Ich , Tom Horn

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gelini71
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Ich , Tom Horn

Beitrag von gelini71 » 16.01.2010, 21:37

Originaltitel: Tom Horn
USA 1980
Regie: William Wiard
Drehbuch: Thomas McGuane & Bud Shrake
Darsteller: Steve McQueen („Tom Horn“) , Linda Evans („Glendolene Kimmel“) u.v.a.m.
Laufzeit: circa 94 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

Bild

Handlung
1903 - Der in die Jahre gekommene Westernheld Tom Horn taucht in einem kleinem Dorf in Wyoming auf & bekommt einen Job als Bewacher für die Viehherden der Farmer , deren Bestand durch Viehdiebe bedroht ist. Doch die Zeiten haben sich geändert , brutale Einzelkämpfer die erst schießen & dann fragen wie Tom Horn entsprechen nicht mehr dem Zeitgeist. Um Tom Horn loszuwerden schiebt man ihm den Mord an einem Jungen in die Schuhe...

Kritik
Nach „Flammendes Inferno“ 1974 machte Steve McQueen Pause – lange Pause. Er hatte keine Lust mehr auf Filme & wollte das Leben mit seiner neuen Frau Ali MacGraw genießen. Drehbücher laß er angeblich nur gegen Geld & er lehnte trotzdem alles ab. 1977 spielte er aus Vertragsverpflichtung heraus das Drama „Ein Feind des Volkes“ & wurde von der Kritik als grandiose Fehlbesetzung „gefeiert“. Dann 1979 , die Ehe mit MacGraw war gescheitert , verspürt McQueen noch mal Lust etwas zu machen & sagte für zwei kleine Projekte zu: Dem Actionkrimi „the Hunter“ sowie den Westerndrama „Ich Tom Horn“ , beide Filme basierten auf realen Personen & Ereignissen.

Doch die Zeiten hatten sich geändert – die Zeiten des coolen Einzelgänger wie es McQueen war waren vorbei , das US Kino befand sich in einem Umbruch. Große Blockbuster & Eventfilme wie „Star Wars“ standen beim Publikum hoch im Kurs , Kino wurde zum Event. Ein kleiner ruhiger Film wie „Ich , Tom Horn“ hatte somit an der Kinokasse wenig Chance , das Westerngenre war schon zum Produktionszeitpunkt komplett am Boden. Zudem war dieser Film kein schöner Glanzvoller Western sondern ein Melancholischer Film , der nicht gerade Würdevoll mit der Amerikanischen Vergangenheit umging. Erst viele Jahre später war Amerika bereit für eine korrekte Geschichtsdarstellung – ein Umstand den auch der Megaflop „Heavens Gate“ erfahren mußte.

Auch die Figur des Tom Horn ist eine Person die nicht mehr in die Zeit passt. Er ist ein Außenseiter , einer der mit den Indianer gut Freund & dessen bester Freund sein Namenloses Pferd ist , der brutal zuschlägt oder einfach schießt wenn ihm jemand in die Quere kommt. Ein Relikt aus der Westernvergangenheit , das mit den neuen Zeiten nicht klar kommt , wo Sekt statt Whisky getrunken wird , es Hummer statt Steak zu essen gibt , wo die Männer feine Anzüge tragen & lieber Profiboxern zuschauen als selber eine Schlägerei zu veranstalten.

Dabei war dieser Tom Horn ein Volksheld , der einen großen & guten Ruf hat , der aber vergessen hat sich rechtzeitig zur Ruhe zu setzen. Das McQueen diese Rolle gefallen hat ist verständlich – inwieweit er sich selber in Tom Horn gesehen hat kann aber nur spekuliert werden.

Als dieser Film produziert wurde war McQueen bereits 50 Jahre alt & war schwer an Krebs erkrankt – hielt aber diese Diagnose bis kurz vor seinem Tod geheim. Einen großen Actionkracher wie in der Vergangenheit sollte man nun nicht erwarten , einige gute Schusswechsel & Pferdestunts bekommt man aber dennoch zu sehen. McQueen spielt seinen Tom Horn recht zurückhaltend aber mit der ihm typischen Note. Alt sieht er hier aus , von der Krankheit gezeichnet aber mit der ihm bekannten coolen Präsenz , manchmal kommt auch sein trockener Humor wieder durch. Hier kann man noch einmal den alten Steve McQueen sehen , erst beim nächsten Projekt „the Hunter“ wird er deutlich sichtbar abbauen.

Der Film ist ordentlich in Szene gesetzt worden , die Co-Schauspieler machen allesamt einen guten Job auch wenn sie hinter McQueen logischerweise in die zweite Reihe müssen. Einige Actionszenen sind ganz Peckinpah mäßig in Slow-Motion gefilmt , kommen aber bei weiten nicht so cool rüber wie beim Altmeister. Die Bilder / Kamera verlässt sich sehr oft auf die weite der Landschaft & unterstreicht damit die Sehnsucht nach Freiheit in den Bergen , die Tom Horn so liebt – wenn Tom Horn Gedankenverloren vom Gefängnisfenster die Berge betrachtet geht das durchaus zu Herzen. Lediglich beim Schnitt wurde etwas geschlampt , viele Szenen wirken künstlich abgebrochen so als ob man den Film Krampfhaft auf ungefähr 90 Minuten haben wollte. Viele Szene wirken dadurch etwas zerhackt , so z.B. die Schlägerei zu Beginn des Filmes die dadurch fast schon wie ein Zensurcut wirkt.

Das Ende des Films ist Symbolhaft – Tom Horn stirbt & mit ihm das Genre Westernfilm , welches bis zu Kevin Costners „Der mit dem Wolf tanzt“ nicht mehr auf die Beine kommen wird. Leider wurde dieser Film vergessen , was wohl auch am gesunkenen Stern des einstigen Superstars Steve McQueen lag. Er war alt & aus der Mode gekommen , was auch an seiner langen Pause lag. Wie auch Tom Horn war auch Steve McQueen ein Relikt einer alten Zeit geworden , die nicht mehr so ganz in die damalige Gegenwart passte.

Fazit
Melancholischer Spätwestern mit etwas Action der zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist. Wer die Spätwerke von Clint Eastwood oder die Neuwestern eines Kevin Costners mag der sollte auf jeden Fall mal einen Blick auf „Ich , Tom Horn“ werfen. Sicherlich nicht die beste Arbeit von McQueen , aber wesentlich besser als sein Abschiedsfilm „the Hunter“. Kein Gute Laune Programm aber ein guter Film der auch für Nicht Western Fans sehenswert ist.
:liquid8:

Die DVD – die technischen Details
Menü , Bild und Ton
Menü nur Standbild mit Musik , das Bild war mir persönlich etwas zu dunkel (ob das jetzt so gewollt ist kann ich allerdings nicht sagen) & hat etwas Grieseln , Ton nur Mono wie damals üblich.

Extras
Außer dem Trailer nix zu finden

Der Trailer bei YouTube
ofdb Eintrag
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note

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