Filmtagebuch: deBohli

Besucht die Filmtagebücher unserer Männer, eröffnet Euer eigenes Tagebuch oder diskutiert einfach mit.

Moderator: SFI

Benutzeravatar
StS
Actioncrew
Actioncrew
Beiträge: 28333
Registriert: 04.10.2005, 21:43
Wohnort: Harsh Realm, Hannover

Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von StS » 20.11.2022, 13:16

deBohli hat geschrieben:
20.11.2022, 13:13
Bild
Mad Heidi
Kino / Regie: Johannes Hartmann
Der Crowdfunding-Erfolg, das Swissploitation-Fest, die Verballhornung des Heidi-Mythos. Sehr gespannt war ich auf «Mad Heidi» von Johannes Hartmann, der Trailer sah nicht schlecht aus. Doch leider überzeugt an diesem Trash-Film wenig, nicht einmal die blutigen Momente.
Wie bereits «Iron Sky» lebt die Geschichte um das kämpferische Heidi davon, dass gewalttätige Ideen mit einer unschönen, glattpolierten Optik, einem unendlichen und ermüdenden Zitatereigen, Kampfszenen und treibenden Sounds kombiniert werden. Könnte funktionieren, ist aber erstaunlich schleppend und langweilig, mit unlustigen Witzen und einer Herangehensweise an den Trash, die keine Freude macht.
Dass der Film existiert, ist zwar ein beachtliches Ereignis, leider aber spürt man wenig von der Leidenschaft und dem Anspruch in «Mad Heidi». Nie nimmt sich der Film ernst, schlägt dir lachend ins Gesicht und schreit dazu: «Schau mal, wie lustig diese Idee ist! Wie doof! Und wir haben es durchgezogen! Haha!» Immerhin zeigt sich bei Casper Van Dien der Spass am Projekt auf der Leinwand.
:liquid3:
Also alles so wie bei "Iron Sky"... inklusive des schwachen Ergebnisses. War im Grunde so zu erwarten.

Benutzeravatar
deBohli
Palmenkicker
Palmenkicker
Beiträge: 10928
Registriert: 15.10.2005, 10:32
Wohnort: Zofingen, Schweiz
Kontaktdaten:

Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 20.11.2022, 13:21

Die Angst, dass es genauso wie bei "Iron Sky" herauskommt, war bei mir gross. Den fand ich bereits schrecklich. Doch voller Hoffnung ging ich ins Kino und .. siehe oben. :lol:
Currently Hot: Best Of Cinema 2023Japanuary 2024

Das brandneue Kulturmagazin: Phosphor Kultur

Benutzeravatar
freeman
Expendable
Expendable
Beiträge: 61506
Registriert: 12.12.2004, 23:43
Wohnort: Rötha

Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von freeman » 22.11.2022, 19:21

New World ist toll, Kritik dazu auch hier im Forum / bei den Actionfreunden. Der Tiger rult. Von der Witch kommt ja die Tage Teil zwei bei uns raus, wobei mich der erste leider gar nicht erreicht hat. Das Finish war cool, der Weg dahin eher weniger.

In diesem Sinne:
freeman

Benutzeravatar
deBohli
Palmenkicker
Palmenkicker
Beiträge: 10928
Registriert: 15.10.2005, 10:32
Wohnort: Zofingen, Schweiz
Kontaktdaten:

Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 23.11.2022, 08:07

Sehr schön, dann freue ich mich auf weitere Filme. Den Tiger habe ich gestern bei Rarewaves für 3 Pfund ergattert.
Die Kritik zu "New World" finde aber im Index nicht. Bin ich blind?
Currently Hot: Best Of Cinema 2023Japanuary 2024

Das brandneue Kulturmagazin: Phosphor Kultur

Benutzeravatar
deBohli
Palmenkicker
Palmenkicker
Beiträge: 10928
Registriert: 15.10.2005, 10:32
Wohnort: Zofingen, Schweiz
Kontaktdaten:

Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 23.11.2022, 18:53

Bild
The Menu
Kino / Regie: Mark Mylod
Ein Film, der so hübsch aussieht, wie die präsentierten Mahlzeiten. Eine Geschichte, die immer heisser wird, wie die Flammen des Gasherds der Küche. Mark Mylod beweist mit dem Psycho-Thriller «The Menu» seine Kino-Fähigkeiten und gewinnt auf ganzer Linie.
Die Kritik an der heutigen Gesellschaft und der Oberschicht ist zwar so plump wie bei «Triangle Of Sadness» (Ruben Östlund, 2022), unterhält dafür im gleichen Masse. Anya Taylor-Joy ist wie immer grossartig, Ralph Fiennes und Nicholas Hoult überzeugen ebenfalls, die erzählerische Dichte reisst sofort mit und liess mich am Ende den Figuren gar innerlich zujubeln.
:liquid8:

Bild
Unrueh
Kino / Regie: Cyril Schäublin
Die anarchistische und die nationalistische Weltordnung als verzahnte Visionen. Der Mensch als ausgebeutete Arbeitskraft oder doch als freiheitsliebendes Individuum. Die herangezoomten Totalen im Wechseln mit den Nahaufnahmen von Gesichtern und Gegenständen. Welch Rausch in der Langsamkeit, welch Detailliebe und verschachtelte Gedanken und Ebenen.
Mit seinem zweiten Langfilm «Unrueh» positioniert sich Cyril Schäublin nach dem sehr gelungenen «Dene wos guet geit» (2017) als interessanteste Figur im aktuellen Schweizer Filmschaffen. Die formale Präzision, die erzählerischen Versuche, die emotionalen Erfolge – alles kommt in frischer und intelligenter Weise zusammen.
:liquid10:

Bild
The Boys Next Door
BD / Regie: Penelope Spheeris
(Noirvember 22-18) Ohne Perspektive in der Vorstadt, Penelope Spheeris untersucht wie bei «Suburbia» (1983) mit «The Boys Next Door» das Abdriften junger Menschen in Gewalt und Abhängigkeit. Mit passender Musik, einer schmutzig wirkenden Gestaltung und vielen angeschnittenen Themen greift die Erzählung weit.
Maxwell Caulfield und Charlie Sheen agieren gut, trotzdem wirkt einiges unbeholfen. Was die Grundideen des Filmes aber nicht schmälert.
:liquid6:

Bild
I’ve Been Trying to Tell You
BD / Regie: Alasdair McLellan
Zur Musik von Saint Etienne hat Alasdair McLellan einen Film geschaffen, der die nostalgisch und sehnsüchtig wirkenden Sounds wunderbar bebildert. Auf Albumlänge darf man bei «I’ve Been Trying to Tell You» in die Neunzigerjahre eintauchen, eigene Erinnerungen wecken, Fantasien und Wünsche erleben.
Immer in Bewegung, mit schönen Menschen in spannenden Umgebungen – ein Road Trip ohne Dialoge oder Handlung, dafür mit vielen Emotionen und schönen Songs.
:liquid8:

Bild
The Long Good Friday
BD / Regie: John Mackenzie
(Noirvember 22-19) Bob Hoskins wird von John Mackenzie in «The Long Good Friday» von einem Zwischenfall zum anderen gehetzt und lässt dessen gaunerischen Pläne in Flammen aufgehen. Eine Gangster-Geschichte im London der Siebzigerjahre, mit den jungen Helen Mirren und Pierce Brosnan als Mitspieler:innen.
Das macht nicht nur dank der übereifrigen Musik Spass, sondern lässt miträtseln und die Hafengebiete an der Themse erkunden.
:liquid8:
Currently Hot: Best Of Cinema 2023Japanuary 2024

Das brandneue Kulturmagazin: Phosphor Kultur

Benutzeravatar
freeman
Expendable
Expendable
Beiträge: 61506
Registriert: 12.12.2004, 23:43
Wohnort: Rötha

Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von freeman » 23.11.2022, 19:50

deBohli hat geschrieben:
23.11.2022, 08:07
Bin ich blind?
Du, ich maße mir da kein Urteil an Gnihihihihi:
https://www.actionfreunde.de/new-world- ... n-fronten/
viewtopic.php?f=82&t=14488

