Filmtagebuch: freeman

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Re: Filmtagebuch: freeman

Beitrag von freeman » 15.12.2020, 18:12

Boar
Endlich mal wieder ein Creature Feature mit einem ernst gemeinten Superviech, das schon recht konsequent durch die Belegschaft holzt und dabei amtlichen, schön saftigen Gore produziert. Die darum lancierte Geschichte ist altbekannt und wird in Teilen durch die deutsche Synchro ziemlich vergewaltigt. Interessant auch, dass "Boar" sich kaum um Identifikationsmasse bemüht und sich die "Final Girls" erst reichlich spät heraus kristallisieren. Leider leider scheitert der Film ein wenig an seinem eigenen Handmade-Anspruch, denn das riesige Wildschwein hätte ein paar CGI-Umdrehungen gut vertragen können. So steht es bei jeder Attacke reichlich starr in der Gegend herum und lässt nur seinen beindruckenden Schädel mit den fiesen Hauern rotieren. Spätestens wenn die Opfer im Überlebenskampf aufs Viech zulaufen müssen, um die Distanz zu überbrücken, wirds dann leider arg unfreiwillig komisch, was dem Film derbe schadet.
:liquid4:

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The Hole in the Ground

Beitrag von freeman » 16.12.2020, 17:21

The Hole in the Ground
Ein ungemein subtiler Horrorfilm, bei dem der Horror sich langsam, aber sehr sicher den Weg an die Oberfläche bahnt, um dann im Finale komplett im Genre angekommen zu sein. Das ist spannend, atmosphärisch dicht und vor allem beeindruckend toll gespielt. Als Horror-Geek weiß man auch um die Hintergründe der Geschehnisse, der Zielgruppe, die weiß Gott ganz sicher nicht der normale Horror-Geek war, hätte man aber gerne ein wenig mehr erklären dürfen. "Hereditary"- und "Midsommar"-Fans dürfen/sollten hier definitiv einen Blick riskieren.
:liquid8:

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Freaks

Beitrag von freeman » 18.12.2020, 17:13

Freaks
Prinzipiell ein toller Film, der seine Handlung und seine Clous nur nach und nach offenlegt und so von ganz alleine in seine Welt hineinzieht. Das ganze mündet dann in ein richtiggehend mitreißendes Finale, in dem dann auch die Special Effects trotz sichtbar knappen Budgets punktgenau sitzen. Dazu ein paar richtig starke Darsteller wie Bruce Dern und Emile Hirsch. Leider hat der Film ein gewaltiges Problem: Seine siebenjährige Heldin geht einem irgendwann nur noch auf den Zünder. Die junge Darstellerin ist von der Komplexität ihrer Rolle vollkommen überfordert, wodurch auch gefühlt vorhandener Subtext in Richtung der Genese einer Superschurkin vollkommen untergeht. Schade. Trotzdem starke
:liquid5:

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Tremors 2-6

Beitrag von freeman » 04.01.2021, 20:18

Silvester mal mit den Raketenwürmern verbracht... Zumindest mit den Teilen 2-6.

Zur Einordnung:
Im Land der Raketenwürmer
Kreuzsympathischer Kult.
:liquid8:

Tremors 2: Die Rückkehr der Raketenwürmer
Von dem Dreamteam aus Teil 1 ist nur Fred Ward geblieben, der sich aber mit sichtlichem Spaß durch "seinen" zweiten Teil frotzelt. Die Story ist ultrasimpel, wird durch die Einführung der Shrieker aber intelligent um eine neue Subspecies erweitert. Die steilen Effekte von Phil Tippett knallen, zumindest die handgemachten. Die computergenerierten sind nicht soooo schön anzuschauen, funktionieren aber ordentlich. Hauptproblem: Der belanglose, aber auf witzig machende Sidekick von Fred Ward nervt in einem Fort...
:liquid6:

Tremors 3: Die neue Brut
Aus den Originalfilmen blieb nun nur noch Waffennarr Michael Gross übrig, der sich erstaunlich leicht damit tut, die Verantwortung für den Film auf den Schultern zu tragen. Mit den Arschknallern wird eine neue Subspecies eingeführt und eine "Lebenskreis"-Mythologie etabliert, die erstaunlich rund rüberkommt. Ansonsten wird nur die Story aus Teil 1 und 2 wiederholt, was eigentlich nur aufgrund zig bekannter Abläufe ein wenig nervt, ansonsten aber gut unterhält. Ein deutlicher Rückschritt: Die teils miesen CGI-Effekte und der seltene Rückgriff auf Animatronics.
:liquid5:

Tremors 4: Wie alles begann
Ich HASSE Prequels, so auch hier. Wobei die Rückbesinnung direkt in die Westernzeit durchaus interessant gerät, letztlich aber erneut nur die Teile 1 - 3 wiederkäut - und damit teilweise erstaunlich krass langweilt. Nur Michael Gross' sympathische Performance und der abseitige Auftritt von Billy Drago lassen kurz aufhorchen. Zumindest die Effekte sitzen etwas besser als im Vorgänger.
:liquid3:

Tremors 5: Blutlinie
Nach Teil 4 ruhte die Franchise eine ganze Weile. In der machten CGIs selbst in B-Filmen enorme Fortschritte. Und so liefert der 5. Teil von Don Michael Paul teils erstaunlich agile Raketenwürmer, die sich sogar elegant (UND IN ZEITLUPE) durch die Lüfte schrauben, während neben ihnen Wachtürme einstürzen. Das afrikanische Setting liefert unverbrauchte Bilder im Vergleich zu den Vorgängern und Jamie Kennedy ist als Sidekick von Michael Gross erstaunlich gut. Zudem versucht Paul die Würmer mehr in Richtung Creature Feature zu drücken. Dementsprechend gibt es in seinem Raketenwurm-Debüt mehrere auf Panik getrimmte, tödliche Angriffe. In den Vorgängern starb man ja eher verhalten und tauchte am Ende gerne quicklebendig wieder auf. Macht insgesamt interessante Umdeutungen (vor allem im Design der Würmer und ihrer Ableger) und optisch sehr ansprechende, flotte Unterhaltung.
:liquid6:

Tremors 6: Ein kalter Tag in der Hölle
Don Michael Pauls Eier muss man haben! Der färbt Wüstenbilder so ein, dass sie aussehen wie Schneelandschaften. Und Bilder aus Südafrika polt er so um, dass sie Kanada in Richtung Polarkreis doubeln. WTF??!! Dazu alle Qualitäten aus dem Vorgänger, aber auch ein paar neuerliche Schwächen. So sind die meisten Figuren diesmal total egal und auch der Witz blieb ein wenig auf der Strecke. Ansonsten aber ebenfalls sehr solide Unterhaltung.
:liquid5:

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Re: Filmtagebuch: freeman

Beitrag von freeman » 11.01.2021, 20:11

Ich bin diese Woche in mein WE gestartet mit dem Vorsatz, mir mal wieder ein wenig Horrorgülle zu geben. Doch das hat net ganz geklappt.

War of the Dead
Schund erwartet, aber schon beim Vorspann erstmal den hier gemacht: :shock: Untote im Zweiten Weltkrieg, Russen, Nazis, Finnen... Finnen? Jau, der kommt tatsächlich aus Finnland und entpuppte sich sehr schnell als weitaus weniger cheesy als - ja - erhofft. Die Macher wussten tatsächlich was von Bildgestaltung, lassen düstere Inhalte noch düsterer erstrahlen, inszenieren weitgehend mit viel Tempo und haben Spaß an ihrem Storygebräu rund um Naziexperimente um unbesiegbare Soldaten. Eine Art Operation Overlord mit weniger Budget, aber trotzdem sehr unterhaltsam, in Teilen nett derb und am Ende schön übertrieben groß, ohne jemals peinlich oder gewollt schlecht zu werden. Überraschung pour moi - die leider in der Mitte ein wenig durchhängt, sich aber schnell wieder berappelt. Und am Ende ertönen Apocalyptica mit der Lacuna Coil Frontfrau! Kurzum: Krass viel bekommen für 1,50 Euro in der Krabbelbox.
:liquid6:

The Dead 2: India
Hier bin ich etwas vorbereiteter rein. Der wird immer mal wieder als gelungenes Beispiel für billigeren Horror genannt. Und wirklich, der Film hat aufgrund seines unverbrauchten Schauplatzes und der Aufmachung als eine Art Road Movie wirklich seine Momente und vor allem eine tolle Atmosphäre. Das ist auch insofern interessant, dass der Film von vielleicht 5 Minuten abgesehen bei vollem Tageslicht spielt. Wodurch die in der Gegend rumstehenden Zombies mit ihren irritierend weißen Augen und umweht von der flirrenden Hitze nur noch mehr knallen. Es handelt sich dabei um die langsamen Schleicher, die erst auf den letzten Meter dynamischer werden, dadurch aber echt auch mal Panik aufkommen lassen. Der Hauptdarsteller schlägt sich mehr als ordentlich, sein kleiner Begleiter ebenfalls. Gegen Ende fällt der Film leider etwas auseinander und endet in einem unnötig offenen Ende.
:liquid5:

Trick
Heidewitzka: Patrick Lussier scheint man kein Geld mehr anvertrauen zu wollen. Sein Slasher sieht in Teilen ultrabillig aus. Teils um ein Vielfaches billiger als oben besprochene Horrorfilme. Dafür punktet Lussier mit einem steilen Schnitt und einem Killer aus dem wenn nicht Parkour- dann zumindest Martial Arts Bereich. Die Folge ist ein irre schneller Killer, der sein Messer wie ein Samuraischwert einsetzt und so für amtlichen Aderlass sorgt. Zudem dreht Lussier beherzt an der Bodycountschraube und übt sich zwischendurch auch mal im Folterfallen- und Todesfallen-Umfeld. Meist mit rüden Rübe-Runter-Enden. Am geilsten ist der Film aber immer dann, wenn er den Killer einfach nur auf seine Opfer zustürmen lässt, sie teils sogar einfach umrennt und dann meuchelt. Da geht einiges. Und das macht auch Spaß. Zudem gefällt auch die Story des Streifens, der es am Ende sogar gelingt, ein paar zunächst sehr peinlich wirkende Logikfehler plausibel zuzufahren. Ansonsten ist Omar Epps echt fett geworden. Wahnsinn.
:liquid6:

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Re: Filmtagebuch: freeman

Beitrag von freeman » 15.02.2021, 20:16

The Hauting of Sharon Tate
Zu dem Streifen hatte ich nur mal eine Kritik gelesen, die all meine Vorurteile zu bestätigen schien. Langweilig, vorhersehbar, 08/15 Schocks und Hillary Duff beim Dilettieren. Und dann bei der Sichtung stellte sich mir die große Frage, ob der Reviewende den Film überhaupt jemals gesehen hat? Die konsequente Umdeutung der ganzen bekannten Story zu einer Art visionenlastiger, alternativen Geschichtsschreibung sollte altbekannt sein? Wie bitte? Echt erstaunlich, was sich dieser kleine Film traut. Und wie bei Once upon a time in Hollywood fragte ich mich im Nachgang, was wohl ein Roman Polanski zu diesem Film gesagt haben mag. Am Anfang war ich tatsächlich sehr genervt. Frau Duff spielt ganz übel. Dahingehend hatte der Rezensent recht, wenn der Film dann aber mal richtig loslegt und sogar der nervige Einstieg erstaunlich viel Sinn macht, sitzt man durchaus ein wenig baff vorm TV. Also zumindest, wenn man im Vorfeld die Witzkritik gelesen hat :lol: Den Vorteil hast du lieber Leser nun nicht mehr. Denn du weißt jetzt, dass der Film nicht ganz so enden wird, wie du glaubst.
:liquid6:

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Re: Filmtagebuch: freeman

Beitrag von StS » 16.02.2021, 07:51

...der ist ja nahezu durch die Bank weg verrissen worden.
Ich finde die Prämisse schon einigermaßen geschmacklos.

