Filmtagebuch: SFI

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Re: Filmtagebuch: SFI

Beitrag von SFI » 20.04.2019, 07:38

Banshee - Staffel 1

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Nachdem der Protagonist in der Pilotfolge eine Vollbusige knattert, gibts anschließend nur noch A-Körbchen. Bin gespannt, ob das Geschmacksmuster beibehalten wird. Persönlich sind die Knattereien dann auch der Seriennervfaktor, ungelenk eingebaut, um inhaltische Leere zu kaschieren. In Zeiten von 24h free porn wirds wohl nicht der sex sells Aspekt gewesen sein. Ansonsten ein herrlich pragmatischer Protagonist und vielversprechende Ambivalenz beim Stadtlumpen. Kurzweiliges Serienkonzept.

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Re: Filmtagebuch: SFI

Beitrag von SFI » 21.04.2019, 15:53

Star Trek: Discovery - Staffel 2

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Auch bei der zweiten Staffel waren Kanonbrüche wieder allgegenwärtig, doch die sind mitnichten das Hauptproblem der Serie. Durch den Fokus auf Michael Burnham, die beständig affektiert in Tränen ausbricht und dabei mit der Emoszene konkurriert, besteht die Crew immer noch aus kaum beleuchteten Charakteren, die häufig zu Zitategebern degradiert werden. Damit ist ein bisher zentrales Kernthema von Star Trek verschwunden. Einzig Pike erhält genug Spielraum, um seine Klasse zu zeigen. Optisch und technisch wirkt Discovery maximal überreizt, dabei inhaltlich derart vollgepackt, dass vieles wieder zur Randnotiz verkommt. Disco nimmt sich kaum Zeit für seine Geschichte und wirkt als sei es für das ständig nervöse Social Media produziert. Nicht das Aktuelle ist mehr von Relevanz, sondern die Frage, was als Nächstes kommt. Vorbei die Zeiten, als Schiffe sekundenlang im Flyby Manöver ihrem Hauptcharakterstatus frönten, schade! Besonders deutlich wird das im Staffelfinale, welches endlich mit einer (visuell ansehnlichen) Raumschlacht aufwartet und die Wackelkamera in den Weltraum überträgt. Da vergisst man lieber gleich den Unfug von 200! Shuttles mit experimentellen Phasern gegen Schlachtschiffe oder sich replizierende Feindschiffe aus Nanobots. Zu viel Transformers geguckt Kurtzman? Was dann folgt, ist eine Bankrotterklärung sämtlicher Drehbuchautoren.
Spoiler
Show
Obwohl man für Staffel 3 eine interessante Ausgangslage in der Zukunft schafft (das macht ihr doch nur, um den Kanon ignorieren zu können), erklären sich alle Überlebenden in der Gegenwart bereit, nie wieder über die Discovery zu sprechen, einfach alles zu vergessen! Und Spock? Achtung: Auch er spricht fortan nicht mehr über seine Halbschwester, wodurch man also erklärt, warum sie in 50 Jahren Star Trek nie Erwähnung fand. Kurtzman der Schlingel hat also beschlossen, sämtliche Kanonbrüche zu vergessen und präsentiert somit die Deus ex machina ultima ratio.
:mrgreen:

Immerhin ist das Redesign der TOS Enterprise eine Augenweide, sofern das Reinigungspersonal genug Mikrofasertücher besitzt und ja: Pike rockt einfach! Vielleicht hätte man von Anfang an eine Captain Pike Serie drehen sollen, die wäre sicher der Hit geworden. Spin-Off?

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Re: Filmtagebuch: SFI

Beitrag von SFI » 22.04.2019, 16:00

Upgrade

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Upgrade erinnerte mich von seiner Wirkung an Equilibrium, der seinerzeit als innovativ anmutender Low Budget Streifen ähnlich für "Furiore" sorgte. Schade, dass die Trailer so ziemlich alle Actionszenen vorweg nehmen, entsprechend wirkte die Action rar gesät. Der Streifen ist optisch ansprechend, die Verwunderung des Protagonisten ob dessen plötzlicher Autonomie gut gespielt und der Twist zwar stellenweise vorhersehbar, aber in seiner Vollendung gelungen.

