Filmtagebuch: Wallnuss
Moderator: SFI
Vielleicht muss ich den mal wieder sehen. Hab den zwei mal im Kino geschaut und halte ihn basierend auf den Eindrücken für den besten der Reihe, deren Filme ich allerdings alle relativ nah beieinander im Bereich von "ganz nett" einsortieren würde. Am schwächsten finde ich seltsamerweise die 1, die mir lediglich um drei Szenen herum gestrickt scheint: Auftaktfiasko, Einbruch, Finale - dazwischen nur Füllmaterial.
Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
Same here, Teil 1 mag ich am allerwenigsten, Teil 2 ist der Höhepunkt und Teil 3 und 4 auf einer Ebene mit mehr als nur soliden Werten. Zumal Teil drei definitiv den besten Bösewicht der Reihe hatte. Dass der keinen Martial Arts Endkampf bestreiten würde, war aber schon weit im Vorfeld klar
In diesem Sinne:
freeman
In diesem Sinne:
freeman
Da gehe ich weitestgehend mit...;)freeman hat geschrieben:Same here, Teil 1 mag ich am allerwenigsten, Teil 2 ist der Höhepunkt und Teil 3 und 4 auf einer Ebene mit mehr als nur soliden Werten. Zumal Teil drei definitiv den besten Bösewicht der Reihe hatte. Dass der keinen Martial Arts Endkampf bestreiten würde, war aber schon weit im Vorfeld klar
In diesem Sinne:
freeman
Mission: Impossible - Phantom Protokoll
Von 1996 bis 2006 versuchte sich Tom Cruise ganze dreimal daran, eine amerikanische Alternative zum populären britischen "James Bond 007"-Franchise im Kino zu etablieren. Doch nach dem weder Suspense-Meister Brian De Palma noch Actionballett-Choreograph John Woo oder der einstige TV-Regisseur J. J. Abrams mit ihren jeweiligen individuellen Actionstreifen vollständig überzeugen konnten, gelingt nun ausgerechnet Animationsfilmvisionär Brad Bird, was seine Vorgänger nicht zu Stande brachten und bringt "Mission: Impossible" nach 15 Jahren Wartezeit das erste Mal wirklich auf Bondkurs. Dass die Geschichte dabei nicht neu und streckenweise deftig unlogisch ist: Geschenkt!
"Endlich", möchte man laut ausrufen. Während De Palma und Woo visuell beeindruckend inszenierten, aber sich jeweils mit ihren Handlungen verzettelten und Abrams gleich auf Stil und Handlung verzichtete, findet Bird einen hervorragenden Mittelweg aus zweckdienlicher Handlung, nachvollziehbaren Charakteren, Gruppendynamik, da er als erster ein richtiges Team in den Vordergrund stellt und stilvoller Action. Doch ergänzt Bird das Franchise um einen neuen wichtigen Bestandteil, der in den vorherigen drei Filmen keinen Platz finden konnte: Spaß. "Phantom Protokoll" nimmt sich selbst kein bisschen ernst und wartet mit so mancher selbstironischen Einlage auf, selbst Überheld Ethan Hunt, den der wie immer äußerst charismatische Tom Cruise verkörpert, scheitert hier mal und wird so trotz aller Coolness und Unnahrbarkeit vermenschlicht. Grandios auch, wie Bird mit den technischen Gadgets, die mal wieder sehr einfallsreich geraten sind, spielt, wie auch diese einmal nicht funktionieren und zu Improvisationen führen. Dass dies zudem Situationskomik-Meister Simon Pegg, dessen Q-ähnlicher Cameo aus dem dritten Teil hier zur Hauptrolle ausgebaut wird, sehr zu gute kommt und er sich meist durch besagte Fehlschläge ein paar herrlich amüsante Wortgefechte mit den anderen Teammitgliedern liefern muss, versteht sich schon fast von selbst.
Auch der oberflächliche Plot scheint direkt vom Vorbild 007 übernommen, so baut das Drehbuch in der ersten Hälfte eine Situation ähnlich der klassischen Kalter-Krieg-Konfrontationen auf und wie in so manchem Bond-Klassiker muss das Auslösen eines globalen Atomkrieges verhindert werden. Dabei jagen Hunt und Team zwar, wie in der Reihe üblich, verschiedenen MacGuffins nach, doch während Teil 3 mit seiner "Hasenpfote" kein Interesse erwecken konnte, weiß Bird mit der episodenfilm-artigen Spannung viel besser umzugehen und bettet jede neue unmögliche Mission in ein brillant inszeniertes Actionsetpiece ein, ob das nun eine Spionage-Aufklärungsaktion im Kreml, eine atemberaubende (echte!) Kletterpartie am Burj Khalifa in Dubai, eine High-Speed-Autoverfolgungsjagd in einem Sandsturm oder das interessante, weil reduzierte Finale in Mumbai ist, keine Actionszene gleicht der anderen, jede bekommt einen eigenen Ton und dennoch sind Spaß und Spannung immer das Hauptaugenmerk und der Film verliert nie seinen Fokus, auch, weil Kameraarbeit, echte Stunts, CGI-Effekte und der Schnitt stets Hand in Hand gehen. Großartig ist hinzukommend, wie Bird trotz 120 Minuten Action pur immer wieder zum richtigen Zeitpunkt Ruhepausen einbaut, die völlig überraschend dann noch mit spannenden Wendungen, wie den Kniff um Jeremy Renners charismatisch-explosiven Protagonisten garniert werden. Paula Patton, die das vierköpfige Team vervollständigt, sorgt außerdem für die nötige Portion Sex und ist neben den hinreißend schönen Locations der größte Blickfang des Filmes.
Doch es ist besonders Birds Inszenierung, die den Film zu einem baldigen Kultfilm werden lässt. So fällt nicht einmal auf, dass streckenweise ganze halbstündige Episoden, wie die Dubai-Geschichte unlogisch wie ein Kropf sind oder der Film bis auf drei kurze Alibi-Auftritte des Schweden Michael Nyqvist (dessen Spiel so aufregend wie ein IKEA-Schrank ist) gar keinen richtigen Antagonisten vorzuweisen hat, da Bird über diese von ihm selbst erkannten Schwachstellen ohne Probleme hinweg inszeniert. Die MacGuffin-Jagd und der eigenständige Touch des Filmes, aber besonders das Spiel mit Mission: Impossible und James Bond Klischees funktioniert so absurd gut, dass man kleine dramaturgische Schwachstellen gerne durchgehen lässt. Einzig um Lea Seydoux Rolle, die etwas zu früh das Zeitliche segnet, ist es schade, ansonsten weiß selbst der kritische Zuschauer einfach nicht, was er am vierten Mission: Impossible kritisieren sollte. Wie beim Unterhaltungsmeisterwerk "James Bond 007: Der Spion, der mich liebte" von Lewis Gilbert ist der Spaß so gewaltig, dass man über mögliche Kritikpunkte gar nicht nachdenken möchte. Schön, dass Bird sich besonders Gilberts Bondfilme als Inspiration herannahm und die besonderen lobenswerten Eigenschaften seiner Quelle perfekt verstanden und umgesetzt hat. Wenn dann noch "nebenbei" ein überaus kreatives Intro (dass den ganzen Film bereits vorweg nimmt) als optisches und Michael Giacchinos (im Vergleich zu seinem eigenen Score zu Abrams Film) deutlich lebhafterer Soundtrack, der mit dem berühmten Theme von Lalo Schifrin ähnlich selbstironisch umgeht, wie Bird mit der ganzen Reihe, als akustisches Schmankerl die Filmsause vervollständigen, bleibt nur zu fragen: Actionherz, was willst du mehr?
Fazit: Was "Der Spion, der mich liebte" für James Bond ist, ist "Phantom Protokoll" für Mission: Impossible. Obwohl man doch gerade nach dem enttäuschenden dritten Teil festhalten musste, dass die schon recht langlebige Reihe eigentlich ein Haufen heterogener Filme darstellt, vereint Bird mit seinem elegant-leichtfüßigen Actionkracher das beste aller Vorgänger und fügt eine gehörige Portion 007 und Eigeninitiative hinzu und erschafft damit neben "X-Men: Erste Entscheidung" das zweite Unterhaltungsmeisterwerk des Jahres 2011. Beruhigend zu wissen, dass derart eskapistische und ausufernde Filmspektakel auch heute noch in den richtigen Händen bestes Entertainment versprechen. Da wird sogar 007 neidisch.
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Von 1996 bis 2006 versuchte sich Tom Cruise ganze dreimal daran, eine amerikanische Alternative zum populären britischen "James Bond 007"-Franchise im Kino zu etablieren. Doch nach dem weder Suspense-Meister Brian De Palma noch Actionballett-Choreograph John Woo oder der einstige TV-Regisseur J. J. Abrams mit ihren jeweiligen individuellen Actionstreifen vollständig überzeugen konnten, gelingt nun ausgerechnet Animationsfilmvisionär Brad Bird, was seine Vorgänger nicht zu Stande brachten und bringt "Mission: Impossible" nach 15 Jahren Wartezeit das erste Mal wirklich auf Bondkurs. Dass die Geschichte dabei nicht neu und streckenweise deftig unlogisch ist: Geschenkt!
"Endlich", möchte man laut ausrufen. Während De Palma und Woo visuell beeindruckend inszenierten, aber sich jeweils mit ihren Handlungen verzettelten und Abrams gleich auf Stil und Handlung verzichtete, findet Bird einen hervorragenden Mittelweg aus zweckdienlicher Handlung, nachvollziehbaren Charakteren, Gruppendynamik, da er als erster ein richtiges Team in den Vordergrund stellt und stilvoller Action. Doch ergänzt Bird das Franchise um einen neuen wichtigen Bestandteil, der in den vorherigen drei Filmen keinen Platz finden konnte: Spaß. "Phantom Protokoll" nimmt sich selbst kein bisschen ernst und wartet mit so mancher selbstironischen Einlage auf, selbst Überheld Ethan Hunt, den der wie immer äußerst charismatische Tom Cruise verkörpert, scheitert hier mal und wird so trotz aller Coolness und Unnahrbarkeit vermenschlicht. Grandios auch, wie Bird mit den technischen Gadgets, die mal wieder sehr einfallsreich geraten sind, spielt, wie auch diese einmal nicht funktionieren und zu Improvisationen führen. Dass dies zudem Situationskomik-Meister Simon Pegg, dessen Q-ähnlicher Cameo aus dem dritten Teil hier zur Hauptrolle ausgebaut wird, sehr zu gute kommt und er sich meist durch besagte Fehlschläge ein paar herrlich amüsante Wortgefechte mit den anderen Teammitgliedern liefern muss, versteht sich schon fast von selbst.
Auch der oberflächliche Plot scheint direkt vom Vorbild 007 übernommen, so baut das Drehbuch in der ersten Hälfte eine Situation ähnlich der klassischen Kalter-Krieg-Konfrontationen auf und wie in so manchem Bond-Klassiker muss das Auslösen eines globalen Atomkrieges verhindert werden. Dabei jagen Hunt und Team zwar, wie in der Reihe üblich, verschiedenen MacGuffins nach, doch während Teil 3 mit seiner "Hasenpfote" kein Interesse erwecken konnte, weiß Bird mit der episodenfilm-artigen Spannung viel besser umzugehen und bettet jede neue unmögliche Mission in ein brillant inszeniertes Actionsetpiece ein, ob das nun eine Spionage-Aufklärungsaktion im Kreml, eine atemberaubende (echte!) Kletterpartie am Burj Khalifa in Dubai, eine High-Speed-Autoverfolgungsjagd in einem Sandsturm oder das interessante, weil reduzierte Finale in Mumbai ist, keine Actionszene gleicht der anderen, jede bekommt einen eigenen Ton und dennoch sind Spaß und Spannung immer das Hauptaugenmerk und der Film verliert nie seinen Fokus, auch, weil Kameraarbeit, echte Stunts, CGI-Effekte und der Schnitt stets Hand in Hand gehen. Großartig ist hinzukommend, wie Bird trotz 120 Minuten Action pur immer wieder zum richtigen Zeitpunkt Ruhepausen einbaut, die völlig überraschend dann noch mit spannenden Wendungen, wie den Kniff um Jeremy Renners charismatisch-explosiven Protagonisten garniert werden. Paula Patton, die das vierköpfige Team vervollständigt, sorgt außerdem für die nötige Portion Sex und ist neben den hinreißend schönen Locations der größte Blickfang des Filmes.
Doch es ist besonders Birds Inszenierung, die den Film zu einem baldigen Kultfilm werden lässt. So fällt nicht einmal auf, dass streckenweise ganze halbstündige Episoden, wie die Dubai-Geschichte unlogisch wie ein Kropf sind oder der Film bis auf drei kurze Alibi-Auftritte des Schweden Michael Nyqvist (dessen Spiel so aufregend wie ein IKEA-Schrank ist) gar keinen richtigen Antagonisten vorzuweisen hat, da Bird über diese von ihm selbst erkannten Schwachstellen ohne Probleme hinweg inszeniert. Die MacGuffin-Jagd und der eigenständige Touch des Filmes, aber besonders das Spiel mit Mission: Impossible und James Bond Klischees funktioniert so absurd gut, dass man kleine dramaturgische Schwachstellen gerne durchgehen lässt. Einzig um Lea Seydoux Rolle, die etwas zu früh das Zeitliche segnet, ist es schade, ansonsten weiß selbst der kritische Zuschauer einfach nicht, was er am vierten Mission: Impossible kritisieren sollte. Wie beim Unterhaltungsmeisterwerk "James Bond 007: Der Spion, der mich liebte" von Lewis Gilbert ist der Spaß so gewaltig, dass man über mögliche Kritikpunkte gar nicht nachdenken möchte. Schön, dass Bird sich besonders Gilberts Bondfilme als Inspiration herannahm und die besonderen lobenswerten Eigenschaften seiner Quelle perfekt verstanden und umgesetzt hat. Wenn dann noch "nebenbei" ein überaus kreatives Intro (dass den ganzen Film bereits vorweg nimmt) als optisches und Michael Giacchinos (im Vergleich zu seinem eigenen Score zu Abrams Film) deutlich lebhafterer Soundtrack, der mit dem berühmten Theme von Lalo Schifrin ähnlich selbstironisch umgeht, wie Bird mit der ganzen Reihe, als akustisches Schmankerl die Filmsause vervollständigen, bleibt nur zu fragen: Actionherz, was willst du mehr?
