Filmtagebuch: deBohli
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Barbenheimer lohnt sich echt, auf der Leinwand zu erleben. Da würde ich nicht warten.
Die Meinung ist in den Fred reingestellt.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Rote Sonne
BD / Regie: Rudolf Thome
Gegenkultur oder doch die versuchte Vereinnahmung der amerikanischen Motive? «Rote Sonne» von Rudolf Thome ist ein merkwürdiger Film, der die gesellschaftlichen Strömungen Deutschlands Ende der Sechzigerjahre satirisch und furchtlos zeigt.
Mit Uschi Obermaier und Marquard Bohm wird man durch die roh gehaltenen Szenen geleitet, scheinbar politische Aussage verpuffen in Filmklischees. Ein interessantes Spiel mit Bedeutung und Projektion entsteht.
Szürkület (Twilight)
BD / Regie: György Fehér
Aus Dürrenmatts «Das Versprechen» wird eine trostlose Wanderung durch graue Nebelwälder und verregnete Dörfer. György Fehér nimmt uns mit langen, schnittlosen Einstellungen auf eine Reise ins Dunkle des Herzens; «Szürkület» klingt bedrohlich und sieht hoffnungslos aus.
Ein langsamer, fesselnder und aufwühlender Film. Zu selten gesehen und dank der neuen BD von Second Run endlich erreichbar gemacht.
La belle saison
Stream, Filmingo / Regie: Catherine Corsini
Die grösste Leistung von Catherine Corsini ist es, dass sie den schwerwiegenden Problemen in «La belle saison» eine sommerliche Leichtigkeit verleihen konnte. Ihr Drama um zwei junge Frauen, die sich zu Beginn der Siebzigerjahre verlieben und gegen die patriarchalen Zwänge kämpfen, streift viele Themen.
Der Fokus der Produktion liegt auf der Liebe, die Emotionen werden durch das gute Spiel von Izïa Higelin und Cécile de France wunderbar transportiert, die warmen Farben der Bilder passen in den August. Schade, wirkt der Schnitt stellenweise etwas hastig und weiss die Geschichte wenig Neues zu erzählen.
Limite
BD / Regie: Mário Peixoto
Mit seinem einzigen Film «Limite» drehte Mário Peixoto eine betörende Träumerei zwischen narrativem Stummfilm und Experiment. Lose wird eine Geschichte um drei Personen auf einem abgetriebenen Ruderboot erzählt, die Laufzeit aber von Natur- und Detailaufnahmen beherrscht.
Bedächtig und von schöner Musik begleitet, erlebt man Zeit und Dasein ausserhalb der gewohnten Chronologie. Das ist faszinierend, durch den unentschlossenen Mittelweg in der Form aber auch zäh.
Talk To Me
Kino / Regie: Michael Philippou, Danny Philippou
Ein Handschlag mit schlechtem Ausgang: «Talk To Me» ist düster, brutal und bleibt nicht nur dank dem depressiven Ende im Kopf. Die Regisseure Michael Philippou und Danny Philippou haben mit ihrem Debüt einen ansprechenden Schocker geschaffen, der auf billige Jumpscares verzichtet und das Maximum aus dem Budget herausholt.
Gut gespielt, gruselig und audiovisuell mitreissend (gewisse Kamerafahrten sind echt toll); da stört es nicht, dass die Geschichte wenig Neues zu erzählen weiss. So funktioniert Horror in der heutigen Zeit.
Smile
Stream, Sky / Regie: Parker Finn
Es hilft nicht, dass «Smile» seine Elemente aus besseren Filmen zusammengeklaut hat, so dass man stets lieber die Vorbilder schauen würde. Parker Finn gibt sich zwar Mühe bei der Inszenierung und die grinsenden Gesichter sind wunderbar gruselig, doch die Geschichte wird nach zähem Schema F abgespult.
Sosie Bacon in der Hauptrolle macht ihre Sache ganz gut, das Ende ist gelungen düster – dafür gibt es viele Stellen die ultrabillig wirken (Innenaufnahmen von Autofahrten). Die Umsetzung wird der reizvollen Grundidee nicht gerecht.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Dito zu Smile!
Re: Filmtagebuch: deBohli
Der is sogar noch schlechter
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freeman
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Wie, ich bewerte einen Film höher als freeman? Was ist bloss mit mir passiert?
