Filmtagebuch: deBohli
Moderator: SFI
Re: Filmtagebuch: deBohli
Ich habe das Gefühl, "Moonrise Kingdom" und "Grand Budapest Hotel" waren Andersons künstlerische Highlights, danach ging es leider bergab.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Handwerklich und inszenatorisch ist Anderson immer grossartig, doch seit "The French Dispatch" bin ich seiner Erzählweise und Darstellungsform überdrüssig. Vielleicht ändert sich das wieder, wenn nicht, auch egal.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Killers Of The Flower Moon
Kino / Regie: Martin Scorsese
Die epische Länge, das bedächtige Tempo und das grandiose Schauspiel (besonders von Lily Galdstone): «Killers Of The Flower Moon» ist ein sehr gut gemachter Film und Martin Scorsese beweist ein weiteres Mal, dass er als Regisseur sein Schaffen schon lange perfektioniert hat.
Wirklich umgehauen hat mich diese Aufarbeitung der schrecklichen Verbrechen an den Osage allerdings nicht. Der Geschichte fehlt der Fokus, die Emotionalität sprang nicht immer über und die Aussagen waren letztendlich platt.
The Mad Magician
BD / Regie: John Brahm
(Shocktober 23-20) Technische Konstruktionen, die tödlich sind; Identitätswechsel mit täuschend echten Masken – nein, wir sind hier nicht bei «Mission Impossible», sondern beim Kampf eines Magiers um Anerkennung. «The Mad Magician» lässt Vincent Price dem mörderischen Wahn verfallen.
Zwar wird zu wenig gezaubert, die Tötungen sind dafür brutal und John Brahm hat den Film in kompakter Form auf die Leinwand gebracht. Ein netter Snack für Zwischendurch.
The Prophecy
DVD / Regie: Gregory Widen
(Shocktober 23-21) Gregory Widen macht keinen Hehl daraus, dass er jegliches Stil-Klischee der Neunzigerjahre in «The Prophecy» verbaut hat. Das passt zur wilden Geschichte über den Krieg zwischen den Engeln und stachelt den illustren Cast um Christopher Walken, Virginia Madsen, Viggo Mortensen und Amanda Plummer zu übertriebenen Darbietungen an.
Ein Film, der viel mehr Spass macht, als er eigentlich sollte und besonders durch Walkens Coolness überzeugt. Darf gerne mit «Stigmata» (Rupert Wainwright, 1999) oder «End Of Days» (Peter Hyams, 1999) kombiniert werden.
The Omen
DVD / Regie: Richard Donner
(Shocktober 23-22) Das Kind des Teufels! Mit dem Mahl auf dem Kopf! In den Siebzigerjahren muss «The Omen» ziemlich einschüchternd gewesen sein, heute überzeugt der Film durch die gute Struktur, die überraschend brutalen Morde und das düstere Ende.
Von Richard Donner gedreht, wurde die Geschichte um Damian zu einem Klassiker und liefert einen interessanten Einblick in den damaligen Glauben und Umgang mit der Kirche.
Leprechaun 3
DVD / Regie: Brian Trenchard-Smith
(Shocktober 23-23) Was macht man, wenn man zu wenig Ideen, Geld und Talent hat? Eine DTV-Fortsetzung wie «Leprechaun 3». Brian Trenchard-Smith lässt den Kobold im passenden Setting von Las Vegas wüten, füllt die Laufzeit mit langweiligen Nebenplots und verzichtet zu oft auf Blut.
Das macht stellenweise Spass und Lee Armstrong ist als Tammy sympathisch, aber nicht einmal mehr Warwick Davis wirkt in der Titelrolle vom Unterfangen überzeugt.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Messiah Of Evil
BD / Regie: Willard Huyck, Gloria Katz
(Shocktober 23-24) «Messiah Of Evil» ist ein schauriger Traum aus Wahnsinn, Pop Art und Unberechenbarkeit. Der Horrorfilm von Willard Huyck und Gloria Katz liefert viele Zitate aus dem Kunstbereich, lässt die Geschichte um Zombies ungewohnt passieren und bricht mit diversen Konventionen.
Bilder, denen man sich hingeben muss, eine Story, welche durch die unzuverlässige Erzählerin ohne absolute Richtigkeit dargelegt wird. Eine echte Entdeckung.
Misterios de ultratumba
BD / Regie: Fernando Méndez
(Shocktober 23-25) Nicht nur suchen die Figuren in «Misterios de ultratumba» nach einer Möglichkeit, die Seele aus dem Totenreich zurückzuholen, es mischen zusätzlich Wahnsinnige und Entstellte mit.
Der Film von Fernando Méndez ist überraschend, packend und mit vielen optischen Elementen des Expressionismus inszeniert. Ein grosser Gruselspass aus Mexiko, besonders im letzten Drittel.
Anatomie d’une chute
Kino / Regie: Justine Triet
Im vorzüglich inszenierten und sehr spannungsgeladenen Gerichtsdrama «Anatomie d’une chute» interessiert sich Justine Triet nicht für die absolute Wahrheit, sondern unsere Sichtweisen auf Taten und Menschen.
Wie werden Meinungen und Realitäten gebildet, wie lassen sich Handlungen schlüssig nachvollziehen? Sandra Hüller brilliert in der Hauptrolle, die Kameraführung ist sehr gelungen und die Struktur bis zur letzten Einstellung durchdacht. Ein Film, der diskutiert werden will, eine grosse Leistung.
(Vorpremiere im Arthouse Le Paris in Anwesenheit von Sandra Hüller.)