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Re: Filmtagebuch: freeman

Beitrag von freeman » 17.02.2021, 20:10

Ich glaube, geschmacklos hätte ich sie gefunden, wenn es eben das gewesen wäre, was die irreführende Kritik monierte. Also dass es eine reine Entertainisierung der tatsächlichen Ereignisse wird. Durch den Dreh ist das ja aber nicht der Fall. Es wird ein "Was wäre wenn?", was einen auf seltsame Art eine gewisse perverse Befriedigung verschafft. Wie eben Once upon a Time... Der wirkt dahingehend freilich etwas "harmloser", weil er nicht ausschließlich auf Sharon Tate fokussiert.

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Re: Filmtagebuch: freeman

Beitrag von freeman » 17.02.2021, 20:26

The Wailing
Lag wegen dem vermeintlichen Exorzismus-Thema lange auf dem Pile of Shame, nun endlich mal rangewagt (immerhin hat der auch stattliche 2 Stunden 40 Minuten Laufzeit) und wieder nur gedacht: Warum vertraue ich nicht einfach auf die Südkoreaner? Die werden mir schon keinen 0815 Exorzismus-Schmuh an die Backe binden. Großartiger Film, der dank wundervoll dummer Charaktere wie eine Horrorkomödie beginnt, das blutige Grauen über die Charaktere hereinbrechen lässt und dann ganz langsam, aber stetig, den Humor aus der Handlung wringt, um ihr eine satte Verschiebung in Richtung fetter Atmosphäre zu verpassen. Auch hier wird sich besessen verbogen, aber es liegt nie der Fokus darauf. Es gibt sogar irgendwann einen Zombie und die irrlichterndste Austreibungszeremonie schlechthin: Farben, Töne, Wahnsinn, geil. Und spätestens bei dieser Szene wird man hellhörig, denn spätestens hier ist klar: Es geht nicht um irgendeinen dahergelaufenen Dämon. Und es geht auch nicht um dessen Antipoden. Oder seine Handlanger. Es geht um den ganz großen Kampf. Gut gegen Böse. Mit epischem Ausmaß, Heuschreckenschwärmen und Kotzanfällen - nur eben nicht so, wie man glauben würde. Toller Film, der einen ein wenig unbefriedigt entlässt, aber wahrlich die Denkezellen kitzelt, wer hier wie und warum was erreichen wollte und somit derb nachwirkt.
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Re: Filmtagebuch: freeman

Beitrag von StS » 17.02.2021, 20:27

freeman hat geschrieben:
17.02.2021, 20:10
Ich glaube, geschmacklos hätte ich sie gefunden, wenn es eben das gewesen wäre, was die irreführende Kritik monierte. Also dass es eine reine Entertainisierung der tatsächlichen Ereignisse wird. Durch den Dreh ist das ja aber nicht der Fall. Es wird ein "Was wäre wenn?", was einen auf seltsame Art eine gewisse perverse Befriedigung verschafft. Wie eben Once upon a Time... Der wirkt dahingehend freilich etwas "harmloser", weil er nicht ausschließlich auf Sharon Tate fokussiert.
Anschließend hat der Regisseur ja noch "The Murder of Nicole Brown Simpson" (mit Mena Suvari und Nick Stahl) gedreht, der ja (von den Kritiken her) ähnlich schwach und "geschmacklos" sein soll. Aber aus Neugier würde ich mir den nun mal ansehen...

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Re: Filmtagebuch: freeman

Beitrag von freeman » 01.03.2021, 20:28

Peninsula
So ausgelutscht das Zombie-Genre auch sein mag, sobald ein entsprechender Film mit amtlich Aufwand präsentiert wird, macht das doch immer wieder viel Spaß. Und die Südkoreaner können ja gar nicht klein. Also gibts eine glaubwürdig verfallene, von Zombies geflutete Großstadt, in der natürlich dennoch in erster Linie der Mensch des Menschen Wolf ist. Von seiner Story her ist der Streifen ein Heist-Movie. In Sachen Action eine Art Mad Max mit Zombies als Bremsklötzen. Muss man gesehen haben: Autos, die in Zombiegruppen fahren, umnieten was geht und dann einfach aufgrund der schieren Menge steckenbleiben. Genial. Schade ist, dass die geilsten Szenen einen recht bitteren Beigeschmack haben: Die sonst so handmade-verliebten Koreaner lassen hier viel den Rechner erledigen. Sie kaschieren, wo sie können: Es ist immer finster und die Kamera fliegt einfach permanent durch die Kante, genau das machts aber irgendwie noch offensichtlicher, dass das alles ein wenig zu künstlich wirkt. Ein weiterer großer Nachteil im Vergleich zu "Train to Busan", dem filmischen Vorläufer: Es fehlt an Typen. Vor allem der Held von "Peninsula" ist einfach viel zu glatt und langweilig.
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Re: Filmtagebuch: freeman

