Filmtagebuch: deBohli
Moderator: SFI
Re: Filmtagebuch: deBohli
Naja, du mochtest sie ja sicher schon, als sie in Tomorrow, When the War Began mitspielte. Da finden sich sicher Beweise hier im Forum.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Seitdem durchgehend, auf jeden Fall ...aber damals war ich ja auch noch jünger.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Erfüllt wohl deine MILF-Quote...Seit jeher mag ich bekanntlich Caitlin Stasey sehr gern.
In diesem Sinne:
freeman
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Medusa Deluxe
Stream, Mubi / Regie: Thomas Hardiman
Während sich die Story von «Medusa Deluxe» etwas zäh mit der Kamera durch die Gänge bewegt, sind die Outfits und Frisuren genial. In der zweiten Hälfte verflechten sich die Ereignisse wie Zöpfe, die Inszenierung von Thomas Hardiman überzeugt.
So gut wie der Style des Films und dessen Tanznummer beim Abspann ist das Gesamtpaket nicht, unterhält auf spassige Weise gleichwohl.
They Cloned Tyrone
Stream, Netflix / Regie: Juel Taylor
Ein Feuerwerk an unerwarteten Momenten: «They Cloned Tyrone» ist POC-ermächtigung, Science-Fiction-Vergnügen und eine dystopische Zeichnung der Zukunft. Von Juel Taylor mit vielen Vibes und gutem Flow inszeniert, sind besonders John Boyega, Teyonah Parris und Jamie Foxx in den Hauptrollen ein Gewinn.
Plus logischerweise die genialen Sprüche und absurden Dialoge. Diese tragen die verrückte Geschichte wie ein Rap-Track durch Höhen und Tiefen.
Twentynine Palms
BD / Regie: Bruno Dumont
Dieser Film ist Anti, in jeglicher Hinsicht. Bruno Dumont unterwandert die Erwartungen des Publikums an einen Horrorfilm, demontiert die voyeuristischen Aspekte und lässt die wahren Geschehnisse um Schauspielerin Yekaterina Golubeva mit dem misogynen Verhalten von David Wissaks Figur schmerzhaft sichtbar werden.
«Twentynine Palms» ist keine Unterhaltung, keine Freude und während der gesamten Laufzeit eine Herausforderung. Was als Grundlage zur theoretischen Diskussion und als Demontage von Genrefilmen funktioniert, kann nicht zum Vergnügen geschaut werden.
Minutes
BD / Regie: Danny Madden, Jim Cummings, Dustin Hahn
Was Danny Madden, Jim Cummings und Dustin Hahn mit dieser Sammlung von sechs Single-Take-Episoden abgeliefert haben, ist ein emotionaler Ritt durch Situationen, die das Leben der Figuren drastisch verändert.
«Minutes» ist wirklich gut gespielt, ansprechend gedreht und angenehm experimentell gehalten – ein weiterer Gewinn in der Karriere von Cummings, der mich bisher immer überzeugen konnte.
Dungeons & Dragons: Honour Among Thieves
BD / Regie: John Francis Daley, Jonathan Goldstein
Selber habe ich D&D nie gespielt, doch genau so unterhaltsam und leicht durchgeknallt stelle ich mir Spielabende mit Freund:innen vor. John Francis Daley und Jonathan Goldstein transportieren den Humor perfekt in ihren Spielfilm, nie wirkt «Dungeons & Dragons: Honour Among Thieves» zu bemüht.
Ja, die Geschichte ist hanebüchen und nicht alle Szenen sehen gleich gut aus. Doch mit Chris Pine, Michelle Rodriguez, Sophia Lillis und Co. durch diese Welt zu ziehen, ist spassig.
The Chair
Stream, Youtube / Regie: Curry Barker
In weniger als einer halben Stunde und mit kleinem Budget liefert Curry Barker eine Horror-Geschichte ab, die mit tollen Einfällen überzeugt. «The Chair» beantwortet die gestellten Fragen zwar nicht, wird besonders gegen Ende dafür wunderbar bedrückend.
Haley Schwartz macht ihre Sache super, trotzdem hoffe ich, dass daraus nie ein Langfilm gemacht wird. Der Zauber wäre wohl weg.
Magic Mike’s Last Dance
Stream, Sky / Regie: Steven Sonderbergh
Wieso versucht man eine unterdurchschnittliche Geschichte zu erzählen, um krampfhaft keine Tanz-Clipshow abzuliefern, wenn das letzte Drittel eine Clipshow aus Tanzszenen ist? Nein, Steven Sonderbergh, der Abschluss der Trilogie ist nichts.
«Magic Mike’s Last Dance» ist ein letzter Auftritt, der technisch und körperlich mehr als überzeugt, leider aber all die sexy Momente in eine solch dumme Geschichte packt, dass das Gehirn einschläft und die Lacher nicht aus Freude passieren.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Tyrone hat mich irgendwie nicht so gepackt, obwohl eigentlich alles dafür sprach. Den Magic Mike habe ich auch tapfer durchgestanden (geliehen hat ihn allerdings meine Frau) und fand das Drehbuch ähnlich dumm wie du, fand den aber auch choreografisch ziemlich schwach und einfallslos. Komme da nur auf 2 Punkte.
The Chair sieht ganz interessant aus, vielleicht schau ich da mal rein...
The Chair sieht ganz interessant aus, vielleicht schau ich da mal rein...
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Witzigerweise war es meine Freundin, die "Magic Mike" vorgeschlagen hat - sonst bin es meist ich, der die Filmvorschläge macht. Aber sie war auch nicht überzeugt und fand die Story ebenfalls richtig schlecht.
"The Chair" ist schnell geschaut:
"The Chair" ist schnell geschaut:
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Les Passagers de la nuit
DVD / Regie: Mikhaël Hers
«A slice of life» – nicht mehr, aber auch nicht weniger ist das Drama von Mikhaël Hers. Der Regisseur lässt das Paris aus den Achtzigerjahren wiederaufleben und begleitetet die von Charlotte Gainsbourg gespielte Elisabeth und ihre Kinder durch diverse Höhen und Tiefs.
Unaufgeregt und oft in ähnlicher Form gesehen, vermag es der Film mit seinen Zeitsprüngen eine Nähe zu den Figuren zu generieren, die echt wirkt.
Walking the Edge
BD / Regie: Norbert Meisel
Dreckig ist das Los Angeles der Achtzigerjahre, die Aufnahmen des Thrillers «Walking the Edge» sind ungeschönt und dank des tiefen Budgets realistisch. Norbert Meisel machte das Beste aus den Voraussetzungen, Robert Forster und Nancy Kwan spielen gerne mit.
Schmutzig, schmuddelig und unterhaltsam – was der Film inhaltlich nicht schafft, geschieht durch die Bilder und Situationen und löst damit Faszination aus. Ein schönes Zeitdokument der dreckigen Aspekte Hollywoods.
Past Lives
Kino / Regie: Celine Song
Von Liebe und Verlangen zu erzählen, von verpassten Chancen und Sehnsüchten, das geschieht sehr oft romantisch verklärt oder klischiert. Nicht so beim Debütfilm «Past Lives» von Celine Song. Ihr Drama um drei Menschen, die sich auf verschiedene Weise lieben, ist ruhig, akzentuiert und berührend.
Greta Lee und Teo Yoo sind in den Hauptrollen grossartig, die Musik von Christopher Bear und Daniel Rossen ist betörend, die Kameraarbeit und der Schnitt zeichnen die Reise durch die Jahre und Gefühle perfekt nach.
Close
DVD / Regie: Lukas Dhont
«Close» wäre ein sehr guter Film, hätte sich Lukas Dhont nicht auf eine Wendung in der Geschichte versteift, die so drastisch und brutal ist, dass sie jegliche Feinheiten verhindert. In vielen ruhigen Szenen drückt die emotionale Dichte durch, das Spiel der beiden Jungs Eden Dambrine und Gustav De Waele ist sehr gut.
Trotzdem habe ich das Gefühl, das nebst den sonnendurchfluteten Aufnahmen, den Schicksalsschlägen und den intensiven Blicken das Drama das Thema der gleichgeschlechtlichen Liebe zu klischiert behandelt.
- deBohli
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Under the Fig Trees
Stream, Filmingo / Regie: Erige Sehiri
Die gesamte Gesellschaft, mit all ihren Schichten und Problemen, konzentriert auf einen sonnigen Tag im Feigenhain. «Under the Fig Trees» untersucht als Drama die sozialen und politischen Mächte in Tunesien, die sich frei bewegende Kamera sucht die Charaktere in immer neuen Konstellationen.
Das ist wunderbar von Erige Sehiri inszeniert und hat eine sommerliche Atmosphäre – ohne Schwierigkeiten kleinreden zu wollen. Ein kleiner, sehr guter Film.
The Maltese Falcon
BD / Regie: John Huston
All diese Gespräche, all diese Streitereien, all diese Fallen und doppelten Spiele. «The Maltese Falcon» ist Film Noir mit einer dichten Geschichte und dem eleganten Humphrey Bogart in der Hauptrolle.
Der Film von John Huston verlangt viel Aufmerksamkeit und könnte stellenweise etwas lockerer sein, das Rätselraten und die Charaktere machen aber viel Spass.
