Filmtagebuch: LivingDead
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- LivingDead
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The Innkeepers - Hotel des Schreckens
Ganz schwierig ist es für den Horrorfan heutzutage noch etwas Ungewöhnliches sehen zu dürfen, was man bisher so eben noch nicht gesehen hat, da Innovation immer wieder gleich gesetzt wird mit "wie viel darf ich zeigen". Da zahlt es sich manchmal aus, wenn man sich in Verzicht übt. Und in dieser Disziplin sticht Ti West momentan deutlich von seinen Kollegen heraus. Gerade in Anbetracht eines "Cabin Fever 2" mag man diesen Stilwandel kaum für möglich halten, doch was als Schocktherapie mit "House of the Devil" begann, führt er auch mit den "Innkeepers" fort. Gerade das Spiel mit dem "Nicht-zeigen" und das Warten mit dem Wissen, dass gleich definitiv etwas passieren muss, beherrscht er mit solch einer Konsequenz, dass man geradezu Beifall klatschen möchte. Zwar ist "Innkeepers" in der Umkehr auch sein geradlinigster Streifen und stellt gerade in den letzten 15 Minuten nur bedingt zufrieden, doch das Spiel mit Erwartungshaltungen, das behutsame (Ein-)Führen der Charaktere und die Genese von Horror aus alltäglichsten Situationen imponiert immer noch sehr.
Transcendence
Dass hier Christopher Nolans (der hier auch als ausführender Produzent in Erscheinung trat) langjähriger Kameramann Wally Pfister sein Regiedebüt gab, merkt man an allen Ecken und Kanten. Die Bilder sind stilvoll und edel und suggerieren in den richtigen Momenten eine Größe, die der Film selbst nie erreicht. Dass auch gerade dieser Film Johnny Depps Regeneration nach langer Durststrecke darstellen sollte, ist, in Anbetracht seiner blassen Darstellung, die er hier abliefert, durchaus schade.
Grundsätzlich böte sich der Stoff nämlich für großes Science-Fiction-Kino an, welches mit zentralen Thematiken der aktuellen Digitalisierung unserer Gesellschaft aufwarten könne. Doch schafft es Pfister die gesamte Spielzeit über nicht, die Handlung in ein den Zuschauer fesselndes Gesamtkonstrukt zu flechten, wodurch der Film phasenweise regelrecht zerfasert und zum Ende hin nur ein paar Actionszenen munter rütteln können, welche aber eher disruptive Assoziationen zu „Die Dämonischen“ hervorrufen. Wo ein Nolan es immer wieder bewerkstelligt, eine komplexe Handlung mit einfachsten Mitteln dem Mainstreamkino als Unterhaltungsbonbon mit Tiefgang zu verkaufen, da verzettelt es sich Pfister schon bei seiner monotonen Erzählweise, welche es grundsätzlich verhindert, irgendwo einen Zugang zur Thematik zu bekommen, weshalb letztlich auch die Charaktere kaum zu tangieren vermögen. In Anbetracht der namhaften Darstellerriege ist das auch schon ein kleines Kunststück für sich.
Insgesamt ein teures, belangloses Stück Kino, welches sich mit fremden Federn zu schmücken versucht.
Brick
Man möchte kaum glauben, dass das Genre des High-School-Teenie-Dramas mit dem des Noir-Films etwas zu tun haben könnte. Doch Rian Johnson sollte uns 2006 mit seinem Genre-Gebräu „Brick“ eines Besseren belehren. Als würde hier ein kleiner Parker Lewis in die Fußstapfen des abgeklärten Humphrey Bogart zu seinen besten Zeiten treten wollen. Da bedarf es kaum einer Einführung, so gleicht es doch dem Sprung ins kalte Wasser, wenn Joseph Gordon-Levitt, inklusive Mantel und stoischer Miene, schon in den ersten Minuten schweigsam (und immer mit dem begleitenden Sound einer angezündeten Zigarette, die er aber niemals selber pafft) durch die Szenerie stapft und immer tiefer in die offenbar versumpfte High-School-Unterwelt eindringt. Und wenn man es zulässt, so findet man sich doch ziemlich zurecht, in diesem Noir-Konglomerat, welches kaum mit Zitaten an die guten alten 40er und 50er (der Hochzeit dieses Genres) geizt.
Schwäche und zugleich Reiz dieses Filmes ist und bleibt der Umstand, dass es eben High-School-Kids sind, die hier die Rollen von Detektiv und Gangsterclan einnehmen. Durch das weitest gehende Ausklammern von Autoritätspersonen und dem Verzicht auf Ironie wird zwar eine gewisse Glaubwürdigkeit transportiert, doch besteht immer die Gefahr, die Szenerie nicht ernst nehmen zu können, wodurch das Experiment einer Schultheateraufführung gleich kommen würde. Lässt man sich jedoch drauf ein, wird man überrascht, wie viel der Film einem zu geben imstande ist.
Maleficent - Die dunkle Fee
Die eingangs ebenso zuckersüße wie künstlich aufgeblasene Märchenwelt soll den Zuschauer schnell verzücken, bewirkt aber zugleich, dass eine gewisse Distanz aufgebaut wird, was durch eine opulente Inszenierung inklusive einer an „Herr der Ringe“ angelehnte Schlacht zu kaschieren versucht wird. Zu schnell werden hier charakterliche Wandlungen abgehakt, weshalb vieles vom Zuschauer nur mit einem Schulterzucken angenommen werden kann. Die tatsächlichen Stärken von „Maleficent“ finden sich also nicht in der Opulenz und Effekten der Märchenwelt (die es inkl. 3D auch schon so in „Avatar“ zu sehen gab), der Action oder dem Humor, der bisweilen recht enervierend ist (die drei Feen), sondern in den eher kleinen Momenten zwischen Dornröschen und Maleficent, wenn es auch mal etwas menscheln darf. Die übergeordnete Geschichte vom bösen König und der bösen Fee wirkt da eindimensionaler denn je. Doch gerade in den Momenten (von denen es leider viel zu wenig gibt), wenn Dornröschen die neue Welt mit kindlicher Neugier und Naivität erkundet und sofort Freundschaft mit den zahlreichen Fabelwesen schließt, hat das den viel größeren märchenhaften Charme, den man von so einem Film erwartet, als wenn Maleficent mit atemberaubender Geschwindigkeit durch regenbogenfarbene Wasserfälle (aus dem Rechner) hindurch jagt.
Ganz schwierig ist es für den Horrorfan heutzutage noch etwas Ungewöhnliches sehen zu dürfen, was man bisher so eben noch nicht gesehen hat, da Innovation immer wieder gleich gesetzt wird mit "wie viel darf ich zeigen". Da zahlt es sich manchmal aus, wenn man sich in Verzicht übt. Und in dieser Disziplin sticht Ti West momentan deutlich von seinen Kollegen heraus. Gerade in Anbetracht eines "Cabin Fever 2" mag man diesen Stilwandel kaum für möglich halten, doch was als Schocktherapie mit "House of the Devil" begann, führt er auch mit den "Innkeepers" fort. Gerade das Spiel mit dem "Nicht-zeigen" und das Warten mit dem Wissen, dass gleich definitiv etwas passieren muss, beherrscht er mit solch einer Konsequenz, dass man geradezu Beifall klatschen möchte. Zwar ist "Innkeepers" in der Umkehr auch sein geradlinigster Streifen und stellt gerade in den letzten 15 Minuten nur bedingt zufrieden, doch das Spiel mit Erwartungshaltungen, das behutsame (Ein-)Führen der Charaktere und die Genese von Horror aus alltäglichsten Situationen imponiert immer noch sehr.
Transcendence
Dass hier Christopher Nolans (der hier auch als ausführender Produzent in Erscheinung trat) langjähriger Kameramann Wally Pfister sein Regiedebüt gab, merkt man an allen Ecken und Kanten. Die Bilder sind stilvoll und edel und suggerieren in den richtigen Momenten eine Größe, die der Film selbst nie erreicht. Dass auch gerade dieser Film Johnny Depps Regeneration nach langer Durststrecke darstellen sollte, ist, in Anbetracht seiner blassen Darstellung, die er hier abliefert, durchaus schade.
Grundsätzlich böte sich der Stoff nämlich für großes Science-Fiction-Kino an, welches mit zentralen Thematiken der aktuellen Digitalisierung unserer Gesellschaft aufwarten könne. Doch schafft es Pfister die gesamte Spielzeit über nicht, die Handlung in ein den Zuschauer fesselndes Gesamtkonstrukt zu flechten, wodurch der Film phasenweise regelrecht zerfasert und zum Ende hin nur ein paar Actionszenen munter rütteln können, welche aber eher disruptive Assoziationen zu „Die Dämonischen“ hervorrufen. Wo ein Nolan es immer wieder bewerkstelligt, eine komplexe Handlung mit einfachsten Mitteln dem Mainstreamkino als Unterhaltungsbonbon mit Tiefgang zu verkaufen, da verzettelt es sich Pfister schon bei seiner monotonen Erzählweise, welche es grundsätzlich verhindert, irgendwo einen Zugang zur Thematik zu bekommen, weshalb letztlich auch die Charaktere kaum zu tangieren vermögen. In Anbetracht der namhaften Darstellerriege ist das auch schon ein kleines Kunststück für sich.
Insgesamt ein teures, belangloses Stück Kino, welches sich mit fremden Federn zu schmücken versucht.
Brick
Man möchte kaum glauben, dass das Genre des High-School-Teenie-Dramas mit dem des Noir-Films etwas zu tun haben könnte. Doch Rian Johnson sollte uns 2006 mit seinem Genre-Gebräu „Brick“ eines Besseren belehren. Als würde hier ein kleiner Parker Lewis in die Fußstapfen des abgeklärten Humphrey Bogart zu seinen besten Zeiten treten wollen. Da bedarf es kaum einer Einführung, so gleicht es doch dem Sprung ins kalte Wasser, wenn Joseph Gordon-Levitt, inklusive Mantel und stoischer Miene, schon in den ersten Minuten schweigsam (und immer mit dem begleitenden Sound einer angezündeten Zigarette, die er aber niemals selber pafft) durch die Szenerie stapft und immer tiefer in die offenbar versumpfte High-School-Unterwelt eindringt. Und wenn man es zulässt, so findet man sich doch ziemlich zurecht, in diesem Noir-Konglomerat, welches kaum mit Zitaten an die guten alten 40er und 50er (der Hochzeit dieses Genres) geizt.
Schwäche und zugleich Reiz dieses Filmes ist und bleibt der Umstand, dass es eben High-School-Kids sind, die hier die Rollen von Detektiv und Gangsterclan einnehmen. Durch das weitest gehende Ausklammern von Autoritätspersonen und dem Verzicht auf Ironie wird zwar eine gewisse Glaubwürdigkeit transportiert, doch besteht immer die Gefahr, die Szenerie nicht ernst nehmen zu können, wodurch das Experiment einer Schultheateraufführung gleich kommen würde. Lässt man sich jedoch drauf ein, wird man überrascht, wie viel der Film einem zu geben imstande ist.
Maleficent - Die dunkle Fee
Die eingangs ebenso zuckersüße wie künstlich aufgeblasene Märchenwelt soll den Zuschauer schnell verzücken, bewirkt aber zugleich, dass eine gewisse Distanz aufgebaut wird, was durch eine opulente Inszenierung inklusive einer an „Herr der Ringe“ angelehnte Schlacht zu kaschieren versucht wird. Zu schnell werden hier charakterliche Wandlungen abgehakt, weshalb vieles vom Zuschauer nur mit einem Schulterzucken angenommen werden kann. Die tatsächlichen Stärken von „Maleficent“ finden sich also nicht in der Opulenz und Effekten der Märchenwelt (die es inkl. 3D auch schon so in „Avatar“ zu sehen gab), der Action oder dem Humor, der bisweilen recht enervierend ist (die drei Feen), sondern in den eher kleinen Momenten zwischen Dornröschen und Maleficent, wenn es auch mal etwas menscheln darf. Die übergeordnete Geschichte vom bösen König und der bösen Fee wirkt da eindimensionaler denn je. Doch gerade in den Momenten (von denen es leider viel zu wenig gibt), wenn Dornröschen die neue Welt mit kindlicher Neugier und Naivität erkundet und sofort Freundschaft mit den zahlreichen Fabelwesen schließt, hat das den viel größeren märchenhaften Charme, den man von so einem Film erwartet, als wenn Maleficent mit atemberaubender Geschwindigkeit durch regenbogenfarbene Wasserfälle (aus dem Rechner) hindurch jagt.
Mit freundlichem Gruß
LivingDead
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Hab ich neulich den Trailer gesehen und "House of the Devil" fand ich ganz gut. Werd ich mal testen. Ist in der Tat schwierig heutzutage einen packenden Genre-Film zu finden.LivingDead hat geschrieben:The Innkeepers - Hotel des Schreckens
Ganz schwierig ist es für den Horrorfan heutzutage noch etwas Ungewöhnliches sehen zu dürfen, was man bisher so eben noch nicht gesehen hat, da Innovation immer wieder gleich gesetzt wird mit "wie viel darf ich zeigen". Da zahlt es sich manchmal aus, wenn man sich in Verzicht übt. Und in dieser Disziplin sticht Ti West momentan deutlich von seinen Kollegen heraus. Gerade in Anbetracht eines "Cabin Fever 2" mag man diesen Stilwandel kaum für möglich halten, doch was als Schocktherapie mit "House of the Devil" begann, führt er auch mit den "Innkeepers" fort. Gerade das Spiel mit dem "Nicht-zeigen" und das Warten mit dem Wissen, dass gleich definitiv etwas passieren muss, beherrscht er mit solch einer Konsequenz, dass man geradezu Beifall klatschen möchte. Zwar ist "Innkeepers" in der Umkehr auch sein geradlinigster Streifen und stellt gerade in den letzten 15 Minuten nur bedingt zufrieden, doch das Spiel mit Erwartungshaltungen, das behutsame (Ein-)Führen der Charaktere und die Genese von Horror aus alltäglichsten Situationen imponiert immer noch sehr.
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Da solltest du nicht enttäuscht werden. Habe mir nun auch nochmal "House of the Devil" (lange her) und "The Sacrament" (noch nicht gesehen) von West zugelegt, jetzt wo ich gerade "drin" bin.Elkjaer-Larsen hat geschrieben:Hab ich neulich den Trailer gesehen und "House of the Devil" fand ich ganz gut. Werd ich mal testen. Ist in der Tat schwierig heutzutage einen packenden Genre-Film zu finden.LivingDead hat geschrieben:The Innkeepers - Hotel des Schreckens
Ganz schwierig ist es für den Horrorfan heutzutage noch etwas Ungewöhnliches sehen zu dürfen, was man bisher so eben noch nicht gesehen hat, da Innovation immer wieder gleich gesetzt wird mit "wie viel darf ich zeigen". Da zahlt es sich manchmal aus, wenn man sich in Verzicht übt. Und in dieser Disziplin sticht Ti West momentan deutlich von seinen Kollegen heraus. Gerade in Anbetracht eines "Cabin Fever 2" mag man diesen Stilwandel kaum für möglich halten, doch was als Schocktherapie mit "House of the Devil" begann, führt er auch mit den "Innkeepers" fort. Gerade das Spiel mit dem "Nicht-zeigen" und das Warten mit dem Wissen, dass gleich definitiv etwas passieren muss, beherrscht er mit solch einer Konsequenz, dass man geradezu Beifall klatschen möchte. Zwar ist "Innkeepers" in der Umkehr auch sein geradlinigster Streifen und stellt gerade in den letzten 15 Minuten nur bedingt zufrieden, doch das Spiel mit Erwartungshaltungen, das behutsame (Ein-)Führen der Charaktere und die Genese von Horror aus alltäglichsten Situationen imponiert immer noch sehr.
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The House of the Devil
In tiefer Verbeugung vor den Horrorfilmen der 70er und 80er, welche ja die Hochzeit des Slasher-Genres darstellen sollte, inszeniert Ti West völlig konträr zu den Sehgewohnheiten der Gegenwart. Gerade in Anbetracht des kürzlich vor diesem von ihm inszenierten zweiten Aufgusses des Hüttenfiebers, erweist sich „The House of the Devil“ als direktes Gegengift, da hier weder viele Teens, noch die explizite Darstellung von Gewalt im Vordergrund stehen. Zwar darf es durchaus auch mal plastisch zur Sache gehen, doch kommt es hier nicht auf den Akt an sich an, sondern zehrt der Film vor allem von dem Weg bis dahin. Das sich allmählich über die gesamte Laufzeit des Filmes aufbauende Gefühl von Bedrohung schleicht sich durch ganz alltägliche Situationen ein, welche abrupt in eine gänzlich andere Richtung gedreht werden. West untermauert dieses Gefühl durch viele in die Länge gestreckte Szenen, welche zur Folge haben, dass das Haus deutlich bildhafter und bedrohlicher wirkt, als würde man versuchen, den gleichen Effekt durch schnelle Schnitte und viele Jump-Scares künstlich zu erzeugen.
Gone Girl - Das perfekte Opfer
Heutzutage stehen wir mehr als je zuvor unter dem Einfluss einer fortwährenden medialen Maschinerie, welche uns mit unzähligen mehr oder minder bedeutenden Informationen zudröhnt. Sei es das Smartphone, Tablet, der Fernseher oder das Radio; eigentlich ununterbrochen werden wir mit Informationen gespeist und uns wird, ob wir es wollen oder nicht, subtil oder auch nicht, eine Meinung auferlegt. Wie schnell das passiert, hat uns Jan Böhmermann erst vor kurzem gezeigt, indem er durch einen genialen Schachzug diesen medialen Wahnsinn am Schopf packte und uns allen zeigte, und damit auch der Presse, wie schnell man sich in etwas verrennen kann. Hier setzt auch David Fincher an, welcher seinen Film mit einer gehörigen Portion Zynismus und auch Sarkasmus durchsetzt und auch den Zuschauer selbst eine gewisse Zeit lang an der Nase herumführt, bis er sich schließlich durchaus ertappt fühlen kann. Bis dahin ist der Film, der ganz nebenbei auch Thriller und böses Beziehungsdrama ist, ein grandioses Spiel mit Erwartungen und Vorverurteilungen. Zwar lässt Fincher die Katze im Verlauf relativ schnell aus dem Sack, doch nimmt der Film daraufhin eine gänzlich andere Rolle ein und aus dem Verschwörungsthriller wird schnell eine zynische Abrechnung mit einer Gesellschaft, welche sich zunehmend als zu faul erweist, gewisse Dinge zu hinterfragen.
Snowpiercer
Die Comic-Vergangenheit ist in Anbetracht der überspitzt aufspielenden Charaktere unübersehbar. Und auch viele Szenen wirken so dermaßen abstrus, dass es gar nicht anders sein kann. Aber vor allem ist „Snowpiercer“ eins, und zwar ein überraschend amüsantes Genre-Allerlei, welches zwischen dystopischer Endzeit-Sci-Fi, Actionfilm und Gesellschaftssatire oszilliert. Logik und Sinnhaftigkeit werden ganz weit hinten angestellt, sodass der Weg für viele skurrile und überraschende Momente geebnet ist. Gerade das Wandern durch den Zug, in dem jedes Abteil eine neue Überraschung mit neuen (End-) Gegnern bereithält, erinnert immer wieder an ein Videogame, in dem man sich von Level zu Level kämpft. Die Handschrift von Joon-ho Bong („The Host“) ist unübersehbar und erweist sich im Umkehrschluss auch als kleine Hürde, um Zugang zu diesem Film zu bekommen. Zwar ist der Film bei weitem nicht so speziell geraten wie genannter „The Host“, doch besitzt auch „Snowpiercer“ eine gewisse Eigenständigkeit, wodurch er sich deutlich vom Blockbuster-Einerlei Marke Hollywood abhebt, auch wenn es in „Snowpiercer“ gerne mal zur Sache gehen darf. Doch lässt man sichdarauf ein, wird man von einem fantasievollen Sci-Fiction-Film der besonderen Art überrascht werden.