Fazit: Was "Der Spion, der mich liebte" für James Bond ist, ist "Phantom Protokoll" für Mission: Impossible. Obwohl man doch gerade nach dem enttäuschenden dritten Teil festhalten musste, dass die schon recht langlebige Reihe eigentlich ein Haufen heterogener Filme darstellt, vereint Bird mit seinem elegant-leichtfüßigen Actionkracher das beste aller Vorgänger und fügt eine gehörige Portion 007 und Eigeninitiative hinzu und erschafft damit neben "X-Men: Erste Entscheidung" das zweite Unterhaltungsmeisterwerk des Jahres 2011. Beruhigend zu wissen, dass derart eskapistische und ausufernde Filmspektakel auch heute noch in den richtigen Händen bestes Entertainment versprechen. Da wird sogar 007 neidisch.
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Oblivion
Apokalyptische Science-Fiction Szenarien verlieren in Zeiten von bestechend scharfen Bildern und künstlich-sterilen CGI-Effekten leider immer mehr ihren Reiz. Dass man den Weltuntergang auch im 21. Jahrhundert immer noch bildgewaltig umsetzen kann, beweist Joseph Kosinski mit seiner 2013 erschienenen Dystopie "Oblivion", basierend auf seiner eigenen Graphic Novel. Und gerade diese Visualisierung seiner ganz persönlichen Zerstörungsfantasien sind am Ende ein Grund dafür, warum sich "Oblivion" fraglos als Empfehlung behaupten kann. Während dem ein oder anderen denkenden Zuschauer oder großem Genrefan zwischendurch eventuell allerdings durchaus ein Gefühl der Müdigkeit oder Gewohnheit beschleichen kann. Doch fangen wir vorne an...
Die Stärken von "Oblivion" sind offensichtlich. Wer schon lange nach einem ungewöhnlichen Urlaubsszenario sucht, der wird hier schnell eine tolle Idee für die nächsten freien Tage bekommen: Warum nicht mal auf nach Island? Kosinski, der als ehemaliger Werbefilmregisseur für Automarken oder Computerspiele darin geübt ist, mit Optik und Farben zu begeistern, präsentiert eine Augenweide an überwältigenden Locations, die so unglaublich atmosphärisch eingefangen werden, dass es einem hin und wieder den Atem raubt. Dazu kommt allerdings auch noch ein schlicht und ergreifend fantastisches Setdesign, welches unter anderem das zerstörte Empire State Building oder die eingegrabene Golden Gate Bridge beinhaltet und derartig gelungen ist, dass man teilweise nicht weiß, ob es sich hier um sehr gute Computereffekte oder echte Kulissen handelt. Famos, wie zusätzlich futuristische Sets eingearbeitet werden (wie etwa das Haus, in dem die Protagonisten leben) und diese optisch einen idealen Kontrast zur trostlosen Einöde bilden. Kosinski beweist ein außerordentlich gutes Gespür dafür, seine Schauplätze nicht einfach nur als Orte zu begreifen, an welchen die Handlung abspielt, sondern sie als eigenständige Charaktere wahrzunehmen. Besonders aufgrund dieser Fertigkeit fiebert man lange Zeit mit, besonders deshalb überzeugt einen die bedrückende Stimmung, die der Film entfalten will.
Weniger beeindruckend, aber immer noch als gelungen sollten Cast und Action bezeichnet werden. Auch hier trumpft "Oblivion", spielt dabei vielleicht nicht unbedingt in der Spitzenliga, aber zeigt enorme Qualitäten. Der Film, der mit nur sehr wenigen Figuren aufwartet, hat das enorme Glück, diese alle sehr gut besetzt zu wissen. Tom Cruise zeigt als Sympathieträger eine gewohnt ordentliche Leistung und fügt seiner "Mission: Impossible"-Rolle hier gekonnt eine Mischung Melancholie und Sehnsucht bei. Die beiden weiblichen Hauptrollen Andrea Riseborough und Olga Kurylenko überzeugen ebenfalls durch eine für ein solches Szenario nicht selbstverständliche Authenzität und Morgan Freeman funktioniert in einer geheimnisvoll kleinen Rolle, die ihn allerdings etwas wenig fordert. Optisch zusätzlich zu den Locations als wuchtig erweisen sich die tempobetonten Actionsequenzen, die sehr reich mit viel Bewegungen und Schwenks gefüllt sind. Das Flugobjekt, mit dem Cruise durch die Lüfte segelt (welches alleine für sich schon enormen Spaß macht), sorgt im Mittelteil für eine stark gemachte und trotz vieler Hin und Hers erstaunlich übersichtliche Verfolgungsjagd und auch eine Schlacht im späteren Verlauf gibt sich gerne mal etwas dreckiger, obwohl leider auf Blut und Brutalitäten vollständig verzichtet wird. Zu der Action bebt ein episch brachialer Soundtrack aus der Schmiede der französischen Elektronic Band M83, der nicht selten eindeutige Hans-Zimmer-Zitate beinhaltet und vielleicht manchmal etwas zu sehr ins pathetische abgleitet, insgesamt den üppigen Look des Filmes aber passend unterstreicht.
Womit sich "Oblivion" leider aber selbst ein Bein stellt, ist mit der uninspirierten und durchschnittlichen Story. Regelrecht ärgerlich, dass hier die visuelle Odyssee nicht in einen beseren Kontext eingebettet wurde. Zwar ist die Anfangs noch interessante Handlung sicherlich durchaus spannend, doch im weiteren Verlauf verliert sich Kosinskis Erzählung in einem Meer an mäßig überraschenden Momenten, die in ihrer Regelmäßigkeit den Zuschauer erschlagen und gleichzeitig leider allesamt aus bekannten Sci-Fi-Vorbildern der letzten Jahre kopiert wirken. Sehr schade, das man als geübter Genrekenner jede Wendung vorhersehen kann und der Film viel zu mutlos im letzten Drittel versucht, sich mit Ach und Krach aus der Chose zu winden, in dem man ein mühselig philosophisch versuchtes Ende mit offensichtlicher "Matrix Revolutions"-Inspiration anhängt. Noch blöder aber, dass Kosinski in den letzten 20-30 Minuten seine gesamte Geschichte als einfallslosen Malbuch-Plot entpuppt, der die verworren strukturierte vorherige Erzählweise keinesfalls rechtfertig. Eher ploppen im Nachhinein immer mehr logische Probleme auf, die die entworfene Dystopie nach und nach als unbedacht konzpiert bloßstellen, weshalb "Oblivion" nicht unbedingt nach einer Zweitsichtung schreit. Dennoch, auch der finale Akt ist atmosphärisch dicht inszeniert, zeigt allerdings auch, dass selbst sehr viel Style manchmal nicht ausreicht, um einen Mangel an Substance zu kaschieren.
Fazit: Mit "Oblivion" bekommen Sci-Fi-Fans und auch Actionliebhaber einen audiovisuellen Hochgenuss geboten, der inmitten seiner einladenden Bildgewalt sein Augenmerk auch mal auf die wenigen Darsteller legt, wovon natürlich vor allem die "One-Man-Show"-Qualitäten eines Tom Cruise wieder einmal profitieren. Das farblose und unnötig aufgeblähte Drehbuch verhindert jedoch, dass "Oblivion" zusätzlich die nötige erzählerische Schwere und Dichte bekommt, die er bei aller Ernsthaftigkeit gebraucht hätte, um wirklich begeistern zu können oder bei erneutem Anschauen an Profil zu gewinnen. Somit kann man für alle, die sich 120 Minuten in einer fremden Post-Apokalypse verlieren wollen oder sich auf ein paar mehr als gelungene Actionideen freuen, eine Empfehlung aussprechen, während jene, welche auf eine ausgeklügelte Handlung mehr Wert legen, nur bedingt zugreifen können, aber einen Blick durchaus riskieren sollten.
Apokalyptische Science-Fiction Szenarien verlieren in Zeiten von bestechend scharfen Bildern und künstlich-sterilen CGI-Effekten leider immer mehr ihren Reiz. Dass man den Weltuntergang auch im 21. Jahrhundert immer noch bildgewaltig umsetzen kann, beweist Joseph Kosinski mit seiner 2013 erschienenen Dystopie "Oblivion", basierend auf seiner eigenen Graphic Novel. Und gerade diese Visualisierung seiner ganz persönlichen Zerstörungsfantasien sind am Ende ein Grund dafür, warum sich "Oblivion" fraglos als Empfehlung behaupten kann. Während dem ein oder anderen denkenden Zuschauer oder großem Genrefan zwischendurch eventuell allerdings durchaus ein Gefühl der Müdigkeit oder Gewohnheit beschleichen kann. Doch fangen wir vorne an...
Die Stärken von "Oblivion" sind offensichtlich. Wer schon lange nach einem ungewöhnlichen Urlaubsszenario sucht, der wird hier schnell eine tolle Idee für die nächsten freien Tage bekommen: Warum nicht mal auf nach Island? Kosinski, der als ehemaliger Werbefilmregisseur für Automarken oder Computerspiele darin geübt ist, mit Optik und Farben zu begeistern, präsentiert eine Augenweide an überwältigenden Locations, die so unglaublich atmosphärisch eingefangen werden, dass es einem hin und wieder den Atem raubt. Dazu kommt allerdings auch noch ein schlicht und ergreifend fantastisches Setdesign, welches unter anderem das zerstörte Empire State Building oder die eingegrabene Golden Gate Bridge beinhaltet und derartig gelungen ist, dass man teilweise nicht weiß, ob es sich hier um sehr gute Computereffekte oder echte Kulissen handelt. Famos, wie zusätzlich futuristische Sets eingearbeitet werden (wie etwa das Haus, in dem die Protagonisten leben) und diese optisch einen idealen Kontrast zur trostlosen Einöde bilden. Kosinski beweist ein außerordentlich gutes Gespür dafür, seine Schauplätze nicht einfach nur als Orte zu begreifen, an welchen die Handlung abspielt, sondern sie als eigenständige Charaktere wahrzunehmen. Besonders aufgrund dieser Fertigkeit fiebert man lange Zeit mit, besonders deshalb überzeugt einen die bedrückende Stimmung, die der Film entfalten will.
Weniger beeindruckend, aber immer noch als gelungen sollten Cast und Action bezeichnet werden. Auch hier trumpft "Oblivion", spielt dabei vielleicht nicht unbedingt in der Spitzenliga, aber zeigt enorme Qualitäten. Der Film, der mit nur sehr wenigen Figuren aufwartet, hat das enorme Glück, diese alle sehr gut besetzt zu wissen. Tom Cruise zeigt als Sympathieträger eine gewohnt ordentliche Leistung und fügt seiner "Mission: Impossible"-Rolle hier gekonnt eine Mischung Melancholie und Sehnsucht bei. Die beiden weiblichen Hauptrollen Andrea Riseborough und Olga Kurylenko überzeugen ebenfalls durch eine für ein solches Szenario nicht selbstverständliche Authenzität und Morgan Freeman funktioniert in einer geheimnisvoll kleinen Rolle, die ihn allerdings etwas wenig fordert. Optisch zusätzlich zu den Locations als wuchtig erweisen sich die tempobetonten Actionsequenzen, die sehr reich mit viel Bewegungen und Schwenks gefüllt sind. Das Flugobjekt, mit dem Cruise durch die Lüfte segelt (welches alleine für sich schon enormen Spaß macht), sorgt im Mittelteil für eine stark gemachte und trotz vieler Hin und Hers erstaunlich übersichtliche Verfolgungsjagd und auch eine Schlacht im späteren Verlauf gibt sich gerne mal etwas dreckiger, obwohl leider auf Blut und Brutalitäten vollständig verzichtet wird. Zu der Action bebt ein episch brachialer Soundtrack aus der Schmiede der französischen Elektronic Band M83, der nicht selten eindeutige Hans-Zimmer-Zitate beinhaltet und vielleicht manchmal etwas zu sehr ins pathetische abgleitet, insgesamt den üppigen Look des Filmes aber passend unterstreicht.
Womit sich "Oblivion" leider aber selbst ein Bein stellt, ist mit der uninspirierten und durchschnittlichen Story. Regelrecht ärgerlich, dass hier die visuelle Odyssee nicht in einen beseren Kontext eingebettet wurde. Zwar ist die Anfangs noch interessante Handlung sicherlich durchaus spannend, doch im weiteren Verlauf verliert sich Kosinskis Erzählung in einem Meer an mäßig überraschenden Momenten, die in ihrer Regelmäßigkeit den Zuschauer erschlagen und gleichzeitig leider allesamt aus bekannten Sci-Fi-Vorbildern der letzten Jahre kopiert wirken. Sehr schade, das man als geübter Genrekenner jede Wendung vorhersehen kann und der Film viel zu mutlos im letzten Drittel versucht, sich mit Ach und Krach aus der Chose zu winden, in dem man ein mühselig philosophisch versuchtes Ende mit offensichtlicher "Matrix Revolutions"-Inspiration anhängt. Noch blöder aber, dass Kosinski in den letzten 20-30 Minuten seine gesamte Geschichte als einfallslosen Malbuch-Plot entpuppt, der die verworren strukturierte vorherige Erzählweise keinesfalls rechtfertig. Eher ploppen im Nachhinein immer mehr logische Probleme auf, die die entworfene Dystopie nach und nach als unbedacht konzpiert bloßstellen, weshalb "Oblivion" nicht unbedingt nach einer Zweitsichtung schreit. Dennoch, auch der finale Akt ist atmosphärisch dicht inszeniert, zeigt allerdings auch, dass selbst sehr viel Style manchmal nicht ausreicht, um einen Mangel an Substance zu kaschieren.
Fazit: Mit "Oblivion" bekommen Sci-Fi-Fans und auch Actionliebhaber einen audiovisuellen Hochgenuss geboten, der inmitten seiner einladenden Bildgewalt sein Augenmerk auch mal auf die wenigen Darsteller legt, wovon natürlich vor allem die "One-Man-Show"-Qualitäten eines Tom Cruise wieder einmal profitieren. Das farblose und unnötig aufgeblähte Drehbuch verhindert jedoch, dass "Oblivion" zusätzlich die nötige erzählerische Schwere und Dichte bekommt, die er bei aller Ernsthaftigkeit gebraucht hätte, um wirklich begeistern zu können oder bei erneutem Anschauen an Profil zu gewinnen. Somit kann man für alle, die sich 120 Minuten in einer fremden Post-Apokalypse verlieren wollen oder sich auf ein paar mehr als gelungene Actionideen freuen, eine Empfehlung aussprechen, während jene, welche auf eine ausgeklügelte Handlung mehr Wert legen, nur bedingt zugreifen können, aber einen Blick durchaus riskieren sollten.
