
Filmtagebuch: Hannibal
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Aber wenn ich von einem Kino Mitarbeiter gesagt bekomme deine Freundin ist draußen zusammen gebrochen gehe ich doch raus und bleibe nicht bis zum ende des Films sitzen, was ist das denn für ein Arschloch? 


"And shepherds we shall be, for Thee, my Lord, for Thee. Power hath descended forth from
Thy hand.That our feet may swiftly carry out Thy command. So we shall flow a river forth
to Thee, and teeming with souls shall it ever be. In nomine Patri Et Filii.Spiritus Sancti"

Freundschaft Plus
Nachdem die Zac Efron- und Twilight-Generation das RomCom-Genre in den letzten Jahren regelrecht geflutet hat, ist es schon fast eine Wohltat nochmal die Grinsevisage von Ashton Kutcher auf einem Kinoplakat zu erblicken. Wenn dazu noch Oscar-Anwärterin Natalie Portman mit ihrem strahlenden Lächeln für den Film wirbt, ist zumindest die Neugier geweckt. Letztendlich ist natürlich auch "Freundschaft Plus" ein klassischer, seichter Genre-Film ohne nennenswerte Überraschungen mit den klassischen Hoch und Tiefs, aber dank dem Comedy-Spezialisten Ivan Reitman hinter der Kamera durchaus einer der besseren, souveränen Sorte. So konzentriert man sich glücklicherweise straight auf die beiden Hauptfiguren, die schon nach wenigen Minuten die nötige Chemie zwischeneinander entfalten, die den Film fortan über sämtliche Höhen und Tiefen trägt. Dabei muss sich natürlich weder Kutcher, der derartige Rollen schon gefühlte 10.000 mal gespielt hat, noch Schwanenkönigin Portman sonderlich ins Zeug legen. Letztere schafft es dennoch die Männerwelt auf Anhieb zu verzaubern und in die Ausgangssituation des Films hineinzuziehen, die vermutlich den meisten Kerlen nicht so ganz unbekannt vorkommen dürfte...wie nicht anders zu erwarten wird das psychologische Konfliktpotenzial der "Friends with benefits"-Situation schön oberflächlich abgehandelt.
Die Sexszenen sind für ein R-Rating erstaunlich brav, nackte Tatsachen gibt's nicht zu sehen, dafür haben's ein paar "Fucks" in den Film geschafft.
An Nebencharakteren sind ein herrlich abgedrehter Kevin Kline als Kutcher's Dad und ein staubtrockener Ludachris zu erwähnen, der Soundtrack plätschert mit moderenen Pop- und Rap-Klängen vor sich hin und am Ende klebt einem dieses zufrieden-verträumte Grinsen im Gesicht, wie man es eben von solchen Filmen erwarten.


Die Wutprobe
Grandioser Einstieg, nach dem sich der Film in einem heillosen Durcheinander aus unlustigen Albernheiten verheddert, die einem vollkommen überforderten Adam Sandler sichtlich zu Schaffen machen, während Jack Nicholson mit schier unbändiger Spielfreude ein Charisma-Feuerwerk sondergleichen abfackelt. Doch auch die Motivation des Altstars kann den kruden Comedy-Mix nicht wirklich retten, dessen chaotisches Skript ihn schließlich in ein vor Kitsch triefendes Finale manövriert, welches kaum noch zu ertragen ist. Das Ende ist einigermaßen versöhnlich und man hat schließlich doch fast das Gefühl, ein wenig Spaß gehabt zu haben...dennoch, zu unfokussiert, oft viel zu albern und überdreht...erneut ein Sandler-Griff ins Komödien-Klo..

Also wenn man bei dem abstößend süßlichen Finale die Augen zumacht und auch sonst hier und da mal ein Auge zudrückt (die Klosterszenen zB. wirken wie Fremdkörper), war das doch ein herrlich passiv-aggressiver Film. Jemandem, der doch eigentlich nix Böses will, über eine Filmlänge Aggressivität zu unterstellen, das ist ne verdammt geile Idee und auch anfangs sehr gut umgesetzt. Das Problem ist halt, dass das Ganze tatsächlich dann nen Hintergrund hat. Wären die mal konsequent dabei geblieben, dass der zu Unrecht so eingeschätzt wird, hätte das viel mehr Laune gemacht.