:liquid8:
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Re: Filmtagebuch: SFI

Beitrag von SFI » 23.04.2019, 07:08

Searching

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Handwerklich interessanter Desktop Streifen, dessen Interaktionen nur über den Bildschirm laufen. Über die Laufzeit entfaltet sich ein verwobener Blick über Vor- und Nachteile des Internets mit seiner Social Media Komponente. Besonderes Augenmerk verdient die handwerkliche Komponente, da sämtliche real existierende Webseiten mit Inhalten des Plots gefüllt, Profile angelegt oder dutzende YT Videos über die Lebensspanne der Protagonistin gedreht wurden. Ein bekannter Satz bewahrheit sich auch bei Searching: Das Internet vergisst nie.

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Re: Filmtagebuch: SFI

Beitrag von freeman » 23.04.2019, 15:29

@ Pike: Anson Mount ist halt ne coole Socke... Schon wegen ihm lohnt "Hell on Wheels".

Eine Frage zur Michelle Yeoh:
Spoiler
Show
Ich dachte, die sei in Staffel 1 net über Folge eins hinausgekommen? Ist Staffel 2 ein Prequel?
In diesem Sinne:
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Re: Filmtagebuch: SFI

Beitrag von SFI » 23.04.2019, 15:50

Spoiler
Show
Da stellte sich heraus, dass die Gute in den Spiegeluniversumfolgen die dortige Imperatorin ist. Die hat man dann mit rüber gebracht, weil sie sich gut mit Genozid auskennt und man gegen die Klingonen am Verlieren war. Seitdem taucht die, nunmehr als Mitglied von sektion-31, immer mal wieder kickend auf und wirft mit menschenverachtenden Zoten um sich.
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Re: Filmtagebuch: SFI

Beitrag von freeman » 23.04.2019, 15:55

Ah, ok... Klingt net verkehrt. Muss man vielleicht doch mal in die Show neiillern.

In diesem Sinne:
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Re: Filmtagebuch: SFI

Beitrag von SFI » 23.04.2019, 15:59

Für SciFi Fans, die Star Trek bisher doof fanden, auf jeden Fall sehenswert. Gerade der Captain Lorca ist in der ersten Staffel der untypischste Trek Captain überhaupt und ein Fiesling. Dazu gibts auch Splattereinlagen, Folter und viele Tote. Alles wovon Roddenberry träumte. :lol:
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Re: Filmtagebuch: SFI

Beitrag von SFI » 24.04.2019, 08:00

Bosch - Staffel 5

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Was ist mitunter der auffälligste Unterschied zwischen Bosch und ähnlich gelagerten Serien? Die natürliche Geräuschskulisse, die dank der Außendrehs und dem inflationären Tonkonserven Green Screen Einsatz im restlichen Serienalltag, als ungewohnt hervorsticht, aber für Authentizität sorgt. Handwerklich immer noch erste Sahne, sind die Geschichten in Staffel 5 nur bedingt spannend, hier am ehesten noch der Vorwurf der Beweismanipulation. Es gibt zu viele Nebenschauplätze, die dann in Folge 9 auch noch abgeschlossen sind, damit man endlich Action in Forum eines Schußwechsels zeigen kann. Zudem rückt Boschs Tochter, deren Mimik an die von Seagal erinnert, zu sehr in den Vordergrund und bleibt inhaltlich uninteressant.

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Re: Filmtagebuch: SFI

Beitrag von SFI » 26.04.2019, 15:59

Banshee - Staffel 2

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Starke Fortführung der Geschehnisse, die nicht nur spannungs- und actiontechnisch gelungen inszeniert sind, sondern, atmosphärisch dicht mit gutem Soundtrack, auch emotional packen. Trotz der tendenziellen comichaften Überzeichnung wirken die Charaktere glaubhaft, vor allem die Ambivalenz von Ulrich Thomsen ist dabei erneut hervorzuheben.

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Re: Filmtagebuch: SFI

Beitrag von Vince » 26.04.2019, 18:00

Sehr gut, habe vor zwei Tagen nach langer Pause auch mal mit Staffel 3 weitergemacht. Schon beachtlich, wie hier alle 5 Minuten entweder irgendwas gemetzelt wird oder die Hupen aus den Körbchen hüpfen. Mal sehen, ob zumindest Letzteres bald dank der neuen Prüderie der Vergangenheit angehören wird und Serien wie "Banshee" oder "Spartacus" dann eine Kuriosität ihrer Entstehungszeit werden...

