichte kann das nicht hinwegtäuschen. Noch peinlicher ist aber, was "Chappie" sich nach dem Showdown erlaubt. Blomkamp bemüht sich zwar, das Thema "Bewusstsein" und "Verbleib der Seele" einen vernünftigen Abschluss zu geben, verliert sich aber in einer Mischung aus esoterischem Blödsinn und absurder Rührseligkeit. Mit einem persönlicheren und mutigeren Finale wäre hier viel mehr drin gewesen.
Fazit: Ein wenig zeigt Blomkamp mit "Chappie" ziemlich genau auf, wie schnell aus dem Eindruck eines passablen und unterhaltsamen Filmes der eines missratenen werden kann, wenn man den Zuschauer mit dem falschen Gefühl entlässt. Deswegen muss man bei der Bewertung am Ende auch etwas differenzieren. Denn die ersten drei Viertel des Abenteuers sind überzeugend, witzig und machen Spaß, weil sie einerseits durch die interessante Dynamik zwischen den Hauptcharakteren und andererseits durch die mal etwas anders erzählte Version der üblichen Coming-of-Age-Storys einen angenehmen Schwung haben, dem Blomkamps schnelles Erzähltempo und Zimmers abgedrehte Musik zu Gute kommen. Doch das Ende ist nun mal ein Dämpfer und zwar ein ganz gewaltiger. Und ob seiner gravierenden Auswirkungen auf die letztendliche Stimmung des Filmes ein ungemein gewichtiger. Natürlich sollen die letzten fünfundzwanzig Minuten nicht die vorherigen anderthalb Stunden völlig unvergessen machen, doch angesichts der puren Einfallslosigkeit und geballten Unkreativität, mit der das zudem auch noch wenig intelligente Finale aufwartet, geht man schon leicht verärgert aus dem Kino. Und wenn man das Kino mit einer Stimmung nicht verlassen will, dann mit Ärger.
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Im Jahre 2016 ist die Korruption und Brutalität auf den Straßen Johannesburgs soweit voran geschritten, dass Polizei-Roboter eingesetzt werden müssen, um den Verbrechern Einhalt zu gebieten. Was wie eine düstere Zukunftvision eines modernen George Orwells klingt, ist in Wahrheit die Ausgangssituation des Sci-Fi-Thrillers "Chappie" von Regisseur Neill Blomkamp. Dieser wurde eigentlich für seinen dokumentationsartigen Look bekannt, erzählt "Chappie" allerdings durchgehend in der üblichen Hollywood-Hochglanzoptik, sofern man angesichts der Zustände in Johannesburg von "Hochglanz" sprechen kann. Die Coming of Age Handlung über einen Roboter, der zwischen Moral und Gangstermilieu hin und her gerissen ist und die zusätzliche Thematik über künstliche Intelligenz und dem Fortbestehen des Bewusstseins nach dem Tod machen dabei auf den ersten Blick einiges her, dennoch verlässt man "Chappie" leider trotzdem mit einem ziemlichen faden Beigeschmack.
Inszenatorisch macht Blomkamp eigentlich gar nicht so viel verkehrt. Die Handlung ist angenehm aufgebaut und erfreulicherweise überraschend rasch und schnell eingeleitet, ohne den Zuschauer aber zu sehr an die Hand zu nehmen. Die erste halbe Stunde gestaltet sich zwar etwas wacklig, da einiges an Vorbereitung für das Publikum noch keinen erkennbaren Zweck erfüllt, doch wenn dann alle Charaktere in Position gebracht sind und der titelgebende Chappie auftaucht, dann ist der Film voll in seinem Element. Chappie selbst wird durch das Motion-Capture-Verfahren von Sharlto Copley verkörpert und das funktioniert, weil die Effekte doch wirklich grandios aussehen und so die Interaktion mit den Darstellern funktionieren. Die wesentlichen Protagonisten sind im Mittelteil die Mitglieder der Rap-Band Die Antwoord, hier Watkin Tudor Jones, Jose Pablo Cantillo und Yolandi Visser, welche knallharte Gangster überzeugend porträtieren und Chappie in ihre Kreise ziehen. Das führt zu mehr als nur amüsanten Momenten (das Durchführen mehrerer Grand Theft Autos oder das Üben von Beschimpfungen) und die Beziehung der Gangster zu Chappie, die mehr und mehr durch ihn gezwungen werden, ihr eigenes Handeln zu hinterfragen und einem so immer weiter ans Herz wachsen, ist das Herzstück des Filmes.
Genauso ist auch Chappie toll anzusehen, wenn er anfangs in der Kindesphase einem scheuen Reh ähnelt und später als "Jugendlicher" die prolligen möchtegern-coolen Verhaltensweisen seiner Bezugspersonen nachäfft. Nein, der Gangster-Teil des Filmes ist ein großer Spaß und lässt dennoch immer leichte gesellschaftskritische Züge erkennen, was das ganze sogar noch um eine Ecke raffinierter macht. Zusammen mit der staubigen Atmosphäre Johannesburgs und dem tollen und für ihn sehr ungewöhnlichen, aber absolut druckvollen Soundtrack von Hans Zimmer hätte das für einen guten Film gereicht. Leider gibt es da aber noch die andere Seite des Filmes, rund um Chappies Entwickler Deon. Und Deon-Darsteller Dev Patel hat leider erschreckend wenig Leinwandpräsenz, muss aber der Geschichte wegen immer wieder in den Gangster-Plot eingreifen und die moralisch vertretbare Seite spielen. Dass eine solche Figur von Nöten ist, sollte klar sein, doch sein Verhältnis zu Chappie ist zu schnell aufgebaut, zu schnell wieder zerstört und die beiden teilen sich (weil Blomkamp den Film eben auf die Macho-Gangster fokussiert) auch zu wenig Szenen, damit man ihnen die tiefe Verbundenheit abkaufen kann.
Dennoch ist "Chappie" in den ersten neunzig Minuten gute und unterhaltsame Sci-Fi-Kost. Leider ist die letzte halbe Stunde ziemlich misslungen. Das beginnt damit, dass der bereits vorher unnötige Nebenpart über "X-Men"-Star Hugh Jackman, bei dem man bereits nach wenigen Minuten weiß, worauf alles hinauslaufen wird, tatsächlich genau so verläuft, wie man es erwartet, was in einem leider mehr als seelenlosen und konventionell gemachten Actionfinale endet, dass man so schon hundert Mal gesehen hat und das in der Form niemanden mehr vom Hocker reißen wird (auch wenn Jackman sichtlich Spaß am fies sein hat). Ganz übel ist, wie ein vorher sich als effizienter Regisseur erwiesener Mann wie Blomkamp hier plötzlich auf übelsten Kitsch zurückgreifen muss und damit beinahe ungewolltes Lachen im Kinosaal aufkommen lässt. Zwar ist man durch die Bindung an die Figuren weiterhin in das Geschehen involviert und handwerklich ist besonders die Kameraführung zu loben, doch über die eindeutige Einfallslosigkeit der Geschichte kann das nicht hinwegtäuschen. Noch peinlicher ist aber, was "Chappie" sich nach dem Showdown erlaubt. Blomkamp bemüht sich zwar, das Thema "Bewusstsein" und "Verbleib der Seele" einen vernünftigen Abschluss zu geben, verliert sich aber in einer Mischung aus esoterischem Blödsinn und absurder Rührseligkeit. Mit einem persönlicheren und mutigeren Finale wäre hier viel mehr drin gewesen.
Fazit: Ein wenig zeigt Blomkamp mit "Chappie" ziemlich genau auf, wie schnell aus dem Eindruck eines passablen und unterhaltsamen Filmes der eines missratenen werden kann, wenn man den Zuschauer mit dem falschen Gefühl entlässt. Deswegen muss man bei der Bewertung am Ende auch etwas differenzieren. Denn die ersten drei Viertel des Abenteuers sind überzeugend, witzig und machen Spaß, weil sie einerseits durch die interessante Dynamik zwischen den Hauptcharakteren und andererseits durch die mal etwas anders erzählte Version der üblichen Coming-of-Age-Storys einen angenehmen Schwung haben, dem Blomkamps schnelles Erzähltempo und Zimmers abgedrehte Musik zu Gute kommen. Doch das Ende ist nun mal ein Dämpfer und zwar ein ganz gewaltiger. Und ob seiner gravierenden Auswirkungen auf die letztendliche Stimmung des Filmes ein ungemein gewichtiger. Natürlich sollen die letzten fünfundzwanzig Minuten nicht die vorherigen anderthalb Stunden völlig unvergessen machen, doch angesichts der puren Einfallslosigkeit und geballten Unkreativität, mit der das zudem auch noch wenig intelligente Finale aufwartet, geht man schon leicht verärgert aus dem Kino. Und wenn man das Kino mit einer Stimmung nicht verlassen will, dann mit Ärger.
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Mayrathon - II
Winnetou I
Glauben zahlt sich offenbar manchmal aus. Nach dem 1962 "Der Schatz im Silbersee", die erste Karl-May-Verfilmung unter der Leitung von Produzent Horst Wendtlandt, tatsächlich den erhofften Erfolg brachte, kam bereits ein Jahr später das nächste Spektakel ins Kino, welches den deutschen Westmann Old Shatterhand und den Apachenhäuptling Winnetou in den Vordergrund stellt. "Häuptling" hier allerdings in Anführungszeichen, denn nach dem die Paarung der beiden sich am Silbersee als erfolgreich bewiesen hatte, wagte man sich nun, die Anfänge des Duos zu beleuchten und in Form eines Prequels ihr erstes Aufeinandertreffen zu zeigen, bei dem Winnetou noch der Sohn des Häuptlings ist und sich seine späteren Moralvorstellungen noch in der Entwicklung befinden. Auf dem Weg dorthin fliegen wie im Vorgänger die Fäuste, wiehern die Pferde und rauchen die Gewehre, vor prächtiger Naturkulisse im alten Jugoslawien.
So ganz genau nimmt es "Winnetou I" zwar nicht unbedingt mit der Mayschen Vorlage, orientiert sich aber stärker als der Silbersee-Schatz an den Romanen. Eine gute und richtige Entscheidung, schließlich bietet die Handlung alles, was das Westernherz erfreut: große Actionmomente, spannende Szenarien, eine episch-breite Geschichte und viele Emotionen. Und Harald Reinl, der wieder auf dem Regiestuhl Platz nahm, gibt sich sichtlich Mühe, dies auch genauso einzufangen. Oft gelingt ihm das wunderbar, so ganz leugnen lässt sich aber in all den Szenen dennoch nicht, dass Reinl zwar ein guter, aber kein grandioser Regisseur war. Gerade in Punkto "Emotionen" und "Humor" lässt er einiges liegen. Nicht, das Ralf Wolter als Sam Hawkins nicht immer noch ein Brüller wäre. Aber seine "Freundin" Vollmond, gespielt von Ana Kranjcec, kann in der Form nur als schlechter Scherz gemeint gewesen sein. Noch schlimmer sind nur die Slapstick-Szenen mit Chris Howland als Fotografen, der mit der Handlung nichts zu tun hat und immer wieder kurze Sketche spendiert bekommt, die den Charme und Witz eines Eddi Arents aus dem Vorgänger völlig vermissen lassen und schnell eher nerven, als unterhalten. Andere kleine Nebencharaktere, denen Reinl sichtlich versucht, ein Innenleben zu verleihen, wie der Kellnerin Belle oder dem Gangster Bullock, bleiben unauffällig, weil Reinl es nicht schafft, den Zuschauer an diese Leute zu binden und sie nur im Schatten der vier bis fünf zentralen Charaktere stehen dürfen.
Dafür zeigt er seine technische Versiertheit in den Actionszenen, die ihm allesamt gelungen sind. Der anfängliche Indianerangriff auf den Track oder die große Schlacht im Eisenbahn-Camp sind toll in Szene gesetzt und temporeich inszeniert und brauchen sich vor ähnlichen Produktionen der damaligen Zeit keinesfalls zu verstecken. Dass Jugoslawien im Übrigen nur mit viel Mühe und Not an den wilden Westen erinnert, stört erneut gar nicht, weil es seinen ganz eigenen Charme hat und Reinl seine Locations mit einer gewissen Prise Romantik einzufangen weiß. Ein wirkliches Highlight der Reihe stellt später die Glaubensprüfung da, die Old Shatterhand bestehen muss. Nicht nur, das dies wohl der spannendste Moment des Filmes ist, die Anspannung ist förmlich greifbar und die Musik von Martin Böttcher, die sich natürlich immer wieder besonders durch das berühmte Thema bemerkbar macht, treibt hier den Zuschauer zum Nägelkauen geradezu an. Überhaupt gefällt, wie es Reinl gelingt, den Film vom Rhythmus und Tempo her sehr gut auf diesen Höhepunkt zuzusteuern, da gibt es an all den kleinen Feinheiten nur sehr wenig zu meckern. Schade ist, das nach der Blutsbrüderschaft Winnetous und Shatterhands nur noch wenig folgt. Das Finale kann zwar mit ein paar "überraschenden" Todesfällen aufwarten, geht aber zu schnell und der Weg dahin wirkt doch etwas sehr arg konstruiert, was aber auch der ähnlichen Vorlage geschuldet ist.
Bei der Betrachtung der Besetzung stechen natürlich zuerst die alten Bekannten ins Auge: Lex Barker und Pierre Brice. Und die beiden passen eben wie die Faust aufs Auge in ihre Rollen. Gerade Brice scheint sich nach dem Vorgänger in seinem Indianerkostüm nun richtig wohlzufühlen und bringt die edle Rothaut genau richtig wirkend rüber. Barker als eigentlicher Protagonist der Geschichte liefert eine charismatische und engagierte Performance ab und überzeugt erneut in den Faustkämpfen mit der nötigen Sportlichkeit. Wirklich großartig ist die Leistung von Mario Adorf, der einen Bösewicht zum besten gibt, den man wirklich hassen kann. Zwar ist die Rolle, wie alle bei Karl May, idealisiert und eindimensional bis zum geht nicht mehr, was hier aber gerade hervorhebt, wie hassenswert sein Santer doch ist. Und auch Walter Barnes, der in einer kleinen Nebenrolle auftaucht, bleibt durch seine natürliche Ausstrahlung in Erinnerung, auch wenn man hier fairerweise sagen muss, dass es für ihn wenig zu spielen gibt. Abfallen tut die Besetzung leider auf Seite der Apachen. Mavid Popovi als Winnetous Vater Intschu-tschuna wirkt und tritt wie eine beliebige Randfigur auf, Klekih-petra-Darsteller Hrvoje Svob kommt nie so recht im Film an und wirkt etwas neben der Spur und die hübsche Französin Marie Versini als Schwester Winnetous Nscho-tschi leidet stark an ihrer deplatziert wirkenden Rolle und darunter, das Reinl nie die behauptete Beziehung zwischen ihr und Shatterhand spürbar macht. So wirkt sie leider mehr wie ein Mittel zum Zweck und weniger wie eine tatsächliche Person im Film.
Fazit: Auch bei ihrem zweiten Leinwandausflug überzeugt die kinderfreundliche Wild-West-Nummer "basierend auf Karl May" bei einer knackigen Länge von 100 Minuten mit schicken Naturaufnahmen, packenden Actionszenen, einer zweckorientierten, aber gelungen ausbalancierten Geschichte und einer größenteils spielsicheren Besetzung. Leider versäumt es Reinl, nach der Klimax einen passenden Ausgang zu inszenieren und strapaziert mit seinen fehlgeleiteten humoristischen Versuchen vorab ein wenig die Nerven des Zuschauers. Insgesamt stellt jedoch auch "Winnetou I" unter Beweis, das der deutsche Film in den 60er Jahren durchaus in der Lage war, einen, den konkurrierenden Amerikanern ebenbürtigen, Film vorzulegen, der spannend, aber auch absolut zeitlos ist.
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Glauben zahlt sich offenbar manchmal aus. Nach dem 1962 "Der Schatz im Silbersee", die erste Karl-May-Verfilmung unter der Leitung von Produzent Horst Wendtlandt, tatsächlich den erhofften Erfolg brachte, kam bereits ein Jahr später das nächste Spektakel ins Kino, welches den deutschen Westmann Old Shatterhand und den Apachenhäuptling Winnetou in den Vordergrund stellt. "Häuptling" hier allerdings in Anführungszeichen, denn nach dem die Paarung der beiden sich am Silbersee als erfolgreich bewiesen hatte, wagte man sich nun, die Anfänge des Duos zu beleuchten und in Form eines Prequels ihr erstes Aufeinandertreffen zu zeigen, bei dem Winnetou noch der Sohn des Häuptlings ist und sich seine späteren Moralvorstellungen noch in der Entwicklung befinden. Auf dem Weg dorthin fliegen wie im Vorgänger die Fäuste, wiehern die Pferde und rauchen die Gewehre, vor prächtiger Naturkulisse im alten Jugoslawien.
So ganz genau nimmt es "Winnetou I" zwar nicht unbedingt mit der Mayschen Vorlage, orientiert sich aber stärker als der Silbersee-Schatz an den Romanen. Eine gute und richtige Entscheidung, schließlich bietet die Handlung alles, was das Westernherz erfreut: große Actionmomente, spannende Szenarien, eine episch-breite Geschichte und viele Emotionen. Und Harald Reinl, der wieder auf dem Regiestuhl Platz nahm, gibt sich sichtlich Mühe, dies auch genauso einzufangen. Oft gelingt ihm das wunderbar, so ganz leugnen lässt sich aber in all den Szenen dennoch nicht, dass Reinl zwar ein guter, aber kein grandioser Regisseur war. Gerade in Punkto "Emotionen" und "Humor" lässt er einiges liegen. Nicht, das Ralf Wolter als Sam Hawkins nicht immer noch ein Brüller wäre. Aber seine "Freundin" Vollmond, gespielt von Ana Kranjcec, kann in der Form nur als schlechter Scherz gemeint gewesen sein. Noch schlimmer sind nur die Slapstick-Szenen mit Chris Howland als Fotografen, der mit der Handlung nichts zu tun hat und immer wieder kurze Sketche spendiert bekommt, die den Charme und Witz eines Eddi Arents aus dem Vorgänger völlig vermissen lassen und schnell eher nerven, als unterhalten. Andere kleine Nebencharaktere, denen Reinl sichtlich versucht, ein Innenleben zu verleihen, wie der Kellnerin Belle oder dem Gangster Bullock, bleiben unauffällig, weil Reinl es nicht schafft, den Zuschauer an diese Leute zu binden und sie nur im Schatten der vier bis fünf zentralen Charaktere stehen dürfen.
Dafür zeigt er seine technische Versiertheit in den Actionszenen, die ihm allesamt gelungen sind. Der anfängliche Indianerangriff auf den Track oder die große Schlacht im Eisenbahn-Camp sind toll in Szene gesetzt und temporeich inszeniert und brauchen sich vor ähnlichen Produktionen der damaligen Zeit keinesfalls zu verstecken. Dass Jugoslawien im Übrigen nur mit viel Mühe und Not an den wilden Westen erinnert, stört erneut gar nicht, weil es seinen ganz eigenen Charme hat und Reinl seine Locations mit einer gewissen Prise Romantik einzufangen weiß. Ein wirkliches Highlight der Reihe stellt später die Glaubensprüfung da, die Old Shatterhand bestehen muss. Nicht nur, das dies wohl der spannendste Moment des Filmes ist, die Anspannung ist förmlich greifbar und die Musik von Martin Böttcher, die sich natürlich immer wieder besonders durch das berühmte Thema bemerkbar macht, treibt hier den Zuschauer zum Nägelkauen geradezu an. Überhaupt gefällt, wie es Reinl gelingt, den Film vom Rhythmus und Tempo her sehr gut auf diesen Höhepunkt zuzusteuern, da gibt es an all den kleinen Feinheiten nur sehr wenig zu meckern. Schade ist, das nach der Blutsbrüderschaft Winnetous und Shatterhands nur noch wenig folgt. Das Finale kann zwar mit ein paar "überraschenden" Todesfällen aufwarten, geht aber zu schnell und der Weg dahin wirkt doch etwas sehr arg konstruiert, was aber auch der ähnlichen Vorlage geschuldet ist.
Bei der Betrachtung der Besetzung stechen natürlich zuerst die alten Bekannten ins Auge: Lex Barker und Pierre Brice. Und die beiden passen eben wie die Faust aufs Auge in ihre Rollen. Gerade Brice scheint sich nach dem Vorgänger in seinem Indianerkostüm nun richtig wohlzufühlen und bringt die edle Rothaut genau richtig wirkend rüber. Barker als eigentlicher Protagonist der Geschichte liefert eine charismatische und engagierte Performance ab und überzeugt erneut in den Faustkämpfen mit der nötigen Sportlichkeit. Wirklich großartig ist die Leistung von Mario Adorf, der einen Bösewicht zum besten gibt, den man wirklich hassen kann. Zwar ist die Rolle, wie alle bei Karl May, idealisiert und eindimensional bis zum geht nicht mehr, was hier aber gerade hervorhebt, wie hassenswert sein Santer doch ist. Und auch Walter Barnes, der in einer kleinen Nebenrolle auftaucht, bleibt durch seine natürliche Ausstrahlung in Erinnerung, auch wenn man hier fairerweise sagen muss, dass es für ihn wenig zu spielen gibt. Abfallen tut die Besetzung leider auf Seite der Apachen. Mavid Popovi als Winnetous Vater Intschu-tschuna wirkt und tritt wie eine beliebige Randfigur auf, Klekih-petra-Darsteller Hrvoje Svob kommt nie so recht im Film an und wirkt etwas neben der Spur und die hübsche Französin Marie Versini als Schwester Winnetous Nscho-tschi leidet stark an ihrer deplatziert wirkenden Rolle und darunter, das Reinl nie die behauptete Beziehung zwischen ihr und Shatterhand spürbar macht. So wirkt sie leider mehr wie ein Mittel zum Zweck und weniger wie eine tatsächliche Person im Film.
