Filmtagebuch: StS
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Re: Filmtagebuch: StS
Klingt gar nicht mal so schlecht, eventuell nehme ich den im Kino noch mit.
Re: Filmtagebuch: StS
Bei „Alienoid“ (Originaltitel: „Oegye+in 1bu“, 2022) handelt es sich um einen wüsten, sich parallel in der Gegenwart sowie im Jahr 1391 entfaltenden Sci-Fi-Action-Historien-Fantasy-Genremix aus Südkorea, bei dem es u.a. um Zeitreisen, Magier, Roboter, aus einem Fächer entspringende Katzen-Wesen sowie in Menschenkörper eingesperrte Außerirdische geht. Herausgekommen ist dabei ein F/X-lastiges Spektakel, bei dem nicht allzu viel Wert auf Inhaltliches (Story, Figuren, Logik etc.) gelegt wurde: Stattdessen setzte man vor allem auf Action, Tempo und Schauwerte. Leider wirkten viele CGIs recht künstlich und kommen eben jene nicht immer in sonderlich überzeugender Qualität daher – worüber hinaus die Lauflänge von knapp 140 Minuten doch irgendwann ermüdend wirkt (zumal der „Rhythmus“ des Werks mitunter ein merklich „holpriger“ ist). Als positiv sind dagegen Ausstattung und Einfallsreichtum anzuführen – während mir der teils alberne Humor nicht allzu gut zuzusagen vermochte. Die Darsteller gehen indes in Ordnung. Geärgert habe ich mich persönlich über das offene, abrupte Ende, da ich überhaupt nicht mehr auf dem Schirm hatte, es hierbei bloß mit „Part 1“ zu tun zu haben. Trotz des schwachen weltweiten Boxoffice-Einspielergebnisses ist das Sequel zumindest aber schon abgedreht…
eher knappe
Re: Filmtagebuch: StS
Bei „Worth“ (aka „What is Life worth“, 2020) haben wir es mit einem Drama von Sara Colangelo („the Kindergarten Teacher“) zu tun, das hierzulande unter dem „etwas direkteren“ Titel „Der Fall 9/11 – Was ist ein Leben wert?“ veröffentlicht wurde. Um letztere Frage – auf die es ja eigentlich keine Antwort gibt – geht es hier. Im Zentrum der Geschichte steht Kenneth Feinberg – ein prominenter Mediator bei der Abwicklung von großen Kompensationszahlungsfällen, der in jener Funktion u.a. auch an den „Nachbereitungen“ der BP-Deepwater-Horizon-Katastrophe, des „Agent Orange“-Einsatzes sowie des VW-Dieselskandals beteiligt war. Infolge der 2001er Terroranschläge hatte er die Aufgabe übernommen, die Entschädigungen für die Angehörigen der Opfer zu berechnen und sie von der Annahme entsprechender (auf einer Verteilungsformel beruhender) Gelder aus dem „September 11th Victim Compensation Fund“ zu überzeugen, anstatt auf dem Gerichtswege zu klagen…
Drehbuchautor Max Borenstein hat zwei Bücher Feinbergs in seiner Vorlage vereint sowie die damaligen Geschehnisse auf zurückhaltende, aber effektive Weise aufgearbeitet: Informativ und emotional – ohne dabei aber groß patriotisch oder sentimental zu werden. Feinberg und sein Team standen damals vor einem mächtigen ethisch-moralischen Dilemma, bei dem zudem wirtschaftliche und politische Interessen mitberücksichtigt werden mussten. Warum sollen die Hinterbliebenen einer Reinigungskraft weniger Geld erhalten als die Angehörigen eines Top-Managers? Wie individuell und fair kann eine Formel sein, die tausende Personen umschließt? Zahlen und Statistiken auf der einen, menschliche Schicksale auf der anderen Seite. Erst als Feinberg diese „nüchterne Distanz“ aufgibt und auch Gefühle in dem Verfahren zulässt, kommt er bei seiner Arbeit voran…
Colangelo hat bei ihrem Film genau den richtigen „Ton“ getroffen – in grob vergleichbarer Weise wie z.B. Tom McCarthy bei „Spotlight“. Auch in jenem Werk spielten Michael Keaton und Stanley Tucci mit. Im Vorliegenden portraitiert Keaton Feinberg (erwartungsgemäß) hervorragend – was ebenso auf Tucci als einen Witwer zutrifft, der eine „Gegenbewegung“ organisiert, da er mit der Heran- und Vorgehensweise Feinbergs nicht einverstanden ist (im Grunde haben beide aber dasselbe Ziel). Neben ihnen überzeugen überdies u.a. noch Amy Ryan und Shunori Ramanathan. Bei einem Film dieser Art kann man sich ja fast schon im Vorfeld (bspw. in Anbetracht der Materie) denken, ob er einem gefallen wird oder nicht. Unabhängig dessen – also losgelöst der konkreten Thematik – ist „Worth“ rundum kompetent gespielt, konzipiert und in Szene gesetzt worden. Und wer noch eine gute Doku über Feinberg sehen möchte, dem sei auf jeden Fall Karin Jurschick´s „Playing God“ (2017) ans Herz gelegt…
Re: Filmtagebuch: StS
Basierend auf einer Romanvorlage Adam Nevills („the Ritual“), handelt es sich bei „No one gets out alive“ um einen dramatischen übernatürlichen Mystery-Horror-Thriller aus dem Haus „Netflix“, mit dem Santiago Menghini im Jahr 2021 sein Spielfilm-Regiedebüt vorgelegt hat. Im Zentrum der erzählten Geschichte steht die junge illegale mexikanische Einwanderin Ambar (Cristina Rodlo), die einen nicht gerade hochwertig-zufriedenstellenden Job in einem amerikanischen „Sweatshop“ findet sowie in einer alten Pension unterkommt, während sie auf gefälschte Ausweispapiere wartet, um eine bessere Arbeit aufnehmen zu können. Schon bald beginnen sich allerdings „merkwürdige Geschehnisse“ in dem mehrstöckigen Haus zu ereignen – u.a. geisterhafte Erscheinungen; ergänzt um eine mögliche Gefahr seitens ihrer beiden Vermieter (Marc Menchaca und David Figlioli)…