Re: Filmtagebuch: deBohli
Und dabei habt Ihr ihn auch noch beide unterbewertet. Also Glückwunsch (?)
Re: Filmtagebuch: deBohli
Vermutlich haben wir zusammen net mal so viel wie du. Aber das kennt man ja, bei Horror muss man immer zwei und mehr Punkte bei dir abziehen, um meine objektiven Wertungen zu erreichen Muhar har har
In diesem Sinne:
freeman
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Re: Filmtagebuch: deBohli
So ist´s treffender
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Je blonder die Haarfarbe des Leads, desto höher die Wertung?
Re: Filmtagebuch: deBohli
Jung und Emo sind die reizvollen Attribute.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Da wir ja bei "Smile" sind: Seit jeher mag ich bekanntlich Caitlin Stasey sehr gern.
Weder blond noch emo noch unter 30. So!
Weder blond noch emo noch unter 30. So!
Re: Filmtagebuch: deBohli
Naja, du mochtest sie ja sicher schon, als sie in Tomorrow, When the War Began mitspielte. Da finden sich sicher Beweise hier im Forum.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Seitdem durchgehend, auf jeden Fall ...aber damals war ich ja auch noch jünger.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Erfüllt wohl deine MILF-Quote...Seit jeher mag ich bekanntlich Caitlin Stasey sehr gern.
In diesem Sinne:
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Medusa Deluxe
Stream, Mubi / Regie: Thomas Hardiman
Während sich die Story von «Medusa Deluxe» etwas zäh mit der Kamera durch die Gänge bewegt, sind die Outfits und Frisuren genial. In der zweiten Hälfte verflechten sich die Ereignisse wie Zöpfe, die Inszenierung von Thomas Hardiman überzeugt.
So gut wie der Style des Films und dessen Tanznummer beim Abspann ist das Gesamtpaket nicht, unterhält auf spassige Weise gleichwohl.
They Cloned Tyrone
Stream, Netflix / Regie: Juel Taylor
Ein Feuerwerk an unerwarteten Momenten: «They Cloned Tyrone» ist POC-ermächtigung, Science-Fiction-Vergnügen und eine dystopische Zeichnung der Zukunft. Von Juel Taylor mit vielen Vibes und gutem Flow inszeniert, sind besonders John Boyega, Teyonah Parris und Jamie Foxx in den Hauptrollen ein Gewinn.
Plus logischerweise die genialen Sprüche und absurden Dialoge. Diese tragen die verrückte Geschichte wie ein Rap-Track durch Höhen und Tiefen.
Twentynine Palms
BD / Regie: Bruno Dumont
Dieser Film ist Anti, in jeglicher Hinsicht. Bruno Dumont unterwandert die Erwartungen des Publikums an einen Horrorfilm, demontiert die voyeuristischen Aspekte und lässt die wahren Geschehnisse um Schauspielerin Yekaterina Golubeva mit dem misogynen Verhalten von David Wissaks Figur schmerzhaft sichtbar werden.
«Twentynine Palms» ist keine Unterhaltung, keine Freude und während der gesamten Laufzeit eine Herausforderung. Was als Grundlage zur theoretischen Diskussion und als Demontage von Genrefilmen funktioniert, kann nicht zum Vergnügen geschaut werden.
Minutes
BD / Regie: Danny Madden, Jim Cummings, Dustin Hahn
Was Danny Madden, Jim Cummings und Dustin Hahn mit dieser Sammlung von sechs Single-Take-Episoden abgeliefert haben, ist ein emotionaler Ritt durch Situationen, die das Leben der Figuren drastisch verändert.
«Minutes» ist wirklich gut gespielt, ansprechend gedreht und angenehm experimentell gehalten – ein weiterer Gewinn in der Karriere von Cummings, der mich bisher immer überzeugen konnte.
Dungeons & Dragons: Honour Among Thieves
BD / Regie: John Francis Daley, Jonathan Goldstein
Selber habe ich D&D nie gespielt, doch genau so unterhaltsam und leicht durchgeknallt stelle ich mir Spielabende mit Freund:innen vor. John Francis Daley und Jonathan Goldstein transportieren den Humor perfekt in ihren Spielfilm, nie wirkt «Dungeons & Dragons: Honour Among Thieves» zu bemüht.
