Filmtagebuch: deBohli
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Re: Filmtagebuch: deBohli
In weiter Ferne, so nah
BD / Regie: Wim Wenders
(Long December 22-06) Als Fortsetzung zu «Der Himmel über Berlin» funktioniert «In weiter Ferne, so nah» wunderbar, als eigenständiger Film aber auch. Wim Wenders forscht mit seinen Engelsfiguren weiter nach der menschlichen Güte, nach dem Sinn im Dasein.
Dank den schönen Aufnahmen, dem tollen Soundtrack und dem grossartigen Drehbuch, welches in der letzten halben Stunde alle Fäden auf perfekte Weise zusammenbringt, ist die Geschichte nie zu rührselig. Ein Zauber steckt in dieser Produktion.
La Flor
BD / Regie: Mariano Llinás
(Long December 22-07) Mit seinem 14-stündigen Werk «La Flor» hat der argentinische Regisseur Mariano Llinás nicht bloss einen weiteren Film geschaffen, sondern eine Hommage und Liebeserklärung an die Geschichte des Kinos und Films. Das ist berauschend und verwirrend, erheiternd und nachdenklich stimmend, absurd und monoton, ein wahnsinniges Unterfangen und kurzweiliger Spass zugleich.
Die sechs Genre-Episoden verbinden sich auf geniale Weise zu einer Gesamtheit, die unterschiedlichen technischen Aspekte sind gleichermassen Zitate wie Inhalt und Mechaniken. Getragen von den vier Hauptdarstellerinnen ist «La Flor» ein Erlebnis, ein Meisterwerk.
Medusa
Streaming Filmingo / Regie: Anita Rocha da Silveira
(Long December 22-08) Knallige Farben und Neonlichtern prallen auf christlichen Fanatismus: Das Brasilien der Gegenwart wird zu einer verzerrten Fratze, in deren Furche Satire, Kritik und Wut lauern. Trotzdem wirkt «Medusa» von Anita Rocha da Silveira langatmig und schleppend.
Während Mari Oliveira und Lara Tremouroux in ihren Rollen stark agieren, audiovisuelle Aspekte betören und die Geschichte viele witzige Details bereithaltet, schmeckt am Ende doch alles halbgar und hätte mehr bitterböse Konsequenzen vertragen.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Women Make Film
BD / Regie: Mark Cousins
(Long December 22-09) Durch die Filmgeschichte in der Form eines Roadmovies, 40 Kapitel über Methoden, Techniken, Stimmungen und Aspekte. Mark Cousins untersucht das kreative Schaffen anhand 340 Beispiele von Regisseurinnen und bringt bei «Women Make Film» Erstaunliches und Zauberhaftes zusammen.
Die Filmgeschichte als weibliches Unterfangen, ironischerweise von einem Mann kuratiert und zusammengefasst. Die 14-stündige Dokumentation ist stellenweise unrund (das Kapitel «Science-Fiction» etwa ist stümperhaft) und logischerweise niemals vollumfassend, gleichzeitig aber voller Reize und vergessener Perlen. Die Watchlist wächst und wächst.
Shoah
BD / Regie: Claude Lanzmann
(Long December 22-10) Die neun Stunden andauernde Dokumentation «Shoah» muss erlebt werden, Worte werden diesem meisterhaften Film von Claude Lanzmann niemals gerecht. Allein, weil er Aspekte des Holocausts mit Augenzeugenberichten darstellt, ohne Archivaufnahmen oder Schauspiel zu verwenden.
Im Verbund mit den ruhigen Aufnahmen der Landschaften und Umgebungen wird das Abbild des damaligen Horrors zu einem betörenden, ergreifenden, und stellenweise sogar schönen Erlebnis. Das verursachte Grauen lässt sich trotzdem nur erahnen, «Shoah» ist einer der wichtigsten Filme aller Zeiten und sollte niemals enden.
EO
Kino / Regie: Jerzy Skolimowski
Die Kombination aus Musik und Bild, die rote Farbe und das flackernde Licht: Der Beginn von «EO» ist betörend, die visuelle Qualität des Filmes von Jerzy Skolimowski beachtlich. Die Reise eines Esels durch die Menschenwelt schwankt zwischen absurdem (Alb)Traum und zauberhafter Fabel, immer faszinierend.
Der Regisseur liefert sieben Jahre nach «11 minut» einen eigenwilligen und schönen Film ab, der berührt, verzaubert und verwirrt. Und dank dieser Mischung lange nachhallt.
Glass Onion: A Knives Out Mystery
Streaming, Netflix / Regie: Rian Johnson
(Long December 22-11) Wie bei der titelgebenden Zwiebel entpuppt sich «Glass Onion» als mehrschichtiger Film, der die eigenen Erwartungen nach dem wunderbaren «Knives Out» wie Schalen abzieht. Darunter kommt eine von Rian Johnson mit viel Leidenschaft und Freude inszenierte Geschichte hervor, die sich mehrmals in der Form wandelt.
Getragen vom spiellustigen Ensemble (aus dem für mich die grossartige Janelle Monáe hervorstach), stolpert «Glass Onion» allerdings über den eigenen Grundsatz des Grössenwahns einer Fortsetzung. Was Spass macht ist zugleich aufgeblasen und überkonstruiert, der Hochglanz wirkt unecht und stellenweise mühsam, die Bilder künstlich. Freude bereitet das Geschehen aber während der gesamten Laufzeit, auch wenn durch diese Aspekte nichts mehr real wirkt.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Die gläserne Zwiebel sehe ich ähnlich...ich würde noch hinzufügen, dass ich ihn - wobei vielleicht meinst du das ja auch mit aufgeblasen - wieder mal deutlich gestreckt empfand. Das ist eigentlich mein hauptsächlicher Kritikpunkt...wäre mit ner Viertelstunde weniger glaube ich ne rundere Nummer
Und sehr cool, dass hier noch jemand den "Beyond the infinite two minutes" zu schätzen wusste...ich fand den auch irgendwie originell, auch wenn ich mich öfter gefragt habe: "Hä?! Was wollt ihr gerade von mir?!" - aber ne schräge Nummer und gerade wenn man die Entstehung bedenkt - eigentlich ist das ja ne Theatergruppe - dann ist das schon aller Ehren wert
Und sehr cool, dass hier noch jemand den "Beyond the infinite two minutes" zu schätzen wusste...ich fand den auch irgendwie originell, auch wenn ich mich öfter gefragt habe: "Hä?! Was wollt ihr gerade von mir?!" - aber ne schräge Nummer und gerade wenn man die Entstehung bedenkt - eigentlich ist das ja ne Theatergruppe - dann ist das schon aller Ehren wert
Unser neuestes Projekt: https://open.spotify.com/show/35s3iDdkQ12ikEFT9hOoTP - Talk rund um Filme und Serien
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Ich habe nach einem weiteren Tag sogar entschieden, die Zwiebel auf 7 Punkte herabzusetzen. Die Euphorie gewisser Momente beim Genuss war nicht nachhaltig.
