Filmtagebuch: LivingDead
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- LivingDead
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Arizona Junior
Zweite Regiearbeit der Brüder nach ihrem grandiosen Erstlingswerk "Blood Simple". Man wollte sich merklich vom ersten Film abheben und formte deshalb eine Komödie, die in ihrer Ausrichtung immer wieder ins Alberne abdriftet und manches Gemüt in ihrer Aufgeregtheit etwas überfordern dürfte. Nichtsdestoweniger lässt sich hier eine handwerkliche Perfektion erkennen, die durch denkwürdige Szenen (die Entführung des Babys, oder die Jagd durch die Straßen und die Häuser, die auch bereits bei den "Simpsons" zitiert wurde) noch unterstrichen wird. Mit Nic Cage konnte auch ein namhafter und die Rolle durchaus famos ausfüllender Mime gewonnen werden. Mit Holly Hunter und John Goodman wurden auch die weiteren (Haupt-)Rollen treffend besetzt. Erzählerisch geben sich die Coens auch hier keine Blöße und lassen Albernheiten immer wieder auf tiefschürfende Narrationen des Hauptcharakters treffen. Gerade das comichaft Überdrehte wirkt dabei manchmal etwas zu aufgesetzt und verpasst dem Film eine eigensinnige Note, die es einem nicht immer einfach macht.
Fargo - Staffel 1
Gerade das momentan immer noch anhaltende Hoch in der Serienlandschaft mag manch einem dazu verleiten, diese Kuh so lange zu melken wie es halt nur geht. Dass infolgedessen Serien das Licht der Welt erblicken, die qualitativ eher als Resteverwertung durchgehen, liegt in der Natur der Sache. So verwundert es auch kaum, dass es zur Zeit immer mehr Serien gibt, die mehr oder minder lose auf einen Kinofilm basieren und dessen Handlung auf Serien-Niveau aufzublähen versuchen (u.a. auch "From Dusk Till Dawn"). Auch "Fargo" versucht sich an diesem Konzept. Macht dabei aber genau das richtig, was dabei oftmals kritisiert wird. Die Serie hat sinnigerweise den Titel des Originalfilmes adaptiert und atmet eindeutig dessen Atmosphäre, schafft es aber im gleichen Atemzug sich vom Original zu emanzipieren und eine ganz eigene Geschichte zu erzählen. Die Besetzung kann zudem als eine der besten Serienbesetzungen überhaupt bezeichnet werden. Martin Freeman ist die typische aber nur sinnvolle Neubesetzung der zentralen Figur (im Original von William H. Macy gespielt). Dieser setzt das Schnodderige seiner Rolle mit seiner kongenialen Interpretation herrlich um. Ganz konträr dazu Billy Bob Thornton als das unheimlich Böse, welcher das stille Städtchen in eine vom blutigen Schnee gezeichnete Landschaft verwandelt. Aber auch Allison Tolman und Colin Hanks geben tolle Leistungen ab.
Die Geschichte selbst wurde sinnvoll erweitert und zeigt sich einerseits als Remake, auf der anderen Seite spielt sie mit den Mechanismen eines Spin-Offs, weshalb es trotz eines Zeitsprungs gen Ende der Staffel, zu keinerlei Längen kommt. Erzählerisch wirkt die Serie tatsächlich wie aus einem Guss und eher wie ein zehnstündiger Kinofilm. Dazu trägt auch die Entscheidung bei, die Geschichte als Anthologieserie zu erzählen, weshalb man es bei der zweiten Staffel mit einer völlig neuen Story und neuen Darstellern zu tun hat.
Moneyball - Die Kunst zu gewinnen
Sport auf reine Zahlenspiele herunter zu brechen, mag dem Geiste widersprechen, der den Sport zu dem macht, wofür man ihn feiert. Und das gilt sicherlich nicht nur für den Baseball. Doch dreht sich der Film genau um diese Zahlenspiele, die den Sport vermeintlich für immer verändern sollten. Doch zeigt der Film das genaue Gegenteil. Zwar mag durch detaillierte - von Formeln unterstützte - Analysen manch eine Spielsituation oder eine spezifische Spielerstärke besser erkannt werden, doch ohne den menschlichen Faktor bleibt jede Mannschaft ohne Erfolg. So nüchtern und eigentlich obsolet diese Erkenntnis sein mag, bleibt die Inszenierung des Filmes unaufgeregt, schafft jedoch in den richtigen Momenten eine überraschende Intimität aufzubauen. Und genau dadurch schafft es Miller seinem Film etwas mehr Ausdrucksstärke zu geben als es die zugrunde liegende Geschichte vermag. Brad Pitt und Jonah Hill unterstützen diese Prämisse durch zurückhaltende, aber eindringliche Leistungen. Tendenziell legte Miller mit dem Folgefilm "Foxcatcher" noch einen drauf, und brachte die latente Misere der Charaktere noch detaillierter auf den Punkt.
Desaster
Ein deutscher Film auf den Spuren britischer Gangsterfilme. So lässt sich "Desaster" am besten beschreiben, der filmisch vielleicht nicht das Desaster geworden ist, als das er oftmals bezeichnet wird. Dennoch lassen sich filmische Defizite ausmachen, die den Sehgenuss deutlich trüben. Zwar streift der Film immer wieder tiefschwarze Gefilde, entwickelt sich in seinen besten Momenten zu einem lustigen kammerspielartigen Gangsterfilm, doch gehen die Trefferraten der Gags zu oft in den Keller. Zu viele Zoten, die kaum zünden und eine Inszenierung, die durch abrupte Szenenwechsel viele komische Situationen verpuffen lässt, machen dem Film immer wieder zu schaffen. Da trösten auch die launig aufspielenden Darsteller nicht drüber hinweg. Der Versuch ist nichtsdestotrotz bemerkenswert - die Umsetzung leider misslungen. Amüsant mag das Zotenstück einmalig sein, doch der Wiederansehfaktor tendiert gen Null.
Knappe
Teenage Mutant Ninja Turtles
Langweiliges Michael Bay-Spektakel, das im Fahrwasser der "Transformers"-Filme versucht, der jüngsten Generation die Ninja Turtles schmackhaft zu machen. An den Kinokassen durchaus erfolgreich, bleibt der Film unter'm Strich umso fragwürdiger. Klar, die Turtles sehen ziemlich cool aus und die Sprüche mögen manchmal durchaus für amüsante Momente sorgen, doch gestaltet sich der Film nach schleppendem Beginn als so vorhersehbar wie beliebig. Gerade April O'Neal wird von Megan Fox so uninspiriert verkörpert, dass ihre Rolle als zentrales Element des Filmes komplett versagt. Warum man hier den Turtles so wenig Raum bietet, bleibt ein Rätsel. Dass die Geschichte kaum mehr als ein Aufhänger für aberwitzige Actionsequenzen ist - geschenkt. Doch gerade die Actionsequenzen bleiben hinter den Erwartungen zurück, da man offenbar eher versucht war, inszenatorisch an die "Transformers"-Filme anzuschließen. Zwar macht die Jagd durch den Schnee ziemlich viel Spaß (gerade auch, weil die Turtles hier endlich mal los legen dürfen), doch verkommt der eigentliche Showdown zur bloßen Spektakelshow, die am Geiste der Turtles vorbei geht. So kann der Film nicht mal jenen Nostalgikern empfohlen werden, die sich durch den Film einen kleinen Zeitsprung in die Jugend erhofft haben.
Red Hill
Red Hill ist cineastischer Drehpunkt von allerlei Genre-Zitaten, die launig Elemente des (Neo-)Westerns mit denen eines Mysterystreifens variieren. Die schönen Landschaftsaufnahmen im Outback werden stilistisch sinnvoll in die Handlung implementiert, sodass sich eine in manchen Momenten geradezu schwelgerische Anmut auftut. Sei es nun ein Kniefall vor der Landschaft oder dem Genre, dieser Film huldigt beidem. Zwar mag sich das Drehbuch die ein oder andere Schwäche erlauben, dem Sehgenuss trübt dies jedoch kaum, sodass "Red Hill" ein guter, stringenter Film geworden ist.
Drecksau
Die bisher einzige als gelungen zu bezeichnende Walsh-Verfilmung "Trainspotting" war schon nicht das, was man gemeinhin als massenkonform bezeichnen würde. Das liegt in der Natur des Stoffes, denn die Romane von Irvine Walsh gelten als schonungs- und zügellos und oftmals als sehr schwer auf Zelluloid transformierbar. Dennoch erblickten immer wieder minder gelungene Verfilmungen das Licht der Welt. Auch "Drecksau" ließe sich dem schnell unterordnen, wenn nicht zwei Faktoren bestehen würden: Zum einen schafft es Regisseur Baird vortrefflich, eine beeindruckende Stimmung zu generieren und hat zum anderen mit James McAvoy einen klaren Joker auf der Hand, der ungemein zur Qualität des gesamten Filmes beisteuert. Was auf den ersten Blick wie eine weitere schwarze Komödie aus britischen Gefilden anmutet, entblößt sich ganz schnell als Grenzen überschreitendes filmisches Konglomerat aus hartem Drama mit surrealen Zügen. Gerade im letzten Drittel lassen sich verschiedene Metaebenen kaum auseinander halten, bei denen tief in die Psyche des Hauptcharakters eingedrungen wird. McAvoy bildet dabei den Dreh- und Angelpunkt. Anfangs wirkt er noch wie die titelgebende Drecksau, die alles und jeden nieder machen möchte (auch wenn die Beweggründe hier noch nicht allzu klar sind), doch nach und nach bröckelt die Fassade und eine tragische Figur kommt zum Vorschein. Dass der Film dabei eine Konsequenz beweist, die manch einem vor den Kopf stoßen wird, sollte eindeutig als große Qualität dieses sicher nicht einfachen Filmes gewertet werden.
Zweite Regiearbeit der Brüder nach ihrem grandiosen Erstlingswerk "Blood Simple". Man wollte sich merklich vom ersten Film abheben und formte deshalb eine Komödie, die in ihrer Ausrichtung immer wieder ins Alberne abdriftet und manches Gemüt in ihrer Aufgeregtheit etwas überfordern dürfte. Nichtsdestoweniger lässt sich hier eine handwerkliche Perfektion erkennen, die durch denkwürdige Szenen (die Entführung des Babys, oder die Jagd durch die Straßen und die Häuser, die auch bereits bei den "Simpsons" zitiert wurde) noch unterstrichen wird. Mit Nic Cage konnte auch ein namhafter und die Rolle durchaus famos ausfüllender Mime gewonnen werden. Mit Holly Hunter und John Goodman wurden auch die weiteren (Haupt-)Rollen treffend besetzt. Erzählerisch geben sich die Coens auch hier keine Blöße und lassen Albernheiten immer wieder auf tiefschürfende Narrationen des Hauptcharakters treffen. Gerade das comichaft Überdrehte wirkt dabei manchmal etwas zu aufgesetzt und verpasst dem Film eine eigensinnige Note, die es einem nicht immer einfach macht.
Fargo - Staffel 1
Gerade das momentan immer noch anhaltende Hoch in der Serienlandschaft mag manch einem dazu verleiten, diese Kuh so lange zu melken wie es halt nur geht. Dass infolgedessen Serien das Licht der Welt erblicken, die qualitativ eher als Resteverwertung durchgehen, liegt in der Natur der Sache. So verwundert es auch kaum, dass es zur Zeit immer mehr Serien gibt, die mehr oder minder lose auf einen Kinofilm basieren und dessen Handlung auf Serien-Niveau aufzublähen versuchen (u.a. auch "From Dusk Till Dawn"). Auch "Fargo" versucht sich an diesem Konzept. Macht dabei aber genau das richtig, was dabei oftmals kritisiert wird. Die Serie hat sinnigerweise den Titel des Originalfilmes adaptiert und atmet eindeutig dessen Atmosphäre, schafft es aber im gleichen Atemzug sich vom Original zu emanzipieren und eine ganz eigene Geschichte zu erzählen. Die Besetzung kann zudem als eine der besten Serienbesetzungen überhaupt bezeichnet werden. Martin Freeman ist die typische aber nur sinnvolle Neubesetzung der zentralen Figur (im Original von William H. Macy gespielt). Dieser setzt das Schnodderige seiner Rolle mit seiner kongenialen Interpretation herrlich um. Ganz konträr dazu Billy Bob Thornton als das unheimlich Böse, welcher das stille Städtchen in eine vom blutigen Schnee gezeichnete Landschaft verwandelt. Aber auch Allison Tolman und Colin Hanks geben tolle Leistungen ab.
Die Geschichte selbst wurde sinnvoll erweitert und zeigt sich einerseits als Remake, auf der anderen Seite spielt sie mit den Mechanismen eines Spin-Offs, weshalb es trotz eines Zeitsprungs gen Ende der Staffel, zu keinerlei Längen kommt. Erzählerisch wirkt die Serie tatsächlich wie aus einem Guss und eher wie ein zehnstündiger Kinofilm. Dazu trägt auch die Entscheidung bei, die Geschichte als Anthologieserie zu erzählen, weshalb man es bei der zweiten Staffel mit einer völlig neuen Story und neuen Darstellern zu tun hat.
Moneyball - Die Kunst zu gewinnen
Sport auf reine Zahlenspiele herunter zu brechen, mag dem Geiste widersprechen, der den Sport zu dem macht, wofür man ihn feiert. Und das gilt sicherlich nicht nur für den Baseball. Doch dreht sich der Film genau um diese Zahlenspiele, die den Sport vermeintlich für immer verändern sollten. Doch zeigt der Film das genaue Gegenteil. Zwar mag durch detaillierte - von Formeln unterstützte - Analysen manch eine Spielsituation oder eine spezifische Spielerstärke besser erkannt werden, doch ohne den menschlichen Faktor bleibt jede Mannschaft ohne Erfolg. So nüchtern und eigentlich obsolet diese Erkenntnis sein mag, bleibt die Inszenierung des Filmes unaufgeregt, schafft jedoch in den richtigen Momenten eine überraschende Intimität aufzubauen. Und genau dadurch schafft es Miller seinem Film etwas mehr Ausdrucksstärke zu geben als es die zugrunde liegende Geschichte vermag. Brad Pitt und Jonah Hill unterstützen diese Prämisse durch zurückhaltende, aber eindringliche Leistungen. Tendenziell legte Miller mit dem Folgefilm "Foxcatcher" noch einen drauf, und brachte die latente Misere der Charaktere noch detaillierter auf den Punkt.
Desaster
Ein deutscher Film auf den Spuren britischer Gangsterfilme. So lässt sich "Desaster" am besten beschreiben, der filmisch vielleicht nicht das Desaster geworden ist, als das er oftmals bezeichnet wird. Dennoch lassen sich filmische Defizite ausmachen, die den Sehgenuss deutlich trüben. Zwar streift der Film immer wieder tiefschwarze Gefilde, entwickelt sich in seinen besten Momenten zu einem lustigen kammerspielartigen Gangsterfilm, doch gehen die Trefferraten der Gags zu oft in den Keller. Zu viele Zoten, die kaum zünden und eine Inszenierung, die durch abrupte Szenenwechsel viele komische Situationen verpuffen lässt, machen dem Film immer wieder zu schaffen. Da trösten auch die launig aufspielenden Darsteller nicht drüber hinweg. Der Versuch ist nichtsdestotrotz bemerkenswert - die Umsetzung leider misslungen. Amüsant mag das Zotenstück einmalig sein, doch der Wiederansehfaktor tendiert gen Null.
