Filmtagebuch: Wallnuss
Moderator: SFI
Ooh-oo child! Things are gonna get easier...
Marvels Guardians of the Galaxy
Bereits der Gedanke, eine Reihe von Einzelfranchises über Comichelden des Marvel-Verlages zu starten, um sie in einem großen Crossover vereinen zu können, durfte anno 2008 als Wagnis angesehen werden. Doch einen Film, spielend in den Weiten des Weltalls, zu produzieren, der eine fünfköpfige Bande von Anti-Helden in den Fokus stellt, von denen einer ein genmanipulierter Waschbär und ein anderer eine humanoide Pflanze (sprich: ein Baum!) ist, schien selbst für den Produzenten Kevin Feige eine zu außergewöhnliche Unternehmung zu werden. 2014 durften Fans mit "Guardians of the Galaxy" als nun schon zehnten Film des Marvel Cinematic Universes also die Abenteuer der titelgebenden Gruppe bestaunen, der von Anfang an zum scheitern verdammt war... und am Ende vollkommen zurecht alle überraschen konnte.
Was Regisseur James Gunn da auf die Leinwand bringt, ist große und bombastische Popcorn-Unterhaltung im Sci-Fi-Look. Und wie für Marvel üblich, hat man sich finanziell nicht lumpen lassen, was sich optisch eindeutig wiederspiegelt. Am meisten Eindruck machen wohl die tollen Sets und die fantasievollen Kostüme und CGI-Figuren, wegen denen es alleine sich lohnt, Gunns Film mehr als einmal anzusehen. Neben dieser beeindruckenden Arbeit sind die Guardians aber vor allem eines: Ein Geschenk an die Generation der 70er und 80er Jahre. Natürlich ist vordergründig alles auf heutige Sehgewohnheiten zugeschnitten, doch es gibt kaum eine Szene, die ohne popkulturellen Verweis auf jene Zeiten auskommt. Ganz besonders schlägt sich das im Soundtrack nieder, denn praktisch immer hört der Protagonist Starlord während seiner Abenteuer Oldies wie "Hooked on a feeling" von Blue Swede oder "Come and Get your Love" von Redbone über seinen Walkman. Eine grandiose Idee, die nicht nur angenehm unkonventionell ist, sondern dem Film eine ganz eigene Identität und einen frischen Stil verleiht, mit dem er sich angenehm vom sonstigen Marvel-Output emanzipiert. Auch sonst leistet das Drehbuch überdurchschnittlich gelungene Arbeit und geht mit dem mittlerweile bereits etwas totgesehenen Marvel-Schema elegant um, sodass zwar alles in gewohntem Rahmen bleibt, aber es dennoch kleine Überraschungen gibt. Wenn "Guardians of the Galaxy" eines aber wirklich ist, dann ja wohl...
... unheimlich lustig. Gunn ist fantastisch darin, augenzwinkernden Humor gekonnt einzusetzen und die Geschichte nicht zu vernachlässigen. Die mag zwar (wie oft bei Marvel) nur von die Jagd nach irgendeinem MacGuffin handeln, doch das ist ohnehin ohne Bedeutung, da Gunn alles in kleineren Episoden erzählt und seine Protagonisten sowie die entlarvende Komik in den Vordergrund stellt. Eine besonders bemerkenswerte Szene ist dabei sicher die, in der das edle Heldentum ganz anachronistisch und mit deftiger pathetischen Musik untermalt heraufbeschworen wird, um dann mit einem kleinen Kommentar den eigenen Pathos lächerlich zu machen. Nicht nur in solchen Momenten wirkt "Guardians of the Galaxy" wie eine Space-Parodie von "Marvels The Avengers", denn da ist noch eine weitere Gemeinsamkeit zum großen Marvel-Crossover: auch hier steht ein ganzes Team im Vordergrund. Und dieses ist einfach ungemein sympathisch und harmoniert hervorragend miteinander. Während Chris Pratt als Starlord den lässigen Outlaw mimen darf und als Sympathieträger fungiert, genau wie Zoe Saldana als Gamora die gesunde Prise (jugendfreien) Sex verkaufen darf, sind die Charaktere Drax, Rocket und Groot das eigentliche Herzstück des Filmes. Drax, der den Mord an seiner Familie rächen will und keine Metaphern versteht, wird vom Wrestler Dave Bautista mit grandioser Selbstsicherheit gespielt und ist gleichzeitig eine tragische, als auch komische Figur. Ausgerechnet die CGI-Charaktere trumpfen jedoch am allerstärksten auf. Bradley Cooper spricht den waffenlüsternen Waschbären Rocket mit bösem Zynismus und macht aus ihm einen hinreißend schrillen Charakter, der jedoch auch nicht ohne Hintergrundgeschichte bleibt. Sein Baumfreund Groot, der im ganzen Film nur drei Wörter sagt, erobert gleichzeitig die Herzen des Publikums im Sturm und ist in seiner kindlichen Niedlichkeit garantiert eine der schönsten Figuren in 60 Jahren Blockbuster-Kino. Als Duo sind Rocket und Groot wie die Marvel-Version der "Der König der Löwen"-Stars Timon und Pumba. Und ähnlich kultverdächtig.
So ganz abstreiten kann man einige Probleme des Filmes dann aber doch nicht. Lee Paces Schurkenrolle Ronan erinnert einen unweigerlich an Christopher Ecclestons Malekith aus "Marvels Thor: The Dark Kingdom" und kann unter seiner Maske nie schauspielerisches Talent zeigen, noch ärgerlicher, dass die Rolle selbst so austauschbar ist, wie es nur möglich war. Auch der von Josh Brolin gesprochene Feind im Hintergrund Thanos, der in späteren Avengers-Crossovern eine Rolle spielen soll, kann über den fehlenden Hauptantagonisten nicht hinwegtäuschen. Ebenfalls schade und auffallend ist, dass keine der Actionszenen so richtig zünden will. Zwar sind diese insgesamt auf gewohntem technischen Niveau inszeniert, doch der richtige Funke will dabei nicht überspringen, teilweise wirkt es sogar, als hätte Gunn die Krawall-Szenen bloß als lästige Pflichtaufgabe gesehen, wenn man betrachtet, mit wie viel Herzblut sonstige Szenen gespickt sind. Warum zudem die fantastische Glenn Close in einer Statistenrolle verheizt werden musste, bleibt unklar. Macht alles jedoch nichts, denn die bunten Farben, die schmissige Musik und die durchgehend selbstironische Aufmachung machen "Guardians of the Galaxy" zu einem locker luftigen Familienspaß, wie man ihn heute nur selten zu Gesicht kriegt.
Fazit: Wer einen Hang dazu hat, Unterhaltungsfilme kaputt zu analysieren, sollte die Sichtung dieses Filmes lieber meiden. "Guardians of the Galaxy" macht nie einen Hehl darum, einfach nur auf Spaß hinauszuwollen und bis auf einen arg profillosen Bösewicht begeistern insbesondere die im Zentrum stehenden Charaktere, die 70er/80er Mucke und der großartige Humor. Jung, wie auch alt sollten bei diesem Marvel-Abenteuer einen Blick riskieren. Und am meisten Spaß macht das am besten natürlich: gemeinsam! I am Groot. You are Groot. We are Groot! Und jetzt alle: "I'm hooked on a feeling..."
Bereits der Gedanke, eine Reihe von Einzelfranchises über Comichelden des Marvel-Verlages zu starten, um sie in einem großen Crossover vereinen zu können, durfte anno 2008 als Wagnis angesehen werden. Doch einen Film, spielend in den Weiten des Weltalls, zu produzieren, der eine fünfköpfige Bande von Anti-Helden in den Fokus stellt, von denen einer ein genmanipulierter Waschbär und ein anderer eine humanoide Pflanze (sprich: ein Baum!) ist, schien selbst für den Produzenten Kevin Feige eine zu außergewöhnliche Unternehmung zu werden. 2014 durften Fans mit "Guardians of the Galaxy" als nun schon zehnten Film des Marvel Cinematic Universes also die Abenteuer der titelgebenden Gruppe bestaunen, der von Anfang an zum scheitern verdammt war... und am Ende vollkommen zurecht alle überraschen konnte.
Was Regisseur James Gunn da auf die Leinwand bringt, ist große und bombastische Popcorn-Unterhaltung im Sci-Fi-Look. Und wie für Marvel üblich, hat man sich finanziell nicht lumpen lassen, was sich optisch eindeutig wiederspiegelt. Am meisten Eindruck machen wohl die tollen Sets und die fantasievollen Kostüme und CGI-Figuren, wegen denen es alleine sich lohnt, Gunns Film mehr als einmal anzusehen. Neben dieser beeindruckenden Arbeit sind die Guardians aber vor allem eines: Ein Geschenk an die Generation der 70er und 80er Jahre. Natürlich ist vordergründig alles auf heutige Sehgewohnheiten zugeschnitten, doch es gibt kaum eine Szene, die ohne popkulturellen Verweis auf jene Zeiten auskommt. Ganz besonders schlägt sich das im Soundtrack nieder, denn praktisch immer hört der Protagonist Starlord während seiner Abenteuer Oldies wie "Hooked on a feeling" von Blue Swede oder "Come and Get your Love" von Redbone über seinen Walkman. Eine grandiose Idee, die nicht nur angenehm unkonventionell ist, sondern dem Film eine ganz eigene Identität und einen frischen Stil verleiht, mit dem er sich angenehm vom sonstigen Marvel-Output emanzipiert. Auch sonst leistet das Drehbuch überdurchschnittlich gelungene Arbeit und geht mit dem mittlerweile bereits etwas totgesehenen Marvel-Schema elegant um, sodass zwar alles in gewohntem Rahmen bleibt, aber es dennoch kleine Überraschungen gibt. Wenn "Guardians of the Galaxy" eines aber wirklich ist, dann ja wohl...
... unheimlich lustig. Gunn ist fantastisch darin, augenzwinkernden Humor gekonnt einzusetzen und die Geschichte nicht zu vernachlässigen. Die mag zwar (wie oft bei Marvel) nur von die Jagd nach irgendeinem MacGuffin handeln, doch das ist ohnehin ohne Bedeutung, da Gunn alles in kleineren Episoden erzählt und seine Protagonisten sowie die entlarvende Komik in den Vordergrund stellt. Eine besonders bemerkenswerte Szene ist dabei sicher die, in der das edle Heldentum ganz anachronistisch und mit deftiger pathetischen Musik untermalt heraufbeschworen wird, um dann mit einem kleinen Kommentar den eigenen Pathos lächerlich zu machen. Nicht nur in solchen Momenten wirkt "Guardians of the Galaxy" wie eine Space-Parodie von "Marvels The Avengers", denn da ist noch eine weitere Gemeinsamkeit zum großen Marvel-Crossover: auch hier steht ein ganzes Team im Vordergrund. Und dieses ist einfach ungemein sympathisch und harmoniert hervorragend miteinander. Während Chris Pratt als Starlord den lässigen Outlaw mimen darf und als Sympathieträger fungiert, genau wie Zoe Saldana als Gamora die gesunde Prise (jugendfreien) Sex verkaufen darf, sind die Charaktere Drax, Rocket und Groot das eigentliche Herzstück des Filmes. Drax, der den Mord an seiner Familie rächen will und keine Metaphern versteht, wird vom Wrestler Dave Bautista mit grandioser Selbstsicherheit gespielt und ist gleichzeitig eine tragische, als auch komische Figur. Ausgerechnet die CGI-Charaktere trumpfen jedoch am allerstärksten auf. Bradley Cooper spricht den waffenlüsternen Waschbären Rocket mit bösem Zynismus und macht aus ihm einen hinreißend schrillen Charakter, der jedoch auch nicht ohne Hintergrundgeschichte bleibt. Sein Baumfreund Groot, der im ganzen Film nur drei Wörter sagt, erobert gleichzeitig die Herzen des Publikums im Sturm und ist in seiner kindlichen Niedlichkeit garantiert eine der schönsten Figuren in 60 Jahren Blockbuster-Kino. Als Duo sind Rocket und Groot wie die Marvel-Version der "Der König der Löwen"-Stars Timon und Pumba. Und ähnlich kultverdächtig.
So ganz abstreiten kann man einige Probleme des Filmes dann aber doch nicht. Lee Paces Schurkenrolle Ronan erinnert einen unweigerlich an Christopher Ecclestons Malekith aus "Marvels Thor: The Dark Kingdom" und kann unter seiner Maske nie schauspielerisches Talent zeigen, noch ärgerlicher, dass die Rolle selbst so austauschbar ist, wie es nur möglich war. Auch der von Josh Brolin gesprochene Feind im Hintergrund Thanos, der in späteren Avengers-Crossovern eine Rolle spielen soll, kann über den fehlenden Hauptantagonisten nicht hinwegtäuschen. Ebenfalls schade und auffallend ist, dass keine der Actionszenen so richtig zünden will. Zwar sind diese insgesamt auf gewohntem technischen Niveau inszeniert, doch der richtige Funke will dabei nicht überspringen, teilweise wirkt es sogar, als hätte Gunn die Krawall-Szenen bloß als lästige Pflichtaufgabe gesehen, wenn man betrachtet, mit wie viel Herzblut sonstige Szenen gespickt sind. Warum zudem die fantastische Glenn Close in einer Statistenrolle verheizt werden musste, bleibt unklar. Macht alles jedoch nichts, denn die bunten Farben, die schmissige Musik und die durchgehend selbstironische Aufmachung machen "Guardians of the Galaxy" zu einem locker luftigen Familienspaß, wie man ihn heute nur selten zu Gesicht kriegt.
Fazit: Wer einen Hang dazu hat, Unterhaltungsfilme kaputt zu analysieren, sollte die Sichtung dieses Filmes lieber meiden. "Guardians of the Galaxy" macht nie einen Hehl darum, einfach nur auf Spaß hinauszuwollen und bis auf einen arg profillosen Bösewicht begeistern insbesondere die im Zentrum stehenden Charaktere, die 70er/80er Mucke und der großartige Humor. Jung, wie auch alt sollten bei diesem Marvel-Abenteuer einen Blick riskieren. Und am meisten Spaß macht das am besten natürlich: gemeinsam! I am Groot. You are Groot. We are Groot! Und jetzt alle: "I'm hooked on a feeling..."
Phase 2 - abgeschlossen!
Marvels Avengers: Age of Ultron
Der Cliffhanger nach "The Return of the First Avenger" war gewaltig. Eine alte Organisation hatte sich erhoben und die Welt von Innen heraus infiltriert, die Avengers schienen mit dem Rücken gegen die Wand und die Erwartungen an das zweite große Crossover des Marvel Cinematic Universes waren immens. Doch bereits in den ersten fünfzehn Minuten weiß Joss Whedon den gesamten Kinosaal zu enttäuschen: Der Cliffhanger spielt überhaupt keine Rolle und nach nur kurzer Zeit geht es um etwas völlig anderes. Wer nun hofft, dass Whedon sich stattdessen einer starken eigenständigen Geschichte annehmen würde, muss gleich noch einmal enttäuscht werden. "Age of Ultron" ist am Ende eine satte Rückentwicklung und leider insgesamt nicht der erhoffte Überflieger.
Natürlich weiß man als Fan, was man von Whedon zu erwarten hat und er liefert ab. Besonders auf einer Party-Szene im Avengers Tower beweist das Regie-Wunderkind seinen unglaublich effizienten Verkauf von Humor, den er stets mit Handlungsentwicklungen zu verzahnen weiß. Und eigentlich alle seine Actionszenen sind erstaunlich übersichtlich und dynamisch inszeniert. Hier unterlaufen dem Perfektionisten keine Fehler. Auch die riesige Darstellerriege weiß er zu führen, in dem er bestimmte Paarungen im Team aufeinandertreffen lässt. Robert Downey Jr. (der sich hier erstaunlich zurückhält) und Chris Evans verkörpern als Tony Stark und Steve Rogers dieses Mal die unterschiedlichen moralischen Perspektiven, die man auf die Handlung werfen kann, der absolut brillante Mark Ruffalo als tragischer Hulk Bruce Banner und die entzückende Scarlett Johansson bringen ein wenig Romantik und den nötigen Schuss Verzweiflung in das Geschehen und Jeremy Renner, der im Vorgänger vernachlässigt wurde, darf hier die menschliche Komponente ins Spiel bringen und überzeugt dabei als Charakterdarsteller. Zu kurz kommen dafür jedoch Chris Hemsworth, der als Thor überraschend oft im Hintergrund bleibt sowie die Neuzugänge Aaron Taylor-Johnson und Elizabeth Olsen als verräterische Zwillinge Quicksilver und Scarlet Witch, die von Whedon nie richtig eingeführt werden und eher ein Mittel zum Zweck zu sein scheinen. Nervig auch, dass Whedon offenbar so sehr in die Solo-Abenteuer seiner Helden verliebt war, dass er zahlreiche schlecht deplatzierte Gastauftritte engagierte, die dem Film einen überladenen Eindruck verleihen (u.a geben sich Don Cheadle, Stellan Skarsgard und Haley Atwell die Ehre).
Doch das eigentliche Problem des Filmes ist seine Handlung und die ist leider beinahe eine Frechheit. In den ersten neunzig Minuten wird faktisch absolut nichts erzählt und Whedon schubst seine Protagonisten von einer Actionszene zur nächsten in einem Tempo, welches dem Folgen auf der Leinwand absolut undienlich ist. Als er dann schließlich Tempo rausnimmt, ist der Punkt längst überstrapaziert und es wirkt eher unorganisch. Zwar könnte das Thema "Künstliche Intelligenz" nicht uninteressant sein und vieles an den Ideen dahinter ist hochaktuell, auch der Ansatz, durch Olsens Scarlet Witch die Ängste der Helden in den Vordergrund zu rücken und so ihre Motivation aufzuzeigen, könnte spannend sein, doch im viel zu gewaltigen Tempo geht all dies völlig unter. Am meisten leidet Bösewicht Ultron darunter. Das James Spader, der hier als Sprecher und Motion Capture Darsteller überdramatisch agieren muss, als Roboter nicht so viel Charisma aufzeigen kann, wie ein Loki im Vorgänger, ist nachvollziehbar, doch das sowohl Motivation als auch das gesamte Handeln der Figur praktisch 1:1 aus George Orwell Romanen zu stammen scheinen, macht die Sache um einiges vorhersehbarer. Störend ist auch, dass der (zugegeben wuchtig inszenierte) große Actionhöhepunkt der ersten Hälfte nur wieder durch einen Ausbruch des Hulks entsteht und lediglich auf eine große CGI-Klopperei hinausläuft. Kritisieren muss man ansonsten den sehr formellastigen Aufbau, der wie schon bei "Thor: The Dark Kingdom" enorm deutlich wird und selbst ungeübteren Kinogängern jedwede Überraschungen verwehrt.
Später wird "Age of Ultron zwar deutlich souveräner und macht einen roten Faden erkennbar, lässt durch Renners Hawkeye Figur sogar etwas Erdung im Spektakel zu, leider jedoch kommt es erneut in Südkorea zur Endlosaction, die zwar viele echte Stunts beinhalten mag, aber eigentlich völlig redundant für den Verlauf des Filmes ist. Erst mit der späten Einführung einer von Paul Bettany gespielten Figur finden Witz und Spaß zurück ins Geschehen und der Showdown begeistert gerade deshalb, weil Zivilpersonen und humanes Denken im Vordergrund stehen und die Action wegkommt von der verkrampften Ernsthaftigkeit der vorherigen. Durchweg gefällt auch, wie Ben Davis Kameraführung, die viel mit Plansequenzen arbeitet, einen immer wieder in die Action hineinsaugt, auch wenn Brian Tyler und Danny Elfman sich als Komponisten Mühe geben, einen möglichst wenig zu involvieren. Überhaupt mag man für einiges an Leerlauf Whedon schlussendlich doch gar nicht so böse sein, gerade weil der Ausgang mehrere tolle Wendungen hat und Erwartungen weckt, die hoffen lassen, dass "Age of Ultron" ein notwendiger Lückenfüller für das ist, was noch kommen wird. Hoffentlich verlaufen diese Ansätze später nicht genau so im Sande wie die Ereignisse aus "The Return of the First Avenger".
Fazit: Ein riesiger filmischer Output von 11 Filmen in 7 Jahren führt natürlich zu Fließbandproduktionen. Eine solche ist "Avengers: Age of Ultron". Das zweite Crossover des MCUs ist voller Defizite und das Opfer eines Übersättigungsprozesses, die besonders von einem langweiligen Antagonisten und einer toderzählten Handlung herrühren, und hat Probleme damit, immerhin stolze 140 Minuten lang nicht zu langweilen. Gerade die Darsteller sind zwar ein großer Verdienst und es macht mittlerweile schon allein Spaß, den liebgewonnenen Charakteren einfach nur beim Interagieren zuzusehen. Doch vor spannenden Geschichten und relevanten Entwicklungen braucht Marvel dennoch keine Angst zu haben. Spannende Geschichten müssen bei einem global angelegten Blockbuster mit Millionen Budgets und Fokus auf Spaß kein Widerspruch sein. Ganz im Gegenteil.
Der Cliffhanger nach "The Return of the First Avenger" war gewaltig. Eine alte Organisation hatte sich erhoben und die Welt von Innen heraus infiltriert, die Avengers schienen mit dem Rücken gegen die Wand und die Erwartungen an das zweite große Crossover des Marvel Cinematic Universes waren immens. Doch bereits in den ersten fünfzehn Minuten weiß Joss Whedon den gesamten Kinosaal zu enttäuschen: Der Cliffhanger spielt überhaupt keine Rolle und nach nur kurzer Zeit geht es um etwas völlig anderes. Wer nun hofft, dass Whedon sich stattdessen einer starken eigenständigen Geschichte annehmen würde, muss gleich noch einmal enttäuscht werden. "Age of Ultron" ist am Ende eine satte Rückentwicklung und leider insgesamt nicht der erhoffte Überflieger.
Natürlich weiß man als Fan, was man von Whedon zu erwarten hat und er liefert ab. Besonders auf einer Party-Szene im Avengers Tower beweist das Regie-Wunderkind seinen unglaublich effizienten Verkauf von Humor, den er stets mit Handlungsentwicklungen zu verzahnen weiß. Und eigentlich alle seine Actionszenen sind erstaunlich übersichtlich und dynamisch inszeniert. Hier unterlaufen dem Perfektionisten keine Fehler. Auch die riesige Darstellerriege weiß er zu führen, in dem er bestimmte Paarungen im Team aufeinandertreffen lässt. Robert Downey Jr. (der sich hier erstaunlich zurückhält) und Chris Evans verkörpern als Tony Stark und Steve Rogers dieses Mal die unterschiedlichen moralischen Perspektiven, die man auf die Handlung werfen kann, der absolut brillante Mark Ruffalo als tragischer Hulk Bruce Banner und die entzückende Scarlett Johansson bringen ein wenig Romantik und den nötigen Schuss Verzweiflung in das Geschehen und Jeremy Renner, der im Vorgänger vernachlässigt wurde, darf hier die menschliche Komponente ins Spiel bringen und überzeugt dabei als Charakterdarsteller. Zu kurz kommen dafür jedoch Chris Hemsworth, der als Thor überraschend oft im Hintergrund bleibt sowie die Neuzugänge Aaron Taylor-Johnson und Elizabeth Olsen als verräterische Zwillinge Quicksilver und Scarlet Witch, die von Whedon nie richtig eingeführt werden und eher ein Mittel zum Zweck zu sein scheinen. Nervig auch, dass Whedon offenbar so sehr in die Solo-Abenteuer seiner Helden verliebt war, dass er zahlreiche schlecht deplatzierte Gastauftritte engagierte, die dem Film einen überladenen Eindruck verleihen (u.a geben sich Don Cheadle, Stellan Skarsgard und Haley Atwell die Ehre).