"Beyond The .." ist ein verrücktes und leidenschaftliches Beispiel für Experiment und Filmvergnügen. Solche Sachen mag ich eigentlich immer.
"Beyond The .." ist ein verrücktes und leidenschaftliches Beispiel für Experiment und Filmvergnügen. Solche Sachen mag ich eigentlich immer.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Ein Filmtag zum Fest, durchgeführt von uns beim KCG:
Divines
Streaming, Netflix / Regie: Houda Benyamina
Junge Frauen in den Vororten Frankreichs, inmitten von Armut, Hoffnungslosigkeit und Verbrechen. «Divines» zeigt den Alltag zwischen Desillusionierung und möglichem Ausweg, Houda Benyamina bleibt immer nahe bei ihren Figuren und liefert nebst tragischen Situationen auch kleine Lichtblicke.
Die beiden Hauptdarstellerinnen Oulaya Amamra und Déborah Lukumuena sind super, der Film geht unter die Haut, die sozialkritischen Aussagen treffend dargestellt.
Silent Night
DVD / Regie: Camille Griffin
«Silent Night» hat vieles, das für den Film spricht. Ein toller und gutaussehender Cast (lange nicht mehr gesehen, Keira Knightley), eine interessante Grundidee und viele sozialkritische Kommentare zur heutigen Weltlage.
Doch leider wird die Inszenierung von Camille Griffin diesen Grundlagen nicht gerecht, besonders im Bereich der Atmosphäre. Wie manisch-depressiv wechselt die Geschichte zwischen bissigem Humor und Endzeit-Depression. Da wäre eine fortwährende Wandlung wie etwa bei «Melancholia» (Lars von Trier, 2011) passender gewesen.
Treevenge
Streaming, Youtube / Regie: Jason Eisener
Eine Viertelstunde lang liess Jason Eisener ein paar Jahre vor seinem Hobo-Geballer die Rache der Weihnachtsbäume mit viel Blut und Komik toben. Der Kurzfilm «Treevenge» mit dem Trailer-Park-Boy Jonathan Torrens ist absurd, sehr blutig und nicht ohne spannende Beobachtungen zu Massenkonsum und Ausnutzung der Natur. Das lockert jedes Weihnachtsfest auf.
A Banquet
BD / Regie: Ruth Paxton
Wie ein Rätsel bleibt «A Banquet» nach dem Abspann im Raum hängen, Ruth Paxton liefert mit ihrem ersten Spielfilm keine Erklärungen oder simple Deutungsweisen. Der Horror in Bezug auf Verlust und Trauer wird durch Essstörungen und Körperwandlungen akzentuiert, religiöse Gedanken und Verblendungen gesellen sich dazu.
Die wunderbar gefilmten Bilder, das gute Spiel der Darstellerinnen und das Drehbuch voller interessanter Aspekte lassen den Film elegant wirken und sorgen auch Stunden danach für nachdenkliche Momente.
Divines
Streaming, Netflix / Regie: Houda Benyamina
Junge Frauen in den Vororten Frankreichs, inmitten von Armut, Hoffnungslosigkeit und Verbrechen. «Divines» zeigt den Alltag zwischen Desillusionierung und möglichem Ausweg, Houda Benyamina bleibt immer nahe bei ihren Figuren und liefert nebst tragischen Situationen auch kleine Lichtblicke.
Die beiden Hauptdarstellerinnen Oulaya Amamra und Déborah Lukumuena sind super, der Film geht unter die Haut, die sozialkritischen Aussagen treffend dargestellt.
Silent Night
DVD / Regie: Camille Griffin
«Silent Night» hat vieles, das für den Film spricht. Ein toller und gutaussehender Cast (lange nicht mehr gesehen, Keira Knightley), eine interessante Grundidee und viele sozialkritische Kommentare zur heutigen Weltlage.
Doch leider wird die Inszenierung von Camille Griffin diesen Grundlagen nicht gerecht, besonders im Bereich der Atmosphäre. Wie manisch-depressiv wechselt die Geschichte zwischen bissigem Humor und Endzeit-Depression. Da wäre eine fortwährende Wandlung wie etwa bei «Melancholia» (Lars von Trier, 2011) passender gewesen.
Treevenge
Streaming, Youtube / Regie: Jason Eisener
Eine Viertelstunde lang liess Jason Eisener ein paar Jahre vor seinem Hobo-Geballer die Rache der Weihnachtsbäume mit viel Blut und Komik toben. Der Kurzfilm «Treevenge» mit dem Trailer-Park-Boy Jonathan Torrens ist absurd, sehr blutig und nicht ohne spannende Beobachtungen zu Massenkonsum und Ausnutzung der Natur. Das lockert jedes Weihnachtsfest auf.
A Banquet
BD / Regie: Ruth Paxton
Wie ein Rätsel bleibt «A Banquet» nach dem Abspann im Raum hängen, Ruth Paxton liefert mit ihrem ersten Spielfilm keine Erklärungen oder simple Deutungsweisen. Der Horror in Bezug auf Verlust und Trauer wird durch Essstörungen und Körperwandlungen akzentuiert, religiöse Gedanken und Verblendungen gesellen sich dazu.
Die wunderbar gefilmten Bilder, das gute Spiel der Darstellerinnen und das Drehbuch voller interessanter Aspekte lassen den Film elegant wirken und sorgen auch Stunden danach für nachdenkliche Momente.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Vor dem Jahreswechsel die noch ausstehenden Filme:
Teen Spirit
DVD / Regie: Max Minghella
Ich funktioniere einfach: Elle Fanning in der Hauptrolle, Songs von Ellie Goulding, Sigrid und Grimes, eine neonfarbene und pinke Gestaltung; «Teen Spirit» muss geschaut werden. Schauspieler Max Minghella inszeniert eine Geschichte um Hoffnung und Musiktalent, Castings-Shows und den Kampf der Unterschicht.
Doch leider krankt der Film an ähnlichen Problemen wie «Vox Lux» (Brady Corbet, 2018): Die Geschichte passiert ohne klare Motivation, die Figuren und Handlungen erhalten keine Tiefe, die dramaturgisch üblichen Pfade werden stur beschritten. Da hilft es auch nicht, treten Zlatko Burić, Rebecca Hall und Agnieszka Grochowska in Nebenrollen auf.
A Woman Under the Influence
BD / Regie: John Cassavetes
(Long December 22-12) Das Stolpern in den Wahnsinn, die Überforderung des privaten Alltags. John Cassavetes lässt uns auf fast dokumentarische Weise am Zerfall einer Frau teilhaben. Das macht «A Woman Under the Influence» zu einer intensiven und düsteren Erzählung ohne Ausweg.
Gena Rowlands und Peter Falk gehen in den Rollen auf, die langen Einstellungen ohne Schnitt sind beeindruckend, die Nähe der Bilder faszinierend.
Sátántangó
BD / Regie: Béla Tarr
(Long December 22-13) Der Kommunismus ist am Ende, das abgelegene Dorf in Ungarn versinkt im ewigen Regen und Morast. Während mehr als sieben Stunden bringt uns Béla Tarr mit «Sátántangó» diese Welt näher, mit langen Szenen ohne viel Inhalt, mit eindrücklichen Bildern und brutalen Sequenzen.