Mission: Impossible - Rogue Nation
Es dauerte zwar seine 15 Jahre, doch trotz Anlaufschwierigkeiten gelang es 2011 Regisseur Brad Bird endlich Tom Cruises Vision einer amerikanischen Agenten-Alternative zur "James Bond 007"-Reihe zu etablieren. Stilistische Abweichungen davon wollte man daher vier Jahre später beim fünften Ableger des mit neuer Frische versehenen "Mission: Impossible"-Franchises kaum eingehen und der neue Mann hinter der Kamera, dieses Mal Christopher McQuarrie, verzichtet hier bewusst im Vergleich zu Vorgängern wie Brian De Palma oder John Woo auf drastische Neuinterpretationen, sondern auf eine konsequente Weiterentwicklung der durch Bird begonnen Marschroute. Das Ergebnis ist erneut ein Film, der sich wahrlich sehen lassen kann und ideale Sommerblockbusterunterhaltung garantiert.
"Rogue Nation" ist, wie schon sein Vorgänger "Phantom Protokoll", eine Ensemble-Variation der 70er und 80er 007-Filme. Und während Cruise vier Jahre zuvor noch am Burj Khalifa waghalsige Aktionen durchführte, hängt er nun eben an einem startenden Flugzeug oder erlebt den wohl heftigsten Autoüberschlag der Filmgeschichte. Nach dem "Höher, schneller, weiter"-Prinzip erreicht "Mission: Impossible" ein weiteres Mal neue Höhen und präsentiert beste Filmgigantomanie in episch zelebrierter Form. Fantastische Locations wie London, Casablanca oder Wien sind für McQuarrie bloß nüchterne Handlungsorte und werden mit einer Selbstverständlichkeit präsentiert, dass man von der puren Sogkraft der Bilder gefangen genommen wird. Doch das Highlight von "Rogue Nation" sind natürlich wie immer die nicht minder gigantischen Actionszenen, bei denen man wieder einmal nur den Hut vor Bewunderung vor den Beteiligten ziehen kann: Wer glaubte, man könne J. J. Abrams und Brad Birds Arbeiten am jeweils dritten oder vierten Teil nicht mehr steigern, wird zu den imposanten (und angenehm altmodischen) Tönen aus Joe Kraemers Soundtrack eines besseren belehrt - "Rogue Nation" ist erneut eine Actiongranate. Bereits die ersten fünf Minuten sind purer Nervenkitzel, doch eine Auto- und Motorradverfolgungsjagd sowie eine hervorragend fotografierte Tauchsequenz katapultieren den Zuschauer vor kindlicher Begeisterung tief in den Sitz. Wenn Cruise Reihe in einem Punkt mit den besten Bonds mithalten kann, sie womöglich sogar übertrifft, dann eindeutig in diesem Fall.
Doch McQuarrie, der wie Bird und die alten Bond-Filme ebenfalls auf eine episodische Erzählweise Wert legt, schafft es auch, abseits von großen Knalleffekten zu überzeugen. So ist besonders ein längerer Abschnitt im Wiener Opernhaus die eindeutig spannendste Szenarie des Filmes und entfacht echtes altes Agentenfeeling, welches die Filmreihe, die ursprünglich auf einer 60er Jahre Fernsehserie basiert, etwas näher an ihre Anfänge zurückführt und auch an De Palmas Erstling erinnert. Trotz dieser atmosphärisch spannenden (Rück-)Entwicklung wird natürlich die grandiose Selbstironie des Vorgängers nicht vergessen und erneut darf Simon Pegg als moderne Q-Version für vorzügliche Lacher sorgen, wird hier neben dem auch mit 53 Lenzen noch ungemein charismatischem Tom Cruise zum eigentlichen Hauptdarsteller. Dass den Hauptcast zusätzlich der bereits aus Teil 4 bekannte Jeremy Renner ("The Avengers") und "Mission: Impossible"-Urgestein Ving Rhames abrunden, bringt erstmals zum beibehaltenen visuellen Stil eine echte Kontinuität in die Filme, wovon "Rogue Nation" nur profitiert. In den Actionszenen lassen die anderen Cruise aber selbstverständlich das Zepter in die Hand nehmen. Gott sei Dank, denn durch seine mutigen Aktionen sind beinahe alle verrückten Stunts wieder einmal handgemacht und übertriebenen CGI-Einsatz sucht man hier vergebens. Wenn Tom je auf der Suche nach einem Spitznamen sein sollte, Cojones-Cruise wäre in der engen Auswahl.
Dennoch muss man festhalten, dass bei aller Euphorie "Rogue Nation" nüchtern betrachtet mit dem Unterhaltungsmeisterwerk "Phantom Protokoll" freilich nicht ganz mithalten kann. So ist leider die große Handlung, in der Ethan Hunt eine geheime Untergrundorgansiation (Das "Syndikat") verfolgt, hier deutlich weniger effektiv inszeniert wie unter Bird. Denn auch wenn dem Vorgänger eine mächtig unlogische und berechenbar konstruierte Handlung zu Grunde lag, so war sie doch perfekt als Anstoß für die fantastischen Einzelszenen und konnte unter anderem auf einen echten Antagonisten komplett verzichten. McQuarrie wartet stattdessen jedoch mit einem unnötig komplizierten Verwirrspiel auf, welches viel komplexer ist, als es eigentlich sein müsste. Beispielsweise schwebt lange eine Aura der Ungewissheit über die Position des zentralen weiblichen Charakters von der talentierten Rebecca Ferguson, was anfangs noch Interesse verspricht, später allerdings ein paar Umwege zu viel geht, wo doch der Zuschauer den Braten längst gerochen hat. Ärgerlich auch, dass der (für diese Reihe beinahe schon klassische) schwache Bösewicht von Sean Harris hier durch die präsentere Handlung anders als bei Bird wieder zu einem Problem wird und nicht genügend Raum bekommt, um sich zu entfalten, dann im (zu) antiklimatischen Showdown sogar viel zu früh unnötig verschenkt wird. Hier wäre mit einer größeren Fokussierung auf das Wesentliche noch mehr rauszuholen gewesen, doch die wenigen Längen sind selbstverständlich angesichts der herausragend gelungenen Momente stark verschmerzenswert.
Fazit: Erneut erfahren selbst eingefleischte Bond-Fans eine Glaubenskrise, denn Tom Cruise gelingt es zum zweiten Mal, ein fesselndes Agenten-Spektakel auf dem Niveau des großen britischen Vorbildes auf die Leinwand zu bringen, dass einen Kinogang mehr als wert ist und zwischen den fast schon störenden Dialogen so manches Feuerwerk zündet, an dem Blockbuster-Liebhaber lange ihren Spaß haben werden. Mit dem zusätzlich lockerem und selbstironischem Einbringen von Simon Pegg kommen außerdem auch weniger Action-begeisterte Zuschauer auf ihre Kosten. Der ganz große filmische Wurf ist "Rogue Nation" verglichen mit den allerbesten Bond-Filmen und dem direkten Virgänger dabei vielleicht nicht, ein sehr guter und spannender Sommer-Actioner aber ohne jeden Zweifel.
Es dauerte zwar seine 15 Jahre, doch trotz Anlaufschwierigkeiten gelang es 2011 Regisseur Brad Bird endlich Tom Cruises Vision einer amerikanischen Agenten-Alternative zur "James Bond 007"-Reihe zu etablieren. Stilistische Abweichungen davon wollte man daher vier Jahre später beim fünften Ableger des mit neuer Frische versehenen "Mission: Impossible"-Franchises kaum eingehen und der neue Mann hinter der Kamera, dieses Mal Christopher McQuarrie, verzichtet hier bewusst im Vergleich zu Vorgängern wie Brian De Palma oder John Woo auf drastische Neuinterpretationen, sondern auf eine konsequente Weiterentwicklung der durch Bird begonnen Marschroute. Das Ergebnis ist erneut ein Film, der sich wahrlich sehen lassen kann und ideale Sommerblockbusterunterhaltung garantiert.
"Rogue Nation" ist, wie schon sein Vorgänger "Phantom Protokoll", eine Ensemble-Variation der 70er und 80er 007-Filme. Und während Cruise vier Jahre zuvor noch am Burj Khalifa waghalsige Aktionen durchführte, hängt er nun eben an einem startenden Flugzeug oder erlebt den wohl heftigsten Autoüberschlag der Filmgeschichte. Nach dem "Höher, schneller, weiter"-Prinzip erreicht "Mission: Impossible" ein weiteres Mal neue Höhen und präsentiert beste Filmgigantomanie in episch zelebrierter Form. Fantastische Locations wie London, Casablanca oder Wien sind für McQuarrie bloß nüchterne Handlungsorte und werden mit einer Selbstverständlichkeit präsentiert, dass man von der puren Sogkraft der Bilder gefangen genommen wird. Doch das Highlight von "Rogue Nation" sind natürlich wie immer die nicht minder gigantischen Actionszenen, bei denen man wieder einmal nur den Hut vor Bewunderung vor den Beteiligten ziehen kann: Wer glaubte, man könne J. J. Abrams und Brad Birds Arbeiten am jeweils dritten oder vierten Teil nicht mehr steigern, wird zu den imposanten (und angenehm altmodischen) Tönen aus Joe Kraemers Soundtrack eines besseren belehrt - "Rogue Nation" ist erneut eine Actiongranate. Bereits die ersten fünf Minuten sind purer Nervenkitzel, doch eine Auto- und Motorradverfolgungsjagd sowie eine hervorragend fotografierte Tauchsequenz katapultieren den Zuschauer vor kindlicher Begeisterung tief in den Sitz. Wenn Cruise Reihe in einem Punkt mit den besten Bonds mithalten kann, sie womöglich sogar übertrifft, dann eindeutig in diesem Fall.
Doch McQuarrie, der wie Bird und die alten Bond-Filme ebenfalls auf eine episodische Erzählweise Wert legt, schafft es auch, abseits von großen Knalleffekten zu überzeugen. So ist besonders ein längerer Abschnitt im Wiener Opernhaus die eindeutig spannendste Szenarie des Filmes und entfacht echtes altes Agentenfeeling, welches die Filmreihe, die ursprünglich auf einer 60er Jahre Fernsehserie basiert, etwas näher an ihre Anfänge zurückführt und auch an De Palmas Erstling erinnert. Trotz dieser atmosphärisch spannenden (Rück-)Entwicklung wird natürlich die grandiose Selbstironie des Vorgängers nicht vergessen und erneut darf Simon Pegg als moderne Q-Version für vorzügliche Lacher sorgen, wird hier neben dem auch mit 53 Lenzen noch ungemein charismatischem Tom Cruise zum eigentlichen Hauptdarsteller. Dass den Hauptcast zusätzlich der bereits aus Teil 4 bekannte Jeremy Renner ("The Avengers") und "Mission: Impossible"-Urgestein Ving Rhames abrunden, bringt erstmals zum beibehaltenen visuellen Stil eine echte Kontinuität in die Filme, wovon "Rogue Nation" nur profitiert. In den Actionszenen lassen die anderen Cruise aber selbstverständlich das Zepter in die Hand nehmen. Gott sei Dank, denn durch seine mutigen Aktionen sind beinahe alle verrückten Stunts wieder einmal handgemacht und übertriebenen CGI-Einsatz sucht man hier vergebens. Wenn Tom je auf der Suche nach einem Spitznamen sein sollte, Cojones-Cruise wäre in der engen Auswahl.
Dennoch muss man festhalten, dass bei aller Euphorie "Rogue Nation" nüchtern betrachtet mit dem Unterhaltungsmeisterwerk "Phantom Protokoll" freilich nicht ganz mithalten kann. So ist leider die große Handlung, in der Ethan Hunt eine geheime Untergrundorgansiation (Das "Syndikat") verfolgt, hier deutlich weniger effektiv inszeniert wie unter Bird. Denn auch wenn dem Vorgänger eine mächtig unlogische und berechenbar konstruierte Handlung zu Grunde lag, so war sie doch perfekt als Anstoß für die fantastischen Einzelszenen und konnte unter anderem auf einen echten Antagonisten komplett verzichten. McQuarrie wartet stattdessen jedoch mit einem unnötig komplizierten Verwirrspiel auf, welches viel komplexer ist, als es eigentlich sein müsste. Beispielsweise schwebt lange eine Aura der Ungewissheit über die Position des zentralen weiblichen Charakters von der talentierten Rebecca Ferguson, was anfangs noch Interesse verspricht, später allerdings ein paar Umwege zu viel geht, wo doch der Zuschauer den Braten längst gerochen hat. Ärgerlich auch, dass der (für diese Reihe beinahe schon klassische) schwache Bösewicht von Sean Harris hier durch die präsentere Handlung anders als bei Bird wieder zu einem Problem wird und nicht genügend Raum bekommt, um sich zu entfalten, dann im (zu) antiklimatischen Showdown sogar viel zu früh unnötig verschenkt wird. Hier wäre mit einer größeren Fokussierung auf das Wesentliche noch mehr rauszuholen gewesen, doch die wenigen Längen sind selbstverständlich angesichts der herausragend gelungenen Momente stark verschmerzenswert.
Fazit: Erneut erfahren selbst eingefleischte Bond-Fans eine Glaubenskrise, denn Tom Cruise gelingt es zum zweiten Mal, ein fesselndes Agenten-Spektakel auf dem Niveau des großen britischen Vorbildes auf die Leinwand zu bringen, dass einen Kinogang mehr als wert ist und zwischen den fast schon störenden Dialogen so manches Feuerwerk zündet, an dem Blockbuster-Liebhaber lange ihren Spaß haben werden. Mit dem zusätzlich lockerem und selbstironischem Einbringen von Simon Pegg kommen außerdem auch weniger Action-begeisterte Zuschauer auf ihre Kosten. Der ganz große filmische Wurf ist "Rogue Nation" verglichen mit den allerbesten Bond-Filmen und dem direkten Virgänger dabei vielleicht nicht, ein sehr guter und spannender Sommer-Actioner aber ohne jeden Zweifel.
Lone Ranger
Nach dem Mega-Erfolg von "Fluch der Karibik - The Curse of the Black Pearl" musste Regisseur Gore Verbinski eigentlich niemandem mehr etwas beweisen, war dieser Film schließlich nicht nur aus finanzieller, sondern auch aus qualitativer Sicht ein erfrischend spaßiger Kinoblockbuster, den er trotz seiner Größenordnung mit Leichtigkeit gestemmt und nebenbei ein altes totes Genre wiederbelebt hatte. Doch mit den beiden darauf folgenden Sequels nahm zwar nicht der Erfolg, doch die Qualität der Reihe stark ab und besonders für den zerfahrenen dritten Teil musste Verbinski sich den Vorwurf anhören, sein eigenes Erfolgskonzept überstrapaziert zu haben. Erneut unter Produzent Jerry Bruckheimer und mit Hauptdarsteller Johnny Depp an Bord beweist er nun mit "Lone Ranger", dass dem nicht so ist. Und übertrifft - so viel sei verraten - nicht nur niedrigste Erwartungen.