Fazit: Auch bei ihrem zweiten Leinwandausflug überzeugt die kinderfreundliche Wild-West-Nummer "basierend auf Karl May" bei einer knackigen Länge von 100 Minuten mit schicken Naturaufnahmen, packenden Actionszenen, einer zweckorientierten, aber gelungen ausbalancierten Geschichte und einer größenteils spielsicheren Besetzung. Leider versäumt es Reinl, nach der Klimax einen passenden Ausgang zu inszenieren und strapaziert mit seinen fehlgeleiteten humoristischen Versuchen vorab ein wenig die Nerven des Zuschauers. Insgesamt stellt jedoch auch "Winnetou I" unter Beweis, das der deutsche Film in den 60er Jahren durchaus in der Lage war, einen, den konkurrierenden Amerikanern ebenbürtigen, Film vorzulegen, der spannend, aber auch absolut zeitlos ist.
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Der König der Löwen
In William Shakespeares legendärer Tragödie "Hamlet" ermordet der herrschsüchtige Onkel des Prinzen von Dänemark dessen Vater, um selbst die Macht an sich zu reißen und der junge Prinz muss erst später einsehen, dass es seine Bestimmung ist, über das Königreich zu herrschen und seinen Onkel zu verjagen. Der 1994 erschienene abendfüllende Zeichentrickfilm "Der König der Löwen" aus dem Hause Walt Disney nimmt sich nun genau diese epische Erzählung der Theatergeschichte und verlegt sie in kindgerechter Form erzählt in die Steppen der Savanne. Das Ergebnis ist nicht nur der erfolgreichste klassische Zeichentrickfilm aller Zeiten, sondern ein Film, der eine ganze Generation von Heranwachsenden nachhaltig prägte. Und ein schlagender Beweis dafür, dass eine Meerkatze und ein Warzenschwein die größten Helden überhaupt sein können.
Die Geschichte vom Löwenkönig orientiert sich nicht nur an Hamlet, sondern auch an zahlreichen anderen Shakespeare-Klassikern, wie Richard III oder Macbeth und beinhaltet sogar leise Bibelanleihen. Doch in erster Linie ist es eine einfache Coming-of-Age-Geschichte, die von den Regisseuren Roger Allers und Rob Minkoff erschreckend herzergreifend erzählt wird. Wie für einen Disney-Film üblich ist "Der König der Löwen" dabei ein halbes Musical und die Songs von Elton John, wie "I Just Can’t Wait to Be King", "Circle of Life" oder "Can you feel the love tonight" sind nicht nur für Kinder ein riesiger Spaß. Besonders zu Beginn verzaubern die Zeichner mit ihren prächtigen Farben, den vielen Tieren, der einfachen, aber enorm wichtigen Botschaft und verbinden das gekonnt mit den Sehnsüchten eines Kindes und dem Kinderfilm-üblichen Träumereien. Später wird es zwar zunehmend ernster und im Hinblick auf die Zielgruppe sogar überraschend offensiv, doch das romantische und edle der Geschichte bleibt stets im Vordergrund. Die Erzählung der Handlung ist schlicht und ergreifend eine visuelle Wucht, die selbst Erwachsene schwer beeindruckt. Es gibt tolle Kameraschwenks, die die unendliche Weite der Steppe einfangen, es gibt wie bei einem Realfilm den Einsatz von Tiefenschärfe und geschickt eingebundene Computeranimationen.
Was Erwachsenen ebenfalls positiv gefällt ist, dass "Der König der Löwen" zwar seinem pädagogischen Auftrag nachkommt, dabei aber niemals soweit geht, belehrend zu wirken. Es sind simple Binsenweisheiten und dessen ist man sich durchaus bewusst. Komplex hingegen erscheint die Darstellung der Tiere, die mehr als ausgewogen ist. Kaum ein Zeichentrickfilm zuvor zeigte die Tierwelt derart realistisch und greifbar und bis auf eine kurze Ausnahme verlässt der Film seinen optischen Realismus auch nie, weshalb es in den traurigen Szenen (und traurig trifft es hier nicht einmal annähernd) nicht nur bei den kleinen Zuschauern zu heftigen Tränenergüssen kommt. Denn was in einem Kinderfilm noch viel wichtiger ist als die Geschichte, sind die Charaktere, mit denen sich die kleinen identifizieren wollen. Simba als junger Prinz ist dafür der perfekte Protagonist und mit Mufasa als seinem Vater, dem ein tragisches Schicksal widerfährt und Nala als seiner Jugendfreundin, die irgendwann vielleicht mal mehr als das werden könnte, ist das "klassische" Figurenpotenzial eines Disney-Filmes genau abgedeckt. Dass die zarte "Romanze" zwischen Simba und Nala den älteren Zuschauer daher (auch des Kitsches wegen) kalt lässt, ist klar, aber auf Kinder wirkt das sicher enorm stimmungsvoll. Insgesamt würde man sich wohl aber dennoch wünschen, dass die Regie sich hier ein paar Minuten mehr Zeit genommen hätte, doch zu anspruchsvoll soll man letzten Endes dann ja bei so einem Film auch wieder nicht sein.
Den Erwachsenen begeistern dagegen - wie so oft - die Nebencharaktere, die die Geschichte eigentlich prägen und hier unfassbar prominent besetzt sind. Beispielsweise darf Whoopie Goldberg eine herrlich schrullige Hyäne sprechen und das britische Unikat Rowan Atkinson ist vorzüglich als königlicher Gehilfe Zazu, einem kleinen Nashornvogel. Sehr beeindruckend ist Disneys Darstellung des bösen Onkellöwen Scar, der nicht nur durch die Stimme Jeremy Irons still und heimlich Assoziationen an große Diktatoren vergangener Epochen weckt und mit "Be prepared" einen Song zum besten gibt, mit dem man in der Form einerseits für die Jüngeren den Bösewicht perfekt charakterisiert, aber auch genau diese Assoziationen sogar nachhaltig unterstützt. Doch die wahren Helden des Filmes sind wie eingangs erwähnt die zwei Komiker des Abenteuers. Nathan Lane und Ernie Sabella sind als Timon und Pumba wohl zwei der schönsten Figuren, die je in einem Zeichentrickfilm geschaffen worden. Ihre Philosophie "Hakuna Matata" ist wie das gleichheißende Lied legendär und über ihre Eigenarten muss einfach jeder laut loslachen. Gerade im Mittelteil, wo "Der König der Löwen" ein wenig auf der Stelle steht, sind die beiden genau richtig, um das Interesse am Film zu wahren. Disney mag gut darin sein, Kindergeschichten zu erzählen. Doch im Vermitteln von Komik sind sie sogar grandios. Und selten war das so eindeutig, wie in diesem Fall. Besonders gefällt übrigens dann auch das dramatische Finale, in dem es richtig spannend wird und selbst Timon und Pumba am Getümmel teilnehmen. Das alles im wohlverdienten Happy End endet, ist zu "Hamlet" der größte Unterschied, doch genau das, was man von diesem Film erwartet hat und glücklicherweise auch bekommt.
Fazit: Kinder gehen aus dem Kino und träumen vom heißen Steppenwind Afrikas und dem Mut Simbas, ihre Eltern pfeifen derweil Hakuna Matata und erinnern sich mit einem Lächeln an die tollen Bilder. Roger Allers und Rob Minkoff gelingt es mit "Der König der Löwen" alle Familienmitglieder gleichermaßen zufrieden zu stellen, ein paar kleine Wagnisse einzugehen und ihren Disney-Hintergrund dabei nicht zu verleugnen. Da bleibt abschließend nur noch eines übrig, was zu sagen wäre: "Hakuna Matata! What a wonderful phrase. Hakuna Matata! Ain't no passing craze. It means no worries for the rest of your days. It's our problem-free philosophy - Hakuna Matata!"
In William Shakespeares legendärer Tragödie "Hamlet" ermordet der herrschsüchtige Onkel des Prinzen von Dänemark dessen Vater, um selbst die Macht an sich zu reißen und der junge Prinz muss erst später einsehen, dass es seine Bestimmung ist, über das Königreich zu herrschen und seinen Onkel zu verjagen. Der 1994 erschienene abendfüllende Zeichentrickfilm "Der König der Löwen" aus dem Hause Walt Disney nimmt sich nun genau diese epische Erzählung der Theatergeschichte und verlegt sie in kindgerechter Form erzählt in die Steppen der Savanne. Das Ergebnis ist nicht nur der erfolgreichste klassische Zeichentrickfilm aller Zeiten, sondern ein Film, der eine ganze Generation von Heranwachsenden nachhaltig prägte. Und ein schlagender Beweis dafür, dass eine Meerkatze und ein Warzenschwein die größten Helden überhaupt sein können.
Die Geschichte vom Löwenkönig orientiert sich nicht nur an Hamlet, sondern auch an zahlreichen anderen Shakespeare-Klassikern, wie Richard III oder Macbeth und beinhaltet sogar leise Bibelanleihen. Doch in erster Linie ist es eine einfache Coming-of-Age-Geschichte, die von den Regisseuren Roger Allers und Rob Minkoff erschreckend herzergreifend erzählt wird. Wie für einen Disney-Film üblich ist "Der König der Löwen" dabei ein halbes Musical und die Songs von Elton John, wie "I Just Can’t Wait to Be King", "Circle of Life" oder "Can you feel the love tonight" sind nicht nur für Kinder ein riesiger Spaß. Besonders zu Beginn verzaubern die Zeichner mit ihren prächtigen Farben, den vielen Tieren, der einfachen, aber enorm wichtigen Botschaft und verbinden das gekonnt mit den Sehnsüchten eines Kindes und dem Kinderfilm-üblichen Träumereien. Später wird es zwar zunehmend ernster und im Hinblick auf die Zielgruppe sogar überraschend offensiv, doch das romantische und edle der Geschichte bleibt stets im Vordergrund. Die Erzählung der Handlung ist schlicht und ergreifend eine visuelle Wucht, die selbst Erwachsene schwer beeindruckt. Es gibt tolle Kameraschwenks, die die unendliche Weite der Steppe einfangen, es gibt wie bei einem Realfilm den Einsatz von Tiefenschärfe und geschickt eingebundene Computeranimationen.
Was Erwachsenen ebenfalls positiv gefällt ist, dass "Der König der Löwen" zwar seinem pädagogischen Auftrag nachkommt, dabei aber niemals soweit geht, belehrend zu wirken. Es sind simple Binsenweisheiten und dessen ist man sich durchaus bewusst. Komplex hingegen erscheint die Darstellung der Tiere, die mehr als ausgewogen ist. Kaum ein Zeichentrickfilm zuvor zeigte die Tierwelt derart realistisch und greifbar und bis auf eine kurze Ausnahme verlässt der Film seinen optischen Realismus auch nie, weshalb es in den traurigen Szenen (und traurig trifft es hier nicht einmal annähernd) nicht nur bei den kleinen Zuschauern zu heftigen Tränenergüssen kommt. Denn was in einem Kinderfilm noch viel wichtiger ist als die Geschichte, sind die Charaktere, mit denen sich die kleinen identifizieren wollen. Simba als junger Prinz ist dafür der perfekte Protagonist und mit Mufasa als seinem Vater, dem ein tragisches Schicksal widerfährt und Nala als seiner Jugendfreundin, die irgendwann vielleicht mal mehr als das werden könnte, ist das "klassische" Figurenpotenzial eines Disney-Filmes genau abgedeckt. Dass die zarte "Romanze" zwischen Simba und Nala den älteren Zuschauer daher (auch des Kitsches wegen) kalt lässt, ist klar, aber auf Kinder wirkt das sicher enorm stimmungsvoll. Insgesamt würde man sich wohl aber dennoch wünschen, dass die Regie sich hier ein paar Minuten mehr Zeit genommen hätte, doch zu anspruchsvoll soll man letzten Endes dann ja bei so einem Film auch wieder nicht sein.
Den Erwachsenen begeistern dagegen - wie so oft - die Nebencharaktere, die die Geschichte eigentlich prägen und hier unfassbar prominent besetzt sind. Beispielsweise darf Whoopie Goldberg eine herrlich schrullige Hyäne sprechen und das britische Unikat Rowan Atkinson ist vorzüglich als königlicher Gehilfe Zazu, einem kleinen Nashornvogel. Sehr beeindruckend ist Disneys Darstellung des bösen Onkellöwen Scar, der nicht nur durch die Stimme Jeremy Irons still und heimlich Assoziationen an große Diktatoren vergangener Epochen weckt und mit "Be prepared" einen Song zum besten gibt, mit dem man in der Form einerseits für die Jüngeren den Bösewicht perfekt charakterisiert, aber auch genau diese Assoziationen sogar nachhaltig unterstützt. Doch die wahren Helden des Filmes sind wie eingangs erwähnt die zwei Komiker des Abenteuers. Nathan Lane und Ernie Sabella sind als Timon und Pumba wohl zwei der schönsten Figuren, die je in einem Zeichentrickfilm geschaffen worden. Ihre Philosophie "Hakuna Matata" ist wie das gleichheißende Lied legendär und über ihre Eigenarten muss einfach jeder laut loslachen. Gerade im Mittelteil, wo "Der König der Löwen" ein wenig auf der Stelle steht, sind die beiden genau richtig, um das Interesse am Film zu wahren. Disney mag gut darin sein, Kindergeschichten zu erzählen. Doch im Vermitteln von Komik sind sie sogar grandios. Und selten war das so eindeutig, wie in diesem Fall. Besonders gefällt übrigens dann auch das dramatische Finale, in dem es richtig spannend wird und selbst Timon und Pumba am Getümmel teilnehmen. Das alles im wohlverdienten Happy End endet, ist zu "Hamlet" der größte Unterschied, doch genau das, was man von diesem Film erwartet hat und glücklicherweise auch bekommt.
Fazit: Kinder gehen aus dem Kino und träumen vom heißen Steppenwind Afrikas und dem Mut Simbas, ihre Eltern pfeifen derweil Hakuna Matata und erinnern sich mit einem Lächeln an die tollen Bilder. Roger Allers und Rob Minkoff gelingt es mit "Der König der Löwen" alle Familienmitglieder gleichermaßen zufrieden zu stellen, ein paar kleine Wagnisse einzugehen und ihren Disney-Hintergrund dabei nicht zu verleugnen. Da bleibt abschließend nur noch eines übrig, was zu sagen wäre: "Hakuna Matata! What a wonderful phrase. Hakuna Matata! Ain't no passing craze. It means no worries for the rest of your days. It's our problem-free philosophy - Hakuna Matata!"
Mayrathon - III
Old Shatterhand
Die Entstehungsgeschichte des 1964 erschienen Westerns "Old Shatterhand" ist eigentlich unfassbar. Durch einen Vertrag, den Produzent Artur Brauner mit dem Schauspieler Lex Barker hatte, war es diesem möglich, den Star jederzeit an eines seiner Projekte zu binden. Als sich mit Barkers Hauptrollen in "Der Schatz im Silbersee" und "Winnetou I" ein neues Erfolgsfranchise aufkam, wollte daher auch Brauner etwas vom Kuchen abhaben und seine eigene Karl May Verfilmung produzieren. Als ihm dies erstaunlicherweise gestattet wurde, lieh man Pierre Brice als Winnetou an Brauner aus, um die sich noch entwickelnde Filmreihe stimmig zu halten. Fünf Millionen D-Mark kostete Brauners Verfilmung "frei nach Karl May" und so wurde "Old Shatterhand" der dritte, der längste und der teuerste Film der Karl-May-Western. Dafür allerdings nicht unbedingt der Beste.
Zwar verzichtet Komponist Riz Ortolani auf das berühmte musikalische Thema der Vorgänger, doch seine rasante Titelmelodie ist es nicht, die "Old Shatterhand" zu einem deutlich weniger gelungenen Franchisebeitrag macht, nach dem der Film anfangs auch gar nicht aussieht. In den ersten zwanzig Minuten vermag das Geschehen durchaus noch Spannung zu erwecken, auch, weil man nicht erahnt, wohin die Reise gehen soll, doch bereits früh machen sich die Probleme bemerkbar: Statt eines Bösewichts, gibt es hier eine ganze Gruppierung voller Widersacher, die alle irgendwo gleichwertig hoch positioniert sind und sich unter einander befehligen, der wirkliche Fokus auf den einen Antagonisten fehlt und füllt die Geschichte unnötig mit Charakteren, ohne daraus einen Nutzen zu ziehen. Nebenfiguren wie Winnetous Adoptivsohn Tujunga oder Klavierspieler Timpe bleiben völlig ohne jedes Profil und es wird nicht mal versucht, aus ihnen mindestens eindimensionale Personen zu machen, sie wirken eher wie häufig eingesetzte Statisten mit Sprechrolle. Überhaupt ist der Film durchgehend mäßig besetzt. Mit Pierre Brice, Lex Barker und Ralf Wolter als Sam Hawkins ist der gute Stammcast zwar komplett, doch Guy Madison, Vojkan Pavlovic oder Kitty Mattern mangelt es völlig an Charisma, Ausstrahlung oder Klasse. Die meisten Nebendarsteller agieren, leider muss man sagen, künstlich, hölzern und bleiben blass.
Genauso gelingt es hier erstmals nicht, die Naturkulisse Jugoslawiens prunkvoll einzufangen. Alles wirkt viel weniger erhaben, beinahe nüchterner und erdiger. Vermutlich sollte dies so sein, doch atmosphärisch ist es eben nicht, was da zusammengeschnippelt wurde. Im Falle von Hugo Fregoneses Regieführung muss man leider von einer totalen Katastrophe sprechen und es ist schon eine Frechheit, was er seinem Publikum da vorsetzt. Da wird auf allen Ebenen so viel falsch gemacht, dass sich das aufzählen eigentlich kaum lohnt. Die Choreographien der Actionszenen sind ein Graus und werden teilweise stümperhaft ausgeführt, Szenenübergänge werden hart und viel zu impulsiv geschnitten, unwichtige Füllszenen werden minutenlang ausgereizt (sinnbildlich dafür eine total nutzlose Tanzszene im Mittelteil, die ganze vier Minuten beansprucht), Handlungsabschnitte (wie der mögliche Krieg zwischen Apachen und Komantschen) werden abrupt zu Ende geführt, die großen Twists (Enthüllung des Drahtziehers) erweisen sich als belanglos und vorhersehbar und im großen Showdown fährt die Pyrotechnik zwar zur Höchstform auf, doch ausgerechnet dort nimmt Fregonese seinen titelgebenden Protagonisten aus dem Spiel und lässt ihn passiv zum Zuschauer des Spektakels werden. Die Liste ließe sich noch lange fortführen und es ist leider oft unter dem durchschnittlichen Fernsehniveau, was hier teilweise uninspiriert vor sich hin gefilmt wurde.
"Old Shatterhand" ist witzigerweise der erste Film der Reihe, der nicht nach einer Romanvorlage von Karl May entstanden ist. Allerdings scheint er nicht mal so etwas wie ein vernünftiges Drehbuch gehabt zu haben. Beispielhaft dafür steht der Auftritt von Daliah Lavi, die als Indianerin ohne erkennbaren (oder: erklärten) Grund von Shatterhand in die Handlung involviert wird, dann längere Zeit keine Funktion mehr erfüllt und dann erneut ohne jede Erklärung wieder aus dem Film verabschiedet wird. Dazu kommen herrlich bescheuerte und die Hand gegen die Stirn klatschende Zufälle (wie das erste Aufeinandertreffen zwischen Hawkins und Shatterhand) und die nervige Überhöhung des Titelhelden. Harald Reinl verstand es grandios, den beiden Protagonisten etwas Edles zu verleihen, in dem er sie einfach nur passend in Szene setzte. Hier darf hingegen jeder Charakter mal betonen, was für eine mythische Heldengestalt die gute alte Schmetterhand doch ist. Der unbeabsichtigt dick aufgetragene Kitsch in vielen schmerzlichen Dialogzellen ist dann der Rest, der dazu beiträgt, dass man "Old Shatterhand" leider nie ernst nehmen kann und er mehr wehtut, als unterhält. Eine wirklich große Überraschung hält Fregonese aber dann doch in der Hand, die den kleinen Jungen Tom betrifft. Hier traut sich der Film mal wirklich etwas und verblüfft tatsächlich mal. Leider verpufft der Effekt angesichts der gähnenden Langeweile, die der Film ausstrahlt. Dennoch ist besagte Szene sehr mutig und hätte in einem besseren Gesamtwerk auch eine ordentliche Tragweite gehabt. Schade drum.
Fazit: Eigentlich macht es keinen Sinn, diesem Machwerk noch weitere Worte zu spenden. "Old Shatterhand" ist leider ein arg kitschiger, langweiliger, schlecht gespielter und in vielen Dingen dilettantischer Westernversuch, der mit den in jeder Hinsicht 1000-fach überlegenen Vorgängern absolut nichts gemein hat und nur durch die Stammbesetzung überhaupt seine Daseinsberechtigung erhält. Ansonsten ist da leider gar nichts anzufinden, dass auch nur irgendwie die Bedürfnisse eines jeden Filmfreundes befriedigen könnten. Selten war so offensichtlich, wie sehr die Erhöhung des Budgets und die qualitative Entwicklung einer Reihe auseinander liegen können. Diese fünf Millionen Mark hätte man auch in etwas Sinnvolleres investieren können. Wir als Zuschauer brauchen so etwas wie "Old Shatterhand" definitiv nicht. Da hätte Artur Brauner mit den Darstellern und Kameramännern auch lieber einen trinken gehen können.
Die Entstehungsgeschichte des 1964 erschienen Westerns "Old Shatterhand" ist eigentlich unfassbar. Durch einen Vertrag, den Produzent Artur Brauner mit dem Schauspieler Lex Barker hatte, war es diesem möglich, den Star jederzeit an eines seiner Projekte zu binden. Als sich mit Barkers Hauptrollen in "Der Schatz im Silbersee" und "Winnetou I" ein neues Erfolgsfranchise aufkam, wollte daher auch Brauner etwas vom Kuchen abhaben und seine eigene Karl May Verfilmung produzieren. Als ihm dies erstaunlicherweise gestattet wurde, lieh man Pierre Brice als Winnetou an Brauner aus, um die sich noch entwickelnde Filmreihe stimmig zu halten. Fünf Millionen D-Mark kostete Brauners Verfilmung "frei nach Karl May" und so wurde "Old Shatterhand" der dritte, der längste und der teuerste Film der Karl-May-Western. Dafür allerdings nicht unbedingt der Beste.