Das wirkt bedrückend, hoffnungslos und trotzdem schön, das ist eine unvergessliche Reise in eine Existenz, die man so nicht kennt. Mit der Zeit wird man immer tiefer in das Geschehen hineingesogen und vergisst die Barrieren zwischen Realität und Fiktion. Schade nur, musste eine Katze so leiden.
Long Day’s Journey Into Night
BD / Regie: Sidney Lumet
(Long December 22-14) Aus dem Theaterstück wird ein langer Film, der sich in nur wenigen Räumen abspielt. Vier Menschen streiten während eines Tages, Sidney Lumet lässt Monologe und Dialoge nonstop auf die Zuschauer:innen einprasseln.
Das macht «Long Day’s Journey Into Night» zu einem stellenweise anstrengenden Film, der aber schön eingefangen wurde und dank den Leistungen von Katharine Hepburn und Dean Stockwell überzeugt. Auch wenn mir die Probleme dieser wohlhabenden Menschen der Oberschicht schlussendlich egal sind.
Fitzcarraldo
BD / Regie: Werner Herzog
(Long December 22-15) Der Wahnsinn im Doppelpack, die wahre Geschichte eines Kolonialisten, der ein Schiff über den Berg transportieren liess; der Regisseur, der dieses Unterfangen nachstellte. In echt. Werner Herzog kam mit «Fitzcarraldo» an die Grenzen, nicht nur wegen seinem Hauptdarsteller.
Aber genau deswegen ist diese Erzählung so fesselnd, dieser Film so verrückt und gut. Und wie gewohnt bei Herzog gibt es träumerische Aufnahmen, schöne Musik und philosophische Aspekte.
Twilight’s Last Gleaming
BD / Regie: Robert Aldrich
(Long December 22-16) Die Kritik am Regierungs- und Kriegsverhalten der USA wird von Robert Aldrich in «Twilight’s Last Gleaming» auf direkte Weise geäussert, alles im Rahmen eines Abenteuerfilms. Das macht Spass und lädt zum Nachdenken ein, durch die Verwendung von Split Screens und vielen Schnitten bleibt die Spannung immer hoch. Bis zum überraschend bösen Ende.
Teen Spirit
DVD / Regie: Max Minghella
Ich funktioniere einfach: Elle Fanning in der Hauptrolle, Songs von Ellie Goulding, Sigrid und Grimes, eine neonfarbene und pinke Gestaltung; «Teen Spirit» muss geschaut werden. Schauspieler Max Minghella inszeniert eine Geschichte um Hoffnung und Musiktalent, Castings-Shows und den Kampf der Unterschicht.
Doch leider krankt der Film an ähnlichen Problemen wie «Vox Lux» (Brady Corbet, 2018): Die Geschichte passiert ohne klare Motivation, die Figuren und Handlungen erhalten keine Tiefe, die dramaturgisch üblichen Pfade werden stur beschritten. Da hilft es auch nicht, treten Zlatko Burić, Rebecca Hall und Agnieszka Grochowska in Nebenrollen auf.
A Woman Under the Influence
BD / Regie: John Cassavetes
(Long December 22-12) Das Stolpern in den Wahnsinn, die Überforderung des privaten Alltags. John Cassavetes lässt uns auf fast dokumentarische Weise am Zerfall einer Frau teilhaben. Das macht «A Woman Under the Influence» zu einer intensiven und düsteren Erzählung ohne Ausweg.
Gena Rowlands und Peter Falk gehen in den Rollen auf, die langen Einstellungen ohne Schnitt sind beeindruckend, die Nähe der Bilder faszinierend.
Sátántangó
BD / Regie: Béla Tarr
(Long December 22-13) Der Kommunismus ist am Ende, das abgelegene Dorf in Ungarn versinkt im ewigen Regen und Morast. Während mehr als sieben Stunden bringt uns Béla Tarr mit «Sátántangó» diese Welt näher, mit langen Szenen ohne viel Inhalt, mit eindrücklichen Bildern und brutalen Sequenzen.
Das wirkt bedrückend, hoffnungslos und trotzdem schön, das ist eine unvergessliche Reise in eine Existenz, die man so nicht kennt. Mit der Zeit wird man immer tiefer in das Geschehen hineingesogen und vergisst die Barrieren zwischen Realität und Fiktion. Schade nur, musste eine Katze so leiden.
Long Day’s Journey Into Night
BD / Regie: Sidney Lumet
(Long December 22-14) Aus dem Theaterstück wird ein langer Film, der sich in nur wenigen Räumen abspielt. Vier Menschen streiten während eines Tages, Sidney Lumet lässt Monologe und Dialoge nonstop auf die Zuschauer:innen einprasseln.
Das macht «Long Day’s Journey Into Night» zu einem stellenweise anstrengenden Film, der aber schön eingefangen wurde und dank den Leistungen von Katharine Hepburn und Dean Stockwell überzeugt. Auch wenn mir die Probleme dieser wohlhabenden Menschen der Oberschicht schlussendlich egal sind.
Fitzcarraldo
BD / Regie: Werner Herzog
(Long December 22-15) Der Wahnsinn im Doppelpack, die wahre Geschichte eines Kolonialisten, der ein Schiff über den Berg transportieren liess; der Regisseur, der dieses Unterfangen nachstellte. In echt. Werner Herzog kam mit «Fitzcarraldo» an die Grenzen, nicht nur wegen seinem Hauptdarsteller.
Aber genau deswegen ist diese Erzählung so fesselnd, dieser Film so verrückt und gut. Und wie gewohnt bei Herzog gibt es träumerische Aufnahmen, schöne Musik und philosophische Aspekte.
Twilight’s Last Gleaming
BD / Regie: Robert Aldrich
(Long December 22-16) Die Kritik am Regierungs- und Kriegsverhalten der USA wird von Robert Aldrich in «Twilight’s Last Gleaming» auf direkte Weise geäussert, alles im Rahmen eines Abenteuerfilms. Das macht Spass und lädt zum Nachdenken ein, durch die Verwendung von Split Screens und vielen Schnitten bleibt die Spannung immer hoch. Bis zum überraschend bösen Ende.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Das Filmjahr endete leider etwas unglücklich.
Paradise Hills
DVD / Regie: Alice Waddington
Auf der Habenseite stehen das famose Kostümdesign, die schönen Haarfarben, Eiza González, Danielle Macdonald und Awkwafina, sowie interessante Ansätze in der Geschichte. Leider aber wird das alles in «Paradise Hills» vom schlecht geklonten Drehbuch zunichte gemacht.
Der Film von Alice Waddington ist in der Imagination besser als in echt, Emma Roberts kann halt doch nicht schauspielern, das Ende haareraufend doof.
Dafür hier noch die nackten Zahlen:
Statistik 2022
Wie letztes Jahr gibt euch mein Account bei Letterboxd eine spielerische Darstellung des Filmjahres. Hier einige Zahlen, deren Menge man sich besser nicht zu lange vor Augen führt.