In tiefer Verbeugung vor den Horrorfilmen der 70er und 80er, welche ja die Hochzeit des Slasher-Genres darstellen sollte, inszeniert Ti West völlig konträr zu den Sehgewohnheiten der Gegenwart. Gerade in Anbetracht des kürzlich vor diesem von ihm inszenierten zweiten Aufgusses des Hüttenfiebers, erweist sich „The House of the Devil“ als direktes Gegengift, da hier weder viele Teens, noch die explizite Darstellung von Gewalt im Vordergrund stehen. Zwar darf es durchaus auch mal plastisch zur Sache gehen, doch kommt es hier nicht auf den Akt an sich an, sondern zehrt der Film vor allem von dem Weg bis dahin. Das sich allmählich über die gesamte Laufzeit des Filmes aufbauende Gefühl von Bedrohung schleicht sich durch ganz alltägliche Situationen ein, welche abrupt in eine gänzlich andere Richtung gedreht werden. West untermauert dieses Gefühl durch viele in die Länge gestreckte Szenen, welche zur Folge haben, dass das Haus deutlich bildhafter und bedrohlicher wirkt, als würde man versuchen, den gleichen Effekt durch schnelle Schnitte und viele Jump-Scares künstlich zu erzeugen.
Gone Girl - Das perfekte Opfer
Heutzutage stehen wir mehr als je zuvor unter dem Einfluss einer fortwährenden medialen Maschinerie, welche uns mit unzähligen mehr oder minder bedeutenden Informationen zudröhnt. Sei es das Smartphone, Tablet, der Fernseher oder das Radio; eigentlich ununterbrochen werden wir mit Informationen gespeist und uns wird, ob wir es wollen oder nicht, subtil oder auch nicht, eine Meinung auferlegt. Wie schnell das passiert, hat uns Jan Böhmermann erst vor kurzem gezeigt, indem er durch einen genialen Schachzug diesen medialen Wahnsinn am Schopf packte und uns allen zeigte, und damit auch der Presse, wie schnell man sich in etwas verrennen kann. Hier setzt auch David Fincher an, welcher seinen Film mit einer gehörigen Portion Zynismus und auch Sarkasmus durchsetzt und auch den Zuschauer selbst eine gewisse Zeit lang an der Nase herumführt, bis er sich schließlich durchaus ertappt fühlen kann. Bis dahin ist der Film, der ganz nebenbei auch Thriller und böses Beziehungsdrama ist, ein grandioses Spiel mit Erwartungen und Vorverurteilungen. Zwar lässt Fincher die Katze im Verlauf relativ schnell aus dem Sack, doch nimmt der Film daraufhin eine gänzlich andere Rolle ein und aus dem Verschwörungsthriller wird schnell eine zynische Abrechnung mit einer Gesellschaft, welche sich zunehmend als zu faul erweist, gewisse Dinge zu hinterfragen.
Snowpiercer
Die Comic-Vergangenheit ist in Anbetracht der überspitzt aufspielenden Charaktere unübersehbar. Und auch viele Szenen wirken so dermaßen abstrus, dass es gar nicht anders sein kann. Aber vor allem ist „Snowpiercer“ eins, und zwar ein überraschend amüsantes Genre-Allerlei, welches zwischen dystopischer Endzeit-Sci-Fi, Actionfilm und Gesellschaftssatire oszilliert. Logik und Sinnhaftigkeit werden ganz weit hinten angestellt, sodass der Weg für viele skurrile und überraschende Momente geebnet ist. Gerade das Wandern durch den Zug, in dem jedes Abteil eine neue Überraschung mit neuen (End-) Gegnern bereithält, erinnert immer wieder an ein Videogame, in dem man sich von Level zu Level kämpft. Die Handschrift von Joon-ho Bong („The Host“) ist unübersehbar und erweist sich im Umkehrschluss auch als kleine Hürde, um Zugang zu diesem Film zu bekommen. Zwar ist der Film bei weitem nicht so speziell geraten wie genannter „The Host“, doch besitzt auch „Snowpiercer“ eine gewisse Eigenständigkeit, wodurch er sich deutlich vom Blockbuster-Einerlei Marke Hollywood abhebt, auch wenn es in „Snowpiercer“ gerne mal zur Sache gehen darf. Doch lässt man sichdarauf ein, wird man von einem fantasievollen Sci-Fiction-Film der besonderen Art überrascht werden.
Mit freundlichem Gruß
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Schlussmacher
Mit seinen formelhaften Komödien tritt Schweighöfer einmal mehr in die Fußstapfen von Til Schweiger, der schon seinerseits mit seinen Filmchen bewies, dass man mit einem Mindestmaß an Substanz ganze Scharen in die Kinos locken kann. Schweighöfer selbst macht da auch gar keinen Hehl draus, gibt er doch offen zu, dass seine Filme durchaus dem Kommerz verschrieben sind, auch wenn dies aus dem Munde eines Filmemachers doch recht befremdlich klingen mag. Doch genau so fühlt sich der Film an. Dabei ist nicht die penetrante Werbemaschinerie gemeint, die den Film immer wieder wie einen überlangen Mercedes-Werbespot wirken lassen, sondern vielmehr die, wie beim Malen-nach-Zahlen, konsequente Abarbeitung von offenbar bewährten Stilmitteln, welche den gegenwärtigen deutschen Komödien anhaftet. Andauerndes Popgedudel, welche es schwer macht, den Dialogen zu lauschen (zum Glück verpasst man nicht viel), ausschweifende Kamerafahrten, welche Tempo und Kinofeeling a la Hollywood vorgaukeln sollen und ein nervig-sympathischer Schweighöfer, der mit Milan Peschel einen noch nervigeren und noch sympathischeren Gegenpart erfährt. Dass der Film sich dann doch irgendwie bis zum Abspann rettet und man ihm einen gewissen Unterhaltungsfaktor nicht absprechen kann, macht ihn nicht gut, aber auch nicht zu einem Totalausfall. Man kann es sich angucken, man muss es aber nicht.
Schutzengel
Schon in den Anfangsminuten wird der Zuschauer durch penetrantes Popgedudel in tiefste "Zweiohrküken"-Erinnerungen zurück befördert, die nichts Gutes ahnen lassen. Nachdem dann auch noch Axel Stein ein paar Fürze in die Kamera abgelassen hat, durfte man sich dann noch vom letzten bisschen Niveau verabschieden, sodass der Weg für knapp zwei Stunden Action Marke Schweiger geebnet ist. Und Action gibt es nicht allzu viel. Handlung auch nicht so wirklich. Immerhin kommt irgendwann mal der Bleibtreu vorbei und darf dem Film sowas wie einen kritischen Hintergrund geben, weil er ja in Afghanistan gedient hat und dabei beide Beine verlor. Der Schweiger ist ebenso vom Krieg geschädigt. Aber er hat noch alle Gliedmaßen, sodass er sich den Weg frei schießen darf. Und so sind die Traumata irgendwann auch vergessen. Genau so wie dieser Film, der bestenfalls noch als unterdurchschnittlicher Versuch eines deutschen Action-Thrillers durchgehen mag. Aber unter uns gesagt: Das ist schon ziemlicher Schund!
Captain Phillips
Greengrass, der vor allem durch die Bourne-Filme auf sich aufmerksam machte, nutzt die dramatische Geschichte für einen spannenden Thriller, der vor allem durch die nüchtern dargestellte Rettungsaktion, welche nochmal die Effizienz und Effektivität von Navy-SEALs darstellt, für Zähneknirschen sorgt. Mit geradezu dokumentarischem Charakter zeigt er eingangs den Alltag des Kapitäns und der Crew auf, nur um sie anschließend die nach Vorschrift ablaufende Ausnahmesituation bei einem Überfall von Piraten durchlaufen zu lassen. Durch die inszenatorische Nähe zum Kapitän wird der Übergang von Routine zu ernsthafter Bedrohung auch für den Zuschauer spürbar, sodass bei Nichtkennen der Hintergrundgeschichte ganz schnell anhaltende Magenschmerzen die Folge sein können. Ein Paradebeispiel eines guten, ebenso effektiven, Thrillers, der durch die großartigen Schaupielleistungen aller Beteiligten noch zusätzlich getragen wird.
Die fantastische Welt von Oz
Realverfilmungen altbekannter Märchenfilme sprießen momentan nur so hervor. Dabei teilt sich das Ganze offenbar in zwei Lager auf: Die einen versuchen die Märchen in möglichst raue und graue Töne zu transferieren, welche sich immer wieder an den Welten von Mordor zu orientieren scheinen, die anderen schicken das Publikum auf eine Reise in phantasievolle, vor Fabeltieren und satten, grellen Farben nur so wimmelnden Welten, die möglichst wenig mit der Realität gemein haben. In ein ähnliches Horn bläst nun auch das Prequel von „Der Zauberer von Oz“, welcher sich nach einer Einführung der Geschichte im klassischen 4:3-Format und in s/w, in eine bunte und fantastische und vor Ideen und Einfällen nur so strotzenden Fantasiewelt Oz wieder findet, die es zu erkunden wert scheint. Das Artifizielle dieser Welt scheint genauso dazu zu gehören, wie die zeitlose Geschichte, die dem Film zugrunde liegt, wodurch der Film nicht nur die Geschichte um böse und gute Hexen erzählt, sondern sinnbildlich für das Kino an sich steht. Der vergleichsweise bedächtige Erzählstil, der sich immer wieder erstaunlich entschleunigt und sich Zeit für die Charaktere nimmt, und das Finale, welches durch eine übergroße Kino-Projektion noch einmal deutlich macht, wofür der Film steht, machen aus Sam Raimis Fantasyfilm einen gelungenen Vertreter seiner Zunft, auch indem sich Raimi selbst treu bleibt und immer wieder Selbstzitate in die Story einfügt, inklusive eines Gastauftrittes von Bruce Campbell.
Mit seinen formelhaften Komödien tritt Schweighöfer einmal mehr in die Fußstapfen von Til Schweiger, der schon seinerseits mit seinen Filmchen bewies, dass man mit einem Mindestmaß an Substanz ganze Scharen in die Kinos locken kann. Schweighöfer selbst macht da auch gar keinen Hehl draus, gibt er doch offen zu, dass seine Filme durchaus dem Kommerz verschrieben sind, auch wenn dies aus dem Munde eines Filmemachers doch recht befremdlich klingen mag. Doch genau so fühlt sich der Film an. Dabei ist nicht die penetrante Werbemaschinerie gemeint, die den Film immer wieder wie einen überlangen Mercedes-Werbespot wirken lassen, sondern vielmehr die, wie beim Malen-nach-Zahlen, konsequente Abarbeitung von offenbar bewährten Stilmitteln, welche den gegenwärtigen deutschen Komödien anhaftet. Andauerndes Popgedudel, welche es schwer macht, den Dialogen zu lauschen (zum Glück verpasst man nicht viel), ausschweifende Kamerafahrten, welche Tempo und Kinofeeling a la Hollywood vorgaukeln sollen und ein nervig-sympathischer Schweighöfer, der mit Milan Peschel einen noch nervigeren und noch sympathischeren Gegenpart erfährt. Dass der Film sich dann doch irgendwie bis zum Abspann rettet und man ihm einen gewissen Unterhaltungsfaktor nicht absprechen kann, macht ihn nicht gut, aber auch nicht zu einem Totalausfall. Man kann es sich angucken, man muss es aber nicht.
Schutzengel
Schon in den Anfangsminuten wird der Zuschauer durch penetrantes Popgedudel in tiefste "Zweiohrküken"-Erinnerungen zurück befördert, die nichts Gutes ahnen lassen. Nachdem dann auch noch Axel Stein ein paar Fürze in die Kamera abgelassen hat, durfte man sich dann noch vom letzten bisschen Niveau verabschieden, sodass der Weg für knapp zwei Stunden Action Marke Schweiger geebnet ist. Und Action gibt es nicht allzu viel. Handlung auch nicht so wirklich. Immerhin kommt irgendwann mal der Bleibtreu vorbei und darf dem Film sowas wie einen kritischen Hintergrund geben, weil er ja in Afghanistan gedient hat und dabei beide Beine verlor. Der Schweiger ist ebenso vom Krieg geschädigt. Aber er hat noch alle Gliedmaßen, sodass er sich den Weg frei schießen darf. Und so sind die Traumata irgendwann auch vergessen. Genau so wie dieser Film, der bestenfalls noch als unterdurchschnittlicher Versuch eines deutschen Action-Thrillers durchgehen mag. Aber unter uns gesagt: Das ist schon ziemlicher Schund!
Captain Phillips
Greengrass, der vor allem durch die Bourne-Filme auf sich aufmerksam machte, nutzt die dramatische Geschichte für einen spannenden Thriller, der vor allem durch die nüchtern dargestellte Rettungsaktion, welche nochmal die Effizienz und Effektivität von Navy-SEALs darstellt, für Zähneknirschen sorgt. Mit geradezu dokumentarischem Charakter zeigt er eingangs den Alltag des Kapitäns und der Crew auf, nur um sie anschließend die nach Vorschrift ablaufende Ausnahmesituation bei einem Überfall von Piraten durchlaufen zu lassen. Durch die inszenatorische Nähe zum Kapitän wird der Übergang von Routine zu ernsthafter Bedrohung auch für den Zuschauer spürbar, sodass bei Nichtkennen der Hintergrundgeschichte ganz schnell anhaltende Magenschmerzen die Folge sein können. Ein Paradebeispiel eines guten, ebenso effektiven, Thrillers, der durch die großartigen Schaupielleistungen aller Beteiligten noch zusätzlich getragen wird.
Die fantastische Welt von Oz
Realverfilmungen altbekannter Märchenfilme sprießen momentan nur so hervor. Dabei teilt sich das Ganze offenbar in zwei Lager auf: Die einen versuchen die Märchen in möglichst raue und graue Töne zu transferieren, welche sich immer wieder an den Welten von Mordor zu orientieren scheinen, die anderen schicken das Publikum auf eine Reise in phantasievolle, vor Fabeltieren und satten, grellen Farben nur so wimmelnden Welten, die möglichst wenig mit der Realität gemein haben. In ein ähnliches Horn bläst nun auch das Prequel von „Der Zauberer von Oz“, welcher sich nach einer Einführung der Geschichte im klassischen 4:3-Format und in s/w, in eine bunte und fantastische und vor Ideen und Einfällen nur so strotzenden Fantasiewelt Oz wieder findet, die es zu erkunden wert scheint. Das Artifizielle dieser Welt scheint genauso dazu zu gehören, wie die zeitlose Geschichte, die dem Film zugrunde liegt, wodurch der Film nicht nur die Geschichte um böse und gute Hexen erzählt, sondern sinnbildlich für das Kino an sich steht. Der vergleichsweise bedächtige Erzählstil, der sich immer wieder erstaunlich entschleunigt und sich Zeit für die Charaktere nimmt, und das Finale, welches durch eine übergroße Kino-Projektion noch einmal deutlich macht, wofür der Film steht, machen aus Sam Raimis Fantasyfilm einen gelungenen Vertreter seiner Zunft, auch indem sich Raimi selbst treu bleibt und immer wieder Selbstzitate in die Story einfügt, inklusive eines Gastauftrittes von Bruce Campbell.
Mit freundlichem Gruß
LivingDead
LivingDead
Ja, das ist es und blass inszenierter Schund ohne Gespür für das Interesse des Publikums sowieso, um mal die inhaltlich-dünne Basis zu verlassen. Ein Film, der selbst im MDR Nachmittagsprogramm noch enttäuschen würde. Und das trotz interessanter Ausgangslage und eines ehemals fähigen Regisseurs.LivingDead hat geschrieben:Schutzengel
Aber unter uns gesagt: Das ist schon ziemlicher Schund!
Handwerklich fand ich den Streifen nicht schlecht, die Actionszenen sind imo ordentlich und müßen sich International nicht verstecken. Ist halt das Problem Schweiger, das hier sogar doppelt vorhanden ist . Imo sollte der Schweiger nur noch produzieren, Drehbücher schreiben und Regie führen, da ist er tausendmal besser wie als Darsteller.
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note
Fand den relativ zwiespältig. So kontrovers Schweiger als Person sein mag, ich fand es durchaus begrüßenswert, dass sich mal jemand in Deutschland ans größere Actionkino macht und noch dazu mit einem schnieken Look. Inszenatorisch würd ich den Film als durchwachsen bezeichnen, manche Actionszene passt, die Ballerei im Safe House dagegen ist völlig verschnitten und die Schweiger-Tochter (die noch schlimmer nuschelt als Papi) geht leider gar nicht.
Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
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Better Call Saul
Skepsis waltete eingangs durchaus, doch hörte ich mir einmal die Intention von Vince Gilligan an, der schlicht und ergreifend vorhatte, eine Anwaltserie zu machen, die mal etwas anders tickt, und sich mit dem Charakter von Bob Odenkirk eine tolle Plattform dafür bot, so nahm das Interesse wieder durchaus zu. Die ersten Folgen waren dann wie ein kleiner Ausflug in alte "Breaking Bad"-Zeiten, inklusive ein paar altbekannter Gesichter, doch findet die Serie mit zunehmender Laufzeit ihr eigenes Tempo, welches erfreulicherweise gänzlich anders eingetaktet ist als ihr großer Bruder. Mittelpunkt der Serie ist tatsächlich der Anwalt und der Charakter Saul Goodman, welcher einmal mehr kongenial von Bob Odenkirk verkörpert wird. Dabei wird darauf verzichtet, der Serie einen folgenübergreifenden, storytechnischen Spannungsbogen zu verpassen, welchen es zwar durchaus gibt, der aber eher auf den zukünftigen Werdegang von Goodman ausgerichtet ist. Dadurch entsteht so viel Eigenständigkeit, dass die Verknüpfung zu "Breaking Bad" recht schnell wieder aufgegeben wird und der Serie damit so viel Eigenständigkeit zugesprochen werden kann, dass man schnell vergessen mag, dass es sich um ein Spin-Off handelt. So werden inhaltlich schon in der ersten Staffel viele Haken geschlagen; jede Folge geht in eine andere Richtung und genretechnisch werden immer wieder Stile aus Witz, Drama, Kriminalgeschichte und Anwaltserie konglomeriert, ohne dass hier Zugeständnisse gemacht werden müssen, was auch an den sehr guten, innovativen, zugrunde liegenden Drehbüchern liegt. Aus dem Risiko, aus dem Nebencharakter einer so beliebten Serie einen Hauptcharakter zu machen, ist letztlich eine Win-Win-Situation geworden, von der die Serie auch gerne noch mit weiteren Staffeln zehren kann.
