Filmtagebuch: LivingDead

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Beitrag von LivingDead » 11.05.2014, 17:45

Die Monster-Uni
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Gelungene Fortsetzung, welche ihre Qualitäten vor allem daraus bezieht, eben nicht nur eine Kopie, bzw. Weiterführung des Bewährten zu sein, sondern auch versucht wird, das Prequel auf eigenen Beinen stehen zu lassen, sodass sie der Geschichte um die Monster gar neue Facetten abzugewinnen vermag. Dass es sich hierbei nun um ein Prequel handelt, ist inhaltlich sicherlich am effektivsten, sodass die noch nicht fest stehenden Figurenkonstellationen für einige witzige Momente sorgen und dadurch, ganz nebenbei, dem "Monster AG"-Film noch ein Mehr an Tiefe zugestanden wird. Pädagogisch wertvoll ist es dann auch, indem aufgezeigt wird, dass nicht nur der einfachste oder effizienteste Weg zum Ziel führt, sondern man sein Ziel auch mit einigen Umwegen und einer gewissen Selbstfindungsphase erreicht.
:liquid7:

The World's End
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Durchaus gelungener Abschluss der Cornetto-Trilogie, die im Vergleich zu ihren beiden Vorgängern zwar etwas an Biss und Blut verliert, dafür aber umso deutlicher in ihren gesellschaftskritischen Ansätzen wird.
Die Rückkehr von fünf Freunden in ihren Heimatort, ein langweiliges Kaff, welches außer seinen zwölf Kneipen und langweiligen Bewohnern, kaum etwas zu bieten hat, um endlich einmal ihre legendäre Sauftour bis zur Kneipe "The World's End" zu beenden (geschickterweise hat jeder Kneipenname den passenden Titel zum gegenwärtigen Kapitel des Filmes), bietet den roten, beziehungsweise goldenen Pfad(en) der Invasionsgeschichte, die deutlich an "Die Dämonischen" angelehnt ist. Zuerst wird dem Quintett gewahr, dass ihre geliebten Kneipen offenbar Opfer einer globalen "Starbuckisierung" geworden sind, sodass eine Kneipe der anderen gleicht, wie ein Ei dem anderen. Zudem scheinen die Jugendlichen des Ortes kaum noch miteinander zu sprechen, schlendern mit ihren Smartphones nur noch durch die Straßen wie Zombies. Relativ schnell kommen die Freunde dahinter, dass hier höhere Mächte am Werk sein müssen, weichen aber nicht von ihrem Plan ab. Bis zum "Ende der Welt".
Der Humor bewegt sich, ähnlich wie schon in den beiden voran gegangenen Filmen, zwischen vordergründig albern und hintersinnig und tiefgründig, sodass trotz der etwas geringeren Gagdichte ein Jedermann zu einem herzhaften Lachen genötigt sein dürfte. Die Anspielungen auf eine Gesellschaft, welche im Zuge der Globalisierung, die letztlich auch zu einer Homogenisierung der Lebensweisen, der Menschen und deren Umfelder führt, wird durch die Invasoren mit Globalisierungsintention in "Körperfresser"-Optik ad absurdum geführt.
:liquid7:
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Beitrag von freeman » 12.05.2014, 09:14

Ich finde ja sehr seltsam, dass sich in UNSEREM Forum wirklich so gut wie niemand zum eigentlichen Highlight des Filmes äußert (also net nur du ;-) ) und das sind die voll geilen Fights. Kann ich irgendwie gar net nachvollziehen, dass die kaum Berücksichtigung finden. Zumal hier ja Leute am Wirken sind, die davon null Schimmer haben (Siehe etwa Nick Frost).

In diesem Sinne:
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Beitrag von LivingDead » 12.05.2014, 12:12

freeman hat geschrieben:Ich finde ja sehr seltsam, dass sich in UNSEREM Forum wirklich so gut wie niemand zum eigentlichen Highlight des Filmes äußert (also net nur du ;-) ) und das sind die voll geilen Fights. Kann ich irgendwie gar net nachvollziehen, dass die kaum Berücksichtigung finden. Zumal hier ja Leute am Wirken sind, die davon null Schimmer haben (Siehe etwa Nick Frost).

In diesem Sinne:
freeman
Stimmt, nun wo du es sagst. Gerade der erste Fight war wirklich ein Augenöffner, der mich überraschte. Sicherlich überblenden die übrigen Qualitäten des Filmes die Fights mal gerne. ;)
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Beitrag von LivingDead » 15.05.2014, 22:33