El espejo de la bruja
BD / Regie: Chano Urueta
(Shocktober 23-26) Hexen suchen Rache an gewalttätigen Männern, ein Spiegel wird zum Portal in die Totenwelt, ein verrückter Arzt stiehlt Leichen, um seine Frau zu verschönern. Was beim mexikanischen Gruselfilm «El espejo de la bruja» zusammenkommt, ist wunderbar.
Der Film überrascht, unterhält und liefert einige tolle Trickmomente ab. Die Bilder sind in kontrastreichem Schwarzweiss gehalten und passen perfekt in den Herbst. I like.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
El barón del terror
BD / Regie: Chano Urueta
(Shocktober 23-27) 300 Jahre nachdem ein Baron von der Inquisition auf dem Scheiterhaufen hingerichtet wurde, kehrt er als Wesen aus dem All zurück, um Rache zu nehmen. Wie bitte? Ja, «El barón del terror» ist eine krude Mischung aus Horror und «The Twilight Zone», mit einer Prise Science-Fiction und mexikanischem Flair.
Das Monster ist wunderbar absurd, die von Chano Urueta präsentierte Geschichte leider lahm. Im Gegensatz zu seiner Arbeit bei «El espejo de la bruja» (1962) fehlen die Überraschungen und das inszenatorische Flair, wenn auch die auf Tücher gedruckten Hintergründe ihren Charme haben.
Bodies Bodies Bodies
BD / Regie: Halina Reijn
(Shocktober 23-28) Willkommen in der Gegenwart, lieber Horrorfilm. «Bodies Bodies Bodies» verpackt ein Murder-Mystery mit Slasher-Aspekten geschickt in eine sehr gelungene Optik, in zeitgenössische Dialoge und real wirkende Figuren.
Es macht viel Spass, Amandla Stenberg, Maria Bakalova, Rachel Sennott und den andern beim Spielen, Streiten und Feiern zuzusehen. Und Glowsticks sind halt immer grossartig!
Hungry Wives (Season Of The Witch)
BD / Regie: George A. Romero
(Shocktober 23-29) Kritik am patriarchalen System der Ehe, Hexen-Grusel und experimentelles Filmemachen kommen bei «Hungry Wives» (auch als «Season Of The Witch» bekannt) zusammen. George A. Romero kann keinen Aspekt zur vollen Zufriedenheit ausarbeiten und wurde wohl durch Budgeteinschränkungen blockiert.
Reizvoll ist der Film aber dank seiner wilden Anfangsszene, den satirischen Momenten und dem Siebzigerflair, das hervorragend zur Geltung kommt.
There’s Nothing Out There
Stream, Mubi / Regie: Rolfe Kanefsky
(Shocktober 23-30) Ein Horrorfilm als Meta-Parodie auf das eigene Genre? «There’s Nothing Out There» nimmt vorneweg, was «Scream» einige Jahre später mit globalem Erfolg auf die Leinwand bringen würde. Das Regiedebüt von Rolfe Kanefsky blieb ein Kuriosum, ein Low-Budget-Vergnügen und Trash-Spass.
Gore-Momente, nackte Haut und Verweise auf viele Filme machen das Geschehen unterhaltsam, zugleich lässt sich Kanefskys späterer Karriereschritt zum Erotikfilm bereits ablesen.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
The Ghost Ship
BD / Regie: Mark Robson
(Shocktober 23-31) Nein, Geister gibt es in diesem Thriller keine. Sehr wohl aber Momente der Hochspannung und diverse Tote. «The Ghost Ship» gilt zwar als RKO Horrorfilm und weiss einiges über Machtstrukturen, toxische Männlichkeit und verstecke Zuneigung zu erzählen, schockierend ist das nicht.
Die Inszenierung von Mark Robson hingegen ist sehr gelungen und stimmungsmässig.
The Killer
Kino / Regie: David Fincher
Wie wenig Story, passt in einen Actionfilm? «The Killer» beweist: Sehr wenig. So liefert David Fincher einen technisch grandios ausgeführten Thriller ab, mit tollen Bildern von Erik Messerschmidt und einer phänomenalen Tonmischung (Score von Trent Reznor und Atticus Ross, Bässe, Needle Drops), der aber keine Nahrung für den Geist bietet.
Michael Fassbender passt in die Hauptrolle, der Nervenkitzel ist vorhanden, die Details stimmen (Yoga-Posen, Kette der Fehlentscheidungen) – aber satt wird man bloss kurz. Warum es unbedingt Lieder von «The Smiths» sein mussten, kann ich beim heutigen Verhalten von Morrissey ebenfalls nicht nachvollziehen. Das Geld hätte ein besserer Mensch verdient – egal, was die Wahl über den Charakter erzählt.
Support The Girls
Stream, Mubi / Regie: Andrew Bujalski
Die Geschichte über Kapitalismus und Unterdrückung im Arbeitssystem, welche Andrew Bujalski mit seinem Spielfilm «Support The Girls» erzählt, ist sehr wichtig – doch leider konnte mich der Film emotional nicht packen.
Die Freude, Regina Hall, Haley Lu Richardson und Dylan Gelula zusehen zu dürfen, war da, die Faszination, welche zum Beispiel bei «Computer Chess» (2013) erlebte, blieb aber aus.
La maldición de la Llorona
BD / Regie: Rafael Baledón
(Shocktober 23-32) Abel Salazar hatte den richtigen Riecher und genügend Talent, um die Filmindustrie Mexikos in den Fünfziger- und Sechzigerjahren wachzurütteln. Als Produzent und Darsteller bei «La maldición de la Llorona» wurde unter der Regie von Rafael Baledón nicht bloss das alte Schauermärchen erneut auf die Leinwand gebracht, sondern genial erweitert.