Filme total: 493 (2021: 468)
Kinobesuche inkl. Festivals: 122 (2021: 70)
Miniserien: 2 (2021: 4)
Serienstaffeln: 1.5 (2021: 0)
Gesamte Dauer: 878 Stunden
Paradise Hills
DVD / Regie: Alice Waddington
Auf der Habenseite stehen das famose Kostümdesign, die schönen Haarfarben, Eiza González, Danielle Macdonald und Awkwafina, sowie interessante Ansätze in der Geschichte. Leider aber wird das alles in «Paradise Hills» vom schlecht geklonten Drehbuch zunichte gemacht.
Der Film von Alice Waddington ist in der Imagination besser als in echt, Emma Roberts kann halt doch nicht schauspielern, das Ende haareraufend doof.
Dafür hier noch die nackten Zahlen:
Statistik 2022
Wie letztes Jahr gibt euch mein Account bei Letterboxd eine spielerische Darstellung des Filmjahres. Hier einige Zahlen, deren Menge man sich besser nicht zu lange vor Augen führt.
Filme total: 493 (2021: 468)
Kinobesuche inkl. Festivals: 122 (2021: 70)
Miniserien: 2 (2021: 4)
Serienstaffeln: 1.5 (2021: 0)
Gesamte Dauer: 878 Stunden
Re: Filmtagebuch: deBohli
Krasse Zahl, soviel schaut wohl manch anderer in seinem ganzen Leben nicht. Wenn ich meinen Serienkosum hochrechne, dürfte ich auch die Stundenanzahl erreichen.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Vor allem die Anzahl der Kinobesuche ist erstaunlich. Hast du eigentlich eine Flat oder so?
Bei der genannten Anzahl an Serien kannst du jetzt aber zumindest noch verraten, welche es geworden sind.
Bei der genannten Anzahl an Serien kannst du jetzt aber zumindest noch verraten, welche es geworden sind.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Bei den Kinobesuchen stieg die Zahl so stark an, da ich für ARTNOIR viele Festivals besucht und dann an wenigen Tagen oft bis zu 15 Filmen geschaut habe. Eine Flat gibt es bei uns keine, aber ich habe für diverse Kinos eine Memberkarte, mit der die Tickets vergünstig zu kaufen sind.
Und da meine Freundin Kino ebenso stark liebt wie ich, ist es für uns normal, pro Woche 1-2 Filme im Lichtspielhaus zu geniessen.
Miniserien: "Pam and Tommy", "Trainwreck: Woodstock ’99"
Serienstaffeln: "Babylon 5" Season 1 und die Hälfte von der zweiten. 2023 möchte ich die Serie eigentlich abschliessen.
Und da meine Freundin Kino ebenso stark liebt wie ich, ist es für uns normal, pro Woche 1-2 Filme im Lichtspielhaus zu geniessen.
Miniserien: "Pam and Tommy", "Trainwreck: Woodstock ’99"
Serienstaffeln: "Babylon 5" Season 1 und die Hälfte von der zweiten. 2023 möchte ich die Serie eigentlich abschliessen.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Broker
Kino / Regie: Hirokazu Kore-eda
Nach dem eher mittelmässigen Ausflug nach Frankreich mit «La Vérité» (2019) ist Hirokazu Kore-eda in Korea angekommen. «Broker» ist eine mehrschichtige Geschichte um Familie und Zusammenhalt, angereichert mit Verbrechen und Verzweiflung.
Wunderbar gespielt, schön gefilmt und mit genügend Schichten und Gefühlen ausgestattet, dass der Film niemals zu beliebig wirkt oder mit Klischees hantieren muss. Bloss beim Ende drückte die heile Welt für meinen Geschmack zu stark durch.
Paranoid Park
BD / Regie: Gus Van Sant
Als Teenager ist es nicht einfach, mit der Welt klarzukommen. Emotionen, Empfindungen und Pflichten – alles ist im Konflikt. Bei «Paranoid Park» wird diese Perspektive durch den Filmstil perfekt transportiert, Gus Van Sant dramatisiert das Verhalten eines Jungen durch ein schlimmes Verbrechen.
Vage und undurchsichtig bleibt die Geschichte, schwebend wirkende Sequenzen wechseln sich mit harschen Momenten ab; eine Atmosphäre entsteht, die wir alle selbst kennen und erlebt haben.
Tangerine
BD / Regie: Sean Baker
Während die Aufnahmen von «Tangerine» vor allem zu Beginn sonnendurchflutet sind, strahlt an der Geschichte des Filmes wenig positiv. Sean Baker zeigt uns den Alltag von Transpersonen in LA, ohne Stereotypen oder Verfälschungen.
Das Resultat ist ein menschlicher und packender Film, der das Beste aus den Möglichkeiten eines iPhones geholt hat und das Leben in der Szene auf fast dokumentarische Weise darstellt.
La classe operaia va in paradiso
BD / Regie: Elio Petri
Das harte Leben der Arbeiterklasse, eingefangen mit direkten und nahen Aufnahmen, verwackelten Eindrücken und einer kakofonisch wirkenden Tonspur. «La classe operaia va in paradiso» von Elio Petri ist ein Film, der berauscht und ermüdet, mit der grossartigen Leistung von Gian Maria Volonte in der Hauptrolle.
Die Spannung steigert sich ins Extreme, die sozialkritischen Aussagen gelten noch heute. Eine Geschichte mit viel Relevanz und künstlerischer Kraft.
Die BD-Disc vom neuen Label Radiance überzeugt zusätzlich in allen Belangen. Tolle Verpackung, fettes Booklet, technisch über alle Zweifel erhaben.
Trancers
DVD / Regie: Charles Band
Wie dreht man einen Science-Fiction-Film mit möglichst wenig Geld? Man siedelt die Geschichte in der (damaligen) Gegenwart an. Gesagt, getan, «Trancers» ist ein typisches Stück B-Ware mit witziger Grundidee und ein paar netten Effekten.
Charles Band lieferte mit dieser Produktion zwar keinen Meilenstein oder Kulthit ab, aber immerhin ein unterhaltsames und regelmässig unfreiwillig komisches Werk. Dazu macht es Spass, der jungen Helen Hunt zuzuschauen.
Scanners
DVD / Regie: David Cronenberg
Klar, da ist dieser explodierende Kopf. Aber auch sonst lohnt sich «Scanners», bei dem David Cronenberg seinen Bodyhorror mit tristen Umgebungen der Siebzigerjahre (Kaufhaus, Büroräumlichkeiten) mischte und zum ersten Mal die grössere Masse abholte.
Zwar hat der Film einige Probleme bei Tempo und Inhalt, das Konzept aber gefällt. Auch die Effekte wissen weiterhin zu überzeugen und Michael Ironside ist eh immer ein Gewinn.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Bull
BD / Regie: Paul Andrew Williams
Brutal und trostlos ist «Bull», Paul Andrew Williams legt mit dem fesselnden Neil Maskell in der Hauptrolle einen Rache-Thriller vor, der durch die abschliessende Wendung viele Szenen und Handlungen in ein neues Licht stellt.