Cold Blood - Kein Ausweg, keine Gnade
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Optisch erinnert "Cold Blood" doch ziemlich deutlich an "Fargo" oder Raimi's "A Simple Plan" und sieht darin wohl auch seine direkten Vorbilder. Denn auf dem Papier erinnert der Film, der sich offenbar so Einiges vorgenommen hat, doch ziemlich offensichtlich an diese beiden großartigen Streifen - nicht zuletzt wegen des eisigen Settings mit abgeschnittener Kleinstadtatmosphäre. Doch versagt der Film, sofern man den direkten Vergleich wagt, in so ziemlich jeder Disziplin. Wo bei "Fargo" der von Lokalkolorit geprägte Eigensinn der Charaktere eine charmante Skurrilität darstellte, so wirken die Charaktere hier einfach nicht zu Ende gedacht. Zudem wird so ziemlich jedes Klischee bedient, was dieses Genre hergibt: Vom gescheiterten Profiboxer bis hin zur nicht ernst genommenen Sherriffstochter, die selbst Polizistin ist und es erst einmal allen beweisen muss.
Aber auch inszenatorisch sorgt der Film für Stirnrunzeln. Exemplarisch sei nur die seltsame Indianerszene genannt, die wohl, völlig aus dem Kontext gerissen, für eine gewisse Atmosphäre sorgen soll. Doch dies und der Umstand, dass Zufälle und ungewöhnliche Situationen (in denen die Coen-Brüder stets aufgehen) schlichtweg konstruiert wirken, macht den Film zu einer recht oberflächlichen Angelegenheit.
Optisch jedenfalls passt so ziemlich alles und die namhafte Darstellerriege holt noch das Nötigste aus den platten Charakteren heraus, sodass sich der Film als Snack für zwischendurch durchaus eignet. Macht in der Summe knappe
:liquid6:
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Beitrag von LivingDead » 18.05.2014, 00:25

R.I.P.D.
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Ich will gar nicht mal darauf eingehen, dass es sich bei diesem Film um eine dreiste Men in Black-Kopie handelt. Denn wen man diesen Umstand einmal ausgeblendet hat, offenbaren sich erst die Einfallslosigkeiten, die konsequente Umschiffung von Risiken und somit Innovativem, welcher dieser tumben Produktion innewohnt. Hier wird man Zeuge, wie das aktuelle Hollywood im schlimmsten Falle funktioniert: Drehbuchideen und deren Umsetzungen sind nur noch kalkulierte, auf eventuelle Einspielergebnisse an den Kinokassen abzielende Verwurstungen von bereits bewährten Paradigmen. Das hat mit künstlerischen Ansprüchen nur noch wenig zu tun. Klar trifft das nicht nur auf diese Produktion zu, sondern auf so gut wie jede, welche sich im dreistelligen Millionenbereich befindet; doch selten war es deutlicher zu sehen als in diesem Paradebeispiel. Millionen von Dollar verschwendet für ein - im wahrsten Sinne des Wortes - aufgeblasenes Nichts.
Knappe :liquid3:
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Beitrag von LivingDead » 10.06.2014, 22:34

Tödliche Versprechen - Eastern Promises
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In seinem unverwechselbaren Stil zerrt Cronenberg den Zuschauer tief hinein in den Sumpf der russischen Mafia in der Londoner Unterwelt. So abrupt wie die Gewaltszenen den Bildschirm einnehmen, so urplötzlich wird das dunkle Innere der Charaktere nach Außen getragen. Und so ist das Unmögliche vom Normalen meist nur eine Haustür entfernt. Dass der finale Twist weniger durch das Unerwartete erschüttert, als viel mehr durch die völlig neue Sichtweise auf den Charakter, lässt den Film auch noch nach dem Abspann wirken.
:liquid8:

Killing Season
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Die Grundausstattung des Filmes passt, vor allem da Travolta sich wohl sehr bewusst war, in welcher Art Film er hier mitmischt und sein ganzes Poutpourri an Overacting aus dem Ärmel zieht, wohingegen De Niro nur eine solide Standardleistung abliefert. Und so sind es dann vor allem die beiden Protagonisten, die den Film so halbwegs empfehlenswert machen. Der "Die Stunde des Jägers"-Klon (um nur einen zu nennen...) ist nämlich im höchsten Maße mittelprächtig gelungen und versteift sich viel zu sehr auf immer wiederkehrende Pattsituationen, welche plötzlich eine Wendung erfahren. Und das im regelmäßigen Wechsel. Dass der actionbetonte Streifen in seiner Anlage eher comichaft überspitzt ist, mag ich gar nicht bemängeln, doch wird auch hier wieder zu sehr versucht, dem Ganzen eine ernstere Note zu verpassen, was insgesamt zu einer völlig zerfaserten Dramaturgie führt, wodurch sich der Film stets selbst ausbremst.
:liquid5:

Nie wieder Sex mit der Ex
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Typische Urlaubskomödie der Marke Apatow, in welcher auch ein Adam Sandler die Hauptrolle hätte einnehmen können. Etwas Neues wird dem geneigten Zuschauer hier nicht geboten. Ein Sammelsurium aus derben und flachen Witzchen, angereichert mit einem Hauch von emotionaler Tiefe, wie sie in dieser Art Film geboten ist. Hauptattraktion sind hier die Darsteller, die sich allesamt von ihrer Schokoladenseite zeigen.
:liquid5:

Half Nelson
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Gehört sicherlich zu Goslings besten Leistungen und ebnete seinen (erfolgreichen) Weg zu Filmen abseits des Mainstream. Und so ist es vor allem seine Leistung, zusammen mit der Kinderdarstellerin, die den Film bisweilen eindringlich und auch intim gestaltet und das ein oder andere tabuisierte Thema behandelt.
:liquid7:

Die Eiskönigin - Völlig unverfroren
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Sicherlich mag man hier enttäuscht werden, wenn man einen qualitativ ähnlich hochwertigen Film wie den jüngsten "Rapunzel" erwartet. Dafür ist die Geschichte zu wenig mitreißend, die Fokussierung auf Musicaleinlagen nur bedingt gelungen (dafür sind die Songs einfach zu schwach) und der Humor teils zu bemüht. Auf der Habenseite steht aber einmal mehr die technische Brillanz, welche vor allem durch eine tolle Regie und großartige Bilder hervorsticht. Auch die Charakterzeichnung, welche keine klaren Linien zwischen Gut und Böse zieht, ist durchaus gelungen, auch wenn viele Persönlichkeitsveränderung bisweilen nur ein Lied überdauern. Als Gute-Laune-Disney, bei dem es eigentlich für niemanden ein wirklich böses Ende gibt, taugt der Film aber allemal und lädt mehr als einmal zum Schmunzeln ein.
:liquid6:
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Beitrag von freeman » 11.06.2014, 09:21

Hauptattraktion sind hier die Darsteller, die sich allesamt von ihrer Schokoladenseite zeigen.
Hm, meinst du die Lulle vom Hauptdarsteller? :lol:

In diesem Sinne:
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Beitrag von LivingDead » 11.06.2014, 09:52

Auf jeden. Hab den hier :wink: hinter dem Satz vergessen.

:wink:
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Beitrag von freeman » 12.06.2014, 08:33

Gnihihihi

In diesem Sinne:
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Beitrag von LivingDead » 08.07.2014, 21:13

Ender's Game
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Als Jugendfilm macht der Streifen einen gar nicht mal so schlechten Eindruck, immerhin bietet er erstaunliche Schauwerte, so wie eine versierte Inszenierung mit treibendem Soundtrack und eine Story, die auch vor gewissen Streitthemen keinen Halt macht. Unter diesem Deckmantel zeigt sich allerdings schnell, dass dem Film bald die Puste ausgeht. So wird doch etwas zu sehr auf den finalen Kniff gebaut, der allerdings auf halber Strecke verpufft. Unterhaltsam und sehenswert ist er auf jeden Fall, jedoch als echter Science-Fictioner einfach zu bedeutungslos.
Gute :liquid5:

Carrie
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Für mich eine grundsolide Neuauflage, die eine anfangs zwar eher nervige Chloë Grace Moretz (ihre unbeholfene Art ist leider teils etwas zu aufgesetzt und erinnert an "Kick-Ass 2") zu bieten hat, die sich aber bald in ihre Rolle einfindet. Wirklich gelungen agiert Julianne Moore, die eine geradezu beängstigende Aura versprüht. Inszenatorisch läuft der Film erwartungsgemäß im letzten Drittel zu Höchstform auf, bis dahin bleibt es bei einem unterhaltsamen Coming-of-Age-Drama mit Horrorelementen.
Gute :liquid6:

Dead Man Down
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Gerade in der ersten Stunde konnte ich die vornehmlich mangelhaften Stimmen zu dem Streifen nicht nachvollziehen. So startet der Film direkt in einem Dialog und bleibt diesem Stil treu, indem er die Geschichte, wie eine Zwiebel, Schicht um Schicht enthüllt. Durch diesen Kniff bleibt der Film in dieser ersten Stunde stets undurchsichtig und äußerst dynamisch, was durch den guten Soundtrack und einigen netten Shoot-Outs noch unterstrichen wird. Doch dann weiß man anscheinend nicht mehr wirklich, in welche Richtung es gehen soll und der Genre-Cocktail trabt mindestens eine halbe Stunde (bis zum guten Showdown) lange auf der Stelle und versucht irgendwo die Balance zwischen Action-, Gangster-, und Thriller-Drama zu finden. Leider vergeblich. Hier stellt sich dann auch ganz schnell Müdigkeit ein und der anfangs so knallige Film gestaltet sich als äußerst zähe Angelegenheit.
Durch diverse gute Einzelszenen kann man den ersten Hollywoodfilm von Niels Arden Oplev ("Verblendung") gerade noch so empfehlen. Insgesamt aber schlichtweg enttäuschend.
Gerade noch :liquid5:
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Beitrag von LivingDead » 21.07.2014, 21:40