Zwar verzichtet Komponist Riz Ortolani auf das berühmte musikalische Thema der Vorgänger, doch seine rasante Titelmelodie ist es nicht, die "Old Shatterhand" zu einem deutlich weniger gelungenen Franchisebeitrag macht, nach dem der Film anfangs auch gar nicht aussieht. In den ersten zwanzig Minuten vermag das Geschehen durchaus noch Spannung zu erwecken, auch, weil man nicht erahnt, wohin die Reise gehen soll, doch bereits früh machen sich die Probleme bemerkbar: Statt eines Bösewichts, gibt es hier eine ganze Gruppierung voller Widersacher, die alle irgendwo gleichwertig hoch positioniert sind und sich unter einander befehligen, der wirkliche Fokus auf den einen Antagonisten fehlt und füllt die Geschichte unnötig mit Charakteren, ohne daraus einen Nutzen zu ziehen. Nebenfiguren wie Winnetous Adoptivsohn Tujunga oder Klavierspieler Timpe bleiben völlig ohne jedes Profil und es wird nicht mal versucht, aus ihnen mindestens eindimensionale Personen zu machen, sie wirken eher wie häufig eingesetzte Statisten mit Sprechrolle. Überhaupt ist der Film durchgehend mäßig besetzt. Mit Pierre Brice, Lex Barker und Ralf Wolter als Sam Hawkins ist der gute Stammcast zwar komplett, doch Guy Madison, Vojkan Pavlovic oder Kitty Mattern mangelt es völlig an Charisma, Ausstrahlung oder Klasse. Die meisten Nebendarsteller agieren, leider muss man sagen, künstlich, hölzern und bleiben blass.
Genauso gelingt es hier erstmals nicht, die Naturkulisse Jugoslawiens prunkvoll einzufangen. Alles wirkt viel weniger erhaben, beinahe nüchterner und erdiger. Vermutlich sollte dies so sein, doch atmosphärisch ist es eben nicht, was da zusammengeschnippelt wurde. Im Falle von Hugo Fregoneses Regieführung muss man leider von einer totalen Katastrophe sprechen und es ist schon eine Frechheit, was er seinem Publikum da vorsetzt. Da wird auf allen Ebenen so viel falsch gemacht, dass sich das aufzählen eigentlich kaum lohnt. Die Choreographien der Actionszenen sind ein Graus und werden teilweise stümperhaft ausgeführt, Szenenübergänge werden hart und viel zu impulsiv geschnitten, unwichtige Füllszenen werden minutenlang ausgereizt (sinnbildlich dafür eine total nutzlose Tanzszene im Mittelteil, die ganze vier Minuten beansprucht), Handlungsabschnitte (wie der mögliche Krieg zwischen Apachen und Komantschen) werden abrupt zu Ende geführt, die großen Twists (Enthüllung des Drahtziehers) erweisen sich als belanglos und vorhersehbar und im großen Showdown fährt die Pyrotechnik zwar zur Höchstform auf, doch ausgerechnet dort nimmt Fregonese seinen titelgebenden Protagonisten aus dem Spiel und lässt ihn passiv zum Zuschauer des Spektakels werden. Die Liste ließe sich noch lange fortführen und es ist leider oft unter dem durchschnittlichen Fernsehniveau, was hier teilweise uninspiriert vor sich hin gefilmt wurde.
"Old Shatterhand" ist witzigerweise der erste Film der Reihe, der nicht nach einer Romanvorlage von Karl May entstanden ist. Allerdings scheint er nicht mal so etwas wie ein vernünftiges Drehbuch gehabt zu haben. Beispielhaft dafür steht der Auftritt von Daliah Lavi, die als Indianerin ohne erkennbaren (oder: erklärten) Grund von Shatterhand in die Handlung involviert wird, dann längere Zeit keine Funktion mehr erfüllt und dann erneut ohne jede Erklärung wieder aus dem Film verabschiedet wird. Dazu kommen herrlich bescheuerte und die Hand gegen die Stirn klatschende Zufälle (wie das erste Aufeinandertreffen zwischen Hawkins und Shatterhand) und die nervige Überhöhung des Titelhelden. Harald Reinl verstand es grandios, den beiden Protagonisten etwas Edles zu verleihen, in dem er sie einfach nur passend in Szene setzte. Hier darf hingegen jeder Charakter mal betonen, was für eine mythische Heldengestalt die gute alte Schmetterhand doch ist. Der unbeabsichtigt dick aufgetragene Kitsch in vielen schmerzlichen Dialogzellen ist dann der Rest, der dazu beiträgt, dass man "Old Shatterhand" leider nie ernst nehmen kann und er mehr wehtut, als unterhält. Eine wirklich große Überraschung hält Fregonese aber dann doch in der Hand, die den kleinen Jungen Tom betrifft. Hier traut sich der Film mal wirklich etwas und verblüfft tatsächlich mal. Leider verpufft der Effekt angesichts der gähnenden Langeweile, die der Film ausstrahlt. Dennoch ist besagte Szene sehr mutig und hätte in einem besseren Gesamtwerk auch eine ordentliche Tragweite gehabt. Schade drum.
Fazit: Eigentlich macht es keinen Sinn, diesem Machwerk noch weitere Worte zu spenden. "Old Shatterhand" ist leider ein arg kitschiger, langweiliger, schlecht gespielter und in vielen Dingen dilettantischer Westernversuch, der mit den in jeder Hinsicht 1000-fach überlegenen Vorgängern absolut nichts gemein hat und nur durch die Stammbesetzung überhaupt seine Daseinsberechtigung erhält. Ansonsten ist da leider gar nichts anzufinden, dass auch nur irgendwie die Bedürfnisse eines jeden Filmfreundes befriedigen könnten. Selten war so offensichtlich, wie sehr die Erhöhung des Budgets und die qualitative Entwicklung einer Reihe auseinander liegen können. Diese fünf Millionen Mark hätte man auch in etwas Sinnvolleres investieren können. Wir als Zuschauer brauchen so etwas wie "Old Shatterhand" definitiv nicht. Da hätte Artur Brauner mit den Darstellern und Kameramännern auch lieber einen trinken gehen können.
Mayrathon - IV
Winnetou II
Nach dem gigantischen Erfolg der Karl May Verfilmungen "Der Schatz im Silbersee" und "Winnetou I" und dem ebenfalls erfolgreichen Sonderfall ("Plagiat" träfe es eher) "Old Shatterhand" war es nur eine Frage der Zeit, dass auch "Winnetou II" verfilmt werden würde. Wie bei den beiden Rialto-Vorgängern führte erneut Harald Reinl die Regie und brachte somit 1964 bereits den vierten Ableger der Reihe in nur drei Jahren heraus. Was das Publikum damals so begeisterte, mag heute schnell veraltet wirken, denn wie seine Vorgänger ist "Winnetou II" ein naives Wildwest-Märchen, dass vor Kitsch oft nur so trieft und heute mit den Kostümen so manchen ein wenig an einen Themenabend auf einer Karnevalsfeier erinnern dürfte, doch speziell "Winnetou II" ist der schlagende Beweis dafür, dass auch ein simpel gestrickter Film funktionieren kann, wenn die Zutaten einfallsreich und fantasievoll aufbereitet werden.
Sofort, nur nach wenigen Akkorden des wundervollen musikalischen Themas Martin Böttchers, fühlt man sich wieder in die Weiten des Wilden Westens versetzt, wenn Reinls Film einsetzt. Mit dem wilden Westen haben seine grasgrünen Landschaften hier zwar wirklich gar nichts mehr zu tun, aber so erhaben wie Pierre Brice als Winnetou im Sattel durch die Landschaft reitet, nimmt man ihm das Ambiente trotzdem ab und witzigerweise liegt gerade darin ein großer Teil des Charmes, den "Winnetou II" hat. Bereits die Vorgänger waren ja von Romantik und Unschuld geprägt, doch beides treibt Reinl dieses Mal noch deutlich auf die Spitze. Das fast schon leicht homoerotisch-wirkende "Anschmachten" der beiden Protagonisten, die unfassbar seichte und zarte Liebesgeschichte, die einfach nur von Grund auf bösen Motive der Feinde, der ganz vorsichtige Versuch, eine Aussage in Richtung Rassismus zu treffen, der aber am Ende eben nur gutgemeint erscheint... Es mag so negativ klingen, doch eigentlich sind gerade diese Momente das, was man an den Filmen so genießen kann. Während in Italowestern ein Mensch schlechter als der andere ist und die Realität selbst ohnehin oft genug brutaler ist als man möchte, entführen einen Winnetous Abenteuer in eine Fantasiewelt, in der das Gute immer siegt und keinem Helden wirklich ernsthaft etwas geschehen kann. Was wie ein idealer Spannungskiller klingt, steht Reinls Dramaturgie hingegen keinesfalls im Weg. Die hat er fest im Griff und weiß sogar, sich die Naivität seines Filmes zu Nutzen zu machen.
Denn die Handlung, die wie schon insbesondere bei "Winnetou I" auf die großen Emotionen setzt, verwendet er dazu, die Charaktere durch einzelne Episoden laufen zu lassen, die allesamt etwas für sich haben. Aufgehen tut das dieses Mal aber auch deshalb, weil Reinl, anders als noch bei seinem letzten Film, nun besser gelingt, den Zuschauer an seine Figuren zu binden, die hier besser besetzt sind als in den drei Filmen zuvor. Auch wenn Ralf Wolter schmerzlich vermisst wird, so ist Mirko Boman als Gunstick Uncle ein netter Ersatz und die Rückkehr von Eddi Arent als Lord Castlepool sorgt für ein paar reichlich amüsante Slapstick-Momente, über die man sich wahrlich kringelich lachen kann. Karin Dor, die ebenfalls bereits in "Der Schatz im Silbersee" die weibliche Hauptrolle innehatte, dieses Mal besetzt als Indianerin Ribanna, ist ein weiterer Glücksfall für den Film, da sie in nur wenigen Minuten sofort eine sichtbare Chemie mit Brice aufweisen kann und ihre Rolle schön die Intention des Filmes unterstützend anlegt. Auf Seite der Bösewichte überzeugt Anthony Steel als obligatorischer Bandenchef, der zwar nicht ganz das Charisma eines Mario Adorfs hat, seine Sache aber dennoch ordentlich macht und durch seine finstere Ausstrahlung lebt. Er wird allerdings von seinem Kumpanen Klaus Kinski, ebenfalls als Gangster besetzt, mehrfach an die Wand gespielt. Wie Kinski es schafft, Wahnsinn und Gerissenheit in einen Blick zu legen, ist ganz großes Schauspielkino. Neben dem gewohnten Charismabolzen Lex Barker überzeugt außerdem noch ein nicht unbekannter Nebendarsteller: Mario Girotti (der später als Terence Hill bekannt werden sollte) präsentiert sich als kleineren Sympathieträger und ist mit so viel Elan bei der Sache, dass man ihm seine etwas undankbare Funktion im Film sofort verzeiht.
Während Reinl also auf Seiten der Besetzung alles richtig macht und seine schwelgerischen Kamerafahrten über die Natur Jugoslawiens schon fast nach Alltagsarbeit aussehen, zeigt er in "Winnetou II" auch, dass er aus den wenigen dramaturgischen Fehlern des Vorgängers gelernt hat. Die einzelnen Episoden (das Abenteuer im Öl-Lager oder der Überfall auf den Track) sind opulent und gekonnt in Szene gesetzt. Die Action sitzt, die Choreographien sind packend, die Inszenierung (insbesondere der Schnitt von Hermann Haller fällt seiner Dynamik wegen positiv auf) weiß was sie will und inhaltlich gehen die einzelnen Kapitel flüssig ineinander über und glänzen durch viele gute Einfälle (wie das Entkommen aus einer gefährlichen Situation mithilfe dreier Leichen und ein paar Schnüren). Auch der Showdown ist sehr ansprechend gestaltet und mit einem netten Abschluss versehen, sogar für einen Bärenkampf ist sich Reinl nicht zu schade, selbst wenn der Bär gerne etwas tierischer hätte wirken dürfen. Dieser Kritikpunkt kann man bei allem Spaß nicht ganz beseitigt werden, gerade in den Massenszenen wirkt "Winnetou II" dann oft etwas zu sehr wie ein Faschingsfest mit Pferden. Und das die große Wendung des Filmes, die Winnetou zwar in ein nettes Dilemma stürzt, dann inhaltlich ziemlicher Humbug ist, ist vielleicht nicht unbedingt die glücklichste Fügung.
Fazit: Wie schon die anderen beiden Reinl-Beiträge zum Franchise ist auch "Winnetou II" ein knackiges Märchen im Western-Ambiente (jedenfalls inhaltlich), dass nie vorgibt, mehr zu sein als es ist. Was sich beim "Schatz im Silbersee" allerdings hin und wieder noch etwas zu unorganisch anfühlte, wird hier zu einer mehr als gelungenen Einheit und einem somit wirklich spannenden und flüssigen Film, den man nur der Tatsache wegen, dass er sich selbst seines einfachen Charakters bewusst ist, überhaupt ernstnehmen kann. Dass darin eine unverschämte Ironie liegt, macht ihn dann sogar gleich noch charmanter. Welch ein Teufelskreis!
Nach dem gigantischen Erfolg der Karl May Verfilmungen "Der Schatz im Silbersee" und "Winnetou I" und dem ebenfalls erfolgreichen Sonderfall ("Plagiat" träfe es eher) "Old Shatterhand" war es nur eine Frage der Zeit, dass auch "Winnetou II" verfilmt werden würde. Wie bei den beiden Rialto-Vorgängern führte erneut Harald Reinl die Regie und brachte somit 1964 bereits den vierten Ableger der Reihe in nur drei Jahren heraus. Was das Publikum damals so begeisterte, mag heute schnell veraltet wirken, denn wie seine Vorgänger ist "Winnetou II" ein naives Wildwest-Märchen, dass vor Kitsch oft nur so trieft und heute mit den Kostümen so manchen ein wenig an einen Themenabend auf einer Karnevalsfeier erinnern dürfte, doch speziell "Winnetou II" ist der schlagende Beweis dafür, dass auch ein simpel gestrickter Film funktionieren kann, wenn die Zutaten einfallsreich und fantasievoll aufbereitet werden.
Sofort, nur nach wenigen Akkorden des wundervollen musikalischen Themas Martin Böttchers, fühlt man sich wieder in die Weiten des Wilden Westens versetzt, wenn Reinls Film einsetzt. Mit dem wilden Westen haben seine grasgrünen Landschaften hier zwar wirklich gar nichts mehr zu tun, aber so erhaben wie Pierre Brice als Winnetou im Sattel durch die Landschaft reitet, nimmt man ihm das Ambiente trotzdem ab und witzigerweise liegt gerade darin ein großer Teil des Charmes, den "Winnetou II" hat. Bereits die Vorgänger waren ja von Romantik und Unschuld geprägt, doch beides treibt Reinl dieses Mal noch deutlich auf die Spitze. Das fast schon leicht homoerotisch-wirkende "Anschmachten" der beiden Protagonisten, die unfassbar seichte und zarte Liebesgeschichte, die einfach nur von Grund auf bösen Motive der Feinde, der ganz vorsichtige Versuch, eine Aussage in Richtung Rassismus zu treffen, der aber am Ende eben nur gutgemeint erscheint... Es mag so negativ klingen, doch eigentlich sind gerade diese Momente das, was man an den Filmen so genießen kann. Während in Italowestern ein Mensch schlechter als der andere ist und die Realität selbst ohnehin oft genug brutaler ist als man möchte, entführen einen Winnetous Abenteuer in eine Fantasiewelt, in der das Gute immer siegt und keinem Helden wirklich ernsthaft etwas geschehen kann. Was wie ein idealer Spannungskiller klingt, steht Reinls Dramaturgie hingegen keinesfalls im Weg. Die hat er fest im Griff und weiß sogar, sich die Naivität seines Filmes zu Nutzen zu machen.
Denn die Handlung, die wie schon insbesondere bei "Winnetou I" auf die großen Emotionen setzt, verwendet er dazu, die Charaktere durch einzelne Episoden laufen zu lassen, die allesamt etwas für sich haben. Aufgehen tut das dieses Mal aber auch deshalb, weil Reinl, anders als noch bei seinem letzten Film, nun besser gelingt, den Zuschauer an seine Figuren zu binden, die hier besser besetzt sind als in den drei Filmen zuvor. Auch wenn Ralf Wolter schmerzlich vermisst wird, so ist Mirko Boman als Gunstick Uncle ein netter Ersatz und die Rückkehr von Eddi Arent als Lord Castlepool sorgt für ein paar reichlich amüsante Slapstick-Momente, über die man sich wahrlich kringelich lachen kann. Karin Dor, die ebenfalls bereits in "Der Schatz im Silbersee" die weibliche Hauptrolle innehatte, dieses Mal besetzt als Indianerin Ribanna, ist ein weiterer Glücksfall für den Film, da sie in nur wenigen Minuten sofort eine sichtbare Chemie mit Brice aufweisen kann und ihre Rolle schön die Intention des Filmes unterstützend anlegt. Auf Seite der Bösewichte überzeugt Anthony Steel als obligatorischer Bandenchef, der zwar nicht ganz das Charisma eines Mario Adorfs hat, seine Sache aber dennoch ordentlich macht und durch seine finstere Ausstrahlung lebt. Er wird allerdings von seinem Kumpanen Klaus Kinski, ebenfalls als Gangster besetzt, mehrfach an die Wand gespielt. Wie Kinski es schafft, Wahnsinn und Gerissenheit in einen Blick zu legen, ist ganz großes Schauspielkino. Neben dem gewohnten Charismabolzen Lex Barker überzeugt außerdem noch ein nicht unbekannter Nebendarsteller: Mario Girotti (der später als Terence Hill bekannt werden sollte) präsentiert sich als kleineren Sympathieträger und ist mit so viel Elan bei der Sache, dass man ihm seine etwas undankbare Funktion im Film sofort verzeiht.
Während Reinl also auf Seiten der Besetzung alles richtig macht und seine schwelgerischen Kamerafahrten über die Natur Jugoslawiens schon fast nach Alltagsarbeit aussehen, zeigt er in "Winnetou II" auch, dass er aus den wenigen dramaturgischen Fehlern des Vorgängers gelernt hat. Die einzelnen Episoden (das Abenteuer im Öl-Lager oder der Überfall auf den Track) sind opulent und gekonnt in Szene gesetzt. Die Action sitzt, die Choreographien sind packend, die Inszenierung (insbesondere der Schnitt von Hermann Haller fällt seiner Dynamik wegen positiv auf) weiß was sie will und inhaltlich gehen die einzelnen Kapitel flüssig ineinander über und glänzen durch viele gute Einfälle (wie das Entkommen aus einer gefährlichen Situation mithilfe dreier Leichen und ein paar Schnüren). Auch der Showdown ist sehr ansprechend gestaltet und mit einem netten Abschluss versehen, sogar für einen Bärenkampf ist sich Reinl nicht zu schade, selbst wenn der Bär gerne etwas tierischer hätte wirken dürfen. Dieser Kritikpunkt kann man bei allem Spaß nicht ganz beseitigt werden, gerade in den Massenszenen wirkt "Winnetou II" dann oft etwas zu sehr wie ein Faschingsfest mit Pferden. Und das die große Wendung des Filmes, die Winnetou zwar in ein nettes Dilemma stürzt, dann inhaltlich ziemlicher Humbug ist, ist vielleicht nicht unbedingt die glücklichste Fügung.
Fazit: Wie schon die anderen beiden Reinl-Beiträge zum Franchise ist auch "Winnetou II" ein knackiges Märchen im Western-Ambiente (jedenfalls inhaltlich), dass nie vorgibt, mehr zu sein als es ist. Was sich beim "Schatz im Silbersee" allerdings hin und wieder noch etwas zu unorganisch anfühlte, wird hier zu einer mehr als gelungenen Einheit und einem somit wirklich spannenden und flüssigen Film, den man nur der Tatsache wegen, dass er sich selbst seines einfachen Charakters bewusst ist, überhaupt ernstnehmen kann. Dass darin eine unverschämte Ironie liegt, macht ihn dann sogar gleich noch charmanter. Welch ein Teufelskreis!
Marvels Iron Man 3
Es war eine verrückte Idee, doch sie hat funktioniert. Das große Crossover einzelner Franchises über Superhelden "The Avengers" war ein riesiger Erfolg. Doch für Produzent Kevin Feige stellte sich nun schnell eine Frage: Wie soll es weitergehen? Wie will man bei den einzelnen Franchisefortsetzungen verfahren? Die Gigantomie von Joss Whedons Zusammentreffen zu toppen war ein Ding der Unmöglichkeit, doch auch inhaltlich stand man vor einem Dilemma, denn wie sollte man nun glaubhaft Bedrohungen kreieren, die zwar zum Eingreifen des einen Helden führen, aber nicht gleich alle Avengers auf einmal auf den Plan rufen? Die Antwort war logisch: Mit einer Geschichte, die ganz auf den jeweiligen Protagonisten zugeschnitten ist. Und so konzentrierte sich Regisseur Shane Black, der den Regisseur der ersten beiden Iron Man Filme Jon Favreau ablöst, nach der Zerstörung Manhattans im Crossover wieder darauf, kleinere Brötchen zu backen. Das Resultat scheint am Ende jedoch etwas zu lange im Ofen gelegen zu haben.