Teknolust
Stream, Mubi / Regie: Lynn Hershman-Leeson
Wie wundersam die digitalen Möglichkeiten Anfang der Nullerjahre waren – und wie passend Trip-Hop als Soundtrack dazu. Lynn Hershman-Leeson stopft all die audiovisuellen Eigenheiten der damaligen Zeit in «Teknolust» rein, allein das macht Freude.
Dazu darf man einer mehrfachen Tilda Swinton zusehen und in der Geschichte über Klonen, künstliche Intelligenz und die fortschreitende Digitalisierung des Lebens nachdenken. Ein skurriler, selten gesehener Film.
Blue Film Woman
Stream, Mubi / Regie: Kan Mukai
«Blue Film Woman» war meine erste Begegnung mit dem Pink Film Genre und hinterliess keinen guten Nachgeschmack. Nebst den unschönen Vergewaltigungen einer Frau und dem mittelmässigen Pacing wusste Kan Mukai keine richtige Geschichte zu erzählen.
Misery Porn trifft auf Misogynie, in Szenenfolgen, die repetitiv wirken und damit langweilen, sowie eine Aussage vermissen lassen.
Inflatable Sex Doll of the Wastelands
Stream, Mubi / Regie: Atsushi Yamatoya
Pink Film goes Experimental: «Inflatable Sex Doll of the Wastelands» ist ein wunderbar schräger Film, dessen schwarzweisse Bilder im gelungenen Schnitt nicht nur mit der Zeit spielen, sondern den Figuren einige Fallen stellen.
Atsushi Yamatoya hat nicht bloss Interesse daran, nackte und misshandelte Frauen zu zeigen, sondern wirft Yakuza-Gangster, mögliche Realitäten und eine sehr gelungene Ästhetik mit ins Spiel.
No Bears
Kino / Regie: Jafar Panahi
Mit seinem neusten Spielfilm zeigt Jafar Panahi sein Dasein als verstossenen Regisseur in Metaebenen. Der iranische Künstler spielt sich selbst, zeigt sich in einem abgelegenen Dorf nahe der Grenze zur Türkei und übt geschickt Kritik am System und den traditionellen Werten im Iran.
«No Bears» ist Drama und Komödie zugleich, dessen Bilder etwas unschön aussehen, dafür mit den Momenten im Dorf viel Humor offenbart. Eine interessante Arbeit, die zum Nachdenken anregt.
- deBohli
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Hey there!
Stream, Mubi / Regie: Reha Erdem
Wer andern einen Streich spielt… Pandemie und Videogespräche, «Hey there!» ist ein Film, mit wenigen Mitteln und viel Kreativität entstanden ist, aber die Trägheit des Lockdowns nicht abzuschütteln vermag.
Reha Erdem bringt Witz in die Geschichte um Betrug in der Türkei und vergisst dabei die Staatskritik nicht. Aufnahmen der leeren Städte lockern die technisch minderwertigen Bildschirmaufnahmen auf.
Luz: The Flower of Evil
BD / Regie: Juan Diego Escobar Alzate
Immer diese verblendeten Sektenführer und Religionsfanatiker – dabei wäre es doch ganz hübsch in der Region, in der «Luz: The Flower of Evil» spielt. Besonders dank den Bildern mit starker Sättigung und den magischen Elementen.
Als Horrorfilm eher Durchschnittsware, weiss Juan Diego Escobar Alzate bei seinem Werk mit der Folk-Atmosphäre zu überzeugen.
Love After Love
Stream, Mubi / Regie: Ann Hui
Ann Hui macht es den Zuschauenden bei «Love After Love» nicht einfach, bleiben die Figuren unnahbar, die Geschichte undurchsichtig. Doch mit jeder weiteren Szene verfiel ich dem Zauber dieses romantischen Historien-Dramas mehr.
Schichten und Facetten zeigten sich, die lange Laufzeit sorgte dafür, dass man eine Verbindung zu den Charakteren aufbauen konnte. Zusätzlich überzeugen die Ausstattung und die Kameraarbeit sehr.
Powaqqatsi
DVD / Regie: Godfrey Reggio
Das Leben wandelt sich stets, der Mensch verändert seit Jahrtausenden die Erde. Godfrey Reggio versuchte dies in seinem experimentellen Dokumentarfilm «Powaqqatsi» darzustellen und damit an den betörenden Grosserfolg von «Koyaanisqatsi» anzuknüpfen.
Das gelingt nicht, wirkt der Film ziellos, die Musik zu repetitiv und die Verbindungen forciert. Immerhin sind die Aufnahmen faszinierend und der Schnitt gelungen.
Remember The Night
BD / Regie: Mitchell Leisen
Die Vierzigerjahre, die damalige Unschuld, die grosse Liebe: «Remember The Night» ist herzerwärmend und trotz des Kitschs bis heute ein famoser Film. Die Regie von Mitchell Leisen ist zielgerichtet und kompetent, das Spiel von Barbara Stanwyck (sie ist zauberhaft) und Fred MacMurray perfekt passend.
Trzecia część nocy
BD / Regie: Andrzej Żuławski
Das Debütwerk von Andrzej Żuławski ist ein formell berauschender Film, der sich den Untergrundkämpfen im zweiten Weltkrieg annimmt. «Trzecia część nocy» stolpert zwar bei dem Erzählfluss, dafür sind die Kamerafahrten genial und der Ideenreichtum gross.
Schuld, Vergeltung, Widerstand und Trauer werden behandelt, die Wahrheit stellenweise von der Fantasie überrumpelt.
- deBohli
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Earwig
BD / Regie: Lucile Hadzihalilovic
Zähne aus Kristall, braun-gelbliche Umgebungen, wenige Menschen und eine in sich gefaltete Zeit: «Earwig» von Lucile Hadzihalilovic ist ein mysteriöser Film, der wenige Erklärungen bietet und in seiner Laufzeit nicht viel passieren lässt.
Die Bilder sind fantastisch und die verrückten Ideen der Romanvorlage wurden auf traumähnliche Weise zu einem Film verarbeitet. Logik und Sinn gibt es nicht in gewohnter Weise, dafür eine fantasievolle Erfahrung, wenn man bereit ist, sich fallen zu lassen.
The Lighthouse
BD / Regie: Mariya Saakyan
Die viel zu früh verstorbene Mariya Saakyan schaffte es bei «The Lighthouse» ihre persönliche Geschichte, die wahren Begebenheiten des Krieges in Armenien und eine andersartige Wahrnehmung der Zeit zusammenzuführen.
Der Spielfilm ist experimentell, findet Leichtigkeit im Grausamen und betört durch die Bilder, Schnittfolgen und der Musik. Eine Produktion, die mehr Gewicht auf Stimmung und Wirkung legt als eine stringente Erzählung. Das klappt hervorragend.
La Montagne
Stream, Filmingo / Regie: Thomas Salvador
Wenn dich die Seelensuche nicht nur zu einem neuen Abenteuer bringt, sondern gleich zu fantastischen Wesen im Berginnern – welch Wunder. Erstaunlich ist, dass Thomas Salvador als Regisseur und Hauptdarsteller von «La Montagne» diese Geschichte ohne Fremdschameffekt inszeniert hat.
Das Drama ist langsam erzählt und vereinnahmend, die Aufnahmen wunderschön. Diese Schneewanderung ist sehr zu empfehlen.
Cocaine Bear
Stream, RakutenTV / Regie: Elizabeth Banks
«Cocaine Bear» ist einer dieser Filme, bei denen ich mich frage, wie ein solch nichtssagendes Resultat entstehen konnte. Die Grundlage (Bär frisst Kokain und dreht durch), das Setting (Achtzigerjahre), die Besetzung (Keri Russel, Alden Ehrenreich, Ray Liotta) – alles verspricht mehr, als Elizabeth Banks abgeliefert hat.
Der Film ist langweilig, kein Witz funktioniert, die Aufnahmen wirken billig und scheinbar gab sich niemand wirklich Mühe. Die Leute stehen gelangweilt herum und sprechen die idiotischen Dialogzeilen, der CGI-Bär frisst ab und zu ein Körperteil. Whatever.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Danke für die Erdung des Kokainfiaskos, den spare ich mir.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Da liegt er mal ganz gut daneben... und schon biste an seiner Seite
Re: Filmtagebuch: deBohli
Wenn er mal via Streaming zu sehen sein wird, komme ich auf dein und mein Posting zurück!
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Mit der LL-Verblendung sind sicher 5 Punkte drin. Ich habe es leider nicht geschafft, hinter den aufgezählten Missständen Unterhaltung zu finden.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Buster Keaton Rides Again
BD / Regie: Gerald Potterton
Ende der Sechzigerjahre wollte es Buster Keaton noch einmal wissen und drehte mit Gerald Potterton den Kurzfilm «The Railrodder». Mit der begleitenden Dokumentation «Buster Keaton Rides Again» wird die Karriere des Meisters knapp nacherzählt und sein Leben am Set gezeigt.
Die Einblicke sind eher zwischenmenschlich interessant als bezüglich filmischen Details, die kurze Laufzeit bietet nicht viel Tiefe. Dafür sieht man, wie sich der alte Komiker ab Entscheidungen nervt und unter sozialem Druck schlecht funktioniert.