Marvel's Daredevil
Comicfilme sind gerade schwer angesagt. Sei es im Kino, wo es gerade eine regelrechte Schwemme von Marvelfilmen gibt, bei denen DC nun mit voller Macht nachziehen will, oder im TV, wo es nun ebenfalls ein ziemlich breites Angebot an Comic-Serien gibt. Die Qualität lässt dabei bisweilen etwas zu wünschen übrig und geht über mittelprächtige Standardkost nur selten hinaus. Dass es nun gerade aus dem Hause Marvel/Netflix eine Serie schaffen soll, sich stilistisch und thematisch vom Gros abzuheben, mag etwas überraschen, da gerade Marvel für die meisten wohl eher für bonbonbuntes Spektakel mit wenig Nährwert steht (ob DC da nun andere Schwerpunkte zu setzen vermag, muss abgewartet werden). Nichtsdestotrotz stellt „Daredevil“ auf jeden Fall optisch und inhaltlich ein Novum im Marveluniversum dar. Es werden Knochen gebrochen, Gehirnmasse über den Boden verteilt und der Held ist manchmal so gar nicht heldenhaft. Das fühlt sich so gar nicht nach Marvel an und selbst Batman war dagegen eher ein harmloser Zeitgenosse. Zwar ist die Comic-Herkunft unübersehbar und inhaltlich werden die standardisierten Plots abgearbeitet, sodass die ganz großen Überraschungen ausbleiben, doch in Sachen Dramaturgie und Figurenzeichnung steht „Daredevil“ deutlich über dem Genredurschnitt. Gerade die Zeichnung des Antagonisten ist herrlich gegen den Strich gebürstet und mag manch einem erstmal gegen den Kopf stoßen. Die Action ist eher spärlich gesät, doch wenn es mal zu Auseinandersetzungen kommt, dann profitiert die Serie durch ihre unaufgeregte, übersichtliche und versierte Inszenierung, die die Action auch mal minutenlang ohne einen sichtbaren Schnitt zeigt. Wer von den Comicfilmen und Serien der jüngsten Zeit genug hat, darf hier mal einen Blick riskieren, um mal wieder rehabilitiert zu werden.
mit positiver Tendenz
True Detective - Season 1
Ein weiteres Serien-Highlight bot uns HBO mit der Serie „True Detective“, welche durch ihr Format als Anthologieserie schon eine Seltenheit an sich darstellt. Dabei stellt das Serienkillergenre, bzw. das Genre einer Ermittlerserie, doch bereits ein tot gelaufenes, nichtsdestotrotz immer wieder gern gesehenes, Fundament dar, auf den meist der x-te Ableger einer CSI-Serie aufbaut. Warum also sollte das für seine Autoren-Serien bekannte Produzententeam von HBO uns mit einer weiteren Crime-Serie beglücken wollen? Die Antwort darauf liegt in diesem Falle darin begründet, dass „True Detective“ auf der anderen Seite auch ein Experiment darstellt: Die kreative Gewalt wurde letztlich auf zwei Personen beschränkt. Zum einen Showrunner Nic Pizzolatto, welcher sich auch für alle Drehbücher verantwortlich zeichnete, und Cary Joji Fukunaga, der bei allen Folgen die Regie übernahm. Zudem fungierten beide als ausführende Produzenten. Das Ergebnis ist eine Serie, welche sich eher wie ein 8-stündiger Spielfilm anfühlt. Die Dramaturgie ist damit nicht auf einzelne Folgen beschränkt, sondern die Erzählung, welche immer wieder mit Zeitsprüngen und vielen Orts- sowie Stimmungswechseln arbeitet, ist gänzlich und bis ins kleinste Detail auf die 8 Folgen zugeschnitten. So kommt es dann auch, dass sich die Serie stilistisch konsequent von ihren inhaltlichen Kollegen abhebt. Man mag die sie bisweilen mit den jüngeren Outputs von David Fincher (vor allem „Zodiac“) vergleichen, aber durch das Brechen von genreinhärenten Konventionen und dem Thematisieren von Abgründen der Gesellschaft und der menschlichen Katharsis fühlt man sich bisweilen wie in der Welt eines David Lynch gefangen. Das fiebrige Louisiana nimmt hier neben den beiden großartig aufspielenden Hauptdarstellern eine weitere Hauptrolle ein, indem es immer wieder mystifiziert wird, ohne jedoch ins Lächerliche abzudriften, auch wenn es in der letzten Folge durchaus plakativer zur Sache gehen darf. Der Produktionsstandard ist gewohnt hoch und darf locker mit großen Kinoproduktionen verglichen werden. Gerade die vierte Folge „Who Goes There“ zeigt deutlich auf, von welcher Qualität hier gesprochen wird. Alleine die Plansequenz, welche immer wieder gerne als kleine, große Fingerübung von Regisseuren genommen wird, ist Teil einer herausragenden Produktmaschinerie, welche den Serienstandard um Welten nach oben hievt. Eine zweite Staffel wird gerne gesehen, es darf jedoch bezweifelt werden, inwiefern hier noch eine Steigerung der Qualität vonstattengehen soll. Die Qualität dieser Staffel bleibt jedoch auf ewig unangetastet.
kratzt deutlich an der 10, gehört auf jeden Fall schon zu meinen All-Time-Favourites im Serienbereich
Hercules
Durchaus ansprechender Actionfilm mit einem perfekt in Szene gesetzten "The Rock". Im direkten Vergleich zum zeitgleich erschienenen "The Legend of Hercules" von Renny Harlin nimmt dieser "Hercules" doch locker den ersten Platz ein. Gerade das Oszillieren zwischen historischer Figur und Fantasyelementen bietet die ein oder andere kleine "Aha"-Szene.
Auf der anderen Seite verkrampft sich das Drehbuch viel zu sehr in ausgelutschten Genre-Klischees, welche sich in gestelzten Dialogen und - gerade in der zweiten Hälfte des Streifens - einem enervierenden Bedienen des Gut vs. Böse -Setzbaukasten-Systems, niederschlägt.
Was unter dem Strich bleibt, ist ein unterhaltsamer Actionspaß, dem leider in der zweiten Hälfte vorschnell die Luft ausgeht.
No Turning Back
Die Entscheidung, den Handlungsort einzig und alleine auf das Innere eines BMW zu beschränken, mag nicht mehr allzu innovativ wirken, indem wir bereits Thriller sehen durften, die ausschließlich in einzelnen Räumen, Telefonzellen oder gar Särgen spielten. Doch gesteht Regisseur Steven Knight dem solide aufspielenden Tom Hardy so auch einmal eine One-Man-Show zu, die es durchaus wert ist, einmal gesehen zu werden. Alle anderen Akteure des Streifens bekommen wir lediglich über die moderne Freisprechanlage des Wagens zu hören. Dass hier nebenbei auch zeitgenössisches Kino betrieben wird - welches akute Probleme der Moderne darstellt, in der die Work-Life-Balance immer mehr ineinander zu verschwimmen droht, indem hier über Ehen, Arbeitsplätze und andere grundlegende Dinge über das Mobiltelefon entschieden wird - kommt dem Film durchaus zugute, der erstaunlich viel in die geringe Spielzeit unterbringt.
Die Versinnbildlichung, das Leben auf den „Fluss“ einer Autobahn herunter zu brechen, mag insofern zu dramaturgischen Problemen führen, als dass die Entwicklung der Charaktere doch recht vorhersehbar ist. Steht man einmal im Stau, so wird es doch irgendwann auch einmal weiter gehen. So stehen die Entscheidungen der Protagonisten fest, der Weg, den der Protagonist einnimmt ebenfalls, sodass Überraschungen doch größtenteils ausbleiben. Nichtsdestotrotz verbirgt sich hinter diesem vermeintlichen Problem auch die Aussage des Streifens, welcher im letzten Akt dann doch die richtige Ausfahrt nimmt: Entscheidungen zu treffen ist eine Sache; nicht vom persönlich rechten Weg abzukommen, eine andere. Äußere Einflüsse mögen uns zur Abwendung dieses Weges führen, doch sollte man die Vergangenheit hinter sich lassen (und nicht allzu oft mehr in den Rückspiegel schauen).
Eine kleine Parabel, die uns hier vorgesetzt wird, von der man nicht allzu viel erwarten sollte, um dann doch noch positiv überrascht zu werden.
Skepsis waltete eingangs durchaus, doch hörte ich mir einmal die Intention von Vince Gilligan an, der schlicht und ergreifend vorhatte, eine Anwaltserie zu machen, die mal etwas anders tickt, und sich mit dem Charakter von Bob Odenkirk eine tolle Plattform dafür bot, so nahm das Interesse wieder durchaus zu. Die ersten Folgen waren dann wie ein kleiner Ausflug in alte "Breaking Bad"-Zeiten, inklusive ein paar altbekannter Gesichter, doch findet die Serie mit zunehmender Laufzeit ihr eigenes Tempo, welches erfreulicherweise gänzlich anders eingetaktet ist als ihr großer Bruder. Mittelpunkt der Serie ist tatsächlich der Anwalt und der Charakter Saul Goodman, welcher einmal mehr kongenial von Bob Odenkirk verkörpert wird. Dabei wird darauf verzichtet, der Serie einen folgenübergreifenden, storytechnischen Spannungsbogen zu verpassen, welchen es zwar durchaus gibt, der aber eher auf den zukünftigen Werdegang von Goodman ausgerichtet ist. Dadurch entsteht so viel Eigenständigkeit, dass die Verknüpfung zu "Breaking Bad" recht schnell wieder aufgegeben wird und der Serie damit so viel Eigenständigkeit zugesprochen werden kann, dass man schnell vergessen mag, dass es sich um ein Spin-Off handelt. So werden inhaltlich schon in der ersten Staffel viele Haken geschlagen; jede Folge geht in eine andere Richtung und genretechnisch werden immer wieder Stile aus Witz, Drama, Kriminalgeschichte und Anwaltserie konglomeriert, ohne dass hier Zugeständnisse gemacht werden müssen, was auch an den sehr guten, innovativen, zugrunde liegenden Drehbüchern liegt. Aus dem Risiko, aus dem Nebencharakter einer so beliebten Serie einen Hauptcharakter zu machen, ist letztlich eine Win-Win-Situation geworden, von der die Serie auch gerne noch mit weiteren Staffeln zehren kann.
Marvel's Daredevil
Comicfilme sind gerade schwer angesagt. Sei es im Kino, wo es gerade eine regelrechte Schwemme von Marvelfilmen gibt, bei denen DC nun mit voller Macht nachziehen will, oder im TV, wo es nun ebenfalls ein ziemlich breites Angebot an Comic-Serien gibt. Die Qualität lässt dabei bisweilen etwas zu wünschen übrig und geht über mittelprächtige Standardkost nur selten hinaus. Dass es nun gerade aus dem Hause Marvel/Netflix eine Serie schaffen soll, sich stilistisch und thematisch vom Gros abzuheben, mag etwas überraschen, da gerade Marvel für die meisten wohl eher für bonbonbuntes Spektakel mit wenig Nährwert steht (ob DC da nun andere Schwerpunkte zu setzen vermag, muss abgewartet werden). Nichtsdestotrotz stellt „Daredevil“ auf jeden Fall optisch und inhaltlich ein Novum im Marveluniversum dar. Es werden Knochen gebrochen, Gehirnmasse über den Boden verteilt und der Held ist manchmal so gar nicht heldenhaft. Das fühlt sich so gar nicht nach Marvel an und selbst Batman war dagegen eher ein harmloser Zeitgenosse. Zwar ist die Comic-Herkunft unübersehbar und inhaltlich werden die standardisierten Plots abgearbeitet, sodass die ganz großen Überraschungen ausbleiben, doch in Sachen Dramaturgie und Figurenzeichnung steht „Daredevil“ deutlich über dem Genredurschnitt. Gerade die Zeichnung des Antagonisten ist herrlich gegen den Strich gebürstet und mag manch einem erstmal gegen den Kopf stoßen. Die Action ist eher spärlich gesät, doch wenn es mal zu Auseinandersetzungen kommt, dann profitiert die Serie durch ihre unaufgeregte, übersichtliche und versierte Inszenierung, die die Action auch mal minutenlang ohne einen sichtbaren Schnitt zeigt. Wer von den Comicfilmen und Serien der jüngsten Zeit genug hat, darf hier mal einen Blick riskieren, um mal wieder rehabilitiert zu werden.
mit positiver Tendenz
True Detective - Season 1
Ein weiteres Serien-Highlight bot uns HBO mit der Serie „True Detective“, welche durch ihr Format als Anthologieserie schon eine Seltenheit an sich darstellt. Dabei stellt das Serienkillergenre, bzw. das Genre einer Ermittlerserie, doch bereits ein tot gelaufenes, nichtsdestotrotz immer wieder gern gesehenes, Fundament dar, auf den meist der x-te Ableger einer CSI-Serie aufbaut. Warum also sollte das für seine Autoren-Serien bekannte Produzententeam von HBO uns mit einer weiteren Crime-Serie beglücken wollen? Die Antwort darauf liegt in diesem Falle darin begründet, dass „True Detective“ auf der anderen Seite auch ein Experiment darstellt: Die kreative Gewalt wurde letztlich auf zwei Personen beschränkt. Zum einen Showrunner Nic Pizzolatto, welcher sich auch für alle Drehbücher verantwortlich zeichnete, und Cary Joji Fukunaga, der bei allen Folgen die Regie übernahm. Zudem fungierten beide als ausführende Produzenten. Das Ergebnis ist eine Serie, welche sich eher wie ein 8-stündiger Spielfilm anfühlt. Die Dramaturgie ist damit nicht auf einzelne Folgen beschränkt, sondern die Erzählung, welche immer wieder mit Zeitsprüngen und vielen Orts- sowie Stimmungswechseln arbeitet, ist gänzlich und bis ins kleinste Detail auf die 8 Folgen zugeschnitten. So kommt es dann auch, dass sich die Serie stilistisch konsequent von ihren inhaltlichen Kollegen abhebt. Man mag die sie bisweilen mit den jüngeren Outputs von David Fincher (vor allem „Zodiac“) vergleichen, aber durch das Brechen von genreinhärenten Konventionen und dem Thematisieren von Abgründen der Gesellschaft und der menschlichen Katharsis fühlt man sich bisweilen wie in der Welt eines David Lynch gefangen. Das fiebrige Louisiana nimmt hier neben den beiden großartig aufspielenden Hauptdarstellern eine weitere Hauptrolle ein, indem es immer wieder mystifiziert wird, ohne jedoch ins Lächerliche abzudriften, auch wenn es in der letzten Folge durchaus plakativer zur Sache gehen darf. Der Produktionsstandard ist gewohnt hoch und darf locker mit großen Kinoproduktionen verglichen werden. Gerade die vierte Folge „Who Goes There“ zeigt deutlich auf, von welcher Qualität hier gesprochen wird. Alleine die Plansequenz, welche immer wieder gerne als kleine, große Fingerübung von Regisseuren genommen wird, ist Teil einer herausragenden Produktmaschinerie, welche den Serienstandard um Welten nach oben hievt. Eine zweite Staffel wird gerne gesehen, es darf jedoch bezweifelt werden, inwiefern hier noch eine Steigerung der Qualität vonstattengehen soll. Die Qualität dieser Staffel bleibt jedoch auf ewig unangetastet.
kratzt deutlich an der 10, gehört auf jeden Fall schon zu meinen All-Time-Favourites im Serienbereich
Hercules
Durchaus ansprechender Actionfilm mit einem perfekt in Szene gesetzten "The Rock". Im direkten Vergleich zum zeitgleich erschienenen "The Legend of Hercules" von Renny Harlin nimmt dieser "Hercules" doch locker den ersten Platz ein. Gerade das Oszillieren zwischen historischer Figur und Fantasyelementen bietet die ein oder andere kleine "Aha"-Szene.
Auf der anderen Seite verkrampft sich das Drehbuch viel zu sehr in ausgelutschten Genre-Klischees, welche sich in gestelzten Dialogen und - gerade in der zweiten Hälfte des Streifens - einem enervierenden Bedienen des Gut vs. Böse -Setzbaukasten-Systems, niederschlägt.
Was unter dem Strich bleibt, ist ein unterhaltsamer Actionspaß, dem leider in der zweiten Hälfte vorschnell die Luft ausgeht.
No Turning Back
Die Entscheidung, den Handlungsort einzig und alleine auf das Innere eines BMW zu beschränken, mag nicht mehr allzu innovativ wirken, indem wir bereits Thriller sehen durften, die ausschließlich in einzelnen Räumen, Telefonzellen oder gar Särgen spielten. Doch gesteht Regisseur Steven Knight dem solide aufspielenden Tom Hardy so auch einmal eine One-Man-Show zu, die es durchaus wert ist, einmal gesehen zu werden. Alle anderen Akteure des Streifens bekommen wir lediglich über die moderne Freisprechanlage des Wagens zu hören. Dass hier nebenbei auch zeitgenössisches Kino betrieben wird - welches akute Probleme der Moderne darstellt, in der die Work-Life-Balance immer mehr ineinander zu verschwimmen droht, indem hier über Ehen, Arbeitsplätze und andere grundlegende Dinge über das Mobiltelefon entschieden wird - kommt dem Film durchaus zugute, der erstaunlich viel in die geringe Spielzeit unterbringt.
Die Versinnbildlichung, das Leben auf den „Fluss“ einer Autobahn herunter zu brechen, mag insofern zu dramaturgischen Problemen führen, als dass die Entwicklung der Charaktere doch recht vorhersehbar ist. Steht man einmal im Stau, so wird es doch irgendwann auch einmal weiter gehen. So stehen die Entscheidungen der Protagonisten fest, der Weg, den der Protagonist einnimmt ebenfalls, sodass Überraschungen doch größtenteils ausbleiben. Nichtsdestotrotz verbirgt sich hinter diesem vermeintlichen Problem auch die Aussage des Streifens, welcher im letzten Akt dann doch die richtige Ausfahrt nimmt: Entscheidungen zu treffen ist eine Sache; nicht vom persönlich rechten Weg abzukommen, eine andere. Äußere Einflüsse mögen uns zur Abwendung dieses Weges führen, doch sollte man die Vergangenheit hinter sich lassen (und nicht allzu oft mehr in den Rückspiegel schauen).
Eine kleine Parabel, die uns hier vorgesetzt wird, von der man nicht allzu viel erwarten sollte, um dann doch noch positiv überrascht zu werden.
Mit freundlichem Gruß
LivingDead
LivingDead
Aha, da hat wohl einer Netflix. ;) Habe inzwischen auch Interesse an beiden Serien (also Saul und Daredevil), obwohl ich mir von beiden nicht viel versprochen habe, als ich erstmals davon hörte. Aber jetzt muss ich irgendwann mal überprüfen, ob an den vielen positiven Stimmen nicht doch was dran ist. Genauso wie bei "Fargo".
- LivingDead
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Schon lange nicht mehr aktualisiert hier. Mal ein kleiner Abriss von dem Gesehenen der letzten Wochen:
In einer besseren Welt
Herausragendes Drama und zugleich bedrückende Studie über die Entstehung von Gewalt, über Schuld und Verantwortung, das schwierige Fragen aufwirft, ohne mit der Moralkeule einen gehobenen Zeigefinger zu plakatieren. Mit einer unglaublich nuancierten Charakterzeichnung, einem kongenialen Drehbuch, das alle Elemente in ein größeres Bild einordnet und toll aufspielenden (Kinder-)Darstellern, gelingt Susanne Bier ein nachhaltiger Film, der völlig zurecht auch den Oscar gewann.
Nach der Hochzeit
Auch wenn die zugrunde liegende Story keinesfalls neue Erkenntnisse mit sich bringt, so darf man sich bei Susanne Biers Drama dennoch auf die volle Breitseite emotionaler Tiefe gefasst machen. Schicht um Schicht entblößt sie die Wahrheit, welche unter einem grauen Schleier zwischen Furcht, Lügen und Krankheit verborgen liegt. So wird einem hervorragend aufspielenden Mads Mikkelsen und damit dem Zuschauer erst nach und nach klar, wo der Hund hier tatsächlich begraben liegt. So ist es einmal mehr die Erkenntnis, dass es keiner großflächig angelegten Geschichte bedarf, um emotionales Kino zu fabrizieren.
Minions 3D
Ähnlich wie schon der zweite "Ich - Einfach Unverbesserlich" bildet die Geschichte rund um die kleinen, gelben Minions nur den Aufhänger für eine Abfolge von mehr oder minder gelungenen Gags. Wo aber gerade bei den Ur-Filmen das Zusammenspiel von Gru und den anderen Charakteren begeisterte, müssen die Minions mit ihrer Banana-Language einen kompletten Film im Alleingang tragen. Das gestaltet sich dann doch bisweilen als recht anstrengend. Dennoch finden sich immer wieder ein paar gelungene Gags (die allerdings vor allem im ersten Drittel alle schon in den diversen Trailern verbraten wurden), die das Ganze vor allem für ein jüngeres Publikum zu einer gelungenen Nummer machen. Alle anderen runzeln entweder die Stirn oder lassen sich auf 90 Minuten Bananaaaa ein...
Ich. Darf. Nicht. Schlafen.
Ein reichlich konstruiertes Verwirrspiel. Viel zu sehr werden falsche Fährten gelegt, nur um sie im nächsten Moment wieder zu verwerfen. Lichtblick ist Nicole Kidman, die ungewöhnlich natürlich, mit einem Hauch von Make-Up, auftritt und die Hilflosigkeit ihres Charakters glaubwürdig zu transportieren weiß. Dass der Film vor allem im letzten Drittel durch seine Unglaubwürdigkeit und aufgesetzter Melodramatik völlig vor die Wand gefahren wird, bringt ihn dann letztlich doch ins untere Mittelfeld.
