Filmtagebuch: LivingDead

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Beitrag von SFI » 11.04.2017, 05:44

:lol: :lol: Bewusst bin ich mir darüber aber nicht, scheint also keine Gollum Sache zu sein. :lol:
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Beitrag von LivingDead » 29.04.2017, 15:27

Sandy Wexler
Dritte Zusammenarbeit zwischen Netflix und Sandler und zugleich auch der bisher beste Output. Sicherlich nur für eingefleischte Sandler-Fans wirklich empfehlenswert, wagt man mit diesem Pseudo-Biopic einen Schritt zurück in die 90er (nicht nur inhaltlich), sodass Sandler ebenfalls wieder die Rolle eines leicht zurück gebliebenen (Waterboy-)Typen zum Besten geben darf. Damit dürfte er alle Nicht-Fans eh schon von Vornherein abschrecken, alle anderen können sich hingegen auf einen grundsätzlich sympathischen Film freuen, bei dem der gewohnte Dampfhammer-Humor eine untergeordnete Rolle einnimmt. Zwar böte sich ein kritischer Blick auf das Showbusiness im Angesicht der parodistischen Anlage der Story durchaus an, doch sollte man bei einem Sandler-Film keine Wunder erwarten. Und so bleibt die Devise: Wenig erwarten, mehr bekommen.
:liquid6:

Collide
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Hollywood meets Alarm für Cobra 11 könnte man meinen. Und tatsächlich: Hinter den Actionszenen steckt kein geringerer als Hermann Joha, welcher sich mit seiner Schmiede action concept für TV-"Highlights" wie "Der Clown" oder eben die besagten Autobahn-Cops verantwortlich zeichnet. Dass er sich nun ausgerechnet in eine US-Produktion verirrt, welche nicht nur mit einem außergewöhnlichen Staraufgebot (unter anderem Anthony Hopkins, Felicity Jones, Ben Kingsley, Nicholas Hoult, ...), sondern auch noch den Schauplätzen rund um Köln aufwartet, konnte niemand ahnen. Und so außergewöhnlich wie diese Konstellation klingt, so ungewöhnlich ist auch das Ergebnis. Dabei wird auf die von den deutschen Produktionen gewohnten Albernheiten weitestgehend verzichtet, sodass sich "Collide" als durchaus ernstzunehmende Genre-Produktion entpuppt, die zudem mit vielen gut inszenierten (Auto-)Actionszenen aufwartet. Darüber hinaus gibt das Hauptdarsteller-Duo eine solide Leistung ab und harmoniert sogar hervorragend, sodass die Lovestory durchaus funktioniert (Felicity Jones ist eh Zucker). Ben Kingsley kann gar nicht anders und overacted als wäre dies die letzte Rolle seines Lebens. Auch Hopkins lässt sich davon anstecken und oszilliert zwischen solider Antagonistenrolle und leicht manischem Kontrollverlust bis gar Hannibal Lectersche Untiefen ergründet werden. Das macht durchaus Spaß, sorgt im Umkehrschluss aber auch dafür, dass sich diese Szenen immer wieder mit der eher ernsten Herangehensweise des Regisseurs beißen. Inhaltlich bleibt der Film eh auf Sparflamme und dürfte schneller vergessen sein als der Abspann andauert. Dennoch überraschend unterhaltsam.
:liquid5:

Blair Witch
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Als bekannt wurde, dass sich Adam Wingard überraschend an eine Fortsetzung (insgesamt nun der dritte Ausflug in die Wälder von Maryland) des Überraschungshits von 1999 macht, waren die Erwartungen hoch. Nun, bisweilen sicherlich zu hoch, denn obschon sich Wingard sehr gut im Found-Footage-Genre auskennen mag ("V-H-S"), bleiben die Möglichkeiten, in denen er sich mit "Blair Witch" bewegen kann eher begrenzt. Vielmehr wirkt sich das Ambiente wie ein Korsett auf den sonst so innovativen Regisseur aus, denn größtenteils scheint es sich bei "Blair Witch" (trotz der direkten Verbindung zum Original) um ein Remake zu handeln (nicht nur, dass keine 3 im Titel steht...) und braucht durchaus Anlauf, um sich dann bis zum furiosen Finale hinaufzuarbeiten. Bis dahin dominieren die allseits bekannten Bilder verängstigter Teens, die - im Gegensatz zum Original - nun über hochauflösende High-End-Kameras verfügen. Immerhin wird mit den neuen Kameras ein großes Defizit früherer Found-Footage-Filme dezimiert: Das unglaubwürdige "Draufhalten" in Stressituationen wird durch die Bodycams nun glaubwürdig und vermittelt dadurch wiederum auch ein authentisches Bild des Geschehens.
Im ausgedehnten Finale kann Wingard dann endlich all seine Stärken ausspielen und bietet Terrorkino auf höchstem Niveau. In einer finalen Szene dürften Klaustrophobiker zudem an ihre Grenzen gelangen.
Kein guter, aber sehenswerter Horrorfilm. Jedoch sollten diejenigen, die schon mit "Blair Witch Project" nicht warm wurden, auch hierum einen großen Bogen machen.
:liquid6:

Deepwater Horizon
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Wenn auch "Deepwater Horizon" in seiner Gänze kaum als Anti-Fossile-Energien-Statement bestehen mag, so bleiben ein paar unbeholfene Seitenhiebe auch hier nicht aus, welche sich aber eher auf Bemerkungen beschränken a la "wir arbeiten ja auch nur, um den Treibstoff für die Fahrt zur Arbeit bezahlen zu können". Und auch das finale Feuerinferno, welches sich auch ein Dante Alighieri nicht infernaler hätte ausmalen können, lässt das schwarze Gold in einem gänzlich anderen Licht erscheinen.
In Zeiten, in denen Elektromobilität und alternative Energien in aller Munde sind, da der Klimawandel auch in hiesigen Gefilden immer bemerkbarer wird, könnte ein Film wie "Deepwater Horizon" auch nachhaltigere Wirkungen entfalten - wenn auch unterschwellig.
Doch was sich letztlich als sehr spannendes Katastrophenkino entpuppt, wie man es in dieser Intensität nur selten zu Gesicht bekommt, ist in keinster Weise ein grün gewaschenes Öko-Drama, sondern eine relativ genaue Deskription der dramatischen Ereignisse im Gewand eines großen Action-Abenteuers. Ein Schauspieler wie Mark Wahlberg mag da auf dem Papier wie der perfekte Held klingen, sein Wirken beschränkt sich hier jedoch weniger auf pathetische Heldenaktionen, sondern er bietet einen realistische Kombination aus Teamleader und Familienvater, der in diesen Situationen über sich hinaus wächst. Auch in anderen Rollen brillieren diverse Charakterköpfe.
Somit bleibt bei aller Unterhaltsamkeit ein fader Beigeschmack, immerhin verloren damals insgesamt 11 Menschen ihr Leben. Doch mutiert Peter Bergs Actiondrama damit weder zu einem moralingesäuerten Pathos-Drama noch zu einem überkandidelten Actionfilm. Es bleiben immer die Menschen, die auf der Bohrinsel um ihr Leben kämpften, im Mittelpunkt.
:liquid7:
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Beitrag von Vince » 29.04.2017, 16:29

Also bei "Collide" bin ich ja wirklich schwer gespannt, wie die Monschau in Szene setzen. Ist schon immer was anderes, wenn man die Schauplätze genau kennt und vergleichen kann.

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Beitrag von LivingDead » 06.05.2017, 14:24

Die große Autojagd wurde ja komplett in der Stadt gedreht. Da solltest du einiges wiedererkennen. :D
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Beitrag von LivingDead » 19.08.2017, 10:58

Ich versuche hier mal wieder etwas aktiver zu werden. Da sind nun zwar viele, viele Filme unter die Räder gekommen, aber hier mal eine Auswahl der letzten Tage:

The Void
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Da wollte man es dem Horror-Fan wohl besonders leicht machen, diesen Film zu mögen. Ein Belagerungsszenario, welches an "Assault" erinnert, Metamorphosen, die an "Hellraiser" und "The Thing" gemahnen und ein nicht erst seit "Stranger Things" und Adam Wingard wieder populär gewordener Synthie-Soundtrack, der ebenso von Carpenter hätte stammen können. So ist und bleibt "The Void" über weite Strecken ein Abhaken von 80er-Horror-Konventionen.
Nichtsdestoweniger ist "The Void" eine überaus spaßige wie nostalgische Angelegenheit und bietet handgemachten Horror, wie es ihn kaum noch zu sehen gibt.
:liquid7:

Nocturnal Animals
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Nach "A Single Man" beweist Regisseur Tom Ford erneut seinen Blick für die Optik, welchen er als Modedesigner ja nicht von ungefähr besitzt. Dass hinter der Haute-Couture-Fassade aber mehr als nur der Schein steht, war bereits in seinem tollen Debüt ersichtlich, sodass er in "Nocturnal Animals" sogar noch eine Schippe drauf zu legen versteht, indem er hier erst zwei, später drei, parallel - vermeintlich autark voneinander - verlaufende Handlungsstränge immer näher zueinander führt. Das ist insofern spannend, da sich vor allem der "Film-im-Film" (die vom Filmcharakter Edward Sheffield verfasste Geschichte) inszenatorisch stark vom Rest abhebt und den Film immer wieder in Noir-Gefilde abdriften lässt. Thematisch lässt Ford den Zuschauer längere Zeit im Dunkeln, inwiefern dieses Konglomerat (eigentlich erst in der finalen Pointe) zueinander finden wird. Lediglich das Thema "Mut" und in gewisser Weise eine subjektive Auseinandersetzung mit der Maskulinität (die sich ja irgendwie auch in der Mode wiederfinden lässt) bleiben übergeordnete Themata.
Befremdlich mögen dabei die Schlussminuten sein, welche zwar den Ton des Filmes treffen, sich aber einer gewissen Banalität nicht erwehren können. Wer darüber hinweg sehen kann, der bekommt einen wunderschön inszeniertes und herrlich böses Noir-Drama der gehobenen Klasse geboten.
:liquid8:

The Voices
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Großartiger, schwarzhumoriger Streifen mit ersten Untertönen und einem gut aufspielenden Ryan Reynolds. Viele vermeintliche Falltüren, welche sich bei diesem Film auftun, werden von Regisseurin Marjane Satrapi gekonnt umschifft, sodass "The Voices" sich letztlich als ein doch viel besserer Film entpuppt als man ihm eingangs zugetraut hätte.
:liquid7:

Explorers - Eine phantastische Reise
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Es gehört schon eine ordentliche Portion Nostalgie dazu, diesen Film auch bis zu den letzten Zügen genießen zu können. Zwar ist "Explorers" trotz seiner offensichtlichen Anleihen an ähnliche Kinderfilme aus diesem Jahrzehnt (vor allem "E.T." sei hier genannt) in seinen ersten beiden Dritteln ein durchaus famoser Film mit tollen Kinderdarstellern (von denen zwei später auch tatsächlich große Stars wurden), hervorragenden visuellen Effekten und einer schönen Musik vom Soundtrack-Guru Jerry Goldsmith, doch glitten dem Regisseur Joe Dante im Schlussakt deutlich die Zügel aus den Händen. Die Darstellung der Aliens ist recht albern und passt kaum zum Rest des Filmes. So fiel der Film damals schon beim Testpublikum durch und konnte sich später im Kino auch nicht gegen den direkten Konkurrenten von Bob Zemeckis ("Back to the Future") durchsetzen.
:liquid7:

Enemy
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Großartiger Film, der sich inszenatorisch irgendwo zwischen David Lynch und Cronenberg (vor allem seinen neueren Werken) wiederfindet, nichtsdestoweniger aber durch einen beeindruckenden Hauptdarsteller, einer geradezu dystopischen Stimmung und nicht zuletzt der undurchsichtigen Story, welche unzählige Lesarten zulässt, nachhaltig zu beeindrucken vermag. Untermauert wird dies durch Villeneuves bemerkenswerten Blick für markante Bilder und dem Soundtrack von Jóhann Jóhannsson.
:liquid9:

Into the Badlands - Staffel 2
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Im Gegensatz zur ersten Staffel wird der trashige Faktor noch etwas ausgebaut, was sich eingangs vor allem in den noch blutigeren Actionszenen niederschlägt. Inhaltlich bleibt die Serie jedoch unglaublich flach und größtenteils ereignislos. So plätschern die zehn Folgen dahin und lediglich die immer noch furiosen (aber gerade in der Mitte qualitativ nachlassenden) Kampfszenen rütteln wach.
Die Darsteller sind eher mittelprächtig gewählt, und so bleibt Daniel Wu die einzige Konstante, mit der die Serie steht und fällt.
Für Hardcore Wuxia-Fans immer noch gerade so sehenswert, alle anderen sollten sich fernhalten.
:liquid4:
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Beitrag von Vince » 19.08.2017, 11:07

Schön, dass mal wieder was kommt. :) Bei allen, die ich davon kenne, stimme ich zu. "Nocturnal Animals" liegt noch auf dem Stapel (freu ich mich sehr drauf), die zweite Staffel Into The Badlands hab ich grad angefangen. Die Wertung macht mir jetzt keine Hoffnung, hab sowas nach der auch schon etwas durchwachsenen ersten Staffel aber befürchtet. Momentan finde ich es einigermaßen unterhaltsam, aber auch luftleer; sehr vergleichbar mit "Man With The Iron Fists" und dessen zweitem Teil.

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Beitrag von LivingDead » 19.08.2017, 11:50

Oh, bei "Into the Badlands" musste ich mich zwischenzeitig wirklich durchquälen. Immerhin warten die letzten beiden Folgen wieder mit etwas mehr Spektakel auf, was zumindest die niederen Gelüste zu befriedigen vermag. :lol: Aber die Charaktere gehen mir da zunehmend auf den Senkel.
Die dritte Staffel ist ja auch gerade in der Mache. Irgendwie müssen die sich da langsam mal was einfallen lassen.
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Beitrag von SFI » 19.08.2017, 14:41

"Into the Badlands" ist für mich nach Staffel 1 keine weitere Sichtung mehr wert.
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Beitrag von LivingDead » 28.10.2017, 17:18

Manchester by the Sea
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Fein nuanciertes Schauspielerkino, das vor allem durch sein komplexes emotionales Gerüst zu überzeugen versteht. Das Drehbuch zählt wohl zu den besten der letzten Filmjahre.
Die Inszenierung passt sich dem kongenial an, sodass jedweder Knalleffekt ausbleibt und die natürliche Zeichnung der Charaktere tief bis in die Nebenrollen einen unglaublich dynamischen Mikrokosmos ergeben, welcher im Nachhall eine umso bedrückendere Schwere auf die Magengrube auszuüben versteht.
:liquid9:

Blade Runner 2049
Bild
Kurz und knapp: Ein bestmöglich inszeniertes Sequel, welches optisch, akustisch und inhaltlich keine bloße Kopie des Originals darstellt, nein - ganz im Gegenteil - gänzlich neue Wege bestreitet und neue Maßstäbe im Science-Fiction-Genre zu setzen versteht. Schade, dass dieser Film - ähnlich wie das Original - an den Kassen untergeht und nicht die Würdigung erfährt, die er verdient.
:liquid9:

Vaiana
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Sehr klassischer Disney-Film mit entsprechend vielen Gesangseinlagen, die aber überwiegend positiv zu werten sind. Vor allem im Original überzeugt Dwayne Johnson in der Synchronisation. Aber auch die hawaiische Sängerin Auli'i Cravalho bietet eine zuckersüße Performance. Die Geschichte bietet hingegen kaum Überraschendes, überzeugt hingegen durch ihr hohes Tempo und die schier atemberaubende Optik.
:liquid7:

Shin Godzilla
Bild
Wenn auch der erste Auftritt eines vor der Verpuppung stehenden Godzillas das Potenzial für Lachsalven bietet und die Idee, einen Großteil der Geschichte in Konferenzräumen abspielen zu lassen, bisweilen Müdigkeit auslösen dürfte, so ist die Rückbesinnung der japanischen Toho-Studios zum eigenen Franchise ebenfalls ein Befreiungsschlag. Das Ausklammern einzelner Schicksale auf der Straße und der Fokus auf die Entscheidungsträger (in zumeist sicheren und abgeschirmten Räumlichkeiten) kann so denn als direkte Antwort auf amerikanische Remakes als auch auf das eigene Landesschicksal gesehen werden, welches in jüngster Vergangenheit vor allem durch die Vorfälle in Fukushima politischen und wirtschaftlichen Schaden nahm.
:liquid5:

Attraction
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Spektakelkino aus Russland, welches vor allem in der grandiosen Absturzszene zu Beginn und einem flotten Showdown optisch und akustisch umzuhauen versteht und selbst die großen Zerstörungskünstler wie Michael Bay nur anerkennend nicken lassen dürfte. Dazwischen entfaltet sich leider inhaltliche Leere, bei der wohl gerne ein "Der Tag an dem die Erde stillstand" im Teenie-Gewand lanciert werden sollte. Was dabei herauskommt, ist eher eine träge Variation von "Twilight"-Liebeleien. Zum Glück findet Regisseur Bondarchuk immer wieder die richtigen Bilder und schaltet im Zweifel ein paar Gänge höher, um den Zuschauer wieder wach zu rütteln.
:liquid5:

Es
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Tja, da zieht es mal wieder die Massen in die Kinos. Clowns, 80s-Feeling und dann auch noch im Horror-Gewand. Fertig ist der treffsichere Kinohit. Vermutlich vom Gros des Publikums übersehen, entfaltet "Es" von Andy Muschietti aber gerade abseits der lauten Jump-Scares seine wahren Qualitäten. Noch viel besser als in dem von einigen Fans immer noch frenetisch als beste Verfilmung verteidigten TV-Film von 1990, entfalten sich die Charaktere im Angesicht des unsagbar Bösen, welches sich nur als konglomerierte Manifestation der Urängste in Clownsgestalt präsentiert. Muschietti degradiert den Clown zwar nicht zum Nebendarsteller, doch kommt der Grusel diesmal eher aus den kleinen Zwischenräumen, die Muschietti jedem Charakter gewähren lässt. Da gibt es viel mehr zu entdecken, als der Gemeinheit auf den ersten Blick auffallen dürfte. Und so gewinnt der Film alleine schon in der sagenumwobenen Eingangsszene, die zwar größtenteils aus der ersten Verfilmung übernommen wurde, aber durch ihre Änderungen ungemein profitiert. Zwar bleibt es nicht aus, dass sein Film bisweilen noch etwas kaltblütiger daherkommt, doch leben Stephen Kings Romane ebenfalls kaum davon, dass Brutalitäten umschifft werden.
:liquid8:

Die versunkene Stadt Z
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In Zeiten sozialer Netzwerke, die jedem Individuum das Gefühl geben können, Bedeutung zu haben und die Welt zu einem Dorf werden lässt, könnte der Eindruck entstehen, dass das Entdeckertum geradezu antiquiert und völlig der Zeit entrückt erscheint. Tatsächlich gibt es oberhalb der Wasserflächen kein unentdecktes Land auf dieser Erde mehr. Insofern ist "Die versunkene Stadt Z" nicht nur aus inhaltlicher Perspektive ein geradezu nostalgisches Unterfangen. Auch das Erzähltempo ist passend zur adäquaten Lauflänge von knapp 140 Minuten eher gemächlich. Die namhafte Darstellerriege macht durch die Bank weg einen guten Job. Auch James Gray beweist einmal mehr seinen Hang zu optisch ansprechender Filmkunst.
Somit ist ""Die versunkene Stadt Z" mit seinen zeitgenössischen Zutaten ein angenehmer Ausflug in vergangene Zeiten, noch weit bevor Indiana Jones die Leinwand betrat.
:liquid7:
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Beitrag von SFI » 29.10.2017, 06:27

Von Vaiana war ich beim Zwangskinogang auch entzückt. :D Da müsste man sich mal an eine ebenso opulente Realverfilmung herantrauen.
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Re: Filmtagebuch: LivingDead

Beitrag von LivingDead » 21.05.2020, 12:40

Letzter Eintrag 2017... traurig.

So, um mal wieder etwas aufzuholen, die Sichtungen der letzten Wochen, welche sich aber vorrangig im Serienbereich bewegten:

Filme:

Tyler Rake: Extraction
Knapp „gut“, einfach weil es kaum noch solche klassischen Actioner im Big-Budget-Bereich gibt.
:liquid7:

Ready Ort Not - Auf die Plätze, fertig, tot
Amüsant und bisweilen überraschend. Die Regisseure erweisen sich als gute Wahl für ein weiteres Sequel der „Scream“-Reihe.
:liquid6:

Alles steht Kopf
Extrem ernüchterndes Porträt des menschlichen Hirns, welches aktuellste wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Hirnforschung zu einem Kinderfilm arrangiert.
:liquid8:

Child‘s Play
Überraschend nett geraten.
Knapp :liquid6:


Serien:

Haus des Geldes - Staffel 1-4
Genre-Konglomerat aus Spanien, das durchaus einen gewissen Reiz ausübt. Die Qualität schwankt aber beachtlich.
:liquid6:

Bosch - Staffel 6
Solide Genrekost, welche in ihrer Machart zunehmend ein „The Wire“ für eine neue Generation darstellen möchte. Bleibt aber insgesamt zu sehr an der Oberfläche, als dass ein ähnlicher Impact jemals erreicht würde.
:liquid7:

Ozark- Staffel 3
Auch Staffel 3 bleibt großartige Serienunterhaltung mit starken Charakteren.
:liquid8:

How to Get Away with Murder - Staffel 1
Teenie-Schmodder, das ab der Mitte durchaus spannend wird und im Kern seine Qualitäten vorzuweisen hat.
:liquid5:

Better Call Saul - Staffel 5
Qualitativ die vielleicht beste Staffel bisher, welche sich trotz der inhaltlichen Näherung an „Breaking Bad“ schon längst davon emanzipiert hat und ganz eigene Vorzüge zu bieten hat. Starke Charaktere, großartige Drehbücher und tolle Inszenierung. Ein Highlight.
:liquid9:
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Re: Filmtagebuch: LivingDead

Beitrag von SFI » 21.05.2020, 16:16

Phättes :00000654 zu Better Call Saul, ein Fest für die Sinne.
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Re: Filmtagebuch: LivingDead