Doch das eigentliche Problem des Filmes ist seine Handlung und die ist leider beinahe eine Frechheit. In den ersten neunzig Minuten wird faktisch absolut nichts erzählt und Whedon schubst seine Protagonisten von einer Actionszene zur nächsten in einem Tempo, welches dem Folgen auf der Leinwand absolut undienlich ist. Als er dann schließlich Tempo rausnimmt, ist der Punkt längst überstrapaziert und es wirkt eher unorganisch. Zwar könnte das Thema "Künstliche Intelligenz" nicht uninteressant sein und vieles an den Ideen dahinter ist hochaktuell, auch der Ansatz, durch Olsens Scarlet Witch die Ängste der Helden in den Vordergrund zu rücken und so ihre Motivation aufzuzeigen, könnte spannend sein, doch im viel zu gewaltigen Tempo geht all dies völlig unter. Am meisten leidet Bösewicht Ultron darunter. Das James Spader, der hier als Sprecher und Motion Capture Darsteller überdramatisch agieren muss, als Roboter nicht so viel Charisma aufzeigen kann, wie ein Loki im Vorgänger, ist nachvollziehbar, doch das sowohl Motivation als auch das gesamte Handeln der Figur praktisch 1:1 aus George Orwell Romanen zu stammen scheinen, macht die Sache um einiges vorhersehbarer. Störend ist auch, dass der (zugegeben wuchtig inszenierte) große Actionhöhepunkt der ersten Hälfte nur wieder durch einen Ausbruch des Hulks entsteht und lediglich auf eine große CGI-Klopperei hinausläuft. Kritisieren muss man ansonsten den sehr formellastigen Aufbau, der wie schon bei "Thor: The Dark Kingdom" enorm deutlich wird und selbst ungeübteren Kinogängern jedwede Überraschungen verwehrt.
Später wird "Age of Ultron zwar deutlich souveräner und macht einen roten Faden erkennbar, lässt durch Renners Hawkeye Figur sogar etwas Erdung im Spektakel zu, leider jedoch kommt es erneut in Südkorea zur Endlosaction, die zwar viele echte Stunts beinhalten mag, aber eigentlich völlig redundant für den Verlauf des Filmes ist. Erst mit der späten Einführung einer von Paul Bettany gespielten Figur finden Witz und Spaß zurück ins Geschehen und der Showdown begeistert gerade deshalb, weil Zivilpersonen und humanes Denken im Vordergrund stehen und die Action wegkommt von der verkrampften Ernsthaftigkeit der vorherigen. Durchweg gefällt auch, wie Ben Davis Kameraführung, die viel mit Plansequenzen arbeitet, einen immer wieder in die Action hineinsaugt, auch wenn Brian Tyler und Danny Elfman sich als Komponisten Mühe geben, einen möglichst wenig zu involvieren. Überhaupt mag man für einiges an Leerlauf Whedon schlussendlich doch gar nicht so böse sein, gerade weil der Ausgang mehrere tolle Wendungen hat und Erwartungen weckt, die hoffen lassen, dass "Age of Ultron" ein notwendiger Lückenfüller für das ist, was noch kommen wird. Hoffentlich verlaufen diese Ansätze später nicht genau so im Sande wie die Ereignisse aus "The Return of the First Avenger".
Fazit: Ein riesiger filmischer Output von 11 Filmen in 7 Jahren führt natürlich zu Fließbandproduktionen. Eine solche ist "Avengers: Age of Ultron". Das zweite Crossover des MCUs ist voller Defizite und das Opfer eines Übersättigungsprozesses, die besonders von einem langweiligen Antagonisten und einer toderzählten Handlung herrühren, und hat Probleme damit, immerhin stolze 140 Minuten lang nicht zu langweilen. Gerade die Darsteller sind zwar ein großer Verdienst und es macht mittlerweile schon allein Spaß, den liebgewonnenen Charakteren einfach nur beim Interagieren zuzusehen. Doch vor spannenden Geschichten und relevanten Entwicklungen braucht Marvel dennoch keine Angst zu haben. Spannende Geschichten müssen bei einem global angelegten Blockbuster mit Millionen Budgets und Fokus auf Spaß kein Widerspruch sein. Ganz im Gegenteil.
Batmans Rückkehr
"Mehr künstlerische Freiheit" forderte Regisseur Tim Burton bei den Produzenten von Warner Bros. ein, nur dann würde er sich bereit erklären, einen Nachfolger zu seinem Überraschungshit "Batman" zu drehen. War bereits seine erste Comicverfilmung eine unkonventionell aufgezogene Helden-Saga im Gothic-Stil, konnte Burton so bei dem Sequel "Batmans Rückkehr" 1992 seine Visionen noch mal auf die Spitze treiben. Dabei schert er sich wenig um die Inhalte der Vorlagen von Bob Kane, sondern mehr um die atmosphärische Gestaltung seines Filmes und die von ihm teilweise neu definierten Charaktere. Bezeichnend dafür steht das Drehbuch des Autoren Daniel Waters, dass eigentlich keine klassische Handlung im eigentlichen Sinne vorzuweisen hat, sondern eine Reihe an Figuren schafft, die durch ihre Interaktion miteinander die eigentliche Erzählung des Filmes ergeben. So trifft der Fledermaus-Mann nach dem Joker im Vorgänger hier gleich auf drei Widersacher, die alle unterschiedliche Motive verfolgen. Besonders gelungen ist Danny De Vito als Oswald Cobblepot, der aufgrund seines Aussehens "Pinguin" genannt wird. Es muss nicht nur gesagt werden, dass De Vito trotz Fatsuit und starken Make-Ups eine Darstellung zum Besten gibt, die selbst Jack Nicholsons Joker alt aussehen lässt (!) und die Leistung seines Lebens sein dürfte, sonden das Burton den Charakter brillant dazu verwendet, Tragik und Komik zu verschmelzen. Der Pinguin mag ein kindermordender und rhetorisch begabter Irrer sein, er ist dennoch ein von der Gesellschaft verstoßenes Wesen, dessen schicksalshaftes Leben Mitleid erwecken kann und der nicht als Bösewicht geboren wurde.
Auch die anderen beiden zentralen Figuren zeichnen sich durch ihre Außenseiter-Positionen aus. Michelle Pfeiffer agiert als Selina Kyle/Catwoman, eine Frau, die sich von der blassen Büromaus zur attraktiven rachsüchtigen Katzenfrau verwandelt, und bekommt beide Figuren in all ihren Facetten wunderbar hin und das männliche Publikum dankt ihr ohnehin jede Sekunde im Lederoutfit frohlockend. Christopher Walken, der als Max Shrek die anderen Figuren stetig auszunutzen versucht, ist die dritte und letzte Schurkenfigur, der als (schaurig spannend gespielter) Intrigant solange die Fäden in der Hand zu halten glaubt, bis sie ihm zum Ende hin entgleiten. Batman selbst wird erneut von Michael Keaton verkörpert, der seine Performance aus dem 1989er Original wiederholt, auch wenn er hier nur selten als Bruce Wayne zu sehen ist und dafür häufig im Kostüm auftritt. Leider muss gesagt werden, dass die Darstellung Batmans in diesem Film teilweise zu weit von den Vorlagen, aber auch vom Charakterursprung generell entfernt liegt. Sein Hang dazu, Menschen zu töten, muss hier entschieden kritisiert weden. Mehrmals bringt Batman wissentlich Nebenschurken um die Ecke oder nimmt deren Tod zumindest billig in Kauf. Der dunkle Ritter, dessen oberstes Kredo es ist, niemals einen Menschen umzubringen, wird zu Gunsten weniger Momente seiner interessantesten Prämisse beraubt. Grandios ist dafür seine Beziehung zur Katzendame, die das Drama der Verstoßenen auf eine höhere Ebene führt und viel symbolischen Wert hat (erst recht, wenn die beiden Maskierten auf einem Maskenball als einzige ohne Kostüm erscheinen).
Neben den Figuren noch wichtig für den Film ist aber eben gerade Burtons grandioser Stil. Seine (zum weihnachtlichen Setting passende) Farblosigkeit Gothams lässt den Zuschauer bereits ruhig werden, die gesamte Tempolosigkeit (auch in den wenigen Actionszenen) versetzt das Publikum schließlich in eine Art "wachendes Koma", aus dem heraus man den Film betrachtet. Seine expressionistischen Motive und Inszenierungen, die oft durch minimalistische Mittel entworfen werden, verleihen "Batmans Rückkehr" eine faszinierende Form von Melancholie, die in ihren stärksten Momenten zur kalten Depression wird. Humor gibt es hier kaum noch, dafür durchgehende (nur selten aufgesetzte) Düsternis, gepaart mit dem immer wieder kehrenden inhaltlichen Dilemmeta der gespaltenen Persönlichkeit oder dem Leben abseits der Gesellschaft oder den Normen. Eine Moral hat Burtons Film nicht, er glorifiziert Selbstjustiz nicht, verurteilt sie aber auch nie und gibt keinen Ausblick oder trifft eine Aussage darüber, ob gut und böse einfach voneinander zu trennen sind oder ein Produkt ihres Umfeldes, wie es seine Charaktere oft zu sein scheinen. Danny Elfmans hypnotischer Soundtrack lädt ebenfalls dazu sein, "Batmans Rückkehr" als Sog in eine kalte und emotionslose Welt zu empfinden, in der nur Michael Goughs Butler Alfred mal einen trockenen britischen Witz vom Stapel lassen darf.
Eine kleine Schwäche hat dieses atmosphärische Ambiente natürlich: Als Actionfilm funktioniert "Batmans Rückkehr" mangels rasanter Höhepunkte überhaupt nicht. Der Showdown ist sogar ein antiklimatisches Erlebnis, bei dem Batman nur zu sehen darf, wie die anderen Charaktere für den Ausklang sorgen. Die Spannung entsteht bei Burton allerdings ohnehin viel weniger darüber, WAS in seinem Film passiert, sondern WIE es passiert und die unkonventionelle Art des Abenteuers, dass trotz zahlreicher Comicelemente nie albern zu werden droht, ist für Cineasten eine aufregende Sache. Dem weniger zugeneigte Zuschauer sollten allerdings lieber zum "Batman"-Erstling greifen.
Fazit: Fans der Comicvorlagen werden sich zurecht an einigen Batman-Auftritten stören, die den Charakter leider verraten und die Frage aufwerfen, wie weit eine Vorlage vom Ursprung weg interpretiert werden darf. Ansonsten ist "Batmans Rückkehr" nicht für jedermann, dafür hat er zu wenig mit den Normen des Blockbusterfilmes gemein und ist ähnlich wie seine Protagonisten und Antagonisten ein Außenseiter, der durch seine Abgrenzungen interessant wird. Einordnen lässt sich der Film keinesfalls und nicht wenige werden gespaltene Gefühle beim Anschauen haben, wer jedoch Lust hat, sich auf die Reise ins winterliche Gotham einzulassen, erlebt ein Weihnachtsfest der etwas anderen Art, dass man allerdings kaum mit einem Lächeln auf den Lippen verlassen wird.
"Mehr künstlerische Freiheit" forderte Regisseur Tim Burton bei den Produzenten von Warner Bros. ein, nur dann würde er sich bereit erklären, einen Nachfolger zu seinem Überraschungshit "Batman" zu drehen. War bereits seine erste Comicverfilmung eine unkonventionell aufgezogene Helden-Saga im Gothic-Stil, konnte Burton so bei dem Sequel "Batmans Rückkehr" 1992 seine Visionen noch mal auf die Spitze treiben. Dabei schert er sich wenig um die Inhalte der Vorlagen von Bob Kane, sondern mehr um die atmosphärische Gestaltung seines Filmes und die von ihm teilweise neu definierten Charaktere. Bezeichnend dafür steht das Drehbuch des Autoren Daniel Waters, dass eigentlich keine klassische Handlung im eigentlichen Sinne vorzuweisen hat, sondern eine Reihe an Figuren schafft, die durch ihre Interaktion miteinander die eigentliche Erzählung des Filmes ergeben. So trifft der Fledermaus-Mann nach dem Joker im Vorgänger hier gleich auf drei Widersacher, die alle unterschiedliche Motive verfolgen. Besonders gelungen ist Danny De Vito als Oswald Cobblepot, der aufgrund seines Aussehens "Pinguin" genannt wird. Es muss nicht nur gesagt werden, dass De Vito trotz Fatsuit und starken Make-Ups eine Darstellung zum Besten gibt, die selbst Jack Nicholsons Joker alt aussehen lässt (!) und die Leistung seines Lebens sein dürfte, sonden das Burton den Charakter brillant dazu verwendet, Tragik und Komik zu verschmelzen. Der Pinguin mag ein kindermordender und rhetorisch begabter Irrer sein, er ist dennoch ein von der Gesellschaft verstoßenes Wesen, dessen schicksalshaftes Leben Mitleid erwecken kann und der nicht als Bösewicht geboren wurde.
Auch die anderen beiden zentralen Figuren zeichnen sich durch ihre Außenseiter-Positionen aus. Michelle Pfeiffer agiert als Selina Kyle/Catwoman, eine Frau, die sich von der blassen Büromaus zur attraktiven rachsüchtigen Katzenfrau verwandelt, und bekommt beide Figuren in all ihren Facetten wunderbar hin und das männliche Publikum dankt ihr ohnehin jede Sekunde im Lederoutfit frohlockend. Christopher Walken, der als Max Shrek die anderen Figuren stetig auszunutzen versucht, ist die dritte und letzte Schurkenfigur, der als (schaurig spannend gespielter) Intrigant solange die Fäden in der Hand zu halten glaubt, bis sie ihm zum Ende hin entgleiten. Batman selbst wird erneut von Michael Keaton verkörpert, der seine Performance aus dem 1989er Original wiederholt, auch wenn er hier nur selten als Bruce Wayne zu sehen ist und dafür häufig im Kostüm auftritt. Leider muss gesagt werden, dass die Darstellung Batmans in diesem Film teilweise zu weit von den Vorlagen, aber auch vom Charakterursprung generell entfernt liegt. Sein Hang dazu, Menschen zu töten, muss hier entschieden kritisiert weden. Mehrmals bringt Batman wissentlich Nebenschurken um die Ecke oder nimmt deren Tod zumindest billig in Kauf. Der dunkle Ritter, dessen oberstes Kredo es ist, niemals einen Menschen umzubringen, wird zu Gunsten weniger Momente seiner interessantesten Prämisse beraubt. Grandios ist dafür seine Beziehung zur Katzendame, die das Drama der Verstoßenen auf eine höhere Ebene führt und viel symbolischen Wert hat (erst recht, wenn die beiden Maskierten auf einem Maskenball als einzige ohne Kostüm erscheinen).
Neben den Figuren noch wichtig für den Film ist aber eben gerade Burtons grandioser Stil. Seine (zum weihnachtlichen Setting passende) Farblosigkeit Gothams lässt den Zuschauer bereits ruhig werden, die gesamte Tempolosigkeit (auch in den wenigen Actionszenen) versetzt das Publikum schließlich in eine Art "wachendes Koma", aus dem heraus man den Film betrachtet. Seine expressionistischen Motive und Inszenierungen, die oft durch minimalistische Mittel entworfen werden, verleihen "Batmans Rückkehr" eine faszinierende Form von Melancholie, die in ihren stärksten Momenten zur kalten Depression wird. Humor gibt es hier kaum noch, dafür durchgehende (nur selten aufgesetzte) Düsternis, gepaart mit dem immer wieder kehrenden inhaltlichen Dilemmeta der gespaltenen Persönlichkeit oder dem Leben abseits der Gesellschaft oder den Normen. Eine Moral hat Burtons Film nicht, er glorifiziert Selbstjustiz nicht, verurteilt sie aber auch nie und gibt keinen Ausblick oder trifft eine Aussage darüber, ob gut und böse einfach voneinander zu trennen sind oder ein Produkt ihres Umfeldes, wie es seine Charaktere oft zu sein scheinen. Danny Elfmans hypnotischer Soundtrack lädt ebenfalls dazu sein, "Batmans Rückkehr" als Sog in eine kalte und emotionslose Welt zu empfinden, in der nur Michael Goughs Butler Alfred mal einen trockenen britischen Witz vom Stapel lassen darf.
Eine kleine Schwäche hat dieses atmosphärische Ambiente natürlich: Als Actionfilm funktioniert "Batmans Rückkehr" mangels rasanter Höhepunkte überhaupt nicht. Der Showdown ist sogar ein antiklimatisches Erlebnis, bei dem Batman nur zu sehen darf, wie die anderen Charaktere für den Ausklang sorgen. Die Spannung entsteht bei Burton allerdings ohnehin viel weniger darüber, WAS in seinem Film passiert, sondern WIE es passiert und die unkonventionelle Art des Abenteuers, dass trotz zahlreicher Comicelemente nie albern zu werden droht, ist für Cineasten eine aufregende Sache. Dem weniger zugeneigte Zuschauer sollten allerdings lieber zum "Batman"-Erstling greifen.
Fazit: Fans der Comicvorlagen werden sich zurecht an einigen Batman-Auftritten stören, die den Charakter leider verraten und die Frage aufwerfen, wie weit eine Vorlage vom Ursprung weg interpretiert werden darf. Ansonsten ist "Batmans Rückkehr" nicht für jedermann, dafür hat er zu wenig mit den Normen des Blockbusterfilmes gemein und ist ähnlich wie seine Protagonisten und Antagonisten ein Außenseiter, der durch seine Abgrenzungen interessant wird. Einordnen lässt sich der Film keinesfalls und nicht wenige werden gespaltene Gefühle beim Anschauen haben, wer jedoch Lust hat, sich auf die Reise ins winterliche Gotham einzulassen, erlebt ein Weihnachtsfest der etwas anderen Art, dass man allerdings kaum mit einem Lächeln auf den Lippen verlassen wird.
Planet der Affen
Die Kubakrise 1962, das Attentat auf John F. Kennedy 1963, die Ermordung Martin Luther Kings 1968, die Rassenunruhen in Detroit 1967 und der Vietnamkrieg prägten das politische Bild der Vereinigten Staaten von Amerika in den 60er-Jahren. Unter diesen Gesichtspunkten mag es heute als Wunder erscheinen, dass 68 mitten in dieser Zeit ein von vorne bis hinten politischer Film im Kino anlaufen konnte, der der gesamten Menschheit einen Spiegel vorhält und ihre Probleme offen anspricht. Getarnt als Sci-Fi-Dystopie geschah genau das mit Franklin J. Schaffners "Planet der Affen". Berühmt mag dieser heute noch für seine unverkennbaren Affenmasken (von Hollywood-Legende John Chambers entworfen) sein, die sich mehr als nur erstaunlich gut gehalten haben und immer noch sehr realistisch und glaubhaft wirken. Doch bestanden hat "Planet der Affen" den Test der Zeit nicht wegen seines aufwendigen Make-Ups, sondern wegen dem, was einen Film wirklich modern hält: Einer aufregenden und spannenden Geschichte!
In der Tat gab es zu jener Zeit wohl kaum einen spannenderen Vertreter des Sci-Fi-Genres. Die erste halbe Stunde, welche die Landung dreier Astronauten auf einem sterilen Wüstenplaneten im Fokus hat, ist bestes Genrekino und durch die experimentelle atonale musikalische Untermalung Jerry Goldsmiths, die verstörend gruselig klingt, eine spannende Odyssee, die von Schaffner mit grandiosen Panorama-Aufnahmen gezeigt wird. Wenn dann die Geschichte beginnt und Mensch und Affe aufeinandertreffen, beweist Schaffners Film auch inhaltliche Stärke, sobald dem Zuschauer die Rollenverteilung der Affengesellschaft bewusst wird: Der Mensch ist dumm, schwach, fällt nicht unter "Affengesetze" und darf daher misshandelt und entwürdigend behandelt werden. Ein simpler Clou zwar, ein einfacher Rollentausch zwischen Mensch und Affe, doch ungemein effektiv in dieser Schlichtheit. Schaffner kehrt die Evolutionstheorie einmal um und nutzt die abenteuerliche Fantasie-Geschichte als Parabel. Religiöse Lehren und deren Behinderung des wissenschaftlichen Fortschritts werden aufgeführt, wenn ein Affenpaar für die Untersuchung am Menschen der Ketzerei angeklagt werden, die Aufspaltung der Gesellschaft unter den Affen (Orang-Utans als führendes Geschlecht, Schimpansen als gehobener Mittelstand und Gorillas als Arbeiterklasse) lässt immer wieder rassistische Tendenzen aufkommen und entlarvt diese, eine Szene, in der der Protagonist vor einem Tribunal antreten muss, schreit gerade zu Inquisition, die Affenherrscher selbst bilden eine Allegorie zum mittelalterlichen Despotismus. Es ist wahrlich nicht schwer, den satirischen Charakter des Filmes zu entdecken.
Und das, wo eine Affenherrschaft über den Menschen eigentlich großes Humorpotenzial besitzt. Doch plumpe Lacher will die Regie nicht abstauben, Schaffner nimmt seinen Film ernst. Die Kostüme, die Sets, die gesamte Ausstattung sind komplett darauf ausgelegt, keine ungewollte Komik aufkommen zu lassen und vieles funktioniert erst deshalb, weil man beispielsweise die kostümierten Affen-Darsteller zu keinem Zeitpunkt anzuzweifeln mag. Dass Hauptfigur Taylor mit Charlton Heston auch noch durch einen grandiosen Mimen besetzt ist, der ebenfalls keinen Zweifel an der Echtheit der Geschichte aufkommen lässt und höchstens mal mit einem sarkastischen Kommentar, den sein Charakter als Misanthrop zum Besten gibt, etwas Humor ins Geschehen einbringt, ist ebenfalls ein enormer Glücksfall für die Regie. Erfreulich, denn gerade wenn Themen wie Rassismus, Tierschutz oder das menschliche Selbstverständnis (in diesem Fall ein sehr negativ geprägtes) angesprochen werden, sollten sie nicht durch Effekthascherei verdrängt werden. Zwar gibt es immer wieder kleinere Actionhöhepunkte, wie eine von Kameramann Leon Shamray wundervoll eingefange Verfolgungsjagd durch das Affendorf, doch sind Actionszenen hier nie plumper Selbstzweck, sondern immer das schlüssige Resultat vorher aufgestauter Konfrontationen. Genau so geht das!
Doch die nicht selten aufgeführte Kritik an "Planet der Affen" ist durchaus berechtigt. Denn so gelungen die Gesellschaftskritik und die politischen Untertöne auch sein mögen, wirklich subtil geht Schaffner bei seinem Werk nicht vor. Einigen Stellen (wie dem sadistisch lachenden Affenwärter) wäre man sogar gewillt, die plumpe Holzhammermethode vorzuwerfen. Garantiert aber simplifiziert Schaffner die meisten seiner Ansätze zu Gunsten der Betonung des humanistischen Gedankens. Insbesondere die schlichte Umkehrung der Tierquälerei-Thematik, die nur durch das pure Wenden der Parteien entlarvt werden soll, wird an vielen Stellen noch zu knapp und aus zu wenigen Blickwinkeln betrachtet, als das die satirische Darstellung an allen Stellen so richtig zünden und böse werden könnte. Und ausgerechnet der immer wieder kurz auftauchtende Gedanke, dass wissenschaftliche Erkenntnisse der Vergänglichkeit unterworfen sein können und das Wissen darum den Fanatismus der herrschenden Affen begründet, muss erst mühsam reininterpretiert werden und wird von Schaffner nicht prägnant genug herausgestellt. Wirken tut dafür allerdings fairerweise sein grandioser Epilog, der den Begriff "Plot-Twist" um eine zusätzliche Dimension erweitert und witzigerweise vorab so klar und eindeutig vorbereitet wird, dass man trotzdem wohl kaum erahnen wird, wie die Reise endet.
Fazit: Auf die famose Wirkung seiner Schlusspointe allein verlässt sich Schaffner nicht. Aus einer Forschungsreise durch karge Felsen entwickelt sich unter seiner Führung eine hochspannende Geschichte mit den Ausmaßen eines biblischen Gleichnisses, die in ihren Kernaussagen leider oft zu naiv bleibt und nicht all ihre Möglichkeiten auszuspielen gedenkt, doch sind diese Aussagen selbst wichtig und (damals wie heute) aktuell genug, um zu spannenden Diskussionen nach der Sichtung des Filmes einzuladen und eine nähere Betrachtung einzelner Themengebiete schmackhaft zu machen. Was aber ganz besonders gefällt, ist, dass, sollte man all die Politiksatire und Lehren der Handlung mal vergessen, "Planet der Affen" immer noch eines ist: Ein unterhaltsamer Sci-Fi-Hit.
