Filmtagebuch: deBohli
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Banshun
DVD / Regie: Yasujirō Ozu
(Japanuary 24-06) Yasujirō Ozu konnte zaubern, mit seinen ruhigen Kameraeinstellungen, mit den wenigen Worten und den intensiven Blicken, welche die Schauspieler:innen lieferten. So wird «Banshun» trotz des wenigen Inhalts zu einem betörenden Meisterwerk.
Die Fragen zur Liebe, zum Lebensweg in der Gesellschaft und der Fürsorge in der Familie verdichten sich mit den atmosphärischen Bildern zu einem gefühlvollen, vorzüglich ausgeführten Film.
Family 2
DVD / Regie: Takashi Miike
(Japanuary 24-07) Nein, an «Family 2» gibt es wirklich praktisch nichts, das gut wäre. Die Fortsetzung zur Manga-Verfilmung besteht aus schlecht gedrehten Szenen, verwirrenden Ereignissen, schlimmer Musik und unangenehmer, sexueller Gewalt.
Takashi Miike übertreibt gerne und fühlt sich auch im Low-Budget-Bereich wohl, sein Mojo kam ihm bei diesem Dreh aber abhanden. Allerdings habe ich nun Bock, den Original-Manga zu lesen, um die Geschichte immerhin nachvollziehen zu können.
GO
BD / Regie: Isao Yukisada
(Japanuary 24-08) Menschgemachte Grenzen, Gruppen und Zugehörigkeiten: Wie kann daraus ausgebrochen werden? Im Film «GO» wird diese Frage am Beispiel der Liebe zwischen zwei Jugendlichen erörtert, die in einen Strudel von Vorurteilen und Rassismus geraten.
Isao Yukisada liefert mit seiner Romanverfilmung energetische Momente, intensive Gefühle und sehr gut komponierte Bilder ab. Der treibende Soundtrack und der Schnitt lassen den Puls schneller werden, man fiebert mit den Charakteren mit.
Killing
BD / Regie: Shinya Tsukamoto
(Japanuary 24-09) Zwei Samurai auf dem Lande, als Durchreisende und einzige Verteidigung für die Landwirten: In der Geschichte von «Killing» geht vieles schief und Shinya Tsukamoto liefert einen Film ab, der seine Lust an der wilden Erzählweise mit historischen Elementen gut zusammenbringt.
Atmosphärisch, düster und in manchen Szenen meditativ; hier werden die Schrecken des Krieges und die Brutalität des Kampfs um Ehre und Leben gut dargestellt.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
First Love
DVD / Regie: Takashi Miike
(Japanuary 24-10) Ein depressiver Boxer, ein korrupter Polizist, ein hinterhältiger Yakuza und eine Drogensüchtige fahren zusammen Auto. Ja, «First Love» hat nicht nur Humor, sondern klingt stellenweise wie ein Witz. Der Film von Takashi Miike macht viel Spass.
Besonders die erste Stunde liefert eine energiereiche Mischung aus Drama, Action und Komik – Zufälle und Begegnungen sorgen für Spannung und Abenteuer. Dass der Film in einer langwierigen und blutigen Auseinandersetzung in einer Lagerhalle endet, trübt die Freude leider.
Kuroneko
BD / Regie: Kaneto Shindō
(Japanuary 24-11) Die starken Kontraste in Schwarzweiss, die Bilder nahe dem Expressionismus und der Schmerz der Liebe: «Kuroneko» ist ein sehr schön inszenierter Film von Kaneto Shindō, der sich mit Geistern, Verlust und Verlangen beschäftigt.
Aus misshandelten Frauen werden Katzengeister, selbstsüchtige Samurai zu deren Opfer. Der Bambus tanzt im Wind, die Musik betört und die Atmosphäre ist berauschend dicht – ein fesselnder Film.
Taxiphone
Stream, AppleTV / Regie: Mohammed Soudani
Ein Liebespaar wird in einem Wüstendorf in Algerien mit sich selbst konfrontiert: Aus persönlichen Unfähigkeiten entwickeln sich Chancen, das Leben wird entschleunigt und auf den Kern reduziert. Eine poetische Sicht, die Mohammed Soudani mit seinem Film «Taxiphone» skizzenhaft darlegt.
Die Charaktere und ihre Entscheidungen werden wie einzelne, schön gefilmte Bilder und Gedanken aneinandergereiht, das Leben der Dorfbewohner schleicht sich in die Erzählung und die Schweizer Engstirnigkeit muss mit der nordafrikanischen Leichtigkeit auskommen. Das berührt und regt zum Nachdenken an, wenn auch mit stereotypischen Elementen.
Gamera vs. Viras
BD / Regie: Noriaki Yuasa
(Japanuary 24-12) Hurra! Beim vierten Film der «Gamera»-Reihe sind wir bereits bei einer Clipshow angelangt. So gibt es neben den lustigen Pfadfinder:innen und Knaben in brenzligen Situationen immerhin einiges an Miniatur-Action zu erleben.
Dröge bleibt «Gamera vs. Viras» trotz diesen Kämpfen der knuffigen Modellfiguren, die Geschichte mit den Ausserirdischen wurde von Noriaki Yuasa ohne grosse Spannung oder Logik inszeniert.
Peter K - Alleine gegen den Staat
DVD / Regie: Laurent Wyss
2010 wurde aus Peter ein «hässiger Siech», der sich mit einem Gewehr in seinem Haus in Biel/Bienne verschanzte und auf die Polizei schoss. Der Spielfilm «Peter K - Alleine gegen den Staat» zeichnet das Ereignis dramaturgisch aus der Sicht des Täters nach.
Laurent Wyss und Hauptdarsteller Manfred Liechti gelingt es, die Last und Wut des Mannes spürbar zu machen. Allerdings ist die gewählte Perspektive ungenau und zeichnet ein zu einseitiges, psychologisches Bild. Die fehlende Tiefe wird durch die versuchte Staatskritik stellenweise ausgeglichen, das Ende kommt aber abrupt.
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Sweet Bean (An)
BD / Regie: Naomi Kawase
(Japanuary 24-13) Filme aus asiatischen Ländern zu schauen ist gefährlich, denn oft generieren die gezeigten Szenen am Esstisch grossen Hunger. So auch die Zubereitung und Präsentation von Dorayaki in «Sweet Bean». Muss essen, jetzt!
Das Drama von Naomi Kawase löst durch die schönen Aufnahmen, die gefühlvolle Inszenierung und die treffende Darstellung von Isolation und Ausgrenzung viele weitere Emotionen aus. Der Cast mit Kirin Kiki, Masatoshi Nagase und Kyara Uchida ist bezaubernd, die Kirschblüten fallen wehmütig.
The Flavor of Green Tea Over Rice
BD / Regie: Yasujirō Ozu
(Japanuary 24-14) Wie leicht die Liebe abhandenkommt, wie schnell das Ehe-Gefüge auseinanderbrechen kann. In seiner unvergleichlich sanften Weise erzählt Yasujirō Ozu in «The Flavor of Green Tea Over Rice» von zwischenmenschlichen Problemen der Mittelschicht.
Die statischen Einstellungen, die schauspielerischen Glanzmomente und die realistischen Emotionen bieten den Zauber, Szenen wie das gemeinsam zubereitete Abendessen sind Perfektion. Dazu wächst mir Chikage Awashima immer mehr ans Herz.