Durch die geschickt angeordneten Szenenfolgen, den lebensechten Umgebungen und der direkten Rohheit wird man vom Film gefesselt und emotional erschüttert.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Les Olympiades
DVD / Regie: Jacques Audiard
Dank den schönen Aufnahmen in Schwarzweiss, der musikalischen Untermalung von Rone und den real wirkenden Charakteren ist «Les Olympiades» durchwegs gute Unterhaltung. Das Drama von Jacques Audiard über junge Menschen im heutigen Paris, die sich zwischen Zukunftsfragen, Beziehungen und Sex verlieren, lebt in den Darbietungen von Lucie Zhang und Jehnny Beth – bloss fällt der Film im letzten Drittel etwas ab.
La Cité des Enfants Perdus
DVD / Regie: Jean-Pierre Jeunet, Marc Caro
Welch Aufwand in der Ausstattung und den Kulissen, was für eine überbordende Fantasie. Jean-Pierre Jeunet und Marc Caro legten mit «La Cité des Enfants Perdus» die Grundsteine für das weitere Schaffen (wie etwa die Farben bei «Le Fabuleux Destin d'Amélie Poulain» oder die Kostüme bei «The Fifth Element») und lieferten eine Fantasy-Geschichte für alle Altersschichten ab.
Dass die eigentliche Story eher zweitrangig und deren Verlauf durch die optischen Reize nicht immer klar zu verfolgen ist, kann man bei einem solchen Fest der Ideen verschmerzen. Wunderbar schräg wie die Kameraperspektiven.
Big Time Gambling Boss
BD / Regie: Kōsaku Yamashita
Im Gegensatz zu den Yakuza-Filmen von Kinji Fukasaku versucht sich Kōsaku Yamashita an einem politischen und gesprächigen Stück, das die persönlichen Beziehungen der Gangster und deren moralischen Fragen in den Mittelpunkt stellt.
«Big Time Gambling Boss» ist ein vielschichtiger und überlegter Film, der mit gutem Spiel und schönen Kameraperspektiven aufwartet. Die Gewalt ist nicht so überbordend wie bei sonstigen Genrewerken, dafür umso effektiver.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
107 Mothers
DVD / Regie: Peter Kerekes
Im Frauengefängnis in Odessa befinden sich 107 Mütter, ihre Kinder halten sich mit ihnen in den Räumlichkeiten auf. Eine merkwürdige Situation, die von Peter Kerekes mit «107 Mothers» untersucht und in Spielfilmform dargestellt wird.
Viele Szenen wirken realistisch und wurden von wahren Begebenheiten adaptiert, die Inszenierung erinnert dadurch sehr stark an eine Dokumentation und blickt kritisch auf das Gesellschafts- und Justizsystem.
L’Avventura
BD / Regie: Michelangelo Antonioni
Macht das Leben Sinn? Verhalten sich Menschen logisch? Nein, das zeigt Michelangelo Antonioni mit seinem langen und ruhigen Film «L’Avventura» auf sehr gelungene Weise. Ein Verschwinden, Sehnsucht und Liebe – alles verkommt vor der romantischen Kulisse Italiens zu einem Schwindelanfall aus Nichts und falschen Intentionen.
Die Kameraarbeit ist grossartig, das Spiel akzentuiert und das Ende so offen wie unser wirkliches Dasein.
Naked
BD / Regie: Mike Leigh
Die Zivilisation bröckelt, die Männer sind das destruktive Übel. Bei «Naked» werden die unterdrückenden und misogynen Verhaltensweisen auf dreckige und direkte Art gezeigt, Mike Leigh demontiert das England der Neunzigerjahre.
Das ist harsch und brutal, allerdings auch genial gemacht und stets fesselnd. Besonders dank dem atemberaubend agierenden David Thewlis in der Hauptrolle, dem dichten Drehbuch und den urkomischen Situationen.
Warning From Space
BD / Regie: Koji Shima
Achtung: Knuffige Seesterne sind in Tokio gelandet. Doch das Positive: Sie wollen die Menschheit vor dem drohenden Untergang warnen. Das erzählt uns Koji Shima im ersten in Farbe gedrehten Science-Fiction-Film aus Japan, «Warning From Space».
Da die Geschichte nicht bloss Menschen gegen Ausserirdische antreten lässt, wirkt es erfrischend und macht bei der Sichtung Spass – auch wenn wenig Spannung aufkommt.
Cutter’s Way
BD / Regie: Ivan Passer
Jeff Bridges beim Spiel zuzusehen ist immer ein grosses Vergnügen, in «Cutter’s Way» von Ivan Passer gibt er vorzüglich den verwöhnten und feigen Bone. Daneben thront die wuchtige Darstellung der titelgebenden Figur von John Heard, gemeinsam mit Lisa Eichhorn bestimmen sie den Film.
Das Krimi-Drama um Verbrechen, Trauma und Unterdrückung gibt sich erstaunlich zurückhaltend, mit durchgehender Spannungskurve und famosen Szenen. Eine selten gesehene Produktion, die sich sehr lohnt; die BD von Fun City Editions ist vorzüglich.
Le otto montagne
Kino / Regie: Felix van Groeningen, Charlotte Vandermeersch
Mit «Beautiful Boy» berührte mich Felix van Groeningen nachhaltig, gemeinsam mit Charlotte Vandermeersch hat der Regisseur den Roman «Le otto montagne» verfilmt. Der leicht schwebenden, auf die Gefühle konzentrierten Art ist die Inszenierung treu geblieben, das Drama um eine lebenslange Freundschaft zwischen zwei Männern bleibt zugleich distanziert.
Viel passiert während der Laufzeit nicht, dank dem guten Spiel, den wunderschönen Aufnahmen und der musikalisch wunderbaren Begleitung schleicht sich der Film mit jeder Minute tiefer ins Herz.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Seberg
DVD / Regie: Benedict Andrews
Während Jean Seberg immer als Grund für eine Filmsichtung gilt, ist dieses Biopic von Benedict Andrews ein unausgegorenes Produkt ohne Herz oder Fokus. Kristen Stewart überzeugt in der Hauptrolle, doch leider zeigt uns «Seberg» nie das Innenleben der Figur, nie ihre Perspektive.
Der Cast mit Anthony Mackie, Zazie Beetz und Vince Vaughn ist üppig, die Ausstattung gelungen – doch nie vermag der Film mitzureissen oder etwas Interessantes zu erzählen.
The Banshees of Inisherin
Kino / Regie: Martin McDonagh
“You’re all so feckin’ boring!”
Isolation, Langeweile und männlicher Stolz: Martin McDonagh erzählt im ruhig und klein gehaltenen Film «The Banshees of Inisherin» von einer Männerfreundschaft, die an den kleinen Dingen zerbricht. Colin Farrell und Brendan Gleeson sind super, Kerry Condon brilliert.
Alles ist durch und durch irisch, die Aufnahmen sind sehr schön, der Humor wunderbar ausgeglichen.