The Interview
Was wurde um diesen Film ein Heckmeck betrieben, der wohl seinesgleichen sucht. Als hätte der Film den Auslöser für einen eventuellen atomaren Krieg bedeuten können. Doch nach dem Goutieren des Streifens stellt sich doch eine Art Ernüchterung ein. Oder doch Erleichterung? Denn wenn der Film eines NICHT ist, dann eine treffende Satire. Dafür ist der Streifen zu dümmlich, zu hohl und vor allem zu wenig aufregend. Als Komödie kann der Film immerhin für sich beanspruchen einige gute Lacher zu landen. Für Seth Rogen-Fans sicher eine grundsolide Nummer, alle anderen bekommen eine durchschnittliche Komödie, die zum Schluss etwas überdreht (doch das kennen wir ja bereits aus "This is the End").
72 Stunden - The Next Three Days
Wer den Film noch gar nicht kennt, bitte nicht weiter lesen. :-)
Anfangs noch als "Unschuldig-Hinter-Gittern"-Drama auftretend, wandelt der Film sich ab der Hälfte zu einem temporeichen Thriller. Dass dabei die Logik und Glaubwürdigkeit etwas überstrapaziert wird, macht "72 Stunden" immer dann zu schaffen, wenn sich das mit der ruhigen Inszenierung der ersten Hälfte beißt. Viel zu oft wähnt man sich in einem B-Movie, wenn sich Crowe plötzlich wild schießend und mit Hilfe von vielen, vielen glücklichen Zufällen durch Verbrecher und Polizisten kämpft. Dass Paul Haggis nun kein Mann der großen Subtilität ist, sollte allerdings schon bekannt sein. Größter Knackpunkt ist jedoch die Rolle Elizabeth Banks (die durchaus stark auftritt). Das Drehbuch versucht immer wieder plump Zweifel bezüglich der Unschuld zu sähen, doch bleibt es immer nur bei den zweifelhaften Versuchen. Dass zum Schluss dann auch noch mit dem Holzhammer erklärt werden muss, wie sich alles zugetragen hat, zieht den Film dann doch wieder deutlich ins Mittelfeld zurück. Unterhaltsamer, aber wenig geistreicher Thriller.
The Way of the Gun
Nach langer Zeit mal wieder gesehen, und ich wurde positiv überrascht. Zwar ist die Synchro unter aller Sau (also definitiv auf O-Ton ausweichen!), aber der Film besticht durch seine ungehobelten Hauptdarsteller und einer aufs Nötigste reduzierten Geschichte, die aber immer noch genug Kanonenfutter frei gibt, um sie im ausgewelzten Showdown gegeneinander antreten zu lassen. Damit hat McQuarrie einen gelungenen Gangsterfilm abgeliefert, der deutlich die Luft eines Sam Peckinpah atmet. Inszenatorisch über alle Zweifel erhaben mit einem tollen Score von McQuarries Hofkomponisten Joe Kraemer.
Thin Ice
Deutlich an "Fargo" und Konsorten angelehnte Kriminalgeschichte, die vor allem durch die Rolle Greg Kinnear's Assoziationen zum von William H. Macy's dargestellten Autohändler aus "Fargo" hervor ruft. Jill Sprecher nimmt sich für ihre Geschichte erstaunlich viel Zeit, bevor sie nach dem Mord endlich den roten Faden findet und den Film durch seine Pointe zu einem runden Abschluss bringt und eventuell sogar dazu führen könnte, dass man sich den Film nochmal ansehen möchte. Man muss aber eingestehen, dass der Film ohne seine Darsteller nur halb so unterhaltsam wäre. Das Drehbuch gestaltet sich bisweilen als zu sperrig und die Geschichte bietet unterm Strich einfach zu wenig, um neben Größen wie "Ein einfacher Plan" oder eben "Fargo" Land zu sehen. Nichtsdestoweniger macht der Film als Pausensnack zwischendurch Spaß und kann durchaus mal goutiert werden.
The Sacrament
Ti West pflügt sich weiter durch den Horror-Dschungel und gelangt letztlich, völlig konträr zu seinen bisherigen Werken, an den Found-Footage-Film. Die nüchterne Erkenntnis gleich zu Beginn: Wirklich etwas neues kann auch Ti West dem Nischen-Genre nicht abgewinnen. Geblieben ist lediglich der allmähliche Spannungsaufbau, der sich knapp eine Stunde Zeit nimmt, bis dann das Grauen (ohne zu viel verraten zu wollen) seinen Lauf nimmt. Bis dahin deuten die unbehagliche Musik Tyler Bates und einige seltsame Verhaltensweisen der Dorfbewohner den Schrecken nur an. In seinen besten Moment versprüht der Film somit eine angenehm-bedrohliche Atmosphäre, die allerdings durch den Umstand, dass es sich um Found-Footage handelt, nicht verstärkt wird. Immer wieder fragt man sich nämlich, warum die Leute in den stressigsten Situationen die Kamera auf das Geschehen richten und sich mehr Sorgen um die Aufnahmen zu machen scheinen als um das eigene Leben. Zwar ist das immer das große Problem dieser Art von Film, doch macht es sich gerade in diesem Vehikel immer wieder unangenehm bemerkbar, sodass man sich manchmal wünscht, West hätte auf dieses Stilmittel besser verzichtet.
Nichtsdestotrotz gehört dieser Film durch seine klare Struktur und der gelungenen Spannungskurve zu den besseren Vertretern eines Genres, was wohl seit der Hexe von Blair nicht mehr allzu viel zu sagen hatte.
In einer besseren Welt
Herausragendes Drama und zugleich bedrückende Studie über die Entstehung von Gewalt, über Schuld und Verantwortung, das schwierige Fragen aufwirft, ohne mit der Moralkeule einen gehobenen Zeigefinger zu plakatieren. Mit einer unglaublich nuancierten Charakterzeichnung, einem kongenialen Drehbuch, das alle Elemente in ein größeres Bild einordnet und toll aufspielenden (Kinder-)Darstellern, gelingt Susanne Bier ein nachhaltiger Film, der völlig zurecht auch den Oscar gewann.
Nach der Hochzeit
Auch wenn die zugrunde liegende Story keinesfalls neue Erkenntnisse mit sich bringt, so darf man sich bei Susanne Biers Drama dennoch auf die volle Breitseite emotionaler Tiefe gefasst machen. Schicht um Schicht entblößt sie die Wahrheit, welche unter einem grauen Schleier zwischen Furcht, Lügen und Krankheit verborgen liegt. So wird einem hervorragend aufspielenden Mads Mikkelsen und damit dem Zuschauer erst nach und nach klar, wo der Hund hier tatsächlich begraben liegt. So ist es einmal mehr die Erkenntnis, dass es keiner großflächig angelegten Geschichte bedarf, um emotionales Kino zu fabrizieren.
Minions 3D
Ähnlich wie schon der zweite "Ich - Einfach Unverbesserlich" bildet die Geschichte rund um die kleinen, gelben Minions nur den Aufhänger für eine Abfolge von mehr oder minder gelungenen Gags. Wo aber gerade bei den Ur-Filmen das Zusammenspiel von Gru und den anderen Charakteren begeisterte, müssen die Minions mit ihrer Banana-Language einen kompletten Film im Alleingang tragen. Das gestaltet sich dann doch bisweilen als recht anstrengend. Dennoch finden sich immer wieder ein paar gelungene Gags (die allerdings vor allem im ersten Drittel alle schon in den diversen Trailern verbraten wurden), die das Ganze vor allem für ein jüngeres Publikum zu einer gelungenen Nummer machen. Alle anderen runzeln entweder die Stirn oder lassen sich auf 90 Minuten Bananaaaa ein...
Ich. Darf. Nicht. Schlafen.
Ein reichlich konstruiertes Verwirrspiel. Viel zu sehr werden falsche Fährten gelegt, nur um sie im nächsten Moment wieder zu verwerfen. Lichtblick ist Nicole Kidman, die ungewöhnlich natürlich, mit einem Hauch von Make-Up, auftritt und die Hilflosigkeit ihres Charakters glaubwürdig zu transportieren weiß. Dass der Film vor allem im letzten Drittel durch seine Unglaubwürdigkeit und aufgesetzter Melodramatik völlig vor die Wand gefahren wird, bringt ihn dann letztlich doch ins untere Mittelfeld.
The Interview
Was wurde um diesen Film ein Heckmeck betrieben, der wohl seinesgleichen sucht. Als hätte der Film den Auslöser für einen eventuellen atomaren Krieg bedeuten können. Doch nach dem Goutieren des Streifens stellt sich doch eine Art Ernüchterung ein. Oder doch Erleichterung? Denn wenn der Film eines NICHT ist, dann eine treffende Satire. Dafür ist der Streifen zu dümmlich, zu hohl und vor allem zu wenig aufregend. Als Komödie kann der Film immerhin für sich beanspruchen einige gute Lacher zu landen. Für Seth Rogen-Fans sicher eine grundsolide Nummer, alle anderen bekommen eine durchschnittliche Komödie, die zum Schluss etwas überdreht (doch das kennen wir ja bereits aus "This is the End").
72 Stunden - The Next Three Days
Wer den Film noch gar nicht kennt, bitte nicht weiter lesen. :-)
Anfangs noch als "Unschuldig-Hinter-Gittern"-Drama auftretend, wandelt der Film sich ab der Hälfte zu einem temporeichen Thriller. Dass dabei die Logik und Glaubwürdigkeit etwas überstrapaziert wird, macht "72 Stunden" immer dann zu schaffen, wenn sich das mit der ruhigen Inszenierung der ersten Hälfte beißt. Viel zu oft wähnt man sich in einem B-Movie, wenn sich Crowe plötzlich wild schießend und mit Hilfe von vielen, vielen glücklichen Zufällen durch Verbrecher und Polizisten kämpft. Dass Paul Haggis nun kein Mann der großen Subtilität ist, sollte allerdings schon bekannt sein. Größter Knackpunkt ist jedoch die Rolle Elizabeth Banks (die durchaus stark auftritt). Das Drehbuch versucht immer wieder plump Zweifel bezüglich der Unschuld zu sähen, doch bleibt es immer nur bei den zweifelhaften Versuchen. Dass zum Schluss dann auch noch mit dem Holzhammer erklärt werden muss, wie sich alles zugetragen hat, zieht den Film dann doch wieder deutlich ins Mittelfeld zurück. Unterhaltsamer, aber wenig geistreicher Thriller.
The Way of the Gun
Nach langer Zeit mal wieder gesehen, und ich wurde positiv überrascht. Zwar ist die Synchro unter aller Sau (also definitiv auf O-Ton ausweichen!), aber der Film besticht durch seine ungehobelten Hauptdarsteller und einer aufs Nötigste reduzierten Geschichte, die aber immer noch genug Kanonenfutter frei gibt, um sie im ausgewelzten Showdown gegeneinander antreten zu lassen. Damit hat McQuarrie einen gelungenen Gangsterfilm abgeliefert, der deutlich die Luft eines Sam Peckinpah atmet. Inszenatorisch über alle Zweifel erhaben mit einem tollen Score von McQuarries Hofkomponisten Joe Kraemer.
Thin Ice
Deutlich an "Fargo" und Konsorten angelehnte Kriminalgeschichte, die vor allem durch die Rolle Greg Kinnear's Assoziationen zum von William H. Macy's dargestellten Autohändler aus "Fargo" hervor ruft. Jill Sprecher nimmt sich für ihre Geschichte erstaunlich viel Zeit, bevor sie nach dem Mord endlich den roten Faden findet und den Film durch seine Pointe zu einem runden Abschluss bringt und eventuell sogar dazu führen könnte, dass man sich den Film nochmal ansehen möchte. Man muss aber eingestehen, dass der Film ohne seine Darsteller nur halb so unterhaltsam wäre. Das Drehbuch gestaltet sich bisweilen als zu sperrig und die Geschichte bietet unterm Strich einfach zu wenig, um neben Größen wie "Ein einfacher Plan" oder eben "Fargo" Land zu sehen. Nichtsdestoweniger macht der Film als Pausensnack zwischendurch Spaß und kann durchaus mal goutiert werden.
The Sacrament
Ti West pflügt sich weiter durch den Horror-Dschungel und gelangt letztlich, völlig konträr zu seinen bisherigen Werken, an den Found-Footage-Film. Die nüchterne Erkenntnis gleich zu Beginn: Wirklich etwas neues kann auch Ti West dem Nischen-Genre nicht abgewinnen. Geblieben ist lediglich der allmähliche Spannungsaufbau, der sich knapp eine Stunde Zeit nimmt, bis dann das Grauen (ohne zu viel verraten zu wollen) seinen Lauf nimmt. Bis dahin deuten die unbehagliche Musik Tyler Bates und einige seltsame Verhaltensweisen der Dorfbewohner den Schrecken nur an. In seinen besten Moment versprüht der Film somit eine angenehm-bedrohliche Atmosphäre, die allerdings durch den Umstand, dass es sich um Found-Footage handelt, nicht verstärkt wird. Immer wieder fragt man sich nämlich, warum die Leute in den stressigsten Situationen die Kamera auf das Geschehen richten und sich mehr Sorgen um die Aufnahmen zu machen scheinen als um das eigene Leben. Zwar ist das immer das große Problem dieser Art von Film, doch macht es sich gerade in diesem Vehikel immer wieder unangenehm bemerkbar, sodass man sich manchmal wünscht, West hätte auf dieses Stilmittel besser verzichtet.
Nichtsdestotrotz gehört dieser Film durch seine klare Struktur und der gelungenen Spannungskurve zu den besseren Vertretern eines Genres, was wohl seit der Hexe von Blair nicht mehr allzu viel zu sagen hatte.
Mit freundlichem Gruß
LivingDead
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Die Entdeckung der Unendlichkeit
Da ist es also, das längst überfällige Biopic über Stephen Hawkings bewegendes Leben. Mit Eddie Redmayne (großartig!) in der Hauptrolle gelingt ein außergewöhnlich sensibler Einblick in das Leben des Physikers. Auch wenn man sich vornehmlich auf das Privatleben Hawkings konzentriert und seine Arbeiten zur "Weltformel" eher nebenbei zeigt, gelingt somit eine durchaus leicht konsumierbare Filmbiografie. Gerade dieser Fakt steht auch für Stephen Hawking, der ja vor allem durch seinen Humor und seine offene Art neben seinen wissenschaftlichen Errungenschaften auch als TV-Star Ruhm erlangte. Zwar ergibt sich der Film letztlich doch den Konventionen gängiger Biopic-Klischees und arbeitet sich peu a peu durch die Lebensabschnitte Hawkings. Im Großen und Ganzen ist "Die Entdeckung der Unendlichkeit" aber ein guter Film, der einem die Person Stephen Hawking ziemlich nahe bringt.
Foxcatcher
Ungemein langsam erzähltes Sportlerdrama mit realen Bezügen. Wer hier einen mitreißenden, fesselnden Sportlerfilm erwartet, der wird sicherlich enttäuscht und ermüdet schnell die Vorspultaste betätigen. Wenn man sich jedoch drauf einlässt, entblößt sich der Film als authentisches, äußerst stimmungsvolles Charakterdrama. Schauspielerisch sieht man hier einen Channing Tatum und einen Steve Carell in Rollen, die ungewöhnlicher nicht sein könnten, und ihren üblichen Filmtypen so gar nicht entsprechen mögen. Das wirkt einerseits im ersten Moment gewöhnungsbedürftig, doch durch eine sehr überzeugende Maskenarbeit ist letzterer eh kaum zu erkennen.
Unter'm Strich mag der Film kaum neue Erkenntnisse bringen, doch wer schauspielerische Hochleistungen und eine dichte Atmosphäre vorzieht und vor einem ultra langsamen Erzähltempo nicht zurück schreckt, der wird hier sicherlich belohnt werden.
Dating-Queen
Judd Apatow mag man oder nicht. Doch in Anbetracht seiner Filmographie kann man seinem Schaffen eine Eigenständigkeit nicht absprechen, wodurch er sich zu einer festen Größe im Komödiensektor in Hollywood etabliert hat. In "Dating-Queen" schafft er es abermals gängige Rom-Com-Klischees ordentlich durch den Fleischwolf zu drehen und das ganze mit einer deutlichen Apatow-Würze zu garnieren. Eine pausbäckige Amy Schumer, die hier alles gibt und ein sehr überzeugender Bill Hader bilden das Hauptdarsteller-Gespann, die den Film leicht über die, - mit 130 Minuten - stolze Laufzeit für eine Komödie, hinweg tragen.
Doch neben dem - auch für Apatow - typischen Haudrauf-Humor, gibt es auch viele tiefer dringende Untertöne, die eine Gesellschaft aufzeigen, die von allen Individuen verlangt, in dogmatisierte Rollen von Mann und Frau zu schlüpfen, um im gesellschaftlichen Kontext überhaupt zurecht zu finden. Dass es hier eine Frau ist, die oft wechselnde Partner hat und Bindungsängste besitzt (natürlich ausgelöst durch einen Vater, der eben dieses Leben vorlebte), dass es hier der vermeintlich frauenverschleißende Bodybuilder (dargestellt von einem ungemein ironischen und leicht homosexuellen John Cena) ist, der eine tiefer gehende Liebesbeziehung eingehen möchte, zeigt die Erwartungshaltung eben dieser Gesellschaft auf, die es zu brechen gilt. Dass schließlich doch Familie und Freunde das wichtigste im Leben sind, ist die grundlegende Erkenntnis, die jedoch auch alle anderen Rom-Coms bereits erkannt haben.
Da ist es also, das längst überfällige Biopic über Stephen Hawkings bewegendes Leben. Mit Eddie Redmayne (großartig!) in der Hauptrolle gelingt ein außergewöhnlich sensibler Einblick in das Leben des Physikers. Auch wenn man sich vornehmlich auf das Privatleben Hawkings konzentriert und seine Arbeiten zur "Weltformel" eher nebenbei zeigt, gelingt somit eine durchaus leicht konsumierbare Filmbiografie. Gerade dieser Fakt steht auch für Stephen Hawking, der ja vor allem durch seinen Humor und seine offene Art neben seinen wissenschaftlichen Errungenschaften auch als TV-Star Ruhm erlangte. Zwar ergibt sich der Film letztlich doch den Konventionen gängiger Biopic-Klischees und arbeitet sich peu a peu durch die Lebensabschnitte Hawkings. Im Großen und Ganzen ist "Die Entdeckung der Unendlichkeit" aber ein guter Film, der einem die Person Stephen Hawking ziemlich nahe bringt.
Foxcatcher
Ungemein langsam erzähltes Sportlerdrama mit realen Bezügen. Wer hier einen mitreißenden, fesselnden Sportlerfilm erwartet, der wird sicherlich enttäuscht und ermüdet schnell die Vorspultaste betätigen. Wenn man sich jedoch drauf einlässt, entblößt sich der Film als authentisches, äußerst stimmungsvolles Charakterdrama. Schauspielerisch sieht man hier einen Channing Tatum und einen Steve Carell in Rollen, die ungewöhnlicher nicht sein könnten, und ihren üblichen Filmtypen so gar nicht entsprechen mögen. Das wirkt einerseits im ersten Moment gewöhnungsbedürftig, doch durch eine sehr überzeugende Maskenarbeit ist letzterer eh kaum zu erkennen.
Unter'm Strich mag der Film kaum neue Erkenntnisse bringen, doch wer schauspielerische Hochleistungen und eine dichte Atmosphäre vorzieht und vor einem ultra langsamen Erzähltempo nicht zurück schreckt, der wird hier sicherlich belohnt werden.
Dating-Queen
Judd Apatow mag man oder nicht. Doch in Anbetracht seiner Filmographie kann man seinem Schaffen eine Eigenständigkeit nicht absprechen, wodurch er sich zu einer festen Größe im Komödiensektor in Hollywood etabliert hat. In "Dating-Queen" schafft er es abermals gängige Rom-Com-Klischees ordentlich durch den Fleischwolf zu drehen und das ganze mit einer deutlichen Apatow-Würze zu garnieren. Eine pausbäckige Amy Schumer, die hier alles gibt und ein sehr überzeugender Bill Hader bilden das Hauptdarsteller-Gespann, die den Film leicht über die, - mit 130 Minuten - stolze Laufzeit für eine Komödie, hinweg tragen.