In diesem Sinne:
freeman

Benutzeravatar
deBohli
Palmenkicker
Palmenkicker
Beiträge: 10928
Registriert: 15.10.2005, 10:32
Wohnort: Zofingen, Schweiz
Kontaktdaten:

Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 24.11.2022, 07:17

Danke dir!
Currently Hot: Best Of Cinema 2023Japanuary 2024

Das brandneue Kulturmagazin: Phosphor Kultur

Benutzeravatar
deBohli
Palmenkicker
Palmenkicker
Beiträge: 10928
Registriert: 15.10.2005, 10:32
Wohnort: Zofingen, Schweiz
Kontaktdaten:

Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 26.11.2022, 12:01

Bild
Le Salaire de la peur
BD / Regie: Henri-Georges Clouzot
Gnadenlos die Spannung, staubig und löchrig der lange Weg. «Le Salaire de la peur» von Henri-Georges Clouzot lässt sich Zeit, etabliert die Figuren und Situation und bringt danach während 90 Minuten das Herz laut zum Schlagen.
Ein Action-Kracher, bevor Hollywood die Sternstunden im Genre erreichte, ein bitterböser Blick auf Gier, Aussichtslosigkeit und Heldentum. Leider darf Véra Clouzot bloss ein Dummchen darstellen und Charles Vanel wirkt in der Hauptrolle etwas blass.
:liquid8:

Bild
Beyond the Infinite Two Minutes
BD / Regie: Junta Yamaguchi
Wie hat Junta Yamaguchi diesen Film bloss gedreht? Ein One-Take-Zeitreise-Abenteuer mit kleinem Budget und viel Spass: «Beyond the Infinite Two Minutes» ist ein Siegeszug der Kreativität, der von Beginn an erstaunt und unterhält, sowie immer verworrener wird, ohne die Emotionen und das Herz aus den Augen zu verlieren.
70 Minuten voller Leidenschaft, die man in grösseren Produktionen leider zu oft vermisst.
:liquid8:

Bild
Bones And All
Kino / Regie: Luca Guadagnino
Der Film brauchte seine Zeit, um bei mir zu landen, doch als Taylor Russell dem Mädchen im Diner zuknurrte, brach mein Herz auf. «Bones And All» ist eine wunderschöne, ultrabrutale und tieftraurige Geschichte über die Aussenseiter der Gesellschaft, über verlorene Hoffnung und neugefundene Liebe.
Von Luca Guadagnino stilsicher inszeniert (35mm-Aufnahmen, Musik von Trent Reznor und Atticus Ross), mit Timothée Chalamet und dem angsteinflössenden Mark Rylance in den weiteren Rollen perfekt besetzt, voller Herz und Trauer.
:liquid9:

Bild
Touch Of Evil
BD / Regie: Orson Welles
(Noirvember 22-20) Ob die rekonstruierte Version von «Touch Of Evil» der Wahrheit am nächsten kommt, kann ich nicht beurteilen. Wohl aber wirkt der Film Noir von Orson Welles gross, theatralisch und verwirrend: Komik, zwielichtige Moral, von unten gefilmte Einstellungen, lange Kamerafahrten, laut dröhnende Musik, chaotische Dialoge mit mehreren Personen, eine undurchsichtige Geschichte.
Mit einer grandiosen Besetzung versehen (Charlton Heston, Janet Leigh, Marlene Dietrich und viele mehr) und betörend bebildert ist der Film ein beachtliches Werk, dessen Elemente weit mehr sind als zuerst angenommen.
:liquid8:
Currently Hot: Best Of Cinema 2023Japanuary 2024

Das brandneue Kulturmagazin: Phosphor Kultur

Benutzeravatar
Vince
Actioncrew
Actioncrew
Beiträge: 20482
Registriert: 30.09.2005, 18:00
Wohnort: Aachen

Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von Vince » 26.11.2022, 13:41

Touch of Evil finde ich ähnlich gut, Two Minutes sahnt mir im Schnitt aber doch etwas zu hohe Wertungen ein. Sehenswert finde ich den zwar auch, aber der ähnlich geartete Zombiefilm aus dem Lande hat mir da unter dem Strich noch mehr Spaß gemacht. Auf den Guadagnino freu ich mich jetzt dafür aber besonders.