Leider wurden die zwei zentralen Story-Bereiche (Immigrations-Schwierigkeiten/Sorgen und Horror) inhaltlich nicht optimal miteinander verwoben – was ebenso schade ist wie die Tatsache, dass nie wirklich intensive Spannung/Creepyness aufkommt. Die Entfaltung vollzieht sich unterdessen beileibe nicht unvorhersehbar und ist reich an klassischen Genre-Elementen – allerdings wissen bestimmte Sequenzen und Details (etwa auf kulturelle Elemente der Azteken/Nahuas bezogen) zu gefallen, sind Setting und Optik schön düster-stimmungsvoll, mochte ich Hauptdarstellerin Rodlo (welche mich ein wenig an Margaret Qualley erinnert hat) und ist das Creature-Design gegen Ende ansprechend ungewöhnlich/originell geraten (obgleich die Budget-Limitierungen da durchaus erkennbar sind)…
Summa summarum: Fraglos ist „No one gets out alive“ ein Stück weit „underwritten“ sowie an sich recht konventioneller Beschaffenheit – weshalb der Film sein Potential alles in allem nicht vernünftig auszuschöpfen vermag. Nichtsdestotrotz fühlte ich mich durchweg solide unterhalten, haben mir die Visuals und Farbgebung zugesagt und machen die Darsteller ihre Sache jeweils ordentlich. Im Ganzen ein kompetent realisierter Streifen, dem man obendrein auch nicht ansieht/anmerkt, dass es sich um eine britische Produktion handelt, die vorrangig in Bukarest gedreht wurde…
gute
Re: Filmtagebuch: StS
„Skin & Bone“ ist ein (ohne Abspann) knapp 15-minütiger Kurzfilm aus dem Jahr 2022, der von Eli Powers verfasst und in Szene gesetzt wurde und die Geschichte eines im Lande umherziehenden einäugigen Mannes (Thomas Sadoski als Christian) erzählt, der einen Job als Pfleger der Tiere auf der Farm einer zurückgezogen allein dort lebenden Dame (Amanda Seyfried als Serene) antritt, nur um schon bald von merkwürdigen Träumen/Visionen geplagt zu werden. Was ist mit Christian im Vorfeld seiner Ankunft (in seinem Leben so) geschehen? Ist er „bei klarem Verstand“ – oder bildet er sich eventuell bloß ein, dass die Tiere in Wahrheit Männer sind, die von Serene entsprechend verwandelt wurden und ihn nun dazu auffordern, ihre Besitzerin zu töten und sie somit „zu befreien“…?
„Skin & Bone“ ist ein überzeugend gespielter „Short“, bei dem vor allem Seyfried (auch von ihrem Gesang her) eine feine Leistung zur Schau stellt. Serene ist eine selbstsichere Frau, die sich u.a. nicht davor scheut, Unbequemes anzusprechen. Christian indes scheint allmählich „den Verstand zu verlieren“ – doch ist da tatsächlich etwas Übernatürliches im Spiel? Die Begegnungen und Dialoge zwischen den beiden Charakteren, bei denen es sich auf die Worte/Inhalte zu achten lohnt, tragen mit zu der sich stetig intensivierenden Spannung und Atmosphäre des Werks bei – während die Bebilderung und Regie sowie das Editing und Sound-Design jeweils von hochwertiger Qualität sind. Mein einziger richtiger Kritikpunkt ist, dass ich mir das Ganze rund 10 Minuten länger gewünscht hätte, um bestimmten Entwicklungen mehr „Raum“ zuzugestehen…
knappe
Re: Filmtagebuch: StS
„the World of Killing People“ (aka „Night of the Killer Bears“) ist ein mit etwas Humor (der schrägen Art) angereicherter thailändischer Slasher aus dem Jahr 2022, welcher mancherorts als „Ted“ meets „Terrifier“ vermarktet wird – das aber unpassenderweise, u.a. da es nichts Übernatürliches zu verzeichnen gibt und der Streifen nicht nennenswert überzogen brutal ist. Leider hat mich das Werk alles in allem ziemlich enttäuscht, da es zwar einige „Twists“ und durchaus nette WTF?!?-Momente zu bieten hat sowie von der Produktionsqualität und den Darstellern her (von denen die Mädels zudem ansprechend nett anzusehen sind) durchaus in Ordnung geht – das Ganze in Sachen Spannung, Atmosphäre und „Fun“ aber unschön zu wünschen übrig lässt…
Schwache Charakterzeichnungen und maue Dialoge (zumindest den Untertiteln nach) sind in diesem Genre ja immerzu ein Stück weit zu verschmerzen – aber der Film hätte auf jeden Fall eine noch stärkere „over-the-Top-Ausrichtung“ gebrauchen können, um schlichtweg unterhaltsamer daherzukommen. Trotz einer Laufzeit von knapp 90 Minuten hätte ich gern ein höheres Tempo sowie eine deutlich kurzweiligere Entfaltung geboten bekommen. Die Plot-Löcher sind riesig, manches ist augenfällig unlogisch, die Musikuntermalung generisch sowie die „Mord-Effekte“ oft von „günstiger“ CGI-Qualität. Aus vielen der sowohl inhaltlichen als auch vom Produktionsdesign her vorhandenen Elementen hätte man deutlich mehr herausholen können. Schade…
Re: Filmtagebuch: StS
Mit unverkennbaren „Inglourious Basterds“-Vibes aufwartend, hat sich Peter Thorwarth´s Netflix-WWII-Streifen „Blood & Gold“ für mich als der unterhaltsamste deutsche Film seit langem entpuppt. Die „pulpy“ Kombination aus düsterem Ernst und Humor funktioniert, die Produktionsqualität passt, das Setting ist stimmungsvoll und das nicht gerade zimperliche Katz&Maus-Spiel verschiedener Gruppierungen weiß zu unterhalten – was gut dabei behilflich ist, die ziemlich „dünne“ Handlung zu kaschieren. Ein weiterer Pluspunkt: Die Charaktere samt der sie verkörpernden Darsteller, welche ebenfalls prima überzeugen – auch wenn der vorrangig im Bereich „physischer Einsatz“ eingesetzte bzw. aktive Hauptdarsteller Robert Maaser insgesamt eher „blass“ verbleibt. Sonderlich spannend, originell oder unvorhersehbar ist der Streifen beileibe nicht – aber nett kurzweilig sowie einen schönen Beweis dafür liefernd, dass „wir“ ein Werk dieser Art durchaus anständig zu stemmen in der Lage sind. Und wer hätte gedacht, dass der Regisseur der „Unna-Trilogie“ 15 Jahre nach dessen Ende mal internationale Erfolge in den Genres Horror sowie diesem hier feiern würde…?