Der seltsame Fall des Benjamin Button
Ein unglaublich Oscar-anbiedernder Film, in dem David Fincher fast sein gesamtes kreatives Potenzial in den Dienst eines klassischen Hollywood-Musters presst und einen bis auf die Grundidee durch und durch konventionellen Streifen auf die Zuschauer loslässt. Dabei ist das Schicksal des CGI-Brad-Pittt-Opas zu Beginn noch rechr interessant, zumal der nicht immer ideal getrickste Opa-Brad den echten regelrecht an die Wand spielt, denn der läuft später dermaßen verschlafen und unmotiviert durch oft viel zu gezwungen wirkende Arragements, dass man angesichts der Oscar-Nominierung nur den Kopf schütteln kann. Auch Cate Blanchett weiß das seltsame Konstrukt nicht wirklich mit Leben zu füllen, lediglich Benjamin's Zieheltern und der Schlepper-Kapitän bringen etwas Schwung in die Bude. Die durchaus interessanten philosophischen Gedanken hinter der Grundidee werden die meiste Zeit nur oberflächlich angerissen, kleine kreative Einschübe (Auto-Unfall,...) , wie man sie von Fincher erwartet, sind zwar hier und da zu finden, wirken aber zum Großteil ungemein hölzern und bemüht. Gegen Ende hin fängt der Streifen sich wieder einigermaßen und kann zumindest einen stimmigen Abschluss präsentieren, der die Abwärtskurve zumindest etwas entlastet.
Doch letztendlich bleibt "Der seltsame Fall des Benjamin Button" ein unausgegorenes Etwas, das bildgewaltig produziert und aufgeblasen ist, mit allem was auf dem Papier zum klassischen Academy-Liebling genügt, aber komplett ohne Herz und wirkliche Inspiration eine kapitale Bruchlandung hinlegt. Hat dieser Mann wirklich mal "Fight Club" gemacht?


The King's Speech
Ich war zu Beginn durchaus skeptisch, ob der Medienrummel dem fast schon unscheinbaren Film gerecht wird, aber wie sich herausstellt ist die minimalistische Two-Men-Show unterhaltsamer und spannender als die meisten ausufernden Blockbuster der letzten Jahre.
Regisseur Tom Hooper versteht es meisterlich seine beiden Stars in einem fast schon klaustrophobischen Kammerspiel in Szene zu setzen, mit enttarnenden Close-Ups, einengenden Perspektiven und v.a. Colin Firth und Geoffrey Rush, die sich beide um den Verstand spielen. Beide hätten für diese Rollen den Oscar verdient gehabt, vielleicht sogar Rush noch einen Tick mehr als Firth, so glaubhaft, so emotional wie sie ihre Figuren mit Leben füllen in einer Geschichte, die eigentlich kaum Spannung verspricht. Doch das Finale, in dem es eigentlich nur um das möglichst fehler- bzw. stotterfreie Halten einer Radiorede geht, generiert regelrecht nervenzerreißende Suspense-Momente, wie man sie in einem solchen Film nie für möglich gehalten hätte.
Das ist ein ein ziemliches Kunststück, dass in seiner unverkrampften Souveränität wie nur wenige andere Filme mitreißt, brilliant gespielt, vorbildlich-unkonventionell inszeniert und rundum stimmig umgesetzt. Der beste Film 2011 bisher...


Thank you for Smoking
Wie der Vater so der Sohn? In dem Fall nicht ganz, denn was Jason Reitman in seiner noch sehr übersichtlichen Filmografie vorweisen kann, übertreibt die überwiegend seichte Komödienkost seines Dads Ivan um Längen. Sein Erstling "Thank You For Smoking" ist gleich eine überraschend erwachsene, sorgfältig ausgearbeitete, bissige Attacke gegen Lobbyismus, die Verlogenheit der Politik und die Unberechenbarkeit der Medien. Reitman's Gesamtpaket wird neben der frischen Inszenierung des Newcomers vor allem durch die kongeniale Performance von Aaron Eckhart getragen, der seinen ambivalenten Charakter mit schlafwandlerischer Sicherheit durch die bissige Satire manövriert und mühelos den gesamten Film schultern kann. Das sorgt dafür, dass kleiner inhaltliche Durchhänger kaum auffallen und das Geschehen permanent interessant bleibt, ohne das viel passiert. Darüberhinaus ist auch der Rest des Casts über alle Zweifel erhaben, von William H. Macy über Maria Bello bis hin zu Robert Duvall. Dazu noch die schnuckelige Katie Holmes, die zwar darstellerisch nicht mit dem Rest mithalten kann, die gerissene Affäre aber zuckersüß spielt.
Reitman inszeniert schwungvoll, kombiniert die Moderne mit der alten Schule und liefert eine stimmige Satire ab, die für einen Erstling erstaunlich reif scheint, auch wenn der Filmfluss teilweise noch ein wenig zu ungeschliffen daherkommt.