Gamera vs. Guiron
BD / Regie: Noriaki Yuasa
(Japanuary 24-15) Schon wieder zwei Knaben, die in ausserirdische Gefangenschaft geraten und von Gamera gerettet werden müssen? Ja, dieses Mal aber mit Kannibalismus, zerteilten Kaijus und merkwürdigen Moralvorstellungen.
Noriaki Yuasa lieferte mit «Gamera vs. Guiron» ein kindergerechtes Abenteuer ab, das wenig aufregende Ideen bereithält. Etwas Prügelei, viele angestaubte Sets und eine Handlung, der man im Halbschlaf folgen kann.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
If Only I Could Hibernate
Kino / Regie: Zoljargal Purevdash
Winter in der Mongolei, das Geld reicht nicht mehr zum Heizen und die Kindheit wird zum harten Alltag. «If Only I Could Hibernate» erzählt von einem jungen Mann, der sich zwischen den eigenen Träumen und den harschen Realitäten mit patriarchalen Strukturen entscheiden muss.
Ein spannender Einblick in die Unterschicht der Hauptstadt Ulaanbaatar, von Zoljargal Purevdash gut inszeniert und passend gespielt. Ein Drama, das inhaltlich wenig Neues erzählt, aber durch das Setting punkten kann.
The H-Man
BD / Regie: Ishirō Honda
(Japanuary 24-16) «The H-Man» schwankt zwischen Film-Noir-Vehikel und Horrorfilm aus dem Atomzeitalter. Ishirō Honda bringt die beiden Welten in seiner Erzählung zusammen und liefert einige nette Spezialeffekte und Bilder ab.
Die Kritik an der Nachkriegspolitik ist gut verpackt, die Spannung wird besonders in der ersten Hälfte hochgehalten. Ein interessanter Genremix inklusive Gesangseinlagen und Revue-Nummern.
Der Berg
Stream, Filmingo / Regie: Markus Imhoof
Vom höchsten Berggipfel in die tiefsten Schluchten des Wahnsinns: «Der Berg» ist ein auf einer wahren Geschichte basierendes Kammerspiel mit drei Menschen, die sich auf der höchsten Wetterstation Europas dem Hass hingeben. Eine Geschichte, die man in der Schweizer Filmwelt zu selten erleben darf, von Markus Imhoof sehr gekonnt gedreht.
Die Aufnahmen der schroffen Kulisse sind beeindruckend, die Einstellungen der Innenräume wirken wie Gemälde. Ein beklemmendes Erlebnis, das durch das Spiel von Susanne Lothar, Mathias Gnädinger und Peter Simonischek intensiviert wird und von der ersten bis zur letzten Minute für Spannung sorgt.
Your Name.
DVD / Regie: Makoto Shinkai
(Japanuary 24-17) Die Geschichte von «Your Name.» konnte mich echt überraschen, serviert Makoto Shinkai nicht bloss ein romantisches Drama, sondern unvorhersehbare Wendungen, die weit über das Körpertausch-Thema ausgehen.
Gepaart mit den wunderschönen Animationen, den fantastischen Hintergründen und dem guten Tempo, ist ein Anime-Highlight entstanden, das mich im Kino bestimmt noch viel stärker mitgerissen hätte. Dann wäre es mir wohl auch egal gewesen, ist der Film emotional extrem manipulativ (siehe die Musik).
Adiós Buenos Aires
DVD / Regie: Germán Kral
Ein letzter Tanz in Argentinien? «Adiós Buenos Aires» erzählt von der Wirtschaftskrise des Landes in den 2000er-Jahren, von der Mittelschicht und ihren Sorgen und Konflikten. Germán Kral lässt seinen Film aber niemals zu politisch werden, sondern bettet viel Drama, Romantik und Hoffnung in die Szenerie.
Die Charaktere positionieren sich mit ihren Handlungen nicht richtig, die Geschichte lässt die notwendige Tiefe vermissen. Es schadet auch nicht, wenn man Tango sehr mag. Viele Szenen im Film fühlen sich wie Musikvideos an.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Smoke Sauna Sisterhood
Kino/ Regie: Anna Hints
Der erste Dokumentarfilm von Anna Hints ist eine meditative Erfahrung zwischen Kunstfilm und harschem Geständnis. Rauch, Licht und Schatten begleiten die Erfahrungsberichte der gefilmten Frauen, «Smoke Sauna Sisterhood» wird zum Ort der Intimität.
Die Kameraarbeit von Ants Tammik nimmt sich feinfühlig zurück und zaubert mit kunstvollen Einstellungen und Überblendungen. Dadurch sind die persönlichen Geschichten zugleich universal, das Individuum wird zur Zeugin der Gesellschaft.
Freaks Out
DVD / Regie: Gabriele Mainetti
Eine Mischung aus Naziploitation, Fantasy und Superheldenfilm aus Italien? Wieso auch nicht, allerdings muss man sich für gewisse geschmackliche Verunglimpfungen wappnen, was dem Genre geschuldet ist. Gabriele Mainetti serviert seinen «Freaks Out» aber mit viel Energie und visuellen Einfällen.
Lacher, blutige Konfrontationen und optisch gelungene Elemente machen viel vom Spass aus, wenn auch die Laufzeit hätte gekürzt werden können. Dafür gibt es Franz Rogowski als Ether-schnüffelnden Zeitreise-Nazi. Das ist doch auch was.
Fall
DVD / Regie: Scott Mann
«Fall» zu bewerten fällt (ha!) mir nicht einfach, da ich fast die gesamte Laufzeit über unter einem halben Nervenzusammenbruch litt. Solche Höhen und körperlichen Kapriolen sind nichts für meine Ängste. Darum ja, dieses stupide Action-Ding riss mich mit.
Aber mit festem Boden unter den Füssen und einiges an Abstand muss ich sagen, dass die Geschichte selten doof ist (was sollte das mit dem Vater, dem toten Ehemann und dem Hintergehen?), vieles unlogisch abläuft und der Film trotz zu langer Laufzeit plötzlich einfach fertig ist. Grace Caroline Currey und Virginia Gardner machen ihre Sache aber ganz ok.
Elegant Beast
BD / Regie: Yūzō Kawashima
(Japanuary 24-18) Die Kamera schaut durch Wände, Geländer und Möbel, sie enttarnt die hinterhältigen Spiele, welche die Menschen miteinander treiben und sprengt die einengenden Räumlichkeiten auf. «Elegant Beast» wurde auf vorzügliche Weise gedreht.
Der Film von Yūzō Kawashima verbindet in satirischer und dramatischer Weise gesellschaftskritische Aspekte, die Wohnung wird zur Arena und die Schauspieler:innen geben alles. Eine Erfahrung voller Witz und Kreativität.
Battle in Outer Space
BD / Regie: Ishirō Honda
(Japanuary 24-19) Die Ausserirdischen greifen an, die Menschheit verbündet sich im Kampf gegen die Invasoren und wer gewinnt? Alle, die den Film «Battle in Outer Space» schauen. Denn Ishirō Honda lieferte ein Fest der Spezialeffekte ab, das praktisch alle Filme aus der Zeit überstrahlt.
Kämpfe im All, explodierende Raumstationen und Städte, die zerstört werden: Die Geschichte hinter diesen Szenen ist vernachlässigbar, die einzelnen Charaktere spielen keine Rolle. Aber egal, denn hier stürzen Modellzüge in die Schluchten und Raketen steigen in den Himmel.