Der Fluch, die Toten, das grosse Haus mit Glockenturm, die Rückblenden in weitere Filme, die impressionistischen Bilder, das Spiel und die Kulissen – alles ein Fest und fernab den ausgetretenen Pfaden.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Bei The Killer werde ich auf Netflix warten (weiß nicht mal, ob der überhaupt in meiner Nähe läuft), aber da freu ich mich schon drauf. Mit der Mexico-Box müsste ich eigentlich auch mal weitermachen jetzt...
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Ich bin froh, haben die Kinos hier den Film im Programm - der Sound war echt nice, da wäre mein TV-Ton nicht so eindrücklich gewesen.
Und yes, die Box ist wirklich super. Habe keine solch guten Filme erwartet und lechze nun nach weiteren solchen Veröffentlichungen. Material gäbe es ja genug.
Und yes, die Box ist wirklich super. Habe keine solch guten Filme erwartet und lechze nun nach weiteren solchen Veröffentlichungen. Material gäbe es ja genug.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Big Trouble In Little China
Kino / Regie: John Carpenter
Dass John Carpenter einen solch verrückt bunten und witzigen Film gedreht hat, bleibt erstaunlich. Leider aber wollte mich «Big Trouble In Little China» nicht komplett überzeugen – und die rassistischen Elemente lassen sich nicht wegdiskutieren.
Kurt Russell und Kim Cattrall sind wunderbar, das Design sehr gelungen und besonders die erste Hälfte ein abgefahrener Spass. Dann aber geht dem Film etwas die Luft aus.
Dead Heat
Kino / Regie: Mark Goldblatt
(Shocktober 23-33) Wie jetzt, Cops als Zombies, Vincent Price als untoter Mogul und blutige Goremomente? «Dead Heat» von Mark Goldblatt ist ein Film, der wohl nur in den Achtzigerjahren entstehen konnte. Der Rausch des weissen Pulvers ist zu spüren, die Geschichte hanebüchen.
Treat Williams, Joe Piscopo und Lindsay Frost geben doofe Sprüche von sich, es wird herumgeballert und am Ende sind alle tot. Ok.
Baghead
Stream, Mubi / Regie: Jay Duplass, Mark Duplass
(Shocktober 23-34) Mublecore trifft auf Horror, Meta-Aspekte auf das Thema des DIY-Filmemachens: «Baghead» ist eine Geschichte über Freundschaft und die Liebe zum Film, mit Greta Gerwig prominent besetzt und geschickt erzählt.
Die Wendungen sind überraschend und die Szenen wirken real. Wirklich spannend ist aber der Kontext des Filmes von Jay und Mark Duplass.
It Comes At Night
BD / Regie: Trey Edward Shults
(Shocktober 23-35) «It Comes At Night» spielt mit den Erwartungen und der Wahrnehmung. Als Zuschauer wird man über die Hintergründe nicht aufgeklärt und muss sich in der Welt selbst zurechtfinden. Das funktionierte für mich wunderbar und Trey Edward Shults konnte eine angespannte Stimmung erzeugen.
Der Cast mit Joel Edgerton, Christopher Abbott und Riley Keough spielt super, die Bilder sind sehr schön anzusehen und der Schrecken, der in der Nacht kommt, kennen wir wohl alle. Was ist wirklich passiert und was ist Fantasie? Der Film schweigt.
Trouble Every Day
Stream, Mubi / Regie: Claire Denis
(Shocktober 23-36) Der französische Erotikthriller trifft auf Claire Denis Variation einer Vampirgeschichte: «Trouble Every Day» ist ruhig, herausfordernd und erschreckend. Das Blut fliesst, die Menschlichkeit geht verloren.
Eine andersartige und aufreibende Analyse von Liebesbeziehungen und Verlangen.
Totally Killer
Stream, Amazon / Regie: Nahnatchka Khan
(Shocktober 23-37) Dieser Film ist Spass pur! Nahnatchka Khan lässt uns mit «Totally Killer» in die Slasher der Achtzigerjahre zurückreisen und serviert eine bunte und energetische Erzählung, die mich wunderbar unterhalten hat.
Kiernan Shipka ist awesome in der Hauptrolle, die Sprüche zu den ehemaligen Verhaltensweisen sitzen und der Konflikt der Epochen amüsant dargestellt. Solch etwas darf es gerne öfters geben.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Totally Killer hat mich totally angeödet. Vor allem das politisch korrekte Geblubber der Hauptfigur angesichts der 80er fand ich totsterbenslangweilig, weil unfassbar vorhersehbar. Hab dann viel gespult, auch weil ich die Hauptfigur allgemein irgendwann nicht mehr ertragen habe, und das Ende verpennt. Die Idee klang gut, das wars dann imo auch schon.
In diesem Sinne:
freeman
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Ich fand die Demontage der sexistisch-rassischten Klischees der Slasherfilme aus jener Zeit das reizvolle am Film. Endlich inszenierte jemand nicht bloss ein sinnloses Nostalgiefest. Ein Film, der für mich sehr gut aufzeigt, dass die heutige Generation so viel bewusster und weiter ist, als ich es in dem Alter war. Von meinen Eltern ganz zu schweigen.
Un autre monde
Stream, Filmingo / Regie: Stéphane Brizé
Ein Hoch auf den menschenzerstörenden Kapitalismus, ein Hurra auf die zermürbende Arbeitswelt. Stéphane Brizé lässt kein gutes Haar an der Managerebene von Konzernen und lässt Vincent Lindon in der Hauptrolle grosse Momente spiele.
«Un autre monde» ist ein realistisch wirkender Film über Gier und Fehlentscheidungen, über Profitsucht und Ausbeutung – im Kleinen, wie auch im grossen Rahmen.