Married To The Mob
BD / Regie: Jonathan Demme
Michelle Pfeiffer ist süss, ganz klar. Doch auch der Rest von «Married To The Mob» ist mit so viel Zucker überzogen, dass es den Achtzigerjahren fast zu viel wurde. Jonathan Demme legte mit diesem Film eine satirische Mafia-Geschichte mit den Frauen im Zentrum vor, nahe der Screwball-Komödie.
Alles ist überbordend ausgestattet, immer läuft ein Song, die Schauspieler:innen haben Spass. Adolf Loos sah bestimmt diesen Film voraus, als er «Ornament und Verbrechen» geschrieben hatte.
- deBohli
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Pacifiction
Kino / Regie: Albert Serra
Sehr langsam entwickelt sich «Pacifiction», es wird gesprochen und verhandelt, geschwitzt und die Lage beobachtet. Doch es passiert nichts. Albert Serra zeigt uns das diplomatische Seilziehen auf Tahiti mit den kolonialistischen Handlungen, einem schleimig-faszinierenden Benoît Magimel in der Hauptrolle und spürbarer Hitze.
Der Tanz zwischen den Figuren passiert ohne Pause, die Realität schleicht sich in den Film. Am Ende wähnt man sich im Kreis gedreht zu haben, ist aber in der Spirale weiter nach unten gerutscht, näher zum Abgrund.
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Under The Tree
BD / Regie: Hafsteinn Gunnar Sigurðsson
Eine kleine Fehde unter Nachbarn, die sich immer mehr zuspitzt und in einem erstaunlich blutigen Finale endet. «Under The Tree» von Hafsteinn Gunnar Sigurðsson überrascht, in Ton und Präsentation.
Das egozentrische und überhebliche Verhalten der Figuren wird nüchtern dargestellt, Satire und schwarzer Humor nicht offensichtlich präsentiert. Der Film hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack und eignet sich vorzüglich, um sich ab der Menschheit zu nerven.
Above Suspicion
DVD / Regie: Phillip Noyce
Emilia Clarke ist sympathisch und sieht umwerfend aus – doch leider will ihr die Darstellung der «White Trash Lady» in «Above Suspicion» nicht gelingen. Emotionen, Innenleben und Akzent, nichts wirkt greifbar.
Dass der Film unter dem schlechten Drehbuch stark leidet, welches aus der interessanten Geschichte Standardware des Thrillergenres macht, hilft ebenfalls nicht. Ganz zu schweigen vom Voice-Over und den Dialogen. Da greift man besser zu den älteren Werken von Phillip Noyce.
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1976
Kino / Regie: Manuela Martelli
Während die rosa Wandfarbe eine naive Sicherheit suggeriert, versinkt Chile immer stärker in einem Chaos aus Misstrauen, Verrat und Aufwiegelung. In «1976» von Manuela Martelli ist das private politisch, die Handlungen einzelner Personen unter steter Beobachtung.
Ein zurückhaltender Film, der die damals herrschende Anspannung und Gewalt auf reduzierte Weise darstellt und mit dem Spiel und den Aufnahmen überzeugt.
Cléo de cinq à sept
DVD / Regie: Agnès Varda
Ein Film in Realzeit, ein grossartiges Erlebnis aus der «Nouvelle Vague». Agnès Varda entzückt mit ihrem Portrait «Cléo de cinq à sept», einem Film voller Leben und Freude. Corinne Marchand ist in der Hauptrolle umwerfend, die Gastauftritte von Jean-Luc Godard und Anna Karina perfekt platziert.
Wie immer bei Varda sind Kamera, Schnittfolgen und Komposition von erster Güte. Ein schillerndes Filmvergnügen aus der besten Zeit des Kinos.
Babylon 5: Season 2
DVD
Während die Drehbücher immer dichter werden und sich einzelne Folgen zu einem grossen Handlungsbogen vereinen, gibt es weiterhin einige Durchhänger in der zweiten Staffel von «Babylon 5». Doch mit der Einführung der gegnerischen Rasse, dem Krieg zwischen den Narn und den Centauri, und dem politischen Umsturz auf der Erde serviert die Serie grosse, facettenreiche Themen.
Wie wunderbar es doch ist, Science-Fiction zu sehen, in denen alle Charaktere miteinander diskutieren können, in der Moral und Ethik einen wichtigen Stellenwert haben und scheinbar alle Handlungen weit vorausgeplant wurden (zum Beispiel Lyta Alexander, Talia Winters, latente Gaben).
Die letzte Hoffnung auf den Frieden ist zunichte, das grosse Feuer steht bevor.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Fatherland
BD / Regie: Ken Loach
«Ich sing den Blues in Rot.» Die Emotionen und Kraft sind da, das Spiel von Gerulf Pannach hilft, die Geschichte glaubhaft zu gestalten. Da spielte es für mich weniger eine Rolle, dass «Fatherland» unrund ist und viele Aspekte des Filmes im Nichts verlaufen.
Ken Loach war mit dem Drama über das geteilte Deutschland am Puls der Zeit, zeigte sich als Sprachrohr der sozialen Missstände und jonglierte geschickt die Mehrsprachigkeit.
Dementia
BD / Regie: John Parker
Ohne Dialoge, mit intensiver Musikbegleitung und vielen Soundeffekten versehen: «Dementia» ist ein experimenteller Film, der sich zwischen Film Noir, Horror und Psycho-Drama bewegt und optisch viele Versuche eingeht.
Eventuell von John Parker gedreht (der Film bietet keine definitiven Angaben zur Regie), ist das damals verpönte und verbotene Werk ein Kuriosum und für die Filmgeschichte sehr spannend.
Gestern waren wir an der 58. Ausgabe der Solothurner Filmtage:
Those Shocking Shaking Days
Kino / Regie: Selma Doborac
Dokumentarische Filme über den Krieg: Welche Inhalte sollen verwendet werden, wie soll mit der Vergangenheit umgegangen werden? Selma Doborac versucht mit dem Essayfilm «Those Shocking Shaking Days» einen radikal anderen Ansatz und bietet mit langen Texten, ruhigen Aufnahmen von Gebäude und nicht klassifiziertem Archivmaterial frische Gedankenanstösse.
Das ist sperrig, das ist konfrontativ und eher Kunstobjekt als Kinofilm – trotzdem ein wichtiger Diskussionsansatz und voller ethischen Dilemmas.
The DNA of Dignity
Kino / Regie: Jan Baumgartner
Der kurze Dokumentarfilm von Jan Baumgartner stellt die Arbeit der forensischen Forscher in den Mittelpunkt, welche seit vielen Jahren im Balkan die Knochen und Leichen der Kriegsopfer untersuchen und vermissten Personen zuweisen.
«The DNA of Dignity» vermischt Fiktion und Realität und geht das Thema emotional an (hilfreich die Musik von Mario Batkovic). Der Umfang ist zwar zu klein gehalten, trotzdem bietet die Produktion wichtige und interessante Einblicke in das Erbe des Krieges.