Beitrag von freeman » 15.03.2021, 20:21

Beforeigners
Sehr sehr cooler und gelungener Kommentar auf die Flüchtlingskrise, vermengt mit einem Zeitreisekniff und einer durchaus spannenden Mordgeschichte für den Entertainmentfaktor. Mit sechs Folgen nicht zu lang und nicht zu kurz und mit hohem Bingefaktor. Dazu ein tolles Heldengespann, bei dem vor allem die Lady aus der Zeit der Wikinger überzeugt und für ein paar wundervoll direkte Momente sorgt (Die Wikinger-Damenbinde sei mal stellvertretend genannt). Ab und an laufen allerdings ein paar Klischees zuviel auf. Die Drogensucht vom Kommissar hätte es nicht gebraucht, das Gedöhns rund um seine getrennt von ihm lebende Ische auch net. Aber das stört im Grunde kaum. Und falls es doch mal stört, lanciert der Film nette "Entschuldigungen". Etwa Haschpilze fressende Hunde oder coole Halluzinationen. Fein, fein! Genauso steil: Der Titel der Serie...
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Re: Filmtagebuch: freeman

Beitrag von deBohli » 15.03.2021, 22:08

Interessanter Zufall. Gerade heute Abend hat mir ein guter Freund von "Beforeigners" erzählt und war sehr begeistert davon. Ich denke, das schaue ich mir auch bald an. :D
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Beitrag von freeman » 22.03.2021, 19:37

Balkan Line
Was ein Film...

Schafft man es irgendwie, den Film als Ostblock-Remake von Michael Bays "13 Hours" anzusehen und kann alles rund um den Film ausblenden, bekommt man nach einem konfusen Auftakt ein straightes Action-Power-House, das seine Action noch taffer und kompromissloser durchzieht als Bays 13 Hours. Hier werden Menschlein von 50 mm Geschossen zerschossen... wortwörtlich. Dazu handgemachte, fette Explosionen, Sniper gegen Panzerfaust Duelle, ein irrer Bodycount und das alles gereicht an fetten, erdigen Bildern, die andeuten, hier wurde richtig Asche verbrannt. Die kernigen Kerle machen das Actionerlebnis rund. Als Actionfilm bekäme der Film also locker um die:
:liquid7:

Leider, leider hat man bei dem Film beschlossen, nicht irgendein Fantasieszenario aufzuziehen (obwohl man es irgendwie ja doch machte, dazu gleich mehr). Stattdessen bedient man sich an der jüngeren Geschichte. Serbien und Russland steckten das meiste Geld rein und fertig ist die filmgewordene Fake-News. "Balkan Line" ist pure Geschichtsklitterung. Nah dran an der Verantwortungslosigkeit. Erstaunlicherweise wird der Propagandaton lange Zeit überwiegend durch Einspieler und Texttafeln reingezogen, während die eigentliche Handlung irgendwie versucht, so etwas wie Neutralität zu wahren, indem sie "Feinde" installiert, die es rund um die tatsächlichen Ereignisse nicht wirklich gab. Doch irgendwann wird dann einfach die Nato dämonisiert, die Amis sind die letzten Deibel usw. usf. Auch wenn die Nato kein Kind von Traurigkeit in dieser Zeit war, ist der Film hier einfach drüber. Richtig steil gehen dann die Extras zum Film. Feiern wolle man mit dem Film einen der ersten großen, wichtigen Erfolge des neuen Russlands. Keine Ahnung, was es daran zu feiern gibt, dass selbiges beinahe den 3. Weltkrieg ausgelöst hätte. Wortwörtlich. 10 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhanges - und nur verhindert durch umsichtige Nato-Offiziere. Was der Film selbst nicht einmal verschweigt. Und dennoch feiert er Serbien und die Russen mithilfe einer komplett erfundenen Schlacht. In der Realität fiel im Übrigen nicht ein einziger Schuss. Egal, langer Rede, kurzer Sinn: Ein teils unerträglich manipulatives Machwerk, bei dem man sich durchweg einfach nicht wohlfühlt, wenn man es schaut.
:liquid2:

Interessante Randnotiz: Der beliebteste "DDR-Indianer" Gojko Mitic mischt hier auch mit und zeigt in einer extrem zupackenden Szene, wie fit ein Rentner sein kann.

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Der Prinz aus Zamunda 2

Beitrag von freeman » 23.03.2021, 19:27

Der Prinz aus Zamunda 2
Ich muss echt zugeben, dass mir nie bewusst war, dass Teil 1 so ein Hit war. Ich erinnere mich noch an zwei Paar Hupen, der Rest ist komplett weg. Zum Glück erzählt die Fortsetzung nochmal die gesamte Handlung aus Teil 1 in einem Rückblick. Da wurde mir auch bewusst, warum ich vom ersten soviel vergessen hab: Weil er genauso egal wie seine Fortsetzung ist. :lol: Lahme Story, keine Gags, ein wirklich schleppendes Tempo, alle drei Minuten irgendwelches Gesinge und Getanze... ich höre mich schon fast wie der eine Youtube-Knilch an, den Vince und Sir Jay so lieben :lol: Zumindest ist der Film schön bunt, war wahrscheinlich viel zu teuer und wäre an den Kinokassen hundertpro gesunken wie ein Stein. Der einzige, der unerklärlicherweise Spaß am Film hat, ist Wesley Snipes mit herrlich tuntigen Behavourismen, die im kompletten Widerspruch zu seiner Diktatorfigur stehen und daher ganz nett sind. Der Rest ist auch noch politisch so derbe korrekt, dass man irgendwann gar nicht mehr anders kann als wegdösen.
:liquid4:

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Blackout

Beitrag von freeman » 29.03.2021, 19:40

Blackout
Die Russen machen mit ihren Blockbuster-Lookalikes aktuell echt eine Menge Spaß. So auch bei "Blackout". Dieser Titel wurde bei uns in Deutschland einmal als 2,5 Stündiger Film und einmal als 5-Stündige Serie veröffentlicht. Habe mir letztere gegönnt und war in Teilen richtiggehend begeistert. In den ersten drei Folgen wird im LOST-Stil schön ein Mysterium aufgebaut. Ab Folge 4 macht man sich ans Auflösen, nur um dann ab Folge 5 den Actionschalter umzulegen. Aber vom Feinsten. Vor allem das Großgemetzel in der finalen Schlacht lässt einem einfach nur den Mund offenstehen. Das dürften mühelos die meisten On-Screen-Tode der Filmgeschichte sein, die "Blackout" hier liefert. Und das, nachdem die Serie im Vorfeld schon Milliarden Menschlein gekillt hat. Und kurz vorm Abspann kommen nochmal mit einem Fingerschnippen ein paar Millionen Lebewesen dazu. Nur derb :lol: ... Auch geil: Die Szene, in der mit einem MTW ungebremst durch eine mit Menschen vollgestopfte Straße gerast wird. Unfassbar.

Von der Auflösung des Ganzen fühlte ich mich voll abgeholt. Fand sie obendrein hübsch zynisch. Dazu gute Darsteller und eine wunderhübsche Hauptdarstellerin. Das Schöne: Dadurch, dass da erst ein Film war, wird auch die daraus entstandene Serie nicht aufgebläht. Die Handlung ruht auf sehr wenigen Schulterpaaren, weshalb die Serie auch nie ins Mäandern kommt. Die Höchstwertung bleibt dem Film wegen dem peinlichen Schlussfight zwischen ID und Rha verwehrt (jeder der ihn sieht, weiß, was gemeint ist :lol:) und weil "Blackout" danach plötzlich reichlich ins Hetzen kommt und einen mit Infos und geilen Sets förmlich überfährt und ein Genießen derselben unmöglich macht.
:liquid8:

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Re: Filmtagebuch: freeman

Beitrag von freeman » 12.04.2021, 20:04

Sea Fog
Südkorea in der Finanzkrise 1997: Die Leute haben allesamt kein Geld, selbst Fischer, die vor der Krise wie Könige lebten, sind gnadenlos abgestürzt. So auch Captain Cheol‑joo. Der muss, um sein Schiff weiter betreiben zu können, bald zwielichtige Angebote annehmen. Gleich der erste Job: Menschenschmuggel. Und alles geht furchtbar schief. Ergebnis ist ein langsam und bedächtig startendes Drama, das mit zunehmender Laufzeit immer mehr zupackt, um in seinem Mittelteil heftig zu eskalieren und dann immer mehr zuzulegen. Stark gespielt, finster in Szene gesetzt (emotional und optisch) und mit einem konsequenten Ende versehen. Da kann man sich nur bedanken, das Koch dieses knapp 8 Jahre alte Bong Joon Ho Werk (Drehbuch) doch noch ausgegraben hat.
:liquid7:

Dead Pixels Staffel 1
Big Bang Theory mit einem Fokus auf World of Warcraft, nur in liebevoll und wirklich witzig. Wie hier die Gamer-Community abgefeiert wird, ist einfach großartig. Looten, Leveln, Gender-Switching, Grinden, das Aufregen über Verfilmungen (eine köstliche Vince Vaughn Veralberung ist die Folge) und die zunehmende Entfremdung von der Realität... auf den Punkt inszeniert und mit wirklich grandiosem Timing versehen. Dazu tolle Darsteller, denen man sowohl das Nerdsein abnimmt als auch die kurzen Momente des Zweifelns am eigenen Tun glaubt. Dank kurzer Laufzeit (6 Folgen a 24 Minuten) auch nie zu lang und genau on point. Großartig!
:liquid9:

Dead Pixels Staffel 2
Es geht direkt furios los. Das Leid des Nerds, bei Erweiterungen des Lieblingsspiels. Neue Welten vs. Öffnung der eigenen Welt für den Mainstream. Auch das wird genial aufgearbeitet und hat tolle Gags zur Folge. Des Weiteren wird ein absoluter Noob aus der ersten Staffel (Alison) mehr in den Vordergrund gerückt. Und das absolut zu Recht, denn die Darstellerin ist fantastisch und hat ein irres Timing in ihren Reaktionen auf das abseitige Geschwätz der Nerds. Die, und das ist das Problem der zweiten Staffel, werden diesmal deutlich weltfremder gezeichnet. Dadurch wirken ihre Portraits ab und an ein wenig zu harsch/giftig im Vergleich zur Vorgängerstaffel. Weshalb man diesmal nicht so hundertprozentig drin ist. Dennoch ein großer Spaß!
:liquid7:

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Beitrag von freeman » 19.04.2021, 20:01

Synchronic
Nach The Endless und Spring kann ich nun dank Synchronic behaupten, dass mir die Filme von Moorhead & Benson echt gut reingehen. Sie haben ihr ganz eigenes Erzähltempo, lassen sich Zeit für ihre Szenerien und ziehen den Zuschauer so ganz allmählich immer mehr in ihre Welt hinein. So nun eben auch in Synchronic. Produziert von Universal atmet der Film immer noch richtig viel Independentgeist, wirkt kantig und unangepasst und hat mit Anthony Mackie einen wirklich richtig starken Hauptdarsteller und eine reizvolle Hauptfigur, bei der es Spaß macht, zuzusehen, wie sie, ganz Wissenschaftler, die sich ihr darbietenden Zeitreisen methodisch hinterfragt und ihre Regeln ergründet. Mittendrin zünden Moorhead & Benson dann ganz kleine, megaberührende Szenen, bei denen man einen richtigen Kloß im Hals bekommt. Ich sage nur Hawkins :cry: Was ich bei den beiden Regisseuren mag, ist, dass sie gerne Mindfuck abliefern, diesen aber immer erden. Einen also nicht irgendwann allein lassen mit einem kryptischen Ende oder so. Das passiert auch diesmal, doch leider gerät diese "Hilfestellung" diesmal sehr vorhersehbar. Das schwächt den Gesamteindruck, dennoch bleibt insgesamt gute Unterhaltung.
:liquid6:

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Re: Filmtagebuch: freeman

Beitrag von Vince » 20.04.2021, 18:40

Die Arbeiten von Moorhead & Benson sehe ich sehr ähnlich. Diesen hier werde ich mir daher bald geben. Mackie stört mich allerdings etwas. Ich habe zwar generell nichts gegen ihn, finde ihn aber sehr uncharismatisch bzw. langweilig und in der letzten Zeit auch ziemlich überpräsent. Der spielt ja quasi überall mit.

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Re: Filmtagebuch: freeman

Beitrag von freeman » 20.04.2021, 19:21

Oh, da brauchst du dir keine Sorgen machen. Er hat einen nett störrischen Charakter mit Zügen, die man mit Mackie nicht in Verbindung bringen würde, und er trägt den Film problemlos.

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Re: Filmtagebuch: freeman

Beitrag von StS » 21.04.2021, 13:09

"Synchronic" war der letzte Film, den ich im Kino gesehen hab (11. Januar 2020).
Würde ihm auch ne 6/10 geben. Bill Oberst Jr. kann ich aber nicht ausstehen. Zum Glück war er nur kurz dabei :wink:

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Beitrag von freeman » 28.04.2021, 20:02

Soul
Der Mittelteil ist wirklich klassischste Trickfilmunterhaltung. Mit bekannten Topois, originell und vor allem optisch überragend gereicht. Doch der Rahmen... Ich weiß ja nicht, wonach die FSK so entscheidet, aber die Freigabe ab 0 kann ich in keinster Weise nachvollziehen. Nicht nur finde ich die Themen unpassend für Kids bis 6 Jahre, sondern glaube ich auch, dass die da sowieso nicht durchsteigen. In dieser Klammer, die im Übrigen deutlich länger ist, als es der Klammerbegriff vermuten lässt, katapultiert sich der Film irgendwie in ganz andere Sphären. Er wird metaphysisch, psychologisch und verzichtet auf den übrigen Botschaften-Tand. Klar haben wir alle den einen Funken in uns, der uns besonders macht. Aber er kann auch zu exzessiv verfolgt werden. Also Vorsicht! Echt erstaunlich... Was ich sagen will: "Soul" ist in meinen Augen irgendwie ein ganz eigenes Genre. Gar nicht richtig greifbar, keiner Zielgruppe zuordenbar und gleichzeitig doch irgendwie etwas für alle. Dazu technische Perfektion in jedem einzelnen Bild und Stimmungsbilder, die ganz tief drinnen berühren. Ganz ganz großes Kino. Da kann ich wirklich verschmerzen, dass Aardman bei den Oscars abgerippt wurde. Eigentlich hätte "Soul" aber in die "Bester Spielfilm"-Kategorie gemusst...
:liquid9:

In diesem Sinne:
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Re: Filmtagebuch: freeman

Beitrag von deBohli » 28.04.2021, 21:52

Oha, eine solch hohe Wertung erstaunt mich. Die Themen wurden für meinen Geschmack viel zu allgemein und im Standardverfahren abgehandelt, da sah ich eben doch einen Botschaften-Trend, wenn auch nicht plakat. Ebenso ist es sehr schade, dass Pixar ihre erste afroamerikanische Hauptperson den halben Film über in einer Katze verweilen lässt - sowie den Sidekick von einer weissen Schauspielerin sprechen liess. Chancen vertan, ganz klar.

Mein Tagebucheintrag dazu.
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Re: Filmtagebuch: freeman

Beitrag von freeman » 29.04.2021, 19:33

Ärm, hetzt du hier gegen eine Cat of Color?

Pfui!

In diesem Sinne:
freeman :wink: (bunter und damit internationaler konnte sie ja kaum sein! Du musst mehr zwischen den Zeilen lesen!)

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Re: Filmtagebuch: freeman

Beitrag von deBohli » 30.04.2021, 09:55

Miauz, genau!
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