starke
Re: Filmtagebuch: StS
„Bullet Train Down“ (2022) habe ich mir passenderweise auf einer Zugfahrt angesehen, um mir knapp 80 Minuten der Zeit zu vertreiben: Letzteres ist mir auf jenem Wege zwar gelungen – an der schwachen Qualität des Werks ändert das „unterm Strich“ aber nichts. Aus dem Hause „the Asylum“ stammend, wurde der Streifen in zeitlicher Nähe des Brad Bitt Vehikels „Bullet Train“ veröffentlicht – orientiert sich allerdings kaum an eben jenem, sondern lässt sich relativ treffend als „Speed“ in einem Zug beschreiben. Siehe dazu die Imdb-Inhaltsangabe: Auf seiner Jungfernfahrt wird der schnellste Hochgeschwindigkeitszug der Welt mit einer Bombe ausgestattet, die explodiert, wenn er unter 200 Meilen pro Stunde sinkt…
Wie passend-prima, dass sich ein Ex-Bombenentschärfer (Rashod Freelove) mit an Bord befindet – PTSD und traumatisches Kriegserlebnis inklusive – ebenso wie ein paar andere Leute, die allesamt kaum Charaktertiefe besitzen und banale Dialogzeilen von sich geben. Der Baddie – welchen jeder Zuschauer rasch identifizieren können sollte – verfügt über ein unsinniges Motiv für seine Tat in dieser Form – und als „Name fürs Poster“ ist im Vorliegenden der „abgehalfterte“, weder gut aussehende noch spielende Tom Sizemore als FBI-Befehlsgeber (stets mit nem Kaffeebecher in der Kommando-Zentrale sitzend) mit von der Partie. Von katastrophalen Performances wird man zwar verschont – allerdings sorgt das nun auch nicht gerade für eine merkliche Verbesserung des Gesamteindrucks…
Gegen die Regie Brian Nowaks („Megalodon Rising“), das Drehbuch Alex Heermans („Airliner Sky Battle“), die öde Optik sowie die lol-ig schlechten CGI-Effekte kommt einfach nichts an: Während die riesigen Plot-Löcher und unrealistisch-doofen Einfälle (wie die ungesicherten Krabbel-Aktionen unseres Leads auf und unter dem dahinrasenden Zug – immerhin mit Panzertape um die Hände gewickelt, um besseren Grip zu haben ) natürlich nicht auf das geringe Budget zurückzuführen sind, kommen die Effekte dagegen mal wieder in der typischen lieblos-schlicht-billigen „the Asylum“-Qualitätsklasse daher. Und obgleich es diverse schlimmere Filme aus der betreffenden Trash-Schmiede gibt, fällt „Bullet Train Down“ leider auch nicht in die „so bad it´s good“-Rubrik…
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Re: Filmtagebuch: StS
Somit ist der Film näher am japanischen "The Bullet Train" (1975, Junya Satō), wenn ich mich die Synopsis so durchlese. Interessanter Schritt von Asylum.
Re: Filmtagebuch: StS
Ja, die sind für ihre Kreativität und interessanten Schritte bekannt
Von dem alten "Bullet Train" hab ich bislang nur vom Namen her etwas gehört...
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Re: Filmtagebuch: StS
Der Film lohnt sich, in meinem Tagebucheintrag gibt es einen Kurzkommentar.
Re: Filmtagebuch: StS
Joa, glaub ich... aber Filme aus den Jahren sind nicht so meins.deBohli hat geschrieben: ↑14.06.2023, 19:30Der Film lohnt sich, in meinem Tagebucheintrag gibt es einen Kurzkommentar.
Vielleicht bei Gelegenheit mal...
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Re: Filmtagebuch: StS
Erweitern der Sehgewohnheiten.