The Railrodder
BD / Regie: Gerald Potterton
Quer durch Kanada, von Küste zu Küste: Buster Keaton ist auf den Schienen unterwegs und erlebt so einiges. Im Zentrum der Gag, der Slapstick, was die Figur immer wieder in brenzlige Situationen bringt.
Das wäre genügend, doch Gerald Potterton scheint oft zu früh oder zu spät zu schneiden und die wichtigsten Establishing Shots vergessen zu haben. Auf mich wirkte «The Railrodder» dadurch zäh.
The Other Side Of Hope
BD / Regie: Aki Kaurismäki
Die Hoffnung auf ein besseres Leben treibt viele von uns an – bei Aki Kaurismäki treffen aus Kriegsgebieten vertriebene Menschen auf verlorene Seelen des tristen Alltags. «The Other Side Of Hope» weiss diese aussichtslosen Situationen mit Slapstick und schmerzendem Humor zu verbinden, ohne die bis heute anhaltende Flüchtlingskrise lächerlich zu machen.
Ein optisch genial gestaltetes Drama, in dem sich die finnischen Charaktere auf wunderbar lakonische Art bewegen und jede Dialogzeile zur präzisen Verdichtung wird. Dass die Lacher die Schwere der Situation vergessen machen, ist beabsichtigt, holt uns Kaurismäki am Schluss wieder auf den Boden der Realität.
Un beau matin
DVD / Regie: Mia Hansen-Løve
Ein Vater mit Demenz, eine junge Frau zwischen Einsamkeit und Überforderung, die Sehnsucht nach Liebe: Wie eine Fotografie oder Momentaufnahme funktioniert «Un beau matin», der neuste Spielfilm von Mia Hansen-Løve.
Léa Seydoux brilliert wie immer in der Hauptrolle, das Sonnenlicht lässt die Aufnahmen warm wirken, die Charaktere wirken realistisch und die Emotionen real. Ohne, dass viel passieren würde, wird man von den Geschehnissen mitgerissen und berührt. A slice of life, ohne Pathos oder filmtypisches Ende.
Helicopter Canada
BD / Regie: Eugene Boyko
Die Sechzigerjahre in Kanada aus der Vogelperspektive: «Helicopter Canada» ist ein kurzer Dokumentarfilm, der über Landstriche und urbane Gebiete streift. Besonders gelungen sind nicht nur die Aufnahmen von Industrie- und Unterhaltungsanlagen, sondern der Off-Kommentar, der sich bissige Witze nicht verkneifen kann.
Subtraction
Kino / Regie: Mani Haghighi
Science-Fiction-Abenteuer oder moralisches Drama? Mani Haghighi versucht in seinem Film «Subtraction» beide Welten zusammenzubringen und das klappt nur gut. Doch am Ende spielt das keine Rolle, weiss der Regisseur viele interessante Fragen zu stellen.
Iran selbst ist weniger das Zentrum als die Entscheidungen, die ein Mensch in seinem Leben fällt. Die Möglichkeiten, die sich auftun, die verpassten Chancen. Besonders das sehr gute Spiel von Navid Mohammadzade und Tarane Alidousti in den Hauptrollen trägt die Szenen bis zum intensiven Schluss.
The Human Voice
Kino / Regie: Pedro Almodóvar
Tilda Swinton spricht und spielt, Pedro Almodóvar kontrolliert den Raum und wir schauen zu. Viel mehr ist der Kurzfilm «The Human Voice» nicht und weiss trotz interessanten Aspekten nicht wirklich zu überzeugen. Als optisch bestechende Huldigung vor Jean Cocteau akzeptabel, wären bloss nicht die vielen, zu extremen Aufnahmen von Product Placement.
Strange Way Of Life
Kino / Regie: Pedro Almodóvar
30 Minuten sind zu wenig, sehr gerne hätte Pedro Almodóvar noch mehr von seinen Cowboys zeigen dürfen. Der neuste Kurzfilm des Regisseurs überzeugt mit guten Charakterzeichnungen, schönen Aufnahmen und den toll spielenden Ethan Hawke und Pedro Pascal.
Etwas verwirrend fand ich, dass viele Kameraeinstellungen in «Strange Way Of Life» fast zu nahe an den Gesichtern platziert wurden. Aus der Weite des Westerns wird die zwischenmenschliche Enge.
Fallen Leaves
Kino / Regie: Aki Kaurismäki
Aki Kaurismäki ist wieder da und hat erneut eine Geschichte bereit, in der sich Menschen in melancholisch wirkenden Szenen auf lakonische Weise unterhalten. «Fallen Leaves» fügt dem Schaffen des finnischen Regisseurs keine neuen Facetten hinzu, er weiss dafür genau, wie er seine Mittel einzusetzen hat.
Die Bilder sind perfekt komponiert, die Geschichte ist herzerwärmend und zugleich komisch, der Film politisch fest in der heutigen Zeit verankert. Mehr als gerne lässt man sich in die Erzählung um Liebe und Leere entführen.
Ruäch – Eine Reise ins jenische Europa
Kino / Regie: Simon Guy Fässler, Andreas Müller
Simon Guy Fässler und Andreas Müller haben mit «Ruäch – Eine Reise ins jenische Europa» nicht die erste Dokumentation über die jenische Bevölkerung gedreht, wagen aber einen grösseren Bogen, als bloss die Musik zu beleuchten.
Menschen aus Frankreich, Deutschland, Österreich und der Schweiz werden begleitet, die harten Schicksale beleuchtet. Lose zusammengeschnitten, zeugen einzelne Personen und Ortschaften vom globalen Netz, von der Verdrängung und der Vergessenheit im Bewusstsein aller «Ruäch». Mehr Tiefe hätte nebst den filmschulmässige wirkenden Schnitten aber sein dürfen.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Bacurau
BD / Regie: Kleber Mendonça Filho, Juliano Dornelles
Ein Dorf ohne Zukunft, ein Land ohne Gleichheit, Killer ohne Skrupel: «Bacurau» ist ein brutaler Film, der sich an Sozialkritik versucht. Kleber Mendonça Filho und Juliano Dornelles inszenieren die Geschichte als dystopische Vision und lassen die Sonne brennen.
Überraschende Wendungen, Szenen mit hoher Spannung und ein gnadenloser Ausgang – für mich hat die Genremischung funktioniert. Zusätzlich fand ich die technischen Spielereien (Überblendungen) und die Kameraarbeit sehr gelungen.
The Gypsy and the Gentleman
DVD / Regie: Joseph Losey
Was passiert, wenn Gier auf lüsterne Liebe trifft und dabei die Lügen der Existenz entlarvt? Ein melodramatisches Kräftemessen zwischen Oberschicht und jenischen Menschen. Bunte Kostüme und dreckige Kulissen gibt es in «The Gypsy and the Gentleman» von Joseph Losey, viel Hin und Her, viele übertriebene Emotionen.
Das ist rassistisch und überholt, macht dank den Wendungen in der Geschichte trotzdem Laune.
Le bleu du caftan
Stream, Filmingo / Regie: Maryam Touzani
Nicht nur der blaue Stoff betört im Film von Maryam Touzani, sondern auch die Blicke, die Detailaufnahmen und die zärtlich gesprochenen Worte. «Le bleu du caftan» ist ein feinfühliges und gefühlvolles Drama über andersartige Liebe in Marokko.
Zauberhaft und ehrlich sind die Charaktere, warm das Licht und überraschend der Ausgang: Eine weitere, grossartige Leistung von Touzani nach «Adam» (2019).
Women Talking
Stream, Amazon / Regie: Sarah Polley
Dieser Film tut weh; mit seinem Setting, den Handlungen und einzelnen Bildern. Sarah Polley lässt in «Women Talking» misshandelte und traumatisierte Frauen zu Wort kommen und hat damit ein Drama nahe dem Kammerspiel abgeliefert, das unter die Haut geht.
Die Besetzung mit Rooney Mara, Claire Foy und Jessie Buckley ist grossartig, der Inhalt liefert viele Denkanstösse und noch bessere Dialoge. Schade bloss, wirken die Bilder durch die Farbkorrektur unschön.
The Burning Hell
Stream, Mubi / Regie: Ron Ormond
Wir alle werden in der Hölle brennen, für immer! Oder doch nicht? Ehrlich gesagt ist es schwierig, den wirren Predigten und missionarischen Märchen in «The Burning Hell» zu folgen. Viel spassiger ist es, der Verbindung von christlicher Botschaft und blutigem Gore beizuwohnen.
Ron Ormond lässt Maden Gesichter fressen, das Höllenfeuer brennen und den Teufel bunt angemalt auftanzen. Aber am Ende ist diese Auftragsarbeit der Kirchenpropaganda absurd, schrecklich in der Aussage und oft sehr langweilig. Ich bin froh, das schicke BD-Set von Indicator doch nicht gekauft zu haben.
Bodyguard Kiba
DVD / Regie: Takashi Miike
Ein Frühwerk von Takashi Miike, der seine Lust am Filmemachen trotz tiefem Budget und mittelmässigem Schauspiel durchscheinen lässt. «Bodyguard Kiba» zieht die Geschichte stringent durch, lässt immer wieder Kämpfe ausbrechen und zelebriert die klassische Feindschaft konkurrierender Dōjōs.
Gewisse Kameraspielereien sind super, das Tempo bleibt bis zum Schluss hoch – nur nachdenken sollte man beim Zuschauen besser nicht.
