Filmtagebuch: StS

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Re: Filmtagebuch: StS

Beitrag von StS » 21.10.2022, 07:53

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Bei „I came by“ (2022) haben wir es mit einem britischen Thriller von Regie-Talent Babak Anvari („Under the Shadow“ und „Wounds“) aus dem Hause „Netflix“ zutun, der eine in seinen Grundzügen recht konventionelle Geschichte um einen Sprayer erzählt, welcher eines Nachts bei einem einflussreichen pensionierten Richter einbricht und dort eine schreckliche Entdeckung macht – also so ähnlich wie man das bereits in Werken wie „Don´t breathe“ und „Bad Samaritan“ gesehen hat. Die von Anvari und Co-Autor Namsi Khan mit eingearbeiteten „Botschaften“ gehen an sich in Ordnung – allerdings sind jene nicht sonderlich inspiriert ausgestaltet worden (u.a. da zu komplex für einen 110-minütigen Film). Zum Glück gibt es vereinzelte nette (die Handlung vorwärts bewegende) Entwicklungen und Überraschungen in Bezug auf bestimmte Figuren zu verzeichnen…

Handwerklich solide umgesetzt und mitunter durchaus spannend, enttäuscht das Ergebnis alles in allem jedoch aufgrund seiner „Oberflächlichkeit“ und einiger Unglaubwürdigkeiten, die man dem Zuschauer „zu verkaufen“ versucht. Geradezu beiläufig vollzogene größere Zeitsprünge irritieren mitunter ebenfalls. Das Beste an dem Werk ist seine Besetzung: Von Percelle Ascott („the Dare“) und George MacKay („1917“) über die stets gern gesehene Kelly Macdonald (TV´s „Boardwalk Empire“) bis hin zu Hugh Bonneville (TV´s „Downton Abbey“) können die Performances überzeugen. Letzterer verkörpert den Antagonisten des Streifens herausragend (widerwärtig-böse) stark. Am Ende hatte ich folgenden Eindruck: Für einen straffen Genre-Thriller etwas zu lang – während für die angerissenen „Social Commentary“-Themen dagegen eine Mini-Serie wohl passender gewesen wäre…

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Re: Filmtagebuch: StS

Beitrag von Vince » 21.10.2022, 13:00

Ich werde trotzdem vermutlich auch mal einen Blick riskieren, "Wounds" mochte ich deutlich lieber als die meisten (wenn er eben auch nicht an "Under the Shadow" herankam).

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Re: Filmtagebuch: StS

Beitrag von deBohli » 21.10.2022, 15:11

Ich finds vor allem interessant, wie viele Netflix-Filme ich erst durch diesen Fred und StS kennenlerne. :wink:
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Re: Filmtagebuch: StS

Beitrag von SFI » 21.10.2022, 15:48

Ich finds indes interessant, wie ein Regie-Talent nur eine 4/10 zustande bekommt. :lol: Womöglich der Netflix Fluch.
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Re: Filmtagebuch: StS

Beitrag von Vince » 21.10.2022, 16:57

Oder der Unterschied zwischen Talent und Meister.

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Re: Filmtagebuch: StS

Beitrag von StS » 21.10.2022, 17:07

SFI hat geschrieben:
21.10.2022, 15:48
Ich finds indes interessant, wie ein Regie-Talent nur eine 4/10 zustande bekommt.
Ist halt die Vorlage, die nicht optimal (und recht konventionell) geraten ist.
Horror scheint Anvari da besser zu liegen als klasische Thriller-Kost.
Obwohl ich mir vorstellen kann, dass ihn vor allem bestimmte Story-Elemente hier interessiert haben...

