Filmtagebuch: deBohli

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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 05.09.2023, 19:26

Mit der LL-Verblendung sind sicher 5 Punkte drin. Ich habe es leider nicht geschafft, hinter den aufgezählten Missständen Unterhaltung zu finden. :lol:
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 05.09.2023, 19:28

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Buster Keaton Rides Again
BD / Regie: Gerald Potterton
Ende der Sechzigerjahre wollte es Buster Keaton noch einmal wissen und drehte mit Gerald Potterton den Kurzfilm «The Railrodder». Mit der begleitenden Dokumentation «Buster Keaton Rides Again» wird die Karriere des Meisters knapp nacherzählt und sein Leben am Set gezeigt.
Die Einblicke sind eher zwischenmenschlich interessant als bezüglich filmischen Details, die kurze Laufzeit bietet nicht viel Tiefe. Dafür sieht man, wie sich der alte Komiker ab Entscheidungen nervt und unter sozialem Druck schlecht funktioniert.
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The Railrodder
BD / Regie: Gerald Potterton
Quer durch Kanada, von Küste zu Küste: Buster Keaton ist auf den Schienen unterwegs und erlebt so einiges. Im Zentrum der Gag, der Slapstick, was die Figur immer wieder in brenzlige Situationen bringt.
Das wäre genügend, doch Gerald Potterton scheint oft zu früh oder zu spät zu schneiden und die wichtigsten Establishing Shots vergessen zu haben. Auf mich wirkte «The Railrodder» dadurch zäh.
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The Other Side Of Hope
BD / Regie: Aki Kaurismäki
Die Hoffnung auf ein besseres Leben treibt viele von uns an – bei Aki Kaurismäki treffen aus Kriegsgebieten vertriebene Menschen auf verlorene Seelen des tristen Alltags. «The Other Side Of Hope» weiss diese aussichtslosen Situationen mit Slapstick und schmerzendem Humor zu verbinden, ohne die bis heute anhaltende Flüchtlingskrise lächerlich zu machen.
Ein optisch genial gestaltetes Drama, in dem sich die finnischen Charaktere auf wunderbar lakonische Art bewegen und jede Dialogzeile zur präzisen Verdichtung wird. Dass die Lacher die Schwere der Situation vergessen machen, ist beabsichtigt, holt uns Kaurismäki am Schluss wieder auf den Boden der Realität.
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Un beau matin
DVD / Regie: Mia Hansen-Løve
Ein Vater mit Demenz, eine junge Frau zwischen Einsamkeit und Überforderung, die Sehnsucht nach Liebe: Wie eine Fotografie oder Momentaufnahme funktioniert «Un beau matin», der neuste Spielfilm von Mia Hansen-Løve.
Léa Seydoux brilliert wie immer in der Hauptrolle, das Sonnenlicht lässt die Aufnahmen warm wirken, die Charaktere wirken realistisch und die Emotionen real. Ohne, dass viel passieren würde, wird man von den Geschehnissen mitgerissen und berührt. A slice of life, ohne Pathos oder filmtypisches Ende.
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Helicopter Canada
BD / Regie: Eugene Boyko
Die Sechzigerjahre in Kanada aus der Vogelperspektive: «Helicopter Canada» ist ein kurzer Dokumentarfilm, der über Landstriche und urbane Gebiete streift. Besonders gelungen sind nicht nur die Aufnahmen von Industrie- und Unterhaltungsanlagen, sondern der Off-Kommentar, der sich bissige Witze nicht verkneifen kann.
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Subtraction
Kino / Regie: Mani Haghighi
Science-Fiction-Abenteuer oder moralisches Drama? Mani Haghighi versucht in seinem Film «Subtraction» beide Welten zusammenzubringen und das klappt nur gut. Doch am Ende spielt das keine Rolle, weiss der Regisseur viele interessante Fragen zu stellen.
Iran selbst ist weniger das Zentrum als die Entscheidungen, die ein Mensch in seinem Leben fällt. Die Möglichkeiten, die sich auftun, die verpassten Chancen. Besonders das sehr gute Spiel von Navid Mohammadzade und Tarane Alidousti in den Hauptrollen trägt die Szenen bis zum intensiven Schluss.
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The Human Voice
Kino / Regie: Pedro Almodóvar
Tilda Swinton spricht und spielt, Pedro Almodóvar kontrolliert den Raum und wir schauen zu. Viel mehr ist der Kurzfilm «The Human Voice» nicht und weiss trotz interessanten Aspekten nicht wirklich zu überzeugen. Als optisch bestechende Huldigung vor Jean Cocteau akzeptabel, wären bloss nicht die vielen, zu extremen Aufnahmen von Product Placement.
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Strange Way Of Life
Kino / Regie: Pedro Almodóvar
30 Minuten sind zu wenig, sehr gerne hätte Pedro Almodóvar noch mehr von seinen Cowboys zeigen dürfen. Der neuste Kurzfilm des Regisseurs überzeugt mit guten Charakterzeichnungen, schönen Aufnahmen und den toll spielenden Ethan Hawke und Pedro Pascal.
Etwas verwirrend fand ich, dass viele Kameraeinstellungen in «Strange Way Of Life» fast zu nahe an den Gesichtern platziert wurden. Aus der Weite des Westerns wird die zwischenmenschliche Enge.
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Fallen Leaves
Kino / Regie: Aki Kaurismäki
Aki Kaurismäki ist wieder da und hat erneut eine Geschichte bereit, in der sich Menschen in melancholisch wirkenden Szenen auf lakonische Weise unterhalten. «Fallen Leaves» fügt dem Schaffen des finnischen Regisseurs keine neuen Facetten hinzu, er weiss dafür genau, wie er seine Mittel einzusetzen hat.
Die Bilder sind perfekt komponiert, die Geschichte ist herzerwärmend und zugleich komisch, der Film politisch fest in der heutigen Zeit verankert. Mehr als gerne lässt man sich in die Erzählung um Liebe und Leere entführen.
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Ruäch – Eine Reise ins jenische Europa
Kino / Regie: Simon Guy Fässler, Andreas Müller
Simon Guy Fässler und Andreas Müller haben mit «Ruäch – Eine Reise ins jenische Europa» nicht die erste Dokumentation über die jenische Bevölkerung gedreht, wagen aber einen grösseren Bogen, als bloss die Musik zu beleuchten.
Menschen aus Frankreich, Deutschland, Österreich und der Schweiz werden begleitet, die harten Schicksale beleuchtet. Lose zusammengeschnitten, zeugen einzelne Personen und Ortschaften vom globalen Netz, von der Verdrängung und der Vergessenheit im Bewusstsein aller «Ruäch». Mehr Tiefe hätte nebst den filmschulmässige wirkenden Schnitten aber sein dürfen.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 15.09.2023, 11:32