- deBohli
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Meine Abenteuer an den Brugger Dokumentarfilmtage könnt ihr hier nachlesen. Unter anderem mit Filmen über Werner Herzog, Boris Karloff und Jane Campion.
Folgendes gab es in der eigenen Stube:
El Conde
Stream, Netflix / Regie: Pablo Larraín
Er fliegt durch die Lüfte, auf der Jagd nach heissem Blut: Bei «El Conde» von Pablo Larraín wird Augusto Pinochet zum Vampir und versinnbildlicht so die unsterblichen Kräfte von Diktaturen und unterdrückenden Systemen. Ein cleverer Kniff, der durch die visuelle umwerfende Gestaltung und die satirischen Elemente aufgeht.
Polit- und Familiendrama treffen auf die Ästhetik alter Vampirfilme, Larraín gönnt sich absurde Wendungen und harte Schläge gegen die Oberschicht. Das ist aufregend, wirkt aber auch unrund.
Bodyguard Kiba: Apocalypse of Carnage
DVD / Regie: Takashi Miike
«Bodyguard Kiba: Apocalypse of Carnage» dauert so lange wie eine TV-Episode, fühlt sich so an und sieht noch schlechter aus. Die Low-Budget-Fortsetzung hat wenig zu bieten und nutzt sogar etliche Füllerszenen. Nicht einmal die Kämpfe überzeugen, da Takashi Miike visuell langweilige Aufnahmen verwendet und das Gehampel kein emotionales Gewicht erhält.
Rosa Luxemburg
BD / Regie: Margarethe von Trotta
Was verwirrend beginnt, wird emotional packend: Margarethe von Trottas biografischer Film über «Rosa Luxemburg» ist ein Spiel mit den Zeitebenen und verschachtelten Rückblenden. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit wird man von den Aussagen und dem Spiel stark mitgerissen.
Ein spannendes Porträt, das die damalige Zeit gut aufzeigt und Luxemburgs Kampf der Vernunft greifbar macht.
Black Out
Stream, Filmingo / Regie: Jean-Louis Roy
Ein Ehepaar im Rentneralter besucht eine geheime Bunkeranlage und befürchtet danach die Apokalypse. Das Einfamilienhaus wird zum eigenen Reduit, die persönlichen Gräben tiefer. Marcel Merminod und Lucie Avenay spielen ihre Rollen gut, die Schauwerte bleiben tief.
Dafür serviert Jean-Louis Roy viel Satire und Kritik an der Schweizer Denkweise, «Black Out» ist in den aktuellen politischen Diskussionen ein gutes Mittel, um Schwurblern die Euphorie zu dämpfen. Schön, bietet die hiesige Filmgeschichte auch kuriose Geschichten – nicht verwunderlich, zeichnete sich Roy ebenfalls für «L'inconnu de Shandigor» (1967) verantwortlich.
Le Sang d'un poète
BD / Regie: Jean Cocteau
Das Durchschreiten von physischen und psychologischen Hürden, das Einnehmen von neuen Perspektiven, das Werden von Kunst: Bei «Le Sang d'un poète» passiert vieles, ohne, dass die einzelnen Bildern und Elemente zusammengeführt werden wollen.
Aus Zitaten auf andere Kunstformen wurde dieses wundersame Werk des Surrealismus, avantgardistisch von Jean Cocteau und mit einigen optischen Überraschungen geformt. Wie ein Traum entfaltet sich der kurze Film, die Musik füllt die Leerstellen.
O.C. and Stiggs
BD / Regie: Robert Altman
Als Spielfilm lässt sich «O.C. and Stiggs» nur schwer lesen, spürt man in jeder Aufnahme und jeder Szene die Aversion Robert Altmans gegenüber Hollywood. Aus der scheinbaren Teenager-Komödie wird ein Angriff auf den guten Geschmack, auf die Gewohnheiten im Film.
Rassismus, Sexismus, fehlende Identifikationsmöglichkeiten und eine lächerlich überbordende Ausstattung – Altman behandelt alles wie einen zweistündigen Witz. Das ist als Unterwanderung des Systems und persönliche Rache interessant, als Film wollte mir die Konstruktion wenig zusagen. Immerhin ist die junge Cynthia Nixon zauberhaft und Dennis Hoppers «Apocalypse Now»-Cameo hat seinen Reiz.
Folgendes gab es in der eigenen Stube:
El Conde
Stream, Netflix / Regie: Pablo Larraín
Er fliegt durch die Lüfte, auf der Jagd nach heissem Blut: Bei «El Conde» von Pablo Larraín wird Augusto Pinochet zum Vampir und versinnbildlicht so die unsterblichen Kräfte von Diktaturen und unterdrückenden Systemen. Ein cleverer Kniff, der durch die visuelle umwerfende Gestaltung und die satirischen Elemente aufgeht.
Polit- und Familiendrama treffen auf die Ästhetik alter Vampirfilme, Larraín gönnt sich absurde Wendungen und harte Schläge gegen die Oberschicht. Das ist aufregend, wirkt aber auch unrund.
Bodyguard Kiba: Apocalypse of Carnage
DVD / Regie: Takashi Miike
«Bodyguard Kiba: Apocalypse of Carnage» dauert so lange wie eine TV-Episode, fühlt sich so an und sieht noch schlechter aus. Die Low-Budget-Fortsetzung hat wenig zu bieten und nutzt sogar etliche Füllerszenen. Nicht einmal die Kämpfe überzeugen, da Takashi Miike visuell langweilige Aufnahmen verwendet und das Gehampel kein emotionales Gewicht erhält.
Rosa Luxemburg
BD / Regie: Margarethe von Trotta
Was verwirrend beginnt, wird emotional packend: Margarethe von Trottas biografischer Film über «Rosa Luxemburg» ist ein Spiel mit den Zeitebenen und verschachtelten Rückblenden. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit wird man von den Aussagen und dem Spiel stark mitgerissen.
Ein spannendes Porträt, das die damalige Zeit gut aufzeigt und Luxemburgs Kampf der Vernunft greifbar macht.
Black Out
Stream, Filmingo / Regie: Jean-Louis Roy
Ein Ehepaar im Rentneralter besucht eine geheime Bunkeranlage und befürchtet danach die Apokalypse. Das Einfamilienhaus wird zum eigenen Reduit, die persönlichen Gräben tiefer. Marcel Merminod und Lucie Avenay spielen ihre Rollen gut, die Schauwerte bleiben tief.
Dafür serviert Jean-Louis Roy viel Satire und Kritik an der Schweizer Denkweise, «Black Out» ist in den aktuellen politischen Diskussionen ein gutes Mittel, um Schwurblern die Euphorie zu dämpfen. Schön, bietet die hiesige Filmgeschichte auch kuriose Geschichten – nicht verwunderlich, zeichnete sich Roy ebenfalls für «L'inconnu de Shandigor» (1967) verantwortlich.
Le Sang d'un poète
BD / Regie: Jean Cocteau
Das Durchschreiten von physischen und psychologischen Hürden, das Einnehmen von neuen Perspektiven, das Werden von Kunst: Bei «Le Sang d'un poète» passiert vieles, ohne, dass die einzelnen Bildern und Elemente zusammengeführt werden wollen.
Aus Zitaten auf andere Kunstformen wurde dieses wundersame Werk des Surrealismus, avantgardistisch von Jean Cocteau und mit einigen optischen Überraschungen geformt. Wie ein Traum entfaltet sich der kurze Film, die Musik füllt die Leerstellen.
O.C. and Stiggs
BD / Regie: Robert Altman
Als Spielfilm lässt sich «O.C. and Stiggs» nur schwer lesen, spürt man in jeder Aufnahme und jeder Szene die Aversion Robert Altmans gegenüber Hollywood. Aus der scheinbaren Teenager-Komödie wird ein Angriff auf den guten Geschmack, auf die Gewohnheiten im Film.
Rassismus, Sexismus, fehlende Identifikationsmöglichkeiten und eine lächerlich überbordende Ausstattung – Altman behandelt alles wie einen zweistündigen Witz. Das ist als Unterwanderung des Systems und persönliche Rache interessant, als Film wollte mir die Konstruktion wenig zusagen. Immerhin ist die junge Cynthia Nixon zauberhaft und Dennis Hoppers «Apocalypse Now»-Cameo hat seinen Reiz.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Mami Wata
Kino / Regie: C.J. «Fiery» Obasi
Welch betörende Kameraarbeit, welch grossartige Bilder in Schwarzweiss. «Mami Wata» ist audiovisuell überragend und lässt Nigeria komplett anders als gewohnt aussehen.
Auch inhaltlich überzeugt der Film von C.J. «Fiery» Obasi mit einer frischen Perspektive auf die Mythen, Konflikten und Lebensarten im Land. Mehr solche Filme im Kino bitte.
The Pod Generation
Kino / Regie: Sophie Barthes
Sehr schade, wagte sich Sophie Barthes für ihre Satire einer technischen, dystopischen Zukunft nicht an konkrete Aussagen. Die Grundlage von «The Pod Generation» wird dadurch verwässert, die halbgar eingebrachten Diskussionspunkte nur gestreift.
Der Film bleibt so ungefährlich, wie die pastellfarbene Ausstattung und auch der gut aufspielende Cast mit Emilia Clarke, Chiwetel Ejiofor und Rosalie Craig rettet das Unterfangen nicht.