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Re: Filmtagebuch: StS

Beitrag von StS » 01.11.2022, 08:47

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Mein Halloweenabend-Film 2022:

Basierend auf der klassischen Erzählung Washington Irvings, welche 1820 ihre Erstveröffentlichung erfuhr, hat Regisseur Tim Burton mit „Sleepy Hollow“ (1999) einen von mir alle Jahre immer mal wieder sehr gern gesehenen Gothic-Horror-Supernatural-Mystery-Slasher geschaffen, der aufgrund seiner Materie und Machart geradezu „zeitlos“ daherkommt (u.a. durch die erzählte Geschichte sowie Verwendung vergleichsweise weniger Computer-generierter Effekte). Blutig, humorvoll, atmosphärisch, kreativ und düster, überzeugt der Film dank der gewohnten „Handschrift“ Burtons (nunja, bis er seine „ausufernde Liebe“ zu CGIs entdeckte), den tollen Sets und Kulissen, Emmanuel Lubezki´s Kamera-Arbeit, dem klangvollen Score Danny Elfmans sowie dem durchweg gut aufgelegten Cast-Ensemble. Mit rund 100 Minuten von der Laufzeit her genau richtig bemessen, weiß der Streifen einfach prima zu unterhalten – auch wenn der Inhalt hier nicht denselben „Wert“ besitzt wie die wunderbare Optik…

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Re: Filmtagebuch: StS

Beitrag von StS » 07.11.2022, 09:29

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Ouija House“, 2018: Kostengünstig produzierter Horror-Quark mit einigen bekannten Gesichtern (Carly Schroeder, Misha Barton, Tara Reid, Chris Mulkey, Dee Wallace und Tiffany Shepis), der weder „Atmosphäre“, Spannung noch „Scares“ zu generieren in der Lage ist und dem man sein geringes Budget unvorteilhaft-klar ansieht. Ja, ein bis zwei Ideen fand ich durchaus nett – aber der Rest besteht im Grunde rein aus diversen Klischees sowie uninspiriert bebilderten und in Szene gesetzten, von eindimensionalen Charakteren bevölkerte Sequenzen. Da kann nicht einmal die regelmäßig auftretende unfreiwillige Komik das „Sehvergnügen“ in einem nennenswerten Maße steigern…

gute :liquid1:

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Re: Filmtagebuch: StS

Beitrag von SFI » 07.11.2022, 16:20

StS hat geschrieben:
07.11.2022, 09:29
gute :liquid1:
Immerhin hat dir die 1 gut gefallen! :lol:
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Re: Filmtagebuch: StS

Beitrag von StS » 07.11.2022, 17:52

SFI hat geschrieben:
07.11.2022, 16:20
StS hat geschrieben:
07.11.2022, 09:29
gute :liquid1:
Immerhin hat dir die 1 gut gefallen! :lol:
Allerdings! :lol:
War halt keine gewöhnlich-glatte 1/10... ne 1,5/10 sozusagen :wink:

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Re: Filmtagebuch: StS

Beitrag von StS » 14.11.2022, 22:20

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"Lost Bullet 2" schließt nahtlos an den (soliden, ein Stück weit schwächeren) ersten Teil an und bietet dem geneigten Genre-Konsumenten wenig Story und Charakter-Tiefe - dafür aber reichlich Tempo und Action, die ihrerseits schön brachial-ruppig sowie erfreulicherweise ohne CGIs, Green-Screens und "Schnittgewitter" daherkommt. Fans von hochwertiger Stuntarbeit kommen auf ihre Kosten, der Härtegrad passt und die Darsteller erfüllen ihre Anforderungen zweckdienlich-ordentlich. Inhaltlich dagegen mau, haben wir es zudem mit einem klassischen (nicht abgeschlossenen) "Mittelstück-Film" zutun - aber hey, wenn Teil 3 ähnlich unterhaltsam wie dieser hier wird: Gern her damit!

:liquid7:

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Re: Filmtagebuch: StS

Beitrag von SFI » 15.11.2022, 05:14

Nice und bewertungstechnisch einer deiner schönsten Filmerlebnisse 2022. :lol:
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Re: Filmtagebuch: StS

Beitrag von StS » 15.11.2022, 07:43

SFI hat geschrieben:
15.11.2022, 05:14
Nice und bewertungstechnisch einer deiner schönsten Filmerlebnisse 2022. :lol:
:lol:

Zumindest in dem Genre. :wink:

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Re: Filmtagebuch: StS

Beitrag von StS » 22.11.2022, 10:59

SFI hat geschrieben:
15.11.2022, 05:14
Nice und bewertungstechnisch einer deiner schönsten Filmerlebnisse 2022.
Nach "einer meiner" nun das schönste...