Ohne zu übertreiben, lässt sich sagen, dass "Lone Ranger" sich ohne Probleme in die Reihe großartiger Unterhaltungsfilme der letzten Jahre (siehe "X-Men: Erste Entscheidung", "Mission: Impossible - Phantom Protokoll" oder "Marvels The Avengers") einreiht und das alte Konzept des massentauglichen Familienfilms perfektioniert. Alleine das Western-Setting, welches hier die karibischen Inseln ablöst, fängt Verbinski mit einer gewaltigen Ehrfurcht ein, sodass man optisch volle 150 Minuten aus dem Staunen nicht herauskommt. Rauchende Colts, Saloon-Mädchen, Indianerstämme, Eisenbahnbrücken, rote Felsen... der Western-Fan hat dies alles schon mal gesehen, doch derart farbprächtig und mit verneigendem Respekt hat den wilden Westen wohl kaum ein Regisseur ins Kino gebracht. Dazu kommt, dass sich Verbinski durch seine Arbeit an der "Pirates of the Caribbean"-Trilogie enorme Selbstsicherheit angeeignet hat. Seine Szenengestaltung und Farbinszenierung ist fabelhaft, die Schnittfolgen immer ruhig und konsequent und so entfacht "Lone Ranger" gerne mal einen Schuss alte Kinomagie und beweist nebenbei, was das moderne Kino am fast toten Genre des Westerns verloren hat. Unglaublich, wie Verbinski diese Begeisterung für die reinen Setpieces die gesamte Laufzeit aufrecht erhalten kann und sein Film schon alleine deshalb Spaß macht, weil man sich ganz in Arizona verliert und von der Atmosphäre und staubigen Stimmung gefangen genommen wird.
Allerdings verdient Verbinski auch für den Inhalt seines Filmes Respekt. Und hier liegt die noch viel zentralere Stärke von "Lone Ranger": Er verfügt einfach über eine unglaublich effizient erzählte Geschichte. Bereits der kreative Beginn leitet einen stark gekonnt in die fantasievolle Geschichte ein. Armie Hammer, der sicher nicht die charismatischste Erscheinung ist, gibt dabei als leicht trotteliger Held eine überraschend gute Darstellung ab, verblasst aber natürlich neben Co-Star Johnny Depp, der als Indianer Tonto sicher nur seinen Jack Sparrow kopiert, dabei aber erneut dermaßen spielfreudig agiert, dass er allein die Geschichte trägt. Überhaupt lebt "Lone Ranger" davon, dass Verbinski es grandios versteht, viel verschiedenes unter einen Hut zu bekommen. So verkörpert Depp einen Slapstick-Charakter, durch den der Film seine lustigen und humorvollen Momente gewinnt, doch bietet das Drehbuch um Längen mehr. Gerade wenn es um die Ermordung und Vertreibung von Indianern geht, gewinnt "Lone Ranger" eine faszinierend melancholische Facette (die bereits den zweiten Piratensaga-Ableger aufwertete) hinzu, die auf den ersten Blick nicht wirklich zum Slapstick passen will, aber in ihrer absurden Mixtur irrwitzigerweise unheimlich gut funktioniert. Dass zusätzlich beide Heldentypen einen traurig-tragischen Hintergrund haben, Bösewicht William Faulkner eine nicht harmlos inszenierte Eigenart aufweist und der Film allgemein vor Brutalitäten (ohne Blut!) nicht zurückschreckt, lässt ihn gleichermaßen verspielt und erwachsen erscheinen, ohne das er je als Kompromiss auftreten würde. Ganz stark!
Die Actioninszenierung kann ebenfalls überzeugen, beziehungsweise gerade die Balance zwischen Action, spritzigen Dialogen und ernsthaften Anklängen ist höchst gelungen. So fühlt sich "Lone Ranger" trotz der beachtlichen Länge nur sehr selten zu lang an und vertreibt dem Zuschauer vorzüglich die Zeit. Toll, das Verbinski nicht zu Beginn bereits die beste Action verheizt und der beeindruckende Showdown mit zwei Zügen auf einem Gleis, unterlegt mit kongenialer musikalischer Unterstützung von einer Hans Zimmer Version der William Tell Overture von Gioachino Rossini. Am Ende ist es eben speziell die Art, wie Verbinski seine Geschichte (durch einen cleveren Clou sogar durch einen unzuverlässigen Erzähler) aufbereitet, wodurch man als Zuschauer hier noch eine Spur besser unterhalten wird, als bei vergleichbarem Material. Tatsächlich funktioniert hier der alte Grundsatz, dass man den Spaß, den die Macher zweifelsohne beim Dreh hatten, auf der Leinwand sehen muss, um daran teilzuhaben. Nur ganz selten wird man aus der Euphorie kurz herausgerissen, beispielsweise bei ihnen wirklich dürftigen CGI-Effekten und Greenscreen-Aufnahmen sowie bei 2-3 völlig übertriebenen Aktionen des Sparrow-Charakters, die eher Cartoon-artig geraten und wohl nur den ganz jungen Zuschauern nicht negativ auffallen werden. Doch ansonsten möchte man bei einer solch gelungenen Verschmelzung aus Westerparodie, Heldenepos und Actionfilm eigentlich gar nicht kritisieren, weil man dem Spaß beim Anschauen damit auch kaum gerecht werden würde.
Fazit: Herrlich. Da möchte man direkt wieder Kind sein und mit Cowboyhut, Schaukelpferd und Spielzeugrevolver (und Maske) Cowboy und Indianer spielen. Mit "Lone Ranger" übertrifft Verbinski 10 Jahre später seinen einstigen Überraschungshit kreativ noch einmal und liefert ein Potpurri an tollen Ideen ab, die gleichzeitig ihr Publikum durchaus ernstnehmen und trotzdem von kindlicher Freude nur so überschäumen. Technisch ist dabei in so mancher Actionszene vielleicht etwas zu dick aufgetragen worden und natürlich sitzt bei Gott nicht jeder Gag, auch die "Fluch der Karibik"-Parallelen sind nicht zu übersehen, doch wer einen flotten und dennoch filmisch umwerfend gelungenen Familienspaß erwartet, wird mit bestem Entertainment dafür belohnt. Und wofür sonst geht man immerhin ins Kino?
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Nach dem Mega-Erfolg von "Fluch der Karibik - The Curse of the Black Pearl" musste Regisseur Gore Verbinski eigentlich niemandem mehr etwas beweisen, war dieser Film schließlich nicht nur aus finanzieller, sondern auch aus qualitativer Sicht ein erfrischend spaßiger Kinoblockbuster, den er trotz seiner Größenordnung mit Leichtigkeit gestemmt und nebenbei ein altes totes Genre wiederbelebt hatte. Doch mit den beiden darauf folgenden Sequels nahm zwar nicht der Erfolg, doch die Qualität der Reihe stark ab und besonders für den zerfahrenen dritten Teil musste Verbinski sich den Vorwurf anhören, sein eigenes Erfolgskonzept überstrapaziert zu haben. Erneut unter Produzent Jerry Bruckheimer und mit Hauptdarsteller Johnny Depp an Bord beweist er nun mit "Lone Ranger", dass dem nicht so ist. Und übertrifft - so viel sei verraten - nicht nur niedrigste Erwartungen.
Ohne zu übertreiben, lässt sich sagen, dass "Lone Ranger" sich ohne Probleme in die Reihe großartiger Unterhaltungsfilme der letzten Jahre (siehe "X-Men: Erste Entscheidung", "Mission: Impossible - Phantom Protokoll" oder "Marvels The Avengers") einreiht und das alte Konzept des massentauglichen Familienfilms perfektioniert. Alleine das Western-Setting, welches hier die karibischen Inseln ablöst, fängt Verbinski mit einer gewaltigen Ehrfurcht ein, sodass man optisch volle 150 Minuten aus dem Staunen nicht herauskommt. Rauchende Colts, Saloon-Mädchen, Indianerstämme, Eisenbahnbrücken, rote Felsen... der Western-Fan hat dies alles schon mal gesehen, doch derart farbprächtig und mit verneigendem Respekt hat den wilden Westen wohl kaum ein Regisseur ins Kino gebracht. Dazu kommt, dass sich Verbinski durch seine Arbeit an der "Pirates of the Caribbean"-Trilogie enorme Selbstsicherheit angeeignet hat. Seine Szenengestaltung und Farbinszenierung ist fabelhaft, die Schnittfolgen immer ruhig und konsequent und so entfacht "Lone Ranger" gerne mal einen Schuss alte Kinomagie und beweist nebenbei, was das moderne Kino am fast toten Genre des Westerns verloren hat. Unglaublich, wie Verbinski diese Begeisterung für die reinen Setpieces die gesamte Laufzeit aufrecht erhalten kann und sein Film schon alleine deshalb Spaß macht, weil man sich ganz in Arizona verliert und von der Atmosphäre und staubigen Stimmung gefangen genommen wird.
Allerdings verdient Verbinski auch für den Inhalt seines Filmes Respekt. Und hier liegt die noch viel zentralere Stärke von "Lone Ranger": Er verfügt einfach über eine unglaublich effizient erzählte Geschichte. Bereits der kreative Beginn leitet einen stark gekonnt in die fantasievolle Geschichte ein. Armie Hammer, der sicher nicht die charismatischste Erscheinung ist, gibt dabei als leicht trotteliger Held eine überraschend gute Darstellung ab, verblasst aber natürlich neben Co-Star Johnny Depp, der als Indianer Tonto sicher nur seinen Jack Sparrow kopiert, dabei aber erneut dermaßen spielfreudig agiert, dass er allein die Geschichte trägt. Überhaupt lebt "Lone Ranger" davon, dass Verbinski es grandios versteht, viel verschiedenes unter einen Hut zu bekommen. So verkörpert Depp einen Slapstick-Charakter, durch den der Film seine lustigen und humorvollen Momente gewinnt, doch bietet das Drehbuch um Längen mehr. Gerade wenn es um die Ermordung und Vertreibung von Indianern geht, gewinnt "Lone Ranger" eine faszinierend melancholische Facette (die bereits den zweiten Piratensaga-Ableger aufwertete) hinzu, die auf den ersten Blick nicht wirklich zum Slapstick passen will, aber in ihrer absurden Mixtur irrwitzigerweise unheimlich gut funktioniert. Dass zusätzlich beide Heldentypen einen traurig-tragischen Hintergrund haben, Bösewicht William Faulkner eine nicht harmlos inszenierte Eigenart aufweist und der Film allgemein vor Brutalitäten (ohne Blut!) nicht zurückschreckt, lässt ihn gleichermaßen verspielt und erwachsen erscheinen, ohne das er je als Kompromiss auftreten würde. Ganz stark!
Die Actioninszenierung kann ebenfalls überzeugen, beziehungsweise gerade die Balance zwischen Action, spritzigen Dialogen und ernsthaften Anklängen ist höchst gelungen. So fühlt sich "Lone Ranger" trotz der beachtlichen Länge nur sehr selten zu lang an und vertreibt dem Zuschauer vorzüglich die Zeit. Toll, das Verbinski nicht zu Beginn bereits die beste Action verheizt und der beeindruckende Showdown mit zwei Zügen auf einem Gleis, unterlegt mit kongenialer musikalischer Unterstützung von einer Hans Zimmer Version der William Tell Overture von Gioachino Rossini. Am Ende ist es eben speziell die Art, wie Verbinski seine Geschichte (durch einen cleveren Clou sogar durch einen unzuverlässigen Erzähler) aufbereitet, wodurch man als Zuschauer hier noch eine Spur besser unterhalten wird, als bei vergleichbarem Material. Tatsächlich funktioniert hier der alte Grundsatz, dass man den Spaß, den die Macher zweifelsohne beim Dreh hatten, auf der Leinwand sehen muss, um daran teilzuhaben. Nur ganz selten wird man aus der Euphorie kurz herausgerissen, beispielsweise bei ihnen wirklich dürftigen CGI-Effekten und Greenscreen-Aufnahmen sowie bei 2-3 völlig übertriebenen Aktionen des Sparrow-Charakters, die eher Cartoon-artig geraten und wohl nur den ganz jungen Zuschauern nicht negativ auffallen werden. Doch ansonsten möchte man bei einer solch gelungenen Verschmelzung aus Westerparodie, Heldenepos und Actionfilm eigentlich gar nicht kritisieren, weil man dem Spaß beim Anschauen damit auch kaum gerecht werden würde.
Fazit: Herrlich. Da möchte man direkt wieder Kind sein und mit Cowboyhut, Schaukelpferd und Spielzeugrevolver (und Maske) Cowboy und Indianer spielen. Mit "Lone Ranger" übertrifft Verbinski 10 Jahre später seinen einstigen Überraschungshit kreativ noch einmal und liefert ein Potpurri an tollen Ideen ab, die gleichzeitig ihr Publikum durchaus ernstnehmen und trotzdem von kindlicher Freude nur so überschäumen. Technisch ist dabei in so mancher Actionszene vielleicht etwas zu dick aufgetragen worden und natürlich sitzt bei Gott nicht jeder Gag, auch die "Fluch der Karibik"-Parallelen sind nicht zu übersehen, doch wer einen flotten und dennoch filmisch umwerfend gelungenen Familienspaß erwartet, wird mit bestem Entertainment dafür belohnt. Und wofür sonst geht man immerhin ins Kino?
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Wow und ich war kurz entschlossen, dem sogar eine 9 zu vergeben. Bin eigentlich kein allzu großer Fan derartiger Jugendfilme, obwohl POTC (also der erste Teil) natürlich ein tolles Stück Abenteuerkino war, aber Lone Ranger repräsentiert für mich Blockbusterkino, wie es sein sollte. Groß, kreativ, üppig, verspielt und für alle Altersklassen gemacht, ohne eine zu vernachlässigen oder zu bevorzugen. Dass der Film gleichzeitig ein paar ernste Momente verbuchen kann und den Westen nicht einfach nur stumpf idealisiert, macht ihn erst wirklich gut und clever. Tolles Ding, werde ich mir bestimmt noch das ein oder andere mal ansehen. Und der fette Zimmer Score ist ja ohnehin nie zu verachten.SFI hat geschrieben:Wow! Für mich ein Totalversager
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Ich werde mit Spielberg einfach nicht warm.
The Lost World: Jurassic Park
Autsch. Oft muss man ja gerade als überzeugter Cineast gegen das beliebte Vorurteil ankämpfen, Sequels könnten nie mit ihrem Vorgänger mithalten. Denn es gibt durchaus genug filmische Beispiele, die diese These spielend leicht widerlegen konnten. "The Lost World: Jurassic Park", die vier Jahre nach dem Über-Erfolg des Erstlings von 1993 erscheinende Fortsetzung, gehört nicht zu dieser ehrenwerten Runde. Und das trotz der erneuten Regie von Kino-Magier Steven Spielberg.