Blade of the Immortal
DVD / Regie: Takashi Miike
(Japanuary 24-20) Wie viele Gegner kann ein Samurai an einem Tag schnetzeln? Viele. Und wie viele während der Laufzeit von «Blade of the Immortal»? Alle, and then some. Das passiert halt, wenn Takashi Miike versucht, eine gesamte Manga-Handlung in einen Film zu stopfen.
Die Story ist egal, die Kämpfe mit der Zeit langweilig, dafür stimmt die Optik. Kostüme mit Reflektionsstreifen, verrückte Frisuren und viele versteckte Waffen – das ist überdreht und wild.
Spider-Man: Into the Spider-Verse
DVD / Regie: Rodney Rothman, Peter Ramsey, Bob Persichetti
Wow, what a ride! So grossartig kann ein Animationsfilm aussehen, so mittreissend und emotional packend eine Geschichte über Superheld:innen sein. «Spider-Man: Into the Spider-Verse» ist famos und verheddert sich zu keiner Sekunde im Netz.
Rodney Rothman, Peter Ramsey und Bob Persichetti haben ganze Arbeit mit dieser Verfilmung geleistet, der Soundtrack ist genial (was für geile Songs!), der Cast perfekt gewählt und jedes Bild detailverliebt. Ich bin Fan.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
I Am Waiting
BD / Regie: Koreyoshi Kurahara
(Japanuary 24-21) Das Nachkriegsjapan war ein Ort zum Träumen, vom besseren Leben, vom Glück. Der Film Noir «I Am Waiting» erzählt davon, wie schnell diese Hoffnungen an der harschen Realität zerplatzten.
Mit wenigen Schauplätzen und einem kleinen Cast liefert Koreyoshi Kurahara eine Geschichte voller Rätsel, Gangster und leichten Anflügen von Liebe. Das ist atmosphärisch überzeugend und gut gefilmt.
Tant qu’il pleut en Amérique
Stream, AppleTV / Regie: Fred Baillif
Was aus der Kindheit bleibt: Rassistische Witze und Vorurteile über Äthiopien. Die Dokumentation Tant qu’il pleut en Amérique» versuchte 2013 dagegenzuhalten und zeigt eine Art Reisebericht durch die verschiedenen Gebiete des Landes.
Regisseur Fred Baillif («La Mif», 2021) versucht weniger einen bestimmten Fokus zu setzen, sondern sammelt Stimmen, Stimmungen und enttarnt rassistische Stereotypen, welche im Westen vorherrschen. Besonders das Thema der Ernährung und Armut erhält viel Raum – allerdings bleibt es bei einem Überblick, der zu eigenen, weiterführenden Recherchen anreizt.
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Bevor es mit den Sichtungen der Solothurner Filmtage weitergeht, noch ein japanischer Film:
The Girl Who Leapt Through Time
BD / Regie: Nobuhiko Obayashi
(Japanuary 24-22) Die Einsamkeit einer Zeitreisenden, aus dem Schulalltag gerissen und emotional verwirrt: «The Girl Who Leapt Through Time» überzeugt durch die feinfühlige, melancholische Inszenierung und bietet eine frisch wirkende Herangehensweise an das Thema.
Nobuhiko Obayashi nutzt ansprechende Elemente mit Film, Bild und Fotografie zur Darstellung der Reisen und Empfindungen, die Musik und die Farbgebung sorgen für eine sehr gelungene Atmosphäre.
The Girl Who Leapt Through Time
BD / Regie: Nobuhiko Obayashi
(Japanuary 24-22) Die Einsamkeit einer Zeitreisenden, aus dem Schulalltag gerissen und emotional verwirrt: «The Girl Who Leapt Through Time» überzeugt durch die feinfühlige, melancholische Inszenierung und bietet eine frisch wirkende Herangehensweise an das Thema.
Nobuhiko Obayashi nutzt ansprechende Elemente mit Film, Bild und Fotografie zur Darstellung der Reisen und Empfindungen, die Musik und die Farbgebung sorgen für eine sehr gelungene Atmosphäre.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Gamera vs. Jiger
BD / Regie: Noriaki Yuasa
(Japanuary 24-23) Sollte «Gamera vs. Jiger» etwa ein Werbevideo zur Weltausstellung von 1970 werden? Gamera und Jiger dürfen sich auf jeden Fall in der Nähe dieses Geländes kloppen und die Menschen hoffen, dass keine Pavillons zu Bruch gehen.
Der Film von Noriaki Yuasa ist ein spassiges Kaiju-Abenteuer mit reichlich Action, in dem nicht nur diverse Miniatursets verwendet wurden, sondern sogar zwei Kinder in einem U-Boot ins Innere von Gamera reisen. Warum auch nicht.
The Vast Of Night
Stream, Amazon Prime / Regie: Andrew Patterson
Hatte ich zu Beginn kurz Mühe, mich mit dem Film anzufreunden, begeisterte mich «The Vast Of Night» am Schluss sehr. Obwohl Andrew Patterson seine Geschichte kleinhält, ist die Stimmung grossartig und das langsame Erzähltempo verbindet sich perfekt mit den langen Takes.
In ausführlichen Kamerafahrten gleitet man durch die Kleinstadt, Monologe werden ohne Schnitte gehalten und die Vorstellungskraft wie bei einem Hörspiel geweckt. Die Ausstattung und die genialen Einsätze der Musik vollenden diese Stunden der übernatürlichen Geschehnisse.
Dead Or Alive
DVD / Regie: Takashi Miike
(Japanuary 24-24) Ok, Takashi Miike hatte mich bereits nach wenigen Minuten überzeugt. Die eröffnende Montage aus Gewalt, Drogen und Sex zeigt perfekt, was bei «Dead Or Alive» folgen wird. Ein exzessives Wühlen in Brutalität, ein hyperaktives Abbild des Kampfs zwischen Gangster und Polizei.
Schnelle Schnitte, treibende Musik und Show Aikawa und Riki Takeuchi als Erzfeinde machen den Film zu einem Fiebertraum. Ein Wahn, der sich am Ende ins Extrem steigert und interessante Rückschlüsse zulässt.
Dead Or Alive 2: Birds
DVD / Regie: Takashi Miike
(Japanuary 24-25) Show Aikawa und Riki Takeuchi sind wieder da, dieses Mal als Auftragskiller, die eine gemeinsame Kindheit verbrachten. Grund genug für Takashi Miike, um die extremen Gewaltorgien in «Dead Or Alive 2: Birds» mit unschuldigen Szenen von Kindertheatern zu kombinieren.
Neben den Exzessen ist der zweite Teil dieser durchgeknallten Reihe erstaunlich introvertiert und bietet zwischen blutigen Schiessereien interessante Metaphern und Bilder. So wird die Freundschaft zwischen gewalttätigen Personen selten dargestellt.
Dead Or Alive: Final
DVD / Regie: Takashi Miike
(Japanuary 24-26) Nein, der dritte Teil dieser Reihe kann nicht mehr so überzeugen, wie die beiden Vorgänger. Takashi Miike nimmt uns bei «Dead Or Alive: Final» in eine dystopische Zukunft mit und garniert das brachiale Gehabe mit schlimmen CGI-Effekten.
Die Geschichte ist lahm, die Erzählweise wirr und die Ereignisse eigentlich egal, geht es hier bloss noch einmal darum, Show Aikawa und Riki Takeuchi gegeneinander antreten zu lassen. Dass all dies mit einem Kampfroboter mit Peniskopf endet, habe ich allerdings nicht erwartet.
