Filmtagebuch: LivingDead
Moderator: SFI
Once taugt eigentlich nur von der Musik her. Ohne diese bleibt nicht viel übrig. Dafür ist die Musik umso geiler (wenn man Folk mag). Ich hatte das Glück die beiden mal Live im Alten Schlachthof in Dresden sehen zu können als sie noch zusammen als The Swell Season unterwegs waren. Da wurde sehr viel von "Once" live gespielt. Hansard und Irglova waren übrigens nach "Once" tatsächlich mal eine zeitlang ein Paar.
- LivingDead
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Leider aufgrund Zeitmangel sehr unzuverlässig gewesen, was das Filmtagebuch angeht. Deshalb hier mal ein paar Highlights der letzten Wochen:
Kong: Skull Island
Oft verfilmt und mit Peter Jacksons Interpretation schon durchaus zufriedenstellend ins CGI-Zeitalter transferiert, versucht sich Jordan Vogt-Roberts mit einer actionbetonten Variation des Themas. So versetzt er die Geschichte zeitlich in die vom Vietnamkrieg gezeichneten 1970er Jahre. Soundtrack und Farbfilter erinnern nicht selten an filmische Denkmäler wie "Apocalypse Now", welches infolgedessen immer wieder gerne zitiert wird. Zwar lassen sich auch inhaltlich Querverweise ziehen, welche die Aussichtslosigkeit des ausgewählten Zirkels auf Skull Island darstellen, ähnlich wie die amerikanischen Invasoren in Vietnam, doch sollte dieser Ansatz eher nicht weiter verfolgt werden, denn der Schwerpunkt steht hier eindeutig auf Style, welcher in Form von waghalsigen Actionszenen, apokalyptischen Feuerwänden und einem omnipräsenten Kong auf den Zuschauer eindonnert. Dass die Darsteller infolgedessen meist nicht mehr als Futter für die zahlreichen Bestien der Insel dienen, ist zwar verständlich, doch auch ein Tom Hiddleston agiert hier erschreckend passiv und bleibt völlig akzentfrei. Nichtsdestotrotz birgt "Kong" ein immenses Unterhaltungspotential.
The Sea of Trees
Missratenes Suizid-Drama, das außer einen tollen Hauptdarsteller leider nur eine weichgespülte Hollywood-Kitsch-Kanonade auf den Zuschauer abzufeuern versteht. Zwar mögen Kamera und Musik begeistern, doch die so triviale wie auch prinzipiell sehr berechnende Geschichte versucht durch alle Instanzen hindurch Bedrückung beim Zuschauer auszulösen, versinkt jedoch - gerade zum Ende hin - bis zum Anschlag im Kitsch. Nur für Fans des Hauptdarstellers mit großen Abstrichen zu empfehlen.
Doctor Strange
Eher belanglose Origin-Story aus dem MCU. Zwar überzeugt die Optik des Filmes, doch weder Doctor Strange noch die lancierte Geschichte mögen so richtig begeistern und bieten eher aufgewärmte Kost, die ein bisschen "Iron Man" hier und etwas Magic da zu konglomerieren versucht. Zwar macht der Film neugierig, inwiefern die magische Komponente zukünftig bei den Avengers eingebracht wird, doch ist der Film für sich betrachtet eher vernachlässigbar und birgt kaum Konsequenzen für die Helden des MCU.
Eine große Enttäuschung auf der Darstellerseite ist zudem Mads Mikkelsen, der völlig untergeht. Auch McAdams und Benamin Bratt bleiben farblos. Erfreulich hingegen ist der überraschend groß ausgefallene Auftritt von Scott Adkins, der auch ein paar Mal zulangen darf.
Unterhaltsam ja, aber nach vielen starken Marvel-Filmen zuletzt, ein kleinerer Dämpfer.
Jack Reacher 2 - Kein Weg zurück
Nach dem erstaunlich gelungenem ersten Ausflug des Romanhelden auf die Kinoleinwand, kehrt Jack Reacher noch einmal zurück. Dargestellt von einem etwas "unterdimensionierten" Tom Cruise (wenn man einmal den direkten Vergleich zur Vorlage ziehen darf), der aber eine prägnante Physis an den Tag legt und damit vielen Fans dennoch sehr gut in der Rolle gefiel, waren die Erwartungen an die Fortsetzung entsprechend groß. Der Regieposten, welcher ehemals von Christopher McQuarrie ("Mission: Impossible 5") besetzt wurde und durch seine geerdete und äußerst akkurate Inszenierung zum Erfolg des Erstlings beitrug, wird nunmehr von Tom Cruise alten Freund Edward Zwick ("Last Samurai") belegt. Zudem bekommt Cruise in diesem Film gleich zwei weibliche Mitstreiterinnen an die Seite gestellt, bei denen vor allem Cobie Smulders eine erstaunlich gute Figur macht und sich bisweilen als Show-Stealer entpuppt.
Insgesamt bleibt der Film jedoch in allen Kategorien hinter dem tollen ersten "Jack Reacher" zurück. Die Story ist austauschbar und die Inszenierung zwar überaus solide, aber ebenfalls eher bieder geraten. Zudem fehlt es dem Film an den typischen Jack-Reacher-Gedächtnisszenen, welche eher angeteasert werden (Intro), aber nie so richtig zum Tragen kommen. Zwar funktioniert die Geschichte um Reachers vermeintliche Tochter insgesamt ganz gut, doch vermag dies kaum den ansonsten eher wenig vorhandenen Spannungsbogen aufrechtzuerhalten.
Lights Out
Immer wieder schaffen es Filmemacher mit ihren Kurzfilmen auf sich aufmerksam zu machen. In einigen seltenen Fällen schaffen diese sogar den Sprung auf die große Leinwand, stoßen jedoch schnell auf das Problem, den Stoff, der ursprünglich für einen mehrminütigen Film konzipiert war, auf Spielfilmlänge aufzublähen. Ähnlich verhält es sich auch mit "Light's Out", welcher in den Gruselszenen eine tolle Atmosphäre aufzubauen versteht und mit vielen Licht-Schatten-Effekten für ein dynamisches Spiel mit Horrorfilm-Konventionen sorgt, aber abseits jener Szenen nur durchschnittliche Standardkost abliefert. Teresa Palmer macht dabei eine solide Figur und die Laufzeit von knapp über 80 Minuten sorgt dafür, dass es kaum Hänger gibt.
Es bleibt spannend, inwiefern der aktuell für "Annabelle 2" verpflichtete David F. Sandberg sein Gespür für atmosphärischen Grusel auf das inzwischen tot gespielte Puppenhorror-Genre einzusetzen versteht.
Ghostbusters
Ein vor allem in den sozialen Netzwerken viel gescholtenes Remake der von den Usern bisweilen als gottgleich erhobenen Ur-Filme, über dessen (Daseins-)Berechtigung nach wie vor (nicht) gestritten werden darf. Was man letztlich nach Sichtung des Filmes anmerken kann, ist, dass hier Kritiker als auch Befürworter gleichermaßen im Recht sein dürften - je nach Standpunkt. Gut ist, dass Paul Feig für sein Remake einen gänzlich anderen Ansatz wählt (mal von der Feminismus-Debatte abgesehen), und diesen auch bis zum Abspann durchzieht. Schlecht ist jedoch, dass sich der subversive Humor der Originale nicht bis ins Remake retten konnte und hier eher der populäre Haudrauf-Humor die Richtung bestimmt. Damit mag man zwar immer wieder ein Grinsen heraufbeschwören, doch Nachhall bietet dieser Ansatz kaum, sodass selbst die zwei, drei Spitzen in Bezug auf die Rassismus- und Feminismus-Debatte gänzlich untergehen und weiterhin fröhlich dem Humor südlich der Gürtellinie gefrönt wird. Auf der Darstellerseite schafft es noch am ehesten Kate McKinnon mit ihrer Darbietung hervorzustechen und humoristische Akzente zu setzen, welche vom Rest des namhaften Darstellerensembles völlig ausbleiben. Auch die zahlreichen Gastauftritte des Original-Ensembles sind eher nicht der Rede wert.
Insgesamt also eine ernüchternde, bzw. zu erwartende Angelegenheit, wenn man einmal die Aufregung im Vorfeld betrachtet. Gefahr, dass dieser Film das "Ansehen" der Originalfilme in irgendeiner Weise besudeln würde, stellt dieser Film natürlich nicht dar. Dafür setzt er sich vehement vom Original ab, sodass der Film bei Bedarf gut und gerne ignoriert werden kann.