The Most Dangerous Game
BD / Regie: Ernest B. Schoedsack, Irving Pichel
(Shocktober 23-38) Ernest B. Schoedsack und Irving Pichel benötigten nur eine Stunde, um mit «The Most Dangerous Game» einen der Grundsteine im Kino für Genrefilme zu schaffen. Eine Abenteuergeschichte mit Schrecken, eine Prise Horror und durchgehender Spannung.
Die Sets sind gross und schön gestaltet, die Jagd ist packend und die Ausleuchtung der Szenen sehr gelungen. Ein Meilenstein der Filmgeschichte.
Visible Secret
BD / Regie: Ann Hui
(Shocktober 23-39) Die Ausleuchtung der Settings, die Ausstattung der Räume, die Kleidung der Figuren – «Visible Secret» weiss mit den optischen Aspekten zu überzeugen und transportiert die Zeit nach der Jahrtausendwende wunderbar auf den Bildschirm.
Die Geschichte selbst konnte nicht gleichermassen überzeugen, Ann Hui weiss aber die Geister- und Horror-Elemente geschickt mit Drama und Humor zu verbinden.
Lazzaro felice
Stream, Filmingo / Regie: Alice Rohrwacher
Wow, was passierte da? Alice Rohrwacher kreiert eine wundervolle Stimmung mit realistischen Figuren und grossartig gefilmten Aufnahmen – und in der Mitte des Filmes transportiert eine unerwartete Wendung «Lazzaro felice» in den Himmel der grossen Meisterwerke.
Wie grossartig die magischen Aspekte auf die harte Realität treffen, wie berührend Verlust und Unglück dargestellt werden und wie viel Tiefe durch die Inszenierung aufgebaut wird – fantastisch. Ein feinfühliger Film, eine ergreifende Geschichte.
Un autre monde
Stream, Filmingo / Regie: Stéphane Brizé
Ein Hoch auf den menschenzerstörenden Kapitalismus, ein Hurra auf die zermürbende Arbeitswelt. Stéphane Brizé lässt kein gutes Haar an der Managerebene von Konzernen und lässt Vincent Lindon in der Hauptrolle grosse Momente spiele.
«Un autre monde» ist ein realistisch wirkender Film über Gier und Fehlentscheidungen, über Profitsucht und Ausbeutung – im Kleinen, wie auch im grossen Rahmen.
The Most Dangerous Game
BD / Regie: Ernest B. Schoedsack, Irving Pichel
(Shocktober 23-38) Ernest B. Schoedsack und Irving Pichel benötigten nur eine Stunde, um mit «The Most Dangerous Game» einen der Grundsteine im Kino für Genrefilme zu schaffen. Eine Abenteuergeschichte mit Schrecken, eine Prise Horror und durchgehender Spannung.
Die Sets sind gross und schön gestaltet, die Jagd ist packend und die Ausleuchtung der Szenen sehr gelungen. Ein Meilenstein der Filmgeschichte.
Visible Secret
BD / Regie: Ann Hui
(Shocktober 23-39) Die Ausleuchtung der Settings, die Ausstattung der Räume, die Kleidung der Figuren – «Visible Secret» weiss mit den optischen Aspekten zu überzeugen und transportiert die Zeit nach der Jahrtausendwende wunderbar auf den Bildschirm.
Die Geschichte selbst konnte nicht gleichermassen überzeugen, Ann Hui weiss aber die Geister- und Horror-Elemente geschickt mit Drama und Humor zu verbinden.
Lazzaro felice
Stream, Filmingo / Regie: Alice Rohrwacher
Wow, was passierte da? Alice Rohrwacher kreiert eine wundervolle Stimmung mit realistischen Figuren und grossartig gefilmten Aufnahmen – und in der Mitte des Filmes transportiert eine unerwartete Wendung «Lazzaro felice» in den Himmel der grossen Meisterwerke.
Wie grossartig die magischen Aspekte auf die harte Realität treffen, wie berührend Verlust und Unglück dargestellt werden und wie viel Tiefe durch die Inszenierung aufgebaut wird – fantastisch. Ein feinfühliger Film, eine ergreifende Geschichte.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Es geschah am hellichten Tag
Stream, Filmingo / Regie: Ladislao Vajda
(Noirvember 23-01) Mit dem Drehbuch von Dürrenmatt lieferte Ladislao Vajda in den Fünfzigerjahren einen spannenden Krimi ab, der die Schweiz als Ort von schrecklichen Verbrechen zeigt. «Es geschah am hellichten Tag» präsentiert Heinz Rühmann als Kommissar auf einem Alleingang und hält die Spannung durchweg hoch.
Lange sieht man den Täter nicht, viele Entscheidungen führen zu brenzligen Situationen und der Wald wird zu einer bedrohlichen Umgebung – so erlebt man die ländlichen Gebiete unseres Landes selten. Das Geschehen im Film ist gemessen an den meisten Vertretern von Film Noir nie hoffnungslos und bietet ein gutes Ende, abschrekende Härte gibt es nicht. Und auch heute noch wirkt der Film (nebst einigen Dialogzeilen und gesellschaftlichen Situationen) keinesfalls verstaubt. Da fiebert man gerne mit.
Pickpocket
BD / Regie: Robert Bresson
(Noirvember 23-02) Wie sich die Hände und Finger zwischen Körper und Kleidung hindurchbewegen, wie die Gegenstände geräuschlos entwendet werden und wie sich die Menschen umkreisen: «Pickpocket» findet Poesie im Diebstahl, Romantik in der Misere.
Der Film von Robert Bresson ist wunderschön gefilmt und erzählte eine klischeefreie Geschichte über Einsamkeit und Verlangen.