Was zeichnete die Vorgänger aus? Natürlich einerseits die extrem spaßige Auslegung der Blockbuster-Formel, die durch gelungene Actionszenen angereichert wurde und viel auf Ironie und Charakterzeichnung Wert legte. Doch selbstverständlich lebte das ganze auch stark durch Robert Downey Jr., der die Rolle seines Lebens spielte und selbst im Avengers-Film mit seiner brillanten Verschmelzung mit der Tony-Stark-Figur allen die Show stahl. Doch "Iron Man 3" stellt leider unter Beweis, dass auch Downey Jr. nichts ausrichten kann, wenn er gegen ein Nichts an Handlung anspielen muss. Während der erste und zweite Teil noch kluge Botschaften überbrachten und Kritik am US-amerikanischen Waffenlobbyismus übten, sind die Bezüge im dritten Teil bezogen auf das Thema Terrorismus dermaßen mit dem Holzhammer übermittelt, dass die Begriffe "Bezug" oder "Verweis" eigentlich fehl am Platz sind. Das Geschehen auf der Leinwand selbst ist leider ähnlich mittelprächtig. Nach einem stimmungsvollen Beginn glaubt man zwar, trotz des Regiewechsels einen würdigen Nachfolger zu Gesicht zu bekommen, doch bereits die erste Actionszene zeigt, was Favreau oder Whedon besser gelang als Black: Wo erstere ihre Actionszenen trotz aller Abgehobenheit stets mit Humor und Charakterbezug erdeten, trägt Black viel zu dick auf und überdramatisiert jede seiner Einstellungen. Sicherlich war sein Ziel, aus "Iron Man 3" einen deutlich ernsteren Film zu machen, doch es hat mehrere Gründe, warum das nicht so richtig funktionieren konnte.
Einmal funktioniert die Zerrissenheit des Streifens für sich genommen nicht. Auf der einen Seite sind da lustige Einfälle und Sequenzen (die Jingle-Bells-Anzugszene oder Tonys Wortwechsel mit Don Cheadles Iron Patriot), auf der anderen unnötige Handlungselemente, wie die immer mal auftretenden Panikattacken Tonys (als Reaktion auf die Avengers-Katastrophe), die leider völlig überflüssig sind und die keinesfalls zu der sonstigen Auslegung des Charakters im Film passen, weswegen Downey Jr. in diesen Szenen sogar unfreiwillig für Komik sorgt. Während die Action und die humorvolleren Szenen jedoch insgesamt überzeugen können, wirken die dramatischen Inhalte lächerlich und schrecklich absurd. Ganz schlimm ist in dem Zusammenhang alles, was mit den Bösewichten zusammenhängt. An diesen Stellen ist Drew Pearces Drehbuch wirklich eine Frechheit. Die Motivation des Schurken Aldrich Killian, die in einem viel zu platten Intro kurz vorgestellt wird, ist peinlich und dermaßen kurz gedacht, dass selbst Jugendliche darüber werden schmunzeln müssen. Da hätte man seinen Charakter auch lieber zum total eindimensionalen Villain mit Menschenhass verkommen lassen können, statt ihm so einen dämlichen Hintergrund zu verleihen. Dass er zudem von Guy Pearce übermäßig schwach und hölzern gespielt wird, hilft nicht wirklich, die Figur als Teil des Marvel-Universums zu akzeptieren.
Doch was wirklich absolut misslingt, ist die besondere "Fähigkeit" der Schurken. Während "Iron Man" und Sequel mit den bösen Geschäftsmännern spielten, die sich die Technik des Helden zu Nutze machten, sind die Glühwürmchen-artigen Bomben auf zwei Beinen in Blacks Trilogie-Abschluss die eine Spur zu over-the-top, als das man sie noch ernstnehmen könnte. Was ebenfalls nach hinten losgeht, ist der große Twist rund um den von Ben Kingsley gespielten Mandarin, der der vorher großartig eingeführten Figur leider alles an Bedrohlichkeit nimmt, was sie bis dato ausstrahlte und das nur zu Gunsten eines billigen Überraschungseffekts. Doch dennoch ist auch der siebte Film des Marvel Cinematic Universes eine zumindest kurzweilige Angelegenheit, dafür fühlt man sich dem Protagonisten viel zu sehr verbunden und dafür funktioniert auch das Buddy-Gespann Downey Jr. & Cheadle zu gut, als das man den Erlebnissen mit Langeweile folgen könnte. Und auch Gwyneth Paltrow begeistert wieder als eine von wenigen emanzipierten Frauenrollen bei Marvel. Und auch, dass der Charakter Tony mehr Raum verglichen mit seinem Alter Ego Iron Man bekommt, ist eine interessante Idee. Leider verpuffen all diese guten Ansätze spätestens im völlig überladenen CGI-Showdown, der in seiner Größenordnung dann wirklich die Frage aufwirft, warum nicht mal ein Thor oder Hulk vorbeischaut, um gemeinsam mit Iron Man den Tag (und die Welt) zu retten. Vielleicht hätte das dem Ende den nötigen Kick gegeben, den man bereits vorher durchgehend vermisst hatte.
Fazit: Macht der Mann den Anzug oder der Anzug den Mann? Keine Ahnung, jedenfalls hat Shane Black diesen Film gemacht und man wünscht sich im Nachhinein, dass es doch wieder Jon Favreau hinter der Kamera gewesen wäre. "Marvels Iron Man 3" erinnert ein wenig an einen "Matrix Revolutions" oder "X-Men: Der letzte Widerstand": Die Vorgänger waren überzeugend und teilweise großartige Unterhaltung und der letzte Teil kann die hohen Erwartungen trotz seiner Kurzweiligkeit zu keinem Zeitpunkt erfüllen. Dazu ist in diesem Fall die Handlung zu beliebig und eintönig und die Schurken langweilige Abziehbilder, die zudem durch ihr besonderes Attribut jede ihrer Aktionen lächerlich aussehen lassen. Weniger wäre mehr gewesen, Marvel. Bitte mit einem ordentlichen vierten Teil noch einmal nachbessern!
Es war eine verrückte Idee, doch sie hat funktioniert. Das große Crossover einzelner Franchises über Superhelden "The Avengers" war ein riesiger Erfolg. Doch für Produzent Kevin Feige stellte sich nun schnell eine Frage: Wie soll es weitergehen? Wie will man bei den einzelnen Franchisefortsetzungen verfahren? Die Gigantomie von Joss Whedons Zusammentreffen zu toppen war ein Ding der Unmöglichkeit, doch auch inhaltlich stand man vor einem Dilemma, denn wie sollte man nun glaubhaft Bedrohungen kreieren, die zwar zum Eingreifen des einen Helden führen, aber nicht gleich alle Avengers auf einmal auf den Plan rufen? Die Antwort war logisch: Mit einer Geschichte, die ganz auf den jeweiligen Protagonisten zugeschnitten ist. Und so konzentrierte sich Regisseur Shane Black, der den Regisseur der ersten beiden Iron Man Filme Jon Favreau ablöst, nach der Zerstörung Manhattans im Crossover wieder darauf, kleinere Brötchen zu backen. Das Resultat scheint am Ende jedoch etwas zu lange im Ofen gelegen zu haben.
Was zeichnete die Vorgänger aus? Natürlich einerseits die extrem spaßige Auslegung der Blockbuster-Formel, die durch gelungene Actionszenen angereichert wurde und viel auf Ironie und Charakterzeichnung Wert legte. Doch selbstverständlich lebte das ganze auch stark durch Robert Downey Jr., der die Rolle seines Lebens spielte und selbst im Avengers-Film mit seiner brillanten Verschmelzung mit der Tony-Stark-Figur allen die Show stahl. Doch "Iron Man 3" stellt leider unter Beweis, dass auch Downey Jr. nichts ausrichten kann, wenn er gegen ein Nichts an Handlung anspielen muss. Während der erste und zweite Teil noch kluge Botschaften überbrachten und Kritik am US-amerikanischen Waffenlobbyismus übten, sind die Bezüge im dritten Teil bezogen auf das Thema Terrorismus dermaßen mit dem Holzhammer übermittelt, dass die Begriffe "Bezug" oder "Verweis" eigentlich fehl am Platz sind. Das Geschehen auf der Leinwand selbst ist leider ähnlich mittelprächtig. Nach einem stimmungsvollen Beginn glaubt man zwar, trotz des Regiewechsels einen würdigen Nachfolger zu Gesicht zu bekommen, doch bereits die erste Actionszene zeigt, was Favreau oder Whedon besser gelang als Black: Wo erstere ihre Actionszenen trotz aller Abgehobenheit stets mit Humor und Charakterbezug erdeten, trägt Black viel zu dick auf und überdramatisiert jede seiner Einstellungen. Sicherlich war sein Ziel, aus "Iron Man 3" einen deutlich ernsteren Film zu machen, doch es hat mehrere Gründe, warum das nicht so richtig funktionieren konnte.
Einmal funktioniert die Zerrissenheit des Streifens für sich genommen nicht. Auf der einen Seite sind da lustige Einfälle und Sequenzen (die Jingle-Bells-Anzugszene oder Tonys Wortwechsel mit Don Cheadles Iron Patriot), auf der anderen unnötige Handlungselemente, wie die immer mal auftretenden Panikattacken Tonys (als Reaktion auf die Avengers-Katastrophe), die leider völlig überflüssig sind und die keinesfalls zu der sonstigen Auslegung des Charakters im Film passen, weswegen Downey Jr. in diesen Szenen sogar unfreiwillig für Komik sorgt. Während die Action und die humorvolleren Szenen jedoch insgesamt überzeugen können, wirken die dramatischen Inhalte lächerlich und schrecklich absurd. Ganz schlimm ist in dem Zusammenhang alles, was mit den Bösewichten zusammenhängt. An diesen Stellen ist Drew Pearces Drehbuch wirklich eine Frechheit. Die Motivation des Schurken Aldrich Killian, die in einem viel zu platten Intro kurz vorgestellt wird, ist peinlich und dermaßen kurz gedacht, dass selbst Jugendliche darüber werden schmunzeln müssen. Da hätte man seinen Charakter auch lieber zum total eindimensionalen Villain mit Menschenhass verkommen lassen können, statt ihm so einen dämlichen Hintergrund zu verleihen. Dass er zudem von Guy Pearce übermäßig schwach und hölzern gespielt wird, hilft nicht wirklich, die Figur als Teil des Marvel-Universums zu akzeptieren.
Doch was wirklich absolut misslingt, ist die besondere "Fähigkeit" der Schurken. Während "Iron Man" und Sequel mit den bösen Geschäftsmännern spielten, die sich die Technik des Helden zu Nutze machten, sind die Glühwürmchen-artigen Bomben auf zwei Beinen in Blacks Trilogie-Abschluss die eine Spur zu over-the-top, als das man sie noch ernstnehmen könnte. Was ebenfalls nach hinten losgeht, ist der große Twist rund um den von Ben Kingsley gespielten Mandarin, der der vorher großartig eingeführten Figur leider alles an Bedrohlichkeit nimmt, was sie bis dato ausstrahlte und das nur zu Gunsten eines billigen Überraschungseffekts. Doch dennoch ist auch der siebte Film des Marvel Cinematic Universes eine zumindest kurzweilige Angelegenheit, dafür fühlt man sich dem Protagonisten viel zu sehr verbunden und dafür funktioniert auch das Buddy-Gespann Downey Jr. & Cheadle zu gut, als das man den Erlebnissen mit Langeweile folgen könnte. Und auch Gwyneth Paltrow begeistert wieder als eine von wenigen emanzipierten Frauenrollen bei Marvel. Und auch, dass der Charakter Tony mehr Raum verglichen mit seinem Alter Ego Iron Man bekommt, ist eine interessante Idee. Leider verpuffen all diese guten Ansätze spätestens im völlig überladenen CGI-Showdown, der in seiner Größenordnung dann wirklich die Frage aufwirft, warum nicht mal ein Thor oder Hulk vorbeischaut, um gemeinsam mit Iron Man den Tag (und die Welt) zu retten. Vielleicht hätte das dem Ende den nötigen Kick gegeben, den man bereits vorher durchgehend vermisst hatte.
Fazit: Macht der Mann den Anzug oder der Anzug den Mann? Keine Ahnung, jedenfalls hat Shane Black diesen Film gemacht und man wünscht sich im Nachhinein, dass es doch wieder Jon Favreau hinter der Kamera gewesen wäre. "Marvels Iron Man 3" erinnert ein wenig an einen "Matrix Revolutions" oder "X-Men: Der letzte Widerstand": Die Vorgänger waren überzeugend und teilweise großartige Unterhaltung und der letzte Teil kann die hohen Erwartungen trotz seiner Kurzweiligkeit zu keinem Zeitpunkt erfüllen. Dazu ist in diesem Fall die Handlung zu beliebig und eintönig und die Schurken langweilige Abziehbilder, die zudem durch ihr besonderes Attribut jede ihrer Aktionen lächerlich aussehen lassen. Weniger wäre mehr gewesen, Marvel. Bitte mit einem ordentlichen vierten Teil noch einmal nachbessern!
Mayrathon - V
Unter Geiern
Nach "Old Shatterhand" und "Winnetou II" war "Unter Geiern" bereits der dritte Beitrag zur Karl-May-Westernreihe, der im Jahre 1964 in den deutschen Kinos erschien. Ursprünglich als Abenteuer der Blutsbrüder Winnetou und Old Shatterhand unter dem Titel "Winnetou und der Bärenjäger" geplant, änderte sich dies, als Produzent Horst Wendtland den US-amerikanischen Star Stewart Granger verpflichten konnte. Schnell wurde Lex Barker als Shatterhand durch ihn ersetzt und er bekam die Rolle des Old Surehands. Auch wenn Grangers Rollenauslegung, genau wie der Rest des Filmes, der nicht wie gewöhnlich von Harald Reinl, sondern von Arthur Vohrer inszeniert wurde, wenig mit Karl Mays Romanen zu tun hat, ist das Ergebnis schon allein insofern überraschend, dass trotz seiner kurzen Produktionszeit das Endresultat sich absolut sehen lassen kann und vermutlich den bisherigen Höhepunkt der Reihe markieren dürfte.
Am deutlichsten unterscheidet sich "Unter Geiern" vor allem durch den neuen Mann hinter der Kamera: Während Harald Reinl ein Regisseur war, der sich sehr für die romantische Stimmung seiner Locations begeistern konnte und stets eine edle Atmosphäre vermittelte, ist Vohrer deutlich temporeicher. Sein 98 Minuten langer Ritt durch die Prärie ist immer sehr dynamisch, rhythmisch und vor allem schnell erzählt. Szenen in Indianerdörfern sind dieses Mal keine langen Tanzorgien, Dialoge immer nur darauf bedacht, die nötigen Informationen zu vermitteln und die Handlung voranzutreiben, Charaktere ständig in Bewegung sowie auch die Bedrohung immer klar ist. Besonders im Vergleich gefällt Vohrers Winnetou-Version daher durch ihre Schnelligkeit, die den Zuschauer regelrecht überrascht. Natürlich wird auf ein wenig Romantik, meist durch Martin Böttchers Musik, nicht verzichtet, doch der Fokus liegt ganz klar auf Action, Handlung und Spannung. Ein weiterer starker Unterschied ist der neu eingeführte Protagonist: Lex Barker als Old Shatterhand war ein Charmebolzen, aber vor allem ein echter Sympathieträger, eine Art Friedenstaube, fest im Sattel sitzend. Doch Granger macht schnell klar, dass er ebenfalls viel Potential hat. Sein Old Surehand ist ein wahrer Westmann (mit klassischem Hut), aber auch eine stark selbstparodistische und mit ironischer Distanziertheit auftretende Person.
Besonders deutlich wird das im Zusammenspiel mit Pierre Brice als Winnetou. Wo Barker und Brice sich gegenseitig mit Bewunderung betrachteten, grinst Granger nur und scheint sich und seine Umgebung nie sonderlich ernstzunehmen. Was für echte Karl May Fans ein Albtraum sein muss, ist für unabhängigere Betrachter ein Genuss, werden so doch der etwas störende Kitsch der Vorgänger und die stark naiven Dialoge so genial überzogen, dass das ganze viel weniger negativ ins Auge sticht. Das tut auch der Geschichte gut, die allerdings auch so einiges zu bieten hat. Zwar ist das Erzählte in Grundzügen altbekannt (Verbrecherbande lockt Siedler in einen Hinterhalt und hetzt Indianer gegen Weiße auf), aber lebt hier natürlich enorm durch das rasende Tempo und davon, dass die Schurken wie die Geierfaust aufs Siedlerauge passend besetzt wurden. Sieghardt Rupp als Geier-Anführer spielt mit entwaffnender Feindseligkeit und Miha Baloh überzeugt als ängstlicher Intrigant. Auf Seite der Helden ist neben der beiden bereits bekannten Protagonisten insbesondere der Auftritt Götz Georges (der bereits in "Der Schatz im Silbersee" eine Hauptrolle hatte) zu verzeichnen, der seinen eigenen Subplot hat und mit seinem sympathischen Grinsen und der auffälligen körperlichen Fitness doch stark an Lex Barker erinnert, sowie auch Paddy Fox als etwas schusseliger Kumpane Surehands überdeutlich Erinnerungen an Ralf Wolter weckt.
Das ist dann aber dankenswerterweise auch der einzige Anflug von Slapstick, den Vohrer seinem Film zugesteht. Stattdessen traut er sich tatsächlich mal etwas: Mit der emotionalen Hintergrundgeschichte des Baumann Charakters, der von Walter Barnes mit dem nötigen Ernst gespielt wird, bekommen die Geschehnisse das nötige Gewicht und die weibliche Hauptrolle Elke Sommer darf nach den eher jungfräulichen Auftritten ihrer Vorgängerinnen sogar mal (natürlich nur ganz vorsichtig) ein kleines bisschen Erotik ins Spiel bringen. Was einzig und allein negativ auffällt, weil hier eben überhaupt kein Risiko eingegangen wird, ist, wenn der Film sich ins Dorf der Schoschonen aufmacht. Das ist zwar nett und durchaus unterhaltsam gemacht, nur leider hat man das alles in "Der Schatz im Silbersee" genauso schon einmal gesehen und es fühlt sich auch zu routiniert an, um wirklich fesselnd zu sein, aber unterm Strich ist bei Vorher letzten Endes dann doch alles immer noch eine Spur aufregender als bei den Vorgängern und auch deshalb einen Tick interessanter. Lobenswert ist zu allerletzt noch sein Umgang mit dem Winnetou-Charakter: Zum ersten Mal wird dieser Figur genau das richtige Gewicht innerhalb der Handlung verliehen und seine Funktion als leicht mythisch angehauchtes Deus Ex Machina im May-Kosmos perfekt getroffen. So geht das!
Fazit: Typisch naives und aus Erwachsenensicht selbstredend einfältiges Westernspiel, dass hier aber mit so viel Elan präsentiert wird, wie selten zuvor und neben der ohnehin schon passenden Besetzung besonders durch Stewart Granger richtig Leben verliehen bekommt. Er ist durch sein umwerfend lockeres und überzogen routiniertes Spiel die Idealbesetzung, um den meist ein wenig zu ernsten Filmen etwas die überzogene Dramatik zu nehmen. Vohrer weiß um diesen Fall und kann sich so ganz auf seine Action verlassen, die er überaus wendig und klug durch choreographiert zu inszenieren weiß und dem Publikum ein gutes Gefühl davon vermittelt, wie sich das Held sein im Wilden Westen wohl angefühlt haben muss. "Unter Geiern" ist dabei weniger ein Western, als mehr ein sehr gelungener Actionfilm, der vielleicht nur im Mittelteil ein wenig zu lang geraten ist. Für Wendtland war auch "Unter Geiern" ein weiterer Erfolg, der vor allem eines eindeutig machte. Trotz schneller Produktionszeit schien die Qualität der Filme nicht daran zu leiden und den Leuten die Lust an Karl May nicht zu vergehen. Und so wunderte es niemanden, als Winnetou kurz darauf wieder auf Iltschi durch die Weiten des Westens ritt.
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Nach "Old Shatterhand" und "Winnetou II" war "Unter Geiern" bereits der dritte Beitrag zur Karl-May-Westernreihe, der im Jahre 1964 in den deutschen Kinos erschien. Ursprünglich als Abenteuer der Blutsbrüder Winnetou und Old Shatterhand unter dem Titel "Winnetou und der Bärenjäger" geplant, änderte sich dies, als Produzent Horst Wendtland den US-amerikanischen Star Stewart Granger verpflichten konnte. Schnell wurde Lex Barker als Shatterhand durch ihn ersetzt und er bekam die Rolle des Old Surehands. Auch wenn Grangers Rollenauslegung, genau wie der Rest des Filmes, der nicht wie gewöhnlich von Harald Reinl, sondern von Arthur Vohrer inszeniert wurde, wenig mit Karl Mays Romanen zu tun hat, ist das Ergebnis schon allein insofern überraschend, dass trotz seiner kurzen Produktionszeit das Endresultat sich absolut sehen lassen kann und vermutlich den bisherigen Höhepunkt der Reihe markieren dürfte.
Am deutlichsten unterscheidet sich "Unter Geiern" vor allem durch den neuen Mann hinter der Kamera: Während Harald Reinl ein Regisseur war, der sich sehr für die romantische Stimmung seiner Locations begeistern konnte und stets eine edle Atmosphäre vermittelte, ist Vohrer deutlich temporeicher. Sein 98 Minuten langer Ritt durch die Prärie ist immer sehr dynamisch, rhythmisch und vor allem schnell erzählt. Szenen in Indianerdörfern sind dieses Mal keine langen Tanzorgien, Dialoge immer nur darauf bedacht, die nötigen Informationen zu vermitteln und die Handlung voranzutreiben, Charaktere ständig in Bewegung sowie auch die Bedrohung immer klar ist. Besonders im Vergleich gefällt Vohrers Winnetou-Version daher durch ihre Schnelligkeit, die den Zuschauer regelrecht überrascht. Natürlich wird auf ein wenig Romantik, meist durch Martin Böttchers Musik, nicht verzichtet, doch der Fokus liegt ganz klar auf Action, Handlung und Spannung. Ein weiterer starker Unterschied ist der neu eingeführte Protagonist: Lex Barker als Old Shatterhand war ein Charmebolzen, aber vor allem ein echter Sympathieträger, eine Art Friedenstaube, fest im Sattel sitzend. Doch Granger macht schnell klar, dass er ebenfalls viel Potential hat. Sein Old Surehand ist ein wahrer Westmann (mit klassischem Hut), aber auch eine stark selbstparodistische und mit ironischer Distanziertheit auftretende Person.