Marvel's Iron Fist
Im direkten Vergleich zu den hauseigenen Mitstreitern - wobei Daredevil immer noch das Maß der Dinge ist - der leider schwächste Marvel-Ableger im netflixschen MTU, welcher vor allem darunter zu leiden hat, dass der Hauptdarsteller farblos und uninteressant bleibt. Erst gegen Ende gesteht man seinem Charakter ein paar ambivalente Züge zu. Die Action ist vor allem in den ersten Folgen eher unspektakulär und holprig inszeniert, bessert sich aber vor allem zum Ende der Staffel hin merklich.
Der/die Gegner bleiben ebenfalls uninteressant, sodass "Iron Fist" zwar unterhaltsam bleibt, doch mit seinem mythologischen Ansätzen nicht viel anzufangen weiß, und Finn Jones mit seiner naiven Interpretation eher enervierend auftritt.
Die Prophezeiungen von Celestine
Esoterik-Trash der untersten Schublade. Hölzerne Dialoge ohne Sinn und Verstand treffen auf eine so undurchsichtige wie schwachsinnige Geschichte, bei der ab und zu metaphysische Energien mit Explosionen und Pistolenkugeln ausgetauscht werden. Grandios vergeigte Umsetzung des Bestseller-Romans.
The Monster
Völlig reduzierter Monsterfilm, der durch seinen Minimalismus ungeahnte Stärken zu generieren versteht. Das Monster bleibt mit seiner aufs Mindeste reduzierten Screentime eher eine metaphorische Verkörperung der durch Drogen zerrütteten Familienverhältnisse von Mutter und Tochter. Zwar sollte man nichts bahnbrechend Neues erwarten, doch die ironiebefreite Herangehensweise und der Fokus auf das für das Sujet ungewöhnliche Mutter-Tochter-Verhältnis, bei dem vor allem Ella Ballentine eine kleine Offenbarung darstellt, lassen "The Monster" erstaunlich unverbraucht wirken.
Arrival
Mit "Arrival" betritt Regisseur Denis Villeneuve Genre-Neuland und versucht in abgegrasten Sci-Fi-Gefilden nach ernsthaften Antworten auf die Frage zu suchen, wie die Menschheit reagieren würde, wenn es tatsächlich zu einem Erstkontakt käme. Das filmisch schon sehr breit getretene Thema wird vor allem durch den Fokus auf das menschliche Empfinden von Sprache und Zeit weiter akzentuiert. Dabei gibt Villeneuve faszinierende Einblicke und eröffnet philosophisch und wissenschaftlich höchst interessante Denkansätze, die den Zuschauer mitunter auch fordern dürften. Unter dem Deckmantel eines Blockbusters die vielleicht beste filmische Umsetzung des First Contact seit "Contact" von Robert Zemeckis.
Kong: Skull Island
Oft verfilmt und mit Peter Jacksons Interpretation schon durchaus zufriedenstellend ins CGI-Zeitalter transferiert, versucht sich Jordan Vogt-Roberts mit einer actionbetonten Variation des Themas. So versetzt er die Geschichte zeitlich in die vom Vietnamkrieg gezeichneten 1970er Jahre. Soundtrack und Farbfilter erinnern nicht selten an filmische Denkmäler wie "Apocalypse Now", welches infolgedessen immer wieder gerne zitiert wird. Zwar lassen sich auch inhaltlich Querverweise ziehen, welche die Aussichtslosigkeit des ausgewählten Zirkels auf Skull Island darstellen, ähnlich wie die amerikanischen Invasoren in Vietnam, doch sollte dieser Ansatz eher nicht weiter verfolgt werden, denn der Schwerpunkt steht hier eindeutig auf Style, welcher in Form von waghalsigen Actionszenen, apokalyptischen Feuerwänden und einem omnipräsenten Kong auf den Zuschauer eindonnert. Dass die Darsteller infolgedessen meist nicht mehr als Futter für die zahlreichen Bestien der Insel dienen, ist zwar verständlich, doch auch ein Tom Hiddleston agiert hier erschreckend passiv und bleibt völlig akzentfrei. Nichtsdestotrotz birgt "Kong" ein immenses Unterhaltungspotential.
The Sea of Trees
Missratenes Suizid-Drama, das außer einen tollen Hauptdarsteller leider nur eine weichgespülte Hollywood-Kitsch-Kanonade auf den Zuschauer abzufeuern versteht. Zwar mögen Kamera und Musik begeistern, doch die so triviale wie auch prinzipiell sehr berechnende Geschichte versucht durch alle Instanzen hindurch Bedrückung beim Zuschauer auszulösen, versinkt jedoch - gerade zum Ende hin - bis zum Anschlag im Kitsch. Nur für Fans des Hauptdarstellers mit großen Abstrichen zu empfehlen.
Doctor Strange
Eher belanglose Origin-Story aus dem MCU. Zwar überzeugt die Optik des Filmes, doch weder Doctor Strange noch die lancierte Geschichte mögen so richtig begeistern und bieten eher aufgewärmte Kost, die ein bisschen "Iron Man" hier und etwas Magic da zu konglomerieren versucht. Zwar macht der Film neugierig, inwiefern die magische Komponente zukünftig bei den Avengers eingebracht wird, doch ist der Film für sich betrachtet eher vernachlässigbar und birgt kaum Konsequenzen für die Helden des MCU.
Eine große Enttäuschung auf der Darstellerseite ist zudem Mads Mikkelsen, der völlig untergeht. Auch McAdams und Benamin Bratt bleiben farblos. Erfreulich hingegen ist der überraschend groß ausgefallene Auftritt von Scott Adkins, der auch ein paar Mal zulangen darf.
Unterhaltsam ja, aber nach vielen starken Marvel-Filmen zuletzt, ein kleinerer Dämpfer.
Jack Reacher 2 - Kein Weg zurück
Nach dem erstaunlich gelungenem ersten Ausflug des Romanhelden auf die Kinoleinwand, kehrt Jack Reacher noch einmal zurück. Dargestellt von einem etwas "unterdimensionierten" Tom Cruise (wenn man einmal den direkten Vergleich zur Vorlage ziehen darf), der aber eine prägnante Physis an den Tag legt und damit vielen Fans dennoch sehr gut in der Rolle gefiel, waren die Erwartungen an die Fortsetzung entsprechend groß. Der Regieposten, welcher ehemals von Christopher McQuarrie ("Mission: Impossible 5") besetzt wurde und durch seine geerdete und äußerst akkurate Inszenierung zum Erfolg des Erstlings beitrug, wird nunmehr von Tom Cruise alten Freund Edward Zwick ("Last Samurai") belegt. Zudem bekommt Cruise in diesem Film gleich zwei weibliche Mitstreiterinnen an die Seite gestellt, bei denen vor allem Cobie Smulders eine erstaunlich gute Figur macht und sich bisweilen als Show-Stealer entpuppt.
Insgesamt bleibt der Film jedoch in allen Kategorien hinter dem tollen ersten "Jack Reacher" zurück. Die Story ist austauschbar und die Inszenierung zwar überaus solide, aber ebenfalls eher bieder geraten. Zudem fehlt es dem Film an den typischen Jack-Reacher-Gedächtnisszenen, welche eher angeteasert werden (Intro), aber nie so richtig zum Tragen kommen. Zwar funktioniert die Geschichte um Reachers vermeintliche Tochter insgesamt ganz gut, doch vermag dies kaum den ansonsten eher wenig vorhandenen Spannungsbogen aufrechtzuerhalten.
Lights Out
Immer wieder schaffen es Filmemacher mit ihren Kurzfilmen auf sich aufmerksam zu machen. In einigen seltenen Fällen schaffen diese sogar den Sprung auf die große Leinwand, stoßen jedoch schnell auf das Problem, den Stoff, der ursprünglich für einen mehrminütigen Film konzipiert war, auf Spielfilmlänge aufzublähen. Ähnlich verhält es sich auch mit "Light's Out", welcher in den Gruselszenen eine tolle Atmosphäre aufzubauen versteht und mit vielen Licht-Schatten-Effekten für ein dynamisches Spiel mit Horrorfilm-Konventionen sorgt, aber abseits jener Szenen nur durchschnittliche Standardkost abliefert. Teresa Palmer macht dabei eine solide Figur und die Laufzeit von knapp über 80 Minuten sorgt dafür, dass es kaum Hänger gibt.