Ja, die Geschichte ist hanebüchen und nicht alle Szenen sehen gleich gut aus. Doch mit Chris Pine, Michelle Rodriguez, Sophia Lillis und Co. durch diese Welt zu ziehen, ist spassig.
The Chair
Stream, Youtube / Regie: Curry Barker
In weniger als einer halben Stunde und mit kleinem Budget liefert Curry Barker eine Horror-Geschichte ab, die mit tollen Einfällen überzeugt. «The Chair» beantwortet die gestellten Fragen zwar nicht, wird besonders gegen Ende dafür wunderbar bedrückend.
Haley Schwartz macht ihre Sache super, trotzdem hoffe ich, dass daraus nie ein Langfilm gemacht wird. Der Zauber wäre wohl weg.
Magic Mike’s Last Dance
Stream, Sky / Regie: Steven Sonderbergh
Wieso versucht man eine unterdurchschnittliche Geschichte zu erzählen, um krampfhaft keine Tanz-Clipshow abzuliefern, wenn das letzte Drittel eine Clipshow aus Tanzszenen ist? Nein, Steven Sonderbergh, der Abschluss der Trilogie ist nichts.
«Magic Mike’s Last Dance» ist ein letzter Auftritt, der technisch und körperlich mehr als überzeugt, leider aber all die sexy Momente in eine solch dumme Geschichte packt, dass das Gehirn einschläft und die Lacher nicht aus Freude passieren.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Tyrone hat mich irgendwie nicht so gepackt, obwohl eigentlich alles dafür sprach. Den Magic Mike habe ich auch tapfer durchgestanden (geliehen hat ihn allerdings meine Frau) und fand das Drehbuch ähnlich dumm wie du, fand den aber auch choreografisch ziemlich schwach und einfallslos. Komme da nur auf 2 Punkte.
The Chair sieht ganz interessant aus, vielleicht schau ich da mal rein...
The Chair sieht ganz interessant aus, vielleicht schau ich da mal rein...
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Witzigerweise war es meine Freundin, die "Magic Mike" vorgeschlagen hat - sonst bin es meist ich, der die Filmvorschläge macht. Aber sie war auch nicht überzeugt und fand die Story ebenfalls richtig schlecht.
"The Chair" ist schnell geschaut:
"The Chair" ist schnell geschaut:
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Les Passagers de la nuit
DVD / Regie: Mikhaël Hers
«A slice of life» – nicht mehr, aber auch nicht weniger ist das Drama von Mikhaël Hers. Der Regisseur lässt das Paris aus den Achtzigerjahren wiederaufleben und begleitetet die von Charlotte Gainsbourg gespielte Elisabeth und ihre Kinder durch diverse Höhen und Tiefs.
Unaufgeregt und oft in ähnlicher Form gesehen, vermag es der Film mit seinen Zeitsprüngen eine Nähe zu den Figuren zu generieren, die echt wirkt.
Walking the Edge
BD / Regie: Norbert Meisel
Dreckig ist das Los Angeles der Achtzigerjahre, die Aufnahmen des Thrillers «Walking the Edge» sind ungeschönt und dank des tiefen Budgets realistisch. Norbert Meisel machte das Beste aus den Voraussetzungen, Robert Forster und Nancy Kwan spielen gerne mit.
Schmutzig, schmuddelig und unterhaltsam – was der Film inhaltlich nicht schafft, geschieht durch die Bilder und Situationen und löst damit Faszination aus. Ein schönes Zeitdokument der dreckigen Aspekte Hollywoods.
Past Lives
Kino / Regie: Celine Song
Von Liebe und Verlangen zu erzählen, von verpassten Chancen und Sehnsüchten, das geschieht sehr oft romantisch verklärt oder klischiert. Nicht so beim Debütfilm «Past Lives» von Celine Song. Ihr Drama um drei Menschen, die sich auf verschiedene Weise lieben, ist ruhig, akzentuiert und berührend.
Greta Lee und Teo Yoo sind in den Hauptrollen grossartig, die Musik von Christopher Bear und Daniel Rossen ist betörend, die Kameraarbeit und der Schnitt zeichnen die Reise durch die Jahre und Gefühle perfekt nach.