Knappe
Teenage Mutant Ninja Turtles
Langweiliges Michael Bay-Spektakel, das im Fahrwasser der "Transformers"-Filme versucht, der jüngsten Generation die Ninja Turtles schmackhaft zu machen. An den Kinokassen durchaus erfolgreich, bleibt der Film unter'm Strich umso fragwürdiger. Klar, die Turtles sehen ziemlich cool aus und die Sprüche mögen manchmal durchaus für amüsante Momente sorgen, doch gestaltet sich der Film nach schleppendem Beginn als so vorhersehbar wie beliebig. Gerade April O'Neal wird von Megan Fox so uninspiriert verkörpert, dass ihre Rolle als zentrales Element des Filmes komplett versagt. Warum man hier den Turtles so wenig Raum bietet, bleibt ein Rätsel. Dass die Geschichte kaum mehr als ein Aufhänger für aberwitzige Actionsequenzen ist - geschenkt. Doch gerade die Actionsequenzen bleiben hinter den Erwartungen zurück, da man offenbar eher versucht war, inszenatorisch an die "Transformers"-Filme anzuschließen. Zwar macht die Jagd durch den Schnee ziemlich viel Spaß (gerade auch, weil die Turtles hier endlich mal los legen dürfen), doch verkommt der eigentliche Showdown zur bloßen Spektakelshow, die am Geiste der Turtles vorbei geht. So kann der Film nicht mal jenen Nostalgikern empfohlen werden, die sich durch den Film einen kleinen Zeitsprung in die Jugend erhofft haben.
Red Hill
Red Hill ist cineastischer Drehpunkt von allerlei Genre-Zitaten, die launig Elemente des (Neo-)Westerns mit denen eines Mysterystreifens variieren. Die schönen Landschaftsaufnahmen im Outback werden stilistisch sinnvoll in die Handlung implementiert, sodass sich eine in manchen Momenten geradezu schwelgerische Anmut auftut. Sei es nun ein Kniefall vor der Landschaft oder dem Genre, dieser Film huldigt beidem. Zwar mag sich das Drehbuch die ein oder andere Schwäche erlauben, dem Sehgenuss trübt dies jedoch kaum, sodass "Red Hill" ein guter, stringenter Film geworden ist.
Drecksau
Die bisher einzige als gelungen zu bezeichnende Walsh-Verfilmung "Trainspotting" war schon nicht das, was man gemeinhin als massenkonform bezeichnen würde. Das liegt in der Natur des Stoffes, denn die Romane von Irvine Walsh gelten als schonungs- und zügellos und oftmals als sehr schwer auf Zelluloid transformierbar. Dennoch erblickten immer wieder minder gelungene Verfilmungen das Licht der Welt. Auch "Drecksau" ließe sich dem schnell unterordnen, wenn nicht zwei Faktoren bestehen würden: Zum einen schafft es Regisseur Baird vortrefflich, eine beeindruckende Stimmung zu generieren und hat zum anderen mit James McAvoy einen klaren Joker auf der Hand, der ungemein zur Qualität des gesamten Filmes beisteuert. Was auf den ersten Blick wie eine weitere schwarze Komödie aus britischen Gefilden anmutet, entblößt sich ganz schnell als Grenzen überschreitendes filmisches Konglomerat aus hartem Drama mit surrealen Zügen. Gerade im letzten Drittel lassen sich verschiedene Metaebenen kaum auseinander halten, bei denen tief in die Psyche des Hauptcharakters eingedrungen wird. McAvoy bildet dabei den Dreh- und Angelpunkt. Anfangs wirkt er noch wie die titelgebende Drecksau, die alles und jeden nieder machen möchte (auch wenn die Beweggründe hier noch nicht allzu klar sind), doch nach und nach bröckelt die Fassade und eine tragische Figur kommt zum Vorschein. Dass der Film dabei eine Konsequenz beweist, die manch einem vor den Kopf stoßen wird, sollte eindeutig als große Qualität dieses sicher nicht einfachen Filmes gewertet werden.
Mit freundlichem Gruß
LivingDead
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Automata
Was wie ein in der dystopischen Zukunft angesiedelter Film-Noir beginnt und damit deutliche Assoziationen an "Blade Runner" hervorruft, entwickelt sich schnell zu einer Geschichte, die mit ihren Fragen zur Künstlichen Intelligenz stark an Isaac Asimov und somit "I, Robot" erinnert. Dass sich Gabe Ibáñez sehr mit dem Thema beschäftigt hat, merkt man dem Film in seinen besten Momenten an. Jedoch verliert "Automata" mit voran schreitender Laufzeit immer mehr an Wirkung und das Ende zeigt sich in Anbetracht der Schwere des Stoffes als ziemlich einfache und beliebige Lösung. Da hätte man durchaus mehr liefern müssen, da der Film nach dem Abspann somit ziemlich schnell vergessen sein wird und seine inhaltlichen Defizite auch nicht durch Schauwerte auszugleichen versteht, wenn auch der Film zumindest optisch als gelungen zu bezeichnen ist.
Moon
Sehr atmosphärischer und in gewisser Weise auch klaustrophobischer Streifen, der seine Pointe leider aber zu früh verspielt und danach einiges an Intensität verliert. Doch verdient Kevin Spacey als HAL 9000-ähnlicher Roboter ein großes Lob, weil gerade durch diesen eine große Unsicherheit mitschwingt (der Smiley ist grandios), bei der bis kurz vor Ende nie wirklich klar wird, welches Ziel er tatsächlich verfolgt. Nichtsdestoweniger wirft der Film immer wieder grundlegende existenzialistische Fragen auf, die auch nach dem Abspann noch nachhallen. Doch wird das Potenzial der Geschichte nie zur Gänze ausgeschöpft. Inszenatorisch gibt man sich keine Blöße.
Gute
Fargo - Staffel 2
Schon die erste Staffel war das, was man gemeinhin als meisterhaft bezeichnen würde. Produziert von den Coen-Brüdern versprühte die Serie das gleiche atmosphärische und einnehmende Feeling wie das des gleichnamigen Filmes von 1996, ohne jedoch eine bloße Kopie zu sein. Die zweite Staffel musste sich natürlich daran messen und schafft es, sich nicht nur von dem Kinofilm zu emanzipieren, sondern als eigenständige Staffel sogar die erste zu übertrumpfen. Und das liegt - um es einmal vorweg zu nehmen - nicht an der Geschichte, die erzählt wird, sondern an dem, WIE sie erzählt wird. Im Gegensatz zur ersten Staffel bezieht man sich nicht auf eine handvoll Charaktere, die ins Zentrum gerückt werden, sondern hier geht es um (Gangster-)Familien, die ihre Kriege im Kleinen wie im Großen auszutragen haben. Damit geht der Staffel zwar etwas Intimität verloren, die der ersten Staffel durch einen hervorragenden Martin Freeman und Billy Bob Thornton als teuflischer Antagonist vorbehalten waren, doch gewinnt diese Staffel damit an anderer Stelle. Durch die komplexeren Strukturen erlaubt man sich durchaus mehr Freiheiten. Seien es die Drehbuchautoren oder die Regisseure, die hier Hand in Hand gingen und sich gegenseitig offenbar zu Höhenflügen motivierten, die Inszenierung kann infolgedessen als so ziemlich das innovativste und beste bezeichnet werden, was ich seit langer Zeit im TV-Bereich gesehen habe. Irrwitzige Szenen und Dialoge, die an Tarantino erinnern oder eben an die Coen-Brüder, Splitscreen-Effekte, ein vortrefflicher Soundtrack und immer wieder kuriose Regieeinfälle und absurde Szenenmontagen, lassen jede Folge zu einem Highlight für sich werden.
Doch was die Staffel letztlich so herausragend macht, ist der Mut, den Geist der Coens mit aufzunehmen. Man denke einmal an "Barton Fink", in dem plötzlich die Fiktion innerhalb der Geschichte zur dargestellten Realität wurde. "Fargo" wird damit im letzten Drittel sicherlich den ein oder anderen Zuschauer verstören (Spoiler will ich an dieser Stelle nicht bringen), doch erkennen die Drehbuchautoren an, dass die Geschichte eine Geschichte ist und lassen das obligatorische "Die Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten..." zu einer Absurdität werden, die in einer speziellen Folge zu einer Spitze getrieben wird, die nur dadurch gebrochen wird, dass gerade Martin Freeman eine Folge vorher aus einem Buch über die Geschehnisse rund um Fargo vorliest, als sei dies ein Märchen (natürlich sind die Bilder gemalt und keine echten Fotos). Damit funktioniert "Fargo" nicht nur als Geschichten erzählende Serie, sondern auch als Serie über das Geschichten erzählen. Immer wieder halten die Charaktere inne und erzählen eine Anekdote aus ihrem Leben. Oft bleibt die Kamera auf einem laufenden Fernsehbildschirm stehen und taucht hinein und lässt den gezeigten Film zu einem Film im Film werden, nur um ein paar Szenen weiter für einen Darsteller zur Realität zu werden. Und auch die Charaktere selbst können nur Teil einer Geschichte sein. So verhalten sich die Polizisten so blöde, dass dies nur einer Anekdote eines einfältigen Bewohners einer Kleinstadt aus Minnesota entsprungen sein muss. Damit funktioniert "Fargo" auf Meta-Ebenen, die bisher im Seriensektor nur unterschwellig fungierten und hier einem "Barton Fink" durchaus Konkurrenz machen. Eine grandiose Serie, bei der ich absolut keine Ahnung habe, wohin uns eine dritte Staffel noch führen könnte. Aber ich will es schnellstmöglich wissen!
Was wie ein in der dystopischen Zukunft angesiedelter Film-Noir beginnt und damit deutliche Assoziationen an "Blade Runner" hervorruft, entwickelt sich schnell zu einer Geschichte, die mit ihren Fragen zur Künstlichen Intelligenz stark an Isaac Asimov und somit "I, Robot" erinnert. Dass sich Gabe Ibáñez sehr mit dem Thema beschäftigt hat, merkt man dem Film in seinen besten Momenten an. Jedoch verliert "Automata" mit voran schreitender Laufzeit immer mehr an Wirkung und das Ende zeigt sich in Anbetracht der Schwere des Stoffes als ziemlich einfache und beliebige Lösung. Da hätte man durchaus mehr liefern müssen, da der Film nach dem Abspann somit ziemlich schnell vergessen sein wird und seine inhaltlichen Defizite auch nicht durch Schauwerte auszugleichen versteht, wenn auch der Film zumindest optisch als gelungen zu bezeichnen ist.
Moon
Sehr atmosphärischer und in gewisser Weise auch klaustrophobischer Streifen, der seine Pointe leider aber zu früh verspielt und danach einiges an Intensität verliert. Doch verdient Kevin Spacey als HAL 9000-ähnlicher Roboter ein großes Lob, weil gerade durch diesen eine große Unsicherheit mitschwingt (der Smiley ist grandios), bei der bis kurz vor Ende nie wirklich klar wird, welches Ziel er tatsächlich verfolgt. Nichtsdestoweniger wirft der Film immer wieder grundlegende existenzialistische Fragen auf, die auch nach dem Abspann noch nachhallen. Doch wird das Potenzial der Geschichte nie zur Gänze ausgeschöpft. Inszenatorisch gibt man sich keine Blöße.
Gute
Fargo - Staffel 2
Schon die erste Staffel war das, was man gemeinhin als meisterhaft bezeichnen würde. Produziert von den Coen-Brüdern versprühte die Serie das gleiche atmosphärische und einnehmende Feeling wie das des gleichnamigen Filmes von 1996, ohne jedoch eine bloße Kopie zu sein. Die zweite Staffel musste sich natürlich daran messen und schafft es, sich nicht nur von dem Kinofilm zu emanzipieren, sondern als eigenständige Staffel sogar die erste zu übertrumpfen. Und das liegt - um es einmal vorweg zu nehmen - nicht an der Geschichte, die erzählt wird, sondern an dem, WIE sie erzählt wird. Im Gegensatz zur ersten Staffel bezieht man sich nicht auf eine handvoll Charaktere, die ins Zentrum gerückt werden, sondern hier geht es um (Gangster-)Familien, die ihre Kriege im Kleinen wie im Großen auszutragen haben. Damit geht der Staffel zwar etwas Intimität verloren, die der ersten Staffel durch einen hervorragenden Martin Freeman und Billy Bob Thornton als teuflischer Antagonist vorbehalten waren, doch gewinnt diese Staffel damit an anderer Stelle. Durch die komplexeren Strukturen erlaubt man sich durchaus mehr Freiheiten. Seien es die Drehbuchautoren oder die Regisseure, die hier Hand in Hand gingen und sich gegenseitig offenbar zu Höhenflügen motivierten, die Inszenierung kann infolgedessen als so ziemlich das innovativste und beste bezeichnet werden, was ich seit langer Zeit im TV-Bereich gesehen habe. Irrwitzige Szenen und Dialoge, die an Tarantino erinnern oder eben an die Coen-Brüder, Splitscreen-Effekte, ein vortrefflicher Soundtrack und immer wieder kuriose Regieeinfälle und absurde Szenenmontagen, lassen jede Folge zu einem Highlight für sich werden.
Doch was die Staffel letztlich so herausragend macht, ist der Mut, den Geist der Coens mit aufzunehmen. Man denke einmal an "Barton Fink", in dem plötzlich die Fiktion innerhalb der Geschichte zur dargestellten Realität wurde. "Fargo" wird damit im letzten Drittel sicherlich den ein oder anderen Zuschauer verstören (Spoiler will ich an dieser Stelle nicht bringen), doch erkennen die Drehbuchautoren an, dass die Geschichte eine Geschichte ist und lassen das obligatorische "Die Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten..." zu einer Absurdität werden, die in einer speziellen Folge zu einer Spitze getrieben wird, die nur dadurch gebrochen wird, dass gerade Martin Freeman eine Folge vorher aus einem Buch über die Geschehnisse rund um Fargo vorliest, als sei dies ein Märchen (natürlich sind die Bilder gemalt und keine echten Fotos). Damit funktioniert "Fargo" nicht nur als Geschichten erzählende Serie, sondern auch als Serie über das Geschichten erzählen. Immer wieder halten die Charaktere inne und erzählen eine Anekdote aus ihrem Leben. Oft bleibt die Kamera auf einem laufenden Fernsehbildschirm stehen und taucht hinein und lässt den gezeigten Film zu einem Film im Film werden, nur um ein paar Szenen weiter für einen Darsteller zur Realität zu werden. Und auch die Charaktere selbst können nur Teil einer Geschichte sein. So verhalten sich die Polizisten so blöde, dass dies nur einer Anekdote eines einfältigen Bewohners einer Kleinstadt aus Minnesota entsprungen sein muss. Damit funktioniert "Fargo" auf Meta-Ebenen, die bisher im Seriensektor nur unterschwellig fungierten und hier einem "Barton Fink" durchaus Konkurrenz machen. Eine grandiose Serie, bei der ich absolut keine Ahnung habe, wohin uns eine dritte Staffel noch führen könnte. Aber ich will es schnellstmöglich wissen!