Re: Filmtagebuch: StS
Lose auf dem Amanda Knox Fall basierend, handelt es sich bei „Stillwater“ (2021) um ein Drama mit Krimi-Anteilen von Tom McCarthy („Spotlight“). Die Imdb-Inhaltsangabe lautet: Ein Vater reist von Oklahoma nach Frankreich, um seiner entfremdeten Tochter zu helfen, die für einen Mord im Gefängnis sitzt, den sie angeblich nicht begangen hat. Trotz leichter Tendenzen driftet der Film erfreulicherweise nie in „Taken“-Gefilde ab, sondern konzentriert sich in erster Linie auf Bill (hervorragend: Matt Damon) – auf seine Bemühungen, in Frankreich zurechtzukommen und Allison (prima: Abigail Breslin) zu helfen, während er sich mit einer Französin und ihrer Tochter anfreundet (beide gut: Camille Cottin und Lilou Siauvaud), die schon bald eine Art „Ersatz-Familie“ für ihn bilden…
Dank des Fokussierens auf die authentisch-mehrschichtige gestaltete Hauptfigur – u.a. besorgt, zuversichtlich, religiös, hart arbeitend, keinen allzu hohen Bildungsstand sowie ein bestimmtes „Selbstverständnis“ besitzend, freundlich, eher „grob geartet“, beileibe nicht frei von Fehlern und falsch getroffenen Entscheidungen im Leben etc. – wird seine Geschichte erzählt – während sich die seiner Tochter eher im Hintergrund abspielt. Leider führt „die Suche nach der Wahrheit“ im letzten Drittel zu einzelnen Unglaubwürdigkeiten – gepaart mit der Unnötigkeit einer immer weiteren Annäherung im Bereich seiner neuen Lebenssituation übers Platonische hinaus, da er und Virginie eigentlich grundverschieden sind. Ihr gemeinsamer Alltag zuvor war da deutlich überzeugender…
Mit seinen knapp zwei Stunden fünfzehn Minuten ist „Stillwater“ zudem etwas zu lang geraten – unabhängig dessen, dass das Tempo angenehm passend ruhig ist sowie Langeweile zu keiner Zeit aufkommt. Handwerklich wurde alles ohne Veranlassung zur Klage kompetent realisiert – die „Atmosphäre“ von Oklahoma und Marseille hat man jeweils bestens getroffen. So manche Zuschauer dürften den Film mit falschen Erwartungen angehen – was aber in Ordnung so ist bzw. deren eigene Schuld markiert, da McCarthy evidenterweise eben keinen klassischen Thriller abliefern wollte. Die Stärken liegen klar bei den Protagonisten (ihren Ansichten, Emotionen, Interaktionen und Annäherungen) sowie bei den Performances ihrer Darsteller. Trotz gewisser Schwächen alles in allem durchaus sehenswert…
Re: Filmtagebuch: StS
Im Prinzip ist „Weird: The Al Yankovic Story“ (2022) wie ein Song des Titel-gebenden Sängers geartet: Statt einem bestehenden Lied einen neuen Text zu verpassen, haben Yankovic und Co-Autor/Regisseur Eric Appel hier die Grundzüge von Al´s Leben genommen und daraus eine „Biographie mit diversen Freiheiten“ gestrickt, bei der u.a. Salvador Dalí (Emo Philips), Andy Warhol (Conan O'Brien), Alice Cooper (Akiva Schaffer), Pee-Wee Herman (Jorma Taccone) und Wolfman Jack (Jack Black) gemeinsam auf Garten-Partys abhängen sowie Madonna (Evan Rachel Wood) Pablo Escobar´s Crime-Imperium übernimmt…
Manches ist dabei offensichtlich, dass es erfunden wurde – anderes aber keineswegs. Tatsächlich wurde Al damals z.B. von einem Herrn namens Dr. Demento (Rainn Wilson) entdeckt. Von seiner Kindheit im Hause seiner ihn heimlich unterstützenden Mutter (Julianne Nicholson) und seines hart in einer Fabrik arbeitenden Vaters (Toby Huss), der seine „Weird-heit“ weder versteht noch akzeptiert, über sein Ringen mit zwei Platten-Bossen (Will Forte und Al himself) bis hin zu seinem Durchbruch sowie den „Schattenseiten des Ruhms“: Es werden eine Menge Klischees aufs Korn genommen…
Das Ganze ist überwiegend amüsant, wurde ordentlich produziert, präsentiert einem regelmäßig Cameo-Auftritte, Anspielungen und Parodien (wie einen Auftritt á la Jim Morrison oder Friedhofs-Besuch wie bei Brian DePalma´s „Carrie“) sowie eine Reihe der Songs, für die man Yankovic kennt – also Stücke á la „My Bologna“, „Eat it“, „Like a Surgeon“, „Amish Paradise“ etc. – allerdings wird einem insgesamt nicht viel über „den wahren Al“ (im Sinne eines klassischen Biopics) verraten, da sich alles quasi in einer „alternativen, übersteigerten Realität“ abspielt…
Wie so einige der besseren (da generell leider oft unwitzigen) „Funny or die“-Sketches – ja, der Streifen stammt aus jener Schmiede – schmunzelt man meist eher, als dass man wirklich lacht – worüber hinaus man die knapp 105-minütige Laufzeit ruhig um rund eine Viertelstunde hätte straffen können. Absolutes Highlight des Werks ist allerdings Daniel Radcliffe´s inbrünstig-spielfreudige Darbietung der Hauptrolle: Mit Bärtchen, Brille und Wuschelkopf für Unkundige nicht gerade leicht als der ehemalige „Harry Potter“-Star zu erkennen, macht es einfach richtig Laune, ihm beim Performen zuzusehen!
