Buster Keaton Rides Again
BD / Regie: Gerald Potterton
Ende der Sechzigerjahre wollte es Buster Keaton noch einmal wissen und drehte mit Gerald Potterton den Kurzfilm «The Railrodder». Mit der begleitenden Dokumentation «Buster Keaton Rides Again» wird die Karriere des Meisters knapp nacherzählt und sein Leben am Set gezeigt.
Die Einblicke sind eher zwischenmenschlich interessant als bezüglich filmischen Details, die kurze Laufzeit bietet nicht viel Tiefe. Dafür sieht man, wie sich der alte Komiker ab Entscheidungen nervt und unter sozialem Druck schlecht funktioniert.
The Railrodder
BD / Regie: Gerald Potterton
Quer durch Kanada, von Küste zu Küste: Buster Keaton ist auf den Schienen unterwegs und erlebt so einiges. Im Zentrum der Gag, der Slapstick, was die Figur immer wieder in brenzlige Situationen bringt.
Das wäre genügend, doch Gerald Potterton scheint oft zu früh oder zu spät zu schneiden und die wichtigsten Establishing Shots vergessen zu haben. Auf mich wirkte «The Railrodder» dadurch zäh.
The Other Side Of Hope
BD / Regie: Aki Kaurismäki
Die Hoffnung auf ein besseres Leben treibt viele von uns an – bei Aki Kaurismäki treffen aus Kriegsgebieten vertriebene Menschen auf verlorene Seelen des tristen Alltags. «The Other Side Of Hope» weiss diese aussichtslosen Situationen mit Slapstick und schmerzendem Humor zu verbinden, ohne die bis heute anhaltende Flüchtlingskrise lächerlich zu machen.
Ein optisch genial gestaltetes Drama, in dem sich die finnischen Charaktere auf wunderbar lakonische Art bewegen und jede Dialogzeile zur präzisen Verdichtung wird. Dass die Lacher die Schwere der Situation vergessen machen, ist beabsichtigt, holt uns Kaurismäki am Schluss wieder auf den Boden der Realität.
Un beau matin
DVD / Regie: Mia Hansen-Løve
Ein Vater mit Demenz, eine junge Frau zwischen Einsamkeit und Überforderung, die Sehnsucht nach Liebe: Wie eine Fotografie oder Momentaufnahme funktioniert «Un beau matin», der neuste Spielfilm von Mia Hansen-Løve.
Léa Seydoux brilliert wie immer in der Hauptrolle, das Sonnenlicht lässt die Aufnahmen warm wirken, die Charaktere wirken realistisch und die Emotionen real. Ohne, dass viel passieren würde, wird man von den Geschehnissen mitgerissen und berührt. A slice of life, ohne Pathos oder filmtypisches Ende.
Helicopter Canada
BD / Regie: Eugene Boyko
Die Sechzigerjahre in Kanada aus der Vogelperspektive: «Helicopter Canada» ist ein kurzer Dokumentarfilm, der über Landstriche und urbane Gebiete streift. Besonders gelungen sind nicht nur die Aufnahmen von Industrie- und Unterhaltungsanlagen, sondern der Off-Kommentar, der sich bissige Witze nicht verkneifen kann.
Subtraction
Kino / Regie: Mani Haghighi
Science-Fiction-Abenteuer oder moralisches Drama? Mani Haghighi versucht in seinem Film «Subtraction» beide Welten zusammenzubringen und das klappt nur gut. Doch am Ende spielt das keine Rolle, weiss der Regisseur viele interessante Fragen zu stellen.
Iran selbst ist weniger das Zentrum als die Entscheidungen, die ein Mensch in seinem Leben fällt. Die Möglichkeiten, die sich auftun, die verpassten Chancen. Besonders das sehr gute Spiel von Navid Mohammadzade und Tarane Alidousti in den Hauptrollen trägt die Szenen bis zum intensiven Schluss.
The Human Voice
Kino / Regie: Pedro Almodóvar
Tilda Swinton spricht und spielt, Pedro Almodóvar kontrolliert den Raum und wir schauen zu. Viel mehr ist der Kurzfilm «The Human Voice» nicht und weiss trotz interessanten Aspekten nicht wirklich zu überzeugen. Als optisch bestechende Huldigung vor Jean Cocteau akzeptabel, wären bloss nicht die vielen, zu extremen Aufnahmen von Product Placement.
Strange Way Of Life
Kino / Regie: Pedro Almodóvar
30 Minuten sind zu wenig, sehr gerne hätte Pedro Almodóvar noch mehr von seinen Cowboys zeigen dürfen. Der neuste Kurzfilm des Regisseurs überzeugt mit guten Charakterzeichnungen, schönen Aufnahmen und den toll spielenden Ethan Hawke und Pedro Pascal.
Etwas verwirrend fand ich, dass viele Kameraeinstellungen in «Strange Way Of Life» fast zu nahe an den Gesichtern platziert wurden. Aus der Weite des Westerns wird die zwischenmenschliche Enge.
Fallen Leaves
Kino / Regie: Aki Kaurismäki
Aki Kaurismäki ist wieder da und hat erneut eine Geschichte bereit, in der sich Menschen in melancholisch wirkenden Szenen auf lakonische Weise unterhalten. «Fallen Leaves» fügt dem Schaffen des finnischen Regisseurs keine neuen Facetten hinzu, er weiss dafür genau, wie er seine Mittel einzusetzen hat.
Die Bilder sind perfekt komponiert, die Geschichte ist herzerwärmend und zugleich komisch, der Film politisch fest in der heutigen Zeit verankert. Mehr als gerne lässt man sich in die Erzählung um Liebe und Leere entführen.
Ruäch – Eine Reise ins jenische Europa
Kino / Regie: Simon Guy Fässler, Andreas Müller
Simon Guy Fässler und Andreas Müller haben mit «Ruäch – Eine Reise ins jenische Europa» nicht die erste Dokumentation über die jenische Bevölkerung gedreht, wagen aber einen grösseren Bogen, als bloss die Musik zu beleuchten.
Menschen aus Frankreich, Deutschland, Österreich und der Schweiz werden begleitet, die harten Schicksale beleuchtet. Lose zusammengeschnitten, zeugen einzelne Personen und Ortschaften vom globalen Netz, von der Verdrängung und der Vergessenheit im Bewusstsein aller «Ruäch». Mehr Tiefe hätte nebst den filmschulmässige wirkenden Schnitten aber sein dürfen.