Detour
DVD / Regie: Edgar G. Ulmer
(Noirvember 23-03) Nur knapp mehr als eine Stunde Laufzeit benötigt Edgar G. Ulmer bei «Detour», um seine Figuren tief in den Abgrund zu manövrieren. Aus der Hoffnung wird ein Albtraum, aus Verheissung der Tod.
Ein Film Noir, dessen Geschichte sich durch Off-Kommentare und Rückblenden langsam entfaltet und mit bösen Wendungen überrascht.
The Booksellers
DVD / Regie: D.W. Young
Bücher sind wunderbar, deren Jäger:innen und Händler:innen ein schrulliges Volk. Dieses Vorurteil kann und will die Dokumentation «The Booksellers» nicht widerlegen, zeigt zugleich aber eine neue Generation im Antiquariatsgeschäft.
Nicht ohne Selbstironie und mit Aufnahmen von wunderbaren Bibliotheken und Sammlungen bebildert, lässt D.W. Young die Augen von bibliophilen Menschen glänzen.
Bakushu
DVD / Regie: Yasujiro Ozu
Eine junge Frau, die nicht verheiratet ist? Das sorgt in der Gesellschaft Japans für Wirbel. Yasujiro Ozu erzählt mit «Bakushu» aber keine Geschichte der Unterdrückung, sondern schildert das selbstständige und eigenmächtige Leben von Noriko.
Humorvoll, in szenischen Vignetten gedreht und voller lyrischer Kraft ist der Film ein gefühlvolles und menschliches Werk, das berührt. Ohne Hast und Urteil wird das Leben der Figuren gezeigt, die perfekt komponierten Bilder bilden Stillleben und die Musik verzaubert.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
The Hot Spot
BD / Regie: Dennis Hopper
(Noirvember 23-04) Die Hitze ist zu spüren, in jeder Szene. Nicht nur dank der nackten Haut, sondern der Ausleuchtung und den Farben. Dennis Hopper näherte sich bei «The Hot Spot» dem Film Noir in langsamen Bewegungen, nahm den Western und Erotik-Thriller mit und liess das Feuer lodern.
Die Struktur sperrt sich stellenweise gegen gängige Sehgewohnheiten, dafür liefert der Cast um Don Johnson, Jennifer Connelly, Virginia Madsen und William Sadler ab. Slow burn, deep wound.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Ja, der ist nice.deBohli hat geschrieben: ↑07.11.2023, 18:18The Hot Spot
BD / Regie: Dennis Hopper
(Noirvember 23-04) Die Hitze ist zu spüren, in jeder Szene. Nicht nur dank der nackten Haut, sondern der Ausleuchtung und den Farben. Dennis Hopper näherte sich bei «The Hot Spot» dem Film Noir in langsamen Bewegungen, nahm den Western und Erotik-Thriller mit und liess das Feuer lodern.
Die Struktur sperrt sich stellenweise gegen gängige Sehgewohnheiten, dafür liefert der Cast um Don Johnson, Jennifer Connelly, Virginia Madsen und William Sadler ab. Slow burn, deep wound.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Le Miracle du Saint Inconnu
Stream, Filmingo / Regie: Alaa Eddine Aljem
Die Zeit verrinnt wie der Wüstensand zwischen den Fingern, die Sonne brennt Furchen in die Haut. Und doch passiert nichts in «Le Miracle du Saint Inconnu», dem humorvollen und lakonischen Spielfilm von Alaa Eddine Aljem.
Die absurden Aspekte des Lebens werden wie bei Kaurismäki oder Andersson in unterhaltsamen Situationen aufgezeigt, das Streben nach Freiheit und Glück endet in Fallen. Der Zufall bleibt der Gewinner.
The Fast and the Furious
DVD / Regie: John Ireland, Edward Sampson
(Noirvember 23-05) Autorennen sind sinnlos, noch leerer von Gehalt ist die Geschichte von «The Fast and the Furious». Der actionreiche Film Noir besteht aus schnell fahrenden Autos, einem Kriminellen auf der Flucht und einer miserabel geschriebenen Frauenrolle, die alle misogynen Klischees aushalten muss.
John Ireland und Edward Sampson machten bei der Inszenierung wenig falsch, aber auch wenig richtig. Trotzdem, die Produktion von Roger Corman ist besser als «Fast Ten», oder?
Natural Born Killers
Stream, Mubi / Regie: Oliver Stone
(Noirvember 23-06) Was für eine Schlachtplatte für das Gehirn; ein knallbunter, überdrehter Angriff auf die Sinne und den guten Geschmack. «Natural Born Killers» demontiert das US-amerikanische Moralgerüst und deren Besessenheit mit Unterhaltung.
Oliver Stone liess die Kameraabteilung Amok laufen, serviert grossartige Needle-Drops und lieferte dem Cast wohl alle gewünschten Substanzen. Robert Downey Jr., Tommy Lee Jones und Tom Sizemore sind schwer auszuhalten genial, Woody Harrelson und Juliette Lewis das mörderische Traumpaar.
M
BD / Regie: Fitz Lang
(Noirvember 23-07) Ein Meilenstein des Kinos, ein wegweisender Film über Kriminalität, Moral und Paranoia. «M» ist eines der Meisterwerke von Fritz Lang und liefert als dessen erste Tonfilmproduktion technisch perfekte Momente, eine fesselnde Geschichte und viele mutige Aspekte in der Erzählung.
Während sich die Geschehnisse zu nervenzerfetzenden Sequenzen verdichten, lässt Lang im letzten Drittel die Gesellschaft bluten. Dialogzeilen werden zu Messer, die abschliessende Szenenfolge zur Antiposition. Eine einfache Lösung gibt es nicht.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Fremont
Kino / Regie: Babak Jalali
Eine herzerwärmende Beobachtung von Einsamkeit und Sehnsucht: In hübschen Schwarzweiss-Bildern gefilmten und von Anaita Wali Zada und Gregg Turkington genial treffend gespielten Sequenzen verzaubert «Fremont».