Wodurch wurde "Jurassic Park" zu einem Meilenstein der Filmgeschichte? Sicher, der Film brachte Kinderaugen auf der ganzen Welt zum strahlen. Doch weniger die etwas flachen und oft gesehenen Stereotypen zeichneten sich dafür verantwortlich, als die beeindruckenden optischen Spezialeffekte, welche ohne wenn und aber authentisch ausgestorbene Dinosaurier lebhaft in Szene setzten. Es war der Reiz, diese Kreaturen zu entdecken und zu erleben, der nicht nur die Handlung, sondern auch den Zuschauer antrieb. Leider war es wohl von Vornherein unmöglich, diesen Zauber ein zweites Mal so überwältigend zu verpacken. Und so ist es ärgerlicherweise auch gekommen. Ja, erneut ist die Leistung der Effektabteilung so gut, dass man vor Anerkennung den Hut ziehen muss. Begeisterung kommt in der Wiederholung allerdings kaum auf, auch wenn die Dinos selbstverständlich das Highlight des Filmes sind. Jedoch vermisst man die Schockwirkung oder das überraschende Moment, welches der erste Teil gelungen transportierte. Der erste Freizeitbesuch ist eben der, der am ehesten imponierend ausfällt. Ähnlich verhält es sich auch mit John Williams musikalischer Arbeit in diesem Ableger, der das beliebte Thema des Vorgängers merkwürdigerweise komplett ignoriert und in den neuen Themen oft selbstkopierend klingt, jedenfalls auf keinen Fall eine ähnliche Wirkung erzielen kann.
Doch abseits der erwarteten tollen Optik (obwohl das 1,85:1 Bildformat viele Szenen merkwürdig blass wirken lässt), ist "Lost World" nett formuliert eine bodenlose inszenatorische Frechheit, bei der man kaum glauben mag, dass wirklich Steven Spielberg hierfür verantwortlich sein soll. Die eindimensionalen Charaktere des Erstlings mochte man akzeptieren, doch was einem hier geboten wird, ist jenseits von Gut und Böse. Während Jeff Goldblum seine bereits im Vorgänger angenehm humorvolle Rolle routiniert herunterkurbelt, darf man an seiner Seite einer schrecklich unmotivierten Julianne Moore und einem sichtlich gelangweilten Vince Vaughn in so schon x-fach gesehenen Charakteren geschlagene zwei Stunden dabei zugucken, wie sie durch lustlos ohne erkennbaren Zusammenhang aneinandergeschnittene Szenen wandeln. Doch damit noch zu wenig der Worte: "Lost World" ist schlicht und ergreifend einfach erschreckend dumm und mies erzählt. Sämtliche Protagonisten verhalten sich häufig völlig unnötig dämlich und unprofessionell (einer Paläontologin darf während des Filmes sogar Heisenberg erklärt werden), auch etablierte Regeln über die Dinos werden nach Belieben fallengelassen (warum hört man einen T-Rex mal von Weitem und mal nicht?). Ganz gruselig ist aber besonders, dass wohl niemanden am Set die vielen Kontinuitäts- und Anschlussfehler aufgefallen sind. An und für sich ist der Zuschauer, der sich einen Fantasy-Abenteuer-Film zum Thema "Mensch trifft Dinosaurer" ansieht natürlich bereit, so manches logische Problem zu akzeptieren, doch Spielberg verwendet derart viele abgenudelte langweilige Klischees, dass man irgendwann gar nicht mehr drumherum kommt, sich an den vielen Peinlichkeiten und Naivitäten zu stören. Das Spielberg zudem erneut in den diesmal überraschenderweise blutigeren Film leidige Familenthemen und eine mimisch leider limitierte Kinderdarstellerin (Vanessa Lee Chester) integrieren musste, verschärft den Kopfschütteleffekt nur noch.
Aber woran genau liegt es nun, dass das "Höher Schneller Weiter"-Prinzip dieser Fortsetzung nicht aufgeht? Die Antwort ist denkbar einfach: Spielberg findet einfach keinen Aufhänger für den Film und der Zuschauer somit keinen Zugang. Praktisch von Beginn an ist man nur neutraler und später arg gelangweilter Betrachter, der sich in dem Wirrwarr an Vorhersehbarem und Bekanntem verliert. Das Hauptproblem ist aber, dass das Script von David Koepp thematisch zu keinem Zeitpunkt durchdacht erscheint. Schon das Original konnte die intelligenten Aspekte des als Vorlage dienenden Romanes von Michael Crichton nicht immer ganz umsetzen, doch waren die Chaostheorie und die interessante Öko-Botschaft zumindest durchaus vorhanden und stellenweise eine Bereicherung der Geschichte. "Lost World" stürzt sich jedoch mehrmals in ein moralisches Dilemma. Denn Spielberg will hier doch ernsthaft erzählen, dass die Menschen nicht störend in ökologische Entwicklungen eingreifen soll, macht daraus resultierend aus dem Vince Vaughn Charakter allerdings höchst plump einen ökoaktivistischen Terroristen, der bereitwillig viele Menschenleben aufs Spiel setzt, womit die Hauptfiguren erheblich an Sympathie einbüßen und das jugendliche Publikum moralisch fragwürdige Botschaften vermittelt bekommt. Gleichzeitig scheitert die Regie auch damit, Mitgefühl für die betroffenen Dinos zu entwickeln, da ausgerechnet diese (während der erste Teil darauf bedacht war, sie als Tiere zu zeigen und zu begreifen) sie hier zu puren Monstern stilisiert und als Ungetüme darstellt. Schade, das daran auch die tatsächlich erneut kreativen Actionszenen (z.B. der erste T-Rex-Auftritt) und so manch beeindruckender Pyroeffekt nicht viel ändern kann.
Fazit: Harte Worte, die vielleicht manchmal über das Ziel hinausschießen, mögen bis hier gefallen sein, doch beim Sequel zu "Jurassic Park" glaubten wohl sämtliche Beteiligten ernsthaft, dass die fanastischen Dinosaurier alleine ausreichen würden, um das Publikum zu unterhalten. Doch eine stümpferhaft entwickelte Handlung, langweilige Charaktere und eine erschreckende Lustlosigkeit der Regie, die zu vielen Anschluss- und Inhaltsfehlern führt, lassen nur allzu deutlich erkennen, dass deutlich mehr Engagement nötig ist, um am Ende Anerkennung zu ernten. So mögen die wieder einmal brillanten technischen Qualitäten "Lost World" vor der ganz großen Abstrafung retten, können aber nicht verbergen, was für ein blass aufgeblasenes B-Movie sich hinter Spielbergs Abenteuerfilm verbirgt.
Autsch. Oft muss man ja gerade als überzeugter Cineast gegen das beliebte Vorurteil ankämpfen, Sequels könnten nie mit ihrem Vorgänger mithalten. Denn es gibt durchaus genug filmische Beispiele, die diese These spielend leicht widerlegen konnten. "The Lost World: Jurassic Park", die vier Jahre nach dem Über-Erfolg des Erstlings von 1993 erscheinende Fortsetzung, gehört nicht zu dieser ehrenwerten Runde. Und das trotz der erneuten Regie von Kino-Magier Steven Spielberg.
Wodurch wurde "Jurassic Park" zu einem Meilenstein der Filmgeschichte? Sicher, der Film brachte Kinderaugen auf der ganzen Welt zum strahlen. Doch weniger die etwas flachen und oft gesehenen Stereotypen zeichneten sich dafür verantwortlich, als die beeindruckenden optischen Spezialeffekte, welche ohne wenn und aber authentisch ausgestorbene Dinosaurier lebhaft in Szene setzten. Es war der Reiz, diese Kreaturen zu entdecken und zu erleben, der nicht nur die Handlung, sondern auch den Zuschauer antrieb. Leider war es wohl von Vornherein unmöglich, diesen Zauber ein zweites Mal so überwältigend zu verpacken. Und so ist es ärgerlicherweise auch gekommen. Ja, erneut ist die Leistung der Effektabteilung so gut, dass man vor Anerkennung den Hut ziehen muss. Begeisterung kommt in der Wiederholung allerdings kaum auf, auch wenn die Dinos selbstverständlich das Highlight des Filmes sind. Jedoch vermisst man die Schockwirkung oder das überraschende Moment, welches der erste Teil gelungen transportierte. Der erste Freizeitbesuch ist eben der, der am ehesten imponierend ausfällt. Ähnlich verhält es sich auch mit John Williams musikalischer Arbeit in diesem Ableger, der das beliebte Thema des Vorgängers merkwürdigerweise komplett ignoriert und in den neuen Themen oft selbstkopierend klingt, jedenfalls auf keinen Fall eine ähnliche Wirkung erzielen kann.
Doch abseits der erwarteten tollen Optik (obwohl das 1,85:1 Bildformat viele Szenen merkwürdig blass wirken lässt), ist "Lost World" nett formuliert eine bodenlose inszenatorische Frechheit, bei der man kaum glauben mag, dass wirklich Steven Spielberg hierfür verantwortlich sein soll. Die eindimensionalen Charaktere des Erstlings mochte man akzeptieren, doch was einem hier geboten wird, ist jenseits von Gut und Böse. Während Jeff Goldblum seine bereits im Vorgänger angenehm humorvolle Rolle routiniert herunterkurbelt, darf man an seiner Seite einer schrecklich unmotivierten Julianne Moore und einem sichtlich gelangweilten Vince Vaughn in so schon x-fach gesehenen Charakteren geschlagene zwei Stunden dabei zugucken, wie sie durch lustlos ohne erkennbaren Zusammenhang aneinandergeschnittene Szenen wandeln. Doch damit noch zu wenig der Worte: "Lost World" ist schlicht und ergreifend einfach erschreckend dumm und mies erzählt. Sämtliche Protagonisten verhalten sich häufig völlig unnötig dämlich und unprofessionell (einer Paläontologin darf während des Filmes sogar Heisenberg erklärt werden), auch etablierte Regeln über die Dinos werden nach Belieben fallengelassen (warum hört man einen T-Rex mal von Weitem und mal nicht?). Ganz gruselig ist aber besonders, dass wohl niemanden am Set die vielen Kontinuitäts- und Anschlussfehler aufgefallen sind. An und für sich ist der Zuschauer, der sich einen Fantasy-Abenteuer-Film zum Thema "Mensch trifft Dinosaurer" ansieht natürlich bereit, so manches logische Problem zu akzeptieren, doch Spielberg verwendet derart viele abgenudelte langweilige Klischees, dass man irgendwann gar nicht mehr drumherum kommt, sich an den vielen Peinlichkeiten und Naivitäten zu stören. Das Spielberg zudem erneut in den diesmal überraschenderweise blutigeren Film leidige Familenthemen und eine mimisch leider limitierte Kinderdarstellerin (Vanessa Lee Chester) integrieren musste, verschärft den Kopfschütteleffekt nur noch.
Aber woran genau liegt es nun, dass das "Höher Schneller Weiter"-Prinzip dieser Fortsetzung nicht aufgeht? Die Antwort ist denkbar einfach: Spielberg findet einfach keinen Aufhänger für den Film und der Zuschauer somit keinen Zugang. Praktisch von Beginn an ist man nur neutraler und später arg gelangweilter Betrachter, der sich in dem Wirrwarr an Vorhersehbarem und Bekanntem verliert. Das Hauptproblem ist aber, dass das Script von David Koepp thematisch zu keinem Zeitpunkt durchdacht erscheint. Schon das Original konnte die intelligenten Aspekte des als Vorlage dienenden Romanes von Michael Crichton nicht immer ganz umsetzen, doch waren die Chaostheorie und die interessante Öko-Botschaft zumindest durchaus vorhanden und stellenweise eine Bereicherung der Geschichte. "Lost World" stürzt sich jedoch mehrmals in ein moralisches Dilemma. Denn Spielberg will hier doch ernsthaft erzählen, dass die Menschen nicht störend in ökologische Entwicklungen eingreifen soll, macht daraus resultierend aus dem Vince Vaughn Charakter allerdings höchst plump einen ökoaktivistischen Terroristen, der bereitwillig viele Menschenleben aufs Spiel setzt, womit die Hauptfiguren erheblich an Sympathie einbüßen und das jugendliche Publikum moralisch fragwürdige Botschaften vermittelt bekommt. Gleichzeitig scheitert die Regie auch damit, Mitgefühl für die betroffenen Dinos zu entwickeln, da ausgerechnet diese (während der erste Teil darauf bedacht war, sie als Tiere zu zeigen und zu begreifen) sie hier zu puren Monstern stilisiert und als Ungetüme darstellt. Schade, das daran auch die tatsächlich erneut kreativen Actionszenen (z.B. der erste T-Rex-Auftritt) und so manch beeindruckender Pyroeffekt nicht viel ändern kann.
Fazit: Harte Worte, die vielleicht manchmal über das Ziel hinausschießen, mögen bis hier gefallen sein, doch beim Sequel zu "Jurassic Park" glaubten wohl sämtliche Beteiligten ernsthaft, dass die fanastischen Dinosaurier alleine ausreichen würden, um das Publikum zu unterhalten. Doch eine stümpferhaft entwickelte Handlung, langweilige Charaktere und eine erschreckende Lustlosigkeit der Regie, die zu vielen Anschluss- und Inhaltsfehlern führt, lassen nur allzu deutlich erkennen, dass deutlich mehr Engagement nötig ist, um am Ende Anerkennung zu ernten. So mögen die wieder einmal brillanten technischen Qualitäten "Lost World" vor der ganz großen Abstrafung retten, können aber nicht verbergen, was für ein blass aufgeblasenes B-Movie sich hinter Spielbergs Abenteuerfilm verbirgt.
1... 2... Dino kommt vorbei...
Jurassic Park III
Die alte Hollywood-Regel "Was Geld bringt, wird fortgesetzt" artet manchmal zu einer echten Tortur aus. Hatte Steven Spielberg 1997 mit dem kreativen Scheitern seines "Jurassic Park"-Sequels "The Lost World" bereits eindeutig unter Beweis gestellt, dass es keiner weiteren Dino-Odyssee bedarf, lieferte 2001 Joe Johnston gleich noch einen weiteren Ausflug ins Reich der Riesenechsen vor. Doch unterschied bereits den zweiten Teil nur sein Budget von einem einfallslosen Tierhorror-B-Movie, führt nun auch der dritte Part der Reihe diesen Weg - immerhin konsequent und unbeirrt - fort.
