Rendezvous mit dem Tod
Originaltitel: Golden Rendezvous
Herstellungsland: USA/Südafrika
Erscheinungsjahr: 1977
Regie: Ashley Lazarus
Darsteller: Richard Harris, Ann Turkel, Gordon Jackson, John Vernon, David Janssen, Burgess Meredith, Leigh Lawson, Robert Flemyng, Keith Baxter, Robert Beatty, Dorothy Malone, John Carradine u.a.
Bereits 10 Jahre vor „Stirb langsam“ drehte man nach Vorlage Alistair MacLeans den durchaus artverwandten „Rendezvous mit dem Tod“, wenngleich man noch nicht die Meisterschaft des McTiernan-Klassikers erreichte.
Es geht mal wieder um skrupellose Terroristen, die Böses im Sinn haben und direkt zu Beginn einen Wissenschaftler entführen – natürlich nicht ohne unter seinen Bewachern ein Massaker anzurichten, wie es sich für ordentliche Schurken so gehört. Wieso und warum, das deutet allenfalls der Originaltitel an und selbst diese Andeutung versteht man erst nach Sichtung des Films so richtig. Also weiß man auch hier nicht von Anfang an, worum es den Übelwichten wohl geht, wobei „Stirb langsam“ seinen Twist da besser zu verpacken wusste.
Zuerst begibt sich das Geschehen nach der Einleitung allerdings an Bord des Kreuzers Carribean Star, wo der Erste Offizier John Carter (Richard Harris) schon als potentieller Held eingeführt wird, während der Zuschauer mit einer gewissen MacLean-Erfahrung bereits das Nebenfigurenensemble nach potentiellen Verrätern durchscannt, sowohl Mannschaft als auch Gäste, die sich vor allem zum Glücksspiel an Bord des Luxusliners versammeln. Bis hierhin ist „Rendezvous mit dem Tod“ ziemlich klassischer MacLean-Stoff mit reduziertem Handlungsspielraum, Spionagethematik und großem Figurensemble, aus dem ein potentieller Held herausragt.
Doch dann kommt es zur Geiselnahme, bei der nicht nur Bewaffnete das Schiff stürmen, sondern sich auch die Fieslinge unter den Gästen zu erkennen geben. Carter gibt sich nach der Attacke als verletzt aus und startet vom Lazarett aus einen Ein-Mann-Krieg gegen die Kidnapper…
Richard Harris ist nicht Bruce Willis und auch wenn dies nicht der einzige Grund ist, warum „Rendezvous mit dem Tod“ nicht den Status eines „Stirb langsam“ erhielt, so ist es doch einer davon. Für einen Helden fehlt es Harris teilweise einfach zu sehr an Toughness, wenngleich seine Performance nicht schlecht ist. Doch einem Clint Eastwood oder Charles Bronson hätte man den Part anno 1977 eher abgekauft. Hinzu kommt ein brauchbarer Supportcast, unter anderem Richard Harris’ Ehefrau Ann Turkel als Love Interest (was sonst?), Burgess Meredith, John Vernon und David Janssen in tragenden Rollen.
Über weite Strecken ist „Rendezvous mit dem Tod“ durchaus spannend, gerade die Einleitung rät zum Mitraten an, wirft Fragen auf, auch nach dem Motiv der Kidnapper, ehe sich dann zur Filmmitte hin ein klares Bild ergibt, wer die Leute sind, was sie genau wollen und was es mit dem geheimnisvollen Patienten auf sich hat, der von der Öffentlichkeit abgeschirmt wird. Sogar den Stilbruch vom eher klassischen Ermittlerkrimi zum actionreicheren Geiselthriller kann man verschmerzen, auch wenn diese Teilung den Films etwas uneins erscheinen lässt.
Leider wird „Rendezvous mit dem Tod“ in der zweiten Hälfte etwas wirr, erklärt so manches nicht oder zumindest nicht gut genug (*SPOILER* Die Enttarnung des letzten Hintermannes z.B., die zwar überraschend kommt, aber dessen Verhalten insgesamt dann wenig Sinn macht *SPOILER ENDE*). Zudem legt der Film seine Karten etwas zu früh auf den Tisch, mit Ausnahmen von ein paar minder wichtigen Enthüllungen auf der Zielgeraden, was der Spannungskurve nur bedingt gut tut – gerade die frühe Enttarnung der Verräter bei der Geiselnahme fährt der aufgebauten Spannung ein wenig in die Parade.
Trotz allem bietet „Rendezvous mit dem Tod“ in der zweiten Hälfte eine solide Portion von dem, was später „Stirb langsam“ ausmachte: Schleicheinlagen, gelegentliche Gefechte zwischen Held und Terroristen, wobei diese aufgrund der Physis der Hauptfigur nicht ganz so spektakulär wie in dem Klassiker ausfallen. Kleine Logiklücken muss verschmerzen, z.B. warum der Offizier innerhalb kurzer Zeit so treffenden Killerinstinkt entwickelt oder warum das Love Interest ihm so mir nichts dir nichts verfällt, aber das kann man verschmerzen. Die Action ist zudem ordentlich in Szene gesetzt, nichts was seiner Zeit voraus wäre, aber doch nett anzusehen und es bringt den Film vor allem dann gut über die Runden, wenn die Plotholes zu offensichtlich werden.
Insofern mag „Rendezvous mit dem Tod“ sein Potential bei weitem nicht voll ausnutzen, denn es fehlt dem Schlussdrittel etwas an Dynamik, die Hauptrolle könnte besser besetzt sein und die Spannungskurve schlingert ein wenig, doch ein flott erzählter Terrorismusthriller mit damals noch frischer Prämisse und einigen Schauwerten ist insgesamt schon dabei herumgekommen.
,5
Der Film lief bei uns bisher nur im Fernsehen, weshalb ich ihn nur als TV-Aufnahme kenne. Inzwischen ist er wohl in Australien auf DVD erschienen.
Rendezvous mit dem Tod
Rendezvous mit dem Tod
Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
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