Mit freundlichem Gruß
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Best Exotic Marigold Hotel
Indien als fernöstliches, farbenfrohes Land. So gaukelt es einem die Tourismusindustrie vor. Auch die lebensnahen Charaktere dieses Filmes, die Regisseur Madden hier in einen Topf, bzw. ein Hotel wirft, gehen unter dieser Prämisse in das ferne Land, um einen Neuanfang zu wagen. Was böte sich da besser an als Indien? Doch werden sie vorerst mit der Realität konfrontiert. Ohne jedoch in die Falle zu tappen, Indien zu sehr zu romantisieren (es gibt immer wieder ein paar Ausflüge in jene Viertel, die von der britischen Kolonialherrschaft gezeichnet sind), erschafft Madden mit dem Film einen leichtfüßigen, lebensbejahenden Ausflug in eine ferne Kultur, die der unseren manchmal gar nicht unähnlich erscheint. Dennoch sollte man sich nicht zu sehr auf die Darstellung Indiens versteifen, denn im Zentrum stehen eindeutig die betagten britischen Schauspielgrößen, die hier jünger und frischer denn je agieren. Demgegenüber zeigt sich Dev Patel ehrfürchtig, macht dies aber durch eine offensive Interpretation seiner Rolle wieder wett. Auch wenn es immer wieder melancholische Momente gibt, so versucht der Film gar nicht erst, zu viel Wehmut aufkommen zu lassen. Die Message, dass es niemals zu spät für Veränderungen ist, ist allgegenwärtig. Ein Film, der sich wie ein zweistündiger Urlaub anfühlt.
Man of Tai Chi
Das Storygerüst erinnert fatal an stereotype 80er-Jahre-Klopper. Doch Keanu Reeves beweist ein sicheres Händchen hinter der Kamera und weiß inszenatorisch vor allem in den Kampfszenen zu beeindrucken, die in ihren besten Momenten wuchtig und von Hauptdarsteller Tiger Hu Chen mit vollem Körpereinsatz dargestellt werden. Leider greift man mit zunehmender Laufzeit immer mehr auf unnötige Wirework-Einlagen zurück. Der Showdown bleibt ebenfalls deutlich hinter den Erwartungen, vor allem weil Iko Uwai's ("The Raid") Auftritt nicht über einen Cameo hinaus geht. Der obligatorische finale Kampf mit Keanu Reeves ist ebenfalls enttäuschend, was dann vor allem an Reeves selbst liegt, der Tiger doch sichtlich unterlegen ist. Nichtsdestotrotz hat der Film seine Stärken vor allem im ersten Drittel. Die Darstellung Chen Lin-Hu's, einerseits eine Karriere im Martial-Arts machen zu wollen, auf der anderen Seite mit diversen Jobs irgendwie über die Runden zu kommen, macht die Sogwirkung der Untergrund-Kämpfe durchaus glaubwürdig. Keanu Reeves gibt den diabolischen Bösewicht solide (seine etwas steife Mimik passt da doch hervorragend) und die Wandlung Chen's infolge der gnadenlosen Kämpfe ist interessant, wenn auch etwas grobschlächtig, dargestellt. Ein unterhaltsamer Streifen und für Martial-Arts-Fans eh empfehlenswert.
The Bling Ring
Sofia Coppola hat ein Faible für Menschen, die auf der Suche nach dem Sinn ihres Seins sind. Dabei ist eine richtige Geschichte kaum notwendig, um die Figuren auf ihre Reise in ihr inneres Ich zu schicken. Basierend auf einen Vanity Fair-Artikel über den "Bling-Ring", einer Jugendgang, die in die Villen diverser Stars (u.a. Paris Hilton) einbrach, bietet der Stoff offenbar genug Potenzial für Coppola, um einen abendfüllenden Spielfilm daraus zu konzipieren. Letztlich gilt für den Film das gleiche wie für die Jugendlichen, um die es geht: Mehr Schein als Sein. Denn optisch und akustisch gelingt Coppola ein hübsch anzuschauender Streifen. Die Kamera suhlt sich regelrecht in den rauschartig inszenierten Orgien in Form von Schuhen, lauter Musik, Nobelkarossen und ganz viel teurer Designer-Mode. Dabei tappt sie leider zu schnell in die Falle von unnötiger Repetition. Denn trotz des Versuches, zum Ende eine kleine Pointe zu schaffen, bleibt nicht mehr als die Erkenntnis, dass es sich um Jugendliche handelt, die ihr ganzes Sein nur auf die Darstellung nach außen auslegen. Immer wieder werden Fotos geschossen, auf Facebook veröffentlicht und stundenlang vor dem Spiegel Outfits anprobiert. Seltene Szenen, wie die, als eine Protagonistin eine Waffe findet und infolgedessen die Fassade einer eingeschworenen Gruppe bröckelt, sind selten und fallen etwas aus dem Konzept. Sofia Coppola gelang somit ein hübscher, aber leider zu belangloser Film, der als ironische Momentaufnahme einer Generation gerade noch etwas taugt.
Zwei vom alten Schlag
Natürlich kommen sofort Assoziationen zu Stallones Auftritt in "Rocky Balboa" auf und so ganz kann er sich von seiner Rolle auch nicht lösen. Doch nimmt der Film seine Stärken aus dem Zusammenspiel zwischen Stallone und De Niro, die hiermit beide auch ihre filmographischen Ausflüge in den Boxersport resümieren. Der Ton, der dabei angeschlagen wird, ist erwartungsgemäß heiter. Jedoch werden platte Witzchen vermieden (die auf's Alter sind eh unvermeidlich) und der ein oder andere etwas tiefer gehende Unterton ist auch vorhanden, die die Intentionen der verfeindeten Parteien durchaus glaubhaft abbildet. Im Gegenzug zu einem "Rocky Balboa" bildet der Sport hier nur eine Plattform, um einen ganz persönlichen Zwist der beiden Protagonisten abzubilden. Der finale Fight kann dann jedoch nur noch als Bestandsaufnahme des im Vorfeld Gesagten dienen.
Ein lustiger und sehr unterhaltsamer Film, der gerade für Fans viele tolle Details zu offenbaren versteht.
Everest
Viel Neues vermag dieses Bergsteigerdrama dem Genre auch nicht abzugewinnen. Doch lassen sich Stärken vor allem in den grandiosen Naturaufnahmen, einem bis in die Nebenrollen namhaft besetzten Cast und in dem Willen erkennen, einen auf der einen Seite unterhaltsamen, auf der anderen jedoch möglichst realitätsnahen Film abzuliefern, der das Bergsteigen mit all seiner Härte spürbar macht, ohne auf den schnellen Effekt hinzuarbeiten. Das gelingt Baltasar Kormákur dadurch, dass er seinen Protagonisten einen lebensechten Rahmen gibt (durch die Telefonate in die Heimat wird dies noch unterstrichen), womit sämtliche Motive nachvollziehbar und glaubwürdig werden. Dass das Ableben einiger Protagonisten infolgedessen völlig unaufgeregt vonstatten geht, ist dann dem nahen Bezug zur Realität zu verdanken und macht die Geschehnisse nur umso tragischer. Durch die tollen Aufnahmen des Mount Everest und einer guten Effektarbeit, kann "Everest" auch als Schauwerte bietendes Spektakel verstanden werden. Kormákur findet immer die richtige Balance zwischen den beiden Elementen, wodurch der Film als eindringliches Bergsteigerdrama durchaus gelungen ist.
Indien als fernöstliches, farbenfrohes Land. So gaukelt es einem die Tourismusindustrie vor. Auch die lebensnahen Charaktere dieses Filmes, die Regisseur Madden hier in einen Topf, bzw. ein Hotel wirft, gehen unter dieser Prämisse in das ferne Land, um einen Neuanfang zu wagen. Was böte sich da besser an als Indien? Doch werden sie vorerst mit der Realität konfrontiert. Ohne jedoch in die Falle zu tappen, Indien zu sehr zu romantisieren (es gibt immer wieder ein paar Ausflüge in jene Viertel, die von der britischen Kolonialherrschaft gezeichnet sind), erschafft Madden mit dem Film einen leichtfüßigen, lebensbejahenden Ausflug in eine ferne Kultur, die der unseren manchmal gar nicht unähnlich erscheint. Dennoch sollte man sich nicht zu sehr auf die Darstellung Indiens versteifen, denn im Zentrum stehen eindeutig die betagten britischen Schauspielgrößen, die hier jünger und frischer denn je agieren. Demgegenüber zeigt sich Dev Patel ehrfürchtig, macht dies aber durch eine offensive Interpretation seiner Rolle wieder wett. Auch wenn es immer wieder melancholische Momente gibt, so versucht der Film gar nicht erst, zu viel Wehmut aufkommen zu lassen. Die Message, dass es niemals zu spät für Veränderungen ist, ist allgegenwärtig. Ein Film, der sich wie ein zweistündiger Urlaub anfühlt.
Man of Tai Chi
Das Storygerüst erinnert fatal an stereotype 80er-Jahre-Klopper. Doch Keanu Reeves beweist ein sicheres Händchen hinter der Kamera und weiß inszenatorisch vor allem in den Kampfszenen zu beeindrucken, die in ihren besten Momenten wuchtig und von Hauptdarsteller Tiger Hu Chen mit vollem Körpereinsatz dargestellt werden. Leider greift man mit zunehmender Laufzeit immer mehr auf unnötige Wirework-Einlagen zurück. Der Showdown bleibt ebenfalls deutlich hinter den Erwartungen, vor allem weil Iko Uwai's ("The Raid") Auftritt nicht über einen Cameo hinaus geht. Der obligatorische finale Kampf mit Keanu Reeves ist ebenfalls enttäuschend, was dann vor allem an Reeves selbst liegt, der Tiger doch sichtlich unterlegen ist. Nichtsdestotrotz hat der Film seine Stärken vor allem im ersten Drittel. Die Darstellung Chen Lin-Hu's, einerseits eine Karriere im Martial-Arts machen zu wollen, auf der anderen Seite mit diversen Jobs irgendwie über die Runden zu kommen, macht die Sogwirkung der Untergrund-Kämpfe durchaus glaubwürdig. Keanu Reeves gibt den diabolischen Bösewicht solide (seine etwas steife Mimik passt da doch hervorragend) und die Wandlung Chen's infolge der gnadenlosen Kämpfe ist interessant, wenn auch etwas grobschlächtig, dargestellt. Ein unterhaltsamer Streifen und für Martial-Arts-Fans eh empfehlenswert.
The Bling Ring
Sofia Coppola hat ein Faible für Menschen, die auf der Suche nach dem Sinn ihres Seins sind. Dabei ist eine richtige Geschichte kaum notwendig, um die Figuren auf ihre Reise in ihr inneres Ich zu schicken. Basierend auf einen Vanity Fair-Artikel über den "Bling-Ring", einer Jugendgang, die in die Villen diverser Stars (u.a. Paris Hilton) einbrach, bietet der Stoff offenbar genug Potenzial für Coppola, um einen abendfüllenden Spielfilm daraus zu konzipieren. Letztlich gilt für den Film das gleiche wie für die Jugendlichen, um die es geht: Mehr Schein als Sein. Denn optisch und akustisch gelingt Coppola ein hübsch anzuschauender Streifen. Die Kamera suhlt sich regelrecht in den rauschartig inszenierten Orgien in Form von Schuhen, lauter Musik, Nobelkarossen und ganz viel teurer Designer-Mode. Dabei tappt sie leider zu schnell in die Falle von unnötiger Repetition. Denn trotz des Versuches, zum Ende eine kleine Pointe zu schaffen, bleibt nicht mehr als die Erkenntnis, dass es sich um Jugendliche handelt, die ihr ganzes Sein nur auf die Darstellung nach außen auslegen. Immer wieder werden Fotos geschossen, auf Facebook veröffentlicht und stundenlang vor dem Spiegel Outfits anprobiert. Seltene Szenen, wie die, als eine Protagonistin eine Waffe findet und infolgedessen die Fassade einer eingeschworenen Gruppe bröckelt, sind selten und fallen etwas aus dem Konzept. Sofia Coppola gelang somit ein hübscher, aber leider zu belangloser Film, der als ironische Momentaufnahme einer Generation gerade noch etwas taugt.
Zwei vom alten Schlag
Natürlich kommen sofort Assoziationen zu Stallones Auftritt in "Rocky Balboa" auf und so ganz kann er sich von seiner Rolle auch nicht lösen. Doch nimmt der Film seine Stärken aus dem Zusammenspiel zwischen Stallone und De Niro, die hiermit beide auch ihre filmographischen Ausflüge in den Boxersport resümieren. Der Ton, der dabei angeschlagen wird, ist erwartungsgemäß heiter. Jedoch werden platte Witzchen vermieden (die auf's Alter sind eh unvermeidlich) und der ein oder andere etwas tiefer gehende Unterton ist auch vorhanden, die die Intentionen der verfeindeten Parteien durchaus glaubhaft abbildet. Im Gegenzug zu einem "Rocky Balboa" bildet der Sport hier nur eine Plattform, um einen ganz persönlichen Zwist der beiden Protagonisten abzubilden. Der finale Fight kann dann jedoch nur noch als Bestandsaufnahme des im Vorfeld Gesagten dienen.
Ein lustiger und sehr unterhaltsamer Film, der gerade für Fans viele tolle Details zu offenbaren versteht.
Everest
Viel Neues vermag dieses Bergsteigerdrama dem Genre auch nicht abzugewinnen. Doch lassen sich Stärken vor allem in den grandiosen Naturaufnahmen, einem bis in die Nebenrollen namhaft besetzten Cast und in dem Willen erkennen, einen auf der einen Seite unterhaltsamen, auf der anderen jedoch möglichst realitätsnahen Film abzuliefern, der das Bergsteigen mit all seiner Härte spürbar macht, ohne auf den schnellen Effekt hinzuarbeiten. Das gelingt Baltasar Kormákur dadurch, dass er seinen Protagonisten einen lebensechten Rahmen gibt (durch die Telefonate in die Heimat wird dies noch unterstrichen), womit sämtliche Motive nachvollziehbar und glaubwürdig werden. Dass das Ableben einiger Protagonisten infolgedessen völlig unaufgeregt vonstatten geht, ist dann dem nahen Bezug zur Realität zu verdanken und macht die Geschehnisse nur umso tragischer. Durch die tollen Aufnahmen des Mount Everest und einer guten Effektarbeit, kann "Everest" auch als Schauwerte bietendes Spektakel verstanden werden. Kormákur findet immer die richtige Balance zwischen den beiden Elementen, wodurch der Film als eindringliches Bergsteigerdrama durchaus gelungen ist.
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Under the Skin
Ansprechende Mischung aus avantgardistischem Spartenkino mit dem Hang zur Schlichtheit. So bezieht der Film seinen Reiz weniger aus den Fragen nach dem "Warum", als über das bloße Gezeigte. Denn einmal mehr sind es die Bilder, die die Entdeckungstour der Fremden (aus einer anderen Welt) so eindringlich machen. So ähnelt der Film bisweilen einem Coming-of-Age-Drama und lässt einen manchmal auch an "Das fünfte Element" denken. Nebenbei werden immer wieder Versatzstücke des Genrekinos in die Handlung implementiert. Doch widerstrebt Regisseur Glazer einer dem Mainstream verschriebenen Handschrift vehement. Die ruhige Bildsprache, die auch vor minutenlangen Sound- und Bildcollagen nicht zurück schreckt, sowie viele amateurhafte Aufnahmen (mit versteckter Kamera) auf den Straßen Schottlands sind eindeutig experimenteller Natur. Viele ungeklärte Fragen und manch eine ins Nichts verlaufende Szene sollten in Kauf genommen werden, um sich mit diesem Film anfreunden zu können. Wem das gelingt, der kommt in den Genuss eines melancholisch-schönen Filmes, der die Bitternis, aber auch die Schönheit des Lebens durchaus lebhaft abbildet.