Es bleibt spannend, inwiefern der aktuell für "Annabelle 2" verpflichtete David F. Sandberg sein Gespür für atmosphärischen Grusel auf das inzwischen tot gespielte Puppenhorror-Genre einzusetzen versteht.
Ghostbusters
Ein vor allem in den sozialen Netzwerken viel gescholtenes Remake der von den Usern bisweilen als gottgleich erhobenen Ur-Filme, über dessen (Daseins-)Berechtigung nach wie vor (nicht) gestritten werden darf. Was man letztlich nach Sichtung des Filmes anmerken kann, ist, dass hier Kritiker als auch Befürworter gleichermaßen im Recht sein dürften - je nach Standpunkt. Gut ist, dass Paul Feig für sein Remake einen gänzlich anderen Ansatz wählt (mal von der Feminismus-Debatte abgesehen), und diesen auch bis zum Abspann durchzieht. Schlecht ist jedoch, dass sich der subversive Humor der Originale nicht bis ins Remake retten konnte und hier eher der populäre Haudrauf-Humor die Richtung bestimmt. Damit mag man zwar immer wieder ein Grinsen heraufbeschwören, doch Nachhall bietet dieser Ansatz kaum, sodass selbst die zwei, drei Spitzen in Bezug auf die Rassismus- und Feminismus-Debatte gänzlich untergehen und weiterhin fröhlich dem Humor südlich der Gürtellinie gefrönt wird. Auf der Darstellerseite schafft es noch am ehesten Kate McKinnon mit ihrer Darbietung hervorzustechen und humoristische Akzente zu setzen, welche vom Rest des namhaften Darstellerensembles völlig ausbleiben. Auch die zahlreichen Gastauftritte des Original-Ensembles sind eher nicht der Rede wert.
Insgesamt also eine ernüchternde, bzw. zu erwartende Angelegenheit, wenn man einmal die Aufregung im Vorfeld betrachtet. Gefahr, dass dieser Film das "Ansehen" der Originalfilme in irgendeiner Weise besudeln würde, stellt dieser Film natürlich nicht dar. Dafür setzt er sich vehement vom Original ab, sodass der Film bei Bedarf gut und gerne ignoriert werden kann.
Marvel's Iron Fist
Im direkten Vergleich zu den hauseigenen Mitstreitern - wobei Daredevil immer noch das Maß der Dinge ist - der leider schwächste Marvel-Ableger im netflixschen MTU, welcher vor allem darunter zu leiden hat, dass der Hauptdarsteller farblos und uninteressant bleibt. Erst gegen Ende gesteht man seinem Charakter ein paar ambivalente Züge zu. Die Action ist vor allem in den ersten Folgen eher unspektakulär und holprig inszeniert, bessert sich aber vor allem zum Ende der Staffel hin merklich.
Der/die Gegner bleiben ebenfalls uninteressant, sodass "Iron Fist" zwar unterhaltsam bleibt, doch mit seinem mythologischen Ansätzen nicht viel anzufangen weiß, und Finn Jones mit seiner naiven Interpretation eher enervierend auftritt.
Die Prophezeiungen von Celestine
Esoterik-Trash der untersten Schublade. Hölzerne Dialoge ohne Sinn und Verstand treffen auf eine so undurchsichtige wie schwachsinnige Geschichte, bei der ab und zu metaphysische Energien mit Explosionen und Pistolenkugeln ausgetauscht werden. Grandios vergeigte Umsetzung des Bestseller-Romans.
The Monster
Völlig reduzierter Monsterfilm, der durch seinen Minimalismus ungeahnte Stärken zu generieren versteht. Das Monster bleibt mit seiner aufs Mindeste reduzierten Screentime eher eine metaphorische Verkörperung der durch Drogen zerrütteten Familienverhältnisse von Mutter und Tochter. Zwar sollte man nichts bahnbrechend Neues erwarten, doch die ironiebefreite Herangehensweise und der Fokus auf das für das Sujet ungewöhnliche Mutter-Tochter-Verhältnis, bei dem vor allem Ella Ballentine eine kleine Offenbarung darstellt, lassen "The Monster" erstaunlich unverbraucht wirken.
Arrival
Mit "Arrival" betritt Regisseur Denis Villeneuve Genre-Neuland und versucht in abgegrasten Sci-Fi-Gefilden nach ernsthaften Antworten auf die Frage zu suchen, wie die Menschheit reagieren würde, wenn es tatsächlich zu einem Erstkontakt käme. Das filmisch schon sehr breit getretene Thema wird vor allem durch den Fokus auf das menschliche Empfinden von Sprache und Zeit weiter akzentuiert. Dabei gibt Villeneuve faszinierende Einblicke und eröffnet philosophisch und wissenschaftlich höchst interessante Denkansätze, die den Zuschauer mitunter auch fordern dürften. Unter dem Deckmantel eines Blockbusters die vielleicht beste filmische Umsetzung des First Contact seit "Contact" von Robert Zemeckis.
Mit freundlichem Gruß
LivingDead
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Sandy Wexler
Dritte Zusammenarbeit zwischen Netflix und Sandler und zugleich auch der bisher beste Output. Sicherlich nur für eingefleischte Sandler-Fans wirklich empfehlenswert, wagt man mit diesem Pseudo-Biopic einen Schritt zurück in die 90er (nicht nur inhaltlich), sodass Sandler ebenfalls wieder die Rolle eines leicht zurück gebliebenen (Waterboy-)Typen zum Besten geben darf. Damit dürfte er alle Nicht-Fans eh schon von Vornherein abschrecken, alle anderen können sich hingegen auf einen grundsätzlich sympathischen Film freuen, bei dem der gewohnte Dampfhammer-Humor eine untergeordnete Rolle einnimmt. Zwar böte sich ein kritischer Blick auf das Showbusiness im Angesicht der parodistischen Anlage der Story durchaus an, doch sollte man bei einem Sandler-Film keine Wunder erwarten. Und so bleibt die Devise: Wenig erwarten, mehr bekommen.
Collide
Hollywood meets Alarm für Cobra 11 könnte man meinen. Und tatsächlich: Hinter den Actionszenen steckt kein geringerer als Hermann Joha, welcher sich mit seiner Schmiede action concept für TV-"Highlights" wie "Der Clown" oder eben die besagten Autobahn-Cops verantwortlich zeichnet. Dass er sich nun ausgerechnet in eine US-Produktion verirrt, welche nicht nur mit einem außergewöhnlichen Staraufgebot (unter anderem Anthony Hopkins, Felicity Jones, Ben Kingsley, Nicholas Hoult, ...), sondern auch noch den Schauplätzen rund um Köln aufwartet, konnte niemand ahnen. Und so außergewöhnlich wie diese Konstellation klingt, so ungewöhnlich ist auch das Ergebnis. Dabei wird auf die von den deutschen Produktionen gewohnten Albernheiten weitestgehend verzichtet, sodass sich "Collide" als durchaus ernstzunehmende Genre-Produktion entpuppt, die zudem mit vielen gut inszenierten (Auto-)Actionszenen aufwartet. Darüber hinaus gibt das Hauptdarsteller-Duo eine solide Leistung ab und harmoniert sogar hervorragend, sodass die Lovestory durchaus funktioniert (Felicity Jones ist eh Zucker). Ben Kingsley kann gar nicht anders und overacted als wäre dies die letzte Rolle seines Lebens. Auch Hopkins lässt sich davon anstecken und oszilliert zwischen solider Antagonistenrolle und leicht manischem Kontrollverlust bis gar Hannibal Lectersche Untiefen ergründet werden. Das macht durchaus Spaß, sorgt im Umkehrschluss aber auch dafür, dass sich diese Szenen immer wieder mit der eher ernsten Herangehensweise des Regisseurs beißen. Inhaltlich bleibt der Film eh auf Sparflamme und dürfte schneller vergessen sein als der Abspann andauert. Dennoch überraschend unterhaltsam.