Close
DVD / Regie: Lukas Dhont
«Close» wäre ein sehr guter Film, hätte sich Lukas Dhont nicht auf eine Wendung in der Geschichte versteift, die so drastisch und brutal ist, dass sie jegliche Feinheiten verhindert. In vielen ruhigen Szenen drückt die emotionale Dichte durch, das Spiel der beiden Jungs Eden Dambrine und Gustav De Waele ist sehr gut.
Trotzdem habe ich das Gefühl, das nebst den sonnendurchfluteten Aufnahmen, den Schicksalsschlägen und den intensiven Blicken das Drama das Thema der gleichgeschlechtlichen Liebe zu klischiert behandelt.
- deBohli
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Under the Fig Trees
Stream, Filmingo / Regie: Erige Sehiri
Die gesamte Gesellschaft, mit all ihren Schichten und Problemen, konzentriert auf einen sonnigen Tag im Feigenhain. «Under the Fig Trees» untersucht als Drama die sozialen und politischen Mächte in Tunesien, die sich frei bewegende Kamera sucht die Charaktere in immer neuen Konstellationen.
Das ist wunderbar von Erige Sehiri inszeniert und hat eine sommerliche Atmosphäre – ohne Schwierigkeiten kleinreden zu wollen. Ein kleiner, sehr guter Film.
The Maltese Falcon
BD / Regie: John Huston
All diese Gespräche, all diese Streitereien, all diese Fallen und doppelten Spiele. «The Maltese Falcon» ist Film Noir mit einer dichten Geschichte und dem eleganten Humphrey Bogart in der Hauptrolle.
Der Film von John Huston verlangt viel Aufmerksamkeit und könnte stellenweise etwas lockerer sein, das Rätselraten und die Charaktere machen aber viel Spass.
Teknolust
Stream, Mubi / Regie: Lynn Hershman-Leeson
Wie wundersam die digitalen Möglichkeiten Anfang der Nullerjahre waren – und wie passend Trip-Hop als Soundtrack dazu. Lynn Hershman-Leeson stopft all die audiovisuellen Eigenheiten der damaligen Zeit in «Teknolust» rein, allein das macht Freude.
Dazu darf man einer mehrfachen Tilda Swinton zusehen und in der Geschichte über Klonen, künstliche Intelligenz und die fortschreitende Digitalisierung des Lebens nachdenken. Ein skurriler, selten gesehener Film.
Blue Film Woman
Stream, Mubi / Regie: Kan Mukai
«Blue Film Woman» war meine erste Begegnung mit dem Pink Film Genre und hinterliess keinen guten Nachgeschmack. Nebst den unschönen Vergewaltigungen einer Frau und dem mittelmässigen Pacing wusste Kan Mukai keine richtige Geschichte zu erzählen.
Misery Porn trifft auf Misogynie, in Szenenfolgen, die repetitiv wirken und damit langweilen, sowie eine Aussage vermissen lassen.
Inflatable Sex Doll of the Wastelands
Stream, Mubi / Regie: Atsushi Yamatoya
Pink Film goes Experimental: «Inflatable Sex Doll of the Wastelands» ist ein wunderbar schräger Film, dessen schwarzweisse Bilder im gelungenen Schnitt nicht nur mit der Zeit spielen, sondern den Figuren einige Fallen stellen.
Atsushi Yamatoya hat nicht bloss Interesse daran, nackte und misshandelte Frauen zu zeigen, sondern wirft Yakuza-Gangster, mögliche Realitäten und eine sehr gelungene Ästhetik mit ins Spiel.
No Bears
Kino / Regie: Jafar Panahi
Mit seinem neusten Spielfilm zeigt Jafar Panahi sein Dasein als verstossenen Regisseur in Metaebenen. Der iranische Künstler spielt sich selbst, zeigt sich in einem abgelegenen Dorf nahe der Grenze zur Türkei und übt geschickt Kritik am System und den traditionellen Werten im Iran.
«No Bears» ist Drama und Komödie zugleich, dessen Bilder etwas unschön aussehen, dafür mit den Momenten im Dorf viel Humor offenbart. Eine interessante Arbeit, die zum Nachdenken anregt.
- deBohli
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Hey there!