Special ID
Einem Drehbuch, das anscheinend während einer etwas ausgedehnteren Kaffeepause zustande kam, steht eine äußerst souveräne Inszenierung gegenüber. Clarence Fok Yiu-leung schafft es somit, in den richtigen Momenten dynamische Szenen zu lancieren, die zumindest temporär über die vielen Drehbuchschwächen hinwegtäuschen. Dazwischen machen sich jedoch immer wieder Längen bemerkbar, und auch die Kampfszenen mögen nicht so ganz überzeugen. Donnie Yen mimt hier ausnahmsweise eine eher lustig geschriebene Figur und so erinnert der Film nicht selten an manch einen Jackie Chan-Klassiker. Dank einem gut aufgelegten Yen und einer temporeichen Inszenierung ist der Film für eingefleischte Yen-Fans gerade noch so akzeptabel. Alle anderen sollten besser nach den zahlreichen gelungeneren Alternativen im Eastern-Genre Ausschau halten.
Dark Skies
Durchaus merkt man den Machern die Absicht an, hier einen Horrorfilm der subtilen Sorte zu liefern, der sich am ehesten mit den Werken eines James Wan vergleichen lässt. Die Figurenkonstellation erinnert bisweilen an Genre-Klassiker wie "Poltergeist" und doch sollte man auch attestieren, dass das (nicht nur im Horror-Genre) abgedroschene Bild der durchschnittlichen Middle-Class-Family auch hier noch zieht, da Regisseur Stewart diese Prämisse um die Folgewirkungen der Wirtschaftskrise erweitert und somit ein ständiges Gefühl der Bedrohung (auch aus dem Innern der Familie heraus) vermittelt. Dass die Familie dadurch immer mehr auseinander zu brechen droht, wird dann durch die Invasoren noch bestärkt. Gerade die Einbindung der misstrauischen Nachbarn lanciert ein paar gelungene Szenen, die die Familie letztlich dazu verleiten, wieder zusammen zu halten, was dann wiederum stark an "Signs" erinnert. Dass das eigentliche Element der Bedrohung, also die außerirdischen Invasoren, dann so beliebig wie aus einer Akte X - Folge entsprungen wirken, lässt den Film letztlich ins Mittelfeld abrutschen. Hier verpasst Stewart es, der durchaus interessanten Grundidee neue Facetten abzugewinnen, womit "Dark Skies" als solider konservativer Horrorfilm taugt, aber es auch keinen Nachteil darstellt, wenn man ihn links liegen lässt.
Sicario
Mit Denis Villeneuve hinter der Kamera durfte man sich immerhin sicher sein, dass die kriegsähnlichen Zustände an der Grenze zwischen den USA und Mexiko einigermaßen differenziert dargestellt werden. Immerhin gibt es schon diverse Filme, die sich mit der Thematik auseinander gesetzt haben. Und tatsächlich gelingt es Villeneuve, dank seiner außerordentlichen Inszenierung, vielen denkwürdigen Szenen, die durch den eindringlichen Soundtrack noch an Intensität gewinnen und einem herausragenden Darstellerensemble, Akzente zu setzen. Gerade die drei Charaktere, die mehr oder minder plakativ jeweils für eine Position figurieren, die jeweils für sich alleine stehend wohl zu einer Katastrophe führen würden, machen durch ihre Zusammenarbeit das große Dilemma der Zustände in Mexiko greifbarer. Emily Blunt steht dabei für die moralische Instanz und ist somit auch Mittelpunkt, als auch Identifikationsfigur für den Zuschauer. Einmal mehr beweist Blunt dabei eine große Wandlungsfähigkeit, bei der sie sich hier auch neben den rau geschriebenen Männerrollen bewährt.
Ansprechende Mischung aus avantgardistischem Spartenkino mit dem Hang zur Schlichtheit. So bezieht der Film seinen Reiz weniger aus den Fragen nach dem "Warum", als über das bloße Gezeigte. Denn einmal mehr sind es die Bilder, die die Entdeckungstour der Fremden (aus einer anderen Welt) so eindringlich machen. So ähnelt der Film bisweilen einem Coming-of-Age-Drama und lässt einen manchmal auch an "Das fünfte Element" denken. Nebenbei werden immer wieder Versatzstücke des Genrekinos in die Handlung implementiert. Doch widerstrebt Regisseur Glazer einer dem Mainstream verschriebenen Handschrift vehement. Die ruhige Bildsprache, die auch vor minutenlangen Sound- und Bildcollagen nicht zurück schreckt, sowie viele amateurhafte Aufnahmen (mit versteckter Kamera) auf den Straßen Schottlands sind eindeutig experimenteller Natur. Viele ungeklärte Fragen und manch eine ins Nichts verlaufende Szene sollten in Kauf genommen werden, um sich mit diesem Film anfreunden zu können. Wem das gelingt, der kommt in den Genuss eines melancholisch-schönen Filmes, der die Bitternis, aber auch die Schönheit des Lebens durchaus lebhaft abbildet.
Special ID
Einem Drehbuch, das anscheinend während einer etwas ausgedehnteren Kaffeepause zustande kam, steht eine äußerst souveräne Inszenierung gegenüber. Clarence Fok Yiu-leung schafft es somit, in den richtigen Momenten dynamische Szenen zu lancieren, die zumindest temporär über die vielen Drehbuchschwächen hinwegtäuschen. Dazwischen machen sich jedoch immer wieder Längen bemerkbar, und auch die Kampfszenen mögen nicht so ganz überzeugen. Donnie Yen mimt hier ausnahmsweise eine eher lustig geschriebene Figur und so erinnert der Film nicht selten an manch einen Jackie Chan-Klassiker. Dank einem gut aufgelegten Yen und einer temporeichen Inszenierung ist der Film für eingefleischte Yen-Fans gerade noch so akzeptabel. Alle anderen sollten besser nach den zahlreichen gelungeneren Alternativen im Eastern-Genre Ausschau halten.
Dark Skies
Durchaus merkt man den Machern die Absicht an, hier einen Horrorfilm der subtilen Sorte zu liefern, der sich am ehesten mit den Werken eines James Wan vergleichen lässt. Die Figurenkonstellation erinnert bisweilen an Genre-Klassiker wie "Poltergeist" und doch sollte man auch attestieren, dass das (nicht nur im Horror-Genre) abgedroschene Bild der durchschnittlichen Middle-Class-Family auch hier noch zieht, da Regisseur Stewart diese Prämisse um die Folgewirkungen der Wirtschaftskrise erweitert und somit ein ständiges Gefühl der Bedrohung (auch aus dem Innern der Familie heraus) vermittelt. Dass die Familie dadurch immer mehr auseinander zu brechen droht, wird dann durch die Invasoren noch bestärkt. Gerade die Einbindung der misstrauischen Nachbarn lanciert ein paar gelungene Szenen, die die Familie letztlich dazu verleiten, wieder zusammen zu halten, was dann wiederum stark an "Signs" erinnert. Dass das eigentliche Element der Bedrohung, also die außerirdischen Invasoren, dann so beliebig wie aus einer Akte X - Folge entsprungen wirken, lässt den Film letztlich ins Mittelfeld abrutschen. Hier verpasst Stewart es, der durchaus interessanten Grundidee neue Facetten abzugewinnen, womit "Dark Skies" als solider konservativer Horrorfilm taugt, aber es auch keinen Nachteil darstellt, wenn man ihn links liegen lässt.
Sicario
Mit Denis Villeneuve hinter der Kamera durfte man sich immerhin sicher sein, dass die kriegsähnlichen Zustände an der Grenze zwischen den USA und Mexiko einigermaßen differenziert dargestellt werden. Immerhin gibt es schon diverse Filme, die sich mit der Thematik auseinander gesetzt haben. Und tatsächlich gelingt es Villeneuve, dank seiner außerordentlichen Inszenierung, vielen denkwürdigen Szenen, die durch den eindringlichen Soundtrack noch an Intensität gewinnen und einem herausragenden Darstellerensemble, Akzente zu setzen. Gerade die drei Charaktere, die mehr oder minder plakativ jeweils für eine Position figurieren, die jeweils für sich alleine stehend wohl zu einer Katastrophe führen würden, machen durch ihre Zusammenarbeit das große Dilemma der Zustände in Mexiko greifbarer. Emily Blunt steht dabei für die moralische Instanz und ist somit auch Mittelpunkt, als auch Identifikationsfigur für den Zuschauer. Einmal mehr beweist Blunt dabei eine große Wandlungsfähigkeit, bei der sie sich hier auch neben den rau geschriebenen Männerrollen bewährt.
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Beasts of No Nation
Ähnlich wie in seiner herausragenden HBO-Serie "True Detective" (Staffel eins), versteht es Cary Fukunaga in dem von Netflix produzierten (in einigen Kinos gestarteten) Spielfilm "Beasts of No Nation" eine gewisse Ästhetik mit den gnadenlos brutalen Bildern des Krieges in Einklang zu bringen. Damit erinnert der Film bisweilen eher an "Apocalypse Now" denn an die vielen auf realistische Bilder bedachten Kriegsfilme jüngerer Tage. So versucht Fukunaga das Unbeschreibliche mit den Möglichkeiten aus Bild und Ton einigermaßen greifbar zu machen. Szenen, wie jene in denen die Kindersoldaten einem Gefangenen mit einer Machete den Schädel spalten sollen oder als die Kinder, vollgepumpt mit Drogen, eine Stadt überfallen, gewinnen dadurch an Intensität, die nur schwer erträglich ist, aber aus den Charakteren keine gefühllosen Hüllen macht, sondern die Beweggründe durchaus nachvollziehbar abbilden. Nur so lässt sich die Ambivalenz der von Idris Elba dargestellten Figur, die sich selbst den Kommandanten nennt, erklären. Einerseits dient er für die Kinder als Vaterfigur, auf der anderen Seite steht er für die schier unerträgliche Grausamkeit, die diesem Land widerfährt. Sehr bemerkenswert ist die Darstellung des jungen Agu, der seine Familie verlor und in der Widerstandsgruppe einen neuen Halt findet und dabei seine Kindheit opfert. Dargestellt wird die Rolle von dem grandiosen Newcomer Abraham Attah, der immens viel Ausdrucksstärke mit einbringt und dem Film, der manchmal etwas zu sehr auf seine Bilder fokussiert zu sein scheint, dadurch nochmal ein Quäntchen mehr Intensität verleiht.
Poltergeist (2015)
Sicherlich könnte man diesen Film in Grund und Boden kritisieren, zumal die Redundanz des Remakes des Gruselklassikers von 1982 bis in den Himmel zu schreien scheint. Dennoch kann man Gil Kenans Interpretation des Stoffes eine gewisse Kurzweil nicht absprechen. Das liegt zum einen daran, dass Kenan seinen Film als humorbehafteten Grusespaß auslegt, der niemanden weh tun möchte und eher an seinen Animationsstreifen "Monster House" erinnert als an die bitterbösen Gruselfilme jüngster Zeit, wie "Sinister". Zum anderen ist die dynamische Inszenierung einfach zu schön anzuschauen, als dass man dem Film seine kaum vorhandene Gruselatmosphäre ankreiden möchte. Szenen wie die mit dem Baum oder das mit CGI überbordende Finale ließen sich so eher in einem Animationsstreifen vermuten. Somit bleibt ein so überflüssiges wie unterhaltsames Remake, dass durch tolle Bilder und einen gut aufgelegten Sam Rockwell einige Kritikpunkte wett zumachen versteht.
Fifty Shades of Grey
Nun, sicherlich bietet der Film alleine durch den (ungerechtfertigten) Hype, der um ihn betrieben wurde, genug Angriffsfläche, um ihn nieder zu machen. Doch sollte man sich auch einmal mit den Qualitäten auseinander setzen, die der Film durchaus zu bieten hat. Zum einen ist da die gefällige Inszenierung, die in Verbindung mit der guten Musik durchaus den Augen und Ohren schmeichelt. Gerade die Sexszenen gewinnen dadurch, wenn auch hier nicht zu viel erwartet werden sollte. In Zeiten, in denen Lars von Trier mit Filmen wie "Nymph()maniac" die Grenzen zur Pornographie auslotet, wirkt "Fifty Shades of Grey" handzahm und - bis auf eine Szene gen Ende - unglaublich konventionell. Doch sollte man den Film nicht auf die besagten Szenen reduzieren (die sowieso nur einen Bruchteil der gesamten Laufzeit einnehmen), sondern das Augenmerk auf die Hauptdarstellerin richten, die wohl das Größtmögliche aus ihrer Rolle herausholt. Dakota Johnson erweist sich nämlich als wahrer Glücksgriff und schafft es mit ihrer Rolle die nötige Balance zwischen Schüchternheit und Selbstbewusstsein aufzubringen, sodass sogar noch Raum für subtile Ironie bleibt, die sie in den richtigen Momenten aufblitzen lässt. Dadurch wirkt der Film in jenen Szenen weniger steril und schafft es, trotz der oftmals lächerlich geschriebenen Dialoge, der Geschichte etwas mehr abzugewinnen als der völlig uninteressante Seelenstrip des Christian Grey (eher blass dargestellt von Jamie Dornan).
Ein guter Film ist das natürlich nicht geworden. Dafür ist der Charakter Grey viel zu durchschaubar und langweilig, der BDSM-Aspekt nicht mehr als ein Vorwand und das Drehbuch bisweilen zu konservativ. Doch die gelungene Inszenierung, der aufblitzende Humor und die nicht immer ganz ernste Herangehensweise an den Stoff machen den Film dann doch etwas besser als er oftmals geredet wird.
The Walking Dead - Staffel 5
Auch in der fünften Staffel, die gerade in der ersten Hälfte ein vergleichsweise hohes Tempo anschlägt, überzeugt das Konzept, einer auf Dauer ausgelegten Serie. Die Locations werden nun häufiger gewechselt, was jedoch auf der anderen Seite dazu beiträgt, dass die Zeichnungen der Charaktere etwas vernachlässigt wird. Überzeugend bleibt immer noch die Wandlung des Hauptcharakters Rick, dessen Handlungen so drastisch, wie nachvollziehbar sind. Eine große Stärke ist und bleibt dabei die Gruppendynamik, die vor allem in der zweiten Hälfte der Staffel eine eindringliche Mixtur aus Hoffnung und Bangen ergibt.
So überzeugt das Konglomerat aus einer intensiven Charakterstudie im Angesicht der Zombieapokalypse und diversen harten Splattersequenzen, die vor einigen Jahren im TV-Bereich noch undenkbar schienen.