Lakonisch, witzig und angenehm schrullig lässt Babak Jalali die kleinen Momente im Leben gross werden. Dazu kommen die Aspekte von Migration, Flucht und Zugehörigkeit; dieser Film macht glücklicher als jeder Glückskeks.
The Driven Ones
Kino / Regie: Piet Baumgartner
The only cure from capitalism / Is more / more more / more capitalism
And that’s the real capitalism
(«The Cure» – Ja, Panik)
Wie schade, dass Piet Baumgartner werden konkrete Fragen mit seiner Dokumentation «The Driven Ones» erörterte, noch interessante Personen für das Portrait junger HSG-Abgänger:innen fand. Immerhin eine von fünf zeigte eine gesunde Selbstreflektion, die restlichen «Bullshiter» entsprachen meinem Abziehbild-Vorurteil.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
The Creator
Kino / Regie: Gareth Edwards
Die technische Seite von «The Creator» ist famos – was an Bildern und Ideen aufgefahren wird, sollte zum Vorbild für alle zukünftigen Big-Budget-Filmen werden. Gareth Edwards stellt die Kreativität in der Optik aber vor Inhalt, was am Vergnügen knabbert.
Die Geschichte handelt nicht nur von KI, sondern fühlt sich wie von einem Computer zusammengebastelt an. Voller Klischees, willkürlichen Zeitsprüngen und vielen Inhalten, die sofort wieder fallengelassen werden. Das führte dazu, dass mich das Ende nur noch nervte.
Human Desire
BD / Regie: Fritz Lang
(Noirvember 23-08) Glenn Ford fährt mit dem Zug durch die Gegend – das würde mich bereits glücklich machen. Fritz Lang lieferte im Film Noir «Human Desire» aber noch mehr sehenswerte Aspekte ab und machte aus der Romanvorlage einen ruhigen Film über falsche Entscheidungen und Lust.
Gloria Grahame und Broderick Crawford spielen stark, das Ende ist düster und die Kameraarbeit sehr gelungen. Ein gelungener und leicht atypischer Vertreter des Genres.
Höhenfeuer
DVD / Regie: Fredi M. Murer
Das Leben in den Schweizer Alpen, der harte Alltag der Bäuer:innen – von Fredi M. Murer in den Achtzigerjahren als Spielfilm wunderbar portraitiert. «Höhenfeuer» gilt als einer der besten Schweizer Filme und vermischt dokumentarische Aspekte mit realistischem Spiel.
Die ruhigen Szenen sind voller Emotionen, die Figuren tragen Leid und Hoffnung in sich. Eine tiefsinnige Betrachtung einer Lebensweise, die meist am Rand unserer Wahrnehmung stattfindet.
.com for Murder
BD / Regie: Nico Mastorakis
(Noirvember 23-09) Ah ja, das krasse Internet. Mit all diesen Hackern und Stalkern und erotischen Chatrooms ohne Grenzen. Im Thriller von Nico Mastorakis wird das digitale Netz zum Spielraum eines Psychopaten, der sich in der Poesie von Goethe verliert.
So weit, so unterhaltsam; doch «.com for Murder» ist zu schleppend erzählt und inhaltlich doof, dass mir diese 2000er-Tech-Vision Freude bereitet hätte. Auch die Besetzung mit Nastassja Kinski, Nicollette Sheridan, Roger Daltrey und Huey Lewis kann da nichts reissen.
Unrelated
Stream, Mubi / Regie: Joanna Hogg
Die Sonne wärmt das Gemüt, die Tage in der toskanischen Villa sind gefüllt von Nichtstun und Lacher. Bis das Familienidyll bei «Unrelated» Risse bekommt und die verdrängten Sorgen Überhand nehmen. Fliehen vor sich selbst? Das ist nie möglich.
Das zeigt Joanna Hogg in ihrem Debütfilm realistisch und emotional treffend. Der Film wirkt lebensnah, die inszenatorischen Entscheidungen sind gelungen und der Cast um Kathryn Worth und Tom Hiddleston spielt sehr gut.
Wir Bergler in den Bergen sind eigentlich nicht schuld, daß wir da sind
DVD / Regie: Fredi M. Murer
Ein Jahrzehnt vor seinem Spielfilmerfolg «Höhenfeuer» drehte Fredi M. Murer den Dokumentarfilm «Wir Bergler in den Bergen sind eigentlich nicht schuld, daß wir da sind», der nicht nur Nährboden war, sondern eine bis heute interessante Behandlung des Themas der alpinen Bauern.
Interviews, Aufnahmen des Alltags und geschichtliche Einschübe des Urnerlands wagen die kritische Auseinandersetzung mit dem Bauernleben und deren Notwendigkeit. Durch den geschickten Ton- und Bildschnitt wirken viele Momente frisch.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
The Odessa File
BD / Regie: Ronald Neame
(Noirvember 23-10) Basierend auf wahren Fakten und einem Buch, ist «The Odessa File» ein Thriller, der sich in Richtung Verschwörungstheorien bewegt. Jon Voight, Maximilian Schell und Maria Schell bringen Leben in den Film, vieles wirkt aber unglaubwürdig.
Die Geschichte will zu vieles erzählen, das Ende kehrt die Motive komplett um. Da wäre ein besseres Drehbuch hilfreich gewesen.
