Filmtagebuch: deBohli

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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 01.01.2024, 10:43

Statistik 2023

Wie alle Jahre, bietet euch mein Account bei Letterboxd eine spielerische Darstellung des Filmjahres. Hier einige interessante Zahlen, besonders die Kinobesuche haben dank diversen Festivals und Sonderevents stark zugelegt. Allein am Zurich Film Festival (ZFF) sah ich beispielsweise 26 Filme. Ich hoffe, das bleibt 2024 so.

Filme total: 585 (2022: 493, 2021: 468)
Kino inkl. Festivals: 174 (2022: 122, 2021: 71)
Bibliothekausleihen: 46
Stream: 105 (2022: 82, 2021: 120)

Miniserien: 1 (2022: 2, 2021: 4)
«The Beatles: Get Back» auf BD
Serienstaffeln: 0.5 (2022: 1.5, 2021: 0)
«Babylon 5: Season 2» abgeschlossen, danach lag die Serie wieder brach. Tja.

Regie: Agnès Varda (8 Filme), Paolo & Vitorio Taviani + Jean Rollin + Margarethe von Trotta + Jean-Luc Godard + Jörg Buttgereit + François Truffaut + Sam Peckinpah + Jean-Denis Bonan (4 Filme)
Schauspiel: Tilda Swinton + Jean-Pierre Léaud (6 Filme), Sigourney Weaver (5 Filme), Willem Dafoe + Emilia Clarke + Nicolas Cage + Catherine Deville + Hanna Schygulla + Udo Kier und weitere (4 Filme)

Gesamte Dauer: 982 Stunden :oops:

Top Ten Kino 2023


1. The Zone Of Interest, Jonathan Glazer


2. Samsara, Lois Patiño


3. Anatomie d’une chute, Justine Triet

4. TÁR, Todd Field
5. La Chimera, Alice Rohrwacher
6. Taylor Swift: The Eras Tour Concert Film, Sam Wrench
7. Fingernails, Christos Nikou
8. Bâtiment 5, Ladj Ly
9. Poor Things, Yorgos Lanthimos
10. All the Beauty and the Bloodshed, Laura Poitras

Die komplette Liste mit 30+1 Filmen bei Letterboxd.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von Vince » 01.01.2024, 12:31

Wow, imposante Anzahl an Filmen. Das geht ja schon fast Richtung zwei pro Tag. Aber du schaust halt auch keine zeitfressenden Serien, da kriegt man schon viel zusammen. Ich finde diese Statistiken immer unheimlich spannend, auch gerade die Gesamtzahl der Stunden, die Mühe mache ich mir natürlich nicht, das herauszufinden. Cool, dass Letterboxd das anbietet (frage mich, auf welchen Angaben diese Zahlen basieren (24 vs 25 fps, Director's Cut etc.)

Zumindest meistgesehene Regisseure und Darsteller werden mir ja auch in ein paar Tagen zugeschickt. Zumindest in Sachen Regisseur wird es aber wohl bei mir Hitchcock, da standen viele Rewatches dank der neuen UHDs an.

Aus deiner Top-Liste habe ich übrigens nur vier Filme gesehen. Nicht alles aus der Liste würde mich auch interessieren, aber vielleicht sind ja ein paar Perlen dabei, die ich nachholen kann im neuen Jahr.

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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von SFI » 01.01.2024, 18:16

Wahrlich beeindruckend. Klar, wenn ich meine 77 Serienstaffeln auf Filmzeit umrechne, dann hätte ich auch andere Zahlen. Fraglich nur, ob ich so viele Filme fände. :lol: Spannender finde ich aber die Anzahl an Kino/Festival-Besuchen. Du schaffst das in einem Jahr, was ich in einem ganzen Leben nicht schaffe.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 02.01.2024, 19:24

Das Kino ist immer noch meine liebste Weise, Filme zu schauen. Total im Erlebnis drin, in der Dunkelheit mit gutem Sound und emotionaler Wucht. Da ich fast immer Programmkinos und keine Multiplex-Tempel besuche, gibt es eigentlich nie Störungen durch das Publikum und die Filmauswahl ist von Vorneherein weg vom Mainstream. :D

Betreffend der Laufzeit / Stundenzahl rechnet Letterboxd mit der bei Filmen angegebenen Lauflänge (woher diese Info kommt, weiss ich nicht). Unterschiedliche Schnittweisen werden oft nicht separat geführt und die Datenbank verwendet den "normalen" Cut. Die Framezahl spielt keine Rolle.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 03.01.2024, 09:43

2024, here we go:

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Yannik
Kino / Regie: Quentin Dupieux
Was für ein Theater! Quentin Dupieux lässt in seinem neuen und kurzen Spielfilm «Yannick» ein Kulturabend zum absurden Albtraum werden. Angeführt von Raphael Quenard werden eine Vorführung gekapert, gesellschaftskritische Themen angeschnitten und die Willkür zelebriert.
Das ist weniger surreal als sonst, wirkt am Ende erstaunlich ernst und lässt stellenweise die Lacher vermissen. Trotzdem, unberechenbar ist das Werk, wenn auch die Rolle von Blanche Gardin blass bleibt.
:liquid7:

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School in The Crosshairs
BD / Regie: Nobuhiko Obayashi
(Japanuary 24-01) Psychisch-telekinetische Kräfte, ein Wesen aus dem All und Faschismus an der Schule: Was als Teenager-Komödie mit allen Stilelementen der Achtzigerjahre beginnt, wird unter der Regie von Nobuhiko Obayashi zu einem überbordenden Vergnügen.
«School in The Crosshairs» ist ein Film voller Lacher, wunderbaren optischen Effekten, Herausforderungen und Science-Fiction-Elementen. It’s a wild thing, aber mit viel Herz.
:liquid7:

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Haze
BD / Regie: Shinya Tsukamoto
(Japanuary 24-02) Früher hatte ich die Horrorvorstellung, dass sich meine Bettdecke plötzlich in Stein verwandeln und ich mich nicht mehr bewegen könnte. Der Hauptfigur im kurzen Horrortrip «Haze» geht es ähnlich, eingesperrt in einem engen Raum voller Gefahren.
Shinya Tsukamoto liefert in 50 Minuten brutale Momente ab, die mich erschaudern und Erinnerungen an Filme wie «Cube» wachwerden liessen. Hart und dreckig.
:liquid7:
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von Vince » 03.01.2024, 13:07

Das ist ja mal ein cooler Traum. Wäre für eine Verfilmung von David Lynch. Oder eine Junji-Ito-Manga-Adaption. Er hat ja schon mal eine ähnliche Kurzgeschichte geschrieben (da bohrten sich Menschen durch Bergwände und hinterließen Silhouetten, die genau der menschlichen Form entsprachen... Platzangst pur).
Haze fand ich auch super.