Doch neben dem - auch für Apatow - typischen Haudrauf-Humor, gibt es auch viele tiefer dringende Untertöne, die eine Gesellschaft aufzeigen, die von allen Individuen verlangt, in dogmatisierte Rollen von Mann und Frau zu schlüpfen, um im gesellschaftlichen Kontext überhaupt zurecht zu finden. Dass es hier eine Frau ist, die oft wechselnde Partner hat und Bindungsängste besitzt (natürlich ausgelöst durch einen Vater, der eben dieses Leben vorlebte), dass es hier der vermeintlich frauenverschleißende Bodybuilder (dargestellt von einem ungemein ironischen und leicht homosexuellen John Cena) ist, der eine tiefer gehende Liebesbeziehung eingehen möchte, zeigt die Erwartungshaltung eben dieser Gesellschaft auf, die es zu brechen gilt. Dass schließlich doch Familie und Freunde das wichtigste im Leben sind, ist die grundlegende Erkenntnis, die jedoch auch alle anderen Rom-Coms bereits erkannt haben.
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Exodus: Götter und Könige
Offenbar stehen Bibelverfilmungen hoch im Kurs, weshalb auch der Vergleich zu "Noah" nicht von der Hand zu weisen ist. Und tatsächlich lassen sich einige Parallelen erkennen, wobei jedoch "Exodus" leicht im Vorteil ist. Beide Filmen leiden unter der Prämisse eine auf Fiktion basierende Erzählung realitätsnah darzustellen. In "Exodus" wird versucht, die Geschichte, durch eine ganz eigene Interpretation, möglichst hollywoodkonform zu erzählen. Mit Bale in der Hauptrolle gelingt das über weite Strecken ganz gut. Ridley Scott gelingen ab der Mitte ein paar Augenöffner in Form der zehn biblischen Plagen, die als groß angelegtes Katastrophenkino auch hervorragend funktionieren. Die erste halbe Stunde glänzt zudem mit einigen Massenszenen und gen Ende darf es dann richtig biblisch-monströs werden, wenn mit Blitz und Donner tosende Wellen auf das Schlachtengemälde treffen. Doch unter all dem Getöse wird dann doch eher schlecht als recht eine ziemlich fahle Geschichte erzählt, die mit ihren zweieinhalb Stunden Laufzeit auch ziemlich aufgebläht wurde. Weder schafft es Scott, einem die Figuren nahe zu bringen (die schwierige Beziehung zwischen Ramses und Moses funktioniert noch am besten), noch das Leid des Volkes glaubhaft zu transportieren.
Auch wenn der Versuch sicherlich bemerkenswert ist, mit den ganz großen Epen des Genres braucht sich der Film nicht zu messen.
Pitch Perfect
Wenn die Darsteller in ""Pitch Perfect" loslegen, dann vermögen sie es tatsächlich, den richtigen Ton zu treffen - in jedweder Hinsicht. Schon der Einstieg, dessen Kotzszene leider ein notwendiges Übel in heutigen Teeniefilmen zu sein scheint, bietet einen fetzigen Einstieg in die von Instrumenten befreite Welt der A-cappela-Musik. Dass die Geschichte von der neuen Schülerin, die sich erstmal an ihrer neuen Highschool zurecht finden muss, mehr dem Zweck dient, als mitreißend ist, lässt sich in Anbetracht eines tatsächlich witzigen Drehbuchs und gut ausgesuchten Darstellern (die mit Figuren von A wie abgehoben bis Z wie Zicke so ziemlich "alles" abdecken) verschmerzen. Der Film ist weniger Musical als "High School Musical", setzt seine Akzente aber doch deutlich auf die Musikeinlagen, die dann tatsächlich mitreißend sind. So formelhaft die Geschichte auch abläuft, immerhin steht schon in den Anfangsminuten fest, wer im finalen Wettbewerb das Rennen macht, so mitreißend sind die besagten Gesangseinlagen auch inszeniert. Klar, dass die Fortsetzung und dann die zweite Fortsetzung kommen musste. Doch wer sich vom kunterbunten Happy-Highschool-Ambiente nicht abschrecken lässt und aktueller Musik offen gegenüber steht, dem darf dieser Film wohl ans Herz gelegt werden. Und sei es nur, um die Freundin mal wieder mit ins Heimkino zu entführen. ;-)
The Awakening - Geister der Vergangenheit
Angesiedelt im nordwestlichen England, kurz nach dem Ersten Weltkrieg, mit einem alten Internat in der Hauptrolle, welches abgeschieden in den nebelverhangenen Wäldern liegt, bietet der Film schon einmal das Grundgerüst für einen atmosphärischen Gruselfilm der alten Schule. Ganz in der Tradition aktueller Horrorstreifen, wie sie zuletzt ein James Wan lieferte oder ein Guillermo Del Toro produzierte ("Das Waisenhaus"), setzt Nick Murphy mit seinem Film auf eher ruhige Töne und zwischenmenschliche Beziehungen, denn Jump-Scares und blutige Einlagen. Zwar versucht er damit auch gar nicht erst, seine erzählerisch eher ungelenke Geschichte, die ihre Auflösung während des Verlaufs (vor allem wenn man schon ein bis zwei Filme der Sorte gesehen hat) immer deutlicher offen legt, zu kaschieren, doch kann er dennoch auf eine atmosphärische Dichte vertrauen, die durch das stimmungsvolle Ambiente, sinnvoll gesetzten Horrorelementen (das Puppenhaus!) und einer adäquaten Musikuntermalung pointiert wird.
Offenbar stehen Bibelverfilmungen hoch im Kurs, weshalb auch der Vergleich zu "Noah" nicht von der Hand zu weisen ist. Und tatsächlich lassen sich einige Parallelen erkennen, wobei jedoch "Exodus" leicht im Vorteil ist. Beide Filmen leiden unter der Prämisse eine auf Fiktion basierende Erzählung realitätsnah darzustellen. In "Exodus" wird versucht, die Geschichte, durch eine ganz eigene Interpretation, möglichst hollywoodkonform zu erzählen. Mit Bale in der Hauptrolle gelingt das über weite Strecken ganz gut. Ridley Scott gelingen ab der Mitte ein paar Augenöffner in Form der zehn biblischen Plagen, die als groß angelegtes Katastrophenkino auch hervorragend funktionieren. Die erste halbe Stunde glänzt zudem mit einigen Massenszenen und gen Ende darf es dann richtig biblisch-monströs werden, wenn mit Blitz und Donner tosende Wellen auf das Schlachtengemälde treffen. Doch unter all dem Getöse wird dann doch eher schlecht als recht eine ziemlich fahle Geschichte erzählt, die mit ihren zweieinhalb Stunden Laufzeit auch ziemlich aufgebläht wurde. Weder schafft es Scott, einem die Figuren nahe zu bringen (die schwierige Beziehung zwischen Ramses und Moses funktioniert noch am besten), noch das Leid des Volkes glaubhaft zu transportieren.
Auch wenn der Versuch sicherlich bemerkenswert ist, mit den ganz großen Epen des Genres braucht sich der Film nicht zu messen.
Pitch Perfect
Wenn die Darsteller in ""Pitch Perfect" loslegen, dann vermögen sie es tatsächlich, den richtigen Ton zu treffen - in jedweder Hinsicht. Schon der Einstieg, dessen Kotzszene leider ein notwendiges Übel in heutigen Teeniefilmen zu sein scheint, bietet einen fetzigen Einstieg in die von Instrumenten befreite Welt der A-cappela-Musik. Dass die Geschichte von der neuen Schülerin, die sich erstmal an ihrer neuen Highschool zurecht finden muss, mehr dem Zweck dient, als mitreißend ist, lässt sich in Anbetracht eines tatsächlich witzigen Drehbuchs und gut ausgesuchten Darstellern (die mit Figuren von A wie abgehoben bis Z wie Zicke so ziemlich "alles" abdecken) verschmerzen. Der Film ist weniger Musical als "High School Musical", setzt seine Akzente aber doch deutlich auf die Musikeinlagen, die dann tatsächlich mitreißend sind. So formelhaft die Geschichte auch abläuft, immerhin steht schon in den Anfangsminuten fest, wer im finalen Wettbewerb das Rennen macht, so mitreißend sind die besagten Gesangseinlagen auch inszeniert. Klar, dass die Fortsetzung und dann die zweite Fortsetzung kommen musste. Doch wer sich vom kunterbunten Happy-Highschool-Ambiente nicht abschrecken lässt und aktueller Musik offen gegenüber steht, dem darf dieser Film wohl ans Herz gelegt werden. Und sei es nur, um die Freundin mal wieder mit ins Heimkino zu entführen. ;-)
The Awakening - Geister der Vergangenheit
Angesiedelt im nordwestlichen England, kurz nach dem Ersten Weltkrieg, mit einem alten Internat in der Hauptrolle, welches abgeschieden in den nebelverhangenen Wäldern liegt, bietet der Film schon einmal das Grundgerüst für einen atmosphärischen Gruselfilm der alten Schule. Ganz in der Tradition aktueller Horrorstreifen, wie sie zuletzt ein James Wan lieferte oder ein Guillermo Del Toro produzierte ("Das Waisenhaus"), setzt Nick Murphy mit seinem Film auf eher ruhige Töne und zwischenmenschliche Beziehungen, denn Jump-Scares und blutige Einlagen. Zwar versucht er damit auch gar nicht erst, seine erzählerisch eher ungelenke Geschichte, die ihre Auflösung während des Verlaufs (vor allem wenn man schon ein bis zwei Filme der Sorte gesehen hat) immer deutlicher offen legt, zu kaschieren, doch kann er dennoch auf eine atmosphärische Dichte vertrauen, die durch das stimmungsvolle Ambiente, sinnvoll gesetzten Horrorelementen (das Puppenhaus!) und einer adäquaten Musikuntermalung pointiert wird.
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Veronica Mars - Staffel 1
Aufgezogen wie die wohl eigensinnigste Serie der 90er, - "Twin Peaks" - mit einem Mord an einer jungen Frau und die anschließende Ermittlung, die die dunklen Seite der kunterbunten Welt von Neptune aufdeckt, so ist auch "VM" auf ihrem ganz eigenen Planeten anzusiedeln, dort, wo Film-Noir, High-School-Drama a la "90210" und Comedy aufeinander treffen, wo man es sonst kaum vermuten würde. Dreh- und Angelpunkt dieses außergewöhnlichen Gebildes, welche zugleich auch immer wieder als Kittmaterial dient, wo blitzschnelle Dialoge allzu schnell zwischen den Genres oszillieren, ist immer wieder Kristen Bell, mit ihrer entzückenden Performance, die emotional, rational, aber immer ungemein sympathisch und authentisch die Veronica Mars gibt, deren Rolle hier wohl auf ewig unzertrennlich mit der Schauspielerin verbunden sein wird.
Pitch Perfect 2
Wo der erste Teil noch frisch und unverbraucht war, so aufgesetzt ist dieser zweite Aufguss, der nur noch einen schalen Geschmack zu bieten hat. Zugegeben sind die Darsteller, der ab und zu, aber lang nicht mehr so gut, zündende Humor und die gut choreografierten und immer noch mitreißenden Musikszenen Grund genug, sich auch diesen Film anzuschauen. Doch mehr zu bieten und vor allem zu sagen hat die Fortsetzung nicht, die in ihrer Formation eher einem Remake gleicht.
Aufgezogen wie die wohl eigensinnigste Serie der 90er, - "Twin Peaks" - mit einem Mord an einer jungen Frau und die anschließende Ermittlung, die die dunklen Seite der kunterbunten Welt von Neptune aufdeckt, so ist auch "VM" auf ihrem ganz eigenen Planeten anzusiedeln, dort, wo Film-Noir, High-School-Drama a la "90210" und Comedy aufeinander treffen, wo man es sonst kaum vermuten würde. Dreh- und Angelpunkt dieses außergewöhnlichen Gebildes, welche zugleich auch immer wieder als Kittmaterial dient, wo blitzschnelle Dialoge allzu schnell zwischen den Genres oszillieren, ist immer wieder Kristen Bell, mit ihrer entzückenden Performance, die emotional, rational, aber immer ungemein sympathisch und authentisch die Veronica Mars gibt, deren Rolle hier wohl auf ewig unzertrennlich mit der Schauspielerin verbunden sein wird.
Pitch Perfect 2
Wo der erste Teil noch frisch und unverbraucht war, so aufgesetzt ist dieser zweite Aufguss, der nur noch einen schalen Geschmack zu bieten hat. Zugegeben sind die Darsteller, der ab und zu, aber lang nicht mehr so gut, zündende Humor und die gut choreografierten und immer noch mitreißenden Musikszenen Grund genug, sich auch diesen Film anzuschauen. Doch mehr zu bieten und vor allem zu sagen hat die Fortsetzung nicht, die in ihrer Formation eher einem Remake gleicht.
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Rush - Alles für den Sieg
Stimmungsvoller Rennsportfilm, der auf sehenswerte Weise sportlichen Ehrgeiz und die Faszination des Rennsports auf den Zuschauer zu übertragen vermag. Untermauert von guten schauspielerischen Leistungen, der tragenden Musik von Hans Zimmer und einer gewohnt souveränen Inszenierung von Ron Howard, ergibt sich ein guter Film - nicht nur für Formel 1-Fans (der ich nicht bin).
Stromberg: Der Film
Den Geist der Serie atmend, bringt "Stromberg- Der Film" die TV-Serie nicht nur vom kleinen Fernsehbildschirm auf die große Leinwand, sondern schafft es auch, den vom Strombergschen Narzissmus geprägten Büroalltag hinaus in die große Welt, respektive auf die Straße, zu bringen. Der (Wort-)Witz und die Situationskomik geht auch dem Film nicht ab, so dass der launige Büroausflug auch für den Zuschauer ein mit tiefgründigen Spitzen behaftetes Amüsement darstellt.
Die Frau in Schwarz 2: Engel des Todes
Die Fortsetzung des herrlich altmodischen "Die Frau in Schwarz" mit einem überraschend toughen Daniel Radcliffe in der Hauptrolle lässt leider so ziemlich alle Vorzüge des Originals missen. Wo doch gerade die Haunted House-Atmosphäre so packend war, verzettelt sich Harper in seinem Film zusehends. Anfangs noch recht stimmungsvoll, verliert sich der Film in zu vielen Schauplätzen, einer wenig griffigen Geschichte und viel zu wenig Gruselatmosphäre. Und gerade der letzte Punkt enttäuscht zunehmend, wo es doch viele atmosphärische Bilder in den Film geschafft haben. Doch die physische Präsenz der schwarzen Dame lässt einen recht kalt, gerade auch weil der Film in vielen Momenten zu viel zu erklären versucht.
Wyrmwood: Road of the Dead
Trotz seiner bisweilen etwas schnoddrigen Art, schafft es Wyrmwood dem ausgelutschten Zombiefilm ein paar neue Facetten abzugewinnen. Gar fühlt es sich an, als wäre Mad Max inmitten einer Zombie-Apokalypse gestrandet. Die hektische Inszenierung bedient sich oftmals der Bildsprache eines Sam Raimi und der Hauptdarsteller passt sich dem mit einer an Ash angelehnten Herangehensweise an. Kann man sich definitiv geben.
Nightcrawler - Jede Nacht hat ihren Preis
Immer dann, wenn der Film seinen Hauptdarsteller walten lässt, wenn der Zuschauer gewiss sein kann, dass unter jenem knochigen Gesicht ein eiskalter Psychopath schlummert, schafft es Gilroy mit seinem Film einen Nachhall zu erzeugen, wie er es leider auf die gesamte Laufzeit gestreckt nicht zu schaffen vermag. Zu sehr drängt sich die Kritik an der medialen Perversion amerikanischer Nachrichtensender auf, die nur auf den (blutigen) Effekt aus sind, um Zuschauerzahlen zu generieren, und lässt den Aspekt somit zur plakativen Attitüde verkommen. Schade, denn das Ende bleibt damit hinter den Ansprüchen zurück, die der Film an sich selbst stellt. Was bleibt ist ein atmosphärischer, bissiger, teils ironischer Neo-Noir-Film, der aber nicht immer den richtigen Ton trifft.
Stimmungsvoller Rennsportfilm, der auf sehenswerte Weise sportlichen Ehrgeiz und die Faszination des Rennsports auf den Zuschauer zu übertragen vermag. Untermauert von guten schauspielerischen Leistungen, der tragenden Musik von Hans Zimmer und einer gewohnt souveränen Inszenierung von Ron Howard, ergibt sich ein guter Film - nicht nur für Formel 1-Fans (der ich nicht bin).
Stromberg: Der Film
Den Geist der Serie atmend, bringt "Stromberg- Der Film" die TV-Serie nicht nur vom kleinen Fernsehbildschirm auf die große Leinwand, sondern schafft es auch, den vom Strombergschen Narzissmus geprägten Büroalltag hinaus in die große Welt, respektive auf die Straße, zu bringen. Der (Wort-)Witz und die Situationskomik geht auch dem Film nicht ab, so dass der launige Büroausflug auch für den Zuschauer ein mit tiefgründigen Spitzen behaftetes Amüsement darstellt.
Die Frau in Schwarz 2: Engel des Todes
Die Fortsetzung des herrlich altmodischen "Die Frau in Schwarz" mit einem überraschend toughen Daniel Radcliffe in der Hauptrolle lässt leider so ziemlich alle Vorzüge des Originals missen. Wo doch gerade die Haunted House-Atmosphäre so packend war, verzettelt sich Harper in seinem Film zusehends. Anfangs noch recht stimmungsvoll, verliert sich der Film in zu vielen Schauplätzen, einer wenig griffigen Geschichte und viel zu wenig Gruselatmosphäre. Und gerade der letzte Punkt enttäuscht zunehmend, wo es doch viele atmosphärische Bilder in den Film geschafft haben. Doch die physische Präsenz der schwarzen Dame lässt einen recht kalt, gerade auch weil der Film in vielen Momenten zu viel zu erklären versucht.
Wyrmwood: Road of the Dead
Trotz seiner bisweilen etwas schnoddrigen Art, schafft es Wyrmwood dem ausgelutschten Zombiefilm ein paar neue Facetten abzugewinnen. Gar fühlt es sich an, als wäre Mad Max inmitten einer Zombie-Apokalypse gestrandet. Die hektische Inszenierung bedient sich oftmals der Bildsprache eines Sam Raimi und der Hauptdarsteller passt sich dem mit einer an Ash angelehnten Herangehensweise an. Kann man sich definitiv geben.
Nightcrawler - Jede Nacht hat ihren Preis
Immer dann, wenn der Film seinen Hauptdarsteller walten lässt, wenn der Zuschauer gewiss sein kann, dass unter jenem knochigen Gesicht ein eiskalter Psychopath schlummert, schafft es Gilroy mit seinem Film einen Nachhall zu erzeugen, wie er es leider auf die gesamte Laufzeit gestreckt nicht zu schaffen vermag. Zu sehr drängt sich die Kritik an der medialen Perversion amerikanischer Nachrichtensender auf, die nur auf den (blutigen) Effekt aus sind, um Zuschauerzahlen zu generieren, und lässt den Aspekt somit zur plakativen Attitüde verkommen. Schade, denn das Ende bleibt damit hinter den Ansprüchen zurück, die der Film an sich selbst stellt. Was bleibt ist ein atmosphärischer, bissiger, teils ironischer Neo-Noir-Film, der aber nicht immer den richtigen Ton trifft.
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Veronica Mars - Staffel 2
Erzählerisch wird sich an der ersten Staffel orientiert, auch wenn das Busunglück nicht die emotionale Sogwirkung wie der Mord in der ersten Staffel entfaltet. Kleiner Pluspunkt gegenüber Staffel 1 ist jedoch die Entwicklung einiger Charaktere, die hier etwas mehr in den Fokus gerückt werden. Das hin- und her zwischen Veronica und Logan beginnt jedoch jetzt schon etwas an den Nerven zu zehren. Nichtsdestoweniger bietet die Staffel eine gute Mischung aus Noir, Teeniedrama und einer guten Portion Witz, bei der die Story mit einer unglaublichen Geschwindigkeit voranprischt.