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Re: Filmtagebuch: SFI

Beitrag von McClane » 30.04.2019, 10:45

Welche neue Prüderie? Bei HBO gehören Sex und kontroverse Themen ja immer noch zum Quality-TV-Erfolgsrezept, "The Deuce" spielt ja sogar im Pornomilieu. Wobei HBO das besser drauf hat als die selbstzweckhaften "Titten raus, es ist Sommer"-Szenen bei "Spartacus".

Bei "Banshee" könnt ihr euch freuen, Staffel 3 ist IMO klar die beste.
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Re: Filmtagebuch: SFI

Beitrag von gelini71 » 30.04.2019, 10:51

Nur zur Verfeinerung: "Banshee" läuft bei Cinemax und nicht direkt bei HBO :wink: Bei Cinemax darf es ruhig etwas derber als bei HBO zugehen, sieht man auch bei "Strike back".
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note

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Re: Filmtagebuch: SFI

Beitrag von freeman » 30.04.2019, 18:00

Ich denke mal, Vince spielte bei der Prüderie auch und vor allem auf das Gehabe von Amazon bei uns in Deutschland an. Wo Erotik nie ein Problem war und man trotzdem angeblich pornografische Filme aussortierte, um den prüden Geschäftsführern den Bauch zu pinseln. Und wenn die mal ein HBO-Prestigeprojekt kassieren würden, hätte das sicherlich Auswirkungen auf deren Herangehensweise an Projekte...

In diesem Sinne:
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Re: Filmtagebuch: SFI

Beitrag von Vince » 30.04.2019, 19:17

Genau, ich meine eher die Film- und Fernsehlandschaft, in den Produktionen selbst mag das vielleicht NOCH nicht ganz angekommen sein. Wobei ich schon das Gefühl habe, dass es bei neueren Serien nicht mehr ganz so viel Nacktheit gibt wie noch vor fünf, sechs Jahren.

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Re: Filmtagebuch: SFI

Beitrag von McClane » 04.05.2019, 09:33

Die Amazon-Aktion, die ja voller technischer Fehler war, würde ich damit nicht in Verbindung bringen. Abgesehen davon: Selbst bei Kabel waren die Amis da ja schon immer etwas zurückhaltend. Bei FX-Serien wie "The Shield" oder "Justified" wurde immer schon derbe getötet und geflucht, aber Sex kam nur am Rande und sehr zahm vor, das blieb dann meist Domäne der Pay-TV-Sender (Cinemax hat ja auch den Spitznamen Skinemax).

Und wie gesagt: "Blood Drive" war jüngst ne zeigefreudige Exploitationserie, in "Westworld" gibt es bei HBO immer noch reichlich nackte Tatsachen und sexuelle Ausbeutung als Handlungsstrang usw.
Dass sich manche Serien etwas zurückgenommen haben, mag vielleicht auch daran liegen, dass die Macher gemerkt haben, dass Tittenzeigen um der Titten willen doch etwas pubertäres Gehabe ist und nicht unbedingt für erzählerische Qualität steht.

Oder höre ich da zwischen den Zeilen Hosenflattern, nur weil einige Sender nach #metoo entsprechende Consultants eingestellt haben, damit sich Schauspieler und vor allem Schauspielerinnen mit Sexszenen wohlfühlen?
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Re: Filmtagebuch: SFI

Beitrag von Vince » 04.05.2019, 10:28

Keine Ahnung, was das mit Hosenflattern zu tun haben soll. Wie schon im Sonic-Thread erwähnt: Ich finde es eher albern, wenn in übereilter Reaktion auf Schreihälse bestimmte Dinge getan oder gelassen werden wie das berühmte Fähnchen im Wind. Ethische Regeln sollten im Idealfall sowieso an einem Filmset herrschen, unabhängig davon, ob gerade in der Öffentlichkeit eine Modedebatte geführt wird oder nicht. Denn es ist ja so: Irgendwann interessiert die sich wieder für ganz andere Dinge. Und dann gilt das alles nicht mehr?
Schade finde ich es dann, wenn dadurch Einfluss auf kreative Entscheidungen genommen wird.
Dass sich manche Serien etwas zurückgenommen haben, mag vielleicht auch daran liegen, dass die Macher gemerkt haben, dass Tittenzeigen um der Titten willen doch etwas pubertäres Gehabe ist und nicht unbedingt für erzählerische Qualität steht.
Ja, klar. Die Macher sind plötzlich in einer Sinnkrise und wollen nicht mehr so primitiv sein? :lol: Solange das Publikum sinnfrei Titten sehen will, wird es die auch bekommen. Stellt sich halt raus, dass es gerade etwas ungünstig ist, Titten zu zeigen. Könnte ja bei den sozialen Medien jemand mit dem Finger auf die Verantwortlichen zeigen.