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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 03.01.2024, 13:14

So cool fand ich die Vorstellung nie, eher beängstigend. :lol:
Das stimmt, die Geschichte von Ito ist heftig - aber seine Manga bringen mich eh immer zum Schaudern. Was der mit wenigen Seiten und Bildern erreicht ist beeindruckend.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 03.01.2024, 18:53

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Jeune homme
Stream, AppleTV / Regie: Christoph Schaub
Versuchte Sozialkritik in der Komödie: Mit dem Spielfilm «Jeune Homme» nahm sich Christoph Schaub dem «Unding» eines männlichen Au-pair an. Das ist grundsätzlich eine gute Idee und setzt der sexistisch-patriarchalen Schweiz einen Spiegel vor, stockt in der Ausführung aber ziemlich.
Die Geschichte hantiert mit vielen Klischees und Matthias Schoch bleibt in der Hauptrolle sehr blass. Er dient bloss als Projektionsfläche seiner Mitmenschen, ohne ein Subjekt zu werden. Da löste das Kisha-Poster in seinem Zimmer bei mir eine emotional stärkere Reaktion aus. Noch bitterer: Die Schweiz ist bis heute bei Gleichberechtigung und Geschlechtsfragen nicht weitergekommen.
:liquid5:

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A Simple Favor
DVD / Regie: Paul Feig
Ja, ich habe mir «A Simple Favour» nur wegen Anna Kendrick angeschaut und das hat sich gelohnt. Sie spielt wunderbar, trägt Outfits mit Katzenmotiven und verzaubert mit ihrem Charme. Dagegen hat es sogar Blake Lively schwer.
Sonst allerdings ist mir der Film von Paul Feig zu glatt, simpel und stereotypisch. Die Witze wollen nicht richtig zünden, die Bilder wirken poliert und das Verbrechen erscheint unlogisch. Mit diesem Regisseur werde ich mich nicht mehr anfreunden.
:liquid5:
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 04.01.2024, 12:04

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Der vermessene Mensch
DVD / Regie: Lars Kraume
Dieser Film soll bitte als Stein des Anstosses dienen, damit sich die bewegten Bilder oft und ernsthaft mit der kolonialen Vergangenheit Europas (spezifischer Deutschlands und der Schweiz) auseinandersetzen. Das ist nicht nur wichtig, sondern notwendig.
«Der vermessene Mensch» macht den Anfang nicht schlecht, wenn auch die Figuren platt wirken und sich der Film etwas zu formelhaft mit falschem Fokus durch die Geschichte bewegt. Dafür arbeitete Lars Kraume bei der Inszenierung an Originalschauplätzen in Namibia sorgfältig.
:liquid6:

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Mein Nachbar Totoro
Kino / Regie: Hayao Miyazaki
(Japanuary 24-03) Huch, der Abspann kam aber unerwartet früh und Hayao Miyazaki hat sich bei «Mein Nachbar Totoro» überhaupt nicht um Konventionen in der Struktur geschert. Das macht nichts; die Momente, die man mit den Figuren erleben darf, sind zauberhaft.
Animation, Sounddesign und Ideen vermischen die eigenen Erinnerungen der Kindheit mit der Magie des Erzählens, ein Strudel aus Emotionen und Verwunderung entsteht. Und dann diese süssen Sequenzen, wie das Entdecken des Hauses, das Warten auf den Bus und der Tanz im Garten - perfekt.
:liquid10:

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The Adventure of Denchu-Kozo
BD / Regie: Shinya Tsukamoto
(Japanuary 24-04) Vampir-Yakuza, eine dystopische Zukunft, Adam und Eva, Metallmutationen am Körper und ein rasant lauter Soundtrack: «The Adventure of Denchu-Kozo» ist eine kreative Punk-Explosion auf analogen Film gebannt, mit atemloser Erzählweise und verrückt vielen Ideen.
Shinya Tsukamoto dreht in den 50 Minuten richtig auf und liefert einen absurden Spass ab, der sich gegen alle Konventionen stellt.
:liquid7:

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Family
DVD / Regie: Takashi Miike
(Japanuary 24-05) Schrecklicher Soundtrack, DTV-Bildqualität, diverse Misshandlungen von Frauen und eine verworrene Geschichte mit vielen Charakteren: Takashi Miike hat mit seiner Manga-Adaption «Family» nicht viel richtig gemacht.
Wäre nicht die Energie, welche die Kamera transportiert und der spürbar kreative Geist hinter den Kulissen, wäre diese gewaltvolle Yakuza-Geschichte ein totaler Reinfall. Ob der zweite Teil Verbesserungen mit sich bringt, wage ich zu bezweifeln.
:liquid4:
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 07.01.2024, 18:09

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Banshun
DVD / Regie: Yasujirō Ozu
(Japanuary 24-06) Yasujirō Ozu konnte zaubern, mit seinen ruhigen Kameraeinstellungen, mit den wenigen Worten und den intensiven Blicken, welche die Schauspieler:innen lieferten. So wird «Banshun» trotz des wenigen Inhalts zu einem betörenden Meisterwerk.
Die Fragen zur Liebe, zum Lebensweg in der Gesellschaft und der Fürsorge in der Familie verdichten sich mit den atmosphärischen Bildern zu einem gefühlvollen, vorzüglich ausgeführten Film.
:liquid9:

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Family 2
DVD / Regie: Takashi Miike
(Japanuary 24-07) Nein, an «Family 2» gibt es wirklich praktisch nichts, das gut wäre. Die Fortsetzung zur Manga-Verfilmung besteht aus schlecht gedrehten Szenen, verwirrenden Ereignissen, schlimmer Musik und unangenehmer, sexueller Gewalt.
Takashi Miike übertreibt gerne und fühlt sich auch im Low-Budget-Bereich wohl, sein Mojo kam ihm bei diesem Dreh aber abhanden. Allerdings habe ich nun Bock, den Original-Manga zu lesen, um die Geschichte immerhin nachvollziehen zu können.
:liquid3:

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GO
BD / Regie: Isao Yukisada
(Japanuary 24-08) Menschgemachte Grenzen, Gruppen und Zugehörigkeiten: Wie kann daraus ausgebrochen werden? Im Film «GO» wird diese Frage am Beispiel der Liebe zwischen zwei Jugendlichen erörtert, die in einen Strudel von Vorurteilen und Rassismus geraten.
Isao Yukisada liefert mit seiner Romanverfilmung energetische Momente, intensive Gefühle und sehr gut komponierte Bilder ab. Der treibende Soundtrack und der Schnitt lassen den Puls schneller werden, man fiebert mit den Charakteren mit.
:liquid8:

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Killing
BD / Regie: Shinya Tsukamoto
(Japanuary 24-09) Zwei Samurai auf dem Lande, als Durchreisende und einzige Verteidigung für die Landwirten: In der Geschichte von «Killing» geht vieles schief und Shinya Tsukamoto liefert einen Film ab, der seine Lust an der wilden Erzählweise mit historischen Elementen gut zusammenbringt.
Atmosphärisch, düster und in manchen Szenen meditativ; hier werden die Schrecken des Krieges und die Brutalität des Kampfs um Ehre und Leben gut dargestellt.
:liquid7:
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 09.01.2024, 15:14

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First Love
DVD / Regie: Takashi Miike
(Japanuary 24-10) Ein depressiver Boxer, ein korrupter Polizist, ein hinterhältiger Yakuza und eine Drogensüchtige fahren zusammen Auto. Ja, «First Love» hat nicht nur Humor, sondern klingt stellenweise wie ein Witz. Der Film von Takashi Miike macht viel Spass.
Besonders die erste Stunde liefert eine energiereiche Mischung aus Drama, Action und Komik – Zufälle und Begegnungen sorgen für Spannung und Abenteuer. Dass der Film in einer langwierigen und blutigen Auseinandersetzung in einer Lagerhalle endet, trübt die Freude leider.
:liquid7:

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Kuroneko
BD / Regie: Kaneto Shindō
(Japanuary 24-11) Die starken Kontraste in Schwarzweiss, die Bilder nahe dem Expressionismus und der Schmerz der Liebe: «Kuroneko» ist ein sehr schön inszenierter Film von Kaneto Shindō, der sich mit Geistern, Verlust und Verlangen beschäftigt.
Aus misshandelten Frauen werden Katzengeister, selbstsüchtige Samurai zu deren Opfer. Der Bambus tanzt im Wind, die Musik betört und die Atmosphäre ist berauschend dicht – ein fesselnder Film.
:liquid8:

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Taxiphone
Stream, AppleTV / Regie: Mohammed Soudani
Ein Liebespaar wird in einem Wüstendorf in Algerien mit sich selbst konfrontiert: Aus persönlichen Unfähigkeiten entwickeln sich Chancen, das Leben wird entschleunigt und auf den Kern reduziert. Eine poetische Sicht, die Mohammed Soudani mit seinem Film «Taxiphone» skizzenhaft darlegt.
Die Charaktere und ihre Entscheidungen werden wie einzelne, schön gefilmte Bilder und Gedanken aneinandergereiht, das Leben der Dorfbewohner schleicht sich in die Erzählung und die Schweizer Engstirnigkeit muss mit der nordafrikanischen Leichtigkeit auskommen. Das berührt und regt zum Nachdenken an, wenn auch mit stereotypischen Elementen.
:liquid7:

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Gamera vs. Viras
BD / Regie: Noriaki Yuasa
(Japanuary 24-12) Hurra! Beim vierten Film der «Gamera»-Reihe sind wir bereits bei einer Clipshow angelangt. So gibt es neben den lustigen Pfadfinder:innen und Knaben in brenzligen Situationen immerhin einiges an Miniatur-Action zu erleben.
Dröge bleibt «Gamera vs. Viras» trotz diesen Kämpfen der knuffigen Modellfiguren, die Geschichte mit den Ausserirdischen wurde von Noriaki Yuasa ohne grosse Spannung oder Logik inszeniert.
:liquid4:

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Peter K - Alleine gegen den Staat
DVD / Regie: Laurent Wyss
2010 wurde aus Peter ein «hässiger Siech», der sich mit einem Gewehr in seinem Haus in Biel/Bienne verschanzte und auf die Polizei schoss. Der Spielfilm «Peter K - Alleine gegen den Staat» zeichnet das Ereignis dramaturgisch aus der Sicht des Täters nach.
Laurent Wyss und Hauptdarsteller Manfred Liechti gelingt es, die Last und Wut des Mannes spürbar zu machen. Allerdings ist die gewählte Perspektive ungenau und zeichnet ein zu einseitiges, psychologisches Bild. Die fehlende Tiefe wird durch die versuchte Staatskritik stellenweise ausgeglichen, das Ende kommt aber abrupt.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 12.01.2024, 09:11

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Sweet Bean (An)
BD / Regie: Naomi Kawase
(Japanuary 24-13) Filme aus asiatischen Ländern zu schauen ist gefährlich, denn oft generieren die gezeigten Szenen am Esstisch grossen Hunger. So auch die Zubereitung und Präsentation von Dorayaki in «Sweet Bean». Muss essen, jetzt!
Das Drama von Naomi Kawase löst durch die schönen Aufnahmen, die gefühlvolle Inszenierung und die treffende Darstellung von Isolation und Ausgrenzung viele weitere Emotionen aus. Der Cast mit Kirin Kiki, Masatoshi Nagase und Kyara Uchida ist bezaubernd, die Kirschblüten fallen wehmütig.
:liquid8:

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The Flavor of Green Tea Over Rice
BD / Regie: Yasujirō Ozu
(Japanuary 24-14) Wie leicht die Liebe abhandenkommt, wie schnell das Ehe-Gefüge auseinanderbrechen kann. In seiner unvergleichlich sanften Weise erzählt Yasujirō Ozu in «The Flavor of Green Tea Over Rice» von zwischenmenschlichen Problemen der Mittelschicht.
Die statischen Einstellungen, die schauspielerischen Glanzmomente und die realistischen Emotionen bieten den Zauber, Szenen wie das gemeinsam zubereitete Abendessen sind Perfektion. Dazu wächst mir Chikage Awashima immer mehr ans Herz.
:liquid8:

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Gamera vs. Guiron
BD / Regie: Noriaki Yuasa
(Japanuary 24-15) Schon wieder zwei Knaben, die in ausserirdische Gefangenschaft geraten und von Gamera gerettet werden müssen? Ja, dieses Mal aber mit Kannibalismus, zerteilten Kaijus und merkwürdigen Moralvorstellungen.
Noriaki Yuasa lieferte mit «Gamera vs. Guiron» ein kindergerechtes Abenteuer ab, das wenig aufregende Ideen bereithält. Etwas Prügelei, viele angestaubte Sets und eine Handlung, der man im Halbschlaf folgen kann.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 13.01.2024, 16:45

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If Only I Could Hibernate
Kino / Regie: Zoljargal Purevdash
Winter in der Mongolei, das Geld reicht nicht mehr zum Heizen und die Kindheit wird zum harten Alltag. «If Only I Could Hibernate» erzählt von einem jungen Mann, der sich zwischen den eigenen Träumen und den harschen Realitäten mit patriarchalen Strukturen entscheiden muss.
Ein spannender Einblick in die Unterschicht der Hauptstadt Ulaanbaatar, von Zoljargal Purevdash gut inszeniert und passend gespielt. Ein Drama, das inhaltlich wenig Neues erzählt, aber durch das Setting punkten kann.
:liquid7:

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The H-Man
BD / Regie: Ishirō Honda
(Japanuary 24-16) «The H-Man» schwankt zwischen Film-Noir-Vehikel und Horrorfilm aus dem Atomzeitalter. Ishirō Honda bringt die beiden Welten in seiner Erzählung zusammen und liefert einige nette Spezialeffekte und Bilder ab.
Die Kritik an der Nachkriegspolitik ist gut verpackt, die Spannung wird besonders in der ersten Hälfte hochgehalten. Ein interessanter Genremix inklusive Gesangseinlagen und Revue-Nummern.
:liquid6:

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Der Berg
Stream, Filmingo / Regie: Markus Imhoof
Vom höchsten Berggipfel in die tiefsten Schluchten des Wahnsinns: «Der Berg» ist ein auf einer wahren Geschichte basierendes Kammerspiel mit drei Menschen, die sich auf der höchsten Wetterstation Europas dem Hass hingeben. Eine Geschichte, die man in der Schweizer Filmwelt zu selten erleben darf, von Markus Imhoof sehr gekonnt gedreht.
Die Aufnahmen der schroffen Kulisse sind beeindruckend, die Einstellungen der Innenräume wirken wie Gemälde. Ein beklemmendes Erlebnis, das durch das Spiel von Susanne Lothar, Mathias Gnädinger und Peter Simonischek intensiviert wird und von der ersten bis zur letzten Minute für Spannung sorgt.
:liquid8:

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Your Name.
DVD / Regie: Makoto Shinkai
(Japanuary 24-17) Die Geschichte von «Your Name.» konnte mich echt überraschen, serviert Makoto Shinkai nicht bloss ein romantisches Drama, sondern unvorhersehbare Wendungen, die weit über das Körpertausch-Thema ausgehen.
Gepaart mit den wunderschönen Animationen, den fantastischen Hintergründen und dem guten Tempo, ist ein Anime-Highlight entstanden, das mich im Kino bestimmt noch viel stärker mitgerissen hätte. Dann wäre es mir wohl auch egal gewesen, ist der Film emotional extrem manipulativ (siehe die Musik).
:liquid8:

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Adiós Buenos Aires
DVD / Regie: Germán Kral
Ein letzter Tanz in Argentinien? «Adiós Buenos Aires» erzählt von der Wirtschaftskrise des Landes in den 2000er-Jahren, von der Mittelschicht und ihren Sorgen und Konflikten. Germán Kral lässt seinen Film aber niemals zu politisch werden, sondern bettet viel Drama, Romantik und Hoffnung in die Szenerie.
Die Charaktere positionieren sich mit ihren Handlungen nicht richtig, die Geschichte lässt die notwendige Tiefe vermissen. Es schadet auch nicht, wenn man Tango sehr mag. Viele Szenen im Film fühlen sich wie Musikvideos an.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 16.01.2024, 20:40

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Smoke Sauna Sisterhood
Kino/ Regie: Anna Hints
Der erste Dokumentarfilm von Anna Hints ist eine meditative Erfahrung zwischen Kunstfilm und harschem Geständnis. Rauch, Licht und Schatten begleiten die Erfahrungsberichte der gefilmten Frauen, «Smoke Sauna Sisterhood» wird zum Ort der Intimität.
Die Kameraarbeit von Ants Tammik nimmt sich feinfühlig zurück und zaubert mit kunstvollen Einstellungen und Überblendungen. Dadurch sind die persönlichen Geschichten zugleich universal, das Individuum wird zur Zeugin der Gesellschaft.
:liquid8:

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Freaks Out
DVD / Regie: Gabriele Mainetti
Eine Mischung aus Naziploitation, Fantasy und Superheldenfilm aus Italien? Wieso auch nicht, allerdings muss man sich für gewisse geschmackliche Verunglimpfungen wappnen, was dem Genre geschuldet ist. Gabriele Mainetti serviert seinen «Freaks Out» aber mit viel Energie und visuellen Einfällen.
Lacher, blutige Konfrontationen und optisch gelungene Elemente machen viel vom Spass aus, wenn auch die Laufzeit hätte gekürzt werden können. Dafür gibt es Franz Rogowski als Ether-schnüffelnden Zeitreise-Nazi. Das ist doch auch was.
:liquid6:

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Fall
DVD / Regie: Scott Mann
«Fall» zu bewerten fällt (ha!) mir nicht einfach, da ich fast die gesamte Laufzeit über unter einem halben Nervenzusammenbruch litt. Solche Höhen und körperlichen Kapriolen sind nichts für meine Ängste. Darum ja, dieses stupide Action-Ding riss mich mit.
Aber mit festem Boden unter den Füssen und einiges an Abstand muss ich sagen, dass die Geschichte selten doof ist (was sollte das mit dem Vater, dem toten Ehemann und dem Hintergehen?), vieles unlogisch abläuft und der Film trotz zu langer Laufzeit plötzlich einfach fertig ist. Grace Caroline Currey und Virginia Gardner machen ihre Sache aber ganz ok.
:liquid5:

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Elegant Beast
BD / Regie: Yūzō Kawashima
(Japanuary 24-18) Die Kamera schaut durch Wände, Geländer und Möbel, sie enttarnt die hinterhältigen Spiele, welche die Menschen miteinander treiben und sprengt die einengenden Räumlichkeiten auf. «Elegant Beast» wurde auf vorzügliche Weise gedreht.
Der Film von Yūzō Kawashima verbindet in satirischer und dramatischer Weise gesellschaftskritische Aspekte, die Wohnung wird zur Arena und die Schauspieler:innen geben alles. Eine Erfahrung voller Witz und Kreativität.
:liquid8:

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Battle in Outer Space
BD / Regie: Ishirō Honda
(Japanuary 24-19) Die Ausserirdischen greifen an, die Menschheit verbündet sich im Kampf gegen die Invasoren und wer gewinnt? Alle, die den Film «Battle in Outer Space» schauen. Denn Ishirō Honda lieferte ein Fest der Spezialeffekte ab, das praktisch alle Filme aus der Zeit überstrahlt.
Kämpfe im All, explodierende Raumstationen und Städte, die zerstört werden: Die Geschichte hinter diesen Szenen ist vernachlässigbar, die einzelnen Charaktere spielen keine Rolle. Aber egal, denn hier stürzen Modellzüge in die Schluchten und Raketen steigen in den Himmel.
:liquid6:

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Blade of the Immortal
DVD / Regie: Takashi Miike
(Japanuary 24-20) Wie viele Gegner kann ein Samurai an einem Tag schnetzeln? Viele. Und wie viele während der Laufzeit von «Blade of the Immortal»? Alle, and then some. Das passiert halt, wenn Takashi Miike versucht, eine gesamte Manga-Handlung in einen Film zu stopfen.
Die Story ist egal, die Kämpfe mit der Zeit langweilig, dafür stimmt die Optik. Kostüme mit Reflektionsstreifen, verrückte Frisuren und viele versteckte Waffen – das ist überdreht und wild.
:liquid6:

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Spider-Man: Into the Spider-Verse
DVD / Regie: Rodney Rothman, Peter Ramsey, Bob Persichetti
Wow, what a ride! So grossartig kann ein Animationsfilm aussehen, so mittreissend und emotional packend eine Geschichte über Superheld:innen sein. «Spider-Man: Into the Spider-Verse» ist famos und verheddert sich zu keiner Sekunde im Netz.
Rodney Rothman, Peter Ramsey und Bob Persichetti haben ganze Arbeit mit dieser Verfilmung geleistet, der Soundtrack ist genial (was für geile Songs!), der Cast perfekt gewählt und jedes Bild detailverliebt. Ich bin Fan.
:liquid9:
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 18.01.2024, 15:56

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I Am Waiting
BD / Regie: Koreyoshi Kurahara
(Japanuary 24-21) Das Nachkriegsjapan war ein Ort zum Träumen, vom besseren Leben, vom Glück. Der Film Noir «I Am Waiting» erzählt davon, wie schnell diese Hoffnungen an der harschen Realität zerplatzten.
Mit wenigen Schauplätzen und einem kleinen Cast liefert Koreyoshi Kurahara eine Geschichte voller Rätsel, Gangster und leichten Anflügen von Liebe. Das ist atmosphärisch überzeugend und gut gefilmt.
:liquid7:

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Tant qu’il pleut en Amérique
Stream, AppleTV / Regie: Fred Baillif
Was aus der Kindheit bleibt: Rassistische Witze und Vorurteile über Äthiopien. Die Dokumentation Tant qu’il pleut en Amérique» versuchte 2013 dagegenzuhalten und zeigt eine Art Reisebericht durch die verschiedenen Gebiete des Landes.
Regisseur Fred Baillif («La Mif», 2021) versucht weniger einen bestimmten Fokus zu setzen, sondern sammelt Stimmen, Stimmungen und enttarnt rassistische Stereotypen, welche im Westen vorherrschen. Besonders das Thema der Ernährung und Armut erhält viel Raum – allerdings bleibt es bei einem Überblick, der zu eigenen, weiterführenden Recherchen anreizt.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 22.01.2024, 14:46

Bevor es mit den Sichtungen der Solothurner Filmtage weitergeht, noch ein japanischer Film:

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The Girl Who Leapt Through Time
BD / Regie: Nobuhiko Obayashi
(Japanuary 24-22) Die Einsamkeit einer Zeitreisenden, aus dem Schulalltag gerissen und emotional verwirrt: «The Girl Who Leapt Through Time» überzeugt durch die feinfühlige, melancholische Inszenierung und bietet eine frisch wirkende Herangehensweise an das Thema.
Nobuhiko Obayashi nutzt ansprechende Elemente mit Film, Bild und Fotografie zur Darstellung der Reisen und Empfindungen, die Musik und die Farbgebung sorgen für eine sehr gelungene Atmosphäre.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 24.01.2024, 18:35