This Kind of Hope
Kino / Regie: Pawel Siczek
Das filmische Portrait des ehemaligen Diplomaten Andrei Sannikov aus Belarus ist leider hochaktuell und bietet viele Einblicke in das politische Geschehen des Ostens der letzten Jahrzehnte. Pawel Siczek hat mit «This Kind of Hope» einen packenden Dokumentarfilm geschaffen, der sich einer faszinierenden Figur widmet, die den Kampf für eine bessere Welt nie aufgegeben hat.
Die Mischung aus Archivaufnahmen, Interviews und privaten Einblicken funktioniert emotional, der grosse politische Rahmen wird geschickt heruntergebrochen. Dazu die treibende Musik von David Langhard, welche viele Montagen mit Spannung versieht.
The Land Within
Kino / Regie: Fisnik Maxville
Das Drama «The Land Within» über die Folgen des Jugoslawienkrieges und die offenen Fragen zu vermissten und getöteten Personen hätte viel Potenzial, auch dank der wunderbaren Luàna Bajrami in der Hauptrolle. Doch leider wollen die dramaturgischen Mittel nicht immer funktionieren, vieles versinkt in klischierten Abläufen.
Etwas holprige Schnittfolgen und zu viele verwirrende Momente trüben das Erlebnis; das Thema und dessen Behandlung sind aber sehr wichtig.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
John Wick Chapter 2
BD / Regie: Chad Stahelski
Wie sangen es bereits Hot Chocolate in den Siebzigerjahren? «Every 1's a Killer Baby»; und ganz besonders in der Welt von «John Wick». Das zweite Kapitel, erneut von Chad Stahelski inszeniert und mit dem adrette-reizvollen Keanu Reeves in der Hauptrolle, ist eine Gewalt- und Actionorgie, rastlos und voller Neonlichtern.
Packend und visuell überzeugend werden die Kämpfe und Schiessereien dargestellt, immer ist man vom Geschehen fasziniert. Die Mythologie der Welt wird ausgeweitet, die Personen in den Nebenrollen machen das Abenteuer wunderbar rund.
American Graffiti
BD / Regie: George Lucas
Die Songs, die scheinbare Freiheit, die endlos wirkende Zeit in einer Welt voller poliertem Chrom und nächtlichen Begegnungen auf den Strassen. «American Graffiti» zeigte als zweiten Spielfilm von George Lucas eine nostalgisch-sehnsüchtige Sicht auf die Sechzigerjahre.
Mit Richard Dreyfuss, Ron Howard und der bezaubernden Mackenzie Phillips im Ensemble entfaltet die Geschichte einen Zauber, der das Herz berührt und an die eigene Jugend zurückdenken lässt. Ein Film, dessen riesiges Erbe etwa in «Dazed and Confused» (Richard Linklater, 1993) und «Everybody Wants Some!!» (Richard Linklater, 2016) stark zu spüren ist.
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Old
DVD / Regie: M. Night Shyamalan
Was für ein gespaltener Film: Ein wirklich dummes Trashfest der Sondergleichen, dass sich aber so ernst nimmt, dass jeder Spass verpufft. Ein wunderbares Ensemble mit Namen wie Gael García Bernal, Vicky Krieps, Thomasin McKenzie und Eliza Scanlen, das über idiotische Dialoge und schlechte Anweisungen stolpert. Eine abenteuerlustige Kamera, die immer die falschen Techniken und Winkel zu wählen scheint.
«Old» ist ein weiterer Sargnagel im Vermächtnis von M. Night Shyamalan und eines dieser filmischen Wunder, das mit jeder Sekunde, die man darüber nachdenkt, noch unlogischer und lächerlicher wird.
Utama
Streaming, Filmingo / Regie: Alejandro Loayza Grisi
«Utama» ist ein sanfter, schöner und berührender Film. Vom Debütanten Alejandro Loayza Grisi mit sicherer Hand inszeniert, erzählt das Drama über das Kräftemessen zwischen Tradition und Zukunft in Bolivion, Herkunft und Vertreibung, und die Sinnlosigkeit männlichen Stolzes.
Bereits ab der ersten Einstellung war ich verzaubert; durch das Licht, die Ruhe, das ehrliche Spiel. Die viele süssen Lamas machten das Erlebnis perfekt.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Bonjour Tristesse
DVD / Regie: Otto Preminger
Von der farbenfrohen, sonnendurchfluteten Küste zu den schwarzweiss aufgenommenen und engen Kellerlokalen: Die Wandlung von «Bonjour Tristesse» vollzieht sich in der Optik wie dem emotionalen Leben der Figuren.
Jean Seberg und David Niven leben als Tochter-Vater-Gespann im Film von Otto Preminger auf, der Inhalt ist näher betrachtet etwas schwierig. Egozentrisches Verhalten gegen Egomanie? Dafür sind die Kleider von Givenchy wunderbar.
The Unbearable Weight of Massive Talent
BD / Regie: Tom Gormican
Ja, die Leute haben alle recht, wenn sie das Gespann Nicolas Cage und Pedro Pascal loben. Diese zwei sind zusammen zum Verknallen süss. Leider aber beschränkt sich Tom Gormican in seinem Vehikel «The Unbearable Weight of Massive Talent» nicht auf diesen Freundschaftsaspekt, sondern stopft Familiendrama, Meta-Zauberei und Agenten-Action in die Laufzeit.
Das wirkt unausgegoren und packt selten, dafür kriegt man Lust sich älteren Cage-Produktionen zu widmen und die eigene Favoritenliste zu Filmen aufzufrischen.
John Wick: Chapter 3 – Parabellum
BD / Regie: Chad Stahelski
Sich auf den Krieg vorzubereiten ist in dieser Welt keine schlechte Idee. Alles dreht sich um geheime Auftragskiller-Bünde, hinter jedem Obdachlosen lauert eine Tötungsmaschine. Chad Stahelski dreht mit «John Wick: Chapter 3 – Parabellum» voll auf und vergrössert nicht nur die Mythologie, sondern liefert atemberaubende Set-Pieces.
Die Action ist fulminant, die Ausleuchtung, das Design und die Ausstattung von erster Güte. Dazu kommt die coole Asia Kate Dillon und natürlich der sympathisch attraktive Reeves in der Hauptrolle – diese Reihe kann gerne lange weiterlaufen.
Seconds
BD / Regie: John Frankenheimer
Verzerrte Aufnahmen von James Wong Howe, schräge Orgelklänge von Jerry Goldsmith, ein schwitzender und verlorener Rock Hudson im Zentrum. Mit «Seconds» legte John Frankenheimer einen bedrückenden, schockierenden und nachdenklichen Film zum Thema des Konsumwahns und des Lebenssinns vor.
Experimentell gedreht, mit vielen aufrüttelnden Bildern und ohne jemals plakativ zu werden ist die zu selten beachtete Produktion ein echtes Erlebnis.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Island Of Lost Souls
BD / Regie: Erle C. Kenton
Ein grusliges und durchgeknalltes Pre-Code-Abenteuer, das die Geschichte um den verrückten Dr. Moreau in tollen Schwarzweiss-Bildern schildert. «Island Of Lost Souls» hat zwar seine unrunden Stellen, der Film von Erle C. Kenton macht aber Spass – auch wenn die Aspekte der Versuche und Monsterwesen heutzutage nicht mehr schocken.