Die Kubakrise 1962, das Attentat auf John F. Kennedy 1963, die Ermordung Martin Luther Kings 1968, die Rassenunruhen in Detroit 1967 und der Vietnamkrieg prägten das politische Bild der Vereinigten Staaten von Amerika in den 60er-Jahren. Unter diesen Gesichtspunkten mag es heute als Wunder erscheinen, dass 68 mitten in dieser Zeit ein von vorne bis hinten politischer Film im Kino anlaufen konnte, der der gesamten Menschheit einen Spiegel vorhält und ihre Probleme offen anspricht. Getarnt als Sci-Fi-Dystopie geschah genau das mit Franklin J. Schaffners "Planet der Affen". Berühmt mag dieser heute noch für seine unverkennbaren Affenmasken (von Hollywood-Legende John Chambers entworfen) sein, die sich mehr als nur erstaunlich gut gehalten haben und immer noch sehr realistisch und glaubhaft wirken. Doch bestanden hat "Planet der Affen" den Test der Zeit nicht wegen seines aufwendigen Make-Ups, sondern wegen dem, was einen Film wirklich modern hält: Einer aufregenden und spannenden Geschichte!
In der Tat gab es zu jener Zeit wohl kaum einen spannenderen Vertreter des Sci-Fi-Genres. Die erste halbe Stunde, welche die Landung dreier Astronauten auf einem sterilen Wüstenplaneten im Fokus hat, ist bestes Genrekino und durch die experimentelle atonale musikalische Untermalung Jerry Goldsmiths, die verstörend gruselig klingt, eine spannende Odyssee, die von Schaffner mit grandiosen Panorama-Aufnahmen gezeigt wird. Wenn dann die Geschichte beginnt und Mensch und Affe aufeinandertreffen, beweist Schaffners Film auch inhaltliche Stärke, sobald dem Zuschauer die Rollenverteilung der Affengesellschaft bewusst wird: Der Mensch ist dumm, schwach, fällt nicht unter "Affengesetze" und darf daher misshandelt und entwürdigend behandelt werden. Ein simpler Clou zwar, ein einfacher Rollentausch zwischen Mensch und Affe, doch ungemein effektiv in dieser Schlichtheit. Schaffner kehrt die Evolutionstheorie einmal um und nutzt die abenteuerliche Fantasie-Geschichte als Parabel. Religiöse Lehren und deren Behinderung des wissenschaftlichen Fortschritts werden aufgeführt, wenn ein Affenpaar für die Untersuchung am Menschen der Ketzerei angeklagt werden, die Aufspaltung der Gesellschaft unter den Affen (Orang-Utans als führendes Geschlecht, Schimpansen als gehobener Mittelstand und Gorillas als Arbeiterklasse) lässt immer wieder rassistische Tendenzen aufkommen und entlarvt diese, eine Szene, in der der Protagonist vor einem Tribunal antreten muss, schreit gerade zu Inquisition, die Affenherrscher selbst bilden eine Allegorie zum mittelalterlichen Despotismus. Es ist wahrlich nicht schwer, den satirischen Charakter des Filmes zu entdecken.
Und das, wo eine Affenherrschaft über den Menschen eigentlich großes Humorpotenzial besitzt. Doch plumpe Lacher will die Regie nicht abstauben, Schaffner nimmt seinen Film ernst. Die Kostüme, die Sets, die gesamte Ausstattung sind komplett darauf ausgelegt, keine ungewollte Komik aufkommen zu lassen und vieles funktioniert erst deshalb, weil man beispielsweise die kostümierten Affen-Darsteller zu keinem Zeitpunkt anzuzweifeln mag. Dass Hauptfigur Taylor mit Charlton Heston auch noch durch einen grandiosen Mimen besetzt ist, der ebenfalls keinen Zweifel an der Echtheit der Geschichte aufkommen lässt und höchstens mal mit einem sarkastischen Kommentar, den sein Charakter als Misanthrop zum Besten gibt, etwas Humor ins Geschehen einbringt, ist ebenfalls ein enormer Glücksfall für die Regie. Erfreulich, denn gerade wenn Themen wie Rassismus, Tierschutz oder das menschliche Selbstverständnis (in diesem Fall ein sehr negativ geprägtes) angesprochen werden, sollten sie nicht durch Effekthascherei verdrängt werden. Zwar gibt es immer wieder kleinere Actionhöhepunkte, wie eine von Kameramann Leon Shamray wundervoll eingefange Verfolgungsjagd durch das Affendorf, doch sind Actionszenen hier nie plumper Selbstzweck, sondern immer das schlüssige Resultat vorher aufgestauter Konfrontationen. Genau so geht das!
Doch die nicht selten aufgeführte Kritik an "Planet der Affen" ist durchaus berechtigt. Denn so gelungen die Gesellschaftskritik und die politischen Untertöne auch sein mögen, wirklich subtil geht Schaffner bei seinem Werk nicht vor. Einigen Stellen (wie dem sadistisch lachenden Affenwärter) wäre man sogar gewillt, die plumpe Holzhammermethode vorzuwerfen. Garantiert aber simplifiziert Schaffner die meisten seiner Ansätze zu Gunsten der Betonung des humanistischen Gedankens. Insbesondere die schlichte Umkehrung der Tierquälerei-Thematik, die nur durch das pure Wenden der Parteien entlarvt werden soll, wird an vielen Stellen noch zu knapp und aus zu wenigen Blickwinkeln betrachtet, als das die satirische Darstellung an allen Stellen so richtig zünden und böse werden könnte. Und ausgerechnet der immer wieder kurz auftauchtende Gedanke, dass wissenschaftliche Erkenntnisse der Vergänglichkeit unterworfen sein können und das Wissen darum den Fanatismus der herrschenden Affen begründet, muss erst mühsam reininterpretiert werden und wird von Schaffner nicht prägnant genug herausgestellt. Wirken tut dafür allerdings fairerweise sein grandioser Epilog, der den Begriff "Plot-Twist" um eine zusätzliche Dimension erweitert und witzigerweise vorab so klar und eindeutig vorbereitet wird, dass man trotzdem wohl kaum erahnen wird, wie die Reise endet.
Fazit: Auf die famose Wirkung seiner Schlusspointe allein verlässt sich Schaffner nicht. Aus einer Forschungsreise durch karge Felsen entwickelt sich unter seiner Führung eine hochspannende Geschichte mit den Ausmaßen eines biblischen Gleichnisses, die in ihren Kernaussagen leider oft zu naiv bleibt und nicht all ihre Möglichkeiten auszuspielen gedenkt, doch sind diese Aussagen selbst wichtig und (damals wie heute) aktuell genug, um zu spannenden Diskussionen nach der Sichtung des Filmes einzuladen und eine nähere Betrachtung einzelner Themengebiete schmackhaft zu machen. Was aber ganz besonders gefällt, ist, dass, sollte man all die Politiksatire und Lehren der Handlung mal vergessen, "Planet der Affen" immer noch eines ist: Ein unterhaltsamer Sci-Fi-Hit.
Mayrathon - VIII
Old Surehand
Er war tot. Und eine ganze Nation von Kinozuschauern trauerte um ihren großen Helden der Karl-May-Western: Apachenhäuptling Winnetou hatte in "Winnetou III" sein Ende gefunden. Doch damit war die Filmreihe noch lange nicht beendet. Direkt nach dem die Dreharbeiten zu "Winnetou III" abgeschlossen waren, begann man in Jugoslawien bereits mit den Dreharbeiten zu "Old Surehand", der nicht nur als Prequel vor den vorherigen Surehand-Abenteuern "Unter Geiern" und "Der Ölprinz" spielte, sondern zugleich der Auftakt einer ganzen Surehand-Trilogie werden sollte. Für die Regie engagierte man Alfred Vohrer, der bereits mit der Geier-Verfilmung gezeigt hatte, dass er ein Händchen für spannende Wildwest-Geschichten hatte. Doch vielen Fans war eigentlich nur eines wichtig: Endlich wieder Winnetou auf der großen Leinwand erblicken zu können.
Doch ausgerechnet der macht sich rar in Vohrers Mayschem Märchen. Stewart Granger, der hier zum dritten und letzten Mal als Old Surehand eine hervorragende Darbietung eines eigensinnigen selbstironischen Vorzeigeschützen gibt, war bereits bei den Dreharbeiten zu den beiden Vorgängern häufig mit Winnetou-Darsteller Pierre Brice aneinander geraten und schrieb nun eigenhändig die Texte und das Drehbuch um, um so alleine im Fokus der Geschichte zu stehen. Gut getan hat das dem Film nur bedingt, denn grade die wenigen Szenen Winnetous sind zwar imposant und der Figur angemessen gemacht, doch wirken etwas losgelöst von der eigentlichen Handlung und fühlen sich mehr wie eine Pflichtaufgabe an, weniger wie ein organisches Plotelement. Die Handlung selbst ist leider auch so alles andere als originell. Zwar gibt es gleich zwei verschiedene Handlungsstränge, die (wenig überraschend) am Ende zusammenlaufen, doch weder die Suche Surehands nach dem Mörder seines Bruders noch der Versuch des von Larry Pennell gespielten Generals, die kriegerischen Komantschen durch eine Intrige gegen die weißen Dorfbewohner anzustacheln, um so seinem Waffenmarkt die Nachfrage zu bieten, können einen sonderlich vom Hocker hauen. Beides hat man leider, teilweise sogar innerhalb dieser Filmreihe, schon zu oft deutlich besser und engagierter aufbereitet gesehen.
Das der General natürlich auch noch einer Goldmine auf der Spur ist, vereint dann tatsächlich alle Klischee-Handlungen des Westerns in "Old Surehand" und erschreckenderweise hat Vohrer in keiner dieser Handlungen auch nur eine einzige Idee, wie er ihnen etwas Frisches verleihen könnte. Die Regie gibt sich fast durchgehend auffallend einfallslos, wobei auch bemerkenswert ist, dass "Old Surehand" als erster Winnetou-Film ohne jede Actionszene bleibt. Hatten die Vorgänger noch Indianerangriffe, packende Faustkämpfe oder ähnliches zu bieten, gibt es hier höchstens mal einen Shootout und eine blass gefilmte Kneipenschlägerei, welche aber sofort wieder vorbei sind. Teilweise bekommt man das Gefühl, Vohrer hätte gar keine Lust gehabt, große Choreographien zu integrieren, da man einfach nur schnell einen Nachfolger zu "Winnetou III" produzieren wollte. Damit hätte er eigentlich zurecht auf die Nase fallen müssen. Doch seine Besetzung kann überraschend viel retten. Zwar bleiben der General und Winnetou blass, doch besonders Granger ist wieder richtig grandios in seiner Rolle und auch Paddy Fox ist immer wieder ein Vergnügen, wenn er als sich selbst überschätzender Old Wabble für die komischen Momente sorgen darf. Durch die Prequel-Erzählung bekommt der Zuschauer sogar den "Anfang" der Partnerschaft der beiden zu sehen und so gibt es schon den ein oder anderen tollen Moment, den man als Fan der Vorgänger mit einem großen Lächeln verfolgt.
Auch der vierte Auftritt von Mario Girotti (dem späteren Terence Hill) innerhalb der Reihe, dieses Mal als Anwalt Toby und Verlobten der von Letitia Roman süß gespielten Judith, überzeugt erneut und Girottis natürliches Charisma bindet den Zuschauer schnell an seine witzig angelegte Rolle. Ansonsten muss man Vohrer zwar vorwerfen, dass sein großes Ganzes überhaupt keine Spannung erzeugen kann, dafür aber viele kleine Passagen durchaus gelungen sind. Das erste Aufeinandertreffen von Wabble und Surehand ist lustig und eine ganz nette Idee, Winnetou bekommt als Lebensretter in der Not einen wahrhaftigen Gedächtnismoment verpasst, der Eindruck schindet und wenn Surehand, Wabble und Judith über Nacht bei einer vermeintlich freundlich gesinnten Dame etwas zu tief ins Weinglas schauen, kommt tatsächlich mal etwas Nervenkitzel auf. Es ist also keinesfalls so, dass "Old Surehand" wirklich langweilen würde, doch insgesamt sollte ein Film immer mehr als die Summe seiner Teile sein. Dies gelingt Vohrer leider weniger, dafür bleibt seine Erzählung insgesamt zu gewöhnlich, doch in solchen Momenten blitzt hervor, das Vohrer eben doch ein überaus talentierter Regisseur war, der hier vielleicht auch wegen des starken Einflusses Grangers am Ende nicht ganz den Film machen konnte, den er ansonsten vielleicht gemacht hätte.
Fazit: Eine ganze Surehand-Trilogie sollte Alfred Vohrer eigentlich inszenieren, doch über diesen ersten Teil kam das Projekt nicht mehr heraus. Schuld war das schwache Einspielergebnis. Mit Winnetous Tod hatte der Karl-May-Hype seinen Höhepunkt erreicht, dem gerade der ziemlich Winnetou-lose "Old Surehand" gegenüber nicht viel zu bieten hatte. Eine Vermischung toderzählter Geschichten reicht eben nicht aus, um das bereits leicht übersättigte Publikum noch einmal an den Esstisch zu locken. Statt frischer Ideen setzt "Old Surehand" durchgehend auf alt bewährtes und kann damit zwar streckenweise für kurzweilige Unterhaltung sorgen, erscheint jedoch in Summe stets zu träge und müde runter erzählt, um zu den besseren Filmen der Reihe gezählt zu werden. Schade ist es jedoch um Stewart Granger, der als Surehand immer eine gute Figur machte und mit seiner Spitzbübigkeit und seinem entfesselten Charme mit Hang zur Selbstparodie die kitschige Ernsthaftigkeit der Filme stets zu mildern wusste. Seinetwegen hätten ruhig noch zwei weitere Surehand-Filme produziert werden können. Ansonsten bleibt uns allen aber ja die Möglichkeit, die drei vorhandenen immer und immer wieder zu gucken.
Er war tot. Und eine ganze Nation von Kinozuschauern trauerte um ihren großen Helden der Karl-May-Western: Apachenhäuptling Winnetou hatte in "Winnetou III" sein Ende gefunden. Doch damit war die Filmreihe noch lange nicht beendet. Direkt nach dem die Dreharbeiten zu "Winnetou III" abgeschlossen waren, begann man in Jugoslawien bereits mit den Dreharbeiten zu "Old Surehand", der nicht nur als Prequel vor den vorherigen Surehand-Abenteuern "Unter Geiern" und "Der Ölprinz" spielte, sondern zugleich der Auftakt einer ganzen Surehand-Trilogie werden sollte. Für die Regie engagierte man Alfred Vohrer, der bereits mit der Geier-Verfilmung gezeigt hatte, dass er ein Händchen für spannende Wildwest-Geschichten hatte. Doch vielen Fans war eigentlich nur eines wichtig: Endlich wieder Winnetou auf der großen Leinwand erblicken zu können.
Doch ausgerechnet der macht sich rar in Vohrers Mayschem Märchen. Stewart Granger, der hier zum dritten und letzten Mal als Old Surehand eine hervorragende Darbietung eines eigensinnigen selbstironischen Vorzeigeschützen gibt, war bereits bei den Dreharbeiten zu den beiden Vorgängern häufig mit Winnetou-Darsteller Pierre Brice aneinander geraten und schrieb nun eigenhändig die Texte und das Drehbuch um, um so alleine im Fokus der Geschichte zu stehen. Gut getan hat das dem Film nur bedingt, denn grade die wenigen Szenen Winnetous sind zwar imposant und der Figur angemessen gemacht, doch wirken etwas losgelöst von der eigentlichen Handlung und fühlen sich mehr wie eine Pflichtaufgabe an, weniger wie ein organisches Plotelement. Die Handlung selbst ist leider auch so alles andere als originell. Zwar gibt es gleich zwei verschiedene Handlungsstränge, die (wenig überraschend) am Ende zusammenlaufen, doch weder die Suche Surehands nach dem Mörder seines Bruders noch der Versuch des von Larry Pennell gespielten Generals, die kriegerischen Komantschen durch eine Intrige gegen die weißen Dorfbewohner anzustacheln, um so seinem Waffenmarkt die Nachfrage zu bieten, können einen sonderlich vom Hocker hauen. Beides hat man leider, teilweise sogar innerhalb dieser Filmreihe, schon zu oft deutlich besser und engagierter aufbereitet gesehen.
Das der General natürlich auch noch einer Goldmine auf der Spur ist, vereint dann tatsächlich alle Klischee-Handlungen des Westerns in "Old Surehand" und erschreckenderweise hat Vohrer in keiner dieser Handlungen auch nur eine einzige Idee, wie er ihnen etwas Frisches verleihen könnte. Die Regie gibt sich fast durchgehend auffallend einfallslos, wobei auch bemerkenswert ist, dass "Old Surehand" als erster Winnetou-Film ohne jede Actionszene bleibt. Hatten die Vorgänger noch Indianerangriffe, packende Faustkämpfe oder ähnliches zu bieten, gibt es hier höchstens mal einen Shootout und eine blass gefilmte Kneipenschlägerei, welche aber sofort wieder vorbei sind. Teilweise bekommt man das Gefühl, Vohrer hätte gar keine Lust gehabt, große Choreographien zu integrieren, da man einfach nur schnell einen Nachfolger zu "Winnetou III" produzieren wollte. Damit hätte er eigentlich zurecht auf die Nase fallen müssen. Doch seine Besetzung kann überraschend viel retten. Zwar bleiben der General und Winnetou blass, doch besonders Granger ist wieder richtig grandios in seiner Rolle und auch Paddy Fox ist immer wieder ein Vergnügen, wenn er als sich selbst überschätzender Old Wabble für die komischen Momente sorgen darf. Durch die Prequel-Erzählung bekommt der Zuschauer sogar den "Anfang" der Partnerschaft der beiden zu sehen und so gibt es schon den ein oder anderen tollen Moment, den man als Fan der Vorgänger mit einem großen Lächeln verfolgt.
Auch der vierte Auftritt von Mario Girotti (dem späteren Terence Hill) innerhalb der Reihe, dieses Mal als Anwalt Toby und Verlobten der von Letitia Roman süß gespielten Judith, überzeugt erneut und Girottis natürliches Charisma bindet den Zuschauer schnell an seine witzig angelegte Rolle. Ansonsten muss man Vohrer zwar vorwerfen, dass sein großes Ganzes überhaupt keine Spannung erzeugen kann, dafür aber viele kleine Passagen durchaus gelungen sind. Das erste Aufeinandertreffen von Wabble und Surehand ist lustig und eine ganz nette Idee, Winnetou bekommt als Lebensretter in der Not einen wahrhaftigen Gedächtnismoment verpasst, der Eindruck schindet und wenn Surehand, Wabble und Judith über Nacht bei einer vermeintlich freundlich gesinnten Dame etwas zu tief ins Weinglas schauen, kommt tatsächlich mal etwas Nervenkitzel auf. Es ist also keinesfalls so, dass "Old Surehand" wirklich langweilen würde, doch insgesamt sollte ein Film immer mehr als die Summe seiner Teile sein. Dies gelingt Vohrer leider weniger, dafür bleibt seine Erzählung insgesamt zu gewöhnlich, doch in solchen Momenten blitzt hervor, das Vohrer eben doch ein überaus talentierter Regisseur war, der hier vielleicht auch wegen des starken Einflusses Grangers am Ende nicht ganz den Film machen konnte, den er ansonsten vielleicht gemacht hätte.
Fazit: Eine ganze Surehand-Trilogie sollte Alfred Vohrer eigentlich inszenieren, doch über diesen ersten Teil kam das Projekt nicht mehr heraus. Schuld war das schwache Einspielergebnis. Mit Winnetous Tod hatte der Karl-May-Hype seinen Höhepunkt erreicht, dem gerade der ziemlich Winnetou-lose "Old Surehand" gegenüber nicht viel zu bieten hatte. Eine Vermischung toderzählter Geschichten reicht eben nicht aus, um das bereits leicht übersättigte Publikum noch einmal an den Esstisch zu locken. Statt frischer Ideen setzt "Old Surehand" durchgehend auf alt bewährtes und kann damit zwar streckenweise für kurzweilige Unterhaltung sorgen, erscheint jedoch in Summe stets zu träge und müde runter erzählt, um zu den besseren Filmen der Reihe gezählt zu werden. Schade ist es jedoch um Stewart Granger, der als Surehand immer eine gute Figur machte und mit seiner Spitzbübigkeit und seinem entfesselten Charme mit Hang zur Selbstparodie die kitschige Ernsthaftigkeit der Filme stets zu mildern wusste. Seinetwegen hätten ruhig noch zwei weitere Surehand-Filme produziert werden können. Ansonsten bleibt uns allen aber ja die Möglichkeit, die drei vorhandenen immer und immer wieder zu gucken.
Ganz normale Routinelieferung...
Premium Rush
Wer nicht aus New York City kommt, wird über den Beruf des Fahrradkuriers entweder nur staunen können oder schockiert den Kopf schütteln. Mit unfassbar schnellem Tempo hetzen die jungen Radfahrer auf ihren schon gefährlich aussehenden Vehikeln durch den New Yorker Verkehr, rasen an Autos, Bussen oder Fußgängern vorbei, um Lieferungen innerhalb kürzester Zeit durch die Innenstadt zu transportieren. Kein Wunder, dass auch Hollywood auf diesen Beruf, bei dem man jeden Tag bereitwillig sein Leben aufs Spiel setzt, aufmerksam wurde. David Koepp, der als Drehbuchautor unter anderem für Brian De Palmas "Mission: Impossible" verantwortlich ist, schrieb und inszenierte mit "Premium Rush" also einen neunzig minütigen Actionfilm über einen Radkurier, dem ausgerechnet seine Lieferung zum Verhängnis wird. Was spannend klingt, entpuppt sich im Laufe der Zeit jedoch schnell als Stuntpräsentation, die inhaltlich leider zu keinem Zeitpunkt mitreißend ist.
Doch zuerst ein großes Lob: Jungstar Joseph Gordon-Levitt, der gewohnt charismatisch und spielfreudig agiert, führte als Protagonist Wilee die allermeisten Stunts auf zwei Rädern selbst aus, wie im Abspann kurz gezeigt wird, und auch vor dem Einsatz sonstiger Stuntarbeiter muss man anerkennend den Hut ziehen. Die Tricks, die von den Charakteren ausgeführt werden (Fahren über eine Rampe, Sprünge über Geländer, Schrauben in der Luft etc.) sind beeindruckend und erfordern gehöriges Können und Mut, den Koepp gerechterweise mit viel Raum einfängt. Schön, dass Komponist David Sardy unter die meisten riskanten Aktionen keine Musik legt und so die Wirkung ganz auf die Akteure konzentriert. Was jedoch einerseits die wohl größte Stärke des Filmes ist, führt gleichzeitig zu einem verherrenden Problem des Abenteuers: Es fehlt Koepps Inszenierung an Abwechslung. Nach den ersten zwanzig oder dreißig Minuten hat man sich als Zuschauer an dem selbstmörderischen Spaß eben satt gesehen und wünscht sich etwas Neues geboten zu bekommen, doch bekommt stattdessen bloß dieselben Sprünge und Stürze immer und immer wieder vorgesetzt. So eindrucksvoll das Können der Fahrer auch sein mag: Allzu viel kann man mit einem Fahrrad dann eben doch nicht anstellen und umso länger der Film läuft, desto mehr Probleme bekommt die Regie, ihr Publikum noch einmal zu verblüffen oder überraschen zu können.
Probleme, die vielleicht weniger vorhanden gewesen wären, wenn man am Drehbuch länger und besser gearbeitet hätte. Denn so sympathisch der Ansatz des Filmes, Fahrradfahrer als Actionhelden in den Vordergrund zu stellen, auch sein mag, die Handlung drumherum ist so komplex, dass sie auf den Kassenbon eines Schutzhelmes passen würde. Was genau hinter der Lieferung steckt, die Wilee mit sich rumschleppt, ist schon vor der Auflösung viel zu offensichtlich, der übliche Love Interest, gespielt von der hübschen Dania Ramírez, bleibt blass und ist ein liebloses Anhängsel des Filmes und ansonsten hetzt Koepp seine Figuren einfach nur von Schauplatz zu Schauplatz und hängt Verfolgungsjagd an Verfolgungsjagd. Schauspielerisch auffallen tut in der Scharade neben Gordon-Levitt eigentlich nur Michael Shannon, der als verzweifelt-verschuldeter Polizist den Antagonisten gibt. Allerdings weniger im positiven Sinne, denn was Shannon da abliefert ist pures Overacting der ganz schlimmen Sorte. Dass sein Fiesling zudem mit unpassendem Humor vom Film selbst ständig ins Lächerliche gezogen wird, verstärkt den wenig positiven Eindruck noch. Richtig problematisch wird das Skript besonders, wenn es in den dritten Akt geht und man muss ehrlich sagen, was in der letzten Viertelstunde noch an Ungereimtheiten auftreten, wie Koepp die Logik seiner Geschichte mit Füßen tritt und wie er es am Ende noch schafft, eine gehörige Schippe aufgesetzten Pathos ins Geschehen zu bekommen, dass ist schon ganz "großes Kino" und in diesen Momenten so überflüssig, dass man sich wirklich an den Kopf fassen will.