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Bacurau
BD / Regie: Kleber Mendonça Filho, Juliano Dornelles
Ein Dorf ohne Zukunft, ein Land ohne Gleichheit, Killer ohne Skrupel: «Bacurau» ist ein brutaler Film, der sich an Sozialkritik versucht. Kleber Mendonça Filho und Juliano Dornelles inszenieren die Geschichte als dystopische Vision und lassen die Sonne brennen.
Überraschende Wendungen, Szenen mit hoher Spannung und ein gnadenloser Ausgang – für mich hat die Genremischung funktioniert. Zusätzlich fand ich die technischen Spielereien (Überblendungen) und die Kameraarbeit sehr gelungen.
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The Gypsy and the Gentleman
DVD / Regie: Joseph Losey
Was passiert, wenn Gier auf lüsterne Liebe trifft und dabei die Lügen der Existenz entlarvt? Ein melodramatisches Kräftemessen zwischen Oberschicht und jenischen Menschen. Bunte Kostüme und dreckige Kulissen gibt es in «The Gypsy and the Gentleman» von Joseph Losey, viel Hin und Her, viele übertriebene Emotionen.
Das ist rassistisch und überholt, macht dank den Wendungen in der Geschichte trotzdem Laune.
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Le bleu du caftan
Stream, Filmingo / Regie: Maryam Touzani
Nicht nur der blaue Stoff betört im Film von Maryam Touzani, sondern auch die Blicke, die Detailaufnahmen und die zärtlich gesprochenen Worte. «Le bleu du caftan» ist ein feinfühliges und gefühlvolles Drama über andersartige Liebe in Marokko.
Zauberhaft und ehrlich sind die Charaktere, warm das Licht und überraschend der Ausgang: Eine weitere, grossartige Leistung von Touzani nach «Adam» (2019).
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Women Talking
Stream, Amazon / Regie: Sarah Polley
Dieser Film tut weh; mit seinem Setting, den Handlungen und einzelnen Bildern. Sarah Polley lässt in «Women Talking» misshandelte und traumatisierte Frauen zu Wort kommen und hat damit ein Drama nahe dem Kammerspiel abgeliefert, das unter die Haut geht.
Die Besetzung mit Rooney Mara, Claire Foy und Jessie Buckley ist grossartig, der Inhalt liefert viele Denkanstösse und noch bessere Dialoge. Schade bloss, wirken die Bilder durch die Farbkorrektur unschön.
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The Burning Hell
Stream, Mubi / Regie: Ron Ormond
Wir alle werden in der Hölle brennen, für immer! Oder doch nicht? Ehrlich gesagt ist es schwierig, den wirren Predigten und missionarischen Märchen in «The Burning Hell» zu folgen. Viel spassiger ist es, der Verbindung von christlicher Botschaft und blutigem Gore beizuwohnen.
Ron Ormond lässt Maden Gesichter fressen, das Höllenfeuer brennen und den Teufel bunt angemalt auftanzen. Aber am Ende ist diese Auftragsarbeit der Kirchenpropaganda absurd, schrecklich in der Aussage und oft sehr langweilig. Ich bin froh, das schicke BD-Set von Indicator doch nicht gekauft zu haben.
:liquid2:

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Bodyguard Kiba
DVD / Regie: Takashi Miike
Ein Frühwerk von Takashi Miike, der seine Lust am Filmemachen trotz tiefem Budget und mittelmässigem Schauspiel durchscheinen lässt. «Bodyguard Kiba» zieht die Geschichte stringent durch, lässt immer wieder Kämpfe ausbrechen und zelebriert die klassische Feindschaft konkurrierender Dōjōs.
Gewisse Kameraspielereien sind super, das Tempo bleibt bis zum Schluss hoch – nur nachdenken sollte man beim Zuschauen besser nicht.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 22.09.2023, 09:43

Meine Abenteuer an den Brugger Dokumentarfilmtage könnt ihr hier nachlesen. Unter anderem mit Filmen über Werner Herzog, Boris Karloff und Jane Campion.
Folgendes gab es in der eigenen Stube:

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El Conde
Stream, Netflix / Regie: Pablo Larraín
Er fliegt durch die Lüfte, auf der Jagd nach heissem Blut: Bei «El Conde» von Pablo Larraín wird Augusto Pinochet zum Vampir und versinnbildlicht so die unsterblichen Kräfte von Diktaturen und unterdrückenden Systemen. Ein cleverer Kniff, der durch die visuelle umwerfende Gestaltung und die satirischen Elemente aufgeht.
Polit- und Familiendrama treffen auf die Ästhetik alter Vampirfilme, Larraín gönnt sich absurde Wendungen und harte Schläge gegen die Oberschicht. Das ist aufregend, wirkt aber auch unrund.
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Bodyguard Kiba: Apocalypse of Carnage
DVD / Regie: Takashi Miike
«Bodyguard Kiba: Apocalypse of Carnage» dauert so lange wie eine TV-Episode, fühlt sich so an und sieht noch schlechter aus. Die Low-Budget-Fortsetzung hat wenig zu bieten und nutzt sogar etliche Füllerszenen. Nicht einmal die Kämpfe überzeugen, da Takashi Miike visuell langweilige Aufnahmen verwendet und das Gehampel kein emotionales Gewicht erhält.
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Rosa Luxemburg
BD / Regie: Margarethe von Trotta
Was verwirrend beginnt, wird emotional packend: Margarethe von Trottas biografischer Film über «Rosa Luxemburg» ist ein Spiel mit den Zeitebenen und verschachtelten Rückblenden. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit wird man von den Aussagen und dem Spiel stark mitgerissen.
Ein spannendes Porträt, das die damalige Zeit gut aufzeigt und Luxemburgs Kampf der Vernunft greifbar macht.
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Black Out
Stream, Filmingo / Regie: Jean-Louis Roy
Ein Ehepaar im Rentneralter besucht eine geheime Bunkeranlage und befürchtet danach die Apokalypse. Das Einfamilienhaus wird zum eigenen Reduit, die persönlichen Gräben tiefer. Marcel Merminod und Lucie Avenay spielen ihre Rollen gut, die Schauwerte bleiben tief.
Dafür serviert Jean-Louis Roy viel Satire und Kritik an der Schweizer Denkweise, «Black Out» ist in den aktuellen politischen Diskussionen ein gutes Mittel, um Schwurblern die Euphorie zu dämpfen. Schön, bietet die hiesige Filmgeschichte auch kuriose Geschichten – nicht verwunderlich, zeichnete sich Roy ebenfalls für «L'inconnu de Shandigor» (1967) verantwortlich.
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Le Sang d'un poète
BD / Regie: Jean Cocteau
Das Durchschreiten von physischen und psychologischen Hürden, das Einnehmen von neuen Perspektiven, das Werden von Kunst: Bei «Le Sang d'un poète» passiert vieles, ohne, dass die einzelnen Bildern und Elemente zusammengeführt werden wollen.
Aus Zitaten auf andere Kunstformen wurde dieses wundersame Werk des Surrealismus, avantgardistisch von Jean Cocteau und mit einigen optischen Überraschungen geformt. Wie ein Traum entfaltet sich der kurze Film, die Musik füllt die Leerstellen.
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O.C. and Stiggs
BD / Regie: Robert Altman
Als Spielfilm lässt sich «O.C. and Stiggs» nur schwer lesen, spürt man in jeder Aufnahme und jeder Szene die Aversion Robert Altmans gegenüber Hollywood. Aus der scheinbaren Teenager-Komödie wird ein Angriff auf den guten Geschmack, auf die Gewohnheiten im Film.
Rassismus, Sexismus, fehlende Identifikationsmöglichkeiten und eine lächerlich überbordende Ausstattung – Altman behandelt alles wie einen zweistündigen Witz. Das ist als Unterwanderung des Systems und persönliche Rache interessant, als Film wollte mir die Konstruktion wenig zusagen. Immerhin ist die junge Cynthia Nixon zauberhaft und Dennis Hoppers «Apocalypse Now»-Cameo hat seinen Reiz.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 28.09.2023, 22:15