Ähnlich wie in seiner herausragenden HBO-Serie "True Detective" (Staffel eins), versteht es Cary Fukunaga in dem von Netflix produzierten (in einigen Kinos gestarteten) Spielfilm "Beasts of No Nation" eine gewisse Ästhetik mit den gnadenlos brutalen Bildern des Krieges in Einklang zu bringen. Damit erinnert der Film bisweilen eher an "Apocalypse Now" denn an die vielen auf realistische Bilder bedachten Kriegsfilme jüngerer Tage. So versucht Fukunaga das Unbeschreibliche mit den Möglichkeiten aus Bild und Ton einigermaßen greifbar zu machen. Szenen, wie jene in denen die Kindersoldaten einem Gefangenen mit einer Machete den Schädel spalten sollen oder als die Kinder, vollgepumpt mit Drogen, eine Stadt überfallen, gewinnen dadurch an Intensität, die nur schwer erträglich ist, aber aus den Charakteren keine gefühllosen Hüllen macht, sondern die Beweggründe durchaus nachvollziehbar abbilden. Nur so lässt sich die Ambivalenz der von Idris Elba dargestellten Figur, die sich selbst den Kommandanten nennt, erklären. Einerseits dient er für die Kinder als Vaterfigur, auf der anderen Seite steht er für die schier unerträgliche Grausamkeit, die diesem Land widerfährt. Sehr bemerkenswert ist die Darstellung des jungen Agu, der seine Familie verlor und in der Widerstandsgruppe einen neuen Halt findet und dabei seine Kindheit opfert. Dargestellt wird die Rolle von dem grandiosen Newcomer Abraham Attah, der immens viel Ausdrucksstärke mit einbringt und dem Film, der manchmal etwas zu sehr auf seine Bilder fokussiert zu sein scheint, dadurch nochmal ein Quäntchen mehr Intensität verleiht.
Poltergeist (2015)
Sicherlich könnte man diesen Film in Grund und Boden kritisieren, zumal die Redundanz des Remakes des Gruselklassikers von 1982 bis in den Himmel zu schreien scheint. Dennoch kann man Gil Kenans Interpretation des Stoffes eine gewisse Kurzweil nicht absprechen. Das liegt zum einen daran, dass Kenan seinen Film als humorbehafteten Grusespaß auslegt, der niemanden weh tun möchte und eher an seinen Animationsstreifen "Monster House" erinnert als an die bitterbösen Gruselfilme jüngster Zeit, wie "Sinister". Zum anderen ist die dynamische Inszenierung einfach zu schön anzuschauen, als dass man dem Film seine kaum vorhandene Gruselatmosphäre ankreiden möchte. Szenen wie die mit dem Baum oder das mit CGI überbordende Finale ließen sich so eher in einem Animationsstreifen vermuten. Somit bleibt ein so überflüssiges wie unterhaltsames Remake, dass durch tolle Bilder und einen gut aufgelegten Sam Rockwell einige Kritikpunkte wett zumachen versteht.
Fifty Shades of Grey
Nun, sicherlich bietet der Film alleine durch den (ungerechtfertigten) Hype, der um ihn betrieben wurde, genug Angriffsfläche, um ihn nieder zu machen. Doch sollte man sich auch einmal mit den Qualitäten auseinander setzen, die der Film durchaus zu bieten hat. Zum einen ist da die gefällige Inszenierung, die in Verbindung mit der guten Musik durchaus den Augen und Ohren schmeichelt. Gerade die Sexszenen gewinnen dadurch, wenn auch hier nicht zu viel erwartet werden sollte. In Zeiten, in denen Lars von Trier mit Filmen wie "Nymph()maniac" die Grenzen zur Pornographie auslotet, wirkt "Fifty Shades of Grey" handzahm und - bis auf eine Szene gen Ende - unglaublich konventionell. Doch sollte man den Film nicht auf die besagten Szenen reduzieren (die sowieso nur einen Bruchteil der gesamten Laufzeit einnehmen), sondern das Augenmerk auf die Hauptdarstellerin richten, die wohl das Größtmögliche aus ihrer Rolle herausholt. Dakota Johnson erweist sich nämlich als wahrer Glücksgriff und schafft es mit ihrer Rolle die nötige Balance zwischen Schüchternheit und Selbstbewusstsein aufzubringen, sodass sogar noch Raum für subtile Ironie bleibt, die sie in den richtigen Momenten aufblitzen lässt. Dadurch wirkt der Film in jenen Szenen weniger steril und schafft es, trotz der oftmals lächerlich geschriebenen Dialoge, der Geschichte etwas mehr abzugewinnen als der völlig uninteressante Seelenstrip des Christian Grey (eher blass dargestellt von Jamie Dornan).
Ein guter Film ist das natürlich nicht geworden. Dafür ist der Charakter Grey viel zu durchschaubar und langweilig, der BDSM-Aspekt nicht mehr als ein Vorwand und das Drehbuch bisweilen zu konservativ. Doch die gelungene Inszenierung, der aufblitzende Humor und die nicht immer ganz ernste Herangehensweise an den Stoff machen den Film dann doch etwas besser als er oftmals geredet wird.
The Walking Dead - Staffel 5
Auch in der fünften Staffel, die gerade in der ersten Hälfte ein vergleichsweise hohes Tempo anschlägt, überzeugt das Konzept, einer auf Dauer ausgelegten Serie. Die Locations werden nun häufiger gewechselt, was jedoch auf der anderen Seite dazu beiträgt, dass die Zeichnungen der Charaktere etwas vernachlässigt wird. Überzeugend bleibt immer noch die Wandlung des Hauptcharakters Rick, dessen Handlungen so drastisch, wie nachvollziehbar sind. Eine große Stärke ist und bleibt dabei die Gruppendynamik, die vor allem in der zweiten Hälfte der Staffel eine eindringliche Mixtur aus Hoffnung und Bangen ergibt.
So überzeugt das Konglomerat aus einer intensiven Charakterstudie im Angesicht der Zombieapokalypse und diversen harten Splattersequenzen, die vor einigen Jahren im TV-Bereich noch undenkbar schienen.
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LivingDead hat geschrieben:
The Walking Dead - Staffel 5
Auch in der fünften Staffel, die gerade in der ersten Hälfte ein vergleichsweise hohes Tempo anschlägt, überzeugt das Konzept, einer auf Dauer ausgelegten Serie. Die Locations werden nun häufiger gewechselt, was jedoch auf der anderen Seite dazu beiträgt, dass die Zeichnungen der Charaktere etwas vernachlässigt wird. Überzeugend bleibt immer noch die Wandlung des Hauptcharakters Rick, dessen Handlungen so drastisch, wie nachvollziehbar sind. Eine große Stärke ist und bleibt dabei die Gruppendynamik, die vor allem in der zweiten Hälfte der Staffel eine eindringliche Mixtur aus Hoffnung und Bangen ergibt.
So überzeugt das Konglomerat aus einer intensiven Charakterstudie im Angesicht der Zombieapokalypse und diversen harten Splattersequenzen, die vor einigen Jahren im TV-Bereich noch undenkbar schienen.
Mich hat die Serie mittlerweile klar geflasht. Fand Staffel 5 die bis dato Beste. Zwischenzeitlich erscheinen die Splattersequenzen zwar titelgebend obligatorisch (ähnlich wie Regen bei einem London-Dreh), aber Setting und Dramaturgie sind klasse. Hätte nie gedacht, dass ich der 6. Staffel mal entgegenfiebern würde.
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Ich hab letztens Mal in die Staffel reingeschaut, die vor Z-Nation (die wenigstens herrlich blöd rockt!!!) auf RTL 2 lief und war einfach nur angeödet von den dort lancierten Klischeefiguren in Klischeehandlung mit Klischeeentwicklungen und verfiel ebenfalls in alte Klischees und schaltete weg.
In diesem Sinne:
freeman
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Sehe ich gar nicht so. Der Witz an der Serie ist ja gerade, dass die Leute alle grundsätzlich aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, aus verschiedenen Hintergründen und Umständen zusammen gekommen sind und die Situation sie zu einer Gemeinschaft zusammen geschweißt hat. Und gerade, dass die "Klischeecharaktere" (sag mir mal, wen du da genau meinst?) dadurch gebrochen werden (z.B. die verprügelte Hausfrau als Kampfamazone, die auch vor Kindern keine Rücksicht mehr nimmt) ist ja sowas von kein Klischee.
Aber ich muss auch sagen, dass ich erst so ab Staffel 3 richtig angefangen habe, die Serie richtig zu mögen. Sie braucht definitiv etwas Anlaufzeit, allerdings wird man dann mit diversen WTF?!-Momenten belohnt und eben einer tollen Gruppendynamik, die auch erst auf die lange Laufzeit gedehnt wirklich Sinn ergibt. Partiell betrachtet gebe ich ja auch zu, dass das langweilig sein kann. Im Kontext jedoch eine wirklich tolle Serie.
Aber ich muss auch sagen, dass ich erst so ab Staffel 3 richtig angefangen habe, die Serie richtig zu mögen. Sie braucht definitiv etwas Anlaufzeit, allerdings wird man dann mit diversen WTF?!-Momenten belohnt und eben einer tollen Gruppendynamik, die auch erst auf die lange Laufzeit gedehnt wirklich Sinn ergibt. Partiell betrachtet gebe ich ja auch zu, dass das langweilig sein kann. Im Kontext jedoch eine wirklich tolle Serie.
Mit freundlichem Gruß
LivingDead
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Man merkt der Serie nur leider an das bei jeder Staffel der Showrunner ausgetauscht wurde Zudem ist es imo ein Armutszeugnis das bereits in der ersten, nur sechs Folgen umfassenden Staffel bereits Füllerfolgen dabei waren
Ich bleibe bei "American Horror Story" - die rockt wenigstens 8-)
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Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note
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Naja, so gesehen ist ja irgendwie alles ein Klischee. Die Zombies, die Charaktere, alles Klischee. Star Trek = Klischee. Timo = Klischee...SFI hat geschrieben:Stimmt, denn das sind gleich zwei Klischees, die zu einer Absurdität verschmelzen!(z.B. die verprügelte Hausfrau als Kampfamazone, die auch vor Kindern keine Rücksicht mehr nimmt) ist ja sowas von kein Klischee.
Und Füllerfolgen sind doch total subjektiv. Mir haben auch die Folgen viel gegeben, in denen augenscheinlich eben nicht so viel passiert. Aber gut, hat halt auch mit den Sehgewohnheiten zu tun, bei denen heutzutage viele mit Langsamkeit auch Langeweile assoziieren.
Mit freundlichem Gruß
LivingDead
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Jep, ist halt irgendwie so ne Krankheit, dass die Leute immer mit dollen Plottwists und sonstigen Manövern unterhalten werden wollen und es nicht mehr dazu langt, auch mal einfach was auf sich wirken zu lassen.
Dieses seltsame Klischee-Argument hab ich jetzt auch schon tausendmal gehört, ohne jede Erörterung allerdings.
Dieses seltsame Klischee-Argument hab ich jetzt auch schon tausendmal gehört, ohne jede Erörterung allerdings.
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Dabei hat man in den letzten Staffeln ja auch schon auf jene Zuschauer reagiert und das Tempo der Serie nochmal angezogen. Und ja, das mit den Klischeecharakteren sehe ich gerade bei den Walking Dead gar nicht...
Fifty Shades of Grey
Nun, sicherlich bietet der Film alleine durch den (ungerechtfertigten) Hype, der um ihn betrieben wurde, genug Angriffsfläche, um ihn nieder zu machen. Doch sollte man sich auch einmal mit den Qualitäten auseinander setzen, die der Film durchaus zu bieten hat. Zum einen ist da die gefällige Inszenierung, die in Verbindung mit der guten Musik durchaus den Augen und Ohren schmeichelt. Gerade die Sexszenen gewinnen dadurch, wenn auch hier nicht zu viel erwartet werden sollte. In Zeiten, in denen Lars von Trier mit Filmen wie "Nymph()maniac" die Grenzen zur Pornographie auslotet, wirkt "Fifty Shades of Grey" handzahm und - bis auf eine Szene gen Ende - unglaublich konventionell. Doch sollte man den Film nicht auf die besagten Szenen reduzieren (die sowieso nur einen Bruchteil der gesamten Laufzeit einnehmen), sondern das Augenmerk auf die Hauptdarstellerin richten, die wohl das Größtmögliche aus ihrer Rolle herausholt. Dakota Johnson erweist sich nämlich als wahrer Glücksgriff und schafft es mit ihrer Rolle die nötige Balance zwischen Schüchternheit und Selbstbewusstsein aufzubringen, sodass sogar noch Raum für subtile Ironie bleibt, die sie in den richtigen Momenten aufblitzen lässt. Dadurch wirkt der Film in jenen Szenen weniger steril und schafft es, trotz der oftmals lächerlich geschriebenen Dialoge, der Geschichte etwas mehr abzugewinnen als der völlig uninteressante Seelenstrip des Christian Grey (eher blass dargestellt von Jamie Dornan).
Ein guter Film ist das natürlich nicht geworden. Dafür ist der Charakter Grey viel zu durchschaubar und langweilig, der BDSM-Aspekt nicht mehr als ein Vorwand und das Drehbuch bisweilen zu konservativ. Doch die gelungene Inszenierung, der aufblitzende Humor und die nicht immer ganz ernste Herangehensweise an den Stoff machen den Film dann doch etwas besser als er oftmals geredet wird.
Gute
The Machine
Optisch gelungener Low-Budget-Film, der - nicht immer ganz taufrisch - Versatzstücke aus bekannten Science-Fiction-Filmen zusammen würfelt. Das ist immer dann gelungen, wenn die Beziehung zwischen Mensch und Roboter fokussiert wird. Hier funktioniert der Film hervorragend, da ein großer Teil der Laufzeit darauf verwendet wird, das Thema Künstliche Intelligenz zu behandeln, indem durch eine überzeugende Caity Lotz die Grenzen zwischen Künstlichem und Natürlichem immer mehr verschwimmen. Auch die Folgen für den Menschen, die aus dieser Erkenntnis resultieren, werden besprochen, sodass "The Machine" inhaltlich zwar kein großer Wurf geworden ist (da es schlicht zu viele Filme zu dem Thema gibt), aber trotz einiger Längen immer wieder zu überzeugen versteht.
Bad Words
Amüsanter Streifen, dessen Sujet sicherlich nur auf amerikanischem Grund und Boden Verständnis hervor ruft. Hierzulande dürften Buchstabierwettbewerbe im öffentlich-rechtlichen Fernsehen voraussichtlich eher weniger hohe Einschaltquoten einfahren. Nichtsdestotrotz ist Jason Batemans Regiedebüt ein gelungener Film, in dem er einmal weniger den sympathischen Typen von nebenan mimt. Vielmehr tritt er als ziemlich arroganter Arsch auf, der mit Vulgaritäten nicht geizt. Ihm gegenüber steht der hervorragend gecastete Rohan Chand, der durch seine Darbietung immens viele Sympathiepunkte einzuheimsen versteht. Letztlich ist auch "Bad Words" trotz seiner vulgären Verpackung ein moralingesteuerter Film mit positiver Botschaft und einem letztlich doch nicht ganz so bösen Bateman. Der Humor, der auch mal ziemlich deftig sein darf, sitzt und die Darsteller sind allesamt wohl ausgewählt. Eine sehenswerte Komödie.