Veronica Mars - Staffel 3
Man verabschiedet sich vom Konzept eines großen, übergeordneten Falles und verlagert das Setting von der Highschool aufs College. Einerseits wird so etwas frische Luft geschnappt, auf der anderen Seite fehlt der rote Faden und die Serie zerfasert mit zunehmender Laufzeit zusehends. Anfangs kommt schnell das bekannte VM-Feeling auf, doch wird der Geschichte rund um Vergewaltigungen und einem anschließenden Mord nicht viel Raum zugestanden, sodass die Serie nach etwa 3/4 der Laufzeit nur noch ziellos auf ein unspektakuläres Ende zugeht. Somit gibt es auf der einen Seite ein paar wirklich starke Folgen, demgegenüber aber eine insgesamt schwache Staffel steht, die auch gerade gen Ende im Teeniedrama-Sumpf unterzugehen droht (das Veronica/Logan-Drama nimmt gar epische Züge an). Dass eine vierte Staffel nie zustande kam, ist durchaus schade, doch gemessen an der qualitativ unwürdigen dritten Staffel weniger zu bedauern als erwartet.
Veronica Mars
Im Nachhinein ein großer Glücksfall, dass es dieser Film gar noch auf die große Leinwand geschafft hat (wenn auch mit unterirdischem Einspiel). Doch fungiert dieser Film in gewisser Weise als Serienabschluss, den es nie gab. Es gibt ein Wiedersehen mit fast jedem lieb gewonnenen Charakter, wobei es bezeichnend ist, dass auch im Film ein großes Klassentreffen stattfindet. Sicherlich ist die Geschichte nichts weiter als ein Aufhänger für typische VM-Dogmata, die schnell jedes Fan-Herz höher schlagen lassen. Doch wird man sich dessen kaum entziehen können, wenn man die Serie bereits verschlungen hat. Als eigenständiger Film kann der Film dann jedoch nur verlieren und würde aufgrund seiner substanzlosen Geschichte eher im TV-Sektor verordnet werden. Doch nicht mehr soll dieser Film sein: Ein Geschenk für die Fans. Und das ist geglückt.
Star Wars: Episode VII - Das Erwachen der Macht
Der Film ist klar besser als jeder einzelne der Prequel-Filme (ja, auch Episode 3). Stärken sind die schönen Settings, die einerseits an die Ur-Trilogie erinnern und niemals so steril wie bei den Prequels wirken. Auch die Laserschwert-Gefechte wirken rauer und härter und weniger wie aus einem Kinderfilm. Die Darsteller sind durch die Bank weg klasse, und gerade Daisy Ridley hat mir ungemein gefallen. Doch auch "Attack the Block"-Star John Boyega füllt seine Rolle hervorragend aus. Da will man gern noch mehr von sehen. Der Humor ist klasse und die Anspielungen auf die Ur-Trilogie sind allgegenwärtig und lassen das Fan-Herz aufjaulen. Echtes "Star Wars"-Feeling kommt hier ganz schnell auf.
Allerdings sind wir an dem Punkt auch schon bei den eklatanten Schwächen: Der Film wirkt einfach wie eine Fortsetzung, die es jedem - aber auch wirklich jedem - recht machen möchte. Es wird immer versucht nirgendwo anzuecken. Und das merkt man überdeutlich. Der Aufhänger für die Story ist wie aus Episode IV übernommen, nur um dann einzelne Stationen abzuklappern, die so auch schon irgendwo in den Filmen zu sehen waren. Das mag mal ganz nett sein, aber wenn der ganze Film auf diesem System basiert, dann fehlt irgendwann die Eigenständigkeit. Und die habe ich bei Abrams Film doch sehr vermisst. Zwar lässt sich fürs einigermaßen geschulte Auge erkennen, dass Abrams immer wieder versucht, seine Markenzeichen einzubringen (nein, kein Lens-Flare), aber so richtig frisch wirkt das alles nicht.
Nichtsdestotrotz hat der Film ungemein Spaß gemacht. Gerade für Fans und als Einstieg in die neuen Filme mag der Film rückblickend (also nach Erscheinen der weiteren Filme) noch ordentlich gewinnen. Doch muss qualitativ noch an der Stellschraube gedreht werden, damit den neuen Filmen nicht zu schnell die Puste ausgeht.
,5
All Beaty Must Die
Stilvoller Film, der es versteht, eine bedrohliche Atmosphäre aufzubauen. Gosling trägt mit seiner Darstellung enorm dazu bei. So wandelt sich der Film atmosphärisch von einem Liebesdrama hin zu einem Thriller, der jedoch durch seinen Bezug auf reale Ereignisse in einem ziellosen Ende mündet und damit an Kraft verliert.
The Counselor
Auf dem Papier sicherlich ein gutes Stück Kino, das mit einem Regisseur wie Tarantino, Ritchie, oder gar Tony Scott sehr unterhaltsam hätte werden können. Doch tatsächlich nahm hier Ridley Scott auf dem Regiestuhl Platz und fühlte sich offensichtlich unwohl in dieser Rolle. Zwar schafft er es immer wieder ein paar tolle Bilder auf die Leinwand zu zaubern, doch den Wust an Charakteren bekommt er nicht gebändigt. Zudem verfolgt er atmosphärisch keine gerade Linie, sondern schlenkert sich zwischen zynischer Gesellschaftssatire, hartem Thriller und etwas Drama entlang, ohne sich letztlich auf eine Richtung zu konzentrieren. Die Folge ist ein unnötiges Maß an Leerlauf und ein zwar bitterböses, aber unter den Umständen unnötig kalt lassendes Ende.
Erzählerisch wird sich an der ersten Staffel orientiert, auch wenn das Busunglück nicht die emotionale Sogwirkung wie der Mord in der ersten Staffel entfaltet. Kleiner Pluspunkt gegenüber Staffel 1 ist jedoch die Entwicklung einiger Charaktere, die hier etwas mehr in den Fokus gerückt werden. Das hin- und her zwischen Veronica und Logan beginnt jedoch jetzt schon etwas an den Nerven zu zehren. Nichtsdestoweniger bietet die Staffel eine gute Mischung aus Noir, Teeniedrama und einer guten Portion Witz, bei der die Story mit einer unglaublichen Geschwindigkeit voranprischt.
Veronica Mars - Staffel 3
Man verabschiedet sich vom Konzept eines großen, übergeordneten Falles und verlagert das Setting von der Highschool aufs College. Einerseits wird so etwas frische Luft geschnappt, auf der anderen Seite fehlt der rote Faden und die Serie zerfasert mit zunehmender Laufzeit zusehends. Anfangs kommt schnell das bekannte VM-Feeling auf, doch wird der Geschichte rund um Vergewaltigungen und einem anschließenden Mord nicht viel Raum zugestanden, sodass die Serie nach etwa 3/4 der Laufzeit nur noch ziellos auf ein unspektakuläres Ende zugeht. Somit gibt es auf der einen Seite ein paar wirklich starke Folgen, demgegenüber aber eine insgesamt schwache Staffel steht, die auch gerade gen Ende im Teeniedrama-Sumpf unterzugehen droht (das Veronica/Logan-Drama nimmt gar epische Züge an). Dass eine vierte Staffel nie zustande kam, ist durchaus schade, doch gemessen an der qualitativ unwürdigen dritten Staffel weniger zu bedauern als erwartet.
Veronica Mars
Im Nachhinein ein großer Glücksfall, dass es dieser Film gar noch auf die große Leinwand geschafft hat (wenn auch mit unterirdischem Einspiel). Doch fungiert dieser Film in gewisser Weise als Serienabschluss, den es nie gab. Es gibt ein Wiedersehen mit fast jedem lieb gewonnenen Charakter, wobei es bezeichnend ist, dass auch im Film ein großes Klassentreffen stattfindet. Sicherlich ist die Geschichte nichts weiter als ein Aufhänger für typische VM-Dogmata, die schnell jedes Fan-Herz höher schlagen lassen. Doch wird man sich dessen kaum entziehen können, wenn man die Serie bereits verschlungen hat. Als eigenständiger Film kann der Film dann jedoch nur verlieren und würde aufgrund seiner substanzlosen Geschichte eher im TV-Sektor verordnet werden. Doch nicht mehr soll dieser Film sein: Ein Geschenk für die Fans. Und das ist geglückt.
Star Wars: Episode VII - Das Erwachen der Macht
Der Film ist klar besser als jeder einzelne der Prequel-Filme (ja, auch Episode 3). Stärken sind die schönen Settings, die einerseits an die Ur-Trilogie erinnern und niemals so steril wie bei den Prequels wirken. Auch die Laserschwert-Gefechte wirken rauer und härter und weniger wie aus einem Kinderfilm. Die Darsteller sind durch die Bank weg klasse, und gerade Daisy Ridley hat mir ungemein gefallen. Doch auch "Attack the Block"-Star John Boyega füllt seine Rolle hervorragend aus. Da will man gern noch mehr von sehen. Der Humor ist klasse und die Anspielungen auf die Ur-Trilogie sind allgegenwärtig und lassen das Fan-Herz aufjaulen. Echtes "Star Wars"-Feeling kommt hier ganz schnell auf.
Allerdings sind wir an dem Punkt auch schon bei den eklatanten Schwächen: Der Film wirkt einfach wie eine Fortsetzung, die es jedem - aber auch wirklich jedem - recht machen möchte. Es wird immer versucht nirgendwo anzuecken. Und das merkt man überdeutlich. Der Aufhänger für die Story ist wie aus Episode IV übernommen, nur um dann einzelne Stationen abzuklappern, die so auch schon irgendwo in den Filmen zu sehen waren. Das mag mal ganz nett sein, aber wenn der ganze Film auf diesem System basiert, dann fehlt irgendwann die Eigenständigkeit. Und die habe ich bei Abrams Film doch sehr vermisst. Zwar lässt sich fürs einigermaßen geschulte Auge erkennen, dass Abrams immer wieder versucht, seine Markenzeichen einzubringen (nein, kein Lens-Flare), aber so richtig frisch wirkt das alles nicht.
Nichtsdestotrotz hat der Film ungemein Spaß gemacht. Gerade für Fans und als Einstieg in die neuen Filme mag der Film rückblickend (also nach Erscheinen der weiteren Filme) noch ordentlich gewinnen. Doch muss qualitativ noch an der Stellschraube gedreht werden, damit den neuen Filmen nicht zu schnell die Puste ausgeht.
,5
All Beaty Must Die
Stilvoller Film, der es versteht, eine bedrohliche Atmosphäre aufzubauen. Gosling trägt mit seiner Darstellung enorm dazu bei. So wandelt sich der Film atmosphärisch von einem Liebesdrama hin zu einem Thriller, der jedoch durch seinen Bezug auf reale Ereignisse in einem ziellosen Ende mündet und damit an Kraft verliert.
The Counselor
Auf dem Papier sicherlich ein gutes Stück Kino, das mit einem Regisseur wie Tarantino, Ritchie, oder gar Tony Scott sehr unterhaltsam hätte werden können. Doch tatsächlich nahm hier Ridley Scott auf dem Regiestuhl Platz und fühlte sich offensichtlich unwohl in dieser Rolle. Zwar schafft er es immer wieder ein paar tolle Bilder auf die Leinwand zu zaubern, doch den Wust an Charakteren bekommt er nicht gebändigt. Zudem verfolgt er atmosphärisch keine gerade Linie, sondern schlenkert sich zwischen zynischer Gesellschaftssatire, hartem Thriller und etwas Drama entlang, ohne sich letztlich auf eine Richtung zu konzentrieren. Die Folge ist ein unnötiges Maß an Leerlauf und ein zwar bitterböses, aber unter den Umständen unnötig kalt lassendes Ende.
Mit freundlichem Gruß
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Terminator 5 - Genisys
Warum ein Film wie "Jurassic World" im Kino dermaßen durchschlägt und ein Arnie mit seinen fast 70 Jahren in Bestform am Kino regelrecht absäuft mag sich mir nicht ganz erschließen. Beide Filme sind qualitativ auf gleicher Stufe anzusiedeln und verbeugen sich vor ihren Originalen ehrfürchtig. Auf der anderen Seite kann es auch sein, dass ein wandelnder Killerroboter wohl nicht mehr allzu viele Leute hinter dem Ofen hervor lockt, wo doch Roboter bereits etwas alltägliches geworden sind (zumindest im Industrie 4.0-Zeitalter). Trotzdem sollen dem neuen Terminator nicht die Qualitäten abgesprochen werden, die er auch tatsächlich besitzt: Auf der Habenseite steht ein Arnie, dem die Rolle immer noch wie gemeißelt auf der Stirn steht. Da sind die Neuzugänge in Form von Emilia und Jason Clarke, sowie Jay Courtney eher Nebensache (es bleiben auch allesamt eher blass). Die Geschichte bildet eine durchaus ansprechende Symbiose der ersten beiden zum Kult gewordenen Terminator-Filme. Zwar fehlt das Harte und Bedrohliche (vor allem aus T1) vollkommen und es wird ein eher humoristischer Grundton eingeschlagen, doch verpasst der Film nicht die Chance, die angestaubte Terminator-Franchise ins digitale Zeitalter zu übertragen und damit auch die Originalfilme in einem neuen Glanz erscheinen zu lassen. Dass hier eine Hommage die nächste ablöst, darf gerne verziehen werden. Immerhin sitzt der "Arnold-Grinst"-Gag immer noch. "Genisys" ist damit weniger ein für sich alleine stehender Film geworden, sondern vielmehr ein Bindeglied zwischen dem Hier und Jetzt und einem Damals, als der T-1000, dargestellt von einem unglaublich coolen Robert Patrick (heute von einem nicht minder coolen Byung-hun Lee), noch frisch und neu wirkte (und man muss es so sagen: Die CGI von heute lässt den T-1000 auch nicht besser aussehen).
It Follows
Ein elementares Element in Horrorfilmen ist das Verfolgen, um genauer zu sein: Das verfolgt werden. Eigentlich in jedem Horrorfilm wird gerannt, um vor der sich mal schnell bewegenden (Geister) oder mal langsam vor sich hin torkelnden (Zombies) Gefahr zu fliehen. "It Follows" treibt das paranoide Spiel auf eine neue Spitze. Die Protagonisten werden verfolgt. Doch weder weiß derjenige von wem er verfolgt wird (da sich das "Wesen" in jede x-beliebige Person verwandeln kann), noch wann und wo es auftaucht. Sicher ist nur, dass es einen verfolgt und anschließend töten will. Mit langsam voranschreitenden Schritten spürt es einen in jedem Winkel auf und ein Verstecken ist gar sinnlos.
Ein weiteres Element in Horrorfilmen ist Sex. So weiß man bereits aus einschlägigen Horrorfilm, dass Promiskuität zu einem schnellen Tod führen wird. David Robert Mitchell nimmt sich dessen an und lässt den Fluch des Verfolgtwerdens auf denjenigen übertragen, der mit dem momentan Verfolgten schläft. Dass Sex infolgedessen sogar als Heilmittel dienen kann ist neu; dass dies jedoch in dem Moment wieder negiert wird, wenn derjenige stirbt, auf den der Fluch übertragen wurde, macht die Sache für die Verfolgten nun nicht wirklich besser.
Damit wird klar, dass Mitchell mit seinem Film einen Heidenspaß hat, mit Genre-Klischees zu jonglieren, nur um im nächsten Moment etwas völlig Neues daraus zu zaubern. Der Soundtrack - der im Übrigen an wohlige John Carpenter-Zeiten erinnert - trägt seinen Teil zur düster-bedrohlichen Atmosphäre bei. Auch das Ambiente, dass zwar in der Gegenwart angesiedelt ist, durch die Dekorationen innerhalb der Häuser immer wieder Assoziationen zu den späten 70er-Jahren aufstellt, ergibt einen eigenwilligen Stil, der nur manchmal etwas zu sehr vom eigentlichen Geschehen ablenkt. Auch lässt die Bedrohung mit zunehmender Laufzeit etwas nach, und einige Regieeinfälle (zum Beispiel das Bluten des Wesens) mögen etwas fragwürdig erscheinen.
Insgesamt jedoch ein sehr origineller Streifen, der die Bedrohung und die Paranoia der Protagonisten ungemein plastisch erscheinen lässt.
Warum ein Film wie "Jurassic World" im Kino dermaßen durchschlägt und ein Arnie mit seinen fast 70 Jahren in Bestform am Kino regelrecht absäuft mag sich mir nicht ganz erschließen. Beide Filme sind qualitativ auf gleicher Stufe anzusiedeln und verbeugen sich vor ihren Originalen ehrfürchtig. Auf der anderen Seite kann es auch sein, dass ein wandelnder Killerroboter wohl nicht mehr allzu viele Leute hinter dem Ofen hervor lockt, wo doch Roboter bereits etwas alltägliches geworden sind (zumindest im Industrie 4.0-Zeitalter). Trotzdem sollen dem neuen Terminator nicht die Qualitäten abgesprochen werden, die er auch tatsächlich besitzt: Auf der Habenseite steht ein Arnie, dem die Rolle immer noch wie gemeißelt auf der Stirn steht. Da sind die Neuzugänge in Form von Emilia und Jason Clarke, sowie Jay Courtney eher Nebensache (es bleiben auch allesamt eher blass). Die Geschichte bildet eine durchaus ansprechende Symbiose der ersten beiden zum Kult gewordenen Terminator-Filme. Zwar fehlt das Harte und Bedrohliche (vor allem aus T1) vollkommen und es wird ein eher humoristischer Grundton eingeschlagen, doch verpasst der Film nicht die Chance, die angestaubte Terminator-Franchise ins digitale Zeitalter zu übertragen und damit auch die Originalfilme in einem neuen Glanz erscheinen zu lassen. Dass hier eine Hommage die nächste ablöst, darf gerne verziehen werden. Immerhin sitzt der "Arnold-Grinst"-Gag immer noch. "Genisys" ist damit weniger ein für sich alleine stehender Film geworden, sondern vielmehr ein Bindeglied zwischen dem Hier und Jetzt und einem Damals, als der T-1000, dargestellt von einem unglaublich coolen Robert Patrick (heute von einem nicht minder coolen Byung-hun Lee), noch frisch und neu wirkte (und man muss es so sagen: Die CGI von heute lässt den T-1000 auch nicht besser aussehen).
It Follows
Ein elementares Element in Horrorfilmen ist das Verfolgen, um genauer zu sein: Das verfolgt werden. Eigentlich in jedem Horrorfilm wird gerannt, um vor der sich mal schnell bewegenden (Geister) oder mal langsam vor sich hin torkelnden (Zombies) Gefahr zu fliehen. "It Follows" treibt das paranoide Spiel auf eine neue Spitze. Die Protagonisten werden verfolgt. Doch weder weiß derjenige von wem er verfolgt wird (da sich das "Wesen" in jede x-beliebige Person verwandeln kann), noch wann und wo es auftaucht. Sicher ist nur, dass es einen verfolgt und anschließend töten will. Mit langsam voranschreitenden Schritten spürt es einen in jedem Winkel auf und ein Verstecken ist gar sinnlos.
Ein weiteres Element in Horrorfilmen ist Sex. So weiß man bereits aus einschlägigen Horrorfilm, dass Promiskuität zu einem schnellen Tod führen wird. David Robert Mitchell nimmt sich dessen an und lässt den Fluch des Verfolgtwerdens auf denjenigen übertragen, der mit dem momentan Verfolgten schläft. Dass Sex infolgedessen sogar als Heilmittel dienen kann ist neu; dass dies jedoch in dem Moment wieder negiert wird, wenn derjenige stirbt, auf den der Fluch übertragen wurde, macht die Sache für die Verfolgten nun nicht wirklich besser.
Damit wird klar, dass Mitchell mit seinem Film einen Heidenspaß hat, mit Genre-Klischees zu jonglieren, nur um im nächsten Moment etwas völlig Neues daraus zu zaubern. Der Soundtrack - der im Übrigen an wohlige John Carpenter-Zeiten erinnert - trägt seinen Teil zur düster-bedrohlichen Atmosphäre bei. Auch das Ambiente, dass zwar in der Gegenwart angesiedelt ist, durch die Dekorationen innerhalb der Häuser immer wieder Assoziationen zu den späten 70er-Jahren aufstellt, ergibt einen eigenwilligen Stil, der nur manchmal etwas zu sehr vom eigentlichen Geschehen ablenkt. Auch lässt die Bedrohung mit zunehmender Laufzeit etwas nach, und einige Regieeinfälle (zum Beispiel das Bluten des Wesens) mögen etwas fragwürdig erscheinen.