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Mami Wata
Kino / Regie: C.J. «Fiery» Obasi
Welch betörende Kameraarbeit, welch grossartige Bilder in Schwarzweiss. «Mami Wata» ist audiovisuell überragend und lässt Nigeria komplett anders als gewohnt aussehen.
Auch inhaltlich überzeugt der Film von C.J. «Fiery» Obasi mit einer frischen Perspektive auf die Mythen, Konflikten und Lebensarten im Land. Mehr solche Filme im Kino bitte.
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The Pod Generation
Kino / Regie: Sophie Barthes
Sehr schade, wagte sich Sophie Barthes für ihre Satire einer technischen, dystopischen Zukunft nicht an konkrete Aussagen. Die Grundlage von «The Pod Generation» wird dadurch verwässert, die halbgar eingebrachten Diskussionspunkte nur gestreift.
Der Film bleibt so ungefährlich, wie die pastellfarbene Ausstattung und auch der gut aufspielende Cast mit Emilia Clarke, Chiwetel Ejiofor und Rosalie Craig rettet das Unterfangen nicht.
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Tale Of Cinema
BD / Regie: Hong Sang-soo
Ein Film im Film, eine sich wiederholende Geschichte, ein emotionales Erlebnis: «Tale Of Cinema» von Hong Sang-soo ist eine starke Leistung mit tiefreichenden Gedanken zu Personenfixierung, Fantum und versteckte Liebe.
Tragisch und romantisch, mit sehr stimmungsvollen Szenen und guter Kameraarbeit inszeniert. Eine Erfahrung, die im Kopf und Herzen bleibt und mehrmals gemacht werden will.
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Force Majeure
BD / Regie: Ruben Östlund
Aus einem kleinen Vorfall wird eine Lawine, die eine Familie fast auseinanderreisst. «Force Majeure» ist Ruben Östlunds Demontage von Liebe, Beziehungsformen und überraschenderweise auch dem gängigen und toxischen Bild der Männlichkeit.
Der Skiurlaub wird zum Albtraum, die gewähnte Sicherheit des gehobenen Mittelstands zur destruktiven Falle. Ein sehr gelungener und angriffiger Blick auf das eingerostete Dasein.
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Sparta
Kino / Regie: Ulrich Seidl
Unangenehm sind die Bilder von den Jungs, die sich ungewollt im Leben von einem pädophilen Mann wiederfinden. Ulrich Seidl schönt nichts (wie gewohnt) und lässt bei «Sparta» seine inszenatorischen Eigenheiten auf das aufwühlende Thema prallen.
Der Bruderfilm zu «Rimini» ist emotional aufgeladen, stellenweise überfordernd aber immer faszinierend. Weil eben alles so real wirkt.
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Diabeł
BD / Regie: Andrzej Żuławski
Die Filme von Andrzej Żuławski sind anstrengend, rätselhaft und unvergleichlich. Die Kamera bewegt sich wild durch die Szenen von «Diabeł», alle Figuren schreien und verhalten sich wie im Wahn. Das ist herausfordernd und mit vielen Motiven und Themen aufgeladen, dank der Systemkritik an Polen und den vielen Überraschungen sehr beeindruckend.
Ein blutiger und intensiver Film, dessen schräge Musik und die pausenlose Wildheit stimmungsvoll zum Gesamtbild zutragen.
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Was man von hier aus sehen kann
DVD / Regie: Aron Lehmann
Für diesen Film bin ich zu zynisch, trotzdem erwärmten gewisse Passagen mein Herz. «Was man von hier aus sehen kann» ist wie eine deutsche Variation von Wes Anderson gedreht, mit Karl Markovics, Luna Wedler und Corinna Harfouch gelungen Besetzt und optisch weichgezeichnet.
Die Romanverfilmung von Aron Lehmann hadert allerdings mit harten Stimmungswechseln, einem irritierenden Szenenschnitt und hölzernen, Spruchkalender-mässigen Dialogen.
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Next up: Zurich Film Festival :cool:
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 30.09.2023, 12:48

ZURICH FILM FESTIVAL - Teil 1

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Dream Scenario
Kino / Regie: Kristoffer Borgli
(ZFF 23-01) Kristoffer Borgli lässt Nicolas Cage als Uni-Professor, der aus unerklärlichen Gründen in den Träumen von allen Menschen auftaucht, zu Höchstform auflaufen. Zusammen mit den gelungenen Aufnahmen, den überraschenden Sequenzen (welche mit der Zeit sehr blutig werden) und der immer gern gesehenen Dylan Gelula ist «Dream Scenario» ein netter Film.
Mehr nicht, verliert sich die Erzählung mit der Zeit in einer halbgaren Satire über Cancel-Culture und der Influencer-Kultur; und vergisst am Schluss die grossen Fragen aller inhaltlichen Aspekte für ein nichtssagendes Ende.
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Poor Things
Kino / Regie: Yorgos Lanthimos
(ZFF 23-02) Für «Poor Things» hatte Yorgos Lanthimos nicht nur viel Geld zur Verfügung, sondern packte eine unglaubliche Anzahl an Themen und Ideen in den Film. Visuell überbordenden und musikalisch positiv verwirrend schräg, mit den fantastisch spielenden Emma Stone, Mark Ruffalo und Willem Dafoe in den Hauptrollen, ist die Produktion sehr fordernd.
Patriarchat, Feminismus, Körperrechte, Sozialismus, Sexarbeit, Misogynie und Liebe sind einige Stichworte, die zu dieser überbordenden Mischung aus «Frankenstein», «Das Parfüm» und «Sofies Welt» gehören. Wow, das will verarbeitet und diskutiert werden.
:liquid9:

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Bâtiment 5
Kino / Regie: Ladj Ly
(ZFF 23-03) Nach seinem erschütternden und realistischen «Les Misérables» folgt Ladj Ly mit einem zweiten Spielfilm, der die sozialen und gesellschaftlichen Spannungen in einem Quartier von Paris unter die Lupe nimmt.
«Bâtiment 5» ist brutal, nahe dem Action-Thriller und voller schmerzenden Realitäten. Der Kinobesuch war für mich eine emotionale Tour de Force, die herrschende Ungerechtigkeiten und den immer stärker werdenden Hass zeigt der Film sehr gut. Mehr Rollen für Anta Diaw bitte!
:liquid10:

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Femme
Kino / Regie: Sam H. Freeman, Ng Choon Ping
(ZFF 23-04) Achtung: Die Power Shifts, welche Sam H. Freeman und Ng Choon Ping in ihrem ersten Spielfilm eingebracht haben, sind emotional sehr auslaugend. «Femme» ist deswegen besser, als man es von einem Thriller über Verbrechen in der Gay-Szene in London erwarten würde.
Genial das Spiel von Nathan Stewart-Jarrett und George MacKay, schön die nächtlichen Aufnahmen und der Soundtrack voller Hits. Wenn früh im Film «Cleo» von Shygirl erklingt, ist klar, dass es packend wird.
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Enea
Kino / Regie: Pietro Castellitto
(ZFF 23-05) Ach ja, die Dekadenz der römischen Oberschicht. Pietro Castellitto führt uns mit seinem Film «Enea» durch Luxus, Überfluss, Liebe und Verbrechen. Selbst als Hauptdarsteller aktiv, liefert er optisch überzeugende Bilder und plumpe Aussagen.
Die Charaktere sind langweilig, der Pomp niemals emotional so effektiv wie bei Paolo Sorrentinos Filmen und die Geschichte schlecht strukturiert. Dafür packt der Soundtrack und Benedetta Porcaroli verzaubert als Eva.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 02.10.2023, 17:10

ZURICH FILM FESTIVAL – Teil 2

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Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste
Kino / Regie: Margarethe von Trotta
(ZFF 23-06) Dass ich Vicky Krieps und Luna Wedler einmal zusammen in einem Film von Margarethe von Trotta sehen darf, habe ich nicht erwartet. «Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste», das Biopic über die österreichische Schriftstellerin und ihre destruktive Beziehung mit Max Frisch, macht es möglich.
Besonders Krieps zeigt in der Titelrolle ihr grosses Talent, auch Ronald Zehrfeld als Frisch ist gut, die Struktur macht dem Film aber keinen Gefallen. Die Szenen wirken zusammengewürfelt, die Bilder wurden in der Post-Production optisch verunstaltet und die Person Bachmanns bleibt blass. Immerhin beweist der Film bei Max Frisch Mut und zeigt diesen als misogynen, patriarchalen Mann, nicht als ewig vergötterten Schriftsteller.
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Normal Love
Kino / Regie: Yannick Mosimann
(ZFF 23-07) Eine Beziehung, basierend auf einem Vertrag mit Regeln – ein Kunstprojekt wird ein Jahr lang Realität und von Yannick Mosimann zu einem Dokumentarfilm verarbeitet. «Normal Love» ist eine interessante Betrachtungsweise von Liebesbeziehungen, die zur Selbstreflektion anregt.
Dass Mike Argiz und Jeanne Spaeter nicht glücklich werde, vermutete ich bereits zu Beginn und viele Diskussionen Streitgespräche sind auf Schweizer Art mühsam. Der Film aber wirkt dank der Lo-Fi-Ästhetik und der Musik von Leoni Leoni sehr stimmungsvoll.
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Laissez-moi
Kino / Regie: Maxime Rappaz
(ZFF 23-08) Das Verlangen einer Frau, der Ausbruch aus der Norm bei Beziehungen und Lebensgestaltung: Maxime Rappaz hat für ihren Spielfilm «Laissez-moi» eine gute Grundlage geschaffen, die allerdings in keiner Weise interessant ausgearbeitet wurde.
Repetitive Szenen, wenig Entwicklung und zu viele, von Männern beeinflusste Entscheidungen in der Story – das konnte mich in keiner Weise überzeugen. Die Aufnahmen und das Setting sind aber gelungen.
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Visions
Kino / Regie: Yann Gozlan
(ZFF 23-09) Unterhaltung ohne Tiefgang, dafür mit erotischen Thriller-Elementen, die besonders in den Neunzigerjahren en vogue waren – «Visions» kann Spass machen. Die Aufnahmen sind schön, die Menschen sind schön, der Luxus und die Sonne tröpfeln aus den Bildern.
Diane Kruger, Marta Nieto und Mathieu Kassovitz sind überzeugend, die Geschichte leider nicht. Yann Gozlan spielt zu oft mit Traumwendungen und lässt den Film am Ende einen Kreis schliessen, der nicht funktionieren will.
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Fingernails
Kino / Regie: Christos Nikou
(ZFF 23-10) Ein Tag am Filmfestival laugt aus, besonders emotional. Dieser Zustand war für mich allerdings perfekt, um von «Fingernails» mitgerissen zu werden. Die schräge Liebesgeschichte von Christos Nikou ist tief berührend, genial in den Bereichen Ausstattung, Inszenierung und Kameraarbeit.
Jessie Buckley und Riz Ahmed spielen famos, jeder Blick und jede Geste ist perfekt ausgeführt – sofort lacht und weint man mit. Was für ein Highlight, welch treffende Gedanken zur Liebe.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 04.10.2023, 11:46

Ein wenig Horror zwischen den Tagen am ZFF.

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Scream and Scream Again
BD / Regie: Gordon Hessler
(Shocktober 23-01) Ein totalitärer Staat, Versuche mit toten Menschen, im Labor gezüchtete Vampire und ein verrückter Arzt mit Säurebad: «Scream and Scream Again» ist einer dieser Filme, deren Geschichte unmöglich durchgeknallt ist.
Mit Verblüffung sitzt man vor dem TV, Vincent Price, Christopher Lee und Peter Cushing haben kurze Auftritte und die englische Stimmung gestaltet alles ungelenk. Der Schnitt vermindert den Spass, dafür gibt es unfreiwillig komische Momente («My Hand!»).
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 06.10.2023, 11:19