Stream, Mubi / Regie: Reha Erdem
Wer andern einen Streich spielt… Pandemie und Videogespräche, «Hey there!» ist ein Film, mit wenigen Mitteln und viel Kreativität entstanden ist, aber die Trägheit des Lockdowns nicht abzuschütteln vermag.
Reha Erdem bringt Witz in die Geschichte um Betrug in der Türkei und vergisst dabei die Staatskritik nicht. Aufnahmen der leeren Städte lockern die technisch minderwertigen Bildschirmaufnahmen auf.
Luz: The Flower of Evil
BD / Regie: Juan Diego Escobar Alzate
Immer diese verblendeten Sektenführer und Religionsfanatiker – dabei wäre es doch ganz hübsch in der Region, in der «Luz: The Flower of Evil» spielt. Besonders dank den Bildern mit starker Sättigung und den magischen Elementen.
Als Horrorfilm eher Durchschnittsware, weiss Juan Diego Escobar Alzate bei seinem Werk mit der Folk-Atmosphäre zu überzeugen.
Love After Love
Stream, Mubi / Regie: Ann Hui
Ann Hui macht es den Zuschauenden bei «Love After Love» nicht einfach, bleiben die Figuren unnahbar, die Geschichte undurchsichtig. Doch mit jeder weiteren Szene verfiel ich dem Zauber dieses romantischen Historien-Dramas mehr.
Schichten und Facetten zeigten sich, die lange Laufzeit sorgte dafür, dass man eine Verbindung zu den Charakteren aufbauen konnte. Zusätzlich überzeugen die Ausstattung und die Kameraarbeit sehr.
Powaqqatsi
DVD / Regie: Godfrey Reggio
Das Leben wandelt sich stets, der Mensch verändert seit Jahrtausenden die Erde. Godfrey Reggio versuchte dies in seinem experimentellen Dokumentarfilm «Powaqqatsi» darzustellen und damit an den betörenden Grosserfolg von «Koyaanisqatsi» anzuknüpfen.
Das gelingt nicht, wirkt der Film ziellos, die Musik zu repetitiv und die Verbindungen forciert. Immerhin sind die Aufnahmen faszinierend und der Schnitt gelungen.
Remember The Night
BD / Regie: Mitchell Leisen
Die Vierzigerjahre, die damalige Unschuld, die grosse Liebe: «Remember The Night» ist herzerwärmend und trotz des Kitschs bis heute ein famoser Film. Die Regie von Mitchell Leisen ist zielgerichtet und kompetent, das Spiel von Barbara Stanwyck (sie ist zauberhaft) und Fred MacMurray perfekt passend.
Trzecia część nocy
BD / Regie: Andrzej Żuławski
Das Debütwerk von Andrzej Żuławski ist ein formell berauschender Film, der sich den Untergrundkämpfen im zweiten Weltkrieg annimmt. «Trzecia część nocy» stolpert zwar bei dem Erzählfluss, dafür sind die Kamerafahrten genial und der Ideenreichtum gross.
Schuld, Vergeltung, Widerstand und Trauer werden behandelt, die Wahrheit stellenweise von der Fantasie überrumpelt.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Earwig
BD / Regie: Lucile Hadzihalilovic
Zähne aus Kristall, braun-gelbliche Umgebungen, wenige Menschen und eine in sich gefaltete Zeit: «Earwig» von Lucile Hadzihalilovic ist ein mysteriöser Film, der wenige Erklärungen bietet und in seiner Laufzeit nicht viel passieren lässt.
Die Bilder sind fantastisch und die verrückten Ideen der Romanvorlage wurden auf traumähnliche Weise zu einem Film verarbeitet. Logik und Sinn gibt es nicht in gewohnter Weise, dafür eine fantasievolle Erfahrung, wenn man bereit ist, sich fallen zu lassen.
The Lighthouse
BD / Regie: Mariya Saakyan
Die viel zu früh verstorbene Mariya Saakyan schaffte es bei «The Lighthouse» ihre persönliche Geschichte, die wahren Begebenheiten des Krieges in Armenien und eine andersartige Wahrnehmung der Zeit zusammenzuführen.