Re: Filmtagebuch: StS
„the Midnight Swim“ (2014) von Drehbuch-Autorin und Spielfilm-Regiedebütantin Sarah Adina Smith ist ein recht eigenwilliger Film: In erster Linie ein ruhiges Psycho-Drama – welches aber auch mit einzelnen Mystery- und Horror-Elementen aufwartet. Erzählt wird die Geschichte von June und ihren Halbschwestern Annie und Isa, deren Mutter beim Tauchen in einem See ertrunken ist, an dem sie gewohnt hat. Um ihren Nachlass zu regeln, sich gemeinsam an sie zu erinnern sowie endlich mal wieder etwas Zeit miteinander zu verbringen, finden sich die drei Frauen für ein paar Tage in dem Haus ein – wo sie aber schon bald mit einigen „Seltsamkeiten“ konfrontiert werden…
Vorrangig geht es um die Aufarbeitung von Trauer, ihrer familiären Vergangenheit sowie ihres aktuellen (nicht ganz einfachen) Verhältnisses zueinander. Klassisches „Indie-Drama-Material“ also – wunderbar überzeugend und authentisch wirkend gespielt seitens der drei Leads Lindsay Burdge, Jennifer Lafleur und Aleksa Palladino. Gern hätte ich eine noch intensivere Beleuchtung ihrer individuellen Backstorys geboten erhalten – doch geht Smith damit fast so ambiguous um wie mit den (eventuell) vorhandenen „paranormalen Geschehnissen“: Beileibe nicht alles wird aufgeklärt – manches kann/muss man sich einfach selbst erdenken/interpretieren…
Eine der Schwestern nimmt nahezu jeden Moment mit ihrer Kamera auf – was (glaubhaft dargelegt) eine mit ihrer Persönlichkeit in Verbindung stehende Eigenheit ist – und eben das ist das Bildmaterial, welches der Zuschauer präsentiert bekommt (sprich: der Stil ist der eines „Found Footage“-Werks). Ergiebig erzeugt das einen Eindruck von „Intimität“ – im Sinne von: Einblicke in ihren privaten Umgang miteinander. In Addition dazu weist der Film sowohl punktuelle esoterisch-symbolistische als auch durchaus nette creepy-unbehagliche Momente auf – allerdings weder „Erschrecker“ noch irgendwelche Manifestationen/Erscheinungen der Marke „plumpe 08/15-Genre-Kost“…
Kurzum: „the Midnight Swim“ ist ein sehr ruhiger, atmosphärischer, prima bebilderter und toll gespielter „Indie“ – der alles in allem als reines (gern tiefer schürfendes) Psycho-Drama aber ein Stück weit besser funktioniert (oder halt stärkere Horror-Elemente gebraucht) hätte…
gute
Re: Filmtagebuch: StS
„Dinner in America“ wurde von Adam Rehmeier verfasst und in Szene gesetzt – also von eben jenem Herrn, der mit dem kontroversen Horror-Streifen „the Bunny Game“ 2011 sein Spielfilm-Debüt vorlegt hatte. Doch keine Sorge: Dieses Mal hat er eine amüsant-unterhaltsame Coming-of-Age-Dramödie abgeliefert, die damals (2020) auf dem „Sundance“-Festival ihre Premiere feierte. In seiner Jugend hatte Rehmeier in Punk-Bands gespielt – und genau die Musik sowie das damit verbundene Lebensgefühl hat er auch in diese Kombination aus einer sympathischen Außenseiter-Lovestory und einer mitunter durchaus derben „Anarcho-Comedy“ mit eingebunden. Das Gebotene ist u.a. skurril, satirisch, wild, charmant und herzlich, weist gewitzte Dialoge sowie verschiedene absurde Situationen auf und punktet ungemein mit seinen überzeugenden zwei Hauptdarstellern: Kyle Gallner und Emily Skeggs. Es macht Spaß, ihnen zuzusehen – sie entlang ihres Weges zu begleiten – worüber hinaus in Nebenrollen zudem noch einige vertraute Gesichter (wie Pat Healy, Lea Thompson, Mary Lynn Rajskub und Nick Chinlund) zu erspähen sind...
Kurzum: Ein sehenswerter „Indie“, den man durchaus als einen „kleinen Geheimtipp“ bezeichnen könnte.
gute
Re: Filmtagebuch: StS
„Martyrs Lane“ ist ein britisches Horror-Drama aus dem Jahr 2021, in dessen Gestalt Regisseurin und Drehbuchautorin Ruth Platt ihren eigenen 2019er Kurzfilm entsprechend „ausgebaut“ hat. Im Zentrum steht ein 10-jähriges Mädchen (hervorragend gespielt von Kiera Thompson), die mit ihrer Mutter (ebenfalls überzeugend: Denise Gough) und einigen anderen „Hilfebedürftigen“ in einem Pfarrhaus lebt sowie nachts des Öfteren von einer „geisterhaft-mysteriösen“ Gleichaltrigen (Sienna Sayer) besucht wird, durch deren „Hinweise“ (auf deren Basis sie bspw. bestimmte Gegenstände auf dem Grundstück findet) sie nach und nach dahinterkommt, woraus der tiefe Kummer ihrer Mutter resultiert…
Letzteres ist für den Zuschauer nicht lange ein wirkliches Geheimnis – denn Geschichten dieser Art kennt man inzwischen bereits: Man hat es mit einem emotionale, psychologische und übernatürliche Elemente miteinander verknüpfenden „Genre-Hybrid“ über die Ursprünge und Verarbeitung von Trauer und Schmerz zu tun, der sich zudem u.a. auch noch um Motive wie Einsamkeit und den Wunsch nach Anschluss/Liebe rankt. Kompetent in Szene gesetzt sowie mit durchweg guten Performances aufwartend, hat Platt bei ihrem „Slow Burn“ deutlich mehr Wert auf die dramatischen (anstelle der klassischen Horror-) Anteile gelegt. Durch Filmemacher wie Jennifer Kent oder Ari Aster ist die „Messlatte“ in dieser „Genre-Sparte“ generell recht hoch – und an eben jene ist Platt mit ihrem Werk (gerade von Seiten des Drehbuchs her) einfach nicht herangekommen; auch wenn das von ihr Geschaffene definitiv nicht schlecht ist…
