Das 1 zu 1 Remake des großen Klassikers von 1959 mag zwar vollkommen überflüssig erscheinen aber deswegen ist der Film nicht weniger brillant. Und doch bleibt die berechtigte Frage, ob und wie Van Saint den Geschmack einer durch Scream und andere Filme verdorbenen Generation erreichen will. Macht man sich hierüber Gedanken, wird deutlich, warum Hitchcock der Master of Suspense genannt wurde. Denn während in heutigen Filmen die "Spannung" an der Anzahl der brutalsten Effekte und Morde bewertet wird, genügten Hitchcock zwei weit auseinander gezogene Morde, die zusammen mit anderen Mitteln die Spannung aufrechterhalten. Was ist im Haus? Wer ist Normans Mutter? Welche Bedeutung hat der Polizist? Werden sie Marions Diebstahl entdecken? Doch leider gilt ein Kinofilm heute als langweilig, wenn nicht in den ersten 10 Minuten mindestens drei junge Frauen aufgeschlitzt werden und so muss sich auch dieses Meisterwerk mit dem "Geschmack" des heutigen Kinopublikums auseinandersetzen.Deshalb leider nur

Das Bourne Ultimatum
Manchmal muss man einfach konsequent sein, auch wenn scheinbar viele Filmkritiker und das amerikanische Publikum einen anderen Film gesehen haben. Das Bourne Ultimatum ist in der Tat ein solches, nämlich ein ultimatives Desaster. Schon bei den beiden Vorgängern war die Kamera"arbeit" im wahrsten Sinne des Wortes ein Dorn im Auge. Dass man das unerträgliche Handkamera-Gewackel, -Geschüttele und -Gezoome jedoch noch mal steigern konnte, hätte ich nicht für möglich geglaubt. Ohne auch nur auf die Story oder die Darsteller einzugehen, fällt der letzte Teil der Trilogie hier schon mal klar durch. An dieser Stelle könnte man vermutlich sämtliche Grundsätze des Filmmachens aufzählen nur um festzustellen, dass sie alle missachtet werden. Was helfen mir 100 Minuten Nonstop Action, wenn der Kameramann einem keine Chance lässt, Einzelheiten geschweige denn die Szenerie in seiner Gänze zu erkennen. Hier verkommen durchchoreographierte Kämpfe, waghalsige Stunts und irrsinnige Verfolgungsjagden zu einer unerträglichen Melange aus Bildfetzen. Kopfschmerzen und Epilepsiegefahr garantiert! Während man was das Thema Kameraarbeit angeht noch bei jedem halbwegs ansprechbaren Filmfan auf Verständnis trifft, sieht es anders aus, wenn es um die Bewertung der Story angeht. Hochgelobt von Pseudo-Intellektuellen, stilisiert zum "raffiniertesten Action-Thriller des Jahres 2007", wird uns zum dritten Mal die gleiche Story aufgetischt. Wieder ist Bourne keinen Schritt weiter. Schlimmer noch, am Ende als er "endlich" weiß wer und was er ist, muss man feststellen, dass uns das doch allen längst klar war. Wo ist die Überraschung? Zu allem Überfluss gibt es hier das "Out-ofnowhere"-Phänomen: Der für Bournes Schicksal Verantwortliche, ist dem Publikum bisher unbekannt, also warum sollte er uns interessieren? Keine Storyline, null Humor, Drehorte und Stunts wie gehabt, das kann doch nicht alles sein? Getoppt wird das Ganze dadurch, dass es praktisch keine Dialoge im Film gibt. Kein Wunder also, dass so etwas wie eine Story oder Charakterentwicklung gar nicht stattfinden kann. Was dann noch als ach so realistische Darstellung der Überwachungs-Staat-Problematik verkauft wird und von einigen Kritikern hochgelobt wird, ist ebenso naiv wie übertrieben. Zudem filmisch längst ein alter Hut. Man muss nur eben Filme wie Staatsfeind Nr. 1 oder den im gleichen Jahr erschienenen Stirb Langsam 4.0 gesehen haben. Da sind die gleiche Motive bedeutend unterhaltsamer verpackt. Und nicht zuletzt so umgesetzt, dass man als Zuschauer ohne Schwindelgefühl mitkommen kann.