Benutzeravatar
StS
Actioncrew
Actioncrew
Beiträge: 28333
Registriert: 04.10.2005, 21:43
Wohnort: Harsh Realm, Hannover

Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von StS » 26.11.2022, 14:08

Vince hat geschrieben:
26.11.2022, 13:41
Auf den Guadagnino freu ich mich jetzt dafür aber besonders.
Dito. Tickets für Dienstag sind schon reserviert. :D

Benutzeravatar
deBohli
Palmenkicker
Palmenkicker
Beiträge: 10928
Registriert: 15.10.2005, 10:32
Wohnort: Zofingen, Schweiz
Kontaktdaten:

Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 27.11.2022, 11:43

Euch viel Freude an "Bones And All", auch zwei Tage danach ist der immer noch in meinem Kopf am herumgeistern. :D

Und ja, "One Cut of the Dead" finde ich auch sehr stark.
Currently Hot: Best Of Cinema 2023Japanuary 2024

Das brandneue Kulturmagazin: Phosphor Kultur

Benutzeravatar
deBohli
Palmenkicker
Palmenkicker
Beiträge: 10928
Registriert: 15.10.2005, 10:32
Wohnort: Zofingen, Schweiz
Kontaktdaten:

Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 27.11.2022, 19:50

Bild
Curling
BD / Regie: Denis Côté
Isoliert im Leben, abgeschieden in der Gesellschaft. Die Kälte der Umgebung, der Natur und der Menschen in «Curling» kriecht unter die Haut, nicht selten musste ich an «Fargo» (Joel Coen, 1996) denken. Der Film von Denis Côté driftet aber nie ins Brutale oder Komödiantische, sondern bleibt ruhig und nimmt sich Zeit für die Leere.
Ob mit der Zeit alles besser wird, kann niemand sagen. «Curling» inspiriert aber dazu, sich gegenseitig stärker zu unterstützen.
:liquid8:

Bild
Ucho (The Ear)
BD / Regie: Karel Kachyna
Nur weil man paranoid ist, heisst es noch lange nicht, dass sie nicht hinter einem her sind. «Ucho» von Karel Kachyna untersucht diesen Grundsatz und dringt in den totalitären Staat der Tschechoslowakei ein. Satirisch, düster und treffend; eine lange Nacht des Misstrauens wird zum Albtraum und die schlimmsten Gedanken bewahrheiten sich.
Die Schnittfolgen erinnerten mich dank Rückblenden und raschen Montagen nicht selten an das Schaffen von Alain Resnais.
:liquid7:

Bild
The Offence
BD / Regie: Sidney Lumet
(Noirvember 22-21) Mit Sean Connery hätte ich nicht in einem Raum eingeschlossen werden wollen, zumindest nicht, wenn er so eindringlich agiert hätte, wie bei «The Offence». Die schauspielerische Leistung in diesem Thriller von Sidney Lumet ist grossartig, die Stimmung bedrückend.
Während die Umgebung fremd, grau und unmenschlich wirkt, liefern sich das Gewissen und die Emotionen einen eindrücklichen Kampf.
:liquid8:

Bild
Tiszta szívvel (Kills On Wheels)
BD / Regie: Attila Till
Mit dem Rollstuhl mitten ins Leben, zwischen Verbrecher und Wunschträumerei. «Tiszta szívvel» ist eine sympathische Geschichte, die mit genügend Humor und Liebe inszeniert wurde und Personen in den Mittelpunkt stellt, die durch ihre Behinderungen oft in Filmen ignoriert werden.
Die gelungenen Aufnahmen, das menschliche Spiel und die tolle Comic-Zeichnungen verleihen der Geschichte viel Leben, sehr gerne fiebert man mit den Charakteren mit.
:liquid7:
Currently Hot: Best Of Cinema 2023Japanuary 2024

Das brandneue Kulturmagazin: Phosphor Kultur

Benutzeravatar
John Woo
Action Experte
Action Experte
Beiträge: 5644
Registriert: 22.11.2005, 15:52

Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von John Woo » 29.11.2022, 19:53

"The Menu" interessiert mich auch, der Trailer sah cool aus. :D
"New World" mochte ich damals leider gar nicht - viel zu viele Figuren.