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Re: Filmtagebuch: StS

Beitrag von StS » 22.11.2022, 11:00

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Dank O-Ton-Vorstellung bin ich gestern dann auch in den Genuss von Mark Mylod´s „the Menu“ gekommen – einer wunderbar unterhaltsamen (schwarz-) humorigen Satire u.a. über Klassenunterschiede sowie das Verhältnis zwischen Konsumenten/Kritikern/Influencern/Fans und Künstlern (samt ihres Schaffens), welche sich zugleich ebenfalls (ruhigen Tempos) eskalierend in die Thriller/Horror-Richtung bewegt. Prima besetzt und ebenso gespielt – allen voran Ralph Fiennes, Anya Taylor-Joy und Nicholas Hoult – optisch „ästhetisch angerichtet“ sowie angenehm mehrschichtig von den behandelten Gedanken und Themenbereichen her, hat sich Mylod´s Werk letzten Endes als mein bislang liebstes des Jahres 2022 entpuppt. Ein Film, nach dem man Appetit auf einen traditionellen, ordentlichen Cheeseburger hat. Köstlich.

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Re: Filmtagebuch: StS

Beitrag von deBohli » 22.11.2022, 11:45

Das kann ich so unterschreiben, habe den Film am Sonntag ebenfalls im Kino geschaut und war sehr angetan. Ein gut gespielter, ansprechend gefilmter und packender Streifen. Anya Taylor-Joy ist wunderbar, am Ende jubelte ich ihr innerlich sogar zu! :D
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Re: Filmtagebuch: StS

Beitrag von StS » 30.11.2022, 08:15

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Mit seinem 2021er Horror-Streifen „the Seventh Day“ (2021) präsentiert Regisseur und Drehbuchautor Justin P. Lange dem Publikum quasi „Training Day“ im Exorzisten-Milieu: Im ersten Verlaufsdrittel funktioniert das auch erfreulich ordentlich – bevor die interessanteren Aspekte der Handlung (wie bestimmte Strukturen, Richtlinien und Handhabungen der Kirche oder das Verhältnis zwischen dem abgeklärten, unkonventionellen älteren Geistlichen und seinem Schüler/Protegé) dann allerdings zunehmend in den Hintergrund rücken und sich das Geschehen auf den Fall eines mutmaßlich besessenen Kindes (Bradley Jenness) konzentriert, der zuvor seine Familie auf brutale Weise ermordete…

Leider kommen im Verlauf viele der „klassischen Klischees“ dieses Genres zum Einsatz – á la Flashbacks, Jump-Scares, schwebende Gegenstände und Menschen, ein traumatisches Ereignis in der Vergangenheit, grotesk verzerrte Fratzen und sogar das gute alte Ouija-Brett. Nichts ist so spannend, reizvoll oder atmosphärisch wie es durchaus hätte sein können – stattdessen vermag der Betrachter einiges vorherzusehen und reicht der Eindruck nie über „mittelprächtige B-Movie-Kost“ hinaus. Immerhin verkörpern Vadhir Derbez und der stets verlässliche, hier aber mal wieder unterforderte Guy Pearce die beiden Hauptrollen ordentlich und steuern Keith David und Stephen Lang in Gestalt zweier Nebenparts soliden Support bei…

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Re: Filmtagebuch: StS

Beitrag von StS » 01.12.2022, 19:30

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Luca Guadagnino´s "Bones and all" (2022) – eine von David Kajganich verfasste Adaption des gleichnamigen Romans von Camille DeAngelis – ist ein sehenswerter, in gewisser Hinsicht ungewöhnlicher Streifen: Ein durch und durch wie ein "waschechter Indie" anmutender stimmungsvoll-ruhiger 130-minütiger Genre-Mix mit überzeugenden Darstellern, im Rahmen dessen Guadagnino nach einer tragischen Love-Story ("Call me by your Name") und einem Horror-Remake ("Suspiria") diese beiden Film-Gattungen nun also sozusagen ,,miteinander verflochten" sowie ein schicksalhaftes Horror-Liebes-Drama (mit gewichtigen Coming-of-Age- und Roadmovie-Anteilen) vorgelegt hat...