Besonders deutlich wird das im Zusammenspiel mit Pierre Brice als Winnetou. Wo Barker und Brice sich gegenseitig mit Bewunderung betrachteten, grinst Granger nur und scheint sich und seine Umgebung nie sonderlich ernstzunehmen. Was für echte Karl May Fans ein Albtraum sein muss, ist für unabhängigere Betrachter ein Genuss, werden so doch der etwas störende Kitsch der Vorgänger und die stark naiven Dialoge so genial überzogen, dass das ganze viel weniger negativ ins Auge sticht. Das tut auch der Geschichte gut, die allerdings auch so einiges zu bieten hat. Zwar ist das Erzählte in Grundzügen altbekannt (Verbrecherbande lockt Siedler in einen Hinterhalt und hetzt Indianer gegen Weiße auf), aber lebt hier natürlich enorm durch das rasende Tempo und davon, dass die Schurken wie die Geierfaust aufs Siedlerauge passend besetzt wurden. Sieghardt Rupp als Geier-Anführer spielt mit entwaffnender Feindseligkeit und Miha Baloh überzeugt als ängstlicher Intrigant. Auf Seite der Helden ist neben der beiden bereits bekannten Protagonisten insbesondere der Auftritt Götz Georges (der bereits in "Der Schatz im Silbersee" eine Hauptrolle hatte) zu verzeichnen, der seinen eigenen Subplot hat und mit seinem sympathischen Grinsen und der auffälligen körperlichen Fitness doch stark an Lex Barker erinnert, sowie auch Paddy Fox als etwas schusseliger Kumpane Surehands überdeutlich Erinnerungen an Ralf Wolter weckt.
Das ist dann aber dankenswerterweise auch der einzige Anflug von Slapstick, den Vohrer seinem Film zugesteht. Stattdessen traut er sich tatsächlich mal etwas: Mit der emotionalen Hintergrundgeschichte des Baumann Charakters, der von Walter Barnes mit dem nötigen Ernst gespielt wird, bekommen die Geschehnisse das nötige Gewicht und die weibliche Hauptrolle Elke Sommer darf nach den eher jungfräulichen Auftritten ihrer Vorgängerinnen sogar mal (natürlich nur ganz vorsichtig) ein kleines bisschen Erotik ins Spiel bringen. Was einzig und allein negativ auffällt, weil hier eben überhaupt kein Risiko eingegangen wird, ist, wenn der Film sich ins Dorf der Schoschonen aufmacht. Das ist zwar nett und durchaus unterhaltsam gemacht, nur leider hat man das alles in "Der Schatz im Silbersee" genauso schon einmal gesehen und es fühlt sich auch zu routiniert an, um wirklich fesselnd zu sein, aber unterm Strich ist bei Vorher letzten Endes dann doch alles immer noch eine Spur aufregender als bei den Vorgängern und auch deshalb einen Tick interessanter. Lobenswert ist zu allerletzt noch sein Umgang mit dem Winnetou-Charakter: Zum ersten Mal wird dieser Figur genau das richtige Gewicht innerhalb der Handlung verliehen und seine Funktion als leicht mythisch angehauchtes Deus Ex Machina im May-Kosmos perfekt getroffen. So geht das!
Fazit: Typisch naives und aus Erwachsenensicht selbstredend einfältiges Westernspiel, dass hier aber mit so viel Elan präsentiert wird, wie selten zuvor und neben der ohnehin schon passenden Besetzung besonders durch Stewart Granger richtig Leben verliehen bekommt. Er ist durch sein umwerfend lockeres und überzogen routiniertes Spiel die Idealbesetzung, um den meist ein wenig zu ernsten Filmen etwas die überzogene Dramatik zu nehmen. Vohrer weiß um diesen Fall und kann sich so ganz auf seine Action verlassen, die er überaus wendig und klug durch choreographiert zu inszenieren weiß und dem Publikum ein gutes Gefühl davon vermittelt, wie sich das Held sein im Wilden Westen wohl angefühlt haben muss. "Unter Geiern" ist dabei weniger ein Western, als mehr ein sehr gelungener Actionfilm, der vielleicht nur im Mittelteil ein wenig zu lang geraten ist. Für Wendtland war auch "Unter Geiern" ein weiterer Erfolg, der vor allem eines eindeutig machte. Trotz schneller Produktionszeit schien die Qualität der Filme nicht daran zu leiden und den Leuten die Lust an Karl May nicht zu vergehen. Und so wunderte es niemanden, als Winnetou kurz darauf wieder auf Iltschi durch die Weiten des Westens ritt.
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Marvel-Reviews: Part Eight!
Marvels Thor: The Dark Kingdom
Als Marvel-Produzent Kevin Feige 2011 dem nordischen Gott Thor aus Asgard Einzug ins Marvel Cinematic Universe gewährte, war dies nach Vorgängern wie "Iron Man" und "Der unglaubliche Hulk" eine enorme Erweiterung des Spektrums, die Shakespeare-Regisseur Kenneth Branagh zu einem harmlosen, aber unterhaltsamen Superhelden-Märchen gestaltete. Nach dem großen Crossover ("Marvels The Avengers") der Helden lag es nun an Alan Taylor, Thor wieder alleine ins Rennen zu schicken. Und wie schon bei "Iron Man 3" versucht sich auch er an einer Fortsetzung, die die Ansätze des ersten Teiles fortführt und gleichzeitig die Ereignisse des Avengers-Treffens angemessen aufnimmt. Herauskommt dabei erneut unterhaltsamer Actionbombast für Jugendliche frei nach der Marvel-Formel, die aber langsam mehr als ernste Abnutzungserscheinungen aufzeigt.
Besonders bemerkbar machen sich diese in der ersten Hälfte des Filmes. Während der Vorgänger noch einen schwachen Mittelteil hatte, sind im Sequel vor allem die ersten fünfundvierzig Minuten extrem formelhaft. Nichts spricht gegen einen ähnlichen Aufbau bei Folgen eines Franchises (die Bond-Filme funktionieren seit Ewigkeiten nach diesem Prinzip), doch wenn man bereits jedes Ereignis vorhersagen kann und es überhaupt keinerlei Variationen zu geben scheint, fördert dies wohl kaum so etwas wie Aufregung oder Spannung. Sehr früh zeigen sich bereits zwei Kernprobleme der Geschichte: Taylor nimmt sich an den falschen Stellen zu viel und an den anderen zu wenig Zeit. So inszeniert er ein 10-minütiges Intro, um die Vorgeschichte des Konflikts aufzuzeigen, nur um diese kurz darauf als Erzählung des von Anthony Hopkins nicht mehr ganz so enthusiastisch verkörperten Allvaters Odin noch einmal ausführlich zu erläutern. Dafür hetzt er zu Beginn ohne viel Charakterfestigung durch die Exposition der Charaktere und besonders Natalie Portmans erneut niedlicher Auftritt als Jane Forster wird enorm schnell vorangetrieben, ohne, dass "Thor: The Dark Kingdom" eine Stimmung für die Location, den Charakter oder die Handlungsentfaltung entwickeln kann. Das andere Problem ist leider noch gewichtiger und hatte sich bereits beim letzten Iron Man Teil offensichtlich gezeigt: Marvel hat einfach keine interessanten Schurken zu bieten.
Christopher Eccleston muss hinter einer absurden Maske leider als völlig austauschbarer Dunkelelf den Antagonist der Woche mimen. Schade ist hierbei, dass das ganze Drehbuch auf dem Bösewichtplot aufbaut, der so schwach ist, wie selten zuvor gesehen. Dass die Dunkelelfen einem übermächtigen MacGuffin hinterher jagen und damit einfach bloß alles zerstören wollen, ist wahrlich unkreativ und lahm. Genauso stören die durch sie eingebrachten Sci-Fi-Elemente enorm. Ständig fliegen Raumschiffe durch die Gegend und Laserkanonen erwecken nur selten den Anschein, man befinde sich in einer mythischen, geschweige denn göttlichen Welt. Dementsprechend schleppend zieht sich die erste Hälfte des Abenteuers dahin und auch der vermeintlich tragische Höhepunkt erstickt an der Belanglosigkeit der Handlung. Doch mit dem Auftritt Lokis, den Tom Hiddleston zum dritten Mal gekonnt eigensinnig verkörpert, der hier sogar dem charismatischen Chris Hemsworth als Titelheld die Show stiehlt, nimmt der Film endlich Fahrt auf. Die Heist-Movie-artige Befreiungsaktion ist inszenatorisch spannend gemacht und im Zusammenspiel mit Hemsworth zeigt Hiddleston sein ganzes komödiantisches Talent. Man lacht und bangt zum ersten Mal mit den Akteuren auf der Leinwand, gerade, weil beide Hauptdarsteller neben den lustigen auch die dramatischen Aspekte ihrer Figuren immer wieder zum Vorschein bringen.
Auch der große Showdown in London kann für einiges entschädigen. Zwar albern Stellan Skarsgard und Kat Dennings etwas zu viel durch die Action, doch der Kampf durch mehrere Dimensionen in unterschiedlichen Welten ist eine Augenweide und allein seines Tempos wegen eine spannende und visuell packende Angelegenheit. Zwar fehlt es dank schwacher Schurken an einer echten Bedrohung, aber Spaß macht das ganze dennoch und Filmkomponist Brian Tyler legt angenehm akzentuierte Melodien unter die Szenerien. Wofür man Taylor ansonsten loben muss, ist seine Setgestaltung. War Asgard im Vorgänger viel zu künstliche CGI-Landschaft, überrascht er hier mit vielen echten Bauten und authentischen Architekturen. Mutig ist auch sein Verzicht auf SHIELD, die in allen Filmen vor dem Crossover eine große Rolle spielten (und oft eine zu große), hier aber zurecht außen vor gelassen wird. Eine wirklich tolle letzte Idee ist die allerletzte Schlussszene vor dem Abspann, die eine nette Brücke zum Beginn des ersten Teils schlägt und sich wie ein Abschluss der Entwicklung Thors anfühlt - und dann auch noch eine kleine Überraschung bietet, die sowohl für das Avengers-Sequel, als auch für einen eventuellen dritten Teil interessant sein könnte.
Fazit: Qualitativ begegnen sich "Thor" und "The Dark Kingdom" durchaus auf Augenhöhe. Während man dem Erstling einen zu zähen Mittelteil zugestehen musste und er sich selbst zu sehr an einfältigem Slapstick-Humor gefiel, braucht das Sequel deutlich zu lange, um an Fahrt aufzunehmen, hat dann aber immerhin ein paar gute Ideen zu bieten. In beiden Fällen steht und fällt alles mit Tom Hiddleston, der seine Loki-Performance mit jedem Auftritt weiter perfektioniert und die interessanteste Figur des Thor-Universums sein darf. Ansonsten verhalten sich Action und Tempo in einem leicht überdurchschnittlichen Niveau und trotz störender Sci-Fi-Elemente und langweiliger Schurkenaufstellung kann man "Marvels Thor: The Dark Kingdom" als achten Beitrag zum Marvel Cinematic Universe keinesfalls Langweile attestieren, dafür ist er dann doch zu kurzweilig und unterhaltsam. Doch zukünftig sollte sich Marvel eines wieder bewusst werden: Wenn man nach "Iron Man 3" und Thors zweitem Auftritt auch weiterhin nicht wieder etwas mutiger und weniger formelhaft inszeniert, werden die Abnutzungserscheinungen dem Cinematic Universe langsam aber sicher ein Grab schaufeln.
Als Marvel-Produzent Kevin Feige 2011 dem nordischen Gott Thor aus Asgard Einzug ins Marvel Cinematic Universe gewährte, war dies nach Vorgängern wie "Iron Man" und "Der unglaubliche Hulk" eine enorme Erweiterung des Spektrums, die Shakespeare-Regisseur Kenneth Branagh zu einem harmlosen, aber unterhaltsamen Superhelden-Märchen gestaltete. Nach dem großen Crossover ("Marvels The Avengers") der Helden lag es nun an Alan Taylor, Thor wieder alleine ins Rennen zu schicken. Und wie schon bei "Iron Man 3" versucht sich auch er an einer Fortsetzung, die die Ansätze des ersten Teiles fortführt und gleichzeitig die Ereignisse des Avengers-Treffens angemessen aufnimmt. Herauskommt dabei erneut unterhaltsamer Actionbombast für Jugendliche frei nach der Marvel-Formel, die aber langsam mehr als ernste Abnutzungserscheinungen aufzeigt.
Besonders bemerkbar machen sich diese in der ersten Hälfte des Filmes. Während der Vorgänger noch einen schwachen Mittelteil hatte, sind im Sequel vor allem die ersten fünfundvierzig Minuten extrem formelhaft. Nichts spricht gegen einen ähnlichen Aufbau bei Folgen eines Franchises (die Bond-Filme funktionieren seit Ewigkeiten nach diesem Prinzip), doch wenn man bereits jedes Ereignis vorhersagen kann und es überhaupt keinerlei Variationen zu geben scheint, fördert dies wohl kaum so etwas wie Aufregung oder Spannung. Sehr früh zeigen sich bereits zwei Kernprobleme der Geschichte: Taylor nimmt sich an den falschen Stellen zu viel und an den anderen zu wenig Zeit. So inszeniert er ein 10-minütiges Intro, um die Vorgeschichte des Konflikts aufzuzeigen, nur um diese kurz darauf als Erzählung des von Anthony Hopkins nicht mehr ganz so enthusiastisch verkörperten Allvaters Odin noch einmal ausführlich zu erläutern. Dafür hetzt er zu Beginn ohne viel Charakterfestigung durch die Exposition der Charaktere und besonders Natalie Portmans erneut niedlicher Auftritt als Jane Forster wird enorm schnell vorangetrieben, ohne, dass "Thor: The Dark Kingdom" eine Stimmung für die Location, den Charakter oder die Handlungsentfaltung entwickeln kann. Das andere Problem ist leider noch gewichtiger und hatte sich bereits beim letzten Iron Man Teil offensichtlich gezeigt: Marvel hat einfach keine interessanten Schurken zu bieten.
Christopher Eccleston muss hinter einer absurden Maske leider als völlig austauschbarer Dunkelelf den Antagonist der Woche mimen. Schade ist hierbei, dass das ganze Drehbuch auf dem Bösewichtplot aufbaut, der so schwach ist, wie selten zuvor gesehen. Dass die Dunkelelfen einem übermächtigen MacGuffin hinterher jagen und damit einfach bloß alles zerstören wollen, ist wahrlich unkreativ und lahm. Genauso stören die durch sie eingebrachten Sci-Fi-Elemente enorm. Ständig fliegen Raumschiffe durch die Gegend und Laserkanonen erwecken nur selten den Anschein, man befinde sich in einer mythischen, geschweige denn göttlichen Welt. Dementsprechend schleppend zieht sich die erste Hälfte des Abenteuers dahin und auch der vermeintlich tragische Höhepunkt erstickt an der Belanglosigkeit der Handlung. Doch mit dem Auftritt Lokis, den Tom Hiddleston zum dritten Mal gekonnt eigensinnig verkörpert, der hier sogar dem charismatischen Chris Hemsworth als Titelheld die Show stiehlt, nimmt der Film endlich Fahrt auf. Die Heist-Movie-artige Befreiungsaktion ist inszenatorisch spannend gemacht und im Zusammenspiel mit Hemsworth zeigt Hiddleston sein ganzes komödiantisches Talent. Man lacht und bangt zum ersten Mal mit den Akteuren auf der Leinwand, gerade, weil beide Hauptdarsteller neben den lustigen auch die dramatischen Aspekte ihrer Figuren immer wieder zum Vorschein bringen.
Auch der große Showdown in London kann für einiges entschädigen. Zwar albern Stellan Skarsgard und Kat Dennings etwas zu viel durch die Action, doch der Kampf durch mehrere Dimensionen in unterschiedlichen Welten ist eine Augenweide und allein seines Tempos wegen eine spannende und visuell packende Angelegenheit. Zwar fehlt es dank schwacher Schurken an einer echten Bedrohung, aber Spaß macht das ganze dennoch und Filmkomponist Brian Tyler legt angenehm akzentuierte Melodien unter die Szenerien. Wofür man Taylor ansonsten loben muss, ist seine Setgestaltung. War Asgard im Vorgänger viel zu künstliche CGI-Landschaft, überrascht er hier mit vielen echten Bauten und authentischen Architekturen. Mutig ist auch sein Verzicht auf SHIELD, die in allen Filmen vor dem Crossover eine große Rolle spielten (und oft eine zu große), hier aber zurecht außen vor gelassen wird. Eine wirklich tolle letzte Idee ist die allerletzte Schlussszene vor dem Abspann, die eine nette Brücke zum Beginn des ersten Teils schlägt und sich wie ein Abschluss der Entwicklung Thors anfühlt - und dann auch noch eine kleine Überraschung bietet, die sowohl für das Avengers-Sequel, als auch für einen eventuellen dritten Teil interessant sein könnte.
Fazit: Qualitativ begegnen sich "Thor" und "The Dark Kingdom" durchaus auf Augenhöhe. Während man dem Erstling einen zu zähen Mittelteil zugestehen musste und er sich selbst zu sehr an einfältigem Slapstick-Humor gefiel, braucht das Sequel deutlich zu lange, um an Fahrt aufzunehmen, hat dann aber immerhin ein paar gute Ideen zu bieten. In beiden Fällen steht und fällt alles mit Tom Hiddleston, der seine Loki-Performance mit jedem Auftritt weiter perfektioniert und die interessanteste Figur des Thor-Universums sein darf. Ansonsten verhalten sich Action und Tempo in einem leicht überdurchschnittlichen Niveau und trotz störender Sci-Fi-Elemente und langweiliger Schurkenaufstellung kann man "Marvels Thor: The Dark Kingdom" als achten Beitrag zum Marvel Cinematic Universe keinesfalls Langweile attestieren, dafür ist er dann doch zu kurzweilig und unterhaltsam. Doch zukünftig sollte sich Marvel eines wieder bewusst werden: Wenn man nach "Iron Man 3" und Thors zweitem Auftritt auch weiterhin nicht wieder etwas mutiger und weniger formelhaft inszeniert, werden die Abnutzungserscheinungen dem Cinematic Universe langsam aber sicher ein Grab schaufeln.
Mayrathon - VI
Der Ölprinz
Nach dem er bereits ein Jahr zuvor in "Unter Geiern" seinen Einstand in die Winnetou-Filmreihe feiern konnte, präsentierte Produzent Horst Wendlandt 1965 ein zweites Mal den US-Star Stewart Granger als Old Surehand bei der Verfilmung eines Karl May Romanes, in dem eigentlich Old Shatterhand der Held gewesen war. Doch Vorlagentreue war nie eine besondere Stärke der Wendlandt-Filme und so ritt Pierre Brice als edler Apachenhäuptling eben erneut mit der sichersten Hand des wilden Westens. Unter der Regie von Harald Philipp, einem Greenhorn im Mayschen Universum, entstand so der sechste Franchisebeitrag innerhalb von vier Jahren, der den titelgebenden Ölprinzen und ein paar verarmte Siedler in den Vordergrund stellen. Das Ergebnis ist ein klassischer Karl May, der jedoch auch offensichtlich macht, dass sich die immer gleichen Abläufe der Filme mittlerweile dann doch abzunutzen beginnen.
Eines kann man dem Ölprinz nicht abgesprechen, sofern man denn die Vorgänger mochte: Er ist selbstverständlich unterhaltsam gemacht und auch durch seine nicht zu enorme Länge leicht zu genießen. Zwar ist ein wesentlicher und eindeutiger Kritikpunkt, dass die Handlung zu eindeutig aus Versatzstücken der Vorgänger "Der Schatz im Silbersee" und "Unter Geiern" zurecht geklaut wurde, doch letzten Endes funktionieren diese Versatzstücke immer noch und sind durchaus stimmig zusammengeführt worden. Natürlich spielt wieder ein Bösewicht die Indianer gegen die unschuldigen Weißen aus, wieder stirbt ein Häuptlingsfamilienmitglied, wieder kommt es in der letzten Sekunde zur großen Rettung, man kennt das alles, aber man akzeptiert es vollkommen, vielleicht, weil es einem mit solcher Selbstverständlichkeit präsentiert wird, dass man es einfach hinnimmt. Insgesamt wartet man zwar immer darauf, dass dieses Muster an Wiederholungen einmal durchbrochen wird und ist folgerichtig etwas enttäuscht, wenn am Ende doch alles im gewohnten Rahmen abläuft, doch die 90 Minuten verstreichen schnell und mit Schwung. Man hat als Fan der Reihe daher auch hier gewiss wieder Spaß. Nicht mehr so viel, wie bei den beiden direkten Vorgängern, aber wenn man sich wirklich für diese Filme begeistern kann, kann einem "Der Ölprinz" eigentlich gar nicht nicht gefallen.
Sehr ähnlich wie mit dem Drehbuch verhält es sich mit der Besetzung. Denn ob nun Stewart Granger als Surehand, Mario Girotti als "Nebenheld" oder Harald Leipnitz als schurkischer Ölprinz, kaum einer der Darsteller spielt derart effizient wie ihre Ebenbilder in - beispielsweise - "Unter Geiern". Leipnitz ist nie ganz so böse wie Sieghard Rupp, Girotti erreicht nicht den Elan eines Götz Georges, auch Granger selbst ist nicht mehr ganz so euphorisch bei der Sache, doch dennoch "reichen" deren Leistungen völlig aus. Eigentlich könnte hier jede Beschreibung des Filmes bereits enden, denn genau so fühlt sich "Der Ölprinz" von Anfang bis Ende an: Wie eine nicht mehr ganz so frische, aber immer noch unterhaltsame Neuverfilmung von "Unter Geiern". Irgendwo liegt das Gefühl, alles schon einmal gesehen zu haben und irgendwie ist da trotzdem dieses Empfinden, von dem Spektakel angenehm unterhalten zu werden. Und ein darstellerisches Glanzlicht gibt es ja sogar noch: Heinz Erhardt, der für sich genommen schon ein grandioser Komiker seiner Zeit war, begeistert in einem kleinen komödiantischen Part, der umso vieles besser als Auftritte eines Chris Howlands in "Winnetou I" sind, dass er alleine eine Sichtung des Ölprinzes wert ist. Außerdem ist Martin Böttcher immer ein Trumpf. Während man sich zwischendurch schon mal etwas der Langatmigkeit hingibt, weil man gerade ein extremes Déjà-Vu hat, wird man aus dieser Situation perfekt durch seine schwelgerische Melodie abgeholt. So sollte ein Soundtrack aussehen! Unterstützend, sinngerecht und wohltuend. Bravo!