Benutzeravatar
deBohli
Palmenkicker
Palmenkicker
Beiträge: 10928
Registriert: 15.10.2005, 10:32
Wohnort: Zofingen, Schweiz
Kontaktdaten:

Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 30.11.2022, 07:50

Für "The Menu" lohnt sich das Kinoticket auf jeden Fall.
Bei "New World" fand ich die Menge an Charakteren erträglich, da ich in diesem Jahr bereits einige Filme von Kinji Fukasaku geschaut habe. Hyperaktiv und mit Personen vollgestopft sind die alle. :lol:
Currently Hot: Best Of Cinema 2023Japanuary 2024

Das brandneue Kulturmagazin: Phosphor Kultur

Benutzeravatar
deBohli
Palmenkicker
Palmenkicker
Beiträge: 10928
Registriert: 15.10.2005, 10:32
Wohnort: Zofingen, Schweiz
Kontaktdaten:

Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 03.12.2022, 10:50

Bild
Shirley: Visions of Reality
BD / Regie: Gustav Deutsch
Wie perfekt Gustav Deutsch die Gemälde von Edward Hopper in filmische Szenen umgewandelt hat, das funktioniert besser als neuere Versuche wie der Kurzfilm von Wim Wenders zur Ausstellung in der Fondation Beyeler («Two or Three Things I Know about Edward Hopper», 2020).
Leider aber will «Shirley: Visions of Reality» auf der Ebene der Geschichte nicht überzeugen, wollen sich die einzelnen Bilder selten zu einer Gesamtheit verbinden, obwohl man eine Schauspielerin während 30 Jahren durch die gesellschaftlichen Veränderungen in den USA begleitet. Aber diese Farben, diese Perspektiven.
:liquid6:

Bild
The Swimmer
BD / Regie: Frank Perry
Der Zerfall eines Mannes, der Zerfall von Wohlstand und Ansehen. Mit «The Swimmer» hat Frank Perry einen vielfach deutbaren Film geschaffen, der sich von sonnendurchfluteten Aufnahmen zu einem düsteren Gewitter wandelt.
Im Zentrum der strahlende Burt Lancaster, den man als Publikum durch seine ehemalige Scheinwelt und die aktuelle Realität begleitet. Die eigentlichen Aussagen des Filmes werden für immer Zündstoff für Diskussionen bleiben; gut so.
:liquid7:

Bild
Too Late Blues
BD / Regie: John Cassavetes
Viel macht John Cassavetes in seinem Musiker-Drama «Too Late Blues» nicht anders, aber es reicht, um eine weitreichende Faszination auszulösen. Die Entwicklung des ehrgeizigen und überheblichen Ghost (Bobby Darin) ist menschlich und realitätsnah dargestellt, viele Szenen spielen sich anders ab, als man es sich dies aus der Filmwelt gewohnt ist.
Daraus resultieren Momente, in denen man zu gerne selbst eintauchen würde. Eine Welt, in der zwar keine Happy Ends passieren, die aber Möglichkeiten und eine Heimat bietet.
:liquid9:

Bild
The Brain
BD / Regie: Ed Hunt
Die Kritik an den Massenmedien führt zu so manch tollen Filmerzeugnissen, «The Brain» von Ed Hunt gehört ganz klar nicht dazu. Dass im Booklet der BD-Ausgabe von 101Filmes die Verbindung zu Ed Wood gezogen wird passt: Dieser Horrorfilm ist stümperhaft konstruiert, die Schauspieler:innen wirken fehl am Platz und die Effekte sind durchwachsen.
Kanada lässt sich von einem ausserirdischen Gehirn unterjochen, das eigene Denkorgan begibt sich in der Zeit in einen komatösen Zustand.
:liquid2:

Bild
5 Against the House
BD / Regie: Phil Karlson
(Noirvember 22-22) Wieso nicht das Studentenleben mit einem Raubüberfall aufbessern, bloss um der erste zu sein, der dies vollbracht hat? Die Grundlange von «5 Against the House» wäre reizvoll und das Geschehen passend für einen Film Noir, doch leider verpasste es Phil Karlson, seinen Film packend zu gestalten.
Oft liegt der Fokus falsch, dafür gibt es Kim Novak vor ihrem grossen Auftritt in «Vertigo» (Alfred Hitchcock, 1958) und reale Schauplätze im Reno von damals zu bewundern.
:liquid6:
Currently Hot: Best Of Cinema 2023Japanuary 2024