Wenngleich die Kameraarbeit von Mitchell Amundsen auch nicht preisverdächtig und eher konventionell ausfällt, so gefällt immerhin die Idee, die Geschichte nicht ganz chronologisch zu erzählen und erst im Nachhinein den ein oder anderen Hintergrund zu liefern. Auch wenn das Konzept deshalb nicht ganz aufgeht, weil die Hintergründe letzten Endes größenteils völlig unerheblich ausfallen, hat das den oder anderen kurzen "Aha"-Moment, der im Gedächtnis bleibt. Eine optische Spielerei Koepps, die an Guy Ritchies "Holmes-O-Vision" aus seinem "Sherlock Holmes"-Film erinnert, in der Wilee vor seinem inneren Auge mögliche Unfallszenarien durch den Kopf gehen, die ihm dabei helfen, die richtige Route auszuwählen, ist schick gemacht und in ihren gezeigten Fehlschlägen sogar erschreckend. Mehr solcher Ideen wären insgesamt wichtig gewesen, um den Zuschauer bei der Stange zu halten. Auf den albernen Humor, der nicht nur Shannons Rolle betrifft, sondern auch eine besonders unwitzige Figur, einen ebenfalls mit einem Fahrrad ausgestatteten NYPD-Ermittler, hervorbringt, die eher Augenrollen denn Lachanfälle provoziert.
Fazit: "Premium Rush" hat ein ganz zentrales Problem: Stunts und Action machen noch keinen richtigen Film. In vielerlei Hinsicht ist das körperlich aufwendige Katz-und-Mausspiel daher leider für den Betrachter nie sonderlich interessant oder aufregend, da es an echten Charakteren oder einer Art roten Faden mangelt und auch der schwach gespielte Schurke nicht wirklich mitreißen lässt. Aufgrund der recht kurzen Laufzeit und den dennoch toll gemachten Stunts kann man "Premium Rush" daher sicherlich einmal anschauen und begeisterte Rennfahrer werden bestimmt ihren Spaß mit Koepps Film haben. Darüber hinaus wird einem jedoch entschieden zu wenig geboten, als das eine Zweitsichtung in Frage käme. Um die zu erreichen, wäre mehr erzählerisches Fett notwendig gewesen. Dennoch Respekt an Gordon-Levitt und alle Akteure: Für die Fahrerein braucht man ordentlich Cojones.
Wer nicht aus New York City kommt, wird über den Beruf des Fahrradkuriers entweder nur staunen können oder schockiert den Kopf schütteln. Mit unfassbar schnellem Tempo hetzen die jungen Radfahrer auf ihren schon gefährlich aussehenden Vehikeln durch den New Yorker Verkehr, rasen an Autos, Bussen oder Fußgängern vorbei, um Lieferungen innerhalb kürzester Zeit durch die Innenstadt zu transportieren. Kein Wunder, dass auch Hollywood auf diesen Beruf, bei dem man jeden Tag bereitwillig sein Leben aufs Spiel setzt, aufmerksam wurde. David Koepp, der als Drehbuchautor unter anderem für Brian De Palmas "Mission: Impossible" verantwortlich ist, schrieb und inszenierte mit "Premium Rush" also einen neunzig minütigen Actionfilm über einen Radkurier, dem ausgerechnet seine Lieferung zum Verhängnis wird. Was spannend klingt, entpuppt sich im Laufe der Zeit jedoch schnell als Stuntpräsentation, die inhaltlich leider zu keinem Zeitpunkt mitreißend ist.
Doch zuerst ein großes Lob: Jungstar Joseph Gordon-Levitt, der gewohnt charismatisch und spielfreudig agiert, führte als Protagonist Wilee die allermeisten Stunts auf zwei Rädern selbst aus, wie im Abspann kurz gezeigt wird, und auch vor dem Einsatz sonstiger Stuntarbeiter muss man anerkennend den Hut ziehen. Die Tricks, die von den Charakteren ausgeführt werden (Fahren über eine Rampe, Sprünge über Geländer, Schrauben in der Luft etc.) sind beeindruckend und erfordern gehöriges Können und Mut, den Koepp gerechterweise mit viel Raum einfängt. Schön, dass Komponist David Sardy unter die meisten riskanten Aktionen keine Musik legt und so die Wirkung ganz auf die Akteure konzentriert. Was jedoch einerseits die wohl größte Stärke des Filmes ist, führt gleichzeitig zu einem verherrenden Problem des Abenteuers: Es fehlt Koepps Inszenierung an Abwechslung. Nach den ersten zwanzig oder dreißig Minuten hat man sich als Zuschauer an dem selbstmörderischen Spaß eben satt gesehen und wünscht sich etwas Neues geboten zu bekommen, doch bekommt stattdessen bloß dieselben Sprünge und Stürze immer und immer wieder vorgesetzt. So eindrucksvoll das Können der Fahrer auch sein mag: Allzu viel kann man mit einem Fahrrad dann eben doch nicht anstellen und umso länger der Film läuft, desto mehr Probleme bekommt die Regie, ihr Publikum noch einmal zu verblüffen oder überraschen zu können.
Probleme, die vielleicht weniger vorhanden gewesen wären, wenn man am Drehbuch länger und besser gearbeitet hätte. Denn so sympathisch der Ansatz des Filmes, Fahrradfahrer als Actionhelden in den Vordergrund zu stellen, auch sein mag, die Handlung drumherum ist so komplex, dass sie auf den Kassenbon eines Schutzhelmes passen würde. Was genau hinter der Lieferung steckt, die Wilee mit sich rumschleppt, ist schon vor der Auflösung viel zu offensichtlich, der übliche Love Interest, gespielt von der hübschen Dania Ramírez, bleibt blass und ist ein liebloses Anhängsel des Filmes und ansonsten hetzt Koepp seine Figuren einfach nur von Schauplatz zu Schauplatz und hängt Verfolgungsjagd an Verfolgungsjagd. Schauspielerisch auffallen tut in der Scharade neben Gordon-Levitt eigentlich nur Michael Shannon, der als verzweifelt-verschuldeter Polizist den Antagonisten gibt. Allerdings weniger im positiven Sinne, denn was Shannon da abliefert ist pures Overacting der ganz schlimmen Sorte. Dass sein Fiesling zudem mit unpassendem Humor vom Film selbst ständig ins Lächerliche gezogen wird, verstärkt den wenig positiven Eindruck noch. Richtig problematisch wird das Skript besonders, wenn es in den dritten Akt geht und man muss ehrlich sagen, was in der letzten Viertelstunde noch an Ungereimtheiten auftreten, wie Koepp die Logik seiner Geschichte mit Füßen tritt und wie er es am Ende noch schafft, eine gehörige Schippe aufgesetzten Pathos ins Geschehen zu bekommen, dass ist schon ganz "großes Kino" und in diesen Momenten so überflüssig, dass man sich wirklich an den Kopf fassen will.
Wenngleich die Kameraarbeit von Mitchell Amundsen auch nicht preisverdächtig und eher konventionell ausfällt, so gefällt immerhin die Idee, die Geschichte nicht ganz chronologisch zu erzählen und erst im Nachhinein den ein oder anderen Hintergrund zu liefern. Auch wenn das Konzept deshalb nicht ganz aufgeht, weil die Hintergründe letzten Endes größenteils völlig unerheblich ausfallen, hat das den oder anderen kurzen "Aha"-Moment, der im Gedächtnis bleibt. Eine optische Spielerei Koepps, die an Guy Ritchies "Holmes-O-Vision" aus seinem "Sherlock Holmes"-Film erinnert, in der Wilee vor seinem inneren Auge mögliche Unfallszenarien durch den Kopf gehen, die ihm dabei helfen, die richtige Route auszuwählen, ist schick gemacht und in ihren gezeigten Fehlschlägen sogar erschreckend. Mehr solcher Ideen wären insgesamt wichtig gewesen, um den Zuschauer bei der Stange zu halten. Auf den albernen Humor, der nicht nur Shannons Rolle betrifft, sondern auch eine besonders unwitzige Figur, einen ebenfalls mit einem Fahrrad ausgestatteten NYPD-Ermittler, hervorbringt, die eher Augenrollen denn Lachanfälle provoziert.
Fazit: "Premium Rush" hat ein ganz zentrales Problem: Stunts und Action machen noch keinen richtigen Film. In vielerlei Hinsicht ist das körperlich aufwendige Katz-und-Mausspiel daher leider für den Betrachter nie sonderlich interessant oder aufregend, da es an echten Charakteren oder einer Art roten Faden mangelt und auch der schwach gespielte Schurke nicht wirklich mitreißen lässt. Aufgrund der recht kurzen Laufzeit und den dennoch toll gemachten Stunts kann man "Premium Rush" daher sicherlich einmal anschauen und begeisterte Rennfahrer werden bestimmt ihren Spaß mit Koepps Film haben. Darüber hinaus wird einem jedoch entschieden zu wenig geboten, als das eine Zweitsichtung in Frage käme. Um die zu erreichen, wäre mehr erzählerisches Fett notwendig gewesen. Dennoch Respekt an Gordon-Levitt und alle Akteure: Für die Fahrerein braucht man ordentlich Cojones.
Fluch der Karibik - The Curse of the Black Pearl
Kaum eine schauspielerische Leistung wurde in den 2000er Jahren so sehr gewürdigt und angepriesen wie Johnny Depps Darbietung des kauzigen und liebenswerten Piratenkapitäns Jack Sparrow im 2003 erschienenen "Fluch der Karibik", mit dem Produzent Jerry Bruckheimer den totgeglaubten Piratenfilm wiederbeleben wollte. Doch ohne Depp wäre ihm dies wohl nicht gelungen: Seine eigenwillige Pirateninterpretation, die irgendwo zwischen tollpatschig, lächerlich, arrogant, selbstverliebt, brillant, intrigant und bekifft angelegt ist, spielt Depp mit solcher Hingabe, dass man sich noch in Jahrzehnten an diese Type erinnern wird. Wenn er (immer zwischen sämtlichen Extremen wandelnd) die Arme hochreißt, einen leicht "tuntigen" Gang an den Tag legt, beim Sprechen die Worte vor sich hin nuschelt und dazu herrlich köstlich einprägsame Sprüche vom Stapel lässt, hat man sich längst in diesen eigenwilligen Protagonisten verguckt und möchte Depp noch stundenlang beim Spielen zusehen.
Doch auch sonst macht "Fluch der Karibik" viel richtig, eben dadurch, dass der Film sich nicht als simple Komödie verkauft, sondern immer zwischen dem klassischen Abenteuerfilm à la "Jäger des verlorenen Schatzes" und vielen gelungenen Slapstick-Elementen wandelt. Dieser Mix hält den Film am leben, wäre er zu ernst, würden Piraten-Klischees wie der "Arrr"-Ausruf wohl unfreiwillig peinlich werden, wäre er zu komisch, hätte man es mit einer ermüdenden Parodie zu tun. Viel raffinierter also, Depp mit dem äußerst charismatischen Orlando Bloom einen zweiten Protagonisten an die Seite zu stellen, der eine deutlich "normalere" Rolle einnimmt und den klassischen Heldentypus darstellt, der die schöne Maid in Not retten will. Bloom und Depp funktionieren als Duo eben aufgrund ihrer Gegensätzlichkeit hervorragend und bilden ein filmisches Oxymoron, dass beide zusammen als Charaktere noch interessanter macht. Mit der zuckersüßen Keira Knightley als besagte Damsel In Distress und den sichtlich genussvoll schaurig agierenden Geoffrey Rush als verfluchten Fiesling sind die übrigen zwei benötigten Parts ebenfalls höchst passend besetzt und beide tragen durch ihre (bewusst formelhaft angelegte) Darstellung viel zum Abenteuerflair des Filmes bei. Zusätzlich anerkennend (und der Glaubwürdigkeit der Darsteller stets fördernd) zu nennen ist die tolle Ausstattung, Kostüme, Frisuren, Gebäude, alles ist bis ins Detail akribisch genau umgesetzt und überraschend gut recherchiert, wenngleich natürlich nicht alles historisch genau umgesetzt wurde.
Wenn "Fluch der Karibik" allerdings für eines neben Depp wirklich volle Anerkennung verdient, dann für den traumhaften Soundtrack. Klaus Badelt, der gemeinsam mit Hans Zimmer an der Musik arbeitete, entwarf träumerische und atmosphärische Melodien, wie sie nur zu einem Film passen können, der in der Karibik spielt. Besonders das legendäre Hauptthema hat alles, was auch der Film widerspiegelt: Hohes Tempo, viel Spektakel und dabei doch viel charakteristisches, eine gewisse Individualität. Dass die Karibik selbst als Location eine wunderschöne Kulisse darstellt, ergibt sich von selbst, doch weiß der Film durchaus auch viel mit ihr anzufangen. Gerade die eigenwillige Atmosphäre wird durch zahlreiche Landschaftsaufnahmen geschickt eingefangen und der mystische Anstrich der Inselkulissen bei Nacht durch nicht minder mystische Inhalte widergespiegelt, die clever klassischen Seemannsgarn weben und so trotz (oder wegen?) ihrer Übernatürlichkeit eine gewisse Authenzität in die Ereignisse bringen. Authentisch ist auch die Inszenierung der Actionszenen. Die Schwertkämpfe sind mit sichtbarem körperlichen Einsatz verbunden und die Choreographien treffen genau den richtigen Grad zwischen einer gesunden Härte, entsprechender Übersichtlichkeit, aber gleichzeitig auch ordnetlicher Schnelle und Gefährlichkeit, sodass man nicht grade wenig Bewunderung für die Akteure aufbringt und sich beinahe selbst wünscht, die Degen zu ziehen und zu kämpfen. Nicht nur in der Action, auch in der Opulenz der Bilder, den riesigen Schiffen, die durchs Meer peitschen und den faszinierend gelungenen Spezialeffekten sieht man, wieviel mit 140 Millionen machbar ist. Und wenn das alles dann immer schön brav durch Depp aufgelockert wird, fühlt man sich einfach nur glänzend unterhalten.
Aber auch wenn das hohe Tempo und die enorme Lebendigkeit und Frische von "Fluch der Karibik" Spaß bringt, so gibt es dennoch einiges, was man leider bemängeln muss. Die untoten Gegnerhorden mögen auf dem Papier eine spektakuläre Idee gewesen sein und sind eindrucksvoll getrickst, doch irgendwann ermüden die zahlreichen Kämpfe gegen sie ziemlich, auch, weil ihre Unbesiegbarkeit sich letztlich abnutzen tut. Dies liegt vor allem im größten Problem des Filmes begründet: Seine Länge. Mit 143 Minuten ist "Fluch der Karibik" mindestens eine halbe Stunde zu lang und pendelt grade im letzten Drittel etwas unmotiviert vor sich hin, scheint den Abschluss zu sehr aufschieben zu wollen. Mit einer etwas auf den Punkt gebrachteren Erzählung wäre hier wohl ein Meisterwerk des Unterhaltungsfilmes drin gewesen.
Fazit: Die Renaissance des Piratenfilmes hat "Fluch der Karibik" vielleicht nicht ausgelöst, doch allein mit einer Freizeitattraktion des Disneylands als Vorlage schuf Regisseur Gore Verbinski einen zeitlosen Abenteuerklassiker, der sich nie zu ernst nimmt und besonders durch einen kaum in Worte zu fassenden Hauptdarsteller selbst eine vergnügliche und aufregende Attraktion geworden ist. Dabei wird das Rad zwar nie neu erfunden und zum Ende hin mag das stabile Konstrukt etwas ins Wanken geraten, die Zutaten alleine sind dafür jedoch derart stimmig angeordnet, dass man seinen Spaß mit "Fluch der Karibik" haben kann und fortan jedem Film einen Charakter wie Jack Sparrow wünscht, der in seiner Einzigartigkeit zu dem Erkennungsmerkmal des Filmes geworden ist und mit seiner ganzen Art seinem Vorbild, der "Rolling Stones"-Legende Keith Richards, alle Ehre erweisen dürfte und Lust auf mehr macht.
Kaum eine schauspielerische Leistung wurde in den 2000er Jahren so sehr gewürdigt und angepriesen wie Johnny Depps Darbietung des kauzigen und liebenswerten Piratenkapitäns Jack Sparrow im 2003 erschienenen "Fluch der Karibik", mit dem Produzent Jerry Bruckheimer den totgeglaubten Piratenfilm wiederbeleben wollte. Doch ohne Depp wäre ihm dies wohl nicht gelungen: Seine eigenwillige Pirateninterpretation, die irgendwo zwischen tollpatschig, lächerlich, arrogant, selbstverliebt, brillant, intrigant und bekifft angelegt ist, spielt Depp mit solcher Hingabe, dass man sich noch in Jahrzehnten an diese Type erinnern wird. Wenn er (immer zwischen sämtlichen Extremen wandelnd) die Arme hochreißt, einen leicht "tuntigen" Gang an den Tag legt, beim Sprechen die Worte vor sich hin nuschelt und dazu herrlich köstlich einprägsame Sprüche vom Stapel lässt, hat man sich längst in diesen eigenwilligen Protagonisten verguckt und möchte Depp noch stundenlang beim Spielen zusehen.
Doch auch sonst macht "Fluch der Karibik" viel richtig, eben dadurch, dass der Film sich nicht als simple Komödie verkauft, sondern immer zwischen dem klassischen Abenteuerfilm à la "Jäger des verlorenen Schatzes" und vielen gelungenen Slapstick-Elementen wandelt. Dieser Mix hält den Film am leben, wäre er zu ernst, würden Piraten-Klischees wie der "Arrr"-Ausruf wohl unfreiwillig peinlich werden, wäre er zu komisch, hätte man es mit einer ermüdenden Parodie zu tun. Viel raffinierter also, Depp mit dem äußerst charismatischen Orlando Bloom einen zweiten Protagonisten an die Seite zu stellen, der eine deutlich "normalere" Rolle einnimmt und den klassischen Heldentypus darstellt, der die schöne Maid in Not retten will. Bloom und Depp funktionieren als Duo eben aufgrund ihrer Gegensätzlichkeit hervorragend und bilden ein filmisches Oxymoron, dass beide zusammen als Charaktere noch interessanter macht. Mit der zuckersüßen Keira Knightley als besagte Damsel In Distress und den sichtlich genussvoll schaurig agierenden Geoffrey Rush als verfluchten Fiesling sind die übrigen zwei benötigten Parts ebenfalls höchst passend besetzt und beide tragen durch ihre (bewusst formelhaft angelegte) Darstellung viel zum Abenteuerflair des Filmes bei. Zusätzlich anerkennend (und der Glaubwürdigkeit der Darsteller stets fördernd) zu nennen ist die tolle Ausstattung, Kostüme, Frisuren, Gebäude, alles ist bis ins Detail akribisch genau umgesetzt und überraschend gut recherchiert, wenngleich natürlich nicht alles historisch genau umgesetzt wurde.
Wenn "Fluch der Karibik" allerdings für eines neben Depp wirklich volle Anerkennung verdient, dann für den traumhaften Soundtrack. Klaus Badelt, der gemeinsam mit Hans Zimmer an der Musik arbeitete, entwarf träumerische und atmosphärische Melodien, wie sie nur zu einem Film passen können, der in der Karibik spielt. Besonders das legendäre Hauptthema hat alles, was auch der Film widerspiegelt: Hohes Tempo, viel Spektakel und dabei doch viel charakteristisches, eine gewisse Individualität. Dass die Karibik selbst als Location eine wunderschöne Kulisse darstellt, ergibt sich von selbst, doch weiß der Film durchaus auch viel mit ihr anzufangen. Gerade die eigenwillige Atmosphäre wird durch zahlreiche Landschaftsaufnahmen geschickt eingefangen und der mystische Anstrich der Inselkulissen bei Nacht durch nicht minder mystische Inhalte widergespiegelt, die clever klassischen Seemannsgarn weben und so trotz (oder wegen?) ihrer Übernatürlichkeit eine gewisse Authenzität in die Ereignisse bringen. Authentisch ist auch die Inszenierung der Actionszenen. Die Schwertkämpfe sind mit sichtbarem körperlichen Einsatz verbunden und die Choreographien treffen genau den richtigen Grad zwischen einer gesunden Härte, entsprechender Übersichtlichkeit, aber gleichzeitig auch ordnetlicher Schnelle und Gefährlichkeit, sodass man nicht grade wenig Bewunderung für die Akteure aufbringt und sich beinahe selbst wünscht, die Degen zu ziehen und zu kämpfen. Nicht nur in der Action, auch in der Opulenz der Bilder, den riesigen Schiffen, die durchs Meer peitschen und den faszinierend gelungenen Spezialeffekten sieht man, wieviel mit 140 Millionen machbar ist. Und wenn das alles dann immer schön brav durch Depp aufgelockert wird, fühlt man sich einfach nur glänzend unterhalten.
Aber auch wenn das hohe Tempo und die enorme Lebendigkeit und Frische von "Fluch der Karibik" Spaß bringt, so gibt es dennoch einiges, was man leider bemängeln muss. Die untoten Gegnerhorden mögen auf dem Papier eine spektakuläre Idee gewesen sein und sind eindrucksvoll getrickst, doch irgendwann ermüden die zahlreichen Kämpfe gegen sie ziemlich, auch, weil ihre Unbesiegbarkeit sich letztlich abnutzen tut. Dies liegt vor allem im größten Problem des Filmes begründet: Seine Länge. Mit 143 Minuten ist "Fluch der Karibik" mindestens eine halbe Stunde zu lang und pendelt grade im letzten Drittel etwas unmotiviert vor sich hin, scheint den Abschluss zu sehr aufschieben zu wollen. Mit einer etwas auf den Punkt gebrachteren Erzählung wäre hier wohl ein Meisterwerk des Unterhaltungsfilmes drin gewesen.
Fazit: Die Renaissance des Piratenfilmes hat "Fluch der Karibik" vielleicht nicht ausgelöst, doch allein mit einer Freizeitattraktion des Disneylands als Vorlage schuf Regisseur Gore Verbinski einen zeitlosen Abenteuerklassiker, der sich nie zu ernst nimmt und besonders durch einen kaum in Worte zu fassenden Hauptdarsteller selbst eine vergnügliche und aufregende Attraktion geworden ist. Dabei wird das Rad zwar nie neu erfunden und zum Ende hin mag das stabile Konstrukt etwas ins Wanken geraten, die Zutaten alleine sind dafür jedoch derart stimmig angeordnet, dass man seinen Spaß mit "Fluch der Karibik" haben kann und fortan jedem Film einen Charakter wie Jack Sparrow wünscht, der in seiner Einzigartigkeit zu dem Erkennungsmerkmal des Filmes geworden ist und mit seiner ganzen Art seinem Vorbild, der "Rolling Stones"-Legende Keith Richards, alle Ehre erweisen dürfte und Lust auf mehr macht.
Pirates of the Caribbean - Fluch der Karibik 2
Auf einen erfolgreichen Blockbuster-Hit folgt nach Hollywood-Gesetz immer eine Fortsetzung, egal, wie nötig diese erscheint. Doch wie es die "Matrix"-Trilogie bereits vormachte, wollte Produzent Jerry Bruckheimer es bei seinem Piratenspaß "Fluch der Karibik" nachmachen: Aus 1 mach 3. Und so wurden der zweite und dritte Teil der Karibik-Sause direkt am Stück gedreht. Das Script musste also vor allem eines werden: komplexer, denn die beiden Sequels teilen sich eine große Story, die im zweiten Teil hauptsächlich daraus besteht, dass sämtliche (altbekannte oder neu eingeführte) Charaktere für ein großes Finale in Stellung gebracht werden. Doch schon daran erkennt man das wahre Problem des neuen "Pirates"-Ablegers: Ihn zu bewerten, scheint schlicht und ergreifend nicht möglich zu sein.