Re: Filmtagebuch: StS
„Road Games“ (2015) ist ein britisch-französischer Thriller von Regisseur und Drehbuchautor Abner Pastoll, der sich in Frankreich angesiedelt entfaltet, aber in England gedreht wurde. Erzählt wird die Geschichte des Briten Jack (Andrew Simpson), der im ländlichen Frankreich per Anhalter in Richtung Küste reist, um wieder nach Hause zu kommen. Dabei trifft er auf die hübsche wie charmante Véronique (Joséphine de La Baume), die ebenfalls als Tramperin unterwegs ist: Sie freunden sich an und werden irgendwann gemeinsam von Grizard (Frédéric Pierrot) mitgenommen, der ihnen überdies auch eine Übernachtungsmöglichkeit in seinem geräumigen Haus anbietet (wo er zusammen mit seiner von Barbara Crampton gespielten Frau Mary wohnt), da sich in der Gegend ein Mörder herumtreibt und Jack und Véronique ansonsten (wie in der Nacht zuvor) unter freiem Himmel schlafen müssten/würden. Hat jemand der vier Personen etwas mit den Taten zu tun? Oder eventuell ein Herr aus der Nachbarschaft (Féodor Atkine), der die auf der Landstraße in der Gegend überfahrenen Tiere aufsammelt? Das wird sich im Verlauf zeigen…
Veröffentlichungen mit ähnlichen Inhalten kennt man ja bereits so einige – also lautet die primäre Frage, was im vorliegenden Fall konkret daraus gemacht wurde. Nunja, Klischees und Logik-Löcher gibt es auch bei „Road Games“ zu verzeichnen. Zudem ist das Tempo sehr ruhig und kommt bloß phasenweise echte Spannung auf. Vom Look und „Feeling“ her ein unverkennbar „europäischer“, handwerklich ordentlicher Film, wissen schöne Landschaftsaufnahmen und stimmungsvolle Locations zu gefallen – ebenso wie die Performances der vier Leads, die ihre Sache jeweils gut machen. Wem kann man vertrauen? Mir gefiel, wie die Gegebenheit mit eingebunden wurde, dass die Kommunikation zwischen Jack und den anderen aufgrund einer gewissen Sprachbarriere ab und an in Missverständnissen sowie von ihm nicht verstandenen/registrierten Informationen resultiert. Mit dem „Twist“ gegen Ende konnte ich durchaus leben – nur hätte ich mir den Film insgesamt einfach ein Stück weit straffer und „packender“ (u.a. vom vermittelten „Gefühl der Bedrohung“ her) gewünscht…
Re: Filmtagebuch: StS
Kurz nachdem ich bei „A Vigilante“ (2018) auf Play gedrückt habe, musste ich erst einmal einen kleinen „Och,nö!-Moment“ verdauen: Für mich unerwartet bzw. mir bis dato nicht bewusst, stammt dieser dramatische Selbstjustiz-Thriller nämlich aus dem Hause „Emmett/Furla/Oasis Films“ – was bekanntlich recht abschreckend ist; insbesondere bei einer Materie wie im vorliegenden Fall. Zum Glück hat es Drehbuchautorin und Spielfilm-Regiedebütantin Sarah Daggar-Nickson durchaus ordentlich hinbekommen, jene Elemente ihres Werks, die in Richtung pulpy und/oder exploitative tendieren, innerhalb dieser Gesamt-Kombination aus bewegenden Schicksalen, ernster Charakterstudie und eher banalem Genre-Flick nicht die Oberhand gewinnen zu lassen…
Die diversen Brutalitäten werden nicht explizit gezeigt sowie weitestgehend der Vorstellung des Zuschauers überlassen – was gut zu den qualvollen psychologischen Belastungen passt, die auf die Haupt-Protagonistin einwirken, welche von Olivia Wilde absolut überzeugend und kraftvoll (voller „roher Emotionen“ wie Schmerz, Wut und Hass) verkörpert wird. Zudem gefiel mir u.a. die durch die Bilder vermittelte „Kälte“ sowie die non-lineare Struktur des Ganzen. Ein Missbrauchsopfer häuslicher Gewalt, das zu einem „Racheengel“ für Frauen mit ähnlichen Schicksalen avanciert: Daggar-Nickson ist es wahrlich zu verdanken, dass daraus mehr als nur ein typisches B-Movie dieser Sorte wurde – Eigenheiten wie einer etwas überzogenen Backstory und einem vergleichsweise konventionellen Schlussakt zum Trotz…
Re: Filmtagebuch: StS
Mal was aus Polen: Bei „Dzien Matki“ (deutscher Titel: „Muttertag“) haben wir es mit einem dramatischen Action-Streifen zutun, der 2023 bei „Netflix“ erschienen ist. Inhaltlich geht es um eine Mutter (Agnieszka Grochowska) mit Militär-/Geheimdienst-Vergangenheit, die inzwischen aus diesem Tätigkeitsfeld „ausgestiegen“ ist (von ihren Feinden für tot gehalten wird) sowie aktuell nun (einsam und dem Alkohol nicht abgeneigt) heimlich ihren Sohn im Auge behält, der bei Adoptiveltern aufwächst und nichts von ihr weiß. Als dieser eines Tages von einer Bande „Finsterlinge“ entführt wird, zögert sie keine Sekunde, um ihn „mit aller Härte“ aus den Fängen dieser Organisation zu befreien, die u.a. im Menschen- und Drogenhandel aktiv ist – letzteres sogar mit internationalen Verstrickungen…