Return of Daimajin
BD / Regie: Kenji Misumi
(Japanuary 24-27) Nach etwas weniger einer Stunde Laufzeit ertappte ich mich beim Gedanken, dass «Return of Daimajin» auch ohne Monster wunderbar unterhält. Die Geschichte um sich bekämpfende Dörfer in der Zeit der Samurai liefert Spannung und Action.
Wenn aber der grosse Gott aus Stein erscheint und als erste Amtshandlung das Meer teilt, ist das eine beeindruckende Rückkehr. Kenji Misumi liefert zwar inhaltlich den ersten Film der Trilogie erneut ab, dank der knackigen Laufzeit und dem furiosen Finale zwischen Miniatursets und Tricktechnik wird gleichwohl viel geboten.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Hiroshima
BD / Regie: Hideo Sekigawa
(Japanuary 24-28) «Hiroshima» ist ein erschütternder Film, der bloss acht Jahre nach dem Abwurf der Atombomben auf die japanischen Städte gedreht wurde. Mit der Mischung aus dokumentarischen Aufnahmen und beeindruckenden Spielfilmsequenzen formt Hideo Sekigawa eine Nacherzählung der Ereignisse fernab von Propaganda.
Tragische Schicksale werden aufgezeigt, die Nachwirkungen der Bombe und die darauffolgenden Versuche an den Menschen thematisiert. Ein wichtiger und ergreifender Film, dessen Bilder gewaltig sind und die Musik für Intensität sorgt.
Wrath of Daimajin
BD / Regie: Kazuo Mori
(Japanuary 24-29) Zum Abschluss der «Daimajin»-Trilogie wird aus der Kaiju-Action eine Abenteuerreise für Kinder. Das funktioniert bei «Wrath of Daimajin» ganz gut und unterhält mit spannenden Momenten, schönen Bildern und dem frischen Setting auf dem Schneeberg.
Die Geschichte folgt zwar vielen ähnlichen Punkten wie die vorangegangenen Filme und der titelgebende Gott taucht erst ganz am Ende auf, sorgt dann aber für viel Zerstörung, begleitet von packender Musik.
Yojimbo
DVD / Regie: Akira Kurosawa
(Japanuary 24-30) Akira Kurosawa lässt Toshirō Mifune als namenlosen Ronin ein Dorf voller Verbrecher und Spieler auseinandernehmen. Obwohl «Yojimbo» als actionreiche Samurai-Variante von Western-Filmen funktioniert, ist es zugleich eine Satire auf das Genre der schwertschwingenden Helden.
Witz, übertriebene Momente und extreme Gewaltausbrüche werden von grossartigen Kamerapositionen und einer schauspielerisch überzeugenden Leistung begleitet. Eine Produktion mit mehreren Ebenen und viel Wirkungskraft.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
The Iron Claw
Kino / Regie: Sean Durkin
So mitreissend und gut gemacht die Montage zum Song «Tom Sawyer» von Rush war, so wenig berührte mich der Rest von «The Iron Claw». Sean Durkin macht mit seiner Erzählung über die Wrestling-Familie aus den USA zwar vieles richtig (Bilder, Cast, Ausstattung), allerdings wollte wenig davon in mein Herz gelangen.
Gerne hätte ich mehr von den Frauenfiguren gesehen, viele Szenen wirkten für mich zu biografisch aneinandergereiht. Und die sehr präsenten, nordamerikanischen Werte (Familie!) sind durch die Vorlage logischerweise gegeben, mundeten mir aber wenig.
Monster
Kino / Regie: Hirokazu Kore-eda
(Japanuary 24-31) Die Schmerzen des Heranwachsens: Hirokazu Kore-eda erzählt mit «Monster» eine berührende, traurige Geschichte über zwei Jungs aus drei unterschiedlichen Perspektiven. Das wirkt wie ein Sturm der Emotionen, der immer intensiver wird und am Ende erschüttert zurücklässt.
Eine zärtliche, reale und wunderschön gefilmte Erzählung, mit wundervoller Musik, grosser Schauspielleistungen und besonders in der ersten Hälfte sehr dichtem Drehbuch.
Brain Damage
Kino / Regie: Frank Henenlotter
Cruising trifft auf «this is your brain on drugs»: «Brain Damage» ist ein schlecht geschnittener Horrorfilm aus den Achtzigerjahren, der vielleicht mit Metaphern für Drogenkonsum und Sexualität arbeitet, vor allem aber dank der «Aylmer»-Puppe in Erinnerung bleibt.
Frank Henenlotter verzettelt sich in der (nicht vorhandenen) Geschichte, Szenen sind repetitiv und Langweile kommt auf. Da wünschte ich mir mehr blauen Saft im Gehirn.
Night Of The Creeps
Kino / Regie: Fred Dekker
(Kinofassung) Gewisse Dialogzeilen sind ja echt witzig und die versuchte Hommage an B-Movies der Fünfzigerjahre auch ganz nett, «Night Of The Creeps» geht dann trotzdem in einem Strudel aus halbgaren Ideen und mittelmässiger Umsetzung unter.
Diese Art von Horrorfilmen aus den Achtzigerjahren packt mich selten, so auch nicht das Werk von Fred Dekker. Für Jill Whitlow hätte ich aber ebenfalls eine Leiche geklaut, oder zumindest ein Glacé aus dem Supermarkt.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
0s & 1s
Stream, Mubi / Regie: Eugene Kotlyarenko
Millennials und ihre sozialen Störungen: «0s & 1s» erzählt von einer Generation, die ihr Leben mit digitalen Mitteln erweitert und Interaktionen neu mit Chats, Websites und Playlists ergänzt. Das kenne ich sehr gut und Eugene Kotlyarenko löste mit seinem Film viele nostalgische Gefühle und Erinnerungen aus.
Die Produktion funktioniert dank der genialen Implementierung von Desktop-Elementen, 8-Bit-Games, grausig aussehenden Web-Blogs und Textnachrichten im Bild perfekt. Ein optisch überfrachteter Spass, der die etwas lahme Geschichte mehr als wettmacht und meine Jugendjahre perfekt trifft.
Journey To The Shore
BD / Regie: Kiyoshi Kurosawa
(Japanuary 24-32) Der Tod ist nicht das Ende, der Abschied bietet vor allem Zeit für Eventualitäten und existenzielle Fragen. Davon erzählt der berührende und ruhige Film «Journey To The Shore», mit dem Kiyoshi Kurosawa seine Horror-Vergangenheit geschickt mit Drama und Liebesgeschichte kombiniert.
Sonnendurchflutete Bilder, ein emotionaler Score und die aufgezeigten Möglichkeiten eines andersartig gelebten Lebens: Das geht tief und weiss zu überraschen.
Tokyo Story
BD / Regie: Yasujirō Ozu
(Japanuary 24-33) Ein Manifest der Menschlichkeit: Yasujirō Ozu hat mit «Tokyo Story» einen ergreifenden Film geschaffen, der sich feinfühlig mit Familie, Liebe und zwischenmenschlichen Momenten auseinandersetzt.
Die grossartige Kameraarbeit, die starke Leistung der Schauspieler:innen und die unaufgeregte Weise, wie grosse Fragen und Themen angegangen werden, ist meisterhaft. Am Ende sitzt man mit Tränen in den Augen vor dem TV und möchte noch viele Stunden mit Noriko und den andern verbringen.