Aber eigentlich will ich die Diskussion auch überhaupt nicht so harsch führen, es ging mir lediglich darum, festzustellen, dass vor nur wenigen Jahren, vielleicht vor einem halben Jahrzehnt, noch eine völlig andere Einstellung der Öffentlichkeit zu Nacktheit in (vor allem) Serien bestand. Das wurde oft sogar als Qualitätssiegel für wagemutiges, progressives Erzählen verstanden (natürlich auch nicht immer am richtigen Beispiel). Innerhalb kürzester Zeit hat sich der Wind dann ziemlich gedreht, und ich finde es halt spannend zu sehen, ob sich das auch irgendwie auf zukünftiges Produzieren auswirken wird oder ob der einmal erreichte Stand beibehalten wird. Die gleiche Frage stellt sich natürlich in Sachen Gewalt: Momentan wird ein Klassiker nach dem anderen vom Index genommen (jetzt gerade ja wieder Dawn), das Gewaltlevel im Fernsehen hat zwischenzeitlich ein Niveau erreicht, gegen das die berüchtigten Videothekenreißer von damals ein schlechter Witz sind. Aber auch hier meint man einen Rückgang zu erkennen. Die siebte Staffel von "Walking Dead" (die ja selbst neue Maßstäbe in Sachen Gewalt gesetzt hat) begann mit einem neuen Höhepunkt, was Brutalität angeht, und wurde dann plötzlich ganz handzahm. Ob das jetzt passiert (falls es denn wirklich langfristig passiert), weil die Zuschauer der Brutalität langsam überdrüssig werden (wie mit der Torture-Porn-Welle der 00er Jahre geschehen) oder weil sich neuer Widerstand bei den Sittenwächtern regt, kann ich nicht sagen. Für Ersteres habe ich Verständnis, für Letzteres eher weniger. Kino ohne Ecken und Kanten ist einfach uninteressant und Sex und Gewalt gehört eben auch einfach dazu.

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Re: Filmtagebuch: SFI

Beitrag von McClane » 04.05.2019, 21:03

Wie gesagt: Ich habe genug Beispiele aufgezählt, bei denen ich keinerlei "neue Prüderie" erkennen kann. Fernsehen ist nun mal ein Medium, das auch auf Kritik reagieren kann - und das muss ja nicht nur Social-Media-Geschrei sein, sondern Kritik kann man ja auch in anderer Form üben. Da wirst du mir als fellow critic wohl zustimmen. Über "Game of Thrones" und das Konzept der Sexposition gibt es ja wissenschaftliche Aufsätze ebenso wie Parodien (z.B. die mit Andy Samberg als 14-jähriges Consultant).
Warum sollten die Macher da nicht drauf reagieren? Schließlich gucken ja nicht immer nur irgendwelche Dude Bros, diese Sendungen, sondern auch Frauen. Meine Freundin hat sich bei GoT über die andauernden Puffszenen geärgert, war aber trotzdem drin und hat deren Reduzieren begrüßt, ohne dass diese komplett rausgefallen wären (auch in der aktuellen Season beginnt eine Bron-Szene mit einem angedachten Gruppensex, der allerdings dann einen Koitus Interruptus bekommt).

Ich persönlich mochte von "Banshee" alle Seasons, fand aber die dritte am besten, unter anderem weil die überlangen und manchmal unfreiwillig komischen Pimperszenen reduziert wurden. Geschah das eventuell aufgrund von irgendwelcher seriöser Kritik? Ich weiß es nicht, wüsste aber auch von keiner Social-Media-Kampagne. Auf jeden Fall geschah es vor #metoo.
Ich persönlich habe nichts gegen Sexszenen, eher gegen kaum motivierte. Gerade "Westworld" ist ja kein Kind von Traurigkeit, hat all das aber in einen durchaus reflektierten Kontext gepackt, in dem Sex, (sexuelle) Gewalt und Ausbeutung zum Thema werden. Ich möchte auch keinen Kram ohne Ecken und Kanten sehen, aber gerne auch mit Sinn oder zumindest einem Konzept dahinter (das sehe ich auch durchaus bei Retro-Grindhouse-Unsinn, muss nicht immer intellektuell sein). Bin auch bei diversen Splatterfilmen nur gelangweilt, die einfach plump Gewaltszenen aneinanderreihen, im Gegensatz zu einem Film wie "Braindead", der Witz und ein Konzept hat.