ZURICH FILM FESTIVAL – Teil 3

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Partners
Kino / Regie: Claude Baechtold
(ZFF 23-11) Was für eine positive Überraschung! «Partners» ist eine humorvolle, lebensbejahende Dokumentation über Claude Baechtold und seine Reise durch Afghanistan mit den Journalisten Paolo Woods und Serge Michel.
Herausgekommen ist kein tristes Abbild des Landes, das zu Beginn der Nullerjahre im Krieg und Chaos versank, sondern ein persönliches Tagebuch mit menschlichen Momenten und schönen Begegnungen. Als Sahnehäubchen obendrauf gibt es Lieder von Emilie Zoé und Louis Jucker zu hören.
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How To Have Sex
Kino / Regie: Molly Manning Walker
(ZFF 23-12) Mit ihrem Debütwerk verfilmte Molly Manning Walker eigene Erfahrungen und kollektive Erlebnisse von jungen Menschen an Party-Ferienorten. «How To Have Sex» ist ein Film über Lebenslust und Konsens, mit bunten Lichtern und lauten Beats.
Was zu Beginn etwas sperrig und überzeichnet wirkte, nahm mich emotional immer tiefer rein und servierte ein Ende, das unter die Haut ging. Auch dank dem perfekt gewählten Abspannsong «Strong» von Romy.
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Hesitation Wound
Kino / Regie: Selman Nacar
(ZFF 23-13) Tülin Özen spielt als ernste und soziale Anwältin famos, den Spielfilm «Hesitation Wound» trägt sie ohne Mühe. Das macht die sperrige Inszenierung, welche Selman Nacar für seinen Film über das türkische Justizsystem gewählt hat, sehr effektvoll.
Die Geschichte ist eine treffende Analyse des aktuellen Zustands im Land und lässt ein beklemmendes Gefühl entstehen. Auch dadurch, dass das Ende offenbleibt und die Widrigkeiten übermächtig wirken.
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La Chimera
Kino / Regie: Alice Rohrwacher
(ZFF 23-14) Jeder Mensch versucht, seine Leerstellen zu füllen. Alice Rohrwacher lässt in ihrem Film «La Chimera» die Suche nach Bestätigung und Zuneigung mit Grabräubern zusammenkommen, mit realistischen Figuren und einer geerdeten Erzählweise.
Das funktioniert grossartig, wurde wunderschön gefilmt und bleibt bis zum Schluss mutig. Formale Experimente haben im Film ihren Platz, der Vierwaldstättersee wird besucht und einzelne Szenen sind Perfektion.
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About Kim-Sohee
Kino / Regie: July Jung
(ZFF 23-15) Was als Geschichte einer jungen Frau beginnt, wandelt sich zu einem Krimi, der als sozialer Thriller die Mechaniken der Arbeitswelt in Südkorea untersucht. Ein Spielfilm voller Schwere, Trauer und Schmerz.
«About Kim-Sohee» lässt Bae Doona und Kim Si-eun in den Hauptrollen zu Höchstleistungen kommen, July Jung beweist bei der Regie Feingefühl und scheut sich nicht vor lauter und direkter Kritik am System. Das geht unter die Haut.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 07.10.2023, 09:55

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Barbarian
Stream, Disney+ / Regie: Zach Cregger
(Shocktober 23-02) Geschickt konstruiert ist «Barbarian» auf jeden Fall, und serviert gleich zwei Geschichten in einer. Allerdings wusste der Film von Zach Cregger mich nicht über die gesamte Laufzeit zu überzeugen, besonders das letzte Drittel wirkte unausgearbeitet und langatmig.
Am Cast mit Georgina Campbell, Bill Skarsgård und Justin Long liegt es nicht, doch schlussendlich ist der Inhalt weder sonderlich clever noch erschreckend. Und warum genau die Thematik der sexuellen Belästigung da rein musste, konnte ich nicht nachvollziehen.
:liquid6:

ZURICH FILM FESTIVAL – Teil 4

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Saltburn
Kino / Regie: Emerald Fennell
(ZFF 23-16) Meine Erwartungen an «Saltburn» waren hoch und konnten nicht ganz eingelöst werden, wenn auch Emerald Fennell mit dem Film vieles richtig macht. Die Besetzung mit Barry Keoghan, Jacob Elordi, Rosamund Pike und Richard E. Grant ist grossartig, die Kameraarbeit fantastisch und die musikalische Untermalung sehr gelungen.
Inhaltlich konnte ich allerdings nicht nachvollziehen, warum diese Geschichte erzählt werden musste. Denn weder bietet der Spielfilm Erkenntnisse noch überraschende Elemente. Die Oberschicht ist innerlich zerfressen, what else.
:liquid8:

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Terrestrial Verses
Kino / Regie: Ali Asgari, Alireza Khatami
(ZFF 23-17) Neun kleine Sequenzen, als Dialoge aufgezogen und statisch gefilmt: Schauwerte bietet «Terrestrial Verses» wenige, dafür servieren Ali Asgari und Alireza Khatami mit ihrem gemeinsamen Film eine geschickte Kritik am unterdrückenden System im Iran.
Der Widerstand der normalen Bevölkerung im Kleinen wird portraitiert, die herrschende Macht mit ihren rückständigen Grundsätzen entlarvt. Ein packendes Erlebnis, das viel zu schnell vorbei war.
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Early Birds
Kino / Regie: Michael Steiner
(ZFF 23-18) «Early Birds» bringt endlich die beiden Lager «Netflix Originals sind alle Müll» und «Schweizer Film ist Scheisse» zusammen. Die actionreiche Produktion setzt auf hohes Tempo, ein idiotisches Drehbuch mit schlimmen Dialogzeilen und allen Klischees, die man aus Krimis des deutschen Fernsehens kennt.
Handwerklich überzeugt der neuste Streich von Michael Steiner, liefert einen fetzigen Soundtrack (Odd Beholder, Lola Boum!) und das darstellerische Duo mit Nilam Farooq und Silvana Synovia macht Laune. Der Sexismus, das hölzerne Spiel und die holprige Struktur sorgen aber dafür, dass von dem stellenweisen «Stupid Fun» vor allem «Stupid» übrigbleibt.
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Miss Americana
Stream, Netflix / Regie: Lana Wilson
Als Vorbereitung auf den Konzertfilm «TAYLOR SWIFT | THE ERAS TOUR» als Vorbereitung auf das Konzert in Zürich im Sommer 2024 – Taylor Swift hat mich endgültig als Fan gewonnen. «Miss Americana» zeigt einen intimen Einblick in das wahre Ich des Stars, von Lana Wilson geschickt zu einer Dokumentation konstruiert, die wahre Emotionen und berührende Aussagen zulässt.
She’s everything.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 08.10.2023, 14:58

ZURICH FILM FESTIVAL – Teil 5

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Hollywoodgate
Kino / Regie: Ibrahim Nash’at
(ZFF 23-19) Dank Kontakten erhielt Regisseur Ibrahim Nash’at die Möglichkeit, die neue Herrschaft der Taliban in Kabul während einem Jahr mit der Kamera zu begleiten. «Hollywoodgate» erzählt in Bildern die Geschichte der Schreckensherrschaft, begründet durch zurückgelassenes Kriegsmaterial der USA.
Solche Aufnahmen hat man bisher noch nie gesehen, allerdings schaffte es Nash’at nicht, diese zu einem packenden Film umzuschneiden. Die Dokumentation wirkt zäh und ohne Fokus, der geschaffene Kontext ist zu ungenau.
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Beyond Utopia
Kino / Regie: Madeleine Gavin
(ZFF 23-20) Aus Nordkorea zu flüchten ist sehr schwierig, trotzdem wagen es immer wieder Einzelpersonen und Familien. Madeleine Gavin beleuchtet in ihrer Dokumentation einzelne Schicksale, die mithilfe eines Pastors aus Südkorea in die Freiheit zu gelangen versuchen.
«Beyond Utopia» nutzt dazu aus Nordkorea geschmuggelte Aufnahmen in schlechter Auflösung, Handyfotos und Personenaussagen. Das ist emotional sehr übertrieben konstruiert und zeigt zu wenig vom alltäglichen Leben im Land, berührt aber mit den Interviews.
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Bottlemen
Kino / Regie: Nemanja Vojinović
(ZFF 23-21) Aus der Wiege des Lebens wurde eine der grössten Müllhalden der Welt: In Vinča (Serbien) versuchten Leute jahrelang als «Bottlemen» den Lebensunterhalt zu bestreiten, was von Nemanja Vojinović in seiner Dokumentation festgehalten wurde.
Ein Film, der mit den Aufnahmen beeindruckt und die Personen ehrlich darstellt, für mich aber zu verzettelt und emotional zu manipulativ inszeniert wurde. Dafür wurde bei Sounddesign und Schrifteinblendungen auf gute Qualität geachtet.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 10.10.2023, 07:42