Das brandneue Kulturmagazin: Phosphor Kultur

Benutzeravatar
deBohli
Palmenkicker
Palmenkicker
Beiträge: 10928
Registriert: 15.10.2005, 10:32
Wohnort: Zofingen, Schweiz
Kontaktdaten:

Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 06.12.2022, 07:28

Bild
The Man Who Fell To Earth
BD / Regie: Nicolas Roeg
(Long December 22-01) Huch, das ist ja der jüngere Rip Thorn, den ich bisher in Filmen wie «MIB» (Barry Sonnenfeld, 1997) wahrgenommen hatte. Auch sonst gibt es vieles bei «The Man Who Fell To Earth», was man sich zuerst erarbeiten muss. Der Film von Nicolas Roeg ist voller Rätsel und Andeutungen, spielt mit der Zeitwahrnehmung, Erinnerungen und Weltansichten.
David Bowie ist wunderbar in der Titelrolle, viele Schnittfolgen abenteuerlich, gewisse Szenen zu künstlerisch aufgezogen und lang andauernd. Die Faszination ist trotzdem gross.
:liquid7:

Bild
Land Of Dreams
Kino / Regie: Shirin Neshat, Shoja Azari
Träume müssen keinen Sinn ergeben, Inhalte lassen sich surreal transportieren. Doch leider findet Shirin Neshat in ihrem Film «Land Of Dreams» nicht die richtige Mischung aus Aussage und Wirkung. Zu viel wurde in die Geschichte gepackt, zu wenig fügt sich am Ende schlüssig zusammen.
Aber immerhin überzeugt der Cast (Sheila Vand, Matt Dillon, Christopher McDonald), Musik und Aufnahmen wirken betörend und die Kostüme und Ausstattungselemente begeistern, welche New Mexiko zugleich als triste Gegenwart, dystopische Zukunft und fernes Land darstellen.
:liquid5:
Currently Hot: Best Of Cinema 2023Japanuary 2024

Das brandneue Kulturmagazin: Phosphor Kultur

Benutzeravatar
deBohli
Palmenkicker
Palmenkicker
Beiträge: 10928
Registriert: 15.10.2005, 10:32
Wohnort: Zofingen, Schweiz
Kontaktdaten:

Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 07.12.2022, 07:58

Bild
Flag Day
DVD / Regie: Sean Penn
Mit seinen eigenen Kindern eine wahre Geschichte um schlechte Väter, Verbrechen und patriotische Gedanken nachspielen? Das klingt merkwürdig, trotzdem hat Sean Penn genau dies mit «Flag Day» gemacht.
Während die Kameraarbeit romantisch-sehnsüchtige Gefühle erzeugen möchte und die Lieder von Eddie Vedder und Cat Power an den falschen Stellen auftauchen, bleibt die Story langweilig, das Spiel von Dylan Penn überzeugt nicht und die Klischees triefen aus dem TV. Obwohl ich Sean Penn sehr mag, konnte ich dieser Regiearbeit nichts abgewinnen.
:liquid3:

Bild
Mommy
BD / Regie: Xavier Dolan
(Long December 22-02) Das enge Format. Die lauten Stimmen. Das gleissende Sonnenlicht. Die emotionalen Songs. Die Verzweiflung. Die Euphorie. Das Unglück. «Mommy» hat alles und kommt mit einer schier unaufhaltbaren Wucht heran.
Mit diesem Drama über eine aussichtlose Mutter-Sohn-Beziehung hat Xavier Dolan einen eindringlichen Film geschaffen, der stetig mitreisst und auch auf der technischen Seite fasziniert. Wie etwa mit dem Tonschnitt, der an gewissen Stellen asynchron zu den Bildern verläuft.
:liquid9:
Currently Hot: Best Of Cinema 2023Japanuary 2024