The Wolf of Wall Street
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Irgendwo ist dieser Film wieder eine Rückbesinnung auf Scorseses gute, alte Zeiten, in denen er Ray Liotta eine Welt abseits des Otto-Normalbürgertums zeigt, aus der es schließlich kein Entrinnen mehr gibt. Plötzlich wird das Absurde, das Unmögliche zum Alltag und alles andere erscheint nur noch langweilig und ätzend. Zwar war es damals eine Gangsterfamilie, die ihn behrzt aufnahm, und heute ist es die Wall Street, welche für die Gier nach Geld und Macht (was sich ja eigentlich aus dem anderen ergibt) zur Mausefalle wird. Doch so ganz anders sind die Karten dann doch nicht gemischt. Mit ständigen Off-Kommentaren der Hauptperson, welche auch mal direkt in die Kamera spricht, wird der Film, welcher immerhin eine stolze Laufzeit von genau 3 Stunden besitzt, getragen. Immer wieder gibt es ätzende Versinnbildlichungen, welche das Treiben an der Wall Street nicht absurder hätten darstellen können. Was vielleicht auch als zu plakativ moniert werden könnte, passt allerdings zur ironisierten Herangehensweise an die unglaubliche Geschichte (welche aber auf Tatsachen beruht), sodass dem Film auch eine Kurzweil nicht abgesprochen werden kann, was ja bei den 180 Minuten keine Selbstverständlichkeit darstellt. Optisch ist macht der Film eh was her, ist chic und laut und pompös, genau wie es der Stoff hergibt. Bester Scorsese seit Jahren.
Knappe :liquid8:
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Beitrag von LivingDead » 06.08.2014, 18:54

Ludwig II.
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Optisch ansprechender Historienfilm, den ich mir vor allem wegen der Landschaft (bin jedes Jahr in der Gegend unterwegs zwecks Verwandtschaften) angesehen habe, welcher hier durchaus einen großen Stellenwert eingeräumt wird. Nebenbei wird auch das Leben von Ludwig II. einigermaßen korrekt bebildert, sodass die ambivalente Persönlichkeit dieses exzentrischen Menschen ganz gut zur Geltung kommt. Was dem Film dabei jedoch komplett fehlt, ist eine emotionale Bindung zu den Charakteren, welche nie wirklich aufgebaut wird. Viel zu theatralisch und kühl wirkt das Ganze bisweilen, sodass das Geschehen mitunter doch recht schleppend vor sich hindümpelt. Falls man nicht wirklich ein gewisses Interesse am Leben dieses schwierigen Menschen mitbringt, so ist der Film doch kaum empfehlenswert.
Optisch und akustisch sehr ansprechend, mit solider historischer Akkuratesse.
:liquid5:

American Hustle
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Ganz, ganz schnell hätte aus diesem Film ein seelenloses Ensemblestück werden können, ja hätte hier nicht David O. Russel auf dem Regiestuhl Platz genommen. Aus dem, in gewissem Maße auf Fakten beruhenden, tragisch-komisch angelegten Film macht er nämlich ein kaum in Worte zu fassendes Genre- und Stimmungs-Gemisch , welches so schnell emotionale Tiefen ergründet, wie es im nächsten Moment locker-flockig die 70s auferleben lässt. Dazu gesellt sich ein klasse Soundtrack mit vielen denkwürdigen Szenen. Russel weiß um die emotionale Brisanz des Stoffes und nimmt sich dafür, trotz der offensichtlichen Lockerheit, viel Zeit. Exemplarisch sei einmal Bradley Cooper genannt, der als beinharter FBI-Agent auftritt, im nächsten Moment aber als Muttersöhnchen mit Lockenwicklern gezeigt wird. Jedoch schafft Russel hier die extrem schwierige Gratwanderung, seine Charaktere niemals der Lächerlichkeit preiszugeben (auch Bale ist als fettwanstiger Betrüger mit Platte eine Karikatur sondergleichen), woran natürlich auch die Darstellerriege nicht unschuldig ist, welche hier mit viel Spiellaune dabei ist. Zudem gibt es noch einen netten Cameo. Ein wirklich sehr cooler Film.
:liquid9:
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Beitrag von Wallnuss » 06.08.2014, 19:14

LivingDead hat geschrieben:American Hustle

Ganz, ganz schnell hätte aus diesem Film ein seelenloses Ensemblestück werden können, ja hätte hier nicht David O. Russel auf dem Regiestuhl Platz genommen.

:liquid9:
So unterschiedlich kann man Filme sehen: Für mich ist genau Russel der Grund, dass der Film ein seelenloses Ensmblestück ohne eigene Identität geworden ist. Zu (be-)lang(-los) und viel zu distanziert erzählt, so dass man keine wirkliche Bindung zu den unterschiedlichen Charakteren aufbaut. Die vielen Oscarnominierungen waren für mich ehrlich gesagt fast allesamt kaum nachvollziehbar. (Vor allem den für Lawrence extrem dürftige Performance.) :roll:

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Beitrag von Vince » 07.08.2014, 06:14

Da bin ich jetzt aber mal gespannt, ob ich nicht mal eklatant von deiner Einschätzung abweiche!