ZURICH FILM FESTIVAL – Teil 6

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Passages
Kino / Regie: Ira Sachs
(ZFF 23-22) Mit «Passages» untersucht Ira Sachs ungewohnte Formen von Liebesbeziehungen und die Auswirkungen auf Personen und Gesellschaft. Von Franz Rogowski, Ben Whishaw und der immer umwerfenden Adèle Exarchopoulos perfekt gespielt, in schönen Bildern gedreht und voller emotionaler Momente weiss der Film zu gefallen.
Schlussendlich ist die Geschichte vor allem ein Porträt eines Mannes, der sich egoistisch und toxisch durch sein Leben bewegt, bietet aber doch einige Denkanstösse und eine der besten Szenen am Esstisch seit langem.
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Evil Does Not Exist
Kino / Regie: Ryusuke Hamaguchi
(ZFF 23-23) Die Höhen von «Drive My Car» erreicht Ryusuke Hamaguchi mit dem ruhigen und introvertierten Film «Evil Does Not Exist» nicht, regt aber zum Nachdenken über unsere Lebensweisen und Verbindungen zur Natur an.
Musik und Kameraarbeit gehen eine starke Symbiose ein, Ayaka Shibutani ist in ihrer Rolle ein Highlight und der harsche Schluss wirkt wie ein lauter Knall. Trotzdem fehlte mir stellenweise die Intensität.
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The Zone Of Interest
Kino / Regie: Jonathan Glazer
(ZFF 23-24) Selten habe ich einen solch intensiven, grausamen und beeindruckenden Film gesehen. Jonathan Glazer ist mit «The Zone Of Interest» endlich wieder zurück und liefert ein Manifest über das Böse im Menschen ab, das lange nachhallt.
Christian Friedel und Sandra Hüller spielen in den Hauptrollen eindringlich, die Musik von Mica Levi lässt den wahren Horror laut werden und die technische Inszenierung ist perfekt gewählt. Ein wichtiger, schwieriger und grossartiger Film über den Holocaust.
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Cellar Dweller
BD / Regie: John Carl Buechler
(Shocktober 23-03) Mit Kunst und Zeichnungen gegen das Böse? Bei «Cellar Dweller» sind die Waffen ungewohnt, das Monster nett und die Charaktere, nun ja, interessant. John Carl Buechler lässt eine trashige Stimmung entstehen, bei der das Kunstverständnis in Frage gestellt wird.
Da die Schockmomente dröge ausfallen und die Story hinkt, bleibt der Spass aber auf Sparflamme.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 11.10.2023, 20:40

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27 Storeys
Stream, Festival Scope / Regie: Bianca Gleissinger
(ZFF 23-25) Das Konzept und die Ausführung der Wohnsiedlung Alterlaa in Wien ist sehr interessant, zu gerne würde ich die Überbauung einmal besuchen. Mit dem Dokumentarfilm «27 Storeys» bietet Bianca Gleissinger einen Einblick in den Alltag, inklusive vieler persönlicher Verknüpfungen.
Das ist unterhaltsam und intim, bietet aber vor allem oberflächliche Kommentare. Eine Vertiefung zur Architektur, der Vision und dem heutigen Zustand fehlt leider – wie auch eine Behandlung der kritischen Stimmen.
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Muere, monstruo, muere
BD / Regie: Alejandro Fadel
(Shocktober 23-04) Sperrig und ohne viele Erklärungen behandelt Alejandro Fadel in seinem mysteriösen Film «Muere, monstruo, muere» das Thema der Isolation. Wundervoll gefilmt, mit beklemmender Stimmung und Horrorelementen versehen, weiss die Produktion zu überzeugen, muss aber aktiv erarbeitet werden.
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La madre muerta
BD / Regie: Juanma Bajo Ulloa
(Shocktober 23-05) Entrückt und gnadenlos ist die Welt, die Juanma Bajo Ulloa mit «La madre muerta» präsentiert. Themen der Liebe, Zuneigung und Familie werden beklemmend dargestellt, Gothic Thriller und Horror-Drama finden in der Geschichte zusammen.
Tolle Kamerafahrten, gelungene Setpieces und das eindringliche Spiel machen viel von der Faszination aus, stimmungsmässig erhält auch die absurde Komik ihren Raum.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 13.10.2023, 16:10

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Dead Girls Dancing
Stream, Festival Scope / Regie: Anna Roller
(ZFF 23-26) Das Licht, die langen Sommertage, die emotionale Unsicherheit und das intensive Gefühl der Freundschaft: Anna Roller fängt mit ihrem Debütfilm «Dead Girls Dancing» eine real wirkende Stimmung ein, die durch wunderbares Sounddesign und starke Kameraarbeit greifbar wird.
Da stört es wenig, zerfasert sich die Geschichte um eine Gruppe junger Frauen, die in Italien Abenteuer und Sinn suchen. Gerne lässt man sich von den Vibes davontragen. Leider waren einige Sequenzen sehr dunkel.
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Le viol du vampire
BD / Regie: Jean Rollin
(Shocktober 23-06) Ohne Geld und ohne Vorwissen inszenierte Jean Rollin seinen ersten Film und liess für «Le viol du vampire» zwei Kurzfilme zu einer grösseren Erzählung zusammenkommen. Wobei, wirklich Sinn macht die Geschichte nie und den roten Faden zu finden gestaltet sich schwierig.
Stimmungsmässig weiss die Low-Budget-Produktion mit sehr billiger Ausstattung aber zu gefallen und bietet alle Eurotrash-Elemente, die nötig sind. Nackte Brüste, Blut, mysteriöses Gehampel und Nachtszenen, die bei hellem Tageslicht gedreht wurden – gute Vorzeichen für Rollins Karriere.
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The Werewolf
BD / Regie: Fred F. Sears
(Shocktober 23-07) Der Wolfmann, verwandelt durch Wissenschaft und Wut. «The Werewolf» bewegt sich fernab den üblichen Erzählweisen des Monsterfilms und wirkt wie eine Kombination aus Film Noir und Western.
Dank der sicheren Hand von Regisseur Fred F. Sears und dem guten Spiel weiss der Film sehr zu gefallen und liefert wunderbar eingefangene Gesprächsmomente; das offensichtliche Day For Night darf man getrost übersehen.
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Dolls
BD / Regie: Stuart Gordon
(Shocktober 23-08) Ein grosser Spass, obwohl alles an «Dolls» eigentlich doof ist. Aber zu sehen, wie sich die Puppen mit ihren grotesken Fratzen genüsslich an den Menschen vergreifen und diese blutig umbringen, hat seinen Reiz.
Stuart Gordon liefert einige gute Momente und Bilder ab, die herrlichen Beschimpfungen gegenüber dem Kind und Stephen Lee als kindlicher Angsthase machen Laune.
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Thirst
Stream, Mubi / Regie: Park Chan-Wook
(Shocktober 23-09) Ich bin immer wieder fasziniert, welch grossartige Bilder Park Chan-Wook in seinen Filmen unterbringt – auch «Thirst» kann eine fantastische Kameraarbeit von Jeong Jeong-hun und Yu Eok vorweisen.
In all diesen fesselnd inszenierten Szenen entfaltet sich eine Geschichte über Begierde und Lust, mit blutigem Sex und mit einer gelungenen Mischung aus Horror, Drama und Komik. Ein Vampirfilm, der sich für viele gesellschaftliche Themen und Konflikte interessiert.
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Zombies Of Mora Tau
BD / Regie: Edward L. Cahn
(Shocktober 23-10) Mehr als zehn Jahre vor dem Zombie-Erfolg von George Romero liessen Produzent Sam Katzman und Regisseur mit Algen verzierte Untote umherwandeln. «Zombies Of Mora Tau» kombiniert den Schrecken mit einem Schiffswrack voller Diamanten, einem Afrika ohne POC und streitlustigen Frauen.
Besonders die Unterwasserszenen und die Momente mit der Zombie-Meute machen Laune, der Rest des Filmes wirkt etwas zahm und träge. Kameraarbeit und Spiel sind aber für diese Art von Produktion gelungen.
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The Giant Claw
BD / Regie: Fred F. Sears
(Shocktober 23-11) Ein Horror-Kreaturen-Science-Fiction-Schocker, der sich mit schlimmen Spezialeffekten herumschlagen muss. «The Giant Claw» wurde von Fred F. Sears kompetent inszeniert, weiss neben den Genre-üblichen Zutaten aber keine frischen Ideen auf die Leinwand zu bringen.
Spätestens wenn der grosse Vogel mit seinem leicht doof wirkenden Gesicht in die Kamera schaut, muss man unfreiwillig lachen. Da haben andere Kaiju-Filme aus der Zeit mehr Wucht.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 14.10.2023, 09:10