Insgesamt jedoch ein sehr origineller Streifen, der die Bedrohung und die Paranoia der Protagonisten ungemein plastisch erscheinen lässt.
Mit freundlichem Gruß
LivingDead
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Die Croods
Ein durchaus typischer Animationsfilm mit offensichtlicher Moral, mit eher klassischer Figurenkonstellation, bei der mal wieder die lustigen Sidekicks für die meisten Lacher sorgen (unter anderem ein Faultier: "ta taaaa"). Ansonsten läuft hier alles in geregelten Bahnen. Die Actionszenen hingegen sind sehr rasant inszeniert und die Animationen sehr überzeugend (vor allem das Wasser und der Vulkanausbruch im Finale). Kann man sich auf jeden Fall angucken und man wird die gesamte Laufzeit gut unterhalten. Wer jedoch ausschließlich was Neues sucht, wird hier kaum fündig.
Insidious: Chapter 3 - Jede Geschichte hat einen Anfang
Chapter 3 kommt als Prequel daher und rückt Lin Shaye mehr in den Fokus, die in den ersten beiden Teilen eine eher untergeordnete, wenn auch entscheidende Rolle, spielte. Wo Teil 2 versuchte, eine etwas andere Gangart einzuschlagen als das Original, da bewegt sich dieser Teil auf konventionellen Wegen und führt das Erfolgsrezept des Originals fort. Zwar ist gut kopiert immer noch besser als schlecht erfunden, doch Abnutzungserscheinungen machen sich auch hier sichtbar: Die üblichen Jump-Scares überraschen kaum noch. Ausschließlich das für die Insidious-Filme bereits typisch gewordene Wandeln zwischen den Welten macht noch was her. Gen Ende wird der Film dann auch etwas schelmischer, nur um in der letzten Szene eine Brücke zum Original zu schlagen.
Insgesamt nicht schlecht, aber auch recht belanglos.
Ein durchaus typischer Animationsfilm mit offensichtlicher Moral, mit eher klassischer Figurenkonstellation, bei der mal wieder die lustigen Sidekicks für die meisten Lacher sorgen (unter anderem ein Faultier: "ta taaaa"). Ansonsten läuft hier alles in geregelten Bahnen. Die Actionszenen hingegen sind sehr rasant inszeniert und die Animationen sehr überzeugend (vor allem das Wasser und der Vulkanausbruch im Finale). Kann man sich auf jeden Fall angucken und man wird die gesamte Laufzeit gut unterhalten. Wer jedoch ausschließlich was Neues sucht, wird hier kaum fündig.
Insidious: Chapter 3 - Jede Geschichte hat einen Anfang
Chapter 3 kommt als Prequel daher und rückt Lin Shaye mehr in den Fokus, die in den ersten beiden Teilen eine eher untergeordnete, wenn auch entscheidende Rolle, spielte. Wo Teil 2 versuchte, eine etwas andere Gangart einzuschlagen als das Original, da bewegt sich dieser Teil auf konventionellen Wegen und führt das Erfolgsrezept des Originals fort. Zwar ist gut kopiert immer noch besser als schlecht erfunden, doch Abnutzungserscheinungen machen sich auch hier sichtbar: Die üblichen Jump-Scares überraschen kaum noch. Ausschließlich das für die Insidious-Filme bereits typisch gewordene Wandeln zwischen den Welten macht noch was her. Gen Ende wird der Film dann auch etwas schelmischer, nur um in der letzten Szene eine Brücke zum Original zu schlagen.
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Focus
Ein völlig auf seinen Hauptdarsteller fokussierter Film, in dem Will Smith nochmal all das sein darf, was ihn ausmacht. Er darf sympathisch, lustig, ernst, traurig sein. All die Attribute, die ihm zum Weltstar und aktuell auch zu einem der umstrittensten Hollywoodstars überhaupt gemacht haben. So lebt der Film einzig und allein von diesem einen Namen. Und wenn "Focus" seine Gaunergeschichte, die gerne etwas "Ocean's One" sein würde, nicht so stylisch und generisch erzählen würde, man wäre geneigt, komplett einzuschlafen. Denn weder schafft es der Film einen sinnvollen roten Faden zu spinnen, noch seine Geschichte den nötigen Drive zu verpassen. So ist "Focus" kaum spannend genug, um als Krimi durchzugehen, kaum lustig genug, um als Komödie her zuhalten, noch romantisch genug, um die Lovestory - die es natürlich auch gibt - glaubwürdig zu verkaufen. Was bleibt, ist eine zeitgemäße und adäquate Umsetzung, mit viel Sinn für stilvolle Aufnahmen. Das Drehbuch versucht sich immer wieder mit einigen Story-Twists, die in ihrer Wirkung leider immer wieder verpuffen. Unnötiger Hollywoodramsch.
The Gambler
Ein Spieler-Drama, das in seiner Funktion als solches nichts Neues zu erzählen vermag und seine Stärken durch seinen Hauptdarsteller generiert. Nicht nur, dass sich Mark Wahlberg physisch extrem für den Film verändert hat (alleine die blauen Lippen sind erschreckend), auch schauspielerisch überzeugt er in der Rolle des sich aufgebenden Spielers, der keiner ist. Gerade die Gleichgültigkeit macht es dem Zuschauer schwer, Zugang zu dem Charakter zu bekommen, um gewisse Handlungsweisen nachzuvollziehen. Das dem Zuschauer durch genau diesen Umstand immer wieder ein Unwohlsein überkommt und der Film durch dieses Unverständnis Stärken gewinnt, ist die Qualität durch die "The Gambler" sich auszeichnet. John Goodman überzeugt in einer kleinen Nebenrolle, die für ihn schon fast als stereotyp zu bezeichnen ist.
Wer ist Hanna?
Sehr gelungener und entfesselter Genre-Cocktail, der Stilelemente des klassischen Thrillers und Actionfilmes mit denen einer einfühlsamen Coming-of-Age-Geschichte im Arthouse-Erzählrhythmus kombiniert. Die Geschichte dient dabei als Stichwortgeber für eine an Märchen angelehnte Böse-Hexe-Erzählung. So karikativ in diesem Sinne die Gegnerfiguren gezeichnet wurden, so intim wird der Film bei seiner namensgebenden Hauptdarstellerin und erlaubt sich immer wieder unorthodoxe Momente, die man in diesem Sujet niemals erwarten würde. Kontrastierend dazu sind dann die Actionszenen mit dem ungewöhnlichen, aber treffenden Soundtrack der Chemical Brothers. Joe Wright vermag es diese abstruse, aber ungemein anziehende Mischung aus Erzählkino und hämmerndem Actionkino zu vermengen, ohne dass man sich als Zuschauer komplett verloren vorkommt.
Ein völlig auf seinen Hauptdarsteller fokussierter Film, in dem Will Smith nochmal all das sein darf, was ihn ausmacht. Er darf sympathisch, lustig, ernst, traurig sein. All die Attribute, die ihm zum Weltstar und aktuell auch zu einem der umstrittensten Hollywoodstars überhaupt gemacht haben. So lebt der Film einzig und allein von diesem einen Namen. Und wenn "Focus" seine Gaunergeschichte, die gerne etwas "Ocean's One" sein würde, nicht so stylisch und generisch erzählen würde, man wäre geneigt, komplett einzuschlafen. Denn weder schafft es der Film einen sinnvollen roten Faden zu spinnen, noch seine Geschichte den nötigen Drive zu verpassen. So ist "Focus" kaum spannend genug, um als Krimi durchzugehen, kaum lustig genug, um als Komödie her zuhalten, noch romantisch genug, um die Lovestory - die es natürlich auch gibt - glaubwürdig zu verkaufen. Was bleibt, ist eine zeitgemäße und adäquate Umsetzung, mit viel Sinn für stilvolle Aufnahmen. Das Drehbuch versucht sich immer wieder mit einigen Story-Twists, die in ihrer Wirkung leider immer wieder verpuffen. Unnötiger Hollywoodramsch.
The Gambler
Ein Spieler-Drama, das in seiner Funktion als solches nichts Neues zu erzählen vermag und seine Stärken durch seinen Hauptdarsteller generiert. Nicht nur, dass sich Mark Wahlberg physisch extrem für den Film verändert hat (alleine die blauen Lippen sind erschreckend), auch schauspielerisch überzeugt er in der Rolle des sich aufgebenden Spielers, der keiner ist. Gerade die Gleichgültigkeit macht es dem Zuschauer schwer, Zugang zu dem Charakter zu bekommen, um gewisse Handlungsweisen nachzuvollziehen. Das dem Zuschauer durch genau diesen Umstand immer wieder ein Unwohlsein überkommt und der Film durch dieses Unverständnis Stärken gewinnt, ist die Qualität durch die "The Gambler" sich auszeichnet. John Goodman überzeugt in einer kleinen Nebenrolle, die für ihn schon fast als stereotyp zu bezeichnen ist.
Wer ist Hanna?
Sehr gelungener und entfesselter Genre-Cocktail, der Stilelemente des klassischen Thrillers und Actionfilmes mit denen einer einfühlsamen Coming-of-Age-Geschichte im Arthouse-Erzählrhythmus kombiniert. Die Geschichte dient dabei als Stichwortgeber für eine an Märchen angelehnte Böse-Hexe-Erzählung. So karikativ in diesem Sinne die Gegnerfiguren gezeichnet wurden, so intim wird der Film bei seiner namensgebenden Hauptdarstellerin und erlaubt sich immer wieder unorthodoxe Momente, die man in diesem Sujet niemals erwarten würde. Kontrastierend dazu sind dann die Actionszenen mit dem ungewöhnlichen, aber treffenden Soundtrack der Chemical Brothers. Joe Wright vermag es diese abstruse, aber ungemein anziehende Mischung aus Erzählkino und hämmerndem Actionkino zu vermengen, ohne dass man sich als Zuschauer komplett verloren vorkommt.
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Arizona Junior
Zweite Regiearbeit der Brüder nach ihrem grandiosen Erstlingswerk "Blood Simple". Man wollte sich merklich vom ersten Film abheben und formte deshalb eine Komödie, die in ihrer Ausrichtung immer wieder ins Alberne abdriftet und manches Gemüt in ihrer Aufgeregtheit etwas überfordern dürfte. Nichtsdestoweniger lässt sich hier eine handwerkliche Perfektion erkennen, die durch denkwürdige Szenen (die Entführung des Babys, oder die Jagd durch die Straßen und die Häuser, die auch bereits bei den "Simpsons" zitiert wurde) noch unterstrichen wird. Mit Nic Cage konnte auch ein namhafter und die Rolle durchaus famos ausfüllender Mime gewonnen werden. Mit Holly Hunter und John Goodman wurden auch die weiteren (Haupt-)Rollen treffend besetzt. Erzählerisch geben sich die Coens auch hier keine Blöße und lassen Albernheiten immer wieder auf tiefschürfende Narrationen des Hauptcharakters treffen. Gerade das comichaft Überdrehte wirkt dabei manchmal etwas zu aufgesetzt und verpasst dem Film eine eigensinnige Note, die es einem nicht immer einfach macht.
Fargo - Staffel 1
Gerade das momentan immer noch anhaltende Hoch in der Serienlandschaft mag manch einem dazu verleiten, diese Kuh so lange zu melken wie es halt nur geht. Dass infolgedessen Serien das Licht der Welt erblicken, die qualitativ eher als Resteverwertung durchgehen, liegt in der Natur der Sache. So verwundert es auch kaum, dass es zur Zeit immer mehr Serien gibt, die mehr oder minder lose auf einen Kinofilm basieren und dessen Handlung auf Serien-Niveau aufzublähen versuchen (u.a. auch "From Dusk Till Dawn"). Auch "Fargo" versucht sich an diesem Konzept. Macht dabei aber genau das richtig, was dabei oftmals kritisiert wird. Die Serie hat sinnigerweise den Titel des Originalfilmes adaptiert und atmet eindeutig dessen Atmosphäre, schafft es aber im gleichen Atemzug sich vom Original zu emanzipieren und eine ganz eigene Geschichte zu erzählen. Die Besetzung kann zudem als eine der besten Serienbesetzungen überhaupt bezeichnet werden. Martin Freeman ist die typische aber nur sinnvolle Neubesetzung der zentralen Figur (im Original von William H. Macy gespielt). Dieser setzt das Schnodderige seiner Rolle mit seiner kongenialen Interpretation herrlich um. Ganz konträr dazu Billy Bob Thornton als das unheimlich Böse, welcher das stille Städtchen in eine vom blutigen Schnee gezeichnete Landschaft verwandelt. Aber auch Allison Tolman und Colin Hanks geben tolle Leistungen ab.
Die Geschichte selbst wurde sinnvoll erweitert und zeigt sich einerseits als Remake, auf der anderen Seite spielt sie mit den Mechanismen eines Spin-Offs, weshalb es trotz eines Zeitsprungs gen Ende der Staffel, zu keinerlei Längen kommt. Erzählerisch wirkt die Serie tatsächlich wie aus einem Guss und eher wie ein zehnstündiger Kinofilm. Dazu trägt auch die Entscheidung bei, die Geschichte als Anthologieserie zu erzählen, weshalb man es bei der zweiten Staffel mit einer völlig neuen Story und neuen Darstellern zu tun hat.
Moneyball - Die Kunst zu gewinnen
Sport auf reine Zahlenspiele herunter zu brechen, mag dem Geiste widersprechen, der den Sport zu dem macht, wofür man ihn feiert. Und das gilt sicherlich nicht nur für den Baseball. Doch dreht sich der Film genau um diese Zahlenspiele, die den Sport vermeintlich für immer verändern sollten. Doch zeigt der Film das genaue Gegenteil. Zwar mag durch detaillierte - von Formeln unterstützte - Analysen manch eine Spielsituation oder eine spezifische Spielerstärke besser erkannt werden, doch ohne den menschlichen Faktor bleibt jede Mannschaft ohne Erfolg. So nüchtern und eigentlich obsolet diese Erkenntnis sein mag, bleibt die Inszenierung des Filmes unaufgeregt, schafft jedoch in den richtigen Momenten eine überraschende Intimität aufzubauen. Und genau dadurch schafft es Miller seinem Film etwas mehr Ausdrucksstärke zu geben als es die zugrunde liegende Geschichte vermag. Brad Pitt und Jonah Hill unterstützen diese Prämisse durch zurückhaltende, aber eindringliche Leistungen. Tendenziell legte Miller mit dem Folgefilm "Foxcatcher" noch einen drauf, und brachte die latente Misere der Charaktere noch detaillierter auf den Punkt.
Desaster
Ein deutscher Film auf den Spuren britischer Gangsterfilme. So lässt sich "Desaster" am besten beschreiben, der filmisch vielleicht nicht das Desaster geworden ist, als das er oftmals bezeichnet wird. Dennoch lassen sich filmische Defizite ausmachen, die den Sehgenuss deutlich trüben. Zwar streift der Film immer wieder tiefschwarze Gefilde, entwickelt sich in seinen besten Momenten zu einem lustigen kammerspielartigen Gangsterfilm, doch gehen die Trefferraten der Gags zu oft in den Keller. Zu viele Zoten, die kaum zünden und eine Inszenierung, die durch abrupte Szenenwechsel viele komische Situationen verpuffen lässt, machen dem Film immer wieder zu schaffen. Da trösten auch die launig aufspielenden Darsteller nicht drüber hinweg. Der Versuch ist nichtsdestotrotz bemerkenswert - die Umsetzung leider misslungen. Amüsant mag das Zotenstück einmalig sein, doch der Wiederansehfaktor tendiert gen Null.
Knappe
Teenage Mutant Ninja Turtles
Langweiliges Michael Bay-Spektakel, das im Fahrwasser der "Transformers"-Filme versucht, der jüngsten Generation die Ninja Turtles schmackhaft zu machen. An den Kinokassen durchaus erfolgreich, bleibt der Film unter'm Strich umso fragwürdiger. Klar, die Turtles sehen ziemlich cool aus und die Sprüche mögen manchmal durchaus für amüsante Momente sorgen, doch gestaltet sich der Film nach schleppendem Beginn als so vorhersehbar wie beliebig. Gerade April O'Neal wird von Megan Fox so uninspiriert verkörpert, dass ihre Rolle als zentrales Element des Filmes komplett versagt. Warum man hier den Turtles so wenig Raum bietet, bleibt ein Rätsel. Dass die Geschichte kaum mehr als ein Aufhänger für aberwitzige Actionsequenzen ist - geschenkt. Doch gerade die Actionsequenzen bleiben hinter den Erwartungen zurück, da man offenbar eher versucht war, inszenatorisch an die "Transformers"-Filme anzuschließen. Zwar macht die Jagd durch den Schnee ziemlich viel Spaß (gerade auch, weil die Turtles hier endlich mal los legen dürfen), doch verkommt der eigentliche Showdown zur bloßen Spektakelshow, die am Geiste der Turtles vorbei geht. So kann der Film nicht mal jenen Nostalgikern empfohlen werden, die sich durch den Film einen kleinen Zeitsprung in die Jugend erhofft haben.
Red Hill
Red Hill ist cineastischer Drehpunkt von allerlei Genre-Zitaten, die launig Elemente des (Neo-)Westerns mit denen eines Mysterystreifens variieren. Die schönen Landschaftsaufnahmen im Outback werden stilistisch sinnvoll in die Handlung implementiert, sodass sich eine in manchen Momenten geradezu schwelgerische Anmut auftut. Sei es nun ein Kniefall vor der Landschaft oder dem Genre, dieser Film huldigt beidem. Zwar mag sich das Drehbuch die ein oder andere Schwäche erlauben, dem Sehgenuss trübt dies jedoch kaum, sodass "Red Hill" ein guter, stringenter Film geworden ist.
Drecksau
Die bisher einzige als gelungen zu bezeichnende Walsh-Verfilmung "Trainspotting" war schon nicht das, was man gemeinhin als massenkonform bezeichnen würde. Das liegt in der Natur des Stoffes, denn die Romane von Irvine Walsh gelten als schonungs- und zügellos und oftmals als sehr schwer auf Zelluloid transformierbar. Dennoch erblickten immer wieder minder gelungene Verfilmungen das Licht der Welt. Auch "Drecksau" ließe sich dem schnell unterordnen, wenn nicht zwei Faktoren bestehen würden: Zum einen schafft es Regisseur Baird vortrefflich, eine beeindruckende Stimmung zu generieren und hat zum anderen mit James McAvoy einen klaren Joker auf der Hand, der ungemein zur Qualität des gesamten Filmes beisteuert. Was auf den ersten Blick wie eine weitere schwarze Komödie aus britischen Gefilden anmutet, entblößt sich ganz schnell als Grenzen überschreitendes filmisches Konglomerat aus hartem Drama mit surrealen Zügen. Gerade im letzten Drittel lassen sich verschiedene Metaebenen kaum auseinander halten, bei denen tief in die Psyche des Hauptcharakters eingedrungen wird. McAvoy bildet dabei den Dreh- und Angelpunkt. Anfangs wirkt er noch wie die titelgebende Drecksau, die alles und jeden nieder machen möchte (auch wenn die Beweggründe hier noch nicht allzu klar sind), doch nach und nach bröckelt die Fassade und eine tragische Figur kommt zum Vorschein. Dass der Film dabei eine Konsequenz beweist, die manch einem vor den Kopf stoßen wird, sollte eindeutig als große Qualität dieses sicher nicht einfachen Filmes gewertet werden.
