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von Cyborg Cop » 24.03.2007, 22:08
Man on the Brink
Gesehen auf der HK-VCD von Mei Ah
Als ich den Film das erste Mal vor zwei Jahren etwa gesehen habe, hat er mich völlig umgehauen. Ein Hong-Kong-Film, wie ich ihn erwartet und bekommen habe: hart, direkt, dreckig und mit einem Depri-Ende, wie es wohl nur aus Asien kommen kann. Leider ist natürlich nach einer erstmaligen Sichtung der Aha- und Überraschungseffekt weg, logisch, man kennt den Film, weiß, wie er endet. Dennoch hat sich ein erneutes Ansehen gelohnt.
Die Geschichte ist total simpel, andererseits aber auch sehr gut ausgearbeitet. Trotz der einfachen Grundidee ist der Film sehr facetten- und variantenreich, sogar vielschichtig. Worum geht es?
Der Polizist Ah Chiu bekommt nach einer selbst verschuldeten Panne bei einem Polizeieinsatz eine Sonderaufgabe: Er soll in den nächsten zwei Jahren die Triaden infiltrieren und Beweise sammeln. Die Bedingungen sind hart, u.a. darf er keine Kontakte zu Frauen haben und unter keinen Umständen seine wahre Identität preisgeben. Der Kontakt zu den Triaden kommt recht schnell zustande, da die Polizei dort schon einen Verbindungsmann hat. Am Anfang klappt auch alles recht gut. Zunehmend jedoch verliert Ah Chiu die Distanz zu seinem Job, er wird gezwungen bei Raubüberfällen mitzumachen, soll Leute umbringen und beginnt schließlich sogar eine Beziehung zu einer Frau.
Soviel zum Inhalt.
Der Film ist sicher eines der frühen herausragenden Beispiele der Hong Kong New Wave. Die Geschichte ist sehr dicht und wird temporeich vorgetragen. Das liegt sicher daran, dass man bei allen Szenen immer schnell zu Kern vorstößt, schnell zur Sache kommt. Es wird nur das gezeigt, was nötig ist um die Handlung voranzubringen. Keine Szene, wo man denkt, das war jetzt aber überflüssig oder so. Der ganze Film ist sehr intensiv, es gibt zahlreiche denkwürdige Szenen (im Krankenhaus, mit dem verletzten Ah Tung, die zahlreichen Raubüberfälle, die Szene auf der Geburtstagsparty). In der ersten Hälfte gibt’s noch etwas Humor (z.B. die Szene mit der Fahrschülerin), der aber dann in der zweiten Hälfte völlig verschwunden ist. Die Story ist sehr gut ausgearbeitet worden, Szenen mit Ah Chiu als Polizist und als Gangster wechseln sich ab ohne monoton zu werden. Abgerundet wird der Film durch die sehr realistische und harte Inszenierung einiger Actionszenen (der Raubüberfall ab Minute 35), zwei schönen Cantopop-Songs und einem wirklich hammermäßigen Ende. Schön auch, dasß die bescheidene Optik des Films dem Film eher noch mehr Realismus verleiht, als ihn wie eine billige Video-Produktion aussehen zu lassen. Der Film wäre aber sowieso viel zu gut für eine DTV-Produktion. Schönes Pendant zu so aufgemotzten Undercover-Cop-Filmen wie etwa Stone Cold oder City Hai.
Nach der ersten Sichtung hätte ich sicher 9/10 vergeben, jetzt "nur" noch:
7,5/10