Gute
The Broken Circle
Wenn hier die glücklichsten Momente der Beziehung der beiden Protagonisten auf die traurigsten Tiefpunkte des Lebens treffen, dann mag das arg instrumentalisierend sein, doch konnte man filmisch selten ein solches Wechselbad der Gefühle erfahren. Felix van Groeningen nimmt dabei kein Blatt vor dem Mund und zeigt die wichtigsten Lebensabschnitte des Paares und trifft mit der Inszenierung stets ins Schwarze. Zwar mag die verschachtelte Erzählweise teils etwas verworren erscheinen, doch bleibt man grundsätzlich immer im Klaren darüber, wo in der Chronologie man sich gerade befindet (unähnlich einem "21 Gramm" z.B.). Die beiden Hauptdarsteller passen sich der Regie an und schaffen es in den richtigen Momenten die Überwältigung ihrer Charaktere darzustellen. Zwar mag das Wort "subtil" nie wirklich angebracht sein, doch oftmals ist das wahre Leben in seiner Härte auch alles andere als subtil. "The Broken Circle" ist waschechtes Drama in Reinkultur und dürfte wohl kaum eine Seele kalt lassen.
Into the Badlands
Weder die wirklich erstklassig inszenierten Martial-Arts-Sequenzen, noch die im Allgemeinen sehr hohe Produktionsqualität dieser Serie geben Anlass für Kritik. Auch Daniel Wu gibt einen charismatischen Helden, der durchaus glaubhaft die Zerrissenheit darstellt, die sich durch die zwickmühlenartige Situation für ihn ergibt. Doch scheitert "Into the Badlands" schon an dem sich selbst gesetzten Anspruch auf der einen Seite eine komplexe Dystopie zu entwerfen, die mit Verschwörungen, Verstrickungen und Intrigen gerne einem "Game of Thrones" nacheifern würde, auf der anderen Seite jedoch mit seinen jungen, hübschen Protagonisten und der Hochglanzoptik auch jene Zuschauer ködern möchte, die "Die Tribute von Panem" und Co. auf ihrer Agenda stehen haben. Die sehr blutigen Martial-Arts-Szenen bilden zwar immer wieder die klaren Höhepunkte jeder Folge, mögen sich aber irgendwie nie so recht ins Gesamtkonzept einfügen. So nimmt das Ganze bisweilen arg trashige Züge an, sodass der ernste Grundton der Serie nicht immer mit dem Gezeigten in Einklang zu bringen ist. Das Drehbuch nimmt dann ohne Umwege (es sind ja auch nur 6 Folgen) den standardisierten Weg und klappert die konventionellen Etappen des Genres ab, um dann in der letzten Folge die Weichen für mehrere Optionalitäten frei zu halten.
Zugegebenermaßen wurde es nie langweilig und eine zweite Staffel darf gerne nachgeschoben werden, immerhin bietet sich somit auch die Möglichkeit, genannte Kritikpunkte zu beseitigen. Potential ist in Anbetracht der Schauwerte definitiv vorhanden. Die erste Staffel ist jedoch nur für eingefleischte Martial-Arts-Fans wirklich sehenswert.
Fifty Shades of Grey
Nun, sicherlich bietet der Film alleine durch den (ungerechtfertigten) Hype, der um ihn betrieben wurde, genug Angriffsfläche, um ihn nieder zu machen. Doch sollte man sich auch einmal mit den Qualitäten auseinander setzen, die der Film durchaus zu bieten hat. Zum einen ist da die gefällige Inszenierung, die in Verbindung mit der guten Musik durchaus den Augen und Ohren schmeichelt. Gerade die Sexszenen gewinnen dadurch, wenn auch hier nicht zu viel erwartet werden sollte. In Zeiten, in denen Lars von Trier mit Filmen wie "Nymph()maniac" die Grenzen zur Pornographie auslotet, wirkt "Fifty Shades of Grey" handzahm und - bis auf eine Szene gen Ende - unglaublich konventionell. Doch sollte man den Film nicht auf die besagten Szenen reduzieren (die sowieso nur einen Bruchteil der gesamten Laufzeit einnehmen), sondern das Augenmerk auf die Hauptdarstellerin richten, die wohl das Größtmögliche aus ihrer Rolle herausholt. Dakota Johnson erweist sich nämlich als wahrer Glücksgriff und schafft es mit ihrer Rolle die nötige Balance zwischen Schüchternheit und Selbstbewusstsein aufzubringen, sodass sogar noch Raum für subtile Ironie bleibt, die sie in den richtigen Momenten aufblitzen lässt. Dadurch wirkt der Film in jenen Szenen weniger steril und schafft es, trotz der oftmals lächerlich geschriebenen Dialoge, der Geschichte etwas mehr abzugewinnen als der völlig uninteressante Seelenstrip des Christian Grey (eher blass dargestellt von Jamie Dornan).
Ein guter Film ist das natürlich nicht geworden. Dafür ist der Charakter Grey viel zu durchschaubar und langweilig, der BDSM-Aspekt nicht mehr als ein Vorwand und das Drehbuch bisweilen zu konservativ. Doch die gelungene Inszenierung, der aufblitzende Humor und die nicht immer ganz ernste Herangehensweise an den Stoff machen den Film dann doch etwas besser als er oftmals geredet wird.
Gute
The Machine
Optisch gelungener Low-Budget-Film, der - nicht immer ganz taufrisch - Versatzstücke aus bekannten Science-Fiction-Filmen zusammen würfelt. Das ist immer dann gelungen, wenn die Beziehung zwischen Mensch und Roboter fokussiert wird. Hier funktioniert der Film hervorragend, da ein großer Teil der Laufzeit darauf verwendet wird, das Thema Künstliche Intelligenz zu behandeln, indem durch eine überzeugende Caity Lotz die Grenzen zwischen Künstlichem und Natürlichem immer mehr verschwimmen. Auch die Folgen für den Menschen, die aus dieser Erkenntnis resultieren, werden besprochen, sodass "The Machine" inhaltlich zwar kein großer Wurf geworden ist (da es schlicht zu viele Filme zu dem Thema gibt), aber trotz einiger Längen immer wieder zu überzeugen versteht.
Bad Words
Amüsanter Streifen, dessen Sujet sicherlich nur auf amerikanischem Grund und Boden Verständnis hervor ruft. Hierzulande dürften Buchstabierwettbewerbe im öffentlich-rechtlichen Fernsehen voraussichtlich eher weniger hohe Einschaltquoten einfahren. Nichtsdestotrotz ist Jason Batemans Regiedebüt ein gelungener Film, in dem er einmal weniger den sympathischen Typen von nebenan mimt. Vielmehr tritt er als ziemlich arroganter Arsch auf, der mit Vulgaritäten nicht geizt. Ihm gegenüber steht der hervorragend gecastete Rohan Chand, der durch seine Darbietung immens viele Sympathiepunkte einzuheimsen versteht. Letztlich ist auch "Bad Words" trotz seiner vulgären Verpackung ein moralingesteuerter Film mit positiver Botschaft und einem letztlich doch nicht ganz so bösen Bateman. Der Humor, der auch mal ziemlich deftig sein darf, sitzt und die Darsteller sind allesamt wohl ausgewählt. Eine sehenswerte Komödie.
Gute
The Broken Circle
Wenn hier die glücklichsten Momente der Beziehung der beiden Protagonisten auf die traurigsten Tiefpunkte des Lebens treffen, dann mag das arg instrumentalisierend sein, doch konnte man filmisch selten ein solches Wechselbad der Gefühle erfahren. Felix van Groeningen nimmt dabei kein Blatt vor dem Mund und zeigt die wichtigsten Lebensabschnitte des Paares und trifft mit der Inszenierung stets ins Schwarze. Zwar mag die verschachtelte Erzählweise teils etwas verworren erscheinen, doch bleibt man grundsätzlich immer im Klaren darüber, wo in der Chronologie man sich gerade befindet (unähnlich einem "21 Gramm" z.B.). Die beiden Hauptdarsteller passen sich der Regie an und schaffen es in den richtigen Momenten die Überwältigung ihrer Charaktere darzustellen. Zwar mag das Wort "subtil" nie wirklich angebracht sein, doch oftmals ist das wahre Leben in seiner Härte auch alles andere als subtil. "The Broken Circle" ist waschechtes Drama in Reinkultur und dürfte wohl kaum eine Seele kalt lassen.
Into the Badlands
Weder die wirklich erstklassig inszenierten Martial-Arts-Sequenzen, noch die im Allgemeinen sehr hohe Produktionsqualität dieser Serie geben Anlass für Kritik. Auch Daniel Wu gibt einen charismatischen Helden, der durchaus glaubhaft die Zerrissenheit darstellt, die sich durch die zwickmühlenartige Situation für ihn ergibt. Doch scheitert "Into the Badlands" schon an dem sich selbst gesetzten Anspruch auf der einen Seite eine komplexe Dystopie zu entwerfen, die mit Verschwörungen, Verstrickungen und Intrigen gerne einem "Game of Thrones" nacheifern würde, auf der anderen Seite jedoch mit seinen jungen, hübschen Protagonisten und der Hochglanzoptik auch jene Zuschauer ködern möchte, die "Die Tribute von Panem" und Co. auf ihrer Agenda stehen haben. Die sehr blutigen Martial-Arts-Szenen bilden zwar immer wieder die klaren Höhepunkte jeder Folge, mögen sich aber irgendwie nie so recht ins Gesamtkonzept einfügen. So nimmt das Ganze bisweilen arg trashige Züge an, sodass der ernste Grundton der Serie nicht immer mit dem Gezeigten in Einklang zu bringen ist. Das Drehbuch nimmt dann ohne Umwege (es sind ja auch nur 6 Folgen) den standardisierten Weg und klappert die konventionellen Etappen des Genres ab, um dann in der letzten Folge die Weichen für mehrere Optionalitäten frei zu halten.
Zugegebenermaßen wurde es nie langweilig und eine zweite Staffel darf gerne nachgeschoben werden, immerhin bietet sich somit auch die Möglichkeit, genannte Kritikpunkte zu beseitigen. Potential ist in Anbetracht der Schauwerte definitiv vorhanden. Die erste Staffel ist jedoch nur für eingefleischte Martial-Arts-Fans wirklich sehenswert.
Mit freundlichem Gruß
LivingDead
LivingDead
Ihr dürft euer "Walking Dead" gerne weiter gut finden. ;-) Auf jeden Fall meinte ich mit den Klischeefiguren jene, denen unsere "Helden" immer wieder begegnen. In meinem Fall ging es da um das Städtchen, in dem man Halt machte. Und da stolperte die Episode von einem Klischee zum Nächsten. Und dahingehend hat sich die Serie doch null gewandelt, denn schon in den ersten Staffeln stieß man bei den bescheuerten, teilweise staffellangen Zwischenstopps auf die puren Klischeeanhäufungen aus dem 0815-GZSZ-Drehbuch mit nachfolgenden "Twists", die schon von Folge eins der Begegnung an klar waren. Die Hauptcharaktere meinte ich mit meiner Klischeeaussage btw. net, bei denen gehe ich davon aus, dass die sich in 5 Staffeln dann doch verändern dürfen... Auch wenn das in den ersten 2 Staffeln schonmal nicht passierte Da hangelte man sich lieber von Klischee zu Klischee. Auch bei den Hauptfiguren.
Prinzipiell könnte man freilich dagegen halten, dass das gesamte Zombie-Genre per se zum Klischee erstarrt ist. Aber selbst dann kann man den Erfolg der Serie ja nur darüber erklären, dass sie die Klischees besonders gut bedient. Denn brechen mag sie sie ja nun definitiv net.
Oder man erklärt den Erfolg über die Geilheit an den Gewaltausbrüchen. Aber daran liegst freilich net, sondern an der Dynamik zwischen den Figuren ;-)
In diesem Sinne:
freeman
Prinzipiell könnte man freilich dagegen halten, dass das gesamte Zombie-Genre per se zum Klischee erstarrt ist. Aber selbst dann kann man den Erfolg der Serie ja nur darüber erklären, dass sie die Klischees besonders gut bedient. Denn brechen mag sie sie ja nun definitiv net.
Oder man erklärt den Erfolg über die Geilheit an den Gewaltausbrüchen. Aber daran liegst freilich net, sondern an der Dynamik zwischen den Figuren ;-)
In diesem Sinne:
freeman
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Ich kann dir da leider einfach nicht zustimmen. Ich sehe z.B. gerade auch die zweite Staffel von "Arrow", bei der im krassen Gegensatz zu den Charakteren von "Walking Dead" so gut wie gar keine tiefer gehende Auseinandersetzung mit den Charakteren besteht. DA würde ich sofort mit dir d'accord gehen, wenn du da behaupten würdest, die Charaktere wären klischeehaft. Doch selbst wenn du bei den "Walking Dead" sagst, dass z.B. das Landhaus mit der Familie in Staffel zwei (soweit ich weiß, war das ja immer eure "Lieblingsstaffel" ;) ) wäre klischeeüberladen, so war das doch (handlungstechnisch) auch notwendig, um den krassen Wandel der Überlebenden infolge der Ereignisse abzubilden. So haben die Charaktere der fünften Staffel kaum noch was gemein mit denen, die sie in den ersten Staffeln waren. Und die Städtchen, in denen sie Zuflucht suchten; da war doch der Gouverneur z.B. ambivalent genug gezeichnet, um niemals klar zu sagen, wer da nun eigentlich das wahre Böse verkörpert. Überhaupt sind die Grenzen da immens schwimmend. Und das wird von Staffel zu Staffel krasser. Und die fünfte Staffel lässt den Zuschauer da manchmal schon die Stirn runzeln, ob die Helden da wirklich noch heldenhaft handeln...
Aber grundsätzlich ist es ja auch egal. Ich bin froh, dass ich der Serie viel abgewinnen kann. Und ihr braucht sie ja auch einfach nicht zu gucken.
Aber grundsätzlich ist es ja auch egal. Ich bin froh, dass ich der Serie viel abgewinnen kann. Und ihr braucht sie ja auch einfach nicht zu gucken.
Mit freundlichem Gruß
LivingDead
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Weiß ich doch. ;)
Jetzt aber genug "Walking Dead"... Zumindest bis zur Sichtung von Staffel 6.
The Man in the High Castle
Nach "Blade Runner" ist "The Man in the High Castle" eine weitere Verfilmung eines Stoffes von Autor Philip K. Dick vom Produzenten Ridley Scott. Gezeigt wird eine alternative Zeitlinie, nach dem die Achsenmächte als Sieger aus dem Zweiten Weltkrieg hervor gingen und Amerika unter sich aufgeteilt haben.
Seine Reize bezieht die Serie vor allem aus dem Umstand, dass jenes Amerika der 60er Jahre, was retrospektiv für die Popkultur entscheidend war, von den Siegermächten mit ihrer rassistischen und nationalistischen Politik untergraben wird und somit alle künstlerischen und gedanklichen Freiheiten im Keim erstickt. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten verkommt somit einer Diktatur, die dazu führt, dass niemandem mehr vertraut werden kann. Infolgedessen entwickelt sich die Serie zu einem Spionagethriller, der sich inszenatorisch an ähnlichen Vertretern der 70er-Jahre orientiert, sich aber durch die Nazi-Thematik auch einer gewissen Symbolhaftigkeit nicht erwehrt. Diese äußert sich z.B. im von Burn Gorman dargestellten Charakter des "Marshals", der nur als überzeichnete Konsequenz dieser politischen Entwicklung gesehen werden kann.