Zweite Regiearbeit der Brüder nach ihrem grandiosen Erstlingswerk "Blood Simple". Man wollte sich merklich vom ersten Film abheben und formte deshalb eine Komödie, die in ihrer Ausrichtung immer wieder ins Alberne abdriftet und manches Gemüt in ihrer Aufgeregtheit etwas überfordern dürfte. Nichtsdestoweniger lässt sich hier eine handwerkliche Perfektion erkennen, die durch denkwürdige Szenen (die Entführung des Babys, oder die Jagd durch die Straßen und die Häuser, die auch bereits bei den "Simpsons" zitiert wurde) noch unterstrichen wird. Mit Nic Cage konnte auch ein namhafter und die Rolle durchaus famos ausfüllender Mime gewonnen werden. Mit Holly Hunter und John Goodman wurden auch die weiteren (Haupt-)Rollen treffend besetzt. Erzählerisch geben sich die Coens auch hier keine Blöße und lassen Albernheiten immer wieder auf tiefschürfende Narrationen des Hauptcharakters treffen. Gerade das comichaft Überdrehte wirkt dabei manchmal etwas zu aufgesetzt und verpasst dem Film eine eigensinnige Note, die es einem nicht immer einfach macht.
Fargo - Staffel 1
Gerade das momentan immer noch anhaltende Hoch in der Serienlandschaft mag manch einem dazu verleiten, diese Kuh so lange zu melken wie es halt nur geht. Dass infolgedessen Serien das Licht der Welt erblicken, die qualitativ eher als Resteverwertung durchgehen, liegt in der Natur der Sache. So verwundert es auch kaum, dass es zur Zeit immer mehr Serien gibt, die mehr oder minder lose auf einen Kinofilm basieren und dessen Handlung auf Serien-Niveau aufzublähen versuchen (u.a. auch "From Dusk Till Dawn"). Auch "Fargo" versucht sich an diesem Konzept. Macht dabei aber genau das richtig, was dabei oftmals kritisiert wird. Die Serie hat sinnigerweise den Titel des Originalfilmes adaptiert und atmet eindeutig dessen Atmosphäre, schafft es aber im gleichen Atemzug sich vom Original zu emanzipieren und eine ganz eigene Geschichte zu erzählen. Die Besetzung kann zudem als eine der besten Serienbesetzungen überhaupt bezeichnet werden. Martin Freeman ist die typische aber nur sinnvolle Neubesetzung der zentralen Figur (im Original von William H. Macy gespielt). Dieser setzt das Schnodderige seiner Rolle mit seiner kongenialen Interpretation herrlich um. Ganz konträr dazu Billy Bob Thornton als das unheimlich Böse, welcher das stille Städtchen in eine vom blutigen Schnee gezeichnete Landschaft verwandelt. Aber auch Allison Tolman und Colin Hanks geben tolle Leistungen ab.
Die Geschichte selbst wurde sinnvoll erweitert und zeigt sich einerseits als Remake, auf der anderen Seite spielt sie mit den Mechanismen eines Spin-Offs, weshalb es trotz eines Zeitsprungs gen Ende der Staffel, zu keinerlei Längen kommt. Erzählerisch wirkt die Serie tatsächlich wie aus einem Guss und eher wie ein zehnstündiger Kinofilm. Dazu trägt auch die Entscheidung bei, die Geschichte als Anthologieserie zu erzählen, weshalb man es bei der zweiten Staffel mit einer völlig neuen Story und neuen Darstellern zu tun hat.
Moneyball - Die Kunst zu gewinnen
Sport auf reine Zahlenspiele herunter zu brechen, mag dem Geiste widersprechen, der den Sport zu dem macht, wofür man ihn feiert. Und das gilt sicherlich nicht nur für den Baseball. Doch dreht sich der Film genau um diese Zahlenspiele, die den Sport vermeintlich für immer verändern sollten. Doch zeigt der Film das genaue Gegenteil. Zwar mag durch detaillierte - von Formeln unterstützte - Analysen manch eine Spielsituation oder eine spezifische Spielerstärke besser erkannt werden, doch ohne den menschlichen Faktor bleibt jede Mannschaft ohne Erfolg. So nüchtern und eigentlich obsolet diese Erkenntnis sein mag, bleibt die Inszenierung des Filmes unaufgeregt, schafft jedoch in den richtigen Momenten eine überraschende Intimität aufzubauen. Und genau dadurch schafft es Miller seinem Film etwas mehr Ausdrucksstärke zu geben als es die zugrunde liegende Geschichte vermag. Brad Pitt und Jonah Hill unterstützen diese Prämisse durch zurückhaltende, aber eindringliche Leistungen. Tendenziell legte Miller mit dem Folgefilm "Foxcatcher" noch einen drauf, und brachte die latente Misere der Charaktere noch detaillierter auf den Punkt.
Desaster
Ein deutscher Film auf den Spuren britischer Gangsterfilme. So lässt sich "Desaster" am besten beschreiben, der filmisch vielleicht nicht das Desaster geworden ist, als das er oftmals bezeichnet wird. Dennoch lassen sich filmische Defizite ausmachen, die den Sehgenuss deutlich trüben. Zwar streift der Film immer wieder tiefschwarze Gefilde, entwickelt sich in seinen besten Momenten zu einem lustigen kammerspielartigen Gangsterfilm, doch gehen die Trefferraten der Gags zu oft in den Keller. Zu viele Zoten, die kaum zünden und eine Inszenierung, die durch abrupte Szenenwechsel viele komische Situationen verpuffen lässt, machen dem Film immer wieder zu schaffen. Da trösten auch die launig aufspielenden Darsteller nicht drüber hinweg. Der Versuch ist nichtsdestotrotz bemerkenswert - die Umsetzung leider misslungen. Amüsant mag das Zotenstück einmalig sein, doch der Wiederansehfaktor tendiert gen Null.
Knappe
Teenage Mutant Ninja Turtles
Langweiliges Michael Bay-Spektakel, das im Fahrwasser der "Transformers"-Filme versucht, der jüngsten Generation die Ninja Turtles schmackhaft zu machen. An den Kinokassen durchaus erfolgreich, bleibt der Film unter'm Strich umso fragwürdiger. Klar, die Turtles sehen ziemlich cool aus und die Sprüche mögen manchmal durchaus für amüsante Momente sorgen, doch gestaltet sich der Film nach schleppendem Beginn als so vorhersehbar wie beliebig. Gerade April O'Neal wird von Megan Fox so uninspiriert verkörpert, dass ihre Rolle als zentrales Element des Filmes komplett versagt. Warum man hier den Turtles so wenig Raum bietet, bleibt ein Rätsel. Dass die Geschichte kaum mehr als ein Aufhänger für aberwitzige Actionsequenzen ist - geschenkt. Doch gerade die Actionsequenzen bleiben hinter den Erwartungen zurück, da man offenbar eher versucht war, inszenatorisch an die "Transformers"-Filme anzuschließen. Zwar macht die Jagd durch den Schnee ziemlich viel Spaß (gerade auch, weil die Turtles hier endlich mal los legen dürfen), doch verkommt der eigentliche Showdown zur bloßen Spektakelshow, die am Geiste der Turtles vorbei geht. So kann der Film nicht mal jenen Nostalgikern empfohlen werden, die sich durch den Film einen kleinen Zeitsprung in die Jugend erhofft haben.
Red Hill
Red Hill ist cineastischer Drehpunkt von allerlei Genre-Zitaten, die launig Elemente des (Neo-)Westerns mit denen eines Mysterystreifens variieren. Die schönen Landschaftsaufnahmen im Outback werden stilistisch sinnvoll in die Handlung implementiert, sodass sich eine in manchen Momenten geradezu schwelgerische Anmut auftut. Sei es nun ein Kniefall vor der Landschaft oder dem Genre, dieser Film huldigt beidem. Zwar mag sich das Drehbuch die ein oder andere Schwäche erlauben, dem Sehgenuss trübt dies jedoch kaum, sodass "Red Hill" ein guter, stringenter Film geworden ist.
Drecksau
Die bisher einzige als gelungen zu bezeichnende Walsh-Verfilmung "Trainspotting" war schon nicht das, was man gemeinhin als massenkonform bezeichnen würde. Das liegt in der Natur des Stoffes, denn die Romane von Irvine Walsh gelten als schonungs- und zügellos und oftmals als sehr schwer auf Zelluloid transformierbar. Dennoch erblickten immer wieder minder gelungene Verfilmungen das Licht der Welt. Auch "Drecksau" ließe sich dem schnell unterordnen, wenn nicht zwei Faktoren bestehen würden: Zum einen schafft es Regisseur Baird vortrefflich, eine beeindruckende Stimmung zu generieren und hat zum anderen mit James McAvoy einen klaren Joker auf der Hand, der ungemein zur Qualität des gesamten Filmes beisteuert. Was auf den ersten Blick wie eine weitere schwarze Komödie aus britischen Gefilden anmutet, entblößt sich ganz schnell als Grenzen überschreitendes filmisches Konglomerat aus hartem Drama mit surrealen Zügen. Gerade im letzten Drittel lassen sich verschiedene Metaebenen kaum auseinander halten, bei denen tief in die Psyche des Hauptcharakters eingedrungen wird. McAvoy bildet dabei den Dreh- und Angelpunkt. Anfangs wirkt er noch wie die titelgebende Drecksau, die alles und jeden nieder machen möchte (auch wenn die Beweggründe hier noch nicht allzu klar sind), doch nach und nach bröckelt die Fassade und eine tragische Figur kommt zum Vorschein. Dass der Film dabei eine Konsequenz beweist, die manch einem vor den Kopf stoßen wird, sollte eindeutig als große Qualität dieses sicher nicht einfachen Filmes gewertet werden.
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Automata
Was wie ein in der dystopischen Zukunft angesiedelter Film-Noir beginnt und damit deutliche Assoziationen an "Blade Runner" hervorruft, entwickelt sich schnell zu einer Geschichte, die mit ihren Fragen zur Künstlichen Intelligenz stark an Isaac Asimov und somit "I, Robot" erinnert. Dass sich Gabe Ibáñez sehr mit dem Thema beschäftigt hat, merkt man dem Film in seinen besten Momenten an. Jedoch verliert "Automata" mit voran schreitender Laufzeit immer mehr an Wirkung und das Ende zeigt sich in Anbetracht der Schwere des Stoffes als ziemlich einfache und beliebige Lösung. Da hätte man durchaus mehr liefern müssen, da der Film nach dem Abspann somit ziemlich schnell vergessen sein wird und seine inhaltlichen Defizite auch nicht durch Schauwerte auszugleichen versteht, wenn auch der Film zumindest optisch als gelungen zu bezeichnen ist.
Moon
Sehr atmosphärischer und in gewisser Weise auch klaustrophobischer Streifen, der seine Pointe leider aber zu früh verspielt und danach einiges an Intensität verliert. Doch verdient Kevin Spacey als HAL 9000-ähnlicher Roboter ein großes Lob, weil gerade durch diesen eine große Unsicherheit mitschwingt (der Smiley ist grandios), bei der bis kurz vor Ende nie wirklich klar wird, welches Ziel er tatsächlich verfolgt. Nichtsdestoweniger wirft der Film immer wieder grundlegende existenzialistische Fragen auf, die auch nach dem Abspann noch nachhallen. Doch wird das Potenzial der Geschichte nie zur Gänze ausgeschöpft. Inszenatorisch gibt man sich keine Blöße.
Gute
Fargo - Staffel 2
Schon die erste Staffel war das, was man gemeinhin als meisterhaft bezeichnen würde. Produziert von den Coen-Brüdern versprühte die Serie das gleiche atmosphärische und einnehmende Feeling wie das des gleichnamigen Filmes von 1996, ohne jedoch eine bloße Kopie zu sein. Die zweite Staffel musste sich natürlich daran messen und schafft es, sich nicht nur von dem Kinofilm zu emanzipieren, sondern als eigenständige Staffel sogar die erste zu übertrumpfen. Und das liegt - um es einmal vorweg zu nehmen - nicht an der Geschichte, die erzählt wird, sondern an dem, WIE sie erzählt wird. Im Gegensatz zur ersten Staffel bezieht man sich nicht auf eine handvoll Charaktere, die ins Zentrum gerückt werden, sondern hier geht es um (Gangster-)Familien, die ihre Kriege im Kleinen wie im Großen auszutragen haben. Damit geht der Staffel zwar etwas Intimität verloren, die der ersten Staffel durch einen hervorragenden Martin Freeman und Billy Bob Thornton als teuflischer Antagonist vorbehalten waren, doch gewinnt diese Staffel damit an anderer Stelle. Durch die komplexeren Strukturen erlaubt man sich durchaus mehr Freiheiten. Seien es die Drehbuchautoren oder die Regisseure, die hier Hand in Hand gingen und sich gegenseitig offenbar zu Höhenflügen motivierten, die Inszenierung kann infolgedessen als so ziemlich das innovativste und beste bezeichnet werden, was ich seit langer Zeit im TV-Bereich gesehen habe. Irrwitzige Szenen und Dialoge, die an Tarantino erinnern oder eben an die Coen-Brüder, Splitscreen-Effekte, ein vortrefflicher Soundtrack und immer wieder kuriose Regieeinfälle und absurde Szenenmontagen, lassen jede Folge zu einem Highlight für sich werden.
Doch was die Staffel letztlich so herausragend macht, ist der Mut, den Geist der Coens mit aufzunehmen. Man denke einmal an "Barton Fink", in dem plötzlich die Fiktion innerhalb der Geschichte zur dargestellten Realität wurde. "Fargo" wird damit im letzten Drittel sicherlich den ein oder anderen Zuschauer verstören (Spoiler will ich an dieser Stelle nicht bringen), doch erkennen die Drehbuchautoren an, dass die Geschichte eine Geschichte ist und lassen das obligatorische "Die Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten..." zu einer Absurdität werden, die in einer speziellen Folge zu einer Spitze getrieben wird, die nur dadurch gebrochen wird, dass gerade Martin Freeman eine Folge vorher aus einem Buch über die Geschehnisse rund um Fargo vorliest, als sei dies ein Märchen (natürlich sind die Bilder gemalt und keine echten Fotos). Damit funktioniert "Fargo" nicht nur als Geschichten erzählende Serie, sondern auch als Serie über das Geschichten erzählen. Immer wieder halten die Charaktere inne und erzählen eine Anekdote aus ihrem Leben. Oft bleibt die Kamera auf einem laufenden Fernsehbildschirm stehen und taucht hinein und lässt den gezeigten Film zu einem Film im Film werden, nur um ein paar Szenen weiter für einen Darsteller zur Realität zu werden. Und auch die Charaktere selbst können nur Teil einer Geschichte sein. So verhalten sich die Polizisten so blöde, dass dies nur einer Anekdote eines einfältigen Bewohners einer Kleinstadt aus Minnesota entsprungen sein muss. Damit funktioniert "Fargo" auf Meta-Ebenen, die bisher im Seriensektor nur unterschwellig fungierten und hier einem "Barton Fink" durchaus Konkurrenz machen. Eine grandiose Serie, bei der ich absolut keine Ahnung habe, wohin uns eine dritte Staffel noch führen könnte. Aber ich will es schnellstmöglich wissen!
Was wie ein in der dystopischen Zukunft angesiedelter Film-Noir beginnt und damit deutliche Assoziationen an "Blade Runner" hervorruft, entwickelt sich schnell zu einer Geschichte, die mit ihren Fragen zur Künstlichen Intelligenz stark an Isaac Asimov und somit "I, Robot" erinnert. Dass sich Gabe Ibáñez sehr mit dem Thema beschäftigt hat, merkt man dem Film in seinen besten Momenten an. Jedoch verliert "Automata" mit voran schreitender Laufzeit immer mehr an Wirkung und das Ende zeigt sich in Anbetracht der Schwere des Stoffes als ziemlich einfache und beliebige Lösung. Da hätte man durchaus mehr liefern müssen, da der Film nach dem Abspann somit ziemlich schnell vergessen sein wird und seine inhaltlichen Defizite auch nicht durch Schauwerte auszugleichen versteht, wenn auch der Film zumindest optisch als gelungen zu bezeichnen ist.
Moon
Sehr atmosphärischer und in gewisser Weise auch klaustrophobischer Streifen, der seine Pointe leider aber zu früh verspielt und danach einiges an Intensität verliert. Doch verdient Kevin Spacey als HAL 9000-ähnlicher Roboter ein großes Lob, weil gerade durch diesen eine große Unsicherheit mitschwingt (der Smiley ist grandios), bei der bis kurz vor Ende nie wirklich klar wird, welches Ziel er tatsächlich verfolgt. Nichtsdestoweniger wirft der Film immer wieder grundlegende existenzialistische Fragen auf, die auch nach dem Abspann noch nachhallen. Doch wird das Potenzial der Geschichte nie zur Gänze ausgeschöpft. Inszenatorisch gibt man sich keine Blöße.
Gute
Fargo - Staffel 2
Schon die erste Staffel war das, was man gemeinhin als meisterhaft bezeichnen würde. Produziert von den Coen-Brüdern versprühte die Serie das gleiche atmosphärische und einnehmende Feeling wie das des gleichnamigen Filmes von 1996, ohne jedoch eine bloße Kopie zu sein. Die zweite Staffel musste sich natürlich daran messen und schafft es, sich nicht nur von dem Kinofilm zu emanzipieren, sondern als eigenständige Staffel sogar die erste zu übertrumpfen. Und das liegt - um es einmal vorweg zu nehmen - nicht an der Geschichte, die erzählt wird, sondern an dem, WIE sie erzählt wird. Im Gegensatz zur ersten Staffel bezieht man sich nicht auf eine handvoll Charaktere, die ins Zentrum gerückt werden, sondern hier geht es um (Gangster-)Familien, die ihre Kriege im Kleinen wie im Großen auszutragen haben. Damit geht der Staffel zwar etwas Intimität verloren, die der ersten Staffel durch einen hervorragenden Martin Freeman und Billy Bob Thornton als teuflischer Antagonist vorbehalten waren, doch gewinnt diese Staffel damit an anderer Stelle. Durch die komplexeren Strukturen erlaubt man sich durchaus mehr Freiheiten. Seien es die Drehbuchautoren oder die Regisseure, die hier Hand in Hand gingen und sich gegenseitig offenbar zu Höhenflügen motivierten, die Inszenierung kann infolgedessen als so ziemlich das innovativste und beste bezeichnet werden, was ich seit langer Zeit im TV-Bereich gesehen habe. Irrwitzige Szenen und Dialoge, die an Tarantino erinnern oder eben an die Coen-Brüder, Splitscreen-Effekte, ein vortrefflicher Soundtrack und immer wieder kuriose Regieeinfälle und absurde Szenenmontagen, lassen jede Folge zu einem Highlight für sich werden.
Doch was die Staffel letztlich so herausragend macht, ist der Mut, den Geist der Coens mit aufzunehmen. Man denke einmal an "Barton Fink", in dem plötzlich die Fiktion innerhalb der Geschichte zur dargestellten Realität wurde. "Fargo" wird damit im letzten Drittel sicherlich den ein oder anderen Zuschauer verstören (Spoiler will ich an dieser Stelle nicht bringen), doch erkennen die Drehbuchautoren an, dass die Geschichte eine Geschichte ist und lassen das obligatorische "Die Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten..." zu einer Absurdität werden, die in einer speziellen Folge zu einer Spitze getrieben wird, die nur dadurch gebrochen wird, dass gerade Martin Freeman eine Folge vorher aus einem Buch über die Geschehnisse rund um Fargo vorliest, als sei dies ein Märchen (natürlich sind die Bilder gemalt und keine echten Fotos). Damit funktioniert "Fargo" nicht nur als Geschichten erzählende Serie, sondern auch als Serie über das Geschichten erzählen. Immer wieder halten die Charaktere inne und erzählen eine Anekdote aus ihrem Leben. Oft bleibt die Kamera auf einem laufenden Fernsehbildschirm stehen und taucht hinein und lässt den gezeigten Film zu einem Film im Film werden, nur um ein paar Szenen weiter für einen Darsteller zur Realität zu werden. Und auch die Charaktere selbst können nur Teil einer Geschichte sein. So verhalten sich die Polizisten so blöde, dass dies nur einer Anekdote eines einfältigen Bewohners einer Kleinstadt aus Minnesota entsprungen sein muss. Damit funktioniert "Fargo" auf Meta-Ebenen, die bisher im Seriensektor nur unterschwellig fungierten und hier einem "Barton Fink" durchaus Konkurrenz machen. Eine grandiose Serie, bei der ich absolut keine Ahnung habe, wohin uns eine dritte Staffel noch führen könnte. Aber ich will es schnellstmöglich wissen!
Mit freundlichem Gruß
LivingDead
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