Allerdings fehlt Teil 3 nun auch die Optik, welche selbst "The Lost World" noch teilweise interessant wirken ließ. So verzichtete man nämlich beim dritten Aufguss der Thematik auf die praktischen Effekte der Vorgänger, die einem meist den Atem zu rauben vermochten und verwendete stattdessen einen Haufen an CGI-Animationen und Greenscreen-Aufnahmen (ganz miserabel bereits in der allerersten Szene!). Das ist deshalb schade, weil damit besonders die Dinosaurier viel an Charme verlieren und auch ein ganzes Stück weniger beeindruckend erscheinen als sonst. Ebenfalls ärgerlich ist, dass Johnston wie schon Spielberg im zweiten Film hier erneut dem Drang verfällt, manche Dinosaurier (wie die Raptoren oder den Spinosaurus) als Monster und Schreckenswesen zu inszenieren, statt dem Ansatz des Originals zu folgen und ihre Herkunft als Tiere mit tierischem Instinkt aufzuzeigen. Extrem stellt sich dies in einer Sequenz heraus, in der sich die "guten Dinosaurier" und "bösen Dinosaurier" praktisch abklatschen, womit die Kernessenz des ersten Teiles vollkommen ignoriert und mit Füßen getreten wird. Somit verliert Johnstons Film jedwede Aussage oder Bedeutung und wird zum stumpfen Survival-Erlebnis, dass zusätzlich auf Grund der bedeutend besseren Umsetzung dieses Themas im Original-"Jurassic Park" eine gewisse Redundanz nicht verbergen kann.
Auch charakterlich bietet die Dinosause beim dritten Anlauf nicht wirklich etwas neues. Wie bekannt stellen sich alle Charaktere, selbst anfänglich noch interessant wirkende, immer sehr schnell als stumpfe Stereotypen heraus und das angebliche Spiel "Wer überlebt? Wer stirbt?" verspricht dank der offensichtlichen Figuren-Konstellation auch dieses Mal keinerlei Überraschungen. Mit Wiederkehrer Sam Neill ist als Protagonist aber immerhin ein bekanntes Gesicht aus dem Original von der Partie und dank der Tatsache, dass Neill nun weder lange Zeit alleine mit nervigen Kindern unterweges ist, noch sich erneut durch eine farblose Beziehung quälen muss, gefällt er hier sogar noch besser als Dr. Alan Grant und wird zur großen Bezugsperson für den Zuschauer. Der restliche Cast, unter anderem bestehend aus William H. Macy und Téa Leoni spielt zwar sichtlich engagiert, kann jedoch in den eindimensionalen Figuren nur selten wirklich überzeugen. Auch Don Davis, der hier die Musik komponierte und damit John Williams ablöst, scheint merklich versucht zu haben, dessen Ton zu imitieren, doch auf Dauer nervt die penetrante Verwendung des bekannten Hauptthemas aus dem ersten Teil dann doch ein wenig. Insgesamt ist allerdings weder den Darstellern noch Davis ein großer Vorwurf zu machen, denn obwohl niemand so richtig begeistert ist die deutliche Mühe immerhin dann doch stets erkennbar.
Das Drehbuch kann hingegen zu keinem Zeitpunkt überzeugen. Bereits die Motivation für den Besuch auf der Dinoinsel wirkt erzwungen und unglaubwürdig, im folgenden wird dann so schnell durch die Geschehnisse gehetzt, dass die Regie keine Chance hat, zwischen durch eine wirkliche Handlung zu erzählen, sodass sämtliche Entwicklungen nur durch Zufall oder Deus-Ex-Machina-Geschehnisse stattfinden können. Gleichzeitig werfen neue Elemente wie der boshafte Spinosaurus oder die neu designten Raptoren einige Fragen bezüglich der Vorgänger auf. Johnstons Action zeigt derweil handwerkliches Können, ohne je wirklich aufregend neues zu bieten, was auch an den erneut blassen Farben durch das 1,85:1 Bildformat liegt. Dennoch kann er hin und wieder mit einer spannenden Idee überzeugen, so ist eine Sequenz in einer großen Kuppel atmosphärisch dicht inszeniert und ein Flugzeugabsturz im ersten Drittel stark gemacht, auch ein kleiner auditiver Twist rund um den Antagonist kann überzeugen, doch ausgerechnet entscheidende Szenen wie der Showdown oder die fundamentalen Charaktermomente werden nicht gut genug herausgearbeitet und gehen auch im filmischen Sinne etwas unter, sind zudem erschreckend vorhersehbar. Schlimmer ist dann noch, dass der Werdegang einer ganz bestimmten Figur dermaßen an den Haaren herbeigezogen erscheint, dass man nicht mehr als müde darüber hinweg schmunzeln kann. Immerhin kommt "Jurassic Park III" zumindest seine Laufzeit von überschaubaren 92 Minuten zu Gute, da er so schnell mal zu einer Zweitsichtung einlädt, doch insgesamt muss man konstatieren, dass auch die wenigen Höhepunkte nicht darüber hinwegtäuschen können, dass der Film selbst eher an einem vorbeiläuft und nur sehr knapp durchschnittlich zu unterhalten weiß, im Mittelteil auch oft wieder zu arg belanglos ist, um wirklich fesseln zu können.
Fazit: Müsste Ian Malcolm, der Protagonist aus "Jurassic Park" und "The Lost World", Johnstons Nachklapp zur Dinosaga in einem Satz zusammenfassen, würde die Aussage wohl lauten: "Die Macher waren nur interessiert, ob sie einen dritten Teil drehen könnten, nicht ob sie es sollten." Denn trotz einiger ganz passabler Momente weiß "Jurassic Park III" besonders deshalb niemanden so recht zu rühren, weil nichts am Film seine Existenz so wirklich rechtfertigt und auch seine spannenderen Szenen nicht mehr als routiniertes Können repräsentieren. Sam Neill als Alleinunterhalter kann da am Ende auch nur mit seinen Möglichkeiten jonglieren. Zusammenfassend ist das ungewöhnlich kurze Abenteuer daher wohl vor allem für Dinosaurier-Liebhaber (obwohl diese ob der schwachen Effekte sicher einen kleinen Schock erleben werden) und Fans der ersten beiden Teile interessant, während alle anderen vermutlich nur geringfügigen Spaß damit haben und sämtliche Szenen nach der Sichtung bequem wieder vergessen können.
Die alte Hollywood-Regel "Was Geld bringt, wird fortgesetzt" artet manchmal zu einer echten Tortur aus. Hatte Steven Spielberg 1997 mit dem kreativen Scheitern seines "Jurassic Park"-Sequels "The Lost World" bereits eindeutig unter Beweis gestellt, dass es keiner weiteren Dino-Odyssee bedarf, lieferte 2001 Joe Johnston gleich noch einen weiteren Ausflug ins Reich der Riesenechsen vor. Doch unterschied bereits den zweiten Teil nur sein Budget von einem einfallslosen Tierhorror-B-Movie, führt nun auch der dritte Part der Reihe diesen Weg - immerhin konsequent und unbeirrt - fort.
Allerdings fehlt Teil 3 nun auch die Optik, welche selbst "The Lost World" noch teilweise interessant wirken ließ. So verzichtete man nämlich beim dritten Aufguss der Thematik auf die praktischen Effekte der Vorgänger, die einem meist den Atem zu rauben vermochten und verwendete stattdessen einen Haufen an CGI-Animationen und Greenscreen-Aufnahmen (ganz miserabel bereits in der allerersten Szene!). Das ist deshalb schade, weil damit besonders die Dinosaurier viel an Charme verlieren und auch ein ganzes Stück weniger beeindruckend erscheinen als sonst. Ebenfalls ärgerlich ist, dass Johnston wie schon Spielberg im zweiten Film hier erneut dem Drang verfällt, manche Dinosaurier (wie die Raptoren oder den Spinosaurus) als Monster und Schreckenswesen zu inszenieren, statt dem Ansatz des Originals zu folgen und ihre Herkunft als Tiere mit tierischem Instinkt aufzuzeigen. Extrem stellt sich dies in einer Sequenz heraus, in der sich die "guten Dinosaurier" und "bösen Dinosaurier" praktisch abklatschen, womit die Kernessenz des ersten Teiles vollkommen ignoriert und mit Füßen getreten wird. Somit verliert Johnstons Film jedwede Aussage oder Bedeutung und wird zum stumpfen Survival-Erlebnis, dass zusätzlich auf Grund der bedeutend besseren Umsetzung dieses Themas im Original-"Jurassic Park" eine gewisse Redundanz nicht verbergen kann.
Auch charakterlich bietet die Dinosause beim dritten Anlauf nicht wirklich etwas neues. Wie bekannt stellen sich alle Charaktere, selbst anfänglich noch interessant wirkende, immer sehr schnell als stumpfe Stereotypen heraus und das angebliche Spiel "Wer überlebt? Wer stirbt?" verspricht dank der offensichtlichen Figuren-Konstellation auch dieses Mal keinerlei Überraschungen. Mit Wiederkehrer Sam Neill ist als Protagonist aber immerhin ein bekanntes Gesicht aus dem Original von der Partie und dank der Tatsache, dass Neill nun weder lange Zeit alleine mit nervigen Kindern unterweges ist, noch sich erneut durch eine farblose Beziehung quälen muss, gefällt er hier sogar noch besser als Dr. Alan Grant und wird zur großen Bezugsperson für den Zuschauer. Der restliche Cast, unter anderem bestehend aus William H. Macy und Téa Leoni spielt zwar sichtlich engagiert, kann jedoch in den eindimensionalen Figuren nur selten wirklich überzeugen. Auch Don Davis, der hier die Musik komponierte und damit John Williams ablöst, scheint merklich versucht zu haben, dessen Ton zu imitieren, doch auf Dauer nervt die penetrante Verwendung des bekannten Hauptthemas aus dem ersten Teil dann doch ein wenig. Insgesamt ist allerdings weder den Darstellern noch Davis ein großer Vorwurf zu machen, denn obwohl niemand so richtig begeistert ist die deutliche Mühe immerhin dann doch stets erkennbar.
Das Drehbuch kann hingegen zu keinem Zeitpunkt überzeugen. Bereits die Motivation für den Besuch auf der Dinoinsel wirkt erzwungen und unglaubwürdig, im folgenden wird dann so schnell durch die Geschehnisse gehetzt, dass die Regie keine Chance hat, zwischen durch eine wirkliche Handlung zu erzählen, sodass sämtliche Entwicklungen nur durch Zufall oder Deus-Ex-Machina-Geschehnisse stattfinden können. Gleichzeitig werfen neue Elemente wie der boshafte Spinosaurus oder die neu designten Raptoren einige Fragen bezüglich der Vorgänger auf. Johnstons Action zeigt derweil handwerkliches Können, ohne je wirklich aufregend neues zu bieten, was auch an den erneut blassen Farben durch das 1,85:1 Bildformat liegt. Dennoch kann er hin und wieder mit einer spannenden Idee überzeugen, so ist eine Sequenz in einer großen Kuppel atmosphärisch dicht inszeniert und ein Flugzeugabsturz im ersten Drittel stark gemacht, auch ein kleiner auditiver Twist rund um den Antagonist kann überzeugen, doch ausgerechnet entscheidende Szenen wie der Showdown oder die fundamentalen Charaktermomente werden nicht gut genug herausgearbeitet und gehen auch im filmischen Sinne etwas unter, sind zudem erschreckend vorhersehbar. Schlimmer ist dann noch, dass der Werdegang einer ganz bestimmten Figur dermaßen an den Haaren herbeigezogen erscheint, dass man nicht mehr als müde darüber hinweg schmunzeln kann. Immerhin kommt "Jurassic Park III" zumindest seine Laufzeit von überschaubaren 92 Minuten zu Gute, da er so schnell mal zu einer Zweitsichtung einlädt, doch insgesamt muss man konstatieren, dass auch die wenigen Höhepunkte nicht darüber hinwegtäuschen können, dass der Film selbst eher an einem vorbeiläuft und nur sehr knapp durchschnittlich zu unterhalten weiß, im Mittelteil auch oft wieder zu arg belanglos ist, um wirklich fesseln zu können.
Fazit: Müsste Ian Malcolm, der Protagonist aus "Jurassic Park" und "The Lost World", Johnstons Nachklapp zur Dinosaga in einem Satz zusammenfassen, würde die Aussage wohl lauten: "Die Macher waren nur interessiert, ob sie einen dritten Teil drehen könnten, nicht ob sie es sollten." Denn trotz einiger ganz passabler Momente weiß "Jurassic Park III" besonders deshalb niemanden so recht zu rühren, weil nichts am Film seine Existenz so wirklich rechtfertigt und auch seine spannenderen Szenen nicht mehr als routiniertes Können repräsentieren. Sam Neill als Alleinunterhalter kann da am Ende auch nur mit seinen Möglichkeiten jonglieren. Zusammenfassend ist das ungewöhnlich kurze Abenteuer daher wohl vor allem für Dinosaurier-Liebhaber (obwohl diese ob der schwachen Effekte sicher einen kleinen Schock erleben werden) und Fans der ersten beiden Teile interessant, während alle anderen vermutlich nur geringfügigen Spaß damit haben und sämtliche Szenen nach der Sichtung bequem wieder vergessen können.
Re: 1... 2... Dino kommt vorbei...
Den Satz verstehe ich nicht. Was hat die Farbstärke mit dem Bildformat zu tun?Wallnuss hat geschrieben:Johnstons Action zeigt derweil handwerkliches Können, ohne je wirklich aufregend neues zu bieten, was auch an den erneut blassen Farben durch das 1,85:1 Bildformat liegt.
Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
Taken - 96 Hours
Mit einem oberflächlich eher unscheinbaren Thriller bekam der französische Regisseur Pierre Morel 2008 schlagartig weltweite Aufmerksamkeit. Über Nacht wurde der schätzungsweise gerade mal 30 Millionen Euro teure Rachefilm über einen Vater, der in Paris seine Tochter aus der Hand einer Gangsterbande freischießt, zum Kassenschlager und nicht zuletzt wegen seiner erstaunlich harten und kompromisslosen Machart entwickelte er schnell das Potenzial zum Kultfilm. In der Tat: Morel pfeifft neunzig Minuten lang völlig auf weichgespülte Action und serviert schnörkellos eine Brutalität nach der anderen. Spannend ist das deshalb aber leider noch lange nicht.