Einiges gäbe es an "Fluch der Karibik 2" zu kritisieren. Denn ziemlich früh fällt einem auf, dass es dieses Mal zu viele Charaktere zu werden drohen und das die Komplexität der Story vor allem damit vorgegaukelt werden soll, dass mehrere Handlungsstränge parallel zueinander laufen. Das ist lange auch nett und es ist sicher auch unterhaltsam und fesselnd, es verwässert aber den angenehmen Abenteuerfokus des Vorgängers. Viel Zeit verschwendet Regisseur Gore Verbinski damit, sich mit Sidekicks oder kleineren Episoden zu beschäftigen, die für das große Ganze irrelevant sind. Besonders in der ersten Stunde beschäftigt er sich lange mit Lord Beckett, gespielt von Tom Hollander, und einem Kannibalenstamm, obwohl beide nur wenig mit dem späteren Film zu tun haben werden. Noch unverzeihlicher ist aber, dass Johnny Depps unverwechselbarer Jack Sparrow hier inhaltlich so oft das arrogante Arschloch geben muss, dass man irgendwann jede Sympathie für ihn verliert. Trotz Depps erneut großartiger Darbietung bleibt von Sparrow im Sequel wenig übrig. Was sich beim ersten Teil nur andeutete, wird dieses Mal eindeutig: Orlando Bloom ist als Will Turner der wahre Held des Franchises und der, mit dem man wirklich mitfiebert und um den der Zuschauer bangt. Besonders sein Ausflug auf die Flying Dutchman gehört zu den interessantesten Sequenzen und hat im Zusammenhang mit Stellan Skarsgard ein paar ganz starke Momente zu verbuchen.
Interessanterweise ist der zweite "Pirates of the Caribbean" tatsächlich genau das Gegenteil von dem, was man von der Fortsetzung eigentlich erwartet hätte. Die Leichtigkeit und Lockerheit versucht man nämlich gar nicht zu steigern, stattdessen geht Verbinski eine ganz andere Richtung und versucht sich an einem großen Heldenepos. Der tragische (CGI-)Bösewicht, der toll in Szene gesetzt wird, die schicksalshafte Bedeutung vieler Ereignisse, der durchweg düstere Stil der Bilder, die große Bedrohung im Hinteren. Hier ist alles um einiges düsterer, schwerfälliger, auch regnet es oft, spielt bei Nacht oder werden die Landschaften grau eingefangen. Von Sparrows beinahe schon unpassenden Humoreinlagen und der nervigen Integration zweier Komiker abgesehen, ist "Fluch der Karibik 2" der inhaltlich deutlich erwachsenere und weniger verspielte Film. Und das funktioniert überraschend gut: Der Plot selbst ist zwar simpel, aber wird stark erzählt und nicht zuletzt durch Hans Zimmers brachialem Soundtrack ordentlich voran getrieben. Das Tempo ist sowieso hoch und ausgerechnet der dunkle Ton des Filmes verleiht ihm eine gewisse innere Dramatik. Zwar handelt es sich hier klar um einen Blockbuster und man weiß, worauf es hinauslaufen wird, doch die fremde und depressive Atmosphäre lässt einem Zweifel aufkommen. Passend dazu ist die Actioninszenierung wieder ein Genuss und man kann sich kaum satt sehen an den fantastischen Degenkämpfen (besonders ein Trio-Kampf ist umwerfendes Kino!) und Seeschlachten, die so brillant getrickst wurden, dass man mehr als einmal in den Sitz gedrückt wird.
Stimmig zur düsteren Inszenierung ist auch der neue Gruseltouch durch die Schurken ein angenehmer Pluspunkt des Filmes. Und das Finale ist eine wahre Augenweide, mit der optisch nur die im höchsten Maße attraktive Keira Knightley mithalten kann. Doch leider ist das Ende in der Form, wie es angeboten wird, sehr offen und ziemlich abrubt, wie "Matrix Reloaded" zeigt Verbinski einen Cliffhanger, der zum Trilogie-Abschluss überleiten soll. So wartet man leider vergeblich auf einen krönenden Höhepunkt und ist trotz einer Länge von 150 Minuten etwas überrascht, dass die Geschichte, die eigentlich abgeschlossen schien, nun noch einmal in die Verlängerung gehen wird. Trüben tut dies den Spaß zwar nicht, doch es lässt einen unschlüssig darüber zurück, ob man gerade eigentlich einen ganzen Film oder nur einen halben gesehen hat. Eine etwas weniger plötzliche Ausleitung wäre daher vielleicht etwas freundlicher und wohltuender gewesen, so bleibt aber immerhin Vorfreude und Optimismus für den Schlussakkord.
Fazit: Dass eine Rückkehr in die Karibik weniger eine spritzig selbstironische Angelegenheit, als mehr eine recht ernste und spannende Reise bedeuten würde, hätte nach "Fluch der Karibik" wohl niemand erwartet. Leider bricht diese neue Herangehensweise oft den Komödienelementen, allen voran dem für sich genommen wundervollen Johnny Depp, das Genick und man wünscht sich, die meisten Humorszenen wären zu Gunsten einer strafferen Laufzeit der Schere zum Opfer gefallen und der Film würde sich deutlich konsequenter den wesentlichen Handlungssträngen widmen, statt sich andauernd ausufernd im belanglosen aufzuhalten. Dennoch ist auch die Fortsetzung der Disney-Themenfahrt-Verfilmung ein großer und spaßiger Blockbuster mit üppigen Actionszenen, die beeindrucken können und vielen aufregenden Passagen, der besonders in jüngeren Zuschauern Sehnsüchte, Pirat zu werden, wecken wird und nie in Nöte gerät, sein Publikum zu langweilen. Ob Teil 2 seine Mission allerdings wirklich erfüllt hat und einige Ausschweifungen im Nachhinein positiver zu sehen sein werden, wird man erst nach Sichtung des Nachfolgers beurteilen können. In diesem Sinne: Fortsetzung folgt!
Auf einen erfolgreichen Blockbuster-Hit folgt nach Hollywood-Gesetz immer eine Fortsetzung, egal, wie nötig diese erscheint. Doch wie es die "Matrix"-Trilogie bereits vormachte, wollte Produzent Jerry Bruckheimer es bei seinem Piratenspaß "Fluch der Karibik" nachmachen: Aus 1 mach 3. Und so wurden der zweite und dritte Teil der Karibik-Sause direkt am Stück gedreht. Das Script musste also vor allem eines werden: komplexer, denn die beiden Sequels teilen sich eine große Story, die im zweiten Teil hauptsächlich daraus besteht, dass sämtliche (altbekannte oder neu eingeführte) Charaktere für ein großes Finale in Stellung gebracht werden. Doch schon daran erkennt man das wahre Problem des neuen "Pirates"-Ablegers: Ihn zu bewerten, scheint schlicht und ergreifend nicht möglich zu sein.
Einiges gäbe es an "Fluch der Karibik 2" zu kritisieren. Denn ziemlich früh fällt einem auf, dass es dieses Mal zu viele Charaktere zu werden drohen und das die Komplexität der Story vor allem damit vorgegaukelt werden soll, dass mehrere Handlungsstränge parallel zueinander laufen. Das ist lange auch nett und es ist sicher auch unterhaltsam und fesselnd, es verwässert aber den angenehmen Abenteuerfokus des Vorgängers. Viel Zeit verschwendet Regisseur Gore Verbinski damit, sich mit Sidekicks oder kleineren Episoden zu beschäftigen, die für das große Ganze irrelevant sind. Besonders in der ersten Stunde beschäftigt er sich lange mit Lord Beckett, gespielt von Tom Hollander, und einem Kannibalenstamm, obwohl beide nur wenig mit dem späteren Film zu tun haben werden. Noch unverzeihlicher ist aber, dass Johnny Depps unverwechselbarer Jack Sparrow hier inhaltlich so oft das arrogante Arschloch geben muss, dass man irgendwann jede Sympathie für ihn verliert. Trotz Depps erneut großartiger Darbietung bleibt von Sparrow im Sequel wenig übrig. Was sich beim ersten Teil nur andeutete, wird dieses Mal eindeutig: Orlando Bloom ist als Will Turner der wahre Held des Franchises und der, mit dem man wirklich mitfiebert und um den der Zuschauer bangt. Besonders sein Ausflug auf die Flying Dutchman gehört zu den interessantesten Sequenzen und hat im Zusammenhang mit Stellan Skarsgard ein paar ganz starke Momente zu verbuchen.
Interessanterweise ist der zweite "Pirates of the Caribbean" tatsächlich genau das Gegenteil von dem, was man von der Fortsetzung eigentlich erwartet hätte. Die Leichtigkeit und Lockerheit versucht man nämlich gar nicht zu steigern, stattdessen geht Verbinski eine ganz andere Richtung und versucht sich an einem großen Heldenepos. Der tragische (CGI-)Bösewicht, der toll in Szene gesetzt wird, die schicksalshafte Bedeutung vieler Ereignisse, der durchweg düstere Stil der Bilder, die große Bedrohung im Hinteren. Hier ist alles um einiges düsterer, schwerfälliger, auch regnet es oft, spielt bei Nacht oder werden die Landschaften grau eingefangen. Von Sparrows beinahe schon unpassenden Humoreinlagen und der nervigen Integration zweier Komiker abgesehen, ist "Fluch der Karibik 2" der inhaltlich deutlich erwachsenere und weniger verspielte Film. Und das funktioniert überraschend gut: Der Plot selbst ist zwar simpel, aber wird stark erzählt und nicht zuletzt durch Hans Zimmers brachialem Soundtrack ordentlich voran getrieben. Das Tempo ist sowieso hoch und ausgerechnet der dunkle Ton des Filmes verleiht ihm eine gewisse innere Dramatik. Zwar handelt es sich hier klar um einen Blockbuster und man weiß, worauf es hinauslaufen wird, doch die fremde und depressive Atmosphäre lässt einem Zweifel aufkommen. Passend dazu ist die Actioninszenierung wieder ein Genuss und man kann sich kaum satt sehen an den fantastischen Degenkämpfen (besonders ein Trio-Kampf ist umwerfendes Kino!) und Seeschlachten, die so brillant getrickst wurden, dass man mehr als einmal in den Sitz gedrückt wird.
Stimmig zur düsteren Inszenierung ist auch der neue Gruseltouch durch die Schurken ein angenehmer Pluspunkt des Filmes. Und das Finale ist eine wahre Augenweide, mit der optisch nur die im höchsten Maße attraktive Keira Knightley mithalten kann. Doch leider ist das Ende in der Form, wie es angeboten wird, sehr offen und ziemlich abrubt, wie "Matrix Reloaded" zeigt Verbinski einen Cliffhanger, der zum Trilogie-Abschluss überleiten soll. So wartet man leider vergeblich auf einen krönenden Höhepunkt und ist trotz einer Länge von 150 Minuten etwas überrascht, dass die Geschichte, die eigentlich abgeschlossen schien, nun noch einmal in die Verlängerung gehen wird. Trüben tut dies den Spaß zwar nicht, doch es lässt einen unschlüssig darüber zurück, ob man gerade eigentlich einen ganzen Film oder nur einen halben gesehen hat. Eine etwas weniger plötzliche Ausleitung wäre daher vielleicht etwas freundlicher und wohltuender gewesen, so bleibt aber immerhin Vorfreude und Optimismus für den Schlussakkord.
Fazit: Dass eine Rückkehr in die Karibik weniger eine spritzig selbstironische Angelegenheit, als mehr eine recht ernste und spannende Reise bedeuten würde, hätte nach "Fluch der Karibik" wohl niemand erwartet. Leider bricht diese neue Herangehensweise oft den Komödienelementen, allen voran dem für sich genommen wundervollen Johnny Depp, das Genick und man wünscht sich, die meisten Humorszenen wären zu Gunsten einer strafferen Laufzeit der Schere zum Opfer gefallen und der Film würde sich deutlich konsequenter den wesentlichen Handlungssträngen widmen, statt sich andauernd ausufernd im belanglosen aufzuhalten. Dennoch ist auch die Fortsetzung der Disney-Themenfahrt-Verfilmung ein großer und spaßiger Blockbuster mit üppigen Actionszenen, die beeindrucken können und vielen aufregenden Passagen, der besonders in jüngeren Zuschauern Sehnsüchte, Pirat zu werden, wecken wird und nie in Nöte gerät, sein Publikum zu langweilen. Ob Teil 2 seine Mission allerdings wirklich erfüllt hat und einige Ausschweifungen im Nachhinein positiver zu sehen sein werden, wird man erst nach Sichtung des Nachfolgers beurteilen können. In diesem Sinne: Fortsetzung folgt!
Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt
Hin und wieder wird man doch noch so richtig überrascht. Welch präzise Stimmung der dritte Teil der "Pirates of the Caribbean"-Reihe in den ersten zwanzig Minuten mit asiatischem Flair entfesseln kann. Handgemachte, nicht unbedingt zahme Action, Faustgemenge, kaum bis gar kein Humor. Noch schockierender dürfte nur die allererste Szene sein. Ein paar Gefangene kurz vor der Hinrichtung, ein kleiner Junge darunter und alle singen ein Lied über ihr geteiltes Schicksal... Was 2003 als Actionkomödie begann, ist 2007 beim neuesten Anlauf unter der Regie von Gore Verbinski zu einem faustdicken Drama geworden, dass sich später als ganz großes Epos verkaufen will. Doch während besonders die erste halbe Stunde, in der Johnny Depps Franchise-Legende Jack Sparrow noch mit totaler Abwesenheit glänzt witzigerweise wirklich spannend und aufregend ist, kann man all dies spätestens mit Depps Auftreten nicht mehr behaupten. Entpuppte sich Depps absolut fantastische schauspielerische Darbietung bereits im Mittelteil der Trilogie als nicht zu unterschätzende Schwachstelle, der nicht mehr zum düstereren Touch der Handlung passen will, wird es hier beinahe peinlich. Nichts am finalen Abenteuer hat mehr einen komödiantischen Anstrich und auch Jack Sparrow müsste inhaltlich immer leisere Töne anschlagen. Doch so ganz will man auf den Humor doch nicht verzichten und so baut man mit einigen surrealistischen Sequenzen und den Versuch eines Buddy-Charmes zwischen Rückkehrer Geoffrey Rush und Depp ein paar Versuche hinsichtlich weniger Lacher ein, untergräbt damit aber ärgerlicherweise ständig den erwachsenen Stil des Filmes. Ein großes Problem ist dabei allerdings auch, dass man so keine wirkliche Zielgruppe mehr im Blick zu haben scheint. Für Kinder und Jugendliche sind viele Szenen definitiv zu verstörend, düster und depressiv, gerade die erwähnte Eingangssequenz, die Thematiken an sich oder das ganz groß aufgezogene Finale machen Verbinskis Film für ein jüngeres Publikum unerträglich. Allerdings werden gerade Erwachsene sich an dem kinderfreundlichen Humor und den Slapstick-Elementen eher störn und sie bewusst als Fremdkörper wahrnehmen. An wen genau "Pirates of the Caribbean 3" sich eigentlich richtet wird somit nie wirklich klar.
Doch wirklich absurd ist, wie die Macher es schaffen konnten, nach dem wirklich flotten ersten Drittel die Handlung (die der offene zweite Teil eigentlich vorgab) komplett an die Wand zu fahren. Wenn inhaltlich Orlando Blooms Will Turner oder verschiedenste Nebencharaktere (derer es reichlich gibt) ständig die Seiten zwischen den unterschiedlichen Parteien (derer es reichlich gibt) wechseln, dann verliert man als Zuschauer recht schnell jedes Interesse am Verlauf der Handlung, schlimmer noch, man versteht weder die Vorgänge auf der Leinwand, noch hat man die Möglichkeit, sich mit einem der Akteure zu identifizieren. Dass man den herrlich schaurigen Davy Jones Charakter des Vorgängers zum Handlanger abschwächt und ihm jeder Wirkung beraubt, fällt da noch nicht einmal so stark ins Gewicht, so sehr schmerzen die Brüche mit zahlreichen durchaus liebgewonnen Figuren. Dass Verbinski außerdem praktisch das gesamte zweite Drittel des beinahe drei Stunden langen Filmes keine echten Actionhöhepunkte setzt und die wenigen Gefechte als Alibis irgendwie einbettet, ist dramaturgisch derart holprig, dass es einem beinahe leid tut. Erst im letzten Abschnitt dreht alles zwar noch mal auf, doch die große und - dies soll nicht unerwähnt bleiben - phänomenal getrickste, dafür aber ewig lange und doch leider mehr als dick aufgetragene Schlacht wäre um so vieles effektiver, wenn man noch einen Plan davon hätte, weshalb sie überhaupt stattfindet. Doch offensichtlich waren Gastauftritte wie die von Keith Richards oder Chow Yun-Fat und völlig übertriebene Spektakel-Momente sowie eine Ansammlung zahlreicher Handlungsstränge für die Verantwortlichen wichtiger als ein zufriedenstellendes Piratenabenteuer. Schade.
Ein großes Lob gebührt jedoch an dieser Stelle Hans Zimmer, der wohl einen der epischten und gleichzeitig stark experimentellen Soundtracks für einen Film komponierte, der seinen Bildern leider keinesfalls gerecht wird. Natürlich ist "Am Ende der Welt" gerade in den Actionszenen schön anzusehen und das erste und letzte Drittel sind immer noch einigermaßen unterhaltsam, dass ein oder andere Mal schmunzelt man eventuell auch, doch was nützt dies, wenn jegliches Interesse oder mögliche Maß an Begeisterung auf den Grund der Ozeane sinkt? Dennoch gibt es auch hier wenige wirklich hervorragende Momente, wie die gelungene Spaghetti-Western-Hommage, nur ist es ein zu wenig an Substanz und ein zu viel an allem anderen, was in diesem klaffenden Ungleichgewicht die Mauern des Filmes zum Einsturz bringt. Jetzt erst fällt auch auf, wie sinnlos viele offene Enden des Vorgängers (der durch seine vollmundigen Versprechungen profitierte) waren, da ohnehin vieles ins Nichts verläuft. Vielleicht wäre es besser gewesen, sich den ganzen Film mit der Suche nach Jack Sparrow zu beschäftigen und Depp erst kurz vor Schluss auftreten zu lassen.
Fazit: Wenn es nur die oberflächliche und dennoch verteufelt komplizierte Story oder nur der lieblose Umgang mit den Charakteren wäre, könnte man dies sicher leicht verschmerzen. Doch bei all dem Verlust an Selbstironie und Humor und den starken Epos-Ambitionen verheddern sich hier Regie und Script in einem wenig überzeugenden Wirrwarr (wenn auch noch lange keiner Totalkatastrophe), dass nicht nur erzählerisch total überfordert, sondern streckenweise durch seine Anstrengung auch viel vom ehemaligen Charme vermissen lässt und seine Ambitionen in konventionellen Inszenierungen verliert, die einerseits zu selten wirklich druckvoll sind, um Erwachsene zu begeistern, aber auch zu verstörend geraten, um Kinder den Film zumuten zu können. Was übrig bleibt, ist die Erkenntnis, dass aus der einstigen Wiederentdeckung eines toten Genres nun nach nur vier Jahren dieses wieder dort angekommen ist, wo es bereits vor "Fluch der Karibik" gewesen ist. Und das Jack Sparrow, der als Fremdkörper seiner eigenen Reihe zur Last fällt, nicht nur seinen Zuschauern, sondern auch sich selbst davon gesegelt ist. Klar soweit?
Hin und wieder wird man doch noch so richtig überrascht. Welch präzise Stimmung der dritte Teil der "Pirates of the Caribbean"-Reihe in den ersten zwanzig Minuten mit asiatischem Flair entfesseln kann. Handgemachte, nicht unbedingt zahme Action, Faustgemenge, kaum bis gar kein Humor. Noch schockierender dürfte nur die allererste Szene sein. Ein paar Gefangene kurz vor der Hinrichtung, ein kleiner Junge darunter und alle singen ein Lied über ihr geteiltes Schicksal... Was 2003 als Actionkomödie begann, ist 2007 beim neuesten Anlauf unter der Regie von Gore Verbinski zu einem faustdicken Drama geworden, dass sich später als ganz großes Epos verkaufen will. Doch während besonders die erste halbe Stunde, in der Johnny Depps Franchise-Legende Jack Sparrow noch mit totaler Abwesenheit glänzt witzigerweise wirklich spannend und aufregend ist, kann man all dies spätestens mit Depps Auftreten nicht mehr behaupten. Entpuppte sich Depps absolut fantastische schauspielerische Darbietung bereits im Mittelteil der Trilogie als nicht zu unterschätzende Schwachstelle, der nicht mehr zum düstereren Touch der Handlung passen will, wird es hier beinahe peinlich. Nichts am finalen Abenteuer hat mehr einen komödiantischen Anstrich und auch Jack Sparrow müsste inhaltlich immer leisere Töne anschlagen. Doch so ganz will man auf den Humor doch nicht verzichten und so baut man mit einigen surrealistischen Sequenzen und den Versuch eines Buddy-Charmes zwischen Rückkehrer Geoffrey Rush und Depp ein paar Versuche hinsichtlich weniger Lacher ein, untergräbt damit aber ärgerlicherweise ständig den erwachsenen Stil des Filmes. Ein großes Problem ist dabei allerdings auch, dass man so keine wirkliche Zielgruppe mehr im Blick zu haben scheint. Für Kinder und Jugendliche sind viele Szenen definitiv zu verstörend, düster und depressiv, gerade die erwähnte Eingangssequenz, die Thematiken an sich oder das ganz groß aufgezogene Finale machen Verbinskis Film für ein jüngeres Publikum unerträglich. Allerdings werden gerade Erwachsene sich an dem kinderfreundlichen Humor und den Slapstick-Elementen eher störn und sie bewusst als Fremdkörper wahrnehmen. An wen genau "Pirates of the Caribbean 3" sich eigentlich richtet wird somit nie wirklich klar.
Doch wirklich absurd ist, wie die Macher es schaffen konnten, nach dem wirklich flotten ersten Drittel die Handlung (die der offene zweite Teil eigentlich vorgab) komplett an die Wand zu fahren. Wenn inhaltlich Orlando Blooms Will Turner oder verschiedenste Nebencharaktere (derer es reichlich gibt) ständig die Seiten zwischen den unterschiedlichen Parteien (derer es reichlich gibt) wechseln, dann verliert man als Zuschauer recht schnell jedes Interesse am Verlauf der Handlung, schlimmer noch, man versteht weder die Vorgänge auf der Leinwand, noch hat man die Möglichkeit, sich mit einem der Akteure zu identifizieren. Dass man den herrlich schaurigen Davy Jones Charakter des Vorgängers zum Handlanger abschwächt und ihm jeder Wirkung beraubt, fällt da noch nicht einmal so stark ins Gewicht, so sehr schmerzen die Brüche mit zahlreichen durchaus liebgewonnen Figuren. Dass Verbinski außerdem praktisch das gesamte zweite Drittel des beinahe drei Stunden langen Filmes keine echten Actionhöhepunkte setzt und die wenigen Gefechte als Alibis irgendwie einbettet, ist dramaturgisch derart holprig, dass es einem beinahe leid tut. Erst im letzten Abschnitt dreht alles zwar noch mal auf, doch die große und - dies soll nicht unerwähnt bleiben - phänomenal getrickste, dafür aber ewig lange und doch leider mehr als dick aufgetragene Schlacht wäre um so vieles effektiver, wenn man noch einen Plan davon hätte, weshalb sie überhaupt stattfindet. Doch offensichtlich waren Gastauftritte wie die von Keith Richards oder Chow Yun-Fat und völlig übertriebene Spektakel-Momente sowie eine Ansammlung zahlreicher Handlungsstränge für die Verantwortlichen wichtiger als ein zufriedenstellendes Piratenabenteuer. Schade.
Ein großes Lob gebührt jedoch an dieser Stelle Hans Zimmer, der wohl einen der epischten und gleichzeitig stark experimentellen Soundtracks für einen Film komponierte, der seinen Bildern leider keinesfalls gerecht wird. Natürlich ist "Am Ende der Welt" gerade in den Actionszenen schön anzusehen und das erste und letzte Drittel sind immer noch einigermaßen unterhaltsam, dass ein oder andere Mal schmunzelt man eventuell auch, doch was nützt dies, wenn jegliches Interesse oder mögliche Maß an Begeisterung auf den Grund der Ozeane sinkt? Dennoch gibt es auch hier wenige wirklich hervorragende Momente, wie die gelungene Spaghetti-Western-Hommage, nur ist es ein zu wenig an Substanz und ein zu viel an allem anderen, was in diesem klaffenden Ungleichgewicht die Mauern des Filmes zum Einsturz bringt. Jetzt erst fällt auch auf, wie sinnlos viele offene Enden des Vorgängers (der durch seine vollmundigen Versprechungen profitierte) waren, da ohnehin vieles ins Nichts verläuft. Vielleicht wäre es besser gewesen, sich den ganzen Film mit der Suche nach Jack Sparrow zu beschäftigen und Depp erst kurz vor Schluss auftreten zu lassen.