Die Story bietet natürlich reine „08/15-Genre-Kost“ – welche zudem auffällig an den Jennifer Lopez Streifen „the Mother“ erinnert, der fast zeitgleich seine Veröffentlichung erfuhr. Hauptdarstellerin Grochowska überzeugt sowohl als Kämpferin als auch in den dramatischeren, „emotionaleren“ Momenten. Action und Optik können sich sehen lassen – Inszenierung und Härtegrad passen. Die von Regisseur Mateusz Rakowicz mitunter verwendeten „stilistischen Mätzchen“ gingen für mich ebenfalls weitestgehend in Ordnung. Was das Sehvergnügen indes ein Stück weit reduziert hat (neben dem banal-vorhersehbaren Inhalt, inkl. der Charakterzeichnungen), war allerdings die Entscheidung, so manches eher comichaft-humorvoll-überzogen-bizarr zu gestalten – primär im Bereich der Baddies. Zum einmaligen Ansehen ist dieser 90-Minüter aber durchaus zu gebrauchen…
Re: Filmtagebuch: StS
„the Silencing“ (2020) ist ein in Kanada gedrehter dramatischer Mystery-Serienkiller-Thriller des belgischen Regisseurs Robin Pront, bei dem der Däne Nikolaj Coster-Waldau und die Britin Annabelle Wallis die Hauptrollen verkörpern (ergänzt um Wallis' Landsmann Hero Fiennes Tiffin in einer zentralen Nebenrolle). Ersterer spielt einen ehemaligen Jäger, der seit dem Verschwinden seiner jugendlichen Tochter vor fünf Jahren ein Wild-Schutzgebiet eingerichtet hat und jenes hütet – ebenso wie weiterhin nach ihr sucht sowie dem Alkohol (aus Kummer und Selbstvorwürfen resultierend) nicht abgeneigt ist. Eines Tages kommt er einem Mörder auf die Spur, der in den betreffenden Wäldern Mädchen mit einem Atlatl (einer traditionellen Speerschleuder) hetzt und tötet, nachdem er ihnen zuvor operativ das Sprachvermögen genommen hat…
Obgleich mitunter durchaus spannend, kompetent in Szene gesetzt, überzeugend gespielt, düster-atmosphärisch sowie mit verschiedenen reizvollen Elementen aufwartend (u.a. im Bereich kleinerer „Twists“ sowie einzelner Eigenheiten bei den Charakter-Zeichnungen), werden einige dieser Facetten/Ansätze allerdings nicht genügend vertieft: Sie verbleiben unvorteilhaft oberflächlich – was schlichtweg schade ist (wie z.B. bei der inhaltlichen Einbindung eines indigenen Reservats in die Story – ein wenig ähnlich, aber nicht so gut wie bei „Wind River“). Klassische Genre-Klischees gibt es ebenfalls zu verzeichnen – alles in allem ist das Gebotene nicht gerade sonderlich originell. Solide unterhalten wurde ich dennoch. Wer „Indies“ und Krimis/Thriller dieser Art mag, der kann (mit nicht zu hoch gesteckten Erwartungen) ruhig mal einen Blick riskieren…
Re: Filmtagebuch: StS
Ursprünglich wurde der 2021 veröffentlichte chinesische Thriller „Zhì chi“ (internationaler Titel: „Limbo“) schon ein paar Jahre zuvor sowie in Farbe gedreht – siehe den 2018er Trailer – bevor sich Regisseur Soi Cheang („Dog Bite Dog“) jedoch dafür entscheid, ihn in Schwarzweiß herauszubringen - was ihm natürlich unweigerlich ein „Neo-Noir-Feeling“ verleiht. Optisch macht der Film (nicht bloß deshalb) eine Menge her: Im Vorliegenden wird Hongkong als vermüllte, düster und „kalt“ anmutende „Beton-Moloch-Großstadt“ präsentiert, die einem im Grunde jegliche Lust raubt, mal dorthin reisen zu wollen. Das ist zwar nicht repräsentativ für die City an sich – funktioniert hier aber hervorragend, um eine spezielle „Atmosphäre“ heraufzubeschwören…
In Nebenstraßenschluchten, Hinterhöfen und fern von schicken Gebäuden jagen zwei Polizisten einen brutalen Serienkiller, der seinen Opfern Hände abtrennt: Ein junger Gesetzeshüter mit einem schmerzenden Weisheitszahn (die Romanvorlage des Films heißt übersetzt „Wisdom Tooth“) sowie sein gestandener, älterer neuer Partner, der keine Probleme mit der Anwendung von Gewalt hat sowie eine Menge Wut in sich trägt, seit seine Frau von einer Drogensüchtigen überfahren wurde und nun schwer pflegebedürftig ist. Als letztere aus dem Gefängnis entlassen wird, bietet jene sich ihnen als Informantin an, um ihre Tat irgendwie „wiedergutzumachen“ – nur um von dem einen Cop im Rahmen dessen fortan übel be- und misshandelt zu werden…
Neben der Optik und Stimmung ist es vor allem Yase Liu´s Performance zu verdanken, dass der Film eine solche „Wirkung“ erzeugt – in Verbindung mit der Bereitschaft des Regisseurs, die Gewalt gegen die junge Dame derart heftig darzustellen: Da muss man ab und an unweigerlich schlucken. Sie befindet sich in ihrer persönlichen „Vorhölle“: Hofft auf Vergebung – muss im Verlauf aber immer mehr leiden. Von der Story und den Charakterzeichnungen her vermag einen das Werk indes keine sonderlich originellen Eigenschaften zu präsentieren – was natürlich schade ist. Zudem machen der Killer sowie der gesamte Mordfall an sich nicht allzu viel her – sein „Versteck“ ist ein klasssischer (wegen der betreffenden Symbolik und Optik so hergerichteter) „Movie-Schauplatz“…