6 Tage, 7 Nächte
Passend zu "Thank you for Smoking" ein Film des Vaters...und es zeigt sich überdeutlich, wie weit der Sohnemann dem alten Herrn voraus ist. "6 Tage, 7 Nächte" ist unterhaltsam und kann mit netten Schauwerten auftrumpfen, ist aber letztendlich nur ein lauwarmer, einfallsloser Aufguss einer schon tausend Mal dagewesenen Geschichte. Harrison Ford spielt sein Indiana Jones-Programm im Schlaf ab, ansonsten hat der Film nicht einen nennenswerten Höhepunkt, außer vielleicht das Blankziehen von Ford's heißer Stewardess...


27 Dresses
Was für ein Schmarn, ein Film der sich über weit mehr als die Hälfte der Laufzeit im schlecht gespielten Liebeskummer der untalentierten Hauptdarstellerin suhlt, bevor er dann eine extrem verknappte Version der klassischen RomCom startet, die schließlich zuckersüß endet...wie jeder Heigl-Film. Neben der zerfahrenen Struktur und dem damit verbundenen fast nie auftauchenden klassischen Feeld-Good-Feeling solcher Filme, agiert die Heigl wie immer als unbewegliche Plastikpuppe. Der Rest des Casts ist nicht weiter erwähnenswert, die Inszenierung ist bieder einfallslos...ein einziger nerviger Brei Rom-Com-Erbrochenes für verzweifelte Teenie-Girlies nach ihrer ersten Trennung.


From Paris with Love
Es ist erstaunlich, wie simpel man einen Film ohne wirkliche Geschichte zu einem atemlosen, wütenden Tornado aufblasen kann, der eigentlich nur von seinem charismatischen Hauptdarsteller und seinem ruhigen Gegenpol, sowie der brachial-kompromiss- und rücksichtslosen Action lebt. "From Paris with Love" ist ein riesiges Knallbonbon, welches sich nicht einmal die Mühe macht, das Getöse halbwegs logisch zu erklären...es wird einfach verdrängt, dass man einen Grund für die beispiellose Ballerorgie braucht, die insbesondere der glänzend aufgelegte Travolta veranstaltet. Sagenhaft, wie derb hier teilweise hingerichtet wird, wie kompromisslos Leute über den Haufen geschossen werden, wie zynisch die Gewalt angewandt wird, was in einem relativ überraschenden Twist gipfelt, den zumindest ich so nicht habe kommen sehen, auch wenn es teilweise leicht konstruiert war. Auch hierüber bleibt kaum Zeit nachzudenken, denn der Film poltert unbeirrt weiter, um die einfach vollkommen absurde und quasi nicht vorhandene Hintergrundgeschichte zu vertuschen. Und im Endeffekt hat man bis zum etwas unspektakulären Finale einen Heidenspaß mit diesem ständig angeheizten Versteckspiel zwischen Zuschauer und Story, was vor allem der rasanten Regie und dem grandiosen Travolta zu verdanken ist. Ein kompromissloser Donnerschlag, der einen hoffnungslos überrollt und alles auf diese Karte setzt...denn nach dem ersten Schlag kommt nichts mehr. Da er mich bereits damit voll umgehauen hat, gebe ich beeindruckte...