Beitrag von LivingDead » 29.05.2020, 17:53

True Detective - Staffel 3
Nach der umstrittenen zweiten Staffel hat sich Nic Pizzolatto mit der nunmehr dritten Staffel der Anthologieserie wieder deutlich der ersten Staffel angenähert - sowohl inhaltlich, als auch inszenatorisch. Dennoch kann die dritte Staffel eigene Akzente setzen und baut das Element der Zeit noch deutlich aus. Insgesamt erstreckt sich der Handlungszeitraum auf 35 Jahre (verteilt auf mindestens drei bebilderte Zeitebenen). Mit Ali in der Hauptrolle konnte ein ausdrucksstarker Charakterschauspieler gefunden werden. Doch auch die Nebenrollen sind gut gecastet - inzwischen ein Markenzeichen der Show. Ebenso markentypisch ist die Inszenierung, die immer wieder aufs Glatteis zu führen vermag und manch eine noch so deutliche Spur im höchsten Maße antiklimatisch aufzulösen versteht. Da das Thema Zeit die grundsätzliche Prämisse der Staffel darstellt, ist auch das Erzähltempo deutlich angepasst - um nicht zu sagen entschleunigt. Legte die erste Staffel noch ein moderates Tempo vor, lässt sich die dritte Staffel noch deutlich mehr Zeit - was in diesem Falle dazu führt, dass die Zeitebenen noch mehr an Wirkung gewinnen. Insgesamt am faszinierendsten wird die Staffel vor allem dann, wenn die Detektive nach 25 vergangenen Jahren wieder aufeinander treffen. In diesen Szenen kann dann auch Stephen Dorff brillieren, welcher erst im Laufe der Staffel wirklich in die Serie findet.

Insgesamt eine sehr gute Season mit einem langen Atem und vielen höchst brillanten Einzelmomenten.
:liquid8:
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Re: Filmtagebuch: LivingDead

Beitrag von SFI » 30.05.2020, 07:05

Kann ich im Falle der hießigen Anthologie davon ausgehen, dass ich die 2. Staffel auch auslassen kann? Täte ja schon einmal gerne einen Blick riskieren. Kann man die Serie vielleicht mit Bosch vergleichen was Tempo und nennen wir es mal Sisyphusarbeit angeht?
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Re: Filmtagebuch: LivingDead

Beitrag von StS » 30.05.2020, 08:08

SFI hat geschrieben:
30.05.2020, 07:05
Kann ich im Falle der hießigen Anthologie davon ausgehen, dass ich die 2. Staffel auch auslassen kann?
Prinzipiell kann man das, ja.

Ich selbst mag die zweite Staffel aber. Ja, sie ist von den Erzählsträngen her (für einige) etwas "verwirrend-komplex"... hat aber feine Darsteller und einige starke Momente zu bieten, gerade im Bereich der Action. An die fantastische erste Season kommt sie natürlich nicht ran.

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Re: Filmtagebuch: LivingDead

Beitrag von LivingDead » 30.05.2020, 09:16

Mag die zweite Staffel auch ganz gerne. Gerade am Anfang ist sie aber wirklich etwas verwirrend und holt einen erst nach ein paar Folgen so richtig ab - hat aber andererseits wirklich viele tolle Momente und ein klasse Ensemble zu bieten.

Bei Staffel 3 sieht es etwas anders aus. Der Erzählstil ist nochmal deutlich (!) langsamer, der Fokus im Gegensatz zu Bosch eher charaktergetrieben (auch die Beziehung zur Frau ist zentrales Element). Aber die zermürbende Detektivarbeit wird in Season 3 schon genial dargestellt - das Spiel mit den verschiedenen Zeitebenen funktioniert dahingehend auch wunderbar. Ist definitiv keine Serie, die man vorzeitig abbrechen sollte, sondern die eher im Abgang wirklich mundet.
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Re: Filmtagebuch: LivingDead

Beitrag von Montana » 30.05.2020, 10:48

Ich mochte die 2te Staffel auch sehr. Sie hat halt das Konzept der 1ten Staffel ziemlich Abgeändert und konnte nicht mehr auf den Hype zurückgreiffen.
Ist halt nicht mehr unnötig über zig Erzählstrange zerstreut, während die Charakteren mehr mit persönlichen Problemen während den Ermittlungen Kämpfen (Korruption / Verlust / Moral).

Besoders gut gefallen haben mir eigentlich alle Scenen in dieser Baar, die für mich den zentralen Punkt der Serie markierten. Während hier alle Entscheidungen etc. getroffen werden bekommen diese Scenen vor allem durch den Live Soundtrack von Lera Lynn (die jeweils in der Baar auftritt) einfach eine geniale Atmosphäre die den Ton der Serie begründet.

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Re: Filmtagebuch: LivingDead

Beitrag von SFI » 30.05.2020, 15:11

Gut, ein Kandidat für die kommende Streamingleere!
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Re: Filmtagebuch: LivingDead

Beitrag von gelini71 » 30.05.2020, 16:33

Staffel 3 von "True Detective" fand ich noch in der Reihe mit am besten, bei mir war aber das Problem das ich vorher "the Missing" gesehen habe die sowohl vom Fall her (Kindesentführung) als auch von der Machart her (diverse Zeitebenen) dieser sehr ähnelt und so auf mich wie ein Abklatsch / Remake wirkte. Das soll aber das ganze jetzt nicht schlecht reden.

PS: Staffel 2 von "True Detective" kann man wenn man will auslassen, theoretisch kann man wie bei "American Horror Story" die Staffeln auch durcheinander schauen oder sogar welche auslassen.
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note

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Re: Filmtagebuch: LivingDead

Beitrag von SFI » 30.05.2020, 16:45

AHS, das wollte ich auch noch antesten. Danke für das Erinnern! :lol:
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Re: Filmtagebuch: LivingDead

Beitrag von LivingDead » 01.06.2020, 14:22

The Mandalorian - Staffel 1
Insgesamt ein gelungener Ausflug der Star Wars-Franchise in den TV-Sektor. Rekapitulierend sogar gelungener als die neueste Kino-Trilogie, welche an eigenen Ansprüchen großspurig scheiterte. Im Gegensatz dazu bietet die 8-teilige erste Staffel des Mandalorianers angenehm nostalgische Unterhaltung. Das Konzept erinnert derweil eher an Serien der späten 90er oder frühen 2000er, in denen abgeschlossene Folgen und ein loser roter Faden dominierten. Doch auch hier fügen sich die Folgen zum Schluss zu einem runden Ganzen und machen durchaus Lust auf mehr - das Konzept scheint aufgegangen. Inszeniert als Lone Ranger, verfolgt man den Mandalorianer auf seinem Weg, bei dem er auf allerlei Nebenfiguren trifft, die von mehr oder minder bekannten Gesichtern gespielt werden (am markantesten wohl Werner Herzog in einer kleinen, aber prägnanten Nebenrolle).
:liquid7:
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Re: Filmtagebuch: LivingDead