„Libo“ ist ein guter, schick anzusehender, überzeugend gespielter Film mit einigen echt spannenden und intensiven Momenten: Stimmungsvolle, harte Kost mit nem klaren „Depri-Faktor“. Ganz am Ende gibt es dann aber plötzlich eine Szene, die einer der Personen in gewisser Weise einen „positiven Ausklang“ beschert: Das missfiel mir, da unnötig und inkonsequent. Unweigerlich erinnert einen vieles „Se7en“ – welcher aber in nahezu allen Belangen (u.a. Figuren, Mordfall und Mörder) besser ist. Nur im Bereich „Ungemütlichkeit“ kommt Fincher´s Opus nicht ganz an diesen Film heran – aber auch nur wegen des heftigen Leids, den das Mädel hier über sich ergehen lassen muss (samt der expliziten Darstellung der betreffenden Taten/Momente)…
Re: Filmtagebuch: StS
Regisseur Mark Hartley kennt sich prima mit australischer Genre-Kost aus: U.a. drehte er die sehenswerte Dokumentation „Not quite Hollywood: The wild, untold Story of Ozploitation!“ sowie das 2013er „Patrick“-Remake – ebenso wie (unabhängig eines Down-Under-Bezugs) die beiden Dokus „Electric Boogaloo: The wild, untold Story of Cannon Films“ und „Machete Maidens Unleashed!“ (über philippinische Exploitation-Flicks)…
Mit „Girl at the Window“ (2023) – hierzulande als „the Clockwork Killings“ veröffentlicht – lieferte er einen Thriller ab, bei dem er eine klassische „Disturbia“-eske Story mit der eines „Scream“-artigen Serienkiller-Streifens verbunden sowie jene obendrein mit einer „leicht schrägen Note“ versehen hat. Im Film gelangt eine Teenagerin zu der Überzeugung, dass ihr Nachbar ein berüchtigter Mehrfach-Mörder ist, dessen Vorgehen an das des „Zodiacs“ erinnert…
In der Hauptrolle gefiel mir die noch recht unbekannte Ella Newton gut – auch wenn ihre Figur alle der zu erwartenden „dummen Entscheidungen“ trifft und somit relativ klischeehaft daherkommt (ebenso wie bspw. noch die geradezu „unnützen“ ermittelnden Polizisten). Als ihre Mutter ist Radha Mitchell mit von der Partie – in Nebenparts zudem u.a. noch die beiden (mir zumindest vom Sehen her bekannten) Aussie-Mimen James Mackay und Vince Colosimo…
Spannend, originell oder clever ist das Ganze leider nicht – doch muss ich gestehen, dass ich den „unebenen Ton“ des Films durchaus als ein Stück weit reizvoll empfand: Mal ist das Geschehen eher „locker“ – mal wird einem gratuitous Nudity geboten oder werden Mädels Augäpfel rausgeschnitten. Zudem mutet so einiges campy und schlocky an: In der Hinsicht nicht untypisch für Ozploitation-Streifen. Als „gelungen“ mag ich das Ergebnis aber dennoch nicht bezeichnen…
knappe
Re: Filmtagebuch: StS
Basierend auf einer wahren Geschichte – bzw. laut US-Cover: auf einer „Urban Legend“ – reist ein amerikanisches Pärchen in dem australischen Survival-Thriller „Outback” (2019) nach Down Under, um dort einige schöne Wochen zu verbringen – allerdings ist die Stimmung von Anfang an getrübt, da sie auf dem Weg dorthin seinen Heiratsantrag abgelehnt hat (sie liebt ihn, fühlt sich aber einfach noch nicht dazu bereit). Mit einem gemieteten Wagen im Land unterwegs, entscheiden sie sich spontan dazu, zum Ayers Rock zu fahren. Leider schaffen sie es jedoch nicht bis nach Uluru, da ihre GPS-Navigation sie kurzerhand in die Irre führt und sie sich schließlich mitten im Nirgendwo des Outbacks gestrandet wiederfinden. Ein Kampf ums blanke Überleben beginnt…
Von ihren Performances und dem Sympathiegrad her gefielen mir Lauren Lofberg und Taylor Wiese in den Hauptrollen relativ gut. Ihr Auftreten wirkt authentisch – auch von den typischen „kleinen Fehlern“ her, die Touristen da gern so machen (wie bei Rechtslenkern den Fahrersitz auf der falschen Wagenseite anzusteuern oder – wovon ich wahrlich ein Lied singen kann – Blinker und Scheibenwischer zu verwechseln). Was dem Film jedoch schadet, sind die „großen Fehler“, welche die beiden begehen – u.a. sich gegen Abend vom Wagen zu entfernen, nur um sich dann in der Dunkelheit zu verirren. Kluge Entscheidungen (wie z.B. mit einem Stock die gelaufene Strecke im Sand zu markieren) sind bei ihnen im späteren Verlauf leider in der Minderzahl…
Das Outback ist ein schöner, beeindruckender, allerdings auch „lebensfeindlicher“ Ort, an dem ihnen neben einzelnen giftigen Tierchen (Schlangen, Skorpione etc.) die gravierendste Gefahr jedoch in Gestalt des Wassermangels droht. Wie lange es Lofberg´s Figur schafft, ohne Flüssigkeit auszukommen, wirkt aber leider ebenso unrealistisch/unglaubwürdig wie ihre Weigerung, selbst nach ein paar Tagen Urin zu trinken. Die angeführten Schwächen schaden dem von Spielfilm-Debütant Mike Green an sich handwerklich ordentlich umgesetzten Streifen merklich. Selbst die Charakter-Zeichnungen (inklusive der jeweiligen Verhaltensweisen dem anderen gegenüber) gehen in Ordnung – schade halt bloß, dass man sich über gewisse ihrer Entscheidungen unweigerlich derart ärgern muss…
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