Nachdem sie herausfinden musste, dass sie (vereinfacht ausgedrückt) eine Kannibalin ist, zieht die jugendliche Mara (Taylor Russell) allein los, um ihre Mutter zu finden, von der sie nicht mehr als ihren Namen und den Ort kennt, wo jene zur Zeit ihrer Geburt wohnte. In klassischer Weise wird dieser Trip zu einer Suche nach der eigenen (eigentlichen) Identität. Unterwegs trifft sie auch auf andere "Eater" – unter ihnen Lee (Timothée Chalamet). Die beiden Außenseiter verlieben sich ineinander – wobei sie nicht nur das betreffende "Verlangen" verbindet. Zudem gibt es eine bedrohliche Gestalt (Mark Rylance), die Lee zu verfolgen scheint, Albträume durchzustehen sowie bestimmte Erlebnisse aus der Vergangenheit aufzuarbeiten. Ebenfalls alles "klassisch"...

Dank der Besetzung, sensiblen Charakterzeichnungen und stimmungsvollen Inszenierung funktioniert das alles ganz gut – des mitunter episodenhaften Stils zum Trotz, der einzelnen Aspekten nicht umfassend gerecht wird, auf die man ein wenig inniger hätte eingehen können. Der Score von Trent Reznor und Atticus Ross untermalt die (oft betrüblichen/ungemütlichen) Geschehnisse passend – die vereinzelten brutalen Momente verfehlen ihre jeweils angedachte Wirkung nicht. Die erste Grausamkeit im Film – für mich übrigens generell die insgesamt beste aller Szenen – hätte sich im Prinzip perfekt als Ausgangspunkt für eine etwas andere Ausrichtung geeignet – allerdings haben sich Kajganich und Guadagnino für "den schwermütigen Weg" entscheiden...

Kurzum: "Bones and all" ist eine atmosphärische, düster-bedrückende, metaphorisch-poetisch-rührende Kannibalen-Serienkiller-Liebesgeschichte. Durchweg prima gespielt und in Szene gesetzt – sowie aus verschiedenen Gründen nichts für "die breite Masse"...

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Re: Filmtagebuch: StS

Beitrag von Cinefreak » 03.12.2022, 08:54

Ist ja witzig...Die Relation von Teil 1 & 2 von "Balle perdue" (der Titel hat was :-D) sehe ich fast genauso - nur eben genau umgekehrt! Vielleicht lag es daran, dass mich der Rewatch des ersten Teils komplett weggefegt hat nochmal, obwohl ich ihn mit niedrigeren Erwartungen (Erstsichtung war gerade mal ca. anderthalb Jahre her) angeschaut habe, um besser in die Handlung reinzukommen wieder. Jedenfalls fand ich den ersten Teil emotional erzählt, packend, durch den Score habe ich den Tiefgang und die Dramatik gut gespürt und das Actionfinale war genau richtig, nicht zuviel, nicht zuwenig.
Der zweite Teil wirkte für mich im Vergleich dazu überladen, und ich würde vermuten, dass man da auch eher ein wenig den Rechner hat spielen lassen als beim Vorgänger. Gerade die Szenen, in denen die Autos abheben, wirkten z. T. für mich eher nach visual Effects.
Hinzu kam, dass ich die geradlinig erzählte Geschichte des ersten Teils beim Sequel eher zerfahren fand, irgendwie fast unnötig konfus, zudem fand ich ihn auch irgendwie weniger straff, weil er mich trotz der Bezüge zur Emotionalität des ersten Teils leider nicht so in den Bann gezogen hat ;)
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Re: Filmtagebuch: StS