Das brandneue Kulturmagazin: Phosphor Kultur

Benutzeravatar
deBohli
Palmenkicker
Palmenkicker
Beiträge: 10928
Registriert: 15.10.2005, 10:32
Wohnort: Zofingen, Schweiz
Kontaktdaten:

Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 08.12.2022, 08:44

Bild
The Guardians of the Galaxy Holiday Special
Streaming, Disney+ / Regie: James Gunn
Ich würde mich über Kevin Bacon zu Weihnachten auf jeden Fall freuen. Wohl etwas stärker als über das «The Guardians of the Galaxy Holiday Special», welches von James Gunn gelungen inszeniert wurde und das Herz erwärmt. Allerdings nicht mehr bietet.
Pom Klementieff und Dave Bautista geben alles, Karen Gillan wurde für diese kurzen und nichtssagenden Szenen hoffentlich korrekt bezahlt. Das Make-Up musste trotzdem angebracht werden. Das beste Gefühl aber: Marvel schafft es, eine Geschichte in etwas mehr als 40 Minuten zu erzählen.
:liquid6:
Currently Hot: Best Of Cinema 2023Japanuary 2024

Das brandneue Kulturmagazin: Phosphor Kultur

Benutzeravatar
StS
Actioncrew
Actioncrew
Beiträge: 28333
Registriert: 04.10.2005, 21:43
Wohnort: Harsh Realm, Hannover

Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von StS » 08.12.2022, 08:49


Benutzeravatar
deBohli
Palmenkicker
Palmenkicker
Beiträge: 10928
Registriert: 15.10.2005, 10:32
Wohnort: Zofingen, Schweiz
Kontaktdaten:

Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 08.12.2022, 08:58

Dass Kevin singen muss, fand ich das schlimmste Element des Specials. :lol:
Currently Hot: Best Of Cinema 2023Japanuary 2024

Das brandneue Kulturmagazin: Phosphor Kultur

Benutzeravatar
StS
Actioncrew
Actioncrew
Beiträge: 28333
Registriert: 04.10.2005, 21:43
Wohnort: Harsh Realm, Hannover

Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von StS » 08.12.2022, 10:50

Er singt aber schon ewig.
Hatte ich früher mal irgendwann bei der Tonight Show mit Jay Leno erstmalig mitgekommen: the Bacon Brothers

Benutzeravatar
deBohli
Palmenkicker
Palmenkicker
Beiträge: 10928
Registriert: 15.10.2005, 10:32
Wohnort: Zofingen, Schweiz
Kontaktdaten:

Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 08.12.2022, 10:59

Ob ewig oder nur 2 Minuten, ich muss es nicht haben. Sonst hätte ich mich bestimmt über diese Einlage gefreut. :lol:
Currently Hot: Best Of Cinema 2023Japanuary 2024

Das brandneue Kulturmagazin: Phosphor Kultur

Benutzeravatar
Vince
Actioncrew
Actioncrew
Beiträge: 20482
Registriert: 30.09.2005, 18:00
Wohnort: Aachen

Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von Vince » 09.12.2022, 20:00

Fragt sich, wer eingesprungen wäre, wenn Bacon verhindert gewesen wäre. Johnny Depp? Kevin Costner? Ich wäre für Steven Seagal gewesen. :lol:

Benutzeravatar
StS
Actioncrew
Actioncrew
Beiträge: 28333
Registriert: 04.10.2005, 21:43
Wohnort: Harsh Realm, Hannover

Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von StS » 09.12.2022, 20:27

Vince hat geschrieben:
09.12.2022, 20:00
Fragt sich, wer eingesprungen wäre, wenn Bacon verhindert gewesen wäre. Johnny Depp? Kevin Costner? Ich wäre für Steven Seagal gewesen. :lol:
Kiefer Sutherland vielleicht :wink:

Benutzeravatar
deBohli
Palmenkicker
Palmenkicker
Beiträge: 10928
Registriert: 15.10.2005, 10:32
Wohnort: Zofingen, Schweiz
Kontaktdaten:

Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 11.12.2022, 18:58

Bild
Schwestern oder die Balance des Glücks
BD / Regie: Margarethe von Trotta
Wie sich Margarethe von Trotta den toxischen Abhängigkeiten im Leben von zwei Schwestern nähert, ist in «Schwestern oder die Balance des Glücks» distanziert, oft unnahbar wirkend und trotzdem fesselnd. Vieles wird bloss angedeutet, die Ausstattung und das Spiel sind nicht immer auf höchstem Niveau. Trotzdem, der Film wirkt.
:liquid7:

Bild
Dancer In The Dark
DVD / Regie: Lars Von Trier
(Long December 22-03) Das Anti-Musical, die grosse Leistung von Björk. Wenn sich Lars Von Trier bei «Dancer In The Dark» den Mechanismen des überbordenden Filmstils annimmt, bleibt nur ein destruktives und hoffnungsloses Loch zurück.
Die Geschichte umspannt viele Themen, die Inszenierung bleibt reduziert und ohne Showeffekte. Das lässt vieles realistisch wirken und schafft mit den Fantasiesequenzen einen stark wirkenden Bruch.
:liquid8:

Bild
She Said
Kino / Regie: Maria Schrader
(Long December 22-04) Erste Befürchtungen, «She Said» könnte eine dieser überzeichneten und verherrlichenden Nacherzählungen wahrer Tatsachen sein, verpufften schnell. Der Film von Maria Schrader ist eine packende Darstellung des investigativen Journalismus, welcher zum Fall von HW geführt hat.
Mit Zoe Kazan und Carey Mulligan sehr stark besetzt, gut gefilmt und bis zum Ende voller Spannung – hier würde man gerne länger zusehen und fiebert mit allen Frauen mit. Dazu kommt, dass die Opfer im Zentrum stehen und den Tätern keinen Raum gegeben wird – eine wichtige und weise Entscheidung.
:liquid8:
Currently Hot: Best Of Cinema 2023Japanuary 2024

Das brandneue Kulturmagazin: Phosphor Kultur

Benutzeravatar
deBohli
Palmenkicker
Palmenkicker
Beiträge: 10928
Registriert: 15.10.2005, 10:32
Wohnort: Zofingen, Schweiz
Kontaktdaten:

Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 17.12.2022, 11:59

Bild
Il vangelo secondo Matteo
BD / Regie: Pier Paolo Pasolini
(Long December 22-05) Obwohl er selbst nicht gläubig war, verfilmte Pier Paolo Pasolini mit «Il vangelo secondo Matteo» die Geschichte von Jesus nahe an den verfassten Schriften, was in einer ungewohnten Mischung aus erklärenden Dialogen und Predigten resultierte.
Die schönen Aufnahmen in Schwarzweiss, die gelungenen Perspektiven und Schnitte, das ambivalente Bild von Jesus – all dies trägt zu einem Film bei, der den Ursprung des Christentums interessant darstellt.
:liquid8:

Bild
Into The Abyss
BD / Regie: Werner Herzog
Mitleid mit Mördern und Verbrechern? Mit der Dokumentation «Into The Abyss» lässt Werner Herzog solche Gefühle und Konflikte entstehen. Die Darstellung von Personen im Gefängnis und dem Todestrakt ist geschickt aufgezogen und bringt die Wunder des Lebens stärker in den Vordergrund als die Abgründe des Daseins.
Emotional packend und mit schöner Musik unterlegt, wird der Film nie zu weinerlich oder kitschig. Herzog bleibt seinem eigenen Stil treu und dringt in Gebiete des Daseins vor, die zu wenige Menschen beachten.
:liquid8:

Bild
Mustang
BD / Regie: Deniz Gamze Ergüven
Die Kraft von jungen Frauen, das starke Band zwischen Schwestern. Mit «Mustang» erinnert Deniz Gamze Ergüven an Filme wie «The Virgin Suicides» (Sofia Coppola, 1999), zeigt aber das Leben zwischen patriarchaler Unterdrückung und restriktivem Sexismus in der Türkei auf.
Das ist wenig erbaulich und voller Schicksalsschläge, aber als Film trotzdem wundervoll, menschlich und schön. Die Aufnahmen, die Schauspielerinnen und die Musik von Warren Ellis; träumerisch.
:liquid8:
Currently Hot: Best Of Cinema 2023Japanuary 2024

Das brandneue Kulturmagazin: Phosphor Kultur

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 20 Gäste