Gamera vs. Zigra
BD / Regie: Noriaki Yuasa
(Japanuary 24-34) Die neuste Attraktion im Seaworld Tokio: Gamera. Oder auch nicht, denn «Gamera vs. Zigra» ist eine Schlaftablette von Film, eine uninspirierte Fortsetzung der Kaiju-Reihe und optisch billig. Die Kämpfe sind schlecht umgesetzt, die Miniaturmodelle wirken unsauber.
Dass die Geschichte versucht, Umweltverschmutzung anzuprangern, erneut nervende Kinder in die Hauptrollen steckt und die interne Logik zu keiner Sekunde beachtet, macht die Produktion von Noriaki Yuasa noch mühsamer. Kein Wunder, war danach erst Mal Ruhe im Karton.
Die Nachbarn von Oben
DVD / Regie: Sabine Boss
Mit ihrem Remake von «Sentimental» (Cesc Gay, 2020) schafft es Sabine Boss nicht, neue Akzente zu setzen – was bereits am kopierten Filmposter ersichtlich ist. Das Kammerspiel um vier Personen, die sich nach einer erotischen Einladung tiefgründigen Auseinandersetzungen hingeben, holpert.
Weder kauft man den Figuren die Aussagen ab, noch spitzt sich die Lage jemals wirklich zu. «Die Nachbarn von Oben» bleibt Schweizerisch zurückhaltend, wirkt unnatürlich und verliert bereits nach einer Viertelstunde allen Schwung und Energie. Immerhin macht der Film optisch einen guten Eindruck.
Wobble Palace
Stream, Mubi / Regie: Eugene Kotlyarenko
Heutzutage erwachsen zu werden und sich mit Mitte 20 in der Welt zurechtzufinden, ist nicht einfach. Hipster, Influencer und Idioten tummeln sich in der digitalen und analogen Welt. Eugene Kotlyarenko veranschaulicht dies bei «Wobble Palace» an einem Paar in einer offenen Beziehung.
Einblendungen von Apps und Textnachrichten, Dates und emotionale Verkrüppelung prallen mit satirischem Unterton aufeinander – und das Geschehen und besonders die Charaktere nerven meist. Dasha Nekrasova spielt mit, allerdings empfehle ich lieber deren Regiearbeit «The Scary of Sixty-First» von 2021.
Mishima: A Life in Four Chapters
Stream, Filmingo / Regie: Paul Schrader
(Japanuary 24-35) Das Leben als Schriftsteller, voller Qualen und depressiven Gedanken –daraus hat Paul Schrader einen vielschichtigen, berührenden und schönen Film geschaffen. «Mishima: A Life in Four Chapters» verbindet drei Werke des japanischen Autors Yukio Mishima mit seinem Leben und findet viel Zauber im Dasein.
Die harsche Realität prallt auf die gefühlvolle und bunte Vision des Daseins, der fantastische Score von Philip Glass lässt jede Einstellung erhaben wirken. Ein Film, der zum Nachdenken anregt und begeistert zurücklässt.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
I, the Executioner
BD / Regie: Tai Katō
(Japanuary 24-36) Ein japanischer Film Noir in kontrastreichen Aufnahmen, ein Thriller aus der Perspektive des Killers: «I, the Executioner» ist eine fesselnde Erfahrung, die brutale Momente und die Suche nach der Liebe vereint.
Von Tai Katō inszeniert, kann sich der Film nicht komplett von der Misogynie lösen und schockt in gewissen Momenten, ist aber eine künstlerisch dichte Reise.
Und damit endet der Japanuary 2024.
L'orribile segreto del Dr. Hichcock
BD / Regie: Riccardo Freda
Was passiert genau, und was passiert wirklich? Der italienische Horrorfilm «L'orribile segreto del Dr. Hichcock» startet mit nekrophilen Handlungen, bietet eine rauschende Ausstattung und verliert im letzten Drittel jegliche Haftung zur Realität.
Die Augen von Barbara Steel bergen Abgründe, der Film von Riccardo Freda ist ein wirrer und eigenständiger Trip. So erlebt man Gothic Horror selten und schaut direkt in die Fratze des Teufels.
Mein Persienflug
Stream, Filmo / Regie: Walter Mittelholzer
Begleitet von vielen erklärenden Texttafeln, die mit kolonialistisch stereotypischen Bemerkungen gespickt sind, können vergangene Länder und Orte in der Dokumentation «Mein Persienflug» von 1924 besucht werden. Das Leben in den Städten erhält gleichermassen Raum, wie Luftaufnahmen und Naturimpressionen. Aleppo wird gezeigt, Teheran beeindruckt von oben; Enzeli, Isfahan und das Damawend-Gebirge finden im Film Platz.
Persien, das seit 1935 Iran heisst, kann dank Walter Mittelholzer auf ungeahnte Weise erlebt werden. Was früher ein Fenster zu einer anderen Welt war, hat sich zum Fenster in die Vergangenheit transformiert.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
A Moment Of Romance
BD / Regie: Benny Chan
Eine gesunde Darstellung von Liebe und Beziehung ist «A Moment Of Romance» keinesfalls und stellt besonders die weiblichen Figuren negativ dar – aber wow, der Hongkong-Actioner von Benny Chan hat Energie.
Andy Lau und Wu Chien-Lien überzeugen in ihren Rollen, die Kämpfe und Strassenszenen sind voller Adrenalin, Fahrzeuge explodieren in Slow-Motion und die Szenerien sind in neonfarbenes Licht getaucht. Das hat Stil, das unterhält und sieht richtig gut aus.
La notte dei diavoli
BD / Regie: Giorgio Ferroni
Folk-Horror trifft auf Gothic-Flair, Giorgio Ferroni adaptierte mit seinem Film «La notte dei diavoli» die Kurzgeschichte «Die Familie des Wurdalak» von Alexei Tolstoi. Wichtig sind nicht nur die Monster der Nacht, sondern die Spannungen zwischen der modernen Zivilisation und altem Aberglauben.
Dank der ruhigen Erzählweise, dem gelungenen Spannungsbogen und den guten Aufnahmen ist der Film packend – auch wenn der grösste Schock in der schnellen Bildmontage des Anfangs erfolgt und die nachfolgenden, blutigen Effekte nicht immer überzeugend aussehen.
Milano Rovente
BD / Regie: Umberto Lenzi
Die Polizei kannst du vergessen, in «Milano Rovente» tragen die verfeindeten Gangsterbanden ihre Konflikte unter sich aus. Das bedeutet im ersten Eurocrime-Film von Umberto Lenzi eine Gewaltspirale, die sich immer weiter in die Höhe schraubt und Mailand als Stadt der Prostitution, Drogen und Kämpfe darstellt.
So dreckig wie die Strassen aussehen, werden die Frauen behandelt; die Männer streiten sich um Geld und Stoff. Diverse Wendungen in der Geschichte machen den Film sehr unterhaltsam, auf übertriebene Gewaltexzesse und Verfolgungsjagden wird meist verzichtet.
- Fist_of_Retro
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Da gab ich einen Punkt noch mehr. Ein super Lenzi und das Ende ist auch wieder nicht so wie man dachte.Milano Rovente
- deBohli
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Das Ende fand ich wirklich auch überraschend. Solche Wendungen haben ich bei Poliziotteschi noch zu selten erlebt.