Il prefetto di ferro
BD / Regie: Pasquale Squitieri
(Noirvember 23-11) Giuliano Gemma kämpft gegen die Mafia, mit harter Gangart und den stärker werdenden Kräften des Faschismus. «Il prefetto di ferro» basiert auf wahren Gegebenheiten und Pasquale Squitieri nutzte die Mittel von Western, Thriller und Poliziotteschi, um einen packenden Film abzuliefern.
Sehr positiv sind nebst der Spannungskurve die Musik, Kameraarbeit und Claudia Cardinale in einer Nebenrolle hervorzuheben.
The Criminal Code
BD / Regie: Howard Hawks
(Noirvember 23-12) Yeah, dieses Gerangel um Gerechtigkeit und Strafe ist unterhaltsam. Howard Hawks inszenierte einen Gefängnisfilm mit dem brillanten Boris Karloff in einer Nebenrolle und lässt bei «The Criminal Code» die Moral leiden.
Von der Geschichte selbst bleibt nicht viel haften, dafür sind die expressionistisch angehauchten Bilder sehr gelungen. Yeah.
All My Friends Hate Me
BD / Regie: Andrew Gaynord
«All My Friends Hate Me» ist ein Spass, bei dem das Lachen im Halse stecken bleibt. Was als Mischung aus Komödie und Horror beginnt, lässt paranoide Gedanken anwachsen und liefert am Ende eine treffende Betrachtung von Unsicherheit und Selbstzweifel.
Ein paar richtig gute Needle-Drops, die sichere Regie von Andrew Gaynord und die stimmungsvolle Besetzung mit Joshua McGuire («Lovesick») und Georgina Campbell («Barbarian») machen den Film sehr sehenswert.
D.O.A.
DVD / Regie: Rudolph Maté
(Noirvember 23-13) Den eigenen Mord bei der Polizei melden? Das erlebt man im Film Noir selten. Mit «D.O.A.» erzählte Rudolph Maté eine frische Geschichte, die packt und diverse unerwartete Wendungen präsentiert, allerdings auch wirr erscheint.
Viele Namen und Figuren tauchen auf, die Uhr tickt. Im letzten Drittel dreht der Film stark auf und liefert Nervenkitzel und Verfolgungsjagden – bis zum unausweichlichen Ende.
Mulholland Drive
BD / Regie: David Lynch
(Noirvember 23-14) Ein Fiebertraum zwischen Wahnvorstellung, Fantasie und Realität. Ein Seiltanz zwischen Ruhm und Absturz, zwischen Liebe und Eiversucht. «Mulholland Drive» ist eine Filmperle, die wie ein Rätsel zu knacken ist und eine unglaublich starke Atmosphäre abliefert.
Die Besetzung spielt genial, die Musik untermalt die mysteriösen Momente perfekt und die Schockmomente funktionieren auch bei der wiederholten Sichtung. Ein Meisterwerk und ein bitterböser Kommentar auf Hollywood von David Lynch. Was bleibt ist die Stille.
The Parallax View
DVD / Regie: Alan J. Pakula
(Noirvember 23-15) Warren Beatty ist ein paranoider Reporter, der einer grossen Verschwörung auf die Schliche kommt. Oder? Alan J. Pakula spielt in «The Parallax View» mit der Wahrnehmung, bis am Ende der Tod lauert.
Einzelne Szenen sind grossartig, viele Momente und Handlungen können aber nicht nachvollzogen werden. Es wirkt, als wäre bei der Buchadaption zu viele Inhalte liegengeblieben, was den Film unnötig zäh macht.
- deBohli
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Jeanne Dielman, 23 Commerce Quay, 1080 Brussels
Kino / Regie: Chantal Akerman
Radikales, feministisches Filmemachen auf dem Höhepunkt: Chantal Akerman erschuf mit dem Spielfilm «Jeanne Dielman, 23 Commerce Quay, 1080 Brussels» ein beeindruckendes Werk, das in seiner Länge, Langsamkeit und Inszenierung alles überstrahlt.
Die Präzision der Einstellungen, die Wiederholungen, die fast unmerklichen Veränderungen und der Abstieg in die Hölle des Patriarchats – grossartig. Das wirkt während 200 Minuten wie ein Trip und lässt die Zeit vergessen. Ganz klar einer der wichtigsten Filme aller Zeiten.
Cascadeuses
Stream, PlaySuisse / Regie: Elena Avdija
Das Filmgeschäft ist ein unterdrückendes, frauenfeindliches Treiben – Elena Avdija zeigt mit der Dokumentation «Cascadeuses» den Aspekt von Stuntfrauen im Arbeitsalltag. Diverse Frauen werden bei ihrem Training und den Dreharbeiten begleitet, eingebettet in private und persönliche Momente.
Das geht zwar nie so tief, wie ich es mit gewünscht habe, lässt aber Gesichter im Rampenlicht erscheinen, die sonst nie auf der Leinwand zu sehen sind.
Get Carter
BD / Regie: Mike Hodges
(Noirvember 23-16) Ja, Michael Caine ist einfach nur cool in «Get Carter». Gnadenlos, stoisch und very britisch – bis das unausweichliche Ende passiert. Dazu gibt es dreckige Sprüche, brutale Gewaltmomente und eine Inszenierung, die das Gangster-Dasein nie heroisch erscheinen lässt.
Der Film von Mike Hodges ist zu Recht ein Klassiker des Genres und liefert bis heute wuchtige Erfahrungen. Eine famose 70ies-Kombination aus Cast, Musik und Schauplätzen.
Cloak And Dagger
BD / Regie: Fritz Lang
(Noirvember 23-17) Wenn Gary Cooper und Lilli Palmer fast zu einem Paar in einem romantischen Liebesfilm werden, vergisst man für einige Minuten die schrecklichen Hintergründe, die bei «Cloak And Dagger» vorherrschen.
