This is it
Wie soll man einen Film beurteilen, den es niemals hätte geben sollen? Wie soll man ernsthaft und kritisch das letzte große Wirken der größten Entertainment-Legende bewerten insbesondere im Hinblick auf die tragischen Umstände? Klar, bei dem von Kenny Ortega aus den gefilmten Proben zusammengestellten Film handelt es sich um Geldmacherei, klar Jackson hätte das nicht gewollt. Aber soll das Einfluss auf die Bewertung haben? Nein! Die größte Überraschung des Films ist die Tatsache, dass Ortega in keinster Weise versucht hat, sich in den Vordergrund zu spielen: Keine Off-Kommentare,keine Lobhudeleien von ihm,praktisch kaum Aufnahmen von ihm selbst und auch in keinster Weise der Versuch, hier forciert etwas Episches zu inszenieren.Stattdessen stellt er nahezu ausschließlich das in den Vordergrund, um das es auch gehen sollte: Den Künstler Michael Jackson, seine Musik, seinen Tanz und sein Engagement, welches er offensichtlich in dieses Lebenswerk gesteckt hat. Sicher,Jackson probt hier teilweise mit angezogener Handbremse (wie früher auch) aber dennoch sieht man einen aktiven, fitten und engagierten Star, der es noch immer konnte. Auch die Struktur des Films überrascht. Wer viel "making of" und Füll-Material oder Interviews Drumherum befürchtet hatte, wird positiv überrascht,denn Ortega zeigt praktisch ausschließlich und chronologisch die Performances der Show. Dass das Material dabei häufig aus 2 oder 3 verschiedenen Proben zusammengeschnitten ist,stört nicht und verleiht dem Film teilweise sogar eine gewisse kompositorische Raffinesse. Highlight sind die mit viel Aufwand gedrehten 2D oder 3D Zwischen-Filme, die Klassiker wie Thriller, Smooth Criminal oder Earth Song spektakulär neu interpretiert hätten.Filmisch gesehen fällt das Fehlen jeglicher Dramaturgie auf. Auch in dieser Hinsicht hat Ortega bewusst Verzicht geübt. So zeigt er auch keine Szenen oder Aussagen, die in irgendeiner Weise auf Jacksons tragische Ende anspielen könnten.Ortega drückt niemals auf die Tränendrüse - er weiß, dass das Gezeigte für sich spricht.Zwischendurch bekommt man immer wieder in kurzen Momenten einen Blick auf den Menschen Michael Jackson. Ein Mensch der Spaß hatte, der schüchtern und bescheiden war, aber der wusste was er wollte was er der Menschheit hinterlassen wollte. So wird This Is It dann doch noch das brillante Vermächtnis des Megastars, ein Statement für die Ewigkeit, was grade dank seiner Beschränkung auf das Wesentliche und auch dank seiner Unvollkommenheit faszinierender ist als alle anderen Filme und Videos Jacksons zuvor.