Tale Of Cinema
BD / Regie: Hong Sang-soo
Ein Film im Film, eine sich wiederholende Geschichte, ein emotionales Erlebnis: «Tale Of Cinema» von Hong Sang-soo ist eine starke Leistung mit tiefreichenden Gedanken zu Personenfixierung, Fantum und versteckte Liebe.
Tragisch und romantisch, mit sehr stimmungsvollen Szenen und guter Kameraarbeit inszeniert. Eine Erfahrung, die im Kopf und Herzen bleibt und mehrmals gemacht werden will.
Force Majeure
BD / Regie: Ruben Östlund
Aus einem kleinen Vorfall wird eine Lawine, die eine Familie fast auseinanderreisst. «Force Majeure» ist Ruben Östlunds Demontage von Liebe, Beziehungsformen und überraschenderweise auch dem gängigen und toxischen Bild der Männlichkeit.
Der Skiurlaub wird zum Albtraum, die gewähnte Sicherheit des gehobenen Mittelstands zur destruktiven Falle. Ein sehr gelungener und angriffiger Blick auf das eingerostete Dasein.
Sparta
Kino / Regie: Ulrich Seidl
Unangenehm sind die Bilder von den Jungs, die sich ungewollt im Leben von einem pädophilen Mann wiederfinden. Ulrich Seidl schönt nichts (wie gewohnt) und lässt bei «Sparta» seine inszenatorischen Eigenheiten auf das aufwühlende Thema prallen.
Der Bruderfilm zu «Rimini» ist emotional aufgeladen, stellenweise überfordernd aber immer faszinierend. Weil eben alles so real wirkt.
Diabeł
BD / Regie: Andrzej Żuławski
Die Filme von Andrzej Żuławski sind anstrengend, rätselhaft und unvergleichlich. Die Kamera bewegt sich wild durch die Szenen von «Diabeł», alle Figuren schreien und verhalten sich wie im Wahn. Das ist herausfordernd und mit vielen Motiven und Themen aufgeladen, dank der Systemkritik an Polen und den vielen Überraschungen sehr beeindruckend.
Ein blutiger und intensiver Film, dessen schräge Musik und die pausenlose Wildheit stimmungsvoll zum Gesamtbild zutragen.
Was man von hier aus sehen kann
DVD / Regie: Aron Lehmann
Für diesen Film bin ich zu zynisch, trotzdem erwärmten gewisse Passagen mein Herz. «Was man von hier aus sehen kann» ist wie eine deutsche Variation von Wes Anderson gedreht, mit Karl Markovics, Luna Wedler und Corinna Harfouch gelungen Besetzt und optisch weichgezeichnet.
Die Romanverfilmung von Aron Lehmann hadert allerdings mit harten Stimmungswechseln, einem irritierenden Szenenschnitt und hölzernen, Spruchkalender-mässigen Dialogen.
Next up: Zurich Film Festival
- deBohli
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Re: Filmtagebuch: deBohli
ZURICH FILM FESTIVAL - Teil 1
Dream Scenario
Kino / Regie: Kristoffer Borgli
(ZFF 23-01) Kristoffer Borgli lässt Nicolas Cage als Uni-Professor, der aus unerklärlichen Gründen in den Träumen von allen Menschen auftaucht, zu Höchstform auflaufen. Zusammen mit den gelungenen Aufnahmen, den überraschenden Sequenzen (welche mit der Zeit sehr blutig werden) und der immer gern gesehenen Dylan Gelula ist «Dream Scenario» ein netter Film.
Mehr nicht, verliert sich die Erzählung mit der Zeit in einer halbgaren Satire über Cancel-Culture und der Influencer-Kultur; und vergisst am Schluss die grossen Fragen aller inhaltlichen Aspekte für ein nichtssagendes Ende.
Poor Things
Kino / Regie: Yorgos Lanthimos
(ZFF 23-02) Für «Poor Things» hatte Yorgos Lanthimos nicht nur viel Geld zur Verfügung, sondern packte eine unglaubliche Anzahl an Themen und Ideen in den Film. Visuell überbordenden und musikalisch positiv verwirrend schräg, mit den fantastisch spielenden Emma Stone, Mark Ruffalo und Willem Dafoe in den Hauptrollen, ist die Produktion sehr fordernd.
Patriarchat, Feminismus, Körperrechte, Sozialismus, Sexarbeit, Misogynie und Liebe sind einige Stichworte, die zu dieser überbordenden Mischung aus «Frankenstein», «Das Parfüm» und «Sofies Welt» gehören. Wow, das will verarbeitet und diskutiert werden.
Bâtiment 5
Kino / Regie: Ladj Ly
(ZFF 23-03) Nach seinem erschütternden und realistischen «Les Misérables» folgt Ladj Ly mit einem zweiten Spielfilm, der die sozialen und gesellschaftlichen Spannungen in einem Quartier von Paris unter die Lupe nimmt.
«Bâtiment 5» ist brutal, nahe dem Action-Thriller und voller schmerzenden Realitäten. Der Kinobesuch war für mich eine emotionale Tour de Force, die herrschende Ungerechtigkeiten und den immer stärker werdenden Hass zeigt der Film sehr gut. Mehr Rollen für Anta Diaw bitte!
Femme
Kino / Regie: Sam H. Freeman, Ng Choon Ping
(ZFF 23-04) Achtung: Die Power Shifts, welche Sam H. Freeman und Ng Choon Ping in ihrem ersten Spielfilm eingebracht haben, sind emotional sehr auslaugend. «Femme» ist deswegen besser, als man es von einem Thriller über Verbrechen in der Gay-Szene in London erwarten würde.
Genial das Spiel von Nathan Stewart-Jarrett und George MacKay, schön die nächtlichen Aufnahmen und der Soundtrack voller Hits. Wenn früh im Film «Cleo» von Shygirl erklingt, ist klar, dass es packend wird.
Enea
Kino / Regie: Pietro Castellitto
(ZFF 23-05) Ach ja, die Dekadenz der römischen Oberschicht. Pietro Castellitto führt uns mit seinem Film «Enea» durch Luxus, Überfluss, Liebe und Verbrechen. Selbst als Hauptdarsteller aktiv, liefert er optisch überzeugende Bilder und plumpe Aussagen.
Die Charaktere sind langweilig, der Pomp niemals emotional so effektiv wie bei Paolo Sorrentinos Filmen und die Geschichte schlecht strukturiert. Dafür packt der Soundtrack und Benedetta Porcaroli verzaubert als Eva.
Dream Scenario
Kino / Regie: Kristoffer Borgli
(ZFF 23-01) Kristoffer Borgli lässt Nicolas Cage als Uni-Professor, der aus unerklärlichen Gründen in den Träumen von allen Menschen auftaucht, zu Höchstform auflaufen. Zusammen mit den gelungenen Aufnahmen, den überraschenden Sequenzen (welche mit der Zeit sehr blutig werden) und der immer gern gesehenen Dylan Gelula ist «Dream Scenario» ein netter Film.
Mehr nicht, verliert sich die Erzählung mit der Zeit in einer halbgaren Satire über Cancel-Culture und der Influencer-Kultur; und vergisst am Schluss die grossen Fragen aller inhaltlichen Aspekte für ein nichtssagendes Ende.
Poor Things
Kino / Regie: Yorgos Lanthimos
(ZFF 23-02) Für «Poor Things» hatte Yorgos Lanthimos nicht nur viel Geld zur Verfügung, sondern packte eine unglaubliche Anzahl an Themen und Ideen in den Film. Visuell überbordenden und musikalisch positiv verwirrend schräg, mit den fantastisch spielenden Emma Stone, Mark Ruffalo und Willem Dafoe in den Hauptrollen, ist die Produktion sehr fordernd.
Patriarchat, Feminismus, Körperrechte, Sozialismus, Sexarbeit, Misogynie und Liebe sind einige Stichworte, die zu dieser überbordenden Mischung aus «Frankenstein», «Das Parfüm» und «Sofies Welt» gehören. Wow, das will verarbeitet und diskutiert werden.
Bâtiment 5
Kino / Regie: Ladj Ly
(ZFF 23-03) Nach seinem erschütternden und realistischen «Les Misérables» folgt Ladj Ly mit einem zweiten Spielfilm, der die sozialen und gesellschaftlichen Spannungen in einem Quartier von Paris unter die Lupe nimmt.
«Bâtiment 5» ist brutal, nahe dem Action-Thriller und voller schmerzenden Realitäten. Der Kinobesuch war für mich eine emotionale Tour de Force, die herrschende Ungerechtigkeiten und den immer stärker werdenden Hass zeigt der Film sehr gut. Mehr Rollen für Anta Diaw bitte!
Femme
Kino / Regie: Sam H. Freeman, Ng Choon Ping
(ZFF 23-04) Achtung: Die Power Shifts, welche Sam H. Freeman und Ng Choon Ping in ihrem ersten Spielfilm eingebracht haben, sind emotional sehr auslaugend. «Femme» ist deswegen besser, als man es von einem Thriller über Verbrechen in der Gay-Szene in London erwarten würde.
Genial das Spiel von Nathan Stewart-Jarrett und George MacKay, schön die nächtlichen Aufnahmen und der Soundtrack voller Hits. Wenn früh im Film «Cleo» von Shygirl erklingt, ist klar, dass es packend wird.