Blair Witch
Als bekannt wurde, dass sich Adam Wingard überraschend an eine Fortsetzung (insgesamt nun der dritte Ausflug in die Wälder von Maryland) des Überraschungshits von 1999 macht, waren die Erwartungen hoch. Nun, bisweilen sicherlich zu hoch, denn obschon sich Wingard sehr gut im Found-Footage-Genre auskennen mag ("V-H-S"), bleiben die Möglichkeiten, in denen er sich mit "Blair Witch" bewegen kann eher begrenzt. Vielmehr wirkt sich das Ambiente wie ein Korsett auf den sonst so innovativen Regisseur aus, denn größtenteils scheint es sich bei "Blair Witch" (trotz der direkten Verbindung zum Original) um ein Remake zu handeln (nicht nur, dass keine 3 im Titel steht...) und braucht durchaus Anlauf, um sich dann bis zum furiosen Finale hinaufzuarbeiten. Bis dahin dominieren die allseits bekannten Bilder verängstigter Teens, die - im Gegensatz zum Original - nun über hochauflösende High-End-Kameras verfügen. Immerhin wird mit den neuen Kameras ein großes Defizit früherer Found-Footage-Filme dezimiert: Das unglaubwürdige "Draufhalten" in Stressituationen wird durch die Bodycams nun glaubwürdig und vermittelt dadurch wiederum auch ein authentisches Bild des Geschehens.
Im ausgedehnten Finale kann Wingard dann endlich all seine Stärken ausspielen und bietet Terrorkino auf höchstem Niveau. In einer finalen Szene dürften Klaustrophobiker zudem an ihre Grenzen gelangen.
Kein guter, aber sehenswerter Horrorfilm. Jedoch sollten diejenigen, die schon mit "Blair Witch Project" nicht warm wurden, auch hierum einen großen Bogen machen.
Deepwater Horizon
Wenn auch "Deepwater Horizon" in seiner Gänze kaum als Anti-Fossile-Energien-Statement bestehen mag, so bleiben ein paar unbeholfene Seitenhiebe auch hier nicht aus, welche sich aber eher auf Bemerkungen beschränken a la "wir arbeiten ja auch nur, um den Treibstoff für die Fahrt zur Arbeit bezahlen zu können". Und auch das finale Feuerinferno, welches sich auch ein Dante Alighieri nicht infernaler hätte ausmalen können, lässt das schwarze Gold in einem gänzlich anderen Licht erscheinen.
In Zeiten, in denen Elektromobilität und alternative Energien in aller Munde sind, da der Klimawandel auch in hiesigen Gefilden immer bemerkbarer wird, könnte ein Film wie "Deepwater Horizon" auch nachhaltigere Wirkungen entfalten - wenn auch unterschwellig.
Doch was sich letztlich als sehr spannendes Katastrophenkino entpuppt, wie man es in dieser Intensität nur selten zu Gesicht bekommt, ist in keinster Weise ein grün gewaschenes Öko-Drama, sondern eine relativ genaue Deskription der dramatischen Ereignisse im Gewand eines großen Action-Abenteuers. Ein Schauspieler wie Mark Wahlberg mag da auf dem Papier wie der perfekte Held klingen, sein Wirken beschränkt sich hier jedoch weniger auf pathetische Heldenaktionen, sondern er bietet einen realistische Kombination aus Teamleader und Familienvater, der in diesen Situationen über sich hinaus wächst. Auch in anderen Rollen brillieren diverse Charakterköpfe.
Somit bleibt bei aller Unterhaltsamkeit ein fader Beigeschmack, immerhin verloren damals insgesamt 11 Menschen ihr Leben. Doch mutiert Peter Bergs Actiondrama damit weder zu einem moralingesäuerten Pathos-Drama noch zu einem überkandidelten Actionfilm. Es bleiben immer die Menschen, die auf der Bohrinsel um ihr Leben kämpften, im Mittelpunkt.
Dritte Zusammenarbeit zwischen Netflix und Sandler und zugleich auch der bisher beste Output. Sicherlich nur für eingefleischte Sandler-Fans wirklich empfehlenswert, wagt man mit diesem Pseudo-Biopic einen Schritt zurück in die 90er (nicht nur inhaltlich), sodass Sandler ebenfalls wieder die Rolle eines leicht zurück gebliebenen (Waterboy-)Typen zum Besten geben darf. Damit dürfte er alle Nicht-Fans eh schon von Vornherein abschrecken, alle anderen können sich hingegen auf einen grundsätzlich sympathischen Film freuen, bei dem der gewohnte Dampfhammer-Humor eine untergeordnete Rolle einnimmt. Zwar böte sich ein kritischer Blick auf das Showbusiness im Angesicht der parodistischen Anlage der Story durchaus an, doch sollte man bei einem Sandler-Film keine Wunder erwarten. Und so bleibt die Devise: Wenig erwarten, mehr bekommen.
Collide
Hollywood meets Alarm für Cobra 11 könnte man meinen. Und tatsächlich: Hinter den Actionszenen steckt kein geringerer als Hermann Joha, welcher sich mit seiner Schmiede action concept für TV-"Highlights" wie "Der Clown" oder eben die besagten Autobahn-Cops verantwortlich zeichnet. Dass er sich nun ausgerechnet in eine US-Produktion verirrt, welche nicht nur mit einem außergewöhnlichen Staraufgebot (unter anderem Anthony Hopkins, Felicity Jones, Ben Kingsley, Nicholas Hoult, ...), sondern auch noch den Schauplätzen rund um Köln aufwartet, konnte niemand ahnen. Und so außergewöhnlich wie diese Konstellation klingt, so ungewöhnlich ist auch das Ergebnis. Dabei wird auf die von den deutschen Produktionen gewohnten Albernheiten weitestgehend verzichtet, sodass sich "Collide" als durchaus ernstzunehmende Genre-Produktion entpuppt, die zudem mit vielen gut inszenierten (Auto-)Actionszenen aufwartet. Darüber hinaus gibt das Hauptdarsteller-Duo eine solide Leistung ab und harmoniert sogar hervorragend, sodass die Lovestory durchaus funktioniert (Felicity Jones ist eh Zucker). Ben Kingsley kann gar nicht anders und overacted als wäre dies die letzte Rolle seines Lebens. Auch Hopkins lässt sich davon anstecken und oszilliert zwischen solider Antagonistenrolle und leicht manischem Kontrollverlust bis gar Hannibal Lectersche Untiefen ergründet werden. Das macht durchaus Spaß, sorgt im Umkehrschluss aber auch dafür, dass sich diese Szenen immer wieder mit der eher ernsten Herangehensweise des Regisseurs beißen. Inhaltlich bleibt der Film eh auf Sparflamme und dürfte schneller vergessen sein als der Abspann andauert. Dennoch überraschend unterhaltsam.
Blair Witch
Als bekannt wurde, dass sich Adam Wingard überraschend an eine Fortsetzung (insgesamt nun der dritte Ausflug in die Wälder von Maryland) des Überraschungshits von 1999 macht, waren die Erwartungen hoch. Nun, bisweilen sicherlich zu hoch, denn obschon sich Wingard sehr gut im Found-Footage-Genre auskennen mag ("V-H-S"), bleiben die Möglichkeiten, in denen er sich mit "Blair Witch" bewegen kann eher begrenzt. Vielmehr wirkt sich das Ambiente wie ein Korsett auf den sonst so innovativen Regisseur aus, denn größtenteils scheint es sich bei "Blair Witch" (trotz der direkten Verbindung zum Original) um ein Remake zu handeln (nicht nur, dass keine 3 im Titel steht...) und braucht durchaus Anlauf, um sich dann bis zum furiosen Finale hinaufzuarbeiten. Bis dahin dominieren die allseits bekannten Bilder verängstigter Teens, die - im Gegensatz zum Original - nun über hochauflösende High-End-Kameras verfügen. Immerhin wird mit den neuen Kameras ein großes Defizit früherer Found-Footage-Filme dezimiert: Das unglaubwürdige "Draufhalten" in Stressituationen wird durch die Bodycams nun glaubwürdig und vermittelt dadurch wiederum auch ein authentisches Bild des Geschehens.
Im ausgedehnten Finale kann Wingard dann endlich all seine Stärken ausspielen und bietet Terrorkino auf höchstem Niveau. In einer finalen Szene dürften Klaustrophobiker zudem an ihre Grenzen gelangen.
Kein guter, aber sehenswerter Horrorfilm. Jedoch sollten diejenigen, die schon mit "Blair Witch Project" nicht warm wurden, auch hierum einen großen Bogen machen.
Deepwater Horizon
Wenn auch "Deepwater Horizon" in seiner Gänze kaum als Anti-Fossile-Energien-Statement bestehen mag, so bleiben ein paar unbeholfene Seitenhiebe auch hier nicht aus, welche sich aber eher auf Bemerkungen beschränken a la "wir arbeiten ja auch nur, um den Treibstoff für die Fahrt zur Arbeit bezahlen zu können". Und auch das finale Feuerinferno, welches sich auch ein Dante Alighieri nicht infernaler hätte ausmalen können, lässt das schwarze Gold in einem gänzlich anderen Licht erscheinen.