Charles Laughton in der Hauptrolle ist perfekt, das Treiben der verwandelten Personen auf der Insel unter der Leitung von Bela Lugosi unheimlich. «Are We Not Men?»
Vanilla Sky
DVD / Regie: Cameron Crowe
«Vanilla Sky» bescherte mir damals nach dem Kinobesuch schlaflose Nächte, beim Rewatch mehr als 20 Jahre später zeigte sich vor allem die fehlende Tiefe mit Nachgeschmack. Cameron Crowe interessiert sich stärker für das romantische Liebesleben seiner Figuren als die Komplexität der Mordgeschichte.
Alles wirkt schal, die Probleme von reichen, überheblichen und schönen Menschen interessieren mich zu wenig. Dafür ist der Cast wahnsinnig gut, mit Namen wie Michael Shannon, Kurt Russel, Tilda Swinton und Timothy Spall in Nebenrollen. Es wäre an der Zeit, sich endlich dem Originalfilm zu widmen.
Avec amour et acharnement
Kino / Regie: Claire Denis
Endlich wieder ein Film von Claire Denis im Kino – und französischer könnte es fast nicht sein. Nicht nur bringt Juliette Binoche in einer Szene ein Baguette nach Hause, die Dreiecksbeziehung zwischen ihr, Vincent Lindon und Grégoire Colin wird mit jeder Minute intensiver und lauter.
In «Avec amour et acharnement» schleichen sich die dunklen Fäden der Vergangenheit unaufhaltbar in die Geschichte ein, Entschlossenheit wird zu Verzweiflung und Orientierungslosigkeit. Das intensive Spiel und die schöne Kameraführung machen die losen Enden und versatzstückartig wirkende Geschichte wett.
Händler der vier Jahreszeiten
BD / Regie: Rainer Werner Fassbinder
Ein Melodrama ohne ein Gramm Fett, eine Inszenierung, die sich gleichermassen am Theater wie den stilistischen Merkmalen der Fünfzigerjahre bedient. «Händler der vier Jahreszeiten» ist ein hölzern wirkender Film, der die Fähigkeiten von Rainer Werner Fassbinder stets durchscheinen lässt und fasziniert.
Die Szenen sind so knapp geschnitten wie das Ende, Reue gibt es keine.
Batman
Kino / Regie: Leslie H. Martinson
Welch Fest an Kalauer, dank der deutschen Synchronisation. Der Film von Leslie H. Martinson mit Adam West und Burt Ward in den Hauptrollen weiss zugleich anderweitig zu überzeugen, nicht nur mit den legendären Haifisch- und Bomben-Szenen.
«Batman» ist ein filmgewordener Dad Joke und liefert dumme Einfälle am laufenden Band. Catwoman ist Staffage, Alkoholiker werden in Schutz genommen und am Schluss die Welt sogar zu einem besseren Ort gemacht. Hach, die Sechzigerjahre.
The Toxic Avenger
Kino / Regie: Lloyd Kaufman, Michael Herz
Sondermüll in filmischer Form, was sonst erwartet man von Troma Entertainment. «The Toxic Avenger» ist wirklich schlecht, da weder der merkwürdige Humor noch die Geschichte überzeugen. Lloyd Kaufman und Michael Herz waren trotzdem mit Herzblut dabei und liefert viel vergossenen Körpersaft.
Der Titelsong «Body Talk» von Sandy Farina hingegen ist ein Achtzigerknaller. Das wischt kein Mopp weg.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Koko-Di Koko-Da
BD / Regie: Johannes Nyholm
Lasst euch nicht von der Katze auf dem Cover täuschen, «Koko-Di Koko-Da» ist ein depressiver und düsterer Zeitschlaufenfilm. Johannes Nyholm zeigt uns die Verarbeitung von Verlust und Trauer eines jungen Ehepaars, mit drastischen Bildern und in einer hoffnungslosen Stimmung.
Die Erzählung bleibt durch die Märchenaspekte stellenweise sehr kryptisch, weiss aber mit interessanten Einfällen (animierte Zwischenteile, offenes Ende) zu überzeugen.
Låt den rätte komma in
BD / Regie: Tomas Alfredson
Das Leben als Aussenseiter, das isolierte Dasein in der Nacht. Tomas Alfredson nimmt für «Låt den rätte komma in» den Vampir-Mythos als Metapher für die schwierigen Situationen des Heranwachsens und Kritik an der Gesellschaft Schwedens.
Ohne zu stark in Richtung Horror zu neigen, wird eine berührende und traurige Geschichte erzählt, voller Freundschaft, Blut, Alkoholismus, unterdrückender Gewalt und viel Dunkelheit.
Decision To Leave
Kino / Regie: Park Chan-wook
Wie perfekt kann eine Inszenierung sein? Bei Park Chan-wook sehr, das zeigt sein neuster Film «Decision To Leave», der auf technischer Seite zu jeder Sekunde brilliert. Kamera, Schnitt, Ausstattung, Aussehen und Stimmung – eine grandiose Meisterleistung.
Der Thriller um Verlangen, Liebe und Mord ist verschachtelt erzählt und lässt das Publikum miträtseln, die Figuren sind alle mehrdimensional und geschickt aufgestellt. Zwar konnte mich der Film emotional nicht wirklich packen, die Leistungen von Park Hae-il und Tang Wei, sowie die bereits erwähnten Aspekte gestalten das Erlebnis trotzdem beeindruckend.
La Panthère des neiges
DVD / Regie: Vincent Munier, Marie Amiguet
Ewig langes Ausharren, allein in der Wildnis. Das Dasein des Menschen wird im Dokumentarfilm «La Panthère des neiges» von Vincent Munier und Marie Amiguet auf subtile und berührende Weise hinterfragt. Die Suche nach den Wildtieren wird zu einer Reise ins Innere, die Begegnungen mit der rohen Schönheit ein Augenöffner.
Begleitet von der Musik aus der Feder von Warren Ellis zeigen sich die tibetanische Weite und deren Fauna als pure Schönheit und erquicken das Herz.
If....
BD / Regie: Lindsay Anderson
Auflehnung, Fantasie und Abbild der Realität: «if….» gibt sich als Film nie der klaren Haltung hin und serviert stetig Szenen, in denen sich Eventualitäten als Fakten ausgeben oder skurrile Gegebenheiten scheinbar passieren. Weder der Titel noch die Geschichte werden erklärt, Lindsay Anderson spielt mit der Wahrnehmung.
Im Zentrum der junge Malcolm McDowell und die viel zu selten gesehene Christine Noonan, am Ende eine Gewalteruption, dazu viel Kritik am englischen Erziehungs- und Gesellschaftssystem.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Das Remake gefällt mir besser... u.a. weil es keine solche Katze hat
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Re: Filmtagebuch: deBohli
"Let Me In" fand ich auch annehmbar, allerdings ist die Sichtung einige Jahre her und ich weiss nicht mehr viel davon. Grundsätzlich hatte ich mir den Film aber nur wegen Chloë Grace Moretz angeschaut.
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