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Taylor Swift: The Eras Tour
Kino / Regie: Sam Wrench
What a time to be alive!
Ich bin sehr glücklich darüber, das Zeitalter von «The Eras Tour» miterleben zu können. Was für eine Energie, was für Musik. Schaut euch den Konzertfilm im Kino an, das mehr als beeindruckende Liveerlebnis von Taylor Swift wurde durch Sam Wrench perfekt eingefangen und reisst emotional mit.
Zürich 2024, I am ready!
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von StS » 14.10.2023, 10:13

Nach meinem Konzert im nächsten Jahr schau ich mir den Film an, da so etwas meist "aufregender" in Szene gesetzt ist als man es in der Realität empfindet (ohne Editing, Hochglanz, man ist nicht so hautnah dran etc.)...

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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 14.10.2023, 13:03

Das ist so, der Film zeigt die Choreografie, Inszenierung und Details der Show sehr gut - und konnte bei mir die Vorfreude auf das Live-Erlebnis stark steigern. Es macht auf jeden Fall Spass, den Film in einem Kino mit geiler Soundanlage zu geniessen. Da konnte ich nicht so lange warten. :D
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 15.10.2023, 09:57

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Torture Garden
BD / Regie: Freddie Francis
(Shocktober 23-12) Wo ist denn hier der Garten, und welche Folter findet statt? Der Titel zielt an diesem Anthologie-Film komplett vorbei, die abgefahrenen Kurzgeschichten von Robert Bloch, welche für den Film von Freddie Francis verwendet wurden, machen trotzdem Spass.
«Torture Garden» liefert Gedanken kontrollierende Katzen, unsterbliche Androiden-Schauspieler, verrückte Poe-Sammler und mörderische Konzertflügel. Das ist selten gruselig oder blutig, dafür durchgeknallt und bunt.
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The Eternal Daughter
Kino / Regie: Joanna Hogg
Joanna Hogg wagt sich an ihre Version einer stimmungsvollen Gothic-Geschichte und lässt Tilda Swinton in einer Doppelrolle gegen die eigenen Geister der Vergangenheit anspielen. «The Eternal Daughter» ist ein intimer, persönlicher und emotionaler Film über familiäre Liebe und Beziehungen, über Verlust und Reue.
Wunderschön gefilmt, langsam im Aufbau und sehr vielschichtig: Noch lange nach dem Verlassen des Kinos kreisen Gedanken und Überlegungen zur Thematik und der Geschichte im Kopf herum.
(Gesehen im Filmpodium Zürich in Anwesenheit von Joanna Hogg)
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 18.10.2023, 15:41

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Globi und der Schattenräuber
Kino / Regie: Robi Engler
Seien wir ehrlich, der Film hätte eine tiefere Wertung verdient, das Seherlebnis bei der Jubiläumsvorstellung im Kino machte aber viel Spass. Zugegebenermassen habe ich mehr über «Globi und der Schattenräuber» als mit ihm gelacht und «The Most Beautiful Song» von Lunik bleibt wohl für immer als Ohrwurm haften, aber was solls.
Der von Robi Engler inszenierte Animationsfilm verfehlt sonst alles. Die Geschichte ist konfus, Globi ist bloss eine Nebenfigur, der Animationsstil wirkt unpassend und die Dialoge sind wirr. Viele Momente passieren ohne Folgen, die Auflösung der Geschichte ist einfach. Da muss hinter den Kulissen einiges schiefgelaufen sein.
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The Crazies
BD / Regie: George A. Romero
(Shocktober 23-13) Wild und laut geht es bei «The Crazies» zu und her, die US-amerikanische Armee wird als chaotischer Haufen präsentiert, die Angst vor Willkür und Kontrolle wird greifbar gemacht.
Dank der realistisch gehaltenen Inszenierung und dem dreckigen Look wirkt der Film von George A. Romero intensiv und atemlos. Das Schauspiel und die Effekte sind unterdurchschnittlich, dafür ist die Schutzanzugsoptik schon fast ikonisch.
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The Killing Of A Sacred Deer
Stream, Filmingo / Regie: Yorgos Lanthimos
Unheimlich sind die langsamen Zooms, karg und dissonant die musikalische Untermalung, ungewohnt die Kamerapositionen: Von den ersten Minuten an sorgt Yorgos Lanthimos mit seinem Thriller «The Killing of a Sacred Deer» für Spannung und Unwohlsein, was sich am Ende in blutigen Handlungen entlädt.
Die Geschichte über Kontrolle, Reinheit und der Suche nach Füllung von Leerräumen im Leben lässt die Charaktere wie in einem Theater agieren, nimmt deren Verlangen als Auslöser extremer Handlungen und ist in jeder Szene aufwühlend, rätselhaft und brutal.
Genial gespielt von Barry Keoghan, Colin Farrell und Raffey Cassidy ist der Film eine entrückte Erfahrung, die fesselt und nicht mehr loslässt. Und hält sogar Songs von Ellie Goulding bereit.
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La Nuit des traquées
BD / Regie: Jean Rollin
(Shocktober 23-14) Zuerst als «Erwachsenenfilm» erdacht, erweiterte Jean Rollin «La Nuit des traquées» zu einem Horror-Thriller mit viel nackter Haut. Durch das Setting des sterilen Bürogebäudes und den Science-Fiction-Elementen ist die Geschichte angenehm anders, kann aber selten überzeugen.
Dem Drehbuch fehlt der Fokus, das Schauspiel ist auf tiefem Niveau und die Sexszenen dauern unangenehm lange. Einige Szenen wissen zu überzeugen (Zugdepot), das Gesamtresultat war für mich aber zu durchwachsen und ziellos.
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Horrors of Malformed Men
BD / Regie: Teruo Ishii
(Shocktober 23-15) Fünfzig Jahre lang wurde «Horrors of Malformed Men» vom Studio selbst unter Verschluss gehalten, und nach der Sichtung weiss ich etwa, wieso. Der Film von Teruo Ishii ist voller schlimmer Ideen, Taten und menschlichen Monstern; Operationen, Verstümmelung und Inzest treiben die Geschichte voran.
Durch die bunte Ausstattung, die Tanzelementen und die grosse Kreativität ist der Film sehr gelungen, einen starken Magen sollte man aber zur Sichtung mitbringen. Und lange Expositionsdialoge ertragen können.
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The Boogeyman
Stream, Disney+ / Regie: Rob Savage
(Shocktober 23-16) Ein erster üppiger Studiofilm von Rob Savage, da bin ich dabei. «The Boogeyman» macht aus der Kurzgeschichte von Stephen King gruslige Unterhaltung mit viel Anspannung und ausgelutschter Geschichte.
Während das letzte Drittel des Filmes inhaltlich abstürzt, wissen Kameraarbeit und Beleuchtung, Elemente wie die Mondlampe und Sophie Thatcher in der Hauptrolle sehr zu gefallen.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von Vince » 18.10.2023, 20:03