Angesichts der Tatsache, dass natürlich Action und Gewalt im Fokus stehen sollen, ist es selbstverständlich, dass das unter anderem von Luc Besson verfasste Drehbuch bloß Mittel zum Zweck darstellen soll. Dennoch ärgert der 08/15-Plot mit zunehmender Dauer, nicht etwa aufgrund seiner Eindimensionalität, sondern wegen seines übermäßigen Gebrauchs von Klischees und seinen fragwürdigen moralischen Tönen. So sind besonders sämtliche Gegenspieler von vornherein nicht mehr als blasse Lumpen, die bei der rauen und harten Gangart, mit der der Protagonist hier ans Werk geht, nie auch nur den Ansatz von Bedrohlichkeit vermitteln können und ohnehin alle zwanzig Minuten durch ein ähnlich langweiliges Pendant ausgetauscht werden, bis der letzte Fiesling im Showdown sogar zu einer unfreiwillig albernen Kuriosität wird. Allgemein ist dies aber wohl der Formelhaftigkeit und Einfallslosigkeit "Taken"s zu verdanken, der dem klassischen Rachekino der 70er und 80er Jahre keine neuen Aspekte abgewinnen kann. Praktisch ab dem Beginn der Racheorgie, also sobald Hauptfigur Bryan Mills in Paris angelangt ist, sind sämtliche Ereignisse nicht nur für den Actionkenner spielerisch leicht vorherzusagen. Resultierend daraus stellt sich wirkliche Spannung leider zu keinem Zeitpunkt ein, mehr noch bekommt man erst dadurch Zeit, so manche Plotelemente kritisch zu hinterfragen.
Doch wer das tut, der wird sich schnell mit unangenehmen Themen, wie in dieser Fall der Verherrlichung von Selbstjustiz konfrontiert sehen. Doch während diese bei einem Film dieser Gangart ja fast noch business as usual sein dürfte, entlarven besonders die Folterszenen und der Umgang mit anderen entführten Mädchen den Protagonisten als reaktionären Schlächter und machen ihn zunehmend mit jeder weiteren Szene und jedem weiteren durch ihn verursachten Leichenberg unsympathischer. Hier scheinen sich weder Morel noch Besson die Frage gestellt zu haben, wie weit man bei den Taten des Helden gehen darf, bis die Motivation für sein Handeln als Rechtfertigung nicht mehr ausreicht. Tatsächlich wird der Bogen mehrmals überspannt, gerade, weil Morel seinen Film völlig ernstnimmt und auf Humor gänzlich verzichtet. Mit diesem Umstand zünden auch die meisten Actionszenen, die sich zudem nur selten auf mehr als ein wenig verwackelt gefilmte und arg chaotisch geschnittene Faustkämpfe reduzieren. Eine Autoverfolgungsjagd gibt es (wie erwartet) zwar ebenfalls und diese ist auch durchaus packend und rasant inszeniert, doch insgesamt verblasst die Action im dramaturgischen Aufbau und durch die einfallslosen Set-Pieces, die durch ihren gewünscht grauen und dreckigen Look ästhetisch kaum von einander zu unterscheiden sind. Allgemein kann man jedenfalls festhalten, dass sich in "Taken" zwei Ansätze auf unschöne Art und Weise beißen: Einerseits betont Morel den Realismus seiner Handlung immer wieder und will einen extrem harten und bodenständigen Kampf gegen Mädchenhändler zeigen, gleichzeitig inhaltlich aber eigentlich gar nicht ernst genommen werden und verliert daher irgendwann sein Publikum, dass bei all der rohen Ernsthaftigkeit nicht mehr bereit ist, mit den blutgetränkten Aktionen der vermeintlichen Bezugsperson mitzugehen.
Ein Glück für den Film, dass diese Bezugsperson mit Liam Neeson besetzt ist. Muss man zu Neeson eigentlich groß viel sagen? Der Mann ist nichts anderes als das menschliche Äquivalent zu einem Erdbeben und beweist in "Taken" eindrucksvoll seine Actionfähigkeiten und das trotz seines doch recht bulligen und schwerfälligen Körperbaus. Gleichzeitig gelingt es Neeson durch sein enormes Charisma selbst in den fragwürdigsten Szenen eine Spur Menschlichkeit durchsickern zu lassen. Seiner Darstellung wegen ist eben die erste halbe Stunde von Morels Film ein Genuss. Ironischerweise erweist sich schließlich gerade das erste Drittel, welches lediglich als Exposition dienen soll, als stärkster, weil glaubwürdigster Teil des Filmes. Neeson gelingt es perfekt, den verzweifelten und bislang stets versagenden Vater zu portraitieren und seine beiden Nebenparts "X-Men"-Star Famke Janssen als liebevolle Mutter und Maggie Grace als lebensfrohe Tochter schaffen es ebenfalls, in kurzer Zeit Leben in ihr Spiel zu bringen. Wenn dann die Entführung ausführlich gezeigt wird und Neeson dem Kidnapper am Telefon unmissverständlich droht, dass er keinen Stein auf dem anderen lassen wird um ihn zu finden, erreicht "Taken" beim Zuschauer den Zustand schweißgebadeter Hände. Schade, das sich alles darauf folgende eher als leicht unterdurchschnittliche B-Movie-Kost entpuppt.
Fazit: Nach dem die ersten dreißig Minuten einem das Gefühl geben, hier etwas ganz großes präsentiert zu bekommen, stellt sich ab dem tatsächlichen Beginn der Action schnell Ernüchterung ein. Morels Krawallelemente mögen handwerklich halbwegs passabel sein, doch die Handlung kann nie verbergen, dass man das praktisch alles schon mal gesehen hat und hier nur die altbekannten Elemente von der Stange verwendet wurden. Dazu kommen noch einige moralinsauren Sequenzen, die dem eh schon nur mittelmäßig interessanten Ablauf noch eine bittere Note hinzufügen und einen mit einem leicht unwohlen Gefühl aus dem Kinosaal entlassen. Statt den von Liam Neeson mit viel Können gespielten Bryan Mills wie eine Videospielfigur von Level zu Level zu jagen, wäre es eindeutig spannender gewesen, sich mehr auf die Dramaelemente des Plots zu konzentrieren und Neeson einige Charaktermomente zu verpassen. So ist Taken am Ende nur ein halbes Vergnügen und ein zweifelhaftes noch dazu.
Mit einem oberflächlich eher unscheinbaren Thriller bekam der französische Regisseur Pierre Morel 2008 schlagartig weltweite Aufmerksamkeit. Über Nacht wurde der schätzungsweise gerade mal 30 Millionen Euro teure Rachefilm über einen Vater, der in Paris seine Tochter aus der Hand einer Gangsterbande freischießt, zum Kassenschlager und nicht zuletzt wegen seiner erstaunlich harten und kompromisslosen Machart entwickelte er schnell das Potenzial zum Kultfilm. In der Tat: Morel pfeifft neunzig Minuten lang völlig auf weichgespülte Action und serviert schnörkellos eine Brutalität nach der anderen. Spannend ist das deshalb aber leider noch lange nicht.
Angesichts der Tatsache, dass natürlich Action und Gewalt im Fokus stehen sollen, ist es selbstverständlich, dass das unter anderem von Luc Besson verfasste Drehbuch bloß Mittel zum Zweck darstellen soll. Dennoch ärgert der 08/15-Plot mit zunehmender Dauer, nicht etwa aufgrund seiner Eindimensionalität, sondern wegen seines übermäßigen Gebrauchs von Klischees und seinen fragwürdigen moralischen Tönen. So sind besonders sämtliche Gegenspieler von vornherein nicht mehr als blasse Lumpen, die bei der rauen und harten Gangart, mit der der Protagonist hier ans Werk geht, nie auch nur den Ansatz von Bedrohlichkeit vermitteln können und ohnehin alle zwanzig Minuten durch ein ähnlich langweiliges Pendant ausgetauscht werden, bis der letzte Fiesling im Showdown sogar zu einer unfreiwillig albernen Kuriosität wird. Allgemein ist dies aber wohl der Formelhaftigkeit und Einfallslosigkeit "Taken"s zu verdanken, der dem klassischen Rachekino der 70er und 80er Jahre keine neuen Aspekte abgewinnen kann. Praktisch ab dem Beginn der Racheorgie, also sobald Hauptfigur Bryan Mills in Paris angelangt ist, sind sämtliche Ereignisse nicht nur für den Actionkenner spielerisch leicht vorherzusagen. Resultierend daraus stellt sich wirkliche Spannung leider zu keinem Zeitpunkt ein, mehr noch bekommt man erst dadurch Zeit, so manche Plotelemente kritisch zu hinterfragen.
Doch wer das tut, der wird sich schnell mit unangenehmen Themen, wie in dieser Fall der Verherrlichung von Selbstjustiz konfrontiert sehen. Doch während diese bei einem Film dieser Gangart ja fast noch business as usual sein dürfte, entlarven besonders die Folterszenen und der Umgang mit anderen entführten Mädchen den Protagonisten als reaktionären Schlächter und machen ihn zunehmend mit jeder weiteren Szene und jedem weiteren durch ihn verursachten Leichenberg unsympathischer. Hier scheinen sich weder Morel noch Besson die Frage gestellt zu haben, wie weit man bei den Taten des Helden gehen darf, bis die Motivation für sein Handeln als Rechtfertigung nicht mehr ausreicht. Tatsächlich wird der Bogen mehrmals überspannt, gerade, weil Morel seinen Film völlig ernstnimmt und auf Humor gänzlich verzichtet. Mit diesem Umstand zünden auch die meisten Actionszenen, die sich zudem nur selten auf mehr als ein wenig verwackelt gefilmte und arg chaotisch geschnittene Faustkämpfe reduzieren. Eine Autoverfolgungsjagd gibt es (wie erwartet) zwar ebenfalls und diese ist auch durchaus packend und rasant inszeniert, doch insgesamt verblasst die Action im dramaturgischen Aufbau und durch die einfallslosen Set-Pieces, die durch ihren gewünscht grauen und dreckigen Look ästhetisch kaum von einander zu unterscheiden sind. Allgemein kann man jedenfalls festhalten, dass sich in "Taken" zwei Ansätze auf unschöne Art und Weise beißen: Einerseits betont Morel den Realismus seiner Handlung immer wieder und will einen extrem harten und bodenständigen Kampf gegen Mädchenhändler zeigen, gleichzeitig inhaltlich aber eigentlich gar nicht ernst genommen werden und verliert daher irgendwann sein Publikum, dass bei all der rohen Ernsthaftigkeit nicht mehr bereit ist, mit den blutgetränkten Aktionen der vermeintlichen Bezugsperson mitzugehen.
Ein Glück für den Film, dass diese Bezugsperson mit Liam Neeson besetzt ist. Muss man zu Neeson eigentlich groß viel sagen? Der Mann ist nichts anderes als das menschliche Äquivalent zu einem Erdbeben und beweist in "Taken" eindrucksvoll seine Actionfähigkeiten und das trotz seines doch recht bulligen und schwerfälligen Körperbaus. Gleichzeitig gelingt es Neeson durch sein enormes Charisma selbst in den fragwürdigsten Szenen eine Spur Menschlichkeit durchsickern zu lassen. Seiner Darstellung wegen ist eben die erste halbe Stunde von Morels Film ein Genuss. Ironischerweise erweist sich schließlich gerade das erste Drittel, welches lediglich als Exposition dienen soll, als stärkster, weil glaubwürdigster Teil des Filmes. Neeson gelingt es perfekt, den verzweifelten und bislang stets versagenden Vater zu portraitieren und seine beiden Nebenparts "X-Men"-Star Famke Janssen als liebevolle Mutter und Maggie Grace als lebensfrohe Tochter schaffen es ebenfalls, in kurzer Zeit Leben in ihr Spiel zu bringen. Wenn dann die Entführung ausführlich gezeigt wird und Neeson dem Kidnapper am Telefon unmissverständlich droht, dass er keinen Stein auf dem anderen lassen wird um ihn zu finden, erreicht "Taken" beim Zuschauer den Zustand schweißgebadeter Hände. Schade, das sich alles darauf folgende eher als leicht unterdurchschnittliche B-Movie-Kost entpuppt.
Fazit: Nach dem die ersten dreißig Minuten einem das Gefühl geben, hier etwas ganz großes präsentiert zu bekommen, stellt sich ab dem tatsächlichen Beginn der Action schnell Ernüchterung ein. Morels Krawallelemente mögen handwerklich halbwegs passabel sein, doch die Handlung kann nie verbergen, dass man das praktisch alles schon mal gesehen hat und hier nur die altbekannten Elemente von der Stange verwendet wurden. Dazu kommen noch einige moralinsauren Sequenzen, die dem eh schon nur mittelmäßig interessanten Ablauf noch eine bittere Note hinzufügen und einen mit einem leicht unwohlen Gefühl aus dem Kinosaal entlassen. Statt den von Liam Neeson mit viel Können gespielten Bryan Mills wie eine Videospielfigur von Level zu Level zu jagen, wäre es eindeutig spannender gewesen, sich mehr auf die Dramaelemente des Plots zu konzentrieren und Neeson einige Charaktermomente zu verpassen. So ist Taken am Ende nur ein halbes Vergnügen und ein zweifelhaftes noch dazu.
Re: 1... 2... Dino kommt vorbei...
1,85:1 wird oft von vielen Zuschauern als blass und kraftlos wahrgenommen. Natürlich resultieren die blassen Farben aber nicht direkt aus dem Bildformat, dieses kann aber den Eindruck verstärken, weil es eben für viele unmittelbar miteinander verknüpft scheint.McClane hat geschrieben:Den Satz verstehe ich nicht. Was hat die Farbstärke mit dem Bildformat zu tun?Wallnuss hat geschrieben:Johnstons Action zeigt derweil handwerkliches Können, ohne je wirklich aufregend neues zu bieten, was auch an den erneut blassen Farben durch das 1,85:1 Bildformat liegt.
Teil 2 und 3 habe ich nie gesehen, finde ich prinzipiell aber auch uninteressant, weil ich wenig Sinn darin sehe, einen gewöhnlichen und inhaltlich abgeschlossenen B-Film auf eine Trilogie aufzublasen.Cinefreak hat geschrieben:Du sprichst echt von Teil 1?
Ist mir auch noch nie untergekommen, das Argument.freeman hat geschrieben:Das hab ich ja noch nie gehört... So gut wie alle Trickfilme sind in dem Format und was ist denn bitte bunter als ein Animationsfilm???1,85:1 wird oft von vielen Zuschauern als blass und kraftlos wahrgenommen.
Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
Unterschreibe ich ein wenig, wobei dieses Phänomen wohl erst bei BD und Großformat TVs so richtig ins Auge sticht, vorher war ja alles per se milchig. Trickfilme bleiben aber selbstredend außen vor. Das Aufnahmeverfahren, etwa bei Cinemascope, scheint sich ja ein wenig von den gängigen zu unterscheiden, vielleicht kommt dadurch auch der "Unterschied" zustande. Kenne mich damit aber nicht aus.