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Gamera vs. Jiger
BD / Regie: Noriaki Yuasa
(Japanuary 24-23) Sollte «Gamera vs. Jiger» etwa ein Werbevideo zur Weltausstellung von 1970 werden? Gamera und Jiger dürfen sich auf jeden Fall in der Nähe dieses Geländes kloppen und die Menschen hoffen, dass keine Pavillons zu Bruch gehen.
Der Film von Noriaki Yuasa ist ein spassiges Kaiju-Abenteuer mit reichlich Action, in dem nicht nur diverse Miniatursets verwendet wurden, sondern sogar zwei Kinder in einem U-Boot ins Innere von Gamera reisen. Warum auch nicht.
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The Vast Of Night
Stream, Amazon Prime / Regie: Andrew Patterson
Hatte ich zu Beginn kurz Mühe, mich mit dem Film anzufreunden, begeisterte mich «The Vast Of Night» am Schluss sehr. Obwohl Andrew Patterson seine Geschichte kleinhält, ist die Stimmung grossartig und das langsame Erzähltempo verbindet sich perfekt mit den langen Takes.
In ausführlichen Kamerafahrten gleitet man durch die Kleinstadt, Monologe werden ohne Schnitte gehalten und die Vorstellungskraft wie bei einem Hörspiel geweckt. Die Ausstattung und die genialen Einsätze der Musik vollenden diese Stunden der übernatürlichen Geschehnisse.
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Dead Or Alive
DVD / Regie: Takashi Miike
(Japanuary 24-24) Ok, Takashi Miike hatte mich bereits nach wenigen Minuten überzeugt. Die eröffnende Montage aus Gewalt, Drogen und Sex zeigt perfekt, was bei «Dead Or Alive» folgen wird. Ein exzessives Wühlen in Brutalität, ein hyperaktives Abbild des Kampfs zwischen Gangster und Polizei.
Schnelle Schnitte, treibende Musik und Show Aikawa und Riki Takeuchi als Erzfeinde machen den Film zu einem Fiebertraum. Ein Wahn, der sich am Ende ins Extrem steigert und interessante Rückschlüsse zulässt.
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Dead Or Alive 2: Birds
DVD / Regie: Takashi Miike
(Japanuary 24-25) Show Aikawa und Riki Takeuchi sind wieder da, dieses Mal als Auftragskiller, die eine gemeinsame Kindheit verbrachten. Grund genug für Takashi Miike, um die extremen Gewaltorgien in «Dead Or Alive 2: Birds» mit unschuldigen Szenen von Kindertheatern zu kombinieren.
Neben den Exzessen ist der zweite Teil dieser durchgeknallten Reihe erstaunlich introvertiert und bietet zwischen blutigen Schiessereien interessante Metaphern und Bilder. So wird die Freundschaft zwischen gewalttätigen Personen selten dargestellt.
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Dead Or Alive: Final
DVD / Regie: Takashi Miike
(Japanuary 24-26) Nein, der dritte Teil dieser Reihe kann nicht mehr so überzeugen, wie die beiden Vorgänger. Takashi Miike nimmt uns bei «Dead Or Alive: Final» in eine dystopische Zukunft mit und garniert das brachiale Gehabe mit schlimmen CGI-Effekten.
Die Geschichte ist lahm, die Erzählweise wirr und die Ereignisse eigentlich egal, geht es hier bloss noch einmal darum, Show Aikawa und Riki Takeuchi gegeneinander antreten zu lassen. Dass all dies mit einem Kampfroboter mit Peniskopf endet, habe ich allerdings nicht erwartet.
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Return of Daimajin
BD / Regie: Kenji Misumi
(Japanuary 24-27) Nach etwas weniger einer Stunde Laufzeit ertappte ich mich beim Gedanken, dass «Return of Daimajin» auch ohne Monster wunderbar unterhält. Die Geschichte um sich bekämpfende Dörfer in der Zeit der Samurai liefert Spannung und Action.
Wenn aber der grosse Gott aus Stein erscheint und als erste Amtshandlung das Meer teilt, ist das eine beeindruckende Rückkehr. Kenji Misumi liefert zwar inhaltlich den ersten Film der Trilogie erneut ab, dank der knackigen Laufzeit und dem furiosen Finale zwischen Miniatursets und Tricktechnik wird gleichwohl viel geboten.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 26.01.2024, 12:41

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Hiroshima
BD / Regie: Hideo Sekigawa
(Japanuary 24-28) «Hiroshima» ist ein erschütternder Film, der bloss acht Jahre nach dem Abwurf der Atombomben auf die japanischen Städte gedreht wurde. Mit der Mischung aus dokumentarischen Aufnahmen und beeindruckenden Spielfilmsequenzen formt Hideo Sekigawa eine Nacherzählung der Ereignisse fernab von Propaganda.
Tragische Schicksale werden aufgezeigt, die Nachwirkungen der Bombe und die darauffolgenden Versuche an den Menschen thematisiert. Ein wichtiger und ergreifender Film, dessen Bilder gewaltig sind und die Musik für Intensität sorgt.
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Wrath of Daimajin
BD / Regie: Kazuo Mori
(Japanuary 24-29) Zum Abschluss der «Daimajin»-Trilogie wird aus der Kaiju-Action eine Abenteuerreise für Kinder. Das funktioniert bei «Wrath of Daimajin» ganz gut und unterhält mit spannenden Momenten, schönen Bildern und dem frischen Setting auf dem Schneeberg.
Die Geschichte folgt zwar vielen ähnlichen Punkten wie die vorangegangenen Filme und der titelgebende Gott taucht erst ganz am Ende auf, sorgt dann aber für viel Zerstörung, begleitet von packender Musik.
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Yojimbo
DVD / Regie: Akira Kurosawa
(Japanuary 24-30) Akira Kurosawa lässt Toshirō Mifune als namenlosen Ronin ein Dorf voller Verbrecher und Spieler auseinandernehmen. Obwohl «Yojimbo» als actionreiche Samurai-Variante von Western-Filmen funktioniert, ist es zugleich eine Satire auf das Genre der schwertschwingenden Helden.
Witz, übertriebene Momente und extreme Gewaltausbrüche werden von grossartigen Kamerapositionen und einer schauspielerisch überzeugenden Leistung begleitet. Eine Produktion mit mehreren Ebenen und viel Wirkungskraft.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 28.01.2024, 18:11

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The Iron Claw
Kino / Regie: Sean Durkin
So mitreissend und gut gemacht die Montage zum Song «Tom Sawyer» von Rush war, so wenig berührte mich der Rest von «The Iron Claw». Sean Durkin macht mit seiner Erzählung über die Wrestling-Familie aus den USA zwar vieles richtig (Bilder, Cast, Ausstattung), allerdings wollte wenig davon in mein Herz gelangen.
Gerne hätte ich mehr von den Frauenfiguren gesehen, viele Szenen wirkten für mich zu biografisch aneinandergereiht. Und die sehr präsenten, nordamerikanischen Werte (Familie!) sind durch die Vorlage logischerweise gegeben, mundeten mir aber wenig.
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Monster
Kino / Regie: Hirokazu Kore-eda
(Japanuary 24-31) Die Schmerzen des Heranwachsens: Hirokazu Kore-eda erzählt mit «Monster» eine berührende, traurige Geschichte über zwei Jungs aus drei unterschiedlichen Perspektiven. Das wirkt wie ein Sturm der Emotionen, der immer intensiver wird und am Ende erschüttert zurücklässt.
Eine zärtliche, reale und wunderschön gefilmte Erzählung, mit wundervoller Musik, grosser Schauspielleistungen und besonders in der ersten Hälfte sehr dichtem Drehbuch.
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Brain Damage
Kino / Regie: Frank Henenlotter
Cruising trifft auf «this is your brain on drugs»: «Brain Damage» ist ein schlecht geschnittener Horrorfilm aus den Achtzigerjahren, der vielleicht mit Metaphern für Drogenkonsum und Sexualität arbeitet, vor allem aber dank der «Aylmer»-Puppe in Erinnerung bleibt.
Frank Henenlotter verzettelt sich in der (nicht vorhandenen) Geschichte, Szenen sind repetitiv und Langweile kommt auf. Da wünschte ich mir mehr blauen Saft im Gehirn.
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Night Of The Creeps
Kino / Regie: Fred Dekker
(Kinofassung) Gewisse Dialogzeilen sind ja echt witzig und die versuchte Hommage an B-Movies der Fünfzigerjahre auch ganz nett, «Night Of The Creeps» geht dann trotzdem in einem Strudel aus halbgaren Ideen und mittelmässiger Umsetzung unter.
Diese Art von Horrorfilmen aus den Achtzigerjahren packt mich selten, so auch nicht das Werk von Fred Dekker. Für Jill Whitlow hätte ich aber ebenfalls eine Leiche geklaut, oder zumindest ein Glacé aus dem Supermarkt.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 31.01.2024, 11:46