In Zeiten, in denen Elektromobilität und alternative Energien in aller Munde sind, da der Klimawandel auch in hiesigen Gefilden immer bemerkbarer wird, könnte ein Film wie "Deepwater Horizon" auch nachhaltigere Wirkungen entfalten - wenn auch unterschwellig.
Doch was sich letztlich als sehr spannendes Katastrophenkino entpuppt, wie man es in dieser Intensität nur selten zu Gesicht bekommt, ist in keinster Weise ein grün gewaschenes Öko-Drama, sondern eine relativ genaue Deskription der dramatischen Ereignisse im Gewand eines großen Action-Abenteuers. Ein Schauspieler wie Mark Wahlberg mag da auf dem Papier wie der perfekte Held klingen, sein Wirken beschränkt sich hier jedoch weniger auf pathetische Heldenaktionen, sondern er bietet einen realistische Kombination aus Teamleader und Familienvater, der in diesen Situationen über sich hinaus wächst. Auch in anderen Rollen brillieren diverse Charakterköpfe.
Somit bleibt bei aller Unterhaltsamkeit ein fader Beigeschmack, immerhin verloren damals insgesamt 11 Menschen ihr Leben. Doch mutiert Peter Bergs Actiondrama damit weder zu einem moralingesäuerten Pathos-Drama noch zu einem überkandidelten Actionfilm. Es bleiben immer die Menschen, die auf der Bohrinsel um ihr Leben kämpften, im Mittelpunkt.
Mit freundlichem Gruß
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Ich versuche hier mal wieder etwas aktiver zu werden. Da sind nun zwar viele, viele Filme unter die Räder gekommen, aber hier mal eine Auswahl der letzten Tage:
The Void
Da wollte man es dem Horror-Fan wohl besonders leicht machen, diesen Film zu mögen. Ein Belagerungsszenario, welches an "Assault" erinnert, Metamorphosen, die an "Hellraiser" und "The Thing" gemahnen und ein nicht erst seit "Stranger Things" und Adam Wingard wieder populär gewordener Synthie-Soundtrack, der ebenso von Carpenter hätte stammen können. So ist und bleibt "The Void" über weite Strecken ein Abhaken von 80er-Horror-Konventionen.
Nichtsdestoweniger ist "The Void" eine überaus spaßige wie nostalgische Angelegenheit und bietet handgemachten Horror, wie es ihn kaum noch zu sehen gibt.
Nocturnal Animals
Nach "A Single Man" beweist Regisseur Tom Ford erneut seinen Blick für die Optik, welchen er als Modedesigner ja nicht von ungefähr besitzt. Dass hinter der Haute-Couture-Fassade aber mehr als nur der Schein steht, war bereits in seinem tollen Debüt ersichtlich, sodass er in "Nocturnal Animals" sogar noch eine Schippe drauf zu legen versteht, indem er hier erst zwei, später drei, parallel - vermeintlich autark voneinander - verlaufende Handlungsstränge immer näher zueinander führt. Das ist insofern spannend, da sich vor allem der "Film-im-Film" (die vom Filmcharakter Edward Sheffield verfasste Geschichte) inszenatorisch stark vom Rest abhebt und den Film immer wieder in Noir-Gefilde abdriften lässt. Thematisch lässt Ford den Zuschauer längere Zeit im Dunkeln, inwiefern dieses Konglomerat (eigentlich erst in der finalen Pointe) zueinander finden wird. Lediglich das Thema "Mut" und in gewisser Weise eine subjektive Auseinandersetzung mit der Maskulinität (die sich ja irgendwie auch in der Mode wiederfinden lässt) bleiben übergeordnete Themata.
Befremdlich mögen dabei die Schlussminuten sein, welche zwar den Ton des Filmes treffen, sich aber einer gewissen Banalität nicht erwehren können. Wer darüber hinweg sehen kann, der bekommt einen wunderschön inszeniertes und herrlich böses Noir-Drama der gehobenen Klasse geboten.
The Voices
Großartiger, schwarzhumoriger Streifen mit ersten Untertönen und einem gut aufspielenden Ryan Reynolds. Viele vermeintliche Falltüren, welche sich bei diesem Film auftun, werden von Regisseurin Marjane Satrapi gekonnt umschifft, sodass "The Voices" sich letztlich als ein doch viel besserer Film entpuppt als man ihm eingangs zugetraut hätte.
Explorers - Eine phantastische Reise
Es gehört schon eine ordentliche Portion Nostalgie dazu, diesen Film auch bis zu den letzten Zügen genießen zu können. Zwar ist "Explorers" trotz seiner offensichtlichen Anleihen an ähnliche Kinderfilme aus diesem Jahrzehnt (vor allem "E.T." sei hier genannt) in seinen ersten beiden Dritteln ein durchaus famoser Film mit tollen Kinderdarstellern (von denen zwei später auch tatsächlich große Stars wurden), hervorragenden visuellen Effekten und einer schönen Musik vom Soundtrack-Guru Jerry Goldsmith, doch glitten dem Regisseur Joe Dante im Schlussakt deutlich die Zügel aus den Händen. Die Darstellung der Aliens ist recht albern und passt kaum zum Rest des Filmes. So fiel der Film damals schon beim Testpublikum durch und konnte sich später im Kino auch nicht gegen den direkten Konkurrenten von Bob Zemeckis ("Back to the Future") durchsetzen.
Enemy
Großartiger Film, der sich inszenatorisch irgendwo zwischen David Lynch und Cronenberg (vor allem seinen neueren Werken) wiederfindet, nichtsdestoweniger aber durch einen beeindruckenden Hauptdarsteller, einer geradezu dystopischen Stimmung und nicht zuletzt der undurchsichtigen Story, welche unzählige Lesarten zulässt, nachhaltig zu beeindrucken vermag. Untermauert wird dies durch Villeneuves bemerkenswerten Blick für markante Bilder und dem Soundtrack von Jóhann Jóhannsson.
Into the Badlands - Staffel 2
Im Gegensatz zur ersten Staffel wird der trashige Faktor noch etwas ausgebaut, was sich eingangs vor allem in den noch blutigeren Actionszenen niederschlägt. Inhaltlich bleibt die Serie jedoch unglaublich flach und größtenteils ereignislos. So plätschern die zehn Folgen dahin und lediglich die immer noch furiosen (aber gerade in der Mitte qualitativ nachlassenden) Kampfszenen rütteln wach.
Die Darsteller sind eher mittelprächtig gewählt, und so bleibt Daniel Wu die einzige Konstante, mit der die Serie steht und fällt.
Für Hardcore Wuxia-Fans immer noch gerade so sehenswert, alle anderen sollten sich fernhalten.
The Void
Da wollte man es dem Horror-Fan wohl besonders leicht machen, diesen Film zu mögen. Ein Belagerungsszenario, welches an "Assault" erinnert, Metamorphosen, die an "Hellraiser" und "The Thing" gemahnen und ein nicht erst seit "Stranger Things" und Adam Wingard wieder populär gewordener Synthie-Soundtrack, der ebenso von Carpenter hätte stammen können. So ist und bleibt "The Void" über weite Strecken ein Abhaken von 80er-Horror-Konventionen.
Nichtsdestoweniger ist "The Void" eine überaus spaßige wie nostalgische Angelegenheit und bietet handgemachten Horror, wie es ihn kaum noch zu sehen gibt.
Nocturnal Animals
Nach "A Single Man" beweist Regisseur Tom Ford erneut seinen Blick für die Optik, welchen er als Modedesigner ja nicht von ungefähr besitzt. Dass hinter der Haute-Couture-Fassade aber mehr als nur der Schein steht, war bereits in seinem tollen Debüt ersichtlich, sodass er in "Nocturnal Animals" sogar noch eine Schippe drauf zu legen versteht, indem er hier erst zwei, später drei, parallel - vermeintlich autark voneinander - verlaufende Handlungsstränge immer näher zueinander führt. Das ist insofern spannend, da sich vor allem der "Film-im-Film" (die vom Filmcharakter Edward Sheffield verfasste Geschichte) inszenatorisch stark vom Rest abhebt und den Film immer wieder in Noir-Gefilde abdriften lässt. Thematisch lässt Ford den Zuschauer längere Zeit im Dunkeln, inwiefern dieses Konglomerat (eigentlich erst in der finalen Pointe) zueinander finden wird. Lediglich das Thema "Mut" und in gewisser Weise eine subjektive Auseinandersetzung mit der Maskulinität (die sich ja irgendwie auch in der Mode wiederfinden lässt) bleiben übergeordnete Themata.