Einige der Kritikpunkte sind jedoch ganz und gar nicht wegzudiskutieren und leider muss man bei direkten Vergleichen konstatieren, dass Philipp als Regisseur eine ganze Nummer weniger begabt war, als Alfred Vohrer oder Harald Reinl. Besonders aus technischen Gesichtspunkten ist "Der Ölprinz" teilweise ungenügend inszeniert worden. Das Pfeile und Messer nach ihrem Abschuss noch eindeutig mit einem Seil befestigt sind, mag man sogar mit zwei zugekniffenen Augen noch übersehen, doch wenn der dramaturgische Höhepunkt des Filmes, eine spektakuläre Flussfahrt, die aus vielen echten und beeindruckenden Stunts besteht, dann ständig durch Aufnahmen von Darstellern vor furchtbar schlechten Rückprojektionen unterbrochen wird, ist das mehr als peinlich. Und das Philipp bei der ersten Szene des Filmes direkt die Hälfte des Bildmaterials aus dem Vorgänger "Winnetou II" dreist übernimmt, ist dem Zuschauer gegenüber nicht nur frech, es ist sogar ein kreatives Armutszeugnis. Seltsam farblos wirkt auch der große Showdown, bei dem ein ganzer Indianerstamm die Siedler angreift und... nur einen statischen Pfeilhagel zu bieten hat? Warum kein großes Gefecht, warum keine packenden Kämpfe? Ob da jemand von der Regie keine Lust hatte oder nicht, kann nur vermutet werden, aber das vermeintlich bedrohliche Finale ist eher leicht unfreiwillig komisch, passt lustigerweise deshalb aber ideal zu Naivität der Reihe und ist irgendwie gerade deshalb auch ziemlich unterhaltsam.
Fazit: Eigentlich eine kleine Unverschämtheit. Obwohl man als Zuschauer desöfteren den Eindruck bekommt, dass "Der Ölprinz" nicht mehr als eine lieblose Fließbandproduktion für die Macher gewesen ist und einem im Verlauf der Sichtung zahlreiche offensichtliche Schwächen auffallen, sowie man genau weiß, dass man für die technische Umsetzung den Film eigentlich brutal abstrafen sollte, unterhält einen der Film letzten Endes dennoch durchgehend und lebt wohl am allermeisten vom mittlerweile von der Reihe entwickelten Charme dieser Streifen. "Der Ölprinz" bleibt daher als leicht überdurchschnittliches Werk in Erinnerung, welches man gerne verfolgt, doch macht auch auf eine Bemerkung aufmerksam, die Stewart Granger damals gegenüber Wendlandt äußerte: "Du kannst diese Filme noch viele Jahre weiterproduzieren, du musst sie nur jedes Mal besser und besser machen!" Treffender hätte man es nicht sagen können!
Nach dem er bereits ein Jahr zuvor in "Unter Geiern" seinen Einstand in die Winnetou-Filmreihe feiern konnte, präsentierte Produzent Horst Wendlandt 1965 ein zweites Mal den US-Star Stewart Granger als Old Surehand bei der Verfilmung eines Karl May Romanes, in dem eigentlich Old Shatterhand der Held gewesen war. Doch Vorlagentreue war nie eine besondere Stärke der Wendlandt-Filme und so ritt Pierre Brice als edler Apachenhäuptling eben erneut mit der sichersten Hand des wilden Westens. Unter der Regie von Harald Philipp, einem Greenhorn im Mayschen Universum, entstand so der sechste Franchisebeitrag innerhalb von vier Jahren, der den titelgebenden Ölprinzen und ein paar verarmte Siedler in den Vordergrund stellen. Das Ergebnis ist ein klassischer Karl May, der jedoch auch offensichtlich macht, dass sich die immer gleichen Abläufe der Filme mittlerweile dann doch abzunutzen beginnen.
Eines kann man dem Ölprinz nicht abgesprechen, sofern man denn die Vorgänger mochte: Er ist selbstverständlich unterhaltsam gemacht und auch durch seine nicht zu enorme Länge leicht zu genießen. Zwar ist ein wesentlicher und eindeutiger Kritikpunkt, dass die Handlung zu eindeutig aus Versatzstücken der Vorgänger "Der Schatz im Silbersee" und "Unter Geiern" zurecht geklaut wurde, doch letzten Endes funktionieren diese Versatzstücke immer noch und sind durchaus stimmig zusammengeführt worden. Natürlich spielt wieder ein Bösewicht die Indianer gegen die unschuldigen Weißen aus, wieder stirbt ein Häuptlingsfamilienmitglied, wieder kommt es in der letzten Sekunde zur großen Rettung, man kennt das alles, aber man akzeptiert es vollkommen, vielleicht, weil es einem mit solcher Selbstverständlichkeit präsentiert wird, dass man es einfach hinnimmt. Insgesamt wartet man zwar immer darauf, dass dieses Muster an Wiederholungen einmal durchbrochen wird und ist folgerichtig etwas enttäuscht, wenn am Ende doch alles im gewohnten Rahmen abläuft, doch die 90 Minuten verstreichen schnell und mit Schwung. Man hat als Fan der Reihe daher auch hier gewiss wieder Spaß. Nicht mehr so viel, wie bei den beiden direkten Vorgängern, aber wenn man sich wirklich für diese Filme begeistern kann, kann einem "Der Ölprinz" eigentlich gar nicht nicht gefallen.
Sehr ähnlich wie mit dem Drehbuch verhält es sich mit der Besetzung. Denn ob nun Stewart Granger als Surehand, Mario Girotti als "Nebenheld" oder Harald Leipnitz als schurkischer Ölprinz, kaum einer der Darsteller spielt derart effizient wie ihre Ebenbilder in - beispielsweise - "Unter Geiern". Leipnitz ist nie ganz so böse wie Sieghard Rupp, Girotti erreicht nicht den Elan eines Götz Georges, auch Granger selbst ist nicht mehr ganz so euphorisch bei der Sache, doch dennoch "reichen" deren Leistungen völlig aus. Eigentlich könnte hier jede Beschreibung des Filmes bereits enden, denn genau so fühlt sich "Der Ölprinz" von Anfang bis Ende an: Wie eine nicht mehr ganz so frische, aber immer noch unterhaltsame Neuverfilmung von "Unter Geiern". Irgendwo liegt das Gefühl, alles schon einmal gesehen zu haben und irgendwie ist da trotzdem dieses Empfinden, von dem Spektakel angenehm unterhalten zu werden. Und ein darstellerisches Glanzlicht gibt es ja sogar noch: Heinz Erhardt, der für sich genommen schon ein grandioser Komiker seiner Zeit war, begeistert in einem kleinen komödiantischen Part, der umso vieles besser als Auftritte eines Chris Howlands in "Winnetou I" sind, dass er alleine eine Sichtung des Ölprinzes wert ist. Außerdem ist Martin Böttcher immer ein Trumpf. Während man sich zwischendurch schon mal etwas der Langatmigkeit hingibt, weil man gerade ein extremes Déjà-Vu hat, wird man aus dieser Situation perfekt durch seine schwelgerische Melodie abgeholt. So sollte ein Soundtrack aussehen! Unterstützend, sinngerecht und wohltuend. Bravo!
Einige der Kritikpunkte sind jedoch ganz und gar nicht wegzudiskutieren und leider muss man bei direkten Vergleichen konstatieren, dass Philipp als Regisseur eine ganze Nummer weniger begabt war, als Alfred Vohrer oder Harald Reinl. Besonders aus technischen Gesichtspunkten ist "Der Ölprinz" teilweise ungenügend inszeniert worden. Das Pfeile und Messer nach ihrem Abschuss noch eindeutig mit einem Seil befestigt sind, mag man sogar mit zwei zugekniffenen Augen noch übersehen, doch wenn der dramaturgische Höhepunkt des Filmes, eine spektakuläre Flussfahrt, die aus vielen echten und beeindruckenden Stunts besteht, dann ständig durch Aufnahmen von Darstellern vor furchtbar schlechten Rückprojektionen unterbrochen wird, ist das mehr als peinlich. Und das Philipp bei der ersten Szene des Filmes direkt die Hälfte des Bildmaterials aus dem Vorgänger "Winnetou II" dreist übernimmt, ist dem Zuschauer gegenüber nicht nur frech, es ist sogar ein kreatives Armutszeugnis. Seltsam farblos wirkt auch der große Showdown, bei dem ein ganzer Indianerstamm die Siedler angreift und... nur einen statischen Pfeilhagel zu bieten hat? Warum kein großes Gefecht, warum keine packenden Kämpfe? Ob da jemand von der Regie keine Lust hatte oder nicht, kann nur vermutet werden, aber das vermeintlich bedrohliche Finale ist eher leicht unfreiwillig komisch, passt lustigerweise deshalb aber ideal zu Naivität der Reihe und ist irgendwie gerade deshalb auch ziemlich unterhaltsam.
Fazit: Eigentlich eine kleine Unverschämtheit. Obwohl man als Zuschauer desöfteren den Eindruck bekommt, dass "Der Ölprinz" nicht mehr als eine lieblose Fließbandproduktion für die Macher gewesen ist und einem im Verlauf der Sichtung zahlreiche offensichtliche Schwächen auffallen, sowie man genau weiß, dass man für die technische Umsetzung den Film eigentlich brutal abstrafen sollte, unterhält einen der Film letzten Endes dennoch durchgehend und lebt wohl am allermeisten vom mittlerweile von der Reihe entwickelten Charme dieser Streifen. "Der Ölprinz" bleibt daher als leicht überdurchschnittliches Werk in Erinnerung, welches man gerne verfolgt, doch macht auch auf eine Bemerkung aufmerksam, die Stewart Granger damals gegenüber Wendlandt äußerte: "Du kannst diese Filme noch viele Jahre weiterproduzieren, du musst sie nur jedes Mal besser und besser machen!" Treffender hätte man es nicht sagen können!
Mayrathon - VII
Winnetou III
Eine Büffelstampede wird von arglosen Banditen durch den Westen gehetzt. Sie werden gefangen genommen von den edlen Mescaleros Apachen und müssten eigentlich nach den Gesetzen Manitus am Marterpfahl ihr Leben aushauchen. Doch Häuptling Winnetou entscheidet sich dagegen. Obwohl nur einer der Männer Reue zeigt und um Vergebung bittet, lässt Winnetou alle Banditen von Dannen ziehen, nicht jedoch, ohne den einzigen rechtschaffenen Mann unter ihnen vor der Habsucht und Gier der anderen zu warnen. Kurz darauf sieht Winnnetou ihn wieder, doch da ist der Fremde bereits von seinen Kameraden ermordert worden. Gestorben, weil er an das Gute glaubte. Ein tragisches Schicksal, doch eines kann Winnetou zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen: Dass er diesen Mann bald wiedersehen wird. Und seine Mörder (Regisseur Harald Reinl und Produzent Horst Wendlandt) ziehen für eine Abschiedsvorstellung Winnetous noch einmal alle Register. Und auch wenn dabei nicht alles glatt geht, so können sie ihr Ziel doch voll erfüllen.
So einiges stimmt in "Winnetou III" nicht und vieles resultiert aus den zu häufigen Wiederholungen der Vorgänger und einer nicht ganz ausgereiften Geschichte. Wenn es mal wieder darum geht, ein paar Siedler zu betrügen und Indianern ihr Land zu klauen, ist das im siebten Teil der Karl-May-Western bereits so ausgelutscht, dass man nur noch ein Achselzucken dafür parat hat. Zumal die Schurken dieses Mal so wenig präsent sind, wie selten zuvor. Veljko Maricic spielt den Drahtzieher, der nur auf persönlichen Profit aus ist, zwar nicht verkehrt, hat aber kaum Szenen und wird irgendwann auch einfach vergessen, sowie "Unter Geiern" - Schurke Mihail Baloh als Gomez ebenfalls nur kurz auftritt. Den Part des eigentlichen Bösewichtes spielt Rik Battaglia, der mit seinem schurkischen Charme zwar ein wenig an Mario Adorf aus "Winnetou I" erinnert und sich gekonnt hassenswert vor der Kamera präsentiert, aber inhaltlich nur ein Mittel zum Zweck ist und den ganzen Film über zu oft scheitert, als das er als ernsthafte Bedrohung auftauchen könnte. Die wirklichen bösen sind in diesem Fall mehr ein Kollektiv, statt das der Hass des Zuschauers auf eine Rolle fokussiert ist, was zwar funktioniert, aber weniger Spaß macht, als mit einem richtigen Oberhaupt.
Doch vieles ist auch gut gemacht. Die erste Hälfte von "Winnetou III" ist kaum zu übertreffen. Reinl leitet seine (tragische) Handlung stimmungsvoll ein, erinnert sogar kurz an die Vorgänger und lässt die wie immer grandiosen Lex Barker und Pierre Brice in Santa Fe auf ungewohnte Umgebung treffen. Richtig spannend gestaltet sich die Handlung, als Battaglias Rollins beauftragt wird, Winnetou zu töten und sich daraufhin über eine halbe Stunde lang eine Actionszene an die andere reiht, in der Brice physisch mehr als gefordert wird und den Tod immer wieder nur knapp von der Klippe springt. Der Aufwand ist bewundernswert und das Tempo hoch und so fällt auch gar nicht auf, dass die Frauenrolle von Sophie Hardy und ihre Interaktionen mit Sam Hawkins (alias Ralf Wolter) für den Film völlig nebensächlich sind. Man fiebert wirklich mit und sieht Winnetou mehr als einmal bereits in die ewigen Jagdgründe aufsteigen. Intelligent von Reinl, Shatterhand in diesem Film lange von seinem Blutsbruder zu trennen und Winnetou den Kampf wirklich alleine antreten zu lassen, auch wenn Shatterhand natürlich trotzdem ein paar schöne Faustkämpfe spendiert bekommt. Dass der Häuptling der Apachen sogar dann später noch seinen eigenen Tod ankündigt, macht alles noch spannender und man ist voll im Geschehen gefangen. Überhaupt ist es sehr gut gelungen, wie Reinl eine Art des Foreshadowings betreibt und immer wieder andeutet, wohin die Reise gehen wird, selbst, wenn der Zuschauer dies lange Zeit genau wie Shatterhand nicht wahrhaben will.
Rausreißen tut einen Reinl dann jedoch mit den unnötigen Indianer-Szenen und die bereits im Vorgänger "Ölprinz" gesehene Ermordung des Häuptlingssohnes. Dass Winnetou und Shatterhand aus der Affäre viel zu einfach herauskommen, ist dramaturgisch fatal. Und das die zweite Hälfte dann nur noch vom ständigen Scheitern der Gangster handelt und dabei eigentlich inhaltlich gar nicht mehr vorankommt, schluckt man als Zuschauer ebenfalls nicht leicht. Es fehlt am Schwung und Martin Böttcher versucht mit seiner Musik einiges zu retten, schafft dies aber nicht immer. Zu offensichtlich sagen die Bilder, dass die Autoren und Reinl den Film um mindestens zwanzig Minuten strecken wollten, ohne dabei bedacht zu haben, dass sie unterwegs den Zuschauer verlieren könnten. Ein wenig an "Der Schatz im Silbersee" fühlt man sich dabei erinnert und zu mäandernd ist der Aufbau. Zumal ohnehin alles nur auf einen großen Moment hinführen soll, der jedoch derart beängstigend ist, dass doch ein gewisser Druck auf den Szenen liegte. Ohnehin ist das alles plötzlich vergessen, als die Blutsbrüder am Nugget-Tsil ("wo alles begann") eintreffen und ihren letzten Kampf gegen Rollins wagen. Der Showdown mag viel zu kurz sein, der Ausgang noch so vorhersehbar, wem bei den letzten perfekt inszenierten Szenen nicht die Tränen kommen, verdient es auch nicht, sich Fan der Karl-May-Western zu nennen. Es ist ein Gänsehaut-Moment und einer, der sich jedem Kind, welches diese Filme sah, auf ewig eingebrannt hat. Und das mehr als zurecht.
Fazit: "Winnetou III" ist weder das Highlight der Reihe noch der beste Film von Harald Reinl. Es ist auch kein besonders herausragender Western. Vermutlich nicht mal ein sonderlich bemerkenswerter Film. Dafür herrscht zu viel Leerlauf in vielen Passagen, dafür hat das Drehbuch zu wenige Ideen und das, obwohl so vieles am Film wirklich Spaß macht. Doch "Winnetou III" ist ein besonderer Film für jeden, der als Kind die Karl-May-Filme genießen durfte. Es ist sicher sehr sentimental, wie alles endet und ohne Zweifel kitschig, doch weckt auch Sehnsüchte und stellt ein würdiges (nicht endgültiges) Ende für ein Kindheitsidol einer vergangenen Generation dar. Danke Karl May! Danke Harald Reinl! Danke Horst Wendlandt! Danke Pierre Brice! Danke Lex Barker! Danke Winnetou!
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Eine Büffelstampede wird von arglosen Banditen durch den Westen gehetzt. Sie werden gefangen genommen von den edlen Mescaleros Apachen und müssten eigentlich nach den Gesetzen Manitus am Marterpfahl ihr Leben aushauchen. Doch Häuptling Winnetou entscheidet sich dagegen. Obwohl nur einer der Männer Reue zeigt und um Vergebung bittet, lässt Winnetou alle Banditen von Dannen ziehen, nicht jedoch, ohne den einzigen rechtschaffenen Mann unter ihnen vor der Habsucht und Gier der anderen zu warnen. Kurz darauf sieht Winnnetou ihn wieder, doch da ist der Fremde bereits von seinen Kameraden ermordert worden. Gestorben, weil er an das Gute glaubte. Ein tragisches Schicksal, doch eines kann Winnetou zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen: Dass er diesen Mann bald wiedersehen wird. Und seine Mörder (Regisseur Harald Reinl und Produzent Horst Wendlandt) ziehen für eine Abschiedsvorstellung Winnetous noch einmal alle Register. Und auch wenn dabei nicht alles glatt geht, so können sie ihr Ziel doch voll erfüllen.
So einiges stimmt in "Winnetou III" nicht und vieles resultiert aus den zu häufigen Wiederholungen der Vorgänger und einer nicht ganz ausgereiften Geschichte. Wenn es mal wieder darum geht, ein paar Siedler zu betrügen und Indianern ihr Land zu klauen, ist das im siebten Teil der Karl-May-Western bereits so ausgelutscht, dass man nur noch ein Achselzucken dafür parat hat. Zumal die Schurken dieses Mal so wenig präsent sind, wie selten zuvor. Veljko Maricic spielt den Drahtzieher, der nur auf persönlichen Profit aus ist, zwar nicht verkehrt, hat aber kaum Szenen und wird irgendwann auch einfach vergessen, sowie "Unter Geiern" - Schurke Mihail Baloh als Gomez ebenfalls nur kurz auftritt. Den Part des eigentlichen Bösewichtes spielt Rik Battaglia, der mit seinem schurkischen Charme zwar ein wenig an Mario Adorf aus "Winnetou I" erinnert und sich gekonnt hassenswert vor der Kamera präsentiert, aber inhaltlich nur ein Mittel zum Zweck ist und den ganzen Film über zu oft scheitert, als das er als ernsthafte Bedrohung auftauchen könnte. Die wirklichen bösen sind in diesem Fall mehr ein Kollektiv, statt das der Hass des Zuschauers auf eine Rolle fokussiert ist, was zwar funktioniert, aber weniger Spaß macht, als mit einem richtigen Oberhaupt.
Doch vieles ist auch gut gemacht. Die erste Hälfte von "Winnetou III" ist kaum zu übertreffen. Reinl leitet seine (tragische) Handlung stimmungsvoll ein, erinnert sogar kurz an die Vorgänger und lässt die wie immer grandiosen Lex Barker und Pierre Brice in Santa Fe auf ungewohnte Umgebung treffen. Richtig spannend gestaltet sich die Handlung, als Battaglias Rollins beauftragt wird, Winnetou zu töten und sich daraufhin über eine halbe Stunde lang eine Actionszene an die andere reiht, in der Brice physisch mehr als gefordert wird und den Tod immer wieder nur knapp von der Klippe springt. Der Aufwand ist bewundernswert und das Tempo hoch und so fällt auch gar nicht auf, dass die Frauenrolle von Sophie Hardy und ihre Interaktionen mit Sam Hawkins (alias Ralf Wolter) für den Film völlig nebensächlich sind. Man fiebert wirklich mit und sieht Winnetou mehr als einmal bereits in die ewigen Jagdgründe aufsteigen. Intelligent von Reinl, Shatterhand in diesem Film lange von seinem Blutsbruder zu trennen und Winnetou den Kampf wirklich alleine antreten zu lassen, auch wenn Shatterhand natürlich trotzdem ein paar schöne Faustkämpfe spendiert bekommt. Dass der Häuptling der Apachen sogar dann später noch seinen eigenen Tod ankündigt, macht alles noch spannender und man ist voll im Geschehen gefangen. Überhaupt ist es sehr gut gelungen, wie Reinl eine Art des Foreshadowings betreibt und immer wieder andeutet, wohin die Reise gehen wird, selbst, wenn der Zuschauer dies lange Zeit genau wie Shatterhand nicht wahrhaben will.