Der Film von Fritz Lang liefert Spionage-Action im zweiten Weltkrieg, mit Gewissensbissen und vorzüglich gedrehten Szenen. Diverse brutale Wendungen passieren unerwartet, die Hoffnung auf den Frieden muss viele Schläge einstecken.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Von dem könnte ich mir eigentlich mal wieder das Remake anschauen. Früher fand ich es etwas zu Action-arm. Bei der letzten Sichtung gefiel mir der Streifen dann aber merklich besser. Ein Produkt seiner Zeit (in Sachen Optik und Musik) - aber ansprechend besetzt und mit einigen echt ordentlichen Szenen. Und zum Glück läuft Sly nicht nackt auf der Straße rum
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Das Remake kenne ich nicht, aber im Booklet der "Get Carter"-Edition gibt es einige böse Seitenhiebe.
Und viel sieht man vom nackten Michael Caine nicht. Da könnte Sly ruhig mithalten.
Und viel sieht man vom nackten Michael Caine nicht. Da könnte Sly ruhig mithalten.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Croupier
BD / Regie: Mike Hodges
(Noirvember 23-18) Beim Glücksspiel gewinnt niemand, beim Verbrechen schon? Mit «Croupier» kehrte Mike Hodges noch einmal ins Gangster-Genre zurück und lieferte einen packenden Film mit dem jungen und überzeugenden Clive Owen in der Hauptrolle ab.
Die Spannung ist hoch, die Dualität des Charakters realistisch und das Voice-Over leitet gut durch die Geschichte. Was ausbleibt, ist die Lust auf einen Casino-Besuch.
Padre Padrone
DVD / Regie: Paolo Taviani, Vittorio Taviani
Mit dem Spielfilm «Padre Padrone» schufen Paolo und Vittorio Taviani ihren bekanntesten Film, ein Drama über einen Jungen, der unter der harten Hand seines Vaters als Bauer arbeiten muss. Einfühlsam gedreht, wird der Inhalt stellenweise magisch aufgeladen und verzaubert mit Einfällen wie den Dialogen zwischen Gegenständen und Gavino.
Eine traurige, belebende Geschichte über das Heranwachsen, Bildung und die vielfältigen Wunder der Welt.
Pusher
DVD / Regie: Nicolas Winding Refn
(Noirvember 23-19) Tiefes Budget, mittelmässige Bildqualität und viel Leidenschaft: «Pusher» ist ein mitreissender Thriller über Drogendealer, Verbrecher und eine ausweglose Situation. Nicolas Winding Refn zeigt mit Kamera, Schnitt und Musik bereits sein Können, der Cast um Kim Bodnia, Mads Mikkelsen und Zlatko Burić wurde perfekt gewählt.
Ein Film, der Kopenhagen von der dreckigen und unnachgiebigen Seite zeigt, mit Gewalt und viel Drogen.
The Black Windmill
BD / Regie: Don Siegel
(Noirvember 23-20) Don Siegel wusste, wie Filme zu drehen sind, wie Kamerapositionen zu wählen sind. Und auch Michael Caine macht in der Hauptrolle alles richtig. Doch die Geschichte von «The Black Windmill» will keinen Sinn ergeben und wirkt verwirrend.
Kindsentführung, Betrug, Spionage, Korruption und James Bond – all das kommt selten wirklich zusammen; einzelne, sehr gelungene Szenen ergeben keinen meisterhaften Film.
Bungalow
Stream, Mubi / Regie: Ulrich Köhler
Der Druck baut sich auf, die Lust und emotionalen Verwirrungen müssen raus. Doch für die Figur in «Bungalow» ist das nicht so einfach möglich, die Flucht aus der Bundeswehr führt nur in die Leere. Was macht in solchen Momenten noch Sinn?
Mit seinem Debüt lieferte Ulrich Köhler eine Geschichte ab, die sich gut mit «Roter Himmel» von Christian Petzold kombinieren lassen würde. Eine unaufgeregte Erzählweise, die lauernde Verzweiflung, die männliche Überforderung – inszeniert nach den Grundsätzen der Berliner Schule.
Kaos
DVD / Regie: Paolo Taviani, Vittorio Taviani
Fünf Kurzgeschichten aus der Region Siziliens, aus Luigi Pirandellos Novellen zu einem filmischen Meisterwerk adaptiert: «Kaos» erzählt vielseitig, fantasievoll und menschlich von den Themen Heimat, Familie und Liebe.
Paolo und Vittorio Taviani haben die einzelnen Episoden geschickt zu einer Gesamtheit zusammengebracht, lassen Werwölfe realistisch wirken und brillieren mit Kamera, Rhythmus und Empathie. Ein Film, der sich unaufgeregt in dein Herz schleicht und dort bleibt.
La notte di San Lorenzo
DVD / Regie: Paolo Taviani, Vittorio Taviani
Die Schrecken des Krieges, die Schönheit des Lebens: In «La notte di San Lorenzo» lassen Paolo und Vittorio Taviani die beiden Pole aufeinandertreffen, in einem Film, der nicht nur mit den Totalen und der Farbgebung begeistert, sondern mit der emotionalen Dichte.
Die brutale Wirklichkeit des zweiten Weltkrieges wird mit der Magie der Kindheit betrachtet, Spass und Grauen wechseln sind ab. Ein Spielfilm, der sich immer weiter aufbaut und in der Kornfeldszene wuchtig entlädt.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Pusher ist wahrlich ein guter Film, vor allem Zlatko Burić ist ein Highlight. Die 3 fokussiert ja seinen Charakter.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Yes, da freue ich mich drauf. Habe alle 3 Film als Set.
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