Befremdlich mögen dabei die Schlussminuten sein, welche zwar den Ton des Filmes treffen, sich aber einer gewissen Banalität nicht erwehren können. Wer darüber hinweg sehen kann, der bekommt einen wunderschön inszeniertes und herrlich böses Noir-Drama der gehobenen Klasse geboten.
The Voices
Großartiger, schwarzhumoriger Streifen mit ersten Untertönen und einem gut aufspielenden Ryan Reynolds. Viele vermeintliche Falltüren, welche sich bei diesem Film auftun, werden von Regisseurin Marjane Satrapi gekonnt umschifft, sodass "The Voices" sich letztlich als ein doch viel besserer Film entpuppt als man ihm eingangs zugetraut hätte.
Explorers - Eine phantastische Reise
Es gehört schon eine ordentliche Portion Nostalgie dazu, diesen Film auch bis zu den letzten Zügen genießen zu können. Zwar ist "Explorers" trotz seiner offensichtlichen Anleihen an ähnliche Kinderfilme aus diesem Jahrzehnt (vor allem "E.T." sei hier genannt) in seinen ersten beiden Dritteln ein durchaus famoser Film mit tollen Kinderdarstellern (von denen zwei später auch tatsächlich große Stars wurden), hervorragenden visuellen Effekten und einer schönen Musik vom Soundtrack-Guru Jerry Goldsmith, doch glitten dem Regisseur Joe Dante im Schlussakt deutlich die Zügel aus den Händen. Die Darstellung der Aliens ist recht albern und passt kaum zum Rest des Filmes. So fiel der Film damals schon beim Testpublikum durch und konnte sich später im Kino auch nicht gegen den direkten Konkurrenten von Bob Zemeckis ("Back to the Future") durchsetzen.
Enemy
Großartiger Film, der sich inszenatorisch irgendwo zwischen David Lynch und Cronenberg (vor allem seinen neueren Werken) wiederfindet, nichtsdestoweniger aber durch einen beeindruckenden Hauptdarsteller, einer geradezu dystopischen Stimmung und nicht zuletzt der undurchsichtigen Story, welche unzählige Lesarten zulässt, nachhaltig zu beeindrucken vermag. Untermauert wird dies durch Villeneuves bemerkenswerten Blick für markante Bilder und dem Soundtrack von Jóhann Jóhannsson.
Into the Badlands - Staffel 2
Im Gegensatz zur ersten Staffel wird der trashige Faktor noch etwas ausgebaut, was sich eingangs vor allem in den noch blutigeren Actionszenen niederschlägt. Inhaltlich bleibt die Serie jedoch unglaublich flach und größtenteils ereignislos. So plätschern die zehn Folgen dahin und lediglich die immer noch furiosen (aber gerade in der Mitte qualitativ nachlassenden) Kampfszenen rütteln wach.
Die Darsteller sind eher mittelprächtig gewählt, und so bleibt Daniel Wu die einzige Konstante, mit der die Serie steht und fällt.
Für Hardcore Wuxia-Fans immer noch gerade so sehenswert, alle anderen sollten sich fernhalten.
Mit freundlichem Gruß
LivingDead
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Schön, dass mal wieder was kommt. :) Bei allen, die ich davon kenne, stimme ich zu. "Nocturnal Animals" liegt noch auf dem Stapel (freu ich mich sehr drauf), die zweite Staffel Into The Badlands hab ich grad angefangen. Die Wertung macht mir jetzt keine Hoffnung, hab sowas nach der auch schon etwas durchwachsenen ersten Staffel aber befürchtet. Momentan finde ich es einigermaßen unterhaltsam, aber auch luftleer; sehr vergleichbar mit "Man With The Iron Fists" und dessen zweitem Teil.
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Oh, bei "Into the Badlands" musste ich mich zwischenzeitig wirklich durchquälen. Immerhin warten die letzten beiden Folgen wieder mit etwas mehr Spektakel auf, was zumindest die niederen Gelüste zu befriedigen vermag. Aber die Charaktere gehen mir da zunehmend auf den Senkel.
Die dritte Staffel ist ja auch gerade in der Mache. Irgendwie müssen die sich da langsam mal was einfallen lassen.
Die dritte Staffel ist ja auch gerade in der Mache. Irgendwie müssen die sich da langsam mal was einfallen lassen.
Mit freundlichem Gruß
LivingDead
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Manchester by the Sea
Fein nuanciertes Schauspielerkino, das vor allem durch sein komplexes emotionales Gerüst zu überzeugen versteht. Das Drehbuch zählt wohl zu den besten der letzten Filmjahre.
Die Inszenierung passt sich dem kongenial an, sodass jedweder Knalleffekt ausbleibt und die natürliche Zeichnung der Charaktere tief bis in die Nebenrollen einen unglaublich dynamischen Mikrokosmos ergeben, welcher im Nachhall eine umso bedrückendere Schwere auf die Magengrube auszuüben versteht.
Blade Runner 2049
Kurz und knapp: Ein bestmöglich inszeniertes Sequel, welches optisch, akustisch und inhaltlich keine bloße Kopie des Originals darstellt, nein - ganz im Gegenteil - gänzlich neue Wege bestreitet und neue Maßstäbe im Science-Fiction-Genre zu setzen versteht. Schade, dass dieser Film - ähnlich wie das Original - an den Kassen untergeht und nicht die Würdigung erfährt, die er verdient.
Vaiana
Sehr klassischer Disney-Film mit entsprechend vielen Gesangseinlagen, die aber überwiegend positiv zu werten sind. Vor allem im Original überzeugt Dwayne Johnson in der Synchronisation. Aber auch die hawaiische Sängerin Auli'i Cravalho bietet eine zuckersüße Performance. Die Geschichte bietet hingegen kaum Überraschendes, überzeugt hingegen durch ihr hohes Tempo und die schier atemberaubende Optik.
Shin Godzilla
Wenn auch der erste Auftritt eines vor der Verpuppung stehenden Godzillas das Potenzial für Lachsalven bietet und die Idee, einen Großteil der Geschichte in Konferenzräumen abspielen zu lassen, bisweilen Müdigkeit auslösen dürfte, so ist die Rückbesinnung der japanischen Toho-Studios zum eigenen Franchise ebenfalls ein Befreiungsschlag. Das Ausklammern einzelner Schicksale auf der Straße und der Fokus auf die Entscheidungsträger (in zumeist sicheren und abgeschirmten Räumlichkeiten) kann so denn als direkte Antwort auf amerikanische Remakes als auch auf das eigene Landesschicksal gesehen werden, welches in jüngster Vergangenheit vor allem durch die Vorfälle in Fukushima politischen und wirtschaftlichen Schaden nahm.
Attraction
Spektakelkino aus Russland, welches vor allem in der grandiosen Absturzszene zu Beginn und einem flotten Showdown optisch und akustisch umzuhauen versteht und selbst die großen Zerstörungskünstler wie Michael Bay nur anerkennend nicken lassen dürfte. Dazwischen entfaltet sich leider inhaltliche Leere, bei der wohl gerne ein "Der Tag an dem die Erde stillstand" im Teenie-Gewand lanciert werden sollte. Was dabei herauskommt, ist eher eine träge Variation von "Twilight"-Liebeleien. Zum Glück findet Regisseur Bondarchuk immer wieder die richtigen Bilder und schaltet im Zweifel ein paar Gänge höher, um den Zuschauer wieder wach zu rütteln.
Es
Tja, da zieht es mal wieder die Massen in die Kinos. Clowns, 80s-Feeling und dann auch noch im Horror-Gewand. Fertig ist der treffsichere Kinohit. Vermutlich vom Gros des Publikums übersehen, entfaltet "Es" von Andy Muschietti aber gerade abseits der lauten Jump-Scares seine wahren Qualitäten. Noch viel besser als in dem von einigen Fans immer noch frenetisch als beste Verfilmung verteidigten TV-Film von 1990, entfalten sich die Charaktere im Angesicht des unsagbar Bösen, welches sich nur als konglomerierte Manifestation der Urängste in Clownsgestalt präsentiert. Muschietti degradiert den Clown zwar nicht zum Nebendarsteller, doch kommt der Grusel diesmal eher aus den kleinen Zwischenräumen, die Muschietti jedem Charakter gewähren lässt. Da gibt es viel mehr zu entdecken, als der Gemeinheit auf den ersten Blick auffallen dürfte. Und so gewinnt der Film alleine schon in der sagenumwobenen Eingangsszene, die zwar größtenteils aus der ersten Verfilmung übernommen wurde, aber durch ihre Änderungen ungemein profitiert. Zwar bleibt es nicht aus, dass sein Film bisweilen noch etwas kaltblütiger daherkommt, doch leben Stephen Kings Romane ebenfalls kaum davon, dass Brutalitäten umschifft werden.