Rausreißen tut einen Reinl dann jedoch mit den unnötigen Indianer-Szenen und die bereits im Vorgänger "Ölprinz" gesehene Ermordung des Häuptlingssohnes. Dass Winnetou und Shatterhand aus der Affäre viel zu einfach herauskommen, ist dramaturgisch fatal. Und das die zweite Hälfte dann nur noch vom ständigen Scheitern der Gangster handelt und dabei eigentlich inhaltlich gar nicht mehr vorankommt, schluckt man als Zuschauer ebenfalls nicht leicht. Es fehlt am Schwung und Martin Böttcher versucht mit seiner Musik einiges zu retten, schafft dies aber nicht immer. Zu offensichtlich sagen die Bilder, dass die Autoren und Reinl den Film um mindestens zwanzig Minuten strecken wollten, ohne dabei bedacht zu haben, dass sie unterwegs den Zuschauer verlieren könnten. Ein wenig an "Der Schatz im Silbersee" fühlt man sich dabei erinnert und zu mäandernd ist der Aufbau. Zumal ohnehin alles nur auf einen großen Moment hinführen soll, der jedoch derart beängstigend ist, dass doch ein gewisser Druck auf den Szenen liegte. Ohnehin ist das alles plötzlich vergessen, als die Blutsbrüder am Nugget-Tsil ("wo alles begann") eintreffen und ihren letzten Kampf gegen Rollins wagen. Der Showdown mag viel zu kurz sein, der Ausgang noch so vorhersehbar, wem bei den letzten perfekt inszenierten Szenen nicht die Tränen kommen, verdient es auch nicht, sich Fan der Karl-May-Western zu nennen. Es ist ein Gänsehaut-Moment und einer, der sich jedem Kind, welches diese Filme sah, auf ewig eingebrannt hat. Und das mehr als zurecht.
Fazit: "Winnetou III" ist weder das Highlight der Reihe noch der beste Film von Harald Reinl. Es ist auch kein besonders herausragender Western. Vermutlich nicht mal ein sonderlich bemerkenswerter Film. Dafür herrscht zu viel Leerlauf in vielen Passagen, dafür hat das Drehbuch zu wenige Ideen und das, obwohl so vieles am Film wirklich Spaß macht. Doch "Winnetou III" ist ein besonderer Film für jeden, der als Kind die Karl-May-Filme genießen durfte. Es ist sicher sehr sentimental, wie alles endet und ohne Zweifel kitschig, doch weckt auch Sehnsüchte und stellt ein würdiges (nicht endgültiges) Ende für ein Kindheitsidol einer vergangenen Generation dar. Danke Karl May! Danke Harald Reinl! Danke Horst Wendlandt! Danke Pierre Brice! Danke Lex Barker! Danke Winnetou!
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die hab ich gar nicht...;)freeman hat geschrieben:Da sagt dein Filmtagebuch aber was anderes. Die anderen Tagestipps aus der TV-Spielfilm blende ich mal höflich aus ;-)Cinefreak hat geschrieben:Tatort ist kult...ich gucke ja auch nicht nur Tatorte...
In diesem Sinne:
freeman
Ich hab in der Tat nicht so viel geschaut an Neuheiten, weil ich auch was von dem aufgenommenen schauen musste.
Aber bei der Videothek läuft ne Sonderaktion - 2 leihen, eins zahlen...könnte also sein, dass ich mal wieder was leihe.
Zudem habe ich neulich mit Freunden KICK-ASS nochmal geschaut. Aber an meiner Wertung hat sich nichts geändert...hatte keine Lust, es nochmal einzutragen...irgendwie
MCU - Part Neun!
Marvels The Return of the First Avenger
2012 legte das erste große Marvel Crossover "The Avengers" von Regisseur Joss Whedon die Latte hoch, 2013 tanzten "Iron Man 3" und "Thor: The Dark Kingdom" leider darunter hindurch. Einiges wirkte nicht unbedingt schlüssig. Produzent Kevin Feige hatte ein großes Universum an Helden aufgebaut, um sie dann ohne ihre Kumpanen weiter in Solo-Auftritten kämpfen zu lassen, die dazu sehr nach Schema F Abenteuern wirkten? Nicht so im Sequel zu "Captain America: The First Avenger", für das Feige als Regisseure die Brüder Anthony und Joe Russo engagierte und in dem neben dem Captain noch zwei weitere Avengers Hauptrollen ergattern konnten. Und auch vom Schema F entfernen sich die Russo-Brüder erfreulich weit. So bleibt ein rund um fesselnder Film, aber viel wichtiger, nach den laschen Vorgängern auch eine wieder richtig gelungene Comic-Adaption.
Überraschend ist direkt zu Beginn, dass Feige und die Russo-Brüder nicht das Erwartbare zeigen und einen Captain präsentieren, der sich im 21. Jahrhundert zurecht finden muss, sondern eine starke Geschichte in den Vordergrund stellen, die wirklich gelungen ist und zum ersten Mal im Franchise eine politische Dimension hat. Wie schon "Thor: The Dark Kingdom" setzt "The Return of the First Avenger" sowohl den eigenen Vorgänger als auch die Handlung des Crossovers fort und die hier erzählte Geschichte in den Runden des Geheimdienstes, in der es um Vertrauen und Verrat geht und der Protagonist lange niemanden trauen kann, ist wirklich gut gelungen. Zumal durch das Thema der Massenüberwachung, welches innerhalb des Plots ganz groß im Vordergrund steht, der Film sogar als Blockbuster-Verfilmung der NSA-Affäre erscheint und so gleich noch viel greifbarer ist. Chris Evans, der in seinen beiden bisherigen Einsätzen als Vorzeige US-Patriot noch blass und langweilig blieb, schafft es hier erstmals, seinem Charakter interessante Seiten abzuverlangen und den Zuschauer wirklich an sich zu binden. Besonders lobenswert ist zudem seine Physis, mit der er in den erstaunlich handgemachten und geerdeten Actionszenen, die meist harte Faustkämpfe darstellen, eine tolle Figur macht und deutlich menschlicher erscheint, als ein grünes Wutmonster oder ein Donnergott mit einem Hammer aus einer fremden Welt. Zudem kriegt er mit der atemberaubend hübschen Scarlett Johansson, die ebenfalls zum dritten Mal als Spionin Black Widow auftritt, einen vergnüglichen Nebenpart an die Seite gestellt, mit der die Chemie stimmt und die nicht einfach nur ein Love Interest ist, sondern der Geschichte mehr als dienlich.
Diese entwickelt sich mehrmals anders als gedacht und startet recht früh mit einem echten Genre-Höhepunkt. Der Angriff auf offener Straße auf Nick Fury, wiederholt und wie immer souverän durch Samuel L. Jackson verkörpert, ist ein toller Hingucker und eine der besten Actionszenen der letzten Jahre, die wuchtig und beinahe makellos inszeniert erscheint und außerdem den wohl ersten echten Marvel-Antagonisten einführt: den Winter Soldier, um den im Film geschickt ein Mythos aufgebaut wird. Spätestens wenn Cap in Ungnade fällt, ist dann auch wirklich jeder Zuschauer voll dabei. Die Russos verstehen es grandios, eine anspruchsvolle Thriller-Handlung, die an Polit-Krimis der 70er Jahre erinnert, in einem comicbasierten Umfeld mit dem nötigen Ernst zu erzählen und sich selbst und den Charakteren treu zu bleiben. Dass mit Robert Redford dann noch ein schauspielerisches Schwergewicht anwesend ist, ist ein netter Bonus, viele wichtiger ist jedoch, dass das Drehbuch im späteren Verlauf mit mehreren Twists aufwartet, die anders als bei "Iron Man 3" der Geschichte nicht schaden, sondern ihr immer im richtigen Moment eine neue Facette abgewinnen. Untermalt ist das meiste vom großartigen Komponisten Henry Jackman, der bereits für das Comic-Meisterwerk "X-Men: Erste Entscheidung" die Themen schrieb und hier wieder wundervolle Arbeiten abliefert, die schnell im Ohr sind und Laune machen.
Über den Showdown kann man geteilter Meinung sein. Einerseits ist er das konsequente Ergebnis eines echt heftigen Plot-Twists, auf der anderen etwas sehr dick aufgetragen und ein viel persönlicheres Ende, statt der erneuten Rettung der Welt, wäre den Motiven entsprechend vielleicht sogar passender gewesen. Doch sei es drum, denn die sehr lange Action am Ende ist (anders als beim vergleichbaren "The Avengers") unfassbar erdrückend und immens geladen inszeniert, dass man sich richtig verlieren kann in den beeindruckend getricksten Sequenzen, die an den richtigen Stellen durch Anthony Mackie als "Falcon" mit einer gesunden Prise Humor gewürzt werden und trotz des enormen Tempos kommt auch die emotionale Seite nicht zu kurz. Man muss beeindruckt anerkennen, dass die Russos bei ihrem Regiedebüt ihr Handwerk bereits mehr als verstehen und bei einer Laufzeit von 136 Minuten nie für Leerlauf sorgen. Einzig das Ende nach dem Showdown ist arg fragwürdig, wenn durch eine Person das Mittel der Selbstjustiz und ein recht seltsames Selbstverständnis der Bedeutung von Superhelden für die Gesellschaft propagiert wird und der Film eine politisch merkwürdige und nicht unbedingt liberale Ansicht vertritt, die dem Abenteuer einen faden Nachgeschmack zu verleihen weiß.
Fazit: "Captain America: The First Avenger" war ein blasser Abenteuerfilm in einem unpassenden World War II Szenario, für das Sequel fährt Marvel die ganz großen Geschütze auf und präsentiert in letzter Konsequenz einen Film, den man so von ihnen nach den extrem formelhaften Iron Man und Thor Fortsetzungen nicht erwartet hätte. Die Action und die Handlung entstammen der Realität des 21. Jahrhunderts, Musik, Schnitt und Kameraführung sind mehr als solide und sicher geführt, der Bösewicht endlich mal wieder ein richtiger Antagonist und mitdenken ist bei dem ganzen Geschehen nicht nur erlaubt, sondern auch erwünscht. Somit ist die Rückkehr des ersten Rächers wohl auch der erste Film, der es mit dem Start der Reihe "Marvels Iron Man" wirklich aufnehmen kann und der am Ende sogar das Crossover etwas in den Schatten stellt, während er selbst trotz einiger Logiklöcher am Ende einen tollen Cliffhanger aufwirft, mit dem sich Joss Whedon im kommenden Avengers-Sequel auseinandersetzen darf. Dieser Captain hat die volle Kontrolle!
2012 legte das erste große Marvel Crossover "The Avengers" von Regisseur Joss Whedon die Latte hoch, 2013 tanzten "Iron Man 3" und "Thor: The Dark Kingdom" leider darunter hindurch. Einiges wirkte nicht unbedingt schlüssig. Produzent Kevin Feige hatte ein großes Universum an Helden aufgebaut, um sie dann ohne ihre Kumpanen weiter in Solo-Auftritten kämpfen zu lassen, die dazu sehr nach Schema F Abenteuern wirkten? Nicht so im Sequel zu "Captain America: The First Avenger", für das Feige als Regisseure die Brüder Anthony und Joe Russo engagierte und in dem neben dem Captain noch zwei weitere Avengers Hauptrollen ergattern konnten. Und auch vom Schema F entfernen sich die Russo-Brüder erfreulich weit. So bleibt ein rund um fesselnder Film, aber viel wichtiger, nach den laschen Vorgängern auch eine wieder richtig gelungene Comic-Adaption.
Überraschend ist direkt zu Beginn, dass Feige und die Russo-Brüder nicht das Erwartbare zeigen und einen Captain präsentieren, der sich im 21. Jahrhundert zurecht finden muss, sondern eine starke Geschichte in den Vordergrund stellen, die wirklich gelungen ist und zum ersten Mal im Franchise eine politische Dimension hat. Wie schon "Thor: The Dark Kingdom" setzt "The Return of the First Avenger" sowohl den eigenen Vorgänger als auch die Handlung des Crossovers fort und die hier erzählte Geschichte in den Runden des Geheimdienstes, in der es um Vertrauen und Verrat geht und der Protagonist lange niemanden trauen kann, ist wirklich gut gelungen. Zumal durch das Thema der Massenüberwachung, welches innerhalb des Plots ganz groß im Vordergrund steht, der Film sogar als Blockbuster-Verfilmung der NSA-Affäre erscheint und so gleich noch viel greifbarer ist. Chris Evans, der in seinen beiden bisherigen Einsätzen als Vorzeige US-Patriot noch blass und langweilig blieb, schafft es hier erstmals, seinem Charakter interessante Seiten abzuverlangen und den Zuschauer wirklich an sich zu binden. Besonders lobenswert ist zudem seine Physis, mit der er in den erstaunlich handgemachten und geerdeten Actionszenen, die meist harte Faustkämpfe darstellen, eine tolle Figur macht und deutlich menschlicher erscheint, als ein grünes Wutmonster oder ein Donnergott mit einem Hammer aus einer fremden Welt. Zudem kriegt er mit der atemberaubend hübschen Scarlett Johansson, die ebenfalls zum dritten Mal als Spionin Black Widow auftritt, einen vergnüglichen Nebenpart an die Seite gestellt, mit der die Chemie stimmt und die nicht einfach nur ein Love Interest ist, sondern der Geschichte mehr als dienlich.
Diese entwickelt sich mehrmals anders als gedacht und startet recht früh mit einem echten Genre-Höhepunkt. Der Angriff auf offener Straße auf Nick Fury, wiederholt und wie immer souverän durch Samuel L. Jackson verkörpert, ist ein toller Hingucker und eine der besten Actionszenen der letzten Jahre, die wuchtig und beinahe makellos inszeniert erscheint und außerdem den wohl ersten echten Marvel-Antagonisten einführt: den Winter Soldier, um den im Film geschickt ein Mythos aufgebaut wird. Spätestens wenn Cap in Ungnade fällt, ist dann auch wirklich jeder Zuschauer voll dabei. Die Russos verstehen es grandios, eine anspruchsvolle Thriller-Handlung, die an Polit-Krimis der 70er Jahre erinnert, in einem comicbasierten Umfeld mit dem nötigen Ernst zu erzählen und sich selbst und den Charakteren treu zu bleiben. Dass mit Robert Redford dann noch ein schauspielerisches Schwergewicht anwesend ist, ist ein netter Bonus, viele wichtiger ist jedoch, dass das Drehbuch im späteren Verlauf mit mehreren Twists aufwartet, die anders als bei "Iron Man 3" der Geschichte nicht schaden, sondern ihr immer im richtigen Moment eine neue Facette abgewinnen. Untermalt ist das meiste vom großartigen Komponisten Henry Jackman, der bereits für das Comic-Meisterwerk "X-Men: Erste Entscheidung" die Themen schrieb und hier wieder wundervolle Arbeiten abliefert, die schnell im Ohr sind und Laune machen.
Über den Showdown kann man geteilter Meinung sein. Einerseits ist er das konsequente Ergebnis eines echt heftigen Plot-Twists, auf der anderen etwas sehr dick aufgetragen und ein viel persönlicheres Ende, statt der erneuten Rettung der Welt, wäre den Motiven entsprechend vielleicht sogar passender gewesen. Doch sei es drum, denn die sehr lange Action am Ende ist (anders als beim vergleichbaren "The Avengers") unfassbar erdrückend und immens geladen inszeniert, dass man sich richtig verlieren kann in den beeindruckend getricksten Sequenzen, die an den richtigen Stellen durch Anthony Mackie als "Falcon" mit einer gesunden Prise Humor gewürzt werden und trotz des enormen Tempos kommt auch die emotionale Seite nicht zu kurz. Man muss beeindruckt anerkennen, dass die Russos bei ihrem Regiedebüt ihr Handwerk bereits mehr als verstehen und bei einer Laufzeit von 136 Minuten nie für Leerlauf sorgen. Einzig das Ende nach dem Showdown ist arg fragwürdig, wenn durch eine Person das Mittel der Selbstjustiz und ein recht seltsames Selbstverständnis der Bedeutung von Superhelden für die Gesellschaft propagiert wird und der Film eine politisch merkwürdige und nicht unbedingt liberale Ansicht vertritt, die dem Abenteuer einen faden Nachgeschmack zu verleihen weiß.
Fazit: "Captain America: The First Avenger" war ein blasser Abenteuerfilm in einem unpassenden World War II Szenario, für das Sequel fährt Marvel die ganz großen Geschütze auf und präsentiert in letzter Konsequenz einen Film, den man so von ihnen nach den extrem formelhaften Iron Man und Thor Fortsetzungen nicht erwartet hätte. Die Action und die Handlung entstammen der Realität des 21. Jahrhunderts, Musik, Schnitt und Kameraführung sind mehr als solide und sicher geführt, der Bösewicht endlich mal wieder ein richtiger Antagonist und mitdenken ist bei dem ganzen Geschehen nicht nur erlaubt, sondern auch erwünscht. Somit ist die Rückkehr des ersten Rächers wohl auch der erste Film, der es mit dem Start der Reihe "Marvels Iron Man" wirklich aufnehmen kann und der am Ende sogar das Crossover etwas in den Schatten stellt, während er selbst trotz einiger Logiklöcher am Ende einen tollen Cliffhanger aufwirft, mit dem sich Joss Whedon im kommenden Avengers-Sequel auseinandersetzen darf. Dieser Captain hat die volle Kontrolle!
Angelas Ashes
Die Asche meiner Mutter
Im Jahr 1996 veröffentlicht der sich im Ruhestand befindende Lehrer irischer Abstammung Frank McCourt seinen autobiografischen Roman "Die Asche meiner Mutter", in dem er seine Kindheitserlebnisse im kleinen Örtchen Limerick verarbeitete und erntet dafür prompt den Pulitzer-Preis. Und wo ein internationaler Bestseller auftaucht, da ist Hollywood oft nicht weit entfernt. Schon drei Jahre später brachte Regisseur Alan Parker seine starbesetze Verfilmung in die Kinos und sah sich schnell mit den Problemen konfrontiert, die eine Adaption oft mitsich bringt. "Die Asche meiner Mutter" erweist sich in der Konsequenz tatsächlich als stark literarisches Kino. Und das klingt leider genauso langweilig, wie es letzten Endes auch ist.
Als Biopic basiert "Die Asche meiner Mutter" auf realen Geschehnissen und muss sich daher natürlich in weiten Teilen auch an die Vorlage halten. Doch was Parker tut, entschuldigt dies nicht wirklich. Auch wenn eines der Hauptprobleme des Filmes mit Sicherheit teils dem Roman geschuldet sein dürfte, verpasst es Parker dennoch, einen roten Faden in seine Geschichte zu bekommen, weshalb gerade die Entwicklung seines Protagonisten, die bei einem Coming-of-Age-Film eigentlich im Vordergrund stehen sollte eher am Zuschauer vorbei läuft. Vieles ist zwangsweise stark episodenhaft erzählt und wird nur durch ein paar optische Motive, mit denen Parker den Ort Limerick als verregnetes Kaff inszeniert, zusammengehalten. Doch auch diese Darstellung des Handlungsortes birgt einiges an Defiziten. Während Parker die Armut der Familie in den Fokus rücken will und daher bemüht ist, Limerick als Location möglichst authentisch einzufangen, verliert er sich zu sehr in bloßen Behauptungen über die Erdrücklichkeit des Ortes, die oft eher über Dialoge, als durch die Bilder vermittelt werden. Da die Depressivität des Dorfes so nie wirklich spürbar wird, betrachtet man Limerick eher als eine Form filmischen Stilllebens, statt Empathie für das Schicksal der Charaktere zu entwickeln.
Auch was die Charaktere selbst angeht, sieht es reichlich dünn aus. Es ist schon überraschend, dass ein Film über eine wahre Geschichte am Ende nur mühsam Klischees aneinanderreiht. Praktisch alles, was man sich unter einem solchen Film vorstellt, wird einem auch geboten (erste sexuelle Erfahrungen (alleine und mit Partner), erstes eigenverdientes Geld etc.) und Figuren wie die titelgebende Mutter Angela bleibt einem trotz der berzaubernden Emily Watson eher fremd. Frank McCourt selbst will ebenfalls nicht so recht überzeugen. Während der Kinderdarsteller Ciaran Owens noch beeindruckend effizient agiert und auftritt, leistet sich Jugenddarsteller Michael Legge eine Performance, die in ihren besten Momente an die ersten Proben eines Schultheaterstücks erinnert. Zwar hat er auch die deutlich kitschigeren Momente, in denen Parker natürlich ganz heftig auf die Tränendrüse drückt und die Dialoge so einsetzt, dass sie einem Emotionen gerade zu aufzuzwängen versuchen, dennoch muss seine Leistung als inakzeptabel bezeichnet werden. Was jedoch wirklich misslungen gerät, ist die Idee des Off-Sprechers, in diesem Fall vertont von Andrew Bennett. In beinahe jeder Szene kommentiert er die Situationen und will bzw. muss so den Zuschauer die Gedanken und Emotionen des Protagonsiten mitteilen, da sie allein durch die Bilder nicht deutlich werden. Solche Momente machen aus "Die Asche meiner Mutter" mehr ein Hörbuch denn einen flüssigen Film, der einem zudem das unangenehme Gefühl verleiht, bei dieser Form des Geschichtenerzählens bevormundet zu werden.
Fernab der erzwungenen Emotionen gibt es aber durchaus auch ehrliche, besonders die frühen Tode einiger Kinder gehen unter die Haut, auch wenn selbst hier das flaue Magengefühl eher durch das Wissen um die Echtheit der Geschichte herbeigeführt wird und weniger durch das filmische Produkt. Nebenbei werden hin und wieder ein paar Versuche gewagt, ein wenig Humor zur Auflockerung der ernsten Geschichte zu nutzen. Das funktioniert zwar trotz der grundsätzlichen Langatmigkeit überraschend gut, doch etwas weniger platt hätte der ein oder andere Dialog trotzdem ausfallen dürfen, genau wie auch die kleinen Spitzel auf die irische Ideologie zu kurz kommen. Zwei Namen retten den Film jedoch über die lange Spielzeit: Der Erste ist Robert Carlyle. Seine Darstellung des Vaters McCourts ist absolut fantastisch und wundervoll anzusehen. Sehr differenziert und ausgewogen gelingt es ihm, sowohl als Sympathieträger aufzutreten, als auch den zwanghaften Alkoholiker zu verkörpern, ohne dabei gestellt zu wirken, womit er alle Blicke auf sich zieht. Der andere Name begeistert die Ohren: John Williams Soundtrack ist zwar leise und unauffällig, spielt jedoch mit den erstaunlich facettenreichen Themen in einer unvergleichlichen Art mit den Emotionen des Publikums und ist dabei viel erfolgreicher, als es Parker mit jedem seiner Bilder oder Dialogen auch nur annährernd gelingt.