Der Spielfilm ist experimentell, findet Leichtigkeit im Grausamen und betört durch die Bilder, Schnittfolgen und der Musik. Eine Produktion, die mehr Gewicht auf Stimmung und Wirkung legt als eine stringente Erzählung. Das klappt hervorragend.
La Montagne
Stream, Filmingo / Regie: Thomas Salvador
Wenn dich die Seelensuche nicht nur zu einem neuen Abenteuer bringt, sondern gleich zu fantastischen Wesen im Berginnern – welch Wunder. Erstaunlich ist, dass Thomas Salvador als Regisseur und Hauptdarsteller von «La Montagne» diese Geschichte ohne Fremdschameffekt inszeniert hat.
Das Drama ist langsam erzählt und vereinnahmend, die Aufnahmen wunderschön. Diese Schneewanderung ist sehr zu empfehlen.
Cocaine Bear
Stream, RakutenTV / Regie: Elizabeth Banks
«Cocaine Bear» ist einer dieser Filme, bei denen ich mich frage, wie ein solch nichtssagendes Resultat entstehen konnte. Die Grundlage (Bär frisst Kokain und dreht durch), das Setting (Achtzigerjahre), die Besetzung (Keri Russel, Alden Ehrenreich, Ray Liotta) – alles verspricht mehr, als Elizabeth Banks abgeliefert hat.
Der Film ist langweilig, kein Witz funktioniert, die Aufnahmen wirken billig und scheinbar gab sich niemand wirklich Mühe. Die Leute stehen gelangweilt herum und sprechen die idiotischen Dialogzeilen, der CGI-Bär frisst ab und zu ein Körperteil. Whatever.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Danke für die Erdung des Kokainfiaskos, den spare ich mir.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Da liegt er mal ganz gut daneben... und schon biste an seiner Seite
Re: Filmtagebuch: deBohli
Wenn er mal via Streaming zu sehen sein wird, komme ich auf dein und mein Posting zurück!
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Mit der LL-Verblendung sind sicher 5 Punkte drin. Ich habe es leider nicht geschafft, hinter den aufgezählten Missständen Unterhaltung zu finden.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Buster Keaton Rides Again
BD / Regie: Gerald Potterton
Ende der Sechzigerjahre wollte es Buster Keaton noch einmal wissen und drehte mit Gerald Potterton den Kurzfilm «The Railrodder». Mit der begleitenden Dokumentation «Buster Keaton Rides Again» wird die Karriere des Meisters knapp nacherzählt und sein Leben am Set gezeigt.
Die Einblicke sind eher zwischenmenschlich interessant als bezüglich filmischen Details, die kurze Laufzeit bietet nicht viel Tiefe. Dafür sieht man, wie sich der alte Komiker ab Entscheidungen nervt und unter sozialem Druck schlecht funktioniert.
The Railrodder
BD / Regie: Gerald Potterton
Quer durch Kanada, von Küste zu Küste: Buster Keaton ist auf den Schienen unterwegs und erlebt so einiges. Im Zentrum der Gag, der Slapstick, was die Figur immer wieder in brenzlige Situationen bringt.
Das wäre genügend, doch Gerald Potterton scheint oft zu früh oder zu spät zu schneiden und die wichtigsten Establishing Shots vergessen zu haben. Auf mich wirkte «The Railrodder» dadurch zäh.
The Other Side Of Hope
BD / Regie: Aki Kaurismäki
Die Hoffnung auf ein besseres Leben treibt viele von uns an – bei Aki Kaurismäki treffen aus Kriegsgebieten vertriebene Menschen auf verlorene Seelen des tristen Alltags. «The Other Side Of Hope» weiss diese aussichtslosen Situationen mit Slapstick und schmerzendem Humor zu verbinden, ohne die bis heute anhaltende Flüchtlingskrise lächerlich zu machen.
Ein optisch genial gestaltetes Drama, in dem sich die finnischen Charaktere auf wunderbar lakonische Art bewegen und jede Dialogzeile zur präzisen Verdichtung wird. Dass die Lacher die Schwere der Situation vergessen machen, ist beabsichtigt, holt uns Kaurismäki am Schluss wieder auf den Boden der Realität.
Un beau matin
DVD / Regie: Mia Hansen-Løve
Ein Vater mit Demenz, eine junge Frau zwischen Einsamkeit und Überforderung, die Sehnsucht nach Liebe: Wie eine Fotografie oder Momentaufnahme funktioniert «Un beau matin», der neuste Spielfilm von Mia Hansen-Løve.