Zum Thema Gewalt: Fällt mir schwer zu sagen. Bei GoT hab ich jetzt nicht das Gefühl. In den aktuellen Folgen ging es ja in erster Linie gegen Untote, da war storybedingt nicht so viel mit Matsche. Bei TWD haben wir ironischerweise kurz nach der Folge angefangen zu pausieren: Die war zwar heftig, aber das Ganze irgendwie auch ein billiger Trick. Ich hab da gesessen und gedacht: "Darauf hat man jetzt groß gewartet? Dass man fast 40 Minuten allein damit füllt, dass zwei Menschen der Schädel eingematscht wird." Dann war auch etwas die Luft raus, wir müssen mal wieder einsteigen. Kann deshalb über die Serie nicht urteilen, hab sonst ebenfalls wenig aktuellen Pay-TV- oder Cable-Kram, den ich schaue (muss auch die zweite Season "Westworld" noch gucken).
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Re: Filmtagebuch: SFI

Beitrag von Vince » 05.05.2019, 07:38

Wir argumentieren aneinander vorbei. Um die qualitative Ebene (wann und wo Sex- und Gewaltszenen Sinn ergeben) ging es mir doch gar nicht, deinen Einschätzungen schließe ich mich ja sogar weitestgehend an (wobei ich gleichzeitig auf der Position bin, dass ein bisschen Pulp im moderaten Maß auch zur Kino- und TV-Unterhaltung gehört und da ist halt nicht immer alles motiviert).

Und sicher gibt es auch andere Formen der Kritik, aber: Geschrei ist eben immer am lautesten. Es war zuletzt doch recht auffällig, dass vor allem Schreihälse erhört wurden. Das finde ich halt bedenklich, denn das bedeutet, dass Konstruktivität geringere Durchsetzungschancen hat und dass eher unreflektierte Dinge durchgeprügelt werden. Denn auch me-too hat ja einen noblen Grundgedanken, der aber teilweise wirklich merkwürdige Blüten entwickelt hat.

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Re: Filmtagebuch: SFI

Beitrag von SFI » 05.05.2019, 20:00

Banshee - Staffel 3

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Fand nun Staffel 3 nicht besser als die 2, sie ist einfach anders gut. Während Staffel 2 ja so gesehen die Prämisse abschließt, mutet Staffel 3 ein wenig nach Neustart an. Dazu wurde an der Brutalität gedreht, die Action ist größer, was aber in Anbetracht der bisweilen schon übersteigernden Problemherde für eine Kleinstadt, nun endgültig überzeichnet wirkt. Spaß machts auch dank des gelungenen Figurenkarussells trotzdem, da gibts schon einige feine Actionsequenzen, die auch einem Actionfilm gut stünden.

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Re: Filmtagebuch: SFI

Beitrag von McClane » 08.05.2019, 12:04

Vince hat geschrieben:
05.05.2019, 07:38
Wir argumentieren aneinander vorbei. Um die qualitative Ebene (wann und wo Sex- und Gewaltszenen Sinn ergeben) ging es mir doch gar nicht, deinen Einschätzungen schließe ich mich ja sogar weitestgehend an (wobei ich gleichzeitig auf der Position bin, dass ein bisschen Pulp im moderaten Maß auch zur Kino- und TV-Unterhaltung gehört und da ist halt nicht immer alles motiviert).

Und sicher gibt es auch andere Formen der Kritik, aber: Geschrei ist eben immer am lautesten. Es war zuletzt doch recht auffällig, dass vor allem Schreihälse erhört wurden. Das finde ich halt bedenklich, denn das bedeutet, dass Konstruktivität geringere Durchsetzungschancen hat und dass eher unreflektierte Dinge durchgeprügelt werden. Denn auch me-too hat ja einen noblen Grundgedanken, der aber teilweise wirklich merkwürdige Blüten entwickelt hat.
Ich habe in erster Linie meine persönliche Einstellung mitgeteilt, nur um mögliche andere Gründe aufzuzeigen, von daher finde ich nicht, dass wir aneinander vorbei argumentieren.