Fazit: "Angelas Ashes", wie "Die Asche meiner Mutter" im Original heißt, ist ein Paradebeispiel für das, was an Biopic-Adaptionen oft nicht funktioniert. Zu sehr ruht sich die Regie durchgehend auf den Worten der Vorlage aus, vergisst dabei allerdings, irgendeine der Emotionen auch wirklich spürbar zu machen oder Gedankengänge in Bilder zu verpacken, anstatt sie über den einfachen Weg einfach wörtlich im Hintergrund wiederzugeben. Spannend ist "Die Asche meiner Mutter" nie und wirklich packen kann das Geschehen auch nicht, dafür fehlt es schlicht und ergreifend an einer Form der Einbindung des Zuschauers, der vom Film eher außen vor gelassen wird. Ein paar kurze Lacher, gute Musik und ein grandioser Robert Carlyle als Hauptdarsteller sind zwar wenigstens etwas, aber lange nicht ausreichend genug, um wirklich Bewegung auf die Leinwand zu kriegen. 140 Minuten quält man sich so durch eine zusammenhanglose Jugendgeschichte, bei der man hinterher eher das Gefühl hat, ein Buch gelesen, statt einen Film geschaut zu haben. Immerhin: Die Langatmigkeit so mancher Lektüre fängt Alan Parker punktgenau ein.
Im Jahr 1996 veröffentlicht der sich im Ruhestand befindende Lehrer irischer Abstammung Frank McCourt seinen autobiografischen Roman "Die Asche meiner Mutter", in dem er seine Kindheitserlebnisse im kleinen Örtchen Limerick verarbeitete und erntet dafür prompt den Pulitzer-Preis. Und wo ein internationaler Bestseller auftaucht, da ist Hollywood oft nicht weit entfernt. Schon drei Jahre später brachte Regisseur Alan Parker seine starbesetze Verfilmung in die Kinos und sah sich schnell mit den Problemen konfrontiert, die eine Adaption oft mitsich bringt. "Die Asche meiner Mutter" erweist sich in der Konsequenz tatsächlich als stark literarisches Kino. Und das klingt leider genauso langweilig, wie es letzten Endes auch ist.
Als Biopic basiert "Die Asche meiner Mutter" auf realen Geschehnissen und muss sich daher natürlich in weiten Teilen auch an die Vorlage halten. Doch was Parker tut, entschuldigt dies nicht wirklich. Auch wenn eines der Hauptprobleme des Filmes mit Sicherheit teils dem Roman geschuldet sein dürfte, verpasst es Parker dennoch, einen roten Faden in seine Geschichte zu bekommen, weshalb gerade die Entwicklung seines Protagonisten, die bei einem Coming-of-Age-Film eigentlich im Vordergrund stehen sollte eher am Zuschauer vorbei läuft. Vieles ist zwangsweise stark episodenhaft erzählt und wird nur durch ein paar optische Motive, mit denen Parker den Ort Limerick als verregnetes Kaff inszeniert, zusammengehalten. Doch auch diese Darstellung des Handlungsortes birgt einiges an Defiziten. Während Parker die Armut der Familie in den Fokus rücken will und daher bemüht ist, Limerick als Location möglichst authentisch einzufangen, verliert er sich zu sehr in bloßen Behauptungen über die Erdrücklichkeit des Ortes, die oft eher über Dialoge, als durch die Bilder vermittelt werden. Da die Depressivität des Dorfes so nie wirklich spürbar wird, betrachtet man Limerick eher als eine Form filmischen Stilllebens, statt Empathie für das Schicksal der Charaktere zu entwickeln.
Auch was die Charaktere selbst angeht, sieht es reichlich dünn aus. Es ist schon überraschend, dass ein Film über eine wahre Geschichte am Ende nur mühsam Klischees aneinanderreiht. Praktisch alles, was man sich unter einem solchen Film vorstellt, wird einem auch geboten (erste sexuelle Erfahrungen (alleine und mit Partner), erstes eigenverdientes Geld etc.) und Figuren wie die titelgebende Mutter Angela bleibt einem trotz der berzaubernden Emily Watson eher fremd. Frank McCourt selbst will ebenfalls nicht so recht überzeugen. Während der Kinderdarsteller Ciaran Owens noch beeindruckend effizient agiert und auftritt, leistet sich Jugenddarsteller Michael Legge eine Performance, die in ihren besten Momente an die ersten Proben eines Schultheaterstücks erinnert. Zwar hat er auch die deutlich kitschigeren Momente, in denen Parker natürlich ganz heftig auf die Tränendrüse drückt und die Dialoge so einsetzt, dass sie einem Emotionen gerade zu aufzuzwängen versuchen, dennoch muss seine Leistung als inakzeptabel bezeichnet werden. Was jedoch wirklich misslungen gerät, ist die Idee des Off-Sprechers, in diesem Fall vertont von Andrew Bennett. In beinahe jeder Szene kommentiert er die Situationen und will bzw. muss so den Zuschauer die Gedanken und Emotionen des Protagonsiten mitteilen, da sie allein durch die Bilder nicht deutlich werden. Solche Momente machen aus "Die Asche meiner Mutter" mehr ein Hörbuch denn einen flüssigen Film, der einem zudem das unangenehme Gefühl verleiht, bei dieser Form des Geschichtenerzählens bevormundet zu werden.
Fernab der erzwungenen Emotionen gibt es aber durchaus auch ehrliche, besonders die frühen Tode einiger Kinder gehen unter die Haut, auch wenn selbst hier das flaue Magengefühl eher durch das Wissen um die Echtheit der Geschichte herbeigeführt wird und weniger durch das filmische Produkt. Nebenbei werden hin und wieder ein paar Versuche gewagt, ein wenig Humor zur Auflockerung der ernsten Geschichte zu nutzen. Das funktioniert zwar trotz der grundsätzlichen Langatmigkeit überraschend gut, doch etwas weniger platt hätte der ein oder andere Dialog trotzdem ausfallen dürfen, genau wie auch die kleinen Spitzel auf die irische Ideologie zu kurz kommen. Zwei Namen retten den Film jedoch über die lange Spielzeit: Der Erste ist Robert Carlyle. Seine Darstellung des Vaters McCourts ist absolut fantastisch und wundervoll anzusehen. Sehr differenziert und ausgewogen gelingt es ihm, sowohl als Sympathieträger aufzutreten, als auch den zwanghaften Alkoholiker zu verkörpern, ohne dabei gestellt zu wirken, womit er alle Blicke auf sich zieht. Der andere Name begeistert die Ohren: John Williams Soundtrack ist zwar leise und unauffällig, spielt jedoch mit den erstaunlich facettenreichen Themen in einer unvergleichlichen Art mit den Emotionen des Publikums und ist dabei viel erfolgreicher, als es Parker mit jedem seiner Bilder oder Dialogen auch nur annährernd gelingt.
Fazit: "Angelas Ashes", wie "Die Asche meiner Mutter" im Original heißt, ist ein Paradebeispiel für das, was an Biopic-Adaptionen oft nicht funktioniert. Zu sehr ruht sich die Regie durchgehend auf den Worten der Vorlage aus, vergisst dabei allerdings, irgendeine der Emotionen auch wirklich spürbar zu machen oder Gedankengänge in Bilder zu verpacken, anstatt sie über den einfachen Weg einfach wörtlich im Hintergrund wiederzugeben. Spannend ist "Die Asche meiner Mutter" nie und wirklich packen kann das Geschehen auch nicht, dafür fehlt es schlicht und ergreifend an einer Form der Einbindung des Zuschauers, der vom Film eher außen vor gelassen wird. Ein paar kurze Lacher, gute Musik und ein grandioser Robert Carlyle als Hauptdarsteller sind zwar wenigstens etwas, aber lange nicht ausreichend genug, um wirklich Bewegung auf die Leinwand zu kriegen. 140 Minuten quält man sich so durch eine zusammenhanglose Jugendgeschichte, bei der man hinterher eher das Gefühl hat, ein Buch gelesen, statt einen Film geschaut zu haben. Immerhin: Die Langatmigkeit so mancher Lektüre fängt Alan Parker punktgenau ein.
The Fast and the Furious
Mitten im Sommer des Kinojahres 2001 rast plötzlich ein unscheinbares B-Movie an den Blockbuster-Konkurrenten vorbei. Im wahrsten Sinne des Wortes, handelt der mit einem einprägsamen Titel versehene "The Fast and the Furious" doch von der illegalen Autorennszene und verspricht somit schon durch seine Thematik eine temporeiche Mischung aus Action und Adrenalin. Das Resultat lädt in jeder Hinsicht dazu ein, beim Publikum zu polarisieren: Die einen dürften den Film als "No-Brainer" betiteln und ihm intellektuelle Unterforderung ankreiden, die anderen werden gerade das an ihm mögen. Die einen werden ihm vorwerfen, die Machenschaften von Autogangs zu verherrlichen, die anderen diesen Vorwurf als unpassend abstempeln. Die Wahrheit liegt letzten Endes, wie so oft im Leben, irgendwo zwischen den Extremen.
Zu allererst also der "No-Brainer"-Vorwurf: Sicherlich, die Geschichte über den Undercover-Cop, der sich bei einer Bande von Kriminellen einschleust und sich plötzlich zwischen seinen neuen Freunden (und großen Liebe) und dem Beruf als Polizist entscheiden muss, ist uralt, längst bekannt und vorhersehbar bis zum geht nicht mehr. Inhaltlich wird selbst der jungfräulichste Filmkonsument keine besonderen Aha-Momente miterleben dürfen. Doch das Drehbuch erfüllt in diesem Film auch eine ganz andere Funktion: Sie bildet einen roten Faden für eine Ansammlung von Actionszenen. Und ähnlich wie bei einem Film der "James Bond 007"-Reihe funktioniert das hier gerade deshalb, weil der rote Faden nicht abbricht und ständig etwas Neues passiert, dass auf dem Vorherigen abläuft. Man weiß, worauf alles hinauslaufen wird, doch mal folgt der Geschichte gerne, die zudem in einem Tempo erzählt wird, dass ganz und gar nicht hetzend angelegt ist, sondern angenehm effizient. Dennoch kann Regisseur Rob Cohen nicht immer verhindern, dass sich zwischen den Passagen nicht doch das ein oder andere Mal ein paar kleinere Längen einschleichen, weil die eh nur zweckdienliche Handlung sich nicht vom Fleck bewegt, andersrum war es eben nur so möglich, die Hauptattraktion des Abenteuers in einen Rahmen einzubetten.
Und die Hauptattraktion ist zweifelsohne die exzellente Stuntarbeit. Trotz hin und wieder hoffensichtliches Tauschen zwischen Schauspieler und Stuntman, ist die geleistete Arbeit eine Freude für Fans handgemachter Action. Ob ein Auto zwischen die Achsen der LKW-Anhänger durchfährt oder die Protagonisten von dem Dach eines Sportwagens auf einen fahrenden Lastwagen springen, die Gefährlichkeit der gezeigten halsbrecherischen Selbstmordaktionen tragen ungemein zum Spaß des Filmes bei. Jedem Actionfan sei besodners der Showdown ans Herz gelegt, der natürlich in erster Linie eine konventionelle Verfolgungsjagd ist, aber enorm zu zünden weiß. Zudem profitiert der Film ohnehin davon, dass Cohen ein Händchen dafür hat, Geschwindigkeiten anschaulich ans Publikum heranzutragen. In den Autorennszenen fühlt man sich von den ungeheuren Beschleunigungen in den Sitz gedrückt, auch wenn Cohen es nicht immer damit haben mag, Übertreibungen zu umgehen. In wenigen Momenten trägt er mit der Masche dann doch sehr dick auf und leider passiert ganz ähnliches auch bei der musikalischen Untermalung, die nicht weiß, wo sie eigentlich hinwill. Während die enormen Hip-Hop Tracks zwar nicht jedem gefallen werden, aber immerhin im Kontext des gezeigten Millieus Sinn machen, sind die Themen von Komponist Brian Transeau so uninspiriert, wie man es sich kaum vorstellen mag und verderben den einzig emotionalen Moment der Handlung.
Doch "The Fast and the Furious" macht Spaß, weil er nicht nur aus Action besteht, sondern von seinen Hauptdarstellern getragen wird. Paul Walker grinst sich als Brian O’Conner mit einer enormen Dosis Charisma durch den Film und bindet schnell alle Sympathien an sich, während sein Partner Vin Diesel als Dom Toretto besonders dank seines kernigen Aussehens und seines unverbindlichen Haudegen-Charmes besticht. Während das restliche Ensemble nur Standard-Charaktere spielen darf, erweisen sich Walker und Diesel als das Herzstück des Filmes, denen man beiden gerne bei ihren Aktionen zusieht und deren sich langsam entwickelnde Männerfreundschaft zwar keinen Drehbuch-Oscar gewinnt, jedoch trotzdem für schöne Momente garantiert, die nie zu kitschig werden und immer nachvollziehbar aufgezogen sind. Cohen gibt den beiden zudem auch genug Raum, damit sie ganz ungezwungen agieren können. Mehr Raum hätten die weiblichen Darsteller (unter anderem Michelle Rodríguez) dafür allerdings vertragen, denn gerade die Frauen kommen in diesem Männertraum an Testosteron verständlicherweise zu kurz. Und der Vorwurf der Verherrlichung von illegalen Rennen ist nicht ganz von der Hand zu weisen, denn in der Tat ist Cohen meist kurz davor, hier die enorme Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer zu verunglimpfen. Ganz passiert ihm das nie, weil die Szene in "The Fast and the Furious" nur als Background fürs Geschehen dient, dennoch sollte der Film aus diesen Gründen nur von aufgeklärteren und sich dieser Tatsachen bewussten Zuschauern konsumiert werden.
Fazit: Der große cineastische Wurf ist Rob Cohen mit seinem PS-Vehikel letzten Endes wohl nicht gelungen. Doch wer Lust auf einen Actionthriller und eine Schwäche für Autos hat, dürfte mit "The Fast and the Furious" trotz alle dem perfekt bedient sein. Die Handlung ist schwach und nur des Zwangs wegen überhaupt vorhanden, verbindet dafür allerdings wuchtige und knackig inszenierte Actionsequenzen von Handarbeit mit zwei ungemein sympathischen Hauptdarstellern, die erstaunlich natürlich miteinander interagieren. Über die nicht existenten emanzipierten Frauen und die Gefahren eines solchen Filmes darf man sich gerne aufregen, eventuell sollte man sich aber klar sein, damit ein wenig am Ziel vorbeizuschießen, denn letzten Endes ist "The Fast and the Furious" ein klassischer Sommerfilm, der einen 107 Minuten vom Ernst des Lebens ablenken soll und sich dabei gar nicht schlecht anstellt und stets wie aus einem Guss daherkommt.
Mitten im Sommer des Kinojahres 2001 rast plötzlich ein unscheinbares B-Movie an den Blockbuster-Konkurrenten vorbei. Im wahrsten Sinne des Wortes, handelt der mit einem einprägsamen Titel versehene "The Fast and the Furious" doch von der illegalen Autorennszene und verspricht somit schon durch seine Thematik eine temporeiche Mischung aus Action und Adrenalin. Das Resultat lädt in jeder Hinsicht dazu ein, beim Publikum zu polarisieren: Die einen dürften den Film als "No-Brainer" betiteln und ihm intellektuelle Unterforderung ankreiden, die anderen werden gerade das an ihm mögen. Die einen werden ihm vorwerfen, die Machenschaften von Autogangs zu verherrlichen, die anderen diesen Vorwurf als unpassend abstempeln. Die Wahrheit liegt letzten Endes, wie so oft im Leben, irgendwo zwischen den Extremen.
Zu allererst also der "No-Brainer"-Vorwurf: Sicherlich, die Geschichte über den Undercover-Cop, der sich bei einer Bande von Kriminellen einschleust und sich plötzlich zwischen seinen neuen Freunden (und großen Liebe) und dem Beruf als Polizist entscheiden muss, ist uralt, längst bekannt und vorhersehbar bis zum geht nicht mehr. Inhaltlich wird selbst der jungfräulichste Filmkonsument keine besonderen Aha-Momente miterleben dürfen. Doch das Drehbuch erfüllt in diesem Film auch eine ganz andere Funktion: Sie bildet einen roten Faden für eine Ansammlung von Actionszenen. Und ähnlich wie bei einem Film der "James Bond 007"-Reihe funktioniert das hier gerade deshalb, weil der rote Faden nicht abbricht und ständig etwas Neues passiert, dass auf dem Vorherigen abläuft. Man weiß, worauf alles hinauslaufen wird, doch mal folgt der Geschichte gerne, die zudem in einem Tempo erzählt wird, dass ganz und gar nicht hetzend angelegt ist, sondern angenehm effizient. Dennoch kann Regisseur Rob Cohen nicht immer verhindern, dass sich zwischen den Passagen nicht doch das ein oder andere Mal ein paar kleinere Längen einschleichen, weil die eh nur zweckdienliche Handlung sich nicht vom Fleck bewegt, andersrum war es eben nur so möglich, die Hauptattraktion des Abenteuers in einen Rahmen einzubetten.
Und die Hauptattraktion ist zweifelsohne die exzellente Stuntarbeit. Trotz hin und wieder hoffensichtliches Tauschen zwischen Schauspieler und Stuntman, ist die geleistete Arbeit eine Freude für Fans handgemachter Action. Ob ein Auto zwischen die Achsen der LKW-Anhänger durchfährt oder die Protagonisten von dem Dach eines Sportwagens auf einen fahrenden Lastwagen springen, die Gefährlichkeit der gezeigten halsbrecherischen Selbstmordaktionen tragen ungemein zum Spaß des Filmes bei. Jedem Actionfan sei besodners der Showdown ans Herz gelegt, der natürlich in erster Linie eine konventionelle Verfolgungsjagd ist, aber enorm zu zünden weiß. Zudem profitiert der Film ohnehin davon, dass Cohen ein Händchen dafür hat, Geschwindigkeiten anschaulich ans Publikum heranzutragen. In den Autorennszenen fühlt man sich von den ungeheuren Beschleunigungen in den Sitz gedrückt, auch wenn Cohen es nicht immer damit haben mag, Übertreibungen zu umgehen. In wenigen Momenten trägt er mit der Masche dann doch sehr dick auf und leider passiert ganz ähnliches auch bei der musikalischen Untermalung, die nicht weiß, wo sie eigentlich hinwill. Während die enormen Hip-Hop Tracks zwar nicht jedem gefallen werden, aber immerhin im Kontext des gezeigten Millieus Sinn machen, sind die Themen von Komponist Brian Transeau so uninspiriert, wie man es sich kaum vorstellen mag und verderben den einzig emotionalen Moment der Handlung.
Doch "The Fast and the Furious" macht Spaß, weil er nicht nur aus Action besteht, sondern von seinen Hauptdarstellern getragen wird. Paul Walker grinst sich als Brian O’Conner mit einer enormen Dosis Charisma durch den Film und bindet schnell alle Sympathien an sich, während sein Partner Vin Diesel als Dom Toretto besonders dank seines kernigen Aussehens und seines unverbindlichen Haudegen-Charmes besticht. Während das restliche Ensemble nur Standard-Charaktere spielen darf, erweisen sich Walker und Diesel als das Herzstück des Filmes, denen man beiden gerne bei ihren Aktionen zusieht und deren sich langsam entwickelnde Männerfreundschaft zwar keinen Drehbuch-Oscar gewinnt, jedoch trotzdem für schöne Momente garantiert, die nie zu kitschig werden und immer nachvollziehbar aufgezogen sind. Cohen gibt den beiden zudem auch genug Raum, damit sie ganz ungezwungen agieren können. Mehr Raum hätten die weiblichen Darsteller (unter anderem Michelle Rodríguez) dafür allerdings vertragen, denn gerade die Frauen kommen in diesem Männertraum an Testosteron verständlicherweise zu kurz. Und der Vorwurf der Verherrlichung von illegalen Rennen ist nicht ganz von der Hand zu weisen, denn in der Tat ist Cohen meist kurz davor, hier die enorme Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer zu verunglimpfen. Ganz passiert ihm das nie, weil die Szene in "The Fast and the Furious" nur als Background fürs Geschehen dient, dennoch sollte der Film aus diesen Gründen nur von aufgeklärteren und sich dieser Tatsachen bewussten Zuschauern konsumiert werden.
Fazit: Der große cineastische Wurf ist Rob Cohen mit seinem PS-Vehikel letzten Endes wohl nicht gelungen. Doch wer Lust auf einen Actionthriller und eine Schwäche für Autos hat, dürfte mit "The Fast and the Furious" trotz alle dem perfekt bedient sein. Die Handlung ist schwach und nur des Zwangs wegen überhaupt vorhanden, verbindet dafür allerdings wuchtige und knackig inszenierte Actionsequenzen von Handarbeit mit zwei ungemein sympathischen Hauptdarstellern, die erstaunlich natürlich miteinander interagieren. Über die nicht existenten emanzipierten Frauen und die Gefahren eines solchen Filmes darf man sich gerne aufregen, eventuell sollte man sich aber klar sein, damit ein wenig am Ziel vorbeizuschießen, denn letzten Endes ist "The Fast and the Furious" ein klassischer Sommerfilm, der einen 107 Minuten vom Ernst des Lebens ablenken soll und sich dabei gar nicht schlecht anstellt und stets wie aus einem Guss daherkommt.
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