Fazit: Wenn es nur die oberflächliche und dennoch verteufelt komplizierte Story oder nur der lieblose Umgang mit den Charakteren wäre, könnte man dies sicher leicht verschmerzen. Doch bei all dem Verlust an Selbstironie und Humor und den starken Epos-Ambitionen verheddern sich hier Regie und Script in einem wenig überzeugenden Wirrwarr (wenn auch noch lange keiner Totalkatastrophe), dass nicht nur erzählerisch total überfordert, sondern streckenweise durch seine Anstrengung auch viel vom ehemaligen Charme vermissen lässt und seine Ambitionen in konventionellen Inszenierungen verliert, die einerseits zu selten wirklich druckvoll sind, um Erwachsene zu begeistern, aber auch zu verstörend geraten, um Kinder den Film zumuten zu können. Was übrig bleibt, ist die Erkenntnis, dass aus der einstigen Wiederentdeckung eines toten Genres nun nach nur vier Jahren dieses wieder dort angekommen ist, wo es bereits vor "Fluch der Karibik" gewesen ist. Und das Jack Sparrow, der als Fremdkörper seiner eigenen Reihe zur Last fällt, nicht nur seinen Zuschauern, sondern auch sich selbst davon gesegelt ist. Klar soweit?
Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten
Nur wenig wusste am großen Finale von Gore Verbinskis "Pirates of the Caribbean"-Trilogie zu gefallen. Nach einem unterhaltsamen Piratenspaß, der 2003 zurecht viele Kinogänger begeisterte, manövrierte Produzent Jerry Bruckheimer mit einem stark überfrachteten Zweiteiler seine eigene Filmreihe schneller wieder ins Aus, als man sich hätte vorstellen können. In der Hoffnung, dass Franchise auf den letzten Metern wieder etwas Leben einhauchen zu können, engagierte man Rob Marshall als neuen Regiemann, dämpfte das Budget und besann sich 2011 wieder auf die Werte des ersten Teiles zurück. In einfacheren Worten bedeutet das: Weniger Action, weniger Seeschlachten, keine riesigen Monster oder epische Ereignisse mehr und dafür mehr Abenteuertouch und mehr Jack Sparrow. Doch was weder Johnny Depp noch Bruckheimer oder Marshall erkannten, macht Teil 4 der Piratensaga umso deutlicher: Der Lack ist ab.
Mit einer Laufzeit von 136 Minuten ist "Fremde Gezeiten" der kürzeste Ableger, den die Filmreihe bislang hervorbrachte. Und dennoch muss man zur Erkenntnis kommen, dass er einfach viel zu lang ist. Während das sündhaft lange Intro in London sich aufgrund seiner hohen Humordichte und der schnellen Action noch verhältnismäßig frisch anfühlt, ist alles ab dem Beginn der Hetzjagd durch die Karibik eine wenig spannende und regelrecht einschläfernde Odyssee. Auf alte Charaktere zu verzichten hätte die richtige Entscheidung sein können, doch mit den Besetzungen von Penélope Cruz, Ian McShane oder Sam Claflin als neuen Hauptcast tat man sich leider keinen großen Gefallen. Besonders Claflin und McShane wissen nichts aus ihren schwach geschriebenen Figuren zu machen und eine Cruz leidet ebenfalls darunter, keinerlei bedeutende Funktionen für den Film zu haben. Noch schlimmer ist da nur noch, dass sogar Johnny Depp als Jack Sparrow hier um einiges lustloser als in der Trilogie rüberkommt und man teilweise den Eindruck bekommt, dass er selbst keinen Spaß mehr an der Figur hat. Dass Marshall zudem Rückkehrer Geoffrey Rush, der wie immer eine tolle Mimik präsentiert, für einen Nebenplot verheizt, lässt das Interesse an den wesentlichen Charakteren noch weiter sinken.
Das eigentliche Problem ist jedoch, dass die Stereotypen nicht nur für sich genommen wenig interessant sind, sondern auch die Handlung des Romanes "On Stranger Tides", die hier als Vorlage genutzt wurde, fürchterlich vorhersehbar ist. Zu keinem Zeitpunkt passiert irgendetwas, dass nicht entweder auf lauter Desinteresse stößt, weil man den Schema-F-Charakteren ihre Konflikte nicht so recht abnimmt, oder man in einem der Vorgänger nicht bereits gesehen hat. Der Quasi-Remake-Ansatz im Bezug zum Erstling mag im Prinzip eine sinnvolle Idee gewesen sein, krankt allerdings daran, dass so keinerlei Innovation erkennbar ist. Ein bisschen Mystik hier, ein wenig Humor da, dann noch ein bisschen Romantik und der ein oder andere Degenkampf dazwischen hätte 10 Jahre früher vielleicht noch neuartig gewirkt, hat aber das besondere Element längst verloren. Dass Marshall sich in den Zwischenphasen außerdem voll auf die Wirkung des längst ausgelutschten Sparrow-Charakters verlässt, ist der zusätzliche Todesstoß. Marshalls Regie fällt ansonsten erstaunlich einfallslos aus: Er hat weder das Gespür für prächtige Farben und ausgefallene Exotik wie Verbinski, noch ein echtes Talent für Slapstick. So ist "Fremde Gezeiten" oft ein merkwürdiger Klon des ersten "Fluch der Karibik"-Filmes, der ohne jeden Glanz seelenlose Sequenzen aneinander heftet.
Die auffallende Lustlosigkeit, die sich vom Film schnell auf den Zuschauer überträgt, macht sich hinzukommend auch musikalisch bemerkbar. Während Hans Zimmer in vielen schwachen Szenen des Vorgängers durch seine fantastische Orchester-Musik einiges an Wirkung retten konnte, schaltet auch er hier auf kreativen Autopilot und bietet praktisch überhaupt nichts, an das man sich später erinnern könnte. Hinzu kommt, dass erst "Fremde Gezeiten" wieder offensichtlich macht, warum "Fluch der Karibik" ein solcher Erfolg war. Man hatte nicht nur einen Ausflug in ein totes Genre und eine spritzige Herangehensweise, sondern einen ausgewogenen Mix aus Komik und Ernsthaftigkeit, präsentiert durch den albernen Jack Sparrow und den klassischen Helden Will Turner. So eine Figur fehlt dem neuesten Film komplett und so mangelt es an einer echten charismatischen Identifikationsperson. Durch die schleppende Erzählweise stellt sich hingegen sogar echte Langweile ein, die nur ganz selten mal durch einen mäßig gelungenen Gag aufgefangen werden kann. Einzig eine mittlere Episode, in der ein Heer von Meerjungfrauen eine Gruppe Piraten attackiert, blitzt der alte Charme der Reihe auf und für ein paar Minuten glaubt man, dieselbe Spur kindlicher Begeisterung in Teil 4 ausmachen zu können, von der besonders der Erstling so profitiert hattte. Leider ein Einzelfall zwischen einem bemerkenswerten Mix aus Eintönigkeit und Unkreativität.
Fazit: "Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten" ist der ideale Prototyp des sprichwörtlichen Hausfrauenfilmes. Perfekt dafür geeignet, daheim beim Bügeln oder Staubsaugen konsumiert zu werden, da man nie wirklich durchgehend zum Bildschirm schauen muss und dennoch alles wichtige mitbekommt. Insgesamt ist "Fluch der Karibik" mit Rob Marshall und seinem Rettungsversuch endgültig auf einem kreativen Tiefpunkt angekommen, an dem altbekanntes nur noch müde wiederholt wird und nichts mehr Spannung oder Rasanz garantiert, sondern trotz mehrerer Schauplatzwechsel eine regelrechte Monotonie an Bildern entsteht, die allesamt in einem bemerkenswert unbemerkenswerten Vakuum neben einander koexsitieren. "Fremde Gezeiten" ist somit mehr noch als sein Vorgänger die Beerdigung einer anfangs vielversprechenden Filmreihe mit zusätzlichem Leichenschmaus und in diesem Abschnitt nur noch mit einem Überraschungsei ohne Inhalt, Pommes ohne Salz oder Sex ohne Partner gleichzusetzen. Für einen möglichen fünften und letzten Versuch bleibt daher nur noch eine Empfehlung an alle Beteiligten: Weniger lieblose Massenproduktion und endlich wieder mehr Esprit, Begeisterung und Seele! Die letzten übrigen Fans hätten es verdient.
Nur wenig wusste am großen Finale von Gore Verbinskis "Pirates of the Caribbean"-Trilogie zu gefallen. Nach einem unterhaltsamen Piratenspaß, der 2003 zurecht viele Kinogänger begeisterte, manövrierte Produzent Jerry Bruckheimer mit einem stark überfrachteten Zweiteiler seine eigene Filmreihe schneller wieder ins Aus, als man sich hätte vorstellen können. In der Hoffnung, dass Franchise auf den letzten Metern wieder etwas Leben einhauchen zu können, engagierte man Rob Marshall als neuen Regiemann, dämpfte das Budget und besann sich 2011 wieder auf die Werte des ersten Teiles zurück. In einfacheren Worten bedeutet das: Weniger Action, weniger Seeschlachten, keine riesigen Monster oder epische Ereignisse mehr und dafür mehr Abenteuertouch und mehr Jack Sparrow. Doch was weder Johnny Depp noch Bruckheimer oder Marshall erkannten, macht Teil 4 der Piratensaga umso deutlicher: Der Lack ist ab.
Mit einer Laufzeit von 136 Minuten ist "Fremde Gezeiten" der kürzeste Ableger, den die Filmreihe bislang hervorbrachte. Und dennoch muss man zur Erkenntnis kommen, dass er einfach viel zu lang ist. Während das sündhaft lange Intro in London sich aufgrund seiner hohen Humordichte und der schnellen Action noch verhältnismäßig frisch anfühlt, ist alles ab dem Beginn der Hetzjagd durch die Karibik eine wenig spannende und regelrecht einschläfernde Odyssee. Auf alte Charaktere zu verzichten hätte die richtige Entscheidung sein können, doch mit den Besetzungen von Penélope Cruz, Ian McShane oder Sam Claflin als neuen Hauptcast tat man sich leider keinen großen Gefallen. Besonders Claflin und McShane wissen nichts aus ihren schwach geschriebenen Figuren zu machen und eine Cruz leidet ebenfalls darunter, keinerlei bedeutende Funktionen für den Film zu haben. Noch schlimmer ist da nur noch, dass sogar Johnny Depp als Jack Sparrow hier um einiges lustloser als in der Trilogie rüberkommt und man teilweise den Eindruck bekommt, dass er selbst keinen Spaß mehr an der Figur hat. Dass Marshall zudem Rückkehrer Geoffrey Rush, der wie immer eine tolle Mimik präsentiert, für einen Nebenplot verheizt, lässt das Interesse an den wesentlichen Charakteren noch weiter sinken.
Das eigentliche Problem ist jedoch, dass die Stereotypen nicht nur für sich genommen wenig interessant sind, sondern auch die Handlung des Romanes "On Stranger Tides", die hier als Vorlage genutzt wurde, fürchterlich vorhersehbar ist. Zu keinem Zeitpunkt passiert irgendetwas, dass nicht entweder auf lauter Desinteresse stößt, weil man den Schema-F-Charakteren ihre Konflikte nicht so recht abnimmt, oder man in einem der Vorgänger nicht bereits gesehen hat. Der Quasi-Remake-Ansatz im Bezug zum Erstling mag im Prinzip eine sinnvolle Idee gewesen sein, krankt allerdings daran, dass so keinerlei Innovation erkennbar ist. Ein bisschen Mystik hier, ein wenig Humor da, dann noch ein bisschen Romantik und der ein oder andere Degenkampf dazwischen hätte 10 Jahre früher vielleicht noch neuartig gewirkt, hat aber das besondere Element längst verloren. Dass Marshall sich in den Zwischenphasen außerdem voll auf die Wirkung des längst ausgelutschten Sparrow-Charakters verlässt, ist der zusätzliche Todesstoß. Marshalls Regie fällt ansonsten erstaunlich einfallslos aus: Er hat weder das Gespür für prächtige Farben und ausgefallene Exotik wie Verbinski, noch ein echtes Talent für Slapstick. So ist "Fremde Gezeiten" oft ein merkwürdiger Klon des ersten "Fluch der Karibik"-Filmes, der ohne jeden Glanz seelenlose Sequenzen aneinander heftet.
Die auffallende Lustlosigkeit, die sich vom Film schnell auf den Zuschauer überträgt, macht sich hinzukommend auch musikalisch bemerkbar. Während Hans Zimmer in vielen schwachen Szenen des Vorgängers durch seine fantastische Orchester-Musik einiges an Wirkung retten konnte, schaltet auch er hier auf kreativen Autopilot und bietet praktisch überhaupt nichts, an das man sich später erinnern könnte. Hinzu kommt, dass erst "Fremde Gezeiten" wieder offensichtlich macht, warum "Fluch der Karibik" ein solcher Erfolg war. Man hatte nicht nur einen Ausflug in ein totes Genre und eine spritzige Herangehensweise, sondern einen ausgewogenen Mix aus Komik und Ernsthaftigkeit, präsentiert durch den albernen Jack Sparrow und den klassischen Helden Will Turner. So eine Figur fehlt dem neuesten Film komplett und so mangelt es an einer echten charismatischen Identifikationsperson. Durch die schleppende Erzählweise stellt sich hingegen sogar echte Langweile ein, die nur ganz selten mal durch einen mäßig gelungenen Gag aufgefangen werden kann. Einzig eine mittlere Episode, in der ein Heer von Meerjungfrauen eine Gruppe Piraten attackiert, blitzt der alte Charme der Reihe auf und für ein paar Minuten glaubt man, dieselbe Spur kindlicher Begeisterung in Teil 4 ausmachen zu können, von der besonders der Erstling so profitiert hattte. Leider ein Einzelfall zwischen einem bemerkenswerten Mix aus Eintönigkeit und Unkreativität.
Fazit: "Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten" ist der ideale Prototyp des sprichwörtlichen Hausfrauenfilmes. Perfekt dafür geeignet, daheim beim Bügeln oder Staubsaugen konsumiert zu werden, da man nie wirklich durchgehend zum Bildschirm schauen muss und dennoch alles wichtige mitbekommt. Insgesamt ist "Fluch der Karibik" mit Rob Marshall und seinem Rettungsversuch endgültig auf einem kreativen Tiefpunkt angekommen, an dem altbekanntes nur noch müde wiederholt wird und nichts mehr Spannung oder Rasanz garantiert, sondern trotz mehrerer Schauplatzwechsel eine regelrechte Monotonie an Bildern entsteht, die allesamt in einem bemerkenswert unbemerkenswerten Vakuum neben einander koexsitieren. "Fremde Gezeiten" ist somit mehr noch als sein Vorgänger die Beerdigung einer anfangs vielversprechenden Filmreihe mit zusätzlichem Leichenschmaus und in diesem Abschnitt nur noch mit einem Überraschungsei ohne Inhalt, Pommes ohne Salz oder Sex ohne Partner gleichzusetzen. Für einen möglichen fünften und letzten Versuch bleibt daher nur noch eine Empfehlung an alle Beteiligten: Weniger lieblose Massenproduktion und endlich wieder mehr Esprit, Begeisterung und Seele! Die letzten übrigen Fans hätten es verdient.
Die Tribute von Panem - The Hunger Games
Man möge den Kameramännern Hollywoods doch endlich mal ein Stativ spendieren. Wenn es eine Entwicklung gibt, die in den letzten Jahren im Filmbereich mit am schärfsten kritisiert wurde, dann doch wohl der immer massivere Einsatz einer wackelnden Handkamera. Während manche Filme stilistisch allerdings noch durchaus ihren Nutzen aus der Spielerei ziehen, ist "Die Tribute von Panem - The Hunger Games" von Regisseur Gary Ross aus dem Jahr 2012 ein ideales Negativ-Beispiel, dass eindrucksvoll belegt, wie man es nicht machen sollte. Der Film, der als Hauptattraktion einen großen Arenakampf mehrerer Jugendliche zu bieten hat, versagt auf rein inszenatorischer Ebene in nahezu allen Actionszenen schon daher, weil man besonders bei schnellen Schnitten oder dunklen Aufnahmen absolut nichts erkennen kann. Ärgerlicherweise ist die Adaption des Jugend-Bestsellers allerdings auch noch in anderen Belangen nur ungenügende Kinokost... nicht zuletzt auch wegen der Zielgruppe.
Anfangen tut dies bereits damit, dass Ross in der ersten Stunde des Filmes, die als Exposition für die zweite Hälfte dienen soll, an sämtlichen möglichen gesellschaftskritischen Ansätzen der Geschichte vorbei erzählt. Von ein paar schon unzählige Male gesehenen dystopischen Ideen mal abgesehen, entwirft die Regie in etwa sechzig Minuten eine Rom-Allegorie, die als Rahmen für die Kritik am heutigen perversen Voyeurismus der Medien dienen soll, dabei jedoch völlig instabil fällt und mit jeder Erklärung schwammiger und unlogischer erscheint. So bleibt Ross nicht nur eine genauere Charakterisierung seiner Protagonistin schuldig, die als taffe erwachsene junge Frau erscheinen soll, aber vom Script eine bloße Behauptung bleibt, sondern scheitert bereits daran, seinem ganzen Konzept auch nur ein Minimum an Authenzität zuzusprechen. Fatal, dass die Inszenierung sich weitestgehend auch gar nicht die Mühe macht, Klarheit oder Substanz zu vermitteln, sondern sich dafür in einer etwas absurd gewählten Farbsymbolik verliert, die sicher optisch ihre Vorzüge hat, aber nicht über die absolut unüberlegte Ausarbeitung der inneren filmischen Welt hinwegtäuschen kann. "Brot und Spiele" als Motivlage sind einfach zu platt, wenn der Film den Eindruck macht, seine eigene Geschichte nicht verstanden zu haben und auch der prätentiöse Soundtrack von James Newton Howard deutlich macht, nicht zu wissen, welche Wirkung man eigentlich gerade erzielen möchte.
Eine Frage, die beim Zuschauer daher irgendwann aufkommt, bleibt ohne jede Beantwortung: Das "Warum" im Bezug auf die eigentlichen Hungerspiele. Denn spätestens, als Ross das Tempo anzieht und die Spiele losbrechen, will dieses "Warum" das Zentralhirn nicht mehr verlassen. Genau hingesehen muss nämlich leider festgehalten werden, dass beim Wegdenken des Todes als Bestrafung für die Niederlage bei den Spielen "Die Tribute von Panem" nur noch ein mittelmäßiger Sportfilm ohne kritische Inhalte werden würde. Auch der Einsatz von Kindern als Kämpfern zählt hier nur wenig, denn im Hinblick auf eine möglichst niedrige Freigabe inszeniert Ross die Kämpfe brav so, dass man auch ja nicht viel von ihnen mitbekommt. So sterben die meiste Zeit gesichtslose Figuren, die bis auf wenige Sekunden nie eine genauere Vorstellung bekamen, im Off. Doch auch auf der weniger abstrakten Ebene kann das alles keinerlei Spaß vermitteln. Dass sämtliche Charaktere nur platte Abziehbilder sind und keiner Entwicklung unterlaufen, wäre man ja noch gewohnt, doch wenn ausgerechnet die zentrale Person des Filmes keinerlei Eindruck hinterlässt, ist jegliches Aufkommen von Spannung so gut wie ausgeschlossen. Jennifer Lawrence tut fairerweise zwar einen mimisch passablen Job, wirkt neben Schauspielgrößen wie Donald Sutherland, Wes Bentley, Stanley Tucci oder Woody Harrelson ziemlich verloren. Dass diese dann witzigerweise allesamt nur belanglose Nebencharaktere spielen, ist die eigentliche Krönung der Besetzungsliste.
Was sollte ein Film, der heutige Unterhaltungsstandards kritisiert, bestenfalls leisten? Er sollte weh tun, man sollte sich bei der Sichtung durchaus auch persönlich angegriffen fühlen. Doch neben den Anbiederungen an die junge Zielgruppe, durch die auf jegliche Brutalität verzichtet wird, hat es noch einen anderen Grund, weshalb "Die Tribute von Panem" nicht zu packen weiß: Die Actioninszenierung. Wie eingangs erwähnt, muss man leider festhalten, dass man in den allermeisten schnelleren Szenen den handelnden Akteuren nicht mehr folgen kann. Besonders hervorstechen tut das im wirren Finale, welches bei Nacht auf einem Metallgerüst spielt und derart unübersichtlich gefilmt ist, dass man sich nur noch wundert, als dann plötzlich Schicht im Schacht ist. Sowieso laden die Hungerspiele desöfteren zum wegschauen ein, denn selbst wenn einen das Grundthema grundsätzlich interessieren sollte, gehen sämtliche Ideen und mögliche dramatische Höhepunkte in der Absurdität der Geschichte unter, sodass sich dank der immer im Hinterkopf vorherrschenden Unplausibilität kaum etwas anderes als Langeweile einstellen kann. Einzig interessant für das (vor allem weibliche) Zielpublikum dürfte daher die prominent in Szene gesetzte Liebesgeschichte sein, die ob ihres enormen Kitsch-Faktos letzten Endes immerhin bei einem großen Teil des Publikums das erreichen wird, was der Hauptfilm selbst nicht zu erreichen vermochte: Weh tun.
Fazit: Verzweifeln könnte man, bei all den verloren gegangen Möglichkeiten, in verärgerte Erregung darüber geraten, wie wenig nahrhaftes man aus einer vielversprechenden Grundidee gemacht hat und gleichzeitig aus der Haut fahren, wenn man die verschenkte Besetzungsliste betrachtet. Doch es hilft am Ende alles nichts: Statt das Potential zu einem modernen Klassiker zu nutzen, liefert Gary Ross einen zähen und langweilig belanglosen, zudem auch frustrierend schlecht inszenieten Jugendfilm ab, der mit dem gegenseitigen brutalen Töten von Minderjährigen nicht mehr anzufangen weiß, als ihn als billigen Spannungskatalysator für eine abgefilmte Sportveranstaltung zu nutzen und somit nur unter sehr vielen Eventualitäten zu empfehlen wäre.
Man möge den Kameramännern Hollywoods doch endlich mal ein Stativ spendieren. Wenn es eine Entwicklung gibt, die in den letzten Jahren im Filmbereich mit am schärfsten kritisiert wurde, dann doch wohl der immer massivere Einsatz einer wackelnden Handkamera. Während manche Filme stilistisch allerdings noch durchaus ihren Nutzen aus der Spielerei ziehen, ist "Die Tribute von Panem - The Hunger Games" von Regisseur Gary Ross aus dem Jahr 2012 ein ideales Negativ-Beispiel, dass eindrucksvoll belegt, wie man es nicht machen sollte. Der Film, der als Hauptattraktion einen großen Arenakampf mehrerer Jugendliche zu bieten hat, versagt auf rein inszenatorischer Ebene in nahezu allen Actionszenen schon daher, weil man besonders bei schnellen Schnitten oder dunklen Aufnahmen absolut nichts erkennen kann. Ärgerlicherweise ist die Adaption des Jugend-Bestsellers allerdings auch noch in anderen Belangen nur ungenügende Kinokost... nicht zuletzt auch wegen der Zielgruppe.