Enea
Kino / Regie: Pietro Castellitto
(ZFF 23-05) Ach ja, die Dekadenz der römischen Oberschicht. Pietro Castellitto führt uns mit seinem Film «Enea» durch Luxus, Überfluss, Liebe und Verbrechen. Selbst als Hauptdarsteller aktiv, liefert er optisch überzeugende Bilder und plumpe Aussagen.
Die Charaktere sind langweilig, der Pomp niemals emotional so effektiv wie bei Paolo Sorrentinos Filmen und die Geschichte schlecht strukturiert. Dafür packt der Soundtrack und Benedetta Porcaroli verzaubert als Eva.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
ZURICH FILM FESTIVAL – Teil 2
Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste
Kino / Regie: Margarethe von Trotta
(ZFF 23-06) Dass ich Vicky Krieps und Luna Wedler einmal zusammen in einem Film von Margarethe von Trotta sehen darf, habe ich nicht erwartet. «Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste», das Biopic über die österreichische Schriftstellerin und ihre destruktive Beziehung mit Max Frisch, macht es möglich.
Besonders Krieps zeigt in der Titelrolle ihr grosses Talent, auch Ronald Zehrfeld als Frisch ist gut, die Struktur macht dem Film aber keinen Gefallen. Die Szenen wirken zusammengewürfelt, die Bilder wurden in der Post-Production optisch verunstaltet und die Person Bachmanns bleibt blass. Immerhin beweist der Film bei Max Frisch Mut und zeigt diesen als misogynen, patriarchalen Mann, nicht als ewig vergötterten Schriftsteller.
Normal Love
Kino / Regie: Yannick Mosimann
(ZFF 23-07) Eine Beziehung, basierend auf einem Vertrag mit Regeln – ein Kunstprojekt wird ein Jahr lang Realität und von Yannick Mosimann zu einem Dokumentarfilm verarbeitet. «Normal Love» ist eine interessante Betrachtungsweise von Liebesbeziehungen, die zur Selbstreflektion anregt.
Dass Mike Argiz und Jeanne Spaeter nicht glücklich werde, vermutete ich bereits zu Beginn und viele Diskussionen Streitgespräche sind auf Schweizer Art mühsam. Der Film aber wirkt dank der Lo-Fi-Ästhetik und der Musik von Leoni Leoni sehr stimmungsvoll.
Laissez-moi
Kino / Regie: Maxime Rappaz
(ZFF 23-08) Das Verlangen einer Frau, der Ausbruch aus der Norm bei Beziehungen und Lebensgestaltung: Maxime Rappaz hat für ihren Spielfilm «Laissez-moi» eine gute Grundlage geschaffen, die allerdings in keiner Weise interessant ausgearbeitet wurde.
Repetitive Szenen, wenig Entwicklung und zu viele, von Männern beeinflusste Entscheidungen in der Story – das konnte mich in keiner Weise überzeugen. Die Aufnahmen und das Setting sind aber gelungen.
Visions
Kino / Regie: Yann Gozlan
(ZFF 23-09) Unterhaltung ohne Tiefgang, dafür mit erotischen Thriller-Elementen, die besonders in den Neunzigerjahren en vogue waren – «Visions» kann Spass machen. Die Aufnahmen sind schön, die Menschen sind schön, der Luxus und die Sonne tröpfeln aus den Bildern.
Diane Kruger, Marta Nieto und Mathieu Kassovitz sind überzeugend, die Geschichte leider nicht. Yann Gozlan spielt zu oft mit Traumwendungen und lässt den Film am Ende einen Kreis schliessen, der nicht funktionieren will.
Fingernails
Kino / Regie: Christos Nikou
(ZFF 23-10) Ein Tag am Filmfestival laugt aus, besonders emotional. Dieser Zustand war für mich allerdings perfekt, um von «Fingernails» mitgerissen zu werden. Die schräge Liebesgeschichte von Christos Nikou ist tief berührend, genial in den Bereichen Ausstattung, Inszenierung und Kameraarbeit.
Jessie Buckley und Riz Ahmed spielen famos, jeder Blick und jede Geste ist perfekt ausgeführt – sofort lacht und weint man mit. Was für ein Highlight, welch treffende Gedanken zur Liebe.
Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste
Kino / Regie: Margarethe von Trotta
(ZFF 23-06) Dass ich Vicky Krieps und Luna Wedler einmal zusammen in einem Film von Margarethe von Trotta sehen darf, habe ich nicht erwartet. «Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste», das Biopic über die österreichische Schriftstellerin und ihre destruktive Beziehung mit Max Frisch, macht es möglich.
Besonders Krieps zeigt in der Titelrolle ihr grosses Talent, auch Ronald Zehrfeld als Frisch ist gut, die Struktur macht dem Film aber keinen Gefallen. Die Szenen wirken zusammengewürfelt, die Bilder wurden in der Post-Production optisch verunstaltet und die Person Bachmanns bleibt blass. Immerhin beweist der Film bei Max Frisch Mut und zeigt diesen als misogynen, patriarchalen Mann, nicht als ewig vergötterten Schriftsteller.
Normal Love
Kino / Regie: Yannick Mosimann
(ZFF 23-07) Eine Beziehung, basierend auf einem Vertrag mit Regeln – ein Kunstprojekt wird ein Jahr lang Realität und von Yannick Mosimann zu einem Dokumentarfilm verarbeitet. «Normal Love» ist eine interessante Betrachtungsweise von Liebesbeziehungen, die zur Selbstreflektion anregt.
Dass Mike Argiz und Jeanne Spaeter nicht glücklich werde, vermutete ich bereits zu Beginn und viele Diskussionen Streitgespräche sind auf Schweizer Art mühsam. Der Film aber wirkt dank der Lo-Fi-Ästhetik und der Musik von Leoni Leoni sehr stimmungsvoll.
Laissez-moi
Kino / Regie: Maxime Rappaz
(ZFF 23-08) Das Verlangen einer Frau, der Ausbruch aus der Norm bei Beziehungen und Lebensgestaltung: Maxime Rappaz hat für ihren Spielfilm «Laissez-moi» eine gute Grundlage geschaffen, die allerdings in keiner Weise interessant ausgearbeitet wurde.
Repetitive Szenen, wenig Entwicklung und zu viele, von Männern beeinflusste Entscheidungen in der Story – das konnte mich in keiner Weise überzeugen. Die Aufnahmen und das Setting sind aber gelungen.
Visions
Kino / Regie: Yann Gozlan
(ZFF 23-09) Unterhaltung ohne Tiefgang, dafür mit erotischen Thriller-Elementen, die besonders in den Neunzigerjahren en vogue waren – «Visions» kann Spass machen. Die Aufnahmen sind schön, die Menschen sind schön, der Luxus und die Sonne tröpfeln aus den Bildern.
Diane Kruger, Marta Nieto und Mathieu Kassovitz sind überzeugend, die Geschichte leider nicht. Yann Gozlan spielt zu oft mit Traumwendungen und lässt den Film am Ende einen Kreis schliessen, der nicht funktionieren will.
Fingernails
Kino / Regie: Christos Nikou
(ZFF 23-10) Ein Tag am Filmfestival laugt aus, besonders emotional. Dieser Zustand war für mich allerdings perfekt, um von «Fingernails» mitgerissen zu werden. Die schräge Liebesgeschichte von Christos Nikou ist tief berührend, genial in den Bereichen Ausstattung, Inszenierung und Kameraarbeit.
Jessie Buckley und Riz Ahmed spielen famos, jeder Blick und jede Geste ist perfekt ausgeführt – sofort lacht und weint man mit. Was für ein Highlight, welch treffende Gedanken zur Liebe.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Ein wenig Horror zwischen den Tagen am ZFF.
Scream and Scream Again
BD / Regie: Gordon Hessler
(Shocktober 23-01) Ein totalitärer Staat, Versuche mit toten Menschen, im Labor gezüchtete Vampire und ein verrückter Arzt mit Säurebad: «Scream and Scream Again» ist einer dieser Filme, deren Geschichte unmöglich durchgeknallt ist.
Mit Verblüffung sitzt man vor dem TV, Vincent Price, Christopher Lee und Peter Cushing haben kurze Auftritte und die englische Stimmung gestaltet alles ungelenk. Der Schnitt vermindert den Spass, dafür gibt es unfreiwillig komische Momente («My Hand!»).
Scream and Scream Again
BD / Regie: Gordon Hessler
(Shocktober 23-01) Ein totalitärer Staat, Versuche mit toten Menschen, im Labor gezüchtete Vampire und ein verrückter Arzt mit Säurebad: «Scream and Scream Again» ist einer dieser Filme, deren Geschichte unmöglich durchgeknallt ist.
Mit Verblüffung sitzt man vor dem TV, Vincent Price, Christopher Lee und Peter Cushing haben kurze Auftritte und die englische Stimmung gestaltet alles ungelenk. Der Schnitt vermindert den Spass, dafür gibt es unfreiwillig komische Momente («My Hand!»).
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Re: Filmtagebuch: deBohli
ZURICH FILM FESTIVAL – Teil 3
Partners
Kino / Regie: Claude Baechtold
(ZFF 23-11) Was für eine positive Überraschung! «Partners» ist eine humorvolle, lebensbejahende Dokumentation über Claude Baechtold und seine Reise durch Afghanistan mit den Journalisten Paolo Woods und Serge Michel.