- deBohli
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Pusher 3
DVD / Regie: Nicolas Winding Refn
Eigentlich beginnt alles ziemlich ruhig und Milo, wunderbar gespielt von Zlatko Burić, versucht sich normal zu verhalten – wären nicht die Drogengeschäfte. Logisch aber, lässt Nicolas Winding Refn das Leben seiner Figuren in «Pusher 3» erneut zum Chaos verkommen.
Das ist direkt, schmutzig und wieder realistisch gefilmt, aber weniger packend als bei den vorherigen Teilen. Dafür wird an Schockmomenten im letzten Drittel des Filmes nicht gespart und der rote Saft fliesst.
Le Combat dans l’île
BD / Regie: Alain Cavalier
Der Kontext der Zeit ist wichtig, der Subtext der Geschichte muss beachtet werden – was nicht immer einfach ist, deutete Alain Cavalier in «Le Combat dans l’île» viele politischen Verbindungen zum damaligen Weltgeschehen nur an.
Losgelöst davon funktioniert die Mischung aus Nouvelle Vague, Krimi und Liebesdrama weiterhin, dank den kontrastreichen Aufnahmen, dem guten Spiel und den Spannungen, die sich immer weiter intensivieren.
F. est un salaud
DVD / Regie: Marcel Gisler
Fast 20 Jahre nachdem Martin Frank die Schweiz mit seinem Roman «ter fögi ische souhung» durchrüttelte, wurde die Geschichte um toxische Liebe zweier Männer, Drogenkonsum und Prostitution von Marcel Gisler verfilmt.
«F. est un salaud» ist eine gelungene Transformation ins Medium Film, wenn auch weniger eindringlich und wuchtig als das Buch. Dafür gibt es Martin Schenkel und Gilles Tschudi in Nebenrollen, bekannte Rock-Hits und Traurigkeit.
- deBohli
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Murder Obsession
BD / Regie: Riccardo Freda
Während das Klavier im Score klimpert, bewegt sich der Film «Murder Obsession» zwischen Giallo und Gothic-Horror. Riccardo Freda mischte in seinem späten Werk die Stile und präsentiert eine Geschichte zwischen Schreck und Sinnlosigkeit.
Aufgewertet wird der Film durch Traumsequenzen, liefert einige unfreiwillige komische Momente und streift sogar das Thema Inzest.
Gamera: Super Monster
BD / Regie: Noriaki Yuasa
Was tun, wenn die Lizenz auszulaufen droht? Eine Clip-Show aus vorherigen Filmen, zusammengehalten von einer dummen, langweiligen Geschichte. «Gamera: Super Monster» kann Spass machen, wenn bereits erlebte Kaiju-Kämpfe erneut gesehen werden wollen, sonst nicht.
Noriaki Yuasa klaute aus Filmen und Anime-Episoden zusammen, hantierte mit schlechten Effekten und bietet fast nur Gründe zum Spulen. Diese Gamera-Produktion kann getrost ausgelassen werden.
Deus e o Diabo na Terra do Sol
BD / Regie: Glauber Rocha
Wenn ein brasilianischer Film an berauschende Produktionen aus der Sowjetunion erinnert, kann es nur grossartig werden. Glauber Rocha belebte das Kino mit einer hypnotischen Geschichte und erzählt diese in «Deus e o Diabo na Terra do Sol» mit fesselnden Bildern und einer grossartigen Struktur.
Die Atmosphäre des Filmes ist unglaublich dicht, der Inhalt streift politische und soziale Brennpunkte der Landesgeschichte. So widme ich mich gerne dem Fanatismus.
There’s Always Vanilla
BD / Regie: George A. Romero
Hat sich George A. Romero bei «There’s Always Vanilla» an einer Satire am US-amerikanischen Lebensstil der Siebzigerjahre versucht? Eventuell, allerdings fehlt dem Film dazu die Schärfe. In Kombination mit den mühsamen Figuren will sich das Vergnügen nur selten einstellen.
Immerhin gibt es vereinzelt spannende Kommentare zu Geltungsdrang und Familiengestaltung, rockige Songs und interessante Schnitte zu betrachten.
Goodbye & Amen
BD / Regie: Damiano Damiani
Ein Thriller aus Italien, in dem die USA eine afrikanische Regierung stürzen will? Why not. Damiano Damiani lässt die Geschichte in «Goodbye & Amen» mehrmals eine Wendung durchleben, dass es zu einem Kammerspiel mit einem überraschenden Ende mutiert.
Gut gefilmt, packend inszeniert und stark besetzt – besonders das letzte Drittel des Filmes konnte mich vollends überzeugen und diverse Mängel ausbügeln.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Where Is the Friend’s House?
Stream, Mubi / Regie: Abbas Kiarostami
Das Leben in Koker wirkt im Film «Where Is the Friend’s House?» so real dargestellt, dass man zu keiner Sekunde an der Ehrlichkeit der Geschichte zweifelt. Rohe Emotionen und alltägliche Momente werden bei Abbas Kiarostami zum grossen Erlebnis.
Ein Drama über die Sorgen der Kindheit, ein Film über die ländlichen Gebiete in Iran und eine Vermengung von echten Erfahrungen und fiktiven Ideen. Berührend und schön.
Divertimento
DVD / Regie: Marie-Castille Mention-Schaar
Obwohl die Geschichte Biopic-typisch geschildert wird, hat mich Divertimento emotional mitgenommen. Die wahre Geschichte um die junge Dirigentin zeigt auf, wie unterdrückend und misogyn unsere Welt täglich ist, und wie viel schöner alles wäre, wenn wir mehr auf Musik, Kultur und Solidarität setzen würden.
Der Film von Marie-Castille Mention-Schaar ist sehr gut besetzt (etwa mit Oulaya Amamra und Niels Arestrup), sieht nett aus, verliert sich aber in der Struktur. «Divertimento» wirkt zerstückelt, die Geschichte will zu viel auf einmal erzählen.
Stone Cold
Kino / Regie: Craig R. Baxley
Das Plakat geklaut bei «Terminator», die erste Szene wie bei «Cobra» und Lance Henriksen in einem Outfit, das an «Millennium» erinnert: Bei «Stone Cold» ist nichts neu oder frisch, der idiotische Actionfilm von Craig R. Baxley macht aber Laune.
Das liegt in erster Linie an Brian Bosworth, der sich in der Hauptrolle als destruktiven, obercoolen Undercover-Cop reinfühlt und weil um ihm herum konstant Posen gerissen werden, Fahrzeuge explodieren und Männer schweissnass aufeinanderprallen. Logischerweise mit viel Sexismus, Frauenfeindlichkeit und einer Geschichte, die zu keiner Minute Sinn macht.
Velo Gang
Kino / Regie: Alex Kälin
Kaum als Flüchtling in der Schweiz angekommen, wir Yosef bereits durch Essenslieferdienst ausgebeutet und von Velokurieren bekämpft. Das Leben in Zürich ist in «Velo Gang» kein einfaches, gegen Ende wird das B-Movie von Alex Kälin gar blutig.