Léa Seydoux brilliert wie immer in der Hauptrolle, das Sonnenlicht lässt die Aufnahmen warm wirken, die Charaktere wirken realistisch und die Emotionen real. Ohne, dass viel passieren würde, wird man von den Geschehnissen mitgerissen und berührt. A slice of life, ohne Pathos oder filmtypisches Ende.
Helicopter Canada
BD / Regie: Eugene Boyko
Die Sechzigerjahre in Kanada aus der Vogelperspektive: «Helicopter Canada» ist ein kurzer Dokumentarfilm, der über Landstriche und urbane Gebiete streift. Besonders gelungen sind nicht nur die Aufnahmen von Industrie- und Unterhaltungsanlagen, sondern der Off-Kommentar, der sich bissige Witze nicht verkneifen kann.
Subtraction
Kino / Regie: Mani Haghighi
Science-Fiction-Abenteuer oder moralisches Drama? Mani Haghighi versucht in seinem Film «Subtraction» beide Welten zusammenzubringen und das klappt nur gut. Doch am Ende spielt das keine Rolle, weiss der Regisseur viele interessante Fragen zu stellen.
Iran selbst ist weniger das Zentrum als die Entscheidungen, die ein Mensch in seinem Leben fällt. Die Möglichkeiten, die sich auftun, die verpassten Chancen. Besonders das sehr gute Spiel von Navid Mohammadzade und Tarane Alidousti in den Hauptrollen trägt die Szenen bis zum intensiven Schluss.
The Human Voice
Kino / Regie: Pedro Almodóvar
Tilda Swinton spricht und spielt, Pedro Almodóvar kontrolliert den Raum und wir schauen zu. Viel mehr ist der Kurzfilm «The Human Voice» nicht und weiss trotz interessanten Aspekten nicht wirklich zu überzeugen. Als optisch bestechende Huldigung vor Jean Cocteau akzeptabel, wären bloss nicht die vielen, zu extremen Aufnahmen von Product Placement.
Strange Way Of Life
Kino / Regie: Pedro Almodóvar
30 Minuten sind zu wenig, sehr gerne hätte Pedro Almodóvar noch mehr von seinen Cowboys zeigen dürfen. Der neuste Kurzfilm des Regisseurs überzeugt mit guten Charakterzeichnungen, schönen Aufnahmen und den toll spielenden Ethan Hawke und Pedro Pascal.
Etwas verwirrend fand ich, dass viele Kameraeinstellungen in «Strange Way Of Life» fast zu nahe an den Gesichtern platziert wurden. Aus der Weite des Westerns wird die zwischenmenschliche Enge.
Fallen Leaves
Kino / Regie: Aki Kaurismäki
Aki Kaurismäki ist wieder da und hat erneut eine Geschichte bereit, in der sich Menschen in melancholisch wirkenden Szenen auf lakonische Weise unterhalten. «Fallen Leaves» fügt dem Schaffen des finnischen Regisseurs keine neuen Facetten hinzu, er weiss dafür genau, wie er seine Mittel einzusetzen hat.
Die Bilder sind perfekt komponiert, die Geschichte ist herzerwärmend und zugleich komisch, der Film politisch fest in der heutigen Zeit verankert. Mehr als gerne lässt man sich in die Erzählung um Liebe und Leere entführen.
Ruäch – Eine Reise ins jenische Europa
Kino / Regie: Simon Guy Fässler, Andreas Müller
Simon Guy Fässler und Andreas Müller haben mit «Ruäch – Eine Reise ins jenische Europa» nicht die erste Dokumentation über die jenische Bevölkerung gedreht, wagen aber einen grösseren Bogen, als bloss die Musik zu beleuchten.
Menschen aus Frankreich, Deutschland, Österreich und der Schweiz werden begleitet, die harten Schicksale beleuchtet. Lose zusammengeschnitten, zeugen einzelne Personen und Ortschaften vom globalen Netz, von der Verdrängung und der Vergessenheit im Bewusstsein aller «Ruäch». Mehr Tiefe hätte nebst den filmschulmässige wirkenden Schnitten aber sein dürfen.
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