Ich habe eben das Gefühl, dass du dir da einen Buhmann aufgebaut hast, für dessen Einfluss ich keinen objektiven Beweis finde. Als ob jede Änderung in einer Serie allein aufgrund eines Twitter-Mobs entsteht, der sowieso bloß kunstfeindliche und ungerechtfertigte Forderungen hat. Das Einknicken wegen des Sonic-Designs ist da eher die Ausnahme. Außerdem kann man auch die Legitimität einer Kritik durchaus diskutieren, ohne sie gleich aufgrund ihres Mediums oder Tonfalls abzukanzeln. Eine wohlformulierte, sachliche Replik ist natürlich schon von der Form her schöner und ernstzunehmern, da gebe ich dir Recht.
Was nicht bedeutet, dass ich jede Social-Media-Kampagne gerechtfertigt finde, etwa die Beschwerden über die Darstellung einer Vergewaltigung in einer der letzten GoT-Staffeln, die ich weder geschmacklos fand noch irgendwie besonders heftig, gerade gemessen an dem, was sonst so in der Serie zu sehen ist. Aber ich kann das locker sehen, ohne der Kampagne zustimmen zu müssen.

Und die merkwürdigen Blüten von metoo halte ich doch eher für vernachlässigenswert, aber ich will hier auch keine Grundsatzdebatte vom Zaun brechen, denn damit kommen wir sehr weit vom Thema ab.
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Re: Filmtagebuch: SFI

Beitrag von Vince » 08.05.2019, 18:05

Ich hab mir keinen Buhmann aufgebaut, ich hab nebenbei eine Randbemerkung gemacht, die ich eigentlich ganz bewusst nicht besonders betont habe, weil mir genauso wie dir objektive Beweise fehlen. Würden wir die Diskussion hier nicht führen, hätte ich sie schon längst wieder vergessen. ;)

Ich seh das Einknicken bei Sonic aber trotzdem nicht als Ausnahme, gerade wenn wir mal über den Tellerrand Film hinausgehen. Gerade heute erst wieder: Meine Frau hat von Toyota einen Brief bekommen, dass ihr Auto von einer Rückrufaktion betroffen ist - der Airbag des Mitfahrers könnte beim Auslösen explodieren bzw. Metallteile könnten dabei austreten. Sie hat dann wegen eines Termins angerufen und da wurde ihr dann auch gesagt, da habe es zwei Unfälle gegeben unter Millionen von Autos, bei denen das passiert ist. Es handle sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme aus Angst vor schlechter Publicity. Die tatsächliche Sinnhaftigkeit des Austauschs kann ich jetzt nicht einschätzen, aber es ist schon so, dass Dinge völlig anders gehandhabt werden, seit Kommunikationsmedien transparenter geworden sind. Oder ein anderes Beispiel: versuch mal, jemanden vom Kundendienst per Email bekommen und prüf mal, wie lange es dauert, bis du (wenn überhaupt) eine Antwort bekommst. Und dann poste mal was auf Facebook auf deren Seite, da wird dann plötzlich ganz schnell reagiert (meist auch durch eher unglücklich agierende Vertreter, aber dennoch).

Eigentlich will ich aber jetzt auch gar nicht Timos Tagebuch weiter missbrauchen, wir sind ja schon auf der nächsten Seite, seh ich gerade. :wink:

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Re: Filmtagebuch: SFI

Beitrag von SFI » 08.05.2019, 18:10

Passt schon. Ist ja eine zum Thema passende Diskussion.
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Re: Filmtagebuch: SFI

Beitrag von freeman » 13.05.2019, 19:25

Find ja witzig, dass McClane "Blood Drive" in Sachen Offenherzigkeit führt. Eine Serie, bei der alles, abgesehen von einem Frauenarsch und zig Männerärschen "selbstironisch" weggepixelt wurde. :lol:

In diesem Sinne:
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Re: Filmtagebuch: SFI

Beitrag von McClane » 14.05.2019, 10:41

Ich meine mich an diverse Moppen in Folge 1 erinnern zu können (muss mal weitergucken den Kram).
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