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Beitrag von SFI » 07.08.2014, 06:27

Den habe ich bisweilen wegen den vielen schlechten Kritiken gemieden. :shock:
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Beitrag von gelini71 » 07.08.2014, 08:08

"American Hustle" ist bei mir auf die Nicht ansehen Liste gekommen als damals bei der Oscarverleihung das kollektive Wettwichsen auf diesen Film anfing :lol:
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note

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Beitrag von StS » 07.08.2014, 08:35

SFI hat geschrieben:Den habe ich bisweilen wegen den vielen schlechten Kritiken gemieden. :shock:
Der hat schlechte Kritiken bekommen? Metascore 90%, RT 93% etc. - alles sehr gut. Mochte die McDonalds Kinonews den etwa nicht? :lol: :wink:

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Beitrag von SFI » 07.08.2014, 08:47

:lol: :lol:

Im April hatte ich 10 Jähriges Jubiläum was das Meiden von McDonalds Filialen oder den Konsum angeht. :lol: Orientiere mich da eher an den "Lovefilm" Rezis und da gehen eben auch viele Kritiken in die Richtung: langweilig, Murks, habe abgeschaltet. :wink:
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Beitrag von McClane » 07.08.2014, 08:59

StS hat geschrieben:
SFI hat geschrieben:Den habe ich bisweilen wegen den vielen schlechten Kritiken gemieden. :shock:
Der hat schlechte Kritiken bekommen? Metascore 90%, RT 93% etc. - alles sehr gut. Mochte die McDonalds Kinonews den etwa nicht? :lol: :wink:
Wobei die Euphorie irgendwann nachlies (siehe die Nullrunde bei den Oscars) und der Film wohl viel vom "Silver Linings Playbook"-Hype gelebt hat - viele Kritiken (vor allem in Tageszeitungen) lasen sich dann auch so: "Dies stimmt nicht und das macht er schlechter als Silver Linings usw.", um dann am Ende doch 4 von 5 Sternen/Punkten/dressierten Frettchen zu geben, nach denen die Kritik nie klang. Ich war im Kino milde enttäuscht, würde den bei 5,5-6/10 einsortieren.
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Beitrag von LivingDead » 07.08.2014, 09:50

Ich fand ihn grandios, auch wenn ich während des Sehens noch nicht wirklich in Euphorie verfallen bin, das stellte sich erst so richtig im Nachhinein heraus. Aber man muss den Film auch als das nehmen, was er ist. Und da macht er seinen Job imo wirklich großartig. Da sitzt jede Szene. Klar, rein formal kommt das alles ohne große Überraschungen aus (auch wenn es zum Schluss natürlich noch einen kleinen Kniff gibt), aber von diesen ganzen Oscar-anbiedernden Ensemble-Filmen (den kürzlich gesehenen "Wolf of Wall Street" mit eingeschlossen) des letzten Jahres gefiel mir dieser mit am besten, auch wenn er zugegebenermaßen weichgespülter wirkt, als er ist (und das liegt ja auch in der Natur der Sache). Hier machen es einmal mehr die feinen Nuancen aus, und da hat David O. Russel schon eine richtig tolle Arbeit abgeliefert.

Dallas Buyers Club
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Ganz offensichtlich sind die beiden Hauptdarsteller, McConaughey und vor allem Jared Leto, hier die Hauptattraktion, die mit ihrem körperverachtenden Method-Acting ganz klar einmal mehr Stirnrunzeln beim Betrachter auslösen. Davon abgesehen geht es um einen Menschen, der durch eine erschütternde Diagnose zum Sinneswandel getrieben wird und versucht, sich selbst und viele andere Menschen vor einem langen und schmerzhaften Tod zu bewahren. Die wirklich ganz schmerzhaften Szenen werden in dem Film umschifft, was zur Folge hat, dass der schwermütige Stoff bisweilen doch recht leicht konsumierbar erscheint. Unter diesem Deckmantel tut das Gesehene natürlich dennoch ausreichend weh, um auch nach dem Abspann Wirkung zu zeigen. Die subtile Regie, das sehr gute Hauptdarstellerduo machen diesen Film sehr sehenswert, durch die dogmatisierte Inszenierung bleibt ihm das Prädikat Meisterwerk jedoch erspart.
:liquid7:
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Beitrag von LivingDead » 11.08.2014, 13:35

Fack Ju Göthe
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Ein Beispiel dafür, wie deutscher Humor sehr wohl im Kino funktionieren kann, ist dieser Film, der sich eines recht brisanten, sowie schwierigen Themas mit viel Augenzwinkern und ehrlichen Worten annähert, ohne dabei ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Zwar wird auch hier recht schnell der Bogen zu einem versöhnlichen Ende gespannt, was für eine Komödie diesen Schlages natürlich unumgänglich ist, dennoch werden immer wieder Szenen implementiert, bei denen man dann nicht wirklich weiß, ob man drüber lachen sollte oder nicht. Die Darsteller stellen rundum zufrieden, der Soundtrack ist gelungen gewählt, ausschließlich der Score drückt den Film bisweilen zu sehr in die Comedy-Schiene.
:liquid7:

House at the End of the Street
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Formal wird sich hier deutlich an die Slasher-Filme der 70er-Generation orientiert, wobei stets versucht wird, die Geschichte so undurchsichtig zu gestalten wie es nur geht. Dabei werden ein oder zwei Haken geschlagen, die beim Zuschauer kleinere Verunsicherungen auslösen sollten, dabei wird es letztlich aber auch belassen. Ansonsten, außer seiner Hauptdarstellerin, hat dieser Film nämlich nicht viel zu bieten. Wirkliche Spannungsspitzen gibt es kaum, und Horror oder Gruselelemente sind eigentlich gar nicht vorhanden, sodass "HatEotS" letzlich im Genre-Allerlei verschwinden wird, ohne auch nur ansatzweise Akzente gesetzt zu haben.
:liquid4:
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Beitrag von LivingDead » 24.08.2014, 21:42

Aushilfsgangster
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Mit einer namhaften Darstellerriege wird hier versucht, die schablonenhafte Heist-Story, welche völlig inspirationslos vor sich hinplätschert, zu übertünchen. Trotz einer souveränen Inszenierung vom Allzweckmann Ratner und einigen ganz launigen Sequenzen, fehlt es dem Film schlichtweg an Humor und Biss.
:liquid4:

Karate Kid
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Das unausweichliche Remake des 80er-Jahre-Klassikers vermag, trotz seiner transparenten Story, durch eine souveräne Inszenierung, welche mit tollen Landschaftsaufnahmen, sowie recht gut inszenierten Kampfsequenzen besticht, und einem launigen Jackie Chan zu gefallen. Negativpukt ist der bisweilen einfach nur nervige Zögling des Smith-Clans, welcher einem doch einiges an Geduld abverlangt.
:liquid5:

Percy Jackson - Diebe im Olymp
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Im Fahrwasser der immer noch akuten Fantasywelle lieferte Chris Columbus noch eine weitere Fantasy-Romanverfilmung mit jugendlichen Hauptdarstellern ab. Konzeptionell ganz interessant, wird die griechische Mythologie (gänzlich ohne Anspruch auf Authentizität) in die Moderne getragen. Doch was einigen Romanverfilmungen nicht gelingt, ist auch hier ein großer Schwachpunkt, denn die recht großspurig aufgetragene Story wird im Eildurchlauf, gänzlich ohne erzählerische Verschnaufpausen, vorgetragen, worunter die filminhärente Glaubwürdigkeit sehr zu leiden hat. Die Wandlung vom einfachen Schuljungen zum Welten rettenden Halbgott ist einfach nicht nachvollziehbar und kommt auch nicht ohne die typischen Klischees aus. Auf der anderen Seite gibt es kaum Langeweile und Fantasywesen sieht man eh immer gerne.
:liquid4:
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Beitrag von LivingDead » 02.09.2014, 12:12

God Bless America
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Natürlich steht ein Film, der die gegenwärtige TV-Verdummung, welche in Form von omnipräsenten Castingshows, die sich - auch in der fünfundreißigsten Staffel - noch darin suhlen, einige fernsehgeile Persönchen für 15 Minuten ins Rampenlicht zu stellen, um sie im gleichen Atemzug der Lächerlichkeit preiszugeben, bei mir in der Gunst. Nicht, dass ich mir solche Sendungen tatsächlich antun würde, doch kommt man um den Quark kaum herum. Sei es bei Gesprächen auf der Arbeit, am Kiosk, wenn der Blick über die überall aushängenden Bild-Titelseiten schweift, die über die neuesten Fakten über Bohlen und Co. aufklären oder halt beim Zappen, wenn man stets im "richtigen" Moment auf dem "richtigen" Sender landet (also im Endeffekt 24/7...). Wenn dies, wie hier, auch noch mit dem nötigen Zynismus geschieht, dann sollte eigentlich alles passen. Doch was sich als eine Art "Natural Born Killers" des guten Geschmacks versteht, verzettelt sich bisweilen in seiner Eintönigkeit. Weder mag das tödliche Duo so richtig miteinander zu harmonieren, noch hält die Dramaturgie dem Ganzen beständig stand. Gerade das Finale, welches, wie sollte es denn auch anders sein, in einer Castingshow stattfindet, leidet deutlich unter den bezeichneten Mängeln. Hier wäre ein deutlicherer Schlussstrich wünschenswert gewesen. Ansonsten geht die Chose natürlich absolut in Ordnung, bietet bisweilen sogar richtig gute Ansätze, die leider immer nur angerissen werden. Gerade der Moment, in dem die Beiden Regeln aufstellen, wer alles getötet werden soll und sie sich später selbst kaum an diese Regeln halten können, spiegelt die Ambivalenz unserer Gesellschaft wider.
:liquid6:

12 Years a Slave
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Ein großer Aspekt des gegenwärtigen Hollywoods ist momentan sicherlich die Aufarbeitung historischer dunkler Kapitel Amerikas, die bis dato nur ungern zur Sprache kamen. Schwierig wird es dann, wenn man dann auch noch ein Blatt vor den Mund nimmt, was oftmals dann gemacht wird, wenn es wirklich düster wird. Doch Steve McQueen scheint sich diesen Umstand stets bewusst gewesen zu sein und hintergeht diesen Aspekt durch einen inszenatorischen Kniff, der die Intensität des gesamten Filmes bestimmen soll: Lange und intensive Aufnahmen der Situationen. Meistens ohne Schnitt und mit nur langsamen Kameraschwenks, wird hier der zwölfjährige Leidensweg des eigentlich freien farbigen Solomon Northup bebildert. Ein wichtiger Entschluss, der dafür steht, dass man nicht mehr weiter weg schauen möchte. Gerade weil der Film auf den autobiografischen Schriften des echten Northup beruht, verleiht dies dem Film eine gänzlich neue Intensität. Weder sollte man auf das große Happy-End hoffen, noch werden hier irgendwelche dramaturgischen Falltüren geöffnet. Zwar kommt man um ein paar Klischees kaum herum (die Rolle von Paul Dano), doch würde mir momentan kein Film in den Sinn kommen, welcher die Sklavenarbeit in Amerika derart intensiv bebildert hat wie "12 Years a Slave". Einige Folterszenen sind geradezu unerträglich in Szene gesetzt. Gerade im letzten Filmdrittel gibt es eine wirklich nur schwer zu ertragende Szene, die durch die Plansequenz noch deutlich in ihrer Wirkung verstärkt wird. Dass das Auslassen solcher Szenen gleichbedeutend mit Geschichtsverfälschung wäre, sollte bedacht werden. Immerhin werden diese Sequenzen nicht eigennützig in den Film implementiert. Gleichzeitig gilt es zu betonen, dass dies kein Film der leisen Töne ist (auch wenn Hans Zimmer mit seinem Score deutlich runter fahren musste). McQueen inszenierte kein ruhiges Drama, sondern ihm stand deutlich im Sinn, ein klares Statement gegen Diskriminierung und gegen Sklaverei zu schaffen. Dafür bedarf es ausdrucksstarker Bilder, die sich ins Gedächtnis brennen. Mit einem großartigen Schauspielerensemble (hier stechen vor allem Ejiofor, der im Endeffekt ununterbrochen im Bild ist, und Nyong'o hervor, aber auch die kleinsten Rollen sind namhaft besetzt) schafft er dies auf die volle Distanz. Zwar werden die zwölf Jahre nie richtig greifbar. Vielmehr fühlt es sich nach einigen Monaten an, die Solomon unterwegs ist; doch mag dies damit zu erklären sein, dass sich ansonsten kaum die Anspannung hätte erzeugen lassen, wenn es sichtbare Zeitsprünge im Handlungsaufbau gegeben hätte.
:liquid8:
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Beitrag von LivingDead » 21.09.2014, 14:54

Die Hüter des Lichts
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Amüsantes Animationsspektakel, das ein enorm hohes Tempo vorlegt. In Anbetracht der Idee, Osterhasen, Weihnachtsmann, Sandmann, die Zahnfee und Jack Frost gemeinsam als Allianz gegen den bösen schwarzen Mann antreten zu lassen, weckt Erinnerungen an den zeitgleich produzierten "Avengers", denen hier durch eine ganz ähnliche Herangehensweise, also dem Hochstilisieren der Charaktere zu Superhelden, Tribut gezollt wird. Natürlich leidet die Charakterzeichnung deutlich, denn durch die animationstechnisch bedingte kurze Laufzeit des Filmes, bleibt kaum Zeit, alle Helden mit der nötigen Tiefe zu beleuchten, weshalb man sich konsequent auf Jack Frost beschränkt, dessen tragische Background-Story allerdings auch genug Potenzial bietet.
Insgesamt einer der besseren Animationsstreifen der letzten Jahre, dessen Inszenierung absolut versiert und temporeich ist und neben einem jüngeren Publikum auch ältere Semester zu begeistern versteht.
:liquid7:

Die Qual der Wahl
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Hat man sich auf den Humor von Will Ferrel und seinen Filmen eingeschossen, denen sich auch dieser Film vollkommen hingibt, dann erwartet einen hier eine, in ihren besten Momenten, wahnwitzige Politkomödie, die mit vielen Zoten und derben Witzchen das amerikanische Politsystem, vor allem in Bezug auf die Wahlen, auseinander nimmt. Manchmal mag dies aus der deutschen Sicht etwas zu überzogen vorkommen, agieren die deutschen Politiker im Wahlkampf doch vergleichsweise einschläfernd, scheint der Film doch in seiner Überzogenheit einige Punkte aufzugreifen, die in ihrer Wurzel durchaus der Wahrheit entsprechen. Nichtsdestotrotz sollte man hier keinen ernsthaften Politfilm erwarten. Als typische Ferrel-Komödie, welche mit Zach Galifianakis auch einen ebenbürtigen Gegenpol erfährt, taugt der Film jedoch allemal. Das hollywoodeske Gutmenschen-Ende ist dann jedoch zweifelsohne ein großer Schwachpunkt.
:liquid6:

Lawrence von Arabien
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Wo auch immer es Menschen gibt, die noch nie erfahren haben, wie es ist, vollkommen der Magie und der überwältigenden Faszination zu erliegen, welche vom Medium Film ausgehen kann, denen werde ich ab jetzt genau diesen Film empfehlen. Sei es das Drehbuch, die Kameraführung oder die schier überwältigenden Aufnahmen in der Wüste, dieser Film ist die Quintessenz dessen, was gutes Kino ausmacht. Immer wieder ungläubig und höchst erstaunt war ich, dass dieser Film tatsächlich im Jahre 1962 gedreht wurde, in denen Computeranimationen ein absolutes Fremdwort waren. Und umso erstaunlicher, dass ein solcher Film heute noch - im Jahre 2014 - so sehr zum Staunen und Träumen anregen kann. Absolut zeitlos und überwältigend.
:liquid10:
Mit freundlichem Gruß
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Beitrag von SFI » 21.09.2014, 15:20

Noch nie gesehen, also den Lawrence :lol:
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Beitrag von LivingDead » 24.09.2014, 10:07

Kann ich nur empfehlen. ;) Bin am überlegen, ob ich mir da die Blu zulege. Wenn das Bild entsprechend restauriert wurde, wäre das sicherlich ne lohnenswerte Anschaffung...

Timecrimes - Mord ist nur eine Frage der Zeit
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Zeitreisefilme kämpfen vor allem immer mit den Problemen der Logik. Oft hapert es dabei schon an einfachen Dingen, die hier allerdings recht großspurig umschifft werden, in dem jede Handlung eine logische Konsequenz mit sich bringt. Zwar wird einmal mehr das recht ausgelutschte Thema von einer Zeitreise in die Vergangenheit behandelt, in der der Protagonist immer wieder versucht seine Fehler zu korrigieren, doch erzeugt der Film dabei eine erstaunliche Spannungskurve. Sicherlich wird einem schnell klar, dass irgendwie alles in dem Film mit Hector's Zeitreise zusammen hängt, doch wenn sich erst zum Ende hin alle Spuren kreuzen, mag das ein oder andere "Aha!"-Erlebnis auftauchen. Dass es diesem Film an Glaubwürdigkeit mangelt, vor allem in Bezug auf Hector's Taten, welche relativ schnell ziemlich radikal werden, kann in den meisten Momenten verziehen werden, sorgt gerade dieser Umstand auch für einen relativ unvorhersehbaren Storyverlauf (zumindest im dritten Akt). Entschädigt wird man dafür mit einem außerordentlich spannenden Zeitreisethriller, den man in dieser Form nicht oft zu Gesicht bekommt.
:liquid7:

A Most Wanted Man
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Ganz im Stile seines "The American" lässt Anton Corbijn hier vor allem das Drehbuch und seine Darsteller arbeiten. Zwar wird das mediterrane Setting mit dem eines grau-tristen Hamburgs getauscht und auch die Kamera ist viel pragmatischer, es wurde vor allem mit Handkamera gedreht, und der Spannungsaufbau gestaltet sich vor allem im ersten Drittel nur sehr gemächlich; doch die Geschichte rund um Spionage in einer Post 9/11-Welt, welche auch dramatische Auswirkungen auf deutsches Gebiet hat, besitzt ein beständig latentes Spannungspotenzial. Gerade dieser Umstand sorgt dafür, dass sich die Lage, welche im weiteren Verlauf des Filmes stets unüberschaubarer wird, immer weiter zuspitzt. Doch ging es Corbijn hier nicht vordergründig darum einen Thriller zu konzipieren, viel mehr stellt er sich dem kritischen Thema der Spionage an sich und inwiefern dies tatsächlich zu einer "sicheren Welt" beiträgt. Gerade der Schluss, ohne zu viel zu verraten, hinterfragt dies doch mit Nachdruck.
:liquid7:
Eine kleine Anmerkung noch: Ich habe den Film im Kino in der OV gesehen und war von einer inszenatorischen Entscheidung doch ziemlich irritiert. Der Film spielt komplett in Deutschland, jedoch spricht hier wirklich jeder (auch der Kioskverkäufer ums Eck) perfektes Englisch. Zudem schaffen es (bedingt durch die Wahl, die Rollen mit namhaften US-Schauspieler zu besetzen) die Protagonisten, welche auch Deutsche darstellen sollen (ein tatsächlicher Joke des Filmes: Herbert Grönemeyer spielt einen Amerikaner), nicht einmal ihren eigenen Namen richtig auszusprechen. Dies sorgte im Kino immer wieder für unfreiwillige Komik und war durchaus etwas befremdlich.
Mit freundlichem Gruß
LivingDead

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