Unstoppable
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Tony Scott schon mal relevantere Filme gedreht hat, aber nachdem seine letzten Werke qualitativ spürbar abflachten, liefert er mit "Unstoppable" zumindest nochmal einen arschtighten Actionsnack vor, der sein Szenario in Windeseile ausbreitet, in einigen donnernden Actionsequenzen ausufernd zelebriert und die Zwischenzeit mit hektischen Reißschwenks auf Betriebsgeschwindigkeit hält. Die Handschrift des Hektikers ist unverkennbar, oft an der Grenze zur visuellen Überfrachtung, aber in vielen Momenten auch so passend wie die Faust auf's Auge. Einige Shots, die Scott mit allerlei modernem Highspeed-Handwerkszeug mit unglaublich wuchtiger Urgewalt auf die Leinwand zaubert, sind schlicht zum Niederknien. Dazu gehört auch die gelungene Inszenierung des führerlosen Zugs, der oft mit einer animalischen Urgewalt ins Bild gerückt wird, dass einem Angst und Bange wird, obwohl gerade gar nichts nennenswertes passiert. Das Sounddesign greift Zahn in Zahn mit der visuellen Wucht und vertont das stählerne Monster wie ein schnaubendes Ungeheuer mit enormen Bassschüben, ächzendem Metall und roher Gewalt. Das Sounddesign ist absolut herausragend. Das gegen so viel audiovisuellen Zirkus die Herren Washington und Pine nicht so ganz ankommen, war klar. Dennoch halten die beiden sich wacker im Führerstand und entwickeln die nötige Chemie, die durch die wenig inspirierte Backgrounds der beiden untermauert werden soll, was mehr schlecht als recht klappt. Erfrischend, dass es endlich nochmal reale Züge in einem Film zu sehen gibt, die grandios eingefangen werden, schade, dass man im Finale dann doch auf einige schwache CGI-Einstellungen zurückgreift.
Alles in allem ist "Unstoppable" ein kurzweilig-wuchtiges Vergnügen mit netter Handmade-Action (das Finale mal ausgeklammert), einem typisch Scott'schen audiovisuellen Budenzauber, der über so manche Leerlaufminute hinweghilft, einem sympathischen Hauptdarstellergespann auf Sparflamme und einer vernünftigen Spannungskurve.
Gute


Burn After Reading
Mit Sicherheit nicht der beste Streich der Coen-Brothers, aber dennoch eine wie immer vorzüglich erzählte und originell gestrickte Geschichte, die eine Midlife-Crisis mit Kündigung und Eheproblemen zu einem wahnwitzig-verrückten Konstrukt voller heißer Luft aufbauscht, dass subtil mit dem Geheimdienst-Apperat und der amerikanischen Paranoia abrechnet. Vor allem aber bietet "Burn After Reading" eine grandiose Spielwiese für Hollywood's A-Riege, angeführt von einem unglaublich guten John Malkovich, der Pitt, Clooney & Co locker an die Wand spielt, die aber auch sichtlich Spaß an den zunehmend chaotischeren Verwicklungen haben. Im Endeffekt reicht es dann nicht für einen Geniestreich, dafür wirkt das gezeigte zu beliebig, zu bewusst auf dieses abgefuckte Wollknäul, wo sich alles am Ende trifft, gebürstet, aber einen höchst unterhaltsamen, niveau-vollen Abend kann man ohne weiteres mit "Burn After Reading" verbringen.


World Invasion: Battle Los Angeles
Die Idee eine Alien-Invasion aus Sicht der Soldaten in einem dreckig-verzweifelten Häuserkampf mit viel Handkamera-Einsatz zu zeigen war vielversprechend. Aber irgendwie der Name deutet schon eine Assoziation zu einem Computerspiel an und den ganzen Film über wird man das Gefühl nicht los in einem "Call of Duty" mit Aliens zu stecken, mit den gleichen eindimensionalen Charakteren, mit dem gleichen pathetischen Gesülze, mit den gleichen umwerfenden Skript-Sequenzen und den ausufernden, alles einäschernden Gefechten. Die Action im neuesten Invasions-Streifen ist großartig, Leinwand-füllend, bis zu einem gewissen Grad realistisch, als stecke man in einem Ego-Shooter drin, ohne die Kontrolle zu haben. Das generiert in einigen Gefechten atemlose Spannung, aber in den Gefechtspausen fällt die "Call of Duty"-Blaupause oft desaströs in sich zusammen, denn der aufgetischte Pathos und Patriotismus ist definitiv jenseits von Gut und Böse und ich gehöre da ja zu den toleranteren Vertretern. Das größte Problem ist, dass eben die Pathos-Sequenzen das einzige sind, was JOnathan Liebermann in den Actionpause an Inhalt einfällt, selbst die dünnen Backgrounds der austauschbaren Figuren sind unterfüttert mit patriotischem Gesülze und wenn sich mal jemand für etwas Vergangenes rechtfertigen muss, packt er erneut die Pathos-Keule aus. Ein durchaus überzeugender Aaron Eckard kann da leider auch nicht mehr viel ausrichten, wenn der Horizont seines Charakters nur den Wortschatz der Marines umfasst. Michelle Rodriguez läuft auf Standgas, Michael Pena ebenfalls, so dass man jedes Mal froh ist, wenn die Bombast-Keule wieder geschwungen wird, die sich mal in starken Widescreen-Totalen suhlt, bevor es wieder ins Getümmel geht mit Querschlägern, Explosionen und unendlich viel Getöse, so dass einem da eigentlich nie langweilig wird. Erst am Ende des Films merkt man dann, was für einer gigantischen Seifenblase man aufgesessen ist, eine permanent vorangetriebene Moorhuhn-Verfilmung ohne jeglichen inhaltlichen Nutzen. Es gibt eigentlich keinen Grund, sich diesen Film anzusehen, es sei denn man will sich mal mitten im Gefecht gegen außerirdische Invasoren fühlen....und da liegt der Knackpunkt...wer will das nicht?