Mit sehr kleinem Budget gedreht, besitzt das Debüt zwar Charme, das Drehbuch und die Struktur holpern aber ziemlich. Dafür gibt es Matto Kämpf und Michael Gallusser in Nebenrollen, gelungene Aufnahmen und einige böse Sprüche zur politischen Situation in der Schweiz.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Ich erinnere mich noch genau...TV Spielfilm war, was STone Cold anging, noch etwas deutlicher...zu Stone Cold..."und dumm wie Bohnenstroh - nur was für Hirnlose"
Spaß beiseite...ich denke, ich würde den ähnlich einordnen und es wäre die Frage, ob ich mir den nur wegen der recht guten Stunts nochmal ansehen würde, die Story ist echt hohl und meiner Erinnerung nach boring- da ist beispielsweise Action jackson definitiv das rundere Paket
Spaß beiseite...ich denke, ich würde den ähnlich einordnen und es wäre die Frage, ob ich mir den nur wegen der recht guten Stunts nochmal ansehen würde, die Story ist echt hohl und meiner Erinnerung nach boring- da ist beispielsweise Action jackson definitiv das rundere Paket
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Der Spassfaktor im Kino war eindeutig höher als 5 Punkte, aber als Film versagt "Stone Cold" auf allen Ebenen, ausser bei den Stunts und bei der Lache von Henriksen. Da der Film anlässlich einer "Worst Movie Night" gezeigt wurde, passte das Rundumpaket aber super.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
La mujer murciélago (The Batwoman)
Stream, Mubi / Regie: René Cardona
Frech geklaut ist der halbe Film: Inmitten der wilden Sechzigerjahre lässt René Cardona die Batwoman einen verrückten Wissenschaftler jagen, der es auf Ringkämpfer abgesehen hat. «La mujer murciélago» verbindet Pulp, Wrestling und Superhelden.
Das tiefe Budget, die immer gleichen Sets und die lahme Story verhelfen nicht zu hoher Spannung, dafür ist dieses mexikanische Kuriosum allein wegen der Schamlosigkeit betreffend Lizenzen ein Blick wert.
Two Rode Together
BD / Regie: John Ford
John Ford lässt seinen Western «Two Rode Together» klassisch beginnen und zeigt die rassistische Haltung der Menschen auf. Mit jeder Szene jedoch unterwandert er diese Stereotypen und lässt seine Figuren in moralische Fallen tappen.
Der gut gefilmte, mit James Stewart, Shirley Jones und Richard Widmark passend besetzte und spannende Film ist eine gelungene Erzählung über die Auslegung von Existenz und Zugehörigkeit.
Der Kaiser von Kalifornien
DVD / Regie: Luis Trenker
Wenn die ereignisreiche Geschichte des Kolonialisten Johann August Sutter verfilmt wird, dann gleich mit einer Doppelbesetzung bei Regie und Hauptrolle – das wird dem Ego des Mannes nur gerecht. Wenn auch «Der Kaiser von Kalifornien» zu keiner Sekunde seinen Helden kritisch betrachtet.
Da Luis Trenker diesen frühen Western in den Dreissigerjahren drehte, ist eine tiefe Auseinandersetzung mit Sutter nicht zu erwarten. Dafür gibt es Goldschürfer mit bayerischem Dialekt, wundervolle Überblendungen und Szenen, die vielfach ohne Worte funktionieren.
Dead Pigs
Stream, Mubi / Regie: Cathy Yan
Tote Schweine im Wasser, arme Schweine am Land: «Dead Pigs» erzählt von der extreme Vermögensschere in China und bringt in einer schillernden Geschichte mehrere Klassen, Figuren und Ansichten zusammen.
Cathy Yan hat mit ihrem Debüt zwei Jahre vor «Birds of Prey» ganze Arbeit geleistet und verbindet Kritik, Humor und Satire mühelos. Aufgewertet wird alles durch die famose Arbeit von DoP Federico Cesca und der sehr gelungenen Ausstattung.
The Holdovers
Kino / Regie: Alexander Payne
Nicht ganz «Christmas in July», aber im Februar einen Weihnachtsfilm zu schauen, ist merkwürdig. Da Alexander Payne mit «The Holdovers» aber ganze Arbeit geleistet hat, ist dieses fragwürdige Vorgehen seitens Verleihes schnell vergessen.
Paul Giamatti, Dominic Sessa und Da'Vine Joy Randolph spielen famos, die Stimmung und der Look der Siebzigerjahre wurde perfekt eingefangen (Farben, Zooms, Ausstattung), und die Schicksale der Figuren berühren. Gerne wieder einmal, aber dann in der Weihnachtszeit.
All Of Us Strangers
Kino / Regie: Andrew Haigh
All those sentences,
you never got to hear.
All those words,
you never got to say.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Safari
Stream, Mubi / Regie: Ulrich Seidl
Achtung, diese Dokumentation kann körperliche Übelkeit auslösen. Ulrich Seidl zeigt auf seine einzigartige, beobachtende Weise das lebensverachtende Handeln weisser Menschen, die in afrikanischen Steppen nach Tieren jagen.
Rassismus, Kolonialismus und Arroganz verdichten sich in den Interviews, die Tiere leiden und die Kamera hält auch bei Häutungen immer drauf (in den Momenten wegzuschauen ist zu empfehlen). «Safari» zeigt die Menschheit von ihrer schlimmsten Seite
Jane B. par Agnès V.
Stream, Mubi / Regie: Angès Varda
Hat sich Angès Varda den Traum eines Filmes über Jane Birkin bloss erfüllt, um die Wunschvorstellungen der Schauspielerin wahrwerden zu lassen? Der zauberhaft wirkende Dokumentarfilm «Jane B. par Agnès V.» lässt das vermuten.
In auf unterschiedliche Art inszenierte Sequenzen mischt Varda gemachte Erfahrungen, Film-Magie und mythologische Elemente zu einer verspielten Arbeit über Birkins Person und Karriere. Alles kumuliert am Geburtstag der Protagonistin und zelebriert das Leben auf schöne Weise.
Shane
BD / Regie: George Stevens
Bei «Shane» zeigt George Stevens den Western mit grünen Wiesen, fliessendem Wasser und kleinen Blockhäusern – fast wähnt man sich bei einzelnen Aufnahmen im Heimatfilm. Doch düstere Schatten lauern hinter der Idylle, die Farmer müssen sich gegen unterdrückende Halunken beweisen.
Eine Situation, die sich im Film immer weiter zuspitzt und in einer Explosion der Gewalt endet. Dazu gibt es zwischenmenschliches Drama, Freundschaft und packende Momente.
Yes, God, Yes
BD / Regie: Karen Maine
Während «Lady Bird» davonflatterte, bleibt «Yes, God, Yes» leider wie eine lahme Ente auf dem Boden. Zwar bietet Karen Maine in ihrem humorversetzten Drama viel Potential für böse Sprüche und fiese Momente, lässt aber fast alle Chancen ungenutzt.
Die Besetzung um Natalia Dyer macht ihre Sache gut und einige Needle-Drops sind perfekt gesetzt, nur wirkt alles viel zu zäh – und das bei der kurzen Laufzeit.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Schneewittchen und die sieben Gaukler
Stream, Filmo / Regie: Kurt Hoffmann
Die Schweiz wagte sich an ein Musical und Kurt Hoffmann vermengte 1961 das Märchen um Schneewittchen mit einer verrückten Geschichte über ein Hotel, einer Heizungsfachfrau, einer Sängerin und sieben Gaukler aus dem Zirkus Monti.
Unglaublich, was bei «Schneewittchen und die sieben Gaukler» alles zusammenkommt und in Songs zelebriert wird. Im Zentrum die sympathische Caterina Valente, viel Slapstickeinlagen, Songtexte, die rasch nerven und eine epochentypische Mixtur aus Stereotypen, Sexismus und Kalauer. Klassisch «Frostical» halt.