Beides vorhanden, bestätigte dies. Ich würde es persönlich dennoch nicht bei allen Filmen direkt so sagen, JP II und III sind auch so schon recht farblos, aber der Effekt ist eindeutig zu bemerken.SFI hat geschrieben:Unterschreibe ich ein wenig, wobei dieses Phänomen wohl erst bei BD und Großformat TVs so richtig ins Auge sticht
Sympathy for Mr. Vengeance
Kaum ein anderer Regisseur gilt als so prägend für die ersten Jahre des 21. Jahrhunderts wie der südkoreanische Filmemacher Park Chan-wook durch seine Rachetrilogie. Den Anfang dieser machte er 2002 mit seinem düsteren gesellschaftskritischem Drama "Sympathy for Mr. Vengeance", welches die Geschichte des taubstummen Ryus erzählt, dessen Schwester eine Niere benötigt. Um sie zu bekommen, lässt er sich auf die Organmafia und später auch auf eine Kindesentführung ein, die ihn und alle, die mit ihm und dem kleinen unschuldigen Mädchen zu tun haben in eine menschliche Katastrophe stürzen wird. Den Zuschauer dabei an die Hand zu nehmen und ihn in diese eintauchen zu lassen, scheint gar nicht Parks Ziel zu sein, viel eher lässt er jegliche Emotionen beiseite und berührt den Zuschauer auf rein intellektueller Ebene. Ein Ansatz, der überrascht und hervorragend gelingt.
"Sympathy for Mr. Vengeance" ist inszenatorisch auf den ersten Blick eine starke Einseitigkeit: Es herrscht vor die Totale! Nahaufnahmen, Zooms, Kamerafahrten, dass alles gibt es nur vereinzelt, die Schnitte sind gefühlt an einer Hand abzuzählen. So entsteht ein sehr langsames, ruhiges, irgendwann auch beängstigend starres Gefühl, Park denkt selbst bei steigendem Tempo der Erzählung nicht daran, seinen Film zu beschleunigen. Wobei das Wort "Erzählung" fehl am Platz scheint, denn eine wirkliche Geschichte gibt es gar nicht. "Sympathy for Mr. Vengeance" ist einem Gemälde ähnlich, zeigt nur, ohne je zu vertiefen, weil Vertiefung gar nicht notwendig erscheint, wenn Park Fragen aufwirft, die so alt wie die Menschheit selbst sind und deren Beantwortung unmöglich erscheint. Das Rachethema, welches er lange einführt und nach etwa einer Stunde konsequent durchzieht, wird nie als Mittel zum Zweck "Gerechtigkeit" verwendet, weil Gerechtigkeit in der Welt dieses Filmes nicht existiert. Park zeigt eine graue, kaputte und in Trümmern liegende Welt, in der jeder Akteur nur eine krankhafte Gestalt ist, in der Menschen sich nicht durch ihre Motive oder Schicksale, sondern durch ihre Taten definieren, die am Ende aber auch keinen wirklichen Wert mehr haben. Einen Pro- oder Antagonisten hat der 121 minütige Film folglich gar nicht, sondern springt zwischen wenigen Figuren hin und her, die allesamt irgendwo eine gewisse Nachvollziehbarkeit bergen, gleichzeitig aber auch abstoßende niederträchtige Kreaturen sind.
Dennoch würde man "Sympathy for Mr. Vengeance" verkennen, würde man ihn als Episodenfilm bezeichnen. Besser ist tatsächlich, der filmischen Gestaltung dieser tragischen Zusammenhänge (denn als nichts weiteres zeigt Park den gesamten Verlauf) kein Etiquette aufzudrücken, da man damit zwangsläufig den Film einer Abteilung unterordnet, in die dieser nie ganz passen wird. An Konventionen hält Park sich nie und scheint keinen Sinn darin zu sehen, es dem Zuschauer einfach zu machen, weil die Welt, in der seine Charaktere sich bewegen nicht konventionell ist und keiner übergeordneten Sinnhaftigkeit zu Grunde liegt. Alles, was in den zwei Stunden passiert, ist Ergebnis einer Kausalkette, Aktion und Reaktion befinden sich in einem stetigen Wechselspiel. Teilweise lässt Park sogar elementare Ereignisse einfach ausfallen, zeigt gerade nicht das, was der Zuschauer sehen müsste, gibt sich narrativ verschachtelt, nur um eigentlich damit gar kein wirkliches Ziel zu verfolgen. Ähnlich den handelnden Personen scheint auch der Zuschauer nur zufällig an manchen Geschehnissen teilzunehmen und an anderen wiederrum nicht. Durch das gleichzeitig fast vollständige Fehlen einer Filmmusik, den dialogarmen Charakter-Konstellationen und einigen wenigen stilbrechenden Momenten, in denen es entweder surrealistisch zugeht oder plötzlich drastische und extreme Gewaltdarstellungen auf der Leinwand zu sehen sind, weiß der Betrachter so nie, was als nächstes geschehen wird und sieht sich damit mit demselben Gefühl von Verlorenheit konfrontiert wie es die tragischen menschlichen Spielbälle der Erzählung durchleben.
Die melodramatische Grundstimmung nie wirklich verlierend stellt sich "Sympathy for Mr. Vengeance" im späteren Verlauf dem puren Nihilismus in seiner reinsten Form und scheint Gerechtigkeit nur noch dahingehend zu interpretieren, dass diese erst existiert, wenn keiner mehr da ist, der sie brechen kann. So lösen die Figuren ihre Konflikte auch nie durch ihre Gewalttätigkeiten und können durch ihre Rache keine Schmerzlinderung erfahren, sondern sind in einer Spirale gefangen, in der eben das Maß an Leid, dass sie anderen antun auch auf sie selbst zurückfällt. Das Publikum, welches dem ganzen ohne Empathie für die unnahbaren Beteiligten zusehen muss, wird sich daher das ein oder andere Mal angewidert von ihnen abwenden, doch es scheint nie das Ziel Parks zu sein, eine wirkliche Aussage oder Botschaft zu verbreiten. Der Zuschauer findet keine Erlösung darin, dass es irgendwann den vermeintlich bösen oder guten erwischt, da solche schlicht und ergreifend nicht vorzufinden sind. "Was hat das alles nun gebracht?", wird sich der ein oder andere beim Einsetzen des Abspannes daher fragen, eine Frage, die treffender an den Schlusspunkt der Erzählung nicht hätte platziert werden können.
Fazit: Was man fühlen oder denken soll, wird einem von Park im Verlauf seines Racheepos nie vorgeschrieben, erst ganz am Schluss gibt es ein erlösendes Momentum, dass allerdings eher einem Stich ins Herz ähnelt. Dem Echo der Gewalt, welches dem Film nachhallt, kann man sich nur schwer verweigern, denn es ist genau das, was "Sympathy for Mr. Vengeance" seine erschreckende Note verleiht: Die Tatsache, dass die düstere und grausame Welt der Erzählung nicht einer Fantasie, sondern der kalten Realität da draußen entspricht. Insgesamt ist er aufgrund seiner arg verstörenden und auf Unkonventionalitäten gebrüsteten Ader ein unangenehmer, fast schon schmerzender Film, den niemand so richtig mit wohligem Gefühl mögen wird, der aber gerade daraus seine gewünschte Wirkung erzielt und den man vermutlich zweimal ansehen muss, um ihn ganz zu erfassen. Sicherlich ist gerade der eigenwillige Stil Parks nicht immer vollständig ausgereift und die ein oder andere Nebensächlichkeit wird (wissentlich?) zu versteift ausgebeutet, so wie allgemein die Langatmigkeit Fluch und Segen zugleich darstellt, doch wer damit umgehen kann und will, sollte sich der cineastischen eigentümlichen Erfahrung keinesfalls berauben. Und wenn es nur dazu dient, festzustellen, dass man mit dem allen nichts und rein gar nichts anzufangen weiß.
Kaum ein anderer Regisseur gilt als so prägend für die ersten Jahre des 21. Jahrhunderts wie der südkoreanische Filmemacher Park Chan-wook durch seine Rachetrilogie. Den Anfang dieser machte er 2002 mit seinem düsteren gesellschaftskritischem Drama "Sympathy for Mr. Vengeance", welches die Geschichte des taubstummen Ryus erzählt, dessen Schwester eine Niere benötigt. Um sie zu bekommen, lässt er sich auf die Organmafia und später auch auf eine Kindesentführung ein, die ihn und alle, die mit ihm und dem kleinen unschuldigen Mädchen zu tun haben in eine menschliche Katastrophe stürzen wird. Den Zuschauer dabei an die Hand zu nehmen und ihn in diese eintauchen zu lassen, scheint gar nicht Parks Ziel zu sein, viel eher lässt er jegliche Emotionen beiseite und berührt den Zuschauer auf rein intellektueller Ebene. Ein Ansatz, der überrascht und hervorragend gelingt.
"Sympathy for Mr. Vengeance" ist inszenatorisch auf den ersten Blick eine starke Einseitigkeit: Es herrscht vor die Totale! Nahaufnahmen, Zooms, Kamerafahrten, dass alles gibt es nur vereinzelt, die Schnitte sind gefühlt an einer Hand abzuzählen. So entsteht ein sehr langsames, ruhiges, irgendwann auch beängstigend starres Gefühl, Park denkt selbst bei steigendem Tempo der Erzählung nicht daran, seinen Film zu beschleunigen. Wobei das Wort "Erzählung" fehl am Platz scheint, denn eine wirkliche Geschichte gibt es gar nicht. "Sympathy for Mr. Vengeance" ist einem Gemälde ähnlich, zeigt nur, ohne je zu vertiefen, weil Vertiefung gar nicht notwendig erscheint, wenn Park Fragen aufwirft, die so alt wie die Menschheit selbst sind und deren Beantwortung unmöglich erscheint. Das Rachethema, welches er lange einführt und nach etwa einer Stunde konsequent durchzieht, wird nie als Mittel zum Zweck "Gerechtigkeit" verwendet, weil Gerechtigkeit in der Welt dieses Filmes nicht existiert. Park zeigt eine graue, kaputte und in Trümmern liegende Welt, in der jeder Akteur nur eine krankhafte Gestalt ist, in der Menschen sich nicht durch ihre Motive oder Schicksale, sondern durch ihre Taten definieren, die am Ende aber auch keinen wirklichen Wert mehr haben. Einen Pro- oder Antagonisten hat der 121 minütige Film folglich gar nicht, sondern springt zwischen wenigen Figuren hin und her, die allesamt irgendwo eine gewisse Nachvollziehbarkeit bergen, gleichzeitig aber auch abstoßende niederträchtige Kreaturen sind.
Dennoch würde man "Sympathy for Mr. Vengeance" verkennen, würde man ihn als Episodenfilm bezeichnen. Besser ist tatsächlich, der filmischen Gestaltung dieser tragischen Zusammenhänge (denn als nichts weiteres zeigt Park den gesamten Verlauf) kein Etiquette aufzudrücken, da man damit zwangsläufig den Film einer Abteilung unterordnet, in die dieser nie ganz passen wird. An Konventionen hält Park sich nie und scheint keinen Sinn darin zu sehen, es dem Zuschauer einfach zu machen, weil die Welt, in der seine Charaktere sich bewegen nicht konventionell ist und keiner übergeordneten Sinnhaftigkeit zu Grunde liegt. Alles, was in den zwei Stunden passiert, ist Ergebnis einer Kausalkette, Aktion und Reaktion befinden sich in einem stetigen Wechselspiel. Teilweise lässt Park sogar elementare Ereignisse einfach ausfallen, zeigt gerade nicht das, was der Zuschauer sehen müsste, gibt sich narrativ verschachtelt, nur um eigentlich damit gar kein wirkliches Ziel zu verfolgen. Ähnlich den handelnden Personen scheint auch der Zuschauer nur zufällig an manchen Geschehnissen teilzunehmen und an anderen wiederrum nicht. Durch das gleichzeitig fast vollständige Fehlen einer Filmmusik, den dialogarmen Charakter-Konstellationen und einigen wenigen stilbrechenden Momenten, in denen es entweder surrealistisch zugeht oder plötzlich drastische und extreme Gewaltdarstellungen auf der Leinwand zu sehen sind, weiß der Betrachter so nie, was als nächstes geschehen wird und sieht sich damit mit demselben Gefühl von Verlorenheit konfrontiert wie es die tragischen menschlichen Spielbälle der Erzählung durchleben.
Die melodramatische Grundstimmung nie wirklich verlierend stellt sich "Sympathy for Mr. Vengeance" im späteren Verlauf dem puren Nihilismus in seiner reinsten Form und scheint Gerechtigkeit nur noch dahingehend zu interpretieren, dass diese erst existiert, wenn keiner mehr da ist, der sie brechen kann. So lösen die Figuren ihre Konflikte auch nie durch ihre Gewalttätigkeiten und können durch ihre Rache keine Schmerzlinderung erfahren, sondern sind in einer Spirale gefangen, in der eben das Maß an Leid, dass sie anderen antun auch auf sie selbst zurückfällt. Das Publikum, welches dem ganzen ohne Empathie für die unnahbaren Beteiligten zusehen muss, wird sich daher das ein oder andere Mal angewidert von ihnen abwenden, doch es scheint nie das Ziel Parks zu sein, eine wirkliche Aussage oder Botschaft zu verbreiten. Der Zuschauer findet keine Erlösung darin, dass es irgendwann den vermeintlich bösen oder guten erwischt, da solche schlicht und ergreifend nicht vorzufinden sind. "Was hat das alles nun gebracht?", wird sich der ein oder andere beim Einsetzen des Abspannes daher fragen, eine Frage, die treffender an den Schlusspunkt der Erzählung nicht hätte platziert werden können.
Fazit: Was man fühlen oder denken soll, wird einem von Park im Verlauf seines Racheepos nie vorgeschrieben, erst ganz am Schluss gibt es ein erlösendes Momentum, dass allerdings eher einem Stich ins Herz ähnelt. Dem Echo der Gewalt, welches dem Film nachhallt, kann man sich nur schwer verweigern, denn es ist genau das, was "Sympathy for Mr. Vengeance" seine erschreckende Note verleiht: Die Tatsache, dass die düstere und grausame Welt der Erzählung nicht einer Fantasie, sondern der kalten Realität da draußen entspricht. Insgesamt ist er aufgrund seiner arg verstörenden und auf Unkonventionalitäten gebrüsteten Ader ein unangenehmer, fast schon schmerzender Film, den niemand so richtig mit wohligem Gefühl mögen wird, der aber gerade daraus seine gewünschte Wirkung erzielt und den man vermutlich zweimal ansehen muss, um ihn ganz zu erfassen. Sicherlich ist gerade der eigenwillige Stil Parks nicht immer vollständig ausgereift und die ein oder andere Nebensächlichkeit wird (wissentlich?) zu versteift ausgebeutet, so wie allgemein die Langatmigkeit Fluch und Segen zugleich darstellt, doch wer damit umgehen kann und will, sollte sich der cineastischen eigentümlichen Erfahrung keinesfalls berauben. Und wenn es nur dazu dient, festzustellen, dass man mit dem allen nichts und rein gar nichts anzufangen weiß.
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