Beitrag von StS » 13.12.2022, 13:07

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Der aus Hongkong stammende 2022er Sci-Fi-Action-Streifen „Ming yat zin gei“ (internationaler Titel – u.a. bei „Netflix“: „Warriors of Future“) hat wahrlich eine Menge zu bieten – wie z.B. eine Drehbuchvorlage auf „the Asylum“-Niveau sowie viele, viele CGIs (plus Green-Screen-Einstellungen) von regelmäßig nicht sonderlich berauschender Qualität…

Nicht nur inhaltlich ist das Ganze quasi eine „kreative Bankrotterklärung“. Die dünne, unoriginell zusammengestückelte Handlung wird von Figuren bevölkert, die banale, miese Dialogzeilen von sich geben und deren klischeehafte Charakterzeichnungen mitunter unfreiwillig komisch oder gar schon peinlich anmuten: „Natürlich“ gibt es eine tragische Vorgeschichte, ist zudem der „nerdy“-Rookie-Freund einer Soldatin in Gefahr, taucht im Kampfgebiet urplötzlich ein armes, Kulleraugentränen-weinendes Mädchen auf, das es zu beschützen gilt (u.a. da die Kleine einen der Männer an die eigene verstorbene Tochter erinnert), erhält ein Ex-Kamerad eine neue Chance, sich im Einsatz doch noch zu beweisen, ist der „Saboteur-Baddie“ himmelschreiend offensichtlich etc.pp…

Puh... kurz mal Luft holen… und weiter geht´s: Sollte die Truppe scheitern, soll mal wieder eine Rakete/Bombe das Problem lösen (auch wenn dafür ein Stadtgebiet mit vielen tausenden Unschuldigen „geopfert“ werden muss), gibt es Flashbacks (und am Anfang sogar Flash-Forwards), kämpfen die Männer in ihren unweigerlich an „Iron Man“ erinnernden Anzügen mal mit offenem Gesichtsschutz, mal ohne (oft auch häufig in einer Szene wüst zwischen auf und zu wechselnd), ist der generelle Vorhersehbarkeits-Faktor überaus hoch und gibt´s am Ende dann auf einmal noch (dankenswerterweise bloß kurz) fies kitschige Musik zu ertragen – sowie zum Ausklang die Option auf eine Fortsetzung, die hoffentlich nie realisiert wird…

Darstellerisch gewinnt hier niemand nichtmal 'nen „Blumentopf“: Einige betreiben Overacting, einige verziehen keine Mine, andere sind quasi „einfach nur blass im Bild zugegen“. Es gibt seltsame Entscheidungen zu registrieren (wie z.B. „Monster Vision“, die genau 1x gezeigt wird) und wächst die Liste der Dinge, die einem aus der bisherigen Filmgeschichte bekannt vorkommen, im Verlauf zunehmend an – á la „Zack-Snyder-Slo-Mo-Momente“ und solche, die fast 1:1 aus anderen Werken (unter ihnen „Aliens“, „District 9“ und „Transformers“) „übernommen“ wurden... plus einen schon als schamlos zu bezeichnenden „Ghost in the Shell“-Showdown. Eher ungeschickt ist es da auch, zentrale Dinge ausgerechnet Namen wie „Skynet“ und „Pandora“ zu geben…

Ah, apropos Pandora: Fast alles stammt aus dem Rechner – doch im Gegensatz zur „Avatar“-Franchise ist die Welt, durch die sich die realen Schauspieler da bewegen, eintönig-urban-grau (sprich: auf Dauer recht öde zu beäugen). Werke wie „Spectral“ haben nicht nur das ansprechender (und hochwertiger) hinbekommen. Bleibt wohl noch die Action zu erwähnen: Die ist punktuell durchaus flott und nett geraten – allerdings wirkt sie oft wie ein Videogame oder entsprechende Cutscenes. Spannung oder eine stimmungsvolle Atmosphäre sucht man ebenfalls vergebens - eine Laufzeit von 80 statt 112 Minuten hätten dem Ergebnis besser gestanden. Kurzum: Ziemlicher Murks, dieser „seelenlose“ Streifen – wenn auch nicht gänzlich ununterhaltsam…