Herausgekommen ist kein tristes Abbild des Landes, das zu Beginn der Nullerjahre im Krieg und Chaos versank, sondern ein persönliches Tagebuch mit menschlichen Momenten und schönen Begegnungen. Als Sahnehäubchen obendrauf gibt es Lieder von Emilie Zoé und Louis Jucker zu hören.
How To Have Sex
Kino / Regie: Molly Manning Walker
(ZFF 23-12) Mit ihrem Debütwerk verfilmte Molly Manning Walker eigene Erfahrungen und kollektive Erlebnisse von jungen Menschen an Party-Ferienorten. «How To Have Sex» ist ein Film über Lebenslust und Konsens, mit bunten Lichtern und lauten Beats.
Was zu Beginn etwas sperrig und überzeichnet wirkte, nahm mich emotional immer tiefer rein und servierte ein Ende, das unter die Haut ging. Auch dank dem perfekt gewählten Abspannsong «Strong» von Romy.
Hesitation Wound
Kino / Regie: Selman Nacar
(ZFF 23-13) Tülin Özen spielt als ernste und soziale Anwältin famos, den Spielfilm «Hesitation Wound» trägt sie ohne Mühe. Das macht die sperrige Inszenierung, welche Selman Nacar für seinen Film über das türkische Justizsystem gewählt hat, sehr effektvoll.
Die Geschichte ist eine treffende Analyse des aktuellen Zustands im Land und lässt ein beklemmendes Gefühl entstehen. Auch dadurch, dass das Ende offenbleibt und die Widrigkeiten übermächtig wirken.
La Chimera
Kino / Regie: Alice Rohrwacher
(ZFF 23-14) Jeder Mensch versucht, seine Leerstellen zu füllen. Alice Rohrwacher lässt in ihrem Film «La Chimera» die Suche nach Bestätigung und Zuneigung mit Grabräubern zusammenkommen, mit realistischen Figuren und einer geerdeten Erzählweise.
Das funktioniert grossartig, wurde wunderschön gefilmt und bleibt bis zum Schluss mutig. Formale Experimente haben im Film ihren Platz, der Vierwaldstättersee wird besucht und einzelne Szenen sind Perfektion.
About Kim-Sohee
Kino / Regie: July Jung
(ZFF 23-15) Was als Geschichte einer jungen Frau beginnt, wandelt sich zu einem Krimi, der als sozialer Thriller die Mechaniken der Arbeitswelt in Südkorea untersucht. Ein Spielfilm voller Schwere, Trauer und Schmerz.
«About Kim-Sohee» lässt Bae Doona und Kim Si-eun in den Hauptrollen zu Höchstleistungen kommen, July Jung beweist bei der Regie Feingefühl und scheut sich nicht vor lauter und direkter Kritik am System. Das geht unter die Haut.
Partners
Kino / Regie: Claude Baechtold
(ZFF 23-11) Was für eine positive Überraschung! «Partners» ist eine humorvolle, lebensbejahende Dokumentation über Claude Baechtold und seine Reise durch Afghanistan mit den Journalisten Paolo Woods und Serge Michel.
Herausgekommen ist kein tristes Abbild des Landes, das zu Beginn der Nullerjahre im Krieg und Chaos versank, sondern ein persönliches Tagebuch mit menschlichen Momenten und schönen Begegnungen. Als Sahnehäubchen obendrauf gibt es Lieder von Emilie Zoé und Louis Jucker zu hören.
How To Have Sex
Kino / Regie: Molly Manning Walker
(ZFF 23-12) Mit ihrem Debütwerk verfilmte Molly Manning Walker eigene Erfahrungen und kollektive Erlebnisse von jungen Menschen an Party-Ferienorten. «How To Have Sex» ist ein Film über Lebenslust und Konsens, mit bunten Lichtern und lauten Beats.
Was zu Beginn etwas sperrig und überzeichnet wirkte, nahm mich emotional immer tiefer rein und servierte ein Ende, das unter die Haut ging. Auch dank dem perfekt gewählten Abspannsong «Strong» von Romy.
Hesitation Wound
Kino / Regie: Selman Nacar
(ZFF 23-13) Tülin Özen spielt als ernste und soziale Anwältin famos, den Spielfilm «Hesitation Wound» trägt sie ohne Mühe. Das macht die sperrige Inszenierung, welche Selman Nacar für seinen Film über das türkische Justizsystem gewählt hat, sehr effektvoll.
Die Geschichte ist eine treffende Analyse des aktuellen Zustands im Land und lässt ein beklemmendes Gefühl entstehen. Auch dadurch, dass das Ende offenbleibt und die Widrigkeiten übermächtig wirken.
La Chimera
Kino / Regie: Alice Rohrwacher
(ZFF 23-14) Jeder Mensch versucht, seine Leerstellen zu füllen. Alice Rohrwacher lässt in ihrem Film «La Chimera» die Suche nach Bestätigung und Zuneigung mit Grabräubern zusammenkommen, mit realistischen Figuren und einer geerdeten Erzählweise.
Das funktioniert grossartig, wurde wunderschön gefilmt und bleibt bis zum Schluss mutig. Formale Experimente haben im Film ihren Platz, der Vierwaldstättersee wird besucht und einzelne Szenen sind Perfektion.
About Kim-Sohee
Kino / Regie: July Jung
(ZFF 23-15) Was als Geschichte einer jungen Frau beginnt, wandelt sich zu einem Krimi, der als sozialer Thriller die Mechaniken der Arbeitswelt in Südkorea untersucht. Ein Spielfilm voller Schwere, Trauer und Schmerz.
«About Kim-Sohee» lässt Bae Doona und Kim Si-eun in den Hauptrollen zu Höchstleistungen kommen, July Jung beweist bei der Regie Feingefühl und scheut sich nicht vor lauter und direkter Kritik am System. Das geht unter die Haut.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Barbarian
Stream, Disney+ / Regie: Zach Cregger
(Shocktober 23-02) Geschickt konstruiert ist «Barbarian» auf jeden Fall, und serviert gleich zwei Geschichten in einer. Allerdings wusste der Film von Zach Cregger mich nicht über die gesamte Laufzeit zu überzeugen, besonders das letzte Drittel wirkte unausgearbeitet und langatmig.
Am Cast mit Georgina Campbell, Bill Skarsgård und Justin Long liegt es nicht, doch schlussendlich ist der Inhalt weder sonderlich clever noch erschreckend. Und warum genau die Thematik der sexuellen Belästigung da rein musste, konnte ich nicht nachvollziehen.
ZURICH FILM FESTIVAL – Teil 4
Saltburn
Kino / Regie: Emerald Fennell
(ZFF 23-16) Meine Erwartungen an «Saltburn» waren hoch und konnten nicht ganz eingelöst werden, wenn auch Emerald Fennell mit dem Film vieles richtig macht. Die Besetzung mit Barry Keoghan, Jacob Elordi, Rosamund Pike und Richard E. Grant ist grossartig, die Kameraarbeit fantastisch und die musikalische Untermalung sehr gelungen.
Inhaltlich konnte ich allerdings nicht nachvollziehen, warum diese Geschichte erzählt werden musste. Denn weder bietet der Spielfilm Erkenntnisse noch überraschende Elemente. Die Oberschicht ist innerlich zerfressen, what else.
Terrestrial Verses
Kino / Regie: Ali Asgari, Alireza Khatami
(ZFF 23-17) Neun kleine Sequenzen, als Dialoge aufgezogen und statisch gefilmt: Schauwerte bietet «Terrestrial Verses» wenige, dafür servieren Ali Asgari und Alireza Khatami mit ihrem gemeinsamen Film eine geschickte Kritik am unterdrückenden System im Iran.
Der Widerstand der normalen Bevölkerung im Kleinen wird portraitiert, die herrschende Macht mit ihren rückständigen Grundsätzen entlarvt. Ein packendes Erlebnis, das viel zu schnell vorbei war.
Early Birds
Kino / Regie: Michael Steiner
(ZFF 23-18) «Early Birds» bringt endlich die beiden Lager «Netflix Originals sind alle Müll» und «Schweizer Film ist Scheisse» zusammen. Die actionreiche Produktion setzt auf hohes Tempo, ein idiotisches Drehbuch mit schlimmen Dialogzeilen und allen Klischees, die man aus Krimis des deutschen Fernsehens kennt.
Handwerklich überzeugt der neuste Streich von Michael Steiner, liefert einen fetzigen Soundtrack (Odd Beholder, Lola Boum!) und das darstellerische Duo mit Nilam Farooq und Silvana Synovia macht Laune. Der Sexismus, das hölzerne Spiel und die holprige Struktur sorgen aber dafür, dass von dem stellenweisen «Stupid Fun» vor allem «Stupid» übrigbleibt.
___
Miss Americana
Stream, Netflix / Regie: Lana Wilson
Als Vorbereitung auf den Konzertfilm «TAYLOR SWIFT | THE ERAS TOUR» als Vorbereitung auf das Konzert in Zürich im Sommer 2024 – Taylor Swift hat mich endgültig als Fan gewonnen. «Miss Americana» zeigt einen intimen Einblick in das wahre Ich des Stars, von Lana Wilson geschickt zu einer Dokumentation konstruiert, die wahre Emotionen und berührende Aussagen zulässt.