The Social Network
David Fincher is back in the game...nach dem uninspirierten "Panic Room", dem zähen "Zodiac" und dem Oscar-anbiedernden "Benjamin Button" schafft es der einstige Ausnahmeregisseur endlich wieder sich den alten Großtaten anzunähern, wenn er sie auch nicht ganz erreicht. "The Social Network", zunächst belächelt als vollkommen unnötiger Film über das Über-Netzwerk Facebook, entpuppt sich als messerscharfe Analyse einer Internetgesellschaft, in der nichts mehr ohne geht, in der soziale Kontakte elektronisch gepflegt werden, in der wirkliche Freundschaften austauschbar und überflüssig werden zugunsten eines auf Prestige getrimmten Netzwerks, in der alles auf den uralten Schwanzvergleich hinausläuft...wer hat die meisten Freunde, wer hat die coolsten Bilder, wer bekommt die meisten "like"'s...und alle machen mit! Fincher transportiert diesen sog-ähnlichen Wahn samt Idee dahinter grandios auf die große Leinwand, betrachtet das Phänomen überraschend neutral und lässt stattdessen die Charaktere für sich arbeiten, allen voran Jesse Eisenberg als Unsympath Marc Zuckerberg, der mit leerem und gleichzeitig ziel-gerichteten Blick durch diesen Sog stapft, koste es was es wolle und einen bemerkenswerten Balanceart zwischen Hauptfigur und Arschloch bewältigt, der über klassische Wertvorstellungen drüberwalzt, um dem Ziel einer neuen Leistungsgesellschaft zu folgen, die die Größe ihrer Eier nun nicht mehr mit Anzügen und snobigen Clubs definiert, sondern sie in einem Netzwerk auf die ganze Welt projiziert, ein Schwanzvergleich mit offenem Ende und auch das behält "The Social Network" bei.
Die technische Umsetzung ist darüberhinaus über jeden Zweifel erhaben. Fincher inszeniert zurückhaltend, beobachtet aber ungeheuer zielgerichtet, montiert perfekt und integriert unauffällig frische Stilmittel wie bspw eine Tilt-Shift-Sequenz, die stets perfekt in den Filmfluss eingebettet sind.
Der Oscar-prämierte Soundtrack von NIN-Frontmann Trent Reznor pumpt das Geschehen energetisch, aber bedacht voran, ohne jemals ins Dramatische abzugleiten, aber auch ohne als belangloses Hintergrund-Gedudel zu versumpfen. Über den Oscar kann man sich dennoch streiten..
Eine Momentaufnahme mit entlarvendem Charakter, eine präzise Analyse unserer Gesellschaft und ein kritischer Ausblick in die Zukunft, denn alles was am Ende bleibt ist ein Mann und sein Notebook, verlassen von allen, im Sog mit hunderten von Freunden, von denen doch keiner wirklich da ist...ein Film, der nicht direkt wie seinerzeit ein "Fight Club" einschlägt, aber eine große Portion Wachstumspotenzial mitbringt, mehr als der auf Nummer sicher gehende Oscar-Gewinner "The King's Speech", mehr als der technisch verfrickelte "Inception", mehr als die "Wrestler"-Kopie im Ballett-Sujet, mehr als der Stilmittel-Flash in der Canyon-Spalte. Ein Film mit einer vielleicht großen Zukunft...bis dahin erstmal

ziemlich genau so sehe ich den auch ,)Hannibal hat geschrieben:
Unstoppable
Es ist nicht von der Hand zu weisen, ...
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