Anfangen tut dies bereits damit, dass Ross in der ersten Stunde des Filmes, die als Exposition für die zweite Hälfte dienen soll, an sämtlichen möglichen gesellschaftskritischen Ansätzen der Geschichte vorbei erzählt. Von ein paar schon unzählige Male gesehenen dystopischen Ideen mal abgesehen, entwirft die Regie in etwa sechzig Minuten eine Rom-Allegorie, die als Rahmen für die Kritik am heutigen perversen Voyeurismus der Medien dienen soll, dabei jedoch völlig instabil fällt und mit jeder Erklärung schwammiger und unlogischer erscheint. So bleibt Ross nicht nur eine genauere Charakterisierung seiner Protagonistin schuldig, die als taffe erwachsene junge Frau erscheinen soll, aber vom Script eine bloße Behauptung bleibt, sondern scheitert bereits daran, seinem ganzen Konzept auch nur ein Minimum an Authenzität zuzusprechen. Fatal, dass die Inszenierung sich weitestgehend auch gar nicht die Mühe macht, Klarheit oder Substanz zu vermitteln, sondern sich dafür in einer etwas absurd gewählten Farbsymbolik verliert, die sicher optisch ihre Vorzüge hat, aber nicht über die absolut unüberlegte Ausarbeitung der inneren filmischen Welt hinwegtäuschen kann. "Brot und Spiele" als Motivlage sind einfach zu platt, wenn der Film den Eindruck macht, seine eigene Geschichte nicht verstanden zu haben und auch der prätentiöse Soundtrack von James Newton Howard deutlich macht, nicht zu wissen, welche Wirkung man eigentlich gerade erzielen möchte.
Eine Frage, die beim Zuschauer daher irgendwann aufkommt, bleibt ohne jede Beantwortung: Das "Warum" im Bezug auf die eigentlichen Hungerspiele. Denn spätestens, als Ross das Tempo anzieht und die Spiele losbrechen, will dieses "Warum" das Zentralhirn nicht mehr verlassen. Genau hingesehen muss nämlich leider festgehalten werden, dass beim Wegdenken des Todes als Bestrafung für die Niederlage bei den Spielen "Die Tribute von Panem" nur noch ein mittelmäßiger Sportfilm ohne kritische Inhalte werden würde. Auch der Einsatz von Kindern als Kämpfern zählt hier nur wenig, denn im Hinblick auf eine möglichst niedrige Freigabe inszeniert Ross die Kämpfe brav so, dass man auch ja nicht viel von ihnen mitbekommt. So sterben die meiste Zeit gesichtslose Figuren, die bis auf wenige Sekunden nie eine genauere Vorstellung bekamen, im Off. Doch auch auf der weniger abstrakten Ebene kann das alles keinerlei Spaß vermitteln. Dass sämtliche Charaktere nur platte Abziehbilder sind und keiner Entwicklung unterlaufen, wäre man ja noch gewohnt, doch wenn ausgerechnet die zentrale Person des Filmes keinerlei Eindruck hinterlässt, ist jegliches Aufkommen von Spannung so gut wie ausgeschlossen. Jennifer Lawrence tut fairerweise zwar einen mimisch passablen Job, wirkt neben Schauspielgrößen wie Donald Sutherland, Wes Bentley, Stanley Tucci oder Woody Harrelson ziemlich verloren. Dass diese dann witzigerweise allesamt nur belanglose Nebencharaktere spielen, ist die eigentliche Krönung der Besetzungsliste.
Was sollte ein Film, der heutige Unterhaltungsstandards kritisiert, bestenfalls leisten? Er sollte weh tun, man sollte sich bei der Sichtung durchaus auch persönlich angegriffen fühlen. Doch neben den Anbiederungen an die junge Zielgruppe, durch die auf jegliche Brutalität verzichtet wird, hat es noch einen anderen Grund, weshalb "Die Tribute von Panem" nicht zu packen weiß: Die Actioninszenierung. Wie eingangs erwähnt, muss man leider festhalten, dass man in den allermeisten schnelleren Szenen den handelnden Akteuren nicht mehr folgen kann. Besonders hervorstechen tut das im wirren Finale, welches bei Nacht auf einem Metallgerüst spielt und derart unübersichtlich gefilmt ist, dass man sich nur noch wundert, als dann plötzlich Schicht im Schacht ist. Sowieso laden die Hungerspiele desöfteren zum wegschauen ein, denn selbst wenn einen das Grundthema grundsätzlich interessieren sollte, gehen sämtliche Ideen und mögliche dramatische Höhepunkte in der Absurdität der Geschichte unter, sodass sich dank der immer im Hinterkopf vorherrschenden Unplausibilität kaum etwas anderes als Langeweile einstellen kann. Einzig interessant für das (vor allem weibliche) Zielpublikum dürfte daher die prominent in Szene gesetzte Liebesgeschichte sein, die ob ihres enormen Kitsch-Faktos letzten Endes immerhin bei einem großen Teil des Publikums das erreichen wird, was der Hauptfilm selbst nicht zu erreichen vermochte: Weh tun.
Fazit: Verzweifeln könnte man, bei all den verloren gegangen Möglichkeiten, in verärgerte Erregung darüber geraten, wie wenig nahrhaftes man aus einer vielversprechenden Grundidee gemacht hat und gleichzeitig aus der Haut fahren, wenn man die verschenkte Besetzungsliste betrachtet. Doch es hilft am Ende alles nichts: Statt das Potential zu einem modernen Klassiker zu nutzen, liefert Gary Ross einen zähen und langweilig belanglosen, zudem auch frustrierend schlecht inszenieten Jugendfilm ab, der mit dem gegenseitigen brutalen Töten von Minderjährigen nicht mehr anzufangen weiß, als ihn als billigen Spannungskatalysator für eine abgefilmte Sportveranstaltung zu nutzen und somit nur unter sehr vielen Eventualitäten zu empfehlen wäre.
Auch wenn ich deinen Worten in den meisten Punkten zustimmen kann, so würde ich an der Stelle widersprechen. Du sagst es ja selbst: Es fehlt eine Figur wie Will Turner; daher würde ich es als Qualität des Erstlings herausstellen, dass er Sparrow eben dosiert als Nebenfigur einsetzt, wo er auch am besten funktioniert.Wallnuss hat geschrieben: die Werte des ersten Teiles [...] mehr Jack Sparrow
Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
Ja, da widersprech ich mir ein wenig selbst, allerdings war das mehr an Jack Sparrow auch darauf bezogen, dass er in Teil 3 heftig in den Hintergrund geriet und viel weniger Handlungsrelevanz hatte, als in den beiden Vorgängern. Dass dann allerdings darüber hinaus eine zweite Person fehlt, ist ein wesentliches Problem, wie auch die Tatsache, dass der Sparrow-Charakter für mich mittlerweile stark ausgelutscht ist.
Jurassic Park
Nicht jeder erfolgreiche Bestseller eignet sich direkt als Vorlage für einen großen Hollywood-Blockbuster. Erst recht nicht Romane wie "DinoPark" von Michael Crichton, welcher bereits durch seinen Inhalt als unverfilmbar erscheint. Um die Geschichte eines Milliardärs, der auf einer Insel nahe Costa Rica einen Freizeitpark mit lebenden Dinosauriern vorstellt, glaubhaft auf die Leinwand zu bringen, brauchte es 1993 schon einen Film-Magier wie Steven Spielberg ("Jäger des verlorenen Schatzes") auf dem Regiestuhl. Gesagt, getan. "Jurassic Park" brach an den Kinokassen mehrere Rekorde und revolutionierte mit den computergenerierten und/oder animatronischen Dinosauriern die Tricktechnik entscheidend. Doch nur auf seinen Inhalt reduziert ist "Jurassic Park" besonders eines: Ein filmisches Pendant zu einem echten Vergnügungspark und ein Spaß für die ganze Familie.
Während Crichtons Vorlage besonders als Parabel oder Analogie dient, um die Mechanismen der Chaostheorie zu verdeutlichen und gleichzeitig eine nicht unwichtige Kritik an der menschlichen Erhöhung über Mutter Natur loszuwerden, fährt Spielberg beide Ansätze in seinem Film stark zurück. Zwar verkörpert der herrlich aufgelegte Jeff Goldblum als kauziger Mathematiker immer noch die Ideen des Romans und darf hin und wieder in kleinen geistreichen Dialogen jene Überbleibsel dieser Themen in den Vordergrund stellen, doch entscheidet sich die Regie bereits recht früh, inhaltlich andere Schwerpunkte zu setzen. Mit dem Protagonisten Dr. Grant, den Sam Neill mit sichtlichem Engagement darstellt, präsentiert Spielberg eine kinderfeindliche Person, die durch die Abenteuer im Jurassic Park nach und nach aufweicht und den Wert der Familie schätzen lernt. So entwickelt sich "Jurassic Park" schnell statt eines Horrorfilmes (was sich ob des Inhalts ebenfalls angeboten hätte) eher zu einem Abenteuerfilm mit Gruseltouch für die jüngeren Zuschauer. Besonders sticht dies ins Auge, wenn man die erste Stunde des Filmes mit der zweiten vergleicht. In den ersten sechzig Minuten nimmt man sich viel Zeit, die Atmosphäre zu entwickeln, entlarvt das Geheimnis des Parks Stück für Stück, bringt Charaktere in Stellung und - ganz wichtig - gibt sich expositionellen Szenen hin. Dabei entpuppt sich besonders aufgrund des lebhaften Spiels aller Akteure eben jenes Vorgehen als höchst unterhaltsam, ohne, dass der Film wirklich spannend werden muss, es ist faszinierend genug, mit den (bewusst schlicht gehaltenen) Charakteren den Park und seine Attraktionen zu entdecken.
Besonders hier gelingt es Spielberg, seine technischen Stärken voll und ganz auszuspielen. Die getricksten Dinosaurier sehen einfach nur fantastisch aus und man darf ohne zu zögern von einem Triumph der Effektarbeit sprechen. Nie zweifelt man an den unwirklichen Kreaturen, sondern sie erscheinen von vornherein als absolut lebensnah und zum Anfassen echt, was den Grundplot des Filmes erst wirklich glaubwürdig macht. Die Szenen im Besucherzentrum, in dem die Experten sofort durchdrehen und wissen wollen, wie das alles funktioniert, spiegelt praktisch direkt den Wunsch des Zuschauers wieder, der ins glatte Staunen verfällt. Nebenbei setzen auch überraschend treffende Besetzungen in kleineren Rollen wie Samuel L. Jackson, Richard Attenborough, aber am meisten der abgedrehte Auftritt von Wayne Knight ein paar schauspielerische Akzente. Als der Film sich dann in den Park traut und das eigentliche Abenteuer beginnt, gelingt Spielberg recht mittig im Film eine brillant inszenierte Sequenz, die von Kameramann Dean Cundey großartig fotografiert ist: Der Angriff eines T-Rexs auf die Besichtigenden, bei dem man sich (wie die Figuren im Film) kaum zu bewegen traut und welche klar den Höhepunkt der Geschichte darstellt. Doch bereits der Ausgang der Szene offenbart die großen Schwächen im Konzept des filmischen Freizeitvergnügens: die unbedingte Hingabe zum Familienfilm.
Denn ohne die Vorlage wirklich mit der nötigen Konsequenz ins Kino zu transportieren, hält Spielberg an seiner Idee des Familienthemas fest und so gerät die zweite Stunde zu einer recht müden und routinierten Episodenerzählung über Grants Flucht vor den Bestien mit zwei Kindern, die leider weder sonderlich viel schauspielerisches Talent aufweisen, noch wirklich authentisch und "menschlich" wirken, da ihen die Regie oft zu viele Talente zugesteht. Dass zudem mit Goldblum und Knight die beiden größten Glanzlichter recht schnell aus der Geschichte genommen werden und der Film sich zunehmend auf die profillose Rolle der blassen Laura Dern fokussiert, ist ein zusätzliches Ärgernis. Doch wirklich schade an der zweiten Hälfte ist, dass sie zwar durchaus unterhalten kann, allerdings jedes mögliche Potential an allen Ecken und Enden liegen lässt. Die Veloceraptoren können trotz ihrer bedrohlichen Einführung nie wirklich ängstigen, weil im Hinblick auf die Freigabe niemand mal so richtig blutig von hinnen scheiden darf und zudem sowieso wenn dann nur möglichst belanglose Nebencharaktere (teilweise sogar im Off) ihr Leben lassen. Zusätzliche Gefahrensituationen, in denen man um das Leben der Kinder bangen soll (wie eine recht einfallslose Jagd durch einen großen Küchenraum), leiden ebenfalls unter dieser Ausrichtung, da man Spielberg einen möglichen Tod der kindlichen Protagonisten bei der enormen Familientauglichkeit der Handlung ohnehin nicht abnimmt. Wenigstens erzeugt John Williams Score an einigen Momenten ein wenig Spannung, doch so richtig vermag "Jurassic Park" einen leider nicht zu packen.
Fazit: "Jurassic Park" wird sein Unterhaltsamkeitsfaktor zum Verhängnis, denn gerade die Gute-Laune-Stimmung des Filmes und die fehlende Brutalität und Kompromisslosigkeit lassen die Reise um Leben und Tod durch den Dinosaurier-Park eher wie einen gemütlichen Spaziergang und eine romangetreuere Umsetzung mit den ursprünglichen Kernthemen verlockend erscheinen, doch gestaltet sich Spielbergs technischer Meilenstein immer noch als durchweg unterhaltsames Familienkino, bei dem man ob seiner Ausrichtung für die jüngere Zielgruppe gerne mal ein Auge zudrücken kann.
Nicht jeder erfolgreiche Bestseller eignet sich direkt als Vorlage für einen großen Hollywood-Blockbuster. Erst recht nicht Romane wie "DinoPark" von Michael Crichton, welcher bereits durch seinen Inhalt als unverfilmbar erscheint. Um die Geschichte eines Milliardärs, der auf einer Insel nahe Costa Rica einen Freizeitpark mit lebenden Dinosauriern vorstellt, glaubhaft auf die Leinwand zu bringen, brauchte es 1993 schon einen Film-Magier wie Steven Spielberg ("Jäger des verlorenen Schatzes") auf dem Regiestuhl. Gesagt, getan. "Jurassic Park" brach an den Kinokassen mehrere Rekorde und revolutionierte mit den computergenerierten und/oder animatronischen Dinosauriern die Tricktechnik entscheidend. Doch nur auf seinen Inhalt reduziert ist "Jurassic Park" besonders eines: Ein filmisches Pendant zu einem echten Vergnügungspark und ein Spaß für die ganze Familie.
Während Crichtons Vorlage besonders als Parabel oder Analogie dient, um die Mechanismen der Chaostheorie zu verdeutlichen und gleichzeitig eine nicht unwichtige Kritik an der menschlichen Erhöhung über Mutter Natur loszuwerden, fährt Spielberg beide Ansätze in seinem Film stark zurück. Zwar verkörpert der herrlich aufgelegte Jeff Goldblum als kauziger Mathematiker immer noch die Ideen des Romans und darf hin und wieder in kleinen geistreichen Dialogen jene Überbleibsel dieser Themen in den Vordergrund stellen, doch entscheidet sich die Regie bereits recht früh, inhaltlich andere Schwerpunkte zu setzen. Mit dem Protagonisten Dr. Grant, den Sam Neill mit sichtlichem Engagement darstellt, präsentiert Spielberg eine kinderfeindliche Person, die durch die Abenteuer im Jurassic Park nach und nach aufweicht und den Wert der Familie schätzen lernt. So entwickelt sich "Jurassic Park" schnell statt eines Horrorfilmes (was sich ob des Inhalts ebenfalls angeboten hätte) eher zu einem Abenteuerfilm mit Gruseltouch für die jüngeren Zuschauer. Besonders sticht dies ins Auge, wenn man die erste Stunde des Filmes mit der zweiten vergleicht. In den ersten sechzig Minuten nimmt man sich viel Zeit, die Atmosphäre zu entwickeln, entlarvt das Geheimnis des Parks Stück für Stück, bringt Charaktere in Stellung und - ganz wichtig - gibt sich expositionellen Szenen hin. Dabei entpuppt sich besonders aufgrund des lebhaften Spiels aller Akteure eben jenes Vorgehen als höchst unterhaltsam, ohne, dass der Film wirklich spannend werden muss, es ist faszinierend genug, mit den (bewusst schlicht gehaltenen) Charakteren den Park und seine Attraktionen zu entdecken.
Besonders hier gelingt es Spielberg, seine technischen Stärken voll und ganz auszuspielen. Die getricksten Dinosaurier sehen einfach nur fantastisch aus und man darf ohne zu zögern von einem Triumph der Effektarbeit sprechen. Nie zweifelt man an den unwirklichen Kreaturen, sondern sie erscheinen von vornherein als absolut lebensnah und zum Anfassen echt, was den Grundplot des Filmes erst wirklich glaubwürdig macht. Die Szenen im Besucherzentrum, in dem die Experten sofort durchdrehen und wissen wollen, wie das alles funktioniert, spiegelt praktisch direkt den Wunsch des Zuschauers wieder, der ins glatte Staunen verfällt. Nebenbei setzen auch überraschend treffende Besetzungen in kleineren Rollen wie Samuel L. Jackson, Richard Attenborough, aber am meisten der abgedrehte Auftritt von Wayne Knight ein paar schauspielerische Akzente. Als der Film sich dann in den Park traut und das eigentliche Abenteuer beginnt, gelingt Spielberg recht mittig im Film eine brillant inszenierte Sequenz, die von Kameramann Dean Cundey großartig fotografiert ist: Der Angriff eines T-Rexs auf die Besichtigenden, bei dem man sich (wie die Figuren im Film) kaum zu bewegen traut und welche klar den Höhepunkt der Geschichte darstellt. Doch bereits der Ausgang der Szene offenbart die großen Schwächen im Konzept des filmischen Freizeitvergnügens: die unbedingte Hingabe zum Familienfilm.
Denn ohne die Vorlage wirklich mit der nötigen Konsequenz ins Kino zu transportieren, hält Spielberg an seiner Idee des Familienthemas fest und so gerät die zweite Stunde zu einer recht müden und routinierten Episodenerzählung über Grants Flucht vor den Bestien mit zwei Kindern, die leider weder sonderlich viel schauspielerisches Talent aufweisen, noch wirklich authentisch und "menschlich" wirken, da ihen die Regie oft zu viele Talente zugesteht. Dass zudem mit Goldblum und Knight die beiden größten Glanzlichter recht schnell aus der Geschichte genommen werden und der Film sich zunehmend auf die profillose Rolle der blassen Laura Dern fokussiert, ist ein zusätzliches Ärgernis. Doch wirklich schade an der zweiten Hälfte ist, dass sie zwar durchaus unterhalten kann, allerdings jedes mögliche Potential an allen Ecken und Enden liegen lässt. Die Veloceraptoren können trotz ihrer bedrohlichen Einführung nie wirklich ängstigen, weil im Hinblick auf die Freigabe niemand mal so richtig blutig von hinnen scheiden darf und zudem sowieso wenn dann nur möglichst belanglose Nebencharaktere (teilweise sogar im Off) ihr Leben lassen. Zusätzliche Gefahrensituationen, in denen man um das Leben der Kinder bangen soll (wie eine recht einfallslose Jagd durch einen großen Küchenraum), leiden ebenfalls unter dieser Ausrichtung, da man Spielberg einen möglichen Tod der kindlichen Protagonisten bei der enormen Familientauglichkeit der Handlung ohnehin nicht abnimmt. Wenigstens erzeugt John Williams Score an einigen Momenten ein wenig Spannung, doch so richtig vermag "Jurassic Park" einen leider nicht zu packen.
Fazit: "Jurassic Park" wird sein Unterhaltsamkeitsfaktor zum Verhängnis, denn gerade die Gute-Laune-Stimmung des Filmes und die fehlende Brutalität und Kompromisslosigkeit lassen die Reise um Leben und Tod durch den Dinosaurier-Park eher wie einen gemütlichen Spaziergang und eine romangetreuere Umsetzung mit den ursprünglichen Kernthemen verlockend erscheinen, doch gestaltet sich Spielbergs technischer Meilenstein immer noch als durchweg unterhaltsames Familienkino, bei dem man ob seiner Ausrichtung für die jüngere Zielgruppe gerne mal ein Auge zudrücken kann.
Würde dir in vielen Punkten zustimmen, sehe den Film aber etwas stärker, nicht zuletzt wegen Spielbergs inszenatorischem Talent und dem sehr ökonomischen Einsatz der Effekte. Da du mehrfach auf die Romanvorlage verweist: Die habe ich neulich gelesen, finde den Film aber klar überlegen. Die Wissenschaftskritik kommt leider irgendwann sehr mit dem Holzhammer und wo wir im Film zwei superkluge Kinder mit den Fachgebieten Computer und Dinos haben, da wir das im Buch ja noch mal potenziert, wenn der Junge nicht nur alles über Dinos weiß, sondern auch noch die Computer bedient, die kein Erwachsener versteht, während die Schwester ja nur dazu da ist doofe Frage zu stellen, in Gefahr zu geraten und die anderen Gefahr zu bringen. Sicherlich ist das Buch in Sachen Sterberate und Opferwahl mutiger als der Film, dafür (meines Erachtens) in anderen Punkten klar unterlegen.
Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
Marvel will auch mal wieder...
Marvels Ant-Man
Zwölf Filme in sieben Jahren: Das muss den Jungs vom Marvel Cinematic Universe erstmal einer nachmachen. Neben dem zweiten großen Crossover der Avengers-Heldentruppe wirkt ihr zweiter Streich 2015 "Ant-Man" allerdings ein paar deutliche Nummern kleiner und man orientierte sich sichtbar am Erstling des Franchises: "Iron Man". Nicht nur, dass die Handlung recht ähnlich aufgebaut ist und die Filme einige Charaktere beinahe identisch haben, reduziert man die heftigen Bombastanteile eines "Age of Ultron" hier merklich auf ein Minimum und Regie-Neuling Peyton Reed mischt zur bescheideneren Ausrichtung zudem ein nötiges Maß an komödiantischen Einlagen hinzu, wobei der Humor deutliche Ähnlichkeiten zu Marvels 2014er Sci-Fi-Hit "Guardians of the Galaxy" aufweist. So wirkt "Ant-Man" zwar auf den ersten Blick in der Tat frischer, ist auf den zweiten dann allerdings leider doch nur noch halb so interessant.
Was an "Ant-Man" hervorragend funktioniert und das ohne wenn und aber, ist die Inszenierung der Fähigkeit des Helden. Obwohl das Schrumpfen auf Ameisengröße schnell hätte peinlich werden können, bekommt Reed es ansprechend hin, mit durchaus gelungenen Effekten, die nicht immer hundertprozentig echt wirken, dies allerdings auch gar nicht müssen, das ganze immerhin glaubhaft dem Publikum zu verkaufen. Und auch wenn das Kontrollieren von Ameisen nach pubertierendem Unsinn klingt, funktioniert die etwas verrückte und abgedrehte Flohzirkusnummer erstaunlicherweise. Das ganze glückt vor allem aber deshalb, weil Hauptdarsteller Paul Rudd als Protagonist ähnlich wie Chris Pratt in "Guardians of the Galaxy" einfach einen ganz eigenen Charme hat und einem schnell sympathisch wird und weil er mit seinen Reaktionen auf so manch bescheuerten Einfall dem Zuschauer gerne aus der Seele spricht. Überhaupt ist er der Hauptgrund für alles, was an "Ant-Man" funktioniert, sämtliche wirkenden Gags und Slapstick-Einlagen laufen praktisch vollständig über und mit ihm und auch die besten Momente der Actionszenen sind stets die, in denen man (meist durch seine Kommentare) seine Reaktionen auf alles erfährt. So macht Ant-Man verständlicherweise in der ersten Hälfte, die hauptsächlich den Charakter einführt, etwas mehr Spaß als im zweiten actionlastigen Teil, obwohl auch dieser handwerklich auf gewohnt hohem Marvel-Niveau inszeniert ist.
Wie oben erwähnt, alle funktionierenden lustigen Szenen funktionieren durch Rudd. Leider gibt es eben aber auch nicht funktionierende Szenen. Denn während das Entdecken der Schrumpffähigkeit an sich einige wirklich witzige Ideen bereithält, gibt es - wie schon beim Guardians-Film - ganze Charaktere oder Szenarien und auch wieder ein eigenwilliger Musik-Einsatz, wobei alles einzig und allein auf plumpe Lacher abzielt, nur dass dieser Streich beim zweiten Mal nicht mehr so wirklich aufgeht. Überhaupt sieht es auf charakterlicher Ebene dieses Mal erheblich düster aus. Der großartige Michael Douglas wirkt in seiner Standard-Mentoren-Rolle durchgehend unterfordert und die bezaubernde Evangeline Lilly als Love Interest wirkt aufgrund ihrer argen Belanglosigkeit für die Handlung sogar noch austauschbarer als eine Natalie Portman in "Thor". Dass mit diesem Background auch die dramatischeren Töne dieser beiden Charaktere (anders als der Handlungsstrang rund um Ant-Mans Tochter, der zu Herzen geht) sich nicht so recht einfügen, ist wohl kein allzu großes Wunder. Richtig schwach ist aber vor allem ein merklich aufgesetzt agierender Corey Stoll, der sich mit einem Gesichtsausdruck durch den Film manövriert und praktisch 1:1 Jeff Bridges "Iron Man"-Schurken kopieren darf, ohne selbstverständlich (auch dank der mies geschriebenen Rolle) je in einer Liga mit Bridges spielen zu können.