Beitrag von LivingDead » 15.08.2020, 12:52

Le Mans 66 - Gegen jede Chance
Jede Szene wirkt wie eine Anekdote aus vergangenen Jahren, erzählt vom altklugen Großvater auf der Veranda, welcher seinen Blick auf die untergehende Sonne richtet und über Vergangenes sinniert - einer Zeit, in der doch alles schöner, besser war. Röhrende Automobile, Männerfreundschaften, bei denen auch im gesetzten Alter noch im Gras gerauft werden darf und verständnisvolle Ehefrauen, die ihre Männer bedingungslos unterstützen, wirken tatsächlich wie aus einer anderen Zeit - ob dies gleichzusetzen mit Authentizität ist, sei einmal dahingestellt (die Darstellung der Rennen mag da noch am ehesten heranreichen). Mit Bale und Damon wurden immerhin charismatische Gesichter gecastet, die dem generischen Treiben Charme und Verve zu geben vermögen (ebenso die von Mangold gewohnt flotte und jederzeit versierte Inszenierung). Und so vergehen die 2,5 Stunden durchaus unterhaltsam, wenn auch die Halbwertszeit des Filmes kaum über den Abspann hinausgehen dürfte.
Für Motorsportfans ein definitives Must-See, dürfte für den Rest der Zuschauerlandschaft nicht mehr allzu viel zu holen sein.
:liquid6:

Countdown
Ins digitale Zeitalter transformierte Variation des Final Destination-Themas, garniert mit ein paar bekannten TV-Gesichter - so in etwa ließe sich der Film am ehesten umschreiben. Das Gerüst bildet der klassische Horrorfilm-Baukasten mit wenig überraschenden Momenten, einem müden Schluss und moderatem Splattergehalt - sodass für den geneigten Horrorfan lediglich ein solide inszenierter Snack für zwischendurch heraus springt.
:liquid5:

Der Leuchtturm
Gedreht mit Kameralinsen aus den 30er Jahren auf Schwarz-Weiß-35mm-Material im 1.19:1-Format, setzt Regisseur Robert Eggis („The Witch“) bereits auf handwerklicher Ebene ein expressionistisches Ausrufezeichen; Bildeinstellungen, in denen die Schauspieler sekundenlang stumm in die Kamera schauen, scheinen aus dem Bilderbuch einer vergangenen Epoche entsprungen zu sein. Pattinson und Dafoes (vor allem Dafoes) Spiel erinnert bisweilen an Stummfilmklassiker, in denen die Gesichter zu Frasken verzerrt und lang gezogene Schatten Unheil vorherbestimmten, ganz im Stile eines Nosferatu.
Doch trotz all der Seefahrermythologie (bei der alle romantischen Aspekte per se ausgeklammert werden) begibt sich Eggis in „Der Leuchtturm“ vor allem auf die Suche nach der Grenze zwischen Wahn und Sinn, bei der die aufs Minimum reduzierte Ausgangssituation zweier Männer auf einer einsamen Insel, bis ins Absurde hochstilisiert wird und am ehesten an die dichterische Sturm und Drang-Zeit erinnert. Bedeutungsschwanger und einladend zu allerlei Interpretationen erhebt sich inmitten dieses Mikrokosmos der Leuchtturm. Sinnbild der Orientierung inmitten der tosenden See. Und genau so verloren die beiden Männer, welche das flüssige Gift (das Meer/den Alkohol) zum Schluss in sich hinein kippen und sich dem Wahnsinn hingeben. Je nach individueller Sichtweise gibt Eggis hier jedem etwas, an dem man nächtelang knabbern könnte. Ob dies aber ausschließlich als Opportunismus zu deuten ist, wäre wohl zu leicht gedacht. Vielmehr wird es wohl keine endgültige Antwort auf die aufgeworfenen Fragen geben.
Und so bleibt ein audiovisueller Hochgenuss mit zwei begnadeten Schauspielern, die zu Bestleistungen motiviert wurden.
:liquid8:

Cursed - Die Auserwählte
Grundsätzlich haben es Fantasyfans (nennen wir es mal ernsthafte Fantasy) schwer. Zumindest im Seriensektor lassen sich wohl nur eine handvoll wirklich guter Fantasyserien ausmachen. Mit dem Ende von „Game of Thrones“ stieg nun natürlich das Verlangen hier ein Loch zu stopfen. Netflix reagierte schnell (wohl zu schnell) und stampfte „Cursed“ aus dem Boden, nach einer Vorlage von Frank Miller („300“) , in dem die Arthur-Legende einmal anders interpretiert und aus anderer Perspektive erzählt wird. So weit, so interessant. Doch leider kann Netflix weder das Versprechen, hier ein zweites „Game of Thrones“ auf die Serienlandschaft loszulassen, einlösen, noch die Erwartungen an die potentiell interessante Story erfüllen, welche schließlich wohl nur als Aufhänger für allerlei Teenieschmonzettentum dienen sollte (was für mich als Teenieserienfan aber nicht per se negativ ist, hier aber schon). Die Drehbücher wirken wie Flickenteppiche, bei denen Checklisten abgearbeitet wurden. Eine zugrundeliegende Vision der Macher, geschweige denn ein harmonisches Storytelling, ist Fehlanzeige.