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0s & 1s
Stream, Mubi / Regie: Eugene Kotlyarenko
Millennials und ihre sozialen Störungen: «0s & 1s» erzählt von einer Generation, die ihr Leben mit digitalen Mitteln erweitert und Interaktionen neu mit Chats, Websites und Playlists ergänzt. Das kenne ich sehr gut und Eugene Kotlyarenko löste mit seinem Film viele nostalgische Gefühle und Erinnerungen aus.
Die Produktion funktioniert dank der genialen Implementierung von Desktop-Elementen, 8-Bit-Games, grausig aussehenden Web-Blogs und Textnachrichten im Bild perfekt. Ein optisch überfrachteter Spass, der die etwas lahme Geschichte mehr als wettmacht und meine Jugendjahre perfekt trifft.
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Journey To The Shore
BD / Regie: Kiyoshi Kurosawa
(Japanuary 24-32) Der Tod ist nicht das Ende, der Abschied bietet vor allem Zeit für Eventualitäten und existenzielle Fragen. Davon erzählt der berührende und ruhige Film «Journey To The Shore», mit dem Kiyoshi Kurosawa seine Horror-Vergangenheit geschickt mit Drama und Liebesgeschichte kombiniert.
Sonnendurchflutete Bilder, ein emotionaler Score und die aufgezeigten Möglichkeiten eines andersartig gelebten Lebens: Das geht tief und weiss zu überraschen.
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Tokyo Story
BD / Regie: Yasujirō Ozu
(Japanuary 24-33) Ein Manifest der Menschlichkeit: Yasujirō Ozu hat mit «Tokyo Story» einen ergreifenden Film geschaffen, der sich feinfühlig mit Familie, Liebe und zwischenmenschlichen Momenten auseinandersetzt.
Die grossartige Kameraarbeit, die starke Leistung der Schauspieler:innen und die unaufgeregte Weise, wie grosse Fragen und Themen angegangen werden, ist meisterhaft. Am Ende sitzt man mit Tränen in den Augen vor dem TV und möchte noch viele Stunden mit Noriko und den andern verbringen.
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Gamera vs. Zigra
BD / Regie: Noriaki Yuasa
(Japanuary 24-34) Die neuste Attraktion im Seaworld Tokio: Gamera. Oder auch nicht, denn «Gamera vs. Zigra» ist eine Schlaftablette von Film, eine uninspirierte Fortsetzung der Kaiju-Reihe und optisch billig. Die Kämpfe sind schlecht umgesetzt, die Miniaturmodelle wirken unsauber.
Dass die Geschichte versucht, Umweltverschmutzung anzuprangern, erneut nervende Kinder in die Hauptrollen steckt und die interne Logik zu keiner Sekunde beachtet, macht die Produktion von Noriaki Yuasa noch mühsamer. Kein Wunder, war danach erst Mal Ruhe im Karton.
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Die Nachbarn von Oben
DVD / Regie: Sabine Boss
Mit ihrem Remake von «Sentimental» (Cesc Gay, 2020) schafft es Sabine Boss nicht, neue Akzente zu setzen – was bereits am kopierten Filmposter ersichtlich ist. Das Kammerspiel um vier Personen, die sich nach einer erotischen Einladung tiefgründigen Auseinandersetzungen hingeben, holpert.
Weder kauft man den Figuren die Aussagen ab, noch spitzt sich die Lage jemals wirklich zu. «Die Nachbarn von Oben» bleibt Schweizerisch zurückhaltend, wirkt unnatürlich und verliert bereits nach einer Viertelstunde allen Schwung und Energie. Immerhin macht der Film optisch einen guten Eindruck.
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Wobble Palace
Stream, Mubi / Regie: Eugene Kotlyarenko
Heutzutage erwachsen zu werden und sich mit Mitte 20 in der Welt zurechtzufinden, ist nicht einfach. Hipster, Influencer und Idioten tummeln sich in der digitalen und analogen Welt. Eugene Kotlyarenko veranschaulicht dies bei «Wobble Palace» an einem Paar in einer offenen Beziehung.
Einblendungen von Apps und Textnachrichten, Dates und emotionale Verkrüppelung prallen mit satirischem Unterton aufeinander – und das Geschehen und besonders die Charaktere nerven meist. Dasha Nekrasova spielt mit, allerdings empfehle ich lieber deren Regiearbeit «The Scary of Sixty-First» von 2021.
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Mishima: A Life in Four Chapters
Stream, Filmingo / Regie: Paul Schrader
(Japanuary 24-35) Das Leben als Schriftsteller, voller Qualen und depressiven Gedanken –daraus hat Paul Schrader einen vielschichtigen, berührenden und schönen Film geschaffen. «Mishima: A Life in Four Chapters» verbindet drei Werke des japanischen Autors Yukio Mishima mit seinem Leben und findet viel Zauber im Dasein.
Die harsche Realität prallt auf die gefühlvolle und bunte Vision des Daseins, der fantastische Score von Philip Glass lässt jede Einstellung erhaben wirken. Ein Film, der zum Nachdenken anregt und begeistert zurücklässt.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 02.02.2024, 15:08

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I, the Executioner
BD / Regie: Tai Katō
(Japanuary 24-36) Ein japanischer Film Noir in kontrastreichen Aufnahmen, ein Thriller aus der Perspektive des Killers: «I, the Executioner» ist eine fesselnde Erfahrung, die brutale Momente und die Suche nach der Liebe vereint.
Von Tai Katō inszeniert, kann sich der Film nicht komplett von der Misogynie lösen und schockt in gewissen Momenten, ist aber eine künstlerisch dichte Reise.
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Und damit endet der Japanuary 2024.