Drum herum wurde ein durchaus faszinierendes Thrillerkonstrukt gewoben, das mit spannenden Geschichten und einer guten Figurenzeichnung zu überzeugen versteht. Vor allem Rufus Sewell überzeugt in seiner Rolle, die sich eingangs als klarer Antagonist präsentiert, im späteren Verlauf aber die Ambivalenz spürbar macht, die zum Teil auch die Regentschaft der Nazis zu erklären versucht und im gleichen Atemzug dessen Brüchigkeit darstellt. Das Produktionsniveau ist gewohnt hoch und setzt auch hier wieder neue Maßstäbe. Inhaltlich dürfte abzuwarten sein, in welche Richtung die Serie sich entwickelt. Die letzte Folge ließ einen leichten Anflug von inhaltlicher Stagnation erkennen, sodass eine zweite Staffel hier nochmal etwas nachlegen muss. Nichtsdestotrotz bietet "The Man in the High Castle" 10 Folgen Unterhaltung auf hohem Niveau.
Gute
Per Anhalter durch die Galaxis
Dass sich einige Bücher einfach nicht dafür eignen, auf Zelluloid transferiert zu werden, beweist auch diese Verfilmung von Douglas Adams Kultroman, die zwar Ambitionen vorzuweisen hat, die aber durch die filminhärenten Restriktionen immer wieder in die Schranken gewiesen werden. Der Humor funktioniert im Buch einfach besser, sodass der Film in vielen Momenten lediglich überdreht wirkt und der gewaltige Wortwitz infolgedessen einfach verpufft. Da ist zumindest der namhafte Cast dafür verantwortlich, dass der Film über die gesamte Laufzeit unterhaltsam bleibt. Auch die visuellen Effekte und die gute Musikuntermalung tragen dazu bei, dass es sich bei dem Film zumindest um einen netten Streifzug in die Welt des Douglas Adams handelt.
Knappe
Robot and Frank - Zwei diebische Komplizen
Ein gleichermaßen gefühlvoller wie auch amüsanter Blick in die nahe Zukunft. In Anbetracht der Digitalisierung wird man wohl nicht nur in der Industrie (4.0) mit dem Thema konfrontiert werden, sondern auch in den eigenen vier Wänden. Einerseits hält das Internet der Dinge jetzt schon Einzug in viele Heime, auf der anderen Seite werden auch viele Dienstleistungen in Zukunft von Robotern übernommen werden. Gerade im Pflegebereich wird sich dahingehend wohl noch einiges tun (schlechte Bezahlung der Pfleger und der demographische Wandel tun ihr Übriges). So gesehen ist der Ausblick, der in "Robot and Frank" gewährt wird, keineswegs weit hergeholt. Jake Schreier vermeidet es ebenfalls, diese Entwicklung kritisch zu hinterfragen, sondern nutzt sie, um eine fiktive Geschichte in dieses realistische Szenario einzubetten.
Dabei geht es um Frank (dargestellt von einem gewohnt toll agierenden Frank Langella), der nach anfänglicher Skepsis Freundschaft zu seinem Pflegeroboter schließt und mit seiner Hilfe noch einmal einen großen Coups landen möchte. Die beginnende Demenz von Frank wird dabei weder in den Vordergrund der Geschichte geschoben, noch wird sie verharmlost. Vielmehr dient sie dazu, zu zeigen, wie Roboter einerseits helfen könn(t)en, andererseits zeigt es jedoch auch auf, zu was diese Roboter zweckentfremdet werden könnten.
Doch trotz der technischen Komponenten bleibt der Film zutiefst menschlich und behandelt das Thema der Einsamkeit im Alter mit entsprechender Sensibilität. Schreier ließ es sich zudem nicht nehmen, mit einem kleinen dramaturgischen Kniff im letzten Akt, noch einmal einen Kloß im Hals zu erzeugen.
In weiteren Nebenrollen sind Susan Sarandon, Liv Tyler und auch Peter Sarsgaard als Roboter eine Erwähnung wert. Ein toller Film, dessen Geschichte durch ihren großen Realitätsbezug aktueller denn je ist.
Gute
Jetzt aber genug "Walking Dead"... Zumindest bis zur Sichtung von Staffel 6.
The Man in the High Castle
Nach "Blade Runner" ist "The Man in the High Castle" eine weitere Verfilmung eines Stoffes von Autor Philip K. Dick vom Produzenten Ridley Scott. Gezeigt wird eine alternative Zeitlinie, nach dem die Achsenmächte als Sieger aus dem Zweiten Weltkrieg hervor gingen und Amerika unter sich aufgeteilt haben.
Seine Reize bezieht die Serie vor allem aus dem Umstand, dass jenes Amerika der 60er Jahre, was retrospektiv für die Popkultur entscheidend war, von den Siegermächten mit ihrer rassistischen und nationalistischen Politik untergraben wird und somit alle künstlerischen und gedanklichen Freiheiten im Keim erstickt. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten verkommt somit einer Diktatur, die dazu führt, dass niemandem mehr vertraut werden kann. Infolgedessen entwickelt sich die Serie zu einem Spionagethriller, der sich inszenatorisch an ähnlichen Vertretern der 70er-Jahre orientiert, sich aber durch die Nazi-Thematik auch einer gewissen Symbolhaftigkeit nicht erwehrt. Diese äußert sich z.B. im von Burn Gorman dargestellten Charakter des "Marshals", der nur als überzeichnete Konsequenz dieser politischen Entwicklung gesehen werden kann.
Drum herum wurde ein durchaus faszinierendes Thrillerkonstrukt gewoben, das mit spannenden Geschichten und einer guten Figurenzeichnung zu überzeugen versteht. Vor allem Rufus Sewell überzeugt in seiner Rolle, die sich eingangs als klarer Antagonist präsentiert, im späteren Verlauf aber die Ambivalenz spürbar macht, die zum Teil auch die Regentschaft der Nazis zu erklären versucht und im gleichen Atemzug dessen Brüchigkeit darstellt. Das Produktionsniveau ist gewohnt hoch und setzt auch hier wieder neue Maßstäbe. Inhaltlich dürfte abzuwarten sein, in welche Richtung die Serie sich entwickelt. Die letzte Folge ließ einen leichten Anflug von inhaltlicher Stagnation erkennen, sodass eine zweite Staffel hier nochmal etwas nachlegen muss. Nichtsdestotrotz bietet "The Man in the High Castle" 10 Folgen Unterhaltung auf hohem Niveau.
Gute
Per Anhalter durch die Galaxis
Dass sich einige Bücher einfach nicht dafür eignen, auf Zelluloid transferiert zu werden, beweist auch diese Verfilmung von Douglas Adams Kultroman, die zwar Ambitionen vorzuweisen hat, die aber durch die filminhärenten Restriktionen immer wieder in die Schranken gewiesen werden. Der Humor funktioniert im Buch einfach besser, sodass der Film in vielen Momenten lediglich überdreht wirkt und der gewaltige Wortwitz infolgedessen einfach verpufft. Da ist zumindest der namhafte Cast dafür verantwortlich, dass der Film über die gesamte Laufzeit unterhaltsam bleibt. Auch die visuellen Effekte und die gute Musikuntermalung tragen dazu bei, dass es sich bei dem Film zumindest um einen netten Streifzug in die Welt des Douglas Adams handelt.
Knappe
Robot and Frank - Zwei diebische Komplizen
Ein gleichermaßen gefühlvoller wie auch amüsanter Blick in die nahe Zukunft. In Anbetracht der Digitalisierung wird man wohl nicht nur in der Industrie (4.0) mit dem Thema konfrontiert werden, sondern auch in den eigenen vier Wänden. Einerseits hält das Internet der Dinge jetzt schon Einzug in viele Heime, auf der anderen Seite werden auch viele Dienstleistungen in Zukunft von Robotern übernommen werden. Gerade im Pflegebereich wird sich dahingehend wohl noch einiges tun (schlechte Bezahlung der Pfleger und der demographische Wandel tun ihr Übriges). So gesehen ist der Ausblick, der in "Robot and Frank" gewährt wird, keineswegs weit hergeholt. Jake Schreier vermeidet es ebenfalls, diese Entwicklung kritisch zu hinterfragen, sondern nutzt sie, um eine fiktive Geschichte in dieses realistische Szenario einzubetten.
Dabei geht es um Frank (dargestellt von einem gewohnt toll agierenden Frank Langella), der nach anfänglicher Skepsis Freundschaft zu seinem Pflegeroboter schließt und mit seiner Hilfe noch einmal einen großen Coups landen möchte. Die beginnende Demenz von Frank wird dabei weder in den Vordergrund der Geschichte geschoben, noch wird sie verharmlost. Vielmehr dient sie dazu, zu zeigen, wie Roboter einerseits helfen könn(t)en, andererseits zeigt es jedoch auch auf, zu was diese Roboter zweckentfremdet werden könnten.
Doch trotz der technischen Komponenten bleibt der Film zutiefst menschlich und behandelt das Thema der Einsamkeit im Alter mit entsprechender Sensibilität. Schreier ließ es sich zudem nicht nehmen, mit einem kleinen dramaturgischen Kniff im letzten Akt, noch einmal einen Kloß im Hals zu erzeugen.
In weiteren Nebenrollen sind Susan Sarandon, Liv Tyler und auch Peter Sarsgaard als Roboter eine Erwähnung wert. Ein toller Film, dessen Geschichte durch ihren großen Realitätsbezug aktueller denn je ist.
Gute
Mit freundlichem Gruß
LivingDead
LivingDead
"The Walking Dead" ist in Staffel 5 wieder besser geworden. Auch Staffel 6 beginnt ganz gut. Staffel 3 und 4 fand ich fürchterlich.
Auf jeden Fall hat "The Walking Dead" einige Schwächen.
Eine davon ist halt, dass die Story eigentlich nichts her gibt und permant die gleichen Konflikte wiederholt werden. So schaut man der Truppe dabei zu, wie sie eben immer wieder zu neuen Orten kommt, dort irgendwelche Psychos leben welche bekämpft werden müssen, Leute sterben dabei und dafür werden neue aufgenommen. So ist es auch in Staffel 5, nur wechseln die Schauplätze dort häufiger und sie sind auch interessanter ausgewählt. Um mal die Aussage von Vince aufzugreifen: Ich z.B. kann schon mal ein Serie einfach nur wirken lassen, ohne das irgendwelche spektakulären Inhalte vermittelt werden. Das muss aber zur Serie passen. "City of Men" (die Nachfolgeserie zu "City of God") fand ich gerade deshalb grandios, weil sie nur den Alltag der 2 Jungs zeigte. Aber bei einer Zombieserie hätte ich schon gerne eine tragende Story die mich bei der Stange hält und nicht eine Darstellung vom Leben unter Zombies über zig Staffeln ist.
Die Zombies sind zudem gefühlt gar keine Gefahr und werden notfalls auch mit dem Zahnstocher erledigt. Wer in der Serie durch Beißattacken stirbt ist einfach zu dämlich.
Ich bin kein Verächter der Serie, von Glanz und Gloria ist sie aber auch noch weit entfernt. Dank Aufwertung durch Staffel 5 würde ich aktuell eine schlechte vergeben. Staffel 3 und 4 muss man dafür aber durchstehen, was nicht einfach ist, zumal Staffel 2 auch schon eine ziemliche Schlaftablette ist.
Auf jeden Fall hat "The Walking Dead" einige Schwächen.
Eine davon ist halt, dass die Story eigentlich nichts her gibt und permant die gleichen Konflikte wiederholt werden. So schaut man der Truppe dabei zu, wie sie eben immer wieder zu neuen Orten kommt, dort irgendwelche Psychos leben welche bekämpft werden müssen, Leute sterben dabei und dafür werden neue aufgenommen. So ist es auch in Staffel 5, nur wechseln die Schauplätze dort häufiger und sie sind auch interessanter ausgewählt. Um mal die Aussage von Vince aufzugreifen: Ich z.B. kann schon mal ein Serie einfach nur wirken lassen, ohne das irgendwelche spektakulären Inhalte vermittelt werden. Das muss aber zur Serie passen. "City of Men" (die Nachfolgeserie zu "City of God") fand ich gerade deshalb grandios, weil sie nur den Alltag der 2 Jungs zeigte. Aber bei einer Zombieserie hätte ich schon gerne eine tragende Story die mich bei der Stange hält und nicht eine Darstellung vom Leben unter Zombies über zig Staffeln ist.
Die Zombies sind zudem gefühlt gar keine Gefahr und werden notfalls auch mit dem Zahnstocher erledigt. Wer in der Serie durch Beißattacken stirbt ist einfach zu dämlich.
Ich bin kein Verächter der Serie, von Glanz und Gloria ist sie aber auch noch weit entfernt. Dank Aufwertung durch Staffel 5 würde ich aktuell eine schlechte vergeben. Staffel 3 und 4 muss man dafür aber durchstehen, was nicht einfach ist, zumal Staffel 2 auch schon eine ziemliche Schlaftablette ist.
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Hail, Caesar!
Und wieder ein Coen-Film, der durchaus bissig das Hollywood der 1950er Jahre aufs Korn nimmt. Diesmal als Abschluss der sogenannten Numbskull-Trilogie. Und so wird wieder freudig in alle Richtungen geschossen. Unterbezahlte Autoren, Dummköpfe vor und hinter der Kamera, arrangierte und für die Presse aufbereitete Hintergrundgeschichten der Stars und Sternchen und der Marxismus als direkte Gefahr für die kapitalisierte Filmindustrie (an dieser Stelle treffend besetzt mit Dolph Lundgren ("Rocky IV") als U-Boot-Kapitän, aber kaum zu erkennen). Der Humor trifft meist ins Schwarze und ist Coen-typisch genug aufgeregt, um die gesamte Laufzeit gute Unterhaltung zu garantieren. Schenkelklopfer, wie eine zum Lasso umfunktionierte Spagetti (Stichwort: Spagetti-Western), sind einfach zu köstlich.
Und doch gehört "Hail, Caesar!" zu den schwächeren Filmen, der vor grandiosen Filmen nur so strotzenden Filmographie, der Brüder. Einerseits bleiben zu viele angerissene Handlungsstränge in der Luft hängen und andererseits fehlt es dem Film an der nötigen Stringenz, sodass es trotz der bissigen Ansätze bei einem Ensemble-Spektakel bleibt. Viele grandiose Einzelszenen ergeben in der Summe leider nicht immer ein neues Meisterwerk.
Ein Pflichtfilm für Coen-Fans ist der Streifen aber natürlich auf jeden Fall!
Gute
Sinister 2
Im Gegensatz zum ersten Teil, der durch die geschickte Verknüpfung von Haunted-House-Horror und Snuff-Krimi eine bedrohliche Atmosphäre aufzubauen verstand, wird in der Fortsetzung eine andere Marschrichtung angegeben. Ins Zentrum rückt nunmehr eine Familie, die selbst in einem Snuff-Video zu enden droht. Dabei nehmen vor allem die Kinder den Mittelpunkt des Geschehens ein, die von Bughuul beeinflusst werden. Damit fühlt sich "Sinister II" eher wie ein klassischer Vertreter jener Horrorfilme der 1980er im Stile von Freddy Krüger an. Bis hierhin eine lobenswerte Entwicklung, da die Versuchung sicherlich groß war, eine bloße Kopie des ersten Teiles abzuliefern. Jedoch scheitert die Fortsetzung an ihren gnadenlos schablonenhaften Charakteren. Und so wird es dem Zuschauer auch zunehmend egaler, was da mit der Familie passiert. Zwar sind die Snuff-Videos wieder sehr albtraumhaft-atmosphärisch und zusammen mit dem Soundtrack ergeben sich immer wieder ein paar gruselige Momente, doch in der Summe bleibt es bei einem eher vernachlässigbaren Filmchen, dessen statische Figur des Bughuul gegen Genregrößen wie Freddy und Co. kein Land sieht.