Die versunkene Stadt Z
In Zeiten sozialer Netzwerke, die jedem Individuum das Gefühl geben können, Bedeutung zu haben und die Welt zu einem Dorf werden lässt, könnte der Eindruck entstehen, dass das Entdeckertum geradezu antiquiert und völlig der Zeit entrückt erscheint. Tatsächlich gibt es oberhalb der Wasserflächen kein unentdecktes Land auf dieser Erde mehr. Insofern ist "Die versunkene Stadt Z" nicht nur aus inhaltlicher Perspektive ein geradezu nostalgisches Unterfangen. Auch das Erzähltempo ist passend zur adäquaten Lauflänge von knapp 140 Minuten eher gemächlich. Die namhafte Darstellerriege macht durch die Bank weg einen guten Job. Auch James Gray beweist einmal mehr seinen Hang zu optisch ansprechender Filmkunst.
Somit ist ""Die versunkene Stadt Z" mit seinen zeitgenössischen Zutaten ein angenehmer Ausflug in vergangene Zeiten, noch weit bevor Indiana Jones die Leinwand betrat.
Fein nuanciertes Schauspielerkino, das vor allem durch sein komplexes emotionales Gerüst zu überzeugen versteht. Das Drehbuch zählt wohl zu den besten der letzten Filmjahre.
Die Inszenierung passt sich dem kongenial an, sodass jedweder Knalleffekt ausbleibt und die natürliche Zeichnung der Charaktere tief bis in die Nebenrollen einen unglaublich dynamischen Mikrokosmos ergeben, welcher im Nachhall eine umso bedrückendere Schwere auf die Magengrube auszuüben versteht.
Blade Runner 2049
Kurz und knapp: Ein bestmöglich inszeniertes Sequel, welches optisch, akustisch und inhaltlich keine bloße Kopie des Originals darstellt, nein - ganz im Gegenteil - gänzlich neue Wege bestreitet und neue Maßstäbe im Science-Fiction-Genre zu setzen versteht. Schade, dass dieser Film - ähnlich wie das Original - an den Kassen untergeht und nicht die Würdigung erfährt, die er verdient.
Vaiana
Sehr klassischer Disney-Film mit entsprechend vielen Gesangseinlagen, die aber überwiegend positiv zu werten sind. Vor allem im Original überzeugt Dwayne Johnson in der Synchronisation. Aber auch die hawaiische Sängerin Auli'i Cravalho bietet eine zuckersüße Performance. Die Geschichte bietet hingegen kaum Überraschendes, überzeugt hingegen durch ihr hohes Tempo und die schier atemberaubende Optik.
Shin Godzilla
Wenn auch der erste Auftritt eines vor der Verpuppung stehenden Godzillas das Potenzial für Lachsalven bietet und die Idee, einen Großteil der Geschichte in Konferenzräumen abspielen zu lassen, bisweilen Müdigkeit auslösen dürfte, so ist die Rückbesinnung der japanischen Toho-Studios zum eigenen Franchise ebenfalls ein Befreiungsschlag. Das Ausklammern einzelner Schicksale auf der Straße und der Fokus auf die Entscheidungsträger (in zumeist sicheren und abgeschirmten Räumlichkeiten) kann so denn als direkte Antwort auf amerikanische Remakes als auch auf das eigene Landesschicksal gesehen werden, welches in jüngster Vergangenheit vor allem durch die Vorfälle in Fukushima politischen und wirtschaftlichen Schaden nahm.
Attraction
Spektakelkino aus Russland, welches vor allem in der grandiosen Absturzszene zu Beginn und einem flotten Showdown optisch und akustisch umzuhauen versteht und selbst die großen Zerstörungskünstler wie Michael Bay nur anerkennend nicken lassen dürfte. Dazwischen entfaltet sich leider inhaltliche Leere, bei der wohl gerne ein "Der Tag an dem die Erde stillstand" im Teenie-Gewand lanciert werden sollte. Was dabei herauskommt, ist eher eine träge Variation von "Twilight"-Liebeleien. Zum Glück findet Regisseur Bondarchuk immer wieder die richtigen Bilder und schaltet im Zweifel ein paar Gänge höher, um den Zuschauer wieder wach zu rütteln.
Es
Tja, da zieht es mal wieder die Massen in die Kinos. Clowns, 80s-Feeling und dann auch noch im Horror-Gewand. Fertig ist der treffsichere Kinohit. Vermutlich vom Gros des Publikums übersehen, entfaltet "Es" von Andy Muschietti aber gerade abseits der lauten Jump-Scares seine wahren Qualitäten. Noch viel besser als in dem von einigen Fans immer noch frenetisch als beste Verfilmung verteidigten TV-Film von 1990, entfalten sich die Charaktere im Angesicht des unsagbar Bösen, welches sich nur als konglomerierte Manifestation der Urängste in Clownsgestalt präsentiert. Muschietti degradiert den Clown zwar nicht zum Nebendarsteller, doch kommt der Grusel diesmal eher aus den kleinen Zwischenräumen, die Muschietti jedem Charakter gewähren lässt. Da gibt es viel mehr zu entdecken, als der Gemeinheit auf den ersten Blick auffallen dürfte. Und so gewinnt der Film alleine schon in der sagenumwobenen Eingangsszene, die zwar größtenteils aus der ersten Verfilmung übernommen wurde, aber durch ihre Änderungen ungemein profitiert. Zwar bleibt es nicht aus, dass sein Film bisweilen noch etwas kaltblütiger daherkommt, doch leben Stephen Kings Romane ebenfalls kaum davon, dass Brutalitäten umschifft werden.
Die versunkene Stadt Z
In Zeiten sozialer Netzwerke, die jedem Individuum das Gefühl geben können, Bedeutung zu haben und die Welt zu einem Dorf werden lässt, könnte der Eindruck entstehen, dass das Entdeckertum geradezu antiquiert und völlig der Zeit entrückt erscheint. Tatsächlich gibt es oberhalb der Wasserflächen kein unentdecktes Land auf dieser Erde mehr. Insofern ist "Die versunkene Stadt Z" nicht nur aus inhaltlicher Perspektive ein geradezu nostalgisches Unterfangen. Auch das Erzähltempo ist passend zur adäquaten Lauflänge von knapp 140 Minuten eher gemächlich. Die namhafte Darstellerriege macht durch die Bank weg einen guten Job. Auch James Gray beweist einmal mehr seinen Hang zu optisch ansprechender Filmkunst.
Somit ist ""Die versunkene Stadt Z" mit seinen zeitgenössischen Zutaten ein angenehmer Ausflug in vergangene Zeiten, noch weit bevor Indiana Jones die Leinwand betrat.
Mit freundlichem Gruß
LivingDead
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Re: Filmtagebuch: LivingDead
Letzter Eintrag 2017... traurig.
So, um mal wieder etwas aufzuholen, die Sichtungen der letzten Wochen, welche sich aber vorrangig im Serienbereich bewegten:
Filme:
Tyler Rake: Extraction
Knapp „gut“, einfach weil es kaum noch solche klassischen Actioner im Big-Budget-Bereich gibt.
Ready Ort Not - Auf die Plätze, fertig, tot
Amüsant und bisweilen überraschend. Die Regisseure erweisen sich als gute Wahl für ein weiteres Sequel der „Scream“-Reihe.
Alles steht Kopf
Extrem ernüchterndes Porträt des menschlichen Hirns, welches aktuellste wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Hirnforschung zu einem Kinderfilm arrangiert.
Child‘s Play
Überraschend nett geraten.
Knapp
Serien:
Haus des Geldes - Staffel 1-4
Genre-Konglomerat aus Spanien, das durchaus einen gewissen Reiz ausübt. Die Qualität schwankt aber beachtlich.
Bosch - Staffel 6
Solide Genrekost, welche in ihrer Machart zunehmend ein „The Wire“ für eine neue Generation darstellen möchte. Bleibt aber insgesamt zu sehr an der Oberfläche, als dass ein ähnlicher Impact jemals erreicht würde.