Was bleibt sind vereinzelt gute Szenen, etwas Splatter, ein paar nette Effekte und wirklich schöne set pieces (hier hat man sich wahrlich nicht lumpen lassen). Für verzweifelte Fantasyfans mit vielen Einschränkungen zu empfehlen, sollte der Rest hier die Finger von lassen.
:liquid4:

Weitere Sichtungen:

Community - Staffel 2
Geniale Sitcom, deren popkultureller Humor nicht selten an Matt Groening erinnert.
:liquid9:

Killing Gunther
Die Actionszene in der Mitte rockt, dazwischen viel alberner Leerlauf. Erst mit Auftritt Arnie wird es wieder erträglicher.
:liquid4:

The Witcher - Staffel 1
Gute Fantasy mit interessantem Erzählkonzept (episodenhaft, ähnlich wie die Kurzgeschichtenbände).
:liquid7:

How to Get Away with Murder - Staffel 3
Unterhaltsame Teenie-Crime-Serie.
:liquid6:

The Professor
Pathetisch, mit einem überzeugendem Johnny Depp.
:liquid4:

The Old Guard
Hat Potential, verschenkt zu viel.
:liquid5:

Das Kapital im 21. Jahrhundert
Manchmal zu einseitige, aber wichtige Perspektive auf das kapitalistische System.
:liquid6:

The Spy
Gute Mini-Serie mit einem hervorragendem Cohen. Manchmal wird die politische Gemengelage zu sehr in den Hintergrund gerückt.
:liquid7:

Maleficent 2: Mächte der Finsternis
Episch aufgezogene Fortsetzung ohne Überraschungen.
:liquid5:

Midway - Für die Freiheit
Absoluter Rohrkrepierer, bei dem nicht einmal die artifiziellen Kampfsequenzen überzeugen.
:liquid3:
Mit freundlichem Gruß
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Re: Filmtagebuch: LivingDead

Beitrag von SFI » 15.08.2020, 15:27

Cursed schaltete ich nach wenigen Minuten ab. :lol:
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Re: Filmtagebuch: LivingDead

Beitrag von LivingDead » 20.09.2020, 13:48

Filme:

Das Dilemma mit den Sozialen Medien
Was ist wahr, was ist falsch? Gar nicht so leicht zu beantworten - gerade in der heutigen Zeit. Paradox - befinden wir uns doch im Informationszeitalter. Doch gerade die Flut an Informationen, welche beständig auf uns einprasseln, haben einen Preis. Und der sind wir selbst. Indem wir unsere Identität verkaufen, und gläsern machen. Facebook, Instagram und Co. sollten uns zusammen bringen, alte Freundschaften erneuern und Positivität verbreiten. Doch allem Anschein nach haben die sozialen Medien einen nicht unmaßgeblichen Einfluss auf die Spaltung der Gesellschaft. Sich selbst immer weiter verstärkende Filterblasen machen den Blick auf das große Ganze für den Einzelnen immer schwieriger. Der Mensch wird Opfer einer KI, welche er selbst nicht mehr zu bändigen versteht.

Inwiefern Depressionen bei Jugendlichen, die offensichtlich immer krasser werdende Verbreitung von Fake News und die Spaltung der Gesellschaft tatsächlich auf die sozialen Medien zurück zu führen ist, ist noch nicht vollkommen geklärt. Doch „The Social Dilemma“ gibt einen ersten Eindruck davon ab, wo dies in Zukunft noch hinführen könnte. Fraglich bleibt, ob immer neuere Algorithmen die Komplexität der Umwelt und der Menschen in Einklang zu bringen vermögen - dies ist doch eher zu bezweifeln. Ob die sozialen Medien dann in der Lage sein könnten, unsere Zivilisation zu zerstören, dürfte eher eine Utopie sein, um die Doku noch etwas dramatischer zu beschließen. Aber so ganz undenkbar ist es eben doch nicht...
:liquid6:

Tenet
Wer den Film möglichst unbehelligt sehen möchte, bitte nicht weiterlesen.

Nolan schafft mal wieder etwas, das in dieser Form kaum in der Mainstreamlandschaft zu beobachten ist: Die Symbiose aus lockerer Blockbusterunterhaltung mit einem physikalischem Gedankenexperiment, welches so eher im höhersemestrigen Physikstudium zu erwarten wäre. Auch wenn die zugrunde liegende Geschichte simpel gestrickt ist, gar als Variante eines James Bonds gesehen werden könnte, besitzt die Tragweite dieses Gedankenkonstruktes eine Tiefe, welche sich vor allem in den daraus resultierenden inszenatorischen Möglichkeiten wiederfindet, die Nolan umso beeindruckender umzusetzen versteht. Zu Beginn wird der Zuschauer unmittelbar in die Geschichte „geschmissen“, in der eine kurze Einführung in die Grundlogik des Filmes erfolgt (eigentlich die Prämisse aller ernsthaften Zeitreisefilme: Bereits Geschehenes kann nicht ungeschehen gemacht werden), danach jedoch zügig in den Agentenfilmmodus geschaltet wird. Bevor Tenet jedoch die ganze Tragweite des Gedankenexperimentes preisgibt, gönnt Nolan dem Zuschauer zugegebenermaßen kaum Verschnaufpausen, sondern erwartet eine gewisse Aufnahmebereitschaft für die physikalischen Annahmen, welche auf den ersten Blick jedweder Logik entbehren. Ob dies immer gleichzusetzen mit logischen Schwächen ist, wage ich hingegen zu bezweifeln. Da kann bis aufs kleinste Atom herunter gebrochen darüber gegrübelt werden, inwiefern eine invertierte Kugel bei Eintritt in den menschlichen Körper zugleich Materie spaltet als auch zusammenführt (immerhin wird hier als Ergebnis eine Art Strahlenkrankheit dargestellt, welche sich im Körper als Kettenreaktion ausbreitet), der Kontakt zum eigenen Ich gar zur Annihilation führt. Ob dies physikalisch tatsächlich zu erwarten wäre, können wohl nur echte Physiker erklären. Doch bis hierhin kann sich der Zuschauer immerhin in die dargebotene Logik hinein denken (mehr oder minder, zumal das Gesetz, dass Geschehenes nicht verändert werden kann, dafür sorgt, dass abgeschossene Kugeln just in dem Moment – wenn Zukunft auf Gegenwart trifft - von einer invertierten Pistole „eingefangen“ werden, sobald eine normale Person auf den Abzug drückt, schon für leichte Kopfschmerzen sorgen kann).
Das viel Faszinierendere ist jedoch das daraus resultierende Seherlebnis, welches im Showdown gänzlich auf die Spitze getrieben wird, wenn verschiedene Einheiten (teils invertiert, teils normal) aufeinander treffen, Hochhäuser gleichzeitig einstürzen und wieder zusammen gefügt werden, Explosionen und Geschosse zugleich ex- und implodieren – vieles auf den ersten Blick kaum wahrnehmbar, aber mit einer unglaublichen Detailversessenheit versehen.
Die Musik von Ludwig Göransson treibt das Gesehene zusätzlich voran, die Darstellerriege ist namhaft und zeigt adäquate Leistungen (herausstechend dahingehend John David Washington in einer seiner ersten Hauptrollen). Nicht Nolans bester Film, aber faszinierend, überraschend und mit inszenatorischer Perfektion.
:liquid8:

21 Bridges
Kurz vor Chadwick Bosemans Tod noch gesichtet: Die Prämisse verspricht einen Copthriller alter Schule, löst das Versprechen aber nur bedingt ein. Abseits vieler Unwahrscheinlichkeiten, der schnörkellosen (und flott inszenierten) Action, bietet der Film leider nicht viel; verschenkt seine grundlegende Storyidee und verbaut sich den Schlussakt mit egalen Wendungen. Immerhin wird‘s nicht allzu langweilig. Aber im Gros der Copfilme wird dieser ganz schnell in der Versenkung verschwinden.
:liquid5:

Jumanji: The Next Level
Qualitativ auf gleicher Ebene mit dem Vorgänger. Für kindliche Unterhaltung mit einigen guten Gags ganz brauchbar.
:liquid5:

Ip Man Zero
Solide in jedweder Hinsicht. Aber eben auch ein Ip Man „light“.
:liquid5:

Ip Man 3
Kommt nicht an die Vorgänger ran.
:liquid6:

Ip Man: The Final Fight
Erstaunlich gelungen, und sogar besser als Ip Man 3.
Gute :liquid6:

Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn
Etwas vermurkst.
:liquid4:

Police Story
Jackie Chan in Bestform. Und endlich weiß ich, wo Michael Bay seine Inspirationen herholt. Die Gags sind ziemlich 80er.
:liquid7:

Police Story 2
Gute Fortsetzung.
:liquid7:

Police Story 3 - Supercop
Michelle Yeoh rettet einiges.
:liquid6:

Jackie Chans Erstschlag
Jackie macht einen auf Bond. Etwas weniger Akrobatik, dafür mehr Effekte.
:liquid6:

Underwater
Stilsicher und überraschend gelungen.
:liquid6:

V.F.W.
Bleibt leider stark hinter meinen Erwartungen zurück, trotz Ambitionen. Die zu langen Dialoge wirken zu affektiert.
:liquid5:

#amLeben
Nerd sieht sich mit einer Zombieapokalypse konfrontiert. Nette Idee, nette Umsetzung.
Gute :liquid6:

The Babysitter
Überzogener Slasherfilm mit der Handschrift eines McG.
:liquid6:

Masters of the Universe
80er Trash in Vollendung.
:liquid4:

Serien:

True Detective - Staffel 2
Staffel 2 konnte bei Zweitsichtung nochmal hinzugewinnen. Losgelöst von allen Erwartungen, welche nach der grandiosen ersten Staffel aufkeimen, bietet der Nachfolger einen düsteren Blick auf eine von Korruption und Verbrechen durchseuchte Stadt, deren Bewohner sich dessen nicht entziehen können, und jeder somit sein eigenes Päckchen zu tragen hat - mit ganz eigenen Vorstellungen von Recht und Moral. Gut und böse sind dabei nur scheinbare Einordnungen, welche kaum konform mit einem Richtig und einem Falsch zu gehen scheinen. Diese Noir-Elemente bestimmen den Großteil der Staffel, welche sich infolgedessen aber auch in Michael Mann oder gar Scorsese Sphären begibt. Auch wenn viele verschiedene Storystränge anfangs noch lose und etwas kontextarm eingeführt werden, fängt sich die Staffel spätestens ab der Mitte und bietet viele Highlights (auch über das True Detective Universum hinweg), die es wert sind, entdeckt zu werden (eigentlich sind ab Folge 4 alle Episoden sehr gut bis grandios).
:liquid8:

When They See Us
Heftige Thematik mit adäquater Umsetzung und tollen Darstellern.
:liquid8:

How to Get Away with Murder - Staffel 4
Serie hat sich auf gehobenem Niveau eingependelt.
:liquid6:

Community - Staffel 3
Kommt nicht mehr an Staffel 2 ran.
Gute :liquid8:

Community - Staffel 4
Schwächste Staffel, aber immer noch weit über Durchschnittsware à la Big Bang und Konsorten.
:liquid8:

Gangs of London
Story ist recht beliebig, die Action vor allem bis zur 5. Folge umso heftiger (Folge 5 taugt auch als Stand-alone Actionfilm). Danach werden einige Gänge zurück geschaltet und den Charakteren können im Nachgang noch etwas Tiefe mitgegeben werden.
knapp :liquid8:
Mit freundlichem Gruß
LivingDead

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Re: Filmtagebuch: LivingDead

Beitrag von SFI » 20.09.2020, 15:50

Du Couchtier! :lol:
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