Der Marsianer
Wo doch bisher immer das ungeschriebene Gesetz galt, dass Mars plus Film gleich Flop ergibt, so sollte uns Genrespezialist Ridley Scott eines Besseren belehren. Die Buchvorlage von Andy Weir, die mit einer innovativen Neuinterpretation des Robinson Crusoe-Stoffes, einem abwechslungsreichen Erzählstil und der unterhaltsamen Verbindung von wissenschaftlicher Akkuratesse und einem tollen Humor zum Bestseller wurde, eignete sich hervorragend für eine Verfilmung. Da sich die Macher infolgedessen sehr nah ans Buch hielten, und mit Matt Damon ein Darsteller gefunden wurde, der einerseits Verzweiflung wie auch Leichtigkeit in seine Rolle bringen konnte, waren die Weichen für einen guten Film gestellt. Kleine Veränderungen gegenüber der Buchvorlage sind der - trotz knapp zweieinhalb Stunden langen - Laufzeit zu verdanken, weshalb einige Bereiche des Buches etwas gekürzt wurden.
Optisch ist der Film zeitgemäß, setzt den Mars hervorragend in Szene und hat mit Damon, Chastain, Ejiofor, Bean (inkl. einer köstlichen "Herr der Ringe"-Anspielung), etc. einen bis in die Nebenrollen hervorragend besetzten Cast zu bieten.
Und wieder ein Coen-Film, der durchaus bissig das Hollywood der 1950er Jahre aufs Korn nimmt. Diesmal als Abschluss der sogenannten Numbskull-Trilogie. Und so wird wieder freudig in alle Richtungen geschossen. Unterbezahlte Autoren, Dummköpfe vor und hinter der Kamera, arrangierte und für die Presse aufbereitete Hintergrundgeschichten der Stars und Sternchen und der Marxismus als direkte Gefahr für die kapitalisierte Filmindustrie (an dieser Stelle treffend besetzt mit Dolph Lundgren ("Rocky IV") als U-Boot-Kapitän, aber kaum zu erkennen). Der Humor trifft meist ins Schwarze und ist Coen-typisch genug aufgeregt, um die gesamte Laufzeit gute Unterhaltung zu garantieren. Schenkelklopfer, wie eine zum Lasso umfunktionierte Spagetti (Stichwort: Spagetti-Western), sind einfach zu köstlich.
Und doch gehört "Hail, Caesar!" zu den schwächeren Filmen, der vor grandiosen Filmen nur so strotzenden Filmographie, der Brüder. Einerseits bleiben zu viele angerissene Handlungsstränge in der Luft hängen und andererseits fehlt es dem Film an der nötigen Stringenz, sodass es trotz der bissigen Ansätze bei einem Ensemble-Spektakel bleibt. Viele grandiose Einzelszenen ergeben in der Summe leider nicht immer ein neues Meisterwerk.
Ein Pflichtfilm für Coen-Fans ist der Streifen aber natürlich auf jeden Fall!
Gute
Sinister 2
Im Gegensatz zum ersten Teil, der durch die geschickte Verknüpfung von Haunted-House-Horror und Snuff-Krimi eine bedrohliche Atmosphäre aufzubauen verstand, wird in der Fortsetzung eine andere Marschrichtung angegeben. Ins Zentrum rückt nunmehr eine Familie, die selbst in einem Snuff-Video zu enden droht. Dabei nehmen vor allem die Kinder den Mittelpunkt des Geschehens ein, die von Bughuul beeinflusst werden. Damit fühlt sich "Sinister II" eher wie ein klassischer Vertreter jener Horrorfilme der 1980er im Stile von Freddy Krüger an. Bis hierhin eine lobenswerte Entwicklung, da die Versuchung sicherlich groß war, eine bloße Kopie des ersten Teiles abzuliefern. Jedoch scheitert die Fortsetzung an ihren gnadenlos schablonenhaften Charakteren. Und so wird es dem Zuschauer auch zunehmend egaler, was da mit der Familie passiert. Zwar sind die Snuff-Videos wieder sehr albtraumhaft-atmosphärisch und zusammen mit dem Soundtrack ergeben sich immer wieder ein paar gruselige Momente, doch in der Summe bleibt es bei einem eher vernachlässigbaren Filmchen, dessen statische Figur des Bughuul gegen Genregrößen wie Freddy und Co. kein Land sieht.
Der Marsianer
Wo doch bisher immer das ungeschriebene Gesetz galt, dass Mars plus Film gleich Flop ergibt, so sollte uns Genrespezialist Ridley Scott eines Besseren belehren. Die Buchvorlage von Andy Weir, die mit einer innovativen Neuinterpretation des Robinson Crusoe-Stoffes, einem abwechslungsreichen Erzählstil und der unterhaltsamen Verbindung von wissenschaftlicher Akkuratesse und einem tollen Humor zum Bestseller wurde, eignete sich hervorragend für eine Verfilmung. Da sich die Macher infolgedessen sehr nah ans Buch hielten, und mit Matt Damon ein Darsteller gefunden wurde, der einerseits Verzweiflung wie auch Leichtigkeit in seine Rolle bringen konnte, waren die Weichen für einen guten Film gestellt. Kleine Veränderungen gegenüber der Buchvorlage sind der - trotz knapp zweieinhalb Stunden langen - Laufzeit zu verdanken, weshalb einige Bereiche des Buches etwas gekürzt wurden.
Optisch ist der Film zeitgemäß, setzt den Mars hervorragend in Szene und hat mit Damon, Chastain, Ejiofor, Bean (inkl. einer köstlichen "Herr der Ringe"-Anspielung), etc. einen bis in die Nebenrollen hervorragend besetzten Cast zu bieten.
Mit freundlichem Gruß
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Crouching Tiger, Hidden Dragon 2: Sword of Destiny
In Anbetracht des famosen ersten Teiles, der nunmehr schon sechzehn Jahre auf dem Buckel hat, sollte ein Vergleich der beiden Filme nur schwer zu ziehen sein. Und letztlich hat der Film außer ein paar losen Storyfragmenten und einer immer guten Michelle Yeoh nicht mehr viel mit dem Original gemein. Wo Ang Lees Meisterwerk mit einer einzigartigen mystischen Atmosphäre bestach, versucht das lose Sequel dies mit vielen Kampfsequenzen und einer stringent erzählten Geschichte wieder wett zu machen. Zudem ist die Laufzeit mit etwas mehr als eineinhalb Stunden recht knapp bemessen. Dies hat zur Folge, dass die Charaktere allesamt sehr oberflächlich gezeichnet werden und etwaige Filmtode ziemlich egal bleiben. Am ehesten berührt noch die zaghafte Lovestory zwischen einer tollen Natasha Liu Bordizzo und Harry Shum Jr., die noch die meisten Akzente setzen können. Selbst Vorzeigestar Donnie Yen bleibt blass und schafft es ausschließlich in den guten, aber nicht famosen, Kampfszenen zu überzeugen. Überhaupt bleiben die Martial-Arts-Szenen trotz ihrer Versiertheit recht unspektakulär. Erstaunlicherweise bleiben Tempo und Dynamik oftmals auf der Strecke. Überzeugend sind hingegen die tollen Naturaufnahmen, die immer wieder in den richtigen Momenten für Stimmung sorgen.
Insgesamt also ein ernüchternder Film, der durch seine oberflächliche, zu sehr an westliche Sehgewohnheiten gerichtete, Geschichte und blassen Charakteren für kurzweilige, aber in Anbetracht des grandiosen Originals, auch enttäuschende Unterhaltung sorgt.
Kingsman: The Secret Service
Nach "Kick-Ass" die zweite Verfilmung eines Mark Millar-Comics von Matthew Vaughn. Haarscharf wird hier zwischen ernst zu nehmendem Agentenfilm und einer waschechten Parodie oszilliert. Parodistisch angelegt ist zumindest der Bösewicht, der mit einem lispelnden Samuel L. Jackson besetzt wurde. Leider bleibt es auch nur bei dieser karitativen Darstellung, die kaum Interpretationsspielraum lässt, sodass die Beweggründe so klar wie egal bleiben. Damit mag sicherlich dem klassischen Bond-Film Tribut gezollt werden (immerhin gibt es immer wieder diverse Anspielungen darauf), doch bleibt es fraglich, wo man hier die Grenze ziehen möchte, wodurch sich "Kingsman" vom Genre-Einerlei abzuheben versucht.
Doch Vaughn schafft es immerhin, in den restlichen Disziplinen zu punkten: Die Actionszenen sind rasant (die Kirchenszene ist ein echtes Highlight), fetzig und immer sehr blutig. Der Humor bleibt meist oberhalb der Gürtellinie, wo er auch entsprechend Lacher zutage fördert, wohingegen manch ein Gag etwas übermotiviert erscheint (der finale Prinzessinnen-Gag). Die Darsteller sind wohl gewählt. Vor allem Colin Firth überzeugt als Gentleman und überraschenderweise auch sehr in den Actionszenen, in denen er kräftig zulangen darf. Diese sind mit netten Gimmicks aufgepeppt (der Regenschirm) und überflügeln jeden Bond im Nu. Unter dem Strich ist "Kingsman" wieder mal eine überaus unterhaltsame Millar-Verfilmung geworden, die sich trotz der etwas beliebigen Geschichte durch ihren eigenartigen Stil vom üblichen Agentenfilm abhebt.
The Last Witch Hunter
Vin Diesels Wunschprojekt entpuppt sich als ziemlicher Rohrkrepierer. Zwar sind die Effekte überzeugend und die ersten fünfzehn Minuten versprechen durchaus spaßig-doofe Unterhaltung, doch leider verliert sich der Film mit zunehmender Laufzeit in völlig wirren Handlungssträngen, die zudem auch noch viel zu ernst dargestellt werden. Hier hätte es sich angeboten, der Geschichte etwas mehr Ironie und Witz einzuverleiben. So entpuppt sich der Film eher als gescheiterter Versuch, Dogmen eines klassischen Crime-Thrillers mit denen eines Fantasyblockbusters zu verquicken. Und mittendrin ein gelangweilt wirkender Vin Diesel, der mit schnellen Autos, Frauen und Knarren das machen darf, was er sonst auch immer tut.
Absolut vernachlässigbarer Käse.
In Anbetracht des famosen ersten Teiles, der nunmehr schon sechzehn Jahre auf dem Buckel hat, sollte ein Vergleich der beiden Filme nur schwer zu ziehen sein. Und letztlich hat der Film außer ein paar losen Storyfragmenten und einer immer guten Michelle Yeoh nicht mehr viel mit dem Original gemein. Wo Ang Lees Meisterwerk mit einer einzigartigen mystischen Atmosphäre bestach, versucht das lose Sequel dies mit vielen Kampfsequenzen und einer stringent erzählten Geschichte wieder wett zu machen. Zudem ist die Laufzeit mit etwas mehr als eineinhalb Stunden recht knapp bemessen. Dies hat zur Folge, dass die Charaktere allesamt sehr oberflächlich gezeichnet werden und etwaige Filmtode ziemlich egal bleiben. Am ehesten berührt noch die zaghafte Lovestory zwischen einer tollen Natasha Liu Bordizzo und Harry Shum Jr., die noch die meisten Akzente setzen können. Selbst Vorzeigestar Donnie Yen bleibt blass und schafft es ausschließlich in den guten, aber nicht famosen, Kampfszenen zu überzeugen. Überhaupt bleiben die Martial-Arts-Szenen trotz ihrer Versiertheit recht unspektakulär. Erstaunlicherweise bleiben Tempo und Dynamik oftmals auf der Strecke. Überzeugend sind hingegen die tollen Naturaufnahmen, die immer wieder in den richtigen Momenten für Stimmung sorgen.
Insgesamt also ein ernüchternder Film, der durch seine oberflächliche, zu sehr an westliche Sehgewohnheiten gerichtete, Geschichte und blassen Charakteren für kurzweilige, aber in Anbetracht des grandiosen Originals, auch enttäuschende Unterhaltung sorgt.
Kingsman: The Secret Service
Nach "Kick-Ass" die zweite Verfilmung eines Mark Millar-Comics von Matthew Vaughn. Haarscharf wird hier zwischen ernst zu nehmendem Agentenfilm und einer waschechten Parodie oszilliert. Parodistisch angelegt ist zumindest der Bösewicht, der mit einem lispelnden Samuel L. Jackson besetzt wurde. Leider bleibt es auch nur bei dieser karitativen Darstellung, die kaum Interpretationsspielraum lässt, sodass die Beweggründe so klar wie egal bleiben. Damit mag sicherlich dem klassischen Bond-Film Tribut gezollt werden (immerhin gibt es immer wieder diverse Anspielungen darauf), doch bleibt es fraglich, wo man hier die Grenze ziehen möchte, wodurch sich "Kingsman" vom Genre-Einerlei abzuheben versucht.
Doch Vaughn schafft es immerhin, in den restlichen Disziplinen zu punkten: Die Actionszenen sind rasant (die Kirchenszene ist ein echtes Highlight), fetzig und immer sehr blutig. Der Humor bleibt meist oberhalb der Gürtellinie, wo er auch entsprechend Lacher zutage fördert, wohingegen manch ein Gag etwas übermotiviert erscheint (der finale Prinzessinnen-Gag). Die Darsteller sind wohl gewählt. Vor allem Colin Firth überzeugt als Gentleman und überraschenderweise auch sehr in den Actionszenen, in denen er kräftig zulangen darf. Diese sind mit netten Gimmicks aufgepeppt (der Regenschirm) und überflügeln jeden Bond im Nu. Unter dem Strich ist "Kingsman" wieder mal eine überaus unterhaltsame Millar-Verfilmung geworden, die sich trotz der etwas beliebigen Geschichte durch ihren eigenartigen Stil vom üblichen Agentenfilm abhebt.
The Last Witch Hunter
Vin Diesels Wunschprojekt entpuppt sich als ziemlicher Rohrkrepierer. Zwar sind die Effekte überzeugend und die ersten fünfzehn Minuten versprechen durchaus spaßig-doofe Unterhaltung, doch leider verliert sich der Film mit zunehmender Laufzeit in völlig wirren Handlungssträngen, die zudem auch noch viel zu ernst dargestellt werden. Hier hätte es sich angeboten, der Geschichte etwas mehr Ironie und Witz einzuverleiben. So entpuppt sich der Film eher als gescheiterter Versuch, Dogmen eines klassischen Crime-Thrillers mit denen eines Fantasyblockbusters zu verquicken. Und mittendrin ein gelangweilt wirkender Vin Diesel, der mit schnellen Autos, Frauen und Knarren das machen darf, was er sonst auch immer tut.
Absolut vernachlässigbarer Käse.
Mit freundlichem Gruß
LivingDead
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