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L'orribile segreto del Dr. Hichcock
BD / Regie: Riccardo Freda
Was passiert genau, und was passiert wirklich? Der italienische Horrorfilm «L'orribile segreto del Dr. Hichcock» startet mit nekrophilen Handlungen, bietet eine rauschende Ausstattung und verliert im letzten Drittel jegliche Haftung zur Realität.
Die Augen von Barbara Steel bergen Abgründe, der Film von Riccardo Freda ist ein wirrer und eigenständiger Trip. So erlebt man Gothic Horror selten und schaut direkt in die Fratze des Teufels.
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Mein Persienflug
Stream, Filmo / Regie: Walter Mittelholzer
Begleitet von vielen erklärenden Texttafeln, die mit kolonialistisch stereotypischen Bemerkungen gespickt sind, können vergangene Länder und Orte in der Dokumentation «Mein Persienflug» von 1924 besucht werden. Das Leben in den Städten erhält gleichermassen Raum, wie Luftaufnahmen und Naturimpressionen. Aleppo wird gezeigt, Teheran beeindruckt von oben; Enzeli, Isfahan und das Damawend-Gebirge finden im Film Platz.
Persien, das seit 1935 Iran heisst, kann dank Walter Mittelholzer auf ungeahnte Weise erlebt werden. Was früher ein Fenster zu einer anderen Welt war, hat sich zum Fenster in die Vergangenheit transformiert.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 03.02.2024, 13:41

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A Moment Of Romance
BD / Regie: Benny Chan
Eine gesunde Darstellung von Liebe und Beziehung ist «A Moment Of Romance» keinesfalls und stellt besonders die weiblichen Figuren negativ dar – aber wow, der Hongkong-Actioner von Benny Chan hat Energie.
Andy Lau und Wu Chien-Lien überzeugen in ihren Rollen, die Kämpfe und Strassenszenen sind voller Adrenalin, Fahrzeuge explodieren in Slow-Motion und die Szenerien sind in neonfarbenes Licht getaucht. Das hat Stil, das unterhält und sieht richtig gut aus.
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La notte dei diavoli
BD / Regie: Giorgio Ferroni
Folk-Horror trifft auf Gothic-Flair, Giorgio Ferroni adaptierte mit seinem Film «La notte dei diavoli» die Kurzgeschichte «Die Familie des Wurdalak» von Alexei Tolstoi. Wichtig sind nicht nur die Monster der Nacht, sondern die Spannungen zwischen der modernen Zivilisation und altem Aberglauben.
Dank der ruhigen Erzählweise, dem gelungenen Spannungsbogen und den guten Aufnahmen ist der Film packend – auch wenn der grösste Schock in der schnellen Bildmontage des Anfangs erfolgt und die nachfolgenden, blutigen Effekte nicht immer überzeugend aussehen.
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Milano Rovente
BD / Regie: Umberto Lenzi
Die Polizei kannst du vergessen, in «Milano Rovente» tragen die verfeindeten Gangsterbanden ihre Konflikte unter sich aus. Das bedeutet im ersten Eurocrime-Film von Umberto Lenzi eine Gewaltspirale, die sich immer weiter in die Höhe schraubt und Mailand als Stadt der Prostitution, Drogen und Kämpfe darstellt.
So dreckig wie die Strassen aussehen, werden die Frauen behandelt; die Männer streiten sich um Geld und Stoff. Diverse Wendungen in der Geschichte machen den Film sehr unterhaltsam, auf übertriebene Gewaltexzesse und Verfolgungsjagden wird meist verzichtet.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von Fist_of_Retro » 03.02.2024, 14:53

Milano Rovente
Da gab ich einen Punkt noch mehr. Ein super Lenzi :D und das Ende ist auch wieder nicht so wie man dachte.

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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 04.02.2024, 11:08

Das Ende fand ich wirklich auch überraschend. Solche Wendungen haben ich bei Poliziotteschi noch zu selten erlebt.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 04.02.2024, 20:18

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Pusher 3
DVD / Regie: Nicolas Winding Refn
Eigentlich beginnt alles ziemlich ruhig und Milo, wunderbar gespielt von Zlatko Burić, versucht sich normal zu verhalten – wären nicht die Drogengeschäfte. Logisch aber, lässt Nicolas Winding Refn das Leben seiner Figuren in «Pusher 3» erneut zum Chaos verkommen.
Das ist direkt, schmutzig und wieder realistisch gefilmt, aber weniger packend als bei den vorherigen Teilen. Dafür wird an Schockmomenten im letzten Drittel des Filmes nicht gespart und der rote Saft fliesst.
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Le Combat dans l’île
BD / Regie: Alain Cavalier
Der Kontext der Zeit ist wichtig, der Subtext der Geschichte muss beachtet werden – was nicht immer einfach ist, deutete Alain Cavalier in «Le Combat dans l’île» viele politischen Verbindungen zum damaligen Weltgeschehen nur an.
Losgelöst davon funktioniert die Mischung aus Nouvelle Vague, Krimi und Liebesdrama weiterhin, dank den kontrastreichen Aufnahmen, dem guten Spiel und den Spannungen, die sich immer weiter intensivieren.
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F. est un salaud
DVD / Regie: Marcel Gisler
Fast 20 Jahre nachdem Martin Frank die Schweiz mit seinem Roman «ter fögi ische souhung» durchrüttelte, wurde die Geschichte um toxische Liebe zweier Männer, Drogenkonsum und Prostitution von Marcel Gisler verfilmt.
«F. est un salaud» ist eine gelungene Transformation ins Medium Film, wenn auch weniger eindringlich und wuchtig als das Buch. Dafür gibt es Martin Schenkel und Gilles Tschudi in Nebenrollen, bekannte Rock-Hits und Traurigkeit.
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