Ozark- Staffel 3
Auch Staffel 3 bleibt großartige Serienunterhaltung mit starken Charakteren.
How to Get Away with Murder - Staffel 1
Teenie-Schmodder, das ab der Mitte durchaus spannend wird und im Kern seine Qualitäten vorzuweisen hat.
Better Call Saul - Staffel 5
Qualitativ die vielleicht beste Staffel bisher, welche sich trotz der inhaltlichen Näherung an „Breaking Bad“ schon längst davon emanzipiert hat und ganz eigene Vorzüge zu bieten hat. Starke Charaktere, großartige Drehbücher und tolle Inszenierung. Ein Highlight.
So, um mal wieder etwas aufzuholen, die Sichtungen der letzten Wochen, welche sich aber vorrangig im Serienbereich bewegten:
Filme:
Tyler Rake: Extraction
Knapp „gut“, einfach weil es kaum noch solche klassischen Actioner im Big-Budget-Bereich gibt.
Ready Ort Not - Auf die Plätze, fertig, tot
Amüsant und bisweilen überraschend. Die Regisseure erweisen sich als gute Wahl für ein weiteres Sequel der „Scream“-Reihe.
Alles steht Kopf
Extrem ernüchterndes Porträt des menschlichen Hirns, welches aktuellste wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Hirnforschung zu einem Kinderfilm arrangiert.
Child‘s Play
Überraschend nett geraten.
Knapp
Serien:
Haus des Geldes - Staffel 1-4
Genre-Konglomerat aus Spanien, das durchaus einen gewissen Reiz ausübt. Die Qualität schwankt aber beachtlich.
Bosch - Staffel 6
Solide Genrekost, welche in ihrer Machart zunehmend ein „The Wire“ für eine neue Generation darstellen möchte. Bleibt aber insgesamt zu sehr an der Oberfläche, als dass ein ähnlicher Impact jemals erreicht würde.
Ozark- Staffel 3
Auch Staffel 3 bleibt großartige Serienunterhaltung mit starken Charakteren.
How to Get Away with Murder - Staffel 1
Teenie-Schmodder, das ab der Mitte durchaus spannend wird und im Kern seine Qualitäten vorzuweisen hat.
Better Call Saul - Staffel 5
Qualitativ die vielleicht beste Staffel bisher, welche sich trotz der inhaltlichen Näherung an „Breaking Bad“ schon längst davon emanzipiert hat und ganz eigene Vorzüge zu bieten hat. Starke Charaktere, großartige Drehbücher und tolle Inszenierung. Ein Highlight.
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Re: Filmtagebuch: LivingDead
Phättes zu Better Call Saul, ein Fest für die Sinne.
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Re: Filmtagebuch: LivingDead
True Detective - Staffel 3
Nach der umstrittenen zweiten Staffel hat sich Nic Pizzolatto mit der nunmehr dritten Staffel der Anthologieserie wieder deutlich der ersten Staffel angenähert - sowohl inhaltlich, als auch inszenatorisch. Dennoch kann die dritte Staffel eigene Akzente setzen und baut das Element der Zeit noch deutlich aus. Insgesamt erstreckt sich der Handlungszeitraum auf 35 Jahre (verteilt auf mindestens drei bebilderte Zeitebenen). Mit Ali in der Hauptrolle konnte ein ausdrucksstarker Charakterschauspieler gefunden werden. Doch auch die Nebenrollen sind gut gecastet - inzwischen ein Markenzeichen der Show. Ebenso markentypisch ist die Inszenierung, die immer wieder aufs Glatteis zu führen vermag und manch eine noch so deutliche Spur im höchsten Maße antiklimatisch aufzulösen versteht. Da das Thema Zeit die grundsätzliche Prämisse der Staffel darstellt, ist auch das Erzähltempo deutlich angepasst - um nicht zu sagen entschleunigt. Legte die erste Staffel noch ein moderates Tempo vor, lässt sich die dritte Staffel noch deutlich mehr Zeit - was in diesem Falle dazu führt, dass die Zeitebenen noch mehr an Wirkung gewinnen. Insgesamt am faszinierendsten wird die Staffel vor allem dann, wenn die Detektive nach 25 vergangenen Jahren wieder aufeinander treffen. In diesen Szenen kann dann auch Stephen Dorff brillieren, welcher erst im Laufe der Staffel wirklich in die Serie findet.
Insgesamt eine sehr gute Season mit einem langen Atem und vielen höchst brillanten Einzelmomenten.
Nach der umstrittenen zweiten Staffel hat sich Nic Pizzolatto mit der nunmehr dritten Staffel der Anthologieserie wieder deutlich der ersten Staffel angenähert - sowohl inhaltlich, als auch inszenatorisch. Dennoch kann die dritte Staffel eigene Akzente setzen und baut das Element der Zeit noch deutlich aus. Insgesamt erstreckt sich der Handlungszeitraum auf 35 Jahre (verteilt auf mindestens drei bebilderte Zeitebenen). Mit Ali in der Hauptrolle konnte ein ausdrucksstarker Charakterschauspieler gefunden werden. Doch auch die Nebenrollen sind gut gecastet - inzwischen ein Markenzeichen der Show. Ebenso markentypisch ist die Inszenierung, die immer wieder aufs Glatteis zu führen vermag und manch eine noch so deutliche Spur im höchsten Maße antiklimatisch aufzulösen versteht. Da das Thema Zeit die grundsätzliche Prämisse der Staffel darstellt, ist auch das Erzähltempo deutlich angepasst - um nicht zu sagen entschleunigt. Legte die erste Staffel noch ein moderates Tempo vor, lässt sich die dritte Staffel noch deutlich mehr Zeit - was in diesem Falle dazu führt, dass die Zeitebenen noch mehr an Wirkung gewinnen. Insgesamt am faszinierendsten wird die Staffel vor allem dann, wenn die Detektive nach 25 vergangenen Jahren wieder aufeinander treffen. In diesen Szenen kann dann auch Stephen Dorff brillieren, welcher erst im Laufe der Staffel wirklich in die Serie findet.
Insgesamt eine sehr gute Season mit einem langen Atem und vielen höchst brillanten Einzelmomenten.
Mit freundlichem Gruß
LivingDead
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Re: Filmtagebuch: LivingDead
Kann ich im Falle der hießigen Anthologie davon ausgehen, dass ich die 2. Staffel auch auslassen kann? Täte ja schon einmal gerne einen Blick riskieren. Kann man die Serie vielleicht mit Bosch vergleichen was Tempo und nennen wir es mal Sisyphusarbeit angeht?
Re: Filmtagebuch: LivingDead
Prinzipiell kann man das, ja.
Ich selbst mag die zweite Staffel aber. Ja, sie ist von den Erzählsträngen her (für einige) etwas "verwirrend-komplex"... hat aber feine Darsteller und einige starke Momente zu bieten, gerade im Bereich der Action. An die fantastische erste Season kommt sie natürlich nicht ran.
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Re: Filmtagebuch: LivingDead
Mag die zweite Staffel auch ganz gerne. Gerade am Anfang ist sie aber wirklich etwas verwirrend und holt einen erst nach ein paar Folgen so richtig ab - hat aber andererseits wirklich viele tolle Momente und ein klasse Ensemble zu bieten.
Bei Staffel 3 sieht es etwas anders aus. Der Erzählstil ist nochmal deutlich (!) langsamer, der Fokus im Gegensatz zu Bosch eher charaktergetrieben (auch die Beziehung zur Frau ist zentrales Element). Aber die zermürbende Detektivarbeit wird in Season 3 schon genial dargestellt - das Spiel mit den verschiedenen Zeitebenen funktioniert dahingehend auch wunderbar. Ist definitiv keine Serie, die man vorzeitig abbrechen sollte, sondern die eher im Abgang wirklich mundet.
Bei Staffel 3 sieht es etwas anders aus. Der Erzählstil ist nochmal deutlich (!) langsamer, der Fokus im Gegensatz zu Bosch eher charaktergetrieben (auch die Beziehung zur Frau ist zentrales Element). Aber die zermürbende Detektivarbeit wird in Season 3 schon genial dargestellt - das Spiel mit den verschiedenen Zeitebenen funktioniert dahingehend auch wunderbar. Ist definitiv keine Serie, die man vorzeitig abbrechen sollte, sondern die eher im Abgang wirklich mundet.
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