Death of a Gunfighter
BD / Regie: Alan Smithee
Robert Totten begann mit dem Dreh, Don Siegel vollendet den Film – und hinter den Kulissen zermürbte Hauptdarsteller Richard Widmark die Mannen auf dem Regiestuhl. Davon ist bei der Sichtung von «Death of a Gunfighter» wenig zu spüren, funktioniert der Western sehr gut und erzählt eine düstere Geschichte über Gewalt und Missgunst.
Unter dem Pseudonym Alan Smithee veröffentlicht, wird die Geschichte mit guten Bildern erzählt und zeigt die Figur des Marshalls von einer ungewohnten Seite.
Alice, Darling
DVD / Regie: Mary Nighy
Wäre das Thema der emotionalen Misshandlung in Paarbeziehungen ein wichtiges, vermag es Mary Nighy mit ihrem Psycho-Thriller leider nicht, eine packende Geschichte zu erzählen. «Alice, Darling» wirkt schematisch und oberflächlich, Anna Kendrick passt gut in die Hauptrolle, alles andere erscheint zu bemüht.
Return To Dust
DVD / Regie: Li Ruijun
Das harte Leben als Bauer in den abgelegenen Gebieten Chinas, der Mangel an Geld, Fürsorge und Rückhalt - Li Ruijun findet in der Schwere die poetische Zärtlichkeit. «Return To Dust» betört mit den Bildern, dem wundervollen Licht, der langsamen Annäherung der Hauptfiguren und der Schönheit der ehrlichen Arbeit.
Ein Drama, welches das Herz aufbricht und wieder heilt. Eine Erlösung gibt es aber keine, weder aus der Situation noch aus der Armut.
Scarface
BD / Regie: Howard Hawks
Es knallt, laut. In Howard Hawks Erzählung über einen Gangster, der gierig an die Spitze kommen will, gibt es keinen Moment des Friedens. Paul Muni meuchelt als «Scarface» seine Feinde, schnappt sich Geld und Frauen, rast mit dem Auto durch die Stadt.
Ein grosses Erlebnis ist dieser Film aus den Dreissigerjahren und ist mit Osgood Perkins, Boris Karloff und Ann Dvorak wunderbar besetzt. «The World Is Yours», bis alles auseinanderfällt.
Menus Plaisirs – Les Troisgros
Kino / Regie: Frederick Wiseman
Vier Stunden in der Küche zu stehen, das funktioniert mit meiner psychischen Verfassung nicht. Wenn aber Frederick Wiseman die Führung übernimmt, bin ich sofort dabei. Der Dokumentarfilm «Menus Plaisirs – Les Troisgros» ist ein faszinierendes, vielseitiges und reichhaltiges Menü.
Nicht nur erlaubt Wiseman Einblicke in den Alltag der Edelküche der Familie Troigros, sondern verbindet die Aufnahmen aus dem Betrieb mit weiterführenden Elementen der Zutatenbeschaffung, Landwirtschaft und industriellen Produktion von Lebensmitteln. Luxus und Ressourcen sind Stichwörter, die in der Luft schweben, dazu gesellen sich Rauch, Dampf und viel Hingabe.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Un témoin dans la ville
BD / Regie: Édouard Molinaro
Immer muss jemand bei einem Mord in der Nähe sein, immer läuft man Gefahr, identifiziert zu werden. Im französischen Film Noir «Un témoin dans la ville» wird aus dem ursprünglichen Verbrechen eine verbissene Jagd durch die Stadt, stets ist Nacht, die Dunkelheit nimmt Überhand.
Der Film von Édouard Molinaro verfügt über tolle Action-Szenen, viel Spannung und gelungenen Momente der Zwischenmenschlichkeit. Packend.
Outrage
BD / Regie: Ida Lupino
Eine Frau wird Opfer von sexueller Gewalt und die Gesellschaft wendet sich von ihr ab. Was weiterhin tagtäglich passiert, war als kritische Erzählung in Ida Lupinos Film «Outrage» seiner Zeit weit voraus. Das lässt das Drama noch eindringlicher wirken, wenn auch die Intensität in der zweiten Hälfte etwas vermindert wird.
Durch die grossartige Kameraführung, das gute Spiel und die wagemutigen Elemente in Ton- und Bildschnitt wird die weibliche Perspektive nicht nur mit wütender Verzweiflung gezeigt, sondern experimentell erweitert.
Der Bienenzüchter
DVD / Regie: Theo Angelopoulos
Melancholisch gestaltet sich der Abschied vom gewohnten Leben, plötzlich fühlt sich die Hauptfigur unnütz. Mit langen Einstellungen, tristen Umgebungen und einer letzten Fahrt durch die Gebiete Griechenlands erzählt Theo Angelopoulos in «Der Bienenzüchter» davon.
Was durch die schönen Bilder und der gelungene Umgang mit Musik formal überzeugt, ist beim Inhalt stellenweise schwierig zu verarbeiten, da sich das männliche Selbstmitleid in sexuell fragwürdigen Begegnungen entlädt. Was bleibt ist die Leere, die Vergangenheit.
Un maledetto imbroglio
BD / Regie: Pietro Germi
Diebstahl, Mord und eine verzwickte Suche nach der schuldigen Person: «Un maledetto imbroglio» war eines der ersten Krimi-Highlights im italienischen Kino und ist bis heute packend. Pietro Germi inszeniert sich selbst in der Hauptrolle als knurrigen Polizisten, die Ermittlungen führen ihn in der Stadt hin und her.
Die Bilder des Film Noir sehen schön aus, das Tempo wird stets hochgehalten und die Wendungen kommen überraschend, aber nicht aus der Luft gegriffen. Da macht es Spass, mitzufiebern.
The Sting Of Death
BD / Regie: Kōhei Oguri
Ein Ehemann ist untreu und die Frau muss dafür mit ihrem Verstand büssen: «The Sting Of Death» ist ein Drama voller depressiver Momente, welches die Geschlechterungleichheit in der Gesellschaft treffend ausarbeitet.
Durch die künstlerisch herausragende Inszenierung (die Sets, die Farben, die einzelnen Kameraeinstellungen) wird der langsame und bedrückende Film von Kōhei Oguri zu einer intensiven Erfahrung.
The Kiss Before the Mirror
BD / Regie: James Whale
Also wie jetzt, der Mord an seiner Frau ist ok, wenn diese fremdging? Und das reicht als Verteidigung vor Gericht aus? Was an «The Kiss Before the Mirror» alles Satire und was Misogynie sein soll, konnte ich nicht herausspüren. Inhaltlich merkt man dem Film die Dreissigerjahre auf jeden Fall an.
Das Drama mit humoristischen Elementen wurde von James Whale ansprechend gedreht und der Cast gibt sich Mühe – die gesellschaftlichen Elemente lassen aber einen bitteren Nachgeschmack im Mund zurück.
Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb
BD / Regie: Stanley Kubrick
Peter Sellers, genial. Thematische Verarbeitung, grossartig. Satire, weiterhin treffend. Sets von Ken Adam, fantastisch. Cast mit George C. Scott, Sterling Hayden und Slim Pickens, genial besetzt. Trotzdem, «Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb» wollte bei mir nicht komplett funktionieren.
Der legendäre Film von Stanley Kubrick ist ein Meilenstein der Kinogeschichte, aber wirkt heutzutage ehrlicherweise etwas angestaubt. Vielleicht war es der falsche Moment, doch ich empfand die Geschichte träge, die Witze vielfach bissiger gehört und «Fail Safe» (Sidney Lumet, 1964) aufregender.
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