Danke für den Boogeyman-Tipp, wusste gar nicht, dass es den auf Disney gibt (neu im Programm, nehme ich an).
Mit Crazies habe ich irgendwie so meine Probleme, weiß auch nicht genau warum. Sacred Deer mochte ich auch sehr, auch bei Malformed Men geh ich mit. Aber bei Night of the Hunted sind wir komplett auseinander. Ist sicher alles nicht falsch, was du schreibst, aber du unterschlägst ja all die guten Sachen am Film. Diese komplett unwirkliche Atmosphäre, die für so einen B-Streifen ziemlich raffinierte Story und vor allem das Ende, das gehört sogar zu meinen liebsten Auflösungen überhaupt, wenn wir von dieser Sorte Film sprechen.

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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 19.10.2023, 07:53

Die Geschichte bei «La Nuit des traquées» fand ich sinnlos zusammengeklatscht ohne stringente Atmosphäre oder fesselnde Entwicklung. Ja, das Ende war nett, aber ich war vom Film vor allem gelangweilt - wenn auch einzelne Elemente (Science Fiction, Büro-Setting, Sounds) toll waren. Aber bisher ist es der einzige Absturz von Rollin-Veröffentlichungen für mich. :D
Rollin selbst hasste den Film und sagte über den Inhalt, dass es ohne wirkliche Planung gefilmt wurde. Eher eine improvisierte Sache, als eine durchdachte Story. So zumindest laut dem Booklet von Indicator.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 21.10.2023, 09:54

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Que ta joie demeure
Stream, Mubi / Regie: Denis Côté
Aus dem monotonen Rhythmus wird Poesie: Denis Côté unterzieht den Alltag von Fabrikarbeiter:innen in seiner Dokumentation «Que ta joie demeure» einer künstlerischen Transformation und lässt die dreckige Realität auf gestelltes Drama treffen.
Ein interessanter Ansatz, der die Menschlichkeit hervorbringt und mit sehr gelungenen Aufnahmen ausgestaltet wurde.
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Un couteau dans le cœur
Stream, Mubi / Regie: Yann Gonzalez
(Shocktober 23-17) Giallo-Hommage, Nostalgietrip in die Siebzigerjahre und eine andere Sicht auf die Gay-Porno-Industrie der damaligen Zeit: «Un couteau dans le cœur» verbindet all diese Thematiken auf fesselnde Weise.
Die Stimmung, welche Yann Gonzalez erzeugt, ist grossartig und erinnert durch Optik und Musik an die Filme von Bertrand Mandico (der hier eine Nebenrolle spielt). Die Brutalität wird verzaubert, das Leben zum ätherischen Rätsel. Was für eine positive Überraschung.
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The Black Phone
Stream, Netflix / Regie: Scott Derrickson
(Shocktober 23-18) Niemals hätte ich gedacht, dass mich «The Black Phone» stark mitnehmen würde. Die Gewalt, welche die Kinder in der Geschichte erfahren müssen, traf mich und diverse übernatürlichen Elemente gruselten mich.
Scott Derrickson liefert mit dem Horrorfilm aber nichts Neues ab, sondern eine handwerklich gelungene Mischung aus Mystery, Horror und Fantastik. Dank Ethan Hawke, besonders Madeleine McGraw und der Optik wurde ich sehr gut unterhalten.
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The Wonderful Story of Henry Sugar
Stream, Netflix / Regie: Wes Anderson
Ich muss aufhören, es will nicht mehr funktionieren. Die Art von Wes Anderson, Filme zu inszenieren und zu erzählen hat für mich jeglichen Reiz verloren und entlarvt sich bloss als Aufrechterhaltung einer zur Marke verkommenen Stilistik.
Der Kurzfilm «The Wonderful Story of Henry Sugar» überzeugte mich trotz Handwerk und Besetzung nicht, das Spiel und die Geschichte langweilten mich sogar. Tja, es wird wohl Zeit für ein Rewatch von «Moonrise Kingdom».
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The Addiction
BD / Regie: Abel Ferrara
(Shocktober 23-19) Gleich mit dem Titel macht Abel Ferrara keinen Hehl daraus, dass er bei «The Addiction» mit Vampirismus die Drogensucht darstellt. Das New York City der Neunzigerjahre wird zum schmutzigen Sündenpfuhl, gefilmt in kontrastreichem Schwarzweiss; Lili Taylor und Christopher Walken beissen.
Mit einem philosophischen Überbau versehen und mit diversen Bildern realer Grausamkeiten angereichert, wirkt der Film stets unangenehm und mit Bedeutungen aufgeladen. Das ist platt, aber auch angenehm ungewohnt.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von Vince » 21.10.2023, 17:36

Versuch es trotzdem nochmal mit den anderen drei Kurzfilmen (insbesondere dem mit der Ratte). Die sind zwar stilistisch identisch, deren Stories aber wegen der kurzen Laufzeit packender und unterhaltsamer präsentiert.

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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 22.10.2023, 09:27

Ehrlich gesagt habe ich aktuell absolut keine Lust, mir diese Kurzfilme noch anzusehen oder mich erneut mit Anderson zu beschäftigen. Eventuell zu einem späteren Zeitpunkt, oder als Lückenfüller. :|
Dinge zu schauen, auf die man sich freut (aus welchen Aspekten auch immer), erscheint mir aktuell sinnvoller. :wink:
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