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Re: Filmtagebuch: StS

Beitrag von SFI » 13.12.2022, 16:29

Ja, das war mir nach der Eröffnungssequenz schon klar, weswegen der Streifen auch an dieser Zeitmarke parkt. Das wird er nach der Review nun auch weiterhin. :lol: Schade, wieder kein Netflix Hit.
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Re: Filmtagebuch: StS

Beitrag von StS » 02.01.2023, 09:13

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Noch vorm Fest 2022 hatte ich mir „Le Calendrier“ (internationaler Titel: „the Advent Calendar“) angeschaut – einen leicht bizarren belgisch-französischen Horror-Streifen von Patrick Ridremont aus dem Jahr 2021, in welchem die querschnittsgelähmte, seit dem betreffenden Unfall nun im Rollstuhl sitzende Eva (Eugénie Derouand) von ihrer Freundin Sophie (Honorine Magnier) gleich zu Beginn einen obskur-antiken hölzernen Adventskalender vom Münchener Weihnachtsmarkt mitgebracht bekommt: Im Laufe des Dezembers/Films geschieht fortan jeden Tag etwas Neues – mal positiver, mal schrecklicher Art (sie kann ihre Beine schrittweise wieder spüren, Personen, mit denen sie negative Erlebnisse verbindet, erleiden unschöne Schicksale etc.). Die klar vorgegebene Regel des übernatürlichen Objekts lautet, dass sie alle Türchen „abarbeiten“ muss – ansonsten würde sie sterben…

Trotz der netten Ausgangsidee hat mich der Film leider nicht wirklich überzeugen können. Im Grunde eine klassische be-careful-what-you-wish-for-Horror-Variante, welche sich aber nahezu komplett ernst nimmt (durchaus von einem kräftigeren schwarzen Humor profitiert hätte), nicht gerade spannend daherkommt sowie nicht genügend Charakterzeichnung im Bereich seiner Haupt-Protagonistin aufzubieten vermag, die aber immerhin prima von Eugénie Derouand verkörpert wird. Zudem merkt man dem Film nicht einmal wirklich an, dass er zur Weihnachtszeit spielt (bloß etwas Deko drinnen und Schnee draußen). Da wäre auf jeden Fall mehr in Sachen „Atmosphäre“ möglich gewesen. Der punktuelle Wechsel zwischen Französisch und Deutsch im O-Ton ist amüsant, die einzelnen „Genre-Momente“ schwanken in ihrer Qualität – doch alles in allem haben wir es hier leider nur mit recht belangloser Kost zutun…

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Re: Filmtagebuch: StS

Beitrag von StS » 03.01.2023, 09:37

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Michael Mann´s "the Insider" (1999) ist ein hervorragender, auf wahren Begebenheiten beruhender dramatischer Whistleblower-/ Medien-/ Journalismus-Thriller: Inhaltlich dicht, über die volle Laufzeit hinweg "packend" sowie sowohl inszenatorisch/stilistisch als auch darstellerisch erstklassig (allen voran Russell Crowe, Al Pacino und Christopher Plummer). Nicht perfekt – etwa im Bereich der idealistischen Ausgestaltung von Pacino´s Part seitens der Drehbuchvorlage – aber dennoch "feines Kino".

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Re: Filmtagebuch: StS

Beitrag von Vince » 03.01.2023, 10:04

Für mich vielleicht sogar der beste Mann-Thriller. Mag ich lieber als zB. "Heat". War zumindest damals so, habe ihn jetzt sehr lange nicht mehr gesehen.

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Re: Filmtagebuch: StS

Beitrag von StS » 03.01.2023, 10:09

Vince hat geschrieben:
03.01.2023, 10:04
...habe ihn jetzt sehr lange nicht mehr gesehen.
Hatte den auch schon lange nicht mehr gesehen... und dann gestern einfach mal die alte RC1-DVD rausgekramt, da mir der Streifen die Tage irgendwie mal wieder in den Sinn gekommen war.

By the way: Hoffentlich führt die angekündigte "the Keep"-Neuverfilmung dazu, dass es endlich mal eine vernünftige VÖ von Mann´s Werk gibt bzw. geben wird...

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