She’s everything.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
ZURICH FILM FESTIVAL – Teil 5
Hollywoodgate
Kino / Regie: Ibrahim Nash’at
(ZFF 23-19) Dank Kontakten erhielt Regisseur Ibrahim Nash’at die Möglichkeit, die neue Herrschaft der Taliban in Kabul während einem Jahr mit der Kamera zu begleiten. «Hollywoodgate» erzählt in Bildern die Geschichte der Schreckensherrschaft, begründet durch zurückgelassenes Kriegsmaterial der USA.
Solche Aufnahmen hat man bisher noch nie gesehen, allerdings schaffte es Nash’at nicht, diese zu einem packenden Film umzuschneiden. Die Dokumentation wirkt zäh und ohne Fokus, der geschaffene Kontext ist zu ungenau.
Beyond Utopia
Kino / Regie: Madeleine Gavin
(ZFF 23-20) Aus Nordkorea zu flüchten ist sehr schwierig, trotzdem wagen es immer wieder Einzelpersonen und Familien. Madeleine Gavin beleuchtet in ihrer Dokumentation einzelne Schicksale, die mithilfe eines Pastors aus Südkorea in die Freiheit zu gelangen versuchen.
«Beyond Utopia» nutzt dazu aus Nordkorea geschmuggelte Aufnahmen in schlechter Auflösung, Handyfotos und Personenaussagen. Das ist emotional sehr übertrieben konstruiert und zeigt zu wenig vom alltäglichen Leben im Land, berührt aber mit den Interviews.
Bottlemen
Kino / Regie: Nemanja Vojinović
(ZFF 23-21) Aus der Wiege des Lebens wurde eine der grössten Müllhalden der Welt: In Vinča (Serbien) versuchten Leute jahrelang als «Bottlemen» den Lebensunterhalt zu bestreiten, was von Nemanja Vojinović in seiner Dokumentation festgehalten wurde.
Ein Film, der mit den Aufnahmen beeindruckt und die Personen ehrlich darstellt, für mich aber zu verzettelt und emotional zu manipulativ inszeniert wurde. Dafür wurde bei Sounddesign und Schrifteinblendungen auf gute Qualität geachtet.
Hollywoodgate
Kino / Regie: Ibrahim Nash’at
(ZFF 23-19) Dank Kontakten erhielt Regisseur Ibrahim Nash’at die Möglichkeit, die neue Herrschaft der Taliban in Kabul während einem Jahr mit der Kamera zu begleiten. «Hollywoodgate» erzählt in Bildern die Geschichte der Schreckensherrschaft, begründet durch zurückgelassenes Kriegsmaterial der USA.
Solche Aufnahmen hat man bisher noch nie gesehen, allerdings schaffte es Nash’at nicht, diese zu einem packenden Film umzuschneiden. Die Dokumentation wirkt zäh und ohne Fokus, der geschaffene Kontext ist zu ungenau.
Beyond Utopia
Kino / Regie: Madeleine Gavin
(ZFF 23-20) Aus Nordkorea zu flüchten ist sehr schwierig, trotzdem wagen es immer wieder Einzelpersonen und Familien. Madeleine Gavin beleuchtet in ihrer Dokumentation einzelne Schicksale, die mithilfe eines Pastors aus Südkorea in die Freiheit zu gelangen versuchen.
«Beyond Utopia» nutzt dazu aus Nordkorea geschmuggelte Aufnahmen in schlechter Auflösung, Handyfotos und Personenaussagen. Das ist emotional sehr übertrieben konstruiert und zeigt zu wenig vom alltäglichen Leben im Land, berührt aber mit den Interviews.
Bottlemen
Kino / Regie: Nemanja Vojinović
(ZFF 23-21) Aus der Wiege des Lebens wurde eine der grössten Müllhalden der Welt: In Vinča (Serbien) versuchten Leute jahrelang als «Bottlemen» den Lebensunterhalt zu bestreiten, was von Nemanja Vojinović in seiner Dokumentation festgehalten wurde.
Ein Film, der mit den Aufnahmen beeindruckt und die Personen ehrlich darstellt, für mich aber zu verzettelt und emotional zu manipulativ inszeniert wurde. Dafür wurde bei Sounddesign und Schrifteinblendungen auf gute Qualität geachtet.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
ZURICH FILM FESTIVAL – Teil 6
Passages
Kino / Regie: Ira Sachs
(ZFF 23-22) Mit «Passages» untersucht Ira Sachs ungewohnte Formen von Liebesbeziehungen und die Auswirkungen auf Personen und Gesellschaft. Von Franz Rogowski, Ben Whishaw und der immer umwerfenden Adèle Exarchopoulos perfekt gespielt, in schönen Bildern gedreht und voller emotionaler Momente weiss der Film zu gefallen.
Schlussendlich ist die Geschichte vor allem ein Porträt eines Mannes, der sich egoistisch und toxisch durch sein Leben bewegt, bietet aber doch einige Denkanstösse und eine der besten Szenen am Esstisch seit langem.
Evil Does Not Exist
Kino / Regie: Ryusuke Hamaguchi
(ZFF 23-23) Die Höhen von «Drive My Car» erreicht Ryusuke Hamaguchi mit dem ruhigen und introvertierten Film «Evil Does Not Exist» nicht, regt aber zum Nachdenken über unsere Lebensweisen und Verbindungen zur Natur an.
Musik und Kameraarbeit gehen eine starke Symbiose ein, Ayaka Shibutani ist in ihrer Rolle ein Highlight und der harsche Schluss wirkt wie ein lauter Knall. Trotzdem fehlte mir stellenweise die Intensität.
The Zone Of Interest
Kino / Regie: Jonathan Glazer
(ZFF 23-24) Selten habe ich einen solch intensiven, grausamen und beeindruckenden Film gesehen. Jonathan Glazer ist mit «The Zone Of Interest» endlich wieder zurück und liefert ein Manifest über das Böse im Menschen ab, das lange nachhallt.
Christian Friedel und Sandra Hüller spielen in den Hauptrollen eindringlich, die Musik von Mica Levi lässt den wahren Horror laut werden und die technische Inszenierung ist perfekt gewählt. Ein wichtiger, schwieriger und grossartiger Film über den Holocaust.
____________
Cellar Dweller
BD / Regie: John Carl Buechler
(Shocktober 23-03) Mit Kunst und Zeichnungen gegen das Böse? Bei «Cellar Dweller» sind die Waffen ungewohnt, das Monster nett und die Charaktere, nun ja, interessant. John Carl Buechler lässt eine trashige Stimmung entstehen, bei der das Kunstverständnis in Frage gestellt wird.
Da die Schockmomente dröge ausfallen und die Story hinkt, bleibt der Spass aber auf Sparflamme.
Passages
Kino / Regie: Ira Sachs
(ZFF 23-22) Mit «Passages» untersucht Ira Sachs ungewohnte Formen von Liebesbeziehungen und die Auswirkungen auf Personen und Gesellschaft. Von Franz Rogowski, Ben Whishaw und der immer umwerfenden Adèle Exarchopoulos perfekt gespielt, in schönen Bildern gedreht und voller emotionaler Momente weiss der Film zu gefallen.
Schlussendlich ist die Geschichte vor allem ein Porträt eines Mannes, der sich egoistisch und toxisch durch sein Leben bewegt, bietet aber doch einige Denkanstösse und eine der besten Szenen am Esstisch seit langem.
Evil Does Not Exist
Kino / Regie: Ryusuke Hamaguchi
(ZFF 23-23) Die Höhen von «Drive My Car» erreicht Ryusuke Hamaguchi mit dem ruhigen und introvertierten Film «Evil Does Not Exist» nicht, regt aber zum Nachdenken über unsere Lebensweisen und Verbindungen zur Natur an.
Musik und Kameraarbeit gehen eine starke Symbiose ein, Ayaka Shibutani ist in ihrer Rolle ein Highlight und der harsche Schluss wirkt wie ein lauter Knall. Trotzdem fehlte mir stellenweise die Intensität.
The Zone Of Interest
Kino / Regie: Jonathan Glazer
(ZFF 23-24) Selten habe ich einen solch intensiven, grausamen und beeindruckenden Film gesehen. Jonathan Glazer ist mit «The Zone Of Interest» endlich wieder zurück und liefert ein Manifest über das Böse im Menschen ab, das lange nachhallt.
Christian Friedel und Sandra Hüller spielen in den Hauptrollen eindringlich, die Musik von Mica Levi lässt den wahren Horror laut werden und die technische Inszenierung ist perfekt gewählt. Ein wichtiger, schwieriger und grossartiger Film über den Holocaust.
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Cellar Dweller
BD / Regie: John Carl Buechler
(Shocktober 23-03) Mit Kunst und Zeichnungen gegen das Böse? Bei «Cellar Dweller» sind die Waffen ungewohnt, das Monster nett und die Charaktere, nun ja, interessant. John Carl Buechler lässt eine trashige Stimmung entstehen, bei der das Kunstverständnis in Frage gestellt wird.
Da die Schockmomente dröge ausfallen und die Story hinkt, bleibt der Spass aber auf Sparflamme.
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