Dafür ist das Drehbuch beim zwölften Marvel-Abenteuer überraschend überzeugend, ohne viel neues zu bieten. Denn trotz der Tatsache, dass man das meiste an Handlungselementen und Konstellationen schon einmal gesehen hat, funktioniert dies im kleineren und weniger bombastischen Umfeld merklich besser als beim überfrachteten letzten Avengers-Blockbuster. Und an der ein oder anderen Stelle geht der Film sogar mal ein paar neue Wege und hat eine Handvoll wirklich cleverer Einfälle, auch wenn die letzten 10 Minuten viele Zuschauer als zu dick aufgetragen empfinden werden, so muss man doch festhalten, dass sich die beinahe schon Heist-Movie-artige Herangehensweise an "Ant-Man" in gewisser Hinsicht bezahlt gemacht hat. Allgemein dürfte Reeds Film der erste Schritt in die richtige Richtung sein, um Marvel zu signalisieren, dass nur (noch deutlich mehr!) Abwechslung ihr Franchise am Leben erhalten wird, gerade der minimalistische Showdown wie hier gezeigt macht dorthingehend vieles richtig. Was dafür jedoch immer nerviger wird, sind die erzwungenen Verweise auf andere Marvel-Filme. So wirkt eine recht lange Sequenz, die durch den Gastauftritt eines Avengers bestimmt wird, reichlich erzwungen und unnötig in die Handlung gepresst, wie auch mehrere Gastauftritte und Referenzen keinesfalls nötig gewesen wären.
Fazit: "Marvels Ant-Man" ist ein Film, der recht gelungen mit seinen handlungseigenen Albernheiten umgeht, dabei aber selbst ein paar zu viele davon einbaut und insgesamt den richtigen Ton zwischen Drama und Humor nicht immer trifft, aber weit davon entfernt ist, nicht durchgehend unterhaltsam zu sein. Gerade in seiner Wirkung und Ausrichtung erinnert er daher qualitativ etwas an den ersten Film der "Thor"-Reihe. Visuell macht er außerdem so richtig was her und dank Paul Rudd, der als einziger Schauspieler wirklich prägnant aufzufallen weiß, bietet Marvel erneut familienfreundliche und seichte Abend-Unterhaltung, die sich noch ein bisschen mehr hätte trauen dürfen. Damit ist "Ant-Man" irgendwie ein wenig die filmische Ausgabe eines Schülers oder Studenten, welcher bei der Notenbesprechung die Warnung vom Lehrer bekommt, dass die bisherigen Leistungen "gerade noch ausreichend" seien. Nun gilt es für Marvel daher 2016 besonders eines: Den Anschluss nicht zu verlieren.
Zwölf Filme in sieben Jahren: Das muss den Jungs vom Marvel Cinematic Universe erstmal einer nachmachen. Neben dem zweiten großen Crossover der Avengers-Heldentruppe wirkt ihr zweiter Streich 2015 "Ant-Man" allerdings ein paar deutliche Nummern kleiner und man orientierte sich sichtbar am Erstling des Franchises: "Iron Man". Nicht nur, dass die Handlung recht ähnlich aufgebaut ist und die Filme einige Charaktere beinahe identisch haben, reduziert man die heftigen Bombastanteile eines "Age of Ultron" hier merklich auf ein Minimum und Regie-Neuling Peyton Reed mischt zur bescheideneren Ausrichtung zudem ein nötiges Maß an komödiantischen Einlagen hinzu, wobei der Humor deutliche Ähnlichkeiten zu Marvels 2014er Sci-Fi-Hit "Guardians of the Galaxy" aufweist. So wirkt "Ant-Man" zwar auf den ersten Blick in der Tat frischer, ist auf den zweiten dann allerdings leider doch nur noch halb so interessant.
Was an "Ant-Man" hervorragend funktioniert und das ohne wenn und aber, ist die Inszenierung der Fähigkeit des Helden. Obwohl das Schrumpfen auf Ameisengröße schnell hätte peinlich werden können, bekommt Reed es ansprechend hin, mit durchaus gelungenen Effekten, die nicht immer hundertprozentig echt wirken, dies allerdings auch gar nicht müssen, das ganze immerhin glaubhaft dem Publikum zu verkaufen. Und auch wenn das Kontrollieren von Ameisen nach pubertierendem Unsinn klingt, funktioniert die etwas verrückte und abgedrehte Flohzirkusnummer erstaunlicherweise. Das ganze glückt vor allem aber deshalb, weil Hauptdarsteller Paul Rudd als Protagonist ähnlich wie Chris Pratt in "Guardians of the Galaxy" einfach einen ganz eigenen Charme hat und einem schnell sympathisch wird und weil er mit seinen Reaktionen auf so manch bescheuerten Einfall dem Zuschauer gerne aus der Seele spricht. Überhaupt ist er der Hauptgrund für alles, was an "Ant-Man" funktioniert, sämtliche wirkenden Gags und Slapstick-Einlagen laufen praktisch vollständig über und mit ihm und auch die besten Momente der Actionszenen sind stets die, in denen man (meist durch seine Kommentare) seine Reaktionen auf alles erfährt. So macht Ant-Man verständlicherweise in der ersten Hälfte, die hauptsächlich den Charakter einführt, etwas mehr Spaß als im zweiten actionlastigen Teil, obwohl auch dieser handwerklich auf gewohnt hohem Marvel-Niveau inszeniert ist.
Wie oben erwähnt, alle funktionierenden lustigen Szenen funktionieren durch Rudd. Leider gibt es eben aber auch nicht funktionierende Szenen. Denn während das Entdecken der Schrumpffähigkeit an sich einige wirklich witzige Ideen bereithält, gibt es - wie schon beim Guardians-Film - ganze Charaktere oder Szenarien und auch wieder ein eigenwilliger Musik-Einsatz, wobei alles einzig und allein auf plumpe Lacher abzielt, nur dass dieser Streich beim zweiten Mal nicht mehr so wirklich aufgeht. Überhaupt sieht es auf charakterlicher Ebene dieses Mal erheblich düster aus. Der großartige Michael Douglas wirkt in seiner Standard-Mentoren-Rolle durchgehend unterfordert und die bezaubernde Evangeline Lilly als Love Interest wirkt aufgrund ihrer argen Belanglosigkeit für die Handlung sogar noch austauschbarer als eine Natalie Portman in "Thor". Dass mit diesem Background auch die dramatischeren Töne dieser beiden Charaktere (anders als der Handlungsstrang rund um Ant-Mans Tochter, der zu Herzen geht) sich nicht so recht einfügen, ist wohl kein allzu großes Wunder. Richtig schwach ist aber vor allem ein merklich aufgesetzt agierender Corey Stoll, der sich mit einem Gesichtsausdruck durch den Film manövriert und praktisch 1:1 Jeff Bridges "Iron Man"-Schurken kopieren darf, ohne selbstverständlich (auch dank der mies geschriebenen Rolle) je in einer Liga mit Bridges spielen zu können.
Dafür ist das Drehbuch beim zwölften Marvel-Abenteuer überraschend überzeugend, ohne viel neues zu bieten. Denn trotz der Tatsache, dass man das meiste an Handlungselementen und Konstellationen schon einmal gesehen hat, funktioniert dies im kleineren und weniger bombastischen Umfeld merklich besser als beim überfrachteten letzten Avengers-Blockbuster. Und an der ein oder anderen Stelle geht der Film sogar mal ein paar neue Wege und hat eine Handvoll wirklich cleverer Einfälle, auch wenn die letzten 10 Minuten viele Zuschauer als zu dick aufgetragen empfinden werden, so muss man doch festhalten, dass sich die beinahe schon Heist-Movie-artige Herangehensweise an "Ant-Man" in gewisser Hinsicht bezahlt gemacht hat. Allgemein dürfte Reeds Film der erste Schritt in die richtige Richtung sein, um Marvel zu signalisieren, dass nur (noch deutlich mehr!) Abwechslung ihr Franchise am Leben erhalten wird, gerade der minimalistische Showdown wie hier gezeigt macht dorthingehend vieles richtig. Was dafür jedoch immer nerviger wird, sind die erzwungenen Verweise auf andere Marvel-Filme. So wirkt eine recht lange Sequenz, die durch den Gastauftritt eines Avengers bestimmt wird, reichlich erzwungen und unnötig in die Handlung gepresst, wie auch mehrere Gastauftritte und Referenzen keinesfalls nötig gewesen wären.
Fazit: "Marvels Ant-Man" ist ein Film, der recht gelungen mit seinen handlungseigenen Albernheiten umgeht, dabei aber selbst ein paar zu viele davon einbaut und insgesamt den richtigen Ton zwischen Drama und Humor nicht immer trifft, aber weit davon entfernt ist, nicht durchgehend unterhaltsam zu sein. Gerade in seiner Wirkung und Ausrichtung erinnert er daher qualitativ etwas an den ersten Film der "Thor"-Reihe. Visuell macht er außerdem so richtig was her und dank Paul Rudd, der als einziger Schauspieler wirklich prägnant aufzufallen weiß, bietet Marvel erneut familienfreundliche und seichte Abend-Unterhaltung, die sich noch ein bisschen mehr hätte trauen dürfen. Damit ist "Ant-Man" irgendwie ein wenig die filmische Ausgabe eines Schülers oder Studenten, welcher bei der Notenbesprechung die Warnung vom Lehrer bekommt, dass die bisherigen Leistungen "gerade noch ausreichend" seien. Nun gilt es für Marvel daher 2016 besonders eines: Den Anschluss nicht zu verlieren.
Mission: Impossible III
Zehn Jahre nach dem ersten Teil, sechs Jahre nach dem ersten Sequel, präsentiert Actionheld Tom Cruise den dritten Teil seiner "Mission: Impossible"-Reihe, die bislang alles zu sein scheint, außer eine echte Filmreihe. Während sich Teil 1 von Regisseur Brian De Palma schließlich noch als verzwicktes Agentenverwirrspiel entpuppte, zeigte John Woo in der Fortsetzung, wie ein völlig überstylter Hongkong-Actioner mit US-amerikanischen Elementen gewürzt aussehen kann. Und auch Regie-Debütant J. J. Abrams, der für den dritten Ableger angeheuert wurde, schafft es nicht, den kaum zusammenhängenden Abenteuern des IMF-Agenten Ethan Hunt eine klare Linie zu geben und stilistisch auf Kurs zu bringen. Allerdings weniger, weil er sich, wie seine beiden Vorgänger, in einer eigenen individuellen Marschrichtung verirrt, sondern er in diesem Fall leider in müder Hochglanzoptik eine recht einfallslose Hetzjagd um den Globus à la "James Bond 007" runtererzählt.
Dabei ist die erste Szene des Filmes eine faustdicke Überraschung und die Idee, einen großen Action-Blockbuster mit einem kleinen kammerspielartigen Dialog zu beginnen, um daraufhin inhaltlich vor diesem anzusetzen, gestaltet sich als richtig schön fies. Doch was inhaltlich daraufhin kommt, ist leider nicht der Rede wert. Schon "Mission: Impossible II" unterforderte sein Publikum gerne mal ein wenig, nur hatte ein John Woo die inszenatorische Kraft, dieses durch seine stark ästhetischen Actionszenen zu kaschieren. Doch Abrams fehlt diesbezüglich eine eigene Note oder überhaupt ein gelungener Aufhänger. Zu Beginn schafft er es noch, einem Actioninferno in Berlin mit anschließender Helikopterjagd den nötigen Pepp zu geben, doch im Folgenden bekommt er immer mehr damit zu kämpfen, dass seine Handlung zu keinem Zeitpunkt auch nur das geringste Maß an Interesse wecken kann. Unter diesem Gesichtspunkt verschenkt seine Regie daher auch eine der eigentlich großen Stärken von "Mission: Impossible III": Philip Seymour Hoffman. Die Performance, welche dieser als Antagonist an den Tag legt, ist höchst gelungen und geprägt von purer Arroganz und Selbstüberschätzung. Leider ist seine Motivation im Film ein simpler MacGuffin, der, da er Hunt zu der Suche nach eben diesem drängt, auch noch mit dafür verantwortlich ist, dass er selbst kaum Szenen und erst recht keine Momente mit Cruises Heldenfigur hat. So bleibt sein Schurke trotz starken Spiels ziemlich blass.
Doch nach einer weiteren gelungenen Passage rund um den Vatikan und Umgebung, welche zum ersten Mal echte Ensemble-Stimmung im Franchise aufkommen lässt, verliert Abrams seine simple Geschichte völlig aus den Augen. Zwar sind alle Actionszenen auch im späteren Verlauf hervorragend anzusehen und die Stuntarbeit mehr als einmal waghalsig und riskant, doch durch Abrams wackelnde Handkameraoptik will das alles nicht so recht überwältigend wirken, die tollen Bilder und handwerklich beeindruckenden Sequenzen lassen einen so völlig kalt. Ein selbes Schicksal wird den Figuren zuteil, da weder Cruise (der mal wieder sich selbst spielt, dies aber mit Charisma und Engagement ausführt) und Film-Ehefrau Michelle Monaghan, noch das IMF-Team rund um Laurence Fishburne, Wiederholungstäter Ving Rhames, Jonathan Rhys Meyers oder der hinreißend attraktiven Maggie Q über ihren Status als Stereotypen hinauskommen. Zwar bot auch der direkte Vorgänger nichts anderes, doch Woo nutzte die zweckdienlichen Charaktere und die nicht minder zweckdienliche Handlung für den Aufbau einer Atmosphäre und konzentrierte sich eher auf eine filminnere Spannung, während Abrams leider seinem Alibiplot und den wenig überraschenden Twists volle Aufmerksamkeit verleiht und das ganze gleichzeitig auch noch mit so viel ernsthaftem Pathos und ohne humoristische Auflockerungen, wie man es vom britischen 00-Vorbild gewohnt ist, runterrattert, dass es nicht wirklich mitreißt.
Wenn "Mission: Impossible III" sich allerdings den Vorwurf gefallen lassen muss, ziemliche Längen aufzuweisen, sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die Ausstattung des Filmes ein Genuss ist. Ob nun der erwähnte Vatikan, die späteren Shanghai-Szenen oder eine riesige Autobahnbrücke, auf der eine beeindruckend harte und kompromisslose Materialschlacht losbricht, Fakt ist, nicht nur wegen Maggie Q im roten Cocktailkleid sollte die dritte unmögliche Mission als wahrer Augenschmaus festgehalten werden. Und wie bereits aufgeführt, kracht es in den Actionszenen, die, trotz eines deutlichen Ermüdungseffekts zum Ende hin, viel Futter fürs Auge bieten. Ganz große Klasse ist Abrams Version der unmöglichen Mission in diesem Film: Wenn Hunt in einen Wolkenkratzer per Seilschaukel einsteigt und die Vorgänge im Inneren des Gebäudes dieses Mal auf etwas andere Art präsentiert werden, hat das viel vom Alleinstellungsmerkmal, den bereits der Einbruch im CIA-Hauptquartier im Erstling innehatte. Michael Giacchinos Score hingegen vermag ein wenig zu enttäuschen und gibt sich etwas zu theatralisch, verlässt sich dafür in den wichtigen Momenten aber auf das musikalische Hauptthema von Lalo Schifrin, welches zum absoluten Alleinstellungsmerkmal der Reihe geworden ist, nach dem die Filme ein solches leider nicht herauskristallisieren konnten.
Fazit: Vielleicht klingt es etwas hart, "Mission: Impossible III" als langweilig zu bezeichnen, denn in den knallharten Gefechten oder bei den lebensgefährlichen Stunts ist es wohl kaum möglich, seinen Blick von der Leinwand abzuwenden. Leider bietet Abrams allerdings ansonsten wenig, was zu begeistern vermag. Die Handlung und die handelnden Akteure schaffen es kaum, Aufmerksamkeit zu erwecken und die Inszenierung bleibt zu konventionell und Wackelkamera-lastig, um den Film als eigenes geschlossenes Kunstwerk erachten zu können. So ist der Versuch der Wiederbelebung eines nicht existenten Franchises leider nicht mehr als Popcornkino ohne jeden Nährwert, dass, um eine halbe Stunde gestrafft, dafür mit wesentlich mehr Humor und ohne unnötige dramatische Einlagen erzählt, sicherlich um einiges besser hätte funktionieren können, in dieser Form allerdings nicht wirklich fesseln kann.
Zehn Jahre nach dem ersten Teil, sechs Jahre nach dem ersten Sequel, präsentiert Actionheld Tom Cruise den dritten Teil seiner "Mission: Impossible"-Reihe, die bislang alles zu sein scheint, außer eine echte Filmreihe. Während sich Teil 1 von Regisseur Brian De Palma schließlich noch als verzwicktes Agentenverwirrspiel entpuppte, zeigte John Woo in der Fortsetzung, wie ein völlig überstylter Hongkong-Actioner mit US-amerikanischen Elementen gewürzt aussehen kann. Und auch Regie-Debütant J. J. Abrams, der für den dritten Ableger angeheuert wurde, schafft es nicht, den kaum zusammenhängenden Abenteuern des IMF-Agenten Ethan Hunt eine klare Linie zu geben und stilistisch auf Kurs zu bringen. Allerdings weniger, weil er sich, wie seine beiden Vorgänger, in einer eigenen individuellen Marschrichtung verirrt, sondern er in diesem Fall leider in müder Hochglanzoptik eine recht einfallslose Hetzjagd um den Globus à la "James Bond 007" runtererzählt.
Dabei ist die erste Szene des Filmes eine faustdicke Überraschung und die Idee, einen großen Action-Blockbuster mit einem kleinen kammerspielartigen Dialog zu beginnen, um daraufhin inhaltlich vor diesem anzusetzen, gestaltet sich als richtig schön fies. Doch was inhaltlich daraufhin kommt, ist leider nicht der Rede wert. Schon "Mission: Impossible II" unterforderte sein Publikum gerne mal ein wenig, nur hatte ein John Woo die inszenatorische Kraft, dieses durch seine stark ästhetischen Actionszenen zu kaschieren. Doch Abrams fehlt diesbezüglich eine eigene Note oder überhaupt ein gelungener Aufhänger. Zu Beginn schafft er es noch, einem Actioninferno in Berlin mit anschließender Helikopterjagd den nötigen Pepp zu geben, doch im Folgenden bekommt er immer mehr damit zu kämpfen, dass seine Handlung zu keinem Zeitpunkt auch nur das geringste Maß an Interesse wecken kann. Unter diesem Gesichtspunkt verschenkt seine Regie daher auch eine der eigentlich großen Stärken von "Mission: Impossible III": Philip Seymour Hoffman. Die Performance, welche dieser als Antagonist an den Tag legt, ist höchst gelungen und geprägt von purer Arroganz und Selbstüberschätzung. Leider ist seine Motivation im Film ein simpler MacGuffin, der, da er Hunt zu der Suche nach eben diesem drängt, auch noch mit dafür verantwortlich ist, dass er selbst kaum Szenen und erst recht keine Momente mit Cruises Heldenfigur hat. So bleibt sein Schurke trotz starken Spiels ziemlich blass.
Doch nach einer weiteren gelungenen Passage rund um den Vatikan und Umgebung, welche zum ersten Mal echte Ensemble-Stimmung im Franchise aufkommen lässt, verliert Abrams seine simple Geschichte völlig aus den Augen. Zwar sind alle Actionszenen auch im späteren Verlauf hervorragend anzusehen und die Stuntarbeit mehr als einmal waghalsig und riskant, doch durch Abrams wackelnde Handkameraoptik will das alles nicht so recht überwältigend wirken, die tollen Bilder und handwerklich beeindruckenden Sequenzen lassen einen so völlig kalt. Ein selbes Schicksal wird den Figuren zuteil, da weder Cruise (der mal wieder sich selbst spielt, dies aber mit Charisma und Engagement ausführt) und Film-Ehefrau Michelle Monaghan, noch das IMF-Team rund um Laurence Fishburne, Wiederholungstäter Ving Rhames, Jonathan Rhys Meyers oder der hinreißend attraktiven Maggie Q über ihren Status als Stereotypen hinauskommen. Zwar bot auch der direkte Vorgänger nichts anderes, doch Woo nutzte die zweckdienlichen Charaktere und die nicht minder zweckdienliche Handlung für den Aufbau einer Atmosphäre und konzentrierte sich eher auf eine filminnere Spannung, während Abrams leider seinem Alibiplot und den wenig überraschenden Twists volle Aufmerksamkeit verleiht und das ganze gleichzeitig auch noch mit so viel ernsthaftem Pathos und ohne humoristische Auflockerungen, wie man es vom britischen 00-Vorbild gewohnt ist, runterrattert, dass es nicht wirklich mitreißt.
Wenn "Mission: Impossible III" sich allerdings den Vorwurf gefallen lassen muss, ziemliche Längen aufzuweisen, sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die Ausstattung des Filmes ein Genuss ist. Ob nun der erwähnte Vatikan, die späteren Shanghai-Szenen oder eine riesige Autobahnbrücke, auf der eine beeindruckend harte und kompromisslose Materialschlacht losbricht, Fakt ist, nicht nur wegen Maggie Q im roten Cocktailkleid sollte die dritte unmögliche Mission als wahrer Augenschmaus festgehalten werden. Und wie bereits aufgeführt, kracht es in den Actionszenen, die, trotz eines deutlichen Ermüdungseffekts zum Ende hin, viel Futter fürs Auge bieten. Ganz große Klasse ist Abrams Version der unmöglichen Mission in diesem Film: Wenn Hunt in einen Wolkenkratzer per Seilschaukel einsteigt und die Vorgänge im Inneren des Gebäudes dieses Mal auf etwas andere Art präsentiert werden, hat das viel vom Alleinstellungsmerkmal, den bereits der Einbruch im CIA-Hauptquartier im Erstling innehatte. Michael Giacchinos Score hingegen vermag ein wenig zu enttäuschen und gibt sich etwas zu theatralisch, verlässt sich dafür in den wichtigen Momenten aber auf das musikalische Hauptthema von Lalo Schifrin, welches zum absoluten Alleinstellungsmerkmal der Reihe geworden ist, nach dem die Filme ein solches leider nicht herauskristallisieren konnten.
Fazit: Vielleicht klingt es etwas hart, "Mission: Impossible III" als langweilig zu bezeichnen, denn in den knallharten Gefechten oder bei den lebensgefährlichen Stunts ist es wohl kaum möglich, seinen Blick von der Leinwand abzuwenden. Leider bietet Abrams allerdings ansonsten wenig, was zu begeistern vermag. Die Handlung und die handelnden Akteure schaffen es kaum, Aufmerksamkeit zu erwecken und die Inszenierung bleibt zu konventionell und Wackelkamera-lastig, um den Film als eigenes geschlossenes Kunstwerk erachten zu können. So ist der Versuch der Wiederbelebung eines nicht existenten Franchises leider nicht mehr als Popcornkino ohne jeden Nährwert, dass, um eine halbe Stunde gestrafft, dafür mit wesentlich mehr Humor und ohne unnötige dramatische Einlagen erzählt, sicherlich um einiges besser hätte funktionieren können, in dieser Form allerdings nicht wirklich fesseln kann.
Ich bin also nicht der einzige, den das anödete? Beruhigendes Gefühl!SFI hat geschrieben:Gerade der extrem lahme Endkampf könnte im Duden gut als Synonym für Langeweile stehen.
Gerade das "große Finale" in China, dass komplett nach Studioaufnahmen wirkt, war wirklich eine lahme Nummer, wenn der Hoffman da minutenlang den Cruise durch die Gegend prügelt und dieser dann gefühlte Ewigkeiten von seiner Frau reanimiert wird, sogar noch in Zeitlupe, weil ja niemandem im Kinosaal klar ist, wie die Sache ausgehen wird. Schade, mochte sowohl die 1 als auch die 2, waren zwar auch nicht wirklich spannend, aber filmisch immerhin eigenständig, dass hier ist nur arg beliebiger Sekundär-Käse. Hätte mich im Kino vielleicht etwas mehr beeindruckt, wirkt aber mittlerweile gar nicht mehr.
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